ö Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. i bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Rr. 135 1 Drittes Blatt. Deutſcher Reichstag. Berlin, 10. Dez. Der heutigen Sitzung, die vom Präſidenten Graf Stolberg um 1 Uhr 15 Minuten eröffnet wurde, wohn⸗ ten der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, Kriegs⸗ miniſter v. Heeringen, die Staatsſekretäre Dr. Delbrück, Wermuth, Frhr. v. Schön, Dernburg, v. Tirpitz und Krätke an. Nachdem ein ſchleuniger Antrag auf Einſtellung eines Strafverfahrens gegen die ſozialdemokratiſchen Abgeord⸗ neten Geck und Emmel angenommen war, wurde in der Etatsberatung fortgefahren. Abg. Dr. Wiemer(frſ. Vg.) führt aus, daß ſeine Freunde durch die Thronrede ſo wenig wie durch die Etats⸗ rede des Reichskanzlers enttäuſcht worden ſeien, da ſie von vornherein nichts anderes erwactet hätten. Denn wie könne ein Reichskanzler, der es mit der neuen Mehr⸗ heit nicht verderben wolle, ein allgemeines Programm aufſtellen? Die Teilnahme an den Arbeiten des Reichs⸗ tags lehne wohl keine Partei ab, doch dürfe der Reichs⸗ kanzler nicht glauben, daß man im Dezember vergeſſen habe„was im Juli geſchehen ſei. Wenn der Reichs⸗ kanzler eine Politik der Stetigkeit und Feſtigkeit wünſche, ſo ſei dem entgegenzuhalten, daß es gerade die Regie⸗ rung ſelbſt daran habe fehlen laſſen, indem ſie in der Finanzreform fortwährend ihre Stellungnahme gewechſelt habe.(Beifall links, Lärm und Lachen rechts.) Der Reichskanzler ſagte, wir hätten keine Parteiregierung, und trotzdem haben wir eine ſolche, nämlich die der kon⸗ ſervativen Partei. Weil Bülow ſich dieſem Parteiregiment nicht fügte, deshalb wurde er geſtürzt.(Lebhaftes Bravo links, Lachen rechts.) Befremdend ſei es, wenn der lei⸗ tende Staatsmann Deutſchlands in Majorsuniform zur Reichstagseröffnung komme. Damit werde die Würde und Stellung des höchſten Reichsbeamten vor der ganzen Welt lächerlich gemacht.(Stürmiſcher Beifall links, Lärm rechts, Gelächter am Bundesratstiſch.) Seine Partei for⸗ dere von neuem die Miniſterverantwortlichkeit für das Reich und für Preußen. Dem Volke dürfen keine neuen Steuern auferlegt werden, die Ungerechtigkeiten der neuen Reichsſteuern müſſen beſeitigt und die Erbſchaftsſteuer erweitert werden. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg: Zur preußiſchen Wahlrechtsreform kann ich keine Erklärung abgeben, weil dieſer Gegenſtand nicht vor dieſes Haus gehört. Herr Baſſermann iſt im Irrtum, wenn er meine geſtrige Bemerkung auf die nationalliberale Partei be⸗ zogen hat. Ich habe mich allgemein über alle Parteien geäußert und wünſche deren Unterſtützung zu poſitiver Mitarbeit. Mit England wollen wir gute Beziehungen unterhalten und ich weiß vom engliſchen Premierminiſter, daß auch dort der gleiche ernſte Wunſch beſteht. Unſer Verhältnis zu Frankreich iſt ſeit Erledigung der Marokko⸗ angelegenheit ein fortdauernd gutes. In Bezug auf die im die Wege geleitet ſei. Die Behauptung, durch das Ma⸗ Begegnung von Racconigi hat mir der italieniſche Mini⸗ ſter des Aeußern den Inhalt der Unterredung zugehen laſſen. Darnach ſteht die italieniſche Balkanpolitik nicht Widerſpruch zum Dreibund. Gute Dienſte wird die Preſſe leiſten, wenn ſie ohne Leidenſchaft und mit küh⸗ ler Ruhe dieſe Fragen erörtert. f f Staatsſekretär Frhr. v. Schön verbreitet ſich über die Reorganiſation des diplomatiſchen Dienſtes, die in rokkoabkommen ſeien unſere wirtſchaftlichen Intereſſen in Marokko geſchädigt, ſei unzutreffend. Wegen R frage wird demnächſt in Weifhek einigen ſtatt⸗ finden, 5— gutem Erfolge für die deutſchen In⸗ tereſſen ſein wird. 41 0 38 28 Abg. Scheidemann(Soz, wendet ich gegen den Reichskanzler wegen deſſen Haltung in der preußiſchen e en Er gibt einen Rückblick über die preu⸗ ßiſche Verfaſſungsentwicklung, wobei er heftige Angriffe gegen die preußiſchen Könige richtet. Hierfür wird Redner vom Präſidenten zur Ordnung 1 7 Den Liberalen wirft Redner vor, daß ſie durch ihre ſchwächliche Hal⸗ tung die ſchwarzblaue Mehrheit hätten ſchaffen helfen. Wie es in Deutſchland mit der Sozialpolitik und dem ſozialen Staat beſchaffen ſei, zeige der Mannsfelder Berg⸗ cheiterſtreik. Dort habe man für die Arbeiter nur Ma⸗ ſchinengewehre übrig gehabt. a g Reichskanzler v. Bethmann Hollwe weiſt die Angriffe des Abg. Scheidmann auf die preußiſchen Königs zurück Nuesbeimer nz T. Hmtsblatff der Bürgermeisferämter Seckenheim, Ilvesheim, Neckarhausen und Edingen. e PPP VVVVCVCT(VTCCGTTCbTTCCVCCbPPPPPPCCbTbVTVTGCTCVT(TVT Fv('é'é'k''k'Kk—'ék'—k——k— ˙ i ̃ ˙— e Samstag, den 11. Dezember 1909 — Uebel, entſchieden. Di E banfallſt uer müſſe doch noch eingefühtt werden. Donn aber werde ſie, wie er befürchte, nicht ſo gunstig fur die Landwirtſchaft ſein, wie die ab⸗ gelehnte. Seine Partei werde ſich mit den anderen zu praktiſcher Arbeit zuſammenfinden. Mit den Konſerva⸗ tiven hätte ſeine Partei kein Bündnis, noch weniger mit dem Zentrum. Hierauf erfolgt Vertagung auf Samstag vormittag 11 Uhr. Tagesordnung: Fortſetzung. Schluß: 6½ Uhr. Aus Nah und Fern. l Seckeuheim, 11. Dez. Wie wir erfahren, hat der Geſangverein Liedertafel zu ſeiner am kommenden Sonntag den 12. ds. Mts. ſtattfindenden Weihnachtsfeier unter anderem auch einen erſtklaſſigen Bariton, ſowie Violin⸗Soliſten gewonnen, ſodaß der Abend bei genanntem Verein als ein ſehr genußreicher jetzt ſchon bezeichnet werden kann. Ein Beſuch kann daher nur empfohlen werden. ) Jlvesheim, 11. Dez. Die Zahl der Schulkinder hat in den unteren Klaſſen ſo zugenommen, das zwei neue Lehrkräfte im nächſten Schuljahr angeſtellt werden müſſen. Die hiezu erforderlichen beiden Schulſäle ſollen in dem Garten des Schulgebäudes errichtet werden, wofür der Bürgerausſchuß in ſeiner letzten Sitzung den Betrag von 31000 Mk. bewilligt hat. Nvesheim, 9. Dez. Bei der am 1. ds. Mts. ſtatt⸗ gefundenen Viehzählung ergab ſich folgendes Reſultat: Pferde 61, Rindvieh 162(darunter 93 Küche), Schweine 560(darunter 69 Zucht⸗ und Mutterſchwein), Ziegen 379, Bienenſtöcke 8, Gänſe 398, Enten 59, Tauben 144, Hühner⸗ und Hahnen 2064, Truthühner 4, Hunde 103, Kaninchen Stallhaſen) 118. (Karlsruhe, 10. Dez. Ein Flugapparat nach dem Syſtem des bekannten erfolgreichen franzöſiſchen Aviatikers Latham iſt zur Zeit in der ſtädtiſchen Aus⸗ ſtellungshalle(Feſthalleplatz; zur allgemeinen Beſich⸗ tigung ausgeſtellt. Der Konſtrukteur iſt ein hieſiger jun⸗ ger Friſeur, Heinrich Conrad, der den Apparat mit großen Koſten nach Zeichnungen und Skizzen des Lathamſchen Apparates herſtellte. Es ſollen ſodann anfangs nächſter Woche auf dem Karlsruher Exerzierplatz Flugverſuche mit dem Apparat unternommen werden. ) Ettlingen, 10. Dez. In Malſch ereignete ſich geſtern ein ſchweres Unglück. Eine Frau beging die Un⸗ vorſichtigkeit, einer brennenden Lampe Oel nachzugießen. Die tre explodierte, die Kleider der Frau fingen Feuer. Sie enlitt derartige Brandwunden, daß ſie ſtarb. Wie⸗ der eine Warnung, mit Petroleum vorſichtig umzugehen. Die verunglückte Frau heißt Luiſe Krämer und ſteht im 29. Lebensjahr. () Bettmaringen(A. Bonndorf), 10. Dez. Der ſchon betragte Joſef Rogg ſtürzte ſo unglücklich die Treppe hinunter, daß er einen Schädelbruch erlitt, an deſſen Folgen er ſtarb. () Schwetzingen, 10. Dez. Geſtern hat der neue Amtsvorſtand, Geh. Regierungsrat Dr. Aſal, den Dienſt angetreten. (Furtwangen, 10. Der Schaden, den der Brand der Uhrenfabrik Gordian Sohn verurſachte, iſt glücklicher⸗ weiſe nicht ſo hoch, wie man anfänglich annahm; er iſt aber noch erheblich genug, denn er beträgt etwa 75 000 Mark. Der Betrieb der werden. (50) Heidelberg, 10. Dez. Wie die„Heidelb. Ztg.“ erfährt, ſoll das Amtsjubiläum des Herrn Oberbürger⸗ meiſters am Vorabend des Tages, an welchem derſelbe vor 25 Jahren ſeinen Dienſt hier angetreten, d. h. am 14. Januar k. Is., durch einen Fackelzug und ein daran ſich anſchließendes allgemeines Bankett feſtlich begangen werden. 9 Heidelsheim(A. Bruchſal), 10. Dez. Der 27 Jahre alte Taglöhner Albert Hiller wurde geſtern nach⸗ mittag im Walde beim Holzfällen von einem plötzlich herabſtürzenden Aſt derart getroffen, daß er ſofort tot war. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. () Weinheim, 10. Dez. Bei Erdaushebungen zu einem Neubau für die Firma Freudenberg im Gelände⸗ diſtrikt Pfuhl wurde ein großes Grabfeld entdeckt. Von den Skeletten fand man wenig mehr, dagegen Teile von Särgen, Reiterwaffen und Rüſtzeug. Die Gräber ſind reihenweiſe angelegt; man nimmt an, daß ſie aus der Zeit 300 v. Chr. ſtammen. Es ſind Gräber von Kriegern. („) Löffingen, 10. Dez. Vor einigen Wochen ver⸗ endete einem hieſigen Bürger ganz unerwartet ſein ſouſt geſundes Pferd. Er kaufte ein zweites, wertvolles Tier; aber auch dieſes wurde nach zwei Tagen auf den Waſen eiger, Neckarhan Fabrik kann aufrecht erhalten Infſertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 9. Jahrgang. geführt, ebenſo eine Ziege, die im gleichen Stalle ſtand. Man nahm an, die Tiere ſeien an Rückenmarklähmung umgeſtanden und der Krankheitskeim liege im Stalle. Der betreffende Mann verkaufte nun von ſeinem Futter an eine Fuhrhalterei in Freiburg. Wie man nun hört, ſollen der Inhaberin derſelben in wenigen Tagen 11 Pferde in kurzer Zeit infolge Genuſſes dieſes Futters zugrunde gegangen ſein. Man iſt hier ſehr geſpannt, welches die näheren Umſtände dieſer Krankheitserſchei⸗ nungen ſind, die die Sachverſtändigen feſtzuſtellen ſuchen. Brombach, 10. Dez. Beim Steinſetzen auf hie⸗ ſiger Gemarkung ſtießen die Steinſetzer auf die Funda⸗ mente der alten Burg der Ritter von Wehlen im Gewann Wehlenthal, deren ſterbliche Ueberreſte in den Hügel⸗ gräbern an der Römerſtraße im Wald gefunden worden find. Die Erinnerung an dieſe Burg, zwiſchen der Römer⸗ und der Adelhauferſtraße auf einem ſchönen ſonnigen Hügel gelegen, iſt nur durch Ueberlieferungen der älteſten Geſchlechter erhalten geblieben; niemand würde eine ver⸗ fallene Burg in dieſen Aeckern vermuten. Etwa 100 Schritte entfernt entſpringt eine Quelle, welche die Burg einſt mit Waſſer verſorgte. Was die Bauart betrifft, ſo iſt das Mauerwerk hergeſtellt aus roten Sandſteinquadern und Kalkſteinen und mit heißem Kalk gemauert. Ihre Entſtehung dürfte in die Zeit der Erbauung der großen Römerfeſtung Kaiſer⸗Augſt bei Wyhlen fallen. Die Zie⸗ gel und künſtliche Steine weiſen ſonderbare Formen auf, und man kann nicht erraten, zu welchem Zwecke ſie ver⸗ wendet worden ſind. Altertumsforſcher hätten Gelegen⸗ heit„weiter nachzuſuchen.: Berlin, 10. Dez. Hier wird ab Neujahr eine große franzöſiſche Zeitung unter dem Titel:„Journal d' Allemagne“ erſcheinen. Sie ſoll im großen Maßſtabe der deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung dienen. 2 Hamburg, 10. Dez. Ein weiterer von den Schwerverletzten der Gasexploſion iſt in der vergangenen Nacht geſtorben. Es iſt der Maurer Ferdinand Voß. Da⸗ mit iſt die Zahl der Toten einſchließlich des noch ver⸗ mißten Ewerführers auf 17 geſtiegen. Wie Prinzregent Luitpold und die bayeriſche Regierung, ſo haben auch der König von Württemberg und das württ. Staatsmini⸗ ſterium dem Senat ihr Beileid ausgeſprochen. N * München, 10. Dez. Große Verkehrsſtörungen ſind infolge andauernder gewaltiger Schneefälle einge⸗ treten. Verſchiedene Schnell⸗ und D⸗Züge hatten mehr⸗ ſtündige Verſpätung. Die Städte und die Talonſteuer. Der Vorſtand des Deutſchen Stidtetages he an den Bundesrat und an den Reichstag eine Pelttton um Befreiung der Städte von der Talonſteuer ein⸗ gereicht. Es wird in der Petition vorgeſchlagen, die An⸗ leihen aller öffentlich⸗rechtlichen Verbände insbeſondere alſo der Gemeinden, den Anleihen des Reiches und der Bundesſtaaten gleichzuſtellen und gleich diefen von der Stempelpflicht zu befreien. In der Begründung dieſes Vorſchlags wird darauf hingewieſen, daß die Talonſteuer ihren angeblichen Zweck, die Beſitzer der Schuldverſchrei⸗ bungen zu treffen, nicht erfüllt hat. Für die kommunalen und verwandten Anleihen wird die Abgabe zu einer Steuer auf Schulden. Selbſt wenn das Geſetz das Recht gäbe, die ausgelegte Steuer von den Beſitzern der Schuldverſchreibungen einzuziehen, würden die Gemeinden dennoch die Steuer wirtſchaftlich ſelbſt zu tragen haben. Denn wollten die Gemeinden von ſolchem Recht Gebrauch machen, ſo würde ſich ſofort der Kurs ihrer Anleihen niedriger ſtellen. Und zwar würde der Kurs weit mehr herabgehen, als es der durchſchnitt⸗ lichen Minderung des Zinsertrages entſpräche. Denn der Kapitaliſt würde um der drohenden Talonſteuer zu ent⸗ gehen, ſich mit Vorliebe den Reichs⸗ und Staatspapieren zuwenden, deren Zinsbogen ſtempelfrei gelaſſen fund; die Vernachläſſigung des kommunalen Anleihemarktes hätte weiteres Sinken der Kurſe unabänderlich zur Folge. Die Gemeinden ſind hiernach gezwungen, die Steuer auf ihren Etat zu nehmen. Zur Deckung des Steuerauſwandes müſſen ſie neue Einnahmen ſchaffen, d. h. ſie müſſen die Kommunalſteuern erhöhen. Und zwar in beträchtlichem Maſſe: ſo hätten z. B. im Laufe der nächſten 10 Jahre aufzubringen: Berlin ca. 850 000 Mk., Münche 450000 Mk., Dresden 330000 Mk. 5 ca. 340 000 Mark ene, Dieſer Mehraufwand muß von der Geſamtbürger⸗ ſchaft getragen werden, trifft alſo auch die acht en den Klaſſen. Iſt hiernach bei der Zinsbogenſteuer der Zweck des Geſetzes— die Belaſtung des Kapitalbeſitzes nicht erreicht, ſondern das Gegenteil des Gewollten eingetreten, ſo erſcheint es eine unabweisbare Pf der 5 Körperſchaften, dieſe Steuervorſchrift zu be⸗. Neues aus aller Welt. Zur Gasexploſion. Seitens der Direktion der Gaswerke in Hamburg wird mitgeteilt, daß ſich über die Urſache der Kataſtrophe noch nichts Beſtimmtes ſagen läßt, da die eigentliche Unterſuchung erſt morgen beginnt. Das große Kohlenlager der Werke hat nur wenig gelitten, der Betrieb wird nicht in vollem Umfange eingeſtellt, da die Oefen in Tätigkeit bleiben und das erzeugte Gas durch den erhöhten Druck in die Reſervoire der Gas⸗ anſtalt in Billwärter umgeleitet wird. Von den bei der Exploſion Schwerverletzten iſt geſtern noch der Monteur Scheika aus Berlin geſtorben, ſo daß jetzt die Zahl der Toten 14 beträgt. Das Befinden von vier Schwerver⸗ letzten iſt hoffnungslos. Bei der Kataſtrophe ſind 142 000 Kubikmeter Gas verloren gegangen. Einer noch größeren Ausdehnung des Unglücks wurde von den auf den Re⸗ torten angeſtellten Heizern dadurch vorgebeugt, daß ſie gleich nach der erſten Exploſion trotz großer Lebensgefahr die Oefen verſchloſſen, um die Bildung von neuem Gas zu verhindern. Der Mangel an Gas macht ſich in allen Betrieben und noch mehr in den Wohnungen bemerkbar. * Zwei folgenſchwere Exploſionen haben in der Pulverfabrik Tynoch in Umbogintwo ſtattgefunden, wo⸗ durch zwei Europäer und drei Eingeborene getötet und ein Europäer und fünf Eingeborene ſchwer verletzt wurden. Zum Berliner Frauenleichenfund. Die Un⸗ terſuchung über den rätſelhaften Frauenleichenfund ſcheint ein gutes Stück vorwärts gekommen zu ſein. Augenblick⸗ lich wird eine Spur verfolgt, die daruf hindeutet, daß die Leichenteile zu dem Körper eines in einer Gaſtwirt⸗ ſchaft in der Friedrichſtraße bedienſtet geweſenen Dienſt⸗ mädchens gehören, das guter Hoffnung war und die Fol⸗ en ſeines Fehltrittes bei einer der berüchtigten„weiſen auen“ beſeitigen laſſen wollte. Die Recherchen in die⸗ ſer Richtung dauern noch an, ſo daß weitere Mitteilungen noch nicht gemacht werden können. Nachdem die Klei⸗ dungsſtücke mit den beiden Armen auf dem Temßelhofer Felde ſo raſch gefunden worden ſind, wird der Täter mit der Beiſeiteſchaffung der anderen Sachen und Leichen⸗ teile ohne Zweifel vorſichtger ſein. Er kommt jetzt viel⸗ leicht noch dazu, ſie in ſeiner Bebauſung zu verbrennen. Ein frecher Ueberfall. Geſtern Abend wurde an dem Eiſenbahndamm in Sachſenhauſen bei Frank⸗ furt a. M. ein Liebespaar von zwei Männern über⸗ fallen. Sie verjagten den Liebhaber und feſſelten das Mädchen, um ihm Gewalt anzutun. Dieſer kam recht⸗ zeitig mit einigen Leuten zurück, worauf die Beiden die Flucht ergriffen. * Raubmord. Bei Knoop am Kaiſer Wilhelms⸗ kanal wurde am Donnerstag der Taglöhner Kröger von zwei Handwerksburſchen überfallen, ermordet und beraubt. Die Leiche des unglücklichen Opfers wurde abends ge⸗ funden. Einer der Täter wurde ergriffen, der andere iſt flüchtig. * Lawinenſturz. Beim Lago Gemelli(Italien) riß eine Lawine 7 Alpiniſten 200 Meter weit mit ſich. Sechs konnten ſich retten, einer wird vermißt. Von den Geretteten erlitten zwei, die Schneeſchuhe trugen, Glie⸗ derbrüche. f* Gemeindekaſſe geſtohlen. In Bismarckhütte (Schleſien) beraubten unbekannte Einbrecher die Gemeinde⸗ kaſſe. Es fielen ihnen 24000 Mk. Bargeld, ein Spar⸗ kaſſenbuch auf 13 000 Mk. lautend und Kupons für 120 000 Mk. in die Hände. l* Zur Cook⸗Affäre. Die Kommiſſion zur Un⸗ terſuchung der Papiere Dr. Cooks iſt ernannt worden. Der Sekretär Cooks, Lonsdale, erklärte, daß die Beſchul⸗ digungen der Newyork Times gegen Cook völlig unbe⸗ gründet ſeien und daß die Papiere, die er der Univer⸗ ſität in Koepnhagen übergeben werde, die unveränderten Originale der Obſervationen enthalten, die Cook auf ſeiner Nordpolexpedition vorgenommen habe. Außerdem enthalten ſie einen Bericht, der ſich auf dieſe Obſerva⸗ tionen ſtützt und der von Dr. Cook Lonsdale diktiert worden ſei, ohne daß ein anderer etwas damit zu tun ge⸗ habt habe. F neberfall. Ueberfallen und ſchwer verletzt wurde Dienstag nacht der Stationsvorſteher der an der Strecke Kremmen⸗Wittſtock belegenen Station Beetz⸗Sommerfeld, Reiniſch. Gegen 2 Uhr nachts wurde an das Fenſter des Dienſtgebäudes geklopft; drei Männer baten um Un⸗ terkunft. Als der Beamte die Tür öffnete, drangen die Fremden in den Raum und ſchlugen mit Stöcken blind⸗ lings auf Reiniſch ein. Nur mit Mühe gelang es dem Ueberfallenen, ſich von ſeinen Gegnern zu befreien und in den Güterſchuppen zu flüchten, deſſen Tür er ver⸗ ſchloß. Die drei Männer drangen dann in die Sta⸗ tionsräume ein, wo ſie wie die Vandalen hauſten und alle Gegenſtände demolierten. Die Täter, drei Müller⸗ geſellen, die im Dorfe Beetz in Stellung waren, konn⸗ ten noch im Laufe des geſtrigen Tages verhaftet werden. Vermiſchtes. Eine Blindgeborene ſehend geworden. Durch eine glückliche Operation iſt es in einem Krankenhauſe in der Nähe von London gelungen, eine 36jährige Frau, die von Geburt an blind war, das Augenlicht zu ſchenken. Die aus 36jähriger Finſternis endlich Erlöſte hat einem Beſucher die erſten Eindrücke und Gefühle geſchildert, die ſie überkamen, als ſie zum erſtenmale die Dinge wirk⸗ lich ſah. Es bleibt merkwürdig, daß ſie von allen Gegen⸗ ſtänden, die ſie vorher nur durch Taſtſinn kennen ge⸗ lernt hatte, ſich eine Vorſtellung gebildet hatte, die völlig mit dem übereinſtimmte, was ſie nun mit eigenen Augen ſah, ſo baß hier aus dem Zuſammenwirken der vier Sinne faſt genau dasſelbe Wahrnehmungsbild gewonnen wurde, wie ſehende Menſchen es mit Hilfe ihrer Augen gewinnen. Ihr Erſtaunen— und auch ihr Grauen— begann erſt bei den Dingen, die ſie in der Zeit ihrer Blindheit ab⸗ zutaſten nie Gelegenheit gehabt hat. Mit einem Schlage veränderte ſich das ganze Weltbild, kauſend nie wahrge⸗ nommene Formen, Gegenſtände und Weſen tauchten plötz⸗ lich auf, deren Art und Bedeutung der Vorſtellung der einſt Blinden noch fremd waren; ſie fühlte ſich hilflos und verlaſſen in dieſem Meer von noch unerklärlichen Neuerſcheinungen und zu dem Gefühle des Wunderbaren geſellte ſich eine Angſt und eine Furcht, die die erſten Stunden des Sehens faſt zu einer ſeeliſchen Marter mach⸗ ten, bis endlich die Freude über das gewonnene Augen⸗ licht ſiegreich alle anderen Gefühle übermannte. Von allen Farben hat Grün den ſtärkſten Eindruck auf ſie ge⸗ macht, noch heute kann ſie vor Grün ein dumpfes Ge⸗ fühl der Angſt und der Beklemmung über dies Wunder nur ſchwer überwinden. Als ſie zum erſtenmal ein Pferd ſah, begann ſie zu zittern, obgleich ſie genau wußte, daß dies ein Pferd war, war ſie doch ſchon mehrfach im Wagen gefahren. Das Gefühl namenloſen Grauens aber ſteigerte ſich, als ſie das Pferd nun laufen ſah, und anfangs vermochten keine Erklärungen ihren Schrecken zu bannen. Heute iſt die Schwergeprüfte überglücklich, daß ſie all das ſehen kann, deſſen Form und Weſen ſie vordem nur dunkel und ungewiß ahnte. Die größte deutſche Landgemeinde. Hamborn, im Rheinland, wohl die größte Landgemeinde Deutſch⸗ lands mit rund 94000 Einwohnern, die in einigen Mo⸗ naten ſicher auf 100 000 geſtiegen ſind, kämpft um die Erlangung der Stadtrechte. Man ſollte nun meinen, daß eine Gemeinde von einer derartigen Größe nicht erſt um die Erlangung der Stadtrechte zu kämpfen braucht, ſondern daß es als ein Gebot der klarſten Notwendigkeit anerkannt würde, daß ſie nur dann ſich voll entfalten kann, wenn ſie Stadtrechte und eigenen Stadtkreis hat. Dieſe eigentlich ſelbſtverſtändliche Meinung ſcheinen jedoch verſchiedene der in Frage kommenden Verwaltungs⸗ behörden nicht zu haben. Eine dieſerhalb ſtattgefundene zahlreich beſuchte Bürgerverſammlung, in der dieſe Frage behandelt wurde, geſtaltete ſich zu einer impoſanten Kund⸗ gebung; man beſchloß durch eine Maſſenpetition an die zuſtändigen Behörden den Stadtantrag der Gemeinde⸗ verwaltung energiſch zu unterſtützen und nicht eher zu ruhen, bis Hamborn zu ſeinem Rechte gelangt iſt. Gottesdienſt⸗Ordnung. Evangel. Gottesdienſt:: Sonntag, den 12. Dezember 1909(8. Advent.) ½10 Uhr vorm.: Hauptgottesdienſt. 1 Uhr nachm.: Chriſtenlehre. Donnerstag, den 16. Dezember 1909. ½8 Uhr: Wochengottesdienſt(Gemeindehaus.) Kath. Gottesdieuſt. 3. Adventſonntag(12. Dez.) ½8 Uhr: Frühmeſſe. ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt. 1 Uhr: Chriſtenlehre. ½2 Uhr: Herz⸗Jeſu⸗Andacht. Unſerer heutigen Nr. liegt ein Proſpekt der Firma Gebrüder Rothſchild in Mannheim bei, worauf wir beſonders aufmerkſam machen. Morgen Sonntag ſind die Geſchäfte bis abends 7 Uhr geöffnet. Auf die Beilage in heutiger Nummer betr. Weck's Fabrikate, Niederlage bei Herrn Figmund Oppenheimer dahier, machen wir noch beſonders auf⸗ merkſam. 5 Bekanntmachung. Gemeinderatswahl betr. Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß bei der heute ſtattgehabten Wahl von 3 Gemeinderäten wieder⸗ gewählt wurden: Georg Leonhard Volz, Jakob Hirſch, Joſef Sohn, Johann Georg Zahn. Die Wahlakten liegen 8 Tage zur Einſicht auf dem Rathauſe— Zimmer No. 6— offen, während welcher Friſt Einſprachen gegen die Wahl bei Ausſchlußvermeiden gemacht werden können. Seckenheim, 11. Dezember 1909. . gürgermeiſter Volz. Empfehlung. Von dieſer Woche ab Christbäume für Vereine und Private, Ratſchreiber Koch. Setkenheimer Färberei them. Wäſcherei. Empfehle mich zum Reinigen und Färben von Damenkleidern, Herrengaderoben jeder Art. ſowie Lodokus Schäfer, Aepfel, Birne U. Luiſenſtraße 36. 1 Nüsse. i Peter Diehm. 0 Ammer eee Zahnatelier und Küche zu vermieten Wilhelmſtraße 24. 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