Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der, Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. . Durch die Poſt bezogen pro Qnartal Mk. 1.50. Letzte Nachrichten. * Berlin, 10. Jan. Bei der heutigen Eröffnung des preußiſchen Landtags verlas Miniſterpräſident von Bethmann Hollweg die Thronrede. Hervorzuheben iſt, daß der neue Etat mit einem Fehlbetrag abſchließt. Die Thronrede iſt nüchtern, geſchäftsmäßig. Die Wahlrechts⸗ vorlage iſt für dieſe Tagung endgiltig ausgeſchieden. Der Etat ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit 4085 314749 Mark ab. 29 Millionen Mark ſind auf Anleihen zu nehmen. * Berlin, 10. Jan. Anläßlich von Fundament⸗ ſprengungen in der Alten Jakobſtraße ſind in der benach⸗ barten Gebäuden mehr als 30 Perſonen infolge des aus⸗ C 3 Schreckens und des Steinhagels ernſtlich er⸗ ankt. » Berlin, 10. Jan. Der im Unterſuchungsgefängnis ſitzende Graf Wolff⸗Metternich iſt ſchwer nervenkrank ge⸗ worden. *Kiel, 10. Jan. Die auf die Suche nach dem ver⸗ mißten Ballon Hildebrandt ausgeſandten Torpedoboote ſind ohne Ergebnis zurückgekehrt. * Beuthen, 10. Jan. Drei Raubmörder, die in boriger Woche den Ortspfarrer von Diedritz ermorde und beraubt hatten, ſind nunmehr ergriffen worden. * Aſtrachan, 10. Jan. Auf einer Eisſcholle ſink 25 Fiſcher mit 38 Pferden ins Meer hinausgetrieber worden und gelten als verloren. Newyork, 10. Jan. In der auf Honduras be ſtehenden Revolution ſcheinen die revolutionären Streit kräfte ſiegreich zu ſein. 5 0* Berlin, 11. Jan. Im Moabiter Krawallprozeß N wurden verurteilt: Der Angeklagte Bock, welcher drei Schutzleute mit dem Meſſer geſtochen hatte, zu 3 Jahren 6 M efängnis, wovon 3 Monate Unterſuchungs⸗ onaten haft abgehen; der mehrfach vorbeſtrafte Angeklagte Thie⸗ demann erhielt wegen Landfriedensbruchs und Widerſtand 1 Jahr 6 Monate Gefängnis; der Gaſtwirt Pilz wurde wegen Körperverletzung freigeſprochen, aber wegen eines Vergehens gegen§ 153 der Gewerbeordnung zu 3 Mo⸗ naten Gefängnis verurteilt, die als verbüßt gelten. Von den übrigen Angeklagten wurden vier freigeſprochen, drei erhielten 40—50 Mk. Geldſtrafe und die ſonſtigen wurden zu 1—9 Monaten Gefängnis verurteilt. Berlin, 11. Jan. Heute fand im Sitzungsſaal der Akademie der Künſte die konſtituierende Sitzung der ſchaften unter dem Vorſitz des Kultminiſters ſtatt. Berlin, 11. Jan. Der Seniorenkonvent des Reichstages beſchloß, über die Zeit vom 10. Januar bis 7. April wie folat zu verfügen: An 11 Tagen. meiſt heimer Hinze Seckenheim, Donnerstag Get 12. Iannar 1911 Kaiſer Wilhelmgeſellſchaft zur Förderung der Wiſſen⸗ 18 Amisblatt der Bürgermeisterämier Seckenheim, Ilvesheim, nearhansen und Edingen. am Samstag und Montag, ſollen die Sitzungen ausfal⸗ len. Am 12. Januar ſoll die zweite Beratung der No⸗ belle zum Strafgeſetz beginnen, am 16. die des Zuwachs⸗ ſteuergeſetzes, am 19. die der Fernſprechgebührenordnung und des Reichswertzuwachsſteuergeſetzes. Vom 24.— 26. Jan. ſoll die elſaß⸗lothring. Verfaſſung beraten werden, am 28. Januar ſoll die zweite Beratung der Strafprozeß⸗ novelle und am 12. Februar die zweite Leſung des Etats beginnen. Für letztere ſind 29 Tage, für die dritte Etats⸗ zeſung 4 Tage in Ausſicht genommen. Sollte die Zeit nicht ausreichen, ſo würde einer der Geſetzentwürfe erſt nach der Etatsberatung zur Diskuſſion gelangen. * Berlin, 11. Jan. Wie die Nordd. Allg. Ztg. mitteilt, iſt der Staatsſekretär des Auswärtigen Amts, b. Kiderlen⸗Wächter, vom Urlaub zurückgekehrt. * Petersburg, 11. Jan. Wie direkt aus Prſche⸗ walsk(Turkeſtan) eingetroffene Telegramme beſagen, hal das Erdbeben am 4. Januar dort keine beſonderen Be⸗ ſchädigungen verurſacht. e wurden auf dem Nord⸗ ufer des Iſſilkulſees ſtarke Verwüſtungen angerichtet und 50 Menſchen getötet. 8 Deutſcher Reichstag Berlin, 10. Januar. Heute iſt der Reichstag wieder zuſammengetreten. Der Beſuch war aber, wie meiſt bei Wiedereröffnungen, nicht ſtark. Präſident Graf Schwerin⸗Löwitz eröff⸗ nete die Sitzung um 2½ Uhr mit Glückwünſchen zum Neuen Jahr und beſonders mit ehrenden Worten für die verſtorbenen Abgeordneten und den unlängſt verſtorbenen früheren Präſidenten Graf Balleſtrem. Dann wurde in die Tagesordnung eingetreten. Es kam zur Verhandlung die Interpellation der Fortſchrittlichen Volkspartei betr. die Zündholzſteuer. Enders(fortſchr. Vp.): Die Steuer ſei völlig verfehlt; die Arbeiter ſeien arbeitslos geworden, die Unternehmer haben keinen Abſatz mehr, die Konſumenten können die Zündhölzer nicht mehr be⸗ zahlen. Der Konſumrückgang betrage 45 Prozent. Erb⸗ ſchaftsſteuer oder Herabſetzung der Branntweinliebes gabe kämen als Erſatzmittel in Betracht. Schließlich komme man ſoweit, daß die Großbetriebe die Preiſe diktieren. Die Erſatzmittel für Zündhölzer müßten, ſolange eine Zündholzſteuer beſtehe, auch beſteuert werden. Schatzſekre⸗ tär Wermuth: Das Zündholzſyndikat habe ſich auf⸗ gelöſt. Das habe eine weſentliche 1 der Zünd⸗ hölzer zur Folge gehabt. Der Steuer ſei viel Leidenſchaft⸗ lichkeit und Verbitterung entgegengebracht worden. In Kreiſen habe man ſich vorverſorgt und Erſatzmittel ge⸗ kauft, auch wenn ſie viel teurer waren. Die Zündholz⸗ arbeiter haben meiſt anderweitige Beſchäftigung gefun⸗ den. Daß die Zündholzſteuer wegen der Vorverſorgung, von der meiſt das Ausland profitiert habe. zunächſt hinter iger, Heckarhauser Zeifung, Edinger Zeitung Infertionsprieis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. dem Anſchlaäg zurückbleiben müſſe, beweiſe das Beiſpiel Frankreichs. Die Zündholzinduſtrie ſelber wünſche die Beibehaltung der Steuer(hört! hört! rechts) und wünſche vor allem Beſteuerung der Erſatzmittel. Die Regierung werde ihre Pflicht tun. Auf Antrag von Müller⸗Mei⸗ ningen(f. Vp.) wird die Beſprechung der Inkerpellation beſchloſſen. Graf Oppersdorf(Ztr.): Einen ſicheren Schluß auf das Ergebnis der Steuer könne man noch nicht ziehen. Ein ſo radikales Mittel wie die Aufhebung der Steuer ſei nicht gangbar. Die Zündholzſteuer ſtamme aus liberalen Kreiſen.(Widerspruch links, Beifall rechts.) Die Notlage der Zündholzinduſtrie liege auf anderen Gebieten. Die Kollektivverantwortung trage der ganze Reichstag. Dr. Oſann(natl.): Wir ſtellen uns auf den Boden der Zündholzſteuer, wollen aber gerne Hand an⸗ legen, die Mißſtände zu beſeitigen. Viele Schuld trage die unrichtige Kontingentierung. Ein Erſatz der Zünd⸗ holzſteuer durch die Erbſchaftsſteuer wäre auch für ſeine Freunde ein durchaus gangbarer Weg. Die Frage eines Reichsmonopols ſei durchaus erwägenswert.(Beifall bei den Nationalliberalen.) Dr. Hahn(konſ.): Auch wir an⸗ erkennen die mißliche Lage der Zündholzinduſtrie. Es werde aber nicht möglich ſein, die Beſteuerung der Zünd⸗ waren wieder aus der Welt zu ſchaffen. Die Vaterſchaft der Zündholzſteuer ſei auf ſeiten der Linken zu ſuchen. Alle Parteien haben ſeinerzeit der Regierung eine Peti⸗ tion auf Beſteuerung der Zündwaren als Material über⸗ wieſen. Redner macht längere polemiſche Ausführungen egen die Linke und wirft ihr Inkonſequenz vor. Es 2 gen perſönliche Bemerkungen und eine Geſchäftsord⸗ nungsdebatte. Um 7½ Uhr wird abgebrochen und die Weiterberatung auf morgen mittag 1 Uhr anberaumt. Berlin, 11. Januar. Präſident Graf Schwerin⸗Löwitz eröffnet die die Sitzung um ½2 Uhr. Das Andenken des verſtorbenen Abg. Köhler(Langsdorf(Reformpartei) wird in der üblichen Weiſe geehrt. Man ſetzt die Beſprechung der oon der Fortſchr. Volkspartei eingebrachten Reſolution betr. Aufhebung der Zündholzſteuer fort. Schöpflin (Soz.) beſtreitet, daß die Sozialdemokratie irgend welchen Anteil am Zuſtandekommen der Zündholzſteuer habe. Mehr als 6000 Arbeiter ſitzen auf der Straße. Unzählige Quanten von Zündwaren liegen auf Vorrat da und kön⸗ nen nicht verkauft werden. Für das Monopol ſei ſeine Partei nicht zu haben. Das verteure und verſchlechtere die Ware nur noch weiter. Frhr. v. Gamp(Rp.): Die Sozialdemokratie kämpfe mit unlauteren Waffen, nicht bloß gegen den ſchwarz⸗blauen Block, ſondern auch gegen die andern. Die Zündholzinduſtrie müſſe ſich ebenſo wie die anderen Induſtrien dem Bedarf anpaſſen. Ku⸗ lerski(Pole) betont insbeſondere die Notwendigkeit, den Arbeitern zu belfen. Lattmann(wirtſch. Vag.) regt Die Türken vor Wien, 1683. Geſchichtliche Erzählung von Otfrid Rylius. 6) oetſetzung) Es hatte nur eine kurze Weile gedauert, dann zog der Schmied das Eſen der Senſe rotglühend „ aus der Eſſe, ſtreckte es mit etlichen Hammerſchlägen gerade 1 und hielt es dann in den Waſſerkübel, um es ziſchend abzulöſchen und zu härten; dann paßte er es mit der Tille auf eine andere ſtärkere Stange, vernietete es mit Nägeln, legte zwei Schienen von Streckeiſen der Stange entlang mit Nägeln und Nieten an, und betrachtete dann wohlgefällig ſein Werk und ſchwang es mit dem kräftigen Am ſchwi durch die Luft.„Hei, das pfeift, das ö ſauſt!“ rief er luſtig und mit funkelndem Auge;„das ſchneidet wuchtig durch Kettenpanzer und Schienen! Das wird die Heidenſchädel hinlegen wie Mohnköpfe! Haſt eine Waffe trotz einer Hellebarde, Bürſchl!“ Fridolin ſchwung ſeine Senſe ebenfalls und war da⸗ ntit zufrieden: ſein Auge flammte vor Begier, die Waff⸗ int zu erproben.„Das ſollen die Türken hunſ e fühlen, das iſt ein Meiſterſtück, Meiſter! Und denkt Euch, dieſe Waffe verdreifacht unſere Streitmacht, denn dieſe 8 1 85 Junge hee 5 ſpiel d' ich Euch, Meiſten, — 5 10 ge ſchuld ich Euch, Meiſte⸗ Mir, du Talk? rief der Schmied lachend;„wirſt N doch nit glauben, daß mir's um deine paar Kreuzer zu tum ist? Geh hin und tu' deine Schuldigkeit damit, dann 0 hab' ich den beſten Dank I— Horch!“ rief er plötzlich Sbrechend;„die Lärmglocke vom Stefansturm ertönt! Schon wieder ein Türkenſturm!“ Und die Lederſchürze detwerfend ſtülpte er eine blecherne Sturmhaube auf dn krauſen Kopf, griff nach der ſchweren Hellebarde und Pinkel, warf die Türe der Schmiede in das Schloß waugſtbrir aus Leibeskräften:„Zu den Waffen! Bürger „Auf den Sammelplatz! Komm', Bürſchl!“ 5 Fridolin half ſich mit der Stange ſeiner Senſe fort humpelte hinter dem rieſigen Schmiede her, der ihm ——— bald aus dem Geſicht verſchwand.„Die Türken ſtürmen die Burgbaſtei!“ tönte es aus den Fenſtern als Widerhall des Rufes von den Türmen, und dieſe Kunde beſchleu⸗ nigte die Eile der Wiener Streiter. Ehe ſich Fridolin deſſen verſah, war er in einen Haufen Fußvolk von bewaffneten Bürgern hineingezogen, der zur Baſtei des Burgtors hinaufſtürmte und von den Führern in den bedeckten Weg gewieſen ward, denn dort vorne am Rave⸗ lin berannten die Türken abermals mit gewaltiger Macht die Befeſtigungen!— Fridolin kannte den Weg, ſah drunten das Studentenbanner flattern: die rote Fahne mit dem weißen Kreuz, die wie zum Hohne dem türkiſchen Halbmond in dem blutigen Felde gegenübertrat. Von wilder Kampfluſt ergriffen ſtürmte er vorwärts und war bald mitten unter den Kämpfenden. Von Opium be⸗ rauſcht, unter furchtbarem Geſchrei, ſtürzten die Türken heran gegen das Ravelin unter einem Hagel von Kugeln, Pfeilen und Geſchoſſen aller Art, die ſie aus grobem und kleinem Geſchütz hereinſchleuderten. Aber feſten Fußes erwarteten die chriſtlichen Streiter dieſe türkiſchen Men⸗ ſchenwogen, die gleichſam an den Wällen und Mauern der Baſtei brandend zerſchellten. Weiber und Knaben trugen in langſtieligen Pfannen geſchmolzenes Pech und ſieden⸗ des Oel heran, womit die Janitſcharen begoſſen wurden, ſo oft ſie in die Breſche drangen, und Piſtole, Hellebarde, Morgenſtern und Streitaxt taten dann ihr Werk an den vor Schmerz und Wut Aufheulenden, die der Spritzwurf des kochenden Pechs getroffen. Doch wie die Saat der Drachenzähne ſchienen immer und immer wieder neue Streiter aus dem Boden heraus zu wachſen, denn hinter ihren Reihen hielt die mit Eiſenplatten beſchlagene Sänfte des Großweſirs zwiſchen zwei Geſchützen, die bis an die Mündung mit Traubenſchüſſen geladen waren, und der grimmige Weſir rief wutentbrannt:„Vorwärts auf die Chriſtenhunde, ihr Söhne des Propheten! Wollt ihr denn ewig leben, ihr Memmen? Stürmet, ſtürmet, oder ich laſſe euch zuſammenkartätſchen! 8 Und eben jetzt ſpieen die Laufgräben einen neuen furchtbaren Strom türkiſcher Streiter aus: alte gediente — —— Janitſcharen voran, dann ein Haufe ſyriſchen Fußvolks mit Bogen und Pfeilen und Speren, und die Musketen knallten, die Pfeile ſchwirrten gegen die Verteidiger hinauf, als ſie ſich wie ein Heerwurm in die Breſche drängten und unter Wutgeheul mit Chandſchar und Säbel über die Mauertrümmer kletterten. Jetzt flogen die Pechtöpfe unter ſie, die Stutzen, die Piſtolen knallten— doch wie viele auch Kehrt machten oder ſich abwenden wollten, ihre Nachmänner drängten ſie unaufhaltſam voran und die Breſche wimmelte, die Türken ſtiegen über die Leichen ihrer eigenen Verwundeten hinweg und traten ſie unter die Füße. Schon waren einige den Sandſäcken nahe, aus denen man eiligſt eine Bruſtwehr gemacht, und wollten ſie herunterreißen,— ſchon drohten die Tapferſten der Verteidiger zu wanken, da ſprang mit lautem weittönen⸗ dem Triumphgeſchrei ein kräftiger junger Mann heran, und ſchwang eine ſeltſame Waffe, die wie Wetterſtrahl unter die Türken fuhr und Köpfe und Glieder nieder⸗ mähte. Wie heller Blitz flog die Senſe auf und nieder und würgte die Türken hin. Kugeln und Pfeile ſauſten um ſein kahlgeſchorenes Haupt und konnten ihn nicht treffen, und ein wilder Grimm flammte ihm vom Auge, wie er ſo unter den Feinden ſeine blutige Ernte hielt, daß ſie ſcheu zurückwichen. Was vermochten Säbel und Chandſchar gegen den furchtbaren Schwung der Senſe mit dem ſchweren Eiſenbeſchläge? Die Stürmer prallten zurück und wankten, die Belagerten ſahen welch' gute Arbeit unſer Held machte, und als einer von den Studen⸗ ten begeiſtert rief:„Er haut ſie nieder wie der leibhaftige Freund Hein!“ da ſchrie ein anderer:„Hoch, der Ritter Hackelberg mit der Senſe!“ und:„Vivat hoch, der Ritter Hackelberg mit der Senſe!“ ſchrie es aus Hunderten von Kehlen und don neuem drangen die Verteidiger heran mit Hellebarden, Piken und Streitäxten; und nach mehr⸗ fach wiederholten Stürmen, bei denen das Ravelin nahezu genommen war, wurden die Türken dennoch geworfen und ließen mehr als 200 ihrer Toten am Platze. (Fortſetzung folgt.) 5 2 ö 1 — . .*— eine Steuer aüf die Erſatmiktel an, damit den ärbeits⸗ loſen Arbeitern geholfen werden könne. Werner(Rp.): 5 Kritiſieren ſei leichter als Beſſermachen, man könne jetzt nicht den ganzen Bau der Reichsfinanzreform umſtürzen. Heckſcher(fortſchr. Vp.): Die Zündholzſteuer ſei unter ungewöhnlichen Verhältniſſen zuſtande gekommen. Eine erſte Leſung habe gar nicht ſtattgefunden; es ſei gewiſſer⸗ maßen erſt heute die dritte Leſung. Seine Partei könne mit Befriedigung auf die Interpellation zurückblicken. Wenn man poſitive Vorſchläge verlange, ſo müſſe man der Rechten und dem Zentrum, welche die Majorität haben, den Vortritt laſſen; mögen ſie die Suppe aus⸗ eſſen, die ſie eingebrockt haben. Damit iſt die Beſprechung der Interpellation erledigt. Es folgen Rechnungs⸗ ſachen. Hiebei wird ſeitens des ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Noske, des nationalliberalen Abgeord⸗ neten Dr. Dörke, des Zentrumsabgeordneten Erz⸗ berger, des Abg. Dove(fortſchr. Vp.) u. a. insbe⸗ ſondere bemängelt, daß zu Zeiten des Gouverneurs Putt⸗ kammer eine richtige Rechnungsſtellung nicht erfolgt ſei, und daß eine Rechnungsprüfung durch den Reichstag die erſt 8 Jahre ſpäter erfolge, überhaupt wertlos ge⸗ nannt werden müſſe. Die Etatsüberſchreitungen ſeien gerade während Puttkammers Zeiten am häufigſten und gravierendſten geweſen. Kolonialſtaatsſekretär v. Linde⸗ quiſt, Reichsſchatzſekretär Wermuth und Kriegs⸗ miniſter v. Heeringen nehmen die Regierung gegen verſchiedene Vorwürfe in Schutz. Die Rechnungen werden ſodann der Rechnungskommiſſion überwieſen. Morgen 1 Uhr Weiterberatung. Tagesordnung: 2. Leſung der Novelle zur Strafprozeßordnung. kinſeitige Berufsausbildung und Allgemeinbildung. Die Arbeitsteilung iſt ſo alt wis die Menſchheit elbſt. Von der primitiven Teilung der Arbeit zwiſchen Mann und Weib iſt ſie mit fortſchreitender Kultur und urch die Verfolgung individueller wirtſchaftlicher In⸗ ereſſen heute eine geſellſchaftliche Erſcheinung geworden, die in ihrer Mannigfaltigkeit gar nicht mehr vollſtändig überſehen werden kann. Im Jahre 1500 hatte Frank⸗ furt a. M. im ganzen etwa 300 gewerbliche Berufe und . zählt man allein bei der Maſchinenherſtel⸗ ung die gleiche Zahl beſonderer Gewerbebetriebe und insgeſamt unterſcheidet die heutige Berufszählung etwa 5000 Berufsbenennungen. Die hochentwickelte Arbeits⸗ ſeilung iſt die Grundlage des Fortſchritts unſerer Kul⸗ tur. Wir müſſen uns daher trotz mancher Schattenſeiten mit ihr abfinden. N 0 Die einſeitige Berückſichtigung der wirtſchaftlichen Zweckmäßigkeit führt aber dazu, daß man die vielen nachteiligen individuellen Folgen gerne überſieht. Man denke, was z. B. die durch die Einförmigkeit der Arbeit bedingten ungünſtigen geiſtigen und körperlichen Fol⸗ gen, was die Einſeitigkeit der Ausbildung und damit die große wirtſchaftliche Abhängigkeit infolge des er⸗ ſchwerten Uebergangs zu andern Tätigkeiten, ſchädliche Wirkungen für den Einzelnen auslöſen kann. Sie alle zu erörtern, würde zu weit führen. Hier ſollen nur die Nachteile der einſeitigen Berufsbildung betont werden. Vor noch nicht allzu langer Zeit galt es als die erſte und vornehmſte Aufgabe, ſich zuerſt als Menſch auszubilden, ehe die Berufsbildung anfängt. In der Schule wird in dieſer Beziehung nur das Notwendigſte getan. Nach der Schulentlaſſung ſollte dieſe allgemeine menſchliche Ausbildung erſt richtig begonnen werden, in Wirklichkeit wird ſie aber vernachläſſigt oder gar abge⸗ brochen. Allerdings nehmen der immer wachſende Aus⸗ bau der Spezialberufe und der Kampf ums Daſein die Arbeitskraft des Einzelnen für ſeinen Beruf mehr wie früher in Anſpruch und verlangen, daß jeder in ſeinem Fache eine gewiſſe Virtuoſität erreicht, um nicht ausge⸗ ſchaltet zu werden. Aber die freie Zeit iſt immer noch reichlich genug bemeſſen, daß jeder den Blick auch auf außerhalb ſeines Wirkungskreiſes liegende Dinge rich⸗ ten kann. Da nun ohne Berufsſpezialiſierung, insbeſon⸗ dere auch auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft, kein Fort⸗ ſchritt möglich iſt, ſo iſt die Erſtarrung und Verflachung der Kultur nur dadurch zu vermeiden, daß zu der an ſich unentbehrlichen Spezialiſierung das Streben nach einer allgemeinen Bildung hinzutritt. Aber gerade ge⸗ genwärtig macht ſich die mangelnde Verwirklichung dieſer Konſequenz ſchmerzlich fühlbar. Keine Zeit war für die Kaſtenausbildung günſtiger wie unſere heutige. Aber dieſe unglückliche Neigung muß überwunden werden, ſoll nicht unſere geiſtige Lebensfähigkeit darunter leiden. Wir wol⸗ len nicht, daß nur fähigt ſind und nur die Juriſten ein ausgebildetes Rechts⸗ gefühl haben. Die Parole kann deshalb nur lauten: „Spezialberuf und Allgemeinbildung“ und nicht etwa „Spezialberuf oder Allgemeinbildung.“ N Was verſtehen wir nun aber unter Allgemeinbil⸗ dung? Iſt es jene Halbbildung, die ſich mit oberfläch⸗ lichem Herumſchnüffeln in allen Wiſſensgebieten begnügt, jene Einbildung, die ſich auf das zum Zwecke des Re⸗ nommierens betriebene Konverſationslexikonſtudium gründet oder iſt nur der gebildet, der Kant ſtudiert hat und die Meiſter der Mailänder Schule kennt oder die ganze Literatur beherrſcht? Nein, ſie ſetzt moraliſche und äſthe⸗ tiſche Bildung voraus, und für die intellektuelle Bildung iſt die einzelne Perſönlichkeit das Maß, an dem ſie ge⸗ meſſen wird. Die intellektuelle Bildung verlangt ein offenes Auge für das Leben und ſoll mindeſtens die Nenntnis derjenigen Gebiete umfaſſen, . die an das Spe⸗ zialgebiet grenzen, ſo daß der Menſch beim Verlaſſen desſelben nicht gleich auf unbekannten Pfaden taſtet. In N dieser Beziehung ſind alſo an den Handwerker andere Anforderungen zu ſtellen als an den Richter. Es iſt durch die relative Auffaſſung der intellektuellen Bildung er⸗ möglicht, daß nicht nur der Akademiker dem Bildungsideal zu entſprechen vermag. Der Wille zur Allgemeinbildung darf nie erlahmen und muß die Brücke bilden zum gegen⸗ ſeitigen Verſtändnis der beruflich getrennten Menſchen. Unterlaſſen wir den Bau und die Pflege dieſer Brücke, jo werden die Geaenſätze im Volke zu ſolcher Schroffheit die Pädagogen zur Erziehung be⸗ anwachſen, daß der Bruder den Bruder nicht mehr ver⸗ ſteht und daß in törichter Bekämpfung die beſten Kräfte unnütz vergeudet werden. Politiſche Rundſchau. Deutſches Reich. * Fabrik und Handwerk. Wie den Mitteilungen des Deutſchen Handelstages zu entnehmen iſt, hat der Reichskanzler an dieſen ein Schreiben gerichtet, das die Abgrenzung von Fabrik und Handwerk zum Hauptgegen⸗ ſtand hat. Es heißt darin:„Am Freitag den 3. März 1911, vormittags 11 Uhr, wird im Reichsamt des In⸗ nern eine Konferenz ſtattfinden, in der die Fragen der Abgrenzung von Fabrik und Handwerk und der von Handwerkerſeite gewünſchten Heranziehung der Induſtrie zu den Koſten der Lehrlingsausbildung durch das Hand⸗ werk beſprochen werden ſollen. Zu dieſer Konferenz be⸗ ehre ich mich, den Deutſchen Handelstag ergebenſt einzu⸗ laden mit dem Erſuchen, mir bis zum 1. Februar 1911 gefälligſt ſechs Vertreter zu nennen, die bereit ſind, an den Verhandlungen teilzunehmen. Dieſen Vertretern bitte ich dann in meinem Namen die Einladung zu der Kon⸗ ferenz zu übermitteln. Den Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammertag habe ich ebenſo eingeladen, die gleiche Anzahl von Vertretern zu der Beſprechung abzuordnen. Den beteiligten Herren preußiſchen Miniſtern und Her⸗ ren Staatsſekretären, den Regierungen von Bayern, Sachſen, Württemberg, Baden, Heſſen, Hamburg dem Herrn Statthalter in Straßburg, ſowie ferner auch dem Bunde der Induſtriellen, dem Zentralverband Deut ſcher Induſtrieller, dem Zentralausſchuß der Vereinigten Innungsverbände Deutſchlands und der Deutſchen Mit telſtandsvereinigung habe ich anheimgeſtellt, ſich gleich falls durch Vertreter an der Konferenz zu beteiligen. * Ein Beitrag zur konfeſſionellen Statiſtil in Baden. Selten erhält man genaue Zahlen über di Steuerkraft der verſchiedenen Konſeſſionen in Baden. Doch ſind dieſelben ſehr wichtig zum Verſtändnis der heutiger Parteipolitik z. B. in der Dotationsfrage ſeitens des Staates für die verſchiedenen Kirchen. Kirchenſteuern wur⸗ den in Baden erhoben von der evangeliſchen, katholiſcher und iſraelitiſchen Religionsgemeinſchaft. Die geſamter Steueranſchläge aller drei Religionsgemeinſchaften betru⸗ gen für 1910 6,3 Milliarden Mk. Davon entfielen au die N 3,1 Milliarden oder 49,2 Prozent, au die Katholiken 2,7 Milliarden oder 42,4 Prozent, au die Iſraeliten über 500 Millionen Mk. oder 8,5 Prozent. Nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung von 1905 betrug die Kopfzahl aller drei Religionsgemeinſchaften faſt 2 Millionen Perſonen; davon waren katholiſch zirka 60 Prozent, evangeliſch zirka 38 Prozent, iſraelitiſch 1, Prozent. Auf einen Bekenner kommen durchſchnittlich bei den Evangeliſchen 4021 Mk. Vermögensſteueranſchlag, 274 Mk. Einkommenſteueranſchlag. Bei den Katholiken 2224 Mk. Vermögensſteueranſchlag, 139 Mk. Einkom⸗ menſteueranſchlag. Bei den Iſraeliten 20 709 Mk. Ver⸗ e 1375 Mk. Einkommenſteueran⸗ aa. 1 * Vom Grafen Poſadowsky. Der Herausgeber des„Volkserziehers“ hat an den früheren Staatsſekre⸗ tär des Innern, Grafen Poſadowsky, die Aufforderung gerichtet, eine Reichstagskandidatur anzunehmen, hat aber folgende Antwort erhalten: Sehr verehrter Herr Schwaner! Daß, dank dem Parteiunweſen und allerlei örtlichen Brüderſchaften, in die höchſte Vertretung des deutſchen Volks ſo viele homines obſcurantiſſimi gewählt werden, iſt eine ebenſo offenkundige wie politiſch bedauer⸗ liche Tatſache. Meine eigenen Wünſche ſind unter den gegenwärtigen Verhältniſſen auf kein Mandat gerichtet, und ich müßte jede Beteiligung an einem Wahlfeldzug ablehnen. Wollen mich aber gewiſſe einflußreiche Grup⸗ pen als Zählkandidaten aufſtellen, um der Uebereinſtim⸗ mung ihrer eigenen Ueberzeugung mit meinen ſo oft erklärten politiſchen Anſichten Ausdruck zu geben, ſo habe ich dagegen kein Bedenken. Frankreich. 5 Die Wahl des Kammerpräſidenten iſt nun erfolgt. Es war hierzu ein zweiter Wahlgang notwendig. In dieſem ſind folgende Stimmen abgegeben worden: Briſſon 270, Deſchanel 177, Jules Guesde 50; infolgedeſſen hat Briſſon die abſolute Mehrheit erhalten und iſt gewählt. Die Linke begleitete die Verkündigung des Reſultats mit lebhaftem Beifall. England. g i Die„Times“ widmen der deutſchen Schiffahrtsab⸗ gabenvorlage einen Leitartikel, der wieder behauptet, die Rhein⸗ und Elbezölle berührten wohldefinierte Vertrags⸗ rechte einer Anzahl fremder Mächte einſchließlich Groß⸗ britanniens. Selbſt wenn es gelingen ſollte, die Oppo⸗ ſition Hollands und Oeſterreichs durch ſchwere Opfer zu beſeitigen, ſtünden der Vorlage mögliche Einwände an⸗ derer Mächte, nämlich Englands, Frankreichs und Ruß⸗ lands im Wege. e Italien. Der Papſt hat an die ſpaniſchen Abgeordneten, welche gegen die Annahme des Sperrgeſetzes durch Obſtruktion ekämpft haben, ein Telegramm geſandt, worin er ihnen hen Dank ausſpricht und erklärt, daß ihre Namen in der Geſchichte erwähnt werden würden als unerſchütter⸗ liche Verteidiger der Rechte der Kirche. Das Telegramm haf in Madrider politiſchen Kreiſen großes Aufſehen hervorgerufen. 3 Türkei. Aus Konſtantinopel wird gemeldet: Großweſir Hakki Paſcha werde bald zurücktreten, da die letzte Vertrauens⸗ kundgebung der Komiteepartei für den Finanzminiſter und den Miniſter des Innern Talaat⸗Bey und Dſchawid⸗ Bey gegen ihn gerichtet ſei. b f Portugal. Der Marineminiſter beſchloß den Verkauf der drei 1 Jachten und 41 weiterer veralteter Kriegs⸗ chiffe. 5 * Eine Millionenanleihe des badiſchen Staates. Ein Konſortium, beſtehend aus der Deutſchen Bank und der Direktion der Diskontogeſellſchaft in Berlin, den Bankhäuſern Lazard Speher⸗Elliſſen und Jakob S. H. Sertn in Frankfurt a. M., der Badiſchen Bank, Rheini⸗ ſchen Kreditbank und Süddeutſchen Diskonto⸗Geſellſchaft A.⸗G. in Mannheim, den Bankhäuſern Veit, L. Hom⸗ burger und Straus u. Co in Karlsruhe hat mit der großherzoglichen badiſchen Finanzverwaltung eine Apro⸗ zentige, bis zum Jahre 1921 unkündbare Anleihe in Höhe von 29 000 000 Mark abgeſchloſſen, welche dem⸗ nächſt zur öffentlichen werden Subſtription aufgelegt wird. Mit Aufnahme dieſer Anleihe ſcheint die badiſche Finanzverwaltung einen Schritt unternommen zu haben, der ſchon wiederholt von der Mehrheit des Landtages ihr angeraten wurde, nämlich zur Beſſerung unſerer Finanzlage einen Teil der Staatsausgaben, die nicht allein der Gegenwart, ſondern auch der Zukunft Vorteile bringen, auf dem Wege der Anleihepolitik aufzubringen. Lokales. Seckenheim, 12. Januar. Mitteilungen aus der Gemeinderats⸗ Sitzung vom 10. Januar. 3 Geſuche um Friſt werden verbeſchieden. Die Steinhauerarbeiten für das Pumpwerk werden wie folgt jeweils zum Angebotspreis vergeben: 1. rote Steine an Karl Schneider in Walldürn, 2. helle Steine an Adam Sommer in Altenbach. Zur Schnakenvertilgung ſollen für Seckenheim und Rheinau je 1 Kilo Räucherpulver beſtellt werden. Folgende Verſteigerungen werden genehmigt: 1. diejenige über das Brunnengebiet, 2. über einen abgängigen Birnbaum, 3. das Heimführen des Schul⸗ und Gemeindeholzes in Seckenheim, 4. desgleichen in Rheinau. i Das Dankſchreiben der evangel. Kleinkinderſchule Seckenheim über bewilligte 25 Mark wird bekannt gegeben. Daß Landwirt Georg Bühler Jakob Sohn als Stell⸗ vertreter des Gemeindewaiſenrats verpflichtet wurde, wird mitgteilt. Zu dem Baugeſuch des Gärtners Schröder wird die Genehmigung erteilt. ö Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung genehmigt.. N Friedrich Moog wird als Bürger aufgenommen. „Deutſche Generalfechtſchule Mannheim(Wohl⸗ tätigkeitsverein zum Zwecke der Waiſenpflege). Wie teil⸗ weiſe ſchon auf anderem Wege bekannt wurde, mußte das angekündigte Winterfeſt um 8 Tage verſchoben werden. Es findet nun beſtimmt am Sonntag, den 15. Januar, abends 6 Uhr im großen Saale zum„Friedrichspark“ ſtatt. Für Militärpflichtige. Die Anmeldung zur Stammrolle der Militärpflichtigen für das Jahr 1911 hat vom 15. Januar bis 1. Februar zu erfolgen. ueber den Beginn und das Ende der Schul⸗ pflicht beſtehen da und dort noch unrichtige Vorſtellungen und Auffaſſungen. Es darf deshalb darauf hingewieſen werden, daß nach§ 2 des Elementarunterrichtsgeſetzes in der Faſſung vom 7. Juli 1910 die Schulpflicht 8 Jahre dauert. Sie beginnt an Oſtern gleichzeitig mit dem Anfang des Schuljahres für alle Kinder, die bis zum nächſtfolgenden 1. April das 6. Lebensjnhr vollenden; ſie endigt gleichfalls an Oſtern mit Schluß des Schuljahres für alle Kinder, die bis zum nächſtfolgenden 30. April das 14. Lebensjahr zurücklegen. Für ſchwächliche oder in der Entwicklung zurückgebliebene Kinder kann hinſichtlich des Beginns der Schulpflicht bis zu 2 Jahren Nachſicht erteilt werden. Die Entlaſſung ſolcher Kinder aus der Schule darf aber nicht über den auf das vollendete 15. Lebensjahr folgenden Schuljahrſchluß hinausgeſchoben werden. Knaben und Mädchen, die nach den Beſtimmungen des bisherigen Geſetzes in die Volksſchule eingetreten find, werden aus derſelben auf Oſtern des Jahres entlaſſen, in dem ſie bis zum 30. Juni das 14. Lebens jahr vollenden. Aus Nah und Fern. (0) Karlsruhe, 11. Jan. Mehrere Bürger einer badiſchen Land zemeinde hatten die Gemeindewahl ange⸗ fochten, weil ſie der Auffaſſung waren, daß ein betrunkener Wähler von ſeinem Wahlrecht Gebrauch gemacht habe und daß die Vorſchrift des 8 9 Abſ. 1 der Gemeindewahl⸗ ordnung vom 22. Oktober 1906 nicht richtig angewendet worden ſei. Mit dieſer Wahlanfechtung hatte ſich der Verwaltungsgerichtshof zu beſchäftigen.“ Er erließ Urtei wie folgt und zwar zu Punkt 1 der Anfechtungsklage Was die Betrunkenheit eines Wählers bei Ausübung ſeines Wahlrechts betrifft, ſo iſt der Gerichtshof der An⸗ ſicht, daß nicht jede Angetrunkenheit eines Wählers, ſon, dern nur eine ſtarke Betrunkenheit, bei welcher ihm das klare Bewußtſein deſſen, was er will, benommen iſt die Stimmfähigkeit ausſchließt und die gleichwohl ab⸗ gegebene Stimme ungültig macht. Zu Punkt 2 der An⸗ fechtungsklage: Nachdem ein Wähler im Wahllokal den abgeſtempelten Umſchlag erhalten hatte, verließ er das Wahllokal, nahm auf dem Vorplatz ſich einen dort auf⸗ liegenden Stimmzettel, beſchrieb denſelben mit dem Na⸗ men ſeines Kandidaten und begab ſich hierauf wieder in das Wahltokal und den Iſolierraum. In dieſem Verhalten vermag der Gerichtshof keinen Verſtoß gegen weſentliche — dem Schutze der geheimen Stimmgebung dienende— Verfahrensvorſchriften zu erblicken, deren Nichtbeachtung die Stimme des Wahlberechtigten ungültig machen würde. Mit den Worten in g 9 Abſ. 1 der Gemeindewahlordnung „hierauf begibt er ſich in den Nebenraum“ wird zwar an⸗ geordnet, daß der Wähler unmittelbar nach Entgegen⸗ nahme des Umſchlags den Nebenraum betritt: allein in Abſ. 3 des§ 9— worin die für Wahrung des Wahlgeheimniſſes weſentlichen Vorſchriften bezeichnet ſind — iſt dieſer unmittelbaren Aufeinanderfolge der beiden * Handlungen nicht die Bedeutung einer weſentlichen Vor⸗ ſchrift beigelegt, deren Verletzung die Stimme des Wählers ungültig machen ſoll. Mannheim, 11. Jan. In hieſiger Stadt wird ruf 1. Mai an Sonntagen der gänzliche Ladenſchluß ür alle Geſchäfte eingeführt werden.— Im hieſigen trematorium ſind im Jahre 1910 188 Perſonen, gegen 167 im Jahre 1909 feuerbeſtattet worden. 0 Ellmenegg, 11. Jan. Hier brannte das Wohn⸗ zaus des Dachdeckers F. Schmidt vollſtändig nieder. Die Urſache des Brandes i ſt unbekannt, () Karlsruhe, 10. Jan. Die Landbevölkerung ſei hiermit darauf aufmerkſam gemacht, daß der Arbeits⸗ nachweis der Badiſchen Landwirtſchaftskammer am 1. Januar 1911 in Tätigkeit getreten iſt. Derſelbe erſtreckt ſich auf die Vermittlung in⸗ und ausländiſcher Arbeits⸗ kräfte und erfolgt vollſtändig unentgeltlich. Für die üb⸗ rige Vermittlungstätigkeit werden jedoch Gebühren er⸗ hoben. Nähere Auskunft wird von den Bürgermeiſter⸗ ämtern und von den Arbeitsnachweiſen, mit denen die Landwirtſchaftskammer in Verbindung getreten iſt, ſowie von ihr ſelbſt jederzeit gerne erteilt. Karlsruhe, 10. Jan. Der Großherzog und die Großherzogin nahmen gemeinſam mit der Großherzogin Luiſe an der im engſten Familienkreiſe ſtattgehabten Ein⸗ ſegnung der Leiche des Generals der Artillerie z. D. v. Müller teil. (J. Karlsruhe, 10. Jan. Der langjährige Adjutant und ſpätere Generaladjutant Großherzogs Friedrichs I., General der Artillerie z. D. v. Müller iſt am Samstag nach langem ſchwerem Leiden im Alter von 67 Jahren geſtorben. ( Ketſch, 10. Jan. Auf ſchreckliche Weiſe fand die 28 Jahre alte Arbeiterin Eppel ihren Tod. Sie hatte ſich vor dem Zubettgehen zum Gebet e und war dabei eingeſchlafen. Die auf dem Stuhl vor ihr ſtehende Wachskerze brannte immer tiefer und ſetzte ſchließlich ihre Kleider in Brand. In jähem Schrecken erwachte die Bedauernswerte, doch war es ſchon zu ſpät, lichterloh ſtanden ihre Kleider in Flammen und einer Feuerſäule gleich eilte ſie hilfeſuchend im Haus herum und ſchließlich hinaus in den Hof. Es gelang ihren Angehörigen nicht mehr, rechtzeitig Hilfe zu bringen. Die ſchwer Verletzte ſtarb an den erlittenen entſetzlichen Brandwunden. (Eberbach, 10. Jan. Geſtern verunglückte beim Rodeln am ſogenannten Hohenſtich ein junger Mann. Er fuhr mit großer Wucht auf einen Randſtein und wurde durch den Anprall über die Böſchung geſchleudert. Er blieb bewußtlos liegen und ſcheint innere Verletzun⸗ gen davongetragen zu haben. Der Verunglückte wurde in das Spital verbracht. An der genannten Stelle ereig⸗ neten ſich noch weitere Unfälle. Ein Mädchen ſtürzte und zog ſich erhebliche Verletzungen zu. (Adelsheim, 10. Jan. In der Leis'ſchen Mühle brach aus noch unbekannter Urſache ein Brand aus, durch den die ganze Mühle ſowie das Wohnhaus vollſtändig eingeäſchert wurden. Zahlreiche Mehl⸗ und Fruchtvor⸗ räte verbrannten. Der Schaden iſt bedeutend. (Aus dem Markgräflerlande, 10. Jan. Ein böſe Erfahrung mit der Ehe machte dieſer Tage nach der„Freibg. Ztg.“ eine Tochter unſerer Gegend. Sie verlobte ſich vor einiger Zeit mit einem Portier in Baſe und die Heirat erfolgte bald darauf. Als jedoch das junge Paar abends nach Baſel kam, ſtellte ſich heraus, daß der junge Ehemann„vergeſſen“ hatte, die Aus⸗ ſteuer zu kaufen. Die junge Frau verlangte nun vor hrem Mann Rechenſchaft über das Geld, das ſie ihn zum Ankauf der Möbel übergeben hatte. Der brave Ehemann hatte aber das Geld verjubelt. Die bedauerns werte junge Frau begab ſich ſchleunigſt in ihre Heima zurück. Sie klagt nun auf Eheſcheidung. Neues aus aller Welt. Bewaffnung der Londoner Polizei. Infolge der Vorfälle von Houndsditſch und Sidneyſtreet hat man die Notwendigkeit erkannt, die Londoner Polizei zu be⸗ waffnen. Die Polizeiagenten ſollen in Zukunft, wie ein Dekret des Miniſters anordnet, mit Revolvern bewaffnel werden, deren Modell zur Zeit ausprobiert wird. „ Liebestragödie. Eine Liebestragödie hat ſich in Spandau abgeſpielt. Die 18jährige Hedwig N., die als Packerin in den Königlichen Munitionsfabriken in Span⸗ dau angeſtellt iſt, unterhielt ſeit einem Jahre mit einem Kaufmann ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen dieb. Die Hoffnung des Mädchens, daß der junge Mann e heiraten werde, erfüllte ſich nicht, vielmehr verlobte ſich ihr Verführer vor drei Monaten. Seit dieſer Zeit purde das Mädchen melancholiſch und äußerte öfter, daf ſie ſich vor der Hochzeit ihres Geliebten das Leben neh⸗ men werde. Am Montag vormittag entfernte ſie ſich aus dem Arbeitsſaal und begab ſich nach dem Abort, wo ſie ich einſchloß und die Gas hähne öffnete. Nach einer Stunde fiel das Verſchwinden des Mädchens auf und man fand die Unglückliche, die nur ſchwache Lebenszeichen von ſich gab, beſinnungslos vor. Neben ihr lag ein Zettel, auf welchem folgende Worte geſchrieben waren:„Ich zin ſchlecht geworden und will meine Schande nicht über⸗ leben.“ Das junge Mädchen wurde nach dem Spandauer Frankenhaus geſchafft, wo es erſt nach längerem Bemühen den Aerzten gelang, das bedauernswerte Mädchen ins Leben zurückzurufen. *Schiffsverkauf. Das im Jahre 1874 gebaute, zuletzt als gepanzertes Schießziel für Scharfſchießübungen * Hochſeeflotte dienende frühere Panzerſchiff„Deutſch⸗ . iſt zum Abwracken nach Holland verkauft worden. f Bitte um Todesſtrafe. Einen ungewöhnlichen dbanſch hat der Arbeiter Karl Kühnemann, der bereits Er 20 Jahre hinter Gefängnismauern zugebracht hat. zahle 5s ſich jetzt abermals wegen eines Einbruchsdieb⸗ 1 8 der Strafkammer Hildesheim zu verantworten. Aut Schluß der Verhandlung bat der Angeklagte flehent⸗ ich, über ihn die Todesſtrafe zu verhängen. Dieſen ſelt⸗ amen Wunſch konnte das Gericht natfürlich nicht erfullen; s verurteilte den Zuchthausveteranen zu einer Zuſatz⸗ trafe von 1 Jahr. *Selbſtmord. Im Eiſenbahnzuge Bodenbach⸗Dres⸗ den wurde in einem Kupee 2. Klaſſe ein Dresdener Kauf⸗ nann erſchoſſen aufgefunden. Mißliche Vermögensver⸗ zältniſſe ſollen das Motiv zur Tat ſein. * Ein Frauenmord. In Lille wurde in ihrem Zimmer die Leiche einer Dirne, namens Leonie Gamery, welche auch als Blumenhändlerin bekannt war, aufge⸗ funden. Die Gerichtsbehörde nahm im Laufe des Abends die Verhaftung des Polizeiagenten Dufour vor, gegen welchen ernſter Verdacht vorliegt, das Mädchen ermor⸗ det zu haben. Die Verhaftung des Polizeiagenten har in der Stadt großes Aufſehen erregt. 3 *Schülerſtreik. In Toulon ſind die Schüler der höheren Bürgerſchule im den Streik getreten, weil in ihren Klaſſenzimmern keine Oefen ſind und die Schüler infolgedeſſen ſehr unter der Kälte zu leiden haben. Die⸗ ſen Schülern haben ſich nun auch die Schüler ſämtlicher Volksſchulen von Toulon aus dem gleichen Grunde an⸗ geſchloſſen, ſo daß von heute ab nicht weniger als 11000 Schulkinder entſchloſſen ſind, dem Schulunterricht fern zu bleiben, ſolange nicht in ſämtlichen Klaſſenzimmern Oefen eingeführt werden. * Millionenſtiftung. Der vor einigen Tagen ver⸗ ſtorbene Kommerzienrat Winterheld vermachte ſeiner Hei⸗ matſtadt Miltenberg in Unterfranken eine Million Mark für Bildungs⸗ und Wohltätigkeitszwecke. * Das kleinſte Dorf in Deutſchland iſt trotz einer Bevölkerungszunahme von rund hundert Prozent ſeit der letzten Volkszählung Dürrerbach im Odenwald. Bei der vorletzten Volkszählung hatte es zwei, bei der letzten vier Einwohner aufzuweiſen. * Ein Univerſitätsprofeſſor mit einem ge⸗ fälſchten Maturitätszeugnis. Bei dem Senate der Lemberger Univerſität hat ſich ein polniſcher Gelehrter gemeldet, welcher ſich mit zwei Doktordiplomen auswies und auf Grund derſelben ſeine Habilitierung als Pro⸗ feſſor an der philoſophiſchen Fakultät anſtrebte. Als je⸗ doch die Dokumente des künftigen Profeſſors einer ein⸗ gehenden Prüfung unterzogen wurden, machte man die Entdeckung, daß das Maturitätszeugnis gefälſcht war. Somit ſcheinen auch diie Doktordiplome erſchwindelt zu ſein. In den polniſchen Univerſitätskreiſen hat die Affäre große Senſation hervorgerufen. Der Profeſſurs⸗ kandidat mit dem gefälſchten Maturitätszeugnis gehört einer angeſehenen Familie an, welche die Sache zu ver⸗ tuſchen bemüht iſt. Stiftung. Der Kaiſer hat aus ſeinem Dispo⸗ ſitionsfonds für die afrikaniſche Expedition des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg, die unter dem Pro⸗ tektorat der hamburgiſchen wiſſenſchaftlichen Stiftung ſteht, 50 000 Mark bewilligt. Nach den letzten telegra⸗ phiſchen Meldungen, die bis zum 28. November reichen, befinden ſich ſämtliche Teilnehmer der Expedition wohl auf. Die Hauptexpedition unter Führung des Herzogs ſelbſt dürfte ſich gegenwärtig in der Nähe des Tſchad⸗ ſees befinden. 5 8— Gerichtszeitung. 8 Gehorſamsverweigerung eines Ad⸗ bentiſten. Vom Kriegsgericht war der Adventiſt Nau⸗ mann, der 1907 Soldat geworden iſt, wegen fortgeſetzter Gehorſamsverweigerung am Samstag, an dem er ent⸗ ſprechend ſeiner religiöſen Ueberzeugung keinen Dienſt tun wollte, zu insgeſamt fünf Jahren ſechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Oberkriegsgericht des 3. Armeekorps hat nun dieſes Urteil erſter Inſtanz be⸗ ſtätigt. In der Verhandlung erklärte Naumann, er ſei als chriſtlich vereidigter Soldat nicht verpflichtet, Gottes Gebot zu ſchänden und am Sabbat zu arbeiten und durch ein eingehendes Studium der Bibel habe er gefunden, daß die Chriſten bezüglich der Sonntagsheiligung fal⸗ cher Anſicht ſeien. Er werde ſich von ſeiner religiöſen Ueberzeugung nicht abbringen laſſen, auch wenn er ſein ganzes Leben hinter Gefängnismauern verbringen müſſe. Im Falle eines Krieges werde er aber auch am Samstag ſeine Pflicht tun. Die mediziniſchen Sachverſtändigen er⸗ klärten, daߧ 51 des Strafgeſetzbuches nicht in Betracht kommen könne, es liege nur eine überwertige Idee vor, die aber nicht krankhaft zu nennen ſei. Naumann hat ſofort Reviſion gegen das Urteil beim Reichskriegsge⸗ richt angemeldet. f Vermiſchtes. f Katzen geſucht!„Katzen geſucht!“ Dieſe ſonder⸗ bare Anzeige lieſt man ſeit einigen Tagen in den Spal⸗ ten zahlreicher amerikaniſcher Zeitungen. Und ſofort hat eine allgemeine Jagd auf Katzen eingeſetzt. Aber es ſcheint, daß nicht ſo leicht genügend Katzen aufzutreiben ind, um allen Nachfragen zu genügen. Ueber die Haus⸗ katzen wachen ihre Eigentümer eifersüchtig und wollen ſie um keinen Preis los werden; vor allen Dingen die Frauen ſorgen auf alle Weiſe dafür, daß man ihnen ihre Tierchen nicht ſtehle. Dabei werden tauſende ge⸗ wünſcht. Im Diſtrikt Okanogan nämlich ſind die Ratten u einer ſolchen Landplage geworden, daß die verzwei⸗ fetten Einwohner, die mit andern Mitteln nichts haben ausrichten können, ſich gezwungen geſehen haben, ihn Verlangen nach Katzen öſfentlich auszuschreiben, Wieviel reden wir d Dieſe Frage hat ein aus ſeruhter Kopf in der engliſchen Gelehrtenwelt ſich gez delt um ſie folgendermaßen zu beantworten: der Mu ſchnittsmenſch spricht im raſchen Gespräche erg hunger Wörter in der Minute, was etwa einer ſtündliche Leiſtung von 29 Druckſeiten im Otabſo mat entſprich Rechnet man drei Stunden Sprechens auf den T ergeben ſich wöchentlich etwa 600 Druckſeiten, mit Worten im ganzen Jahre 52 Bände von zien fange. Leider wird kein Menſch für dieſe f eleiſtung bezahlt, Ein Freund des engliſchen Gelehrteng dem diel ſtieſenzahlen etwas unheimlich vorkamen, fragte, ob die Frauen etwa ebenſoviel redeten, worauf er die unhöfliche. Antwort bekam:„Nein, zehn Mal ſoviel!“ Nach der Schätzung dieſes trefflichen Engländers ſprechen die Frauen alſo vermutlich am Tage 30 Stunden lang! Vom tapferen Schneiderlein. Ein Schneider in koldenbüttel hatte dieſer Tage, wie aus Kiel geſchrieben wird, Rechnungen ausgetragen und dabei den ihm von ſeiner Kundſchaft gebotenen Punſch⸗Getränken in etwas reichlichem Maße zugeſprochen. Kein Wunder, daß er auf dem Heimwege einmal das Gleichgewicht verlor und hinſtürzte. Als er ſich erheben wollte, ſah er plötzlich einen Mann vor ſich ſtehen. Der Gedanke an das viele einkaſſierte Geld, das er bei ſich trug, ließ ihn einen Ueberfall vermuten und mutig hieb er mit der Laterne auf den vermeintlichen Straßenräuber los. Wie er ſich umdrehte, ſtand hinter ihm ein zweiter Bandit. Schnell entſchloſſen langte er dieſem einige forſche Hiebe mit dem Schirm und ſuchte dann eiligſt das Weite. Zu Hauſe lief er ſofort zum Amtsvorſteher und meldete den Vorfall. Am andern Morgen wurde daraufhin der Tatort aufge⸗ ſucht— an einem Pfahl eines Heckentors lag die zertrüm⸗ merte Laterne, an dem anderen der zerbrochene Schirm. Eine recht ergötzliche Geſchichte ereignete ſich in der Umgebung von Neckarſteinach. Ein fleißiger Bacchus⸗ verehrer hatte, wie ſchon ſo oft, des Guten zu viel getan und blieb auf dem Heimwege auf freier Landſtraße liegen. Völlig erſtarrt fand ihn ein am frühen Morgen zum Eiſen⸗ werk gehender Arbeiter und ſchleppte ihn auf dem Rücken zur warmen Werkſtätte. Als dort der Selige endlich aus ſeinem tiefen Schlaf erwachte und den fremden halbentkleideten Mann mit rußigem Geſicht vor der glühenden Eſſe ſtehen ſah, ein gewaltiges Schüreiſen ſchwingend, glaubte er ſich im unterirdiſchen Reiche und rief ſchreckensbleich aus: „Gnädiger Herr Ober⸗Deiwel! Hawe Se Barmherzigkeit mit mir. Ich bin geſtern im Rauſch geſtorwe.“ Redaktion, Druck und Verlag von Gg. Zimmermann in Seckenheim Nichts bezahlt ſich raſcher als ein geſchicktes— ſtändiges Inſerieren. Das letztere aber iſt die Hauptſache. Nicht einmal, ſondern dauernd muß man den Anzeigenteil der Zeitung benutzen, und zwar der Zeitung, die auch wirklich in allen Schichten der Bevölkerung abonniert und ſomit geleſen wird. In Seckenheim iſt der„Neckar⸗Bote“ ein ſehr beliebtes Blatt, das vermöge ſeiner hohen Auflage ein Inſertions⸗ Organ erſten Ranges iſt. Liederkranz Seckenheim. Einladung zu der am Famstag, 14. Jaunar, abends 8 Uhr im Gaſthaus„Zur Roſe“ ſtattfindenden deneraluersammlung. 1 ö Aktive und paſſive Mitglieder werden um zahlreiches l Erſcheinen erſucht. Turnerbund„Jahn“ Seckenheim. Am Samstag, den 14. Januar, 9 Uhr im Gaſthaus„Zum goldenen Hirſch“ . Turnratsſitzung. 2 Um zahlreiches Erſcheinen bittet Hchfung! Von Samstag morgen ab Ia. junges Kuhfleisch per Pfund 70 Pfg. zu haben bei Karl Gruber, Metzger. Der Vorſtand. 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In Gemäßheit 8 Militärpflichtigen, welche bei dem Erſatzgeſchäft des Jahres 1911 meldepflichtig ſind, aufgefordert, ſich zur Stammrolle anzumelden. 1. Zur Anmeldung ſind verpflichtet: a) alle Deutſche, welche im Jahre 1911 das 20. Lebens⸗ jahr zurücklegen, alſo im Jahre 1891 geboren ſind; b) alle früher geborenen Deutſchen, über deren Dienſt⸗ pflicht noch nicht endgiltig durch Ausſchließung, Ausmuſterung, Ueberweiſung zum Landſturm, zur Erſatz⸗Reſerve, oder Marine⸗Erſatzreſerve, oder durch Aushebung für einen Truppen⸗ oder Marine⸗ teil entſchieden iſt, ſofern ſie nicht durch die Erſatz⸗ behörden von der Anmeldung ausdrücklich entbunden oder über das Jahr 1911 hinaus zurückgeſtellt wurden. f 2. Die Anmeldung erfolgt bei dem Gemeinderat des⸗ jenigen Ortes, an dem der Militärpflichtige ſeinen dauernden Aufenthalt hat. Hat er keinen dauern⸗ den Aufenthalt, ſo muß die Anmeldung an dem Orte des Wohnſitzes und beim Mangel eines in⸗ ländiſchen Wohnſitzes an dem Geburtsort, oder, wenn auch dieſer im Ausland liegt, an dem letzten 5 Wohnſitz der Eltern geſchehen. 3. Iſt der Militärpflichtige von dem Orte, an dem er ſich nach Ziffer 2 zu melden hat, zeitig abweſend, ſo haben die Eltern, Vormünder, Lehr⸗, Brot⸗ oder Fabrikherren die Verpflichtung zur Anmeldung. 4. Die Anmeldung hat vom 15. Jannar bis 1. Febhrnar zu geſchehen, ſie ſoll enthalten: Familien⸗ und Vorname des Pflichtigen, deſſen Geburtsort, Geburtsjahr und Tag, Aufenthaltsort, Religion, Gewerbe oder Stand, ſodann Name, Gewerbe oder Stand und Wohnſitz der Eltern, ſowie ob dieſe noch leben oder tot ſind. Sofern die Anmeldung nicht am Geburtsort erfolgt, iſt ein Geburtszeuguis vor⸗ zulegen. Bei wiederholter Anmeldung müſſen die Loſungsſcheine vorgelegt werden. Wer die vorgeſchriebene Meldung unterläßt, wird mit Geldſtrafe bis zu 30 Mk. oder mit Haft bis zu drei Tagen beſtraft. Seckenheim, 4. Januar 1911. Gemeinderat: 5 Volz. Schmitt. Bekanntmachung. Die Aufnahme von Zöglingen in die von Stulz'ſche Waiſenanſtalt in Lichtental betr. In der von Stulz'ſche Waiſenaſtalt zu Baden⸗ Lichtental ſind auf Oſtern 1911 folgende Freiplätze zu beſetzen: 4 für katholiſche Knaben 1 für katholiſches Mädchen 1 für evangeliſchen Knaben. Die Bürgermeiſterämter haben dies in ihren Ge⸗ meinden öffentlich zu verkündigen und einlaufende Geſuche nach dem Statut vom 22. November 1834, Regierungs⸗ blatt Seite 373 zu behandeln und längſtens binnen 14 Tagen hierher vorzulegen. Mannheim, 3. Januar 1911. Großh. Bezirksamt III: Dr. Sauter. Beſchluſt. Vorſtehendes bringen wir mit dem Anfügen zur öffent⸗ lichen Kenntnis, daß Geſuche um Aufnahme in die genannte Anſtalt längſtens bis zum 18. dieſes Monats bei uns ein⸗ zureichen ſind. Januar 1911. Seckenheim, 9. gürgermeiſteramt: Vo lz. Bekanntmachung. Da bei verſchiedenen Seiten Unklarheit über die Art der Rohrlegung von Privatzuleitungen zur Waſſerleitung beſtehen, machen wir hierdurch nochmals auf folgende dies⸗ bezügliche Vorſchrift beſonders aufmerkſam: „Soweit die Leitungen in den Boden einzulegen ſind, müſſen hierzu gußeiſerne Röhren von mindeſtens 40. mm Lichtweite verwendet werden, oder galvaniſterte ſchmiedeiſerne Röhren mit einer 5 om ſtarken Asphalt⸗ umhüllung.“ Leitungen, welche dieſem Erfordernis nicht entſprechen, muß der Anſchluß an das Hauptnetz verweigert werden. Seckenheim, den 10. Januar 1911. gürgermeiſteramt Volz. Gemeindekasse. Die Gemeindekaſſe iſt von Ereitag, den 13. d. M. his inkl. Montag, den 16. d. M. infolge Abſchluſſes geschlossen. Seckenheim, 10. Januar 1910. 8 Gemeinderechner: Sich ler. Zu vermieten. 3 Zimmer 1 Wohnung Küche und Zubehör ſofort oder ſpäter an ruhige Leute beſtehend aus 3 Zimmern, zu vermieten. Küche, ee 15 11 Schloßſtraſſe 32. 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Januar, abends 8 Uhr ſtattfindenden Generaluersammlung im Lokal„Adler“, wozu wir die aktiven und paſſiven Mitglieder höfl. bitten, zahlreich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Männer⸗ Gesangverein Seckenbeim. Einladung. Samstag, den 14. Januar, abends 8 Uhr findet im Lokal„Zum roten Löwen“ unſere diesjährige General-VTersanmlung Tagesordnung: ſtatt. 1. Jahresbericht; 2. Rechnungsvorlage;. ö 3. Endgiltige Beſchlußfaſſung über die Vereinigung des Männer⸗Geſangvereins mit andern Vereinen. Sämtliche Mitglieder ſind mit der Bitte um voll⸗ zähliges Erſcheinen höfl. eingeladen. Der Vorſtand. Kinematographen⸗ wn, Theater. oer Gartenſtr. Nüchſten Samstag und Sonntag jeweils von 3 bis abends 10 Uhr Uorstellung. Programm: „Kinderbewahr⸗Anſtalt Die magiſche Laterne Erblühen einer Viktoria⸗Regia Wie die Stubenfliege ſpeiſt „Böſe Buben** . Ringkampf ö N Macht der Liebe, kolor. Drama „Der große Jubiläumsfeſtzug in Wien Die Seeräuber, Drama Dalli! 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