t⸗ Erſcheint Dienstag. Donnerstag und Samstags. — Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. 5 ö bei freier Zuſtellung. 0 Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. 1 Ur. 136 2 1. Blatt. Hierzu ein 2. und 3. Blatt, zuſammen 12 Seiten, lewie das illustrierte Sonntagsblatt. Letzte Nachrichten. . Dis Erbe 55 Stuttgart, 17. Nov. Profeſſor Fraas äußert ſich zu dem Erdbeben ebenfalls und kommt zu dem Schluß: Was nun die Wiederholung derartiger Stöße anbelangt, ſo ſteht es natürlich außerhalb unſerer Beurteilung zu ſagen, ob dieſelben vollſtändig ausgeſchloſſen ſind. Es iſt aber im höchſten Grade wahrſcheinlich, daß keine Stöße mehr nachfolgen werden Es war charakteriſtiſch, daß gleich der erſte Stoß mik der größten Heftigkeit auf⸗ getreten iſt und dies weiſt darauf hin, daß damit die Auslöſung der Spannung im Erdbebenzentrum ſelbſt erfolgt war, die ſpäteren Stöße waren gewiſſermaßen nur noch Nachklänge, die durch das allmähliche Nach⸗ . 3 der gegeneinanderſchiebenden Stollen hervorgerufen 0 4 11 Hohenheim, 17. Nob. Aus wieder olten An⸗ fragen, die an die hieſige Erdbebenwarte gerichtet wurden, geht hervor, daß die irrige Angabe Verbreitung gefun⸗ den hat, es ſei in der kommenden Nacht ein noch ſchwe⸗ deres Erdbeben zu erwarten. Für eine ſolche Befürch⸗ tung liegen von wiſſenſ chaftlicher Seite gar keine Anhalts⸗ punkte vor. Es ſind nur noch ſchwache. Nachbeben einge⸗ treten, ein erſtes kurz nach Mitternacht, ein zweites 5 nach 3 Uhr und im Lauf des heutigen Tages ſind ganz ſchwache Erſchütterungen, die nicht mehr gefühlt wurden, von den Inſtrumenten regiſtriert worden. Die Nachwirkungen werden alſo immer ſchwächer, und ſchei⸗ nen dem Erlöſchen nahe zu ſein. ee f Hechingen, 17. Nov. Die Burgkompagnie Mußte die ur Hohenzollern verlaſſen und die Nacht über auf dem Exerzierplatz verbringen. An der Burg ſind Kamine eingeſtürzt. Die Wände im Schloß weiſen 5 ſtarke Beſchädigungen auf. Figuren in den Sälen fielen Gebäuden bedeutend. Ueberall find Kamine eingeſtür⸗ und die Wände zeigen große Riſſe. Die Aufregung iſt eine ganz bedeutende. e, e * Balingen, 17. Nob. Die Wirkungen des Erd⸗ bebens waren hier ſehr ſtarke. Von eiter großen Anzahl Häuser ſtürzten die Kamine ab, die Mauern beigen Riſſe, Gegenſtände in den Wohnungen fielen um, Spie⸗ gel, Bilder, Uhren u. dergl. fielen von den Wänden, die chläfer wurden aus den Betten geſchleudert. Die Be⸗ 8 wohner eilten angſterfüllt auf die Straße. Im ganzen wurden bis heute morgen halb neun Uhr über 20 C.d⸗ ſtöße verſpürt. Heute nachmittag 3 Uhr 25 Min. er⸗ folgte ein weiterer Erdſtoß.„. Ebingen, 17. Nov. In Lautlingen iſt infolge des Erdſtoßes in dem Elektrizität werk der Witwe Haag Kurzſchluß entſtanden. Das ganze Anweſen, bis auf eine Scheuer ist abgebrannt. Zwiſchen hier und Lautlingen iſt der Bahndamm geborſten. Der Verkehr wurde durch Umſteigen aufrecht erhalten. Viele Dächer haben in der Stadt ſchwer gelitten vom Firſt bis zur Dachrinne und dſbenſo im Innern, kaum eine Straße iſt verſchont ge⸗ blieben. In der Druckerei des neuen Albboten war alles bereinandergeſtürzt, alle Kamine eingeſtürzt, das Dach ſteht offen, die Maſchinenhalle iſt beſchädigt. In dem Haus eines Fabrikanten wurde der Giebelkopf ſamt Mauer auf die Straße geſchleud ere. „ Konſtanz, 17. Nov. Einige Straßen bieken ein Bild grauſiger Verwüſtung. Trümmer von einge⸗ ärzte Kaminen, herabgefallenen Fensterläden und Treuzſtöcken liegen umher. In der Zollernſtraße, Bodan⸗ Riſſe. Auch in der Stadt Hechingen iſt der Schaden an a f von einzelnen alten Häuſern Giebel⸗ und Dachſtöcke ein. a Jom Münſterturm und der Faſſade des Münſters löſten „ſich verſchiedene Quaderſteine los. In den oberen Stock⸗ 7 werken der Häuſer wurden Möbelſtücke vom Platze ge⸗ rückt, Decken ſtürzten herunter, Bilder fielen von den Wänden herab. Alle Häuſer haben mehr oder weniger großen Schaden erlitten. An der Reichs poſt ſtürzten mehrere Figuren und Wappenſchilder herab. Der Stoß war mit einem gewaltigen Brauſen verbunden. Ter Schrecken der een war rieſig. Eine ganze An⸗ 10 zahl Menſchen verbrachte die Nacht im Freien. .* Bern, 17. Nov. In der ganzen 2 eſtrige Erdbeben verſpürt worden und zwar 10 Sekunden ng! In den Theatern brach eine Panik aus. würden in Luncbille, Epinal, Belfort und anderen Städten wurde in Luncville, Epinal, Belfort und anderen Städten 8 g Seckenheimer nnzeiger, muesheimer zu Boden. An den Türmen ſah man heute früh gewaltige ſtraße, Weſſenbergſtraße und andern Straßen ſtürzten Schweiz iſt das töße verſpürt. Perſonen kamen nicht zu Schaden Hmtsblaft der Bürgermeisteramier Senenheim, Nvesheim, eckarhansen nnd Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim. „ Auporf bei Rendsburg, 16. Nov. In der Bau⸗ firma Sander und Köſter, bei der Steinarbeiter infolge don Lohndifferenzen die Arbeit eingeſtellt haben, kam es zu ſchweren Ausſchreitungen. Einzelne Arbeiter dran⸗ gen gegen das Bureau vor, zertrümmerten mit Schie⸗ nen und Steinen die Türen und Fenſter und bedrohten den anweſenden Bureaubeamten den Revolver und gab Schreckſchüſſe ab. Als man weiter auf ihn eindrang, ſeuerte er ſcharf. Es wurde ein 28jäh⸗ zogen ſich die Angreifer zurück. e * Berlin, 17. Nov. In der heutigen Sitz Marokkoabkommen. etwa 45 Zuſtimmungsunterſchriften aus Handel⸗ Induſtriekreiſen zu dem deutſch⸗franzöſiſchen Vertrag. am ſchwerſten ö Schaben wird auf 300 Wilk, Mi geh Deutſcher Reichstag. N Bekl, 8 November. des Schiffahrtsabgabengeſetzes wird fortgeſetzt. Elbe ſei nicht durchzu ſeien ſachlich nicht begründet. Graßmann: Die bayriſche Partikularismus iſt nicht die Rede. Stolle auf eine Anfrage wegen Breslau, keit des Ruhrgebiets ſchädigen. Franck(Soz.) gunſten agrariſcher Intereſſen ein nationales Schluß 6¼ Uhr, Freitag 1 Uhr Fortſetzung. 75 N niſche Bedenken oldt. Dieſer ergriff 7 mann(gnatl.) erklärt, es riger Arbeiter durch zwei Schüſſe tödlich verletzt. Darauf ung der Budgetkommiſſion machte der Staatsſekretär des Aus⸗ wärtigen Amtes, v. Kiderlen⸗Wächter, vertrauliche Mit⸗ teilungen über den Gang der Verhandlungen zwiſchen der deutſchen und der franzöſiſchen Regierung über das Köln, 17. Nov. Die„Köln. Ztg.“ berbfſentuch un Halle, 17. Nov. In einer Verſammlung des Zentralverbandes der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaf⸗ ten der Provinz Sachſen wurde feſtgeſtellt, daß letztere durch den Ernteausfall von Rüben, Kartoffeln und Ge⸗ müſe, ſowie durch die Verheerung von Viehſeuchen die betroffene preußiſche Provinz iſt⸗ Der Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär Dr. Delbrück und Miniſter v. Breitenbach. Präſident Graf Schwerin⸗ Löwitz eröffnet um ½ Uhr die Sitzung. Tie Beratung „ Heinße(ntl.) erklärt, daß er ſich nicht davon habe überzeugen können, daß man berechtigt ſei, die Schif⸗ fahrt abermals mit neuen Abgaben zu belegen. Die neuen Laſten fallen auf die Schultern der Schiffer, die Neubelaſtung werde nicht ausgeglichen durch Verbeſſerun⸗ gen der Stromläufe. Der Schiffsraum der Elbſchiffahrt werde nicht genügend ausgenützt, eine Vertiefung der führen. Es ſei nicht gelungen, die einheitliche Handhabung dieſes Geſetzes durchzuſetzen. Er und ſeine Freunde aus Sachſen lehnen das Geſetz ab. Günther(f. Vp.): Sachſen als Induſtrieſtagt erleide durch das Geſetz einen unendlichen Schaden. Die Hoff⸗ nung des württ. Miniſters v. Piſchek richte ſich vielleicht auch auf eine Geſundung der württ. Eiſenbahnverhält⸗ niſſe mit Hilfe Preußens. In der Einführung der Schiff⸗ fahrtsabgaben kann Redner nur ein Entſchwinden des ſeinerzeit ſiegreichen Einheitsgedankens erblicken. W inck⸗ ler(konſ.): Der Widerſtand aus Sachſen ſei bedauerlich. Durch dieſes Geſetz wird den gemeinſamen Intereſſen aller Landesteile gleichmäßig gedient. Miniſterialdirek⸗ tor Peters: Die Wünſche der ſächſiſchen Abgeordneten Gerade bei einem reau⸗ lierten Strom ſei auch eine gewiſſe Garantie für die Aufrechterhaltung der Schiffahrt bei kleinem Waſſerſtand geboten. Wer einem Lande dieſe Regulierung vorent⸗ halte, ſei ſein Gegner. Bayr. Min.⸗Rat Tr. Ritter v. 5 Regierung hat ſich für die Vorlage erklärt, weil ſonſt dringende Strombauten unmöglich gemacht würden. Von einer Steigerung des ö i(Soz.): Der Widerſtand der anderen Regierungen iſt durch den Druck Preußens gebrochen worden, daran ändern die Erklärungen der Regierungsvertreter von Bayern und Württemberg nichts. Min. v. Breitenbach erwidert l Ausbau der Oder unterhalb die Mittel würden vom preußiſchen Landtag gefordert werden, die Koſten betragen 40 Millionen. Dr. Hahn(ekonſ.): Die Schiffer werden die Abgaben gerne bezahlen, wenn die Flüſſe reguliert werden. Die Moſel⸗ kanaliſation lehnen wir ab, ſie würde die 5 enn der Reichstag dieſes Geſetz annimmt, ſo läßt er ſich zu⸗ mißbrauchen. Hau ß⸗ mann(f. Vp.) ſtimmt namens einiger ſüddeutſcher Mit⸗ glieder ſeiner Partei der Vorlage zu. Es handle ſich um Werk, gegenüber den Vorteilen müſſen andere Bedenken zurücktreten. Die Veſprechung ſchließt. „ eerlin, 17, Non m Bundes ratsstiſch Miniſter v. Breitenbach. Prä- ſident Graf Schwerin ⸗Lö witz eröffnet um 1.20 Uhr die Sitzung. Die Beratung des Schiffahrtsabgabenge · ſetzes wird fortgeſeßt. Der Art. 2 enthält in 15 Para- araphen die Organiſation der. Strombauverbände. Dr. Hnzeiger, nearhanser Zeitung, Edinger Zeitung 111 In fertionspreis Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Feruſprechanſchluß Nr. 16. u. Tahrgang Gieſe(konſ) iſt der Meinung, daß die Vorlage in Bezug auf die Regulierung der Elbe ſchwerwiegende tech⸗ hat und daß verfaſſungsrechtliche Be⸗ denken entgegenſtehen. Die ſächſiſchen Abgeordneten wer⸗ den ebenſo wie Art. 1 auch die ſonſtigen Beſtimmungen des Geſetzes ablehnen. Böhle(Soz.): Die Moſel⸗ und Saarkanaliſation iſt unbedingt notwendig. Baſſer⸗ ſei nicht einzuſehen, warum das Moſel⸗ und Saarrevier ausgeſchloſſen werden ſollen. Sommer(f. Vp.) bittet, die Kanaliſierung der Saale bis Weißenfels fortzuführen. Miniſter v. Br eitenbach betont, daß die eingebrachten Anträge grundſätzliche Aenderungen des Entwurfs bedeuten. Württ. Miniſter des Innern v. Piſchek! Maß und Tempo der mit⸗ einander konkurrierenden Pläne müſſen auf das finan⸗ 2 Erträgnis der Abgaben geprüft werden. Bayriſcher undesratsbevollmächtigter v. Graßmann erſucht, alle Anträge abzulehnen, um das Geſetz nicht zu gefährden. Höffel(Rp.) verteidigt als Elſäßer den Antrag Baſ⸗ ſermann auf Kanaliſierung der Moſel und Saar. Mit einer Moſelkanaliſierung würde man ganz Deutſchland einen nationalen Dienſt erweiſen. Dr. Am Zehn hoff (Str.): Durch die Annahme des Antrags Baſſermann würde die Moſelkanaliſation nicht vorwärts gebracht wer⸗ den. Franck(Soz.) fordert eine Entſchädigung für die kleinen Schiffer, deren Fahrzeuge durch die Kanaliſation wertlos werden. Oeſer(f. Vg.): Es iſt behauptet worden, daß nur die Nachteile der Vorlage ſicher, die Vorteile dagegen ſehr ungewiß ſeien, es iſt aber vorge⸗ ſehen, daß Abgaben erſt erhoben werden, wenn die Ver⸗ beſſerungen beendet ſind. Schmid⸗Konſtanz(natl.): Die Schiffbarmachung des Rheins vom Bodenſee bis Konſtanz wäre ſehr ſchön, ſie wird aber viel ſchneller ausgeführt werden, wenn der Rhein abgabenfrei wird. Neumann⸗Hofer(f. Vp.): Die Kalaniſation des Neckars iſt für Württemberg die Hauptſache, die Mei⸗ nung der einzelnen Herrn richtet ſich meiſt nach ihrer Heimat. Hildenbrand(Soz.): Wir würden die Zu⸗ timmung der württ. Regierung begreifen, wenn wir die Gewißheit hätten, daß die von Preußen gebotenen Ga⸗ rantien auch durchgeführt werden. Nachdem die Anträge mit Ausnahme desjenigen betr. die Moſelkanaliſation zurückgezogen bezw. niedergeſtimmt waren, wird der An⸗ trag über die Moſelkaualiſation in namentlicher Ab⸗ Der deutſch⸗franzöſiſche Vertrag. 1220 In der neueſten„Hilfe“ ſteht ein ausgezeichneter Epilog von Friedrich Naumann zu den Marokkodebat⸗ ten des Reichstages. Naumanns Urteil iſt ſcharf ab⸗ lehnend, die Phalanx der Regierungsgegner erhält in ihm eine weitere Stärkung: 8 Die Regierung hat immer wieder gefragt: was hät⸗ ten wir denn nach Eurer Meinung bei den Verhandlungen erreichen ſollen? Die einſtimmige Antwort lautet: mehr! Entweder mehr wirkliche Friedensgarantien zwiſchen uns und den Franzoſen oder mehr an brauchbarem Kolonial⸗ gebiet. Es iſt doch in der Tat eine ſchwere Zumutung, ein Land anzunehmen, deſſen Annahme der Kolonial⸗ ſekretär unter Aufopferung ſeiner Stelle verweigert. Eine Regierung, die ihre Volksvertretung in eine ſo abſcheuliche Zwangslege bringt, muß Fehler gemacht haben. Wir beſitzen ein ſtarkes Heer und eine zwar nicht ſebr große, aber aut organiſierte Flotte. Das koſtet uns im Jahr 16 Milliarde Mark. Auf dieſer Grundlage muß eine Regierung mit beſſerem Erfolge verhandeln können, und wenn ſie es nicht kann, ſo iſt ſie unfähig. Das iſt das über alle Parteigren'en hinaus heute feſtſtehende all⸗ gemeine Urteil, ein ſehr niederdrückendes Urteil für jeden Deutſchen, er mag ſonſt denken, was er will. Damit iſt nicht einmal geſagt, daß Herr v. Kiderlen⸗Wächter per⸗ ſönlich ein ſehlechter Geſchäftsführer der nationalen Macht iſt. Das hat ihm keiner geſagt, weil man ihn immer noch für den relativ beſten Vertreter hält, der da iſt. Für ſchlecht hält man unſere Vertretung in London und Paris und überhaupt den Perſonalbeſtand unkeres diplo⸗ matiſchen Betriebes. Er iſt ein zünftleriſcher Adelsbe⸗ trieb ohne friſches Blut eus dem praktiſchen Leben. Deutſchland beſitzt große und kluge Kaufleute, aber keine Diplomaten, denn das auswärtioe Amt iſt noch völlig unmodern. Es ſind zwei Süddeutſche, die in dieſem Ver⸗ ein ehemaliger Korpsſtudenten noch am leidlichſten er⸗ ſcheinen: Kiderlen und Marſchall. Aber ſie, können allein die Maſchine nicht reparieren. Ein großes Volk bringt ungeheure Opfer, um kleine Ergebniſſe zu er⸗ reichen! Das liegt auch im Hintergrund der ſtarken alldeutſchen Bewegung. 2 1999255 Deutfchland iſt bei der Aufteilung Afrikas objektiv zu kurz gekommen. In dreißig Jahren iſt der Erdteil von den Engländern und Franzoſen beſetzt worden, und wir haben mit Spaniern, Portuagieſen und Italienern nur Nebenſtücke in Händen. Das bedeutet für die Geaen⸗ 4 7 1 * 5 . E 2 „ wart eins Erleichterung unſerer Ausgaben und Milhe aber für die Zukunft eine nie wieder eum Einbuße an deutſchen Entwicklungsmöglichkeiten. Alles das, was wir jeßt unter dem Tages geſichtspunkte ver⸗ handeln, wird ſpäter als Geschichte erscheinen, und dann werden die Akten dieſer Periode noch einmal geprüft werden von Bismarck an bis Bethmann Hollweg, und wir alle, die wir heute leben, haben das Vorgefühl, daß das Urteil unſerer Enkel über dieſe Dinge vielleicht herb und bitter ſein wird. Sieht man die Erlebniſſe dieſer Tage unter dieſem Geſichtspunkt an, dann wird alles das, was jetzt mit Parteien und Wahlen zuſammenhängt, ſehr klein, und es bleibt nur die ſchwere und ernſte Grundfrage: Konnte in jener Periode das Deutſchtum für ſeine Zukunft mehr leiſten oder nicht? Indem die Alldeutſchen uns den Ernſt dieſer Geſchichtsfrage auf⸗ zwingen, tun ſie etwas Notwendiges, und es iſt nur zu bedauern, daß ihre Art des politiſchen Vorgehens mehr leidenſchaftlich als geſchichtlich iſt. Wir unſererſeits er⸗ kennen die Fragſtellung als ſolche an. Wir fühlen uns verpflichtet, für den Anteil des Deutſchtums an der Aus⸗ breitung der kapitaliſtiſchen Kultur über die Erdoberfläche und machen es der Sozialdemokratie zum Vorwurf, daß ſie von dieſer Verpflichtung nichts wiſſen will, obwohl aller Sozialismus erſt hinter und aus dem internaliona⸗ len Kapitalismus kommen kann, an dem jede große Nation ihren angemeſſenen Anteil ſich erwerben muß. Wir ſind grundſätzlich für deutſche Kolonialpölitik und tragen ſchwer an dem geringen Ergebnis dieſer entſchei⸗ dungsvollen dreißig Jahre afrikaniſcher Politik. Neumann kommt zu folgendem Ziel:„Wir ſind noch nicht zur bürgerlichen Gleichberechtigung gelangt und ſind deshalb politiſch noch ſchwach. Unſere Arbeiter⸗ maſſen ſind noch nicht weltpolitiſch erzogen. Unſere Un⸗ ternehmer haben für den Staat noch keine Zeit. Wir überlaſſen das Regieren der Kaſte des Herrn v. Heyde⸗ brand, und dieſe macht es eben ſo gut, wie ſie es kann. Sie aber kann gar nicht den weltvolitiſchen Geiſt haben, den ein Volk braucht, das mit Engländern und Fran⸗ zoſen erfolgreich politiſch konkurrieren will. Wir Deut⸗ ſchen bauen die beſten Maſchinen, geben den beſten Mathematikunterricht, haben die vorzüglichſten Muſter⸗ koffer, beſitzen die größten Gewerkſchaften, aber draußen in der weiten Welt ſind wir noch altmodiſch vertreten. Bei dieſer Sachlage hilft es nichts, nur auf die paar Männer zu ſchlagen, die gerade jetzt unſere Geſchäfte führen. Und wenn ſie Engel wären, ſo würden ſie uns nicht von heute auf morgen weltpolitiſch. machen können. Das Geſchick zur großen Politik muß in Generationen wachfen, und es kann nur wachſen mit der Ueberwindung des Junkerſtaates durch den Bürger⸗ ſtaat 5 Wolitiſche Rundſchau. 8 ö Deutſches Reich. »Das Befinden des Kaiſers gibt zu keinerlei Beſorgnis Anlaß. Die Erkältungserſcheinungen ſind be⸗ reits im Rückgange begriffen. n »Ein neuer Leiter des Kolonialamts? An der Berliner Börſe waren Gerüchte im Umlauf, daß dem Direktor der Deutſchen Bank, Geheimen Legations⸗ rat a. D. Dr. Helfferich, der Poſten als Staatsſekretär des Reichskolonialamtes angeboten worden ſei. Von der Leitung der genannten Bank wurde die Richtigkeit der Nachricht beſtritten, von anderer Seite wollte man indeſſen wiſſen, daß eine ſolche Anfrage in der Tat ergangen ſei. Dr. Helfferich habe ſich aber über Annahme oder Ablehnung noch nicht entſchieden. *Der Arbeitsplan des Reichstags. Die Ac⸗ beitsdispoſitionen des Reichstags für den Schluß der Seſſion werden vorausſichtlich am Donnerstag in Se⸗ niorenkonvent getroffen werden. Die Beſchlüſſe des Se⸗ niorenkonvents werden im weſentlichen davon abhängen, ob der Bericht über die ee e des An⸗ geſtelltenverſicherungsgeſetzes noch bis zum Sonnabend vollſtändig ferti geſte lt werden kann oder nicht. Aller Vorausſicht nach wird dies möglich ſein, da die Kom⸗ miſſion wahrſcheinlich am Donnerstag ihre Arbeiten abſchließen wird. Dann bleibt es bei den bisherigen Dispoſitionen wonach Montag, Dienstag und Mittwoch (Bußtag) freibleiben und die zweite Leſung des Angeſtell⸗ tenverſicherungsgeſetzes am Donnerstag beginnen ſoll. Gelingt die Fertigſtellung des Berichts aber nicht, ſo ſoll die ganze nächſte Woche ſitzungsfrei bleiben und die zweite Leſaſg des Privatbeamtenverſicherungsgeſetzes wird Montag den 27. November beginnen. In dieſem Falle nimmt man an, daß die Arbeiten des Reichstags am 1. oder 2. Dezember abgeſchloſſen werden können, während ſie im erſteren Falle wohl ſchon am 29. oder 80. November fertig werden. Der deutſche Handel. Der Wert des deutſchen Spezialhandels im reinen Warenverkehr belief ſich im Oktober ds. Is. auf 864.0 Millionen Mark in der Ein⸗ fuhr und 710.9 Millionen Mark in der Ausfuhr, im abgelaufenen Jahresteil auf 7792.1 in der Einfuhr gegen 7296.6 in der Ausfuhr und auf 6609.7 gegen 6108.8 im Vorjahre. Außerdem erreichte die Einfuhr an Gold und Silber im Oktober d. J. einen Wert von 16.6 im abgelaufenen Jahresteil einen ſolchen von 227.2 gegen 324.2 im Vorjahre, die gleichzeitige Ausfuhr an Gold und Silber einen Wert von 9.3 und 97.1 gegen 154.1 Millionen Mark im Vorjahre. i England und Deutſchlaud. Im neuen Re⸗ form⸗Klub in London hielt der Privatſekretär des ver⸗ ſtorbenen Premierminiſters Campbell Bannerman, Pon⸗ ſonby, eine Anſprache, aus welcher hervorzuheben iſt, England habe im Monat September dieſes Jahres vor einem Kriege mit Deutſchland geſtanden. Die Vorberei⸗ tungen ſeien getroffen geweſen und die engliſche Nordſee⸗ flotte habe bereits ihre Torpedonetze ausgehängt, weil ſie einen Angriff deutſcher Torpedoboote erwartete. Die Juſtizgefällordnung. Am 1. Januar 1912 wird die Erhebung der bad. Gerichts⸗, Notariats- und Grundbuchkoſten auf Grund neuer Vorſchriften erfolgen. Dieſe Vorſchriften ſind in der im Geſetzes⸗ und Verordnungsblatt veröffentlichten neuen Juſtizgefällordnung niedergelegt.„ werden zu den neuen Beſtimmungen in der„Karlsr. Ztg.“ nachſtehende Erläuterungen gegeben. Nach den zurzeit geltenden Vorſchriften tragen die Koſtenbeamte der Gerichte die fällig gewordenen Koſten nach Monatsende jeweils in Hebrollen ein, die det Steuereinnehmerei am Wohnort des Schuldners über⸗ mittelt werden. Die Steuereinnehmerei ſtellt auf Grund der Hebrolle die Forderungszettel aus und übermittelt ſie dem Schuldner, der die Schuld ſtets an die Steuer⸗ einnehmerei zu bezahlen hat. Die Koſtenbeamten der Gerichte dürfen Zahlungen nicht annehmen; die Be⸗ nützung des Poſtſcheckverkehrs zur Einzahlung der Koſten iſt nur in ganz beſchränktem Umfang möglich, da nur die Steuereinnehmereien der größeren Städte ein Poſt⸗ ſcheckkonto haben. Entſprechend iſt die Erhebung der Notariats⸗ und Grundbuchkoſten geregelt. Künftighin werden die Koſtenbeamten der Gerichte, Notariate und ſtaatlichen Grundbuchämter alsbald nach Fälligkeit der Koſten dem Schuldner eine Rechnung aus⸗ ſtellen und ihm auf dem kürzeſten Weg übermitteln. Die Koſten ſind ſtets an die Steuereinnehmerei am Sitze des zuſtändigen Amtsgerichts— die Gerichtskaſſe— 5 zahlen; jede Gerichtskaſſe führt beim Poſtſcheckamt arlsruhe ein Poſtſcheckkonto. Schuldner, die nicht am Sitze der Gerichtskaſſe wohnen, ſollen den Schuldbetrag tunlichſt auf das Poſtſcheckkonto der Gerichtskaſſe einbe⸗ zahlen; ſie werden daher regelmäßig mit der Rechnung eine Zahlkarte erhalten, auf der die Gerichtskaſſe, dit Nummer ihres Poſtſcheckkontos und das Poſtſcheckam! vorgedruckt ſind. Außerdem können Perſonen, die bei Beſorgung ihrer Rechtsangelegenheiten bei den Gerichten oder Notariaten ihre Koſtenſchuld ſofort begleichen wol len, an die Koſtenbeamten der Gerichte oder Notariat Zahlung leiſten. Die Koſtenbeamten haben die Zahlung auf der Rechnung zu beſcheinigen, darauf Koſtenmarken in Höhe des bezahlten Betrags auf dem Schriftſtückt ſelbſt entwertet. f Die Notare ſind gleichfalls ermächtigt, gegen Ent⸗ wertung von Koſtenmarken Zahlung von Notariats- und Grundbuchkoſten für die Gerichtskaſſe anzunehmen. Den Koſtenbeamten der Grundbuchämter(Hilfsbeamten) if dieſe Ermächtigung vorerſt nicht erteilt worden. Grund⸗ buchkoſten können aber auch bei der Steuereinnehmere der Grundbuchgemeinde einbezahlt werden. Die Revolution in China. Nach Konſularberichten ſind 30 000 Mann der in Hangtſchau ſtehenden Truppen zu den Revolutionären übergegangen. Sie ſchlugen die Truppen aus Nanking und Tſchinkiang und befinden ſich jetzt auf dem Marſche nach Nanking, wo eine große Schlacht erwartet wird. Ein kaiſerliches Edikt gibt bekannt, daß das neue Ka⸗ binett Muanſchikais gebildet iſt und veröffentlicht die Namen der Präſidenten und Vizepräſidenten jedes Portefeuilles. Das Kabinett enthält auch einige Mand⸗ ſchus, aber keine Adeligen. Eine Depeſche aus Shanghai meldet: Die Stadt Nanking iſt vollſtändig iſoliert. Man iſt ohne jede Nachricht über das Schickſal der dort anſäſſigen Frem⸗ den. General Chang, der Führer der kaiſerlichen Trup⸗ pen, hat Puokeu mit 33 Geſchützen befeſtigt, um dem Vordringen der Revolutionäre wirkſamen Widerſtand ent⸗ gegenſetzen zu können. Man betrachtet die Stadt Nanking als den wichtigſten Punkt, von deren Fall das Schick⸗ ſal der kaiſerlichen Familie abhängen wird. Sollte ſick der Sieg an die Fahnen der Revolutionäre heften, ſo iſt jeder Verſuch, ihren Plan zu durchkreuzen, unmöglich geworden. Sollte dagegen General Chang den Rebellen eine Niederlage bereiten, ſo darf mon ſich auf Ereig⸗ niſſe gefaßt machen, die eine vollſtändige Aenderung der Sachlage hervorrufen würden. Der türkiech⸗italieniſche Krieg. Der türkiſche Geſchäftsträger in Wien Mukhtar Bey äußerte ſich einem Mitarbeiter der„Neuen Fr. Preſſe“ gegenüber:„Mir iſt nichts über die Möglichkeit eines nahen Friedens zwiſchen der Türkei und Italien be⸗ kannt. Jetzt, wo die türkiſchen Waffen die türkiſche Le⸗ benskraft zeigen, iſt am wenigſtens der Augenblick, von Frieden zu ſprechen. Auch wenn Italien den Krieg über das Aegäiſche Meer tragen ſollte, würde uns das nicht anfechten. Es würde uns gleichgiltig laſſen, wenn Italien eine Inſel beſetzte. Es iſt mir auch nichts da⸗ rüber bekannt, daß zwiſchen der Türkei und Griechenland ein Abkommen betreffend Kreta geſchloſſen werden ſoll.“ Nach einer Meldung der„Tribuna“ iſt die italie⸗ niſche Flotte in Stärke von 18 Schiffen vor den Darda⸗ nellen bei Kumkale(dem Fort auf dem Südufer) ein⸗ etroffen. Man weiß nicht, ob ſie das Bombardement ſchon begonnen hat. Das Telegraphenkabel zwiſchen den Inſeln Rhodus und Lemnos iſt durchſchnitten worden.— Eine andere Meldung erklärt die Nachricht von dem Er⸗ ſcheinen der italieniſchen Flotte in den Dardanellen für unrichtig.— Die Ag. Stef. berichtet aus Tripolis: Das regneriſche und ſtürmiſche Wetter dauerte in der vorletzten Nacht und am geſtrigen Tag an. Die Arbeiten der italieniſchen Soldaten werden ungeſtört fortgeſetzt. Die Berichte der Kundſchafter ſind widerſpruchsvoll. keiner kann die vollſtändige Untätigkeit des Feindes ge⸗ ee ſeiner früheren lebhaften Tätigkeit erklären. in aus Ain Sara angekommener Kundſchafter beſtätigt die Zuſammenziehung türkiſcher und arabiſcher Streit⸗ kräfte in der Oaſe, kann aber deren Zahl nicht angeben. Der Geſundheits zuſtand der italieniſchen Truppen iſt ausgezeichnet. Die Zahl der Kranken beläuft ſich auf weniger als 1 Prozent der Geſamtſtärke. Auch die er⸗ krankten Eingeborenen. etwa 70. werden in der Stadt ſtüͤcke. ſelbſt verpflegt. In Tobrur wurden zwiſchen den Vor, in poſten Schüſſe gewechſelt. Es ſind dort Verſtärkungen gelandet worden. Bei Derna kam es zu einem kleinen uſammenſtoß zwiſchen Patrouillen. Auch in Derna kam es zu einem kleinen Zuſammenſtoß zwiſchen Pa⸗ krouillen. Auch in Derna ſind Verſtärkungen an Land gegangen. 5 Der„Secolo“ meldet aus Alexandrien: Ein Hilfs⸗ zug vom ägyptiſchen roten Halbmond nähert ſich der Grenze der Tyrenaika. Angeblich finden Verhandlungen ſtatt, um die Erlaubnis zur Landung des Lazarettmate⸗ rials des roten Halbmondes zu erhalten. Jedoch ſind die Italiener kaum dazu geneigt, da ſie eine moraliſche Stärkung des Feindes befürchten.— Aus Aegypten kommt die unwahrſcheinliche Meldung, die Italiener be⸗ abſichtigen die Landung in Sollum, dem öſtlichſten Ha⸗ fen der Corenaika, um eine wirkſame Grenzaufſicht ge⸗ gen Aegypten durchzuführen. N Die Mitteilung der Annexion von Tripolis, iſt, wie eine Berliner Korreſpondenz erzählt, in der Form bei den Mächten erfolgt, daß der diplomatiſche Vertreter Italiens im Auswärtigen Miniſterium des Staates, bei dem er beglaubigt iſt, das Telegramm ſeiner Regierung, in dem die Annexion mitgeteilt wurde, vorgeleſen und eine Abſchrift davon zurückgelaſſen hat. Dieſe Form der Mitteilung bedarf nach diplomatiſchen Gewohnheiten keiner Antwort, enthebt daher die Mächte der Aufgabe, zu dieſer ſogenannten Annexion jetzt Stellung zu nehmen. Lokales. Seckenheim, 18. November. Ein Erdbeben von 4—5 Sekunden Dauer wurde Donnerstag abend kurz vor halb 11 Uhr verſpürt, das von heftigem, unterirdiſchem Rollen begleitet war, Die Erſchütterung war ſo heftig, daß in Schränken ſtehende Glasſachen und Porzellan klirrte, ja einzelne Gegenſtände fielen ſogar zu Boden. Wie uns mitgeteilt, wurde das Vieh in den Ställen im Moment des Erdbebens ſehr un⸗ ruhig, Hühner fielen von den Stangen herunter oder flogen umher. Einige Bewohner eilten auf die Straße und be⸗ ſprachen das ſeltſame Ereignis, welches in ganz Baden, Württemberg und Elſaß verſpürt wurde. Seit 40 Jahren iſt ein ähnliches Erdbeben nicht mehr vorgekommen; ältere Leute erinnern ſich noch an eine ähnliche Kataſtrophe vor 40 Jahren.(Siehe auch den Artikel„Das Erdbeben“. Veſchluß. Der landwirtſchaftliche Ein⸗ und Ver⸗ kaufsverein Friedrichsfeld[faßte den Beſchluß, daß jedes Mitglied gegen Unterſchrift verpflichtet ſei, den Zentner Tabak nicht unter 40 Mark zu verkaufen. Verfehlungen gegen dieſen Beſchluß ſollen mit Konventionalſtrafen bis zu 100 Mark beſtraft werden. i Die diesjährige Viehzählung wird am 1. Dez, ds. Js. vorgenommen. -t. Diebſtähle. In der Nacht vom 11. auf 12. ds. Mts. wurde in die etwas abſeits der Wärterwohnungen gelegenen Hühnerhoͤfe am neuen Rangierbahnhof bei det Station Seckenheim eingebrochen. Mittels Durchſchneiden des Drahtgeflechts verſchaffte ſich der Dieb Eingang in die bezeichneten Ställe und entwendete dem Rangierobmann Engelhard eine Gans, dem Schloſſer Egolf 2 ſchwere Hafen und dem Weichenwärter Kuͤbler verſchiedene Wäſche⸗ Der Verdacht der Täterſchaft fiel auf einen eben⸗ falls dort wohnenden Hilfslademeiſter, bei dem auch bereit Montag früh durch die hieſige Gendarmerie reſultatlos gehausſucht wurde. Aufgebracht durch die Verdächtigung ſeiner Perſon in dieſer Sache, beſchuldigte er mehrere Be⸗ wohner der Kolonie, dienſtlicher Vergehen, worauf au wieder in dieſer Sache ſeitens der Verwaltung ſtrenge Unterſuchung eingeleitet wurde, deren Reſultat z. Zt. no ausſteht. Dezember 1911? Gemäß der Vorſchrift des§ 196 B. G. B. Ziff. 1 verjähren am 31. Dezember 1911 alle im Laufe des Jahres 1909 entſtandenen Forderungen von Kaufleuten, Fabrikanten, Handwerkern und den' jenigen, welche ein Kunſtgewerbe betreiben, für Lieſerung von Waren, Ausführung von Arbeiten und Besorg fremder Geſchäfte mit Einſchluß der Auslagen. Das! der häufigſte Fall: die Forderungen der Detailliſten und Handwerker an ihre Privatkundſchaft. Die Groh ſiſten und Fabrikanten, ſowie alle diejenigen, die ni für den Privatgebrauch eines Schuldners, ſondern für einen Gewerbetrieb Lieferungen unternommen haben, und die Handlungsagenten mit ihren Proviſionsfor“ derunger ſind etwas günſtiger geſtellt, ihre Forderungen verjähren erſt in vier Jahren, alſo würden jetzt Forderungen aus 1907 verjähren. Außerdem verjähten in zwei Jahren Forderungen, die im privaten 9 eſchäftlichen Leben von Bedeutung ſind, z. B. Gehalts“ 1 der Handlungsgehilfen, Lohnforderungen 55 Arbeiter, Forderungen der Aerzte, Rechtsanwälte, No tare, Lehrer, Miets forderungen uſw. In vier Jahren verjähren Rückſtände von Zinsforderungen, Renten, 8 ſionen, ſowie die bereits oben erwähnten geſchäftlichez Forderungen. Da im den letzten Wochen eines Jah erfahrungsgemäß die Gerichte mit Ausfertigung Zahlungsbefehlen und Klagen überlaſtet ſind, tut ö chäftsmann gut, frühzeitig ſeine Bücher durchzu 50 und die Wirkung der Verjährungsbeſtimmungen dadur außer Kraft zu ſetzen, daß entweder der Schuldner den Rechtsanſpruch durch Zinszahlung, Abſchlagszaßlihh Bürgſchaftsleiſtung oder Schuldſchein anerkennt. Iſt 5 in Güte nicht zu erreichen, ſo muß der Gläubiger Ablauf des Jahres— einreichen oder die 1 fertigung eines Zahlungsbefehls beantragen. chu das nicht, ſo iſt der Anſpruch verjährt, das Geld verloren. i 5 4. Aus Nah und Fern. 1 del (Karlsruhe, 1/. Nov. Durch folgende unmit. bare Entſchließung des Großherzogs werden die 1 ſtände einberufen: Wir haben beſchloſſen, unſere getre 11 Stände auf Dienstaa den 28. November um uns — Welche Forderungen verjähren am 31 S F 7 S2 1 erſammeln und laden daher ſämtliche Abgeordneten der den Kammern ein, ſich auf gedachten Tag in Karls⸗ uhe einzufinden. Gegeben zu Karlsruhe, den 15. Nov, 11. Friedrich.— Ter Großherzog traf bezüglich der rnennung des Präſidenten und der Vizepräsidenten für erſte Kammer der Ständeverſammlung folgende Ent⸗ chließung: Wir ernennen zum Präſidenten der erſter kammer für die Dauer des nächſten Landtags unſeres en Herrn Vetters, des Prinzen und Markgrafen aximilian großh. Hoheit und Liebden, ſodann zum erſten Vizepräſidenten den Wirkl. Geh. Rat Dr. Bürk⸗ in und zum zweiten Vizepräſidenten den Grafen Raban von Helmſtatt. 5 (Karlsruhe, 17. Nov. Die Einnahmen der bad. taatseiſenbahnen betrugen in der Zeit von Januar dis Mitte Oktober: nach geſchätzter Feſtſtellung 1911 94 258 000 Mk., nach geſchätzter Feſtſtellung 1910 7529 540 Mk., nach endgiltiger Feſtſtellung 1910 7919 068 Mk.; im Jahre 1911 gegen die geſchätzte Einnahme des Jahres 1910 mehr 6 338,952 Mk. ) Heidelberg, 17. Nov. Im„Heidelb. Tagbl.“ beſpricht der Ordinarius für Geologie Prof. Dr. Wilh. Direktors des mineralogiſchen geologiſchen Inſtituts der Berliner Techniſchen Hochſchule, Geheimrats Hirſch⸗ wald, über die gefahrdrohende fortſchreikende Verwit⸗ lerung des Otto⸗Heinrich⸗Baues. Profeſſor Salomon lommt dabei zu dem Schluß, daß die berühmte Weſt⸗ ſaſſade desſelben dieſes Jahrhundert nicht mehr über⸗ f werde. ( Mannheim, 17. Nov. Auf Verfügung des Unkerſuchungsrichters wurde der wegen Verdachts der Spionage verhaftete Kaufmann W. Lichtenberger von aus dem hieſigen Amtsgefängnis in das Landge⸗ nichtsgefängnis zu Landau überführt. Er wird ſich vor 1 dortigen Strafkammer zu verantworten haben. (J Kehl, 17. Nov. In Rheinbiſchofsheim wurde in; klge bes ſtarken Auftretens von Scharlach durch das Bezirksamt die Schließung der Volksſchule verfügt. * (Furtwangen, 17. Nov. Bei den nun been⸗ deten Bürgerausſchußwahlen wurden gewählt 29 Zen. kumsleute, 23 Liberale und 8 Sozialdemokraten. Damit i die Zentrumsmehrheit im Bürgerausſchuß beſeitigt Singen a. H., 17. Nov. Auf dem hieſigen Bahn. hof wurden vier Saccharinſchmuggler, zwei Männer und wei Frauen, die mit einem Kinde aus Zürich kamen berhaftet und in das Amtsgefängnis Radolfzell ein⸗ kiefer. Jurtwangen, 17. Nov. Die badiſche Uhren. Förit A.-G. verteilt für das abgelaufene Geſchäftsjahn Prozent Vividende. ö (9 Karlsruhe, 16. Nov. Der Schloſſer Hager aus Rußheim, der des Mordes an der geſchiedenen Ehefrau wecker von da beſchuldigt iſt und ſich ſeit mehreren ochen hier in Unterſuchungshaft befindet, wurde, wie man hört, zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes in die pſhchiatriſche Klinik nach Freiburg verbracht. (0 Karlsruhe, 16. Nov. Die Maul⸗ und Klauen⸗ war, gewann im Monat Oktober wieder an Ausdeh⸗ nung. Die Seuche trat in 10 Amtsbezirken, 36 Ge. meinden und 144 Stallungen neu auf, während ſie in 4 Amtsbezirken, 15 Gemeinden und 39 Ställen erloſch. Am Schluſſe des Monats blieben am ſtärkſten verſeucht die Amtsbezirke: Heidelberg mit 5 Gemeinden, Karls⸗ ruhe und Bruchſal mit je 4 Gemeinden und Lörrach, retten, Mannheim, Adelsheim und Tauberbiſchofsheim mit je 3 Gemeinden. im Monat Oktober einen deutlichen Rückgang. Die übri⸗ hen Seuchen, die noch beobachtet wurden, weiſen einen günſtigen Stand auf. ( Höpfingen, 16. Nov. Nachdem die Dienſtzeil des vor 2 Jahren von der Regierung eingeſetzten Bür⸗ germeiſters Eiermann abgelaufen iſt, hatte eine Bürger⸗ meiſterwahl ſtattzufinden. Es erhielten bei der Wahl ermann 110 Stimmen und Fabrikant Kaiſer 140 St. er letztere iſt ſomit gewählt. Pforzheim, 16. Nov.(Einweihung der Pforz⸗ heimer Kunſtgewerbeſchule.) Der Großherzog traf geſtern dormittag 11 Uhr aus Karlsruhe mit Gefolge hier ein und begab ſich in die neue Kunſtgewerbeſchule, wo⸗ ſelbſt im großen Vortragſaale die Einweihungsfeierlich⸗ leit der neuen Anſtalt ſtattfand. Der Miniſter des In⸗ ern Frhr. v. Bodman, begrüßte den Großherzog und die Gäſte und warf ſodann einen kurzen Rückblick au die Geſchichte und die Entwicklung der Schule ſeit 1877. Oberbürgermeiſter Habermehl dankte hierauf in längerer Rede dem Großherzog für ſein Erſcheinen, worauf der Landesherr erwiderte. Mit großem Intereſſe verfolge er die Entwicklung der Pforzheimer Induſtrie und gedenke dabei ſeines Urgroßvaters, der dieſe Kunſtinduſtrie ins Leben gerufen habe. Später beſichtigte der Großherzog 10 Ausſtellung der Pforzheimer Induſtrie, die von über 0 Fabrikanten beſchickt iſt und ein glänzendes Bild der eutwickelten Juweleninduſtrie bietet. Es befinden ſich in der Ausſtellung Schmuckgegenſtände, von denen einzelne erttauſend Mark wert ſind. Nachdem der Groß⸗ kerzog noch das neue Stadtbad beſucht, nahm er beim Untsvorſtand den Tee und kehrte kurz nach 6 Uhr nach darlsruhe zurück. a 0 Aus Baden, 16. Nov.(Der Saatenſtand in Naben.) Bei der andauernd günſtigen Witterung wäh⸗ dend des Monats Oktober. die Beſtellung der Felder und die Unterbringung der Herbſtſaaten nun⸗ mehr überall zu Ende geführt werden. Tas Winter⸗ ſetreide iſt auch ſchon allenthalben gleichmäßig und ſchön dufgegan en und zeigt faſt durchweg einen 1 8 8 und ichten Stand. Abgeſehen von vereinzelten Meldungen N er das Vorkommen von Mäuſen in den jungen Saaten, egen Klagen über ſonſtige ſchädigende Einflüſſe irgend⸗ 1 delcher Art nicht vor; auch der von den Mäuſen da und tt ſchon angerichtete Schaden ſcheint nicht ſehr erheb⸗ lch zu ſein. Nach der Stufenfolge 1 ſehr gut, 2 gut, mittel. 4 gerina und 5 ſehr gerina. war der Stand Salomon, in zuſtimmendem Sinne die Abhandlung des ſeuche, die in den Vormonaten im Abnehmen begriffen Der Rotlauf der Schweine zeigte der Saaten anfangs November bei Winterweizen 2,1, Winterſpelz 2,1, Winterroggen 2, Winterweizen mit Rog⸗ 955 2, Winterſpelz mit Roggen 2 und Winterſpelz mit eizen 2. i N ( Vom Neckar, 16. Nov. Die von verſchiedenen Blättern gebrachte Mitteilung, daß die ſeit 20. Juli ruhende Neckarſchiffahrt wieder aufgenommen worden ſei, iſt unrichtig. Der Waſſerſtand f heute noch ein ſo geringer, daß die Schiffahrt auch jetzt noch ruht. Anlaß u der Meldung gab die Rückfahrt zweier Schlepper, ie vor etwa 5 Wochen nach Eberbach fuhren, dort aber nicht mehr weiter konnten und jetzt unter Zurücklaſſung der von ihnen geſchleppten Schiffe nach Mannheim zu⸗ rückkehrten. Neu aus aller Welt. „Blutiges Drama. Im Hauſe des Sektionschefs Baron Holzknecht in Wien hat ſich ein entſetzliches Fa⸗ miliendrama abgeſpielt. Um die Tochter des Sektions⸗ chefs warb ein Beamter, ein gewiſſer Dr. Matkowicz. Der Bewerber wurde jedoch abgewieſen. Geſtern erſchien Matkowicz nun wieder in der Wohnung des Sektions⸗ chefs Holzknecht und verübte einen Revolveranſchlag ge⸗ gen die Tochter. Dann feuerte Matkowicz auch auf deren beide anweſenden Brüder, den 17jqährigen Georg und den etwas jüngeren Robert. Fräulein Holzknecht und ihr Bruder Georg waren auf der Stelle tot, während Robert nach kurzer Zeit ſtarb. Die näheren Umſtände der Tat ſind noch nicht völlig aufgeklärt. Wie es heißt, hat Matkowicz Selbſtmord begangen. „ Brudermorv. Der Oekonom und Gutsbeſitzer Anton Kloiber in St. Gotthard in Steiermark hat ſeinen Bruder wegen Vermögensdifferenzen ermordet. „ Unterſchlagung. Der Kaſſierer der Spar⸗ und Darlehenskaſſe in Landsberg a. d. W., Wolff, wurde ver⸗ haftet, nachdem man in der Kaſſe ein Defizit von 65 000 Mark entdeckt hatte. 4 3 1 . Das Erdbeben e Das Erdbeben, das am Donnerstag abend überall in Stadt und Land ſtarke Aufregung und Panik her⸗ vorrief, hat eine außergewöhnliche Heftigkeit und Ver⸗ breitung beſeſſen. Die bis jetzt eingegangenen Meldungen berichten von beſonders ſtarken Wirkungen aus der nördlichen Schweiz, der Bodenſeegegend, dem ſchwäbiſchen Jura, dem Schwarzwald und der rauhen Alb. In Lu⸗ zern ſchwankten Häuſer, in Freiburg blieben die Bahn ⸗ uhren ſtehen, die Glocken ſchlugen an, in den Theatern konnten die Vorſtellungen nicht zu Ende geführt werden, in Konſtanz und vielen anderen Städten ſtürzten Kamine ein und Neubauten erhielten Riſſe. In geringerem Maß ſind auch nördlichere Gegenden, wie Gotha in Mit⸗ leidenſchaft gezogen worden. Aus Zürich, wo Beben, wie in jedem gebirgigen Gelände, nicht zu den Selten ⸗ heiten gehören, wird berichtet, daß ſeit Jahrzehnten ähn- liche Beobachtungen nicht gemacht worden ſind. Auch noch weiter nach Süden hin über die Alpen hinaus ſcheint ſich der Wirkungskreis dieſer abnormen Erſcheinung er⸗ ſtreckt zu haben. Auch im Oſten, bis nach Wien, wurden die Erderſchütterungen deutlich verſpürt. Wenn das ſtarke Erdbeben ſchon in Gegenden, die daran beſſer gewöhnt ſind, als auffallend beobachtet wurde, wie viel mehr erſt iſt der Eindruck auf uns, von denen die meiſten noch nie in ihrem Leben ſolche Momente mitgemacht haben, ein gewaltiger. Tatſächlich war um halb 11 Uhr am Tonnerstag abend auf jedem Geſicht das Ungewöhnliche, Beängſtigende anzumerken. Jedem war die ſtumme Frage in den Augen zu leſen: Iſt es vorbei, können wir wieder ruhig unter unſer Dach? Wie ſicher fühlt man ſich doch ſonſt unter dem ſchützen⸗ den Dach eines ſtarken Hauſes, und wie ſchnell ent⸗ ſchwi ſolche Sicherheit in Augenblicken der Gefahr, einer Gefahr zumal, der der Menſch mit allen ſeinen modernen Hilfsmitteln einfach machtlos gegenüberſteht. Die Frage einer Wiederholung des Bebens war natür⸗ lich nicht zu beantworten und die in derartigen Momen⸗ ten ins Große geſteigerte Phantaſie malte ſich natürlich mit allen Schrecken den Fall aus, daß ſich die Erd⸗ ſtöße mit größerer Heftigkeit wiederholen könnten. Doch in Stuttgart z. B. wurde man bald ein wenig beruhigt durch die von der Erdbebenwarte Hohenheim kommende Nachricht, daß ein weiterer Stoß in unſerer verhältnis⸗ mäßig erdbebenſicheren Gegend aller Vorausſicht nach nicht zu erwarten ſei. f Im einzelnen liegen aus ganz Süddeutſchland fol⸗ gende Meldungen vor: f In Stuttgart durchdröhnte einige Sekunden nach 10.27 Uhr am Donnerstag abend die Stadt ein fürchter⸗ liches Rollen und Donnern. Die größten maſſiven Häu⸗ ſer wankten, die elektriſchen und Gaslaternen an den Leitungsdrähten über den Straßen hüpften auf und nieder. Die Wände der Zimmer ſchienen ſich zu ver⸗ ſchieben, die Möbel wurden von der Stelle gerückt, von den Geſtellen fielen Vaſen, von den Wänden Spiegel herab, in den Küchen klirrten die Geſchirre, Uhren blie⸗ ben ſtehen, von den Dächern fielen einzelne Ziegelſteine herab. Der Einwohnerſchaft bemächtigte ſich ein großer Schrecken. Zu Tauſenden eilten die Leute aus den Privathäuſern, den Reſtaurants und Theatern, zum Teil im leichteſten Gewande auf die Straße. Am ſtärkſten wirkte der Stoß in den oberen Stockwerken der hohen Häuſer. Wer auf der Straße war, hatte Mühe, ſich auf, den Beinen zu halten, man hatte das Gefühl, als ob man umgeworfen wurde. Eine Minute nach Mitternacht er⸗ folgte ein zweiter, ganz leichter Stoß, 3 Minuten nach 8 Uhr kam der dritte Stoß, aber lange nicht ſo heftig, wie der erſte. Glücklicherweiſe ſind in Stuttgart keine bedeutende Unglücksfälle vorgekommen. Ein Gärtnerei⸗ arbeiter, der eine Abortgrube zu leeren hatte, fiel bei dem Erdſtoß kopfüber in die Grube, konnte aber wieder glücklich herausgezogen werden. Auf dem Haupttelegra⸗ phenamt waren die Klappen ſämtlich gefallen, ſodaß der Telephonbetrieb eine Stunde lang vollſtändig ge⸗ ſtört war. Die Erdbebenwarte Hoheuheim hat in der Nacht folgenden Bericht ausgegeben: In der Umgebung wurde ein ziemlich ſtartes Frdveben verſpurt. Wenkge Weim⸗ ten vor ½11 Uhr ſetzte plötzlich mit zunehmender Hef tigkeit ein unterirdiſches Getöſe ein, das in ein Rütteln und Rauſchen wie bei einem ſehr ſtarken Sturmwind überging. Die fühlbare Erſchütterung dauerte 10 bis 15 Sekunden lang. Mehrere ſtarke Stöße, anſcheinend zus Oſten kommend, konnten unterſchieden werden. Tie Inſtrumente der Erdbebenwarte, die ſofort nachgeſehen vurden, zeigten ſehr deutlich Aufzeichnungen mit unge⸗ vöhnlich großen Ausſchlägen. Daz die Hauptſtöße aus Oſten kamen, wurde dadurch beſtätigt, daß die Schreib⸗ feder der Oſtkomponente des doppelten Horizontalpen⸗ dels aus ihren Lagern geworfen war, und zwar war dies ſchon die Wirkung des erſten Stoßes, als deſſen Zeit⸗ punkt ſich 10 Uhr 26 Min. 16 Sek. ergab. 5 ſchwache Erſchütterungen hatten, die die Aufzeichnungen des Trifilargravimeter erkennen ließen, ſchon um 10 Uhr 26 Min. 3 Sek. eingeſetzt. Einige Stunden ſpäter um 3 Uhr 3 Min. 45 Sek. folgte ein ſchwaches Nachbeben, das als wellenförmige Erſchütterung ebenfalls deutlich fühlbar war. Der geologiſche Sachverſtändige, Prof. Dr. Fraas, gibt ſeine Anſicht über das Erdbeben dahin kund, daß es ſich höchſt wahrſcheinlich um ein tektoniſches Erd⸗ beben handelt, das durch die Alpenbewegung hervorge⸗ rufen, ſeine Wellen in das Flachland weiterſandte. Un⸗ ter tektoniſchem Erdbeben verſteht man im Gegenſatz zu den vulkaniſchen Beben und den lokal beſchränkten Einſturzbeben Erſcheinungen, die auf die Elaſtizität der Erdrinde un) ihre Dislokation zurückzuführen ſind. Ihr Urſprung iſt alſo wohl im Uebergang der gasförmigen Peripherie des Erokerns in den flüſſigen oder feſten Zu⸗ ſtand der Erdrinde zu ſuchen. Sie ſind alſo die nor⸗ malen Begleiterſcheinungen der Erkaltung der Erde, die freilich für ihre Bewohner recht bedenklich werden können. Aus ganz Württemberg, Baden, Bayern, liegen zahlreiche Meldungen über das Erdbeben vor. In den meiſten Städten waren die Wirkungen keine große. Ohne nennenswerten Schaden ging die Erſcheinung ab in: Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, Geislingen, Göp⸗ pingen, Gmünd, Heidenheim, Bruchſal, Pforzheim, Karlsruhe, Heidelberg und vielen anderen Städten. In vielen Orten ſtürzten Kamine ein und Häuſer wurden beſchädigt, ſo in Heilbronn, Ulm, Eßlingen. In Obern⸗ eingefallen. Schrecklich war die Wirkung in Ebingen; 1 und Laupheim ſind je über ein Dutzend Schornſteine dort wurden fürchterliche Verheerungen angerichtet. In allen Wohnungen wurden die Möbel durcheinander ge⸗ worfen, zahlreiche Kamine ſtürzten ein, die Oefen liegen zuſammengefallen in den Zimmern. Auch wurde ſpäter, wie übrigens in Stuttgart, ſtarker Sternſchnuppenfall bemerkt. In der Nähe bei Lautlingen OA. Balingen ſtürzte eine Brücke ein und eine Mühle geriet in Brand. In Baden⸗Baden wurden Fenſterſcheiben zerſplittert, in den Häuſern fielen Tiſche und Lampen um, in Karlsruhe entſtand im Hoftheater eine derartige Erregung, daß die Vorſtellung abgebrochen werden mußte, ſeit 1864 iſt dies das erſte ſtärkere Erdbeben in der Rheinebene Auch in Mannheim entſtand im Hoftheater eine Panik; Rufe:„es brennt!“ ſchwirrten durch die Luft und ſogar auf der Notleiter außen am Gebäude flüchteten die Leute ins Freie. Sehr ſtark hat das Erdbeben in Konſtanz . kaiſerliche Poſtamt wurde ſchwer beſchä⸗ igt! Kamine, Mauern ſtürzten ein, viele Gebäude weiſen im Teil erhebliche Beſchädigungen auf. Am Poſtge⸗ de' ſind die große Steinfigur der Germania und der große ſchwere metallene Reichsadler, ſowie einige klei⸗ nere Figuren herabgefallen. An vielen Häuſern fielen die Decken ein, beſonders ſtark mitgenommen wurden die Häuſer am See, auch der Münſterturm hat erheb- liche Beſchädigungen davongetragen. In Augsburg wur⸗ den drei Hebe de Erdſtöße verſpürt, die Häuſer wurden erſchüttert, ſo daß die Bewohner mehrfach aus den Bet⸗ ten geworfen wurden, aus der ganzen Provinz Schwa⸗ ben liegen ähnliche Nachrichten vor. Der Seismometer in München reagierte auf das Erdbeben ſo ſtark, daß er heräusfiel. In Mülhauſen i. E iſt von der Stefans⸗ kirche ein zentnerſchwerer Steinblock heruntergeſtürzt, Per⸗ ſonen ſind jedoch nicht zu Schaden gekommen. Weiter men an Feen a zum Teil heftige, wahrgenom⸗ men in Frankfurt, Erfurt, Gotha, Wien, Zürich, Lu⸗ So viel die Ausleſe aus den überaus mannigfa⸗ einlaufenden Berichten über das Erdbeben. Von Engel heiten, wie ſie faſt in jedem Ort vorkommen, müſſen wir 1 85e würde viel zu weit füh⸗ n. Das eine ſcheint glücklicherweiſe feſtzuſtehen, da WMenſchenleben nicht zu Schaden gekommen ſind. 2 2 ür die Redaktion verantwortlich:! der kath. Kirchengemeinde. Ugo Loeb in Seckenheim Gottesdienst-Ordnung der evang. irchengemeinde. Sonntag. 19. Nov. 1911. 23. S. n. Trin. ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt. 12½ Uhr: Kindergottesdienſt 1 Uhr: Chriſtenlehre. Donnerstag, 23. nov. 1911. 24. Sonntag n. Pfingſten (19. Nov.) ½ꝛ8 Uhr: Frühmeſſe. ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt 1 Uhr: Chriſtenlehre. ½2 Uhr: Roſenkranzandacht mit Segen. ½8 Uhr: Abendgottesdienſt. 11— N Stelen Bingong ur,. 59 GSoison-Weuheflten Hlelderstoffen, Damen- u. Kinder-Honleklion, Baumwolltwasen, Huta-, Peibiparen u. 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N f Es handelt ſich darum, die zahlreichen der gewerb⸗ lichen Organiſation noch fernſtehende Handwerker für dieſe zu gewinnen und zugleich beſſeres Verſtändnis und größeres Intereſſe der Handwerkerſchaft für die von Staat, Handwerkskammern und Landes verband geſchaffenen Einrichtungen der Gewerbeförderung zu wecken. Die Vorträge, die der Präſident des Landesverbands, Fabrikant Niederbühl in Raſtatt, abzuhalten gedenkt, ſollen deshalb neben der Organiſation und den Einrichtungen des Landesverbands auch die Gewerbeförderung durch die Regierung, die Einrichtungen des Landesgewerbeamtes und der Handwerkskammern zum Gegenſtand haben. Der für den Amtsbezirk Mannheim beſtimmte Vortrag findet am Montag, den 20. November, abends 8 Uhr im Liedertafelſaal(K 2) iu Mannheim ſtatt. Wir bringen Vorſtehendes zur Kenntnis der Herren Handwerker und Gewerbetreibenden und erſuchen dieſelben dringend in ihrem eigenen Antereſſe der obigen Verſammlung zahlreich beiinwohnen. Seckenheim, den 17. November 1911. gürgermeiſteramt: Volz. Bekanntmachung. Am Montag, den 20. November 1911, nach- mittags 1 Uhr werden ca. 25 abgängige Obſtbäume zum Fällen in Eigentum öffentlich meiſtbietend verſteigert. Die Bäume befinden ſich am Waſenweg, im Eichwald und am Neckarhauſer Damm. Die Verſteigerung findet an Ort und Stelle ſtatt und beginnt am Waſſerturm. Seckenheim, 15. November 1911. gürgermeiſteramt: Volz. ö Koch. Koch. Bekanntmachung. Das IV. Quartal Umlage 1911, ſowie die Ackerpacht und Graszins ſind bereits am 11. November l. 28. fällig geweſen. Rückſtändige werden an Zahlung erinnert, widrigen⸗ falls nach fruchtloſem Ablauf von 8 Tagen unnachſichtlich die Mahnung und Pfändung erfolgen muß. Die Gemeindeverrechnung: Sich ler. C.. Nächste Badische[ Plerhten i ullss. u. trockene Schuppenflechte, 1 Mark Geldlotterie. akroph. Ekzema, Hautausschläge, Ziehung sicher 9. Dezember offene Füße 3288 Geldgew. 45 800 Mk. 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