Erſcheint Dienstag, Donnerstag, und Samstags. Der Aboanementspreis beträgt monatlich 35 Pfg. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. a ee ern mit großer Hartnäckigkeit fort. wieder bei Souchez und in den Argonnen, wo ſchwere Kämpfe ausgetragen werden. Zur Rückeroberung des verlorenen Geländes bei Souchez machen die Franzoſen die verzweifeltſten Anſtrengungen. Daß ihnen das ganze Ergebnis ihrer ſo großen Offenſive ſo raſch wieder aus den Fingern entglitt, können ſie nicht verſchmerzen, Es iſt bezeichnend für die Zuſtände im franzöſiſchen Heere, daß man die Hauptangriffe auf die Nachtzeit verlegt. Die deutſche Artillerie ſcheint ihnen bei Tage zu ge⸗ fährlich geworden zu ſein. Um ſich ihrer verheerenden Wirkung entziehen zu können, benützt man das Dunkel der Nacht zur Deckung. Allein aber auch ſo bleiben die Erfolge aus. Die ſämtlichen franzöſiſchen Angriffe in der Umgebung von Souchez ſcheiterten nach wie vor. Z wiſchen der Oiſe und den Argonnen waren vielfach leb⸗ hafte Artillerie- und Minenkämpfe zu verzeichnen. Bei Les Eparges tobt ſeit einigen Tagen das Gefecht mit wechſelndem Kriegsglück. Den Franzoſen gelang es bisher, unſeren Truppen einige kleinere örtliche Erfolge der letzten Tage zu entreißen. Da der Kampf aber noch nicht abgeſchloſſen iſt, iſt dieſer Einbuße keine Bedeu⸗ tung beizulegen. Daß die dortige Lage nach wie vor für uns günſtig iſt, geht aus der ſtatklichen Zahl der Gefangenen hervor, die hier gemacht wurde. i Schon die letzten Tage ließen darauf ſchließen, daß in Nordpolen wieder etwas im Werden ſei. Die deutſche Offenſive bei Kolno, die zugleich mit dem An⸗ griff auf die ruſſiſchen Stellungen bei Praszuysz ein⸗ ſetzte, deutete auf Größeres, als lediglich auf die Abſicht, an dieſen Stellen nur örtliche Erfolge zu erzielen. In der Tat waren ſie denn ja auch der Beginn einer großen deutſchen Offenſive in ganz Nordpolen, die den Zweck hatte, die Ruſſen völlig auf die Narew⸗Linie zurück⸗ zuwerfen. Und dieſer Zweck iſt vollkommen erreicht worden. FVFVVFFVVC Der deutſche Druck auf die ruſſiſchen Linien begann nördlich von Praszuysz. Die Armee des Generals von Gallwitz griff hier die ruſſiſchen Stellungen, die ſich etwa 10 Kilometer nördlich von der Stadt hinzogen, an. Man richtete den Stoß aber nicht auf Praszuysz ſelbſt, ſondern auf die ruſſiſchen Linien zu beiden Seiten der Stadt, die, obwohl ſie drei Verteidigungsſtellungen hinter⸗ einander auſwieſen, in glänzendem Anſturm durchbrochen wurden. Dadurch umfaßte man Praszuysz von beiden Seiten. Im Weſten wurde Dzielin, 10 Kilometer von Prasznysz, etwas ſüdlich von der Straße Praszuysz— Mlawa gelegen, erreicht, im Oſten Lipa, 12 Kilometer nordöſtlich von der Stadt zwiſchen dieſer und dem Orzyc. Da die Ruſſen nun in Gefahr kamen, in der Stadt vom Rückzuge abgeſchnitten zu werden, waren ſie gezwun⸗ en, die Stadt zu räumen. Neue Angriffe nötigten ſie dann, auf der ganzen Linie. den Rückzua anzutreten. Geckenheimer Anzeiger. ves heimer Anzeiger, Necrarhauſer Seitung, Goͤinger Seüung. Hmisblaif der Bürgermeisterämter Semenheim. Ilvesheim, Neckarhausen und Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim. Durchbruch zwang die Ruſſen, auch die neue Stellung aufzugeben, zumal die Armee von Scholz nach den Er⸗ folgen von Sckwa bei Tartak und Lipniki auf der Ver⸗ folgung der Ruſſen von Nordweſten auf den rechten ruſſiſchen Flügel drückte. Es blieb nun nichts mehr übrig, als der völlige Rückzug auf der ganzen Front bis an die Feſtungslinie des Narew. 45 Als beſonders wichtig muß hervorgehoben werden, daß auch in dem Raum zwiſchen Pilitza und Weichſel, wo monatelang der erbittertſte Stel⸗ lungskampf geführt wurde, die Ruſſen im Abm arſch 525 Oſten ſind, verfolgt von unferen Truppen, Der Armee des Generaloberſten v. Woyrſch iſt es ebenfalls gelungen, den Gegner durch einen Durchbruch ſeiner feſten Hauptſtellung in hartnäckigem Ringen zu werfen. Die Ruſſen haben ſich hinter dem Abſchnitt der in die Weichſel von Weſten fließenden Ilzanka ſüdlich von Zwolen zurückgezogen und die Gefechte ſpielen ſich nördlich der Straße Ilz a—Salec an der Weichſel, nördlich Sienno ab. Die deutſchen Heeresteile hatten hier das Grenadierkorps vor ſich, eine ruſſiſche Elite⸗ truppe mit der ſich die Landwehr und Reſerve der Ar⸗ mee v. Woyrſch vor kurzem ſchon einmal in ſiegreichem Kampf gemeſſen hatte. Die Armee v. M ackenſen hat weſtlich des Bug die Orte Kraſnoſtaw und das weſt⸗ lich davon liegende Pilaſzkowice geſtürmt, nach⸗ dem die ſüdlich davon vom Feinde beſetzten Höhen ent⸗ riſſen waren. Die Ruſſen, in der Erkenntnis der für ſie bevorſtehenden ſchweren Entſcheidung machen ver⸗ zweifelte Auſtrengungen, um das Vordringen der Ver⸗ bündeten hier aufzuhalten. Die Durchbruchsſtelle bei Kraſnoſtaw ſollte laut dem aufgefundenen Tagesbefehl unter allen Umſtänden ohne jede Rückſicht auf die Verluſte gehalten werden. Am Sonntag wurde hier bereits ein neues ſibiriſches Korps geopfert. Neuerdings ſollte eine Gardediviſion das drohende Verhängnis abwenden, ging dabei aber ſelbſt zugrunde. Die Ruſſen entblößten ihre Front im Kaukaſus ihrer beſten Truppen und führen ſie hier dem ſicheren Untergange entgegen. Abgeſehen von der ſtrategiſchen Bedeutung dieſer Erfolge, beſchleunigen die hohen Verluſte die hier heranreifende Entſcheidung. Die deutſchen Truppen und das unter Befehl des Feld⸗ marſchalleutnants v. Arz ſtehende Korps haben allein in zwei Tagen, vom 16. bis 18. Juli, 16 250 Ge⸗ fa t und 23 Maſchinengewehre erbeutet. deutf FFPPFTFFCTFFTFTFPDPPPPPFPFPUVUVUVUVVœ»˖(VVUVVVCVCVCCVCV Inſertsionspreis. Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. . — „WB. Paris, 19. Juli tliche Verluſte gehabt haben.. 8 Abends 11 Uhr: Im Artois ziemlich heftige Kanonade um Souchez. Etwa zehn großkalibrige Gra⸗ naten wurden auf Arras abgefeuert. Auf den Maas⸗ höhen lebhafte Infanterieaktionen. Wir eroberten heute morgen durch Gegenangriff ein Schützengrabenſtück auf der Südkuppe der Sonvaux-Schlucht zurück, das der Feind geſtern abend beſetzt hatte. Im Laufe des Tages wurde ein neuer deutſcher Angriff, der von Beſpritzung mit brennender Flüſſigkeit begleitet war, zurückgeworfen. Bei dieſem Kampfe fügten wir dem Feinde ſehr ſchwere Ver⸗ luſte zu. Wir nahmen 3 Offiziere und über 200 Soldaten gefangen, die drei verſchiedenen Regimentern angehör⸗ ten. Auf der übrigen Front iſt nichts Wichtiges zu melden.. 565 Der Gefangenenaustauſch zwiſchen Deutſchland . und Frankreich. WTB. Konſtanz, 19. Juli. Der heute vormittag 8.30 Uhr hier eingetroffene Schweizer Sanitätszug brachte 66 Mann. Sie wurden in der bisher üblichen Weiſe herzlichſt empfangen. Auch ſie waren in der Schweiz wieder ganz beſonders reichlich mit Blumen und Ge⸗ ſchenken bedacht worden. Bisher wurden 17 00 ſchwer⸗ verwundete Franzoſen aus Konſtanz abtraus⸗ portiert. Deutſche Schwerverwundete ſind bisher 600 hier angekommen, des weiteren über 900 Sanitätsmann⸗ ſchaften. Ein Zug mit 700 franzöſiſchen Sa⸗ nitätsmannſchaften iſt geſtern aus Konſtanz ab⸗ gegangen N Ehrung. f 2 WTB. Konſtanz, 19. Juli. In Gegenwart des Prinzen Max von Baden, des Majors v. Polentz und der Präſidentin des hieſigen Frauenvereins wurden geſtern kurz nach 1 Uhr von Vertretern des hieſigen Orts⸗ ausſchuſſes vom Roten Kreuz den Schweizer Damen Frau Oberſt Bohny und Freifrau von Wat⸗ tenwyl prächtige Blumenſträuße überreicht. In den dabei gehaltenen Anſprachen wurden die velen und großen Verdienſte gewürdigt, die dieſe beiden Damen ſich um die Organiſation und die Durchführung des Austauſches ſcher Kriegsuntauglicher und deutſcher Sanitäts⸗ mannſchaften aus Frankreich auf ſchweizeriſchem Boden erworben baben. 5.„ ——— ——— Teuerdank's Brautfahrt, Von Guſtav von Meyern. ö . Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Nehmt zu meiner Linken Platz!“ raunte er ihm zu. Dann trat er vor den mittleren Seſſel, links vom Vize⸗ präſidenten und überſchaute die Verſammlung. Aller 56 Blicke waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Da er⸗ tönte ein ſummendes Geräuſch, wie von nahendem Men⸗ ſchenſchwarme, und zog die allgemeine Aufmerkſamkeit auf den Schloßhof. i In der Tat wälzte ſich ein Haufe von ein paar Hunderten aus der niederſten Volksklaſſe daher, ver⸗ zweifelte Geſtalten, wie ſie in gährenden Zeiten der Schrecken des Bürgers zu werden pflegen. Voran ſchritt, ein ſeltſames Inſtrument, wie ein Szepter, vor ſich tra⸗ gend, eine baumlange, ſchwindſüchtig hagere Figur mit ſchlotternden Gliedmaßen, in roter Gugel, barfüßig und barhaupt, einen ſpitzen Bocksbart am Kinn, mit lang⸗ flatterndem, blonden Haar und einem ſo unſtäten Aus⸗ druck des Auges und ſo unbeſchreiblichem Hochmut in der Haltung des Kopfes, daß man glauben konnte, hier habe der Irrſinn in Geſtalt des Größenwahns ſeinen Thronſitz aufgeſchlagen. Und nicht viel anders war es auch. Das ſchwindende Hirn Nikol's, des Baſſes, war durch ſeinen jähen Aufſchwung vom Flickſchneider zum Gebieter des Pöbels und Freunde eines Herzogs bis zum Wahnwitz überreizt. Er hatte die fixe Idee, der erſte Würdenträger des künftigen Königs von Burgund zu werden, und ſah ſchon jetzt in ſeiner klafterlangen, unten keulenartigen, oben ſpitzen Eiſenſtange, jener unter dem Namen„Goedentag“ bekannten mörderiſchen Waffe, nichts anderes, als ſeinen künftigen Marſchallsſtab. Um aber der erſtaunten Welt zu zeigen, daß er nach Art großer Männer ſich ſeiner Herkunft nicht ſchäme, hatte er das obere Ende der Stange mit roten Streifen zum llenmaß umgewandelt. 1 Platz da für das Volk 242 kol's Stentorſtimme, und widerſtandslos, wie farbige Mu⸗ ſcheln von brandender Flut, waren die„bunten Krähen“ augenblicklich hinweg geſchwemmt; unaufhaltſam hatte in wenig Minuten der ganze Schwarm den Säulengang be⸗ ſetzt, ja einzelne drückten ſich ſchon, die Hände mit auf⸗ fallender Abſichtlichkeit hinter ſich verbergend, frech neu⸗ gierig bis in den Saal hinein, als der Herzog ſeine Rechte erhob. Nikol, in vorderſter Reihe ſtehend und mit vorge⸗ ſtrecktem Halſe jeder Bewegung des Herzogs folgend, er⸗ kannte ſofort die Bedeutung des Signals und erwiderte dasſelbe, indem er ſein Eiſenſzepter hoch hielt. Augen⸗ blicklich verſtummte der Lärm, die Vorgedrungenen zogen ſich in die Reihe zurück, und der Herzog, mit unbeſchreib⸗ lichem Wohlwollen in den waſſerblauen Augen, nahm das Wort: „Ah, ſieh da! Auch das liebe Volk von Gent drängt ſich herzu. Wir haben es zwar erſt zum Abendſchmauſe geladen, aber— unſerer Beratung, ihr werten Herren, darf Jedermann beiwohnen. Wir haben nicht Augen und Ohren des Volkes zu ſcheuen. Unſer Wahlſpruch iſt und ſei fortan immerdar“— wieder erhob er die Rechte —„Freiheit und Oeffentlichkeit!“ Nikol ſchwang ſein Szepter und„Freiheit und Oef⸗ fentlichkeit! Heil dem Herzog!“ ſcholl es hundertfältig ſeinem Donnerrufe nach. e Kleve ließ die Hand ſinken, Nikol ſein Szepter. „Still, ihr lieben Brüder! ſtill!“ fuhr der Erſtere fort.„Ich danke euch für eure Begrüßung und bitte euch, fortan unſere Beratung nicht zu ſtören... Ihr aber, meine Herren Abgeordneten, vernehmet, was ich euch mitzuteilen habe!— Es iſt euch bekannt, daß eure erhabene Gebieterin, den vereinten Bitten ihres Landes nachgebend, ſich einen Gemahl erkoren hat. Ihre Wahl iſt, dem Wunſche des Volkes gemäß, auf meinen Sohn feierlichen Verlobungsakte im Thronſaale zu dienen, ſon⸗ dern jetzt ſchon hier mit mir zu beraten, was weiter zum Heile des Landes erſprießlich ſein möchte. Vor allem werdet ihr, liebe Getreue, eine Gebieterin nicht im Zweifel über eure freudige Zuſtimmung laſſen wollen, und ſo fordere ich euch auf, ihr, wenn ſie in ihre Hofburg heim⸗ kehrt, eure Glückwünſche in dem einſtimmigen Zurufe „„Heil der Herzogin und dem neuen derzog!““ N a Da Cleve dieſes Mal, um der Loyalität der Abge⸗ ordneten nicht vorzugreifen, ſeine Rechte nicht erhob, ſtatt der erwarteten Begeiſterung aber nur ein überraſchtes Umſichblicken erfolgte, ſo entſtand augenblicklich eine pein⸗ liche Pauſe. Cleve's Geſicht zuckte, aber es glättete ſich ſogleich wieder, als der Vizepräſident, ſich neben ihm er⸗ hebend, das Schweigen brach. f „Heil der Herzogin und ihrem erwählten Gemahl!“ rief er würdig, mit Betonung der wohlerwogenen beiden letzten Worte. Und„Heil, Heil!“ fielen die Abgeordneten ein, und„Heil, Heil!“ pflanzte es ſich im Volke fort. „Ich danke euch, lieber Herr und werte Freunde,“ fuhr der Herzog mit ſichtbarer Zufriedenheit fort.„Mein Sohn wird euren Beifall zu verdienen wiſſen, denn er iſt wohl in der Kriegskunſt unterwieſen und wird noch in dieſer Nacht zum Heere abgehen, um eurem tapferen Präsidenten Hilfstruppen zuzuführen. Wer aber ſoll in als Berater und Beiſtand zur Seite ſtehen?“ Wieder erhob ſich der Vizepräſident. wohl erſt Eurem Sohne geſetzlich zuzuſprechen ſein, und gefallen. Mich aber hat ſie mit dem Auftrage beehrt, in ihrem Namen das weitere vorzukehren. So habe ich euch denn eingeladen, um nicht nur als Zeugen bei dem (Fortſetzung folgt.) der Bedrängnis dieſer Zeit, und wenn der Feind vor un⸗ ſeren Toren hält, der jungen Herzogin an ſeiner Statt 8„Verzeihet, Herr Herzog! Dieſe Eigenſchaft dürfte dazu bedarf es noch vor dem Verlöbniſſe der feierlichen Verbriefung unſerer Privilegien von ſeiner Seite.“ 3 1 — 8 58 5 „ g iſter Cbürchill WTB. Berlin, 19. Juli. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt: Dem Londoner Korreſpondenten des Nieuwe Rotterdamſchen Courant hat Herr Winſton Churchill intereſſante Mitteilungen gemacht. Der Bericht hierüber hatte ein eigentümliches Schickſal. 10 Tage hielt ihn der engliſche Zenſor zurück. War die Aufgabe ſo ſchwer und zeitraubend für Herrn Churchills Weis⸗ heit, die zuſagende Faſſung zu finden? Ehe die Oeffent⸗ keit den Inhalt erfuhr, bildete er den Gegenſtand einer Anfrage im britiſchen Unterhaus, und Herr Asquith erklärte die Uebereinſtimmung des Kabinetts mit der Auffaſſung Churchills. Das iſt für dieſen unzweifelhaft eine große Genugtuung, der nach ſeiner Kaltſtellung als Marineminiſter auf den ehrenvollen Ruhepoſten eines Kanzlers des Herzogtums Lencaſter ſeinem Tatendrang unwillkommene Zügel anlegen mußte. Herr Churchill fühlt ſich als Spezialiſt für die Beurteilung belgiſcher Verhältniſſe ſicherlich mit dem gleichen Rechte, wie Sir Edward Grey für die kontinentale Politik, der bekannt⸗ lich auch einmal in ſeinem Leben die britiſche Inſel im vorigen Sommer für einige Tage verlaſſen hat. Der damalige Marineminiſter Churchill begleitete die famoſe Marinebrigade auf ihrem Hilfszuge nach Antwerpen. Beide, die Brigade und Herr Churchill, vermochten aller⸗ dings das Schickſal der Feſtung nicht zu ändern. Die wackeren Blaujacken ſchifften ſich ſchleunigſt wieder ein, als die deutſchen Bomben ſich aufdringlich bemerkbar machten und auch Herr Churchill konnte nur mit dem Munde helfen, ehe er ihnen mit gutem Beiſpiel voran⸗ ging. Jetzt macht er von dem reicheen Schatze der in Antwerpen geſammelten Erfahrungen Gebrauch, um Hol⸗ land damit zu bekämpfen. Das Problem der Schelde⸗ mündung erſchien, wie bekannt, vor einigen Jahren auf der Tagesordnung, als Holland ſich auſchickte, ſeine Be⸗ feſtigungen bei Vliſſingen zu verſtärken. Vergeblich be⸗ mühte ſich damals England, den Holländern in den Arm zu fallen. Auch Herr Churchill bezeichnet die jetzige geographiſche Lage der Scheldemündung als unnatür⸗ lich, denn hätte Antwerpen Transporte über den Fluß erhalten können, dann wäre es nicht gefallen. Wir wollen dem Fachmann nicht widerſprechen, auch wenn er ſich auf das Glatteis der Prophezeihungen begibt, aber ob den holländiſchen Leſern die Lage ebenſo un⸗ natürlich erſcheint, als wie dem Engländer, der auch die Fortſetzung der Kanalküſte nur als britiſches Glacis an⸗ ſieht, iſt doch einigermaßen zweifelhaft. Ueber gewiſſe Demarchen Englands im Haag und in Brüſſel, die ſich auf die Scheldefrage bezogen, ſind wir nicht näher unterrichtet. Wir wiſſen nur, daß ſie ſtatt⸗ aefunden haben. 5 8 8 Die Lage im Oſten. Die ernſte Lage der ruſſiſchen Front. WTB. Paris, 19. Juli. Die Militärkritiker be⸗ ſprechen ausführlich die letzten Ereigniſſe auf der ruſ⸗ ſiſchen Front und erklären, die ruſſiſchen Tages⸗ berichte ſeien verworren und unklar, ſo daß man kein rechtes Bild von der Lage gewinnen könne. Die deutſche Offenſive an der Narewfront überraſche ſowohl durch die Plötzlichkeit als durch die Breite der zum Offenſivſtoß angeſetzten Front. Die Militär⸗ kritiker ſind der Anſicht, daß es der ruſſiſchen Heeres⸗ leitung durch Verſtärkungen, die von anderen Front⸗ ſtellungen entnommen werden müßten, gelingen könne. der deutſchen Offenſive Einhalt zu gebieten. Allerdings ſei die Eiſenbahnlinie Warſchau-Wilna—Pe⸗ tersburg ſehr bedroht. Major de Civreux erklärt im Matin, die letzten Ereigniſſe zwängen die Ruſſen, an den Flügeln bei Lublin⸗Cholm und Lomza⸗ Prasznysz nicht zurückzugehen, denn ein Rückzug an dieſer Stelle würde das ruſſiſche Zentrum in eine ernſte Lage bringen. Es ſei beſſer, in dieſem Falle die Frontlinie zu berichtigen und hinter die Weichſel urückzugehen. Es ſei für die ruſſiſche Armee wichtiger, ſich einer Umfaſſung zu entziehen und die Kraft der eigenen Armee zu bewahren, als ſich um einige Kilometer Landes willen den größten Gefahren auszu⸗ 1257— Radical erwartet den Beginn der entſchei⸗ enden Schlacht, deren Ergebnis eine unmittelbare Rückwirkung auf die franzöſiſche Front haben werde. Die ruſſiſch⸗polniſchen Verhandlungen ausgeſetzt. WTB. Paris, 19. Juli. Der Petersburger Korre⸗ ſpondent des„Temps“ meldet, daß die ruſſiſch-pol⸗ niſchen Konferenzen für die Vorarbeiten zur Autonomie Polens unterbrochen worden ſind und erſt nach der Eröffnung der Duma wieder aufgenommen werden ſollen. Die ne, in denen die große Frage der Au⸗ tonomie Polens geregelt worden ſein ſoll, waren an⸗ geblich von verſöhnlichſtem Geiſte getragen. Dtieer Krieg mit Italien. 8 Der italien iſche Tagesbericht. 8 WTB. Rom, 19. Juli. Amtlicher Heeresbericht von geſtern: Man meldet kleine uns günſtige Treffen in der Gegend Tirol⸗Trentino und in Kärnten. Am Tage des 16. Juli verurſachte das Feuer unſerer ſchweren Artillerie gegen feindliche Werke am Predit⸗Paß Ex⸗ ploſionen und eine Feuersbrunſt, die lange dauerte. An der Iſonzo⸗Front iſt die Lage ohne Veränderung. i Die Regimentskaſſe verſchwunden. 5 We B. Mailand, 19. Juli. Corriere della Sera meldet aus Bra, daß geſtern beim Depotkommando des 74. Infanterieregiments das Verſchwinden der Regi⸗ mentsreſerve⸗Kaſſe im Betrage von 138 000 Lire entdeckt wurde. Der Kaſſenſchrank zeigt keine Einbruchsſpur, ſo daß man annehmen muß, daß der Diebſtahl mittels eines Nachſchlüſſels ausgeführt wurde. Die Tat hat ungeheures Aufſehen erregt. Umſomehr, als man wußte, daß vor der Türe des Kaſſenraumes dauernd ſtrenger achdienſt wa.„ NVöBdDas habgierige Italien. 7 Wes. Konſtantinopel, 19. Juli. Bei einer noch⸗ maligen Beſprechung des öſterreichiſch-ungariſchen Rot⸗ buches ſtellt das hieſige griechiſche daß eder aus A 105 85 Blatt„Cironos“ feſt, chon liskr bei de die Kriegspartei. dern vor dem Gedanken zurück, noch ein weiteres Jahr ſen häbe, daß Italien die Balkanhalbinſel ſich allein vorbehalten wolle, wie ja ſchon übrigens im Jahre 1887 der Artikel 7, auf das Verlangen Italiens in den Dreibundvertrag aufgenommen werden mußte. Der türkiſche Krieg. Feindliche Niederträchtigkeit. 59 WTB. Konſtantinopel, 19. Juli. Die„Agence Milli“ meldet: Das in Saloniki erſcheinende Blatk „L'Indepedence“ gibt in der Nummer vom 7. Juli Einzelheiten wieder, die General Hamilton über die Kämpfe auf Gallipoli am 29. Juni und 2. Juli be⸗ richtet hat. Wir werden uns nicht der Mühe unter⸗ ziehen, die von General Hamilton angegebenen über⸗ triebenen Ziffern über unſere Verluſte zu dementieren. Das genannte Blatt ſchreibt aber unter Bezugnahme auf die Erklärung Hamiltons, ein türkiſcher Gefangener habe einen von Enver Paſcha gezeichneten Tagesbefehl bei ſich gehabt, worin der osmaniſche Oberbefehlshaber angeblich erklärt, daß ein Offizier, der Soldaten, die ſich weigern vorwärts zu gehen, nicht tötet, beſtraft werden ſoll und daß während der letzten Kämpfe türkiſche Sol⸗ daten trotz der Befehle und Drohungen der Offiziere ſich geweigert hätten, zu gehorchen. Eine ſolche Nieder⸗ trächtigkeit trifft die Türken empfindlich. Sie be⸗ dauern, als Gegner Feinde zu haben, die der Ehre gänz⸗ lich bar ſind und Zynismus und Lüge bis zu einem der Menſchheit unbekannten Grade treiben. Wir be⸗ greifen nicht, daß ein General, welcher Nationalität er auch fan auf eine ſolche Stufe der Niedrigkeit herabſin⸗ ken f ann. e 2 e e ee Neues vom Tage. Der Oberbefehlshaber der griechiſchen 1 8 Hochſeeflotte. „We B. Paris, 19. Juli. Der Temps meldet aus Athen: Die Regierung hat beſchloſſen, daß Vize⸗ admiral Cunduriotis unverzüglich den Oberbefehl über die ganze griechiſche Hochſeeflotte als Nachfolger des Kontreadmirals Kerr wieder überneh men ſoll. N a 5„ Die Verſtimmung des Vierverbandes. Der Krieg dauert faſt ein Jahr. Das Ende ſchon jetzt zeitlich irgendwie beſtimmen wollen, wäre ein zu kühnes Unternehmen und der Ernſt dieſer Frage fordert haltbare Vorausſetzungen für das Urteil, die jetzt noch fehlen. Gewiß iſt nur, daß ſich große Veränderungen zugetragen haben und daß ſie in den Stimmungen des Vierverbandes deutlich zu merken ſind. Die beiden Zen⸗ tralmächte haben, eine Bevölkerung von rund hunderk⸗ zwanzig Millionen und die feindlichen Länder von zwei⸗ hundertſechzig Millionen, ohne die aſiatiſchen und überſee⸗ iſchen Beſitzungen. Der Gegner des Deutſchen Reichs und der Monarchie hätten ſiegen müſſen, wenn die Volkszahl und das Verhältnis der lebendigen Kräfte entſcheidend wäre. Aber die verbündeten Kaiſerreiche hatten den Vorteil des unmittelbaren Zuſammenhanges an den Grenzen und einer weit überlegenen Führung und Or⸗ ganiſation und einer kaum faßlichen Beweglichkeit auf dem unermeßlichen Schlachtgebiete von der Nordſee bis nach Beßarabien und vom Baltiſchen bis zum Adriati⸗ ſchen Meere. Wir können Vieles nur in loſen Umriſſen ſehen. Erſt die Geſchichte des Krieges wird zeigen, was geleiſtet werden mußte, um Armeen unter den verſchie⸗ denſten Einflüſſen des Klimas der Erdbeſchaffenheit, in der Ebene und im Hochgebirge, in den Flußtälern und am Rande der Gletſcher, in der ſtrengen Kälte des Win⸗ ters und in der brennenden Hitze eines Sommers im Süden zu kleiden, zu nähren, mit den Kampfmitteln zu verſehen, ihnen den menſchlichen Zuwachs rechtzeitig zu verſchaffen und die Märſche, die Gefechte und die Schlach⸗ ten zu lenken. Dieſe überwältigende Erſcheinung iſt nicht ohne tiefen Eindruck auf die Feinde geblieben und der anmaßende Dünkel kann ſich gegen den Zweifel, der ſeit jeher die Wurzel der Erkenntniſſe und des Beſinnens geweſen iſt, nicht wehren. Aus den trüben Nebeln einer Selbſtverherrlichung dämmert leiſe die Wahrheit, daß ſelbſt im Zeitalter der Landſturmkriege die bloße Volks⸗ zahl den Ausgang nicht verbürge. Die beiden Kaiſer⸗ reiche, die Minderheit und nicht die Mehrheit, beherrſchen führend den Gang der Ereigniſſe, verfügen über ein gro⸗ ßes Stück feindlichen Gebietes und ſchließen das Jahr reich an militäriſchem Ruhm. Die Verſtimmungen des Vierverbandes ſind nicht mehr zu verbergen, und das große Schweigen, das mit dem Kriege über die Länder unſerer Feinde gekommen iſt, wird jetzt gebrochen, und die Urheber des Krieges, die aus Furcht vor ihrer Verantwortung den Kampf ver⸗ längern möchten, ſtoßen auf Widerſtände. Die Sitzung des engliſchen Unterhauſes beginnt faſt käglich mit einer Reihe von Fragen an den Premierminiſter, die zu⸗ gleich ſchonungsloſe Enthüllungen des Unver⸗ mögens ſind und zeigen, daß in London eine Kriegs⸗ partei unter der Führung des Lord Kitchener von einer Gruppe des liberalen Flügels heftig angegriffen wird. Nüchterne Männer ſind nachdenklich geworden und fin⸗ den, es wäre die höchſte Selbſtverſpottung, wenn der Feldzug gegen den preußiſchen Militarismus mit deſſen Nachahmung enden würde. Die Rede des Mi⸗ niſters Lord Lansdowne im Oberhauſe, der Verſuch, dem Lande die Zwangsrekrutierung aufzunötigen, ſind das Geſtändnis, daß England durch ein volles Jahr mit der Freiwilligkeit nichts auszurichten vermochte und ein ſchlechter Verbündeter der Ruſſen und Franzoſen war, die ſich in dieſer furchtbaren Zeit nahezu verblutet haben. Die vielen Milliarden, die Zerſtörung des Wohl⸗ ſtandes, die Verſchlechterung der Lebensverhältniſſe und das Sinken der Ausfuhr und die ſchlimmſte Schulden⸗ wirtſchaft, welche die Welt jemals geſehen hat, das alles war für nichts. Die Wehrpflicht iſt das Deckwort für Aber große Maſſen des Volkes ſchau⸗ 1 735 in dieſer Verkümmerung leben zu müſſen, ohne daß ei 5 der Straße 8 nn wa Friedens ſich der größten Behaglichkeit erfreufe und ſorgenlos den Reichtum vermehren und das Leben wie einen friſchen Trunk ſchlürfen konnte. Die Spuren die⸗ ſer langſam ſich entwickelnden Spannung ſind wichtig, weil Stimmungen in London ſich nach Paris fortpflanzen und Frankreich ſeit jeher die Retorte geweſen iſt, wo häufig die Schickſale der Menſchheit nach Gärungen, die ſich klären, reifen. Das Herausreißen aus der Sicherheit hat mit der Erſchütterung durch die ſchweren Niederlagen der ruſſi⸗ ſchen Armee in Galizien begonnen. Der Taumel der Zahlen mußte verfliegen, als das rieſigſte Heer, das die Geſchichte gekannt, gezwungen war, Galizien faſt gänzlich zu räumen und nach einem Jahre des Krieges verlor, was der Zar mit Voreiligkeit ſich wie bereits erworbenen Beſitz angeeignet hat. Der Kummer, der den Hof bedrückt, muß groß ſein, wenn der Kaiſer ſich entſchließt, den Führer der Oktobriſtenpartei, Gutſchkow, zum Be⸗ rater des Kriegsminiſters zu ernennen. Der Führer der Kriegspartei in Rußland iſt der Großfürſt Nikolaus Nikolajewitſch. Er haßt Gutſchkow tödlich, wie nur dieſer hochmütige 1: Nide Mann haſſen kann Gutſchkow hat ſich in einer Rede gegen die unverantwort 2 lichen Perſonen an unverantwocklichen Stellen der mi⸗ litäriſchen Verwaltung gewendet und den Mut gehabt, den Namen des Großfürſten zu nennen. Das Auf⸗ ſehen über dieſe Debatte in der Duma und der Beifall, den ſie fand, haben den Großfürſten trotz ſeiner ge- ringen Empfänglichkeit für die öffentliche Meinung ge⸗ zwungen, ſeine Stelle als Vorſitzender für den Ausſchuß der Reichsverteidigung niederzulegen. Der nämliche Gutſchkow, der ſich in dieſen Zweikampf eingelaſſen hat, wird jetzt zum Berater des Kriegsminiſters beruſen. In dieſem Beſchluſſe des Zaren wird ein Abbröcheln der Macht des gefürchteken Oberkommandanten der Armee ſichtbar. Ein Wegrücken vom Großfürſten zeigt ſich. Der Abgeordnete, der auf ihn wirkt wie das rote Tuch auf den Stier, äſt eine maßgebende Perſönlichkeit des Kriegsminiſteriums geworden und im gewiſſen Sinne beinahe ein Vorgeſetzter des Großfürſten Nikolaus Niko⸗ lajewitſch. Der Miniſter des Innern Maklakow und der Kriegsminiſter Suchomlinow ſind ſchon verabſchiedet wor⸗ den und der Miniſterpräſident Goremykin iſt politiſch in den letzten Zügen. Dieſe Veränderungen als Rückſchlag; der militäriſchen Niederlagen und hervorgerufen durch die Sorge vor dem drohenden Ausbruche der Volksleiden⸗ ſchaften und vor der Rechenſchaft, die vom Zarismus ge⸗ fordert werden wird, können dem Vierverbande nicht gleichgültig ſein. FF Italien iſt auch nicht mehr in den Stimmungen der Flitterwochen des Krieges. König Viktor Emanuel hat den Schatzminiſter Carcano in Aquileja empfangen und ihm vom Turme das wartende Trieſt gezeigt. Wir kennen aus der Heiligen Schrift ein Beiſpiel, daß ein Führer des Volkes das gelobte Land geſehen hat, aber niemals darin eingezogen iſt. Das Schickſal des önigs Viktor Emanuel wird ähnlich werden, obwohl dieſem Schwächling jede Fähigkeit, ein Führer des Volkes zu ſein, fehlt. Er hat ſein Wort gegeben, den Beſitzſtand der Monarchie und ſomit auch Trieſt zu ſchützen. Jetzt hat er die Geſinnungsloſigkeit, vom wartenden Trieſt zu ſprechen. Trieſt wartet nur auf die Schläge, die dem König und ſeiner Armee zugemeſſen werden dürften. Der Schatzminiſter wird jedoch beim Anblick des war⸗ tenden Trieſt traurig geworden ſein. Es wartet nahezu acht Wochen und jeder Tag verſchlingt Millionen und der Miniſter hat ſie nicht und das Publikum gibt ſie nicht und die reichen Leute müſſen durch Zwang zur klingenden Vaterlandsliebe bewogen werden. Dem Vier⸗ verbande geht es nicht gut. Gegen die Täuſcher des Volkes wächſt ein Groll, der, ſich entladend, vielleicht eine beſſere Zukunft bringen wirre. Die Kämpfe im Prieſterwald. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge⸗ ſchrieben:. In den franzöſiſchen e vom 30. Mai 5 ein amtlicher Bericht über„Die Eroberung des Prieſterwaldes“. Darin waren die ſchweren Kämpfe geſchildert, die die Fran⸗ zoſen in dieſem Walde zu beſtehen hatten und die für ſie „nach ſieben Monaten unabläſſigen Ringens endlich zum Ziele ührten“. Dieſer Prieſterwald war in den erſten Julitagen er Schauplatz erneuter ſchwerer Kämpfe, eines durchſchlagenden deutſchen Erfolges. a N 2 Vom Kamm der Höhe, die ſteil aus dem Moſeltal auf: ſteigt und dieſes nur um etwa 200 Meter überhöht, erſtreckt ſich itordweſtlich Pont⸗a⸗Mouſſon ein ausgedehntes Waldgebiet. Deſſen egen Pon t⸗a-Mouſſon abfallender Teil bis an die Straße Fey en Haye—Norroy heißt auf den deutſchen Karten „Prieſterwald“, während auf deu franzöſiſchen nur der ſüd liche Waldteil dieſen Namen führt, der nördliche aber Bois Sommunaux genannt iſt. Hierin mag eine Erklärung dafür liegen, daß die Franzoſen ſich für unbeſtrittene Herren des „Prieſterwaldes“ hielten. Am Südrand des Waldes, an der Straße Pont⸗a⸗Mouſſon—Montauville—Limey liegt der Exerzier⸗ platz, im Walde der Schießplatz der Garniſon Pont⸗a⸗Mouſſon. Die Mannſchaften der franzöſiſchen Regimenter, die uns hier gegenüberſtehen, ſtammen aus den Ortſchaften der Umgebung, und manch gefangener Franzoſe konnte in Begleitung von deut⸗ —— e öbelt, falten Spähne. Ohne Verluſt iſt ſolch ein Erfolg nicht — erreichen. Unſere Geſamtverluſte, einſchließlich der nur vor⸗ ergehend ausfallenden Leichtverwundeten erreichten aber nicht einmal die Zahl allein der gefangenen Franzoſen. Deren Ver⸗ luſte an Toten waren außerordentliche. Nach Ausſage der Ge⸗ fangenen waren die Kompagnien ſchon vor unſerem Angriff nur durch unſer Artilleriefeuer auf 60 bis 70 Mann zuſammen⸗ eſchmolzen. In dem eingangs erwähnten amtlichen Bericht iſt —2 daß die franzöſiſchen Soldaten den Prieſterwald als „unſern Wald ungleich ſinniger bezeichnen als die Deutſchen, die ihn„Todeswald' oder„Wald der Witwen“ nennen. Die Phantaſie des Berichterſtatters in Ehren. Uns iſt indeſſen von einer derartig geſchmackvollen Benamſung nichts bekannt. Am 4. Juli iſt aber der Prieſterwald den Franzoſen zum„Tode wald“ geworden.—. Selbſtverſtändlich mußten wir damit rechnen, daß der Feind uns den Gewinn bald ſtreitig machen würde. Schon in der Nacht — 5. Juli ſetzte er zu dem erwarteten Gegenangriff an. Wir onnten dieſen, wie auch die ſpäteren, abweiſen. Anter den Gefangenen befinden ſich auch farbige Franzoſen. Söhne der Inſel Reunion ſind es die zum Kampfe für Ziviliſation und Kultur herangeholt ſind. Nicht nur in ihrer Uniform ſind ſie anzöſiſche Soldaten geworden, ſondern auch in ihrer Geſinnung. n gleich dieſen ſagten ſie bei ihrer Vernehmung aus, daß ſie den franzöſiſchen Zeitungen keinen Glauben mehr ſchenken, daß 15 des Krieges müde, den Frieden wollen, ſei es zugunſten Frankreichs oder nicht. Anſcheinend iſt dieſe Stimmung auch in der Bevölkerung nicht ſelten. In Pon t⸗a Mouſſon ſollen Frauen das Automsbil des Präſidenten der Republik mit Steinen beworfen haben unter dem Rufe, ſie wollten den Frieden, ſie wollten ihre Söhne zurückßaben. 5 Baden. 9 Karlsruhe, 19. Juli. Die Strafkammer verurteilte den Hausdiener Jean Signore wegen deutſch⸗ feindlicher Aeußerungen zu 9 Monaten Gefängnis. Sig⸗ nore hatte ſich beim Fliegerangriff auf Karlsruhe ge⸗ äußert:„Das iſt recht, wenn nur das ganze Schloß kaput wäre“. Ferner ſagte er, die deutſchen Zeitungen bringen nur Lügennachrichten. Mannheim, 19. Juli. Im Amtsbezirk Mann⸗ heim ſind bis 1. Juli d. Is. insgeſamt 5 830 700 Mark an Kriegsunterſtützungen ausbezahlt worden. Davon enk⸗ fallen auf die Stadt nebſt den Vororten 5316 250 Mark und auf die Gemeinden des Landbezirks rund 500 000 Mark. Von dem Geſamtbetrag der Unterſtützungen mit 5 830 700 Mark trägt das Reich rund 3 285 600 Mark, während auf die Stadt Mannheim mit den Gemeinden 1 Landbezirks der Betrag von 2545000 Mark ent⸗ fallen. „ 0 Tauberbiſchofsheim, 19. Juli. Am 24. Juli kehrt der Tag wieder, an dem vor 49 Jahren im Krieg von 1866 beim Kampfe um die Tauberlinie hier ein heftiger Kampf entbrannke, wobei 200 tapfere Würt⸗ temberger den Heldentod für das Vaterland fanden. Die gefallenen Helden ruhen in einem gemeinſamen Grabe, in deſſen nächſter Nähe das von König Karl J. geſtiftete impoſante Kriegerdenkmal ſteht. 0 Todtnauberg bei Schönau i. W., 19. Juli. Die 79 Jahre alte Witwe des früheren Bürſtenhändlers E. ecker wurde als Leiche aus dem Dorfweier gezogen. Das Motiv zu dem Selbſtmord iſt nicht bekannt. Vom Bodenſee, 19. Juli. Die Leiche des im ſtädtiſchen Herrenbad in Friedrichshafen ertrunke⸗ nen, etwa 40 Jahre alten Mannes wurde geſtern nach⸗ mittag geborgen. Sie lag nur einige Meter außerhalb der Badeanſtalt an einer Stelle, die mit Seegras üppig überzogen iſt. Die Perſonalien des Ertrunkenen konn⸗ ten bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Eine am Hut des Verſtorbenen angebrachte Bezeichnung weiſt auf den Namen Döll hin.. ) Vom Unterſee, 19. Juli. Die Getreideernte hat ſchon begonnen. Das Getreide ſteht ſo ſchön, wie man es ſich nur wünſchen mag. Oehmd iſt ſchon her⸗ 7 angewachſen, ſo daß dieſes Jahr ein ſelten früher Oehme ſein wird. Das Obſt geht in der Entwicklung raſch vorwärts. Die Kartoffeln ſtehen ausgezeichnet und das Gemüſe gerät vorzüglich. Von der Juſel Mainau, 19. Juli. Wie be⸗ kannt wird, wird die Großherzogin Witwe Luiſe in dieſem Jahre nicht auf die Mainau kommen. i Lokales. Seckenheim, den 20. Juli 1915. Mitteilungen aus der Gemeinderatsſitzung vom 16. Juli. Die Herſtellung des Tiefbrunnens wird dem Submit⸗ tenten J. Brechtel Ludwigs h. zum Angebotspreis übertragen. Ein Friſtgeſuch wird verbeſchieden. Der Beitrag des Tuberkuloſenausſchuſſes wird ab 1915 jährlich von 300 Mk. auf 500 Mk. erhöht. Der Gehweg rechtsſeitig der verlängerten Luiſenſtr ſoll hergeſtellt werden und zwar derart, daß Rinne mit Hamburger Kante angebracht wird, dann werden die daran anſchließenden 2 Meter mit Kies aufgefüllt und die letzten 3 Meter mit Pflaſter oder Cement hergeſtellt. Etwaige Einfahrten müſſen durchweg mit Pflaſter oder Cement hergeſtellt werden. Auch in der Ackerſtraße ſoll die erforderliche Um⸗ pflaſterung nunmehr zur Ausführung kommen. Sandgrubenaufſeher Klumb hat bis auf Weiteres Feldhutdienſt zu verſehen. Für die Sandgrube ſoll ein älterer Mann beſtimmt werden. Höherer Entſchließung zufolge wird der auf dem Feld der Ehre gefallene Karl] Klumb zum Antritt des Bürger⸗ rechts nicht zugelaſſen. N Als Ortsbürger werden aufgenommen: ö 1. Schreiner Georg Heidenreich, 2. Schreiner Friedrich Bickon, 3. Bahnarbeiter Philipp Maas, 4. Holzbohrer Philipp Volk, 5. Gipſer Philipp Wilhelm Gehr. Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung ge⸗ nehmigt. K dungen. Neues vom Feldmarſchall Hindenburg. Aus dem Großen Hauptquartier n ird uns ge⸗ ſchrieben: l Wer den Heldenkampf um die Befreiung und Verteidigung des deutſchen Nordoſtens recht würdigen will, muß ein be⸗ ſonderes Augenmerk auf die Stelle richten, wo das ſüdliche Maſuren an Weſtpreußen grenzt. Die Aufmerkſamkeit der ganzen Welt war hierher gelenkt, als der General v. Hinden⸗ burg den Ruſſen bei Tannenberg die erſte vernichtende Niederlage beibrachte. Seitdem ſind in dieſer Ecke gewaltige Schlachten von weithin klingenden Namen nicht mehr geſchlagen worden; wohl aber haben dort zahlloſe ſchwere Gefechte ſtattgefunden, die von unſeren Truppen äußerſte Spannkraft und Widerſtandsfähigtzeit forderten und daher verdienen, einmal in großen Zügen dargeſtellt zu werden. Die ſchwerwiegende Bedeutung eines ruſſiſchen Einbruchs auf Oſterrode— Deutſch⸗ Eylau lehrt ein einziger Blick auf die Karte: es dreht ſich um die Abtrennung des deutſchen Landes rechts der Weichſel vom Reiche. Das war natürlich nicht nur den Oſtpreußen klar, die immer— ſolange überhaupt noch eine Gefahr beſtand— mit mindeſtens gleicher Sorge nach Süden wie nach Oſten blickten, ſondern auch den Ruſſen. Dieſe haben für eine Operation auf den Unterlauf der Weichzel hin günſtige Eiſenbahnverbin⸗ 9 Die drei bei Oſtrolenka endenden Bahnſtrechen er⸗ möglichen dort ſchnelle Ausladungen großer Truppenmaſſen, und die Linie Warſchau—Mlawa—Soldau führt geradewegs in das Einmarſchgebiet hinein. Darum iſt— der Beſitz Mlawas von ſo hohem Wert. Es klingt glaubhaft, daß der ruſſiſche Oberbefehlshaber im Februar befohlen haben ſoll, Mlawa zu nehmen, koſte es, was es wolle. 5 Als die Narewarmee, die den erſten großen Ein⸗ bruchsverſuch an dieſer Stelle unternahm, ihr furchtbares Ende zwiſchen und in den ſüdmaſuriſchen Seen gefunden hatte, gingen die Ruſſen längere Zeit hindurch hier nicht mehr mit ſtarken Kräften vor. Immerhin hatten die verhältnismäßig wenigen Truppen des Generals v. Zaſtro w, die in breiter Front die Grenze ſchützen und während der Vorbereitungen zu dem zweiten deutſchen Einfall in Polen die Aufmerkſamteit des Feindes auf ſich lenken ſollten, eine recht ſchwere Aufgabe. Die drangen weit in Feindesland ein, mußten vor einem überlegenen Gegner bis an die Grenze zurückweichen und gingen kurz vor Weih⸗ nachten wieder vor, um Mla wa endgültig zu beſetzen. Die Front verlief weſt⸗öſtlich, der rechte Flügel hing alſo zurück. Da tauchte im Januar bei den Ruſſen ein enen V8 neuer, gigantiſcher Plan auf: ſie wollten mit großen Kavalleriemaſſen, gefolgt von ſtarken Kräften, zwiſchen Mlawa und der Weichſel nach Weſt⸗ preußen einbrechen und gleichzeitig von Kowno her im nörd⸗ lichen Oſtpreußen ſtehende deutſche Truppen umfaſſend angreifen. Der neue Plan war alſo im Weſentlichen nur eine Wiederholung des alten, im Herbſt geſcheiterten. Diesmal blieb er jedoch in den erſten Anfängen ſtecken, da er mit einem ſchneller durchgeführten deutſchen Offenſivplan zuſammen⸗ fiel. Alle verfügbaren deutſchen Kräfte wurden zu dem großen umfaſſenden Gegenſtoß bereitgeſtellt, der dann in der maſu⸗ riſchen Winterſchlacht zur Vernichtung der 10. ruſſiſchen Armee öſtlich der Linie Johannesburg Gumbinnen führte. Zugleich wurden auch die deutſchen Truppen an der Süd⸗ grenze Weſt⸗ und Oſtpreußens etwas verſtärkt. Die Führung erhielt der General der Artillerie v. Gallwitz. Er hatte den Auftrag, die rechte Flanke der in Maſuren angreifenden Armee zu ſchützen und ſeinen Grenzabſchnitt gegen den ruſſiſchen Einbruchsverſuch zu ſichern. Dazu ging er offenſiv vor. Zu⸗ nächſt wurde der rechte Flügel in ſcharfem Draufgehen nach vorwärts geſchoben, bis er Plozk erreichte, das in⸗ zwiſchen zu einer ſtarken deutſchen Feſtung ausgebaut war. Garderegimenter und eine Kavalleriediviſion erntelen bei dieſem ſchneidigen Einmarſch reiche blutige Lorbeeren in der Gegend von Sierpe und Racionz. Sie trieben einen überlegenen Gegner vor ſich her und leiſteten ſchließlich. 5 e einer dreifachen Uebermacht erfolgreich. Ein beſonderer Glücks⸗ war der von Drobin, wo ſie einen bereits ſchen Ueberfall in eine ſchwere Nieder lage verwandelten, der dabei 2500 Gefangene verlor. Das war Mitte Februar. Aber General v. Gallwitz plante Größeres. Er wollte durch einen umfaſſenden Angriff von beiden Flügeln her das ganze vor ſeiner Front liegende Gebiet zwiſchen Weichſel und „werſtand. und Ehrentag der Gardetruppen geglückten ruſſi⸗ des Feindes Orzye ſäubern. Der rechte Flügel ſollte weiter nach Oſten einſchwenken, und die in Willenberg eingetroffenen Heeresteile erhielten Befehl, vom Orzſye her die offene rechte Flanke des Feindes zu umgehen. Sie kamen, weit ausgreifend, öſtlich an Przasnysz vorbei und ſchwenkten ſüdlich um die Stadt herum, die nur ſchwach beſetzt ſein ſollte. Da ergab ſich aber, daß angeſichts des überraſchend ſchnellen Vormarſches der Deutſchen eine ruſſiſche Diviſion nach Przasnysz geeilt war. Der Angriff wurde beſchloſſen. Inzwiſchen hatten jedoch die Ruſſen große Truppenmaſſen am Narew zuſam⸗ mengezogen und gegen Przasnysz in Marſch geſetzt. Zwei ruſſiſche Korps gingen gegen den linken Flügel der deutſchen Truppen vor. Trotzdem wollten dieſe auf die große Beute nicht verzichten, die ſich ihnen bot. Ein Teil noch verfügbarer Kräfte wurde zur Sicherung gegen den nahenden, weit überlegenen Gegner im Halbkreiſe aufgeſtellt, und unter dieſem Schutze ſtürmte am 24. Februar eine Reſerve⸗Diviſion Przasnysz. Ueber 10 000 Gefangene,, darunter 57 Offiziere, 36 Geſchütze, 14 Maſchinengewehre und viel anderes Kriegsgerät ielen in die and der Sieger. Allein, es war höchſte Zeit, die Beute in Sicherheit zu bringen, denn ſchon war die ruſſiſche Uebermacht, bogen die ein Widerſtand auf dieſem vorgeſchobenen 8 sehr frucht⸗ os geweſen wäre, in bedrohliche Nähe. Unter ſehr erheb⸗ lichen Schwierigkeiten zogen ſich unſere Truppen nordwärts in die große Verteidigungslinie im Orzye⸗Bogen zurück, nachdem ſie den ruſſiſchen Drängern noch rieſige Verluſte zugefügt hatten. Der kecke Sturm auf Przasnysz hatte eine ſehr beträchtliche Wirkung: er täuſchte den Feind, der nun an dieſer Stelle den Feldmarſchall v. Hindenburg ſelber mit ſtarken Kräf⸗ ten vermutete. Das machte ſich in der Folgezeit für die Trup⸗ pen des Generals v. Gallwitz aufs ſchwerſte fühlbar. Denn nun warfen die Ruſſen immer neue Korps hierher, um die Scharte der maſuriſchen Winterſchlacht auszuwetzen und die deutſche Linie in Richtung Soldau—Neidenburg zu du ſchbrechen. Unter ſolchen Umſtänden konnte der deutſche Führer an die Fortſetzung ſeiner Offenſive nicht mehr denken, ſondern mußte eine hartnäckige Verteidigung vorbereiten, auf deren Gelingen die beteiligten Truppen stolz ſein der beſten Waffentaten des deutſchen Heeres. Unſere Stellung bildete bei Mlawa einen Winkel, da ſie einerſeits nach Süd⸗ weſten auf plozu hin, andererſeits nach Oſtnordoſt über die Höhen nördlich Przasnysz hinweg verlief. In dieſem Winkel ſchoben die Ruſſen Ende Februar, Anfang März ihre Truppen⸗ maſſen zunächſt langſam hinein— dann brachen, dieſe mil unerhörter Wucht vor. Mlawa war ihr Ziel. In dichten, ſich auf d N 1 ſtürmten ſie, ohne jede Rück⸗ auf die furchtbaren Verluſte, gegen die tellungen öſtli und ſüdlich von Mlawa an.* 8 0 5 8 5 68 55 Aber die Menſchenwogen brachen ſich an dem Felſen e deutſcher Tapferkeit. 8 Unſere Truppen hielten aus. Bei Demsk, öſtlich von Mlawa, findet man heute eine lange Reihe flacher, mit weißen Steinen eingefaßter ruſſiſcher Maſſengräber vor den deutſchen Draht⸗ hinderniſſen ernſte Zeugen des Mißerfolges, den 48 ruſſiſche Kompagnien im Sturm auf 10 deutſche davongetragen haben. Der Froſt hatte die Sumpfgegend, aus der hier die Orzye entſpringt, gangbar gemacht und ſo dem Feinde die Annäherung an unſere Stellung geſtattet. Nachdem über 1000 Geſchoſſe aus ſchweren Ge⸗ ſchütze n in und hinter Demsk eingeſchlagen waren, folgten die unaufhörlichen Angriffe der Infanterie. In der Nacht des 7. März kamen ſie bis unmittelbar an den Stacheldraht. Aber unſere Scheinwerfer und Leuchtpiſtolen verbreiteten genug Licht, um nun dem verheerenden Infanterie und Maſchinengewehrfeuer den Weg zu weiſen. Was vom Feinde nicht fiel, floh in die nächſte Bodenfalte zurück, wo das Scheinwerferlicht die 8 n 0 dürfen, als auf- e. Verzwelfelten vis zum Tagesanbruch feſthielt. Dali er ga pen ſie ſich den vorgeſandten deutſchen Patrouillen. Viel Munition, 800 Gewehre wuͤrden genommen. Vor der Front fand man an dieſer Stelle 300 tote Ruſſen. Einige Kilometer nördlich aber bei Kapusnik, wo der Feind in unſere Schützengräben einge⸗ drungen war, und durch einen verzweifelten Bajonettkampf wieder vertrieben wurden mußte, liegen 906 Ruſſen begraben— und 164 Deutſche. i Im ganzen hatte der Feind bei ſeinen vergeblichen Angriffen auf Mlawa viele Tauſende verloren; ſo viel, daß ſeine Kampfkraft erſchüttert ſchien und General v. Gallwitz mit teilweiſe friſchen Kräften nun ſeinerſeits einen Vorſtoß verſuchen konnte. Dieſer begann am 8. März, kam aber am 12. März nördlich Przasnysz zum Stehen, da auch die Ruſſen von neuem bedeutende Ver⸗ ſtärkungen erhielten. Sie waren bald in der Ueberzahl. Auf etwa 10 Armeekorps und 7 Kavalleriediviſionen wurde ihre Stärke geſchätzt. Wir mußten uns wieder auf die Verteidigung einrichten, und unſere Truppen, die zum Teil ſchon vier Wochen lang in faſt ununterbrochenem Kampf geſtanden hatten, mußlen einen neuen harten Stoß aushalten. Dieſer ging diesmal nicht auf Mlawa zu, ſondern nordöſtlich von Przasnysz am Orzyc und Omulew hinauf. Er wurde nach ruſſiſcher Eigenart in ſehr heftigen Angriffen geführt. Man zählte vom 13. bis zum 23. März. 5 46 ernſtere Sturmverſuche, 8 25 bei Tage, 21 bei Nacht. Faſt alle brachen bereits im Feuer unſerer Truppen zuſammen, wenige gelangten bis in die deut⸗ fit Gräben. Beſonders ſchwere Kämpfe fanden bei Jednorodzee tatt. Wieder erlitten die Ruſſen erhebliche Verluſte, ohne ihrem Ziel näher zu kommen: die Südgrenze Altpreußens war wohl verteidigt und ein Einbruch in die Flantze unſerer Oſtſtellung undurchführbar.. In der letzten Märzwoche flauten die ruſſiſchen Angriffe ab, und ſeit Oſtern herrſcht an dieſer Stelle der Kampffront meiſt Ruhe. Sie iſt dem heldenmütigen Widerſtande der Trup⸗ pen des Generals v. Gallwitz zu danten. Sechs Wochen lang haben ſie in Kälte und Näſſe, in Schnee und Sturm ruhelos, unermüdlich die Heimat verteidigt und ſich glänzend bewährt. Es war keine Schlacht mit weithin klingendem Namen— aber es waren viele, viele harte Kämpfe, deren Erfolg den mancher großen Schlacht übertrifft. In dieſem Sechswochen⸗ Ringen um das ſüdliche Einfallstor in Altpreußen haben die Truppen des Generals v. Gallwitz 43 000 Ruſſen gefangen ge⸗ men und gegen 25 000 getötet. Der Geſamtverluſt des Feindes überſchreitet ſicherlich die Zahl 109 000. Wer unſere braven Truppen jetzt fröhlich in ihren Waldhütten und geräumigen Schützengräben hantieren ſieht, vergißt beinahe, welch harte, blutige Jeit hinter ihnen liegt. Aber die zahlloſen Soldatengräber, die über das ganze blühende Land verſtreut ſind, und die Trümmer der Städte und Dörfer halten die ernſte Erinnerung hat viele Helden geſehen. 8 Verantwortlich für die Redaktion Gg. Zimmermann, Seckenheim Se — Wegen Aufgabe des Geſchäfts ſämtliches Wagnerholz abzugeben. H. Seitz, Haupſtraße Nr. 118. wach. Auch dieſer Teil des Kriegstheaters hat viel Leiden. Einige Jenkner Stroh zu verkaufen. Heldig, Luiſenſtraße Nr. 38. ſerteilbaltes Angebot zu billigen Preisen. Damen-Hemden in weis und farbig Normal-Hemden kür den Sommer Untertaillen u. Korsetts in versch. Preislagen Netzjacken u. Unterhosen äusserst billig Grosse Auswahl in 1: Schürzen:-: Herren-Einsatz-Hemden weis u. maceotarbig Weisse Stickerei-Blnsen Ninder-Rleidchen Stickerei u. 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Gleichzeitig weiſen wir nochmals ganz beſonders da⸗ rauf hin, daß nach§ 1 der Verordnung Gr. Miniſteriums des Innern vom 22. Oktober 1914„den Schutz der Brief⸗ tauben und den Brieftaubenverkehr betr.“ verboten iſt, 1 ohne Genehmigung der Militärbehörde fliegen zu aſſen. Seckenheim, den 17. Juli 1915. gürgermeiſteramt: Volz. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß die chweinepelt und der Notlauf unter dem Schweine⸗ beſtand des Milchhändlers Ph. Volz, Dammſtr. 13 erloſchen iſt. Die Sperrmaßregeln wurden aufgehoben. Seckenheim, den 17. Juli 1915. gürgermeiſteramt: Volz. Koch FFF—V—TT'b'!!!!!!!.:. TWekanntmachung. f Vorſichtsmaßregeln bei Fliegerangriffen betr. Der verbrecheriſche Angriff feindlicher Flieger auf die unbefeſtigten Städten Ludwigssafen und Karlsruhe veranlaßt uns auch für die hieſige Gemeinde und zwar insbesondere wegen der Gefahren, die durch Geschosse der Abwehrkanonen für uns bestehen, folgende Vocſichts⸗ maßregeln zu treffen: Wir laſſen beim Bekanntwerden etwaiger Fliegerge⸗ fahr durch die Rathausglocke das geprobte Signal erfolgen. Beim Vernehmen desſelben hat das Publikum sofort die Straßen zu verlaſſen und im Innern der Gebäude am beſten in Kellern und den mittleren Stockwerken Schutz zu ſuchen und nicht etwa durch unverſtändige Neugierde ſich und andere in Gefahr zu bringen. Das Anſammeln auf der Straße, das Aufſuchen von Dächern oder der Aufenthalt an den Fenſtern iſt unbedingt zu vermeiden und ſchleunigſt ſind die Fenſter, Fenſterläden und Türen zu ſchließen. Wer im Felde iſt und von der Gefahr vernimmt, Koch. 7 unter Bäumen ſuchen. Nachdem die Gefahr wieder abgewendet iſt, wird die Rathausglocke regelrecht wieder geläutet und können die aufgeſuchten Plätze wieder verlaſſen werden. Seckenheim, den 19. Juni 1915. Näh Mädehen auf Militärarbeit gesucht. Zu erfragen in der Expedition ds. Bl. sind zu haben Gg. Zimmermann, Hildastrasse 68 8 Fürgermeiſteramt: J. V.: Hoerner. Koch. FFF Bekanntmachung. Gefangenenfürſorge betr. Wir erſuchen die hieſige Einwohnerſchaft falls Kriegs⸗ teilnehmer in Gefangenſchaft geraten, dies ſofort unter Angabe der Feld⸗ und Gefangenenadreſſe auf dem Rat⸗ haus Zimmer Nr. 7 anzumelden. Seckenheim, den 23. Juni 1915. Bürgermeiſteramt: Volz. Koch Submiſſton. Den Bedarf an Grobkoks für die Zentralheizung der Friedrichſchule dahier ſoll im Wege der Submiſſion ver⸗ geben werden. 8 Angebote ſind mit der Aufſchrift„Submiſſion auf Kokslieferung“ verſehen bis ſpäteſtens Dienstag, den 27. Juli 1915, vormittags 12 Uhr bei uns einzu⸗ reichen. Seckenheim, den 19. Juli 1915. Gemeinderat: Volz. Koch. ſoll ſofort geeigneten Schutz etwa unterm Wagen oder — 4