* Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. . bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Qnartal Mk. 1.50. Nr. 11. Letzte Nachrichten. * Karlsruhe, 20. Sept. Die Feſtli leiten am heu⸗ tigen Haupttag der ſilbernen Hochzeit des Großherzogs⸗ paares wurden zwar durch den Regen beeinträchtigt, ver⸗ liefen aber aufs ſchönſte. He le, 20. Sept. Der Abg. Wiemer erklärte in einer liberalen Verſammlung in Nordhauſen unter ſtürmiſchem Beifall, Dernburg habe ſich ihm gegenüber zur Uebernahme einer freiſinnigen Reichstagskandidatur bereit erklärt. * Rottenmann(Steiermark), 20. Sept. Heute früh ſtießen zwei Eilzüge hier zuſammen. Durch das Unglüd wurden 7 Perſonen getötet und 12 ſchwer verletzt. Nach anderen Berichten ſollen 10 Perſonen tot ſein. Auch der Materialſchaden iſt groß. Prag, 20. Sept. Heute begannen die von der Re⸗ gierung eingeleiteten Verſtändigungsverhandlungen. Man verſpricht ſich indeſſen nicht mehr viel von ihnen. * Liſſabon, 20. Sept. Aus Oporto wird die Ent⸗ gleiſung eines Eiſenbahnzuges gemeldet, wobei viele Per⸗ lonen Verletzungen erlitten hätten. 1 * Berlin, 21. Sept. Der Necchskanzler iſt auf einig Tage nach Görlsdorf in der Uckermark gereiſt. Karlsruhe, 21. Sept. Die Königin von Würt temberg iſt heute nachmittag 3 Uhr nach Stuttgart zu⸗ rückgekehrt. f Frankfurt a. Oper, 21. Sept. Die Konſer⸗ bativen haben beſchloſſen, in der Stichwahl am 26. Sep tember bedingungslos für den nationalliberalen Kandi⸗ daten Dr. Winter einzutreten. 5 * Frank“ a. Main, 21. Sept. Ebenſo wie dem „Berliner Tageblatt“ iſt auch der„Frankfurter Zeitung“ der Poſtdebit in Rußland entzogen worden. * Augsburg, 21. Sept. Die große Konzerthalle in ſtädt. Garten wurde durch Feuer zerſtört. oien, 21. Sept. Der deutſche Kaiſer beſuchte heute das Rathaus, wo ihn Bürgermeiſter Dr. Neumayer mit einer Anſprache begrüßte. In ſeiner Erwiderung dankte der Kaiſer u. a. für den großartigen Empfang und beſon⸗ ders dafür, daß die Stadtvertretung beſchloſſen habe, einen Teil des Rings nach ihm, dem Kaiſer zu benennen. Leb⸗ hafter Beifall, minutenlang andauernde Hochrufe folg⸗ ten den Worten des Kaiſers, der dem Bürgermeiſter die Hand reichte und jeden Einzelnen, der ihm vorgeſtellt wurde, ins Geſpräch zog. * Petersburg, 21. Sept. An der Cholera ſind zurzeit rund 1300 Menſchen erkrankt. Neuyork, 21. Sept! Im Staate Florida wurden zwei angeſehene Italiener von einem wülenden Volks⸗ haufen gelyncht. — —— — 8 die Türken vor Wien, 1683. Geschichtliche Erzählung von Otfrid Mylius. 88(Fortſetzung.) Der Biſchof nickte mit ſtummer Zuſtimmung und Fridolin fuhr fort, zu ſchildern, wie unglücklich und verloren er ſich anfangs in der Kloſterſchule der Bene⸗ diktiner gefühlt, bis ſich endlich einer der Patres, ein ſanfter, liebevoller Mann, ihm genähert und durch freundlichen Zuſpruch, der von der anderen Lehrer fin⸗ ſterer Strenge ſeltſam abſtach, ſein Vertrauen gewon⸗ nen und das gedrückte junge Gemüt erſchloſſen; wie die⸗ ſer Pater Cajetan ſodann ihn mit ſeinem Geſchick aus⸗ zuſöhnen und ſeine Fähigkeiten auf die rechte Bahn zu e ſeinen Ehrgeiz anzuſpornen gewußt und ihm ſtelt günſtigere Löſung ſeines Geſchicks in Ausſicht ge⸗ 5 abe, indem er ihm gezeigt, daß ihm ſpäter die 25 Studt offen ſtehe, wenn er nach Vollendung ſei⸗ 3 i im Stifte zu Weingarten ſich darum be⸗ ſellſchaft das große Kollegium der Väter von der Ge⸗ ſellſchaft Jeſu zur Verbreitung des Glaubens zu Rom e zu werden, um ſich daſelbſt zu einem Sendboten Heiden lichen Lehre und der heiligen Kirche unter den H 05 1 das subilden. Wie Fridolin alsdann, wann er dort in der Propaganda ſeine Studien voll⸗ endet, der herrliche Beruf winke, als Sendbote des Glaubens ein Streiter Gottes zu werden und in das ferne Indien oder nach Südamerika geſchickt zu wer⸗ den, oder ins Morgenland unter die Türken und Mos⸗ lemim, dem Kreuze Bekenner zu werben unter dem Banner des Halbmonds. Wie dieſer Beruf ihm dann allmählich lieb geworden und er ſich mit demſelben ver⸗ ſöhnt, wie emſig er ſeinen Studien obgelegen und die Logik abſolviert und dann die Erlaubnis ſeiner Eltern Jusehol! habe, ſich zum Miſſionar unter der Geſellſchaft 577 heranzubilden. Wie ſein Vater nur mit Wider⸗ illen ſeine Einwilligung hiezu gegeben und wie er Daun nach Freiburg im Breisgau geſchrieben und um Hmtsblaff der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ivesheim, Heckarhausen und Edingen. N Karlsruhe, 19. Sept. Zu einer glanzvollen Feier geſtaltete ſich der Huldi⸗ gungsakt im großen Saale der Feſthalle, den die Stadt⸗ gemeinde Karlsruhe aus Anlaß der ſilbernen Hochzeit des Großherzogpaares veranſtaltete. Ein auserleſenes Publikum füllte lange vor Beginn der Feier den großen Saal der Halle bis auf den letzten Platz. Es waren an⸗ weſend ſämtliche Miniſter, zahlreiche hohe Staatsbeamte aller Zweige der Staatsverwaltung, die Bürgermeiſter unſerer Stadt, die geſamte Generalität und zahlreiche Ehrengäſte. Um 11 Uhr trafen das Großherzogspaar unter dem Geleite einer Eskadron des Leibdragoner⸗ regiments in feſtlicher Auffahrt vor der Feſthalle ein, wo eine Ehrenwache des Leibgrenadierregiments Auf⸗ ſtellung genommen hatte. Gleichzeitig mit dem Groß⸗ herzogspͤare langten an der Feſthalle an Prinz und Prinzeſſin Max, Prinz und Prinzeſſin Wilhelm von Schweden, die Königin von Schweden und die Prinzeſſin⸗ nen von Luxemburg. Die Fürſtlichkeiten wurden am Hauptportal der Halle von einer Vertretung der Stadt⸗ gemeinde, an deren Spitze Oberbürgermeiſter Siegriſt, empfangen und in die Halle geleitet. Unter den Klängen eines von Muſikdirektor Munz komponierten Feſtmerſches den unter Leitung des Komponiſten der Inſtrumental⸗ verein in wirkungsvoller Weiſe zum Vortrag brachte, betrat das Großherzogspaar mit ſeinem Gefolge den großen Feſthalleſaal. Mädchen und Knaben in antiken Gewändern bildeten Spalier und beſtreuten den Weg zum Ehrenſitze des Jubelpaares mit Blumen. Nachdem der Großherzog und die Großherzogin die für ſie be⸗ reiteten, ſilbergeſchmückten Seſſel eingenommen hatten, ſchwieg die Muſik. Es begrüßte hierauf Oberbürger⸗ meiſter Sieg riſt das Fürſtenpaar mit einer Anſprache, die in einem Hoch auf das Großherzogspaar ausklang. Die Verſammlung ſtimmte begeiſtert in dieſes Hoch ein. Hierauf erwiderte der Großherzog folgendes: Nehmen Sie der Großherzogin und meinen herz⸗ lichen und reichen Dank für die treuen Glück⸗ und Se⸗ enswünſche, die Sie namens der Haupt⸗ und Reſidenz⸗ ſtadt eben in ſo warmen Worten an uns gerichtet haben, entgegen, an dem Vortage eines Erinnerungstages, der für unſere beiden Herzen die glückliche Rückſchau ermög⸗ licht. In dieſen Räumen, in denen wir, wie Sie ſchon erwähnten, ſo manche frohe und ernſte Feier erleben durften, an der Seite meiner teueren Eltern, entbieten Sie uns nun heute wieder eine ſo herzliche Begrüßungs⸗ eier, daß wir nicht dankbar genug dafür ſein können. Sie haben in beredten Worten der Teilnahme der ganzen Bevölkerung an unſerem Feſte gedacht, und es liegt mir im Herzen es auszusprechen. welchen dankbaren und freu⸗ Aufnahme als Zögling im dortigen Jeſuitenkollegium nachgeſucht und auf Grund ſeiner Zeugniſſe und in Abſicht auf ſeine weiteren Pläne ſolche erhalten habe; wie er ſodann gen Freiburg im Breisgau gewandert und zwei Jahre daſelbſt geblieben, bis ſeine Aufnahme in die Propaganda zu Rom entſchieden geweſen; wie er dann mit ſechs anderen Zeglingen deutſcher Zunge unter der Aufſicht zweier Väter nach Wälſchland ge⸗ reiſt und in Rom angekommen und aufgenommen wor⸗ den ſei; wie er daſelbſt den höchſten Fleiß aufgeboten, die griechiſche, türkiſche und arabiſche Sprache zu er⸗ lernen, damit er bald nach den Städten der Levante geſchickt werden könne, und wie er, nicht ohne wider⸗ kehrende Reue und innere Kämpfe mit jener ungeſtümen Tatkraft, die ihn ſchon als Knabe zum Soldatenſtande hingezogen, in dem Kollegium in Rom geblieben ſei, bis ſich die Sehnſucht nach der Heimat und nach der Welt ſeiner ſo gewaltig bemächtigt habe, daß er vor zwei Jahren auf liſtige Weiſe dem Kollegium entſprun⸗ gen, bevor er noch Profeß getan, und unter Abenteuern und Fährlichkeiten aller Art bald als Viehtreiber, bald als Bettler oder als Genoſſe eines Gauklers ſich un⸗ erkannt durchgeſchlagen habe bis nach Trieſt; wie er von da unter allerlei Widrigkeiten mit jenem Gaukler durch die flaviſchen Länder, die unter dem Türkenjoche lagen, umhergezogen ſei, bis die Kunde von dem be⸗ rorſtehenden neuen Kriegszuge der Türken ihn bewogen, ſich von ſeinem wälſchen Gefährten zu trennen und nach Deutſchland durchzuſchlagen, bis er gen Marburg in Steiermark gekommen und dort Handgeld unter den kaiſerlichen Büchſenſchützen genommen habe, da er von allem entblößt geweſen. 1557 „Und ſo bin ich nun hier, hochwürdigſter Herr, und lege mein Schickſal demütig in Ihre Hände!“ ſchloß Fridolin,„ich habe ſo gehandelt, weil ich nicht anders gekonnt, und ſelbſt in den jüngſtvergangenen Tagen, wo Fährlichkeiten und Demütigungen aller Art ſo ge⸗ waltig auf mich einſtürmten, hab' ich nicht zu bereuen vermocht, was ich getan, denn im Grunde meiner Seele Infertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 910 10. Jahrgang. digen Widerhall dieſe Worte bei uns gefunden haber Der morgige Tag iſt ja zwar nicht ungetrübt, da unſer Haus richt mehr vollzählig iſt, aber doch hat er eine Fülle der teuerſten Erinnerungen an eine große Vergangenheit, die wir alle miterleben durften. Wenn uns auch mein Beruf längere Jahre von meiner teueren Vaterſtadt fern⸗ zehalten hat, ſo wiſſen Sie doch, daß ich, und daß wir deide uns ſtets und immer wieder aufs neue verbunden zefühlt haben mit Karlsruhes treuen Bürgern! Und ich möchte es hier noch beſonders ausſprechen, wie es ge⸗ veſen iſt und wie es auch für die Zukunft bei uns ſein und Aeiben ſoll: daß unſere Herzen und Kräfte dem Wohls des geliebten teueren Vaterlandes ausſchließlich ge⸗ vidmet ſein ſollen und daß wir die treuen Empfindungen, die Sie uns entgegenbringen, mit der gleichen Treue er⸗ vidern und mit dem Wunſche eines ſteten Wohlergehens und einer ferneren glücklichen Entwickelung unſerer lieben Stadt Karlsruhe. Mit nochmaligem Danke verbinden vir den Wunſch: Gott ſchütze unſere Stadt Kerlsruhe, Bott ſchütze unſere teuere badiſche Heimat! Ihnen beiden zilt mein Hoch! 5 7 Brauſend klang das Hoch durch den großen Saal. Nunmehr nahm das Huldigungsfeſtſpiel ſeinen Anfang. Alle Mitwirkenden, beſonders der freiwillige Tamenchor, owie die Sänger der„Liederhalle“ und des„Liederkran⸗ zes“ wetteiferten in einem erfolgreichen Beſtreben, etwas Broßes und Schönes zu ſchaffen. In ſeinen Schluß⸗ vorten brachte der Sprecher des Landes Huldigung zu eſtlich frohem Ausdruck, worauf die Feier mit einem Fürſtenhymnus in feierlicher Weiſe ihren Abſchluß fand. Karlsruhe, 21. Sept. Ter Großherzog und die Großherzogin haben dem Ludwig⸗Wilhelm⸗Krankenheim 5000 Mk. geſtiftet und den gleichen Betrag dem Ober⸗ bürgermeiſter zur alsbaldigen Verteilung an Bedrüftige hieſiger Stadt zugehen laſſen.— Die Lanowirtſchafts⸗ kammer hat beſchloſſen, zur dauernden Erinnerung an die Feier des 25jährigen Ehejubiläums des Großherzogs und der Großherzogin alljährlich einen Betrag von 500 Mk. auszuſetzen, der dazu dienen ſoll, geeignete Perſonen mit dem Studium maſtergiltiger Einrichtungen und wichtiger Neuerungen auf dem Geſamtgebiete der Land- und Forſt⸗ wirtſchaft, ſowie mit der Prüfung ihrer Nutzanwendung für unſere heimiſchen Verhältniſſe zu beauftragen. Eine Abordnung der Landwirtſchaftskammer, beſtehend aus dem Vorſitzenden, Alfred Prinz zu Löwenſtein⸗Schloß Langenzell, dem ſtellvertretenden Vorſitzenden, Landtags⸗ abgeordneten Bürgermeiſter Sänger(Diers heim) und dem Vorſtandsmitgliede, Reichs⸗ und Landtagsabgeordneten Schüler(Ebringen), wird dieſen Beſchluß zugleich mit den Glückwünſchen der Landwirtſchaftskammer im Na⸗ men der geſamten land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Be⸗ völkerung in einer Adreſſe überbringen.— Der Groß⸗ iſt nichts, was mir die innere Gewähr gäbe, daß ich jemals mit vollem Herzen dem Wohle der Kirche und den Gelübden ihres Dienſtes mich widmen könnte.“ Herr v. Kollonitſch ſaß gedankenvoll da, als Fri⸗ dolin geendet hatte; die Teilnahme für den Kranken und ſeinen weltlich kriegeriſchen Tatendrang kämpfte in ihm mi' der Mißbilligung, die er als geweihter Diener der Kirche und deren eifrigſter gehorſamer Sohn gegen das Treiben des ungehorſamen Flüchtlings hegte. Pater Sulpiz betrachtete abwechſelnd den Biſchof und den Kranken, deſſen Blicke ebenfalls ſcheu an den Augen des Biſchofs hingen. 0 f „Verblendeter Jüngling,“ hab Herr v. Kollonitſch endlich an,„dein Geſchick mutet mich zwar menſchlich an, dünkt mich aber doch ein verfehltes! Haſt du be⸗ dacht, welchen Zorn Gottes du auf dich ladeſt, indem du das Gelübde deiner Mutter verletzteſt und zunichte machteſt.“ „O nicht alſo, hochwürdigſter Herr Biſchofl“ fiel ihm der arme Kapuziner ſanft in die Rede und erhob die Hände bittend zu ihm.„Was hälke unſerer heili⸗ gen Kirche ein Diener gefrommt, der ihr nicht mit gan⸗ zer voller Seele ergeben geweſen wäre? Was ſoll in Gottes Dienſte ein jugendlich ungeſtümer hochfahrender Sinn, der dem erſten Gebot der Kirche, dem blinden Gehorſam, nicht nachzuleben weiß? Was kann der Sache des heiligen Glaubens ein Menſch frommen, dem das innere Licht und Feuer begeiſterten Eifers fehlt? Stel⸗ len wir es dem barmherzigen Himmel anheim, wie er den Zwieſpalt zwiſchen jenem Gelübde und Fridolins innerſtem Weſen löſe, und glauben wir, daß der Lenker der Herzen Mittel und Wege finden wird, auch des Widerſpenſtigen Willen und Kräfte in ſeinem Dienſte zu verwenden!“ N „Du haſt nicht unrecht, Mönch,“ verſetzte der Biſchof mild.„Wir ſind ſeine Richter nicht“ d (Fortſetzung folgt.) 2 EP 3 8 8 3 88 8 r 2 2 2 8 JJ dd ĩ³ↄͤ ͤ)).... ù ̃ ⁰ e 2 2 5 2 We 5 3 e ebe ce e 000 2 8 2 1 FFC— 2 — F 2 3 2 8 2 —.— — 2 55 erer r FFF 55 77CCCͥãõãĩ³ↄ dſ(ͤã² . reicher Zuſchauer das erſte Verbandswettſpiel zw herzog hät ferner aus Anlaß des ſilbernen Ehefübiläums nach Anhörung des Juſtizminiſteriums 36 gerichtlich— zum Teil wegen ſchwerer Verbrechen— zu Freiheitsſtrafen verurteilten Perſonen teils durch völligen oder teilweiſen Nachlaß, teils durch die Anordnung der vorzeitigen vor⸗ läufigen Entlaſſung oder der vorzeitigen Beurlaubung auf Wohlverhalten nach Verbüßung eines Teils ihrer Strafen Gnade erwieſen. Außerdem hat das Juſtizmini⸗ ſterium auf Grund der ihm übertragenen Begnadigungs⸗ zuſtändigkeit aus dem gleichen Anlaß in 57 Fällen Gna⸗ denakte verfüat.. 9 Politiſche Nundſchau. Deutſches Reich. * Reichstagskandidaturen. Der ſortſchrittliche Reichstagsabgeordnete Dr. Leonhart in Kiel(Wahl⸗ kreis Tondern⸗Huſum ſeit 1903) will wegen angegriffener Geſundheit nicht mehr kandidieren. Als ſein Nachfolger kommt ein Juriſt in Frage, der ſich ſeit 6 Jahren par⸗ lamentariſch bewährt hat.— Für Dernburg iſt der zweite Berliner Reichstagswahlkreis auserſehen.— Pro⸗ feſſor Quidde hat die ihm von den vereinigten 2 dei des) Wahlkreiſes Ansbach⸗Schwabach angebotene Rei tagskandidatur angenommen. * Der Reichsſchatzſekretär in Nöten. Die Ba⸗ lancierung des neuen Reichsetats macht, wie wir hören, dem Reichsſchatzamte diesmal erhebliche Schwierigkeiten. Obgleich die Reſſortſorderungen ſchon auf ein Mindeſt⸗ maß beſchränkt waren, ſind doch noch ſo große Strei⸗ chungen vorgenommen worden, daß in den Reſſorts recht gemiſchte Gefühle vorherrſchen. Die Einnahmen des Rei⸗ ches ſind gegenüber den Voranſchlägen vielfach erheblich zurückgeblieben, ſo daß man die Einnahmen für 1911 noch vorſichtiger veranſchlagen muß. Es iſt fraglich, ob ohne neue Deckungsmittel auf die Dauer ausgekommen werden kann. Vorläufig, d. h. vor den Neuwahlen, ſoll verſucht werden, auf jeden Fall durch äußerſte Beſchränkung mit den alten Mitteln eine Balancierung zu bewerkſtel⸗ ligen. In dieſen Tagen finden Konferenzen zwiſchen dem Reichskanzler, dem Reichsſchatzamt und den Reſſorts ſtatt, um eine geeignete Baſis für die Balancierung des neuen Etats zu finden und eine Einigung über die Wünſche des Reſſorts und den ſtarken Willen des Reichsſchatz⸗ ſekretärs herbeizuführen. Sehr hoffnungsfreudig ſind die Ausſichten für die nächſte Zeit nicht und die Regierung befindet ſich in keiner beneidenswerten Stellung. Neue Steuern würden die bereits herrſchende Volksſtimmung nur noch regierungsfeindlicher machen. Spanien. Der Miniſterrat beſchloß, die Wiedereröffnung des Parlamentes auf den 6. Oktober feſtzuſetzen. Der Finanzminiſter erklärte, daß eine Anleihe von anderthalb Milliarden erforderlich ſein werde, von denen 100 Millionen auf die Marine, 180 Mil⸗ lionen auf öffentliche Arbeiten, 750 Millionen auf das Heer, 340 Millionen auf das Innere und 22 Millionen auf Juſtiz und Unterricht entfallen würden. 8 Frankreich. Die Oſtbahnbedienſteten hielten in Epinal eine Verſammlung ab, in welcher ſie beſchloſſen, eine Abordnung zu dem Miniſter der öffentlichen Arbeiten und der Oſtbahndirektion zu entſenden, die denſelben die allgemeinen Forderungen der Eiſenbahnbedienſteten ſo⸗ wie ihre beſonderen Forderungen vorzutragen habe. Falls die erſteren nicht erfüllt werden ſollten, würden ſie ſich einem Ausſtand der Bedienſteten der übrigen Bahn⸗ linien anſchließen. N F 385 Deſterreich. Die Stockungen im Güterverkehr auf der Südbahn wegen der paſſiven Reſiſtenz dauern an. Geſtern war eine kleine Beſſerung zu bemerken„weil nichts aufge⸗ geben wurde. Heute müſſen die Güterzüge auf kleinen Bahnhöfen ſtehen bleiben, weil in den großen kein Platz mehr iſt. Der Perſonenverkehr wird durchgeführt. Die eee 0 7 weil die Poſtämter Tele⸗ gramme, wels ie Reſi betreffen ſannehrnen, aber ä tenz f 5 5 2 5 o Am Montag vormittag wurde in Anweſenheit des Königs Albert im Feſtſaal der Ausſtellung die neue eng⸗ liſche Sektion feierlich eröffnet. Der engliſche Geſandte Hardinge betonte in ſeiner Eröffnungsrede, wie ſehr Eng⸗ land ſich bereit fühle durch die Bereitwilligkeit des Königs, dieſem Feſt zu präſidieren. Sowohl England wie Bel⸗ gien hätten bewieſen, daß ſie durch das Schickſal geſchlagen, aber nicht beſiegt werden können. Der König erwiderte, er erblicke in Englands Anſtrengung zum Neuaufbau der zerſtörten Sektion einen Akt der Sympathie für das bel⸗ giſche Volk, für den er danke; er habe am Unglück großen Anteil genommen und freue ſich deshalb um ſo mehr, daß Energie und Beharrlichkeit es ermöglicht habe, raſch Erſatz zu ſchaffen. o¶*'Uſ g b Die finanziellen Verhandlungen mit Frankreich ſtehen vor einem ernſten Wendepunkt; ſie ſind abgebrochen wor⸗ den, und die Abreiſe des Großweſirs Hakki Paſcha aus Paris ſteht unmittelbar bevor. Zu den Bedingungen, welche Frankreich als unerläßlich für die Kotierung der neuen Anleihe ſtellt, zählt ein geſicherter Treſordienſt, 3 995 der 9 in 5 Punkt 5 bin⸗ ende Zuſagen geben, noch ſolche in genügend ſichere Se een f 5 genügend ſiche Lokales. Seckenheim, 22. September. Die kleine goldene Verdienſtmedaille wurde aus Anlaß der ſilbernen Hochzeit des Großherzogspaares Herrn Steuereinnehmer Hatzler verliehen. J Sportklub. Begünſtigt vom herrlichſten Herbſt⸗ wetter fand am letzten Sonntag bei Anweſenheit zahl⸗ iſchen dem kath. f ſigen Sportklub und der Sportabteilung des 3 Jünglingsvereins Rheinau ſtatt. Beide Mannſchaften traten zur feſtgeſetzten Zeit unter der Leitung des Schieds⸗ richters, Herrn Berrent, an. Der Verlauf des Spieles war folgender: Mit dem Anſtoß der Rheinauer beginnt ein abwechſelungsvolles Spiel, da bald die eine, bald die andere Partei im Vorteil iſt. Infolge beiderſeitiger Auf⸗ regungen werden ſchöne Chancen verpaßt. Erſt nach Verlauf von einigen Minuten finden ſich die Einheimiſchen beſſer zuſammen und können bis zur Halbzeit zwei Tore erringen. Nach Wechſel haben die Schwarz⸗Grünen wieder die Führung. Rheinau wehrt ſich meiſterhaft und will erfolgreich werden, aber ſämtliche Angriffe ſcheitern an der guten Technik des Spiels der Hintermannſchaft. Bis zum Schlußpfiff konnte der Sportklub noch weitere ſechs Tore buchen. Bahnprojekt Mannheim Schriesheim. Ein zur Wahrung der Intereſſen der geſamten Bevölkerung der drei Gemeinden Ladenburg, Schriesheim und Ilvesheim in der Bahnfrage Mannheim— Schriesheim gewähltes Komitee hatte auf Sonntag nachmittag 3 Uhr in das Bahnhofshotel zu Ladenburg eine öffentliche Volks verſammlung einberufen, die von etwa 400 Perſonen aus den drei Ge⸗ meinden beſucht war. Nach Begrüßung durch den Vor⸗ ſitzenden ergriff Herr Profeſſor Konrad zu einem Vortrag das Wort, indem er die Zuhörer in die Geſchichte dieſes Bahnprojekts einweihte, das 1886 zum erſten Mal anfge⸗ taucht iſt. 1898 wollte dann die Oberrheiniſche Bank ohne eine Unterſtützung der Gemeinden eine elektriſche Bahn bauen, erhielt aber nicht die Genehmigung. 1901 kaufte Mannheim die Dampfſtraßenbahn Mannheim⸗ Feudenheim und 1907 erhielt ſte die Konzeſſion zur Weiter⸗ kührung bis nach Schriesheim mit der Berechtigung, von den Gemeinden die unentgeltliche Abtretung des erforder⸗ lichen Geländes zu verlangen und Bau, Betrieb und Unterhaltung der Bahn der Süddeutſchen Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft zu übertragen. Redner ſchilderte dann die Verhand⸗ lungen zwiſchen Mannheim und Ladenburg, die bis jetzt noch zu keiner Einigung gefuhrt hätten. Aus den in neueſter Zeit vorgenommenen Vermeſſungsarbeiten erſehe man, daß die Linie um die Orte herum, ſtatt durch dieſelben führe und die Bahnhofanlage eine viertel Stunde von den Orten zu liegen komme. Da der Ladenburger Gemeinderat nicht energiſch genug die Sache verfolge, ſo habe der Bürgerverein gemeinſam mit den politiſchen Vereinen ſich der Bahnangelegenheit ange⸗ nommen. Redner fordert den elektriſchen Betrieb, verwirft den von der Eiſenbahngemeinſchaft geplanten Dampfbetrieb und hofft, daß bis nächſtes Jahr eine elektriſche Bahn die Orte durchläuft. Worte ſeien genug gewechſelt, jetzt müſſe man Taten ſehen. Die Vertreter von Schriesheim und Ilvesheim forderten gemiſchten Verkehr, um auch ihre Agrarprodukte nach Mannheim befördern zu können. Die übrigen Diskuſſionsredner aus Ladenburg ſprechen ſich für elektriſchen Betrieb aus. In den ſchließlich angenommenen Reſolutionen wird elektriſcher Betrieb ſtatt einer Dampf⸗ ſtraßenbahn gefordert und weiter verlangt, daß die Bürger⸗ ausſchüſſe alsbald eine Ausſprache über die Frage veran⸗ ſtalten. a Aus Nah und Fern. () Baden⸗Baden, 20. Sept. Vorgeſtern abend brach in dem bei Kartung gelegenen Buchdunger Hof Feuer aus. In kurzer Zeit ſtand das ganze, ziemlich ausgedehnte Gebäude in Flammen. Sämtliche Frucht⸗ und Heu⸗ und ſonſtigen Futtervorräte, ſowie das ganze Mobiliar des Eigentümers verbrannten. Das Vieh und Geflügel konnte gerettet werden. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt unbekannt.„ () Weiſenbach, 20. Sept. Dieſer Tage ereignete ſich in der Fabrik Wolfſeck ein ſchwerer Unfall. Der Fabrikarbeiter Adolf Wunſch von Forbach ſtürzte aus dem im Rangieren befindlichen Zug in dem Augenblick, als der Eiſenbahnwagen gerade an einem proviſoriſchen Kranengerüſt vorbeifuhr. Durch den Anprall erlitt W. eine ſo erhebliche Verletzung am Kopf, daß der Tod ſofort eintrat. ö () Weinheim, 20. Sept. Der ſeit einiger Zeit vermißte Wirt Ruf aus Feudenheim und deſſen 18. jähriges Dienſtmädchen wurden im Wald bei Heilig⸗ kreuz als Leichen aufgefunden. Es liegt Selbſtmord vor. g() Karlsruhe, 21. Sept. Trotz der vor wenigen Tagen veröffentlichten amtlichen Mitteilung, durch welche die Nachricht verſchiedener Blätter von dem Austritt des früheren Mannheimer Polizeidirektors und Mini⸗ ſterialrats Schäfer als unzutreffend bezeichnet wurde, bleibt die„Volksſt.“ mit aller Beſtimmtheit bei der Be⸗ hauptung, daß Herr Schäfer nicht mehr auf ſeinen Poſten zurückkehren und auch keine andere Stellung im Reſſor! der Staatspolizei mehr übernehmen werde. Nach dem genannten Blatte wird Herr Schäfer, wenn überhaupt wieder in einer Staatsſtellung, ſpäter irgend einen Poſten der ſtaatlichen Arbeiterverſicherung erhalten. Karlsruhe, 21. Sept. Der evangeliſche Ober⸗ kirchenrat weiſt in einer Bekanntmachung nochmals darauf hin, daß nach 8 1 der inzwiſchen erſchienenen Verordnung des Miniſteriums der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts, den Vollzug des Schulgeſetzes betr., Mädchen, die unter der Herrſchaft des Geſetzes über den Elementarunterricht vom Jahre 1892 in die Volksſchule eingetreten ſind, auf Antrag ihrer Eltern auf Oſtern des Jahres, in dem ſie das 14. Lebensjahr vollenden, entlaſſen werden können, wenn ſie bis dahin die Schule 8 Jahre beſucht haben. Karlsruhe, 21. Sept. Wie der evang. Ober kirchenrat bekannt gibt, ſind die Beſtimmungen des ſtaat⸗ lichen Geſetzes vom 4. Juli ds. Is., die Einwirkung von Armenunterſtützungen auf öffentliche Rechte betr., auch bei Prüfung der kirchlichen Stimmberechtigung zu berück⸗ ſichtigen. ö (0 Karlsruhe, 21. Sept. Der Badiſchen Landwirt⸗ ſchaftskammer wurde für ihre Kollektivausſtellung bad. Weine auf der Weltausſtellung in Brüſſel ein Grand⸗ Prix zuerkannt. Die Lieferanten der hierdurch ausge⸗ Bühlertal). 2. L. Baſtian(Endingen). 3. Xr. Blanken⸗ 333 1 3 85. 63 . 1 zeichneten Weine ſind: 1. Affentaler Winzervereinigung born(Schliengen), 4. Hermann Blankenhorn(Müllheim), 5. Geppert u. Co.(Bühl), 6. Adolf Huber(Achern), 7. Ge⸗ brüder Krafft(Augern), 8. Vermögensverwaltung des Prinzen Max von Baden(Karlsruhe). Mannheim, 21. Sept. Ein ſchwerer Unglücks⸗ fall hat ſich Montag nachmittag in der Offizin der „N. B. Landesztg.“ ereignet. Beim Druck der Abend⸗ ausgabe geriet der Maſchinenmeiſter Deobald mit dem linken Arm in eine Rotationsmaſchine. Der Verunglückte wurde ſofort ins Allgemeine Krankenhaus verbracht, wo noch in der Nacht der Arm amputiert werden mußte.— Bei dem Abbruche des Zirkus Charles während der ver⸗ floſſenen Nacht ereignete ſich auf dem Meßplatz ein töd⸗ licher Unglücksfall. Ein älterer Fuhrmann, deſſen Per⸗ ſonalien noch nicht genau feſtgeſtellt ſind, geriet beim Abfahren ſeines Wagens unter ſein eigenes Fuhrwerk. Die Räder gingen dem bedauernswerten Manne über den Kopf, der völlig zuſammengedrückt wurde. Der Mann war ſofort eine Leiche. Heidelberg, 21. Sept. Die Witwe des im vorigen Jahre verſtorbenen Theologie⸗Profeſſſors Merx hat der philoſophiſch⸗hiſtoriſchen Klaſſe der Heidelberger Akademie der Wiſſenſchaften ein Kapital von 50 000 Mk. zur Begründung einer Merx⸗Curtiusſtiftung zur Ver⸗ fügung geſtellt. Aus den Zinſen ſollen durch Stipendien junge, unverheiratete evangeliſche Theologen oder Orien⸗ taliſten, deren Studien ſich auf dem Gebiete der alt⸗ teſtamentlichen Theologie und Kulturgeſchichte Weſtaſiens erſtrecken, unterſtützt werden.— Am 8. Oktober findet hier die 5. ordentliche Hauptverſammlung des Badiſchen Landesverbands zur Hebung des Fremdenverkehrs ſtatt. (9) Pforzheim, 21. Sept. Montag nachmittag ¼14 Uhr iſt auf dem Speicher des Hauſes von Metzgermeiſter Traus, Iſpringerſtraße 2, hier, auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe Feuer ausgebrochen. Der Dachſtuhl des Hauſes wurde vollſtändig vernichtet. Es iſt ein Schaden von einigen 1000 Mark erwachſen. Neues aus aller Welt. Der Zuſammenbruch der niederdeutſchen Bank. Die gerichtliche Unterſuchung in Sachen der Nie⸗ derdeutſchen Bank hat ergeben, daß auch andere Ange⸗ ſtellte der Bank von den gegen Treu und Glauben ver⸗ ſtoßenden Machenſchaften des Direktors Ohm Kenntnis hatten und dabei mitgewirkt haben ſollen. Die Staats⸗ 9 5 85 0 hat daher gegen ſie ein Strafverfahren einge⸗ eitet. „ Ehrlich⸗Hata 606. Geheimrat Neißer⸗Breslau hielt auf dem zurzeit in Königsberg tagenden Natur⸗ forſcher⸗ und Aerztetag einen Vortrag über die Syphilis⸗ therapie und behandelte kritiſch die früheren und jetzigen Erfolge in Diagnoſe und Therapie. Beſonders eingehend zehandelte er die Erfolge und Ausſichten des Präparates Ehrlich⸗Hata 606 und ſkizzierte die Wege, auf denen veitere kliniſche Erfahrungen geſammelt werden müßten. Im Anſchluß an dieſen Vortrag brachte die Verſammkung Seheimrat Ehrlich ſpontane, laute Ovationen dar, ſo daß Ehrlich von der Bühne des Feſtſaales aus danken mußte. Er tat dies in bewegten Worten, indem er beſcheiden eine Verdienſte auf die Vorarbeiten und Mitarbeiten inderer Forſcher zurückführte. 0 * Hofrichter. Der frühere Oberleutnant Adolf Hof⸗ tichter, der ſich zur Verbüßung ſeiner Kerkerſtrafe in der Strafanſtalt Möllersdorf befindet, hört auch hier nicht 7 nuf, ſeine Unſchuld zu beteuern. Er verlangt fortwährend, dem Kommandanten vorgeführt zu werden, und ver⸗ ichert, daß ſein während der Unterſuchung abgelegtes Beſtändnis unrichtig ſei und daß er alle erdenklichen Schritte tun werde, um den Beweis ſeiner Unſchuld zu erbringen. Mit ſeinen Angehörigen verkehrt er, ſo oft s ihm geſtattet wird, auf brieflichem Wege und beteuert nuch in ſeinen Briefen ſeine Unſchuld. In einem Briefe erſuchte er ſeine Frau, ſie möchte alle Schuld auf ſich tehmen. Selbſtverſtändlich hat die ſchwergeprüfte Frau s abgelehnt, auf dieſes Anſinnen einzugehen. Uebrigens jat Frau Hofrichter vor einiger Zeit mit ihrem Kinde Wien verlaſſen. ö * Ein Reiſeabenteuer des Erzherzogs Ludwig Biktor. Der Bruder des Kaiſers Franz Joſeph von Oeſterreich, Erzherzog Ludwig Viktor, hat auf einer Fahrt durch das Eggental ein ſonderbares Abenteuer zu be⸗ ſtehen gehabt. Der Erzherzog fuhr in Zivil und wur bon ſeinem Adjutanten und dem Chauffeur begleitet, in ſeinem Automobil die Straße von Bozen nach dem Karer⸗ ſee entlang. Da dieſe Straße für Automobile gefährlich iſt, o ſind Autofahrten hier ſtreng verboten. Der Wagen des Erzherzogs wurde infolgedeſſen auch bald angehalten; es gelang aber dem Chauffeur, wie ihm der Adjutant befohlen hatte, weiterzufahren. Nun telephonierten die Behörden nach allen Orten des Eggentals. In Wälſchen⸗ ofen, 25 Kilometer von Bozen, rottete ſich die ganze Be⸗ völkerung, mit Senſen und Aexten bewaffnet, zuſammen und verſperrte durch zwei Wagen den Weg. So konnte das Automobil zum Stehen gebracht werden. Der Adju⸗ tant erklärte nun dem an der Spitze der Menge er⸗ ſchienenen Bürgermeiſter, daß der Erzherzog der In⸗ ſaſſe des Automobils ſei, und verlangte, daß der Weg freigegeben werde. Der Bürgermeiſter entgegnete aber: „Das iſt gleichgültig, auch der Erzherzog muß das Geſetz reſpektieren!“ Der Adjutant telephonierte nun dem Be⸗ zirkshauptmann von Bozen, der dem Bürgermeiſter befahl, das Auto paſſieren zu laſſen, indem er verfügte, daß die Straße ausnahmsweiſe für den Erzherzog freigegeben werde. Dagegen proteſtierte aber die erregte Menge, die immer wieder ſchrie:„Die Gerechtſame über die Straße haben wir erhalten mit unſeren Steuern!“ Ein alter Tiroler Bauer trat an den Erzherzog heran und ſagte:„Ich bin Veteran von 1866 und ſage Ihnen, auch ein Erzherzog muß das Geſetz reſpektieren!“ Nach drei⸗ viertelſtündigem Aufenthalt konnte das Auto endlich wei⸗ terfahren. Der Vorfall erregt in ganz Tirol ungeheures Aufſehen. f 5 * Die Cholera. In Apulien ſind in den letzten 24 Stunden vier Perſonen an Cholera erkrankt und eine —— geſtorben.— Bei Einem vor drei Tagen erkrankten Dock⸗ arbeiter in Bukareſt iſt Cholera feſtgeſtellt worden. Ein zweiter Dockarbeiter iſt unter choleraverdächtigen Erſchei⸗ nungen erkrankt. Ein ſchwerer Diebſtahl in des Wortes verwegen⸗ ſter Bedeutung wird aus Petersburg gemeldet. Die Bör⸗ ſenzeitung veröffentlicht ein neues Kohlenpanama in der Petersburger Stadtwirtſchaft. Sie behauptet, daß am ſtädtiſchen Waſſerwerk über fünf Millionen Kilogramm Steinkohlen geſtohlen worden find. Dieſelbe Tatſache wurde vor Jahresfriſt bei der ſtädtiſchen Gasanſtalt feſt⸗ geſtellt, wo der Fehlbetrag dieſelbe Höhe erreichte. Die franzöſiſche Abteilung der Weltaus⸗ ſtellung. Wie aus Brüſſel gemeldet wird, hat Frankreich auf der Weltausſtellung einen neuen Ehrenſalon eröffnet. Da die Abteilung für Lebensmittel, die bei dem Brande zerſtört worden iſt, in der Halle für Automobile und Aeroplane untergebracht wurde, iſt die franzöſiſche Ab⸗ teilung wieder vollſtändig. f *Im Motorboot durch den Niagarafall. Kapi⸗ tän Larſen hat in einem Motorboot glücklich den Niagara⸗ fall durchfahren. Eine große Menſchenmenge ſah von den Ufern aus dem halsbrecheriſchen Kunſtſtück zu. Als der tollkühne Fahrer nach dreiſtündiger, ungemein aufregender Fahrt in der Nähe von Lewiſton landete, begrüßte ihn ungeheurer Jubel. * Zwei dunkle Mordgeſchichten beſchäftigen jetzt die Berliner Kriminalpolizei. Die eine ſoll mit der Schwindlergeſellſchaft Margolin⸗Rame zuſammenhängen. Dieſer Geſellſchaft ſoll außer dem Geldvermittler Mar⸗ golin und dem falſchen Grafen de la Rame auch ein Herr Göbel oder„Baron“ Göbel angehört haben. Von Göbel wird erzählt, daß er vor zwei bis drei Jahren in Italien vergiftet worden ſei. Seine Leiche ſei in eine Kiſte eingezwängt aufgefunden worden. Nähere Details über die geheimnisvolle Mordaffäre fehlen noch. Ebenſo dunkel iſt der zweite Mord, der im Jahre 1904 oder ſchon früher von einem gewiſſen v. Czekuſh in einem Charlottenburger Café verübt worden ſein ſoll. Die An⸗ gelegenheit wird von den amerikaniſchen Polizeibehörden verfolgt. f 0 5 * Unfall beim Münchener Oktoberfeſt. Bei dem Trabrennen, das auf der Oktoberfeſtwieſe in München ſtattfand, ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Ein Jockei ſtürzte vom Pferde, das infolgedeſſen durchging und in die Zuſchauer rannte. Etwa 20 Perſonen wurden nieder⸗ gerannt; einige von ihnen trugen Verletzungen davon. Abſturz von der Zugſpitze. Beim Abſtieg von der Zugſpitze iſt der Touriſt Richard Guthe, Mitglied des Münchener Konzertorcheſters, oberhalb der Wiener⸗ Neuſtädter Hütte abgeſtürzt. Die ſchrecklich verſtümmelte Leiche wurde nach Ehrwald zu Tal gebracht. * Verhaftung eines deutſchen Poſtbeamten in Brüſſel. Die Brüſſeler Polizei verhaftete in der Aus lung den deutſchen Poſtbeamten Karl Strung, der vor einigen Tagen in Koblenz die Summe von 8000 Mark aus der Poſtkafſe entwendet hatte und nach Brüfſel geflüchtet war. 1 8 eee des Kronprinzenpaares rd vorausſichtlich in erſten gen 5 November erfolgen. f ee ee * Das Abenteuer einer Württembergerin in Paris, die gewaltſam in ein Freudenhaus verſchleppt und dort verſchiedene Tage zurückgehalten worden ſein behauptete, hat in den letzten Tagen viel von ſich zu reden gemacht. Wir haben die Meldung von allem An⸗ fang an nicht für ernſt genommen und ſie deshalb auch nicht regiſtriert. Es ſtellt ſich jetzt heraus, daß das be⸗ treffende Fräulein die ganze Schauergeſchichte erfunden hat, um damit die Tatſache zuzudecken, daß ſie ſich mit einem Liebhaber verſchiedene Tage lang unerlaubterweiſe herumgetrieben hat. Eine Wahnſinnstat. In einem Anfall von Wahnſinn hat im Mecklenburgiſchen ein 30jähriger Mann auf Leute, die mit Heuen beſchäftigt waren, mit einem Revolver geſchoſſen und dabei eine Frau getötet und ihren Mann ſchwer verletzt. f Den Schwiegervater ermordet. In Eund⸗ hauſen, Bezirk Erfurt, ermordete der Landwirt Haßkerl ſeinen Schwiegervater, indem er ihm die Kehle durch⸗ ſchnitt. Der Täter bonnte verhaftet werden. „„ Sunlightſeife. Wie aus zuverläſſiger Quelle iſt die Sunlight Seifen⸗Fabrik G. m. b. H. im Begriff, eine auf weitgehender Grundlage beruhende Vergrößerung ihres Fabrikunternehmens zu vollziehen. Zu dieſem Zweck ſoll das Stammkapital von 4 auf 12 Millionen Mark erhöht werden. Gleichzeitig ſoll eine Verlegung der in Rheinau bei Mannheim gelegenen Fabrik nach Preußen oder Sachſen geplant ſein in Rückſicht auf die durch das badiſche Vermögensſteuergeſetz und das neue badiſche Ein⸗ zommenſteuergeſetz geſchaffene Lage.. Veermiſchtes. 7 Siebe e ein Weinhändler zu ſeinem Gelde kam. 0 158 ſich neulich in einer Gegend der deutſchen Oſteckt 55 dun der ſchon anderswo Pech genug gehabt hatte So ſta der bei einem Königsberger Weinhändler noch ſtark unn der Kreide. Als er nun ſein neues Reſtauranſ übernommen hatte kam auf die Kunde hiervon der betr Weinhändler zu ihm um ihm zu gratulieren und gleich⸗ zeitig die„ergraute⸗ Rechnung nochmals vorzuzeigen. Geld gabs wieder nicht, aber zahlreiche neue Aufträge. Nach Erledigung derſelben ſollte beſtimmt die„alte“ Rech⸗ nung beglichen werden. Nachdenklich fuhr der Wein⸗ händler davon. Nach einigen Tagen erhielt der Wirt den beſtellten Wein und zwar gegen Nachnahme des Be⸗ trages der alten Rechnung. Der Wirt zahlte auch wirk⸗ lich das Geld ein. Wie erſtaunt war er, als er ſpäter eine Flaſche probieren wollte und nur mit— Waſſer gefüllte Flaſchen vorfand. Der Wirt ſchickte zwar ſofort alle Flaſchen zurück, muß aber nun auf den echten Wein ver⸗ geblich warten. . Schlaafertia. In Einen verrufenen Viertel Neu⸗ 9 5 Haut entfernen ließen mit der bewun neber ein Opfer zweier Mädchen für ihren Bruder wird den Londoner Zeitungen aus Cardiff wie folgt berichtet: Zwei junge Cardiffer Mädchen namens Madge und Dorothy Brockington haben ſich willig und heroiſch ſehr peinlichen ärztlichen Behandlungen unter⸗ zogen(für welches Verfahren der Arzt natürlich nicht im entfernteſten anzuklagen iſt), indem ſie eh große Stückt derungswürdigen Bereitwilligkeit, ihrem ſiebenjährigen Bruder Douglas den Arm zu erhalten. Der kleine Knabe hatte derartige Brandwunden erlitten, daß er ihn unbedingt verloren hätte, wenn nieht die beiden Schweſtern ſich bereit erklärt hätten, ihn zu retten. Als der Arzt den Eltern des Kindes mitteilte, daß der Arm des Knaben nur dadurch gerettet werden könnte, wenn man die der Haut beraubten Stellen mit neuer Haut, der Haut lebender Menſchen verſehen könnte, da erklärte ſich Madge, das eine der beiden Mädchen, ſofort bereit, ſich für ihren Bruder zu opfern. Dieſelbe 17jährige Schweſter hatte übrigens den kleinen Knaben vom Tode errettet, als ſie ihn aus einem Keſſel mit heißem Waſſer, in den das Kind gefallen war, hervor⸗ zog. Der Knabe genas allmählich von den erlittenen ſchwe⸗ ren Verletzungen, nur ſein rechter Arm wollte nicht die erwünſchten Fortſchritte zur Geſundung machen, da er ſeiner ganzen Länge nach, von der Schulter bis an die Fingerſpitzen, der Haut beraubt war. Das Mädchen wurde von dem Arzte ernſthaft verwarnt, der ihr die nicht vorauszuſehenden Folgen einer ſolchen Operation vor Augen führte. Aber das Mädchen blieb ſtandhaft und verlangte, daß die Operation ſofort vorgenommen werden ſollte. Der Arzt, Dr. Cumberlidge, chloroformierte nun⸗ mehr das opferwillige Mädchen, und große Teile Haut wurden von ihren Schenkeln entfernt, um den kleinen Bruder zu retten. Die Operation erwies ſich als erfolg⸗ reich und mußte wiederholt werden, aber trotz der Wieder⸗ holung reichte die gewonnene Haut für den Arm des Jungen nicht völlig hin. Nun ſprang die zweite, 13jährige Schweſter des Knaben bei und erbot ſich, obwohl ſie die Schmerzen ihrer älteren Schweſter mit angeſehen hatte, ſich derſelben Operation unterziehen zu laſſen. Auch dieſer kleinen Heldin wurden zweimal große Stücke Haut von ihren Schenkeln entfernt. Aber auch diesmal erwies ſich die Haut als noch nicht hinreichend. Inzwiſchen hatte aber der Knabe ſo erfreuliche Fortſchritte in der Geneſung gemacht, daß man daran gehen konnte, ſeinen eigenen Schenkeln die noch notwendige Haut zu entziehen. Nach⸗ dem der Junge ganze 17 Wochen in ärztlicher Behand⸗ lung ſtand, iſt er nun ſo weit geneſen, daß er umherlaufen und ſeinen Pflichten als Schüler nachgehen kann. Die beiden heroiſchen Mädchen mußten 14 Tage zu Bett liegen unter ſteter ärztlicher Aufſicht. Die Narben ihrer frei⸗ willigen Wunden werden ſie aber ihr ganzes Leben tragen. „Ich wußte ſehr wohl, was die Operation bedeute,“ ſagte das ältere Mädchen,„aber die Narben, die ich davon⸗ getragen habe, gereichen mir doch nicht zur Unehre!“ Die Volkszählung der Indianer. Aus Wa⸗ ſhington wird berichtet: Mit beſonderer Sorgfalt hat das amerikaniſche Volkszählamt die Arbeiten vorbereitet, die den Zweck verfolgen, durch eine genaue Volkszählung ein zuverläſſiges Bild von der heutigen Zahl der Indianer zu geben: die Zahl der Rothäute, die ihre Reſervationen verlaſſen und amerikaniſche Staatsbürger werden, iſt immer mehr angewachſen, und man nimmt daher auch an, daß dieſe Indianerzählung die letzte ihrer Art ſein wird. Es ſind beſondere Zähler angeſtellt. Leute, die die In⸗ dianer genau kennen und die bereits im Weſten bei den Rothäuten ihres Amtes walten. Es handelt ſich dabei nicht allein um die Zahl der Indianer, jordern vor allem um genauere Mitteilungen über die Zuſoimmenſetzung der Stämme und das Familienleben. Vor allem aber wird es intereſſant ſein, aus dieſer Zählung genaue Angaben darüber zu erhalten, wieviele Indianer einen feſten Wohn⸗ ſitz erwählt haben und wieweit die Zahl derer zuſammen⸗ geſchrumpft iſt, die an dem alten Jagd⸗ und Nomaden⸗ leben feſthalten⸗ 5 3 Die Ausrottung der ruſſiſchen Pelztiere. In einem Bericht über den ruſſiſchen Handel im Jahre 1909, den der engliſche Konſul Grove erſſcottet hat und den das engliſche Handelsamt jetzt veröffentlicht, wird nachdrück⸗ lich auf die ſchnelle Ausrottung der Pelztiere in Rußland hingewieſen. Die Jäger ſind der Meinung, daß das Ver⸗ ſchwinden der Pelztiere vor allem der Ausdehnung des Holzhandels, der mehr Arbeiter nach dem Norden führt und die noch vorhandenen Zobeltiere in entlegenere Ge⸗ biete verſcheucht, zuzuſchreiben iſt. Die ſibiriſchen Mit⸗ glieder der Duma haben einen Bericht ausgearbeitet, der auf die drohende Gefahr aufmerkſam macht. Die Zahl der Felle nimmt jedes Jahr ab, nicht weil die Tiere weniger gejagt würden, ſondern weil die Jagdmethoden ſo vernichtende Folgen haben. In einigen Gebieten iſt das Zobeltier tatſächlich ſchon ausgerottet. Im Gouvernement Tobolsk wurden 50— 75 000 junge Füchſe jährlich ge⸗ fangen und nur 5—10 000 ausgewachſene Tiere. In den Gouvernements Jakutsk und Jeniſei, wo die Jungen nicht gefangen werden dürfen, werden jährlich 15—25 000 Felle erbeutet. Es wird darauf hingewieſen, daß die Zobeltiere in großer Zahl im frühen Herbſt und Frühling gefangen weirden, wenn ſie Junge haben, ein Syſtem, das zugleich nutzlos und für die Tiere vernichtend iſt. Man verlangt daher, daß die Regierung eine allgemeine Schonzeit für Pelztiere einführt. Gegen die Klatſchſucht. Ein fürſorgliches Stadt⸗ oberhaupt hat das Städtchen Hattersheim in Heſſen in der Perſon des Bürgermeiſters Keßler. Er hat gegen die Klatſchſucht der Frauen einen Erlaß veröffentlicht, in dem es heißt:„Die Klagen wegen Beleidigungen und Verleumdungen nehmen in letzter Zeit unter einem ge⸗ wiſſen Teile der Emmwohnerſchäft einen bedenklichen Um⸗ fang an. Die Folgen ſind bittere Feindſchaften, ſchwere Opfer an Koſtenzahlungen, Verdienſtverluſte uſw. Die Urſachen ſind in der Regel ſtets die gleichen. Während die Männer tagsüber ſchwer arbeiten, verſchwenden die Frauen die Zeit zum Klatſchen und zu Zänkereien, die Kinderzucht iſt eine durchaus verkehrte; die Haushaltung aber leidet Not. Dem müde heimkehrenden Mann wird das Tageserlebnis falſch dargeſtellt, und nun muß der Mann die verörgerte Frau ſchützen, indem er zur Polizei, zum Schiedsgericht oder zum Rechtsanwalt läuft. Das iſt des Mannes Familienleben, in welchem er vergeblich wahre Häuslichkeit ſucht! Alle Belehrungen, die Frau möge in ihrem Haushalt bleiben, dort tätig ſein und die Klatſchweiber aus dem Hauſe jagen, dem Mann aber und den Kindern ein gemütliches Heim verſchaffen, ſind bei ſolchen Leuten vergebens. Armutsatteſte werden desbalb in ſolchen heraufbeſchworenen Klageſachen in Zukunft nur in ganz beſonderen Fällen noch erteilt. Die Polizeibe⸗ amten ſind angewieſen worden, ſolche prozeß⸗ und ſtreit⸗ ſüchtigen Perſonen hier namhaft zu machen, um ſie in einer Liſte zu vermerken und Hausbeſitzer und Mieter vor ſolchen Leuten zu warnen. Die von den Streitſtiftern gewöhnlick noch verlangt werdenden„Führungszeugniſſe“ werden dann demgemäß eingerichtet werden.“ Der geſtrenge Bür⸗ germeiſter von Hattersheim iſt offenbar ein Frauenkenner und unbeweibt; ſonſt wäre er gewiß nicht ſo offenherzig. Eine interessante Statistik uͤber die Entwicklung einer Zeitung im letzten Jahrzehnt bieten nachſtehende Abonnementsziffern des„Berliner Tage⸗ blatts“. 1900: 70 000, 1901: 73000, 1902: 76 000, 1903: 87000, 1904: 94 000, 1905: 106 000, 1906: 112 000, 1907: 128 000, 1908: 150 000, 1909: 175000 September 1910: 190 000. Die hieraus ſich ergebende rapide Steigerung der Abonnentenzahl läßt die Bedeutung erkennen, die dem„Berliner Tageblatt“ in den weiteſten Kreiſen beigemeſſen wird. Das„Berliner Tageblatt“ darf mit Recht als die geleſenſte der liberalen Zeitungen Deutſch⸗ lands genannt werden. Jeder Abonnent des„Berliner Tageblatts“ erhält ſechs wertvolle Zeitſchriften koſtenlos und zwar an jedem Montag:„Der Zeitgeiſt“, wiſſenſchaftliche und feuille⸗ toniſtiſche Zeitſchrift, jedem Mittwoch:„Techniſche Rund⸗ ſchau“, illuſtrierte polytechniſche Fachzeitſchrift, jedem Donnerstag und Sonntag:„Der Weltſpiegel“, illu⸗ ſtrierte Halbwochen⸗Chronik, an jedem Freitag:„Ulk“, farbig illuſtriertes, ſatiriſch⸗politiſches Witzblatt, jedem Sonnabend:„Haus Hof Garten“, illuſtrierte Wochen⸗ ſchrift für Garten⸗ und Hauswirtſchaft. Das Roman⸗ 1 des„Berliner Tageblatts“ bringt hervorragende ovellen und Romane erſter Autoren.— Bei einem ſorg⸗ fältigen Vergleich der Leiſtungen der deutſchen Zeitungen wird man ſich bald überzeugen, daß im bezug auf Reich⸗ haltigkeit und Gediegenheit des gebotenen Inhalts ſowie im Hinblick auf die raſche zuverläſſige Berichterſtattung das„Berliner Tageblatt“ an erſter Stelle ſteht. Die ſorgfältig redigierte vollſtänrige„Handels⸗Zeitung“ des„B. T.“ erfreut ſich wegen ihrer unbeeinflußten Haltung n kaufmänniſchen und induſtriellen Kreiſen eines vorzüͤg⸗ lichen Rufes und wird wegen ihrer Unabhängigket als zu⸗ verläſſiger Wegweiſer auch von Privatkapitaliſten geſchätzt. Die tägliche Beilage:„Zentralmarkt für Grundſtücks⸗ Hypotheken⸗ und Geldverkehr“ berichtet ausführlich und zuverläſſig über alles Wiſſenswerte auf diefen Gebieten und genießt außerordentliche Wertſchätzung.— Das „Berliner Tageblatt“ erſcheint täglich 2 mal, auch Montags, in einer Morgen⸗ und Abendausgabe, im ganzen 13 mal wöchentlich. Der Abonnementspreis für alle ſieben Blätter zuſammen beträgt bei allen Poſtanſtalten des Deutſchen Reiches 2.00 Mark für den Monat oder 6.00 Mark für das Vierteljahr. Annoncen im„B. T.“ finden in den gebildeten und beſſer ſituierten Kreiſen, namentlich in der Induſtrie⸗ und Handelswelt, die erfolgreichſte Ver⸗ 5 breitung. Redaktion, Druck und Verlag von Ig. Zimmermann in Seckenheim Bekanntmachung. Den Umtauſch der Quittungskarten der zum Militär ausgehobenen Ver⸗ ſicherten betr. Die zum aktiven Militärdienſt ausgehobenen ver⸗. ſicherungspflichtigen jungen Leute werden aufgefordert, ihre Quittungskarten kurz vor dem Rekruten⸗Einſtellungstermin auf dem Rathaus Zimmer Nr. 5 umzutauſchen bezw. aufrechnen zu laſſen, auch wenn die Giltigkeit der Karten noch nicht abgelaufen ſein ſollte. Sollte die verſicherungspflichtige Beſchäftigung längere Zeit vor der Einſtellung zum Militär ausgeſetzt worden ſein, ſo wollen ſoviel Marken eingeklebt werden, daß die Karte mindeſtens 20 Marken enthält. Es wird dadurch verhütet, daß die Karten, welche mit ihrer mehr oder weniger großen Markenzahl einen beſonderen Wert beſitzen, während der Militärzeit verlegt werden, oder ſonſt in Verluſt geraten. In manchen Fällen wird auch der Verluſt der Anwartſchaft(§ 46 des Geſetzes) vorgebeugt werden. Seckenheim, 21. September 1910. gürgermeiſteramt J. V.: Hoerner. Bekanntmachung. Die Vornahme der Deichſchau betr. Schmitt. Nr. 4841. Die gemäß Verordnung Großh. Mini⸗ ſteriums des Innern vom 8. Dezember 1899 vorzunehmende Deichſchau iſt für Damm 39 der Gemarkung Seckenheim auf Freitag, den 30. Feptember 1910, vorm. 9 Uhr bei der Seckenheimer Neckarfähre beginnend, feſtgeſetzt, wovon wir die beteiligten Grundbeſitzer und Beſitzer von Anlagen in Kenntnis ſetzen. Seckenheim, den 19. September 1910. Bürgermeiſteramt. J. V.: Hoerner. Koch. Bekanntmachung. Die Herſtellung der Gartenſtraße betr. Wir laſſen die Gartenſtraße von der Wilhelmſtraße bis zum Bauende gegen den Friedhof zu herſtellen und beabſichtigen die Angrenzer zur Tragung der Herſtellungs⸗ koſten nach Maßgabe der vom Bürgerausſchuß auf Grund des Ortsſtraßengeſetzes und der Vollzugs⸗Verordnung hiezu aufgeſtellten Statuts vom 13. Jama 1510 und der aufgeſtellten Liſte der beitragspflichtigen Grundbeſitzer beizuziehen. Es werden daher die vorgeſchriebenen Vorarbeiten, nämlich a) die detaillierten Berechnungen des Aufwandes, zu deſſen Beſtreitung die Grundbeſitzer beigezogen werden ae ſowie die Liſten der beitragspflichtigen Grund⸗ eſitzer, b) die Straßenpläne, aus welchem die Lage der ein⸗ ſchlägigen Grundſtücke zu erſehen iſt während 14 Tagen vom 16. bis einſchließlich 30. September 1910 im Rat⸗ haus— Zimmer Nr. 6— zur Ernſicht der Beteiligten aufgelegt. Wir bringen dies mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis, daß etwaige Einwendungen während der latägigen Friſt bei Ausſchlußvermeiden geltend zu machen ſind. Seckenheim, den 14. September 1910. Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Koch. Submiſſion. Der Bedarf an Grobkoks l. Sorte für die Schule dahier ſoll im Wege der Submiſſion vergeben werden. Reflektanten wollen daher ihr Angebot mit der Aufſchrift „Submiſſion auf Kokslieferung“ bis ſpäteſtens 1. Oktober d. 2s. bei uns einreichen. Seckenheim, den 12. September 1910. Gemeinderat: Volz. 8888088000000 Empfehlung. Hierdurch mache ich meiner verehrl. Kundſchaft, ſowie der titl. Einwohnerſchaft die ergebene Mit⸗ teilung, daß ich auf allgemeinen Wunſch die an Mileh z: frei ius Haus liefere. Auch iſt zu jeder Tageszeit Milch in meinem Hauſe erhältlich. Ferner offeriere ich Ia. Mileh zu Fami⸗ lienfeſtlichkeiten u. ſ. w. J. Hlaas, mudmandinng Schloßſtraße 11. a SOD NEUEEITIII Stuttgarter gestrickte mehrfarbige Herren-Sport- und Knaben-Anzüge. Sämtliche Muster sind geschützt u. wird jede Nachahmung gerichtlich verfolgt. Besichtigen Sie bitte mein reichhaltiges Lager ohne Kaufzwang. Emil Werber Nonr. Spunagel Branntwein- Brennerei empfiehlt Kognak⸗Verſchnitt, deutſcher Kognak(Vein⸗ braun) Marke: Albert Buchholz, Ventſchlands größte Kognal grennerei in Grünberg i. Schleſ. Allein⸗Verkauf zu billigſten Preiſen. Lerner offeriere Kirſch⸗ und Zwetſchenwaſſer⸗ Verſchnitt, echtes Kirſch⸗ u. Zwetſchenwaſſer. Selbſt gebrauut. 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