—— Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. — Nr. 78. Hierzu ein 2. Blatt, zuſammen 8 Seiten, ſowie die illuſtrierte Unterhaltungs beilage. Letzte Nachrichten. “ Allenſtein, 1. Juli. Heute nachmittag verſuchte ſich Frau Schönebeck-Weber eine Pulsader zu durchſchneiden. Der Verſuch wurde rechtzeitig be⸗ merkt. Die Verletzung iſt nicht lebensgefährlich. Der Zu⸗ ſtand der Frau Schönebeck⸗Weber iſt derart, daß ſie mor⸗ gen nicht verhandlungsfähig ſein dürſte. Sie hat ver⸗ gangene Nacht nur eine Stunde geſchlafen. Die Schrei⸗ und Weinkrämpfe haben nachgelaſſen, dagegen phantaſiert ſie in einem weiter fort. Der Gerichtshof trat heute um 10% Uhr zuſammen. Kreisarzt Dr. Eberhardt berichtete über den Geiſteszuſtand der Angeklagten und erklärte, daß er eine Wiederaufnahme der Verhandlung vorläuſig für vollſtändig ausgeſchloſſen halte. Die Verhand⸗ lung wurde darauf auf Samstag vormittag 9¼ Uhr vertagt. Sie wird dann wieder auf Samstag abend ver⸗ tagt werden, um dann endgültig abgebrochen zu werden. Schließlich wird mitgeteilt, daß der Prozeß, ein⸗ mal abgebrochen, wohl nie wieder zur Verhandlung kom⸗ men dürfte. „Wien, 1. Juli. Die Königin von Rumänien hatte eine ſehr ſchlechte Nacht bei andauernder Herzſchwäche. * Hammonds Port(Neuyork), 1. Juli. Der Avi⸗ atiker Curtis wollte geſtern vor Offizieren die Nützlich⸗ keit der Aeroplane im Seekrieg nachweiſen. Er ließ auf ein ein Kriegsſchiff darſtellendes Ziel 20 Bomben fallen, von denen 18 getroffen haben ſollen. * Boulder(Montana), 1. Juli. Bei einem Scheiben⸗ ſchießen ſchoß ein Mann in ein Gebäude, in dem Pulver aufbewahrt wurde. Es erfolgte eine Exploſion, durch die ſechs Perſonen getötet und zwanzig verwun⸗ det. wurden. Verſchledene Gebäude lind zerstört. Die neuen preußiſchen Miniſter: Die auf ſo überraſchende Weiſe an das Ruder ge⸗ langten neuen Männer im preußiſchen Miniſterium zeigt unſer heutiges Bild. Es ſind dies der Oberbürger⸗ meiſier von Magdeburg, Dr. Lentze, welcher an Stelle des zurückgetretenen Finanzminiſters Frhr. v. Rhein⸗ baben getreten iſt, und der gegenwärtige Geſandte des Deutſchen Reiches in Bukareſt, von Kiderlen⸗Wäch⸗ ter, der in Kürze den Poſten des Staatsſekretärs des Aeuferen einnehmen wird. Der Wechſel in der Leitung des Auswärtigen Amtes wird ſich jedenfalls offiziell erſt zum 1. Oktober d. J. vollziehen, ſo daß von Kiederlen⸗ Wächter ſeinen Geſandtenpoſten bis zu dieſem Zeitpunkt innehaben wird. Dr. Lentze, der neue„Miquel“, iſt am 21. Ok⸗ tober 1860 in Hamm(Weſlſalen) geboren, Nach voll⸗ ect entze l vep Kdelen. Uctler endekem Studium hakte er mehrere Verwaltungsſtellen inne; ſo war er Bürgermeiſter von Mühlhauſen(Thür.) in den Jahren 18981899. Von 18991906 war er 3 t. von letztge⸗ item Jahr einen Magdeburger Poſten. Dr. Lentze iſt auch ſeit 1906 Mitglied des Heteeenſes Der zukünftige Staatsſekretär des Aeußeren von Kiderlen⸗Wächter iſt am 10. Juli 1852 in Stutt⸗ gart geboren. Er nahm am deutſch⸗franzöſiſchen Kriege teil und trat dann nach Vollendung ſeines Studiums in den württembergiſchen Staatsdienſt ein. Im Jahre 1879 kam er in das Auswärtige Amt, war dann in ver⸗ ſchiedenen Stellungen bei den Botſchaften in Petersburg, Paris und Konſtantinopel tätig und iſt ſeit 1900 auf ſeinem Bukareſter Poſten. l A e 5 Hmtsblaff der Bürgermeisteramter Seckenheim, Ilvesheim, Hecarhansen und Edingen. Deutſches Reich. * Vom Bundesrat. In der am Donnerstag unter Vorſitz des Staatsminiſters und Staatsſekretärs des In⸗ gern Delbrück gehaltenen Plenarſitzung des Bundesrats fanden die Vorlage betr. Ausführungsbeſtimmungen zum Geſetz über den Abſatz von Kaliſalzen und die Vor⸗ lage betreffend den Entwurf einer Verordnung zur Aus⸗ führung der revidierten Berner Uebereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunſt Annahme. Ebenſo wurde den Entwürfen einer Vorlage betreffend die Aende⸗ rung der Verordnungen über Tagegelder, Fuhrkoſten und Umzugsbonen der Reichsbeamten, einer Vorlage betr. die Aenderung von Beſtimmungen zur Ausführung des Wein⸗ geſetzes, dem Antrag Preußens betr. die Prägung von Dreimarkſtücken in Form von Denkmünzen zur Feier des hundertjährigen Beſtehens der Univerſität Berlin, ſowie dem Entwurf von Beſtimmungen über die Zu⸗ laſſung von Wertpapieren zum Börſenhandel zugeſtimmt. Ferner wurde die Vorlage wegen Aenderung und Ergän⸗ zung der Weinzollordnung angenommen, ebenſo der Ent⸗ wurf einer Vergütungsordnung für Tabak uſw. und die Vorlage betreflend die Aenderung der Grenzen des ham⸗ burgiſchen Freihafengebiets. f * Der Landesausſchuß von Elſaß⸗Lothringen hat am Donnerstag nach längerer Debatte in nament⸗ licher Abſtimmung den Antrag Hauß, die Regierung möge darauf hinwirken, daß der Verfaſſungsentwurf erſt dem Landesausſchuſſe vorgelegt werde, bevor er an den Reichs⸗ tag geht, mit ſiebenunddreißig gegen ſechs Stimmen und den zweiten Teil des Antrages Blumenthal⸗Labroiſe auf Einführung des allgemeinen, geheimen Wahlrechts mit dreiunddreißig gegen vier Stimmen angenommen. Nach⸗ dem darauf die Regierungsvertreter den Sagal wieder be⸗ treten hatten, verlas Unterſtaatsſerretär Petri die kaiſer⸗ liche Bolſchaft, wodurch die Tagung geſchloſſen wird.— Damit iſt es zwiſchen Regierung und Landesausſchuß zu einem Kouflikt gekommen, deſſen Austragung mancherlei Schwierigkeiten herbeiführen muß. Beachtenswert iſt die große Majorität, die ſich für die obigen Anträge gefunden hat. Jedenfalls ſieht man auch hieraus wieder, daß bis zur endgültigen Löſung der elſaß⸗lothringiſchen Verfaſ⸗ ſungsfrage noch ein ſehr weiter Weg iſt. ö Karlsruhe, 1. Juli. Wie wir erfahren, wurde am Mittwoch eine Sitzung des Staatsminiſteriums ab⸗ gehalten, in der die Vorgänge in den letzten Sitzungen der Zweiten Kammer und deren ſcharfe Angriffe gegen die Regierung und beſonders gegen Miniſter Frhr. v. Marſchall eingehende Erörterung fanden. Nach dem, was verlautet, ſoll Miniſter Frhr. v. Marſchall in dieſer Sitzung ganz unzweideutig zu erkennen gegeben haben, daß er ſein Miniſteramt niederzulegen beabſichtigt. Da in den Verhandlungen der Zweiten Kammer die Be⸗ ſchwerden egen der Vermiſchung der Bauaufſicht und der Bauleitung ſich nicht nur gegen das Eiſenbahnmini⸗ ſterium, ſondern auch gegen die anderen Miniſterien rich⸗ teten, dürfte eine Erklärung des Staatsminiſteriums in der Budgetkommiſſion, die ſich demnächſt mit dieſer An⸗ gelegenheit infolge des Beſchluſſes der Zweiten Kammer beſchäftigen wird, zu erwarten ſein. Man wird wohl nicht fehl gehen, mit der Möglichkeit des Rücktrittes ſowohl des Eiſenbahnminiſters wie des Generaldirektors der badiſchen Staatseiſenbahnen in nicht zu ferner Zeit zu rechnen. Tie letzte Entſcheidung hierüber liegt in der Hand des Großherzoas. e Italien. Ueber die Gefahren der Kretafrage für den allge⸗ meinen Frieden verbreitete ſich in der letzten Sitzung der italieniſchen Deputiertenkammer der Miniſter des Aeußern di San Giuliano. Der Miniſter erklärte: Der Lauf der Ereigniſſe auf Kreta könnte, wenn man nicht zur rechten Zeit Vorſorge trifft, Rückwirkung haben auf die Beziehungen zwiſchen der Türkei und Griechenland und den Frieden im Orient gefährden. Die Politik Ita⸗ liens zielt vor allem auf die Aufrechterhaltung des Frie⸗ dens hin und darauf, alles zu vermeiden, was Verwick⸗ lungen ſchafſen könnte. Die Grundlage der italieniſchen Politik iſt die Aufrechterhaltung des territorialen„Status quo“ und der Unperletzlichkeit des osmaniſchen Weiches u der Balkanſtaalen. e N 31 * Lokales. i Seckenheim, 2. Juli. vom 30. Juni. Das Submiſſtonsausſchreiben über die Herſtellung des Brunnenſchachts dahier ſoll erneut aus⸗ geſchrieben werden.— 1 Grundſtück wird geſchätzt.— Die ausgeſchriebenen Gemeindearbeiten werden wle folgt ver⸗ N D 8 FCC . E heimer Nnzeiger, Neckarhauser Zeifung, Edinger Zeitung Mitteilungen aus der Gemeinderats ⸗ Sitzung JIufertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Feruſprechauſchluß Nr. 16. 10. Jahrgang. weiſung genehmigt. f 8 0 Der Juli, in den wir geſtern eintraten und der uns hof⸗ fentlich ſchönere Tage bringt, als wie ſie uns der Juni nament⸗ lich in ſeinem letzten Drittel beſcherte, hat den Namen von dem großen Römer Julius Cäſar erhalten; Karl der Große nannte ihn Heumonat. Er ſtellt den Höhepunkt des Som⸗ mers dar und iſt gewiſſermaßen der vollkommenſte Monat. Zum ſchönen Blumenflor, zum Roſenduft und Wohlgeruch der Linde geſellt ſich eine Menge wohlſchmeckender Früchte wie Heidelbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und dann die ſüßen Kirſchen in ſo reichlicher Zahl. Er iſt der Ueber⸗ gang von der blühenden Zeit zu der fruchtſpendenden. Er belohnt dem Landmann ſeine Mühe und ſeinen Fleiß, der ſich deshalb den Juli trocken und heiß wünſcht,„denn des Juli warmer Sonnenſchein, macht alle Früchte reif und fein.“ Der Juli reift uns das nützlichſte Getreide, der wohlhabenden, vergnügungs⸗ und erholungsbedürftigen Menſchheit aber bringt er die Ferien- und Urlaubsreiſen Alles lebt im Freien, nicht nur in den Tagesſtunden, ſon⸗ dern auch an den Abenden voll balſamiſcher Kuhle. Man lebt nur draußen im Garten, Feld und Wald und genießt die Freiheit der Natur in vollen Zügen,— ſofern die Juliſonne auch wirklich ihrem Namen Ehre macht. Die Ausſichten hierfür ſind nicht die beſten. Nach aſtrologiſchen Beobachtungen ſoll noch für längere Zeit ſchlech⸗ tes Wetter in Ausſicht ſtehen. Der höchſte Luftdruck liegt darnach jetzt im Süden oder Südweſten des Erdteils, und der Norden Europas, der bis jetzt den atlantiſchen Depreſſionen verſperrt war, ſteht ihnen wieder offen. Dieſe Luftdruckverteilung iſt erfahrungsgemäß die beſtändigſte, die unſer Klima überhaupt kennt; oft hält ſie Wochen hindurch faſt unverändert an. 5 0 Fleiſchpreiserhöhung. Dem Beiſpiel der anderen Städte folgend, haben die hieſtgen Metzger den Preis des Rindfleiſches von 80 auf 86 Pfg. pro Pfund erhöht. Be⸗ gründet wird dieſe Preiserhöhung mit dem z. Zt. herrſchen⸗ 5 den Viehmangel. Die übrigen Fleiſchſorten ſind im Preiſe gleichgeblieben. 12 Kinemathographen⸗ Theater im„Schloß“. Morgen nachmittag 3 Uhr werden im„Schloß“ die Paſſionsſplele in derſelben naturgetreuen Wiedergabe vor⸗ geführt, wie ſolche z. Zt. in Oberammergau zu ſehen ſind. Der dieſer Zeitung beiliegende diesbezügliche Profpekt be⸗ ſagt alles Nähere. Der Eintrittspreis iſt ein ſo niedriger, daß es einem Jeden möglich iſt, dem Kinemathographen⸗ Theater morgen nachmittag einen Beſuch abzuſtatten. Erweiterung des Unterrichts an den ländlichen Fortbildungsſchulen. Die Landwirtſchaftskammer hat ſich übereinſtimmend mit der betreffenden Denkſchrift des Großh. Miniſteriums des Innern dahin erklärt, daß an den Fortbildungsſchulen kein eigentlicher landwirtſchaftlicher Fachunterricht gelehrt werden ſoll und daß auch die Volks⸗ ſchullehrer nicht geeignet erſcheinen, landwirtſchaftlichen Unterricht zu erteilen. Sie hält jedoch eine Erweiterung des Unterrichts an den Fortbildungsſchulen auf dem Lande dahin für erforderlich, daß an dieſen Schulen in weit⸗ gehenderem Maße naturwiſſenſchaftlicher Unterricht unter ſpezieller Anwendung desſelben auf die Bedürfniſſe des landwirtſchaftlichen Betriebes gelehrt werde. Aus Nah und Fern. (Schuttern, 29. Juni. Den in der Zigarrenfabrik Mayer hier beſchäftigten Arbeitern wurde die erfreuliche Nachricht zuteil, daß der kürzlich in Mannheim ver⸗ ſtorbene Fabrikant Mayer ſen. den in ſeinen Fabriken tätigen Arbeitern teſtamentariſch die Summe von 500 000 Mark vermacht hat, die an die Arbeiter der Beſchäftigung entſprechend verteilt werden wird. ( Konſtanz, 30. Duni. Die Strafkammer verur⸗ teilte den Rechner und Sparkaſſenverwalter Friedrich Hu⸗ bert wegen erſchwerter Urkundenfälſchung und Betrug zu 6 Monaten Gefängnis, wovon 1 Monat durch die Unter⸗ ſuchungshaft verbüßt iſt. (Freiburg, 30. Juni. Wie der„Freiburger Ztg.“ mitgeteilt wird, wird hier an der Konſtruktion eines neuen lenkbaren Luftſchiſſes fleißig gearbeitet; das Modell ſoll bereits in den nächſten Tagen ſeiner Vollendung ent⸗ gegengehen. ( Lobenfeld, 30. Juni. Am Montag nachmittag hatte der 27jährige Taglöhner Winterbauer ſeiner 15⸗ jährigen Verwandten Winterbauer einen Brief übergeben, mit der Weiſung, ſie ſolle für das Hofgut Langenzell Stecklinge aus Mückenloch holen. In dem Brief war das nötige Geld und, um die Sache wahrſcheinlich zu machen, gab er ihr eine Mark Trinkgeld. Er machte ſich um ½5 Uhr auf den Weg und trat ihr zwiſchen Mücken loch und Langenzell kurz nach ½6 Uhr entgegen, um ſie mit ſeinen Liebesanträgen zu beläſtigen. Als ſie von ihm nichts wiſſen wollte, tötete er ſie mit drei Schüſſen in den Kopf, worauf er ſich ſelbſt eine tödliche Wunde in die Schläfe beibrachte. Der Bezirksarzt und der Staatsanwalt von Heidelberg waren laut„Heidelberger Tagbl.“ an dem a Die Beſtattung der beiden Leichen fand heute att. n * Karlsruhe, 30. Juni. In dem Befinden des Finanzminiſters Dr. Honſell iſt in den letzten Tagen wieder eine erhebliche Verſchlimmerung eingetreten. Da die Nahrungsaufnahme ungenügend iſt, nimmt die Schwäche zu und das Bewußtſein iſt meiſtens verſchleiert. Man iſt in der Umgebung auf das Schlimmſte gefaßt. * Osnabrück, 30. Juni. Heute nachmittag erfolgte die Verladung des größten Teiles des geſtrandeten Luft⸗ ſchiffes„Deutſchland“ auf dem Bahnhof Wellendorf. Das Alluminiumgerippe wird zum Einſchmelzen in die Fabrik geſandt, die Motoren, Gondeln und die Kabinen kom⸗ men nach Friedrichshafen. N 3170 8 Neues aus aller Well. Ein mutiger Mann. Aus Osnabrück wird noch zur Kataſtrophe des„Deutſchland“ die Tat eines mul i en Mannes gemeldet: Der Monteur des Luftſchiffes, Hohen⸗ ſtein, wollte mit voller Ueberlegung ſein Leben opfern. Um die hintere Gondel zu erleichtern, ſprang er aus größerer Höhe aus ihr heraus und fiel in die Bäume, wobei er ein Bein brach. Er mußte nun ins Krankenhaus gebracht werden, da ſich auch innere Schmerzen einſtellten. Der Lokomotivführer Garbs, der das Eiſen⸗ bahnunglück bei Mülheim am Rhein verſchuldet haben ſoll, und der gegen eine vom Lokomotivführerverband geſtellte Kaution von 20 000 Mark auf freiem Fuß be⸗ laſſen worden war, iſt am Dienstag morgen, geſtorben. Der plötzliche Todesfall erregt das größte Mitleid in Hinſicht auf die Sorgen und Aengſte, die Garbs auszu⸗ ſtehen hatte und an denen er wahrſcheinlich zugrunde gegangen iſt. »Der 5. Weltkongreß für freies Chriſtentum und religiöſen Fortſchritt, der vom 5. bis 10. Auguſt in Berlin ſtaltfinden ſoll, verſpricht ſchon jetzt ein Welt kongreß im vollen Sinne des Wortes zu werden. Aus Nordamerika ſind bereits 192 Teilnehmer angemeldet, darunter 60 Geiſtliche und Profeſſoren aus 12 Kirchen⸗ gemeinſchaften; ſie haben ein ganzes Schiff gechartert. Ebenſo ſteht die Teilnahme von mehreren Indern feſt, die ſich zum Buddhismus bekennen, von Parſen, den Bekennern der uralten Lichtreligion, und von mehreren Japanern. Dazu kommt ein großer Anteil von Fran⸗ zoſen, Engländern, Skandinaviern, Dänen, Italienern und Niederländern, die in ihrer Heimat als hervorragende religiöse Perſönlichkeiten bekannt ſind. Auch die Schweiz und Oeſterreich⸗Ungarn, beſonders Siebenbürgen, werden iſtark vertreten ſein. 5 ( Sſterburken, 1. Juli. Am Mittwoch ereignete ſich in Möckmühl ein ſchweres Unglück. Der 66jährige Landwirt Gottlieb Ipſeitz war auf dem Felde mit Heu⸗ holen beſchäftigt, dabei ſtolperte das vom Wagen los⸗ geſpannte Pferd auf dem holperigen Weg über einen Stein und ſtürzte zu Boden. Ipſeitz bemühte ſich um das Pferd, als dasſelbe plötzlich aufſprang und mit erſterem, der ſich in das Leitſeil verwickelt hatte und gefallen war, durchging. Ipſeitz wurde dabei eine zirka 1 Kilometer lange Strecke geſchleift, ehe es gelang, das Pferd einzu⸗ halten. Der Bedauernswerte trug dabei ſo ſchwere Ver⸗ letzungen davon, daß ihm die Haut in Fetzen vom Leibe hing und er an den erhaltenen Wunden in der daruf⸗ folgenden Nacht geſtorben iſt. (Oppenau, 1. Juli. Aus bis jezt noch unbekannten Gründen hat ſich hier der 16jährige Sohn des Landwirts Roth aus Hierlach erſchoſſen. 1 i E 1 9 holungsfalle Rauſche der Leidenſchaft Eingeſandt. Für Artikel unter dieſer Rubrik trägt die Redaktion nur die preß⸗ geſetzliche Verantwortung In Nummer 72 des„Neckar⸗Boten“ gibt der Artikel⸗ ſchreiber von Nr. 67 ſeiner Freude Ausdruck, daß ſein Artikel über die Entwicklung der Umlage nach Lostrennungder Rheinau und weiterhin nach Uebergang der Tonröhrenfabrik zu Friedrichsfeld, manchen unſerer Mitbürger zum Nachdenken angeregt hat. Die nun von meiner Seite gegebene Ent⸗ gegnung glaubt derſelbe, wäre doch etwas flügellahm ausge⸗ fallen, mit dem Hinweis, daß man dabei die verloren⸗ gehende Steuerwerte nicht zu beſtreiten wagt. Wir müßten mit der Wahrheit auf geſpanntem Fuße leben, wenn wir dieſer Tatſache aus dem Wege gehen wollten. Kommt nun die Lostrennung der Rheinau nicht zuſtande, dann wird für die Zukunft von den Umlagen der Rheinau trotz ihres hohen Steuerkapitals für die Muttergemeinde kein Pfennig mehr übrig bleiben. Da iſt vor allem die Kanaliſation, der Schulhaus⸗, Rathaus⸗ und Spritzenhausneubau, welches die Rheinauer Umlage aufzehrt. Wenn nun dieſe ein wenig verdaut ſind, dann kommt die Speiſung armer Schulkinder, Badeanſtalt, Spital und noch anderes an die Reihe. Dieſe Tatſache und die Ueberzeugung, daß dei den herrſchenden Gegenſätzen zwiſchen hier und Rheinau nichts erſprießliches und ſegensreiches geleiſtet werden kann, das war der Anlaß, der wohl manchem unſerer Mitbuͤrger zum nachdenken veranlaßte. Ueber die Lostrennung der Ton⸗ röhrenfabrik will nun der Einſender im wohlverſtandenem Intereſſe Seckenheims nicht weiter eingehen. Jedenfalls ſſt derſelbe zur Ueberzeugung gelangt, daß wir noch nicht ſo weit fortgeſchritten ſind, daß man nach dem Grundſatz: „Ich behalte was mein iſt und nehme was dein iſt“, handeln darf. Wenn nun Einſender weiter fragt, wo mit dem Sparen angefangen werden ſoll, ſo kann ich die Ver⸗ ſicherung geben, daß keine Gemeindeanſtalt beſchnitten werden ſoll und doch können wir durch indirekte Umlagen, ähnlich wie in anderen Brudergemeinden etwas erkleckliches erzielen, ohne ſo weit wie die Großſtadt Mannheim zu gehen. Weiter glaubt der Einſender, daß der größte Teil der Bevölkerung um dieſen Preis für die Selbſtunter⸗ haltung danken würde, mindeſtens alle die keinen Sitz im Bürgerausſchuß und Gemeinderat zu verlieren haben. Der⸗ ſelbe vergißt dabei, daß keiner von den Herren ein Privi⸗ legium auf feinen Sitz hat und daß bei jeder Wahlperiode es den Wählern freiſteht, wen ſie wählen wollen. Ueber die Umlagen der Stadt Mannheim iſt der verehrte Herr die Antwort ſchuldig geblieben. Wahrſcheinlich will der⸗ ſelbe abwarten, bis das Zehnmillionenprojekt für das Zentralkrankenhaus ins Budget eingeſtellt iſt. Und wenn die Vorteile der Eingemeindung ſo glänzend ſind, warum ſendet man nicht ein paar Agitatoren von Feudenheim hierher, damit bieſe uns über ihre paradiſiſchen Zuſtände in ihrem Schlaraffenland Aufſchluß geben. Aber da heißt es:„Halt Bauer, das iſt etwas anders.“ Schon bei der erſten Bürgerausſchußſitzung nach der Einverleibung, zogen die Mannheimer Herren die Sammetpfoten, womit ſie ihre Feudenheimer Kollegen bei den Eingemeindungsverhand⸗ lungen ſo ſehr verhätſchelt hatten, zurück und zeigen den⸗ ſelben nun ihre Krallen. Zu ſpät ſahen nun die Herren von Feudenheim, daß man ihnen bei dem Verbrüderungsfeſt den Freudenbecher mit Wermut durchtränkt hatte und das alte Sprichwort:„Vorgetan und nachgedacht, hat ſchon manchem Leid gebracht“, hat ſich hier voll und ganz be⸗ wahrheitet. Das abſchreckende Beiſpiel von Bockenheim kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls lagen dort die Verhältniſſe anders als hier und gibt uns dieſer Hinweis einen Fingerzeig, aus weſſen Feder obige Nachricht herſtammt. Daß die Mehrheit der Eingemeindungsfreunde aus Egoiſten beſteht, das pfeifen hier die Spatzen von den Dächern. Bei unſeren alten eingefeſſenen Bürgern aber, ſowie bei dem weit größeren Teil unſerer übrigen loyalen Einwohnerſchaft dürfte unſer Eingemeindungsagitator mit der Laterne eines Diogenes herumpilgern um einige Dutzend Stimmen für die Eingemeindung zu gewinnen. Auch in dem„Mannheimer Volksblatt“ Nr. 162 bricht ein rettender Engel eine Lanze für die Eingemeindung. Derſelbe behauptet, daß ſchon vor zwei Jahren die Mehr⸗ heit der Einwohnerſchaft von der Notwendigkeit der Ein⸗ gemeindung überzeugt war. Der verehrte Herr überſieht dabei, daß damals nur die beklagenswerten Vorkommniſſe bei der Bürgermeiſterwahl die Veranlaſſung bildeten, die Frage der Eingemeindung anzuregen. Weiter wird nun geſagt, die Stimmung ſei wieder etwas abgeflaut; dies iſt nur zu begrüßen. Wenn Einſender behauptet, die alt⸗ eingeſeſſenen Bürger und Bauern hatten ſich ſchon mit der Vereinigung mit der Stadt Mannheim als eine unvermeid⸗ liche Tatſache abgefunden, dann irrt ſich derſelbe gewaltig. Wie rückſichtslos die Stadtgemeinde der Landwirtſchaft gegenüber handelt, das ſehen wir an der Geſtattung der Durchfuhr des Ausfüllungs materials durch die Gemarkung Neckarau zum Nachteil der Landwirte. Anſtatt einen not⸗ wendigen Feldbrunnen zu reparieren, wird derſelbe einfach zuge⸗ worfen. Ich könnte noch weiter gehen, doch obiges moͤge genügen. Ferner glaubt der Einſender: Wenn die Bewegung noch nicht in die Oeffentlichkeit getreten ſei, ſo hänge dies mit der Seckenheimer Eigenart zuſammen und er ſucht die Sache noch zu beſchönigen und kennzeichnet dieſelbe mit einem Volksausdruck. Es will niemand der Katze die Schelle anhängen. Nur dieſe Leute befinden ſich eben in einer Notlage. Hat ja doch der ſo ſehr gefeierte Anführer bei dem damaligen Ein⸗ gemeindungsrummel ſchon längſt den Seckenheimer Staub von den Füßen geſchüttelt, und wenn man nun ſolche Führer nicht mehr auf Lager hat, ſo iſt das ſchon zu beklagen. Allein ich hege die Befürchtung, daß im Wieder⸗ mancher von denen, welche damals im unter dieſer Korona marſchierten und denen man mitleidsvoll zurufen konnte: „Es tut mir in der Seele wehe, daß ich dich in der Ge⸗ ſellſchaft ſehe“, doch heute etwas beſchämt den Rückzug antreten würde. f Auch bei einer Abſtimmung unter den hieſigen Bürgern hätte der Einſender die Rechnung ohne den Wirt gemacht. . e Zum Schluſſe ſtellt derſelbe die naive Behauptung auf, daß ſowohl der Gemeinderat, als auch die Mitglieder des Bürgerausſchuſſes für die Eingemeindung ſind, aber ihre Meinung nicht offenbaren. Alſo, wir ſehen hier die unwider⸗ leglichſten Gegenſätze. Der Artikelſchreiber im Neckar⸗Bote“ behauptet, armſeliger Aemtlein halber würde ſich Gemeinde⸗ rat und Bürgerausſchuß gegen die Eingemeindung ſtemmen. Der Artikelſchrelber im Volksblatte dagegen weiß zu berich⸗ ten, daß ſowohl Gemeinderat wie Bürgerausſchuß dafür find. Da mochte man ſich doch an den Kopf greifen und fragen: Leben wir denn in einem Narrenhaus? Dieſe Leute handeln eben nach dem Grundſatz: Der Zweck heiligt das Mittel. Man ſucht durch dieſe Maulwurfsarbeit die Einwohner⸗ ſchaft zu verhetzen und irre zu führen, um dadurch die Situation zu verſchärfen. Daß die Anregung dazu außer⸗ halb dem Weichbild Seckenheims liegt, wird wohl jedem einſichtigen Leſer klar ſein. Einſender dieſes hat die Ueberzeugung, daß die Preß⸗ fehde nur die Situation verſchärfen und der Außenwelt zum Geſpötte dienen würde und erklärt hiermit, auf Weiteres nicht mehr zu erwidern.* Redaktion, Pruck und Verlag von Gg. Zimmermann in Seckenheim Bekanntmachung. Nach 8 12 und 34 des Tabakſteuergeſetzes vom 15. Juli 1909 muß jeder Tabakpflanzer, d. h. jeder Inhaber eines mit Tabak bepflanzten Grundſtückes die bepflanzten Grundſtücke einzeln nach ihrer Lage und Größe genau angeben. Dies iſt auch dann nötig, wenn er den Tabak gegen einen beſtimmten Anteil oder unter ſonſtigen Be⸗ dingungen durch einen anderen anpflanzen oder behandeln läßt. Die Anmeldung iſt bei der Steuerbehörde vor dem 16. Juli ſchriftlich und gegen Beſcheinigung einzureichen. Die Vordrucke zu den Anmeldungen können für alle auf badiſchem Gebiet gelegenen Grundſtücke bei der Steuer⸗ einnehmerei des Wohnortes des Pflanzers in Empfang genommen werden. i Die erſt nach dem 15. Juli bepflanzten Grundſtücke müſſen ſpäteſtens am 3. Tage nach dem Beginn der Be⸗ pflanzung angemeldet werden. Für jede Gemarkung, auf der ein Pflanzer die Grund⸗ ſtücke mit Tabak angebaut hat, iſt eine beſondere Anmel⸗ dung abzugeben. Die Anmeldungen, die bis zum 15. Juli erfolgen, können alle bei der Steuereinnehmerei des Wohnortes des Pflanzers abgegeben werden. Nach dieſem Zeitpunkte können bei diefer Steuereinnehmerei nur noch Grundſtücke der Gemarkung des Wohnortes des Pflanzers angemeldet werden, während die Anmeldungen über Grundſtücke mit Tabakpflanzungen auf benachbarten Gemarkungen bei der Steuereinnehmerei des Pflanzungsortes anzugeben ſind. Für die von badiſchen Pflanzern mit Tabak bepflanz⸗ ten Grundſtücke in einem anderen Bundesſtaate gelten die Anordnungen der dort zuſtändigen Behörden. Die Beſcheinigung, die der Tabakpflanzer über ſeine Anmeldung vom Steuererheber erhält, iſt ſorgfältig auf⸗ zubewahren. f f Die Bürgermeiſterämter werden erſucht, Vorſtehendes unverzüglich in ortsüblicher Weiſe in ihren Gemeinden bekannt zu geben. Mannheim, den 27. Juni 1910. 5 Groß. Hauptſteueramt: Mallebrein. geſchluß. Vorſtehende Bekanntmachung wird hiermit zur allge⸗ meinen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 2. Juli 1910. 2 gürgermeiſteramt: J. V.: Hoerner. Koch. Empfehlung. Empfehle mich im für ben u. reinigen von Damen- und Herrengarde- Toben, Vorhängen Teppiche u. Decken auer Art Lieferungszeit auf Wunsch in 24 Stunden. Lodokus Schäfer N Luisenstrasse 36. 3 Alle Vereins-Drucksachen als: Diplome, Einladungskarten, Mitglisdskarten, Plakate, Programme, uittungen, Statuten usw. usw. werden in sauberster Ausführung und zu billigsten Preisen hergestellt in der Druckerei des„Neckar- Boten“ 02 8 ieee eee Der heutigen Nummer liegt ein Proſpett betr. nuentur-Ausverkauf der Firma Gebr. Rotſchild i worauf wir unſere geſchätzten Leſer be⸗ ſonders aufmerkſam machen. üer Be Ratſf chreiber 2 ——