Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Qnartal Mk. 1.50. Zweites Blatt. 5 ließen ließ? Der Alte, Deutſcher Reichstag. 8 Berlin, 25. Februar. „Die heutige Sitzung wurde vom Vizepräſidenten Dr. Spahn in Anweſenheit des Staatsſekretärs Dr. Del⸗ brück um 12 Uhr 15 Minuten eröffnet. Das Haus ſetzt die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fort. Abg. Behrens(Wirtſch. Vg.) erklärt namens ſeiner Fraktion, daß dieſe die Sozialpolitik des Staatsſekretärs gern unterſtützen werde. Redner wünſcht noch in dieſer Seſſion die Vorlage eines Entwurfs betr. die Privat⸗ beamtenverſicherung. Die Koalitionsfreiheit müſſe beſſer geſichert und ein Geſetz zur Regelung des Kartellweſens geſchaffen werden. i 3 Abg. Liebert(Rchsp.) erklärt ſich namens ſeiner Fraktion gegen die ſozialdemokratiſche Reſolution, betr. Einſchränkung der Arbeitszeit in den Glashütten, da ſich die Lage der Glasarbeiter weſentlich gebeſſert habe. Abg. Roeren(3tr.) hält ſchärfere geſetzliche Be⸗ ſtimmungen zur Bekämpfung der Unſittlichkeit für nötig, da dieſe in neuerer Zeit durch die Schmutzliteratur er⸗ heblich zugenommen habe. a Staatsſekretär Dr. Delbrück: Zurzeit werden zwi⸗ ſchen den beteiligten Reſſorts Erwägungen darüber ange⸗ ſtellt, ob und inwieweit eine Aenderung der Geſetzgebung zur Bekämpfung der Schmutzliteratur erforderlich erſcheint. Die Ueberwachung derſelben iſt jetzt international und hat gute Erfolge zu verzeichnen. f. i Abg. Wachhorſt de Wente(natl.): Wir werden nach wie vor die Landwirtſchaft fördern, vor allen Din⸗ gen wollen wir einen leiſtungsfähigen Bauern⸗ ſtand erhalten. Warum alſo die Hetze gegen die National⸗ liberalen, insbeſondere gegen unſeren Führer Baſſermann, der ſich große Verdienſte um die Landwirtſchaft erworben hat? Der Bund der Landwirte iſt bei ſeiner(Groser Sum geradezu gemeingefährlich.(Großer ärm 8. 5 Abg. Dr. Hahn(B. d. L.) polemiſiert ſcharf gegen den Vorredner und meint, daß der Bund der Landwirte vor allem das Intereſſe der kleinen Landwirte, auch der Wein⸗ und Gartenbauer im Auge gehabt habe(Beifall und Widerſpruch.) Den Kampf mit dem neuen Bauernbund werden wir energiſch aufnehmen. 5: Abg. Gothein(Frſ. Vg.) wendet ſich gegen die verhetzende Agitation des Bundes der Landwirte und be⸗ ſpricht dann die Auswüchſe des Syndikatsweſens. Weiter Bae beſſere Berückſichtigung der Intereſſen des Abg. Dr. David(Soz.) polemiſiert gleichfalls gegen den Bund der Land Amtsblatt ger Bürgermeisterämter Semenheim, 5 Iesheim, nearhansen und Edingen. ſiere und ihnen die perſönliche Freiheit in wirtſchaftlichen Dingen beſchränke. Damit ſchließt die Debatte. Nach perſönlichen Bemerkungen zwiſchen Dr. David und Dr. Hahn vertagt ſich das Haus auf Dienstag nachmittag 1 Uhr. Tagesordnung: Wahl des Präſidenten und Fortſetzung der heutigen Beratung. Schluß gegen 7 Uhr.„ 5* Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 25. Febr. In der heutigen(42.) Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Beratung des Budgets des Miniſteriums des Innern fortgeſetzt. An der Debatte beteiligen ſich die Abgg. Kopf(Ztr.), Schmidt(B. d. L.), Neu⸗ wirth(natl.), Weiß haupt Meßkirch(natl.), Vene⸗ dey(Dem.), Süßkind(Soz.), Schofer(Str.) und Hilpert(natl.) Einen breiten Raum nimmt dabei die Polemik über die Wahlkundgebung gegen den Geiſtlichen Rat Dr. Wacker ein. Von Zentrumsſeite wird der Vorfall als unqualifizierbarer Skandal verurteilt, von ſeiten der anderen Redner wird die Kundgebung als ein berechtigter Proteſt gegen die verhetzende Wahlagitation der Geiſt⸗ lichkeit bezeichnet. Die Abwehr gegen die Gefahr der Ultramontaniſierung des Staatsweſens ſei nötig. Von den Rednern wird eine Reihe von Beſchwerden und Wün⸗ ſchen vorgebracht, auf die Miniſter Frhr. v. Bodman erwidert. Er wendet ſich namentlich gegen die vom Abg. Kopf(Ztr.) vorgebrachten Beſchwerden über den Ober⸗ amtmann des Bezirks Schönau, worüber er das Urteil dem Hauſe überlaſſe. Nach einer Reihe weiterer, meiſt perſönlicher Bemerkungen zahlreicher Abgeordneter wird die Sitzung geſchloſſen. Nächſte Sitzung Montag nach⸗ mittag 3½% Uhr. Tagesordnung: Spezialberatung des Budgets des Miniſteriums des Innern. i 55 Politiſche Nundſchau. Deutſches Reich. 8 Zur Reichstagsſtichwahl in Mülheim a. Nh. Nachdem die Liberalen von Mülheim a. Rh. für die be⸗ vorſtehende Stichwahl die Parole„Keine Stimme dem Zentrum!“ ausgegeben haben, hat jetzt die liberale Partei in Gummersbach beſchloſſen, den Wählern die Stimm⸗ abgabe für den ſozialdemokratiſchen Kandidaten Dr. Erd⸗ mann anzuempfehlen. 8 * Vom ſächſiſchen Landtag. In der geſtrigen Sitzung der Zweiten Kammer kam es zu einem Zuſammen⸗ ſtoß der Nationalliberalen mit der Regierung wegen der angeblich tendenziöſen Landtagsberichterſtattung des amt⸗ lichen„Dresdener Journals“, in deren Verlauf Staats⸗ miniſter Graf Vitzthum v. Eckſtädt bemerkte, er ſei bereit, Vermißt. Roman von Ewald Auguſt König. 50)(Fortſetzung.) Machdruck verboten.) Er eilte hinaus; das Zimmer des alten Buchhal⸗ ters lag dem ſeinigen gegenüber. Die lange, hagere Geſtalt. in einen großgeblümten Schlafrock von zweifel⸗ hafter Farbe gehüllt, ſtand in der Tür und ſchaute mit ſtarrem, glaſigem Blick auf den jungen Mann, der raſch entſchloſſen an ihm vorbei ins Zimmer trat. Es war nicht ſo ſchlimm, wie Theobald es be⸗ fürchtet hatte. Die Spirituslampe mit dem Waſſerbe⸗ hälter ſtand auf dem Tiſch; offenbar hatte der alte Mann Spiritus verſchüttet und dieſer Feuer gefangen, denn die Tiſchdecke brannte lichterloh und der Stroh⸗ ſitz eines nebenan ſtehenden Stuhles ebenfalls. Labelle fuhr mit den Händen durch ſein dünnes, graues Haar und ſtierte gleich einem Irrſinnigen in die Flammen. 2ich wollte Punſch trinken!“ ſagte er heiſer. Theobald erkannte ſofort, daß Labelle halb be⸗ rauſcht war; er beſann ſich nicht lange; mit dem Waſ⸗ ſer, das er auf dem Toilettentiſch fand, löſchte er bin⸗ nen wenigen Minuten das Feuer. Der Buchhalter war unkerdeſſen auf einen Stuhl niedergeſunken, er ſtützte die ſpitzen Ellenbogen auf die Knie und das Haupt auf die Hände, und ſah ſchwei⸗ gend dem jungen Mann zu, der die Fetzen der ver⸗ brannten Decke vom Tiſch entfernte und das Fenſter öffnete, um den entſtandenen Rauch hinaus zu laſſen. Während dieſer Beſchäftigung fand Theobald Muße, ſich in dem Zimmer umzuſchauen, er konnte nicht begreifen, wie es möglich war, in einem ſo un⸗ ſauberen Raume zu wohnen. n Hatte Labelle ein ſo geringes Einkommen, daß er ſeine Wohnung nicht beſſer und freundlicher einrichten konnte? Oder war er ein ſo leidenſchaftlicher Trinker, daß er alles, was er verdiente, die Gurgel hinunter⸗ den der gehabte Schrecken zu — e 3 ernüchtern ſchien, mochte wohl ſeine Gedanken erraten. „Sie haben wohl erwartet, hier einen Salon zu fin⸗ den?“ fragte er mit ſchneidendem Sarkasmus. „Nein, wahrhaftig nicht,“ erwiderte Theobald,„aber fe beſſer und hübſcher könnte ihre Wohnung doch ein“ 25 „Kennen Sie die Höhe meines Einkommens?“ „Nein.“ „Dann urteilen Sie auch nicht.“ Theobald ließ ſich durch ſeinen groben Ton nicht abſchrecken. Die Punſchflaſche und ein großes Trink⸗ gefäß ſtanden auf einem Stuhl neben dem Tiſch, und das Waſſer ſiedete; er miſchte den Trunk recht ſtark und reichte das Glas dem alten Manne, der es mit zitternder Hand empfing. „Im Schränkchen ſteht noch ein Glas,“ ſagte La⸗ belle.„Sie ſind nun einmal hier, und ich ſchulde Ihnen Dank. Wenn die Flaſche leer iſt, hol' ich noch eine zweite, ich bin beſſer eingerichtet als Sie glauben.“ Er lachte heiſer, ſtellte ſein Glas hin und ſtrich das feuchte Haar aus der Stirn. Theobald, entſchloſſen, dieſe Gelegenheit zu benu⸗ tzen, ſchloß das Fenſter, holte das Glas aus dem Schrank, der neben einigen Töpfchen und Taſſen auch eine Menge Flaſchen enthielt, und ließ ſich am Tiſche nieder.„Sie führen doch ein einſames Leben,“ ſagte er. „Beſſer allein, als mit falſchen Freunden zuſam⸗ men zu ſein,“ erwiderte Labelle höhniſch. „Haben Sie nur falſche Freunde gehabte“ „Bah, Freundſchaft iſt überhaupt nur ein Mär⸗ chen, an das kein vernünftiger Menſch glaubt.“ „Sie müſſen ſchlimme Erfahrungen gemacht haben!“ „Vielleicht, aber darum hat ſich ja niemand zu kümmern. Sie werden dieſe Erfahrungen vielleicht auch noch machen.“ „Wenn es geſchehen ſollte, ſo werde ich nur die⸗ jenigen haſſen, denen ich ſie verdanke, nimmermehr mei⸗ nen Haß aber auf die ganze Menſchheit werfen.“ Wieder lachte der, halter heiſer vor ſich hin. — 2 wirke, der die kleinen Bauern kerror⸗ P Seenheimer Hmzeiger, Iuesheimer fHnzeiger, Neckarhauser Zeifung, Edinger Zeitung Infertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 10. Jahrgang. die Landtagsberichterſtattung einzuſtellen. In Erwide⸗ rung auf eine Anfrage hinſichtlich einer Verſtändigung bezüglich der Schiffahrtsabgaben erklärte der Staats⸗ miniſter, die preußiſche Regierung habe, wie der badiſchen, o auch der ſächſiſchen Regierung gegenüber den Weg freundſchaftlicher Verſtändigung gefunden. Er hoffe auf eine befriedigende Löſung, ohne daß Hoheitsrechte und wirtſchaftliche Intereſſen des Landes beeinträchtigt würden. * Die Lüderitzbuchter und die Diamanten. Die Vorſchläge der Lüderitzbuchter Intereſſenten über die Ausbeutung der ſüdweſtafrikaniſchen Diamantenlager wer⸗ den von den maßgebenden Kreiſen nach wie vor mit der Rechtslage für unvereinbar angeſehen. Die weitere Er⸗ örterung der in den Depeſchen erwähnten Einzelheiten dürfte vorausſichtlich anläßlich der dritten Leſung des Kolonialetats im Reichstage erfolgen, welche ungefähr Mitte März ſtattfinden wird. Bis dahin iſt auch der Gouverneur von Schuckmann in Berlin eingetroffen und für die Teilnahme an den Verhandlungen verfügbar. England. Im Laufe der Tarifdebatte im Unterhaus wies Balfour auf die Wichtigkeit der Tarifreform als Mit⸗ tel gegen die Arbeitsloſigkeit hin, inſofern, als durch die Tarifreform die produktive Tätigkeit Englands geſtei⸗ gert werde. Miniſter Runeiman erklärte, die Oppo⸗ ſition habe das Volk grauſam enttäuſcht, indem ſie den Glauben erweckte, daß die Tarifreform allem Elend ein Ende mache. Die Tarifreform werde die Preiſe in die Höhe treiben und die Produktionskoſten ſteigern ſowie den britiſchen Erzeugniſſen für den neutralen Markt Nach⸗ teil bringen. Schließlich wurde der von Chamberlain eingebrachte Zuſatzantrag zugunſten der Tarifreform mit 285 gegen 254 Stimmen abgelehnt. Die Nationaliſten enthielten ſich der Abſtimmung. Die Arbeiterpartei ſtimmte für die Regierung, ſo daß dieſe einen kleinen Erfolg errang. Griechenland. Der königliche Erlaß auf Einberufung der griechiſchen Nationalverſammlung wird in der letzten Sitzung der außerordentlichen Kammer vom Miniſterpräſidenten unter ganz beſonderer Feierlichkeit verleſen werden. Die Offi⸗ ziere der Marine und der Landarmee werden in großer Uniform anweſend ſein, während der Verleſung der Bot⸗ ſchaft militäriſche Ehrenbezeugungen erweiſen und darauf Hochrufe auf den König ausbringen, womit die Offiziers⸗ bewegung dann ihr Ende erreichen ſoll. Die Offiziere wollen ſich dann angeblich wieder ihrer militäriſchen Ka⸗ ſernenarbeit widmen. 5 Vereinigte Staaten. Präſident Taft erklärte den Mitgliedern des Aus⸗ ——.—V—.—.—...—.—.—ũàpeù3,,,, k Er nahm das Glas und trank in langen Zügen; erſt als es geleert war, ſtellte er es wieder mit einem lan⸗ gen Atemzuge hin.„Was meinen Sie, was geſchehen würde, wenn dieſes Haus jetzt in Flammen ſtändee „Die Feuerwehr würde den Brand löſchen.“ „Zunächſt ja, aber unterdeſſen würde man mich verhaften und mich der Brandſtiftung anklagen.“ „Torheit, es war nur Unvorſichtigkeit.“ N „Ja, aber wie hätte ich das beweiſen wollen?“ „Ich wäre als Zeuge aufgetreten.“ „Ste wären ja in dieſem Falle beim Ausbruch des Feuers nicht hier geweſen, was alſo hätten Sie be⸗ zeugen wollen? Das Unglück müßte nur noch wollen, daß bei dieſer Gelegenheit ein Menſchenleben verloren ging, dann wären mir zehn Jahre Zuchthaus ſicher.“ „Na, na, zuvor müßte Ihnen doch die vorſätzliche Brandſtiftung bewieſen werden,“ ſagte Theobald, wäh⸗ rend er das Glas Labelles wieder füllte. „Meine Schuld würde als erwieſen angenommen, und ich müßte den Gegenbeweis führen,“ ſagte der alte Mann miti einem verächtlichen Achſelzucken. „Weshalb geben Sie 1 ſolch trüben Gedanken hin? Das Feuer iſt gelöſcht, es hat keinen Schaden angerichtet und außer uns beiden weiß niemand etwas davon!“ N „Die trüben Gedanken kommen von felbſt, man kann ihnen nicht gebieten,“ knurrte Labelle. „Sie würden nicht kommen, wenn Sie aus Ihrer Einſamkeit unter die Menſchen hinaustreten.“ „Glauben Sie? Ich weiß es beſſer.“ i „Man beurteilt ſehr oft die Menſchen falſch, ver⸗ ehrter Herr. Wie gefällt Ihnen Garnierk“ Der Buchhalter erhob ſein graues Haupt und blickte den Fragenden forſchend an, dann griff er wie⸗ der nach dem Glaſe.„Gar nichtl“ antwortete er trocken. „Ich habe in ihm einen liebenswürdigen Geſell⸗ ſchafter gefunden.“ f 5 25 2(Fortſetzung folgt.) 3 ECC 5 ſchuſſes fur die amerikaniſche Ausſtellung in Berlin bei dem geſtrigen Empfang, er bringe der Ausſtellung das wärmſte Intereſſe entgegen und hoffe aufrichtig, daß ſie 85 Förderung der engen politiſchen und kommerziellen een zwiſchen Deutſchland und Amerika beitragen Aus Nah und Fern. Seckenheim, 25. Febr. Der Vorſtand der hieſigen Zimmer⸗Schützengeſellſchaft hat es ſeit jeher verſtanden, den alljährlich ſtattfindenden Winterverguügungen des ge⸗ nannten Vereins den Stempel der Originalität aufzudrücken. Dasſelbe muß auch wieder von dem am 19. d. Mts. in den Lokalitäten des„Badiſchen Hofes“ ſtattgefundenen Koſtümfeſte berichtet werden. Dem diesjährigen Winterfeſte war die Idee zu Grunde gelegt:„Ein Ausflug mit der Schwarzwaldbahn“, und wir müſſen ſchon im Voraus feſtſtellen, daß die ganze Veranſtaltung in wirklich groß⸗ ügiger Weiſe zur Durchführung gebracht worden iſt. Beim etreten des Badiſchen Hof⸗Saales ſah man ſich urplötzlich in die herrlichſte Schwarzwaldgegend verſetzt. Aus dem Hintergrund eines ganzen Waldes ſchwarzwaldduftender, längs der Saalwände geſchmackvoll aufgeſtellter Tannen grüßten die herrlichſten Landſchaftsbilder; ein in ſeltener Naturtreue erſtelltes Schwarzwaldhaus, in welchem die Damen Frl. Werber und Frl. Stadtelberger gegen Abgabe von mancherlei Süßigkeiten und äußerſt ſüffigem Sekte mit liebevollem Eifer ſich angelegen ſein ließen, den zahlreich erſchienenen Gäſten mit mehr oder weniger Erfolg— je nach der Generoſität des Einzelnen— eine milde Gabe abzuknöpfen, vervollſtändigte das Geſamtbild der gedachten Idee. Was nun den Verlauf des Feſtes ſelbſt anlangt, ſo ſind wir in der Lage, nur rühmliches zu melden. Das geſchickt zuſammengeſtellte Programm wurde glatt abge⸗ wickelt. Punkt 9 Uhr bewegte ſich ein impoſanter, ſchwarz⸗ wälder Hochzeitszug durch den Saal. Der Zug hatte folgende Zufammenſetzung: Hochzeitslader(Herr Hilsheimer) Muſikkapelle, Lehrer(Herr Karl Bühler) mit der Schul⸗ jugend, Brautpaar(Frl. Emma Volz und Herr Welker), Brauteltern(Frau Hilsheimer und Herr Poſtverwalter Weber), Brautjungfern, Brautführer. Das Ganze ergab ein farbenprächtiges Bild und löſte einen ungeheuren Bei⸗ fallsſturm aus. Die eigentliche Hochzeitsfeier, welcher eine Anſprache des Brautvaters und der Brautmutter voraus⸗ ging, wurds eingeleitet durch einen von Frau Dr. Landfried und Frl. Stadtelberger einſtudierten Kinderreigen, welcher unter der Leitung der genannten Damen von den in wunderhübſchen Trachten ſteckenden Kleinen in urgelungener Weiſe getanzt wurde; nicht endenwollender Beifall belohnte die Jugend. Der hierauf als Dreingabe getanzte Schottiſch erregte ſtürmiſche Heiterkeit. Verſchönert wurde die Hoch⸗ zeitsfeier durch ein von den Herren Bär und Schaffner vorgetragenes der Feier angepaßtes Duett. Nach einem von 5 Damen und 5 Herren aufgeführten, ſehr beifällig aufgenommenen Bauerntanz hatte die Hochzeit mit einer Schlußanſprache des Brautvaters ihr Ende erreicht. Das nach Einſchaltung einiger Tänze hierauf gegebene Singſpiel: „Die wilde Toni“ mit Frl. Emma Volz in der Titelrolle, erfuhr ebenfalls eine gute Aufnahme. Die Mitwirkenden Frl. Volz, Frl. Hagenlocher, die Herren Schaffner und Bär waren ganz bei der Sache und verhalfen dem Stücke zu einem vollen Erfolge. Die einen vornehmen künſt⸗ leriſchen Geſchmack verratende Bühnendekoration ſtammt aus dem Pinſel des Herrn Schröder. Nach Schluß des Theaterſtückes beherrſchte Göttin Terpſichore, welcher bis in die frühen Morgenſtunden von den tanzfrohen Paaren in ausgiebigem Maße gehuldigt worden iſt, allein noch das Feld.— Die Abwickelung des am Montag teilweiſe wiederholten Programms ging vor ausverkauftem Hauſe vor ſich. Auch an dieſem Abend war der Beifall groß und jedermann von dem Gebotenen entzückt. Die vorge⸗ führten Lichtbilder befriedigten ebenfalls allgemein. Zum Schluſſe ſei Herrn Ferber, welcher ſich der mühevollen Aufſtellung und Einſtudierung des geſamten Programms in ſelbſtloſer Weiſe unterzogen hat, ſowie Herrn Ad. Seitz, deſſen Händen die muſtkaliſche Leitung anvertraut war, noch beſonders gedacht. Allen übrigen Mitwirkenden auch an dieſer Stelle einen Extra⸗Dank. Mannheim, 25. Febr. Geſtern vormittag Ref auf der Clignetſtraße das 1½ Jahre alte Kind eines da⸗ ſelbſt wohnenden Kaufmanns in einem unbewachten Augen⸗ blick unter die vor einen Laſtwagen geſpannten Pferde eines hieſigen Fuhrmanns und wurde von einem der Pferde derart an den Kopf getreten, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Den Fuhrmann trifft keine Schuld. — An Stelle des verſtorbenen freiſinnigen Parteiführers Emil Magenau wurde der ebenfalls der freiſinnigen Partei angehörige Bankdirektor Teſcher in den Stadtrat gewählt. () Weinheim, 25. Febr. Vorgeſtern fand dahier eine Konferenz der Direktion der Süddeutſchen Eiſenbahn⸗ geſellſchaft und der Verwaltung der Staatsbahn in Sachen der geplanten elektriſchen Bahn nach Mannheim ſtatt. (Mosbach, 25. Febr. Der Schneidergeſelle Fletter in Eſchelbrunn, der ſeinen Kameraden Maßholder in der Neujahrsnacht aus Unvorſichtigkeit erſchoſſen hatte, wurde von der großh. Strafkammer Mosbach freigeſprochen. Niklashauſen, 25. Febr. Ein größerer Brand entſtand in der Hofraite des Maurermeiſters Ries. Das Feuer ſoll vom Holzſchuppen ausgegangen ſein und ver⸗ breitete ſich über die große Scheuer, die infolge ihrer vielen Vorräte bis auf den Grund niederbrannte. Das Vieh konnte gerettet werden. Die Entſtehungsurſache iſt noch unaufgeklärt.„ (90 Karlsruhe, 25. Febr. Das vor zwei Jahren in ſeraft getretene badiſche Vermögensſteuergeſetz hat eine Aenderung verſchiedener Beſtimmungen im Volksſchul⸗ olg insbeſondere über die Beiträge der Gemeinden zur Folge. Aus dieſem Anlaß hat ſich die Regierung ent⸗ ſchloſſen, die Gehälter der Lehrer entſprechend der allge⸗ meinen Lebensmittelteuerung zu erhöhen und die Zulage⸗ friſten abzukürzen ſowie die bisher dem Bürgermeiſter 3 techniſche Schulaufſicht aufzuheben. Auch die 1 3 ſümmumgen über die nichtſtaatlechene Lehr⸗ und Er⸗ er e ſowie über die Ausbildung der Vor⸗ ſtände größerer Schulen ſollen neu geſtaltet werden. (0) Karlsruhe, 25. Febr. Der badiſche Landes⸗ verein für Bienenzucht veröffentlicht die Satzungen, wie ſie von der Generalverſammlung genehmigt und ins Ver⸗ einsregiſter eingetragen wurden. Sitz des Vereins iſt Karlsruhe. Der Verein bezweckt die Förderung der Bienen⸗ zucht und die Vertretung der gemeinſamen Angelegenheiten der Bienenzüchter im Großherzogtum Baden und ſucht dieſen Zweck zu erreichen: durch Zuſammenſchluß der Be⸗ zirksvereine für Bienenzucht im Lande; durch Heraus⸗ gabe des Vereinsblattes„Die Biene und ihre Zucht“; Verbreitung von Lehrbüchern der Bienenzucht zu er⸗ mäßigten Preiſen und eine den Mitgliedern zur Verfügung ſtehende Vereinsbibliothek; durch Abhaltung von Haupk⸗ verſammlungen mit Beratungen und Vorträgen ſowie Bienenwirtſchaftliche Ausſtellungen mit Prämiierung her⸗ vorragender Leiſtungen nach der Prämiierungsordnung des Vereins; durch Veranſtaltung von Kreisimkertagen und durch Beratung und Unterſtützung der Bezirksvereine; durch Abhaltung von Vereinsimkerkurſen, Maßnahmen gegen die Faulbrut und Förderung des Honigabſaßes nach den hierfür aufgeſtellten Beſtimmungen; durch ent⸗ ſprechende andere nach Zeit und Umſtänden erforderliche Maßnahmen zur Förderung der Bienenzucht. (Karlsruhe, 25. Febr. Nachdem Verſuche, die vom Boden der Lokomotiven durch den Körper nach den Gehörorganen des Lokomotivperſonals gelangenden Ge⸗ räuſche dadurch abzuſchwächen, daß die Fahrenden auf Kokosvelourmatten ſtehen, ſich gut bewährt haben, hat die Generaldirektion der badiſchen Staatseiſenbahnen an⸗ geordnet, daß ſämtliche Lokomotiven mit zwei Matten 155 5 für den Führer und Heizer ausgeſtattet erden. a Bruchſal, 25. Febr. In einer geſtern abend ſtattgefundenen Beſprechung des„Vereins der Hunde⸗ freunde Bruchſal und Umgebung“ und des 1. Karlsruher Kynologen⸗Klubs, wurde beſchloſſen, gemeinſam am Sonn⸗ tag den 10. April im„Kaiſerhof“in Bruchſal eine„Allge⸗ meine Schau von Hunden aller Raſſen“ abzuhalten. Der große Saal des Kaiſerhofes bietet bequem Raum für die Unterbringung von über 300 Hunden und die Räume ſelbſt ſind gegenüber dem Bahnhof gelegen, die Boxen ſtellt die Firma Spratt⸗Rummelsburg. (Heidelberg, 25. Febr. Der Garteninſpektor Otto Maſſias, der Leiter des Heidelberger Botaniſchen Gartens, iſt geſtorben. 5 * Berlin, 25. Febr. Bei der Beratung des Etats für Kiautſchou hat die Budgetkommiſſion an dem Ein⸗ kommen des Gouverneurs, das ſich ſeither aus 18 000 Mk. Gehalt, 22 000 Mk. Kolonialzulage und 10 000 Mk. Repräſentationsgeldern zuſammenſetzte, mit 12 gegen 10 Stimmen einen Abſtrich von 10000 Mk. gemacht. München, 25. Febr. Graf Aehrenthal iſt heute früh in München eingetroffen und ſtattete dem Miniſter⸗ präſidenten v. Podewils alsbald einen Beſuch ab. Darauf wurde er vom Prinzregenten in feierlicher Audienz emp⸗ fangen, der ihm ſein Porträt mit goldener Plakette über⸗ reichte. Später fand Frühſtückstafel beim Miniſterpräſi⸗ denten ſtatt, zu der auch die Geſandten der deutſchen Bun⸗ desſtaaten und Oeſterreichs eingeladen waren. N * Köln, 25. Febr. Eine alleinſtehende Dame wurde heute nacht von vier maskierten Männern in ihrer Woh⸗ nung überfallen und zu berauben verſucht. Auf ihre Hilferufe flohen die Räuber und gaben Revolverſchüſſe auf die ſie verfolgenden Perſonen ab. Ein Metzgermeiſter wurde dabei erheblich verwundet. Schließlich gelang es, einen der Räuber zu faſſen, der über ſeine Perſönlichkeit und die Mittäter jede Auskunft verweigert. N * Philadelphia, 25. Febr. Der heutige Tag iſt ruhiger verlaufen, da weſentliche Verſtärkung durch die Nationalgarde eingetroffen iſt. Der Straßenbahnbetrieb wird wieder langſam aufgenommen. Man glaubt nicht mehr an den Ausbruch eines Generalſtreiks. Neues aus aller Welt. 8 * um Abdul Hamids Millionen. In einge⸗ weihten Kreiſen verlautet, daß die Villa Allatini in Salo⸗ niki ſeit Wochen der Schauplatz eines förmlichen Ringens iſt zwiſchen den Regierungsvertretern, welche überzeugt ſind, daß Abdul Hamid noch große Summen in Banken des Auslandes verſteckt hält, deren ſich die Regierung bemächtigen will, und dem Exſultan, der für ſein Leben fürchtet, wenn man wiſſe, daß nichts mehr bei ihm zu holen ſei, und daher Wahnſinn ſimuliert, um ſich dem ſtarken Druck zu entziehen. Der aus Saloniki in Kon⸗ ſtantinopel eingetroffene Prinz Abdur Haim iſt ſtark tuberkulös, und die zurückgekehrten Prinzeſinnen ver⸗ trugen das Saloniker Klima nicht. * Mord in einem Poſtbureau. Im Poſtbureau von Peronne bei Macon in Frankreich wurde geſtern der Amtsleiter von einem penſionierten Beamten durch zwei Revolverſchüſſe getötet. Bei der Feſtnahme erklärte der Täter, keine Reue zu empfinden, da er als Rächer der Ehre ſeiner Tochter gehandelt habe. 0 Ein Knabe an Alkoholvergiftung geſtorben. Der 12jährige Schüler Frankowski, der vor kurzem in der Lynarſtraße in Berlin von einem Schutzmann in be⸗ rauſchtem Zuſtand aufgefunden worden war, iſt jetzt den Folgen des Alkoholgenuſſes erlegen. Der Knabe wurde damals nach dem ſtädtiſchen Kinderkrankenhaus in der Reinickendorferſtraße gebracht, konnte aber nach wenigen Tagen wieder entlaſſen werden, weil eine weſentliche Beſſerung eingetreten war. Indeſſen hielt dieſe nicht lange an und der Knabe mußte abermals in das Krankenhaus gebracht werden. Dort iſt er jetzt geſtorben. N 20 Jahre unschuldig im Gefängnis! Aus Amerika, dem Lande der unbegrenzten Möglich⸗ keiten, kommt wieder einmal eine Nachricht, die geeignet ſein dürfte, allenthalben großes Aufſehen zu erregen. Ein Kabeltelegramm meldet aus Neuyork: Unſchuldig zu 88 3 40 Jahren Gefängnis verurteilt wurde im Frühjahr 1890 Roger Williams; 20 Jahre ſeiner Strafe hat er bereits verbüßt, als er geſtern erfuhr, daß der, den er ermordet haben ſollte, noch lebt. Bei einem Zug, Büffel einzu⸗ fangen, waren Roger Williams und Bernhard Carter in Streit geraten. Die Meſſer wurden gezogen und nach weni⸗ gen Augenblicken wurde der von mehreren Stichen ge⸗ troffene Carter von ſeinem Gegner in die Fluten des Pecos River geſchleudert. Nach einigen Wochen wurde der Leichnam eines Mannes flußabwärts am Ufer des Pecos River angeſchwemmt. Man identifizierte den Toten als Bernhard Carter. Sein ehemaliger Gefährte Wil⸗ liams aber, der ihn in die Fluten des Fluſſes geſchleudert hatte, wurde wegen Mordes zu 40 Jahren Gefängnis berurteilt. Doch Bernhard Carter lebte. Wie durch ein Wunder war er den Wellen des Fluſſes entkommen un hatte im Hoſpital von El Paſo Unterkunft gefunden. Völlig geneſen verließ er es nach mehreren Wochen, um ſich nach Mittelamerika zu begeben, von wo er vor zehn Jahren als reicher Mann wieder in die Union zurück⸗ kehrte. Zufällig las nun Carter vor einigen Tagen einen Zeitungsbericht über die im Terasgefängnis den Gefan⸗ genen gegenüber verübten Grauſamkeiten. Der Name Ro⸗ ger Williams, der in dem Bericht genannt war, erinnerte ihn ſofort an einer der unglücklichſten Stunden ſeines Le⸗ bens. Der Büffelfang vor zwanzig Jahren tauchte wieder in ſeinem Gedächtnis auf. Er beſchloß, Nachforſchungen anzuſtellen und erfuhr bereits nach wenigen Tagen, daß ſein damaliger Gefährte zu 40 Jahren Gefängnis verur⸗ teilt worden war, angeblich, weil er ihn ermordet hatte. Carter hat, als er dieſe Botſchaft erfuhr, für Roger Wil⸗ liams ſofort ein Gnadengeſuch eingereicht, das auch Er⸗ folg hatte. Er hat ihm ein Heim zur Verfügung geſtellt und eine ſtändige Geldunterſtützung bis an ſein Lebens⸗ ende zugeſagt. Williams, der, als er die grauſige Tat begangen, 33 Jahre alt war, iſt jetzt ein gebeugter und vorzeitig gealterter Mann. Als er von ſeiner Freilaſſung erfuhr, brach er in Tränen der Freude darüber aus, daß er nicht der Mörder ſeines ehemaligen Gefährten war. Muß; man einen eingeſchriebenen Brief annehmen?. Die Frage, ob man verpflichtet iſt, einen einge⸗ ſchriebenen Brief anzunehmen, fand dieſer Tage durch das Oberlandesgericht Celle ihre Beantwortung. In dem zugrunde liegenden Streitfall hatte ein Kaufmann mit Hilfe eines Rechtsanwalts durch eingeſchriebenen Brief bei einem anderen Kaufmann einen Vertrag gekündigt. Der letztere hatte den Brief nicht angenommen, weil ihm der Abſender unbekannt war. Das Gericht entſchied, daß durch rechtzeitige Aufgabe des eingeſchriebenen Briefes die Kündigung zu Recht beſtehe, denn die Folgen der Ablehnung eines eingeſchriebenen Briefes habe der Adreſ⸗ ſat, weil er im Brief vielleicht eine unangenehme Nach⸗ richt erwarte, zu tragen. In der Begründung dieſes weittragenden Urteils heißt es u. a., daß es das allge⸗ meine Handelsintereſſe ſchon mit ſich bringe, daß man verlangen könne, der Adreſſat eines eingeſchrie⸗ benen Briefees dürfe den Empfang nicht ab⸗ lehnen. Es könnte ſonſt hierdurch eine Lage geſchaffen werden, die es dem einen Teil ermöglicht, durch Argliſt dem andern Teil eine Schädigung zuzufügen, wenn z. B. der Brief eine Kündigung enthält, von der der ver⸗ weigernde Andreſſat dann behaupten könne, er habe ſie nicht erhalten. Sobald aber der andere Teil nachweiſen kann„daß er verſucht hat, dem andern Teil ohne jede Koſten für dieſen einen eingeſchriebenen Brief zuzuſtel⸗ len, ſo beſteht der Inhalt des Briefes gegen den Adreſſaten e Recht. Daraus geht deutlich hervor, daß edermann gezwungen iſt, einen einge⸗ ſchriebenen Brief anzunehmen, woher er auch kommen mag. 8 3 Ee 3 Der Lotterieſchwindel⸗ In letz ter Zeit iſt wiederholt auf die Schwindeleien hingewieſen worden, denen Spielluſtige bei dem Handel mit Präm ien⸗ und Serienloſen ausgeſetzt ſind. Jetzt ſcheint ſich ganz allgemein die Polizei etwas mehr mit dieſen un redlichen Händlern zu beſchäftigen, denn faſt jeden Tag; werden neue Fälle bekannt, aus denen man ſchließen kann, welchen Umfang dieſer Lotterieunfua an⸗ ſenmomen hat. So hat die Polizei in Gotha jetzt einen ogenannten„Bankier“ verhaftet, der Hunderttauſende broſpekten in Deutſchland verbreitete, in denen er zur Teilnahme an einer Serienlosgeſellſchaft aufforderte, von jer er Anteile zu drei und ſechs Mark abgab. Nach den Statuten erwarben die Teilnehmer nicht ein Originallos, ondern den hundertſten Teil einer Serienloſes, das der „Bankier“ in den Händen behielt. Wie das Geſchäft ge⸗ macht wurde, zeigen die folgenden polizeilichen Ermitt⸗ lungen: 5 1 Nach den Statuten wurden die Gewinne erſt nach * — — 1 Ablauf von 12 Monaten ausgezahlt. Die Spieler mußten zwölf Monate hindurch den gleichen Betrag entrichten, traten ſie aber vorher aus, ſo verloren ſie alle Einſätze und den bereits erzielten Gewinn zugunſten des„Ban⸗ kiers“. Dieſer hatte am 10. Dezember vorigen Jahres ſeit Oktober bereits 4000 Teilnehmer mit ganzen oder halben Anteilen gewonnen, die er auf 23 Geſellſchaften verteilte. Er hatte eine monatliche Einnahme von 13 800 Mark, die eine jährliche Bruttoeinnahme von ö Mark ausmacht. Geſpielt wurden in jeder Geſellſchaft zwölf Loſe, und zwar Türkenloſe, Meininger und Augs⸗ burger Siebenguldenloſe, Venediger Dreißiglireloſe und ähnliche. Das macht für jede Geſellſchaft eine Ausgabe von 2100 Mk, alſo für 23 Geſellſchaften 48 300 Mark, Wurden die Loſe nicht gezogen, ſo konnte der„Bankier“ ſie wieder an der Börſe verkaufen, und der Erlös wurde ebenfalls erſt am Ende der Spielzeit verrechnet. Da die Spieler auswärts wohnten, ſo hatten ſie keine Kontrolle darüber, ob die Loſe wirklich gekauft waren. Am meiſten erregten die Ziehungsliſten bei den Spie⸗ 37SSSSFTTTCCCC —.———— — r 0 8 ——— 165 600 lern falſche Vorſtellungen. Wenn dort ein Gewinn ver⸗ ——— ———