Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. — Hr. 118 Die Reichsſtempelabgabe. Das Reichsſtempelgeſetz vom 15. Juli 1909, vom Reichskanzler bekannt gemacht am 27. Juli 1909, in Kraft getreten am 1. Auguſt, in Anſehung des Scheckſtempels am 1. Oktober 1909 ordnet unter anderem durch Tarif Nr. 11 die Erhebung einer Reichsſtempelabgabe für Grundſtücks⸗ übertragungen an. Hienach beträgt die Stempelgebühr für Kauf- und Tauſchverträge und andere entgeltliche Rechtsgeſchäfte ½% bezw. bis zum 1. April 1912, bis zu welchem Tage eine Reichsabgabe von der unverdienten Wertſteigerung bei Grundſtücken(Zuwachsſteuer) mit einem Ertrag von mindeſtens 20 Millionen Mark ein⸗ geführt werden ſoll, 5% vom Kaufpreis. Der Reichs ⸗ ſtempelabgabe unterliegen alle Beurkundungen, welche die Uebertragung des Eigentums an im Inland gelegenen Grundſtücke zum Gegenſtand haben, alſo Kauf⸗ und Tauſchverträge und andere entgeltliche Veräußerungs⸗ verträge ſowie die gerichtlichen Zwangsvollſtreckungen. Von der Reichsſtempelabgabe befreit ſind ohne weiteres FTauf⸗ und Tauſchverträge zwischen Teilnehmern an einer Erbſchaft zum Zweck der Teilung der zu letzterer ge⸗ hörigen Gegenſtände, ferner Ueberlaſſungsverträge zwi⸗ ſchen Eltern und Kindern oder deren Abkömmlinge. Von diefer Abgabe werden auf Antrag befreit Grundſtücksüber⸗ tragungen, wenn der ſtempelpflichtige Betrag(Kaufpreis) bei überbauten Grundſtücken(Gebäuden)— 20000 Mk. bei unüberbauten Grundſtücken— 5000 Mk. nicht über⸗ ſteigt und der Käufer weder den Güterhandel gewerbs⸗ mäßig betreibt noch ein Jahreseinkommen von mehr als 2000 Mk. hat. Dieſe bedingte Befreiung von der Reichs⸗ ſtempelabgabe tritt nur auf Antrag ein und bloß dann, wenn der Erwerber durch ſeinen letzten Einkommenſteuer⸗ zettel nachweiſt, daß er ein Einkommen von nicht über 2000 Mark hat. Die Reichsſtempelabgabe iſt zu entrichten: 1. bei Kaufverträgen vom Kaufpreis unter Hinzu⸗ rechnung des Werts der ausbedungenen Leiſtungen und vorbehaltenen Nutzungen; 2. bei Tauſchverträgen vom Kaufpreis des einen wert⸗ dollſten Tauſchobjekts. Nach Tarif 115 unterliegt der eſtenerung im gleichen Maße das Einbringen in eine Aktiengeſellſchaft, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien oder Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung. 5 Die Stempelabgabe beträgt wie erwähnt 3% vom Kaufpreis— von 1000 Mark alſo 6,66 Mk. oder auf⸗ gerundet 6,70 Mk. Die Stempelabgabe iſt innerhalb zwei Wochen vom Tage des Eintritts der Steuerpflicht an bei dem Beamten zu bezahlen, welcher das ſtempel⸗ dilichtige Rechtsgeſchäft beurkundet hat. Der Beamte kann ie Herausgabe der Urkunde und das Grundbuchamt die Lntragung des neuen Eigentümers ins Grundbuch bis zur Bezahlung der Stempelabgabe oder Sicherheitsleiſt⸗ ung derſelben verweigern. Schuldner der Abgabe iſt derjenige, auf deſſen Ver⸗ anlaſſung ein Rechtsgeſchäft beurkundet wird. Mehrere zur Zahlung verpflichtete Perſonen haften als Geſamt⸗ ſchuldner. due. Die Reichsſtempelabgabe iſt eine öffentlich rechtliche Moderung und wird ev. vom K. Kameralamt beigetrieben. dle Nichterfüllung der Steuerpflicht(Steuerhinterziehung) bebt Geldſtrafe im zehnfachen Betrag der Abgabe und zwenn der ſtenerpflichtige Wert nicht ermittelt werden kann im Betrage bis zu 10000 Mark nach ſich. Der An⸗ Huch auf Zahlung der Abgabe verjährt in fünf Jahren. une Verjährung wird durch eine Hahlungsaufforderung und durch Gewährung von Stundung unterbrochen. Ju, Der Ertrag der Abgabe fließt in die Reichskaſfe. ſontereſſant iſt ſodann noch die Vorſchriſt, wonach von genannten exemten Grundſtücken, welche auf Grund der derdesg ſctzlichen Vorſchriften über Familienfideitommiſſe, ö in. und Stammaüter nicht veräußert werden dürfen, 5 voraus in Zeitabſchnitten von 30 zu 30 Jahren eine derdabe von% vom Hundert des zur Zeit der Fälligkeit 15 Abgabe nach den Beſtimmungen des Erbſchaftsſteuer⸗ Abebes zu ermittelnden Werte zu entrichten iſt. Die gabe ruht auf dem Grundſtück als öffentliche Laſt. lee Beſtimmung, welche die gleichmäßige Beſteuerung u Grundſtücke, auch der nicht zum Verkauf kommen⸗ 8 ker im Reichstag. Weiterhin dürfen ſolche Gemein⸗ ehh welche am 1. April 1909 eine Wertzuwachsſteuer uwa haben, auch nach Einführung der Reichswert⸗ Jahncbsſteuer im Jahre 1912 dieſe Steuer noch bis zum dähr 1917, alſo noch fünf Jahre lang, weiter erheben, dom end die übrigen Gemeinden dieſe Wertzuwachsſteuer wüsten age der Einführung an die Reichskaſſe abführen N * bezweckt, beruht auf einem Antrag der preußiſchen Seckenheimer Hnzeiger, luesheim Hmisblatt der Bürgermeisterämier Seckenheim, Ivesheim, nHeckarhansen und Edingen. Samstag, den 9. Ukiober 1909 Aus Nah und Fern. Seckenheim, 9. Okt. Herr Cigarrenfabrikant Jacob Reuther und Frau Margaretha geb. Seitz feiern morgen Sonntag das Feſt ihrer ſilbernen Hochzeit. Dem Jubel⸗ paare unſere beſten Glückwünſche! Ladenburg, I. Oktober. Die hieſige Landwirtſchaft⸗ liche Winterſchule wird Mittwoch den 3. November, vor⸗ mittags 10 Uhr eröffnet. Am Unterricht können junge Leute vom 15. Lebensjahre an teilnehmen und iſt der Beſuch der Schule nicht nur für Landwirte, ſondern auch für Gewerbetreibende zu empfehlen. Der Unterricht befaßt ſich in erſter Reihe damit, die in der Volksſchule erworbenen Kenntniſſe zu erweitern. Den Schülern wird neben dem landwirtſchaftlichen und natuckundlichen Unterricht, An⸗ leitung im Geſchäftsaufſatz, im praktiſchen Rechnen, Feld⸗ meſſen und in der Buchführung gegeben. Würdigen, weniger bemittelten Schülern ſtehen Stipendien und Reiſegelder aus Kreismitteln in Ausſicht. Die Zöglinge können von dem Beſuch der Fortbildungsſchule befreit werden. Der ſeitherige gute Beſuch der Schule beweiſt, daß bei unſern Landwirten die Ginſicht immer mehr durchdringt, wie notwendig der Beſuch einer landwirtſchaftlichen Fachſchule für unſere Bauernſöhne iſt, wenn ſie den geſteigerten Anforderungen unſerer heutigen Zeit genügen wollen. Der Kurs dauert von Anfang November bis Mitte März. Schülern, die nicht zu entfernt wohnen, iſt die Möglichkeit geboten, täglich zu Fuß oder mittelſt Schülerkarte per Bahn nach Hauſe zu gelangen. Koſt und Wohnung hier ſtellen ſich monatlich auf etwa 45 Mk. Mittageſſen allein iſt für 40 bis 50 Pfg. zu erhalten. Das Schülergeld be⸗ trägt für die Schüler des I. Kurſes 10 Mk.; die Schüler des“ II. Kurſes ſind vom Schulgeld befreit. Hoffen wir, daß die Anſtalt auch im kommenden Winter ſich wie bisher, eines recht zahlreichen Beſuches zu erfreuen hat. . Karlsruhe, 8. Okt. Das Kgl. Generalkom⸗ mando des 13. E. Württ.) Armeekorps hat laut„Karlsr. 81g.“ auf amtlichem Weg der großh. badiſchen Regie⸗ ſelbe ſei ausgezeichnet geweſen und verdiene hohe Aner⸗ Karlsruhe, 8. Okt. In der Tagespreſſe waren Beſorgniſſe geäußert worden, daß die e zu militäriſchen Uebungen eingezogenen Perſonen dadurch am 21. Oktober an der Betätigung des Landtagswahl⸗ rechts gehindert werden könnten. Die amtliche„Karls⸗ ruher Zeitung“ macht nun darauf aufmerkſam, daß die vierzehntägige Reſerviſtenübung bereits am 20. Oktober, alſo einen Tag vor der Wahl endet Soweit Mann⸗ ſchaften zu ſonſtigen kleineren Uebungen eingezogen ſeien, ſei wegen Entlaſſung der Wahlberechtigten das Erforderliche bereits in die Wege geleitet und zu den noch bevorſtehenden Uebungen werden nur Mannſchaf⸗ ten eingezogen, die nicht wahlberechtigt ſind. Hieraus gebt hervor, daß die Militärbehörde anfangs bei Feſt⸗ ſetzung der Uebungen die Landtagswahlen tatſächlich ee 285 55 5 hebun ) Karlsruhe, 8. Okt. Bezüglich der Erhebung der Branntweinſteuer in den Zollau 5 durch landesherrliche Verordnung mit Wirkung vom 1. Oktober beſtimmt: 1. In den von der Zollgrenze des Reiches ausgeſchloſſenen badiſchen Gebietsteilen wird die Branntweinſteuer— wie im übrigen Groß⸗ herzogtum für Rechnung der Branntweinſteuergemein⸗ ſchaft— für die badiſche Staatskaſſe nach Maßgabe des Reichsgeſetzes vom 15. Juli 1909, betreffend die Be⸗ ſteuerung des Branntweins und der künftig etwa noch ergehenden Aenderungen und Ergänzungen dieſes Ge⸗ ſetzes erhoben. Die Verordnungen vom 14. Septem⸗ zer 1887 und 29. Dezember 1895 ſind aufgehoben. 2. Von dem aus dem Gebiete der anntweinſteuer⸗ zemeinſchaft in die badiſchen Zollausſchlußgebiete ein⸗ gehenden Branntwein werden an Uebergangsabgabe 150 Mark für das Hektoliter Alkohol erhoben. 3. Das . iſt mit dem weiteren Vollzug beauf⸗ Ettlingen, 8. Okt. Vor ſchwerem U wahrt blieb vorgeſtern unfere Stadt— durch das Zahn⸗ zveh einer Frau. So heiter ſich die Sache lieſt, ſo ernſt hätte ſie ausfallen können; es iſt eine Brandſtif⸗ ung in jener Nacht, in welcher ein ſo heſtiger Süd⸗ weſtwind wehte, in der engeren Lauergaſſe verſucht worden. Mit einem erdölgetränkten Sacke ſchlich ſich ein bis jetzt unbekanntes Individuum etwa um 2 Uhr in das Gehöft des Metzgermeiſters Leyer und warf den Sack brennend in den Schopf desſelben. Der Schopf ing ſofort Feuer. Einzig dem Umſtande, daß eine don Zahnweh geplagte Frau aufgeſtanden war und das er Nnzeiger, neckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Faſt allen ußgebieten wurde be⸗ Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechapſchluß Nr. 16. 9. Jahrgang freventliche Beginnen des gewiſſenloſen Kumpans mit anſah, war es ſofort den alarmierten Hausbewohnern möglich, das Feuer im Entſtehen zu erſticken. Es ſoll in letzter Zeit in jener Gegend bereits einmal gezün⸗ delt haben. Auch erinnert dieſer Vorgang an den ſchreck⸗ lichen Brand im Mai des Jahres 1904, bei welchem 7 Gebäude in der Lauergaſſe zerſtört wurden. Jeden⸗ falls hätte diesmal, wo die Scheunen gefüllt ſind und der Wind Flugfeuer erzeugte, eine noch größere Kata⸗ ſtrophe über die Stadt hereinbrechen können. Möge darum die eingeleitete Unterſuchung zur Ermittelung des Täters führen, damit die Einwohnerſchaft von einem ſolchen Individuum befreit wird. O Baden⸗Baden, 8. Okt. Die feierliche Einweih⸗ ung der neuen Gönneranlage mit Joſefinenbrunnen und Belzerbrunnen iſt auf Montag den 11. Oktober d. J. vormittags 12 Uhr feſtgeſetzt worden.— Mit dem heutigen Tage hat unſere Fremdenfrequenz die 70 000 überſchritten! Die Fremdenliſte verzeichnet 70055 Perſonen gegen 67 261 am gleichen Tage des Vor⸗ jahres, was ein Mehr von insgeſamt 2794 Fremden bedeutet. Um mehr als einen Monat früher wurde in dieſem Jahre die Fremdenziffer von 70 600 erreicht, denn im Jahre 1908 konnte dieſe ſtattliche Zahl erſt am 11. November verzeichnet werden! (Heidelberg, 8. Okt. Die Identität der geſtern hier im Neckar geländeten Leiche iſt als die einer 45⸗ jährigen Frauensperſon aus Jöhlingen feſtgeſtellt und von Anverwandten agnosziert worden. Ein Verbrechen liegt nicht vor, wohl aber iſt Selbſtmord anzunehmen, da die aus dem Leben Geſchiedene ſeit längerer Zeit ſchwermütig geweſen iſt. CTairnbach, 8. Okt. Auf der Jagd kann den Jägern ſo manches paſſieren, was ſie nicht erwartet hätten. So gingen geſtern hier die Jagdpächter auf die Haſenjagd und ſchoſſen einen Wolf, nämlich den Polizeidiener unſeres Ortes, mit Namen Wolf, an. W. erhielt eine leichte Verletzung am Auge. Die Jäger können von Glück ſagen, daß die Sache nicht ſchlimmer ausging. ( Kupprichhauſen, 8. Okt. Kürzlich wollten zwei Burſchen mit Plaßpatronen, die ſie auf dem Manöver⸗ felde gefunden hatten, ſchießen. Sie ſchlugen mit einem Hammer auf den Zünder. Dabei ging ein Schuß dem einen etwa 19 Jahre alten Burſchen in die Augen. Er mußte in die Augenklinik nach Heidelberg gebracht werden. Das eine Auge dürfte verloren ſein. i Fünfhundert Millionen neue Anleihen. Schon lange war es bekannt, daß das Reich wieder mit ſtarken Anforderungen an das Volk herantreten werde. Man erhöhte die Anleiheſumme, die begeben werden muß, um für kurze Zeit über die Finanzmiſere hinwegzutäuſchen, auf etwa 500 Millionen Mark. Jetzt wird dieſe Schätzung durch einen Artikel der Berliner Politiſchen Nachrichten beſtätigt: Es heißt darin: Gleichzeitig mit dem Etat für 1910 wird aber auch ein Nachtragsetat für 1909 vorgelegt werden, weil ſelbſtverſtändlich die Beſtimmungen des neueſten Finanzgeſetzes betreffs der Uebernahme der verſchiedenſten bisher ungedeckten Ausgaben auf Anleihe ausgeführt werden müſſen. Die Einzelheiten, die hier in Rede ſtehen, ſind bekannt. Es handelt ſich bei der Uebernahme auf Anleihe einmal um die geſtundeten Ma⸗ trikularumlagen der Jahre 1906 bis 1908, die ja die a Einzelſtaaten nicht zu bezahlen brauchen und um die f Fehlbeträge der Reichskaſſe in den Jahren 1907 und 1908 ö ſelbſt. Sodann iſt im neueſten Finanzgeſetz beſtimmt, das für 1909 von den Einzelſtaaten an ungedeckten Matri⸗ kularumlagen höchſtens 48,5 Mill. Mark gezahlt zu wer⸗ den brauchen. Es muß demgemäß dafür geſorgt werden, daß für die dieſen Betrag im Etat für 1909 überſteigenden ungedeckten Umlagen Erſatz geſchaffen und damit der diesfährige Etat wieder zur Balance gebracht wird. Be- kanntlich beziffert ſich die Summe der ungedeckten Matri⸗ kulqcrumlagen im Etat für 1909 auf weit mehr als 200 5 1808 5 95 5 die großen Summen, die euf 1908 und 1909 an Beſoldungsaufbeſſerungen gezahlt ſiud bezw. noch gezahlt werden ſollen, auf den Nach⸗ 2 17 5 1 werden F es fich un Betrag von etwa 1 ill. Mark. Schließ⸗ lich werden die e der ſchlechten Einnahmen 5 der Poſtverwaltung und der Brauſteuer entſtandenen Aus⸗ fälle in den n ichungsbeträgen gedeckt werden müſ⸗ ſen. Alle dieſe Momente werden dazu führen, daß der Anleihebetrag, der durch den in Rede ſtehenden Nach⸗ tragsgtat gefordert werden wird, etwa die Summe von 500 Millionen Mark ausmachen wird. „ Natürlich wird es mit dieſen 500 Millionen auch nicht getan ſein. Schon jetzt fürchtet man in Fi kreiſen, daß das Nei B kommen wird.. e e— Neues aus aller Welt. * Ein Grubenunglück hat ſich in der Nähe von Plöfen bei Bayreuth ereignet. Die Firma Höginger u. Co. aus Nürnberg läßt in der Gegend von Plöſen nach Eiſen⸗ erzen ſchürfen. Dienstag früh ließ ſich der 18jährige Bergarbeiter Johann Brendel aus Obernſees an einem Drahtſeil in den Schacht hinab. Unten angekommen, wollte er ſich losmachen, fiel aber, von den Grubengaſen betäubt, zu Boden. Der am Eingang ſtehende Schacht⸗ meiſter Schmer ſtieg ſofort nach, fiel aber ebenfalls be⸗ täubt nieder. Ein obenſtehender Taglöhner eilte fort, um Hilfe herbeizuholen. Man verſuchte mit einer Feuer⸗ spritze die Gaſe auszupumpen, aber ohne Erfolg. Endlich gelang es mittels eines ſogenannten Reißers die beiden Körper aus dem Schacht zu heben; beide Männer waren aber bereits tot. * Exploſion. Bei einer militäriſchen Uebung ex⸗ plodierte in Bukareſt eine Kanone, als die Bedienungs⸗ mannſchaft Pulver nachfüllen wollte. Vier Soldaten wur⸗ den getötet, zwölf mehr oder weniger ſchwer verletzt. * Feuer im Poſtwagen. Der Poſtwagen des Jo⸗ hannesburger Poſtzuges iſt 12 Meilen von Bloemfontein entfernt in Brand geraten. Die engliſchen Briefe für Johannesburg ſind gerettet; die Briefe für den Oſt⸗ und Weſtrand, für Nord⸗Transvaal, für die Delagbabai, für Portugieſiſch Ostafrika, ſowie der größere Teil der Briefe für Pretoria ſind vernichtet. * Großfeuer. In einem Hauſe in Frankfurt a. M. brach vorgeſtern abend Feuer aus. Mehrere umliegende Häufer wurden von den Flammen ergriffen. Nach neueſter Meldung kam das Feuer in dem im Hauſe befindlichen Spielwarenlager zum Ausbruch, wo es durch die leicht brennbaren Zelluloid⸗ und Gummiwaren, ſowie die Maſſe von Kartonagen, reichliche Nahrung fand. Der Brand wurde mit ſechs Dampfſpritzen bekämpft. Die Feuerwehr konnte des Brandes erſt einigermaßen Herr werden, nach⸗ dem das Dach und die beiden oberen Stockwerke einge⸗ ſtürzt waren. Da die Feuerwehr ihr Hauptaugenmerk auf die Rettung der Nachbarhäuſer richtete, konnte das Feuer ſich nicht weiter ausbreiten. Die Löſchungs⸗ und Aufräumungsarbeiten nahmen noch die ganze Nacht in Anſpruch. ö * Bluttat im nächtlichen Berlin. In der Nacht auf Freitag ſuchte in Berlin die Gräfin Strachwitz mit einem Mann ihre Wohnung auf. Nach einiger Zeit wur⸗ den die übrigen Hausbewohner durch Hilferufe und Schüſſe veranlaßt, die Tür zur Wohnung der Gräfin ge⸗ waltſam zu öffnen. Sie fanden die Gräfin mit einer lebensgefährlichen Schußwunde am Halſe auf dem Boden liegend und benachrichtigen ſofort die Polizei. Wäh⸗ rend man die Verwundete, um ſie in ein Krankenhaus zu bringen, auf dem Treppenflur niederlegte, ſuchte ſich der Beſucher zu verſtecken. Man fand ihn nachher mit einer Schußwunde im Munde im Bett liegend. Unter dem Bett lag ein Dolchmeſſer, ein ſogenannter Schlangen⸗ dolch. a 1 Vermiſchtes. Der Polizeihund. Mit großem Erfolg hat der Berliner Polizeihund„Fricka“ gearbeitet, der zur Auf⸗ klärung eines Eiſenbahnattentats mit Berliner Krimi⸗ nalbeamten nach Opalenitza in Poſen geſandt worden iſt. Dort war ein Eiſenbahnanſchlag verübt worden, der 1 an das Verbrechen in Strausberg erinnert. In der Nähe von Opalenitza hatte jemand in der Nacht zum Freitag voriger Woche zwei Schienenlaſchen gelöſt, mit einem Baumpfahll die beiden Schienen einige Zentimeter hoch gewuchtet und aus dem Geleiſe gedrückt. Der Verbrecher hat augenſcheinlich die Abſicht gehabt, den D⸗Zua Berlin⸗ Bekanntmachung. Die Reviſion des Kataſters der land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Unfallverſicherung für das Jahr 1909 betr. Wir bringen hiermit zur Kenntnis der Beteiligten, daß demnächſt mit der Reviſion des Kataſters der land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Unfallverſicherung begonnen wird. Wir fordern daher alle diejenigen, deren Betrieb im Laufe des Jahres eine ſolche Aenderung erfahren hat, welche die Verſetzung in eine höhere oder niedere Beitrags⸗ klaſſe bedingt, ſowie diejenigen, welche einen Betrieb neu eröffnet oder eingeſtellt haben hiermit auf dieſe Ver- änderung auf dem Nathauſe dahier— Zimmer Ar. 5— binnen 8 Tagen anzuzeigen. Das Kataſter liegt während dieſer Zeit zur Einſicht n. 1 Seckenheim, den 9. Oktober 1909. Die Abſchühzungskommiſion für land- und forſtwirtſchaftl. Anfallverſicherung i Volz. Schmitt Zugelaufen und bei Leonhard Rudolf, Neckarſtraße 19 dahier abzuholen iſt ein Hund,(Fox) weiß mit ſchwarzem Abzeichen am Kopf und mit Halsband. s Seeckenheim, 8. Oktober 1909. 80 gürgermeiſteramt: Volz. Bekanntmachung. g Gänſehaltung in Seckenheim betr. Wir bringen an durch zur öffentlichen Kenntnis, daß die Gebühren für das Austreiben der Gänſe im Jahr 1909 wie folgt feſtgeſetzt ſind: 5 für eine junge Gaus auf 46 Pfg. für eine alte Gans auf 90 Pfg. Die Gebühren werden in nächſter Zeit durch die Gänſehirtin erhoben. 1 i 8 den 8. Oktober 1909. Gemeinderat: offe Syorruynen entgteiſen und den nächſten Perſonen in die Trümmer hineinlaufen zu laſſen. Zum Gl 1 der Anſchlag vereitelt. Der Kriminaldienſthund„Fricka“ erhielt am Tatort vor dem Baumpfahl Witterung und verfolgte ſofort eine Spur, die durch einen Wald hin⸗ durch nach der Wohnung eines früheren Streckenarbeiters Wallnicke führte. Dort fand der Hund in der Behauſung in einer Ecke unter Gerümpel einen Schraubenzieher, den er ſofort ſeinem Führer überbrachte. Es iſt augenſchein⸗ lich der Schlüſſel, mit dem der Täter die Laſchen gelöſt hat. Wallnicke, der zu Hauſe war, fiel angeſichts der Beamten und des Hundes auf die Knie und flehte die Mutter Gottes an. Er beſtritt erſt, am Tatort geweſen zu ſein. Als ihm bald darauf eine Frau gegenübergeſtellt wurde, die ihn am Freitag abend dort geſehen hat, gab er zu, in der Nähe geweſen zu ſein. Mit dem Anſchlag will er aber trotzdem nichts zu tun haben. Er wurde darauf in eine größere Menſchenmenge hineingeſtellt. „Fricka“ erhielt noch einmal Witterung, ging in die Menge hinein, ſtellte ſofort Wallnicke, nahm ihm den Hut ab und brachte dieſen ihrem Herrn. Wallnicke iſt im Juli d. J. aus dem Dienſt entlaſſen worden, weil ihn der Bahnmeiſter als unzuverläſſig erkannt hatte. Seit⸗ dem hatte ex wiederholt gedroht, er werde dem Bahn⸗ meiſter für ſeine Entlaſſung etwas eintränken, an das er zeitlebens denken ſoll. Wallnicke erſcheint ſo ſchwer belaſtet, daß er verhaftet wurde. Zwei Mütter für ein Kind. Wie ein Roman aus dem Leben, oder noch beſſer wie ein Stoff für eine echte, rechte Poſſe hört ſich eine Geſchichte an, die ſich unlängſt in Paris ereignet hat. Lebte da in der franzö⸗ ſiſchen Hauptſtadt ein Ehepaar, deſſen Name von den Zeitungen diskret verſchwiegen wird. Die Ehe war keine glückliche, da ſich der Kinderſegen nicht einſtellen wollte. Der Ehemann wurde ſchließlich ſo ungehalten darüber, daß er ſeiner beſſeren Hälfte androhte, er werde ſie ver⸗ laſſen, wenn ſie ihn nicht bald mit einem Nachkommen be⸗ ſchenkte. Die Frau wußte ſich zu helfen. Sie beſaß eine verheiratete Freundin, deren Mann keine Kinder leiden konnte. Unglücklicherweiſe befand ſie ſich aber gerade in geſegneten Umſtänden, und ſo beſchloſſen denn die beiden Ehefrauen, das Kind zu vertauſchen. Es gelang den ſchlauen Evastöchtern, ihre Männer zu täuſchen; das neugeborene Kind der Freundin wurde für das Baby der anderen ausgegeben, deren Mann über die glückliche Geburt ganz närriſch vor Freuden war und ſchleunigſt die Anmeldung auf dem Standesamt bewirkte. Nun ſchlug aber der wirklichen Mutter das Gewiſſen, zumal da die Hebamme das Neugeborene ebenfalls in die Liſten des Standesbeamten hatte eintragen laſſen. Sie begab ſich zu der Freundin, die ſo geſchickt die Mutter zu ſpielen verſtand, und in einem unbewachten Augenblick verſchwand ſie mit dem Kind aus deren Wohnung. Als der angebliche Vater nach Hauſe kam und„ſein“ Kind nicht fand, er⸗ zählte ihm die Gattin in ihrer Angſt, das Kind ſei plöß⸗ lich erkrankt, ſo daß ſie es nach dem Krankenhaus habe bringen müſſen. Dann eilte ſie ſpornſtreichs zu der wirk⸗ lichen Mutter, aber dieſe war mit dem Kind ſpurlos verſchwunden! Jetzt war guter Rat teuer. Doch die falſche Mutter verzweifelte noch nicht. Tränenden Auges er⸗ zählte ſie ihrem Mann, daß das Kindchen im Krankenhaus geſtorben ſei. Der Schmerz des„Vaters“ kannte keine Grenzen. Er wollte wenigſtens für ein großartiges Be⸗ um die nötigen Vorkehrungen zu treffen und Anweiſungen zu erteilen. Natürlich wußte man hier nichts von ſeinem Kind. Nach Hauſe zurückgekehrt, nahm er ſeine Frau deckte. Noch an demſelben Abend verließ der wütende Ehemann ſeine Frau, die außerdem noch eine Beſtrafung .. Etiketten zur n 8 8 wegen wiſſentlich falſcher Eintragung in das Geburts⸗ roi Hen ant gomäxtigen hat. 5 8 2E f 12 Hausbaltungsunterricht. Die Einführung des Haushaltungs⸗ t unterrichts in Seckenheim betr. Der an Stelle des Fortbildungsunterrichts der Mäd⸗ chen dahier eingeführte Haushaltungsunterricht nimmt für das laufende Jahr ſeinen Anfang am Dienſtag, den 12. Oktober 1909. Sämtliche fortbildungsſchulpflichtigen Mädchen haben ſich an dieſem Tage vormittags 8 Uhr in der Friedrichſchule dahier eiuzufinden. Seckenheim, den 5. Oktober 1909. Ortsſchulbehörde: ö Volz. Lorentz, Oberlehrer. Industrieunterricht. Eröffnung des Induſtrieunterrichts in Seckenheim betr. f Wir bringen andurch zur öffentlichen Kenntnis, daß der Beginn des Jnduſtrieunterrichts auf Mittwoch, den 13. Oktober d. J., mittags 12 Uhr feſtgeſetzt wurde. g Seckenheim, den 5. Oktober 1909. ae f Volz. Lorentz, Oberlehrer. Zum Beginn der Arbeitsſchule empfehle ich ſämt⸗ liche Bedarfsartikel als: 585 120 Stoff zu Hemden, Nähtücher, Sticktücher, Wolle, Garn, Näh⸗, Stick⸗ und Stricknadeln, Faden, Scheeren ꝛc. nach Vorſchrift, zu billi⸗ gen Preiſen. Ferner neu eingetroffen eine Par⸗ tie Wollwaren, als Caputzen, Chals, Hand⸗ ſchuhe, Strümpfe, Socken, Kinderſchuhe, Wickeldecken, und Unterhoſen ete. E. Merklein. Ferpjetten, Speisekarten, und elfrich gräbnis ſorgen und begab ſich nach dem Krankenhaus, ins Gebet, die ihm ſchließlich den ganzen Betrug auf 1 Hauswirtſchaft. * Wichtig für Herſteller von Moſt. Von fach⸗ männiſcher Seite wird mitgeteilt, daß der Moſttrinker in dieſem Jahre mit Rückſicht auf den geringen Ertrag unſerer einheimiſchen Apfelbäume in der Hauptſache dar⸗ auf angewieſen ist, den ſo beliebten ſchwäbiſchen Haus⸗ trunk aus ausländiſchen Aepfeln herzustellen. Der reine, ungewäſſerte Preßſaft von zur Unterſuchung gelangten ausländiſchen Obſtſorten, wie ſie aus Oeſterreich, Steier⸗ mark, Kärnten und Italien zu uns kommen, zeigt in dieſem Jahr im Durchſchnitt zirka 48 Grad Oechsle und im Säuregehalt Schwankungen von 4,3 bis 12,0 pro Mille als Aepfelſäure berechnet. Insbeſondere zeigt der Saft des italieniſchen Obſtes einen faſt durchweg niederen Säuregrad. Es ſteht ſomit zu erwarten, daß lediglich unter Verwendung von ſolch ſäurearmem Obſt hergeſtell⸗ ter Moſt im Laufe der Lagerung häufig blau bezw. ſchwarz werden wird. Das Schwarzwerden von ſäure⸗ armem Moſt iſt ein Schönheitsfehler und beruht auf der Bildung von ſchwarzgefärbtem, gerbſaurem Eiſen⸗ oxyd. Dasſelbe wird erzeugt durch die Berührung der in dem Obſtſaft enthaltenen Säuren, während der Her⸗ ſtellung und Aufbewahrung des Moſtes mit Eiſen(3. B. Preſſen, Nägeln, Beſchlägen uſw.). Von der Apfelſäure der Säfte wird das Eiſen gelöſt, an der Luft oxydiert und durch die Gerbſäure in das ſchwarze gerbſaure Eiſen⸗ oxyd übergeführt. Vermieden kann dies werden einer⸗ ſeits dadurch, daß derartiges ſäurearmes Obſt mit einem in dieſem Jahre allerdings ſehr ſchwer zu bekommenden, ſäurereichen Obſt gemiſcht wird, oder aber, es bleibt im übrigen kein anderer Ausweg, als den Säuregrad des Getränkes künſtlich durch Zuſatz der erforderlichen, nach dem Säuregrad des Moſtes jeweils zu berechnenden Menge von Säure, zu erhöhen, wozu ſich am beſten Zitronen⸗ ſäure eignet. Als eigentlich ſelbſtverſtändlich ſei noch er⸗ wähnt, daß der Moſt bei der Herſtellung zweckmäßigerweiſe möglichſt der der Berührung mit eiſernen Geräten zu ſchützen iſt. Im übrigen empfiehlt es ſich auch, bei der Bereitung des Moſtes in dieſem Jahre das Waſſer zu ſparen, da der Zuckergehalt der Obſtſäfte nicht hoch iſt F Gottesdienſt⸗Ordnung. Rathol. Gottes dienſt: Sonntag, 10. Okt.(19. n. Pf) ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt. 1 Uhr: Chriſtenlehre, ½2 Uhr: Veſper, 3 Uhr: Mütterverein mit Vortrag. Evangel. Gottes dienſt: Sonntag, den 10. Okt.(18. n. Trin.) gottesdienſt, 1 Uhr: Chriſtenlehre. 5 Freiwillige Secken⸗ jährige Schluß⸗Probe ſtatt, woran ſich ſämtliche Wehrleute zu beteiligen haben. Antreten ½3 Uhr am Spritzenhauſe, 3 Uhr Schluß⸗ übung an den Planken. Daran anſchließend Sturmangriff auf das Brandobjekt, Gaſthaus„zum goldenen Adler“. Hierauf Lankett im Lokal zum„goldenen Adler.“ Anzug: 1. Garnitur. Das Kommando. Tiberale Vereinigung S eckenb eim. Heute Samstag, den 9. Okt ober, abends ½ 9 Uhr findet in Friedrichsfeld im„Adler“ ein = iffenkliche Wählerverſammlung ſtatt, in welcher unſer Landtagskandidat Herr Gduard Schaaf aus Feudenheim ſowie Herr Stadtſchulrat br. Hickinger aus Mannheim ſprechen werden. Wir bitten unſere Mitglieder ſich zahlreich zu dieſer Verſammlung einfinden zu wollen. Der Vorſtand. Had. Jnvnſiden 2 1 Geldlotterie 5000 Mark ziehung garant. 30. 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