f 8 g 5 8 5 Fe 4 N A N 4* Seckenheimer Hnzeiger, Illuesheimer Nnzeiger, neckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Hmisblaft Inſertionspreis: ö Die einſpaltige Petitzeile 10 Pf., Reklamen 4 der Bürgermeisterämter Seckenbheim, Hoesheim, Heckarhansen und Edingen. Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. — Mr. 125 Dienstag, den 26. Untober 1909 9. Jahrgang Die Vergewaltigung Finnlands. Während der ruſſiſche Kaiſer nach Italien reiſt, ſoll il Rußland ein ſchweres Unrecht geſchehen. Am 18. Okt iſt in der Miniſterratskonferenz in Petersburg Stolypin⸗ Wille durchgedrungen: ein Beſtandteil des Großfürſten tums Finnland, das Gouvernement Wiborg, ſoll durd einen Handſtreich dem ruſſiſchen Reiche einverleibt wer den. In dieſen Tagen, noch vor dem am 23. Oktober er folgenden Zuſammentritt der Reichsduma, ſoll die Pro llamierung erfolgen. Das Leibgarde⸗Ataman⸗Koſaken Regiment des Thronfolgers iſt nach Wiborg kommandier worden. Zwei Sotnien(Schwadronen) ſind bereits an 19. Oktober nach Finnland gegangen; der Hauptteil de; Regiments rückt mit ſeinem Stabe am 20. Oktober aus Infanterie und Artillerie werden demnächſt nachfolgen Man befürchtet, wie den„Münch. N. Nachr.“ gemelde wird, einen blutigen Aufſtand der mißhandelten und jetz ſo ſchwer gereizten Finnländer. Das von Peter dem Großen eroberte Karelien(Gouv Finnland) war vom Kaiſer Alexander 1. nach der Er, oberung ganz Finnlands mit dem von ihm autonom ge. machten Finnland vereinigt worden. Unter dem Friedens. kaiſer Nikolaus II. wird dieſe großherzige Tat wieder rückgängig gemacht. Seit Beſtehen der dritten Reichs uma arbeiten die Reaktionäre im Lande und der Mi niſterpräſident Stolypin eifrigſt auf die völlige Gleich⸗ ſtellung Finnlands mit den innerruſſiſchen Gouvernements hin. Stolypin iſt jetzt ganz nach rechts gerückt, was er in den letzten Tagen auf das deutlichſte bekundet hat. Er hat ſich vom früheren Reichsduma⸗Zentrum, den Ok⸗ kobriſten, abgewandt, ſeitdem dieſe bei den Erſatzwahlen in Petersburg, Moskau und Odeſſa der Oppoſition unter⸗ legen ſind. Und da die Oktobriſten der Huld des„all⸗ zerfallen ſie; der Oktobriſtenkongreß in Moskau geht vor⸗ zeitig unter heftigen Auseinanderſetzungen zu Ende. Die Rechten am Hofe haben geſiegt. dafür iſt die Stellungnahme des Juſtizminiſteriums zum Fall Dubrowin. Der Führer des reaktionären Ruſſiſchen Volksverbandes Dr. Dubrowin wird der Anſtiftung der Ermordung des Abgeordneten der erſten Reichsduma Her⸗ zenſtein angeklagt. Der Mord war auf finnländiſchem Boden geſchehen, in Finnland finden die Gerichtsver⸗ handlungen gegen die Mörder ſtatt. Und die finnländiſchen Gericht fordern von den ruſſiſchen Behörden die Aus⸗ lieferung Dubrowins an Finnland. Der Juſtizminiſter hat diefe Forderung jetzt abgeſchlagen mit der Motivie⸗ rung, daß die Auslieferung nach ruſſiſchen Geſetzen nicht angehe. Mit der Einverleibung des Gouvernements Wi⸗ borg, in dem der Mord ſtattgefunden hatte, ins ruſſiſche Reich kommt, was die Volksverbändler von jeher verlangt, der Herzenſteinprozeß war ein ruſſiſches Forum. mächtigen“ Miniſterpräſidenten verluſtig gegangen ſind, Ein Beweis Der Einverleibung Wiborgs wird, dieſes auf parla⸗ mentariſchem Wege wegen dazu vorhandener Stimmung im Parlament, die Einverleibung des zum Königreich bolen gehörenden Cholmſchen Rußj(Gouvernement Lub⸗ in und Siedlee) ins ruſſiſche Reich und die Einführung der ruſſiſchen Landſchaftsordnung im Baltenlande folgen. Fieberhaft wartet man auf die Stellungnahme der Finnländer zur Gewalttat. Man fürchtet, daß ſie die Zeſonnenheit verlieren und revoltieren werden, ſtatt auf ine beſſere Zukunft zu warten. Die Buren des Nordens jenießen im Ausland ſehr viele Sympathien; doch aufs lusland können ſie nicht hoffen. Revoltieren ſie, was zugenſcheinlich im Miniſterrat bei der äußerſt gereizten stimmung in Finnland erwartet wird, ſo erfolgt die Ein⸗ ſerleibung ganz Finnlands. Die ruſſiſch⸗finnländiſche Linigungskommiſſion iſt aufgelöſt worden, als rechne der Miniſterrat gar nicht mehr damit, daß, was in der KHom⸗ niſſion geſchehen ſollte, die finnländiſchen Sonderrechte u berückſichtigen ſind. Die Reiſe des Zaren. Einen koloſſalen Umweg hat der Zar auf ſeiner Eiſen⸗ bahnreiſe von Odeſſa nach Racconigi gemacht. Der Weg über Warſchau, Alexandrowo, Thorn, Poſen, Kottbus, Frankfurt am Main, Straßburg, Belfort iſt mehr als doppelt ſo groß als der direkt über Oeſterreich⸗Ungarn führende Weg von Odeſſa nach Oberitalien. Der Zweck dieſer Umgehung von öſterreichiſch⸗ungariſchem Gebiet iſt klar. Die ruſſiſchen Regierungskreiſe ſind auf das Tiefſte verſtimmt über das Verhalten Oeſterreichs in dem Balkan⸗ konflikt; ſie wollen jetzt der öſterreichiſch⸗ungariſchen Re⸗ gierung direkt zu verſtehen geben, daß ihr Groll anhält. Auch das deutſche Gebiet hätte der Zar gern gemieden, wenn er es nur hätte tun können. So ging er wenigſtens der Reichshauptſtadt Berlin aus dem Wege, ebenſo ver⸗ mied er es, das Gebiet der Stadt Frankfurt a. M. zu be⸗ rühren, indem er ſeinen Hofzug in Bockenheim bei Frank⸗ furt a. M. auf die nach der franzöſiſchen Grenze führende Strecke überſetzen ließ. Bei der Vermeidung der großen Städte ſpielte natür⸗ ö lich auch die Furcht vor Attentaten eine große Rolle. Natürlich wurde die Strecke, die der Zar auf deutſchem Gebiet durchfuhr, auf das Strengſte bewacht. Wie aus Frankfurt a. M. berichtet wird, wurde der Frankfurter Wald, durch den der Zug des Zaren etwa eine halbe Stunde zu fahren hatte, durch Frankfurter Polizeimann⸗ ſchaften auf beiden Seiten bewacht und abpatrouilliert! Alle Uebergänge waren polizeilich beſetzt. Die Koſten für die a Sicherung der Fahrt des Zarenzuges getroffenen Maßnahmen haben aber die deutſchen Steuerzahler zu a tragen! Wie aus Belfort gemeldet wird, iſt der Zar am 5 abend um 9.25 Uhr in der Grenzſtation Petit⸗ roix eingetroffen, wo er von einer Abordnung im Namen des Präſidenten Fallieres begrüßt wurde. Die Abord⸗ nung gab dem Zaren im Zuge bis nach Belfort das Geleit, wo die Ankunft um 10.7 Uhr erfolgte. Nachdem ſich die Abordnung verabſchiedet hatte, ſetzte der kaiſer⸗ liche Sonderzug die Fahrt nach Italien fort. 5 Der franzöſiſche Miniſter des Auswärtigen, Pichon, gab bekannt, daß er vorausſichtlich am Montag abend abreiſen werde, um den Kaiſer von Rußland bei deſſen Rückfahrt auf franzöſiſchem Gebiet zu begrüßen. Bei dieſer Gelegenheit werde er eine Unterredung mit Iswolski aben Nach Meldungen aus Rom iſt der Bürgermeiſter von Rom, Nathan, am Freitag abend nach Racconigi abgereiſt. Das Giornale d'Italia ſagt, da der Beſuch des Kaiſers Nikolaus nicht in Rom ſtattfinde, habe der König den Wunſch geäußert, in dieſen Tagen den Bürger⸗ meiſter von Rom in ſeiner Nähe zu haben. Aus Rom wird gemeldet: Der Kaiſer von Rußland war am Sonntag mit dem König von Italien drei Stun⸗ den, von 4 bis 7 Uhr abends, allein. Ebenſo hatten Tittoni und Iswolski eine zweiſtündige Konferenz. Am Sonntag ließ ſich zum ruſſiſchen Beſuch die erſte kritiſche Stimme vernehmen. Es iſt der bekannte Politiker Can⸗ talupi, der im„Mattino“ vor ſpäteren Enttäuschungen warnt. 1914 laufe der Dreibundvertrag ab. Es dei aber ſehr cheinlich, daß bis dahin Rußland wieder finanziell und militäriſch erſtarke. Abgeſehen davon ſei es unwahrſcheinlich, daß Rußland Luſt habe, ſich mit Deutſchland we Oeſterreichs entzweien. Canta⸗ lupi iſt der Anſicht, daß Rußland früher oder ſpäter ſich wieder mit ich vertragen werde. Die öffentliche Meinung Italiens, die ſoeben eine unvergleichliche mora⸗ liſche Genugtuung erfahren habe könne ſich nur vor ge⸗ fährlichen Illufionen hüten. Wie bereits der Corriere und die Tribuna in ihren offiziöſen Auslaſſungen taten, ſo bezeichnet es heute auch Popolo Romano als Tor⸗ heit, in den Ereigniſſen der letzten Tage einen Bruch des Dreibunds zu erblicken. Der Dreibund ſei damit nicht nur einverſtanden, ſondern begünſtige derartige Sonder- bündniſſe, da ſie Erhaltung des Friedens beitragen. Cantalupi verweiſt auch auf das ungeheure Abſatzgebiet, das Rußland Italiens Produkten biete. N 1 5 f e Der Zarenbeſuch in Italien. Die römiſchen Morgenblätter heben als Ausdruch der geſtrigen Trinkſprüche einen ungewohnt herzlichen Ton der Reden hervor, aus dem hervorgehe, welche Ge⸗ nugtuung man auf beiden Seiten darüber empfinde, daß ſich der Beſuch vollziehen konnte. Popolo Romano weiſt darauf hin, daß die Tripelallianz alles zu gewinnen stimme klang nicht ganz ſo feſt wie ſonſt, und er zäuſperte ſich laut. Fräulein von Bar ſah angelegentlich die Gegend —— heugte ſich ttef darüber und beſchamen mich dadurch aufs tiefſte es nicht. Ich bin mit meinen Gäſten gekommen.“— „Sie bieten mir Ihre Hand Frömein von Bar winkte dem Grafen, der ſich lang⸗ Ich verdiene ain näherte. 1 Schluß folgt.) — an, als ſei ihr Intereſſe für die Felder und Wieſen,„Ich verſtehe Sie vollkommen“, unterbrach ihn der 11 Anter dem Geſetze. felbſt für die Kiefern beſonders groß. In Wirllichkeit Freiherr, eich begreife, es bleibt alles beim alten, aber 1 Roman von H. v. Schreibers hofeck. zuckten allerhand wunderliche Lichter über ihr Geſicht, Sie wollen mir perſönlich nicht zürnen. Ich danke ö 40 Fortſetzung.)(Machdruc verboten.) 5 5 immer wieder mit der Hand wegzuſtreifen ver⸗ 8 85 55 175 Nee 3 tut mir wohl. 6 Der zweiſttzige Wagen fuhr vor. Fräulein von ſuchte.— e als alten Freund wie 5 Bar poche Abende leicht 8 e„Sieh nicht In der Nähe von Schloß Ellerau war ſie wieder Eine helle Röte überflog das Antlitz des 8 1 e, beuge ins Tageslicht, Kind!“ flüſterte ſie. Je⸗ ganz Heiterkeit, ſcherzte mit Seehauſen, lachte und fand Haſtig„ mit der alten ö Ungeduld, rief 5 O 5 0 N Tag kann unerwartetes Gutes bringen und tut alles wunderhübſch. Himmel, nein, ſo iſt es ja gar nicht gemeint 8115 um- 5 es auch, wenn wir nur mit offenen Augen ſehen wol⸗„Nach den Schweizer Bergen ein bischen glatt, me, weil ich mein Unrecht einſehe, weil ich endlich 38 N len. Du läßt doch unſeren alten Freund grüßen und nicht wahr?“ fragte Warnitz, den eine leichte Be- lernt habe, auf welchem Wege ich war 50— un ö ihn fragen, ob die Reiſe ihm gut bekommen iſt? Ich fangenheit befallen hatte. weil ich kein Recht mehr habe, ſo hart un ſtreng zu 1 mich, Ellerau zu ſehen, und werde dir hernach„Dafür findet man ſich hier ſchneller wieder zu: ſein. Was Ihr Schwiegerſohn getan hat, 1 auch 1 Jagen, ob es mir gefallen hat. Ich habe zu dem al⸗ recht, wenn der rechte Weg einmal verloren gegangen]— Warnitz ſtieß es hervor, atmete aber dann wie von 1 den Herrn eine große Liebe gefaßt, gewiß. So, nun iſt“, meinte Tante Bar philoſophiſch. ſchwerer Laſt befreit auf und ſah den alten Herrn of⸗ 17 trolle ich hinweg, ich weiß, was du alles ſagen möch⸗„Bitte, gehen Sie voran, ich möchte dem Kutſcher fen und ehrlich an. 1 15 teſt, will aber ebenſo gern nichts hören. Sieh, da noch etwas ſagen, ich folge gleich.“ Warnitz trat an„Sie— Sie!“ ſtammelte der Freiherr faſſung 70 1 kommen unſere Turteltauben!“ den Wagen zurück, die anderen gingen hinein. Aber„Nein, nicht gerade dasſelbe, aber 11 55 10 15 „Ich melde mich zur Stelle, Gnädigſte“, ſagte See⸗ er hatte dem Kutſcher nichts beſonderes zu ſagen, er gegen das Geſetz verſtoßen, weil— ja weil ich 1 0 1 blickte einige Minuten ſtill vor ſich hin, dann ging er anders konnte, und es tut mir auch nicht einmal le 1 Ich führe zu gern mit!“ rief Lina aus. auch in das Haus. Schwer iſt mir nur, daß ich nicht mehr ſo frei, ſo un⸗ 10 Ein anderes Mal.“ Ihr Vater hatte auf der an⸗ Fräulein von Bar und Graf Seehauſen ſtanden bekürmert umherſehen kann,— ich habe ſchwer ge⸗ 17 deren Seite des Wagens geſtanden, ungeſehen von ihr. ſchon vor dem Freiherren, der ſie freudig überraſcht] kämpft. 555 5 0 be Sie erſchrack, da fuhr er fort:„Für heute bitte ich, erkannte und begrüßte. Und nach dem erſten Hin⸗ und Fräulein von Bar hatte ſich genähert 15 0 anſchließen zu dürfen.“ Herreden teilte ihm der Graf ſeine Verlobung mit Lina[ Warnitz jetzt plötzlich ein Zeitungspapier 5* ſte Fräulein von Bar ging langſam und bedächtig um Warnitz mit, deren Vorbereitung der alte Herr auch aus ihrer Taſche geholt hatte.„Meinſt du 8 g teber 7 den Wagen herum, legte beide Hände auf Warnitz' vielleicht bemerkt hatte. Warnitzs Ich fand es heute früh an 175 53 2. Schultern und gab dem Ueberraſchten einen herzhaften Da trat Warnitz ein. I ktüre in der Veranda, lob es auf und 25 0 urch. 15 Nuß.„Verzeihe, lieber Neffe, ich habe dich ſo eigent⸗ Es ging wie ein elektriſcher Strom durch den Frei⸗ Ich wäre nicht ſo ſchnell daraufgekommen, doch Frau 1 lich noch gar nicht recht ordentlich begrüßt. Aber it herrn. Er machte einen Schritt vor, ſtreckte die Hände Zürn— 5. 15 is never too late to mend, was wir beſſer deutſch] aus und ſeine Stimme hatte einen neuen hellen Klang.„Du kennſt ſiess“ fragte Warniß 5 80 1 170 ſagen könnten: beſſer ſpät als nie. Und ſo freue ich] Lieber Warnitz, lieber Warnitz— iſt es denn mög⸗„Erſt von heute früh, wo ich— 11* 1 5 mich denn recht von Herzen, mit dir hinüberzufahren. lich! Sie— Sie machen mir dieſe Freude! Ich danke ſie mir ihr Ungeſchick mit dem Porzellan erzä—— 25 15 So, nun laßt uns einsteigen. Sie ſetzen ſich wohl auf] Ihnen, daß Sie die alte Freundschaft nicht ganz auf; kam heraus, wo ihr Mann— und wo ſie f Sie 16 den Bock, lieber Seehaufen. Komm, Warnitz“ a heben wollen“ 275 darauf kommt ja gar 188 ſehr. 5 135 Mit ſehr heiterem Geſicht ſtieg die alte Dame ein, Seehauſen war an das Fenſter getreten und blickte lieber Herr von Ellern, ich war dazwiſch ſah⸗ 1250 winkte der noch verdutzt daſtehenden Lina zu, und hinaus. Fräulein von Bar beſah angelegentlich die] mit einer eigenen Angelegenheit hier dazw— d 1 f arnitz ſaß neben ihr, drückte ihr die Hand und ſagte Photographien am anderen Ende des Zimmers, Herr ren. Seien Sie mir nücht böſe. Iſt Ihr zroßſohn 5 lächelnd:„Wir haben uns wohl überhaupt gar nicht] von Ellern und Warnitz waren ſo gut wie allein. nicht zu Haus? Ich hitte ihn auch gern wieder„ge⸗ 1 gekannt, aber ich ſage: beſſer ſpät als nie.“ Seine Und Warnitz nahm die gebotenen Hände und ſehen. Graf Sec hauſen auch, wenn ich nicht irre“— f 5 . 3 95 5 5 habe, wenn Italien freundſchaftliche Bezieyungen zu an⸗ deren Nationen pflege, die Reibungen vermeiden könnten, die zwiſchen den befreundeten und verbündeten Regie⸗ rungen entſtehen könnten. Es ſei das Verdienſt Tittonis, es verſtanden zu haben, das feſte Vertrauen auf den Drei⸗ bund mit den Freundſchaften in Einklang zu bringen, die Italiens beſtimmte Sonderintereſſen ſchützen ſollen. Der radikale„Meſſagero“ ſagt, der politiſche Inhalt der beiden Reden konzentriere ſich auf den Ausdruck der auf⸗ richtigen Freundſchaft und der beiderſeitigen Abſichten. Man habe eine Anſpielung auf den Dreibund erwartet, aber dieſe ſei ausgeblieben.. Politiſche Run 1 1 Die Arveitstofgteit in der Tavarinvufrrie. Der Staatsſekretär des Reichsſchatzamts, Wermuth, hatte mit Vertretern des Deutſchen Tabakarbeiterverbandes, des Chriſtlichſozialen Verbandes der Tabak- und Zigarren⸗ arbeiter Deutſchlands, des Gewerkvereins der deutſchen Zigarren⸗ und Tabakarbeiter und des Verbandes der Zi⸗ garrenſortierer und Kiſtenbekleber Deutſchlands eine Be⸗ ſprechung über die im Tabakgeſetz vorgeſehene Unterſtütz⸗ ung beſchäftigungsloſer Arbeiter. Die Vertreter der Ver⸗ bände gaben dabei ihre Bereitwilligkeit kund, die ſach⸗ gemäße Verteilung des vom Geſetz geſchafften Unterſtütz⸗ ungsfonds fortlaufend fördernd zu helfen. In einzelnen Induſtriegebieten iſt inzwiſchen eine Verkürzung der Ar⸗ beitszeit und Arbeitslöhne notwendig geworden. „Die Reichstagsſtichwahl in Koburg. Bei der Reichstagsſtichwahl in Koburg erhielten Quarck(nat. lib.) 6290 und Zietſch(Soz.) 6843 Stimmen. Der Sozial⸗ demokrat iſt gewählt. Bei der Erſatzwahl am 11. ds. entfielen auf Quarck(nat. ⸗lib.) 3445, Arnold(freiſ.) 3043 und Zietſch(Soz.) 6183 Stimmen. Die Freisinnigen ſind bei der Stichwahl bis auf zirka 200 für Quarck ein⸗ getreten. Die ſächſiſchen Wahlen. Der konſervative Lan⸗ desverein für das Königreich Sachſen hat beſchloſſen, über⸗ all dort, wo in Sachſen Sozialdemokraten in der Stichwahl ſtehen, für die bürgerlichen Kandidaten, auch für die Links⸗ liberalen zu ſtimmen. 12 Ausland. Dänemark. Das Folkething nahm nach Ablehnung der von der Rechten und den Sozialdemokraten eingebrachten Miß⸗ trauensanträge mit 49 gegen 44 Stimmen den von den Radikalen eingebrachten Antrag an, in dem dem geſamten Miniſterium Holſtein das Mißtrauen ausgeſprochen wird. Der Miniſterpräſes erklärte, daß das Miniſterium zurück⸗ trete.* Aus Nah und Fern. Seckenheim, den 26. Oktaber. Die Bibliothek des Frauenvereins iſt für dieſen Winter wieder ge⸗ öffnet. Bücher können bei Frau Tierarzt Stadtelberger ent⸗ liehen werden. f () Seckenheim, 25. Okt. Zu einer recht impoſan⸗ ten Verſammlung geſtaltete ſich der vom Unterpfalzgau bad. Gewerbe⸗ und Handwerkervereine am letzten Sonntag im Gaſthaus zum Löwen dahier abgehaltenen Gautag. Vormittags 11 Uhr ging eine Vorbeſprechung im Gaſthaus zum Reichsadler voraus, in welcher die Gründung eines Bezirksverbandes beſchloſſen wurde. Nachdem im gleichen Lokal das gemeinſchaftliche Mittageſſen eingenommen war, begann im Gaſthaus zum Löwen der eigentliche Gautag. Zur feſtgeſetzten Zeit, punkt halb 3 Uhr war der geräumige Saal ſamt Nebenzimmer von hieſigen und auswärtigen Vertretern dicht beſetzt Unter den Erſchienenen bemerkten wir u. a. als Vertreter der Regierung und des Landes— gewerbeamts Herrn Geh. Regierungsrat Dr. Cron aus Karlsruhe. Als Vertreter des Landesverbandes bad. Gew.⸗ und Handw.⸗Vereine den Präſtidenten desſelben Herin A. Niederbühl aus Raſtatt. Für die Handwerkskammer Mannheim war Handwerkskammerpräſident Schloſſermei⸗ ſter Nickolaus erſchienen. Ferner als Vertreter der hieſigen Gemeindebehörde Herr Bürgermeiſter Volz und Herr Ge⸗ meinderat Hörner. Der Vorſitzende Herr Steinhauermeiſter Buſam aus Mannheim eröffnete mit einer Begrüßungs⸗ anſprache an die Erſchienenen die Verſammlung. Als Referent der Verſammlung entledigte ſich der wiſſenſchaftl. geb. Hilfsarbeiter der Handwerkskammer Mannheim Herr C. Haußer jr., glänzend ſeiner Aufgabe. Redner behandelt hauptſächlich das Thema: Das Geſetz über den unlauteren Wettbewerb und den kleinen Befähigungsnachweis, unter beſonderer Berückſichtigung der neueren Geſetzgebung. Er betonte, daß es immer noch viele Handwerksmeiſter gäbe, die, wenn ſie wegen Uebertretung dieſer Geſetze zur Ver⸗ antwortung gezogen werden ſollen immer noch mit der Ausrede ſich verteidigen wollen, dasſelbe nicht gewußt zu haben, obwohl es des Langen und Breiten ſchon in allen Tages⸗ und Fachzeitungen zur Genüge bekannt gemacht wurde. Auf dieſe Ausführungen kam in ſeiner Anſprache auch Herr Niederbühl zurück, indem er erklärte, hieraus erſehe man, wie notwendig der Anſchluß an gewerbliche Vereinigungen für die Handwerker iſt und wie dringend es erforderlich, daß jeder derſelben die bad. Gew.⸗ und Handw.⸗ Zeitung, welche am 1. Januar 1909 obligatoriſch eingeführt wird, auch lieſt. Herr Geh. Dr. Cron weiſt auf die vom Großh. Landesgewerbeamt auch in dieſem Winter wieder ſtattfindende Meiſterkurſe hin, da doch dieſelben eine Haupt⸗ vorbereitung zur Meiſterprüfung ſind. Auch ermahnt Red⸗ ner hauptſächlich die jungen Handwerksmeiſter zur Ablegung der Meiſterprüfung, ſoweit ſte eine regelrechte Lehrzeit zurück⸗ gelegt haben. Unter Punkt Verſchiedenes dankt der Schriftführer des hieſigen Gewerbevereins, Herr Gypſer⸗ meiſter Bauer den ſo zahlreich Erſchienenen und betrach⸗ tete es als beſondere Genugtuung für den Verein, da er doch hierdurch nach Außenhin zeigen kann, welch feſten Fuß die Organiſation des bad. Handwerks gefaßt hat. Auf Anfrage über den Ort des nächſten Gautages, wird nach längerer Debatte Weinheim gewählt Mit reichen Dankes⸗ worten an die Herren Redner ſowie an alle Vertreter und Freunde des Handwerks ſchloß der Vorſitzende die recht ſtimmungsvoll verlaufene Verſammlung. Jedoch trat nun auch nach Schluß der gemütliche Teil in ſeine Rechte, wo⸗ durch man die Sitzung gern um einige Stunden verlängerte und ſei auch hier beſonders der hieſige Männergeſangverein ſowie die Kapelle Hamm, aus Mannheim lobend erwähnt. Seckenheim, 26. Okt. Bei dem am Sonntag in Karlsruhe abgehalenen Rennen wurde„Kneiſel II“ des Herrn Wilhelm Karl dahier im landwirtſchaftlichen Galopp⸗ rennen unter 10 Pferden mit 5 Längen erſter am Ziel. Unter den geſchlagenen Pferden befand ſich auch der be⸗ kannte„Togo“. Wie man uns mitteilt ſoll„Kneiſel ll“ das ſchnellſte Pferd von hier ſein, das bisher die Renn⸗ bahn begangen. (9) Karlsruhe, 23. Okt. Die Verzollung der Zi⸗ zarren der Reiſenden regelt eine neue Verfügung des Finanzminiſteriums. Die Beſtimmungen des Zolltarif⸗ zeſetzes über die zollfreien Mengen eingebrachter Waren ſind durch das neue Tabakſteuergeſetz und deſſen Aus⸗ führungsbeſtimmungen für Zigarren nicht aufgehoben. Zigarren, die im Reiſeverkehr eingebracht werden, unter⸗ liegen dem Zollzuſchlage, nur dann, wenn ſie nach den geltenden Beſtimmungen gewichtszollpflichtig ſind. Hier⸗ nach bleiben nach wie vor alle Zigarren zollfrei, die in Mengen unter 50 Gramm eingebracht werden. Im Reiſeverkehr bleiben ferner alle Zigarren frei, die der Reiſende zum eigenen Verbrauch während der Reiſe mit ſich führt. Bringt ein Reiſender eine größere Zahl von Zigarren ein, dann muß er für die ganze Menge außer dem Gewichtszoll den Zollzuſchlag für ein Dutzend, oder wenn es mehr als 100 Stück ſind, den Zollzuſchlag für ein 40 v. H. des Wertes der Zigarren entrichten. Es fragt ſich, welche Menge man als Reiſebedarf betrachten bvbill. In anderen Ländern iſt die Zahl der frei einzu⸗ führenden Zigarren genau beſtimmt. In Frankreich ſind es 30 Stück, in Oeſterreich und Ungarn nur 10. (Karlsruhe, 23. Okt. Geſtern verſchied zu He⸗ riſchdorf bei Warmbrunn in Schleſien der General der Infanterie a la ſuite des 1. Bad. Leib⸗Grenadierregiments Nr. 109, v. Schlichting. Der Verſtorbene, der am 3. Okt. ſeinen 80. Geburtstag feierte, war 8 Jahre lang Kom⸗ mandeur des 14. bad. Armeekorps. Nach ſeiner Zuruhe⸗ ſetzung ſiedelte er nach Baden⸗Baden über und vor nicht langer Zeit nach Warmbrunn. a (5) Eberbach, 23. Okt. Der Neckarſchiffer Heinrich Stumpf von hier iſt beim Salzwerk Neckarsulm vom Schif ins Waſſer geſtürzt und ertrunken. Derſelbe, 64 Jahre alt, hatte den Feldzug 1870/71 mitgemacht. e Freiburg, 23. Okt. Der Verwaltungsrat des Freiburger Diakoniſſenhauſes hat an Stelle des Pfarrers Karl, der wegen ſeiner politiſchen Tätigkeit ſeine Stelle gekündigt hat, den Stadtpfarrer Clauſing in Tauber⸗ biſchofsheim zum Anſtaltsgeiſtlichen gewählt. Ob Pfarrer Karl wieder in den Dienſt der Landeskirche zurücktreten wird, iſt noch nicht bekannt. (e) Biberach, 23. Okt. Das Bahnhotel wurde wegen Baufälligkeit polizeilich geſchloſſen.— Hier gab ein Un⸗ bekannter, als gerade Gemeinderatsſitzung war, zwei ſcharfe Schüſſe auf den Sitzungsſaal ab. Zuvor wurde auf den Ratſchreiber geſchoſſen. Die Gendarmerie ſucht eifrig nach dem Täter. e 8 Staufer berg, 23. Okt. Dieſer Tage ſtürzte der 15 Jahre alte 19 9 5 Taglöhner Julius Bender beim uchen von einem eter hohen Abhang und brach ſich dabei das Genick. 5 1 5 a g 1 Karlsruge, 25. Okt. Das Stichwahlabkommen zwiſchen den liberalen Parteien und der Sozialdemo⸗ kratie iſt heute abgeſchloſſen worden. Die Liberalen hof⸗ fen dadurch den Zentrumsführer enbach i 1 zu verdrängen. führer Fehrenbach in Freiburg 8 München, 25. Okt. Heute früh wurde bei dem bekannten Simpliziſſimuszeichner und Leiter des Langen⸗ ſchen Verlags, Th. Th. Heine, von der Polizei eine Haus⸗ durchſuchung vorgenommen. Es handelt ich um ein auf dem Weg der Subskription zu vertreibendes Buch„Der Phönix“.„Das Vorgehen erfolgte auf dringendes Erſuchen des Sittlichkeitsvereins, da der„Phönix“ ſich angeblich als„ganz außerordentlich unſittliches Buch“ darſtelle. Mitteilungen aus der Seckenheimer Gemeinderatsſitzung vom 20. Oktober 1909. i 4. Anträge über abgeſchloſſene Fahrnisverſicherungen 15 geprüft und bleiben unbeanſtandet. Die Einwohnerſtatiſtik pro September 1909 wonach eckenheim 5667, Rheinau 4735 Einwohner zählt, wird bekannt gegeben. Die Brandſchadensnachricht der Firma Lechner und Crebert über 21 Mk. wird mitgeteilt. Desgleichen, daß dem Peter von Venrdboy die Er⸗ laubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft verſagt wurde. Der nächſten Bürgerausſchußſitzung, welche am Frei⸗ tag, den 29. Oktober 1909, nachmittagt 5 Uhr ſtattfinden ſoll, wird die ſchon veröffentlichte Tagesordnung zu Grunde gelegt.. Karuſſellbeſitzer Lowinger erhält die Erlaubnis am Sonntag den 24. d. Mts. mit ſeiner Karuſſel dahier noch⸗ mals Geſchäfte zu machen. Wilhelm Erny, Monteur dahier wird als Bürger aufgenommen. f Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung ge⸗ nehmigt. eber den Amgang mit Geiſtern. Je tiefer die Kriminalpolizei in das Treiben des in Berlin verhafteten Spiritiſten⸗Ehepaares Abend hinein⸗ leuchtet, deſto unglaublichere Schwindeleien kommen an den Tag. Man weiß nicht, worüber man ſich mehr wun⸗ dern ſoll: über die Verwegenheit, mit der die Eheleute Abend ihr Geiſtergeſchäft getrieben oder über die haar⸗ ſträubende Naivetät der Kundſchaft, die auf den derbſten Schwindel hineinfiel. Zu den regelmäßigen ſpritiſtiſchen Sitzungen wurden insbeſondere die Mitglieder der„Loge zur Himmelspforte“ herangezogen. Dieſe hieß erſt einfach Loge. Auf Befehl eines Geistes, den das Medium ermit⸗ telte, wurde dann eine„Himmliſche Loge“ daraus, bis endlich wieder ein Geiſt befahl, daß die Loge„Zur Him⸗ melspforte“ heißen ſolle. Denn die Loge ſoll ihre Mit⸗ glieder in chriſtlicher Liebe vereinen und Gefallene wieder aufrichten und ihnen die Himmelspforte öffnen. g Die Sitzungen begannen mit frommen Gebeten und Liedern. Dann gab es Offenbarungen der Zukunft. Aus den ſchwarz lackierten Käſten wurden„Lebenskörner“ herausgenommen und in eine bis an den Rand mit Sand gefüllte große Holzſchüſſel gelegt. Aus dieſer Schüſſel erhielt dann jedes Mitglied nach einigem Schütteln ſeinen Anteil auf eine vor ihm ſtehende kleine Molle. Je nach dem, was er bekam, hatte er Glück oder Unglück zu er⸗ warten. Das Medium, das während der Verteilung in Trance fiel, deutete ihm ſein Schickſal des näheren. Zur Bezeichnung der„himmliſchen Brüder“ dienten alle menſchlichen Eigenſchaften und alle Namen des Alten und des Neuen Teſtaments. So gab es„himmliſche Brüder“ der Liebe, des Trotzes, der Sanfmut uſw. Alle dieſe Brüder ſprachen hin und wieder durch das Medium zu den verſammelten Gläubigen. Mindeſtens einmal im Jahre ließ ſich auch der „Himmliſche Bruder Petrus“ vernehmen. Er kündigte Brüder“ der Liebe, des Trotzes, der Sanftmut uſw. Alle zu dem und dem Tage hin keine Antwort auf irgend eine Frage aus der Geiſterwelt erteilt werden könne. Es ſeien Ferien ſolange. Dieſe Ferien traten jedesmal ein, wenn das Ehepaar Abend das Bedürfnis empfand, eine Reiſe zu machen. Und dieſes Bedürfnis trat jedes Jahr ein. Das Ehepaar reiſte nicht nur im Inlande umher, ſondern auch ins Ausland, wie beſchlagnahmte Aufzeichnungen beweiſen, nach Schweden, Belgien uſw. Dort wurden dann ebenfalls Sitzungen veranſtaltet. Auch nach Wien reiſte Frau Abend einmal mit ihrem Mann. Ueber dieſe Reiſe des Ehepaares wurde den Gläubigen in den Sitz⸗ ungen von mehreren„himmliſchen Brüdern“ berichtet. Der alte Kriegsmann Frondsberg begrüßte ſie mit Freu⸗ den und pries ſie als ein gutes Unternehmen. Ganz abweichend von ihm hatte ſich der„himmliſche Bruder Martin Luther“ über die Reiſe abfällig geäußert. Ob das vielleicht den alten Kriegsmann auf den Plan ge⸗ rufen hatte, iſt nicht feſtgeſtellt. Es ſcheint aber, daß über dieſen Gegenſtand in den himmliſchen Regionen größere Erörterungen gepflogen worden ſind. Zuletzt nahm auch der Geiſt des Kronprinzen Rudolf noch Stel⸗ lung zu der Reiſe. Er freute ſich über die Reiſe. Aus welcher Quelle die„Himmliſchen Offenbarungen“ des Mediums auf den verſchiedenſten Gebieten wirklich ſtam⸗ men, zeigt ein Informationsbuch, das von der Kriminal⸗ polizei ebenfalls beſchlagnahmt wurde. Es enthält kurze Aufzeichnungen über bedeutende Perſönlichkeiten und Er⸗ eigniſſe. Dieſe Aufzeichnungen ſind augenſcheinlich aus Geſchichtsbüchern und einem Konverſations⸗Lexikon abge⸗ ſchrieben oder zuſammengeſtellt. Bei ihren Vorbereit⸗ ungen auf eine Sitzung hat das Medium ſie auswendig gelernt, und es wußte dann auf dem Gebiete, das es ſich jedesmal vorgenommen hatte, wenigſtens einigermaßen Beſcheid. Die guten Geiſter ſandten auch Blumengrüße. Mit Vorliebe aus Italien. Die Blumen, immer friſche Sen⸗ dungen, die einen Gruß aus San Remo oder dergleichen darſtellten, kamen nach und nach in ſolcher Menge, daß ſie jetzt getrocknet ein ganzes Herbarium füllen. Zum Leidweſen der Frau Abend und ihrer Gläubigen hat aber die Kriminalpolizei jetzt ihre wirkliche Herkunft entdeckt. Die Kriminalpolizei fand noch die Kiſte, in denen Blumen⸗ händler ſie an eine Deckadreſſe in der Jonasſtraße ſand⸗ ten. Aber auch noch wertvollere Dinge als Blumen und Apfelſinen lieferten die Geiſter. Dem Medium ſelbſt ſandten ſie ein goldenes Kreuz, ihrer Schweſter Auguſte Blaſius einen goldenen Ring mit dem Bilde Chriſti, des heiligen Bruders der Liebe, Herrn Abend einen ſilbernen Ring mit dem Kreuze Chriſti, Herrn Blaſius ein gol⸗ denes Logenabzeichnen. Wie viel Geld dem Ehepaar und aus welchen Unternehmungen im einzelnen es ihm zu⸗ gefloſſen iſt, bedarf noch weiterer Unterſuchung. Neues aus aller Welt. * Geſtempelte Theaterbeſucher. In Italien pflegt eine große Anzahl der Theaterbeſucher in den Pauſen den Theaterraum zu verlaſſen, um einige Minuten auf der Straße die laue Nachtluft zu genießen, bis das Klingel⸗ zeichen ſie zurückruft. Ein jeder erhält beim Verlaſſen des Theaters eine Kontrollmarke, die er beim Wiedereintritt abgibt. Das ſoll bisweilen auch zu Mißſtänden führen, der eine Freund gibt dem andern für den Reſt der Vor⸗ ſtellung ſein Billett und dergleichen. Klüger haben die japaniſchen Theaterdirektoren die Kontrolle organiſiert; hier hält jeder Theatergaſt, der auf kurze Zeit die Vor⸗ ſtellung verläßt, dem Kontrolleur die offene Hand hin. Der Kontrolleur aber hebt einen beſonderen Tuſchſtempel, ſenkt ihn energiſch auf die ausgeſtreckte Hand und ſo ge⸗ ſtempelt kann der Theaterbeſucher hinausgehen und un⸗ geſtört wieder zurückkommen. Nur das Händewaſchen in der Pauſe wäre nicht ratſam; es würde ein zweites Billett koſten. f * Der gepfändete Haiſiſch. Eine originelle Pfän⸗ dung iſt dieſer Tage in Budapeſt vorgenommen worden. Dort wurde ſeit einiger Zeit ein in Fiume gefangener Haifiſch in ausgeſtopftem Zuſtande zur Schau geſtellt. Inzwiſchen hatte eine Budapeſter Firma den Unterne mer wegen einer Forderung von 400 Kronen verklagt und ein obſiegendes Urteil erſtritten. Infolgedeſſen wurde der Rieſenhai, für den die Direktion des Nationalmuſeum bereits den Betrag von 5000 Kronen angeboten hatte, von einem Gerichtsvollzieher in Beſchlag genommen. Je 3 ſollen die Eintrittsgelder zur Begleichung der Schuld de Unternehmens verwendet werden. i a * Wegen ſeltſamer Unterſchlagungen wird von der Petersburger Kriminalpolizei der Pächter des dor? tigen Zoologiſchen Gartens ſteckbrieflich verfolgt. Bei einer unerwartet vorgenommenen Reviſion dieſes Unter nehmens, das der Stadt gehört, wurde feſtgeſtellt, daß an dem Tierbeſtande 100 wertvolle Exemplare, darunter ſeltene Schlangen fehlten. Wie ermittelt wurde, hat 5 Pächter die Tiere ohne Wiſſen der Stadtbehörden verkau O SSD= 51 2———— und den Erlös für ſich verwendet. Unmittelbar nach Auf⸗ ckung der eigenartigen Unterſchlagung iſt der Pächter flüchtig geworden. * Drei Kinder erſtickt. Ein ſchreckliches Unglück, das den Erſtickungstod dreier Knaben zur Folge hatte, kreignete ſich in einem Hauſe der Blücherſtraße in Wies⸗ aden. Dort wohnt im Seitenflügel der Taglöhner Him⸗ melmann. Hausbewohner bemerkten aus der Wohnung auch herausdringen. Da Fenſter und Türen feſt ver⸗ chloſſen waren, wurde die Tür gewaltſam geöffnet. In er rauchgefüllten Wohnung fand man die drei Knaben er Eheleute im Alter von 4, 3 und 2 Jahren bewußtlos bor. Die Kleinen hatten wahrſcheinlich mit Streichhölzern Eſpielt und hierbei das Bett in Brand geſteckt. Das Heuer wurde durch die Hausbewohner bald gelöſcht. Bei nem der unglücklichen Knaben aber war inzwiſchen der Tod eingetreten, die beiden andern ſtarben auf dem Trans⸗ bort zum Krankenhaus. * Ein kaum glaublicher Vorfall hat ſich dieſer Tage in Wien zugetragen. Dienstag ſpät abends zankte die Apothekersfrau Zumpe ihre beiden Kinder aus und brach dabei lauter als ſonſt. Darauf liefen die Nachbarn zur Polizei und meldeten dort, daß Frau Zumpe einen Tobſuchtsanfall erlitten habe. Auf die bloße Meldung in und ohne den Mann zu benachrichtigen, wurden ſo⸗ ſort die Feuerwehr und die freiwillige Rettungsgeſell⸗ aft requiriert. Man legte der Frau Handſchellen an und ſchaffte ſie auf die Pſychiatriſche Klinik des Allge⸗ meinen Krankenhauſes, wo man ſie nach flüchtiger Unter⸗ ſuchung für tobſüchtig erklärte. Die Frau befindet ſich koch immer in der Klinik. Der Mann erklärt, daß ſeine Frau niemals die geringſten Spuren von Wahnſinn ge⸗ eigt habe, und daß es ſich hier um einen unerhörten hgriff der Polizeiorgane handle. Streikausſchreitungen im Mausfelder Berg⸗ revier. Im Mansfelder Streikrevier herrſchen ſeit Frei⸗ lag ſchwere Unruhen. Arbeitswillige wurden von Strei⸗ kenden mit Stockhieben und Steinwürfen von den Arbeits⸗ Allßent weggetrikben. Bie Polizei und die Gendarmerie wurde angegriffen und Sachbeſchädigungen verübt. In⸗ ulge der Ausſchreitungen der ausſtändigen Arbeiter ſind dei Kompagnien des Füfilier⸗Regiments Nr. 36 in dalle in Stärke von 350 Mann mit einem Sonderzug in as Ausſtandsgebiet abgegangen. In Hettſtedt trafen die ruppen noch in der Nacht ein. Ein Teil von ihnen begab ſich ſofort nach der Kupferhammerhütte und zer⸗ deute dort etwa 1000 Ausſtändige. Bei der Hütte wur⸗ en vier Maſchinengewehre aufgeſtellt. Der Reſt fuhr mit der Kleinbahn nach Helbra. Aus Hettſtedt wird hier⸗ zu mitgeteilt: Wie am vorgeſtrigen Tage kam es hier auch geſtern wieder, und zwar im verſtärkten Maße zu ſroben Ausſchreitungen der Streikenden gegen Arbeits⸗ willige. Gegen halb 3 Uhr trafen auf der Kupferhammer⸗ tte mehrere Züge arbeitswilliger Bergleute auf der Bergwerksbahn ein. Bei ihrer Ankunft wurden die Leute on einer größeren Anzahl Gendarmen und Poliziſten in f pfang genommen und dann weitergeleitet. Die Strei⸗ enden ließen ſich jedoch hierdurch nicht abhalten, die hreſchierenden Bergleute zu umſchwärmen, ſie zu ver⸗ öhnen, beſchimpfen und zu mißhandeln. Der auf meh⸗ rere Tauſend Perſonen angewachſenen Menge gegenüber aren die Organe der Behörden nahezu machtlos. Die zendarmen und Poliziſten wurden teilweiſe in der Menge ungekeilt oder an die Wand gedrückt, erhielten auch ver⸗ ſchiedene Stöße und Schläge, wenn auch ernſtliche Aus⸗ J ſchreitungen gegen die Beamten vermieden wurden. Nun dückte zur Aufrechterhaltung der Ordnung ein Bataillon Infanterie des Regiments Nr. 66 aus Magdeburg ein. T5. Abend wurde ſchon ein Soldat blutig geſchlagen. Der äter wurde verhaftet. 5* Wie der Zar reiſt. Die Durchreiſe des Zaren ſiclch Deutſchland hat zu ganz außerordentlichen Vor⸗ 0 ts- und Abſperrungsmaßregeln Anlaß gegeben. Der wal umging überall die Hauptbahnhöfe. Die Strecken Saren doppelt und dreifach bewacht, überall ſah man Ahutzleute in Uniform und Zivil, ſogar der Frankfurter ald, durch den der Zug eine halbe Stunde zu fahren bal, wurde durch Polizeimannſchaften auf beiden Seiten ewacht und abpatrouilliert. Alle Bahnübergänge ſind dolizeilich beſetzt. Die beteiligten deutſchen Behörden wer⸗ dat aufatmen, daß der Zar die Grenze glücklich erreicht * Der Heiratsantrag des Sittlichkeitsver⸗ Knecht Franz Kunzer verhaftet, der auf dem Rückwege on einer Hochzeit im benachbarten Buchwald das Dienſt⸗ mädchen W. zu vergewaltigen verſucht hatte. K. glaubte 1 ſeiner Beſtrafung dadurch entziehen zu können, daß 7 r W. am nächſten Tage einen Heiratsantrag machte. as Mädchen war auch nicht abgeneigt, die Ehe mit K. mingeben und es waren zu dieſem Zwecke ſchon die öligen Papiere beſorgt worden. Da jedoch von dem berfon inzwiſchen Anzeige erſtattet worden war, mußte anſtatt an den Traualtar in das Gefängnis wandern. „Zwei Bahnwärter unter den Rädern eines e Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich 5 der Nähe des Bahnhofs Schedlisken bei Lyck in Oſt⸗ tinßen. Dort wurden die Bahnwärter Berg und Ko⸗ Walkbek von einem Güterzuge überfahren und ſofort ge⸗ get. Die beiden Beamten waren auf ihrem gewöhnlichen auf dem Gleis ſtehen blieben. Da am Morgen des Un⸗ ſlücstages ſtarker Nebel herrſchte, bemerkten ſie wohl i cen ſich durch einen Sprung auf das Nebengleis zu den ö Urte ges 6807. Die Leichen ſind furchtbar verſtüm⸗ 2 dem einen wurde der Kopf glatt vom Rumpf ge⸗ Tenn Vun brechers. In Stuhm in Weſtpreußen wurde dieſer Tage 2 C ðͤ iii... 5 e 9 3% 8 Der unterſchlagene Zar. Schon ſeit geraumer Zeit dürfte auch ein flüchtiger Leſer der Zeitungen bemerkt. haben, daß in den Spalten der deutſchen Preſſe immer wieder über die bevorſtehende Reiſe des Zaren nach Italien horichtet wurde, ſobald das Projekt in ein neues Stadium eingetreten war. Die Reiſe iſt ja jetzt endlich begonnen und der„Gefangene von Zarſkoje Sſelo“ gereiſt. Das ruſſiſche Volk aber, das doch eigentlich an dieſer Reiſe ein gewiſſes Intereſſe haben dürfte, hat davon bis jetzt offiziell noch nichts erfahren. Warum nicht? Weil die erhabene Perſon des ruſſiſchen Monarchen allzu hoch ſteht, als daß ſie ohne Erlaubnis des Zenſors in den Spalten einer ruſſiſchen Zeitung genannt werden dürfte. Dafür hilft man ſich denn mit folgender amüſanter Um⸗ ſchreibung der Meldung, die ein ruſſiſches Blatt bringt: „Nach Italien begeben ſich am 19. Oktober der Miniſter des kaiſerlichen Hofes Generaladjutant Baron Freede⸗ ricks und der Miniſter des Auswärtigen Hofmeiſter Is⸗ wolski.“ Auch für die ruſſiſche Preßfreiheit gilt eben der Vers aus Neſtroys luſtiger Operette:„Die Revo⸗ lution haben wir gehabt, und alles bleibt beim alten.“ Bon einem tragiſchen Geſchick iſt der in nörd⸗ lichen Vororten von Berlin allgemein e und ge⸗ achtete Paſtor Metzner aus Wittenau betroffen worden. Der 19 jährige Sohn des Pfarrers wurde auf den Gleiſen der Liebenwalder Bahn mit zerſchmetterten Gliedern tot , Ein„flüchtiger“ Güterwagen. Einen unfrei⸗ willigen Aufenthalt mußten kürzlich die Reiſenden des Abendzuges Elbing⸗Oſterode auf Station Königlich Blu⸗ menau nehmen. Beim Abkoppeln eines Güterwagens hatte der dienſttuende Bremſer verſäumt, die Bremſe anzu⸗ ziehen. Ein kleiner Stoß des Zuges brachte den abge⸗ koppelten Wagen ins Rollen, der auf der abſchüſſigen Strecke in völliger Dunkelheit der Elbinger Niederung zurollte. Erſt bei Markushof wurde dem Flüchtling durch eine Steigung Halt geboten. Nachdem er durch die ſofort nachgeeilte Lokomotive zurückgeholt worden war, konnte nach einem einſtündigen Aufenthalt die unterbrochene Fahrt fortgeſetzt werden. Ein abgelehntes Gnadengeſuch. Der frühere Hauslehrer Dippold, der bekanntlich ſeinerzeit vom Schwurgericht Bayreuth wegen ſadiſtiſcher Verbrechen, die er an den Söhnen des Berliner Bankdirektors Koch begangen hatte, zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wor⸗ den war, hat ein Gnadengeſuch eingereicht. Dasſelbe iſt jedoch trotz der Unterſtützung der Zuchthausverwal⸗ tung von St. Georgen abgelehnt worden. Vermiſchtes. Die Rache der Chauffeure. Eine ebenſo eigen⸗ artige wie wirkungsvolle Demonſtration veranſtalteten die Autodroſchkenführer von Paris in der Avenue Henri Martin gegenüber der Wohnung des M. Hamelin, der zahlloſe Autodroſchkenführer angezeigt und mit Straf⸗ mandaten verſorgt hat, weil ſie auf den Straßen zu viel Rauch aus den Auspuffrohren ihrer Autos haben her⸗ ausſtrömen laſſen. Durch dieſes ſein Verhalten und noch andere Schikanen hatte ſich Herr Hamelin begreiflicher⸗ weiſe den Zorn der Pariſer Droſchkenchauffeure zugezogen. dem ſie in einem Entrüſtungsmeeting Ausdruck gaben. Nach Schluß der Verſammlung zogen die Chauffeure in corpore davon und fuhren mit ihren etwa 500 Auto⸗ mobilen ganz nahe an das Wohnhaus Hamelins heran. Dort veranſtalteten ſie dieſem eine Serenade, indem ſie mit ihren 500 Hupen zugleich fortwährend tuteten. Das entſetzliche, ohrenbetäubende Geräuſch der 500 Hupen läßt ſich leichter vorſtellen als beſchreiben. Als die Katzen⸗ muſik eine geraume Zeit angedauert hatte, ſchritt die Po⸗ lizei ein, die aber einen etwas eigenartigen Empfang erhielt. Die Autodroſchkenchauffeure nahmen nämlich mit ihren Automobilen die ganze Breite der Straße ein und ſauſten dann nach Einſchaltung des„vierten Gangs“ mit wahnſinniger Geſchwindigkeit auf die Polizei los, die natürlich wie beſeſſen davonſtob. Erſt nach 20 Minuten dauerndem Befreiungskampfe wurden die wildgeworde⸗ nen Autos zerſtreut. Die Polizei nahm über 20 Ver⸗ haftungen vor. Ein Sohn Napoleons I. Unter den zahlreichen illegitimen Kindern, die ſich der Vaterſchaft des großen Korſen rühmten, ſind nur zwei Knaben als wirkliche Söhne des Kaiſers anerkannt worden, der Graf Wa⸗ lewski und Graf Leon, der aus einer Liaiſon Napoleons mit einer Hofdame ſeiner Schweſter Karoline, der ſchönen Eleonore Denuelle de la Plaine, entſproſſen war. Ueber das Leben und traurige Schickſal dieſes Grafen Leon wer⸗ den in der„Revue“ auf Grund veröffentlichter Doku⸗ mente genauere Mitteilungen gemacht. Der Kaiſer nahm ſich dieſes natürlichen Sohnes, der ihm wie aus dem Ge⸗ ſicht geſchnitten war, mit großer Herzlichkeit an, ließ ihn ſorgfältig erziehen und vermachte dem„kleinen Leon“, der 1806 geboren war, und während Napoleons Gefangen⸗ ſchaft zum Jüngling heranwuchs, in ſeinem Teſtament 300 000 Franken, wozu er noch die Anweiſ fügte: „Ich würde es gern ſehen, wenn der kleine Leon die Beamtenlaufbahn erwählte, falls das nach ſeinem Ge⸗ ſchmack iſt.“ Das war aber garnicht nach dem Geſchmack des großgewachſenen, ſtolz ausſehenden jungen Mannes, der wie eine lebende Photographie Napoleons erſchien und auf den Boulevards von Paris eine bekannte Er⸗ ſcheinung war. Er verſchwendete in einem tollen Leben ſein ganzes Geld und kam immer mehr herunter. Der letzte Glanzpunkt ſeiner Exiſtenz war ſein Eintritt in die Nationalgarde im Juli 1830, als die anſchwellende Napoleon⸗Begeiſterung auf ihren Wogen auch ihn empor⸗ trug und mit einem kriegeriſchen Glanze umgoldete. Er wurde jedoch wegen einer Gehorſamsverweigerung aus dem Heere ausgewieſen, wanderte bald ins Schuld⸗ gefängnis und lebte dann in den niedrigſten und gemeinſten Verhältniſſen. Im Februar 1840 verließ er ganz ab⸗ gebrannt Paris und ging nach London, um ſeinen Vetter Louis Bonoparte aufzusuchen, der ihn aber nicht vorließ. Darauf forderte der Sohn Napoleons den Neffen auf Piſtolen, doch wurde ein Austrag des Streites durch die Polizei verhindert, und Leon trug dem Vetter die Be⸗ leidigung ſo wenig nach, daß er ſich bei der Präſident⸗ ſchaftswahl Napoleons in einer phraſenhaften Prokla⸗ mation für ihn erklärte. Die kleine Rente, die ihm Na⸗ poleon III. ausſetzte, konnte ſeinen Ruin nicht aufhalten; er verkam in Elend und Hunger, ſo daß er oft keinen Sou für den geliebten Tabak hatte. Der Sohn des Kaiſers, der zwiſchen den Knien des Weltbeherrſchers geſpielt hatte und im höchſten Glanz aufgewachſen war, ſtarb 1881 in bitterſter Not, und mitleidige Nachbarn ſammelten zu einem ärmlichen Sarge für ſeinen Leichnam. Merkwürdige Mittel gegen Zahnſchmerzen. Man ſagt oft und hört oft ſagen, daß die alten Heilmittel die beſten ſind. Das„Journal des Debats“ bringt allen denen, die an Zahnſchmerzen leiden, die Rezepte der römiſchen Zahnärzte in freundliche Erinnerung. Es gab für Zahnſchmerzen zwei Arten Rezepte, magiſche und mediziniſche:„Man nehme“, ſo ſagten die Magier,„den Kopf eines an Tollwut eingegangenen Hundes, löſe das Fleiſch ab und verbrenne den Schädel zu Aſche; die Aſche miſche man mit Zyperöl und ſpritze die Flüſſigkeit dann in das Ohr, das zu der ſchmerzenden Geſichts⸗ hälfte gehört. Auf entzündetes Zahnfleiſch lege man das Rückgrat der Waſſerſchlange oder den während des Voll⸗ mondes herausgenommenen Stirnknochen einer Eidechſe. In hohle Zähne ſetze man den Wurm, der ſich von dem Venusbecken genannten Kraute nährt, oder aber eine Kohlraupe; man kann jedoch auch auf ein Schlangenherz beißen. Da es aber beſſer iſt, wenn man vorbeugt und nicht erſt wartet, bis der Zahn hohl wird, iſt es an⸗ gebracht, jeden Monat zwei Mäuſe zu eſſen; Mäuſe ſind nämlich ein ganz hervorragendes Schutz⸗ und Vorbeu⸗ gungsmittel gegen Zahnweh“. Pkinius hat zwar gegen dieſe magiſchen Rezepte nicht viel einzuwenden, empfiehlt aber der Sicherheit wegen doch, daß man bei Zahnſchmer⸗ zen Eiſenkraut⸗ und Hopwurzeln kaue oder den kranken Zahn mit einer Abkochung von Yſop⸗ und Eiſenkraut behandle. Man kann die beiden Pflanzen auch, nach⸗ dem man ſie in Seewaſſer gewaſchen hat, mit Eſſigevder Wein übergießen und den lauen Aufguß in den Mund nehmen oder in die Naſe einziehen; im letzteren Falle nehme man das Naſenloch, das der kranken Geſichtsſeite entgegengeſetzt iſt. Tiſchlerleim, Ochſengalle und Ziegen⸗ milch ſind gleichfalls ausgezeichnete Mittel, die beſonders dann wirken, wenn man ſich den Mund regelmäßig mit einer Abkochung von ſüßen Granatäpfeln ausſpült. Die heftigſten Schmerzen lindert ein in Eſſig gekochter oder roher Froſch, der an den Kinnbacken gehängt wird.— Die Zahnheilkunde ſcheint doch inzwiſchen einige Fort⸗ ſchritte gemacht zu haben. f Börſenwochenbericht. Die ſtarke Inanſpruchnahme des engliſchen Geld— marktes durch Amerika hatte bereits in der Vorwoche die Befürchtung erweckt, daß eine weitere Erhöhung des engliſchen Satzes erfolgen werde. Man glaubte allerdings, daß die Bank don England mit einer ½ pro⸗ zentigen Erhöhung auskommen werde und es war des⸗ halb für die Börſe eine unliebſame Ueberraſchung, als die Nachricht eintraz, daß der engliſche Diskont um ein volles Prozent erhöht wurde. Die Tendenz wurde um ſo ſtärker beeinflußt, als es nicht die ſtarken induſtriel⸗ ſen Anſprüche ſind, welche auf den Geldmarkt einwir⸗ ken, ſondern die ſtarke ſpekulattwe Tätigkeit der inter⸗ nalionalen Effektenmärkte. Die Hauſſepoſitionen waren während der letzten Monate nicht nur in Newyork und in London, ſondern auch an den 8 Märkten ſtark gewachſen und nahmen die flüſſigen Mittel in er⸗ heblichem Maße in Anſpruch. Es kann deshalb nur in günſtigem Sinne wirken, wenn der Ueberſpekulation etwas Zügel angelegt werden und die Hauſſepoß onen wieder auf ein normales Maß zurückgehen die Berichte aus der Induſtrie und von den Me. ark⸗ ten(mit Ausnahme des Kupfermarktes) recht befriedi⸗ gend lauten, braucht ſich der ſerißſe Beſitzer durch die Rückgänge nicht beängſtigt fühlen. Am ſchwerſten hatten unter der Depreſſion wieder Montanwerte zu leiden, lediglich aus dem Grunde, weil die Spekulation vorher auf dieſem Gebiete am regſten war. Bankaktien waren gleichfalls vernachläſſigt und rück gängig nachdem Diskonto Commandit Anteile, während der erſten Tage der Woche, ihren Kurs raſch auf über 200 Prozent erhöht hatten, auf die nunmehr definitive Abſtoßung der Aktien der Pariſer Poppgeſellſchaft, wo⸗ durch dem Inſtitut ein buchmäßiger Gewinn von 6—8 Millionen zugefloſſen ſein ſoll. Amerikaner hatten unter europäiſchen Verkäufen zu leiden, da man hier die Londoner Diskonterhöhung als ausſchließlich gegen Amerika gerichtet anſah und in⸗ folgedeſſen eine Einſchränkung der amerikaniſchen Spe⸗ kulation erwartet. Die Beſſerung der Tendenz in New⸗ hork während der letzten Tages läßt es allerdings e erſcheinen, ob dieſe Erwartung in Erfüllung geht. Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim Auf Allerheiligen Schöne Kränze Malnng ſowie Wachskränze empfiehlt von 2 Zimmer und Küche Maria Fabian, Ueckarauerſlraße Ur. 4. Von wem? Jagt die Exped. Georg Röser Hypotheken u. Imobilienvermittlung. H- U. Uerkani von Llegenschalten. mit Zubehör zu vermieten. e . Bekanntmachung. Das Aufbereiten des Dürrholzes im Gemeindewald wird am Mittwoch, den 27. Oktober d. Js., vor mittags 10 Uhr, auf dem Rathaus öffentlich verſteigert. Seckenheim, 25. Oktober 1909. Bürgermeisteramt: Volz. Koch. Bekanntmachung und Einladung. Am Freitag, den 29. Oktober 1909, nach⸗ mittags 5 Uhr findet im Rathausſaale eine Sitzung des Bürgerausſchuſſes ſtatt. Die Herren Mitglieder werden dazu mit dem Erſuchen um pünktliches und zahlreiches Erſcheinen eingeladen. Gegenſtände der Tagesordnung find: 1. Mittelbewilligung für den bereits genehmigten Ankauf des Grundſtücks Lagerbuch Nr. 189 Hausgarten im Ortsetter Wörth. 2. Geländeerwerb in der Gartenſtraße von Jakob Kettner und Georg Bühler Math. S. 5 d von Weggelände an die Gewerkſchaft Deutſcher Kaiſer. 4. Einführung eines Wochenmarktes in Seckenheim hier Feſtſetzung des Marktſtandgeldes. 5. Die Verbeſcheidung der Gemeinderechnung pro 1907. 6. Die Verbeſcheidung der Rechnung der Ortsviehverſi⸗ cherungsanſtalt pro 1907. 7. Die Verbeſcheidung der Rechnung der Gemeindekran⸗ kenverſicherung pro 1907. 8. Verkündung der Gemeinderechnung pro 1908. 9. Verkündung der Gemeindekrankenverſicherungsrechnung pro 1908. 10. Verkündung der Rechnung der Ortsviehverſicherungs⸗ anſtalt pro 1908. 11. Erſtellung einer Waſſerleitung im Hauptort Secken⸗ heim. Seckenheim, den 22. Oktober 1909. Der gürgermeiſter: Ratſchreiber: Volz. Koch. Bekanntmachung. Die Pferdevormuſterung im Jahre 1909 betr. Am Samstag. den 30. Oktober d. Js. vor- mittags 8.30 Uhr findet auf den Plauken dahier die diesjährige Pferdevormuſterung ſtatt. Die im hieſigen Ort anweſenden Pferdebeſitzer werden augewieſen, ihre zur Muſterung vorzuführenden Pferde eine halbe Stunde vor der Muſterung, d. i. 8 Uhr, pünktlich auf genanntem Platze aufzuſtellen und zwar der Nummer nach, welch letztere jedes Pferd an der linken Backenſeite der Halfter zu tragen hat. Die Nummern für die vor⸗ zuführenden Pferde werden den Beſitzern durch die Polizei zugeſtellt. aushebungsvorſchriften beſtraft. Seckenheim, 22. Oktober 1909. . Jrauen 0 Mädchen inden dauernde Beschäftigung 2 REIS& Co., Friedrichsfeld. Zuwiderhandlungen werden gemäß 8 4 der Pferde⸗ Frauen⸗Uerein Seckenheim. Wir beabſichtigen in dieſem Jahre aus Anlaß des Geburtstages J. K. Hoheit der Großherzogin Luiſe, weib⸗ liche Dienſtboten, welche 5 und mehr Jahre treu ihrer Dienſtherrſchaft gedient haben, auszuzeichnen. Meldungen der Dienſtherrſchaft find bis 15. November l. Is. bei der Unterzeich⸗ neten ſchriftlich einzureichen. Seckenheim, den 25. Okt. 1909. Die Präſidentin: M. Holz. : Holländische Blumenzwiebeln: in reichſter Auswahl zu ſehr billigen Preiſen. Ferner empfehlen wir: la. Erfurter Samen zur Herbſtſaat. la. Vogelfutter und Hühnerfutter. Fleischfaser-Kraftfutter für Geflügel und Hunde. Hundekuchen. Schweine-Mastfutter. M. Brock manns weltberühmt. Futterkalk. Rafiabast. 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