Mit einem Male warf das Tier mit fröhlichem Wie⸗ 5 5 7 75 1 Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnements preis betrãgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. f Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Mr. 125. Letzte Nachrichten. * Neapel, 24. Okt. Infolge gewaltiger Wolken⸗ brüche ſind zahlreiche Orte am Veſuv überſchwemmt wor⸗ den. Die Verheerungen ſind groß, auch viele Menſchen⸗ leben ſind zu beklagen. Militär ging zur Hilfeleiſtung ab * Belgrad, 24. Okt. Die Beſſerung im Befinden des Kronprinzen hält an. Im ganzen Lande werden Bittgottesdienſte für den Kranken abgehalten. „Tokio, 24. Okt. Die japaniſche Regierung forder vom Parlamente die Bewilligung von 70 Millionen Yer zur Vermehrung der Flotte. Volitiſche Nundſchau. Deutſches Reich. Vom Bundesrat. In der Sitzung des Bundes⸗ cats vom 20. Okt. wurde die Vorlage betreffend die Verteilung des zur Förderung des Braugewerbes aus der Brauſteuereinnahme zu verwendenden Betrages und die Vorlage betreffend den Entwurf von Beſtimmungen über die Branntweinſtatiſtik angenommen. Die— raſprozeßordnung. Die Juſtizkommiſ⸗ ſion des Reichstages erledigte in zweiter Leſung das Ge⸗ eichtsperfaſſungsgeſetz. Ein gemiſchter Antrag, die Hin⸗ zuziehung von Dolmetſchern obligatoriſch zu machen, wenn ein Prozeßbeteiligter erklärt, er ſei der deutſchen Sprache nicht mächtig, wurde abgelehnt; desgleichen wurde ein Antrag abgelehnt, der die Gerichte verpflichte wollte, die Vorgänge bei der Abſtimmung ins Urteil aufzunehmen. Nach Beendigung des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes trat die Kommiſſion in die Beratung der Strafprozeßordnung ein. Bei 8 3 wurde der Gerichtsſtand der Ergreifung auf die Fälle ausgedehnt, daß die Tat im Ausland begangen iſt. Bei 8 21 wurde der Beſchluß erſter Leſung beſeitigt, wonach über Ablehnungsgeſuche gegen einen Amtsrichter der älteſte Amtsrichter des Amtsgerichts entſcheiden ſolle. N Bei§ 26 vertagte ſich die Kommiſſion. * Anwendung des Enteignungsgeſetzes in den Oſtmarken. Die„National-Zeitung“ hatte ſchon vor einigen Wochen berichtet, daß an zuſtändiger Stelle Er⸗ wägungen ſchweben, die ſich mit der Anwendung des Ent⸗ eignungsgeſetzes befaſſen. Dazu kann das genannte Blatt heute mitteilen, daß ein offizieller Antrag der Anſiede⸗ lungskommiſſion beim Staatsminiſterium vorliegt, ihr das Recht zu gewähren, mit der Enteignung zu beginnen. Begründet iſt der Antrag damit, daß der Kauf polniſcher Güter ſeit dem Vorjahre aufgehört hat, da polniſches Land freihändig nicht mehr zu haben iſt und die Tätigkeit der Anſiedlungskommiſſion auf dieſe Weiſe Weiſe emp⸗ findlich geſtört wird. Der Antraa der Anſiedlunaskom⸗ ——ñäI—— a a Die Türken vor Wien, 1683. Geſchichtliche(Zählung von Otfrid Mylius. 32)(Fortſetzung.) 8 Nachdem Fridolin eine geitlang vergeblich den Hoch⸗ wald und das Dickicht abgeſchritten, und nachdem er durch Pfiff und Rufen ihres Namens ſich der Gräfin zu er⸗ kennen gegeben und vergebens auf Antwort gelauſcht hatte, kehrte er wieder zu der Schlucht des Waldbachs zurück ud ſtieg in dem Bette bergan bis zu der Stelle, wo er ſeine Stiefel verſenkt hatte, die er nun herausholte und anlegte, um ſeine Flucht fortzuſetzen. Unſchlüſſig ob er nach Wien zurückkehren oder ſich nach Weſten wenden ſollte, beſchloß er vorerſt, den Wald zu durchſchreiten und nach weiteren Spuren von Gräfin Agnes zu ſehen. Der Stand der Sonne zeigte ihm die Richtung und er ſchritt rüſtig fürbas. Er mußte etwa eine Stunde weit gegangen ein, als er auf einen Waldpfad gelangte, der ihn allmählich über den Hügel hinunter aus dem hohen Föhrenwalde in ein Waldtal führte, das mit allerlei Laubholz beſtockt und von einem munteren Flüßchen durchſtrömt und von der vollen Sonne eines Julinachmittags beſchienen war. Vö⸗ gel zwitſcherten und ſangen in dem Gezweige, als herrſchte hier der holdeſte Friede und der grimmige Türke wäre nicht in der Nähe, und die Lichter ſpielten ſo goldig durch das lichtgrüne Laub und auf die einzelnen Strecken des Flüßchens, daß die grünen ſchleimigen Steine in ſeinem Bette und die weißen Ki auf dem Pfade ſchon bis an das Waſſer heruntergekommen und ſchickte ſich eben an, eine Furt im Waſſer zu ſuchen, um hinüber zu waten, als er plötzlich hinter etlichen Büſchen ſich etwas Dunkles bewegen ſah. Alsbald duckte er ſich an den Boden nieder und lauſchte und äugte. Er vernahm die Schritte eines Pferdes, das langſam wei⸗ dend dem Ufer cutlang ſchlenderte; er hörte wie es ſich mit dem Schweife der Mücken erwehrte, wie es mit der Haut ſchauerte und Kopf und Mähne ſchüttelte; und ſich fragend, ob es ein lediges Roß ſei, ſchlich er behutſam mit der ſchußfertigen Piſtole in der Hand näher. ieſel erglänzten. Fridolin war Seckenheimer Nnzeiger, lluesheimer Anzeiger, Heckarhaunser Zeitung, Hmisblaff der Bürgermeisterämter Secenheim, uesheim, nearhansen und Edingen. E—. k.. eEtkenheim, Dienstag den 25. Oktober 1910 miſſton wird gegenwärtig von den drei beteiligten Mini⸗ ſtern v. Dallwitz, v. Schorlemer und Dr. Lentze beraten. Soweit ſich überſehen läßt, dürfte dem Wunſche der An⸗ ſiedlungskommiſſion ſtattgegeben werden und die erſten Enteignungen dürften noch zu Ende des Jahres 1910 in die Wege geleitet werden. »Die Straſprozeßreform. Die Juſtizkommiſſion des Reichstages nahm den dritten Abſchnitt der Straf⸗ prozeßnovelle, der von den gerichtlichen Entſcheidungen und Protobollen und von den Zuſtellungen handelt, nach den Beſchlüſſen erſter Leſung unverändert an. Durch eine einſtimmig angenommene Re ſolution wird der Reichs⸗ kanzler erſucht, eine Zuſtellungsordnung vorzulegen. In Abſchnitt 4, der die Friſten und Wiedereinſetzungen be⸗ trifft, wurde beſtimmt, daß vor der Entſcheidung über die Wiedereinſetzung durch das zuſtändige Gericht die Staats⸗ inwaltſchaft zu hören iſt.§ 44 betrifft die Vernehmung des Reichskanzlers, der Miniſter, Parlamentsmitglieder iſw. Nach der Regierungsvorlage ſollten die Mitglie⸗ der einer geſetzgebenden Körperſchaft, wäh⸗ tend ſie verſammelt iſt, am Orte der Verſammlung ver⸗ tommen werden, ſo lange ſie ſich dort aufhalten. Die ein⸗ chränkenden Worte„w ährend ſie verſammelt iſt“ varen in erſter Leſung geſtrichen, wurden aber jetzt wie⸗ her hergeſtellt. Andererſeits wurde hinzugefügt, daf das Gleiche für die Mitglieder einer Kommiſſion einer geſetzgebenden Körperſchaft gelten ſoll, die für eine Zeit eingeſetzt iſt, und daß, wenn bei Kommiſſionsmitgliedern von der erwähnten Vorſchrift abgegangen werden ſoll, hierzu die Genehmigung der Kommiſſion erforderlich iſt. Eine längere Diskuſſion entſpann ſich über den in erſter Leſung neueingeführten§ 45a:„Kein Zeuge darf über Tatſachen gefragt werden, die darauf ſchließen laſſen, für wen er bei einer auf Geſetz beruhenden geheimen Wahl geſtimmt hat.“ Der Paragraph wurde auch jetzt wieder mit großer Mehrheit angenommen. die Anerkennung der portugieſiſchen Re⸗ publik. Der„Reichsanzeiger“ ſchreibt:„Die engliſche Regierung hat den Mächten vorgeſchlagen, bezüglich der Anerkennung der neuen Regierung in Portugal„pari paſſu“ vorzugehen. Dieſer Schritt Englands dürfte aller⸗ ſeits eine günſtige Aufnahme finden. Wie„W. T. B.“ meldet, hat die deutſche Regierung bereits ihr grundſätz⸗ liches Einverſtändnis erklärt.“ b Schweiz. Das Schweizer Volk hat bei der Abſtimmung den Na⸗ tionalratsproporz mit 261550 gegen 238 733 Stimmen verworfen. In den Stadtrat von Zürich wurde der So⸗ zialdemokrat Pfarrer Pflüger gewählt. Griechenland. Veniſelos hat dem Könia die Entlaſſung ſeines Ka⸗ Edinger Zeifung Infertionsprieis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. binetts angeboten, die der König jedoch nicht angenommen hat, ſondern Veniſelos erſuchte, es in der Kammer mit einer Abſtimmung zu verſuchen. Athen zeigte Sonntag abend dasſelbe Bild wie in den kritiſchen Tagen der Mili⸗ kärliga. Gendarmerie und Militär hatte die öffentlichen Gebäude und Plätze beſetzt. Türkei. Im Miniſterium des Aeußern wurde am Samstag nachmittag beſtätigt, daß die letzten von der franzöſiſchen Regierung im Einvernehmen mit dem türkiſchen Bot⸗ ſchafter in Paris nach Konſtantinopel geſandten Anleihe⸗ borſchläge von der türkiſchen Regierung abgelehnt worden ind. Man muß daraus ſchließen, daß der türkiſche Bot⸗ hafter von ſeiner Regierung desavouiert worden iſt.— Weiter wird aus Konſtantinopel gemeldet: Der Miniſter⸗ dat beſchloß, in Deutſchland und Oeſterreich eine Anleihe von 150 Millionen Mark aufzunehmen, falls Frankreich eine ungünſtige Antwort ſchickt. Dieſe iſt in⸗ zwiſchen eingetroffen. Die Verhandlungen mit Frankreich ind abgebrochen worden. Portugal. Aus Liſſabon erhält der„Temps“ ſehr ernſte Mit⸗ eilungen über das Wachſen der Unzufriedenheit in der dortigen Garniſon. Die Unteroffiziere und Soldaten des 1. Artillerie-Regiments, des 16. Infanterie⸗Regiments owie ein Teil der Marineſoldaten finden, daß ihr Anteil an der geglückten Revolution von den gegenwärtigen Machthabern zu karg bemeſſen wurde. Außerdem bedeutet ihre Jagd nach Zivilämtern eine große Verlegenheit für die Regierung. Das Miniſterium verzögert die Entlaſ⸗ ſung der der katholiſchen Partei angehörigen Beamten, um ſie nicht brotlos zu machen. Dazu kommen noch erhebliche Schwierigkeiten in der kirchlichen Frage. Alles in allem erwartet man den baldigen Sturz der erſten proviſoriſchen Regierung und ihre Erſetzung durch ein der Kirche mehr geneigtes Miniſterium.— Der ehemalige Diktator Franco iſt ſeiner Funktion als Finanzkontvolleur Portugals ent⸗ hoben und durch einen Revolutionär erſetzt worden.— Ueber die Höhe der portugieſiſchen Staatsſchuld erfahren die Blätter, daß ſie ſich auf insgeſamt 825 Millionen Reis beläuft. f Frankreich. Da der Eiſenbahnerausſtand als beendet angeſehen verden kann, iſt die Militärverwaltung im Begriff, die Einberufung der militärpflichtigen Eiſenbahner zu den Fahnen rückgängig zu machen. Die Einberufung, die vor allem im Hinblick auf die nationale Verteidigung vorbe⸗ reitet war, ergab Aufſchlüſſe über die Möglichkeit der Verbeſſerung dieſer Organiſation, die durch die weitere Entwicklung der Feldeiſenbahnſektion im Fall einer Mo⸗ bilmachung die größten Dienſte zu leiſten vermöchte. hern den Kopf in die Höhe und Fridolin erkannte die braune Stute, welche Agneſen getragen hatte. Sie ließ ſich willig an dem Zügel fangen, den ſie am Boden nachſchleppte und der ſich an einer Baumwurzel verfangen hatte. Aber der erſten freudigen Regung, welche in Fridolin aufſtieg, folgte ein jäher Schreck, denn nirgends in der Runde war eine Spur von Gräfin Agnes zu ſehen. Er rief ihren Namen, aber nur das Echo gab ihm Antwort. Eine bange Furcht beſchlich Fridolin. War das ſchöne Fräulein den Muſelmännern in die Hände gefallen und von ihnen fortgeſchleppt worden, um in den Harem irgend eines türkiſchen Bei geſteckt zu werden? War ihr von den wilden Reitern aus dem Antilibanon noch Schrecklicheres widerfahren? Er wagte dies nicht zu denken, denn das ſchöne ſtolze Mädchen war ihm nicht nur als ſein Schützling wert, den ihm ſein Wohltäter, der Biſchof, auf die Seele gebunden hatte, ſondern noch ein anderes menſchliches Intereſſe für das holde Kind er⸗ wärmte ihm das Herz für ſie. Das Pferd trug nur Spuren eines Sturzes auf den Knien und lahmte etwas, zeigte aber ſonſt nichts von Gewalt. Dies beruhigte Fridolin einigermaßen. Nachdem er das Pferd an den Stamm einer jungen Erle angebnuden, ſuchte Fridolin im weichen Sand und Raſen des Flußbetts die Fährten den Tieres ab und folgte ihnen rückwärts durch alle launigen Krümmungen und Abwege, dem Bett entlang, die Uferböſchung hinan und in ein kleines Dickicht hin⸗ ein, das oben an den Rand des jenſeitigen Ufers ſtieß und auf der Stelle eines alten Windbruchs emporgewachſen war. Kaum hatte er einige Büſche auseinandergebogen, als ihm ein Ausruf des Entſetzens entfuhr, denn vor ihm am Boden lag ohne Hut, regungslos, mit blutiger Stirn und blutüberſtrömtem blaſſem Antlitz die ſchlanke Geſtalt der jungen Gräfin wie tot. „Gnädiges Fräulein!“ ſtammelte Fridolin. Aber keine Antwort. Da kniete er neben ihr nieder und ergriff ihr Handgelenk. Die Hand war noch etwas warm, der Puls klopfte ſchwach.„Sie lebt, ſie lebt!“ rief er, raffte ſie vom Boden auf und trug ſie auf ſeinen Armen hin⸗ unter au das Waſſer, ug er ſie auf dem Sande nieder⸗ 2 0 3 f „ heſcmelt babe —-——— legte und ihr das Geſicht mit dem kühlen Waſſer des Flüßchens wuſch. Als das Blut entfernt war, ſah er nur eine ſchwere Beule an der weißen Stirne und eine tiefe Schramme in der Haut, wie wenn Agnes im Reiten gegen einen Aſt geſtoßen und durch denſelben aus dem Sattel geſchleudert worden wäre, wie es ſich auch hernach als wahrſcheinliche Urſache ihres Sturzes und ihrer Verwun⸗ dung herausſtellte. a „Mitten unter dieſen Waſchungen ſchlug die junge Gräfin die Augen auf und ſtarrte ihren Retter verwirrt und noch halb ohne Beſinnung an; er aber erfaßte ihre kleine Hand und zog ſie unwillkürlich an ſeinen Mund. „Gott ſei gelobt, daß Sie noch leben, meine Gnädige!“ ſprach er;„das war ein gefährlicher Sturz. Sie haben doch nichts gebrochen?“ „Nein, nur hier an meiner Stirne fühle ich Schmerz und mein Kopf iſt ganz wüſt,“ ſagte ſie, mit der Hand an die Stirn greifend, erſchrack aber, als ſie das Blut an ihrer Hand ſah.„Was iſt mit mir geſchehen?“ „Es hat nichts zu bedeuten! Sie bedürfen nur Ruhe, Sie ſind durch einen Aſt vom Pferde geſtreift worden!“ „Mir iſt ſchwach— mich hungert und dürſtet!“ ſprach ſie mit leidendem Ton. d „Hüllt Euch in die Bunda, gnädiges Fräulein, und ſtreckt Euch hier zur Ruhe nieder, bis ich einige Fiſche und Krebſe gefangen habe, die uns eine Mahlzeit liefern, denn das iſt alles, was ich Euch außer Beeren bieten kann!“ und mit ſeinem Meſſer ein Stück ſaftiger Rinde ablöſend, machte er daraus eine Art Becher, worin er ihr einen Trunk kühlen Waſſers reichte. e „Wo iſt der alte Jäger?“ fragte Agnes. „Gott ſchenke ihm eine fröhliche Urſtänd! Er ſchoß einen der Feinde vom Gaul herunter und iſt darauf der Blutrache der Muſelmänner zum Opfer gefallen,“ ſagte Fridolin wehmütig;„allein grübelt nicht darüber nach, gnädiges Fräulein, denn wir müſſen dem lieben Golt danken, daß wir nur ſo der Gefahr entgangen ſind, in welche der trunkene Eigenſinn des Alten uns geſtürzt hat. Ruht Euch aus, bis ich Euch Himbeeren und Heidelbeeren — 2 — 1 2 1 1 England. Die weitverbreitete Monatsſchrift„London Maga⸗ zine“ veröffentlicht einen, angeblich von einem Anglo⸗ Deutſchen geſchriebenen, mit„Watchman“(Wächter) un⸗ terzeichneten Artikel mit der Ueberſchrift„Deutſche Kauf⸗ mannsgehilfen in britiſchen Bureaus“, der für gewiſſe in England herrſchende Stimmungen ſehr bezeichnend iſt. Er bringt die erſtaunliche Nachricht von der Exiſtenz einer „Handelsverteidigungsliga“, deren Hauptaufgabe es ſei, jungen Leuten Stipendien zu gewähren und es ihnen da⸗ durch zu ermöglichen, für un verhältnismäßig billige Löhne zu arbeiten. Dieſe Liga habe einen gewaltigen Umfang angenommen. Tauſende von jungen Leuten kämen jähr⸗ lich nach England und lernten dort die vorteilhafteſten Handelsmethoden der Engländer.(Nach Anſicht amerika⸗ ſcher und deutſcher Handelsleute ſind dieſe Methoden frei⸗ lich dringend der Reform bedürftig.) Nach mehreren Jahren Lehrzeit gehen dieſe Jünglinge von Großbritan⸗ nien nach überſeeiſchen Ländern und reißen dort, wie der „Wächter“, den engliſchen Handel an ſich. Natürlich hat der Anonymus ſeine Mitteilungen über digſe geheimnis⸗ volle Ziga, wie das ja immer der Fall iſt, aus der „allererſten“ Quelle, die er ebenſo ſelbſtverſtändlich nicht nennt. Die Liga ſoll ſogar politiſchen Charakter haben. Der Kaiſerbeſuch in Brüſſel. Die geplante Manifeſtation der Brüſſeler Sozialdemo⸗ kratie gegen den Beſuch des deutſchen Kaiſers hat die Brüſſeler Militär⸗ und Polizeibehörden ſchon jetzt veranlaßt, für die drei Beſuchstage beſonders ſcherfe Maß⸗ nahmen zu treffen. Das Militär wird längs der Strecke, die der Kaiſer vom Bahnhof bis zum königlichen Schloß urücklegt, in dreifacher Reihe aufgeſtellt werden, ſo daß r das Publikum auf der Straße kaum noch Platz übrig bleibt. Ferner iſt die Errichtung von Tribünen für die Schauluſtigen verboten worden; auch für die Preſſe ſoll nur eine kleine Anzahl von Paſſierſcheinen ausgegeben werden. Die gewöhnlichen Paſſierſcheine, die der Brüſſeler und der belgiſchen Preſſe ſonſt zur Verfügung ſtehen, ſind für die Tage des Kaiſerbeſuches ungültig. Als beſondere Veranſtaltungen während des Beſuches Kaiſer Wilhelms ſind unter anderem ein Beſuch im Brüſſeler Ralhaus und eine Galavorſtellung in der Brüſſeler Oper in Ausſicht genommen. 8 Die Veteranenunterſtützung. Die Frage der Unterſtützung der Kriegsveteranen wird im Reichstage wieder in den nächſten Wochen be⸗ handelt werden. Im Reichstage hatte die Reichsregierung der Hoffnung Ausdruck gegeben, durch einen Teil der Erträgniſſe des Zuwachsſteuergeſetzes die Kriegsinvaliden unterſtützen zu können. Es hat ſich aber herausgeſtellt, daß der geſamte Ertrag dieſer neuen Steuern in der ein⸗ gebrachten Form nicht einmal ausreichen würde, um die Wünſche der Reichsregierung zu hefriedigen, denn nach dem Wunſche des Reichstages ſoll allen Veteranen, die über 60 Jahre alt ſind, unter 600 Mark Jahresein⸗ kommen haben und deren Erwerbsfähigkeit auf weniger als 0 5 herabgeſetzt iſt, 120 Mark Jahresbeihilfe gewährt werden. Nach einer Berechnung wären für dieſen Zweck minde⸗ ſtens 18 Millionen Mark flüſſig zu machen, ſetzt man die Vorausſetzungen für die Beihilfen herab, ſo würden etwa immer noch 12 Millionen erforderlich ſein. Zu bedenken iſt ferner, daß eine Beſſerſtellung der Veteranen, d. h. ſolcher Kriegsteilnehmer, die nicht durch den Krieg in geſundheitlicher Beziehung benachteiligt ſind, auch eine Rückwirkung auf die Bezüge der Kriegsinvaliden ausüben würde, die man alsdann auch auſbeſſern müßte. Zurzeit werden von den noch vorhandenen Veteranen, die unterſtüzungsbedürftig ſind, faſt alle unterſtützt, ſo⸗ fern ſie nicht von anderer Seite eine Unterſtützung er⸗ fahren. Der durch den Krieg Schaden erlitten hat, iſt Kriegsinvalide und echält weiter Kriegsverſorgungsrente. Eine Erhöhung dieſer Rente wäre aber natürlich auch angebracht. Die deutſch⸗tſchechiſche Verſöhnnng. Die Verhandlungen in Prag nehmen einen ſo gün⸗ ſtigen Verlauf, daß eine endliche Verſöhnung zwiſchen Deutſchen und Tſchechen nach dem vieljährigen Streit kaum mehr zu bezweifeln iſt. Der Erfolg wird die Arbeits⸗ verhältniſſe im Reichsrat günſtig beeinfluſſen. Auch der Eintritt einiger Tſchechen ins Kabinett iſt zu gewärtigen. Das Komitee, das die Beſtimmung über den Sprachen⸗ gebrauch bei den autonomen Behörden Böhmens zu beraten hatte, hat ſeine Aufgabe vollſtändig erledigt. Die Regelung des Sprachengebrauchs bei der Prager Ge. meinde, die große Schwierigkeiten bereitet hatten, iſ gleichfalls erledigt worden. Dem Verlangen der Deutſchen daß deutſche Eingaben von der Prager Ge⸗ meinde angenommen und in deutſcher Sprache erledigt werden, iſt Rechnung getra⸗ zen worden. Andererſeits aber wurde der tſchechiſche Grundſatz- berückſichtigt, daß die Landeshauptſtadt in der Amtierung ihrer autonomen Angelegenheiten den anderen Gemeinden des Landes gleichgeſtellt werde, aber tſchechiſch amtiere. Gegenüber den bisherigen Zuſtänden iſt durch die neue Vereinbarung manche Verbeſſerung für die Deutſchen erreicht worden. i Verräter des Königs Manuel.. Ueber die letzten Augenblicke der Dynaſtie Braganza veröffentlicht das„Giornale d'Italia“ von Bord des Panzers„Regina Helena“, der die Königin Maria Pia nach Italien brachte, bisher unbekannte Einzelheiten, die den Verrat des Miniſterpräſidenten Souza ſonnenklar be⸗ weiſen. Königin Maria Pia hat, ſo heißt es in dem Be⸗ richt, während der Fahrt kein politiſches Wort geſprochen. Um ſo bitterer klang, was der portugieſiſche Leutnant Eſtuveda, der mit der Königin in die Verbannung ging, einem italieniſchen Kameraden erzählt: Könia ſaat er. wurde von denienigen 155 n NV 1 2 1 12 5288 e bee. 2 5%%%Cͥͥͤĩ²˙ůUbö¹ 2 8 1288 e n 4 2 5 8 55 verraten, die verpflichtet geweſen wären, ihm mik Rat und Tat beizuſtehen. Um 11 Uhr, während der Hoftafel zu Ehren des Präſidenten von Braſilien, teilte der Mi⸗ niſter des Innern dem König mit, um 1 Uhr früh werde ein Aufſtand ausbrechen. Er riet dem König, ſich in den Neceſſidades⸗Palaſt zurückzuziehen. Der König ging dahin und fand den Palaſt von allen Waffen entblößt. Gleichzeitig kam ein Bote vom Miniſter und riet zur Flucht. Der Miniſter, die Beamten und Offiziere waren verſchwunden, das Telephon war zerſtört. Die Regierung unterließ jede Organiſation des Widerſtandes, beſtimmte aber den König, nach Cascaes zu fahren, wo die treuen Regimenter ſeiner harren ſollten. König Manuel fuhr nach Cascaes, fand dort aber weder Soldaten noch Waffen und hatte keine andere Wahl, als an Bord der Jacht „Amelie“ zu gehen. Seine eigene Regierung war es alſo, die ihn zum Lande hinausdrängte.“ Lokales. Seckenheim, 25. Oktober. Wäſchediebſtahl. In der Nacht zum Samstag wurde aus einem Garten in der Wilhelmſtraße eine große Partie Wäſche geſtohlen. Wieder eine Warnung für die Hausfrauen, über Nacht keine Wäſche im Freien hängen zu laſſen. Aus Nah und Fern. Karlsruhe, 24. Okt. Bisher war es üblich, daf an den beiden aufeinander folgenden katholiſchen Feſt⸗ tagen Allerheiligen und Allerſeelen die Schulen geſchloſſer waren. Dieſes Jahr fallen nun die beiden Feiertage auf einen Dienstag und Mittwoch. Infolgedeſſen hat der Oberſchulrat angeordnet, daß dieſes Mal am Aller⸗ ſeelentag Schule abgehalten und dafür der Montag frei⸗ gegeben wird, ſodaß heuer Lehrer wie Schüler vom Sonn⸗ tag den 30. Oktober bis einſchließlich Dienstag den 1. November drei Tage Ferien haben. Karlsruhe, 24. Okt. Die Geſundheit des ſozial⸗ demokratiſchen Abgeordneten, Stadtrats und Redakteurs Wilhelm Kolb iſt, wie der„Volksfreund“ mitteilt, ſchwer erſchüttert. Kolb, dem vom Arzt jede redaktionelle und öffentliche Tätigkeit unterſagt worden iſt, hat ſich nach Italien begeben, um völlig wieder hergeſtellt zu werden. ) K elsruhe, 24. Okt. Das Stellenvermittlungs⸗ bureau des Badiſchen Frauenvereins hat auch in der Zeit vom 1. Januar bis 1. Juli 1910 wieder eine ſehr er⸗ freuliche Tätigkeit entfaltet. Von 355 angebotenen Stel⸗ len, für die 536 Bewerberinnen gemeldet waren, konnten 172 beſetzt werden. Die untergebrachten Stellenſuchenden berteilen ſich auf die einzelnen Berufsarten wie folgt: Lehrerinnen und Erzieherinnen 12, Hausdamen, Wirt⸗ ſchafterinnen und Stützen 58, Kindergärtnerinnen, owie Kinderfräulein und Kinderpflegerinnen 69, ſtrankenpflegerinnen 2, Bureauperſonal 1 und Jung⸗ ern 30. Die größte Nachfrage war nach Kindergärtne⸗ tinnen, Kinderfräuleins und Kinderpflegerinnen, von denen insgeſamt 132 verlangt wurden. Von den beſetzten Stellen entfielen auf Baden 129, Preußen 7, Bayern inſchließlich der Pfalz 11, Württemberg 3, Heſſen 5, Elſaß⸗Lothringen 8, Frankreich 4, England 1, Schweiz 4. („) Vom Neckar, 24. Okt. Von den deutſchen Schifferſchulen, welche die Heranbildung ſelbſtändiger Binnenſchiffer bezwecken, hat die meiſten von allen deut⸗ chen Strömen und Flüſſen der Neckar mit 4, davon 3 n Baden(in Mannheim, Eberbach und Haßmersheim) ind 1 in Heſſen aufzuweiſen. Eine befindet ſich in Bayern ind 2 an der preußiſchen Rheinſtrecke. Die 3 badiſchen Schulen waren in dem Zeitraum von 1891 bis 1909 jon insgeſamt 684 Schülern beſucht. Im Jahre 1909 ſjeſuchten die Schule in Mannheim 16, in Eberbach 8, ind in Haßmersheim 17 Schüler. Dieſe Schulen, deren zehrplan 8 Wochen mit je 120 Unterrichtsſtunden um⸗ aßte, wozu noch je 70 bis 100 Arbeitsſtunden kommen ſatten ein ſehr erfreuliches Ergebnis aufzuweiſen. () Karlsruhe, 22. Okt. Die im evangeliſchen Ober⸗ kirchenrat vorgenommene theologiſche Vorprüfung iſt von 6 Fandidaten und die theologiſche Hauptprüfung von 12 K. adidaten beſtanden worden. Infolge des zurzeit he ſchenden Mangels an unſtändigen Geiſtlichen ſind von letzteren ſogleich 4 als Stadtvikare angeſtellt worden. (9) Karlsruhe, 22. Okt. Wie verlautet, hat der Direktor der Amortiſationskaſſe, Geh. Oberfinanzrat Ball⸗ weg, die ihm ſchon vor einiger Zeit angebotene Stelle eines ſtellvertretenden Bundesratsbevollmächtigten in Berlin angenommen. Ne () Karlsruhe, 22. Okt. Angeſichts der ſich auch in dieſem Jahre empfindlich bemerkbar machenden Fleiſch⸗ teuerung haben die im badiſchen Handelstag zuſammen⸗ geſchloſſenen badiſchen Handelskammern einſchlägiges Ma⸗ terial für ihre Bezirke geſammelt und der Handelskammer Mannheim als Vorort des badiſchen Handelstages zwecks Verarbeitung zu einer Eingabe an die Badiſche und die Reichsregierung bereits vor geraumer Zeit zur Verfü⸗ gung geſtellt. Es iſt vom Vorort des badiſchen Handels⸗ tages namens der badiſchen Handelskammern an die vor⸗ genannten beiden Regierungen, ſowie an den Deutſchen Handelstag eine umfangreiche, reiches Zahlenmaterial ent⸗ haltende Eingabe abgelaſſen, welche mit der dringenden Mahnung ſchließt,„daß dieſer Frage ſeitens der ver⸗ bündeten Regierungen größte Beachtung geſchenkt wird und Maßnahmen getroffen werden, die geeignet ſind, die Fleiſchteuerung einzuſchränken. Das erfordern die gemeinſamen Intereſſen von Induſtrie, Handel und Ge⸗ werbe, der Unternehmer, Angeſtellten und Arbeiter, der Produzenten und Konſumenten“. Auch der Deutſche Handelstag hat ſich ſeit 1900 wiederholt(1905, 1906, 1907) mit der Fleiſchteuerung befaßt und erſt jüngſt wieder beſchloſſen, der dringenden Löſung dieſer Frage näher zu treten. ö i ö (Mannheim, 22. Okt. Das hieſige Schwurgericht fällte in zwei 8 Urteile, die Aufſehen erregen dürf⸗ ten. Es ſprach den Taalöbner Sey. der beſchuldiat war, am 11. März 1902 in Heiligkreutzſteinach den Alk⸗ ratſchreiber Beckenbach ermordet, ſowie den des Tot⸗ ſchlags an dem 66jährigen Schäfer Specht beſchuldigten Landwirt Kaiſer von Kloſter Lobenfeld frei. () Grombach, 22. Okt. In der Nähe des etwa 10 Minuten vom hieſigen Orte entfernten Bahnwarts⸗ hauſe ereignete ſich ein Automobilunfall. Das von ſechs Perſonen beſetzte Automobil eines Mannheimer Groß⸗ induſtriellen konnte infolge zu ſchnellen Fahrens die Kurve an jener Stelle nicht richtig nehmen und rannte infolgedeſſen zuerſt auf einen Meilenſtein und dann auf einen Kirſchbaum auf. Die Inſaſſen wurden herausge⸗ ſchleudert, erlitten aber keine erheblichen Verletzungen. Das Automobil war für eine Weiterfahrt unbrauchbar ge⸗ worden. Seine Inſaſſen, ſowie der Kraftwagen ſelbſt mußten die Heimreiſe mit der Bahn antreten. (Singen a. H., 22. Okt. Hier wurden zwei Böhminnen verhaftet, weil ſie Sacharin über die Grenze zeſchmuggelt hatten. Man fand bei ihnen 52 Kilo dieſes Süßſtoffes. 10 N (Lahr, 22. Okt. Die Schuhmachermeiſter unſeres Amtsbezirks lehnten die Errichtung einer Zwangsinnung für den Bezirk mit 73 gegen 25 Stimmen ab. 85 Achern, 22. Okt. Der neuerbaute Turm auf der Hornisgrinde wird Sonntag, den 30. Okt., feierlich eingeweiht werden. Der nunmehr vollendete Turm, das größte Werk, das der Schwarzwaldverein bis heute er⸗ ſtellt, wurde nach den Plänen des Prof. Walder in ſtarlsruhe erbaut. Die Baukoſten waren auf 40 000 Mk. berechnet, die Summe ſoll aber erheblich überſchritten worden ſein. Der impoſante viereckige Turm, der eine Höhe von 25 Meter hat, iſt unſtreitig der ſchönſte Turm im ganzen Schwarzwald und gewährt eine unvergleich⸗ ſiche Ausſicht auf die Umgegend. Kleine Nachrichten * Berlin, 22. Okt. Vor dem Amtsgericht Berlin⸗ Mitte kamen heute fünf Privatklagen des Schriftſtellers A. O. Weber, des Ehemanns der Frau v. Schönebeck, gegen eine Anzahl Redakteure zur Verhandlung. Die erſte Klage richtete ſich gegen den Redakteur der„Wahr⸗ heit“, der in einem Artikel die Art gloſſiert hatte, in der während des Allenſteiner Prozeſſes die ſatiriſchen Bücher Webers angeprieſen wurden, und weitere zwei Artikel ge⸗ bracht hatte, wodurch einmal die Ehefrau Weber, das andere Mal Weber ſelbſt ſich beleidigt fühlten, da von ihm behauptet wurde, er habe Frau v. Schönebeck nur des Geldes wegen geheiratet. Der Beklagte wurde wegen des erſten Arkikels zu 150 Mark, wegen der beiden anderen zu je 50 Mark Geldſtrafe verurteilt. Die vier anderen Privatklagen Webers endeten mit der Freiſprechung der Beklagten. * Berlin, 22. Okt. Wegen des Moabiter Aufruhrs iſt bereiits gegen 17 Perſonen Anklage vor der Straf⸗ kammer und gegen 9 Anklage vor dem Schwurgericht erhoben worden. Vorausſichtlich werden ſich etwa 40. Perſonen vor der Strafkammer und etwa 20 vor dem Schwurgericht zu verantworten haben. * Bremen, 22. Okt. Die neuangebahnten Einigungs⸗ verſuche zwiſchen Straßenbahndirektion und Straßen⸗ bahnerkommiſſion ſind geſcheitert. * Wien, 22. Okt. An den öffentlichen Fleiſchverkaufs⸗ ſtellen hat heute der Verkauf des argentiniſchen Fleiſches begonnen. Die Nachfrage nach dieſem billigeren Fleiſch war ſo ſtark, daß ſich heftige Szenen abſpielten und die m, wiederholt energiſch einſchreiten mußten. b * Liſſabon, 22. Okt. Die Wahlen zu der kon⸗ ſtituierenden Verſammlung werden wahrſcheinlich im Januar ſtattfinden. „ Neues aus aller Welt. * Der Prozeß gegen den Berliner Rektor Bock. Am 27. November wird der Prozeß gegen den Rektor Bock, der bekanntlich unter dem Verdacht ſteht, ſich an mehreren ſeiner Schülerinnen vergangen zu haben, zur Verhandlung kommen. * Eine eigenartige Blutvergiftung. An einer Blutvergiftung am Halſe, durch den Meſſingkragenknopf, an dem ſich durch Schweiß Grünſpan gebildet hatte, iſt dieſer Tage der Förſter Kleitz zu Forſthaus Balzenſtrich (Kreis Saargemünd) geſtorben. Er hatte ſich durch das Scheuern des Knopfes eine kleine Wunde zugezogen; es trat Blutvergiftung hinzu, infolgedeſſen der Hals ſtarl anſchwoll. Kleitz ſtarb nach kurzer Zeit. * Im Eiſenbahnzug verhaftet. Ein Hamburger Engrosviehhändler, der zu geſchäftlichen Zwecken in Huſum weilte, wurde von einem Reiſenden, der in demſelben Hotel wohnte, um 30 000 Mark beſtohlen. Der Dieb wurde in Flensburg aus dem Zug heraus verhaftet. * 5000 Mark Belohnung, und zwar 1000 Mark für die Ergreifung der Täter und 4000 Mark auf die Wiederherbeiſchaffung der bei dem Einbruch in dem Timm⸗ ſchen Juwelengeſchäft in Hamburg geſtohlenen Brillanten und Goldwaren im Werte von 130 000 Mark, ſind von den Intereſſenten ausgeſetzt worden. Für einen Teil der herbeigeſchaften Beute wird die Belohnung prozentual gezahlt. Auf der Heimreiſe tödlich verunglückt. Aus Hamburg wird gemeldet: Auf dem von Taltal heimge⸗ kehrten, der Reederei Laeiß gehörigen Segelſchiff„Per⸗ ſimmon“ ſind während der Reiſe acht Mann der Be⸗ ſatzung tödlich verunglückt. Zur Feſtſtellung der Urſache wird in dieſen Tagen eine Verhandlung vor dem Seeamte ſtattfinden.* * Verhaftung eines deutſchen Rechtsanwalts in London. Der ſeit dem Dezember vorigen Jahres 4 . flüchtige Rechtsanwalt Sperling aus Bonn iſt in London verhaftet worden. Sperling hatte Unterſchlagungen als Konkursverwalter begangen. g *Gefälſchtes Ehrlich⸗Hata. Wie kürzlich in Ruß⸗ land, ſo ſind jetzt auch in Italien mit gefälſchtem Ehrlich⸗ Hata Betrügereien verübt worden. Aus Rom wird be⸗ zichtet: In Neapel wurden die beiden Aerzte Jovine und Martorana verhaftet, die in den Zeitungen große An⸗ toncen erlaſſen hatten, daß ſie das neue Heilmittel direkt don Profeſſor Ehrlich aus Frankfurt erhalten hätten. Daraufhin wurden für teueres Geld große Poſten eines zatürlich gefälſchten und völlig wertloſen Präparats derkauft. 5 „M3“ verunglückt. Das Militärluftſchiff„M 3“, das Sonntag früh vom Tegeler Schießplatz bei Berlin zufgeſtiegen war, landete in Gotha gegen 10 Uhr. Beim Einbringen in die Halle wurde das Luftſchiff zu hoch ge⸗ halten. Der Ballon ſtreifte an der Decke entlang und durch eine vorſtehende Schraube bekam die Hülle einen 10 Meter langen Riß. Der Ballon ſollte bis nächſten Sonntag in Gotha bleiben, muß jetzt aber verpackt und nach Berlin zurückgeſchickt werden. * Der Fall Crippen. Dr. Crippen wurde von dem Londoner Schwurgericht ſchuldig befunden, ſeine Gattin ermordet zu haben und hierauf zum Tode verurteilt. Der Richter erklärte dem Verurteilten, daß er ihm keine Hoff⸗ nung auf Milderung der Strafe machen könne. Crippen erblaßte und erklärte, er ſei unſchuldig. Der Prozeß Crip⸗ pen iſt der Abſchluß einer ſenſationellen Mordaffäre, die im Sommer weit über London hinaus Aufmerkſamkeit er⸗ regte. In dem Hauſe Crippens in London wurden im Keller die Reſte einer zerſtückelten Leiche gefunden. Da die Gattin Crippens ſeit einigen Monaten verſchwunden war, die von Crippen verbreiteten Angaben über ihren Aufenthalt ſich aber als falſch erwieſen, ſo entſtand der Verdacht, daß die zerſtückelten Leichenteile die Reſte der Frau Crippen ſeien, die ihr Mann ermordet habe. Crippen war inzwiſchen verſchwunden, aber es gelang, ihn auf einem Ozeandampfer während der Fahrt zu entdecken und die engliſche Polizei durch drahtloſe Telegraphie von ſei⸗ ner Anweſenheit zu verſtändigen. So konnte er bei ſeiner Landung in Kanada von der engliſchen Kriminalpolizei verhaftet und nach England zurückgebracht werden, wo ihm jetzt der Prozeß gemacht wurde. Crippen hat bis zuletzt das Verbrechen geleugnet. „Meuterei auf einem franzöſiſchen Kreuzer. Aus Cherbourg wird gemeldet: Auf dem Kreuzer„Caſ⸗ ſard“ wurden nachts von 3 ſchweren Geſchützen die Ziel⸗ vorrichtungen entfernt, wodurch die Geſchütze unbrauchbar gemacht worden ſind. Die Behörden haben nun den Meeresboden im Hafen abſuchen laſſen und die beſeitigten Geſchützteile ſind dabei zutage gefördert worden. Bei ihrer Entwendung hat es ſich anſcheinend um einen Akt unzu⸗ friedener Matroſen gehandelt. * Ein Dampfer mit Cholerakranken. Aus Ni⸗ kolajewsk wird gemeldet: Aus Sachalin iſt ein Dampfer mit 48 Cholerakranken hier eingetroffen. 5 Vermiſchtes. Ein pſychologiſches Rätſel. Karl und Fritz Koß⸗ pius, die vom Leipziger Schwurgericht zum Tode verur⸗ teilten beiden Raubmörder unterwarfen ſich ihrem Urteil. Sie wollen nicht Reviſion einlegen und auch nicht die Gnade des Königs anrufen.— Karl Koppius iſt ein ſogenanntes„pſychologiſches Rätſel“. Er war bis zu ſeinem 25. Lebensjahre rechtſchaffen. Aber wie er ſelbſt ſagte, habe er zwei Seelen in ſich gehabt. In ſenem Jahre trat ein Wendepunkt ein, und Koppius wurde plöß⸗ lich zu einem raffinierten, gefühlloſen Verbrecher. Sein Verteidiger ſagte über ihn: Was uns am meiſten am Schickſal des Angeklagten erſchüttert, iſt der unmittelbare Uebergang von einem achtungswürdigen Menſchen, der er in ſeiner Jugend war, bis zur tiefſten Stufe des ſchwerſten Verbrechers. Bis zu ſeinem 19. Lebensjahre gab der Angeklagte ſeinen ganzen Verdienſt den Eltern; ſein ein⸗ ziger Schmerz war, daß er nicht gelernter Arbeiter war und nicht höher ſteigen konnte. Seine Militärzeit war eine glückliche Zeit für ihn. Der Offizier, bei dem er als Burſche war, ſchrieb mir, daß er in ſeiner langen Dienſt⸗ zeit noch niemals einen Burſchen ſo treu und anhänglich gefunden hatte, daß Koppius ein vorzüglicher Soldat war. Der Offizier teilte mir weiter mit, daß er am Geburtstag eines Sohnes ſchon in der Nacht aufſtand, um das Betl des Knaben über und über mit Blumen zu bedecken. Das var Karl Koppius, der jetzt als Mörder vor Ihnen ſteht. Er wollte beim Militär bleiben und dort ſich einen Weg zu angeſehener Stellung bahnen, aber das winzige Ver⸗ gehen, das ihn als Zwölfjährigen für den Diebſtahl eines Stückes Fleiſch auf drei Tage ins Gefängnis gebracht hatte, zerſchloß ihm auch dieſe Möglichkeit des Emporkommens. er kam nach Leipzig und ſeine einzige Sorge war, Mutter ind Geſchwiſtern ein behaglicheres Leben zu bereiten. Das var ſein Verderben, er nahm eine Laſt auf ſich, der er nicht zewachſen war. Seine Mutter und Frau, die er abgöttiſch iebte, mußten darben. So kam er zum Verbrechen. Der Angeklagte ſelbſt ſuchte, als er das letzte Wort hatte, noch einem Bruder zu helfen, indem er ſagte:„Ich bitte, mei⸗ tem Bruder Fritz mildernde Umſtände zu bewilligen, denn er iſt durch 1 ch zum Verbrecher geworden.“ Ein deutſcher Kleinſtaat ohne Großinduſtrie. Ein deutſches Land, das bisher noch keine Großinduſtrie hatte, iſt das Fürſtentum Waldeck. Es iſt daher als 2 ein Ereignis von weittragender Bedeutung für die in⸗ duſtrielle Hebung des Landes begrüßt 92 5 daß es endlich gelungen iſt, Großindustrie in das Land zu ziehen. In dem Städtchen Corbach, das einſt dem alten Hanſa⸗ bunde angehörte, hat die bekannte„Mitteldeutſ ch e Gummiwarenfabrik Louis Peter, Aktien⸗ 360 ellſchaft“ in Frankfurt a. M. eine große, für 000 Arbeiter berechnete Zweigniederlaſſung be⸗ ndet, die kürzlich unter Teilnahme der Behörden und er ganzen Bevölkerung feierlich eingeweiht wurde. Durch die Errichtung und Inbetriebnabme des weltberühmten FTTCCTCCCVCCCCCCFCCCCCCCCCo PF W e-veellen Etabliſſements wird das ſeit dem Verfall des Hanſabundes zur Bedeutungsloſigkeit herabgeſunkene Landſtädtchen ſehr bald einen großen Aufſchwung nehmen, vie ſich aus der lebhaften Bautätigkeit, die bereits ein⸗ geſetzt hat, ergibt. Mit den umfangreichen Fabrikgebäuden lſt zugleich auch eine ſtattliche Kolonie von geſchmackvoll und praktiſch eingerichteten Häuſern mit den notwendigen Geſchäfts⸗ und Wohlfahrtseinrichtungen für Beamte und Arbeiter entſtanden, die ihr Daſein der Fürſorge des ruf das Wohl ſeiner Angeſtellten und Arbeiter unermüdlich bedachten Leiters der Weltfirma, Kommerzienrats Peter⸗ Frankfurt a. M., verdanken. i — Von der Reiſe des Kronprinzen nach Oſt⸗ aſien können ſich Liebhaber auch diesmal Poſtkarten an beliebige Adreſſen kommen laſſen. Die beſtellten Anſichts⸗ karten werden in Indien, China und Japan mit Ueber⸗ ſee-Briefmarken zur Poſt gegeben. Der Preis jeder Karte einſchließlich überſeeiſchem Porto iſt 50 Pfennig. Wie er⸗ innerlich, iſt ein gleichartiges Unternehmen vor Jahren bei Anweſenheit des Kaiſers in Jeruſalem durchgeführt worden. Nur wenige Eingeweihte werden davon einen Begriff haben, welche enorme Arbeit damals die Durch⸗ führung dieſer Poſtkartenverſendung erforderte. Mit der richtigen Adreſſierung der Karten aus Jeruſalem waren damals 400 Adreſſenſchreiber dauernd beſchäftigt. Das Porto der Karten belief ſich auf weit über 100 000 Marl für deutſche und türkiſche Briefmarken. Die türkiſche Poſt⸗ verwaltung mußte, da ſolche Maſſen Para⸗Marken nicht borrätig waren, einen Neudruck vornehmen. Mit der Frankierung der Poſtkarten waren 14 Beamte durch 10 Tage in Jeruſalem beſchäftigt und alle Einrichtungen der dortigen Poſtämter an Stempeln, Poſtſäcken und Beför⸗ derungsmitteln reichten nicht aus, dieſer Poſtauflieferung zu genügen, ſo daß ein großer Teil der Auflieferung mittels Kamelen nach Jaffa gebracht werden mußte, um das deutſche Poſtſchiff noch rechtzeitig zu erreichen. Das Gewicht der Poſtkarten war über 100 Doppelzentner. Das ſind anſehnliche Ziffern. Im vorliegenden Falle wird die Teilnahme der Liebhaber in noch größerem Maße ver⸗ nutet, da chineſiſche und fapaniſche Poſtwertzeichen den Sammeleifer anregen.— Die Geſchäftsſtelle unſeres Blat⸗ es nimmt Beſtellungen entgegen. 1 Gerichtszeitung. 8 Der erſte Krawallprozeß in Berlin. Kleinere Vorſpiele zu den ernſteren Anklagen, die aus den Moabiter Krawallen entſtanden ſind, beginnen jetzt die Schöffen⸗ gerichte in Berlin zu beſchäftigen. So ſtand der Fabrik⸗ arbeiter Willy Ladwig wegen groben Unfugs und Straßen⸗ bolizeiübertretung vor dem Amtsgericht Berlin⸗Mitte. Der Angeklagte kam nach durchzechter Nacht am Morgen des 24. September durch die Sickingenſtraße. Als dort ein Kohlenwagen der Firma Kupfer E. Co. mit Arbeits⸗ villigen vorüberfuhr, nahm der Angeklagte einen halben Mauerſtein auf und warf ihn nach den Arbeitswilligen, hne jemand zu treffen. Der Angeklagte gab dies vor Bericht zu, entſchuldigte ſich aber damit, daß er ange⸗ runken geweſen ſei. Der Vorſitzende hielt ihm vor, daß ir eine große Dummheit begangen habe, da er ja leicht emand hätte treffen und ſchwer verletzen können, er ſich iber auch ſelbſt in große Gefahr begeben habe, da er eicht von einem Schutzmannsſäbel hätte getroffen und chwer verletzt werden können. Der Amtsanwalt bean⸗ ragte zwei Wochen Haft. Der Gerichtshof ſetzte die Strafe ruf eine Woche Haft feſt, wobei er berückſichtigte, daß der Ungeklagte unbeſcholten iſt und bei der Tat ange⸗ runken war. N Der Unter icht an den badiſchen landwirt ſchaftlichen Winterſchulen. Der Unterricht an den landwirtſchaftlichen Winter; ſchulen nimmt in dieſem Jahre ſeinen Anfang wie folgt; Auguſtenberg: für den 1. Kurs: am 3. Nov. für den 2. Kurs: am 1. Dez. Bühl: für den 1. Kurs: am 3. Nov., für den 2. Kurs: am 28. Nov. Eppingen: für den 1. Kurs: am 7. Nov., für den 2. Kurs: am 1. Dez. Freiburg: für den 1. Kurs: am 3. Nov., für den 2. Kurs: am 1. Dez. Ladenburg: für den 1. Kurs: am 3. Nov., für den 2. Kurs: am 24. Nov, Meßkirch: für den 1. Kurs: am 7. Nov., für den 2. Kurs: am 1. Dez. Mosbach: für den 1. Kurs: am 2. Nov., für den 2. Kurs: am 28. Nov. Müllheim: für den 1. Kiers: am 8. Nov., für den 2. Kurs: am 1. Dez. Offenburg: für den 1. Kurs: am 3. Nov., für den 2. Kurs: am 24. Nov. Radolfzell: für den 1. Kurs: am 7. Nov., für den 2. Kurs: am 1. Dez. Raſtatt: für den 1. Kurs: am 3. Nov., für der 2. Kurs: am 28. Nov. Tauberbiſchofsheim: für den 1. Kurs: an 3. Nov., für den 2. Kurs: am 5. Dez. Villingen: für den 1. Kurs: am 8. Nov., fül den 2. Kurs: am 2. Januar.. Waldshut: für den 1. Kurs: am 3. Nov., fü den 2. Kurs: am 1. Dez. Wiesloch: für den 1. Kurs: am 3. Nov., fü den 2. Kurs: am 1. Dez. Anmeldungen zum Beſuch der Winterſchule ſind an die Schulvorſtände zu richten.. Genie⸗Schulen. g Individualiſierung wird mehr und mehr zur For⸗ derung des Tages auf dem geſamten Gebiete der Er⸗ ziehung. Man beſchränkt ſich dabei nicht bloß auf eine möglichſt eingehende Berückſichtigung der beſonderen Ei⸗ Fee und Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers, ſon⸗ ern man geht auch mehr und mehr dazu über, Son⸗ derſchulen und Sonderklafſen— ſowohl für 8 1. diejenigen, die in ihrer geiſtigen und körßerlichen Entk⸗ wicklung zurückgeblieben ſind, als auch für ſolche Schüler, die über den Durchſchnitt hinausragen— einzurichten. Die Einrichtungen des Mannheimer Syſtems: Hilfsſchule, Förderklaſſen und Sonderklaſſen für Schüler, die von der Volksſchule zur höheren Schule übergehen wollen, bezeich- ſch 175 Bewegung auf dem Gebiete der Volks⸗ ule. Neuerdings ſcheint ſie auch auf die höheren Schulen übergreifen zu wollen. Wie gemeldet wird, will man in Berlin eine Sonderklaſſe errichten, der beſon⸗ ders tüchtige Schüler, die das Penſum der Untertertia eines humaniſtiſchen Gymnaſiums erledigt haben, zuge⸗ führt werden ſollen. In dieſen Sonderklaſſen ſoll der Nachdruck je nach Neigung und Veranlagung der Schüler entweder auf die mathematiſch⸗wiſſenſchaftlichen oder auf die ſprachlich-hiſtoriſchen Fächer gelegt werden. In Nr. 26 der„Umſchau“ wendet ſich Dr. Franz Leyers gegen dieſen Plan Er ſagt:„An ſich iſt das Beſtreben, jeden heranwachſenden Menſchen möglichſt in⸗ dividuell, d. h. ſeinen Neigungen und Fähigkeiten gemäß zu behandeln, ohne jeden Zweifel richtig. Aber man kann auf der anderen Seite bei Neueinrichtungen, die ſich doch ſtets als Experimente mit jungen Menſchenleben darſtellen, nicht vorſichtig genug ſein.“ Nachdem Dr. L. unterſucht hat, was die Aufnahme in die Sonderklaſſe für die Aus⸗ erwählten bedeutet(Auswahl! Was will man mit den Schülern der Genieklaſſe anfangen? Welche Folgen wird der Beſuch der Sonderklaſſen für das praktiſche Leben der „beſonders Befähigten“ haben?) und welche Folgen die Er⸗ richtung einer Sonderſchule für die Nicht⸗Auserwählten haben wird, kommt er zu folgendem Schluß:„Nach alledem erſcheint mir die Einführung einer Sonderklaſſe für„beſonders Befähigte“ nicht empfehlenswert. Jedenfalls iſt ſie ein Ex. deriment mit dem Leben, dem Lebensglück junger Men⸗ ſchen. Und daher muß man allen Eltern dringend davon abraten, ihre Kinder dazu herzugeben. Die Verſuchung iſt zwar recht groß für ein Elternherz, den Sohn unter die Genies eingereiht zu ſehen. Aber ſie werden gewiß mehr im Intereſſe ihres Findes handeln, wenn ſie dieſer Verſuchung widerſtehen.“ o Ueber die neueſte Syphilisbehandlung ſprach Sanitätsrat Dr. Hammer dieſer Tage im Sutt⸗ garter Aerztlichen Verein. Hammer legte dem Vortrag vor allem ſeine Erfahrungen im Katharinenhoſpital in Stuttgart zugrunde, wo mit dem Ehrlichſchen Heilmittel ſeit Anfang Auguſt 38 Fälle behandelt wurden. Die Raſchheit der Wirkung auf die Syphiliserſcheinungen war ſehr befriedigend. Auch hat die Dauer des Spitalaufent⸗ halts und der erſten Behandlung überhaupt durch die neue Methode eine bedeutende Abkürzun erfahren. Es ge⸗ lingt kaum, die Patienten länger als 14 Tage zur Be⸗ obachtung zurückzuhalten. Sobald die Schmerzen vorüber und die Erſcheinungen deutlich geſchwunden ſind, ſehen die Patienten nicht ein, warum ſie noch länger im Spital bleiben ſollen, zumal ſie ja nicht weiter Gegenſtand einer Behandlung ſind. In bezug auf Ausblicke, wie ſich nun⸗ mehr in Zukunft die Behandlung der Syphilis zu geſtalten hätte, will Hammer zurückhaltend ſein. Er meint:„Man iſt darin meiner Anſicht nach ſchon zu weit gegangen. Wir müſſen erſt noch die Heilkraft des neuen Mittels in ihrem Grade und beſonders in ihrer Dauer näher kennen, ehe wir etwa den Plan einer Kombinationsbehandlung mit Queckſilber entwerfen können, obwohl eine ſolche Kom⸗ binationstherapie durchaus im Einklang mit Ehrlichſchen Anſchauungen ist?? r Redaktion, Druct und Verlag von Gg. Zimmermann in Seckenheim z ß. Im Reinigen und Türben uon Herren- und Damen⸗ Garderoben bei prompter Bedienung und billigen Preisen empfiehlt sich L. Schäfer Luiſenſtraße. Erklärung. In Ilvesheim geht das Gerücht um, Herr Gypſer⸗ meiſter Jean Lohnert hätte dem Unterzeichneten gegenüber geäußert, er(Lohnert) hätte wegen der Bahn mitzuſprechen und man müſſe ihn auf dem Rathauſe oft um Rat fragen. Der Unterzeichnete erklärt, daß Herr Lohnert derartige Aeußerungen nicht getan hat. Joſeph Gaſſert 645 Gypſermeiſter. Wechsel, Bürgschaft, Bypotheken ete. 1 955 ſolide Leute diskret und billig durch Richard Lutz, Pforzheim. 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