Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Letzte Nachrichten. 1 * Berlin, 6. April. Die Unterſuchung in Sachen des Raubmords im Spreewald hat ergeben, daß der Er⸗ mordete der 42 Jahre alte Geiſteskranke Fritz Waldner aus Fürſtenwalde und die mutmaßliche Mörderin die 19 jährige Landſtreicherin Breithoff aus Mühlheim uhr) iſt. Man nimmt an, daß ſie nach Holland entflof en iſt. * Beuthen(Oberſchleſien), 6. April. Auf dem Tecklenburgſchacht ſtürzte ein Gerüſt ein, wobei 5 Maurer ſchwer verletzt wurden. Einer ſtarb auf dem Wege zum Krankenhauſe. * Konſtantinopel, 6. April. Die Regierung wil! zur Unterdrückung des Arnautenaufſtandes außer der bereits entſandten 6 Bataillonen des 3. Armeekorps wei⸗ tere 8 Bataillone nach Ipek entſenden. Ein betrübender Mangel und ſtaatsbürgerlicher Bildung. Man hat ſchon oft geleſen, daß man den Bil- dungsſtand der Rekruten feſtſtellte, indem mant ihnen Fragen vorlegte, z. B.:„Wie heißt der deutſche Kaiſer wer war Bismarck?“ uſw. Das Ergebnis dieſer Fragen war zumeiſt tief beſchämend. Noch trauriger iſt aber das Ergebnis einer Umfrage, die Magiſtratsrat Dr. Kreuski unter jüngeren Offizieren und Studenten ver⸗ anſtaltete, um ein Urteil über ihre politiſche Reife zu gewinnen. Er legte ihnen, wie er im„Berl. Tagebl.“ berichtet, die Frage vor: 1. Hat der Kaiſer das Recht, den Reichstag durch einen Leutnant und zehn Mann mit Gewalt ausein- anderbringen zu laſſen, wenn er nicht nach ſeinem Willen handelt? und 2. Welchen Zweck hat denn überhaupt der ganze Reichstag? Es zeigte ſich, daß die jungen Herren, die in den höheren Schulen mit griechiſcher und römiſcher Ver⸗ faſſungskunde ſo eifrig gefüttert werden, vom Aufbau des deutſchen Staates nichts, abſolut nichts vußten. Die Offiziere, ſieben an der Zahl woren inmütig der Anſicht, daß der Kalſer ſelbſtverſtändlich ederzeit das Recht habe, den Reichstag mit militäriſcher dilfe auseinanderzujagen. Einige fügten hinzu, daß„ſie nit Begeiſterung ein derartiges Kommando übernehmen ind feſte in die Quatſchköppe reinpfeffern laſſen würden“. Schließlich darf man ſolche Anſchauungen einem Stande, der ſich mit Politik nicht befaſſen ſoll, nicht zu ſehr derargen. Anders ſteht es mit den Studenten. Sie, die zie geiſtigen Führer des Volkes werden ſollen, ſollten auch Hmtsblaff der Bürgermeister ämter Seckenheim, Ilvesheim, Neckarhausen und Edingen. —.—————ͤ—ͤ— Donnerstag, den 7. Hpril 1910 Ein Mediziner im zweiten Semeſter hatte höchſt un⸗ lare Begriffe über die Rechte des Kaiſers und die Zu⸗ ſändigkeit des Reichstages. Er geſtand ohne weiteres dem Kaiſer das Auflöſungsrecht mit bewaffneter Hand hinſichtlich des Reichstages zu. Ein evangeliſ cher Theologe(viertes Semeſter) meinte, da der Kaiſer entſchieden das Recht habe, den Reichstag aufzulöſen, ſo könne er ihn auch nötigenfalls mit Waffengewalt aus⸗ einanderbringen laſſen. Die Aufgabe des Reichstages be⸗ ſtand nach ſeiner Meinung darin, die Gelder zu den Zwecken zu bewilligen, zu welchen ſie der Kaiſer haben wollte. Sonſt träte eben die Auflöſung ein. Den Vogel ſchoß aber ein klaſſiſcher Philologe ab, der eben auf einer kleinen Provinzialuniverſität ſeinen Doktor ge⸗ ſchafft hatte. Der ſtellte ſich den Reichstag als eine Körper⸗ ſchaft mit nur beratender Stimme vor, mit der der Kaiſer ſo umſpringen könne wie der ſelige Tiberius mit dem römiſchen Senate.„Der ganze Reichstag iſt überhaupt Mumpitz. Die Regierung macht doch, was ſie will.“ Daß die eigentliche Reichsregierung beim Bundesrate liegt, wußten nur wenige der Befragten. Einige glaubten, daß in dieſer Körper⸗ ſchaft laiſerliche Räte ſäße, die den Reichskanzler bei ſeiner Tätigkeit unterſtützten. Ebenſo zeigte ſich bei Hö⸗ rern der techniſchen landwirtſchaftlichen und tierärztlichen Hochſchule dieſelbe er⸗ ſtaunliche Unkenntnis der grundlegenden Begriffe unſeres Staatslebens. Der Veran⸗ ſtalter der Umfrae wandte ſich ſchließlich auch an gebil⸗ dete Damen. Aber alle dieſe, ſogar Lehrerinnen an höherct Töchterſchulen erklärten offen, nichts da⸗ von zu verſtehen. Die meiſten fügten noch hinzu, daß ſie auch gar kein Intereſſe an ſolchen Sachen hätten. So ſieht es um die Leiſtungen des höheren deutſchen Schulweſens aus, wenn man ihm mit Dingen des täg⸗ lichen Lebens kommt. Traurig, aber leider nur zu wahr! Politiſche Rundſchau. Deutſches Reich. * Deutſche Induſtrie und franzöſiſcher Koll⸗ tarif. Der Bund der Induſtriellen nahm in ſeiner letzten Geſamtvorſtandsſitzung Stellung zum neuen franzöſiſchen Zolltarif. Er bedauerte lebhaft, daß die Bemühungen ber deutſchen Induſtrie, eine Milderung der ſchroffen fran⸗ zöſiſchen Zollerhöhungen zu erreichen, faſt völlig erfolg⸗ ſos geblieben ſind. Auch die geringſte, für die Exporl⸗ induſtrie unbedingt notwendige Uebergangsfriſt hat Frank⸗ veich verweigert und die neuen Zölle zum großen Schaden unſerer Ausfuhr zwei Tage nach Beſchlußfaſſun der De⸗ bdutiertenkammer in Kraft treten laſſen. Der Bund der Induſtriellen ſpricht die Erwartung aus. daß Deutſchland 8 gegennber der rückſichtslofen fran Seckenheimer Nnzeiger, Iluesheimer Hnzeiger, NHeckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Infertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 10. Jahrgang. zöſiſchen Zollpolifik affe Maßregeln treffen wird, die im Rahmen der geltenden Tarif- und Meiſtbegünſtigungsverträge möglich ſind, unt durch wirkungsvolle Erhöhungen der Zollſätze auf fran⸗ zöſiſche Erzeugniſſe(insbeſondere auf Schaumwein, Branntwein, Aether, ſpiritus⸗ oder N Parfü⸗ merten und kosmetiſche Mittel) Frankreich zu der not⸗ wendigen Rückſichtnahme auf die beiderſeirigen Handeks⸗ ſnlereſſen zu veranlaſſen. Reichsvereinsgeſetz und Herr v. Jagow Nachdem der Berliner Polizeipräſident v. Jagow den Humboldthain noch einmal gründlich hat e laſſen, hat er die vom Vorſtand des demokratiſchen Verbandes Groß-Berlin nachgeſuchte Genehmigung zur Abhaltung einer Verſammlung unter freiem Himmel verſagt. Dem Vorſtand des demokratiſchen Verbandes wurde mitgeteilt, daß der Hain für die Menge, mit der gerechnet werder müſſe, zu klein ſei. Es ſei dadurch die Gefahr gegeben baß ein Gedränge entſtehe und ſo die öffentliche Sicher⸗ zeit gefährdet werde.— Wirklich ein bureaukratiſches Meiſterſtück des reaktionären Polizeigewaltigen in Berlin! * Nationalliberale und Konſervative in Preußen. Auf einem außerordentlichen Vertretertag der nationalliberalen Partei für die Rheinprovinz in Köln erklärte Profeſſor Moldenhauer unter Hinweis auf den Verſuch der Konſervativen, in der Rheinprovinz Boden zu gewinnen, daß die nationalliberale Partei mit einem Konſervatismus, der ſich völlig mit dem Agrariertlum des Bundes der Landwirte identifiziert und in den natio⸗ nalen Fragen der Finanz⸗ und der Wahlrechtsreform aus reinr Selbſtſucht durchaus verfagt und ſich ganz dem Zentrum verſchrieben habe, keine Gemeinſchaft mehr haben könne. Im Intereſſe der Induſtrie ſei zu wünſchen, daß ſie ſich nicht von den konſervativen Locktönen in die Irre führen laſſe. Die Induſtrie, deren Urkraft in dem liberalen Bürgertum liege, deren großes Wirken in dem Weltall nur auf dem freien Forſchungsgeiſt und den Ergebniſſen einer durch keine konfeſſionellen Schranken eingeengten Naturwiſſenſchaft beruhe, könne mit dem ſtarren Agrarier⸗ tum, deſſen Weltanſchauung mit ihr nichts Gem ſames habe, niemals einen Pakt ſchließen, ohne ſich ſelbſt den empfindlichſten Schaden zuzufügen. Er hoffe, daß die augenblickliche Mißſtimmung in der Induſtrie gegen die nationalliberale Partei balb wieder verſchwinde.„ der Wahlrechtsfrage ſtimmte der Vertretertag dem B ſchluſſe des Zentralvorſtandes zu. 79 England. 3 „Dienstag um Mitternacht hat das Unterhaus den Oppoſitionsantrag, der die Beratung der Vetoreſolutionen verweigert, mit einer Majorität von 108 Stimmen ab⸗ gelehnt. Für das Amendement waren 251 Stimmen, da⸗ gegen 357: Iren und Arbeiter ſtimmten alſo mit den ——— in jungen Jahren nicht wie blinde Toren umherlaufen. 3 ———ü—ͤ—ñ———— 5 e e V. t lebhaften Weiſe,„nun können wir beide einmal nach„Mehr als das; er will mich zwingen, ihm das ermiß„ Herzensluſt plaudern. Erinnern ſie ſich auch noch un⸗ Jawort zu geben. Und Tante Jeanette ſteht nun auch Roman von Ewald Au guſt König. ſerer Plauderſtündchen in Schloß Monteraus“ auf ſeiner Seite; ach, ich bin ſehr, ſehr unglücklich.“ 68) Gortſetzung⸗ e e„Wie könnte ich ſie vergeſſen?“ erwiderte er. Theobald ſah beſtürzt ſeine hübſche Begleiterin an „Und was will er daraus ſchließen?“ erwiderte Theobald achſelzuckend;„wir wohnen unter demſelben Dache, iſt es da nicht natürlich, daß wir einander be⸗ ſuchen? Ihre Beſorgniſſe ſind unbegründet; Didier hat ja noch nicht einmal die Gewißheit, daß ich der Sohn ſeines unglücklichen Opfers bin. Ich habe mich in kei⸗ ner Weiſe verraten, als er mir den Brief gab, und an die Spionage Mathieus glaube ich ebenfalls nicht.“ Labelle ſchüttelte ärgerlich das graue Haupt, näherte ſich mit unſicheren Schritten der Tür und öff⸗ nete ſie haſtig. Er blickte hinaus. Mathieu war ver⸗ chwunden, das ſchien ihn einigermaßen zu beruhigen. „Möglich, daß Sie recht haben, aber ich glaube nicht daran,“ ſagte er mit heiſerer Stimme. e Die Zeit wird es lehren. vergeſſen Sie nicht, daß ich Sie gewarnt habe.“ Er ſchwankte hinaus. heobald wanderte noch lange gedankenvoll auf und 1 ehe er ſich zur Ruhe begab. Am nüchſten Morgen wollte Theobald trotz der Botſchaft, die Mathieu ihm gebracht, ins Geſchäft gehen. War Didier verreiſt und Mathieu ebenfalls nicht im Hause, ſo befand er ſich allein im Kontor, vielleicht bot ſich ihm jetzt eine Gelegenheit, die Geſchäftsbücher durch⸗ zuleſen und die Eintragungen, die ſich auf die Zah⸗ lung an ſeinen Vater bezogen, zu prüfen. Er ver⸗ ſprach ſich freilich nicht viel von dieſer Prüfung, und er ſollte auch nicht dazu kommen, denn als er in die Straße einbog, an der das Haus Didiers lag, begeg⸗ nete ihm Cäcilie. 8 Sie war allein und äußerte ihre Freude über dieſe Begegnung in einer ſo herzlichen Weiſe, daß Theobald ihrer Bitte, ſte zu begleiten, gern nachgab. 8 „Onkel Henry hat einen Ausflug gemacht, und Tante fühlt ſich nicht wohl,“ ſagte ſie in ihrer heiteren 3 3 8 3 3 GGG „Wirklich?“ fragte ſie mit einem ſchelmiſchen Blick, in dem Freude und Zweifel zugleich ſich ſpiegelten. „Haben Sie ſchon das Bild von Chateau Monterau in der Gemäldeausſtellung geſehen?“ „Ein Bild von Chateau Monterau?“ „Ja, von dem glorreichen Gefecht, das dort ge⸗ liefert wurde,“ nickte ſie mit einem ſpöttiſchen Lächeln. „Garnier brüſtet ſich damit, es ſei nach einer Zeichnung gemalt, die er damals einer illuſtrierten Zeitung ein⸗ geſchickt habe. Sie können ſich denken, wie neugierig mich das gemacht hat, ich nahm mir ſogleich vor, heute morgen die Ausſtellung zu beſuchen, und nun iſt mir Ihre angenehme Begleitung doppelt lieb.“ „In der Tat, da bin ich auch neugierig,“ lachte Theobald.„Hat Garnier die Zeichnung angefertigt, dann werden die Huſaren auf dem Bilde wahrſcheinlich eine recht traurige Rolle ſpielen.l“ „Iſt es wahr, daß Sie mit ihm befreundet ſind?“ Er wich ihrem forſchenden Blick aus, die Frage ſetzte ihn in Verlegenheit.. „Befreundet?“ erwiderte er.„Wenn man Ihnen das geſagt hat, ſo werden Sie ſicherlich es nicht glau⸗ ben, aber da Garnier viel in Ihres Onkels Haus ver⸗ kehrt, ſo hielt ich es für ratſam, das Vorgefallene zu vergeſſen, und in dieſem Punkte kam er mir bereitwil⸗ 15 e Er iſt mit Ihrem Onkel wohl ſehr in⸗ im 6. 8 „Der Himmel weiß, wie ſehr ich unter dieſer Freundſchaft leiden muß!“ ſeufzte Cäcilie. „Sie?“ fragte Theobald erſtaunt. „Wiſſen Sie denn das noch nicht? Hat Leontine noch nichts davon geſagt?“ „Ich erinnere mich jetzt allerdings einer Aeuße⸗ rung: Didier begünſtige die Werbung Garniers.“ ihre Blicke begegneten ſich, und ein freudiger Strahl blitzte aus ihren Augen.. „So erklären Sie doch, daß Sie nicht wollen,“ ſagte er herzlich.„Zwingen kann Sie niemand.“ „Nein, ich laſſe mich nicht zwingen,“ erwiderte Cäcilie in entſchloſſenem Tone,„mögen Sie mich ver⸗ ſtoßen und enterben, lieber das, als die Gattin eines Mannes werden, den ich verachte.“ „So ſchlimm wird's ja auch nicht kommen. Didier muß doch ein Einſehen haben.“ a „Das habe ich früher auch geglaubt; aber ſeit eini⸗ gen Tagen werde ich unabläffig gedrängt.“ „Ich begreife nicht, daß Ihrem Onkel an dieſer r Verbindung ſo viel gelegen iſt.“ 5 „Ja, es ſcheint faſt, als wollte er Garnier mit meiner Hand für geleiſtete Dienſte belohnen,“ grollte Cäcilie.„Aber mir bangt nicht, daß ich nicht ſelbſt mein Brot verdienen kann. Ich bin muſikaliſch, in Handarbeiten geſchickt—“ „Fürchten Sie nicht gleich das Schlimmſte,“ unter⸗ brach er ſie beruhigend,„wenn Garnier zu der Ueber⸗ zeugung gelangt, daß er Ihre Abneigung nicht beſie⸗ gen kann, dann wird er ſicherlich zurücktreten.“ „Das eben bezweifle ich; Edelmut traue ich dieſem Manne nicht zu.“ Die e e ſtockte; die beiden waren in eine belebte Straße eingebogen, da mußte Cäcilie einen Gruß erwidern; ſie konnte ihrem Begleit nicht mehr die volle Aufmerkſamkeit widmen. Endlich lag die Straße hinter ihnen; ſie atmeten beide auf, als es wieder ſtiller um ſie wurde. „Haben hört?“ Sie von Fräulein Renard noch nichts ge⸗ fragte er. a Fortſetzung folgt.) 3 8 Herr Liberalen. Der Regierungsamkrag wird darauf ohne na⸗ mentliche Abſtimmung angenommen. Das Haus war ſtärker beſetzt als jemals in den letzten Jahren. 614 Mit⸗ glieder nahmen an der Abſtimmung teil; 16 Mitglieder auf jeder Seite hatten ſich wie üblich über ihr Fortbleiben geeinigt. Während der Abſtimmung waren die Tribünen dicht beſetzt. Faſt ſämtliche Mitglieder des diplomatiſchen Korps und eine große Anzahl Mitglieder des Oberhauſes waren anweſend. 1 f 5 CoCo Der Aufſtand der Arnauten hat jetzt auf Priſtina übergegriffen. Die türkiſche Regierung übertrug Schefket Paſcha das Kommando, der mit einem Bataillon und einer Gebirgsbatterie auch bereits abgegangen iſt. Wegen der Uebermacht der Arnauten verlangt er jedoch Verſtärkungen. Ueber Priſtina iſt der Belagerungszuſtand verhängt wor⸗ den.— Nach telegraphiſchen Meldungen aus Kurſemlje bombardierte Schefket Paſcha, der Kommandant der Gar⸗ niſon von Uesküb, Dienstag den ganzen Tag hindurch verſchiedene Arnautenortſchaften. Die ſerbiſche Regierung erhielt ebenfalls Nachrichten von der albaniſchen Grenze, welche dieſe Mitteilungen beſtätigten, und hat die nötigen Schutzmaßregeln angeordnet. N 8 Bulgarien. b Das Kriegsminiſterium erließ infolge der zahlreichen Zwiſchenfälle an der Grenze folgendes Rundſchreiben: Die Aufgabe der Grenzpoſten ſei, den Schmuggel zu ver⸗ hindern, wobei die Grenzpoſten beider Länder einander unterſtützen müßten. Nur wenn Soldaten die Grenze abſichtlich überſchritten um irgendeinen Punkt zu be⸗ ſetzen oder die Grenze abzuändern, ſollten ſie ohne Waffen⸗ gebrauch feſtgenommen werden. Bloß bei öffentlichem Widerſtand ſei von der Waffe Gebrauch zu machen, und auch dann nur mit größter Mäßigung. Türkiſches Soldatenleben. Seit dem Eintritte der Nichtmohammedaner in die türkiſche Armee beginnt man ſich etwas eingehender mit den Einrichtungen in derſelben zu befaſſen und das Leben des türkiſchen Soldaten näher zu beleuchten. Der tür⸗ kiſche Soldat muß früh vor ſechs Uhr aufſtehen, je fünf⸗ undzwanzig Mann nehmen zuſammen ihre Morgen⸗ toilette vor, die in der Kaſerne ziemlich gründlich von ſtatten geht und wobei den Füßen eine beſondere Pflege 5 widerfſährt, was jedenfalls von großem Vorteil für die g Marſchfähigkeit der Leute iſt. Dann verrichtet jeder ſein Gebet, wenn eine beſondere Vorſchrift dafür auch nicht beſteht. Dem Gebete folgt eine viertelſtündige Pauſe, worauf jeder Soldat einen Tee mit Brot erhält, an Stelle der„Tſchorba“(Suppe), die man ehedem verteilte und welche für ſchwache Magen ſtets Unannehmlichkeiten im Gefolge hatte. An das Frühſtück ſchließt ſich die Reini⸗ gung des Geſchirres, der Mannſchaftsräume, der Gänge und des Kaſernenhofes an, um 8 Uhr beginnt das Exer⸗ zieren, das alle bekannten Uebungen umfaßt, nur iſt das Turnen noch nicht derart ausgebildet, wie dies z. B. bei den deutſchen Truppen der Fall iſt. Nach drei⸗ ſtündiger Uebung kehren die Soldaten nach der Kaſerne zurück und begeben ſich zum Eſſen. Dabei geht es in den meiſten Fällen ſehr primitiv zu, denn die wenigſten Ka⸗ ſernen beſitzen eigene Speiſeräume. Das Eſſen wird für je zehn Mann in eine kupferne Kaſſerolle geſchüttet und auf die Erde geſtellt. Die Soldaten ſetzen ſich nun darum herum; mit hölzernen Löffeln oder auch nur mit den Fingern und mit Zuhilfenahme von Brot wird das Eſſen aus der Kaſſerolle zum Munde geführt, was natürlich einen ziemlich unappetitlichen Eindruck macht. Dieſe Art des Ausfolgens des Eſſens wird„Karawana“ genannt, und man iſt nach Kräften beſtrebt, ſie abzuſchaffen. Es gb. ſtets ein Gericht, nur Montag und e bewilligt man eine Nachſpeiſe, beſtehend in einer Süßigkeit, einem „Hoſchaff“(Fruchtbrühe) oder in Obſt, je nach der 1 zeit. Zumeiſt werden Reis, Bohnen, Erbſen, Linſen und Gemüſe gegeſſen. Der Mahlzeit folgt eine zweiſtündige Ruhepauſe, welche die Soldaten nach Gutdünken aus⸗ jüllen können. Von zwei bis fünf Uhr wird wieder exer⸗ ziert, dann wird das Gebet verrichtet und darauf folgt die zweite„Karawana“, deren Menu ſich von der erſten wenig unterſcheidet. Daran ſchließt ſich zweiſtündiger Un⸗ terricht in allen Fächern an, die der Soldat kennen muß, wobei man ſich mit den Analphabeten beſondere Mühe gibt. Nach dem Putzen geht man zur Ruhe, d. i. um 9 Uhr. Eiſerne Betten gibt es noch nicht, die Schlafſtellen find auf dem Fußboden längs der Wände hergerichtet, eine dünne Wolldecke vertritt die Stelle des Leintuches und zum Zudecken bedient man ſich des Mantels. Ueber jeder Schlafſtelle befindet ſich ein Brett mit der Ausrüſtung des Soldaten. Jeder Mann erhält vier Uniformen; je eine Winter⸗ und eine Sommergarnitur aus khakifarbenem Tuch, eine alte blaue Uniform zum Exerzieren und eine alte abgetragene Garnitur für die groben Arbeiten in der Kaſerne. Gegenwärtig, da die Armeelieferanten regel⸗ 8 mäßig bezahlt und der Heeresverwaltung Kredite ausge⸗ u werden, gibt man ſich redlich Mühe, die Ver⸗ pflegung der Soldaten auszugeſtalten und zu verbeſſern. Lokales. Seckenheim, 7. April. Schweinemarkt. Der letzte Schweinmarkt war mit 77 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von ge- * tit 5 fahrten in den Druckſachen mit. Günſtigenfalls werden ſie von einem Poſtbeamten in ihrem Verſteck entdeckt oder vom Empfänger der Druckſache zurückgegeben und ſelangen mit größerer oder geringerer Verſpätung in die 5 des Adreſſaten; andernfalls ſind ſie verſchwunden. in welchem Umfange ſolche Verſchiebungen vorkommen, geht daraus hervor, daß bei einem Poſtamte in 14 Tagen 36 Briefſendungen in Druckſachen durch Poſtbeamte ent⸗ deckt worden ſind. Die Poſtverwaltung iſt fortdauernd beſtrebt, durch geeignete Vorkehrungen die den anderen Sendungen von den Druckſachen her drohende Gefahr abzuwenden. Im eigenſten Intereſſe des Publikums liegt es, die Poſtverwaltung in dieſen Beſtrebungen zu unter⸗ ſtützen, denn dieſelben Gefahren, die ein Verſender durch mangelhafte Verpackung ſeiner Druckſachen anderen be⸗ reitet, drohen den eigenen Briefen und Karten durch Brief⸗ fallen von anderen Abſendern und, wenn einem Ver⸗ ſender auch vielleicht noch kein Leid in dieſer Beziehung widerfahren iſt, kann der böſe Zufall jeden Tag eiten wichtigen Brief von ihm oder an ihn in eine ſolche Falle führen. Bei größeren Druckſachen, die unter Band ver⸗ ſchickt werden ſollen, bietet ſich als wirkſametes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten die Anlegun eines Kreuz⸗ bandes an Stelle des einfachen Streifbandes. Kann man ſich aber hierzu nicht entſchließen, dann ſollte man wenig⸗ ſtens ein aus gutem Papier gefertigtes Streifband ſo eng wie nur möglich um die Druckſache legen und außerdem eine feſte kreuzweiſe Umſchnürung mit Faden oder Gummi⸗ band herumſchlingen. Bei Druckſachen, die in größeren Briefumſchlägen zur Abſendung kommen ſollen, wären tunlichſt Umſchläge anzuwenden, deren Verſchlußklappe ſich nicht am breiten oberen Rande, ſondern an der ſchmalen Seite befindet. Jedenfalls ſollte man die Verſchlußklappe mit einem zungenartigen Anſatz in einen äußeren Schlitz des Umſchlags einſtecken. Noch eins ſei den Briefſchreibern hier zu ihrem eigenen Beſten nahegelegt, die Verwendung von Briefumſchlägen normaler Größe. Je kleiner und ſchmaler die Form einer Briefſendung, deſto größer die Gefahr ihrer Verſchiebung in eine Druckſachenſendung. Aus Nah und Fern. () Mannheim, 5. April. Die Wohnung der Heizer Hartſchen Eheleute im Hauſe S 6, 15 war geſtern Nacht der Schauplatz eines blutigen Ehedramas. Der 35 Jahre alte Hart hatte ſchon ſeit längerer Zeit ſeine 28 Jahre alte Frau im Verdachte der Untreue. Heute Nacht hatte er Dienſt im Allgemeinen Krankenhauſe. In den erſten Morgenſtunden verließ er ſeine Arbeitsſtelle und begab ſich in ſeine Wohnung. Dort fand er den 22 Jahre alten ledigen Mechaniker Johann Utz, ſeinen Logisherrn, bei ſeiner Frau. Hart gab in blinder Verzweiflung mehrere Schüſſe auf ſeine Frau und ſeinen Nebenbuhler ab und verließ dann wieder die Wohnung, um ſich wieder nach ſeiner Arbeitsſtelle zu begeben. Dort brachte er ſich zwei Schüſſe, einen in den Mund und einen in die Schläfe, bei. Er wurde im Maſchinenhaus blutüberſtrömt aufgefunden. Als die Polizei in der Wohnung Harts Einlaß begehrte, mußten die erſchreckten Kinder, die von dem Vorfalle keine Ahnung hatten, erſt über die Leiche der Mutter hinwegſchreiten. Der Liebhaber der Frau iſt nur leicht verletzt. Der Zuſtand Harts iſt bedenklich. Die Frau wurde von mehreren Kugeln getroffen und war ſofort tot. ( Mannheim, 5. April. Eine aufregende Szene ſpielte ſich geſtern abend gegen 7 Uhr auf dem hieſigen Hauptbahnhof ab. Auf dem zweiten Perron wollte ein kleines Mädchen unverſehens das Gleis überſchreiten. Im gleichen Moment lief ein Perſonenzug in den Hauptbahn⸗ hof ein. Ein junger Mann, der die gefährliche Situation des Kindes beobachtete, ſprang raſch auf das Gleis, kam aber hierbei ſamt dem Kind, das er ſchon erfaßt hatte, hatte, zu Fall. Das Publikum, das ſich auf dem Bahnhof aufhielt und dem Vorfall zuſah, wurde in eine große Aufregung verſetzt. Hilfe⸗ und Augſtrufe ertönten von allen Seiten. Man winkte dem Führer des anbrauſenden Zuges zu, deſſen ſchneller Entſchloſſenheit es gelungen iſt, den Zug kaum einen Meter von den beiden in ſo großer Gefahr ſchwebenden Menſchenleben zum Stehen zu bringen. f (Neckargemünd, 5. April. Von einem ſchweren Unglück wurde am Samstag nachmittag die Familie des Eiſenbahnarbeiters Merkel hier betroffen. Die 4½ jährige Tochter Lina Gertrud der bedauernswerten Eheleute wurde von einem Automobil überfahren und war ſofort tot. ( Rohrbach, 5. April. In der heutigen Nacht gegen 4 Uhr brach hier aus bis jetzt unbekannter Urſache ein Brand aus, der die Wohnhäuſer des Schmiedmeiſters Kaltſchmidt und des Polizeidieners Frick und das Stall⸗ gebäude des Landwirts Koppert vollſtändig zerſtörte. In dem Feuer kamen 5 Ziegen und 3 Schweine um. () Karlsruhe, 5. April. Die Verhaftung des hier allgemein bekannten und geachteten Kaufmanns und Kon⸗ kursverwalters Karl Burger wegen Veruntreuung von Konkurs⸗ und Mündelgeldern erregt in der Stadt allge⸗ meines Aufſehen. Die Unterſchlagungen, welche eine be⸗ deutende Höhe erreicht haben ſollen— man ſpricht von 70 000 Mk.—, gehen auf längere Zeit zurück. Schon vor Monaten wurde gegen Burger Anzeige erſtattet wegen Veruntreuungen in ſeinem deutſch⸗amerikaniſchem Inkaſſo⸗ geſchäft. Er hatte nämlich Gelder, die er angenommen hatte zur Ausbezahlung nach Amerika, nicht abgeſchickt, ſondern für ſich verbraucht. U Donaueſchingen, 5. April. Die vermißte 17 Jahre alte Ida Koch wurde geſtern vormittag von zwei hieſigen Männern, die mit eiſernen Rechen in der Donau Fröſche fingen, zwiſchen hier und Pfohren als Leiche aufgefunden. Die Männer ſtießen mit ihren Rechen auf dem Grunde des Fluſſes auf einen großen und ſchweren Gegenſtand, den ſie alsbald als einen menſchlichen Körper erkannten. Sie zogen die Leiche heraus und konnten alsbald feſtſtellen, daß ſie das vermißte Mädchen gefunden hatten. Die Leiche war ſchon ziemlich in Verweſung über⸗ gegangen, ſo daß es wohl ſchwer ſein wird feſtzuſtellen, ob hier ein Verbrechen oder ein W vorliegt. 5 i e chene Auneeneen (99) Karlsruhe, 6. April. Zum Fall Burger wird noch berichtet: Burger betrieb hier lange Jahre hindurch ein Inkaſſogeſchäft für Amerikaner, denen in Baden Erb⸗ ſchaften anheimfielen. Ueberdies war er ein geſchickter Konkursverwalter und erfreute ſich als ſolcher des Ver⸗ trauens der Behörden. Vor 3 Jahren ließ er ſich ver⸗ leiten, aus dem Konkurs der Achertaler Porphyrwerke in Furſchenbach dieſe zu erwerben. Dieſes an ſich ausſichts⸗ volle Unternehmen überſtieg ſeine Mittel. Er ſteckte ſein ganzes Vermögen hinein und geriet in Schulden. Wie weit er bei deren Eingehung ſich etwa ſtrafbarer Hand⸗ lungen ſchuldig machte, wird die Unterſuchung zeigen. (0 Heidelberg, 6. April. Eine Maſſenpetition deut⸗ ſcher Frauen betreffend das Verbot weiblicher Bedienung in Gaſtwirtſchaften iſt dem Reichstag zugegangen. Die Vorkämpferin auf dieſem Gebiet, Frau Jellineck dahier, hat 130 000 Unterſchriften geſammelt. Ueber die Forde⸗ rung der Frau Geheimrat Jellineck, die weibliche Be⸗ dienung in Gaſtwirtſchaften ganz zu verbieten, gehen in n Kreiſen der Frauenbewegung ſelbſt die Meinungen it auseinander. Ein allgemeines Verbot würde Tau⸗ iden von Frauen und Mädchen die Möglichkeit nehmen, einem an ſich durchaus achtbaren Beruf ihren Erwerb zu ſuchen. Die Reichsgeſetzgebung ſollte ſich deshalb darauf beſchränken, den Mißbräuchen im Kellnerinnenweſen, die namentlich in Norddeutſchland häufig ſind, vorzubeugen. (9) Heidelberg, 6. April. Der Aviatiker Max Pauſe wollte vorgeſtern Flugverſuche mit dem von ihm kon⸗ ſtruierten Flugapparat machen. Die Verſuche konnten jedoch nicht durchgeführt werden, da der Motor nicht ge⸗ nügend zuverläſſig funktionierte. So viel konnte aber feſtgeſtellt werden, daß die Propeller gut arbeiten. Herr Pauſe beſchränkte ſich deshalb darauf, im Neckarvorland Fahrverſuche mit ſeinem Apparate zu machen. Ein Auf⸗ ſtieg iſt bis auf weiteres verſchoben. Waldshut, 6. April. Unter der Spitzmarke„Die Schweizer bei der der deutſchen Muſterung“ geht folgende Notiz durch die ſchweizeriſchen Blätter:„Dieſer Tage mußte faſt eine Kompagnie Schaffhauſer Jungburſchen beichsdeutſcher Herkunft ſich zur Rekrutierung in Singen, Radolfezll, Waldshut und der Engen ſtellen. Die Jüng⸗ linge, die in der Schweiz aufgewachſen oder hier geboren ſind, wurden ohne weiteres untauglich erklärt, bezw. zu⸗ rückgewieſen. Zum vornherein hieß es:„Schweizer“ zu⸗ rücktreten! Als ſie endlich auch an die Reihe kamen, wurde jeder gefragt:„Wie lange biſt du ſchon in der Schweiz?“ War er ſchon zehn oder mehr Jahre in der Schweiz, alſo bei uns aufgewachſen oder gar hier geboren, o wurde er ohne weitere Unterſuchung und Formalität dom deutſchen Militärdienſt befreit. Eine ganz neue Praxis, die von den Betroffenen und ihren Eltern nicht bedauert wird.“ Man darf geſpannt darauf ſein, ob dieſe Meldung unwiderſprochen bleibt. Neues aus aller Welt. * Die Toſelli⸗Affäre. Zu der Angelegenheit des Ehepaars Toſelli melden die Blätter, daß zwiſchen den Eheleuten ein notarielles Abkommen getroffen worden ſei, auf Grund deſſen ſich beide trennen wollten. Toſelli verpflichtete ſich darin, an ſeine Frau monatlich einige hundert Frank zu zahlen. Damit ſchien die Angelegenheit beendet zu ſein, doch Toſelli ſcheint ſich anders beſonnen zu haben und reiſte ſeiner Frau nach Rapallo nach, worauf dieſe von dort die Flucht ergriff und ſich nach Montreux begab, wo ſie den Schutz der Behörden nachſuchte. a * Der Tod im Tanzſaal. Aus Budapeſt wird gemeldet: Knapp eine Woche nach der Kataſtrophe von Oetkoerito meldet der Draht wiederum zwei Unglücksfälle bei Tanzvergnügungen, die aber glücklicherweiſe einen weniger verhängnisvollen Verlauf genommen haben als jenes. In Szekesfehervar ſprengte der Bauernburſche Ka⸗ roly Sebes infolge einer Wette hoch zu Roß in eine Scheune, die in einen Tanzſaal verwandelt war. Darüber gerieten andere Burſchen in Wut, riſſen Sebes vom Pferde, ſchlugen ihn tot und erſchoſſen das Pferd. Eine furchtbare Nanik entſtand, die Mädchen entflohen unter Schreien und Weinen. Dabei kam es zu vielen Verletzungen, bis die Gendarmerie erſchien und Ruhe ſchaffte.— In Szent⸗ loerinez wurde anläßlich eines Schulfeſtes ein Kinderball veranſtaltet. Dabei geriet das Kleid der Lehrerstochter Anna Farkas in Brand. Das Kind verbrannte mitten im Tanzſaal bis auf die Knochen. Mehrere andere Kinder, deren Kleider auch zu ſengen anfingen, erlitten ſchwere Brandwunden. Dem ſchnellen Eingreifen der Arrangeure, die ſofort den Saal räumen ließen, iſt es zu danken, daß es nicht zu einer großen Kataſtrophe kam. * Ein flüchtiger Betrüger. Großes Aufſehen er⸗ regt das Verſchwinden des Großviehhändlers Hermann Schmidt aus Hirſchaid bei Bamberg. Schmidt iſt In⸗ haber eines der größten Viehexportgeſchäfte in Deutſch⸗ land Durch die Flucht ſind namentlich mehrere Vieh⸗ händler in Norddeutſchland, die mit Schmidt in regem Geſchäftsverkehr ſtanden, ſchwer geſchädigt. Vor ſeiner Abreiſe kaſſierte Schmidt bei einem Großviehhändler noch 6000 Mark ein. Vorgeſtern e Großvieh⸗ händler aus Berlin in Hirſchaid und ließen das geſamte Anweſen Schmidts nebſt lebendem und totem Inventar mit Beſchlag belegen. In den großen Stallungen befanden ſich nur noch einige Stücke Vieh. In Begleitung des Schmidt befand ſich eine Dame aus Berlin, mit der er ein Liebesverhältnis unterhielt. Der Flüchtige dürfte im Beſitze mehrerer hunderttauſend Mark ſein. 5 * Weitere Opfer in Oetkoerito. In Oetkoerito ſind weitere fünf Perſonen den erlittenen Brandwunden erlegen. Vorgeſtern wurde die Trauung eines ſchwer ver⸗ letzten Bräutigams auf dem Sterbebett vollzogen. Aus Deutſchland und aus der Schweiz ſind mehrere Angebote, Kinder von verunglückten Einwohnern zu adoptieren, ein⸗ gelaufen. Aus zwei Brunnen wurden Leichen bie de ge⸗ fördert. Die Gemeinde erſuchte die Regierung, die Felder durch Soldaten beſtellen zu laſſen, da ſonſt in Erm von Arbeitskräften die diesjährige Ernte gefährdet er⸗ Ermangelung f 1* N Sümt das Luftſchiff die Ergebniſſe veröffentlicht werden ſollen, o läßt ſich doch jetzt ſchon folgendes berichten: Die Ver⸗ uche haben erſtens gezeigt, daß vom Zeppelinſchen Luft⸗ chif aus mit einer verhältnismäßig primitiven Labo⸗ ratoriumseinrichtung bis auf 500 Kilometer Zeichen ge⸗ zeben werden konnten. Weiter hat ſich herausgeſtellt, daß erade das große Metallgerippe dieſes Luftſchifftyps im egenſatz zu Landſtationen und den Stationen auf ande⸗ ren, nicht metalliſchen Luftſchiffen geſtattet, mit weſent⸗ lich geringerer Senderenergie als gewöhnlich große Reich⸗ weiten zu erzielen. Ein Helfer der Menſchen. Man berichtet aus Neuyork: Etwa vier Millionen Dollar für Wohltätig⸗ keitszwecke hat in ſeinem Leben der kürzlich verſtorbene Dr. Louis Klopſch, der Herausgeber des„Chriſtian Herald“ zuſammengebracht. Wo immer ſich eine Hungers⸗ not zeigte oder eine ſchwere Seuche ausbrach oder wo Erdbeben und Brände gewütet hatten, war Dr. Klopſch der erſte auf dem Platze. Er hatte ein eigenes Geſchick, für ſolche Zwecke zu ſammeln und ſein Organiſationstalenit war ſo groß, daß die von ihm zuſammengebrachten Mittel nur in höchſt ſeltenen Fällen an den Unrechten kamen Bei der Hungersnot in Rußland 1892, dann in Armenien, ferner 1897 in Kuba und Indien, 1900 wieder in letz⸗ terem Lande, 1903 in Finnland, 1906 in Japan, das 5 darauf in China, dann während und nach der dbebenkataſtrophe in Meſſina— bei allen dieſen Not⸗ ſtänden war dieſer Wohltäter perſönlich an Ort und Stelle, um ſich am Hilfswerk zu beteiligen oder es zu leiten, Als feändiges Wohltätigkeitsinſtitut unterhielt Dr. Klopſch ein Sommerheim für arme Kinder, in welchem 3000 ſeiner Schützlinge Aufnahme finden konnten. Dr. Klopſch war in Deutſchland geboren, aber ſchon in jungen Jahren nach Amerika gekommen. N Die Wirkung der modernen Seeſchlacht. Von der verheerenden Wirkung, die künftige große Seeſchlachten auch auf den Geiſteszuſtand der Kämpfer ausüben werden, gegen die Experimente einen Vorklang, die die franzöſiſche Marine bei den Scharfſchießübungen auf das Wrack der „Jena“ angeſtellt hat. Man wollte die Wirkung der Gaſe erproben, die bei der Exploſion moderner Geſchoſſe ſich bilden und denen die Eigenſchaft zugeſchrieben wird, Men⸗ ſchen zu betäuben und zu vergiften. Zu dieſem Zwecke, ſo wird im„Matin“ ausgeführt, hatte man in die Türme und Schiffsräume der„Jena“ Hunde eingeſchloſſen. Nach jedem Bombardement wurden die Hunde unterſucht. Es zeigte ſich, daß man die verheerende Wirkung der Gaſe überſchätzt hatte, denn keiner der Hunde war erſtickt oder zeigte auch nur Vergiftungserſcheinungen. Aber auf die Verfaſſung der Tiere hatten die furchtbaren Erſchütte⸗ rungen, die Wucht der Projektile und das Krachen der explodierten Geſchoſſe eine überraſchende Wirkung: ſie wurden anfangs niedergeſchlagen, träge und melancholiſch, an den folgenden Tagen, nach der Fortſetzung des Bom⸗ bardements, erkannten die Hunde ihre Herren nicht wieder und ſchließlich begingen zwei der Tiere regelrecht Selbſt⸗ mord: ſie ſprangen ins Meer und ließen ſich unterſinken, ohne auch nur einen Verſuch zu machen, zu ſchwimmen. Nach dieſer Wirkung auf die Tiere mag man ſchließen, wie viele Kombattanten in künftigen Seeſchlachten Opfer der Neuraſthenie und des Wahnſimis werden mögen. Der Hamburger Elbetunncl. Dieſer Tage wurde unter entſprechenden Feierlichkeiten der öſtliche Tunnel des Doppeltunnels unter der Elbe beim Hamburg durch⸗ ſchlagen, der als eine der großartigſten Stromuntertunne⸗ lungen Europas die Stadt Hamburg bei St. Pauli mit dem gegenüberliegenden linken Elbeufer verbindet. Die von Schiffswerften und Induſtrieunternehmungen anderer Art reich beſiedelte Landſtrecke auf dem ſüdlichen Elbeufer brachte mit der Zeit einen ſolch ſtarken Perſonen⸗ und Wagenverkehr von der Stadt Hamburg dort hinüber zu⸗ wege, daß der alte Fährenbetrieb ſchon längſt nicht mehr ausreichte, ſondern eine feſte Verbindung der beiden Ufer dringend notwendig wurde. An eine Ueberbrückung der Elbe war wegen des im Hafen herrſchenden Schiffsverkehrs von vornherein nicht zu denken, ſo daß, nachdem auch der Plan einer Schwebefähre fallen gelaſſen worden war, nur noch die Untertunnelung des Stromes übrig blieb. Schon ſeit dem Jahre 1900 wurden dann die einſchlägigen Pläne in Anſchluß an Beſichtigungen der Tunnelanlagen in London und Glasgow behandelt, aber erſt im Sommer 4907 konnte der erſte Spatenſtich getan werden. Der Maßſtab der Liebe. Für die Vorzugsſtel⸗ lung des Mannes in Marokko iſt vielleicht nichts be⸗ zeichnender als ein in den„Münch. N. N.“ erzähltes Er⸗ lebnis, das einer der jetzt ſo viel genannten Herren Man⸗ nesmann auf ſeinen der geologiſchen Erforſchung des Landes gewidmeten Reiſen in Geſellſchaft ſeiner fungen Frau hatte. Als das Ehepaar bei einem hochangeſehenen Stammesoberhaupt im Innern des Landes ſpeiſte, wurde die Tiſchgeſellſchaft von einer wunderhübſchen jungen Sklavin bedient. Herr Mannesmann wie ſeine Frau wur⸗ den durch du Anblick der ſchönen Erſcheinung gefeſſelt. Als der Gaſtgeber dies bemerkte, fragte er Herrn Man⸗ nesmann, ob ihm die Sklavin gefiele. Dieſer bejahte es, indem er die Schönheit des Mädchens anerkannte. Darauf bot der Marokkaner ihm die Sklavin als Geſchenk und freies Eigentum an. Herr Mannesmann lachte und fragte ſcherzend ſeine Frau, wie ſie über die Annahme des Geſchenkes denke. Dieſe erhob in Erwiderung des Scherzes Einſpruch, indem ſie meinte, die Sklavin ſei ihr zu ſchön, als daß ſie ſie in ihr Haus nehmen möchte. Als dem Marokkaner dieſe Aeußerung verdolmetſcht wurde, nahm er eine ſehr ernſte Miene an und ſprach im Tone eines Mannes, der vor einer Unverſtändlichkeit ſteht, zu Frau Mannesmann:„Du willſt die Sklavin nicht mitnehmen?“ Frau Mannesmann lehnte mit höflichem Danke ab. 0ſt ſie denn nicht ſchön?“—„Viel zu ſchön!“antwortete Frau Wannesmann.—„Die Sklavin gefällt deinem Manne und doch willſt du nicht, daß er ſie annimmt. Ja, haſt du denn deinen Mann nicht lieb?“ 15 Der Kindermarkt von Friedrichshafen. Aus Friedrichshafen wird geſchrieben: Alljährlich wird vom „Verein zum Wohl der Hütkinder und ju⸗ gendlichen Arbeiter in Tirol“ auf 1. April eine Anzahl jugendlicher Arbeiter geſammelt und in die Gegeit⸗ den geſchickt, wo Mangel an landwirtſchaftlichen Arbeitern herrſcht. Am Abend des letzten März veyſammeln ſie ſich in Landeck und fahren am Morgen des 1. April von Bregenz mit Extradampfboot nach Friedrichshafen, wo ſie von Scharen von Bauern aus ganz Oberſchwaben erwartet werden. Auch heuer trafen ſie am 1. April ein, und es fand in Friedrichshafen der große„Markt“ ſtatt. Mag man ſagen, was man will: es iſt eben ein Markt und bleibt einer. Doch darf man ein Auge zudrücken. Denn der Lohn, den die Kinder erhalten, iſt nicht gering. 5* 9 ber verunglücnts 25 bellon Fommern? — e W. Haufene U de . ofen. Badiſcher Landtag. N Ae 5. April. In der heutigen(55.) Sitzung der Zweiten Kammer hieß zunächſt der Präſident Rohr hurſt die Abgeord⸗ neten nach ihrer Rückkehr aus den Ferien in herzlichen Worten willkommen mit dem Wunſche, daß die ferneren Arbeiten der Kammer im Intereſſe des Landes einen guten Fortgang nehmen mögen. Nachdem er der ſeit der letzten Tagung aus dem Leben geſchiedenen früheren Mitglieder der Zweiten Kammer mit ehrenden Worten gedacht hatte, wurden die neuen Einläufe und Petitionen bekannt ge⸗ geben. Namens der Budgetkommiſſion berichtete Abg. Blümel(3Ztr.) über das Budget des Miniſteriums des Innern Titel:„Waſſer⸗ und Straßenbau, Bergweſen und geologiſche Landesaufnahme“. Die Kommiſſion beantragt Genehmigung ſämtlicher Anforderungen. An der ſich daran anſchließenden Debatte beteiligen ſich die Abgg. Frhr. v. Gleichenſtein(Ztr.), Maier(Soz.), Lei⸗ ſer(Natl.), Dr. Vogel⸗Raſtatt(fortſchr. Vp.), Hem⸗ min ger(Ztr.), Odenwald(f. Vp.), Geiger(natl.), Dieterle(Ztr.), Weißhaupt(Ztr.) und Süß⸗ kind(Soz.), die eine Reihe von Wünſchen ihrer Wahl⸗ bezirke vortrugen. Sie betrafen die Verbeſſerung der Land⸗ ſtraßen und Waſſerläufe, die Neuanlegung von Land⸗ ſtraßen, das Schottermaterial und die Teckenwalze. Hie⸗ rauf wurde abgebrochen. Nächſte Sitzung Mittwoch vor⸗ mittag 9 Uhr, Tagesordnung: Weiterberatung. — 4= er Farlsruhe, 6. Aprig. In der heutigen(56.) Sitzung der Zweiten Kammer wurde nach Bekanntgabe des Einlaufs, darunter ein Ge⸗ ſetzentwurf betreffend die Abänderung des Verwaltungs⸗ gebührengeſetzes, die Beratung des Budgets des Mini⸗ ſteriums des Innern bei Titel: Waſſer⸗ und Straßenbau, Bergweſen und geologiſche Landesaufnahme fortgeſetzt. An der Debatte beteiligten ſich die Abgg. Venedey (Fortſchr. Vp.), Blümel(tr.), Geppert(Ztr.), Neu⸗ Neuwirth(Natl.), Sänger(Natl.) und Müller⸗ Schopfheim(Soz.), die zahlreiche Einzelwünſche ihrer Wahlkreiſe vortrugen. Auf den Wunſch des Abg. Ve⸗ nedey, der Schiffbarmachung des Ober⸗ rheins von Baſel bis Konſtanz ernſtlich näher zu treten, erwiderte Frhr. v. Bodman, daß die Re⸗ gierung zu dieſer Frage nicht eher Stellung nehmen werde, als bis ſeitens des ſchweizeriſchen Bundesrats ein genau ausgearbeitetes Projekt mit der Erklärung vorgelegt werde, in welchem Verhältnis die Schweiz zu den Koſten der Schiffbarmachung bis Konſtanz beizutragen bereit ſei. Vorher werde Baden keinen Pfennig für die Schiff⸗ barmachung des Oberrheins bezahlen. Dieſe Erklärung fand die Zuſtimmung der Kammer. Im Laufe der Sitzung war ein Antrag Duffner und Genoſſen eingelaufen, dahingehend:„Die Regierung wird erſucht, dem Land⸗ tage einen Geſetzentwurf über den Bau einer Bahn von Titiſee nach St. Blaſien vorzulegen und die erſte Rate hierzu im Nachtragsbudget einzuſtellen, wenn dies nicht anders möglich, unter Sera der für die großen Bahnhofbauten angeforderten Sum⸗ men.“ Hierauf wurde abgebrochen. Nächſte Sitzung: Don⸗ nerstag vorm. 9 Uhr. Tagesordnung: Weiterberatung. (0 Karlsruhe, 6. April. Die bisherige demokratiſche Fraktion der Zweiten Kammer führt nunmehr im Hinblich auf die Verſchmelzung der linksliberalen Parteien den Na⸗ men„Fraktion der fortſchrittlichen Volkspartei“. Der frei⸗ ſinnige Abgeordnete Odenwald, der bisher Hoſpitant der demokratiſchen Fraktion war, iſt nun Mitglied der neuen Fraktion, ſo daß dieſelbe ſieben Mitglieder zählt. Redaktion, Druck und Verlag von Gg. Zimmermann in Seckenheim Kath. Arbeiterverein Seckenheim(E. V.) Donnerstag abend 8 Uhr Sitzung des Feſtausſchuſſes im„Bierkeller“. Der Vorſtaud. Freiw. Feuerwehr Seckenheim. Den Kameraden zur gefl. Mitteilung, daß die dies⸗ jährige Oenera-Versammlung am 10. April ſtattfindet. Das Kommando: Schaffner. Es empfiehlt ſein Lager in ſämtlichen HBürsten- und ö Pinselwaren Sch wämmen, Teppichklopfern und Türvorlagen. f L. Gilmer, i im Hauſe des Herrn Holzhändler Bühler Eingang ins Geſchäft über die Treppen im Hof. Kohrſtühle werden in der Werkſtatt des Unter⸗ zeichneten eingeflochten. 8 Zahn- Atelier Johanna Bodenheimer S1, 8 Mannheim Preiteſtraße Plombieren, Einsetzen künstlicher Zähne. 60 9 1 0 67 1 Umarbeitung schlecht sitzender Gebisse eto. Schonendſte gehandlung. Mäßige Preiſe. Spredisfunden: an Werktagen Sonntags von 7—9 Uhr von 8—1 Uhr. Schöne 73 Wohnung Vertreter 85 allerorts geſucht für die echte Zephyr⸗Dauer⸗ Wäsche. 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Es wird hiermit zur Kenntnis der Rindviehbeſitzer gebracht, daß die von den Ortsſchätzern im Monat Januar 1910 ermittelten Werte der Rindviehbeſtände in das Ver⸗ ſicherungs verzeichnis eingetragen ſind. Gemäß Artikel 15 des Viehverſicherungsgeſetzes wird das Verzeichnis während 8 Tagen von heute an auf dem Rathauſe(Zimmer Nr. 5) zur Einſicht der Beteiligten mit dem Anfügen auf⸗ gelegt, daß Beſchwerden gegen die Abſchätzung der Tiere während der Auflagfriſt und während dreier Tage nachher von den Viehbeſitzern bei dem Anſtalts⸗ vorſtand mündlich oder ſchriftlich geltend zu machen ſind. Seckenheim, 6. April 1910. e 2 o lz. Bekanntmachung. Die Kreisverſammlung im Jahre 1910 betreffend. Nr. 1845 J. Ich bringe zur öffentlichen Kenntnis, daß die Kreisverſammlung des Kreiſes Mannheim(Amt Mannheim, Schwetzingen und Weinheim) am Montag, den 18. April ds. Js., vorm. 9 Uhr, beginnend im neuen Buͤrgerausſchußſaale(N 1, Kaufhaus) dahier zur regelmäßigen Tagung und Erledigung unten⸗ ſtehender Tagesordnung zuſammentreten wird. Die Sitzungen ſind öffentlich und lade ich die Kreis⸗ angehörigen zur Teilnahme ergebenſt ein. Mannheim, den 24. März 1910. Der Groß. Kreishauptmaun: Dr. Clemm. Verzeichni⸗ derjenigen Gegenſtände, welche in der am Montag, den 18. April 1910, vormittags 9 Uhr beginnenden 45. Sitzung der Kreisverſammlung zur Verhandlung kommen. Wahl des Vorſitzenden, ſeines Stellvertreters und zweier Sekretäre. „Allgemeiner Geſchäftsbericht des Kreisausſchuſſes. „Die landwirtſchaftliche Kreiswinterſchule in Ladenburg. Die Förderung des Obſt⸗ und Gemüſebaues. i Die Verſicherungsnahme gegen Hagelſchaden. Die Förderung der Viehzucht. Schmitt. — S E g 7. Die Förderung des Unterrichts in weiblichen Hand⸗ arbeiten und Ausbildung von Arbeitslehrerinnen. 8. Kochkurſe und Haushaltungsunterricht. 9. Unterſtützung von Volks⸗ und Schülerbibliotheken. 10. Unterſtützung zu ſonſtigen Unterrichtszwecken. 11. Landarmenpflege. 12. Verpflegung armer Augenkranken. 13. Fürforge für Wöchnerinnen und deren Angehörige. 14. Unterſtützung gemeinnütziger Anſtalten. 15. Kreispflegeanſtalt Weinheim. 16. Kreiserziehungshaus Ladenburg. 17. Kreisarmenkinderpflege. 18. Tuberkuloſe⸗Bekämpfung. 19. Unfall⸗ und Haftpflichtverſicherung des Kreiſes, Kranken⸗ Invaliditäts⸗ und Altersverſicherung der Kreisbe⸗ bedienſteten, Alters⸗ und Hinterbliebenenverſorgung der Kreisſtraßen⸗ und Kreiswegewärter und Unter⸗ ſtützung von Kreisbedienſteten in Krankheitsfällen. 20. Kreisſtraßen und Kreiswege. 21. Verbeſcheiduug der Kreisrechnungen und der einzelnen Fondsrechnungen für 1909(Mündlicher Bericht der Rechnungsprüfungskommiſſton). 22. Kreisvoranſchlag für 1910. 23. Wahl eines Mitgliedes zur Generalverſammlung der landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft für das Groß⸗ herzogtum Baden. 24. Wahl der Rechnungsprüfungskommiſſton. 25. Aufſtellung der Bezirksratsvorſchlagsliſten. 26. Aenderung der Kreiswahlbezirkseinteilung und des Wahlorts für den II. Wahlbezirk(Feudenheim). Beſchluß. 5 Vorſtehende Bekanntmachung wird hiermit zur all⸗ gemeinen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 6. April 1910. 0 gürgermeiſteramt: Ratſchreiber Volz. Koch. Bekanntmachung. Die Dienſträume des Gr. Steuerkommiſſärs für den Bezirk Mannheim⸗Land befinden ſich vom 4. d. Mts. an im Hauſe L 12 Nr. 15 hier. geſchluß. Vorſtehende Bekanntmachung wird hiermit zur allge⸗ meinen Kenntnis gebracht. Seckenheim, 6. April 1910. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber Volz. Koch. SHaarkranliheiten wie: Haarausfall, Haarſchwund, beginnende Kahl⸗ köpfigkeit, kreisförmige Kahlheit, Schuppen uſw. behandelt mittelſt Eiſenlicht nach Profeſſor Kromayer Lichtheil- Institut Elektron, nur N 3, 3 Mannheim. Dir. Hch. Schäfer. Geöffnet v. 8—9 Uhr abends. Sonntags v. 8J¼ 12 Uhr mittags. Telefon 4320. Welanntmachung. Wir bringen zur Kenntnis der Beteiligten, daß der Ortskirchenſteuervoranſchlag 1910/1911 in der Sakriſtei der evgl. Kirche zur Einſichtnahme öffent⸗ lich von heute an auf die Dauer von 14 Tagen aufgelegt worden iſt. Wir bemerken dabei, daß Einwendungen gegen den Voranſchlag mündlich oder ſchriftlich bei dem Vorſitzenden des Kirchengemeinderats vorzubringen ſind, jedoch nur bis zu dem für die Beſchlußfaſſung der Kirchen⸗ gemeinde beſtimmten Tage. Seckenheim, den 7. April 1910. Euang. Kirchengemeinderat: 87) Kunz. Sängerbund ee e Heute abend 8 Uhr 8 Sing-Probe. Vollzähliges Erſcheinen iſt dringend erforderlich. Der Vorſtand. Männergesangverein Heute Donnerstag, den 7. April, abends 8 Uhr im Vereinslokal Fersammlung. Die vorliegende äußerſt wichtige Tagesordnung macht 5 Erſcheinen aller Mit⸗ Seckenheim. glieder notwendig. Heute Abend ½9 Uhr Der Lerkkand. OGesangprobe Pünktliches und vollzäh⸗ liges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Prima Apfelwein verſendet in Gebinden von 40 Ltr. an, pro Ltr. 26 Pfg., 5 gegen 0 Liederkranz Gg. Ph. Allrich, Seckenheim. Schriesheim a. d. B. Heute Abend 151 Vorzüglicher Gesangprobe. Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorstand. Kartoffeln Frührosen, Kaiserkronen, ſowie Spätkartoftein billig zu verkaufen. 86 Neckarſtraße 5. Rotwein empfehlenswert auch für Blut arme, Bleichsucht, Magen⸗ u. Darmkranke; Ltr. 90 Pfg. J Fl. 70 Pfg. ohne Glas, größere Gebinde billiger. Ph. Hörner, Riedſtr 50. Schöne 75 Bohn ˖ 8 5 onnenstangen Schlafſtelle zu verkaufen. 9 Karl Sitzler, Bäckermeiſter, Roſenſtraße 31. ſofort zu vermieten. Friedrichſtraſſe 90. Drtspolizeiliche Vorſchriften für die Ausführung der Hausauſchlüſſe an die öffentlichen Kanäle in Setzenheim. Auf Grund der 88 87 a, 85, Ziff. 2, P.⸗St.⸗G.⸗ B. 366, Ziffer 10, R.⸗St.⸗G.⸗B. und§ 2 V.⸗O. des Gr. Min. d. J. vom 23. XII. 1908, die Sicherung der öffent⸗ lichen Geſundheit und Reinlichkeit betr., wird verordnet: 8 1. Die Grundſtückseigentümer innerhalb des Orts Seckenheim find verpflichtet, künftig bei Ausführung öffent⸗ licher Kanäle in den alten, wie neu anzulegenden Orts⸗ ſtraßen, ihre Grundſtücke nach Maßgabe nachſtehender Vor⸗ ſchrift unterirdiſch zu entwäſſern. Die Hausentwäſſerungen müſſen jeweils längſtens innerhalb 2 Monaten nach Fertig⸗ ſtellung des Hauptkanals erfolgt ſein. In der Hauptſtraße zwiſchen Rathaus und Fried⸗ richſtraße entlang den Planken, ſowie an demjenigen Teil der Hauptſtraße, welcher von der Wilhelmſtraße aus gegen Edingen führt und in der Wilhelmſtraße ſelbſt, muß, wo öffentliche Kanäle bereits beſtehen, die Eutwäſſerung der an dieſe Straßen angrenzenden Hofreiten, ſoweit ſolche noch nicht ausgeführt iſt, innerhalb 6 Monaten vollzogen ſein. Ebenſo müſſen alle Gewerbebetriebe wie Brauereien, Schlächtereten, Schank⸗ und Gaſtwirtſchaften, die an Straßen mit öffentlichen Kanälen angrenzen, innerhalb 6 Monaten vorſchriftsmäßig entwäſſert ſein. Bei Nichtbeachtung der geſtellten Friſt erfolgt die Entwäſſerung zwangsweiſe durch die Gemeinde auf Rech⸗ nung der Grundſtücksbeſitzer. 8 2. Die Entwäſſerungsanlagen ſind ſo auszuführen, daß tunlichſt alle mit der Kanaliſation abzuführenden Abgänge der Haushaltungen, ſowie das Regenwaſſer(mit Ausnahme jedoch von Jauche, Fäkalien und Fabrikabwaſſer) im ganzen Umkreis des zu entwäſſernden Grundſtücks möglichſt raſch und vollſtändig in die Straßenkanäle gelangen, ohne daß der flü ſige Inhalt der Leitungen oder die Kanalgaſſe in. in das Innere der Gebäude oder den Untergrund derſelben auszutreten vermögen. 8 83. Die Abwaſſer eines Gebäudes ſind auf möglichſt wenig Fallſträngen und Grundleitungen zu vereinigen und ſo anzulegen, daß wenn erforderlich auch eine Entwäſſerung der Kellerräume erzielt wird. Das Hausableitungs rohr darf nur an der vom Bürgermeiſteramt zu bezeichnenden Stelle an den Hauptkanal angeſchloſſen werden. Die Einmündung eines Rohrſtranges in den anderen muß bogenförmig in der Richtung des Ablaufs erfolgen. Wo die Gefahr des Rückſtaues von Kanalwaſſer in die Häuſer zur Zeit ſtarker Regengüſſe ete. vorliegt, iſt im Rohrſtrang ein Abſchlußſchieber oder ein Fettfanger mit 8 waſſe 8 4. Alle Beſtandteile der Entwäſſerungsanlage, als Röhren, Waſſerverſchlüſſe uſw. müſſen von beſter Beſchaffenheit und vollſtändig luftdicht miteinander verbunden ſein. Zu den liegenden Leitungen innerhalb der Gebäude, wenn ſolche unter hohen Druck kommen, müſſen asphal⸗ tierte Normalmuffenröhren und Formſtücke, zu den übrigen Leitungen müſſen Steinzeugröhren und bei Anſchluß der Regenrohre, ſog. ſchottiſche Gußröhren bis 0.80 m. unter Boden verwendet werden. Die außerhalb der Gebäude eingelegten Röhren und Syphons müſſen zum Schutze gegen Froſt mindeſtens 1 m. unter Boden verlegt werden. Die Dichtung der Einſenröhren hat mittelſt Teer⸗ ſtrick und Blei, diejenige der Steinzeugröhren mit Teerſtrick und flüſſigen Asphalt zu gech hen. Die Lichtweite der Rohren muß entſprechend der ab⸗ zuleitenden Waſſermenge gewählt werden. Das vom Hauptkanal abzweigende Rohr ſoll eine Lichtweite von 15 em erhalten. Das Gefäll der Grundleitung iſt tun⸗ licht auszugleichen, es darf nicht weniger als 1100 betragen. Die Rohrleitung darf in der Richtung des Abfluſſes nicht verengert 1 Jede Einflußöffnung iſt mit einem engmaſchigen Roſt oder unbeweglichem Seier zu verſehen. Unter jeder Einflußöffnung iſt ein Waſſerverſchluß (Syphon) anzuordnen. Feſte Sinkſtoffe dürfen den Kanälen nicht übergeben werden. Sämtliche häusliche Abwäſſer ſind deshalb durch Hofſinkkaſten oder durch im Keller anzubringen⸗ den Hausſinkkaſten durchzuleiten. Die Sinkkäſten müͤſſen, um eine gute Zurückhaltung der Sinkſtoffe zu erzielen, ausreichende Abmeſſungen erhalten und mit Schlammeimern oder einer ſonſt zur Schlammzurückhaltung dienlichen Ein⸗ richtung verſehen ſein. Die Sinkkaſten ſind von Zeit zu Zeit, mindeſtens aber alle 14 Tage von dem abgeſetzten Schlamm zu reinigen, bezw. es ſind die Schlammeimer zu entleeren. 8 7. Alle Abfallrohre der Küchen, wie auch die Regen⸗ rohre ſind ohne Verengung zum Zwecke der Entlüftung über das Dach hinauszuführen. Die Ausmündung der Lüftungs⸗,(Dunſt) Röhren muß von dem Dachfenſter mindeſtens 5 Meter abſtehen oder den Fenſterſturz um mindeſtens 1 Meter Are Das Regen⸗ und Abwaſſer aus den Höfen muß durch einen an dem tiefſten Punkt angelegten, mit Syphons verſehenen Sinkkaſten, in das Hausableitungs rohr geführt werden. 8 9. 1 Die Abfallröhren der Küchen und Waſchküchen⸗Ab⸗ dürfen mit Regenrohre nicht in Verbindung gebracht 3 werden. Vor Einleitung in das Hauptleitungsrohr muß zur Aufnahme dieſer Art von Abwaſſer ein ſog. Fettfänger aus Steinzeug oder Gußeiſen mit Syphons, welch letzterer mindeſtens 0.90 Metr. unter Boden liegen muß, angebracht werden.§ 10. Der Anſchluß muß durch einen vom Gemeinderat nicht beanſtandet werdenden Unternehmer ausgeführt werden. 8 11. Jeder Hauseigentümer hat, wenn er an den Haupt⸗ kanal anſchließen will, dies dem Bürgermeiſteramt kund zu geben und entſprechend den vorſtehenden Vorſchriften einen Plan im Maßſtab 1: 100 mit Längen und Quer⸗ ſchnitten in demſelben Maßſtab von ſämtlichen Haupt⸗ und Nebenrohrſtrecken in doppelter Fertigung vorzulegen. Ebenſo darf der Unternehmer, welcher eine Hausentwäſſerung nach genehmigten Plänen mit Anſchluß an die öffentliche Kanali⸗ ſation ausführen ſoll, hierzu die Genehmigung des Bür⸗ germeiſteramts.§ 12. Das Bürgermeiſteramt iſt berechtigt, aber nicht ver⸗ pflichtet, durch einen Sachverſtändigen die Ausführungen jederzeit überwachen oder unterſuchen zu laſſen und bei nicht ſachgemäßer Einrichtung den Anſchluß an den Haupt⸗ kanal zu verweigern. Der Unternehmer iſt daher ver⸗ pflichtet, dem Bürgermeiſteramt bei Beginn der Arbeit und vor der Einfüllung des Erdaushubs jeweils Kenntnis zu geben. In gleicher Weiſe wird der Anſchluß verweigert, wenn der Hausbeſitzer verſäumt hat, die Vorſchriften des § 10 zu erfüllen. f i 13. Die Koſten, welche der Gemeinde durch die Kanal⸗ anſchlüſſe erwachſen, ſind auf ergehende Anforderung an die Gemeindekaſſe zurückzuerſtatten. Seckenheim, den 23. November 1909. Vürgerenseramt: olz. Zur vorſtehenden ortspolizeilichen Vorſchrift über die Ausführung der Hausanſchlüſſe an die öffentlichen Kanäle in Seckenheim vom 23. November 1909 erteilt der Gemeinderat hiermit ſeine Zuſtimmung. Seckenheim, am 26. Januar 1910. Gemeinderat: Volz, Hörner, Gg. Leonh. Volz, J. Roßrucker, Wöllner Knodel, A. V. Schmich, Gg. Heidenreich, Köhler, J. Schäfer J. G. Zahn, Jakob Hirſch. Koch Vorſtehende ortspolizeiliche Vorſchrift welche durch Erlaß Gr. Herrn Landeskommiſſärs am 1. März 1910 für vollziehbar erklärt wurde, wird hierdurch zur öffent⸗ lichen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 14. März 1910. gürgermeiſteramt Volz. 53 4 8 W ——