8 Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnemeutspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Eiger, Iluesheimer Hnzeiger, Neckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Hmtsblaff der Bürgermeisterämter Seckenheim, Noesheim, Hecharhansen und Edingen. Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. .—— 2 8——— eee e ä Nr. 10 Dienstag, den 21. September 1909 9. Jahrgang ele. Die Kaiſermanöver. e Ie Der letzte Tag. e Nach viertägigen, ununterbrochenen Anſtrengungen, bei denen faſt jede Nachtruhe fehlte, ſtanden ſich am Freitag alle Streitkräfte der beiden Parteien einander gegenüber. Die Armee des blauen Reiches ſtand auf dem rechten Tauberufer mit der Front gegen Weſten und hatte ihre Vorpoſten auf das linke Ufer vorgeſchoben. Das bayeriſche 1. Korps(die erſte und zweite Diviſion) als rechter(nördlicher) Flügel, hatte bei Tauberbiſchofs⸗ heim Stellung genommen, und anſchließend daran, das 13. Korps(26. und 27. Diviſion). Auf dem anderen Ufer ſtand das Kavalleriekorps zwiſchen Mergentheim und Boxberg. Die roten Streitkräfte ſtanden geſchloſ⸗ ſen mit der Front gegen Oſten dem Feinde gegenüber. Auf dem nördlichen linken Flügel bei Külsheim hatte das 3. Korps(5. und 6. Diviſion), im Zentrum das 20. Korps(4. und 39. Diviſion), auf dem rechten Flügel das 14. Korps(29. und 28. Diviſion), ſowie die Kavallerie⸗ Diviſion A.: bis gegen Boxberg Stellung genommen. Die blaue Armee erwartete öſtlich der Tauber das Ein⸗ treffen ihrer angenommenen Verſtärkungen. Die rote Armee griff mit Tagesanbruch den Gegner in der Front und auf der linken Flanke an. Dichter Nebel zog ſich bis in die Täler hinein. Der rechte Flügel von Rot ging über die Tauber und verfuchte den linken Flügel von Blau aufzurollen. Die 27. Diviſion der blauen Par⸗ tei machte einen Gegenvorſtoß, wobei ſich ein ſehr hef⸗ tiges Gefecht entſpann. Auf roter Seite wurden bedeutende Truppenmengen außer Gefecht geſetzt. „Der Kaiſer ſtieg morgens bei Kützbrunn zu Pferde und ritt zum Standort der Manöverleitung auf dem rech⸗ ten Taub auf einer Höhe öſtlich von Lauda, von wo er den in dichtem Nebel erfolgenden Angriff der Truppen der roten Armee, insbeſondere die Erſtürmung der Höhen füdlich von Gerlachsheim durch die Brigade des Gene⸗ ra dajors Deimling beobachtete. Dann ritt der Kaiſer in das Gelände zwiſchen Hofſtetten und Meſſelhauſen und begleitete hier den Angriff des 14.(badiſchen) Armee⸗ korßes gegen die Württemberger. Nachdem das 14. Korps die bewaldeten Höhen nördlich von Kützbrunn im Sturm genommen hatte, ließ der Kaiſer„das Ganze halt!“ blaſen und ritt zu der von ihm zuerſt als Beobachtungspunkt gewählten Höhe öſtlich von Lauda zurück, wo er ſich von den fremdherrlichen Offizieren verabſchiedete und die N chung über das geſamte Kaiſermanöver abhielt. rinz Ludwig von Bayern verlas hier eine Ordre des Prinzregenten, wonach die Büſte des Generalfeldmar⸗ — 55 Grafen Moltke in der Walhalla aufgeſtellt werden a 5 1 ö ö„„Der Kaiſer kehrte um 2 Uhr 45 Min. nachmittags nach Mergentheim zurück. Die Luftſchiffe Groß 2 und 3. 3, welch letzterer erſt nach Beendigung der Manöver im Gelände eingetroffen war, begleiteten den Kaiſer bei ſeiner Heimfahrt. Der Erzherzog⸗Thronfolger Franz Fer⸗ dinand reiſte um 4 Uhr 45 Min. vom Bahnhof Karlsbad in Mergentheim ab. Der Kaiſer, Prinz Oskar und das geſamte militäriſche Gefolge gaben ihm das Geleit zum Bahnſteig. Um 9 Uhr 45 Min. abends reiſte der Kaiſer nach München ab. Die Truppen haben im Manöver durchſchnittlich 50 Kilometer täglich zurückgelegt, einzelne Truppenteile ſogar über 60 Kilometer. Viele hatten 50 Prozent Reſerviſten. Das freiwillige Automobilkorps beteiligte ſich an den Manövern mit ca. 400 Wagen. 150 fahrbare Feldküchen waren im Betrieb. Der Plan für den Abtransport der Truppen mit der Eiſenbahn, der genau ausgearbeitet war, wurde, um die Führer in ihren Entſchlüſſen nicht zu beeinfluſſen, unßgeſtoßen. Samstag und am Montag werden in 165 Zügen 107 000 Mann, 7800 Pferde, 1300 Fahrzeuge und 632 000 Kilogramm Gepäck abtranspor⸗ tiert. Am Dienstag und Mittwoch folgen weitere Trup⸗ pen. Die Funkentelegraphie an Bord des Groß 2 hat aut funktioniert. f 3 N 5 Die Entſcheidungsſchlacht. Um den Manöverſchlußtag zu verſtehen, muß zu⸗ f nächſt ein kleiner Ausflug auf das Gebiet der hohen Politik unternommen ſein. Nach den ſchweren Schlägen, die Blau am Donnerstag auf ſeinem linken Flügel er⸗ litten hatte, wäre der Rückzug der Bock'ſchen Armee folge⸗ richtig nach Mergentheim und Süden gegangen und hätte, anſtatt der Feldſchlacht, zu einer weiteren rührigen Renne⸗ rei geführt. Der Kaiſer und ſeine hohen Gäſte wollte aber alle Truppen nun auch endlich einmal in der Schützen⸗ linie, anſtatt teilweiſe nur auf der Straße ſehen, und ſomit blieb allein ein Eingriff der Manöveroberleitung offen. Nach Bayern hin zu lag der neutrale Oſtſtaat. Durch den kleinen Sieg von Tauberbiſchofsheim vom 15. September und den Teilerfolg des Donnerstag Mor⸗ gen hat ſich nun— ſo beſagte die Freitags ausgegebene „Lage“— die Oſtregierung entſchloſſen, ſeine an der Weſtgrenze ſtehenden beiden Armeekorps zur Verfügung des blauen Oberkommandos zu ſtellen. Generaloberſt v. Bock faßte deshalb den Entſchluß, rechts von der Tauber ſeinen roten Gegner zu erwarten, und zwar in einer mit allen Mitteln moderner Feldbefeſtigung verſtärkten Stellung. Bis halb 10 Uhr ſchien es klar zu ſein, daß Generalfeldmarſchall Prinz Leopold den blauen linken „Flügel umfaſſen wollte und dazu nach Mergentheim zu ausholte. Während hinter den weſtlichen Tauberbergen marſchiert und wiederum marſchiert wurde, donnerten über das im faſt undurchdringlichen Nebel liegende Flußtal hin die Geſchütze der bereits entwickelten Spitzen des roten Angreifers und die eingegrabenen Batterien des blauen Verteidigers. In dem Bericht über den Freitag ſind zwei Kampffelder zu unterſcheiden, ein nördliches, bei Tauberbiſchofsheim, wo das 3. bayriſche Korps mit der halben 39. Diviſion, gegen den Prinzen Rupprecht von Bayern und ſein 1. Korps focht, und ein ſüdliches, bei Königshofen⸗Meſſelhauſen, der eigentlichen Wahlſtatt und dem Orte der Entſcheidung. Dort kämpften die bei⸗ den württ. Diviſionen gegen 2½ bad. Diviſionen, hinter denen die 4. bayeriſche zur Unterſtützung herankam. Auf dieſer nach Süden umgebogenen blauen Flanke ſpielten ſich auch die intereſſanteſten Kämpfe ab und wurden vom Kaiſer perſönlich verfolgt. Der Fortſchritt von Rot iſt bei Lauda und Diſtelhauſen, alſo im Zentrum, nicht ge⸗ rade ſehr flott von ſtatten gegangen, denn die Höhen find dort oft gar zu ſteil. Beſſer ging es dafür mit der Umgehungsbewegung des 14. Korps, dem ſogar ein partieller Erfolg zugeſprochen worden. Gerade aber, als gegen halb 12 Uhr dieſer Erfolg weiter ausgenützt und vom General v. Huene am Kaiſer vorbei über Meſſelhauſen und Kützbrunn vorgeſtoßen werden ſollte, erklang das Signal des kaiſerlichen Fanfarenbläſers. N Ein Epilog. Die diesjährigen Manöver zeichneten ſich in erſter zie durch die Größe der dabei verwendeten Truppen 8. Dieſe überſtiegen die Stärken der früheren Jahre um ein bedeutendes. Ueber fünf Armeekorps, alſo an⸗ nähernd ein Viertel unſeres geſamten Friedensheeres, waren zu dieſen kriegeriſchen Uebungen zuſammengezogen. Daneben waren drei Kavallerie⸗Diviſſonen aufgeſtellt, vyn denen zwei zu einem Kavalleriekorps vereinigt waren. Infolge dieſes ſtarken Aufgebots an Truppen war es möglich, zwei Armeen je unter einem Armee⸗Oberkom⸗ mando zu bilden. Dies iſt ſehr wichtig, weil ſich nun die ganze Befehlsgebung ſo abſpielen konnte, wie ſie auch in Wirklichkeit ſtattfindet. Die Kriegslage, welche den Uebungen zugrunde lag, bot ebenfalls etwas ganz Neues. Die beiden Armeen waren nicht im Anſchluß an andere Truppenkörper ge⸗ dacht, ſondern kämpften für ſich allein. Dadurch waren ihre Führer ganz frei in ihren Entſchlüſſen und brauch⸗ ten ſich nicht wie früher nach den Bewegungen und dem Verhalten der anderen, angenommenen Truppen zu richten. Zum erſtenmal begann, den Verhältniſſen der Wirklichkeit entſprechend, die kriegeriſche Handlung mit der Aufſtellung und Handhabung des Grenzſchutzes an der angenommenen Grenze zwiſchen dem roten und dem blauen Staat. Dadurch war es einerſeits möglich, dieſen ſchwierigen Dienſt zu üben und zur Darſtellung zu bringen, andrerſeits war es von dem größeren oder geringeren Geſchick der Führer und ihrer Organe abhängig, ob die eigenen Bewegungen richtig verſchleiert, die feindlichen rechtzeitig erkannt wurden. Wie in allem anderen, waren die Führer auch in Anter dem Geſetze. Roman von H. v. Schreibers hofeck. 4 26)(Fortſetzung.) Nachdruck verboten.) Bitte, Großvater, bitte, bitte! Du ſelbſt ſagteſt ja, es ſoll wohl ſo ſein,“ bat Ehrhardt und faßte ſeine Hand. Sein Geſicht glühte, in ſeinen Augen lag ein heißes Flehen 95 Der alte Herr zog ihn etwas beiſeite.„Du machſt es dir nur immer wieder ſchwerer. Du kennſt Herrn b. Warnitz ſeinen Willen“— „Und werde ihn ehren, aber ſchenke mir einen letz⸗ 10 5 zor der langen, mir auferlegten Dun⸗ kelheit.“ ewegung nicht zu zeigen. Ganz korrekt iſt es nicht, aber— ich kann es nicht ändern, ſo will ich es vertreten. Vielleicht machen Sie mir das Vergnügen einzuſteigen und erzählen mir un⸗ terwegs“— der alte Freiherr hatte ſich vor Fräulein b. Bar verbeugt, murmelte etwas Unverſtändliches und half der Erfreuten einſteigen „Alſo, wo treffen wir uns?“ rief Seehauſen ſchnell„Im Hotel Jungfraublick oder?“ „Nein, Alpenroſe“— 7 5 „Gut, adieu!“ Der Wagen rollte davon. 1 Fräulein v. Bar hatte mit ſcharfen Blicken geſehe und beobachtet lehnte ſich jetzt, tief atmend, in die Kiſſen zurück und betrachtete den alten Herrn aufmerk⸗ lam.„Alſo Sie waren dort oben— ja, und die Mädchen dachten, hm— hml Die Sache füngt an, . etwas anzugehen. Alſo, was hat denn ſo ſein ſollen, und was wäre beſſer vermieden? Denken kann es mir wohl, ich möchte es nur beſtätigt hören. 0 weiß nämlich vftztell nichts, deshalb hatte ich we⸗ er ein Recht, einz'agreifen, noch brauche ich mir Vor⸗ Nachbar auffordernd. rückwärts auf die Jetzt verbarg die Wegbiegung die vier jungen Menſchen, de e eee 2 würfe zu machen Natürlich iß es Alharda, aber was liegt denn dagegen vor?“ alte Dame ſah ihren „ſoeben einen letzten Blick vegebliebenen geworfen hatte die etwas befangen umherſchauten. Es war nun doch allen unerwartet gekommen. Endlich wendete ſich Seehauſen mit einer gleich⸗ gültigen Frage zu Alharda. Er wollte Lina Gelegen⸗ heit geben, ſich nit dem jungen Ellern zu unterhalten. Gab es ihm auch einen ſcharfen Stich ins Herz, er wollte nicht ſelbſtſüchtig ſein Und welches Recht hatte er denn an dies friſche junge Kind, er, ſo alt und ernſt, wie er plötziich fühlte? Er glaubte alles zu verſtehen, klar 15 1—— „„ Alharda antwortete zerſtreut und einſilbig, zugleich fühlte er ſich leiſe angerührt und ſah in Linas ver⸗ legen lächelndes Geſichl. „Ach bitte, wollen Sie ſo gut ſein und mir dies eben halten!“ Sie hielt ihm ein kleines Tuch hin, das ſte gegen plötzlichen Wetterwechſel mitgenommen hatte. Und dann— o ſehen Sie doch hier“— ſie bückte ſich, als wollte ſie ihm etwas am Wegrande zeigen— „nein, es iſt etwas höher, hier, nur zwei Schritte“— Er begriff ſie nicht, was ſollte das? Jetzt ſah ſie ſich ſchnell aber vorſichtig um.—„O, endlich, Gott ſei Dank!“ Sie ſprang auf die Straße zurück. Seehauſen ſah Alharda neben Ellern gehen, der ſoeben ihre Hand ergriff, ſie blickte zu ihm auf. Erſtaunt wendete ſich der Graf zu Lina, die höchſt ver⸗ legen ſagte:„Es war ja vorhin falſch, Sie— es war ein Irrtum“ Sie nahm Seehauſen das kleine Tuch in ſteigender Verwirrung wieder ab, faltete es zuſam⸗ men, glättete es— plötzlich ſtürzten ihr Tränen aus den ſchönen braunen Augen, und dann lachte ſie.„Was müſſen Sie von mir denken!“ ſagte ſie haſtig „Daß Sie doch auch Nerven haben,“ verſetzte er ſchnell.„Setzen Sie ſich noch einen Augenblick, irgend etwas hat Sie erſchüttert.“ Lina verneinte und ging nur eine kurze Weile ſtumm neben Seehauſen hin.„Wir dürfen Alharda und Ehrhardt nicht ganz allein laſſen, ich wollte nur nicht, daß— daß Sie Alharda um dieſe kurze Glückszeit brachten. Es iſt vielleicht für lange— ach, wer weiß, ob nicht für immer, das letzte ungeſtörte Beiſammen⸗ ſein.„Ja, nun muß ich Ihnen doch alles ſagen.“ Lina kämpfte augenſcheinlich mit ſich, ſie wendete den Kopf ab und ſagte leiſe:„O bitte, bitte, denken Sie nichts Unrechtes von uns. Aber— die beiden haben ſich ja ſeit lange lieb, aber jetzt auf einmal will es Vater nicht. Schon zweimal hat er Alharda wegge⸗ ſchickt, um Ehrhardt nicht zu begegnen. Sie wohnen ja ganz in unſerer Nähe und— und ich— glaube gewiß, wenn ſie treu aushalten— Vater gibt es doch wohl zu. Ehrhardts Großvater wollte aber nicht lei⸗ den, daß ſie ſich in Beatenberg ſehen, ſchickte Ehrhardt weg— aber es hat ſo ſein ſollen, er ſagte es ja ſelbſt“ Die Scham, die Befangenheit, gegen Seehauſen ſo offen geſprochen zu haben, überwältigten Lina.„Ich— ich ſehe die beiden ſo gern glücklich.— Iſt es ſehr ſchlimm, daß ich darüber rede? O, denken Sie nichts Unrechtes von uns, bitte!“ i Wie eine Wolke rollte alles, was Linas Bild ver⸗ dunkelt hatte, vor Seehauſens Blick hinweg. Er ent⸗ ſchuldigte alles.— 5 90„Und— und ich wußte, ſie waren hier, Alharda nicht.“ 5 „Warum machten Sie ein Geheimnis gegen Fräu⸗ lein b. Bar daraus?“ fragte Seehauſen nur.„Ihres Mitgefühls“— i „Unſere Eltern wollten es nicht erwähnt haben. Aber— es war unrecht— ich weiß es.“— Lina ſenkte ſchuldbewußt den Kopf, und Seehauſen mußte an ſich ſelbſt halten, um ſich nicht zu verraten.„Wir ſpielten ſchon damals als Kinder mit Ehrhardt, er iſt mir wie ein Bruder, und da er ganz allein iſt, ohne Geſchwiſter“— i(Fortſetzung folgt.) der ordnung der Märſche ſelbſtändig. Rot mußte na⸗ turgemäß das Beſtreben haben, auch die noch weit rück⸗ wärts befindlichen Teile(14. Armeekorps) ſchnell heran⸗ zuziehen. Der Wunſch nach einem rechtzeitigen Ein⸗ greifen dieſes Korps in die Schlacht bei Tauberbiſchofs⸗ heim verlangte aber außerordentliche Marſchleiſtungen. Sie find zwar geleiſtet worden und waren ein neuer Be⸗ weis für die hervorragende Ausbildung und Ausdauer unſerer Infanterie, Man muß ſich aber doch hüten, dies zu übertreiben und daraus Schlüſſe für die Leiſt⸗ ungen im Ernſtfalle zu ziehen. 5 Die Uebungen ſelbſt verliefen ganz kriegsgemäß und wurden nicht, wie es in Frankreich z. B. noch üblich iſt, täglich durch eine mehrſtündige Pauſe unterbrochen. Die Technik wurde in weiteſtem Umfange herangezogen und benutzt. Zum erſtenmal trat das lenkbare Luft⸗ ſchiff in Tätigkeit. An dem einen Tage, wo das Wetter günſtig war, und es keine Havarie erlitt, waren die Er⸗ kundungsreſulate ſehr gut. Aber es ſetzt voraus, daß ſich dazu viele glückliche Umſtände vereinigen. Dies wird nur ſelten der Fall ſein. Am erſten Tage wurde der Ballon vom Feinde gefangen und am letzten Tage konnte er wegen des Nebels nicht aufſteigen. Es iſt alſo noch kein ſicherer Verlaß auf ihn und vorläufig be⸗ werden, deſto mehr men bedacht ſein. Die Umfange Verwendung: höheren Stäben zur Beförderung von Befehlen und Mel⸗ dungen, die Laſtſelbſtfahrer zur Verpflegung der Trup⸗ pen. Durch ihre Heranziehung konnten die mit Pferde beſpannten Proviant⸗ lich verringert werden. Entlaſtung des Landes. Soweit es überhaupt möglich iſt, haben dieſe Kaiſer⸗ manöver ein Bild des wirklichen Krieges zu geben ver⸗ ſucht. Gegen früher haben ſich in der Anlage und Durch⸗ führung große Fortſchritte gezeigt, ſo daß ſie eine wirk⸗ liche Schulung für das Heer— Führer und Truppe— bedeuten, und wohl die Koſten rechtfertigen, die ſie ver⸗ 8 1 1 eee Politiſche Rundſchau. 5 Deutſches Reich. * Ein furchtloſer Schwabe iſt der ſozialdemo⸗ kratiſche Landtagsabgeordnete Dr. Lindemann. Er hat in Sachen der Hofgängerei der ſieben württembergiſchen Abgeordneten an den Vorſitzenden des Leipziger Partei⸗ tages folgende Zuſchrift gerichtet:„Aus der Preſſe ſehe ich, daß von Beteiligten, deren Namen aus dem Bericht nicht erſichtlich ſind, eine Erklärung über ihre Teilnahme an dem Ausflug des württembergiſchen Landtags nach Friedrichshafen auf dem Parteitag abgegeben worden iſt. Ich bin dieſer Erklärung, ſowie den von Ihnen daran geknüpften Ausführungen gegenüber verpflichtet, feſtzu⸗ ſtellen, daß mir dieſe Erklärung nicht vorgelegen hat, daher auch nicht für mich abgegeben worden iſt und in dieſer Form von mir auch nicht abgegeben worden wäre. Ich bitte Sie, dieſen Brief dem Parteitag mitzuteilen und ihn zu Protokoll des Parteitags geben zu wollen.“ f Griechen ian. 5 3 t informierten politiſchen Kreiſen iſt das Ge⸗ 5* daß im Falle einer Abdankung des Königs Georg von Griechenland nicht der Kronprinz Kon⸗ ſtantin, ſondern der zweite Sohn des Köuigs, der frühere Generalkommifſar der Großmächte auf Kreta Prinz Georg den Thron beſteigen würde. 38 3 i l Portugal. Abermals und zwar 1. 2 mußte i 0 heit, taucht das Gerücht auf, da önig Manuel vo al, wenn er dem engliſchen Königspaare auf Schloß Windſor einen Beſuch abſtatten wird, bei dieſer Gelegen⸗ heit um die Hand der älteſten Tochter Alexandra des Herzogs of Fife anhalten wird. Der Herzog von Fife iſt der Gatte der Prinzeſſin Luiſe, der älteſten Tochter des Königs Eduard. König Manuel ſoll alſo eine Enkelirt des engliſchen Königs zur Frau nehmn. . Serbien. 895 „ —— Der Sektionschef im Miniſterium des Aeußern Scalaikowic beſuchte im Auftrag der Regierung den Prin⸗ zen Georg und teilte ihm mit, daß die Regierung bereit ſei, ihm ſofort 200 000 Franken zur Verfügung zu ſtellen und ihm, vom 1. Januar 1910 angefangen, eine Apanage von jährlich 120 500 Franken zu zahlen, falls er Ser⸗ bien ſofort verlaſſe. Scalaikowic erklärte dem Prinzen ferner, daß er nach Mitteilung der ruſſiſchen Regierung als Hauptmann in die ruſſiſche Armee aufgenommen wer⸗ den würde, wenn er in Rußland dauernd Aufenthalt nehmen wolle. Prinz Georg lehnte das Anerbieten ent⸗ i ab und erklärte:„Ich weiß, daß die radikalen Politiker und Verſchwörer davon Kenntnis haben, daß die ganze Armee auf meiner Seite ſteht. Ich bleibe in meinem Vaterlande.“ e e Türkei. Auf Samos ſind Unruhen ausgebrochen. Der Fürſt hal die Nationalverſammlung, die eine Herabminderung der auf der Inſel befindlichen türkiſchen Truppen for⸗ derte, aufgelöſt. Aufſtändiſche durchſchnitten das Kabel von Smurna. Man befürchtet, daß die Unruhen einen eruſten Charakter annehmen könnten. i F Marokko. Wie aus Fez gemeldet wird, iſt der Rhogi Buha⸗ mara am 12. September in Gegenwart ſeines Harems erſchoſſen worden.— Der Rhogi, der jahrelang den Sul⸗ tanen von Marokko die Herrſchaft ſtreitig gemacht hatte, iſt bekanntlich Ende Auguſt nach einem harten Kampf von Buchta ben Bajdadi gefangen genommen und dem Sultan Mulei Hafid überliefert worden, der ihn nach Landesſitte in einen Käfig ſperrte, während die übrigen D 3 nr 5 5 n 5 1 den, gegen welche die Konſuln der Großm ächte beim Sultan ſeitens ihrer Regierungen Proteſt eingelegt hatten. CCC Aus Nah und Fern. * Seckenheim, 21. Sept. Wegen Verhinderung des Landespräſidiums des Verbandes bad. Gewerbeverein am 1. Sonntag im Oktober findet der Gautag des Pfalzgaues nunmehr am 24. Oktober dahier ſtatt. heckarhausen, 21. Sept. Die am Sonntag geplante Uebung der freiw. Sanitätskolonne konnte wegen der un⸗ günſtigen Witterung nicht ſtattfinden. Neulußheim, 20. Sept. Ein ſchwerer Einbruch⸗ diebſtahl wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag dahier verübt. Durch Einſteigen durchs Fenſter wurde aus dem Bureau des Herrn Bürgermeiſters und Akziſor Rupp der Pultaufſatz des Schreibtiſch abgehoben, auf die Straße gebracht und erbrochen. Aus demſelben wurde das Bar⸗ geld, ca. 60 Mk., ſowie Gold und Geſchmeide, Ringe, Uhren, Ketten ꝛc. ſowie die Amtskette des Bürgermeiſters geraubt. Das erbrochene Pult, ſowie die Papiere ꝛc. wur⸗ den geſtern früh gegenüber dem Rupp'ſchen Hauſe bei der Kirche auf der Straße herumliegend aufgefunden. Von den Tätern fehlt jede Spur. ( Mannheim, 18. Sept. Der Stadtrat beſchloß, dem Grafen Zeppelin für die große Freude, die er der Stadt Mannheim durch die Entſendung und Lan⸗ dung des„Z. 3“ ſowie insbeſondere durch die perſön⸗ liche Führung des Luftſchiffes hieher und den Beſuch der Stadt Mannheim bereitet hat, herzlichſten Dank auszuſprechen und zur dauernden Erinnerung an dieſes für die Stadtgeſchichte ſtets bedeutſam bleibende Ereig⸗ nis, eine der hervorragendſten neuen Hauptſtraßen Zep⸗ pelinſtraßen zu benennen. () Bruchſal, 18. Sept. Geſtern entſtand in der Zigarrenkiſtenfabrik Bürkle dahier ein Brand, der, ob⸗ wohl er raſch gelöſcht werden konnte, einen Schaden von etwa 12 000 M. anrichtete. () Karlsruhe, 18. Sept. Ueber die Radioaktivi⸗ tät der Thermalquellen von Baden-Baden hat Geh. Proſeſſor Dr. Engler an der hieſigen Techniſchen Hoch⸗ ſchule dem Miniſterium des Innern einen Bericht er⸗ ſtattet, der heute im Auftrage dieſes Miniſteriums ver⸗ öffentlicht wird. () Karlsruhe, 18. Sept. Die Einnahmen der badiſchen Staatseiſenbahnen betrugen vom Januar bis mit Auguſt geſchätzter Feſtſtellung 64 782 940 M.; im im Jahre 1909 gegen die geſchätzte Einnahme des Vor⸗ jahres im gleichen Zeitraum mehr 941 600 M., gegen 7 endgültige Einnahme des Vorjahres mehr 738 433 ark. () Hänner, 18. Sept. Auch bei uns im Hotzen⸗ wald gibt es Waſſerſucher, ſo hat Schloſſermeiſter Mal⸗ zacher von hier mit Erfolg ſchon oft Proben mit der ſogen. Wünſchelrute gegeben. Er hat den Auftrag er⸗ halten, in der Gegend von München Trinkwaſſer bezw. Brunnen ausfindig zu machen. (Heidelberg, 19. Sept. Die Neckardampfſchiff⸗ fahrt mußte wegen niedrigen Waſſerſtandes den ganzen Betrieb einſtellen.— Geſtern nachmittag wurde am Marktplatz ein 5—6jähriges Mädchen von einem Poſt⸗ wagen überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß es kurze Zeit danach ſtarb. Der Poſtillon, der das Unglück durch Unvorſichtigkeit herbeiführte, iſt in Haft genom⸗ men worden. () Kehl, 19. Sept. Freiwillig aus dem Leben ſchied ein Fremder. Längere Zeit ſtand er bei dem Stein⸗ haufen bei der Rheinbrücke auf dem rechten Rheinufer. Plötzlich ſchnellte er in die Höhe und ſtürzte ſich in die Fluten des Rheines. Zweimal tauchte er noch auf, von der Strömung mit fortgeriſſen, und ſank dare unter.— In Bodersweier brach in der letzten Nacht wiederum Feuer aus. Es brannten Scheuer und Stal⸗ lung des Landwirts G. Oertel nieder. Zweifellos liegt Brandſtiftung vor. Ein lediger Burſche wurde ver⸗ haftet. Karlsruhe, 19. Sept. Kommandeur der 28. Kavalleriebrigade, Generalmajor befördert. (Karlsruhe, 19. Sept. Die Landwirtſchaftskam⸗ mer weiſt erneut Intereſſenten darauf hin, daß ſie be⸗ ſchloſſen hat, zwecks Einführung einer einheitlichen Ver⸗ packung von Obſt nach Maßgabe der verfügbaren Mittel Vereinen, Genoſſenſchaften und einzelnen Landwirten, die für ſich oder zuſammen mit anderen mindeſtens 100 Verpackungsgefäße der von der Landwirtſchaftskammer zur einheitlichen Einführung anerkannten Art beziehen, Prinz Max von Baden, wurde zum hierzu einen Zuſchuß von 10 Prozent des Einkaufs⸗ preiſes bis auf weiteres zu gewähren. Als anerkannt gelten vorerſt nur die von der Zentralvermittlungsſtelle des Badiſchen Landes obſtbauvereins in Bühl zu be⸗ ziehenden Lattenkiſten mit dem Stempel„Badiſches Obſt“ für den Verſand von Tafelobſt und zwar: 1. Lattenkiſten. 12½ Kilogramm faſſend, zu 55 Pf., und 2. Lattenkiſten, 25 Kilogramm faſſend, zu 75 Pfennig. Landwirte, Vereine und Genoſſenſchaften des Landes, die von dieſer Unterſtützung Gebrauch machen wollen, haben diesbezügliche Geſuche unter Einſendung der Rech⸗ nung als Nachweis für den Bezug der erwähnten Ver⸗ packungskiſten an die Landwirtſchaftskammer Karlsruhe zu richten. (Freiburg, 19. Sept. Die Landesverſammlung der badiſchen nakionalliberalen Partei, der man in allen politiſchen Lagern mit Intereſſe entgegenſah, wurde geſtern und heute in unſerer Stadt abgehalten. Sie hatte eine ſehr ſtarke Beteiligung aufzuweiſen. () Freiburg, 19. Sept. Geſtern früh verunglückte das zwiſchen Todtnau und hier verkehrende Automobil auf der Schauinslandſtraße oberhalb des Haibrainkopfs nächſt des Austritts des Fußwegs zur Straße. Bei dieſer Straßenbiegung verſagte, wie der Chauffeur an⸗ gab, die Steuerung, ſo daß das Auto die Höſchung hinab in den Wald fuhr und von einer Buche aufge⸗ halten wurde. Die Inſaſſen, ein Fräulein Wießler von der Halde und der Chauffeur, wurden aus dem Vehikel geſchleudert, kamen aber mit dem Schrecken davon. Freiburg, 19. Sept. Die Staatsanwaltſchaft hat hier und in vielen Gemeinden der Umgebung ein Plakat anſchlagen laſſen, in dem eine Belohnung zu 200 M. demjenigen zugeſichert wird, der zur Er. mittlung des Täters bei dem räuberiſchen Ueberf auf den Landwirt Andreas Faller in Windeck(Gem. Hinterzarten) am 5. September beiträgt. Der Täter hat den 85jährigen Faller ermorden wollen, hat ihm etwa 20 M. geraubt und am Tatort ein auf dem Plakal abgebildetes Stemmeiſen zurückgelaſſen. 5 () Konſtanz, 19. Sept. Ein abſchreckendes Bild ſittlicher Geſunkenheit entrollte die letzte Strafkammer⸗ verhandlung. Angeklagt war der 29fährige, ſeit Februar d. J. verwitwete Bautechniker Gamon von Ueberlingen a. S. Gamon heiratete im November 1905 in Vil⸗ lingen eine an Jahren etwas ältere Witwe mit vier Töchtern im Alter von 11 bis 14 Jahren. Schon kurz nach ſeiner Verheiratung verging er ſich der Reihe nach an letzteren. Dabei traktierte er ſeine Frau in gröb⸗ lichſter Weiſe. Das Urteil lautete auf 8 Jahre Zucht⸗ haus und 5 Jahre Ehrverluſt. () neberlingen, 19. Sept. Nach den Dieben, die in der Nacht vom 9. auf 10. September den Ein⸗ bruchsdiebſtahl auf Schloß Rauhenſtein verübt haben, wird eifrigſt gefahndet. Der Staatsanwalt von Konſtanz war bereits hier und machte genaue Erhebungen. Die bisherigen Ergebniſſe laſſen vermuten, daß die Täter ſechs italieniſche Arbeiter waren, die in der Frühe am hieſigen Bahnhof Billette nach Bregenz löſten. Offen⸗ bar gehören die Täter einer gut organiſierten B an, die bereits ſchon an anderen Orten ſchwere ſtähle auf dem Gewiſſen haben. Wer zur Feſtſtellung der Täter Angaben machen kann, erhält eine Beloh⸗ von 100 Mark. (Heidelberg, 18. Sept. Am Bahnübergang beim Klingenteich wurde heute vormittag eine Frau von einem Automobil überfahren. Sie wurde in bewußtloſem Zu⸗ ſtande nach der Klinik verbracht.— Heute vormittag fand man auf dem Hauptbahnhof in der Abortgrube des Bahnſteiges 2 die Leiche eines neugeborenen Kin⸗ der. Die Mörderin wurde in der Perſon einer hier in Stellung befindlichen Ladnerin von Bielefeld ermittelt und feſtaenommen.— Pforzheim, 19. Sept. Geſtern abend ereignete ſich m Hof des Hauſes Zerrennerſtraße 38 ein ſehr be⸗ hauerliches Unglück. Die 15jährige Tochter Emilie des Geſchäftsführers einer Etuisfabrik, Klotz, beugte ſich über das niedrige, kaum einen Meter hohe Geländer, im nach einem Nachbarkind zu ſehen. Dabei erhielt ie das Uebergewicht und fiel vom zweiten Stock etwa 5 Meter hoch in den aſphaltierten Hof hinab. Das Mädchen ſchlug mit dem Hinterkopf auf, erlitt einen ſchweren Schädelbruch und blieb in einer Blutlache be⸗ wußtlos liegen. Der Zuſtand der Verunglückten it ſehr ſchlimm. g 2 J Adelsheim, 18. Sek. Ei ſchweres Unglnd paſſierte hier geſtern früh. Ein Laſt⸗Auto⸗Zug beſtehend aus 4 Autos mit je einem anhängenden Laſtwagen, kam von Schefflenz her die Schefflenzer Steige herun ter. Die beiden erſten Autos kamen glücklich herunter, nur war das vorderſte durch allzuſtarkes Bremſen in Brand geraten, der aber durch die raſche und tarkräf⸗ tige Hilfeleiſtung bald gelöſcht war, ſo daß nennens⸗ werter Schaden nicht entſtand. Schlimmer erging es dem dritten Autok Durch Verſagen der Bremſe kamen Auto und Laſtwagen derart in Schuß, daß ein Auf⸗ halten unmöglich war. Es fuhr mit ſolcher Wucht ge⸗ gen einen Maſt der elektriſchen Leitung, daß derſelbe wie ein Streichholz abgebrochen wurde. Durch die Wucht des Anpralls fielen Laſt⸗Auto und Wagen um den Chauffeur, der auf ſeinem Poſten ausharrte, war rend ſeine zwei Begleiter durch rechtzeitiges Abſprin⸗ gen ſich retteten, auf die Straße ſchleudernd, woſel er, aus Mund und Naſe blutend, bewußtlos liegen blieb. Der Arzt konſtatierte bei dem Verwundeten einen ſchweren Schädelbruch, deſſen Folgen bis jetzt nicht abzuſehen ſind. (St. Georgen, 18. Sept. Bei der Zwangsver, ſteigerung des Hotelanweſens„zum deutſchen Haus machte die Höpfnerſche Brauerei Karlsruhe mit 95 100 Mark für Gebäude und Inventar das Höchſtgebot, Geſchätzt war das Anweſen auf 130 000 M. Da die Käuferin ſelbſt mit rund 40 000 M. beteiligt ist, und die 1. Hypothek in Händen der Turgauer Bank rund 90 000 M. beträgt, ſo ſtellt ſich das Objekt für die Brauerei Höpfner auf 135 000 M. 10 80 ( Aus Mittelbaden, 18. Sept. Gegenwärtig. das Tabakgeſchäft ein ſehr lebhaftes. Die Tabalfahre. kanten und Händler fahren von Ort zu Ort und kaufen Faft das ganze Gewächs in den Gemeinden Hügelsheim, Gamshurſt, — Unzhurſt, Mösbach, Großweier, Oensbach, Bühl, He, 2 S 2 . E = 1 — * 2 2 25 5 25 2 S 2 4 E E * — * 2 . 2 8 2 E 28 . 2 = . D W S . — hat bereits Abnehmer gefunden. Die Preiſe ind vz ö e 1 bis 50 Mark bezahlt. der f () Vom Kaiſerſtuhl, 18. Sept. Die Lage 5 Weinberge iſt eine günſtige. Die einzelnen Traub haben ſich voll entwickelt. Wird das Wetter nicht 185 ungünſtig, haben wir in unſerer Gegend einen guten Herbſt zu erwarten. eich () Säckingen, 18. Sept. Hier fand eine zh ot i beſuchte Verſammlung der Fiſcher vom Oberrhein am zur Beſprechung der durch die neuen Kraftwerke Oberrhein geſchaffenen Lage. Einſtimmig war die F ſammlung der Anſicht, daß ein kleiner Verein von ſchereiintereſſenten nichts mehr ausrichten könne geluß die Uebermacht des Kapitals. Man müſſe An 9e ſuchen an den am 31. Mai ds. Is. in Offenburg ins gründeten Fiſcherverein, der alle Fiſcher des Rheine und ſeiner Nebenflüſſe von Konſtanz bis Mannher, umfaſſe. vorbereitenden Schritte einzuleiten. 5 . S S SSS SZS S Sc E S SS ä=S S e Sr — e er Der Ausſchuß wurde beauftragt, die nöti 4 8 2 Ill in Düſſeldorf. 3.3 hat am Sonntag früh 3 Uhr ſſeine Fernfahrt nach Düſſeldorf angetreten. An ber Fahrt nahmen teil: raf Zeppelin jr., Direktor Colsmann und Oberbürger⸗ meiſter Marx von Düſſeldorf. Um 7 Uhr 40 Min. war 33 über Rüdesheim, um 9 Uhr St. Goar, 11.10 Uhr Koblenz, 11.30 Uhr Neuwied, 11.35 Andernach, 12.30 Honnef, 12.55 Uhr Königswinter, 1.20 Bonn, 3.20 Köln. Um 5.55 Uhr traf das Luftſchiff über der Golzheimer Heide bei Düſſeldorf ein und landete glatt um 6.13 Uhr. Während der ganzen Fahrt goß der Regen bei ſcharfem ö ſtwind in Strömen. Nach der glücklichen Landung des Luftſchiffes entſtiegen ihm Graf Zeppelin jr., Ober⸗ ingenieur Dürr, Direktor Colsmann, Oberbürgermeiſter Marx und Fabrikant Berg. Alsdann erfolgte die Be⸗ grüßungsanſprache durch Beigeordneten Dr. Thalemann, die in ein Hoch auf Graf Zeppelin ausklang. Oberbürger⸗ meiſter Marx verlas ein Telegramm, in dem er dem Grafen Zeppelin die glückliche Landung des Luftſchiffes meldet. Darauf ſprach Oberingenieur Dürr im Auftrag des Grafen Zeppelin deſſen Bedauern aus, daß der Graf die Fahrt nach Düſſeldorf nicht ſelbſt habe leiten kön⸗ nen. Die Anſprache klang in ein Hoch auf Düſſeldorf aus. Darauf erfolgte die Fahrt nach der Stadt. Trotz des ömenden Regens hatten ſich Tauſende von Zuſchauern auf dem Landungsplatz verſammelt, die bei der Landung und bei der Abfahrt der Luftſchiffer vom Landungsplatz i brauſende Hurrarufe ausbrachen. f Duüſſelvorf, 20. Sept. Z 3 iſt um 1.18 Uhr aufgeſtiegen, manöverierte 10 Minuten über der Stadt und ſchlug dann die Richtung nach Duisburg em. An der Fahrt nehmen außer den Luftſchiffern teil: Direktor Gillhauſen, Frhr. Krupp v. Bohlen⸗Halbach, Frln. Kir⸗ Dorff, Geh. Rat Schieß, Prof. Dr. Bammler, Kommer⸗ Fienrat Sleitmann.— Um 2 Uhr paffierte das Luft⸗ ſchiff, der Bahnlinie Duisburg⸗Düſſeldorf entlang fah⸗ tend, Großenbaum und wurde um 2.15 Uhr in Rhein⸗ aufen und um 2.25 Uhr in Duisburg geſichtet. Z 3 mmt heute abend wieder nach Düſſeldorf zurück. * Eſſen, 20. Sept. Das rheiniſch⸗weſtfäliſche Koh⸗ lengebiet mit der Induſtriezeutrale Eſſen hat heute an⸗ f Aäßlich des Beſuches des Z 3 Feiertag. Die Schulen bleiben geſchloſſen. Die Zechen haben ihren Arbeitern igegeben. Auf den Straßen wogt eine große Men⸗ f enge hin und her. Nach dem Landungsplatz iſt eine wahre Völkerwanderung. Das Wetter hat ſich nach kleinen Regenfällen aufgeklärt. Eſſen, 20. Sept. 3 3 wurde um 2.50 Uhr an der ſtlichen Grenze der Stadt geſichtet. Die auf dem 1 ſchen Schießplatz aufgeſtellten Kanonen feuerten den Ehrenſalut. Die Dam, renen der Kruppſchen Werke alarmierten mit ihrem Getöſe die ganze Stadt. Unter Glockengeläute kreuzte das Luftſchiff wohl eine Stunde ung über der Stadt, von der Meuſchenmenge, die ſich A den Straßen und auf den Plätzen, ſowie auf den Dächern der Häuſern und öffentlichen Gebäuden ange⸗ . ſammelt hatte, jubelnd begrüßt. Das Welter war auf⸗ ö klärend, ſo daß das Luftſchiff vorzüglic zu ſehen war. Neues aus aller Welt. Zeppelin auf dem Gemüſewagen. Als Graf Zepf 8. deer Tage 5 Automobil von Wiesbaden nach Frankfurt a. M. zurückfahren wollte, erlitt der Kraft⸗ wagen in der Nähe von Hattersheim einen komplizierten Reifendefekt, deſſen Reparatur einen längeren e halt verurſachte. Dies dauerte dem kühnen Luftſchiffer zu lange und er beſtieg, kurz entſchloſſen, einen des Weges kommenden, für den Frankfurter Markt beſtimmten Ge⸗ müſewagen, wo er es ſich auf den dort aufgeſtellten artoffelſäcken bequem machte. Später kam dem Grafen ein Adlerwagen aus Frankfurt entgegengefahren, auf dem der Reſt des Weges zurückgelegt wurde. ö Ein dritter Kaiſerenkel? In einzelnen Blät⸗ tern iſt Bedauern darüber ausgeſprochen worden, daß die Kronprinzeſſin nicht, wie im Vorjahre, das Kaiſer⸗ daar den Paraden und in das Manövergelände be⸗ Feitet habe— Grund für das Fernbleiben der hohen Frau von den Feſtlichkeiten und Veranſtaltungen in Würt⸗ kemberg und Baden liegt angeblich in der Tatſache, daß im Hinblick auf einen im November erwarteten Zuwachs zu der kronprinzlichen Familie die Frau Kronprinzeſſin ſich zurzeit die Anſtrengung größerer Reiſen 5 5 * Havarie des„Parſeval 3“. Wie aus rank⸗ ſurt a. 125 gemeldet wird, geriet der„Parſeval 3“, als er aus der Ballonhalle gezogen wurde, um einen Auf⸗ zu unternehmen, in einen heftigen Windſtoß, der ihn gegen die Wand der Ballonhalle drückte und den hinteren Teil des Luftſchiffes derart beſchädigte, daß er dom Gaſe entleert werden mußte. Man hofft, daß man an einigen Tagen nach beendeter Reparatur wieder mit dem Ballon Aufſtiege wird unternehmen kömien. Einem Telegramm aus Zürich zufolge kommt der Parſevalballon des Kaiſerlichen Aeroklubs in Berlin beſtimmt während f des internationalen Wettfluges um den Gordon⸗Bennett⸗ * 0 Kreis Heydekrug, ſind „ Cholera. In Pokallna, Kreis Heydekrug, ſin dvei Cholergfalte feſtgeſtellt worden. Es handelt ſich um den Flößer Kibelka, der auf einem Floß von Ruß duch Memel gefahren war. Von Memel zurückgekehrt, Alrankte er in den erſten Tagen letzter Woche und ſtarb. die zweite Erkunden betrifft die Frau des Kibelka, die dc vermutlich bei der Pflege ihres Mannes infiziert hat. f Wan hofft, dank der ſofort getroffenen Iſolierungsmaß⸗ geln, die Krankheit auf ihren Herd zu beſchränken. * Der Oelbrand in Galizien. Der Brand des in Lölreſervoirs der galtziſchen Rohöltransportgeſellſchaft i. Tuſtanowize bei Borhslaw, über den wir bereits be⸗ 1 guckten, iſt auch auf die Wohnhäuſer des Dorfes über⸗ brungen. Der Anblic, den das Flammenmeerr bietet, dem furchtbarer. Es werden viele Kinder vermißt. Furz ll ſieht man Frauen verzweifelt durch die Dorf⸗ laufen, die mit Jammergeſchrei ihre Kinder ſuchen. Schaden beläuft ſich bereits auf 1½ Millionen en. Freitag abend explodierte auch das dritte mit gefüllte Erdreſervoir der Galiziſchen Rohöltruns⸗ Aufſchlüſſe über den Planeten rechnen, der der Erde ähn⸗ ortgeſellſchaft. Das brennende Rohöl ergoß ſich nach 925 8 8 55 Vouia Kotowska und äſcherte 12 Hütten ein. ehrere Perſonen erlitten Brandwunden. Die Kata⸗ ſtrophe ſoll durch unvorſichtiges Umgehen eines Arbeiters mit Feuer entſtanden ſein. Im ganzen ſind 1400 Wag⸗ gons verbrannt. * 200 Marokkaner getötet. Nach einer Depeſche aus Mogador iſt nahe dem Marktplatz von Iligh in der Provinz Tacarnalt in Marokko ein Pulverturm ex⸗ plodiert. Durch die Exploſion wurden zweihundert Ein⸗ geborene getötet und ebenſoviel verwundet. 5 * Wrights Flüge. Am Samstag hat Orville Wright die Reihe ſeiner glänzenden Berliner Flüge be⸗ ſchloſſen. Am Freitag war ihm ein neuer Weltrekord, der des Höhenflugs geglückt. Samstag vormittag ge⸗ lang es ihm, auch für den Flug mit einem Paſſagier eine neue Höchſtleiſtung aufzuſtellen.„ 358. Die franzöſiſchen Manöver. Bei dem fran⸗ zöſiſchen Manöver am Freitag kam es zu einem leb⸗ haften Nahgefecht in Gegenwart der fremden Offiziere. Das Luftſchiff„La Republique“ hatte einen vollen Er⸗ folg. Die Rekognoszierung erſtreckte ſich auf 110 Kilo⸗ meter und die drahtloſe Telegraphie funktionierte wäh⸗ rend des ganzen Manövers. .. Spionenſieber. In Nancy wütet das Spionen⸗ fieber weiter. Die Dienſtmädchen elfäſſiſcher und deut⸗ ſcher Herkunft wurden aufgefordert, binnen 24 Studen mit Ausweispapieren bei der Polizeibehörde ſich zu mel⸗ den. Wer dieſem Befehl nicht Folge leiſtet, wird unverzüg⸗ lich ausgewieſen. Die Offiziere der Beſatzung wurden getarnt, ausländiſche Dienſtmädchen bei ſich aufzunehmen. Exploſion. In Riace iſt in einer Werkſtätte, in der heimlicherweiſe Feuerwerkskörper hergeſtellt wur⸗ den, eine Bombe explodiert. Drei Häuſer ſind einge⸗ ſtürzt. Zwölf Perſonen wurden getötet und zwei verletzt. *Der Kaiſer in München. Der Kaiſer iſt Sams⸗ tag um 8 Uhr zum Beſuch des Prinzregenten und zur Eröffnung der Schackgalerie in ünchen eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich ſämtliche Prinzen des könig⸗ lichen Hauſes, der Oberſtzeremonienmeiſter, der Stadt⸗ kommandant, der Polizeipräfident und der Vorſtand des Hauptbahnhofs eingefunden. Der Kaiſer fuhr um 11 Uhr zum alten Rathaus, um dort den Feſtakt beizuwohnen, er begab ſich hierauf ins neue Rathaus, wo ihm eine Ovation dargebracht wurde und fuhr von dort aus direkt zu einem Frühſtück beim preußiſchen Geſandten. An dieſes reihte ſich die Einweihung der Schackgalerie. Am Ab⸗ end war Hoftafel in der Reſidenz. Uuter dem Auto des Kronprinzen. Ein ſchwe⸗ rer Automobilunfall ereignete ſich in Herzfelde. Dort kam der Kronprinz mit ſeinem Automobil aus dem Ma⸗ növergelände und überfuhr einen 6jährigen Knaben. Das Kind erlitt einen Schädelbruch. Sofort ſprang der Kron⸗ prinz ab und bemühte ſich ſelbſt um den ſchwerverletzten Knaben, den er nach dem Krankenhaufe fahren ließ. Der Kronprinz begab ſich nach dem Polizeibureau, wo er über eine Stunde verweilte, bis Nachricht über das Befinden des Kindes eingelaufen war. Bei einem Automobilunfall des Fürſten Pleß, das durch den Bruch der Steuerung veranlaßt wurde, erlitten der Fürſt Pleß, der Fürſt Salm und Prinz Pleß leichte Hautabſchürfungen, ſowie der Prinz Chriſtian von Schleswig⸗Holſtein leichte Quetſchungen. * Ein Methuſalem. Im Alter von etwa 110 Jahren geſtorben iſt in Gneſen der Rentenempfänger Torka. Trotz ſeines hohen Alters war T. bis in die letzten Tage, wo er plötzlich erkrankte, ziemlich rüſtig; täglich unternahm er auch bei ſchlechtem Wetter feine ge⸗ wohnten Ausgänge in die Stadt. Als 105jähriger Greis hat er ſich zum vierten Male verheiratet mit einer Frau, die 50 Jahre jünger war als er, und die ihm bis zu ſeinem jetzt erfolgreichen Tode treu zur Seite ſtand. Vermischtes. Der Planet Mars. Wer in dieſen Herbſttagen dem nächtlichen Firmament auch nur geringe Aufmerk⸗ ſamkeit ſchenkt, der wird durch einen hell ſtrahlenden Stern von auffallend rötlicher Farbe gefeſſelt werden, der kurz nach Einbruch der Dunkelheit im Oſten unterhalb des Pegaſusvierecks emporſteigt und während der ganzen Nacht über dem Geſichtskreiſe bleibt. Mars, der Bruderplanet der Erde, iſt es, der jetzt den prächtigſten Schmuck des Nachthimmels bildet, und der uns ſeit dem Jahre 1892 nie mehr ſo nahe geweſen iſt, wie gegenwärtig. Seine Ent⸗ fernung von der Erde beträgt zurzeit„nur“ etwa 58 Millionen Kilometer; am 24. September, wenn Mars in Oppoſition zur Sonne kommt, d. h. wenn er, von der Erde aus geſehen, dem Tagesgeſtirn direkt gegenüberſteht, ſtehen Sonne, Erde und Mars in einer geraden Linie, und wir ſetzen die volle, von der Sonne beſtrahlte Seite des Planeten, während für etwaige Marsbewohner die Erde augenblicklich unſichtbar wäre. Denn vom Mars aus geſehen, ſteht unſer eigener Weltkörper in unmittel⸗ barer Nähe der Sonne und wendet dem Nachbarplaneten noch dazu ſeine dunkle Nachtſeite zu. Mit größtem Eifer ſucht die aſtronomiſche Wiſſenſchaft während der jetzigen überaus günſtigen Sichtbarkeitsperiode die Wunder der genarkig geſtalteten Oberfläche des Planeten zu ergrün⸗ den, das Weſen der ſogenannten Marskanäle und der an den beiden Marspolen beobachteten Eiskappen zu er⸗ forſchen. Erſt vor kurzem hat Profeſſor Lowell auf der Sternwarte in Flagſtaff(Arizona) erhebliche Verände⸗ rungen an der Südpolzone des Mars nachgewieſen, die aller Wahrſcheinlichkeit nach auf vulkaniſche Urſachen zu⸗ rückzuführen ſind, zumal ſich an einem, in der weißen Eiskappe aufgetretenen Spalt hell leuchtende Punkte ge⸗ zeigt haben, die auf Eruptionen hindeuten. Man darf während der nächſten Zeit wohl noch auf weitere wich⸗ tige Entdeckungen auf der Marsoberfläche und auf manche licher denn irgend ein anderer Wandelſtern in unſerem Sonnenſyſtem zu ſein ſcheint, wenn er ihr auch an Größe erheblich nachſteht. Denn der Drochmeſſer des Mars iſt nur etwa doppelt ſo 96, wie der unſeres Mondes, und nur ſeine verhältnismäßig gruße Annäherung an bie Erde läßt ihn jetzt alle Geſtirne des Himmels an Glanz weit überſtrahlen. f f Die bibliſche Gardinenpredigt. Von eigener Art und verwunderlicher Kürze war die Gardinenpredigt, die jüngſt die Gattin eines Bewohners des S tales ihrem ſpät abends heimkehrenden Eheherrn zuge⸗ dacht hatte. Als dieſer um Mitternacht aus fröhlichem Freundeskreiſe heimkehrte, ſuchte er vergebens ſeine Frau, die ſich verſteckt hatte, um den Eindruck der durch ein gedrucktes Medium wirkenden Gardinenpredigt ab⸗ zuwarten. Auf dem Tiſch lagen zwei aus einem Ab⸗ reißkalender geſchnittene Papierſtreifen, deren einer fol⸗ genden Spruch aufwies: Jeſai 5, 11:„Wehe denen, die des morgens frühe auf ſind, des Saufens ſich zu be⸗ fleißigen, und ſitzen bis in die Nacht, daß ſie der Wein erhitzt!“ Der zweite Zettel zeigte folgende Wehklage: Pfalm 93, 3:„Ich bin verſtummt und ſtill und ſchweige der Freuden und muß mein Leid in mich freſſen!“ Dieſe in ihrer Kürze vorbildliche Gardinenpredigt ſoll auch ihre Wirkung nicht verfehlt haben.. Harrimans Nachfolger. Newyorker Meldungen zufolge wurde Judge Robert Scott Lovett, der bis⸗ herige Berater Harrimans, von dem Eiſenbahnkönig zu ſeinem Nachfolger in der Leitung des Harriman⸗Eiſen⸗ bahnſyſtems beſtellt. Lovett iſt ein Selfmademann. Er wurde als Sohn eines unbemittelten Farmers in Eaſt Texas vor fünſzig Jahren geboren. Nach Abſolvierung der Volksſchule ſeines Heimatortes ging er nach Shep⸗ herd, einem kleinen Orte im Staate Texas, wo er bei einem Salär von zehn Dollars und Verpflegung in einem Kaufladen eine Anſtellung fand. Seine Haupt⸗ beſchäftigung beſtand in der Wartung der Pferde und der Abholung der Frachten von der Bahnſtation. Spä⸗ ter wurde er Clerk der Houſton⸗ und Texas⸗Bahn in Houſton, in welcher Eigenſchaft er den techniſchen und kommerziellen Eiſenbahndienſt zu ſtudieren Gelegenheit hatte Seine freie Zeit benützte er zu ſeiner weiteren Ausbildung und zur Vorbereitung für die Advokatur, welchem Berufe er ſich zu widmen gedachte. Er wurde auch zur Rechtspraxis zugelaſſen und fand bald Gele⸗ genheit, ſich durch die geſchickte Führung vlrwickelter Rechtsſachen einen Namen als ſcharfſinniger Juriſt zu erwerben. Gouverneur Brown ernannte ihn ſodann zum Generalvertreter der Texas⸗ und Pacific⸗Eiſenbahn deren Intereſſe er ſo wirkungsvoll zu wahren wußte, daß die Goulds ihn zum Vertreter ihres ausgedehnten Bahnſyſtems im Südweſten Amerikas machten. In die⸗ ſer Eigenſchaft lenkte er die Aufmerkſamkeit Harrimans auf ſich, der zu jener Zeit die Reorganiſierung der Sou⸗ thern⸗Pacific⸗Bahn durchzuführen gedachte und hiezu die Hilfe Lovetts in Anſpruch nahm. Nach der Durch⸗ führung der Reorganiſation fungierte Lovett mehrere Jahre als Vertreter Harrimans mit dem Sitze in Hou⸗ ſton. Vor drei Jahren berief Harriman ihn nach New⸗ Vork, wo er bald Vizepräſident des Harriman⸗Syſtems und überhaupt die wichtigſte Perſönlichkeit nach Harri⸗ man in der Leitung der enormen Vermögensintereſſen Harrimans wurde. Die Heldentaten der Suffragettes. Ueber die Ausſchreitungen der drei Suffragettes in der Sommer⸗ reſidenz des Premierminiſters Asquith in Lympne Caſtle, über die wir bereits kurz berichteten, liegen jetzt Einzelheiten vor. Der Premierminiſter hatte am Mor⸗ gen dem Gottesdienſt in der an das Schloß angrenzen⸗ den Kirche beigewohnt und verließ die Kirche, als die drei Suffragettes ihm begegneten. Die eine war als Hoſpitalpflegerin uniformiert, die andere hatte einen ſcharfen Norkſhire⸗Akzent, die dritte trug einen Korb. Die Pflegerin ſtürzte auf Asquith zu und ſchlug ihm den Hut vom Kopfe. Die Frauen machten ſich darauf aus dem Staube und entkamen. Nachmittags beſuchte der Miniſter des Innern Herbert Gladſtone, der Gaſt Asquiths, die Golflinks. Er ſpielte eine Runde, wech⸗ ſelte ſeine Kleider und verließ das Zelt, als die drei Frauen erſchienen. Sie traten an ihn heran und zeig⸗ ten ihm eine Anzahl von Seilen mit Schlingen in dem Korbe Gladſtone fragte, wozu die Stricke dienen ſoll⸗ ten, erhielt aber als Antwort nur Schläge, bis er ins Schloß entkam. Das Schlimmſte ſollte aber noch kom⸗ men. Die Familie Asquith hatte mit ihren Freunden diniert, und man war beim Kaffee, als plößlich zwei große Steine durch die Scheiben ins Eßzimmer flogen. Glücklicherweiſe wurde niemand verletzt. Die Diener⸗ ſchaft ſtürzte hinaus, fand die Täter in der Dunkelheit aber nicht Die Suffragettes waren in ihr Boot ge⸗ eilt, mit dem ſie ſich Lympne ſoweit wie möglich ge⸗ nähert hatten, und ruderten in der Dunkelheit davon. Das Schloß wird jetzt polizeilich bewacht. Ein Heiratsrekord. Einen ſeltſamen Re⸗ lord hat die Schweſter des Lord Digby, Miß Jane Elizabeth Digby, aufgeſtellt. Sie hat ſich viermal ver⸗ heiratet und jedesmal mit einem Mann anderer Natio⸗ nalität. Zuerſt vermählte ſie ſich mit einem Lands⸗ mann Lord Ellenborough, der Vizekönig von Indien war; nach deſſen Tode wurde ſie die Gattin des baye⸗ riſchen Freiherrn v. Venningen. Der dritte Mann, der ſie heimführte, war ein griechiſcher General, und jetzt hat ſie ſich zum viertenmal verheiratet mit einem Ara⸗ ber namens Midjouel. * Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim — Ein billiger gonderzug nach Frankfurt zum Beſuch der Internationalen Luftſchiffahrt⸗Ausſtellung ver⸗ kehrt ab Mannheim am nächſten Sonntag, den 26. Sept. Die Teilnehmerkarte koſtet nur Mk. 4.45 und enthält den Preis für Hin⸗ und Rückfahrt 3. Klaſſe, Eintritt in die Ausſtellung und zum Flugplatz, ſowie ein Heft mit Prei⸗ vergünſtigungsſcheinen für eine große Zahl Sehenswürdig⸗ keiten und Beluſtigungen innerhalb der Ausſtellung. Der Aufenthalt in Frankfurt iſt auf ca. 12 Stunden berechnet. Die Abfahrt in Mannheim erfolgt morgens 6.40 Uhr, die Ankunft abends 9.44 Uhr. Um auch hieſigen In⸗ tereſſenten die Beteiligung an dieſer billigen Fahrt zu erleichtern, iſt bei Herrn Kaufmann Gg. Röſer, Seckenheim, Hauptſtraße eine Kartenverkaufsſtelle errichtet. Bekanntmachung. Den Umtauſch der Quittungskarten der zum Militär ausgehobenen Ver⸗ ſicherten betr. Nr. 4385. Die zum aktiven Militärdienſt ausge⸗ hobenen verſicherungspflichtigen jungen Leute werden auf⸗ gefordert, ihre Quittungskarten kurz vor dem Rekruten⸗ Einſtellungstermin auf dem Rathaus Zimmer Nr. 5 um⸗ tauſchen bzw. aufrechnen zu laſſen, auch wenn die Giltig⸗ keit der Karten noch nicht abgelaufen ſein ſollte. Sollte die verſicherungspflichtige Beſchäftigung längere Zeit vor der Einſtellung zum Militär ausgeſetzt worden ſein, ſo wollen ſoviel Marken eingeklebt werden, daß die Karte mindeſtens 20 Marken enthält. Es wird dadurch verhütet, daß die Karten, welche mit ihrer mehr oder weniger großen Markenzahl einen beſonderen Wert beſitzen, während der Militärzeit verlegt werden, oder ſonſt in Verluſt geraten. In manchen Fällen wird auch der Verluſt der Anwärtſchaft(§ 46 des Geſetzes) vorgebeugt werden. Seckenheim, 18. September 1909. gürgermeiſteramt. Volz. Bekanntmachung. Die Neuwahlen zur zweiten Kammer der Ständeverſammlung betr. Schmitt. No. 4334. Mit bezirksrätlicher Genehmigung vom 26. Auguſt l. Js. iſt die Gemeinde geckenheim zum Zwecke der Vornahme der Landtagswahlen, die mit aller⸗ höchſter Entſchließung auf Donnerstag, 21. Oktober ds. Js. anberaumt ſind, in folgende vier Wahlbezirke eingeteilt worden. Hauptort Seckenheim 1. Wahlbezirk: umfaſſend das Oberdorf(gegen Etingen) ausſchließlich Luiſen⸗ und Lauerſtraße. 2. Wahlbezirk: umfaſſend das Unterdorf nebſt Luiſen⸗ und Lauerſtraße, ſowie ſämtliche außerhalb Ortsetter im Hauptort Seckenheim gelegenen Gebäude. Nebenort Rheinau 3. Mahlbezirk: umfaſſend den ſogenannten Stengel⸗ hof bis excluſive Hafenſtraße, inel. Sporrwörth und Altripperweg. 4. Mahlbezirk: umfaſſend die ſogenannte Rheinau von Hafenſtraße bis Zündholzfabrik incluſtwe Induſtrie⸗ gebiet, Hafenanlagen, Waſſerwerk und Ried. Die Wählerliſten für die obenbezeichneten Wahlbezirkne ſind aufgeſtellt und liegen von Montag, den 20. ds. Mts, an während 8 Tagen (d. i. bis mit 27. da. Mts.) und zwar jene für den 1. Lezirk auf dem Rathaus Zimmer Mo. 6 und bei Kaufmann Jakob Reuther Schloßſtraße No. 62. jene für den 2. gezirk auf dem Rathaus Zimmer No. 6. und bei Bäcker und Wirt Adolf Martin Seitz 1. Löwen Hauptſtraße No. 159 in Jeckenheim, jene des 3. Wahlbezirks im Gemeindehaus und bei Wirt Jakob NRoßrucker(. Zähringer Löwen), und jene des 4. Wahlbezirks im Gemeindehaus und bei Adolf KAnedel Wirt(ur Rheinau) in Rheinau, an den Werktagen vormittags von 8 bis 12 Uhr, und nachmittags von 2 bis 6 Uhr, am Jountag. den 26. Feptember vormittags von 8 bis 10 Uhr zu jedermanns Einſicht auf. Einſprachen gegen die Liſten find während der Auflagefriſt bei dem unterzeichneten Gemeinderat ſchriftlich oder zu Protokoll anzuzeigen; in der gleichen Frift ſind Beweismittel für die Behauptungen der Ein⸗ ſprache, falls die betreffenden Tatſachen nicht offenkundig ſind, beizubringen. Falls die Einſprache uicht ſofort für begründet er⸗ achtet wird, erfolgt die Entſcheidung darüber durch den Bezirksrat. Schließlich machen wir darauf aufmerkſam, daß bei der Wahl der Abgeordneten zur zweiten Kammer der Landſtände nur diejenigen zur Stimmenabgabe zugelaſſen werden dürfen, welche in die Wählerliſte aufgenommen worden ſind. Seckenheim, 17. Sept. 1909. Gemeinderat Volz. Georg Röser Hypotheken u. Imobilienvermittlung. Hr- n. Uerkani vun Liegensciaiien. Ratſchreiber Schmitt. Bekanntmachung. Die Gemeinde bedarf für die Feuerwehr Rheinau 300 l. Mtr. gummirte Schläuche mit Verkuppelung. Die Anlieferung wird im Wege der öffentlichen Submiſſion vergeben. Angebote ſind mit entſprechender Ueberſchrift verſehen bis ſpäteſtens 27. d. Mts., bei dem Gemeinderat dahier einzureichen. Muſter und Bedingungen liegen auf dem Rathaus in Seckenheim und dem Gemeindehaus in Rheinau auf. Seckenheim, den 16. Sept. 1909. Gemeinderat: Volz. Schmitt. Emil Werber, Seckenheim Mitglied des allgemeinen Naball⸗Spar⸗Vereius grüne Iarken. Manufakturwaren Spezial- Geschäft sämtl. Däh⸗Atensiljen, Wollgarne, Unterziehzeuge, Korsetts, handschuhe, Strümpfe, Cravatten. Woll⸗ und Weißwaren Frottier Bade⸗Handtücher Arbeiterhemden, Blouſen, Schürzen, Kinderſchürzen. Sammel⸗Anzeiger. Hur für Mitglieder der landw. Ein⸗ u. Nerkaufsgeno ſſeuſch. Eine Leichſe, Hut und Lahne gefunden. Gg. Zahn. Sonderzug nach Frankfurt i zum Beſuth der intern. Luftſchiſfahrtausſtellung Sonntag, 26. Feptember 1909. Abfahrt Mannheim morg. 6.40, Ankunft Frankfurt 8.08 Uhr. Abfahrt Frankfurt abds. 8.18, Ankunft Mannheim 9.44 Uhr Teiluehmerkarte ab Mannheim Mk. 4.45 für Eiſenbahnrückfahrt 3. Kl., Eintritt zur Ausſtellung und Flugplatz ſowie Preisvergünſtigungsheit, erhältlich! bei Kaufmann Röſer, Hauptſtraße, Seckenheim. Anfertigung 2 nach Maaß von Lostümen, einzelner Röcke, dakets und Mäntel, ſowie ſämtlicher Herrengarderube. Garantie für eleganten Sitz und beste OUerarbeitung. Gleichzeitig bringe ich meine Schnittmuster ſowie Zuschneide⸗ Unterricht in empfehlende Erinnerung. Joſeph Weber, Herren⸗ und Damenſchneiderei, Seckenheim, Schloßſtraße 29. Es empfiehlt ſein Lager in ſämtlichen Bürsten- und 0 FPinselwaren Schwämmen, Teppichklopfern und Türvorlagen. L. Gilmer. im Hauſe des Herrn Holzhändler Bühler Eingang ins Geſchäft über die Treppen im Hof. Rohrſtühle werden in der Werkſtatt des Unter⸗ zeichneten eingeflochten. 9 Frisch eingetroffen: la. 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