— Mr. 130 Letzte Geburt eines Prinzen wurde heute vormittag Salutſchießen hat diesm regiments ausgeführt. der Firma Dyckerhoff u. getkommiſſion nimmt m. leitung und Bauaufſicht welche ſich nun wegen unzweckmäßig ausgeführ gehandelt haben. klagten zu je 2 Monate verurteilt. lottenburg erſchoß heute von Haus C Einige Wochen ſchi lich aber, als Talmier an ſeinen Notar: „Sehr gen ausgeſchrieben iſt, Preßburg, wo ich mit Erſcheint Dienstag. Donnerstag und Samstags. Der Abonnemeutspreis beträgt monatlich 85 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. „ Beblin, 19. Dez. Aus verletzung und Vergehen zu verantworten hatten. die eis. ö zu der 11 Zeugen und 5 Sachverſtändige erſchienen ſind, wird feſtgeſtellt, daß die der Schreiber Rudoff Rode das Schutzengel über Euch! Kriminalroman aus den ſiebziger Jahren 200 Gortſetzung.) Hierzu ein 2. Blatt, zuſammen 6 Seiten. Nachrichten. Anlaß der glücklichen in der kronprinzlichen Familie 9 Uhr Salut geſchoſſen. Das al auf allerhöchſten Beſehl nicht im Luſtgarten, ſondern am Königsplatz ſtattgefunden und wurde von der Leibbatterie des erſten Gardefeldartillerie⸗ Auf Befehl des Kaiſers fällt der Unterricht an allen Schulen von Großberlin und Pots⸗ dam aus. Alle öffentlichen Gebäude haben geflaggt. „ Karlsruhe, 19. Dez. der Zweiten Kammer erledigte heute das Budget des Miniſteriums der Finanzen. 8 Regierung, daß bezüglich der Erhaltung des Otto Hein⸗ rich⸗Baus des Heidelberger Schloſſes mit den bisherigen Mitteln gearbeitet wurde. m je Berſuch mit der Eiſenbetonſchale machen, wie ſie von Die Budgetkommiſſion Auf Anfrage erklärt die Außerdem wolle man jetzt den Widmann vorgeſchlagen wurde Das Erdbeben hat keine beſonderen Schäden verurſacht. Die an der Ruine vorgenommenen Bewegungen werden durch Präziſionsapparate genau feſtgeſtellt. Die Bud⸗ it Geuugtuung von dieſen Mit⸗ teilungen Keuntnis. Bes Fglifl, der Naturſchutzbeſtrebun⸗ gen ſagt die Regierung weitgehende Unterſtützung zu Weiterhin wird angeregt, die Naturſchönheiten durch ent ſprechende geſetzliche Beſtimmungen zu ſchützen. N„ Konſtanz, 20. Dez. Die Strafkammer verhan⸗ delte geſtern über das Bauunglück, das ſich am 22. Sep⸗ tember d. J. abends 5 Uhr in der Fabrik zu Stro⸗ mehersdorf ereignete, wobei acht Arbeiter getötet und acht mehr oder weniger ſchwer verletzt wurden. Komm.-Rat Stromeyer errichtete eine große Lagerhalle. Die Bau⸗ 3 lag in den Händen des 26jäh⸗ rigen Ingenieurs Joſef Gerſtmayr und des 41 Jahre alten Werkmeiſters Franz Weiß, beide hier wohnhaft, fahrläſſiger Tötung, Körper⸗ gegen 8 330 des Str.⸗G. B. Durch die Beweisaufnahme, Baukonſtruktion zu ſchwach und t worden ſei und daß die Ange⸗ klagten den allgemeinen Regeln der Baukunſt entgegen Es wurden deshalb die beiden Ange⸗ n Gefängnis und zu den Koſten „Berlin, 20. Dez. Am Königsdamm in Char⸗ vormittag in einem Automobil das Dienſtmädchen Hulda N hriſtian Herzlieb. (Nachdruck verboten.) en es, als ob der Aufruf in den Zeitungen gänzlich ohne Reſultat bleiben ſollte— plötz⸗ ſich in ſeinem Innern bereits als Beſitzer der Millionenerbſchaft fühlte, kam ein un⸗ orthographiſch geſchriebener Brief folgenden Inhaltes geehrter Herr! Weil in der Zeitung eine Belohnung für denjeni⸗ der zur Auffindung einer ge⸗ wiſſen Lucie Talmier verhilft, ſo will ich ſagen, was ich von ihr weiß. Ich bin eine Bäckermeiſtersfrau in meiner Familie lebe. Vor acht⸗ Not und Jammer verſiegt.“ zehn Jahren kam ein junges Weib an meiner Türe betteln. Schon wollte ich ihr zurufen, doch lieber zu arbeiten— aber ſie ſah gar zu bleich aus und ſchien ſich kaum auf den Füßen erhalten zu können. Und als ich das Kind näher betrachtete, das ſie am Buſen trug, gewahrte ich, daß es ganz gewiß nicht mehr als acht oder zehn Tage— und von Mitleid bewegt, verſchluckte ich meine harte Rede und reichte ihr ein Weißbrot hen. Ste dankte, blieb aber noch ie) Schwelle ſtehen und ſah mich gar flehend und üngſtlich an.. 165 it aal und ſpät— und ich habe kein Ob⸗ dach,“ murmelte ſie ſchüchtern. Ich verſtand ſie— ich ſollte ihr ein Nachtlager gewähren. Und ich hatte ncht das Herz, ihr die Bitte abzuſchlagen. Ich wies ihr ein Bett im Dienſtbotenzimmer an— das Kind aber legte ich neben meinen eigenen Säugling in ein ſchönes, weißes Bettchen— es ſchrie aber laut und jämmerlich. „Iſt die Kleine krank?“ fragte ich die unglückliche Mutter. „Nein,“ lautete die Antwort—„ſie hat nur Hun⸗ ter— ihre Nahrungsquelle in meiner Bruſt ist aus 5 eckar- Seenheimer Hnzeiger, Iuesheimer finzeiger, eckarhauser Zeltung. Edinger Zeitung Hmisblatt der Bürgermeister imter Setkenheim, IAweshelm, nlekarhansen und Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim vorauf es in wenigen ich ſelbſt durch einen Schuß ſchwer. * Paris, 20. Dez. Das„Journal Officiel“ ver⸗ öffentlicht einen Erlaß über die Befugniſſe des neuen Oberkommiſſars an der algeriſch-marokkaniſchen Grenze, Varnier, in dem es unter anderem heißt, daß der Ober⸗ kommiſſar, der ſeine Weiſungen vom Vertreter Frank⸗ reichs in Marokko erhält, die politiſche und adminiſtrative Verwaltung in den Grenzgegenden, ſowie die Oberaufſicht über die geſamte Zivil⸗ und Militärpolizei und die Be⸗ ſatzungstruppen haben werde. Seine Machtbeſugniſſe in den dem militäriſchen Regime unterworfenen Grenzge⸗ genden werde er durch Vermittlung des Befehlshabers der Beſatzungstruppen ausüben. Rückblick auf das Jahr 1911. Die das„Deutſche Reich“ betreffenden wichtigen Begebenheiten in zeitgeſchichtli her Folge. 5 I. f Januar: 1. Die Generaloberſten Graf von Schlieffen, v. Bock und Polach und Frhr. v. d. Goltz werden zu Generalfeldmarſchällen ernannt; den General⸗ oberſten v. Lindequiſt und v. Pleſſen wird der Rang eines Generalfeldmarſchalls verliehen.— 4. Der deut⸗ ſche Botſchafter in Tokio Frhr. Mumm v. Schwarzen⸗ ſtein reicht ſeine Entlaſſung ein.— 8. Der deutſche Kron— prinz trifft in Lahore ein.— 10. Der Reichstag tritt wieder zuſammen.— Der preußiſche Landtag wird vom Miniſterpräſidenten mit einer Throurede eröffnet.— 11. Im erſten Moabiter Krawallprozeß werden Strafen bis zu 3½ Jahren Gefängnis verhängt.— 12. In Met wird die Sportvereinigung Lorraine ſportive wegen ihrer deutſchfeindlichen Kundgebungen gufgelöſt; der Vor⸗ ſitzende wird verhaftet.— Zweiter deutſcher Heimarbeitee⸗ Kongreß in Berlin.— 13. Die neue Seſſion des württ. Landtags wird vom König mit einer Thronrede eröffnet, — 14. Der Reichskanzler erteilt ſeine Genehmigung zur Einfuhr von Schlachtvieh nach Sachſen.— 15. Der deutſche Kronprinz trifft in Delhi ein.— Der ſeit dem 29. Dezember 1910 verſcholleue Ballon Hildebrandt wird mit den Leichen der beiden Inſaſſen im Göhrenſee bei Wildenbruch(Pommern) gefunden. 17. Im Kieler Hafen ſinkt das Unterſeeboot„u 3“ 2 Offiziere und 1 Matroſe finden dabei den Tod. In München findet eine große Erinnerungsfeier aus Anlaß der 40. Wie⸗ derkehr der Reichsgründung ſtatt.— 18. Die Regierung erklärt die Hälftelung der Krankenkaſſenbeiträge für das Zuſtandekommen der Reichs verſicherungsordnung für un⸗ bedingt erforderlich.— 22. Krönungs und Ordeusfeſt in Berlin.— 23. Im zweiten Moabiter Krawallprozeß werden Strafen bis 6 Wochen Haft ader 1. Jahr Ge— Da ſtillte ich den Hunger der fremden Kleinen, ſagte aber zu ihrer Mutter:„Es iſt doch ein großer Leichtſinn, Kinder auf ſolche Weiſe in die Welt zu ſetzen.“ Das junge Weib hob ihre großen Augen frei zu zu mir auf. „Mein Fall iſt ein anderer, als Sie wohl meinen,“ ſagte ſie beinahe ſtolz.„Mich hat das Schickſal ge⸗ ſchlagen, nicht meine Schuld.“ Damit küßte ſie mit heißer Innigkeit ihr Kind und ſuchte dann ihr Lager auf. Am Morgen aber, da war ſie ſpurlos verſchwunden— ſie hatte mir ihren Säugling und einen Brief zurückgelaſſen; den letzteren lege ich Ihnen bei, Herr Notar. Das Kind trug ich in das Findelhaus— mein Gott, ich konnte die Bitte der unglücklichen Frau nicht erfüllen— wahrhaftig, ich hatte mit meinen vier eigenen Rangen genug zu tun. Von Zeit zu Zeit aber beſuchte ich die Kleine und brachte ihr Kuchen und Spielzeug, weil ſie gar ſo niedlich war. 7 Eines Tages hörte ich, daß eine reiche Dame die kleine Lucie in ihr Haus genommen habe, und ſeit⸗ dem erfuhr ich nich's mehr von ihr, da jene Dame bald darauf aus Preßburg forſzog. Im Preßvurger Findelhauſe wird man Ihnen wobl nähere Auskunft geben können. Ein beſonderes Erkennungszeichen an Lucie iſt, daß ſie den Trauſchein ihrer Mutter, in einer ſilbernen Medaille eingeſchloſſen, am Halſe trägt. Und nun habe ich alles geſagt, was ich weiß, und ich hoffe, daß man mir die Belohnung geben wird, wenn ſich Lucie durch meine Angaben auffinden läßt. Mit Hoch⸗ achtung Luiſe Hoffmeiſter.“ Der Notar entfaltete nun das vergilbte Schreiben der unglücklichen Ada. „Ich muß meinen Gatten ſuchen, den mir die Grauſamkeit des Schickſals und der Menſchen entriſſen hat. Das Kind hindert mich in meinem Vorhaben— ich laſſe es bei Ihnen zurück— ſobald ich meimen teu⸗ ren Gatten gefunden habe, will ich meinen kleinen In fertionspreis 5 Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Feruſprechauſchluß Ne. 16. fängnis verhängt.— 25. Präſident v. Kröcher erk'ert im preußiſchen Abgeordnetenhauſe die ihm zuſtehenden Ordnungsmaßnahmen fernerhin ohne Rückſicht zur An⸗ wendung zu bringen und eventl. eine Verſchärfung der Vorſchriften beantragen zu wollen.— Im Wedding⸗ Krawallprozeß werden Strafen bis zu 1 Jahr Gefäng⸗ nis oder Geldſtrafen bis 100 Mk. verhäugt.— 27. Der Kaiſer begeht ſeinen 52. Geburtstag.— Der erſte Hand⸗ werksmeiſter, Klempnermeiſter Plate, wird ins preußi⸗ ſche Herrenhaus berufen.— 28. Die reichsländiſche Ver⸗ faſſungs⸗ und Wahlrechtsvorlagen werden einer Kom⸗ miſſion überwieſen.— 30. Wegen der in Oſtaſien herr⸗ ſchenden Peſt wird der Beſuch des Kronprinzen in Bang⸗ kok, Peking und Tokio aufgegeben.— 31. Der König von Sachſen tritt ſeine Afrikareiſe an. Februar: 1. Der Reichstag nimmt das Wertzu⸗ wachsſteuergeſetz in 3. Leſung an.— Ter Landesausſchuß für Elſaß⸗Lothringen wird durch den Statthalter Grafen Wedel in Straßburg eröffnet.— 3. Im Wiederauf⸗ nahmeverfahren im Eſſener Meineidsprozeß werden der Kaiſerdelegierte Schröder und die übrigen Angeklagten freigeſprochen.— Die Wahlrechts vorlage und das Geſetz betreffend die Wahlkreiseinteilung für die Zweite Kam⸗ mer wird von der Erſten heſſiſchen Kammer angenom⸗ men.— 5. Der am 31. Januar verſtorbene ſozial⸗ demokratiſche Führer und Reichstagsabgeordnete Paul Singer wird unter großer Beteiligung der Berliner Ar⸗ beiter beerdigt.— 9. Das Wertzuwachsſteuergeſetz wird vom Bundesrat angenommen.— Die Kommiſſion des Reichstags für Elſaß⸗Lothringen beſchließt die Erhebung der Reichslande zum feed gen Bundesſtaate mit Ver⸗ tretung im Bundesrat. Der Landesausſchuß für Elſaß⸗ Lothringen nimmt einen diesbezüglichen Antrag faſt ein⸗ ſtimmig an.— 10. Der„Große Ausſchuß“ der konſer⸗ vativen Partei wählt zum Vorſtand die Abgeordneten v. Heydebrand und der Laſa und v. Normann und den Regierungsrat Dr. Stackmann.— 14. In Berlin tritt der deutſche Landwirtſchaftsrat zuſammen.— 15. Die Kommiſſion des Reichstages für Elſaß⸗Lothringen be⸗ ſchließt die Einſetzung eines Statthalters auf Lebenszeit. — Bei dem Beſtmahl des deutſchen Landwirtſchafts⸗ rates hält der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg eine bedeutungsvolle politiſche Rede.— 16. Die Kommiſſion des Reichstags für Elſaß⸗Lothringen unterbricht ihre Be⸗ ratungen, da die verbündeten Regierungen zu den bis⸗ herigen Beſchlüſſen Stellung nehmen wollen.— Der Oberpräſident von Weſtfalen, Staatsminiſter Frhr. v. d. Horſt T in Münſter i. W.— 17. Der Kaiſer ſpricht im deutſchen Landwirtſchaftsrat über die Moorkultur⸗ anlagen in Cadinen.— 18. Aus Kamerun trifft die Nachricht ein, daß der Sekretär Kerner in Bueg in einem Anfall von Geiſteskrankheit den Bezirksleiter Bier⸗ natzky und den Sekretär Gnieß und dann ſich ſelbſt er⸗ Engel wieder holen und Sie reich entſchädigen. Ver⸗ zeihen Sie mir!— behalten Sie Lucie— ſeien Sie ihr eine zweite Mutter! Dieſe heiße Bitte e die unglückliche Ada!“ Der Notar trug beide Briefe ſogleich zu Robert Talmier. „Ich will ſogleich ſelbſt nach Preßburg eilen,“ ſagte dieſer, ſeinen inneren Schrecken geſchickt verbergend „Ich kann es kaum erwarten, etwas näheres über das Schickſal meiner jungen Verwandten zu erfahren.“ Und wirklich reiſte er ſchon mit dem nächſten Schmell⸗ zuge ab— aber nicht die Sehnſucht, Lucie zu finden, ſondern Angſt, Haß und Neid, und böſe, finſtere Ge⸗ danken.: Der Direktor des Findelhauſes in Preßburg konnte nichts weiter tun, als ihm den Namen der reichen Wiener Dame nennen, die Lucie bei ſich aufgenommen hatte. Mit dieſem geringen Anhaltspunkte verſehen, kehrte Robert nach Wien zurück. Und hier gelang es ihm zwar, Luciens Pflegemutter in den Regiſtern der polizeilichen Meldungs⸗ behörde aufzufinden— neben ihrem Namen und ihrer Adreſſe befand ſich aber ein kleines, ſchwarzes Kreuz, als Zeichen, daß ſie nicht mehr zu den Lebenden zählte. Robert Talmier begab ſich nun nach der Wohnung, welche die Verſtorbene zuletzt bewohnt hatte— die Por⸗ tiersfrau wußte ſich der„wunderlichen, eigenſinnigen Witwe Karol“ und auch der„hübſchen, blonden Lucie“ nicht wohl zu erinnern. Die erſtere lag ger ſchon ſeit vielen Monaten auf dem Kirchhofe dran? die letztere hatte nach dem Tode ihrer Beſchützerin d. Haus ver⸗ laſſen,„um ſich einen Tieuſt zu ſuchen.“ Und niemand. wußte zu ſagen, wohin ſie ſich gewendet hatte. Um jeden böſen Schein von ſich abzulenken, forſchte nun Telwier mit großem Eifer nach Lucie. Aber ſeltſam, — ihr Name fand ſich weder in den Meldungsliſten der Mietparteien, noch der dienenden Klaſſe— Lucie hatte allem Auſcheine nach Wien veclaſſen— 5(Fortſetzung tolgt i— — . 2 e in der Angabe, aus Jap(Ponape), daß bei erneuten Kämpfen mit den Rebellen 5 Mann getötet, darunter Leutnank zur See Erhard, und 7 verwundet wurden, darunter 5 ſchwer. — Dritter deutſcher Privat⸗Angeſtellten⸗Tag in Berlin. — 20. Generalverſammlung des Bundes der Landwirte tn Berlin.— 22. Die Geſchäftsordnungskommiſſion des preußiſchen Abgeordneten hauſes beauftragt eine Subkom⸗ miſſion von 5 Mitgliedern mit der Durchſicht der Ge⸗ ſchäftsordnung.— 25. Der König von Württemberg degeht ſeinen 63. Geburtstag.— Nach Meldungen aus Belgrad hat der deutſche Geſandte v. Reichenau beim Miniſterpräſidenten Einſpruch erhoben, weil der Kriegs⸗ miniſter Gojkowitſch ihn perſönlicher Vorteile bei Be⸗ rwortung deutſcher Firmen beſchuldigte.— Der deut⸗ ö Kronprinz tritt von Bombay aus an Bord der Arabia die Heimreiſe an.— 26. Sechſte Generalver⸗ kemmklung des Bundes der Handwerker in Berlin,— ele Nonlliktes mit dem dertſchen Geſandtel v. Reichenau tritt der zurück. germeiſter von Metz gewählte Rechtsanwalt Dr. Foret wird als ſolcher beſtätigt. a 8 Politiſche Rundſchau. Deutſches Reich, Die Konſervativen und die Stichwahlen. Herr v. Heydebrand ſtellte auf dem in Königsberg ab⸗ gehaltenen oſtpreußiſchen konſervativen Parteitag die Forderung, daß die Liberalen als Gegenleiſtung für konſervative Stichwahlhilfe ſich verpflichten müßten, ge⸗ gen jede Minderung der kaiſerlichen Gewalt und der Regierungsgewalt, für lückenloſe Zölle und für Schutz⸗ — 1 58 gegen die Sozialdemokratie einzutreten. » Schlachtvieh⸗ und Fleiſchbeſchau im Deut⸗ ſchen Reiche. Aus der im 4. Vierteljahrshefte zur Sta⸗ tiſtik des Deutſchen Reichs veröffentlichten Zuſammen⸗ ſtellung des Kaiſerlichen Statiſtiſchen Amtes der im 3. Vierteljahr 1911 beſchauten Schlachttiere ergibt ſich, daß der Schlachtvieh⸗ und Fleiſchbeſchau unterzogen wurden Pferde und andere Einhufer im 3. Vierteljahr 1911 28 461,(im 3. Vierteljahr 1910) 29 557; Ochſen 139 206 1152 784); Bullen 113517(127995); Kühe 432321 (439 998); Jungrinder über drei Monate alt 304 666 (298 219); Kälber unter drei Monate alt 1147744 (1071 129) Schweine 4367734(3883 310); Schafe 507616(802 393); Ziegen 47977(40 157); Hunde 964 (1140). Bei Ochſen, Bullen, Kühen und Schafen bleiben danach die Zahlen für 1911 gegen das Vorjahr erheblich Lale obgleich ſich im dritten Vierteljahr bereits der uttermangel bemerkbar machte. Eine Zunahme der chlachtungen zeigt ſich bei Schweinen und Kälbern. Alus dem Reichshaushaltsetat. Die Nordd. Allgem. Ztg. macht bereit allgemeine Mitteilungen über den Reichs haus haltsetat für 1912, aus dem demnächſt Auszüge veröffentlicht werden ſollen. Die Mehrerträge aus den anſteigenden Zöllen, Steuern und Gebühren ſo⸗ ie den Ausgleichungsbeträgen dafür ſind auf 78 073 672 Mark angenommen N Reichsſinanzen und Bundesſtaaten. In der abgeſchloſſenen Beratung des Bundesratsausſchuſ⸗ E das Rechnungsweſen, an welcher die Finanz⸗ miniſter der Bundesſtaaten teilnahmen, hat ſich voll⸗ vollſtändige Einmütigkeit der Reichsfinanzverwaltung und der Bundesregierungen über die Finanzierung des näch⸗ 91 Etats ergeben. Es ſollen darnach auch für 1912 die den letzten Jahren beobachteten Grundſätze beibehalten und die Matrikularbeiträge auf den feſten Satz von 80 Pfennig pro Kopf bemeſſen werden. ede Reichstagsſtichwahlen. Als Termin für die Reichstagsſtichwahlen iſt der 25. Januar in Ausſicht ge⸗ nommen. Die amtliche Feſtſtellung der Ergebniſſe der Hauptwahl erfolgt am 16. Januar. 8 Der türkiſch⸗italieniſche Krieg. Die Ueberlaſſung der Landſchaft Solum an Aegypten erfolgte von ſeiten der Türkei unter der Bedingung, daß über die Zugehörigkeit dieſes ſtrittigen Gebietes zu Aegyp⸗ ten oder zum Wilajet Tripolis erſt nach Beendigung des türkiſch-italieniſchen Krieges die endgültige Entſcheidung fallen ſoll. Die kleine Feſtung Solum hat türkiſche Gar⸗ niſon. Italien beabſichtigte, Solum zu beſchießen und zu okkupieren. Man erwartet jetzt, daß der Khedive von Aegypten Italien auffordern wird, die italieniſchen Kriegsſchiffe aus jenen Gewäſſern zurückzuziehen. Falls die italieniſche Flotte trotzdem dort bleibt, müßte dies den Konflikt mit Aegypten bedeuten. Wie das Reuter⸗Bureau erfährt, bedeutet die Be⸗ ſezung Solums keine neue Entwicklung. Die Türkei ſei ſchon lange vor 1904 unterrichtet worden, daß die ägyp⸗ tiſche Grenze Solum einbegreife; dies ſei auch Italien mitgeteilt worden. Die jetzige Bewegung ägyptiſcher Truppen habe ihren Grund nur in der kürzlichen Ent⸗ ſchließung der ägyptiſchen Behörden, Grenzpoſten bei Solum innerhalb der eigenen Grenzen zu errichten. Der Times wird aus Konſtantinopel gemeldet, daß die Türkei in den Vilajets an der montenegriniſchen Grenze umfaſſende Vorbereitungen treffe, und daß die Reſerven der Diviſion von Saloniki Uniform erhalten und den Befehl erhalten haben, ſich bereit zu halten. Die Truppen von Skutani ſind um 5000 Mann verſtärkt worden. Die Nachrichten aus Mazedonien lauten tä lich ſchlimmer und die Türkei befürchtet anſcheinend den Nus⸗ bruch ernſter Unruhen. Wilhelmshavener Senſationsnachrichten. Von unterrichteter Seite wird geſchrieben: „Die neueſte Senſationsnachricht der„Rheiniſch⸗Weſt⸗ fäliſchen Zeitung“ über die Abſichten Wilhelms havener i Landesverräter hat keinen Anſpruch auf Glaubwürdig⸗ keit Das Hauptſtück dieſer Senſationsmeldung besteht daß die Einfahrtsſchleuſen des Kriegs⸗ hafens in Wilhelmshaven in die Luft geſprengt werden ſollten, um Deutſchland beim Ausbruch des Krieges zur ee völ los au machen it der ſchöſſen hal.— 19. Fregattenkapitän Vollerthun meldet der Syprenatechnik Vertrauke bezweifeln, daß mit Hilfe eines Landesver⸗ räters nachhaltige Spreugwirkungen der gedachten Art hervorgerufen werden können. Wenn der Gewährsmann der„Rheiniſch⸗Weſtfäliſch. Zeitung“ ſeine Angabe durch die Behauptung ſtützt: Um dieſer Gefahr zu entgehen, habe ſich damals das deutſche Hochſeegeſchwader wochenlang im offenen Meere aufgehalten, ſo eb er aus einer ganz bekannten Gewohnheit des Wilhelmshavener Geſchwaders falſche Schlüſſe. Es ge⸗ hört nämlich zu den Gepflogenheiten dieſes Geſchwaders, im Gegenſatz zum Kieler Heſchwader„wochenlang“ auf See zu bleiben. Das Kieler Geſchwader geht anfangs der Woche in den Hafen zurück; das Wilhelmshavener Ge⸗ ſchwader vermeidet aus Zweckmäßigkeitsgründen die wö⸗ chentliche Rückkehr und hält ſich am Wochenſchluß vor Helgoland auf, um die Poſt an Bord zu nehmen, Beur⸗ lau 1 ſtattfinden zu laſſen uſw. Dieſe Tatſache iſt in Wilhelmshaven allgemein bekannt; daraus Folge⸗ rungen vom Schlage der in der„Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Zeitung“ gezogenen abzuleiten, zeugt lediglich von Kom⸗ binations gabe, beweiſt jedoch in der Sache gar nichts. Ganz unzutreffend iſt es auch, daß die letzten Be⸗ Nele des Kaiſers mit dem Staatsſekretär des keichsmarineamts, dem Chef des Admiralſtabs der Ma⸗ rine und dem Chef des Marinekabinetts jener Gefahr 20 8 haben follen. Es handelte ſich dabei um die fa ligen Immediatvorträg e. Lokales. Seckenheim, 21. Dezember. Mitteilungen aus der Gemeinderats⸗Sitzung vom 19. Dezember. Die in Submiſſion ausgeſchriebenen Gemeindefuhren werden wie folgt vergeben: 1. Fahren des Gießwagens an Wilhelm Stengel, 2. Fahren des Kanalwagens an Bruno Honeg, Gemeindefuhren an Konrad Weißling. Die Gemeindearbeiten werden wie folgt für 1912 vergeben: Seckenheim: Schmiedearbeiten Martin Bürgy Rheinau: Joh. Fink Schreiner„ Wilhelm Däuber Nac Schult Spengler„ Gg. Zwingenberger Friedr. Strauß Glaſer 1 Dlefenbacher Wilh. Hartmann immer„ Peter Heierling Kretzſchmar agner Thom. Rieſenacker— Schloſſer„ Feen Pfeil Mich. Roßrucker Sattler 7 hriſtian Rath r. Riedel Tuͤncher Reffert dolf Scherer Maurer L. Vol Jak. Wetzler Terrazzo„ 7 lumb— Gipſer 8 ak. Adam Klumb Ad. Heckmann Der Dank der ev. Kleinkinderſchule für die Weih⸗ nachtsgabe mit 25 Mark wird bekannt gegeben. Der mit Verfügung Gr. Bezirksamts vom 6. ds. Mts. gewordene Vorſchlag um Umbau des alten Schulhauses iu Rheinau wird ſeitens der Mitglieder des Hauptortes Seckenheim beigeſtimmt, ſeitens der Mitglieder des Orts⸗ teils Rheinau hingegen unter eingehender Begründung widerſprochen. a Mit den Schnakenvertilgungsarbeiten ſoll alsbald be⸗ gonnen werden. Das Unternehmen der Deutſchen Steinzeugwarenfabrik um Erſtellung eines neuen Ofengebäudes Nr. XIV wird für zuläſſig erklärt. Die Brandentſchädigung der Firma Kochenburger u. Hörth wird bekannt gegeben. Daß die Beaufſichtigung des Schweinemarktes zu Seckenheim auch fernerhin durch einen beamteten Tierarzt zu geſchehen hat, wird mitgeteilt. Zu Waiſenräten und Schätzern ab 1912 werden auf weitere 6 Jahre ernannt: 5 A. Seckenheim: Gemeinderat Georg Leonhard Vol Stellvertreter Landwirt Johann Georg Bühler. B. Rheinau: Orts rechner Math. Marzenell Stellvertreter Gemeinderat Knodel. 9 Friſtgeſuche werden genehmigt. Philipp Tranſier, Spengler wird als Ortsbürger auf⸗ genommen. e a Desgleichen Magazinarbeiter Jakob Andreas Tranſier. Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung ge⸗ nehmigt. — Seit waun feiert man Weihnachten? Ein Feſt der Geburt Chriſti iſt merkwürdigerweiſe in den erſten Jahrhunderten überhaupt nicht gefeiert worden. Man hatte dafür Feiern, die jetzt im weſentlichen nur hiſtoriſch fortleben, ſo das Epiphanienfeſt, das Feſt der Erſcheinung Chriſti, das urſprünglich im Orient als Feſt der Taufe Chriſti gefeiert worden war. Man beging auch feierlich ein Feſt zu Ehren der Hochzeit von Cana, auf der ſich die Wunderkraft Jeſu zuerſt offenbart hatte: die Geburt Chriſti aber wurde erſt und durchaus noch nicht allgemein um die Mitte des vierten Jahrhunderts ge⸗ feiert. Dieſes Geburtsfeſt wurde von Anfang an auf den 25. Dezember gelegt, der nach uralter Tradition als der wirkliche Geburtstag Chriſti galt. Die neue Feier wanderte vom Abendlande nach dem Orient, nach Sy⸗ rien, Paläſtina und Aegypten und ums Jahr 430 hatte ſie ſich ziemlich überall durchgeſetzt und die anderen Feſte verdrängt. l. Zur Weihnachtsfeier der Fußball⸗Geſell⸗ ſchaft. te ſchon mitgeteilt, findet die Weihnachtsfeier der Fußball- Geſellſchaft am 2. Weihnachtsfeiertag im Kaiſerhof ſtatt. Nach dem uns vorliegenden Programm verſpricht dieſelbe einzig zu werden. Vom Anfang bis zum Schluß reiht ſich Eglager an Schlager. Beſondere Sorgfalt ließ man walten bei der Auswahl der zur Auf⸗ führung kommenden Theaterſtücke, durchweg Humoresken, die ihre Wirkung ſicher nicht verfehlen werden. Weiter hat die Fußball⸗Geſellſchaft einen Mannheimer Konzert · ſaͤnger verpflichtet, der einige Lieder für Bariton vortragen wird. Etwas für den hieſigen Ort neues und ſicherlich auch eine Glanznummer des Programms ift der Buſch⸗ 3 oche zur Uebung in die Oſtſee und kehrt Ende der Vortrag mit Lichtbildern. Alle Buſch⸗Freunde werden es mit Freuden begrüßen, daß die Fee die enormen Unkoſten eines derartigen Vortrages nicht geſcheut hat und unſeren großen Humoriſten auch hier beſſer be⸗ kannt macht. Und wie könnte dies beſſer geſchehen als durch einen Lichtbilder⸗Vortrag. Weiter ſind in dem Pro⸗ gramm Muſikſtücke, Couplets etc. vertreten und auch die übliche Chriſtbaum⸗Verſteigerung und Gaben⸗Verloſung fehlen nicht. Den Schluß des Abends bildet ein Tänz⸗ chen. Wegen des reichhaltigen Programms und um auch vom Tanz etwas zu profitieren, iſt der Anfang der Feier auf 6 Uhr feſtgeſetzt. Zum Schluß wollen wir nicht ver⸗ ſaͤumen, darauf aufmerkſam zu machen, daß ohne Ein⸗ ladung niemand Zutritt hat. Schützet die Waſſerleitungen vor Froſt. Im Hinblick auf die nahe Winterzeit wird daran erinnert, die in Gärten liegenden Waſſerleitungen uſw. zu entleeren und Hausleitungen uſw., ſoweit erforderlich, mit ausreichenden Schutzvorrichtungen gegen Erfrieren zu verſehen. Insbe⸗ ſondere machen wir auf die in Neubauten vorhandene große Gefahr aufmerkſam. Ferner wird empfohlen, Fen⸗ ſter und Türen der Räume, in denen Waſſerleitungen ſich befinden, ſtets gut geſchloſſen zu halten, bei Schächten den wiſchenraum der Deckel mit ſchlechten Wärmeleitern, troh, Holzwolle uſw. auszufüllen. ungen, die durch nicht froſtfreie Räume geführt ſind, wer⸗ den am beſten entleert. Dasſelbe empfiehlt ſich dei Haus⸗ leitungen, aus welchen längere Zeit kein Waſſer entnom⸗ men wird, ſo beſonders zur Nachtzeit. Da Berſtungen von eingefrorenen Waſſerleſtungen bei dem im Ortsrohr⸗ netz herrſchenden hohen Druck große Gefahren und Be⸗ ſchädigungen am Eigentum uſw. mit ſich bringen können, wird den Hausbeſitzern äußerſte Vorſicht empfohlen. Das Ende der Maul⸗ und Klauenſeuche? Die erſtaunlichen Erfolge, die, wie gemeldet, Profeſſor Leonhard Hoffmann⸗Stuttgart mit ſeinem neuen Mittel gegen die Maul- und Klauenſeuche erzielt hat, erregen das roͤßte Aufſehen in der Landwirtſchaft Deutſchlands. Profeſſor Hoffmann hat über Heilungen berichtet, bei denen es ihm auch unter ungünſtigen Verhältniſſen gelang, in weniger als zweimal 24 Stunden ſämtliche Erkrankungen zu heilen. Die Uebertragung ſeines Syſtems in die Praxis denkt Profeſſor Hoffmann ſich ſo, daß Behörden, Tierärzte und Landwirte vereint vorgehen. Es bedarf keiner näheren Ausführung, daß die Heilmethode Hoff⸗ mann's zur Unterdrückuag der Maul⸗ und Klauenſeuche von ungeheurer Bedeutung für unſere Volkswirtſchaft werden kann, wenn die Praxis nur einigermaßen hält, was die bisherigen Erfolge verſprochen. Aus Nah und Fern. () Karlsruhe, 20. Dez. Miniſterialrat Schäfer iſt zum Miniſterialrat im Miniſterium des Innern er⸗ nannt worden. Miniſterialrat Schäfer war ſeit 1. Ok⸗ tober v. J. Studienzwecken halber penſioniert. Erinner⸗ lich dürfte noch ſein, daß dieſer Beamte vor einigen Wochen einem Polizeiinſpektor a. D., weil ihn dieſer auf der Straße nicht grüßte, eine ſchallende Ohrfeige gab. Dieſer Vorfall wird wahrſcheinlich noch ein gericht⸗ liches Nachſpiel im Gefolge haben. () Neckarau, 20. Dez. Nach ſtatiſtiſchen Aufſtel⸗ lungen finden ſich ganz beſonders große Preisunter⸗ ſchiede in den letzten Jahren bei den Kohlenpreiſen, was hauptſächlich durch die hohe Eiſenbahnfracht für dieſen Artikel bewirkt wird. Konſtanz, das alle Kohlen mit langer Eiſenbahnfahrt zugeführt erhält, ſteht hierbei immer an der Spitze. Die Preiſe für Nußkohlen J und II ſtiegen im Landesdurchſchnitt von 1903 bis 1908 ein⸗ ſchließlich ſtändig von 2 84 auf 3.34 Mk. bezw. 2.66 auf 3.21 Mk. für 100 Kg.; dann tritt ein geringer Preisabſchlag ein, der auch nach geringen Schwankungen in den Wintermonaten im laufenden Jahre anhielt; im Oktober 1911 galten 100 Kg. Nußkohlen I 3.14 Mk., II 3.03 Mk. Beim Anthrazit, der ganz vorwiegend aus dem Ausland eingeführt wird und daher von dem Ein⸗— fluß des Kohlenſyndikates frei iſt, war die Preisbe⸗ wegung in den 8 Jahren gering; die Preiſe ſchwankten zwiſchen 4,03 und 4.32 Mk. und waren im September 1903 mit 3.98 Mk. am geringſten und im Februar 1909 mit 4.37 Mk. am höchſten. In den einzelnen Monaten des laufenden Jahres ſind die Preiſe bis zum Mai durchgängig geringer als in den gleichen Monaten der drei Vorjahre ſeit Juni auf gleicher Höhe oder um einen Pfennig teurer als 1910, aber niedriger als 1909 und 1908. Aehnlich verhält es ſich mit den Preisän⸗ derungen für Steinkohlenbriketts, von denen 100 Kg. von 1903 bis 1906 durchſchnittlich jährlich 2.68 bezw. 2.67 Mk. galten, 1907 auf 2.77 Mk. anſtiegen und 1908 bis 1910 2.92 Mk., 2.91 Mk. und 2.93 Mk. koſteten. Ihr Preis iſt in den 10 Monaten des laufen⸗ den Jahres ſtets niedriger als in den gleichen Monaten der drei Vorjahre. Vom Kokspreis gilt dasſelbe, was über die Preiſe der Nußkohlen 1 und II geſagt wurde. In den großen Städten ſchwanken im Durchſchnitt des Jahrfünfts 1905/10 die Preiſe für Nußkohlen 1 und II zwiſchen 9.7] Mk. in Mannheim und 4.03 Mk. in Kon⸗ ſtanz bez: 1 Mk. und 4.01 Mk., bei Magerwürfel⸗ kohlen zw. 3.93 Mk. in Mannheim und 4.87. Mk. in der Stadt Baden, bei Steinkohlenbriketts zwiſchen 2.66 Mk. in Mannheim und 3.28 Mk. in Konſtanz, bei Koks zwiſchen 2.53 Mk. in der Stadt Baden und 4.13 Mk. in Konſtanz. In Mannheim ſind die Kohlenpreiſe— ab- geſehen vom Kokspreis, der von gewiſſen örtlichen Ver— hältniſſen, insbeſondere von der mehr oder weniger rationellen Betriebsweiſe der ſtädt. Gasanſtalten und vom Gaspreiſe beeinflußt wird— ſtets niedriger, in Kon- ſtanz aus den weiter oben erwähnten Gründen meiſt höher als in irgend einer badiſchen größeren Stadt. (9) Bruchſal, 20. Dez. Die Budgetkommiſſion er⸗ ledigte in ihrer heutigen Sitzung das Budget des Finanz miniſteriums. Der Titel Miniſterium wird debattelos genehmigt. Die Ausgaben für Ruhegehalt und Hinter- bliebenenverſorgung haben ſich um 723000 Mk. erhöht. Privatfeuerlöſchleit Seit der Neuregelung des Gehaltstarifs hat die Zahl der Penſionäre erheblich zugenommen. Beim Titel Forſt⸗ domänen verwaltung wird darauf hingewieſen, daß die Forſtwärter eine Dienſtzulage von 40 Mk. erhalten, Forſt ſtzulage von 40 4 5 2 5 ter ei während die Ba hn⸗ und Meich n 0 1 + 8 ſchen Steinbruch trug ſich in voriger Woche ein tödlicher lage von 70 Mk. erhalten. Die Regierung gibt über die Gründe für die unterſchiedliche Behandlung der Forſt⸗ värter und der Bahn⸗ und Weichenwärter Auskunft. Dieſelbe wird dem Bericht beigefügt werden. Nach Mit⸗ teilungen der Regierung hat ſich der Abſatz des Biers aus der Staatsbrauerei Rothaus um 5000 Hektoliter ver⸗ mehrt. Die Brauerei rentiert jetzt zu 5,8 Prozent, wäh⸗ rend die Rente im Vorjahre 4,5 Prozent, im Vorvor⸗ fahre nur 2,5 Prozent betrug. Es wird jetzt in den meiſten Bahnhofswirtſchaften das Rothausbier verzapft. Bezüglich der Naturſchutzbeſtrebungen ſagt die Regierung ihre weitgehende Unterſtützung zu. Weiterhin wird an⸗ Pacgt, die Naturſchönheiten durch entſprechende geſetzliche Beſtimmungen zu ſchützen. Das Budget der Zoll⸗ und Steuerverwaltung wird ohne weſentliche Debakte geneh⸗ migt, ebenſo das Budget der allgemeinen Kaſſen⸗ und Münz verwaltung. 5 () Mannheim, 19. Dez Wie ſchon kurz gemeldet, hat der 13jährige Schüler Chr. Molz Selbſtmord be⸗ gangen und zwar alsbald nach Erhalt ſeines Weihnachts- eugniſſes. Die Austeilung der Zeugniſſe erfolgte am Samstag. Als der Junge nach Hauſe kam, begab er ſich ſofort ins Kloſett und erhängte ſich. Die Eltern fanden ihn an einem Stricke hängend vor. Alle Wiederbe⸗ lebungsverſuche blieben erfolglos. Der Junge hatte in ſein Notizbuch kurz vorher die Worte geſchrieben:„Liebe Eltern! Tröſtet Euch, ich gehe zu Emmy.“ Dieſe und der Knabe waren die einzigen Kinder der Familie Molz. Das Mädchen wurde voriges Jahr von der Elektriſchen kotgefahren. Der Junge, der damals das Mädchen hätte beaufſichtigen ſollen, quälte ſich ſeit dieſer Zeit mit Selbſtvorwürfen und ließ auch in der Schule nach. Am Samstag brachte er ein ſchlechtes Zeugnis zu Hauſe. Er ſcheute ſich, das Zeugnis abzugeben, trotzdem er keine Züchtigung zu erwarten hatte, da ſich der Vater bereits mit der Sache abgefunden hatte, und den Jungen aus der Reformſchule tun wollte. Der Verluſt des nun auch zweiten Kindes brachten den Vater zur Verzweiflung. Kurz nach der Tat verfiel er in Wahnſinn und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. ( Heidelberg, 19. Dez. Der Seismograph der Königſtuhlſternwarte bezeichnete am Samstag 16. Dezem— ber, abends, ein ziemlich ſtarkes Fernbeben. Die Vor⸗ läufer begannen 8.27 Uhr, das Hauptbeben ſetzte 8.52 Uhr ein. Das Meximum wurde gegen halb 10 Uhr regiſtriert.— In den Anlagen bei der Schießtorſtraße kam es geſtern mittag zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Automobil und einer beſetzten Droſchke, wobei beide Gefährte Beſchädigungen erlitten. Während die Inſaſſen der Droſchke mit dem Schrecken davonkamen, erlitt das Pferd ſchwere Verletzungen. () Lahr, 19. Dez. Am Samstag mittag wurde hier auf dem Bahnhof im Kaſſenraum der Güterabfer— tigungsſtelle eingebrochen und ein Betrag von 650 Mk. geſtohlen. Eine Kaſſette, in der ſich über 1000 Mk. be⸗ fanden, ließ der Dieb unberührt, vermutlich hat der Dieb ſie über: (Detzeln A. Waldshut), 19. Dez. Im Miner⸗ Unglücksfall zu. Fallende Steine trafen dort den Ar⸗ beiter Albrecht und verletzten den Mann ſo ſchwer am linken Oberarm, dem linken Oberſchenkel und am Rücken⸗ wirbel, daß er bald darauf ſtarb. (Jorchheim(A. Ettlingen), 19. Dez. Der 58jäh⸗ rige J. Kiſtner J hatte ſich vor einigen Tagen beim Holz⸗ zerkleinern eine kleine Wunde an einem Finger der linken Hand zugezogen, die er zunächſt wenig beachtete. Bald ſtellte ſich jedoch Blutvergiftung ein und noch ehe ärzt⸗ liche Hilfe zu Rat gezogen werden konnte, trat der Tod ein. (Haltingen(A. Lörrach), 19. Dez. Der in voriger Woche auf hieſiger Station verunglückte Ran ⸗ terer Fünfgeld iſt ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Dem Verunglückten war durch eine Lokomotive ein Bein und ein Arm abgefahren. Aus Nah und Fern. Zum Ueberfall auf Liond George. Ueber die Verletzungen des Miniſters Lloyd George durch das At— hat ein litten hat. Die Sardinenbichſe, die als Wurfgeſchoß benutzt wurde, ſauſte an dem Kopfe von Frau Lloyd George, welche mit ihrer Mutter ihren Gatten begleitete, vorbei und traf den Miniſter. Das Geſchoß war mit roßer Kraft aus nächſter Nähe geſchleudert worden. Der Arzt Dr. Max Naughton, welcher den Miniſter ſo⸗ fort nach deſſen Rückkehr in die Towning Street be⸗ handelte, erklärte, daß Lloyd George nur mit knapper Not dem Verluſt eines Auges entgangen ſei. Der als Täter verhaftete junge Menſch gehört einer politiſchen Verbindung an, die ihre Sympathie mit der ſoztalen und politiſchen Frauen⸗Union, welch letztere die bekann⸗ ten Frauenrechts⸗Demonſtrationen veranſtaltete, oftmals bezeugt hat. Der Attentäter auf den Miniſter Lloyd George, ein 18jähriger Schreiber namens Mac Dougall wurde vom Polizeigericht zu 2 Monaten Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilt. Der 4 Sohn des Kronprinzen. Kronprinzeſ⸗ ſin Cäcilie it in der Dienstag Nacht 1 Uhr von einem Prinzen entbunden worden. Mutter und Kind befinden ſich wohl. N b N Ein ſchwerer Eiſenbahnunfall ereignete ſich auf der belgiſchen Bahnſtrecke bei der Station Welken⸗ raedt. Der um 6 Uhr von Welkenraedt nach Verviers abgegangene Perſoneuzug hatte kaum den Bahnhof ver⸗ laſſen, als ihm infolge falſcher Weichenſtellung eine Ma⸗ ſchine in die Flanke fuhr. Verſchiedene Perſonen waren vollſtändig eingedrückt. 12 Paſſagiere wurden verletzt, darunter mehrere ſehr ſchwer. f *Eiſenbahnunglück. Bei Odeſſa im Staate Min- neſota hat ſich ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignet. Ein Nachzug des Trankontinentalen Expreßzuges Chica⸗ go⸗Milwaukee⸗St. Paul ſtieß auf den erſten Teil des Zuges, der durch ein Signal zum Stehen gebracht worden war. Neun Perſonen wurden getötet, eine ganze Anzahl ſchwer verletzt. »Ein Liebesdrama am Feruſprecher. Ein Drama am Fernſprecher wird aus Portland im Staate Oregon gemeldet. Eine reiche Frau namens Eman Ro⸗ binſohn, die kürzlich von ihrem Manne geſchieden wurde, ſtand ſchon ſeit längerer Zeit in enger Freundſchaft zu einem reichen Chicagder Kaufmann namens Cookrell. Vor einiger Zeit machte ſie ihm bei einem Souper nach einem Theaterbeſuch einen Heiratsantrag, indem ſie dar⸗ auf hinwies, daß die jahrelange Freundſchaft, die beide miteinander verbinde, doch genügende Garantien für eine glückliche Ehe biete. Mr. Cookrell hatte höflich aber entſchieden den Antrag abgelehnt. Am andern Morgen erhielt er den telephoniſchen Anruf von Frau Robinſohn, die ihm mitteilte, daß ſie ihn tief liebe und ohne ihn nicht leben könne. Er lehnte wieder ab und ſagte, die Freundſchaft, die ſie miteinander verbinde, reiche nicht aus, um Garantien für eine glückliche Ehe zu bieten. Darauf rief ſie ihm zu: Franz, höre, was jetzt geſchieht! Durch den Fernſprecher hörte er den Knall eines Re⸗ volvers. Er eilte ſofort in die Wohnung zur Frau Robin⸗ ſohn und fand ſie mit einem Schuß in der Herzgegend ſchwer verwundet auf. Die Aerzte halten ihren Zuſtand für ſehr ſchwer, aber nicht hoffnungslos. 3 Verunglückte Bergleute. Meldungen auz Deutſch⸗Südweſtafrika beſagen, daß in der Ottawi⸗Min mehrere Siegerländer Bergleute, die erſt vor einige geit von Deutſchland gekommen ſind, tödlich verun⸗ zlückten.. „ Raubmord. Der 20 Jahre alte Arbeiter Rahn in Düiſſeldorf, der ſeit 17. Dezember vermißt wird, wurde in einer Tannenſchonung bei Golzheim als Leiche auf e Es liegt Raubmord vor. Der Täter, ein Ar⸗ 1 des Ermordeten, wurde bereits verhaftet und ſtändnis abgelegt. Vom Zug überfahren. Auf der Strecke Cle. mont⸗Lepuy(Frankreich) überfuhr ein Güterzug zwei Frauen und ein 6jähriges Mädchen, die auf dem Bahn⸗ gleis wanderten; alle 3 wurden zermalmt. * Ueberſchwemmungen. In ganz Oberitalien haben Ueberſchwemmungen großen Schaden angerichtet. In Como wurde ein Kind vom Waſſer fortgeſchwemmt. Die Lage iſt in vielen Ortſchaften äußerſt bedrohlich tentat auf ihn wird noch bekannt, daß die Lippe durch⸗ Günstige Verkaufstage Woll Verantwortlich für die Redaktion: Hugo Loeb, Seckenheim. ſchnitten iſt und das linre Ange ſchrere Verletzungen ek 5* EWAI.D, Gelsenkirchen i. W., Alſeinyertri — Radfahrer⸗Geſellſchg 3 Am Samstag, den 28. Dez, abends 8 1 veranstaltet unſer Verein im Saale„Zum Reichsadler“f Weihnachts-Feier verbunden mit Verloſung, wozu wir unſere werten akti und paſſiven Mitglieder, ſowie Freunde und Gönner de Vereins freundlichſt einladen. 2 5 Der Vorſtan —— 5 Sammel⸗Anzeſger. Nur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Nerkaufsgenoſſenſth Wir erſuchen ſofort dringend um Aufgabe von Be⸗ ſtellungen in Faat-Getreide und Faai-AKartoſ In. 2 Läuferſchweine zu verkaufen a 2 Joh. Gg. Seitz Wwe., Friedrichſtraße. Zugelaufen 1 Gaus. Riedſtraße 1. Hchtuna! Mchtung! Freunden und Bekannten die Mitteilung dass ich Samstag, den 23. ds. Ini. meine 5 e Wirtschaft, Zum Lamm: aebier ET IInen sr Um geneigten Zuspruch bitten: L. Schaffner. Jus Binenuthugruphen⸗Thenter„Gernanin iſt bis Sonntag, den 7. Januar 1912 . fdeschlossen. Frönliche Weihnachten und für 1000 Mk. Freude bereiten Sie sich und Ihren Kindern, wenn Sie meinen gesetzlich geschützten Zauberbogen kommen lassen, womit Sie die verblüffendsten Kunsstiieke machen kennen. 894 94 — Interessant Wa une einen, ir de g Weſhnachtsbaume igen für jung u. alt! fehlen. Winterabende! Franko gegen Einsendung v. 55 Pf. in Marken. Nachn 30 Pf. mehr. Vertreter geg. hohe Provision gesucht. Kein Gratismuster. wird angenommen. Frau Kegel Wwe. 0 A bebhnagg Auf d. Weg von Seckenheim über Friedrichsfeld nach Schwetzingen iſt ein Nuto⸗ mobil kilometer zähler ver. loren gegangen. Gegen Rückgabe erhält der ehrl. Finder eine Belohnung von 10 Mk. bei der Expedition ds. Blattes.. verwenden Sie nicht r. 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Zu dieſer Veranſtaltung konnen nur ſolche Perſonen zugelaſſen werden, die im Beſitze von Einladungskarten find. Den zum Beſuch berechtigten werden die Karten 1 noch zugehen. Wenn es die Platzverhältniſſe geſtatten, kann noch eine beſchränkte Anzahl von Perſonen gegen Löſung einer Eintrittskarte zum Preiſe von 50 Pfg. zugelaſſen werden. Wir bitten um pünktliches Erſcheinen. Anfang präzis ½7 Uhr. Saalöffnung 6 Uhr. Der Turnrat. NB. Ohne Karte keinen Zutritt. Verein ehem. fler Seckenheim. Unfer Verein beteiligt ſich bei der am Samstag, den 23. Dezember ſtattfindenden Weihnachtsfeier des Militärvereins und erſuchen die Kameraden vollzählig und pünktlich um ¼ Uhr abends im„Zähringer Hof“ zu erſcheinen. Der Vorſtand. Ausverkaui. Mäntel und Schläuche eto. gebe ich zu jedem annehmbaren Preise, solange Vorrat reicht, ab. Fahrradhulg. G. P. Schmid. Der Brennholzverkauf findet nur noch von ½2— ½4 Uhr täglich statt. Kistenfabrik Seckenheim. 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Frau Pfarrer Rüttinger ſaß vor ihrem Ausgaben⸗ buch und rechnete. Sie rechnete eigentlich immer, auch wenn ſie nicht gerade vor ihrem Ausgabenbuch ſaß. Vor ihren geiſtigen Augen ſtand unabläſſig das Exempel: Wie fängt mans an, mit einer Witwenpenſion von ſechshundert Mark und den Zinſen von 20000 Mark, die zu dreiundeinhalb Prozent angelegt ſind, ſich ſelbſt und drei Kinder zu verſorgen? Das Exempel war na⸗ türlich nicht zu löſen, auch bei den beſcheidenſten An⸗ ſprüchen nicht. Frau Pfarrer Rüttinger war deshalb fortwährend darauf bedacht, neue Erwerbsquellen ausfin⸗ dig zu machen. Sie ſtickte mit der älteſten Tochter für Geſchäfte; ſie hatte zwei Zimmer an einzelne Damen vermietet und für ſich und die Kinder nur die allernot⸗ wendigſten Räume behalten. Es war aber nicht viel dabei herausgekommen. Die Damen zahlten zu wenig Miete und hatten ewig etwas auszuſetzen. Da probierte es die Pfarrerin mit einem Herrn, und ſie kam gleich mit dem erſten Mieter gut an. Doktor Mannsbach war Bibliothekar und offenbar in guten Verhältniſſen. Da ihm die Lage der Wohnung zuſagte, beſtimmte er ſelbſt einen anſtändigen Mietspreis und zahlte pünktlich an jedem Erſten. Frau Rüttinger hatte im ſtillen gehofft, der gelehrte Herr, der ſo furchtbar viele Bücher mit⸗ brachte, würde ſich vielleicht ihres Jungen annehmen, bei dem es im Griechiſchen happerte. Aber es bot ſich gar keine Gelegenheit, die Sache zur Sprache zu bringen, trotzdem Dr. Mannsbach ſchon faſt ein halbes Jahr lang ihr Hausgenoſſe war. Seine Bedienung beſorgte die Auſwärterin, und Miete und Auslagen ließ er eben⸗ falls durch die Karline überbringen. Sein Zimmer hatte den Eingang außerhalb des Korridors und bei gelegent⸗ lichen Begegnungen auf der Treppe blieb's bei einem höflichen Gruß und höchſtens einer Bemerkung über das Wetter. In Rückſicht auf die erwachſene Tochter hütete ſich die Pfarrerin wohl, dem Herrn Doktor irgendwie entgegenzukommen. Er ſollte um keinen Preis das Gefühl haben, als angele man nach ihm. Sie wußte, daß „möblierte Herren“ leicht mißtrauiſch in dieſem Punkte find. Berechnende Gedanken lagen zwar der guten Pfar⸗ rerin ganz fern; es kam ihr gar nicht in den Sinn, daß ihre Lotte Anſpruch auf eine Heirat machen könne, ſo hübſch und lieb das Mädel auch war. Zum Glück gings mit Rudis Griechiſch ſeit einigen Wochen leidlich; der Junge gab ſich die größte Mühe und die beiden letzten Arbeiten waren mit„Genügend“ zenſiert worden. Die Pfarrerin rechnete heute mit ganz beſonderem Eifer, denn Weihnachten ſtand vor der Tür; und da ſollte doch jedes der Kinder eine Freude haben. Lotte wünſchte ſich ſo ſehnlich ein Buch: Die Hausſchneiderin. Sie hatte viel Geſchick und hoffte, mit Hilfe dieſes Werks die Garderobe für den weibkichen Teil der Familie ganz allein herſtellen zu können. Aber das Buch koſtete ſechs Mark und ob's ſich dann auch wirklich rentierte? Kläre, der Zehnjährigen, hing das Herz an ein Paar guten Schlittſchuhen: und Rudolf brauchte eine neue Hoſe. Die einzige, die er außer der guten Sonntagshoſe beſaß, war recht fadenſcheinig und kaum noch anſtändig auszu⸗ beſſern. Ein Buch bekam der Junge zum Glück jedes Jahr von ſeiner Patentante, die überhaupt eine offene 1 Hand hatte und ſtets zu Weihnachten eine Kiſte ſchickte. Aber Tante Anna war ein bißchen unpraktiſch. Die Pfarrerin hatte ihr einmal angedeutet, daß bei ihren beſcheidenen Verhältniſſen eine kleine Barſumme als Weihnachtsgeſchenk am dienlichſten wäre. Da hatte Tante Anna, die übrigens keine wirkliche Tante, ſondern nur eine Jugendfreundin der Pfarrerin war, entrüſtet er⸗ widert: Wenn ihre Geſchenke keinen Beifall fänden, könne ſie's ja auch laſſen. Bares Geld zu ſchenken, hielte ſie für furchtbar unpoetiſch, ja für geradezu brutal. Sie wolle mit ihren Gaben überraſchen. Die arme Pfarrerin hatte Mühe, die gereizte Tante durch einen Entſchuldigungs⸗ brief zu beſchwichtigen. Tante Auna ſchenkte eben, um ſich eine Freude zu machen. Die Pfarrerin ſchlug ihr Buch zu. Sie mochte rech⸗ nen, wie ſie wollte, zu einer Hoſe für Rudi würde es nicht reichen. Der Kohleneinkauf im Herbſt und die Winterkartoffeln hatten ein zu großes Loch in das Budget geriſſen— ſie mußte eben doch die Hoſe noch einmal ausbeſſern und als Weihnachtsgeſchenk Hefte, Bleiſtifte, Federn, Zeichenblock und dergleichen nehmen, Dinge, die ohnehin angeſchafft werden mußten. Rudi bekam ja von Tante Anna neben dem Buch ſicher noch etwas. Auch an das Schneiderbuch konnte nicht gedacht werden, Lotte ſollte lieber mal einen ordentlichen Kurſus mit⸗ nehmen. Lotte hatte ein Paar Stiefelchen nötig, und ſie war ja ein ſo verſtändiges Mädel, der ganze Troſt der Mutter ſeit dem Tode des Vaters. Kläre, das Neſt⸗ häkchen, mußte auch auf die Schlittſchuhe verzichten; Schlittſchuhlaufen koſtete zu viel und geſund würde das Kind auch ſo bleiben. Die Pfarrerin ſeufzte, es war doch hart, wenn man ſo jeden Pfennig umdrehen mußte! Aber gleich ſchalt ſie ſich ſelbſt und ſagte ſich, daß ſie in ihren drei geſunden Kindern doch einen Schatz ohne⸗ gleichen beſaß. Sie würde für Kläre eine nette, ſchwarze Schulſchürze arbeiten, mit roten Seidenſtichen verziert. Schwarzer Stoff war noch vorhanden, die Sache machte alſo keine Koſten; und Tante Annas Kiſte würde ja doch für jedes etwas bringen. Die warmen Strümpfe für die Karline waren ſchon lauge fertig, und die zehn Mark, die ſie alljährlich bekam, waren auch zurückgelegt. Fünf Tage vor Weihnachten kam ein Brief von Tante Anna; ſie kündigte, wie ſtets, den Abgang der Weihnachtsſendung an. Nach einigen einleitenden Wor⸗ hieß es:„Geſtern iſt die Weihnachtskiſte abgegangen . lt hoffentlich Euren Münſchen entfpricht Für Dich, liebe Auguſte, iſt das eingeſtegelte Paket beſtimmt das Du erſt bei der Beſcherung öffnen follſt. Du weißt ich liebe es, zu überraſchen. Lotte ſoll den blauen Sport ſchleier haben, der ihr zu ihrem blonden Haar ſicher gun ſtehen wird.“ 5 „Himmel— ein Sportſchleier! Als ob Lotte an Sport denken könnte!“ rief die Pfarrerin bekümmert aus und las weiter:„Rudi bekommt die Hoſen. Jil denke, ſie ſind für einen Fünfzehnjährigen paſſend. Di Weſte habe ich ſelbſt für ihn geſtickt; geſtickte Westen ſind jetzt modern. Du mußt ſie beim Schneider fertig machen laſſen; ich lege 3 Mark dazu bei. Mein Paten junge muß doch am reichlichſten bedacht werden.“ Der Pfarrerin entfuhr ein Freudenſchrei, ſie über⸗ las die Stelle noch einmal, weil ſie ihren Augen nicht traute, aber wirklich, es ſtand da, ſchwarz auf weiß Rudi bekommt die Hoſen. Sie begriff zwar nicht, wie Teute Anna auf die Idee kommen konnte, aber das war i einerlei. Und wenn ſie etwas zu groß ſein ſollten, ſo ließ ſich das leicht ändern. Zu klein würden ſie nicht ſein, denn Rudi wurde erſt im Februar fünfzehn und war im Wachstum etwas zurück. „Das Schmuckkäſtchen iſt für Kläre beſtimmt; ich hab's auf meiner letzten Reiſe in Nürnberg erſtanden. Es iſt echte Bronze, und die Bernuſteinbroſche, die es birgt, ſtammt noch von meiner ſeligen Mutter.“ Das Schmuckkäſtchen wirkte dämpfend auf der Pfar⸗ rerin Freude. Seither hatte Kläre in der Regel etwas zum Anziehen bekommen, Stoff zu einem Winterkleid oder warme Handſchuhe oder ein paar Schürzen. Was nützte dem Kind das Schmuckkäſtchen! Und die Beru⸗ ſteinbroſche von Tante Annas verſtorbener Mutter! Sie erinnerte ſich des Ungetüms noch ganz gut, über das ſie ſchon als Kinder immer gelacht hatten. „Die Süßigkeiten“— hieß es weiter—„Lebkuchen, Marzipan, laßt Euch gut ſchmecken, ebeuſo die Nüſſe und die Aepfel. Auch ein paar Dutzend Chriſtbaumlich⸗ ter lege ich bei. Ich habe im Warenhaus einen Engros⸗ einkauf gemacht. Spottbillig, und nun packe ich jeder Weihnachtsſendung einen Teil davon bei.“ N Na, das ließ ſich hören! Lotte ſagte immer: Nur recht viele Lichter am Baum, das iſt mir das liebſte vom ganzen Weihnachtsabend. Und alljährlich entſtand ein kleiner Kampf zwiſchen Mutter und Tochter, ob mau ein Dutzend oder achtzehn Stück nehmen ſolle. Der Kampf wurde dann ſtets zu Lottes Gunſten ſo entſchieden, daß man achtzehn ganz dünne Lichtchen kaufte. Lotte holie dann jedesmal die ſorglich aufgeſparten Lichtendchen vom letzten Feſt herbei und befeſtigte ſie an den unterſten Zweigen des Baumes. Für das Geld, was die Lichter gekoſtet haben würden, ſollte nun Kläre noch irgendeine Kleinigkeit haben. Hübſche Zopfſchleifen vielleicht. Und das mit dem Sportſchleier war auch nicht ſo übel. Er konnte Lottes etwas abgetragenen Winterhut zu neuem Glauz verhelfen. Zwei Tage ſpäter langte die Kiſte au, und die Pfar⸗ rerin machte ſich wohlgemut aus Auspacken. Gleich obenauf lag ein feſtes Paketchen, mit Bindfaden um⸗ ſchnürt und mit der Aufſchrift: Buch für Rudi. Der Pfarrerin kamen die Tränen in die Augen: Nein, das war doch zu lieb von der Tante; gewiß war ihr im letzten Augenblick noch eingefallen, daß ſie dem Jungen ſonſt immer ein Buch ſchenke. Die Pfarrerin packte es nicht aus: ſie wußte, es war ein ganz beſonderes Ver⸗ gnügen für Rudi, es ſelbſt aus der Hülle zu ſchälen. Auch die Paketchen für Lotte und Kläre öffnete ſie nicht, und das mit der Aufſchrift:„Für die liebe Auguſte“ legte ſie ebenfalls beiſeite. Aber die Weſte für Audi mußte ſie gleich bewundern. Hellbeige mit roten, einge⸗ ſtickten Punkten! Sie würde den Stoff auf den Weih⸗ nachtstiſch legen und ihm die Weſte erſt zum Geburtstag machen laſſen, dann hatte Rudi noch einmal eine Freude! Die Süßigkeiten, Nüſſe, Aepfel, die Lichter— alles, was der Brief verheißen hatte, war da, nur die Hoſen fanden ſich nicht. Die Pfarrerin wühlte das Packpapier, die Holzwolle um und um. Umſonſt! Die Kiſte war feſt vernagelt geweſen; es war alſo kaum denkbar, daß je⸗ mand ausgerechnet die Hoſen herausgeſtohlen hätte. Ob Tante Anna ſie vergeſſen oder an Stelle der Hoſen das Buch— 2 Aber nein, die Kiſte war ja bereits abgegangen, als der Brief geſchrieben wurde. Das mußte ſie ſofort mit Lotte beſprechen!. a Lotte lief gleich nach der Poſt, um den Verluſt zu melden. Da hieß es, vor allen Dingen müſſe man Gewißheit haben, daß ſich die Hoſen wirklich in der Kiſte befunden hätten. Uebrigens ſei es ja keine Wert⸗ ſendung, aber natürlich würde man der Sache auf den Grund zu kommen ſuchen. Sodann ſchlug Lokte vor, ſo⸗ fort an Tante Auna zu ſchreiben. „Auf keinen Fall“, rief die Mutter. würde das furchtbar übel nehmen.“ Das war eine empfindliche Trübung der Weihnachts⸗ ſtimmung, die bei Rüttingers ſchon ſeit Tagen herrfchte. Vor allem galts, Rudi die Sache mitzuteilen. Er ſprach immer von der neuen Hoſe, und daß Mutter in den letzten Tagen ſo vielſagend gelächelt hatte, mußte er ſich natürlich zu ſeinen Gunſten deuten. Die Pfarrerin hielt es deshalb für richtig, ihm die Geſchichte von der ver⸗ ſchwundenen Hoſe ſchonend beizubringen. Der Junge kämpfte mannhaft mit den Tränen und meinte nach einer Weile:„Ach, daß ich in der Weihnachtszen⸗ ſur kein Monitum im Griechiſchen bekommen hab', da⸗ iſt doch mehr wert als'ne neue Hoſe, gelt, Muttel?“ Und die Mutter nickte wehmütig. 5 5 Ter 24. Dezember war da, und in der Rüttinger⸗ ſchen Wohnung roch es nach Tannengrün und Lebkuchen und Lotte putzte mit Feuereifer, um alles zum Fel blank zu haben. Rudi behing den Chriſtbaum mit den altvertrauten Glasfrüchten und Eiszapfen, urit Mepfelt und Nüſſen. Kläre war als die Kleinſte aus der Weit nachtsſtube verbannt und half der Mukter, ſo gut ſi⸗ konnte, in der Küche. Die Pfarrerin hakte angenemmen, ihr Mieter würde zu den Feiertagen verreiſen, aber die Aufwärterin hatte beſtellt, der Herr Tokkor bliebe hier, weil ſeine einzige Schweſter kranke Kinder habe. Man hatte beraten, ob man den Herrn Toktor zum Weih⸗ nachtsabend herüberbitten ſolle; aber da er ſich der Fa⸗ milie ſo ganz fern hielt, war die Pfarrerin entſchieden „Tante Auna dagegen. Mögli i f gekannt, bei dagegen 3 hatte er ja. Keen den end verbringen konnte ——— denen er * — e nacemtags wett den Wörten werdens:. arme Mannsbild da drüben kann einem leid tun ſo ganz alleene zus Feſt“, da teilte ſich dieſes Be⸗ dauern der Pfarrerin mit. Aber es war eben nichts dran zu tun. i Die drei Geſchwiſter begaben ſich vor der Beſcherung in die dunkle Schlafſtube. Selbſt die beiden Großen wollten die liebe Gewohnheit nicht miſſen, das Weih⸗ nachtszimmer mit ſeinem Glanz erſt zu betreten, wenn Chriſtkindchen klingelte. Die Mutter verſtand's ſo gut, die kleinen Geſchenke hübſch zu ordnen. Diesmal bot der Baum, dank Tante Annas Engros⸗ einkauf, einen wirklich feenhaften Anblick— ſo reichen Lichterſchmuck hatte er noch nie getragen. Die Pfarrerin ſonnte ſich in den ſtrahlenden Geſichtern ihrer Kinder und bewunderte die kleinen Gaben, die ſie heimlich für die Mutter beſchafft hatten. Erſt als die feierlich über⸗ reicht waren, wandten ſich die Kinder ihren Geſchenken zu. Und als der Mutter Blick auf Rudi fiel, der eben beſchäftigt war, das Buch ausezgtpacken, fielen ihr die Hoſen ein, und ſie konnte die bedauernde Bemerkung: „Wenn doch nur die Hoſen da wären!“ nicht unter⸗ drücken. „Da find ſie!“ Rudi rief's mit Stentorſtimme „hört und ſtaunt. Die Hoſen des Herrn von Bredow. Vaterkändiſcher Roman von Willibald Alexis. Iſt daß nicht Aa. 9⁰ 5 „Ach, wirklich—„Nein, ſo was!“—„Wer hütte aber auch daran denken können!“ So klangs durch- einander, und Lotte ſtreckte haſtig die Hand nach dem Buche aus. Rudi, der ſich vor Lachen krümmte, wollte ihr's über den Tiſch hinüberreichen und ſtieß dabei in ſeiner Aufregung an den Chriſtbaumfuß. Der Baum wankte, ſtürzte und ſtreifte die Gardine, die an ver⸗ ſchiedenen Stellen Feuer fing. Entſetzt liefen die Familienmitglieder hin und her. „Waſſer, Waſſer,“ rief die Pfarrerin, und Kläre ſchrit weinend::„Es breunt! Feuer!— Zu Hilfe!“ Rudi puſtete die Lichter am Baum aus und Lotte lief, um Waſſer aus der Küche zu holen. In der Tür prallte ſie mit Doktor Mannsbach zuſammen, der ohne alle Um⸗ ſtände nach dem Fenſter eilte und die brennende Gar⸗ dine herunterriß. Daun nahm er der zurückkehrenden Lotte den Eimer mit Waſſer aus der Hand und löſchte geſchickt die Flammen. Nun erſt trat der Helfer in der Not auf ſeine Hauswirtin zu mit den Worten: „Sie entſchuldigen hoffentlich mein Eindringen, Frau Pfarrerin. Als ich das Rufen hörte, war's doch natür⸗ lich, daß ich ſoſort herüberkam. Nun iſt ja die Gefahr beſeitigt, und es tut mir nur leid, daß Ihre Weihnachts⸗ feier eine ſolche Störung erleiden mußte. Sie waren eben noch ſo vergnügt, ich hab' Sie wirklich im ſtillen ein klein wenig g neidet.“ 5 Die Pfare gatte ſich, während Doktor Manns⸗ at und erwiderte freundlich:„Ich danke Ihnen ſehr für Ihre raſche Hilfe, Herr Doktor. Wir hatten alle den Kopf verloren, und ohne Ihr Ein⸗ greifen hätt's ſchlimm ausfallen können. Ein Glück für Uns, daß Sie nicht verreiſt waren. Für Sie freilich es iſt gewiß nicht leicht, ſo ganz allein— ich hätte Sie gern zu unſerer beſcheidenen Feier gebeten, aber, offen geſtanden, da Sie ſich uns bisher ſo ganz ferngehalten debe, wagte ich's nicht recht.“ Doktor Manusbach lächelte und meinte:„Und ich hütte gern um die Erlaubnis gebeten, den heutigen Abend in Ihrem Kreis zubringen zu dürfen, aber da Sie mich noch niemals aufgefordert haben, ſchien mir's zudringlich, Ihnen meine Gefellſchaft aufzunötigen.“ Nun lachten alle miteinander, und die Pfarrerin ſagte:„Da ſind wir uns alſo nur aus lauter gegen⸗ ſeitiger Rückſieht ſo fremd geblieben, Herr Doktor. Schade, daß es uun ſo unwirtlich hier ausſieht, ſouſt würd' ich ich Sie bitten, doch noch“ 5 „, mir iſt's gemütlich genug, und wenn wir zu⸗ ſammien helfen, wird alles bald in beſter Ordnung ſein.“ Damit ſtellte Doklor Maunsbach den Chriſtbaum wieder auf den Tiſch und fragte:„Darf ich die Lichter an⸗ zünden?“ 5 „Noch nicht!“ rief Lotte.„Es ſieht noch gar zu wüſt aus. Ich ſehlage vor, der Herr Doktor geht erſt noch einmal auf ſein Zimmer und nimmt Rudi mit. Männer ſtövxen nur beim Aufräumen. Sobald's hier wieder einigermaßen wohnlich iſt, zünd' ich die Lichter an; und wenn's Chriſtkind ſchellt, dürfen die Verbannten wieder erſcheinen.“ a Nach einer halben Stunde war alles in Ordnung, und durch das gardinenloſe Fenſter blitzten die Sterur mit den Chriſtbaumlichtern um die Wette. Der Teetiſch war ſauber gedeckt, und in der Mitte prangte ein äppe⸗ titlicher Heringsſalat. Lotte warf noch einen prüfenden Blick über das ganze und gab dann das Klingelzeichen Der Doktor und Rudi erſch! ſofort, und Rud flüſterte der Schweſter zu:„Jan Kerl, der Doktor,“ und der alſo Gelobte legte eine zervelatwurſt au den Tiſch mit der Begründung, daß er das ihm von ſeine Schiveſter geſchickte Monſtrum unmöglich allein aufeſſen bune und um gütige Mitwirkung bitzz, 3 Die Unterhaltung wurde bald ſehr lebhaft, und die Stimmung erhöhte ſich noch, als Rudi die Geſchichte von der Weihnachts hoſe zum beſten gab. Da meinte Doktor Mauns bach:„Ich muß mich alſo bei Tante Anna da⸗ für bedanken, daß ich einen ſo ſchönen Weihnachts abend erleben darf. Oder vielmehr bei den Manen des Willi⸗ bald Alexis. Hätt' der die Hoſen des Herrn v. Bredow nicht geſchrieben, dann ſäß ich ganz allein in meiner Fer eſellenbude. Hier iſt's viel, viel ſchöner.“ Dabei erſteg Doktor Maunsbachs Blick die Tafelrunde und Bache zuletzt mit Wohlgefaklen auf Lottes anmutiger cheinung. 5 i E war ſehr ſpät, als man ſich trennte. Man hatte bereits gute Freundſchaft geſchloſſen. Beim Abſchied bat der„möblierte Herr“ um die Erlaubnis, recht bald wiederkommen zu bürfen. Sie wurde gern erteilt, und bald war er der regelmäßige Sonntagabendgaſt bei Rüt⸗ tingers. Es war nicht ſchwer, zu bemerken, daß Lotte der Dauptanziehungspunkt für ihn war dei kün ſchon ſeit ein paar Jahren Frau Doktor i 5„ und in der Bibliothek des jungen Ehe⸗ nehmen„Die Hoſen des Herrn von Bredow“ den Weihnachtskarten in schönen Mustern und grosser Auswahl empfiehlt Gg. Zimmermann. Cãsar Fesenmeyer PI, 3 Breitestrasse Mannheim Telephon Nr. 1104 Grõsstes Spezial- Geschäft am hiesigen Platze empfiehlt als passende Weihnachts-Gesdienke in unstreitig grösster und schönster Auswahl zu absolut reell billigen Preisen. 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Liebte ſie ihren Romeo, den Bankbe⸗ amten Ferdinand Meſſerſchmidt nicht ebenſo heiß, wie die feurige Italienerin, und wurde ſie nicht— ach wie zärtlich— wiedergeliebt! i 9 Aber der 8 der Väter ſtand zwiſchen ihnen: Ren⸗ dant Meſſerſch ot und Hofkolonialwarenhändler Bor⸗ kenhagen hatten ſich über einen„Picque⸗Solo“ beim Skat go heftig wegen eines nicht ausgeſpielten Piequebuben erzürnt, daß aus den Freunden Feinde geworden waren, ſchen der jungen Liebe aufreckte. i Rendant Meſſerſchmidt hatte eine etwas beſchränkte Beamtenſeele, die heftig und kleinlich zu haſſen wußte. „Nie“, ſo ſprach er,„nie bringſt du mir ein Mädchen aus dieſem Hauſe über meine Schwelle. Uebrigens iſt der du nicht viel verlierſt.“ So hart hatte Vater Meſſerſchmidt geſprochen, und Vater Borkenhagen, im Grunde eine edlere und groß⸗ zügigere Natur, hatte ihm nichts nachgegeben. Chriſtine irrte nach der väterlichen Standpauke heulend durch die weiten Böden des alten Geſchäftshauſes, verzweifelte an ihrem Geſchick und verzehrte unter Tränenfluten 2 Pfund Traubenroſinen. Romeo und Julia! Tränenchriſtel er⸗ kannte die ganze Furchtbarkeit ihrer Lage. Sie ſah ſich ſchon aufgebahrt in der„guten Stube“ liegen, mit einem edlen, verzeihenden Zug in den Leidenszügen, tief be⸗ trauert von den Hinterbliebenen.. 8 Ferdinand war eine realere Natur. Ihm erſchien die Wut der bei en alten Herren mehr in einem komiſchen Licht. Doch mußte er einſehen, daß der Widerſtand mehr als läſtig ſei, da ſie des Zuſchuſſes aus der Hofkolonial⸗ warenhandlung zur Führung eines Haushalts dringend bedurften. Es war nur gut, daß Tante„Achneß“, Herrn Meſſerſchmidts ältere Schweſter, ihre Liebe protegierte. b war eine ältere, wohlhabende Jungfer, und ſie 8 5 hatte ſich zur Beſchützerin aufgeſchwungen, um ihren Bruder zu ärgern. Tante Agnes' kleiner Garten war ringsherum von Mauern eingeſchloſſen. Hier trafen ſich Ferdinand und Chriſtine, er männlich, liebend, ſie zärtlich, blaß, in ſchaurig, und die letzten Blätter fielen von den Bäumen. „Flucht!“, ſchlug Chriſtine mit bebender Stimme damit nicht befreunden. 5„Dann gemeinſamer von Chriſtinens Lippen. 5 a 7„Du biſt wohl nicht bei Troſt,“ ſagte Ferdinand mit rauher Herzlichkeit.„Ich denke nicht daran! Weil die Tod!“, klang es noch dumpfer „* 9 935 Alten Dickſchädel haben, ſollten wir Torheiten begehen, . kein Bein! Nee, überrumpeln müßten wir ſie! „Eine heimliche Ehe? O Ferdinand! Ohne den 9 Segen Mamas— nie könnte ich es.“ f a 1„Glaubſt du, daß Mama dich beſonders ſegnen wird, wenn du Lyſol trinkſt?“ N Jn Chriſtinens Augen ſtanden Träuen:„In welchen i ſtürzeſt du meine Seele, Ferdinand, ich leide ſehr.“ 5 Feedingnd zündete ſich eine Zigarre an und über⸗ Seit Chriſtine Borkenhagen, von mißgünſtigen Ver⸗ und ſich der„Picquebube“ verhängnisvoll dräuend zwi⸗ Fräulein Borkenhagen eine zimperliche Tränenſuſe, an bangen Ahnungen erſchauernd. Der Novemberwind blies vor. Aber der praktiſche Sinn Ferdinands konnte ſich N legte. 2 yriſnne Jauo noch eine letzte alter, deren Blatter 5 ſie zupfte und Gretchens Fragen an das Schickſal dabei murmelte, obwohl ſie d länglich orientiert war. „Ha!“ rief Ferdinand plötzlich und erſchreckte Chri⸗ ſtine durch dieſen Ausruf, daß ſie zitterte. f „Zittere nicht, Geliebte, wir werden über den Starr⸗ ſinn der Alten triumphieren!— Tante Agnes muß helfen! Ich will gleich mit ihr Rückſprache nehmen.“ Nach einer kurzen Weile wurde Chriſtine in die ge⸗ über Ferdinands Gefühle hin⸗ mütliche Wohnſtube der Tante gerufen, wo ſie die beiden als vergnügte Verſchwörer vorfand. Näheres durfte ſie nicht erf nüſſen und Likör gelabt. Dann aber ſagte Tante„Ach⸗ neß“ mit tiefer Empfindung:„Du wirſt noch eine offi⸗ zielle Weihnachtsbraut, mein geliebtes Goldkind.“ Eine Weihnachtsbraut! Das war das Ideal ihrer Backfiſchträume. Bei brennendem Lichterbaum an die Bruſt des Geliebten geſchmiegt, um ſich die gerührten, liebevollen Eltern und draußen der Klang der Weih⸗ nachtsglocken über dem verſchneiten Lande! Nun ſollte ihr dieſes Glück beſchieden ſein—„durch Leiden zum Sieg“, wie oft hatte ſie es nicht geleſen! Sie trank noch raſch einen ſüßen, kleinen Likör und trat dann in hoff nungsfreudiger Stimmung den Heimweg an. Aber Tag um Tag, Woche um Woche verſtrich, es erfolgte keine Annäherung der beiden Familien. Tante „Achneß“ machte ein geheimnisvolles Geſicht, Ferdinand war andauernd in einer übermütigen Laune, aber Julia Capulets bleiche Züge tauchten wieder aus der Verſen⸗ Dazu kam noch kung, in die ſie hinabgeſunken waren. 8 5 die Ankunft von Emil Iſidor Hoppenrade, in Firme „Reiffenſtein und Hoppenrade, Wollſachen“. Der wollene Iſidor, der bei Mutter Borkenhagen einen beſonderen Stein im Brette beſaß, hatte ſich in nicht mißzuverſtehen⸗ den Andeutungen ergangen, und Chriſtel ſah ſich ſchon mit einem ungeliebten Manne vor den Altar geſchleift. Am Weihnachtsabend war im Hauſe des Rendanten Meſſerſchmidt ſtets eine zahlreiche Geſellſchaft verſammelt. Der Hausherr war im allgemeinen größeren Gaſtlich⸗ keiten abhold, aber am Weihnachtsabend machte er eine Ausnahme, da die Mehrzahl der Eingeladenen Gaſtge⸗ ſchenke mitzubringen pflegte. Außer dem Verwandten⸗ kreis waren in der Regel noch einige befreundete Fami⸗ lien, manchmal auch jüngere Angeſtellte ſeines Reſſorts verſammelt. Die altpreußiſche Sparſamkeit wurde durch Karpfen und einen warmen Braten unterbrochen. Als Getränk gab es„Pünſchchen“, nach einem ſeltſamen Re⸗ zept gebraut, in dem die ſüßen Zutaten vorherrſchten, wodurch es zu einem für die Herrenwelt wenig erfreu⸗ lichen Getränk wurde. Frau Meſſerſchmidt ließ ihren Gatten in allem gewähren, ſie las gern Feuilletonromant hie ſagte zu allem:„Ja,“ weil ſie es ſo für bequemer ielt. 5 i Rendant Meſſerſchmidt geriet allmählich in eine ge⸗ linde Aufregung, Tante„Achneß“ machte von ihrem Vor⸗ recht einer gewiſſen Rückſichtsloſigkeit, auf das ſie gls Erbtante Anſpruch zu haben glaubte, ausgiebigen Ge⸗ brauch. Für ½7 war„gebeten“, es war bereits 7, und die Säumige war immer noch nicht da. Wenn er eint Ahnung gehabt hätte, welchen Erfolg ſeine Schweſter eben im Hauſe ſeines Feindes errang! Herrn hagens Nachgiebigkeit wurde namentlich durch den Um⸗ ſtand erreicht, daß ſeinem Gegner eine gehörige Naſe 8 1 werden ſollte. Tränenchriſtel aber zitterte und ebte der verhängnisvollen Stunde entgegen. Rendant Meſſerſchmidt war gerade im Begriff, einen Wutanfall zu kriegen, als Tante Agnes erſchien, geleitet von einem Dienſtmann, der einen großen verhüllten Ge⸗ genſtand trug— das Geſchenk für Meſſerſchmids: ein Grammophon! i Vater Meſſerſchmid war im erſten Augenblick ſprachlos vor Zorn über die Torheit dieſer überflüſſigen und koſtſpieligen Gabe, aber Mutter Lienchen freute ſich Nea kindlich. Und als es zu ſpielen begann, erſt:„Stille acht“ und dann„Es brauſt ein Ruf wie Donnerhall“, von einem mächtigen Knödelbariton geſungen, wurde auch der Beſchenkte weicheren Regungen zugänglich. Als draußen die Glocke ging und Ferdinand hinaus⸗ eilte, leate Tante Aanes eine neue Walze ein. Was war ahren, dafür aber wurde ſie mit Kaffee, Pfeffer⸗ yrken⸗ das firr ein Unfenn, eine klare, deutliche Stimme ver⸗ kündete im Bänkelſängerſtil die Geſchichte einer Ver⸗ lobung mit Romeo und Julia⸗Hinderniſſen— Chriſtel und Ferdinand hießen die Helden. Rendant Meſſerſchmidt bekam einen puterroten Kopf, und er ſchien die Faſſung zu verlieren, aber ſeine Schweſter hielt ihn mit ſcheinbar ſanftem, im Grunde recht feſtem Druck zurück. Jetzt verkündete das Grammophon die vollzogene Verlobung mit elterlichem Segen: 5 Hell erſtrahlt der Lichterbaum, Allen war es wie ein Traum! ſo ſinnige, originelle Manier. a i Und nun tat ſich die Tür auf und das Brautpaar trat herein, gefolgt von den Eltern der Braut. „Faſſung, Faſſung“, ſagte ſich Rendant Meſſer⸗ ſchmidt, er dürfte als ſtädtiſcher Beamter nicht übertölpelt erſcheinen. Er lächelte alſo, ſtille Wut im Herzen— und erklärte ſich mit allem einverſtanden. Mutter Lienchen war weiter nicht überraſcht, ſie ſegnete gern. ö Chriſtel verlebte die ſeligſte Stunde ihres Lebens, Emil Iſidor Hoppenrade und Julia Capulets bleiches Bild berſanken hinter ihr in weſenloſem Scheine. 5 8 18 125. 3 5 die beiden Fei ich gegenüberſtanden. Borkenhagen hatte dit ede e f 778 5 8 a „„Ich hätte Piquejunge auf Treffaß geben müſſen, ae e a 8 „Nein, Borkenhagen, ich hätte Treffaß nicht aus⸗ 1 da ich nicht wiſſen konnte, wo der Picque junge ſaß.“ a Sie ſchüttelten ſich die Hand und ſahen einander ir die Augen. 5 f Draußen kamen die Weihnachtsglocken und es kan ganz genau ſo, wie es ſich Cyriſtel in ihren ſchönſter Kana qusgemalt hatte.„„ Sprachecke des Allgemeinen Deutſchen Sprachvereins. 8 Weihnachts beſcherung. Es gibt wohl nich' allzuviele, die ſich den Begriff der„Beſcherung“ einmal klargemacht haben. Iſt es nicht dasſelbe wie„Beſchen⸗ kung“?— Keineswegs! Denn:„geben und ſchenken können ſich Gleichgeſtellte untereinander, ja, der Arme mag dem Reichen etwas geben; aber beſcheren und ver⸗ leihen geht aus einer höhern oder der höchſten Hand“ (Grimm). So bedeutet denn ſchon das mittel hochdeutſche „beſchern“,„ſchern“(nach Weigand) namentlich von der göttlichen Schickung„zukommen laſſen, verleihen, beſtim⸗ men“, während im Althochdeutſchen das entſprechende „ſeerian“ faſt den entgegengeſetzten Sinn hatte: 88 teilen, abſondern“, beſonders zum Zweck der Wegnahme „berauben“. Der beiden 12 75 das„Abteilung i keil). Die oben dargelegte beſondere Bedeutung von„b⸗ 2————— Schalt nel über Euch! 1 Kriminalroman s den ſiebziger Jahren 43 von Hans⸗Chriſtian Herzlieb. i (Fortſetzung.)(Nachoruck verboten.) 2 Robert Talmier konnte ſeine Nachforſchungen nun ellmählich einſchlummern laſſen— er hatte ja ſeine Pflicht getan— niemand konnte mehr von ihm verlangen. Die größte Gefahr für ihn ſchien ihm nun glücklich vorübergegangen zu ſein— hatte ſich Lucie bis jetzt nicht gemeldet, ſo meldete ſie ſich wohl nimmermehr, Wie ſchnell ſind zehn Jahre herum— und dann zählte Lucie zu deen Verſchollenen! Und die reiche Erbſchaft, die er bis dahin verwalten und genießen durfte, war ſein— ſein allein! 3 Sechzehutes Kapitel. Eine eigentümliche Veränderung war in der Lebens⸗ weiſe des Malers Werthing vorgegangen. Seine Freunde vermißten ihn bei ihren luſtigen Zuſammenkünften, und in Atelier bleib den leichtlebigen Mädchen verſchloſſen, das Modellſitzen als ihren rbszwei hatten. Es hieß, daß er jetzt nur Heiligenbilder male, und daß alle feine 3 1 gleichen 1 0 111 zuweisen hätten: große, blaue Augen, eine eigene, 5 N Stirne und einen reizenden, kindlich lächelnden 277 2 22 1 8 kEngerte ich endlich über ſich ſelber und gab fein⸗ Madonnen dunkle Haare und Augen— vergebens— die Zuge erinnerten doch an Lucie— trotzdem er das Mäd⸗ chen aus ſeinem Atelier fortgeſchickt hatte, diente ſie ihm och unabläſſig als Modell.„Warum muß ich denn eiſe glichen ſie alle Bacchantin auf die Leinwand. Aber nein— das ne Flügel unter den Falte Erwerbszweig erwählt In der Tat— Werthing malte Heiligenbilder und ſeinen 5 Narienbilder malen,“ dachte er und warf eine ſchla⸗ ine Bacchantin, ſondern ein züchrig in ſich ſelber e i die blonde Lucie, als der un in Da warf er unmutig den Pinſel weg und begab ſich zu ſeiner mütterlichen Freundin, der Vorſteherin des Frauenvereins. Frau Haller begrüßte den Künſtler mit Herzlichkeit, und als er ſie um eine geheime Unterredung bat, führte ſie ihn in ihr Arbeitskabinett. Dort ließ er ſich neben der Matrone nieder und ergriff ihre beide Hände. „Was ſoll ein ehrlicher Mann tun, wenn er in heißer, unauslöſchlicher Liebe für ein Mädchen entbrannt iſt und Tag und Nacht nur mehr an ſie allein denken kann?“ begann er mit erregter Stimme. f „Seltſame Frage“, rief die alte Tame.„Wenn kein Hindernis zwiſchen ihm und dem Mädchen ſteht, ſo ſoll er ſie heiraten!“ 80 85 f „Tas dachte ich eben auch,“ erwiderte er.„Und ich kam deshalb zu Ihnen. Ich habe Ihnen verſprochen, daß ich nicht ohne Sie zu Lucie gehen will! So kommen Sie denn mit mir. Und Sie ſollen meine Brautwerberin „Was— ſo weit ſind wir ſchon?“ fragte Frau Haller verwundert.„Und Sie haben das Mädchen wirk⸗ lich nicht wiedergeſehen?“ ö N „Nein, ich ſchwöre es Ihnen!“ „Haben Sie den Schritt auch wohlüberlegt?“ fragte die Matrone bedenklich.„Lucie iſt ſchön, gut und nicht ohne eine gewiſſe Bildung— doch ihre Armut, ihre etwas zweifelhafte uft!“ „Genug,“ unterbrach ſie der Künſtler lebhaft.„Gott ſei Dank, ich bin reich genug und habe keine Verwandten, die mich zu einer Vernunfthetrat bereden möchten— ich darf der Stimme meines Herzens folgen. Warum follte ich leiden und entbehren, wenn ich genießen und glücklich ſein kann! Raſch, raſch, meine liebe Freundin, nehmen 15 Hut und Mantel und gehen wir 1— wahr⸗ haftig, ich habe ſo lange gezögert, d Augenblick länger 19 nn,, 14 Wie ſie ſich wunderte und wie ſie ſich heimlich ß ich nun keinen küßte ſie beide Hände— den Maler begrüßte ſie mit einer Verbeugung und mit einem— Erröten. Frau Haller ſchien etwas verlegen— ſie wußte nicht, wie ſie die zarte Miſſion am beſten beginnen ſollte, die ſie dieſem jungen Mädchen gegenüber übernommen hatte. Doch der ungeduldige Künſtler ließ ihr nicht Zeit zu langem Ueberlegen.„Ich bemerke Ihre Verwirrung und will Ihnen zu Hilfe kommen, liebe Freundin!“ ſagte lächelnd der Maler.„Unter Ihren Augen werde ich gleich ſelbſt mit der Kleinen im Reinen ſein.“ f „Liebe, liebe Lucie, willſt du meine Gattin werden?“ „„O, das heiße ich direkt auf das Ziel losgehen,“ rief Frau Haller erſtaunt. f „Nur ſo erfährt man bei den Mädchen, ob der An⸗ trag willkommen iſt oder nicht,“ lächelte der Künſtler. Und Lucie? Sie glich in dieſem Augenblicke einer ſchönen, mädchenhaften Verwirrung, Schreck und Ent⸗ zücken zugleich darſtellenden Statue. Nach und nach löſte ſich indeſſen ihre Erſtarrung— aber zur Befremdung des Malers ſtürzten nun zahlloſe Tränen aus ihren N 8 5 „DO, Sie treiben einen unzarten Scherz mit mir,“ ſchluchzte ſie vorwurfsvoll. 8 5 Ta ergriff er ihre herabhängende Rechte V Hätte ich in dieſem Falle dieſe Frau mit mir hier⸗ 5 fragte er ernſt, auf die Matrone deutend. „Ja, es iſt fein voller Ernſt,“ fügte die letzte mit feuchtgewordenen Au hinzu. a E Da ſchwankte Lucie im lliebermaß ihrer Ueber⸗ raſchung, ihrer Seligkeit, ihrer heißaufwallenden Zärt⸗ lichkeit. Der Maler fing ſie in ſeinen Armen auf. „Nun habe ich endlich, endlich eine Heimat gefunden,“ hauchte ſie, ihr glühendes Antlitz an ſeiner Bruſt bergend.* FR 2 2 * Das war wirklich eine Ueberraſchung und auf eine . e Intereſſante Größenverhältniſſe. Mit welchen enormen Höhen die moderne Technik rechnen muß, bewies vor einigen Tagen die durch die Preſſe gehende Meldung von der Erhöhung des Funken⸗ turmes in Nauen, der bedeutendſten deutſchen drahtloſen Telegraphenſtation. Von hundert Metern wurde der; rrieſige metallene Turm auf die doppelte Höhe gebracht und iſt jetzt in der Lage ſelbſt mit Deutſchlands Kolonien in Mittelafrika in direkte e Verbindung zu treten. Allerdings iſt auch der ſtauener Turm trotz ſeiner N erer ße;, %, 5 775 1 Gun, lin Hauen, Alen 20. 2 . er Aae ibn 7 2 er 7 20 2 8 * gange Höhe nur zwei Drittel ſo hoch als das Paris rönende Eiſengerüſt des genialen Ingenieurs Eiffel. Ter Eifellturm mit ſeiner 300 Meter betragenden Höhe ellt noch immer den Höhenrekord für Erdenbauten dar. er neue Rieſendampfer der Hamburg⸗Amerika⸗Linie „Imperator“ ergibt in die Höhe geſtellt eine Länge von 288 Metern, hält alſo, zwiſchen den beiden ungeheueren Eiſentürmen ungefähr die Mitte. Der Kölner Turm, Deutſchlands größter kirchlicher Bau, ſieht mit ſeiner 157 Meter betragenden Höhe ſchon recht klein dagegen aus, während die 61 Meter hohe Berliner Siegesſäule genüber den rieſigen Eiſenbauten faſt verſchwindet. ur Vervollſtändigung unſeres Größenmaßſtabes ſind auf unſerer Statiſtik je ein Exemplar der„Zeppelin“ Sd 8 und„Parſeval“-Luftſchiffe in entſprechender Größe ein⸗ gezeichnet. Vermiſchtes.. Der Irrſinnige als Führer. Ein berühmter engliſcher Arzt beſuchte, wie aus Newyork geſchrieben wird, die große Irrenanſtalt in Newyork, um hier ver⸗ ſchiedene Einrichtungen kennen zu lernen. Der Chefarzt des Irrenhauſes geſtattete ſeinem berühmten Kollegen die Anſtalt nach ſeinem Belieben zu beſuchen, um ſich die Einrichtungen ſo eingehend zu betrachten, wie er es wünſchte. Dem engliſchen Irrenarzt ſtellten ſich täglich einige Aerzte zur Verfügung, die ihn durch die Räume führten, ihm auch erzählten, wer die einzelnen Zellen bewohnte. Vor einigen Tagen begegnete dem engliſchen Arzt wiederum ein Herr, gleichfalls ein Kollege, der ſich erbot, den Arzt durch die übrigen Teile des Ge⸗ bäudes zu begleiten. Vor der Zelle eines Wahnſinnigen blieb der Führer plötzlich ſtehen und ſagte:„Denken Sie, der Inhaber dieſer Stube bildet ſich ein, er ſei Gott⸗ Sohn. Der Narr, wäre er das, dann müßte ich es doch zuerſt wiſſen, denn ich bin der Gott⸗Vater.“ Nun merkte erſt der Arzt, daß er es mit einem Kranken zu tun habe, der nur einige lichte Augenblicke hat, denen aber, wie das bei derartigen Kranken immer der Fall iſt, die Wahnvorſtellungen folgten. Und ſchon brach der Wahn⸗ ſinn aus. Als der Arzt ein beſtürztes Geſicht machte, ſchrie der Irre raſend in ſeinem Wahn:„Du ſcheinſt iu zweifeln, ich bringe Dir den Beweis.“ Er riß das Fenster des Korridors auf, faßte den Arzt bei den Händen und zwang ihn, ſich dem Fenſter zu nähern, das drei Stockwerk hoch lag.“„Springe zu dieſem Fenſter ter,“ ſchrie der Irrſinnige.„Mit meiner Alke wirſt du unbeſchädigt im Garten anlangen.“ Der Arzt wich entſetzt zurück, aber ſchon näherte ſich der Wahn⸗ ſinnige ſeinem Opfer, faßte es mit Rieſenkräften an und wollte es zum Fenſter hinunter werfen. Doch der Arzt, wiſſend, daß man den Irren wenigſtens ſcheinbar zu Willen ſein muß, meinte, daß er lieber heraufſpringen wollte. ging, holte die Wärter, die den Wahnſinnigen ſeſſelten.„ eee ee Eine luſtige Anekdote aus dem Leben Kaiſer Friedrichs III. bringt das bekannte Pamilienjournal „Das Buch für Alle“. Unter dem Namen„Der ſchlaue Miſchebier“ war in den ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Soldat eines der Potsdamer Garde⸗ regimenter weit und breit berühmt. Franz Miſchebier, ein biederer Pommer, war von Mutter Natur mit dem allerbeſcheidenſten Maße von Geiſtesgaben ausgerüſtet worden, und er wurde wegen ſeiner ungeheuren Begriffs- ſtutzigkei bald ein Schrecken der Kompagnie und ſeiner Vorgeſetzten. Die großen Frühjahrsbeſichtigungen kamen heran. Kronprinz Friedrich Wilhelm beſichtigte dabei zerade die Kompagnie, bei der Miſchebier ſtand. Er ſtellte perſönlich verſchiedene Fragen an einzelne Leute. Dabei geriet er auch an Miſchebier.„Sag mal, mein Sohn, du haſt doch ſchon Poſten geſtanden— nicht wahr?“ Er ſagte es ſehr gemütlich.„Zu Befehl, hoher derr Kaiſer,“ gab Miſchebier prompt zur Autwort, denn „Kaiſerliche Hoheit“ als Anrede, wie den Soldaten be— fohlen worden war, hatte er ſich auf dieſe Weiſe ge⸗ merkt. Der Kronprinz lächelte.„Nun, dann wirſt du mir wohl ſagen können. was du kun mußt. wenn ſich Georg Zimmermann Schreibwaren⸗Handlung in der Nähe dines Pulverſchuppens eine größere Meffge don Menſchen anſammelt?“ forſchte er dann weiter.„Zu Befehl. Ich ſag den Leuten, ſie ſollen weggehen.“„Sehr gut“, lobte der Kronprinz.„Wenn nun aber einer von den Leuten nicht gehorcht, ſondern ganz dicht auf dich zukommt, was ſagſt du dann?“„HBeläſtigen Sie mich nicht weiter, hoher Herr Kaiſer,“ ruft Miſchebier mit ſtrahlendem Geſicht. Der Erfolg dieſer Antwort war durchſchlagend. Noch nie hatte der Kaſernenhof ein ſolches orkanartiges Gelächter zu hören bekommen. Der Kron⸗ prinz, der ſich ſelbſt vor Lachen kaum zu halten ver⸗ mochte, ſchenkte Miſchebier einen Taler mit den Worten: „Mein Sohn, du biſt der ſchlaueſte Soldat in der ganzen deutſchen Armee.“ Ein„Raubmord.“ Aus Brunnen am Vierwald⸗ ſtätter⸗See wird folgende tragi-komiſche Geſchichte berich- et: Zwei Männer und ein junger Burſche zogen abends bei Dunkelheit von Brunnen gen Morſchach hinauf. An einer Stelle, an der die Straße auf beiden Seiten von Wald eingeſchloſſen iſt, krachte plötzlich ein Schuf und der Jüngling ſank zu Boden. Die beiden zu Tode erſchrockenen Begleiter des Getroffenen ne Reißaus und zwar, da das Abwärtslaufen ſchneller t, geger Brunnen zu. Hier alarmierten ſie die Polizei und mach⸗ ten ſich mit dieſer und zwei bewaffneten Bürgern auf den Weg zum Tatorte des Verbrechens. Dort angekom⸗ men, entdeckte man aber weder den Verletzten oder Ge⸗ töteten, noch irgend welche Blutſpuren. Alles Abſuchen der Umgebung war vergeben Sollte ſich der Unglück⸗ liche bis nach ſeiner Wohnung in Morſchach geſchleppt 1 Eine Anfrage in Morſchach brachte die Er⸗ ärung: dem jungen Maun war der Revolver in der Taſche losgegangen, was ihm einen derartigen Schrecken, einjagte, daß er in eine leichte Ohnmacht fiel. Bis auf das Schuß⸗ oder Brandloch in der Hoſe blieb er unverletzt und konnte nach wenigen Minuten ſeinen Marſch nach Morſchach ſortſetzen, während ſeine wackeren e e die nötigen Schritte zur„Verfolgung des Mörders“ unternahmen. 8 5 * Abgeſtürzt. Auf dem Kaliwerk Hüpſtadt bei Heiligenſtadt ſtürzten ſieben Mann von einem Maurer⸗ gerüſt in die Tiefe. Drei Mann blieben tot, einer iſt lebensgefährlich verletzt. * Aus Eiferſucht. Der Maler Dunkel in Altona erſchoß aus Eiferſucht die mit ihm in wilder Ehe lebende Frau Regine Nikolaiſen und dann ſich ſelbſt. ff f Für den Weihnachtsbedarf empfehle meine grosse Auswahl . 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