* Jum 50 Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Qnartal Mk. 1.50. 5 Geburtstag e Friedrich Naumanns. Wer Friedrich Naumann iſt, das weiß heute jeder Gebildete in Deutſchland. Der Reichstag, als deſſen her⸗ vorragendſter Redner er gilt, diente nicht nur dem Politi⸗ ker Naumann als Reſonanzboden. Auch der Kunſtſchrift⸗ ſteller und der Reiſeplauderer errangen ſich jetzt mehr Be⸗ achtung, und Bücher wie„Form und Farbe“ und„Son⸗ nenfahrten“ ſind nicht nur mit wärmſtem Lob bedacht, ſondern auch rege gekauft worden. Kurzum: wer nicht eh zu weit abſeits vom rauſchenden Strom des Lebens eht, der weiß, daß die Bedeutung Friedrich Naumanns über das politiſche Parteiintereſſe hinausgeht, daß ſie gar nicht einmal an dieſes Intereſſe gebunden iſt. Gerade aber weil man das allgemein weiß und weil es in dieſem Zuſammenhang gar nicht darauf ankommt, zu welcher politiſchen Partei der Politiker Naumann gehört, des⸗ halb möchten wir heute einmal vom Menſchen Nau⸗ mann ſprechen. Von ihm ſteht feſt, daß er lauteren Cha⸗ vakters, daß er ohne Falſch und Winkelzüge iſt, daß er auch im erbittertſten politiſchen Kampf ſtets ein an⸗ „ beſonnener Gegner war und daß unendlich viele enſchen aus allen Schichten in Deutſchland zu ihm eine Art von rein menſchlichem Vertrauen hegen, das ſich ganz an den Menſchen wendet, der hinter dem Volks⸗ führer und Aeſthetiker ſteckt. Von dem einfachen, bei aller geiſtigen Differenziertheit ſo klaren und überſehbaren Menſchen, von dem trotz aller Enttäuſchungen und Er⸗ ſchütterungen ſo ſonnigen Charakter möchten wir ſprechen. Zuſammenfaſſen möchten wir in wenig Sätze, was wir im Verlauf von beinahe 10 Jahren an dieſem Manne geſehen und erlebt. Wie oft haben wir es nun ſchon ſagen hören, wie oft haben wir dieſelben Worte von den verſchiedenſten zerſonen vernommen:„Sagen Sie mal, ſo im perſön⸗ lichen Leben muß Naumann doch ein prächtiger Kerl ſein!“ Ja, das iſt er in der Tat. Alle wiſſen es, die einmal ein ernſtes Ding mit ihm durchgeſprochen und ſich mit feſtem Händedruck von ihm verabſchiedet haben, und wir fürchten nur, er ſelber weiß es nicht genug. Denn ihm iſt Selbſtverſtändlichkeit, was manchen ſo tief bewegt. . Wer je in Naumanns milde Augen geſehen, der weiß, daß er ſein Herz entladen darf. Dieſes Vertrauen nehmen alle mit nach Hauſe. Dieſes Vertrauen iſt auch nie, in keinem einzigen Falle bisher getäuſcht worden. Aber mit„Liebenswürdigkeit“ und ſolchen rein äußer⸗ lichen Eigenſchaften hat das nichts zu tun. Es iſt Höhen⸗ klima. Es iſt etwas von der Atmoſphäre, die von jeher alle in irgend einem Sinne großen Menſchen umwob. So kommt es auch, daß ſo viele von den Briefen, die Naumann empfängt. ſchon auf dem Umſchlaa als Hmisblatf der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ilvesheim, nearhansen und Edingen. Donnerstag, den 31. MArz 1910 zFertraulfch“ gekennzeichnet ſind. Wie viel geſchriehene Tränen mögen in den Tiefen ſeines großen Schreib⸗ tiſches ruhen! In welche Herzensnot hat er ſelber ſchon hineingeblickt! Er, der von den kirchlichen Orthodoxen nicht weit genug abrücken konnte und— man kaun ebenſogut ſagen: trotz wie wegen ſeiner liberalen theologi⸗ Anſchauungen— ſeine paſtorale Laufbahn durch die Ver⸗ leihung des Ehrendoktorats durch die Univerſität Heidel⸗ berg gekrönt ſah, er hat das Beſte, Edelſte aus dieſer Laufbahn, die heute ſchon ſo weit hinter ihm liegt, in ein umfangreicheres und bedeutſameres Leben hinüber⸗ erettet: die Fähigkeit, ſich in Menſchen und Menſchen⸗ ſhickſale hineinzudenken und auch dann noch ihnen einen Weg zu weiſen, wenn ſie in der Finſternis tappen. An ſeinem 50. Geburtstag könnte mancher aufſtehen und bezeugen: ja, auch mir hat er einmal geholfen, als ich nicht mehr aus noch ein wußte, auch für mich iſt er in die Breſche geſprungen, als andere ſich hinter verlegene Worte zurückzogen. Das Vertrauen, das Naumann einflößt, ohne daß er ſich je darum zu bemühen brauchte, liegt in der Ein⸗ fachheit ſeiner Perſönlichkeit begründet. Nau⸗ mann hat unendlich viel geleſen, er hat in den ſchwierigſten und verſchiedenartigſten Situationen geſtanden, er iſt von den Volksverſammlungen in die Muſeen gegangen, in denen die ſchönen Bilder hängen, er hat Afrika und Aſien geſehen, hat in der inneren Miſſion geſtanden und bei feſtlichen Gelegenheiten mit Grafen und Exzellenzen parliert, er hat hart gerungen, bis er Sitz und Stimme im deutſchen Reichstag erhielt, und hat die Strömungen hinter den Kuliſſen kennengelernt, er hat oft zu Menſchen geſprochen, denen leichter ums Herz wurde, wenn ſie ihn hörten, und er hat Frau und Kind zu gleicher Zeit an ſchwerer Krankheit daniederliegen geſehen, er hat ſich in Volkswirtſchaft und Philoſophie, in Ge⸗ ſchichte und Theologie, in Kunſt und Kultur⸗ leben vertieft und hat viele, viele Holländer dazu ge⸗ raucht, er hat den ganzen Horizont der zeitgenöſſiſchen Bildung mit dem Auge geſtreift, kurzum: er hat vieles, ſehr vieles durch Hirn und Herz gehen laſſen und iſt doch nicht— nervös geworden. In 10 Jahren ſahen wir ihn nie erregt, nie im Zorn, nie barſch oder verdroſſen. Wohl aber ſahen wir ihn voll milder Reſignation, als er aus dem Wahlkreis Oldenburg heimkehrte und nicht in den Reichstag gewählt war. Und nie werden wir ver⸗ eſſen, mit welchem Humor er über dieſes Lotterieſpiel prach und wie gefeſtigt und ruhig er der Zukunft damals entgegenſah. Gerade in einem ſo ſchweren und entſcheidenden Augenblick des Lebens zeigt ſich ja wahre Größe und Charakterſtärke! Kein Wort des Zorns über den ſiegreichen Gegner kam damals über ſeine Lippen und wir müſſen bekennen: wir kannten ſein Weſen um dieſe Zeit ſchon genug, um dieſe Selbſtbeherrſchung ganz ſelbſt⸗ Infertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 10. Jahrgang. verſtändlich zu finden, während ſie doch durchaus nichts Alltägliches war. g Naumann iſt ein Menſch mit einer großen und ein⸗ heitlichen inneren Kultur. In ſeinem äußeren Weſen mag 2s Widerſprüche geben, in ſeinem inneren nie. Denn alles, was er vom Leben, von den Menſchen, von der Kunſt oder ſonſtwie in ſich aufgenommen hat, das hat er in ſeiner 1 Weltanſchauung verarb t. Fremdes duldet er nicht. Die innere Gelaſſenheit und ſeeliſche Heiterkeit, die einen Grundzug von Friedrich Naumanns Weſen bildet, iſt dasjenige, was alle die bewegt und beſchäftigt, die ihn kennen lernten. Die Graphologen ſind entzückt von ſeiner klaren, deutlichen, ebenmäßigen Handſchrift; denn ſie leſen die Einheitlichkeit des Charakters aus ihr. Ver⸗ wundert aber ſind diejenigen, die Naumann zum erſtenmal gegenübertreten, über die Milde, die von einem ſo vo⸗ buſten vierſchrötigen Mann ausgeht. Denn unwillkürlich verbindet man mit dieſer Herkulesgeſtalt, die ſich be⸗ ſonders inmitten der Volksmenge ſo wirkungsvoll ab⸗ hebt, die Begriffe von Kraft und Derbheit. Ebenſo er⸗ wartet ja mancher ein viel ſtärkeres und dröhnenderes Organ, während Naumann als Redner nie durch Kraft⸗ anwendung, ſondern im Gegenteil durch Humor und feines Vortragstalent auf ſeine Hörer wirkt. 5 Man kann ſich ja vorſtellen, wie Vieles und wie Verſchiedenes auf einen im Brennpunkt des öffentlichen Lebens ſtehenden und ſo arbeitsluſtigen Mann N rich Naumann einſtürmt. Aber ſeine Zähigkeit und er- ſtandskraft iſt groß. So angeſtrengt ſein Tagewerk und ſo vielbeſchäftigt ſein Geiſt auch iſt, Naumann gehört nicht zu den Menſchen, die„keine Zeit“ haben. Während jeder Dutzendmenſch in Berl ſich gerne wichtig zu machen ſucht, indem er den über alle Maßen beſchäftigten Mann ſpielt, deſſen Zeit nicht mit Gold aufzuwiegen iſt, hat Naumann ſtets ein Viertelſtündchen für ſeine Freunde und nur in ſeltenen Fällen läßt er allzu aufdringliche und egoiſtiſche Beſucher abweiſen. 8 Am 25. März feierte er ſeinen 50. Geburtstag, be⸗ glückwünſcht und gefeiert von Tauſenden in deutſchen Landen und außerhalb derſelben. Naumann ſteht in der Kraft und Blüte ſeines Wirkens. Nicht nur mit dem Verſtand, ſondern vor allem mit dem Herzen dient er den Ideen, die ihm heilig ſind. Darum hat er auch ſo viele Herzen im Deutſchen Reich bezwungen. e 2 — Politiſche Nundſchau. l 5 Deutſches Reich. e „Der Geheimfonds des Auswärtigen Amts. Die Budgelkommiſſion des Reichstags hat den Geheim⸗ fonds des Auswärtigen Amts. der auf 1300 000 Mk. — B man ihm eine Falle geſtellt habe, um ſich über ſeine gen wieder hinlegen? Wie konnte er ihn öffnen, ohne Vermißt. Perſon Gewißheit zu verſchaffen. eine verräteriſche Spur zu hinterlaſſene Roman von Ewald Auguſt König Nodurch aber war denn der Verdacht 1 228 5 beſaß W* fein e* 65)(Fortſetzung.)(Machdruck verboten) Natürlich fand er keine Antwort auf die Frage, aber pfte zornig mit dem Fuß auf den N 4. „Ich bitte Sie dringend, unternehmen Sie nichts, bene zuvor mit mir geredet zu haben; Sie kennen den trotzioen Charakter Ihres Bruders, ein unbedachtes Wort ta. ſchon ein Blick kann alles verderben.“ d „Und wie wollen Sie den Schlag führen?“ „Darüber bin ich noch im unklaren; in ſolchen Fällen kann man keine Pläne ſchmieden, man muß die Ereigniſſe an ſich herantreten laſſen und ſie benutzen Zerbrechen Sie ſich darüber den Kopf nicht. hier gilt das Sprichwort: Kommt Zeit, kommt Rat! Im übrigen ſeien Sie unbeſorgt, ich werde chon den Weg finden, auf dem die beiden mit Schimpf und Schande dieſes Haus verlaſſen müſſen. Wirken Sie nur auch für mich bei Czeilie“ „Es ſoll geſchehen!“ Tante Jeanette reichte ihm noch einmal die Hand. Zufrieden mit dem, was er erreicht hatte, verließ armer einige Minuten ſpäter das Haus. heohald wußte in der Tat nicht, was er von dem an ihn adreſſierten Brief halten ſollte. Wie Garnier es vorausgeſehen, dachte er allerdings an Leon⸗ tine, aber er konnte ihr die Unklugheit nicht zutrauen, ſein Geheimnis preiszugeben. Und außer ihr wußte doch niemand, daß er ſich noch unter den Lebenden und im Hauſe Didiers bekand! Oder hatte ein alter Bekannter aus der Heimat ien in Brüſſel geſehen und ſich nach ihm erkundigte Das war doch auch nicht anzunehmen; der Bekannte hätte ſich in dieſem Falle doch an ihn ſelbſt gewendet Gern hätte er den Brief heimlich geöffnet, aber er durfte das nicht wagen. Er erinnerte ſich, wie ruhig und gleichgültig Henry Didier geweſen war, da er doch naturgemäß in die furchtbarſte Aufregung hätte geraten müſſen, und dies brachte ihn auf die Vermutung, daß je lönger ei nachdachte, deſto klarer ward es ihm, daß ein ſolcher Verdacht in der Tat beſtand und daß er außerordenkflich auf ſeiner Hut ſein mußte. Er hatte den Brief auf das Pult gelegt, an dem er und Labelle gemeinſchaftlich arbeiteten Der Buch⸗ halter las die Adreſſe und blickte ſeinen Kollegen ſtarr an, aber er richtete keine Frage an ihn. Theobald ſchwieg ebenfalls; er wollte dem alten Manne nicht zeigen wie wichtig ihm dieſer Brief ſei. Gern hätte er an Leontine geſchrieben, aber der Brief konnte in andere Hände fallen Er mußte alſo war⸗ ten, bis Leontine wieder nach Brüſſel zurückkehrte und dann Gelegenheit zu einer Zuſammenkunft ſuchen. Daß er von Mathieu beobachtet wurde, bemerkte er nicht, es fiel ihm nicht auf, daß er auf ſeinen Ausgängen mehrmals ihm begegnete. Unter dem höf⸗ lichen, zuvorkommenden Hausdiener ſuchte er keinen Spion, und Mathieu war ſchlau genug, ſeine Aufgabe ſo geſchickt zu löſen, daß er keinen Argwohn erregte. Didier und Garnier blieben freundlich wie zuvor, und des Briefes geſchah keine Erwähnung mehr. Wohl aber glaubte Theobald zu bemerken, daß der Blick La⸗ belles jetzt oft forſchend auf ihm ruhte. So verſtrichen einige Tage. Verſtimmt war Theo⸗ bald eines Abends in ſeine Wohnung heimgekehrt, er wanderte mit verſchränkten Armen auf und nieder und dachte darüber nach, wie er den Brief heimlich öffnen könne. Ein Verbrechen beging er damit nicht, denn im Notfalle konnte er ja den Beweis liefern, daß der Brief an ihn adreſſiert und ſomit ſein Eigentum ge⸗ weſen war. Sollte er doch noch einmal die Rede auf, ihn bringen und ſich erbieten, ihn der Poſt als unbeſtellbar zurückzugeben? Sollte er ihn eines Abends mit in ſeine Wohnung nehmen und am nächſten Mor⸗ tete dann den Blick auf die Tür, durch welche zu nem höchſten Erſtaunen Labelle eintrat. Der alte Mann ſah ſich in dem einfach 1 teten Zimmer um. Theobald trat raſch an ſeinen Schrank und holte eine noch volle Kognakflaſche her⸗ aus, die er nebſt einem Glaſe auf den Tiſch ſtellte. Labelle ergriff die Flaſche und betrachtete das Eti⸗ kett.„Echt?“ fragte er. g „Hoffentlich,“ erwiderte Theobald, ihm einen Stuhl hinſchiebend,„ſie iſt teuer genug.“ Der Alte füllte das Glas, hielt es eine Weile un⸗ ter ſeine Naſe und trank es in einem Zuge aus. Gute Ware!“ ſagte er, mit der Zunge ſchnalzend, dann fuhr er mit der Hand durch ſein dünnes graues Haar „Soll ich Ihnen einen guten Rat geben? „Ich bitte darum.“ 5 ab.“ „Weshalb?“ 8 „Well Ihnen hier Gefahr droht. Sie glauben zu ſchieben und werden geſchoben.“ a „Das verſtehe ich nicht,“ erwiderte Theobald, da Glas wieder füllend.„Was meinen Sies“ N „Pah, Sie ſind Theobald Weimar.“. „Wer hat Ihnen das geſagt!“ 6. J. „Der Brief, der für Sie angekommen iſt“ „So kennen Sie den Inhalt dieſes Briefes?“ „Er hat keinen Inhalt, in dem Kouvert ſteckt eh weißes Blatt, auf dem keine Silbe ſteht.“ Mit wachſender Ueberraſchung ſchaute Theobald den Buchhalter an.„Was habe ich von Ihnen zu erwar ten?“ fragte er.„Sind Sie vielleicht beauftragt, 3 erforſchen, ob ich wirklich jener Weimar bin.“. (Fortſetzung folgt.) e 8% J%%U% W J 37 8. 1 erhöht werden ſollte, auf 1 Mill. M. herabßgeſeßt. Das mußte auffallen, denn der Fonds iſt an ſich lächerlich niedrig, indem ſich die Intereſſen einer Großmacht im Ausland überhaupt nicht wahrnehmen laſſen, wenn man nicht Geld zur Verfügung hat, über deſſen Verwendung öffentlich nicht geſprochen wird. Vielfach wurde angenommen, daß hinter dem Abſtrich ſtille Wünſche des Reichsſchatzamtes ſteckten, das dann wirklich am unrechten Platz ſparſam geweſen wäre. Doch es ſcheint, daß für den Abſtrich nicht nur Sparſamkeitsgründe beſtimmend waren, daß man vielmehr mit dieſem nach beſtimmter Richtung hin demonſtrieren wollte. Es heißt, daß die Angelegenheit auch mit dem Abſtrich noch nicht erledigt ſei, daß ſie vielmehr den Reichstag noch eingehend beſchäftigen werde. Der Re⸗ gierung ſoll die Frage vorgelegt werden, ob der Fonds wirklich dauernd zu den Zwecken, denen er dienen ſolle, verwandt worden ſei, und ob er nicht gelegentlich für Ausgaben, die dem Bewilligungsrecht des Reichstags unterſtanden, habe herhalten müſſen. Es würde ſich bei der Auseinanderſetzung, wenn dieſe zuſtande kommt, um einen Verſtoß der kleinen, aber ſehr einflußreichen Gruppe der Hofkonſervativen handeln, von denen letzten Endes die Initiative zum Sturz des Fürſten Bülow, als deren Werk⸗ zeug dann die ohnedies mißtrauiſchen Reichstagskonſer⸗ vativen dienten, ausgegangen iſt. *Geſchenk des Kaiſers für Mexiko. In Mexiko iſt die Nachricht eingetroffen, daß der deutſche Kaiſer der Republik Mexiko zu ihrer am 16. September ſtattfin⸗ denden Zentenarfeier der Unabhängigkeit eine Statue Alexander v. Humboldts als Geſchenk überſenden wird. Dies Monument ſoll dem„B. T.“ zufolge im Zentrum der Stadt Mexiko in einem kleinen Vorgarten der Na⸗ tionalbibliothek aufgeſtellt werden. Das Geſchenk hat bei der dortigen deutſchen Kolonie großen Anklang gefunden. Mexiko verdankt bekanntlich Alexander v. Humboldt ſehr viel, und noch heute ſtützen ſich Forſcher und Induſtrielle bis zu einem gewiſſen Grade auf ſeine Werke. Bis jetzt beſtand in der ganzen Republik keine Statue des be⸗ rühmten deutſchen Gelehrten, obwohl eine Straße in Mexiko Stadt nach ihm benannt iſt. Italien. Die italieniſche Regierung ſoll die Pforte aufgefordert haben, ihre Souveränitätsrechte in Afrika mit mehr Ener⸗ 155 zu verteidigen, wobei ſie auf die tatkräftige Unter⸗ tützung Italiens rechnen könne. Hier will man nämlich gehört haben, daß die franzöſiſchen Truppen in Zentral⸗ afrika die türkiſchen Fahnen konfisziert hätten, die neulich von der türkiſchen Regierung den Häuptlingen der Stämme des Wadaidiſtrikts zugeſchickt worden waren. Die türkiſche Regierung ſei nunmehr entſchloſſen, die Reviſion der zwi⸗ ſchen Großbritannien und Frankreich abgeſchloſſenen Ver⸗ träge zu verlangen, ſoweit wie ſie türkiſch⸗afrikaniſches Gebiet berühren. — Frankreich. Der Senat hat den neuen Zolltarif mit der von der Kammer beſchloſſenen Aenderung an e ommen. Das Geſetz iſt alſo vollſtreckbar und tritt Donnerstag, den 31. Mérz, in Kraft. a Rußland. Das Expoſee zu der Geſetzesvorlage über Finnland ſtellt die Behauptung auf, daß Alexander I. mit dem finniſchen Volke auf dem Landtage in Borgo keinen Ver⸗ trag über die künftige politiſche Verfaſſung Finnlands abgeſchloſſen habe; das Verſprechen weitgehendſter Vor⸗ rechte ſei ein Akt monarchiſcher Gnade und Großmut ge⸗ weſen; insbeſondere ſei er auch keine internationalen Ver⸗ pflichtungen hinſichtlich der Rechte und Vorrechte Finn⸗ lands eingegangen. Es exiſtiere kein Akt, der Finnland zum Staate erhebe oder von der Schaffung einer be⸗ ſonderen finnländiſchen Staatsgewalt ſpreche. Finnlands Autonomie baſiere auf dem guten Willen der ruſſiſchen Staatsgewalt. Das Uebergreifen der finniſchen Geſetz⸗ gebung aus dem örtlichen in das allgemein ſtaatliche Ge⸗ biet beruhe auf zufälligen Schwankungen der geſetzgeberi⸗ ſchen Praxis. China. In London traf die Nachricht ein, daß der neue chi⸗ neſiſche Kriegsminiſter die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Reich der himmliſchen Mitte beabſichtigt und daß er einen Plan in Vorbereitung hat, um der Jugend des Landes bereits in den Schulen eine mili⸗ täriſche Ausbildung zukommen zu laſſen. General Mn Chang ſcheint jedoch durchaus nicht blind gegenüber den Schwierigkeiten zu ſein, die ſeinen Abſichten entgegen⸗ ſtehen. Er ſagt, er wiſſe, daß er gegen„weit verbreitete Stupidität“ und auch mit einem Finanzminiſter zu kämpfen haben werde, der dieſe Reform durchaus nicht mit freund⸗ lichen Augen anſehe. Die Natur des Chineſen iſt nicht ſehr kriegeriſch veranlagt und die genaue Stärke der be⸗ ſtehenden chineſiſchen Armee iſt in Dunkel gehüllt, viel⸗ leicht weiß kein Menſch die wirklichen Zahlen der Mann⸗ ſchaften. Nach dem einen Gewährsmann ſollen die Trup⸗ pen in Friedenszeiten 300 000 Mann zählen, während eine ſpätere Schätzung ſie auf 680 000 angibt. Es wird ferner behauptet, daß eine ſehr große Reſerve vorhanden ſein ſoll. Wie immer dies ſein mag, die Aufgabe, aus der ganzen Rieſenbevölkerung des chineſiſchen Reiches, die eine ſo außerordentlich friedfertige Anlage hat, ein ſtraffes Volk in Waffen heranzubilden, iſt ſicherlich ein kühnes Unterfangen. l Griechenland. Das Komitee der Militärliga unterzeichnete Dienstag mittag die Urkunde betreffend die Auflöſung der Liga, die morgen nach Verleſung der königlichen Botſchaft ver⸗ öffentlicht wird. Die Urkunde beſagt: Das Komitee er⸗ kläre in der Ueberzeugung, daß die gegenwärtige Re⸗ gierung bis zur Einberufung der Nationalverſammlung die Macht behalten ſoll und die votierten Geſetze in dem Geiſte, in dem ſie abgefaßt ſind, anwenden werde, die Liga für aufgelöſt. Sie entbinde die Offiziere von ihrem am 28. Auguſt geleiſteten Eide. In dem Aufruf der Liga wird das Volk aufgefordert, die begonnene Arbeit rch guten Gebrauch des Wahlrechts zur Nationalver⸗ i, vervollſtändigen.„5 re 8 e N Lokales. Seckenheim, 31. März. Bürgerausſchuß⸗Sitzung. Heute nachmittag 5 Uhr findet im Rathausſaale eine Sitzung des Bürgeraus⸗ ſchuſſes ſtatt. Gegenſtände der Tagesordnung ſind: 1. Die Wahl der Mitglieder der Rechnungskommiſſion für 1910; 2. die Wahl der Mitglieder der Kontroll⸗ behörde für 1910; 3. Freigabe eines Teilgrundſtücks aus einer Hypothek; 4. Ankauf des Grundſtücks Lgb. Nr. 2365, Acker im Mittelfeld im Säß; 5. Genehmigung des Ge⸗ meindehaupt⸗ und Nebenvoranſchlags pro 1910. Vom Wetter. Rauh und eiſig pfiff geſtern abend der Nordwind durch die Gaſſen und unwillkürlich eilten die Paſſanten ſchneller wie ſonſt dahin, um ſo raſch wie möglich wieder unter Dach und Fach zu kommen. Heute morgen ſchüttelte Frau Holle— hoffentlich in dieſem Frühjahr zum letzten Male— ihre Betten aus und ließ die weißen Gebilde zur Erde niederfallen. Es wäre ſehr wünſchenswert, daß bald wärmere Witterung eintritt, da die vorhergegangenen warmen Tage ſchon die Knoſpen an den Bäumen hervorſprießen ließen. Sehweinemarkt. Der am Dienstag abgehaltene Schweinemarkt war mit 79 Stück befahren, welche alle zum Preiſe von 28—38 Mark pro Paar verkauft wurden. — Neue Gebührenordnung für Rechtsan⸗ Hälte. Der Geſetzentwurf betr. die Aenderung der württ. Gebührenordnung für Rechtsanwälte ſieht für die Her⸗ ſtellung des Schreibwerks ſowie als Erſatz der Poſtgebühren Pauſchalſätze vor. Der einzelne Pauſchalſatz beträgt 20 deu 80 der zum Anſatz gelangenden Gebühr, jedoch höch⸗ tens 30 Mk. und mindeſtens 50 Pf., im Zwangsverſteige⸗ rungsverfahren, gerichtlichen Verteilungsverfahren oder bei der Vermittlung der Auseinanderſetzung eines Nach⸗ laſſes oder des Geſamtguts einer ehelichen Gütergemein⸗ ſchaft, jedoch mindeſtens 2 Mk. Begründet werden die e damit, daß häufig die Rechtsanwälte, zumal bei kleineren Werten, ſehr geringe Pauſchalſätze, manch⸗ mal nicht mehr als den Mindeſtbetrag mit 50 Pf. er⸗ hälten würden.. ö * Aus Nah und Fern. (9) Karlsruhe, 30. März. Am 25. und 26. Juft indet hier der Abgeordnetentag des badiſchen Militär⸗ dereinsverbandes ſtatt. () Karlsruhe, 30. März. Zwei ſtreikende Bäcker⸗ zurſchen wurden vorläufig feſtgenommen, weil ſie in der Südſtadt arbeitswillige Kollegen miſthandelten. (Mannheim, 30. März. Am Sonntag ſuchte ſich ein 21 Jahre altes Dienſtmädchen in der Küche ihrer zurzeit verreiſten Dienſtherrſchaft dahier durch Einatmen bon Leuchtgas das Leben zu nehmen. Nach gewaltſamer Oeffnung der Küchentüre veranlaßten die Hausbewohner die Verbringung der Lebensmüden im Sanitätswagen nach dem Allgemeinen Krankenhaus. Beweggrund der Tat ſoll Liebeskummer ſein. (Weinheim, 30. März. Der 28 Jahre alte Kauf⸗ mann Karl Weeh, der ſeit Gründonnerstag vermißt wurde, iſt von Landleuten bewußtlos am Rande eines Waldweges im Kallſtadter Tal aufgefunden worden. Weeh, der ſtark nervös iſt, hatte einen Ausflug unternommen und bei dieſem zwei Kopfſchmerzpulver genommen. Unter der Einwirukng derſelben iſt er in einen ohnmachtähnlichen Zuſtand gefallen. ) Pforzheim, 30. März. Im Vorort Brötzingen findet am 10. April, nachmittags 3 Uhr, die feierliche Grundſteinlegung der hieſigen neuen evangeliſchen Kirche ſtatt.— Auf der Liebenecker Burg im Würmtal ereignete ſich am Oſtermontag nachmittag ein Unglück, durch das ein braver Pforzheimer Bürger, Friſeur Weber in der Calwerſtraße, hart betroffen wird. Der Sohn des Ge⸗ nannten, ein Volksſchüler, hatte die Burgruine beſucht und ſtürzte dabei mehrere Meter tief über eine Mauer auf Steine und Trümmer ab. Dabei brach er den rechten Oberſchenkel, beide Unterarme und erlitt Verletzungen am Auge. Der Verunglückte wurde mittelſt Tragbahre zunächſt in die Wirtſchaft zur„Liebeneck“ gebracht, wo er eine volle Stunde ohne Lebenszeichen lag. Von dort aus wurde er dann noch am Nachmittag ins Pforzheimer Kran⸗ kenhaus überführt. ) Donaueſchingen, 30. März. Der Vater der auf ſo rätſelhafte Weiſe am 14. d. M. hier verſchwun⸗ denen Ida Kuch, Zimmermeiſter Karl Kuch aus Wildbad, bittet, ihm bei der Suche nach ſeiner einzigen Tochter be⸗ hilflich ſein zu wollen durch kräftige Unterſtützung der Polizeibehörden. Aller Wahrſcheinlichkeit nach handelt es ſich um Mädchenhandel. Alter des Mädchens: 16—17 Jahre; Geſicht: ſchmal; dunkelblondes Haar, ſchlanke, iemlich große Geſtalt, große blaugraue Augen. Die utter des berſchwundenen Mädchens liegt infolge dieſes Vorfalles ſchwer krank danieder. Am 16. d. M. wurde im letzten Zuge zwiſchen Karlsruhe und Friedrichstal ein Pärchen beobachtet, das vorgab, es wolle in Mannheim ausſteigen, dort Verwandte beſuchen und nachher in ſeine Heimat Kiel weiterreiſen. Auf das Mädchen paßt das angegebene Signalement; der blonde kleine Burſche gab vor, 23 Jahre alt und„Dreher“aus Kiel zu ſein. Ein Mann, der den Leutchen gegenüberſaß und in Hagsfeld bzw. Blankenloch ausſtieg, wird gebeten, ſeine Adreſſe angeben zu wollen, desgleichen der Wirt im badiſchen Oberlande, der ſie beherbergte und vor die Türe ſetzte, als ſie zahlungsunfähig wurden, ebenſo das Geſchäft, das in der Zeit vom 15. bis 16. März goldene Ringe zum Pfand annahm und dafür das Reiſegeld nach Norddeutſch⸗ land vorſchoß. 8 8 (Freiburg, 29. März. Infolge von Gasver⸗ giftung ſtarb eine in der Erwinſtraße wohnende 45 Jahre alte Privatiere.— In der Nähe des iſraelitiſchen Fried⸗ hofs erwiſchte in der vorgeſtrigen Nacht ein Wächter der Wach⸗ und Schließgeſellſchaft zwei Männer, welche mit der Schlachtung eines großen Hammels beſchäftigt waren. Dem Wächter gelang es, einen der Männer feſtzunehmen und der Polizei zu übergeben. a 3 * 2 600 Perſonen eilten zur Tür, die aber verſchloſſen war. Als. die zu Hilfe ellelden Leute die Tür geſprengt hatten, Raſtatt, 29. März. Der Großherzog und die Großherzogin haben der Stadt Raſtatt für den 23. April ds. Is. einen Beſuch in Ausſicht geſtellt. Am gleichen Tage findet die Einweihung des neuen Mädchenwaiſen⸗ hauſes, Meyer⸗Margareten⸗-Stiftung, ſtatt, welcher Feier die großh. Herrſchaften beiwohnen werden.— Der Land⸗ tagsabgeordnete Rechtsanwalt Dr. Vogel hier, ſowie deſſen beide Schweſtern, Frau Eliſe Oſter, geb. Vogel, und Fräulein Johanna Vogel, die beiden letzteren in Freiburg wohnhaft, haben zufolge mündlichen Wunſches ihres verſtorbenen Vaters dem Gemeinderat die Summe von 10 196.79 Mk. nebſt Zinſen vom 28. April v. J. — angelegt bei der ſtädtiſchen Sparkaſſe Raſtatt— zur Errichtung einer ſelbſtändigen Stiftung unter dem Namen Buchdrucker Karl Vogelſche Stiftung für eine nicht kon⸗ feſſionelle allgemeine öffentliche Leſehalle und Volks⸗ bibliothek übergeben. (Y Donaueſchingen, 29. März. Wie verlautet, wird der Kaiſer auch in dieſem Jahre wieder an den Auerhahn⸗ jagden des Fürſten von Fürſtenberg teilnehmen. (Waldshut, 29. März. Im Monat Juni wird hier der Jahrestag ehemaliger badiſcher Pioniere abge⸗ halten. (Neckargemünd, 28. März. Dieſer Tage wollte ein Mädchen von Waldhilsbach mit dem Lokalzug von der Halteſtelle Waldhilsbach nach Heidelberg fahren. Da es etwas ſpät an der Halteſtelle eintraf, öffnete es die Barriere, um den Zug noch erreichen zu können. In dem⸗ ſelben Augenblick fuhr ein Güterzug heran, der das Mäd⸗ chen erfaßte, zwiſchen die Geleiſe warf und dann in ſeiner ganzen Länge über dasſelbe hinwegfuhr. Jedermann glaubte, daß das Mädchen getötet worden ſei. Dies war aber nicht der Fall. Es hatte trotz des Stoßes der Ma⸗ ſchine keine ernſte Verletzungen erlitten. () Hardheim, 29. März. Der 15jährige Arbeiter Karl Hock von Miltenberg, der bei der Pulverexploſion am 14. ds. Mts. ſchwer verletzt wurde, iſt im Kranken- haus dahier geſtorben. Der ebenfalls ſchwer verletzte Vater des Verſtorbenen liegt in hoffnungsloſem Zuſtande im Akademiſchen Krankenhaus in Heidelberg darnieder. Die Unterſuchung gegen die Schuldigen des Unfalles wurde nun auch gegen den Bauführer Sparer und gegen den be⸗ triebsleitenden Ingenieur Brandl ausgedehnt. Der erſtere wurde dieſer Tage ebenfalls in Haft genommen. Bühlertal, 29. März. Dieſer Tage verunglückte bei Haslach im Kinzigtal der von hier gebürtige und dort mit Holzmachen beſchäftigte ledige 39 Jahre alte Bern⸗ hard Karcher beim Holzſchlitten. Das Unglück ereignete ſich infolge Brechens der Sperrkette. Karcher konnte ſich vor dem Schlitten, der mit furchtbarer Wucht bergab raſte, nicht mehr in Sicherheit bringen und wurde an einem Baume zerquetſcht. Der Tod trat ſchon nach einigen Augenblicken ein. * Breslau, 29. März. In der Nacht zum Montag vurde eine Anzahl Buchhalter des Breslau Konſum⸗ hereins in dem Lokal Sängerluſt, wo ſie nachts von einem Ausflug einkehrten, von Ziegeleiarbeitern über⸗ fallen und auf das roheſte mißhandelt. Der Buchhalter Schubert wurde getötet. Von den Rowdys ſind zehn verhaftet; die übrigen ſind entkommen. * Paris, 29. März. Aus dem Hauſe 15 in der Rue Vernet fiel direkt vor zwei dort poſtierte Schutzleute der im Hauſe wohnende Baron de Gabe herab und brach das Genick. Der Tod trat ſofort ein. Es iſt noch nicht aufgeklärt, ob ſich der 72jährige Greis das Leben ge⸗ nommen hat oder ob er zufällig aus dem Fenſter ſeiner im 3. Stock gelegenen Wohnung gefallen iſt. * Paris, 29. März. Die Kammer hat einſtimmig den franzöſiſch⸗amerikaniſchen Zollvertrag angenommen. * Marſeille, 29. März. Auf dem Flugfelde von La Crau, wo ſich etwa 5000 Neugierige eingefunden hatten, kam es zu argen Ausſchreitungen aus Aerger darüber, daß kein Aviatiker aufſteigen wollte. Die Menge bewarf die Schuppen mit Steinen und bombardierte mehrere Aero⸗ plane. Die Ruheſtörungen ließen erſt nach, als der Aviatiker Houvette, der auf die Bitte des Veranſtalters einen Flugverſuch unternommen hatte, in der Nähe des Bahngleiſes niederſtürzte. Houvette blieb unverletzt, doch wurde ſein Apparat zerſtört. * Petersburg, 29. März. In den hieſigen Hoſpi⸗ tälern 1 geſtern 6 Choleraverdächtige eſeggeſtelk außerdem wurde ein Todesfall an Cholera feſtgeſtellt. Die Unterſuchung der Petersburg durchziehenden Kanäle ergab das Vorhandenſein von Cholerabazillen. * Peſt, 29. März. Wie der amtliche Bericht des Vizeſpans des Szatmarer Komitats an den Miniſter be⸗ ſagt, beträgt die Zahl der Toten bei der Kataſtrophe in Dekörito 300, die Zahl der Verwundeten 70. Der Zu⸗ ſtand ſämtlicher Verwundeten iſt ernſt. Aerzte und Medi⸗ kamente ſind genügend vorhanden. Der Miniſter des Innern hat den Vizeſpan aufgefordert, einen weiteren eingehenden Bericht zu erſtatten, ob eine Hilfsaktion des Landes notwendig ſei. 8 5 1 333 Neues aus aller Welt. 400 Menſchen verbrannt. In dem ungariſchen Dorfe Oetkoertto im Komitat Szatmar entſtand, wie ſchon kurz gemeldet, in der Scheune eines Gaſthofes, die als Ballſaal hergerichtet war, ein Brand, der rapide um ſich griff. Weit über 300 Perſonen ſind verbrannt, faſt die gleiche Zahl erlitt ſchwere Brandwunden. A Laufe des geſtrigen Tages ſind noch etwa 100 der Verletzten ge⸗ ſtorben. Ueber die Vorgänge bei dem Brande liegen fol⸗ ende Einzelheiten vor: Sonntag nachmittag veranſtaltete bie Jugend des Dorfes in einer großen Scheune, die im Hofe des Dorfwirtshauſes lag, ein Tanzvergnügen. Die Scheune war mit Zweigen und Lampions. Gegen 10 Uhr abends entſtand durch ein in Brand ge⸗ ratenes Lampion Feuer, das raſch um ſich griff und eine große Panik verurſachte. Die im Saal befindlichen 1 5 a 1 0 1 9 5 5* „rr — eee. fanden ſte dis Unglücklichen haufenweiſe nwereknander⸗ ltegend. Flammen und Rauch machten die Rettung un⸗ möglich. In weniger als einer halben Stunde brannte die Scheune nieder und begrub faſt alle Anweſenden unter den glühenden Trümmern. Die ganze Gegend iſt mit tiefer Trauer erfüllt, da faſt aus jedem Hauſe Ange⸗ hörige an dem Ball teilgenommen hatten. a „Banknotenfälſcher. In der Univerſitätsſtraße in Zürich hob die Poltzei eine vollſtändig eingerichtete Bank⸗ notendruckerei mit reichlichem Material gerade vor der eigentlichen Druckarbeit auf. Vorzüglich gelungene Plat⸗ ten und Papier mit ſehr gut gelungenem Waſſerzeichen für 100⸗Mark⸗Banknoten, Reichswährung, wurden be⸗ ſchlagnahmt und die Herſteller, ein junger Mann, der als Geometer E. v. Hoppel ſich gemeldet hatte, ſowie ſeine „Braut“ verhaftet. Man vermutet, daß Hoppel iden⸗ tiſch iſt mit dem von Straßburg aus verfolgten Betrüger Willi Engelhard aus Norddeutſchland. Die Verhafteten ſind geſtändig. * Zur Hofrichter⸗Affäre. Der Profos des Wiener Garniſtonarreſtes Salomon Tuttmann, der, wie ſeinerzeit gemeldet, mehrere Briefe des Oberleutnants Hofrichter aus dem Garniſonsarreſt an Angehörige Hofrichters her⸗ ausgeſchmuggelt hat, wurde vom Wieder Garniſonsgerich zu 8 Jahren ſchweren, verſchärften Kerkers verurteilt. Di Verurteilung erfolgte wegen des Verbrechens des Niß⸗ brauches der Amts⸗ und Dienſtgewalt und des Ver⸗ brechens der Vorſchubleiſtung. Es wurde in der Ver⸗ handlung erwieſen, daß Tuttmann nicht nur Briefe an Angehörige Hofrichters befördert, ſondern auch andere auf die Unterſuchung bezügliche Aufträge übernommen at. Tuttmann wurde ſelbſtverſtändlich auch aus der foscharge entlaſſen und ſeine militäriſchen Ehrenzeichen wurden ihm abgenommen. i Ein myſterii» Mord in Nizza. Der Nfrs⸗ om Charlois in Nizza wurde Montag nacht von einem Unbekannten unter der Vorſpiegelung, er habe Tele⸗ mme an ihn zu beſtellen, auf die Straße gelockt und urch Revolverſchüſſe ermordet. Ein Telegramm meldet au! Der 45jährige Aſtronom Charlois, ſeit kurzem nit einer jungen, bildſchönen Marſeillerin vermählt, wurde vor dem Haustor ſeines Nizzaer Abſteigequartters 3515 aufgefunden. Hausleute gaben an, daß, als Charlois gegen Mitternacht mit ſeiner Gattin am offenen 2 807 ſeiner Wohnung ſaß, jemand auf der Straße ef:„Dringende Depeſche für Herrn Charlois!“ Dieſer eilte hinab, öffnete das Haustor und wurde von einem Schuß ins Herz getroffen. Der unbekannte Mörder ent⸗ kam. Nachforſchungen ſind eingeleitet, ob etwa ein abge⸗ wieſener Freier der Frau die Tat begangen oder ver⸗ anlaßt haben könnte. *Mädchenmord in Neuyork. Der achtzehnjährige Albert Wolter lockte die fünfzehnjährige Stenotypiſtin Ruth Wheeler in ſeine Wohnung, würgte ſie und zwängte die noch Lebende in den Kamin, begoß ſie mit Petroleum und zündete ſie an. Die e. Leiche wurde gefunden und Wolter verhaftet, ebenſo Käthchen Müller dus Bremen, ſeine Geliebte, welche mitverdächtig iſt. In Wolters Wohnung wurden fünfzehnhundert Briefe und Karten von Mäd gefunden, darunter ſehr viele aus Deutſchland, wo Wolter ſich voriges Jahr aufhielt. Die Polizei glaubt, er ſtehe in Verbindung mit dem Ver⸗ 081825 anderer Mädchen. Wolter ſtammt aus Deutſch⸗ nd. »Ein großer Butterboykott in Berlin iſt in Sicht! Schon vor etwa 14 Tagen hieß es, daß die Ar⸗ beiterſchaft Berlins beabſichtige, auf den Genuß von But⸗ ter zu verzichten um hierdurch einen Druck auf die hohen Butterpreiſe auszuüben. Der Ortsverein der Maſchinen⸗ bau- und Metallarbeiter Berlins hat zu dieſer Frage zuerſt Stellung genommen und beſchloſſen, vorläufig auf drei Monate keine Butter zu konſumieren. Der Verein der Butterhändler beabſichtigt, in einer öffentlichen Verſamm⸗ lung zugunſten der Preiserhöhung auf Butter aufklärend 50 wirken. Hoffentlich kommt hierbei dann zur Sprache, ß in den Kühlräumen der Buttergroßhändler noch Tauſende von Zentnern Butter liegen, die bisher zurück⸗ gehalten wurden, um eben erhöhte Butterpreiſe herbei⸗ zuführen. Meinung geweſen war, er werde den Brief für ſich ver⸗ ſilbern können. Später ſei er aber zu der Anſicht gekom⸗ men, daß der Brief für ihn unverwertbar ſei. In der ſ cha ng anzunehmen ſei. Das Reichsgericht erkannte Die Kap⸗Kairo⸗Bahn. Wie das Rellkerſche Bureau erfährt, läuft bis jetzt die Eiſenbahn vom Kap nach Kairo bis zu einem Punkt 40 Meilen(65 Kilo⸗ meter) jenſeits der Kongogrenze, d. h. 2187 engliſche Meilen(3520 Kilometer) von Kapſtadt entfernt. Die Erdarbeiten ſind 60 Meilen(etwa 100 Kilometer) weiter nordwärts vollendet und es wird erwartet, daß die Eiſen⸗ bahn gegen Ende April ſich 100 Meilen(160 Kilometer) ins Köngogebiet erſtreckt. Vom Kongo⸗Stern oder Eltſa⸗ beth Ville wird die nächſte Sektion der Eiſenbahn nach Kambove, einem wichtigen Zentralpunkt in Katanga, 110 Meilen(175 Kilometer) nordwärts, führen. Die Vermeſſung dieſes Teiles des Schienenweges iſt bereits gemacht worden. Ueber Kambove hinaus wird die Bahn nach Bukana gehen, etwa 160 Kilometer weiter an den fahrbaren Quellenflüſſen des Kongo gelegen. Wenn Bu⸗ kana erreicht iſt, wird auf dem Waſſerwege, dem Kongo entlang bis zur Mündung die Verbindung mit dem At⸗ lantiſchen Ozean hergeſtellt ſein. Gegenwärtig laufen zwei⸗ mal täglich Durchgangszüge zwiſchen Kapſtadt und den Viktoriafällen des Sambeſi und zwiſchen den Viktoriafällen und Broken Hill, nahe der Kongogrenze. Von Broken Hill nordwärts iſt bis jetzt noch kein feſtſtehender Fahr⸗ plan ausgearbeitet worden. Durch eine Vereinbarung zwi⸗ ſchen der Katanga⸗ und der Rhodeſiſchen Eiſenbahn iſt die Verfügung getroffen worden, daß der Verkehr von der Kongogrenze ſüdwärts über Buluwayo, Salisbury und Umtali über die Beira⸗Eiſenbahn geführt werden ſoll. Beira(in Mocambique) iſt damit der nächſte Seehafen und Daresſalam hat infolge der ſo lange zögernden kolo⸗ nialen Eiſenbahnpolitik Deutſchlands das Nachſehen. Die Lage der Aerzte in Frankreich. Die Lage der Aerzte iſt zurzeit auch in Frankreich recht kritiſch und ein in der zweiten Aprilwoche in Paris ſtattfindender Aerztekongreß will ſich u. a. mit den Mitteln zur Beſſe⸗ rung der Verhältniſſe beſchäftigen. Als Haupturſache der einer ſchweren Kataſtrophe zueilenden Lage muß die Ueber⸗ füllung des Standes angeſehen werden. Seit 20 Jahren hat ſich die Zahl der Aerzte mehr als verdoppelt. Eines⸗ teils iſt dies dem hohen Anſehen zuzuſchreiben, das der ärztliche Beruf bei dem Kleinbürger genießt, der deshalb ſeine Kin ber mit Vorliebe in dieſen Stand eintreten ſieht, andererſeits der Leichtigkeit der Examina, die beinahe jeder beſtehen kann, der auch nur eine Schulerziehung zweiter Güte erhalten hat. Es ſoll nunmehr auf dem er⸗ wähnten Kongreſſe darüber beraten werden, daß eine Zulaſſungsprüfung für die Aufnahme in eine Medizin⸗ ſchule eingeführt und daß die Zahl der Aufzunehmenden auch von der Bedürfnisfrage abhängig gemacht werde. Das wäre alſo der„numerus clauſus“, wie er auch für Deutſchland bereits vorgeſchlagen worden iſt. Dieſes Syſtem iſt bereits bei den militär⸗ und marineärztlichen, den Ingenieur⸗ und tierärztlichen Medizinſchulen Frank⸗ reichs ſeit vielen Jahren durchgeführt. Es bleibt abzu⸗ warten, wie ſich der Kongreß zu dieſer ſchwierigen Frage ſtellen wird.—— Jähzornige Kinder. Der Schrecken iner Famflie kann ein jähzorniges Kind werden, namentlich da, wo in häufiger Abweſenheit des Vaters die Erziehung in den Händen einer oft ſchwachen Mutter liegt. gi And ratlos ſteht dieſe wohl dabet, wenn ſo ein Kind ſeine Hitzeanfälle bekommt, mit Händen und Füßen um ſich ſchlägt, die Geſchwiſter kratzt und wohl gar beißt, das ſonſt ſo hübſche Geſichtchen vor Wut ganz verzerrt. Alles gütliche Zureden hilft nichts, Schelten und Schlagen macht die Sache noch ſchlimmer, viel beſſer hilft da eine Liſt. Es gibt ein zwar draſtiſches, aher prompt wirkendes Mittel, welches dem Kind in kurzer Zeit den Jähzorn austreiben wird. Kontint ſo ein Ausbruch, ſo bringe man ſchnell mit Hilfe eines Mädchens, denn von der Mutter allein wird der kleine Wilde nicht zu bändigen ſein, das Kind ins Bett. Es heißt: Das Kind hat die Wutkrankhekt und muß ſchnell einen kühlen Umſch 9 bekommen, 1 50 ſteigt die Wut in den Kopf und der Doktor muß geho werden.“ Schnell wird ein kühler Leibumſchlag gelegt, aber nicht bloß um dieſen ein wollener Wickel, ſondern der ganze Rumpf des Kindes wird flüchtig in eine wollene Decke gepackt, die man mit Patentnadeln zuſtetkt, 12 5 kann es vorkommen, daß der kleine Wütende aus dem Bett ſpringt. Iſt er noch nicht zahm geworden, ſo werden die Arme mit in die wollene Decke gepackt. Meiſt iſt aber das Kind ſo verdutzt, auch geängſtigt, daß es die„Wut⸗ krankheit“ bekommen könnte, daß es in der Verblüffung alles mit ſich geſchehen läßt. Hat es ſo eine halbe oder anze Stunde im Bett gelegen, dann iſt es ſicher zahm. Iſt dieſe Radikalkur ein⸗ bis zweimal vorgenommen wor⸗ den, ſo wird ſie weiterhin nicht mehr nötig ſein, das Kind wird ſich beherrſchen lernen und schwerlich in einen Aus⸗ bruch des Jäbzorns zurückfallen. e Redaktion, Druck und Verlag von Gg. Zimmermann in Seckenheim Sammel-Anzeiger. Hur für Mitglieder der Zandw. Ein- u. Nerkaufsgenoſſenſch. Wohltmann, pto date und Ralserkronen ſind ſofort abzuholen. Beſtellungen von Kaliſalz werden angenommen. Achtung! Schweinefleiſch u. Wurſt per Pfd. 75 Pfg., Tett 80 Pfg., kommt morgen Freitag, vormittags 6 Uhr in der Waaghalle dahier Bekanntmachung. Die Vermietung der Wohnung im alten Schul⸗ haus in der Friedrichſtraße dahier betr. Die ſeither von Herrn Adam Biegel innegehabte Wohnung im alten Schulhaus in der Friedrichſtraße dahier— Haus No. 19— iſt anderweit zu vermieten. Angebote mit Angabe des Mietpreiſes ſind bis 11. April l. Is. beim Gemeinderat einzureichen, woſelbſt auch die Bedingungen eingeſehen werden können. Seckenheim, den 31. März 1910. Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Koch. Arbeits⸗Uergebung. Die Ausführung von Pflaſterarbeiten in Seckenheim betr. Wir vergeben die Herſtellung von Pflaſterarbeiten im Orte Seckenheim für 1910 und zwar 1200 am neues flaſter und 500 qm altes Pflaſter(Umpflaſterung) im Wege des öffentlichen Angebots. Bewerber werden erſucht, ihre Angebote bis längſtens Montag, den 11. April d. Js. und mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bei dem unterzeichneten Gemeinderate einzureichen. Die Bedingungen können auf dem Rathauſe dahier eingeſehen werden. a Seckenheim, den 29. März 1910. Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Koch. FFF Dank! Anläßlich meines Wegzuges von Seckenheim iſt es mir ein Bedürfnis, der geſamten Ein⸗ wohnerſchaft von Seckenheim und Umgebung für die mir in ſo reichem Maße entgegenge⸗ brachte Unterſtützung meines Unternehmens meinen herzlichsten Dank auszuſprechen. Das mir lieb gewordene Seckenheim wird mir ſtets in angenehmer Erinnerung bleiben und ſind es nur Familienrückſichten, welche mich veranlaßten, mein Geſchäft zu veräußern. I I helfich. Witte beachten! Das; noch rückſtändige Guthaben an mich wolle von den Beteiligten gefl. an meinen Geſchäftsnachfolger, Herrn Gg. Zimmermann entrichtet werden. J. Heſfrich. eu J y C.. ͤ v A Liederkranz Zwei 71 5 Schlalstellen Gesangprobe. Gandkraße l. Wegen dringender Punkte werden die Herren Sänger gebeten, zahlreich zu er⸗ ſcheinen. Der Vorstand. PP Liedertafel Seckenheim. Heute abend ½9 Uhr Geſang⸗Probe. Vollzähliges, pünktliches Gr⸗ ſcheinen iſt unbedingt erfor⸗ derlich. Verblasste Stoffe beba feteh ewig * *. N r Hausgebrauch Der Vorſtand.= Muhoneniach denaher — 5 l U 3 af a achte auf u. 8 nd N Heute abend 8 Uhr Zahnatelier Sing-Probe. zum Verkauf. 70 Zur Kommunion Schöne . 2⸗-Zimmer⸗ Vackmilch Hartmann, Milchhändler, Hildaſtr. 91. Iugelaufen Abzuholen eine Gaus. gegen Einrückungsgebühr bei 68] Ph. Jakob Wolf, Bahnhofſtr. 1. Wohnung ſofort oder ſpäter an ruhige Leute zu vermieten. 67 Zu erfragen in der Expdt. ds. Blattes. Spielkarten neu eingetroffen. Gg. Zimmermann. 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Haar krankheiten wie: Haarausfall, Haarſchwund, beginnende Kahl⸗ köpfigkeit, kreisförmige Kahlheit, Schuppen uſw. behandelt mittelft Eiſenlicht nach Profeſſor Kromayer Lichtheil-Institut Elektron, nur N 3, 3 Mannheim. Dir. Hch. Schäfer. Geöffnet v. 8—9 Uhr abends. Sonntags v. 8¼ 12 Uhr mittags. Telefon 4320. Leuſter⸗ Galerien in allen Größen. Bücherranzen in jeder Preislage. Diwans in großer Auswahl, mit den neueſten Stoffen bezogen, zu billigſten Preiſen und bei günſtigen Zahlungsbedingungen 50 empfiehlt Schloßſtr. Seckenheim Schloßſtr. Ehrbar's Eibisch-Bonbons aus der Zuckerwarenfabrik von Geors Ehrbar, Maun⸗ heim, d 1, 15, iſt ein bewährtes und vorzüglches Lin- derungsmittel gegen Huſten und Heiſerkeit. Nur echt zu haben in Seckenheim bei: Anderas Bickon Wilhelm Rudolf Georg Erny Suſanna Seitz Johann Erny Carl Sitzler J. Friedel Ludwig Schad Ph. Heidenreich Kath. Schwöbel Wtw. J. Helfrich Jacob Weinle Phil. Hörner Jacob Würthwein David Klöpfer Val. Würthwein Ww. J. Gropp. a In Ilvesheim: a Daniel Bühler, Mich. Treiber, Friedrich Weber. Drtspolizeiliche Vorſchriften für die Ausführung der Hausanſchlüſſe an die öffentlichen Kanäle in Setkenheim. Auf Grund der 88 87 a, 85, Ziff. 2, P.⸗St.⸗G.⸗B. 366, Ziffer 10, R.⸗St.⸗G.⸗B. und§ 2 V.⸗O. des Gr. Min. d. J. vom 23. XII. 1908, die Sicherung der öffent⸗ lichen Geſundheit und Reinlichkeit betr., wird verordnet: 8 1. Die Grundſtückseigentümer innerhalb des Orts Seckenheim ſind verpflichtet, künftig bei Ausführung öffent⸗ licher Kanäle in den alten, wie neu anzulegenden Orts⸗ ſtraßen, ihre Grundſtücke nach Maßgabe nachſtehender Vor⸗ ſchrift unterirdiſch zu entwäſſern. Die Hausentwäſſerungen müſſen jeweils längſtens innerhalb 2 Monaten nach Fertig⸗ ſtellung des Hauptkanals erfolgt ſein. In der Hauptſtraße zwiſchen Rathaus und Fried⸗ richſtraße entlang den Planken, ſowie an demjenigen Teil der Hauptſtraße, welcher von der Wilhelmſtraße aus gegen Edingen führt und in der Wilhelmſtraße ſelbſt, muß, wo öffentliche Kanäle bereits beſtehen, die Eutwäſſerung der an dieſe Straßen angrenzenden Hofreiten, ſoweit ſolche noch nicht ausgeführt iſt, innerhalb 6 Monaten vollzogen ſein. Ebenſo müſſen alle Gewerbebetriebe wie Brauereien, Schlächtereien, Schank⸗ und Gaſtwirtſchaften, die an Straßen mit öffentlichen Kanälen angrenzen, innerhalb 6 Monaten vorſchriftsmäßig entwäſſert ſein. Bei Nichtbeachtung der geſtellten Friſt erfolgt die Entwäſſerung zwangsweiſe durch die Gemeinde auf Rech⸗ nung der Grundſtücksbeſitzer. 8 2. Die Entwäſſerungsanlagen ſind ſo auszuführen, daß tunlichſt alle mit der Kanaliſation abzuführenden Abgänge der Haushaltungen, ſowie das Regenwaſſer(mit Ausnahme jedoch von Jauche, Fäkalien und Fabrikabwaſſer) im ganzen Umkreis des zu entwäſſernden Grundſtücks möglichſt raſch und vollſtänvig in die Straßenkanäle gelangen, ohne daß der flüſſige Inhalt der Leitungen oder die Kanalgaſſe in in das Innere der Gebäude oder den Untergrund derſelben auszutreten vermögen. 8. Die Abwaſſer eines Gebäudes ſind auf möglichst wenig Fallſträngen und Grundleitungen zu vereinigen und ſo anzulegen, daß wenn erforderlich auch eine Entwäſſerung der Kellerräume erzielt wird. Das Hausableitungsrohr darf nur an der vom Bürgermeiſteramt zu bezeichnenden Stelle an den Hauptkanal angeſchloſſen werden. Die Einmündung eines Rohrſtranges in den anderen muß bogenförmig in der Richtung des Ablaufs erfolgen. Wo die Gefahr des Rückſtaues von Kanalwaſſer in die Häuſer zur Zeit ſtarker Regengüſſe ete. vorliegt, iſt im Rohrſtrang ein Abſchlußſchieber oder ein Fettfanger mit Hochwaſſerabſchluß anzubringen. 5 — 3 ö 8 4. ö Alle Beſtandteile der Entwäſſerungsanlage, als Röhren, Waſſerverſchlüſſe uſw. müſſen von beſter Beſchaffenheit und vollſtändig luftdicht miteinander verbunden ſein. Zu den liegenden Leitungen innerhalb der Gebäude, wenn ſolche unter hohen Druck kommen, müſſen asphal⸗ tierte Normalmuffenröͤhren und Formſtücke, zu den übrigen Leitungen müſſen Steinzeugröhren und bei Anſchluß der Regenrohre, ſog. ſchottiſche Gußröhren bis 0.80 m. unter Boden verwendet werden. Die außerhalb der Gebäude eingelegten Röhren und Syphons müſſen zum Schutze gegen Froſt mindeſtens 1 m. unter Boden verlegt werden. 5 Die Dichtung der Einſenröhren hat mittelſt Teer⸗ ſtrick und Blei, diejenige der Steinzeugroͤhren mit Teerſtrick und flüſſigen Asphalt zu geſchehen. 5 Die Lichtweite der Röhren muß entſprechend der ab⸗ zulettenden Waſſermenge gewählt werden. Das vom Hauptkanal abzweigende Rohr ſoll eine Lichtweite von 15 em erhalten. Das Gefäll der Grundleitung iſt tun⸗ licht auszugleichen, es darf nicht weniger als 1: 100 betragen. Die Rohrleitung darf in der Richtung des Abfluſſes nicht verengert werden. 8 6. Jede Einflußöffnung iſt mit einem engmaſchigen Roſt oder unbeweglichem Seier zu verſehen. 5 Unter jeder Einflußöffnung iſt ein Waſſerverſchluß (Syphon) anzuordnen. Feſte Sinkſtoffe dürfen den Kanälen nicht übergeben werden. Sämtliche häusliche Abwäſſer ſind deshalb durch Hofſinkkaſten oder durch im Keller anzubringen⸗ den Hausſinkkaſten durchzuleiten. Die Sinkkäſten müſſen, um eine gute Zurückhaltung der Sinkſtoffe zu erzielen, ausreichende Abmeſſungen erhalten und mit Schlammeimern oder einer ſonſt zur Schlammzurückhaltung dienlichen Ein⸗ richtung verſehen ſein. Die Sinkkaſten ſind von Zeit zu Zeit, mindeſtens aber alle 14 Tage von dem abgeſetzten Schlamm zu reinigen, bezw. es ſind die Schlammeimer zu entleeren. 8 7. Alle Abfallrohre der Küchen, wie auch die Regen⸗ rohre ſind ohne Verengung zum Zwecke der Entlüftung über das Dach hinauszuführen. Die Ausmündung der Lüftungs⸗,(Dunſt) Röhren muß von dem Dachfenſter mindeſtens 5 Meter abſtehen oder den Fenſterſturz um mindeſtens 1 Meter überragen. 8 8. Das Regen⸗ und Abwaſſer aus den Höfen muß durch einen an dem tiefſten Punkt angelegten, mit Syphons verſehenen Sinkkaſten, in das Hausableitungsrohr geführt werden. 8 9. Die Abfallröhren der Küchen und Waſchküchen⸗Ab⸗ waſſer dürfen mit Regenrohre nicht in Verbindung gebracht werden. Vor Einleitung in das Hauptleitungsrohr muß zur Aufnahme dieſer Art von Abwaſſer ein ſog. Fettfänger aus Steinzeug oder Gußeiſen mit Syphons, welch letzterer mindeſtens 0.90 Metr. unter Boden liegen muß, angebracht werden.§ 10. Der Anſchluß muß durch einen vom Gemeinderat nicht beanſtandet werdenden Unternehmer ausgeführt werden. 9 11. Jeder Hauseigentümer hat, wenn er an den Haupt⸗ kanal anſchließen will, dies dem Bürgermeiſteramt kund zu geben und entſprechend den vorſtehenden Vorſchriften einen Plan im Maßſtab 1: 100 mit Längen und Quer⸗ ſchnitten in demſelben Maßſtab von ſämtlichen Haupt⸗ und Nebenrohrſtrecken in doppelter Fertigung vorzulegen. Ebenſo darf der Unternehmer, welcher eine Hausentwäſſerung nach genehmigten Plänen mit Anſchluß an die öffentliche Kanali⸗ ſation ausführen ſoll, hierzu die Genehmigung des Bür⸗ germeiſteramts.§ 12. Das Bürgermeiſteramt iſt berechtigt, aber nicht ver⸗ pflichtet, durch einen Sachverſtändigen die Ausführungen jederzeit überwachen oder unterſuchen zu laſſen und bei nicht ſachgemäßer Einrichtung den Anſchluß an den Haupt⸗ kanal zu verweigern. Der Unternehmer iſt daher ver⸗ pflichtet, dem Bürgermeiſteramt bei Beginn der Arbeit und vor der Einfüllung des Erdaushubs jeweils Kenntnis zu geben. In gleicher Weiſe wird der Anſchluß verweigert, wenn der Hausbeſitzer verſäumt hat, die Vorſchriften des 8 10 zu erfüllen. 8 13. Die Koſten, welche der Gemeinde durch die Kanal⸗ anſchlüſſe erwachſen, ſind auf ergehende Anforderung an die Gemeindekaſſe zurückzuerſtatten. Seckenheim, den 23. November 1909. Bürgermeiſteramt: olz. Zur vorſtehenden ortspolizeilichen Vorſchrift über die Ausführung der Hausanſchlüſſe an die öffentlichen Kanäle in Seckenheim vom 23. November 1909 erteilt der Gemeinderat hiermit ſeine Zuſtimmung. Seckenheim, am 26. Januar 1910. Gemeinderat: Volz, Hörner, Gg. Leonh. Volz, J. Roßrucker, Wöllner, Knodel, A. V. Schmich, Gg. Heidenreich, Köhler, J. Schäfer, J. G. Zahn, Jakob Hirſch. Koch. Vorſtehende ortspolizeiliche Vorſchrift welche durch Erlaß Gr. Herrn Landeskommiſſärs am 1. März 1910 für vollziehbar erklärt wurde, wird hierdurch zur öffent⸗ lichen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 14. März 1910. gürgermeiſteramt: Volz. B 2