er 9 Erſcheint Dienstag, Donnerstag, und Samstags. Der Wonnementspreis beträgt monatlich 40 Pfg. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Gecßenheimer Anzeiger, Joes) UrDr r eee eee ee FFC 8 Nr. 138. Secke Erfolgreiche S S S S h 0 Kriegschronik 1914 0 SS= Y SS Sr See 19. November: Bei Servon in den Argonnen werden die Franz ſen unter ſchwe en Verlu en zu ück eſclege:. — Der deutſche Hilfskreuzer„Berlin“ wird in Dront⸗ heim interniert. — In einem Seegefecht bei Sewaſtopol wird ein ruſ⸗ ſcher Schlachtkreuzer von den Türken beſchädigt. — Ein Teil der deutſchen Oſtſeeklotte ſperrt den Hafen von Libau und beſchießt militäriſch wichtige Anlagen. — Der ſerbiſche Regierungsſ tz wird nach Uesküb verlegt. 20. November: In Ruſſiſch⸗Polen dauern die Kämpfe fort. 0 8— Vor Przemyſi haben die Ruſſen bei einem ſofort ubgeſchlagenen Verſuch, ſtarke Sicherungstruppen an die Feſtung heraneubringen, ſchwere Verluſte erlitten. 21. November: Auf der Front im Weſten dauert der Artilleriekampf fort. 5 — Im Oſten entwickeln ſich die Operationen weiter. Die Ruſſen werden über Mlawa und Ladz hinaus zurück⸗ gedrängt. — Zmei engliſche Flugzeuge machen von Belfort aus einen Angriff auf die Luſtſchiffwerft in Friedrichshafen. Die Anlage des Luftſchiffbaus wird durch die Fliegerbomben nicht beſchädigt, dagegen in der Stadt ein Mann getötet und zwei Damen verletzt. Einer der Flieger, Marineober⸗ leutnant Briggs, wird herabgeſchoſſen und verhaftet. — Prinz Aueuſt Wilhelm von Preußen erleidet auf einer dienſtlichen Fahrt infolge eines Automobilunfalles einen Un⸗ terſchenkelbruch und eine Kieferverletzung. f — Der türhiſche Kreuzer„Hamidje“ beſchießt die ruſ⸗ ſiſche Stadt Tuapſe. * Sr D Der Weltkrieg. In der allgemeinen Kriegslage im Weſten und Oſten iſt keinerlei Veränderung eingetreten. Die deutſchen Flugzeuge und U-Boote entfalten in den letzten Tagen wieder eine ſehr rege Tätigkeit. So griff ein deutſches Luftgeſchwader erfolgreich ein engliſches Truppenlager weſtlich von Poperhinge an. An der nordafrikaniſchen Küſte verbreitet eines unſerer U-Boote Schrecken und Furcht unter der ſeindlichen Schiffahrt. Ein engli⸗ ſcher Hilfskreuzer, die engliſch-ägystiſchen Kanonenboote „Prince Abbas“ und„Abdul Menem“ wurden von ihm vernichtet. Mit welcher Entſchloſſenheit unſere U-Boote an den Feind herangehen, zeigt der Ausgang des Kamp⸗ ſes, den dasſelbe U-Boot mit einem bewaffneten engliſchen Handelsdampfer ausfocht, und der mit dem vollſtändigen Sieg des U-Bootes endigte. Es wird von Tag zu Tag eine engere Spanne Raumes, auf den das weichende ſerbiſche Heer und mit ihm zugleich die Scharen der Flüchtenden des Serben⸗ volkes zwiſchen den vorrückenden Armeen der Verbündeten und den Grenzen Montenegros und Nordalbaniens zu⸗ ſammengedrängt werden. In den Schluchten und Tä⸗ lern des Berglandes wälzen ſich die Reſte des überall 1 Heeres auf Nopibaſar zu, das auch ſchon ark von den bei Raska ſtehenden deutſchen und den von Javor vorrückenden öſterreich'ſch-ungariſchen Trup⸗ pen gefährdet iſt, und weiter im Süden können nur noch Mitrovica und Priſchtina das leßte Ziel der Flüchtenden auf ſerbiſchem Boden ſein, bevor ſie heimatlos die Grenze des eigenen Landes verlaſſen müſſen. Der Widerſtand der Serben ſcheint jetzt völ'ig ge⸗ brochen zu ſein. Selbſt einem ſtrategiſch ſo wichtigen Straßenknotenpunkt, wie Kurſumlija haben ſie kampf⸗ los geräumt: nicht ohne ihn vorher ausgeplündert zu haben, ein Zeichen, daß auch Zucht und Ordnung ſich bedenklich im ſerbiſchen Heer zu lockern beginnen. Süd⸗ öſtlich von Kurſumlija haben die Bulgaren die zwiſchen dieſem Ort und Leskovac liegenden Höhen des Radan⸗ Gebirges genommen und rücken über das Gebirge gegen die Straße Kurſumlija⸗Priſchtina vor. Nördlich von Kurſulija überſchritten öſterreichiſch-ungariſche Truppen das dem Ibar⸗Tal öſtlich vorgelagerte Kopaonikgebirge und dringen auf Raſka im Ibartal vor, dem ſich von Norden ſchon deutſche Kräfte nähern. Im Moravicatal ſtehen die Verbündeten im Begriff, die Paßhöhen des Golija⸗Gebirges zu erſteigen, auf dem dieſer Fluß ſeine Quelle hat: ſind dieſe Päſſe in den Händen der Verbünde⸗ ten, ſo wird der Rückzugsweg von Novibaſar nach der montenegriniſchen Grenze arg gefährdet, und ferner wäre hier ein Keil in die ſerbiſche Front getrieben, der die weſtlich ſtehenden Streitkräfte von den im Süden ſtehen⸗ den völlig krennt. Auch weiter weſtlich werden die Ser⸗ ben allmählich hart an die montenegriniſche Grenze her⸗ angedrängt. Der Ort Javor wurde genommen, und Hmisblait der Bürgermeister ämter Seckenheim, Alwesheim, Neckarhausen und Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim. heim, Samstag, den 20. November 1915. Uerkolgungskämpfe bei Nova⸗Varos nähern ſich die Truppen der Verbünde⸗ ten einem Nebenfluß des Lim, dem Uvac, der parallel der Grenze fließt und hier nur etwa 20 Kilometer von der Grenze entfernt iſt. Es ſind gewaltige Leiſtun⸗ gen, die dieſe Verfolgungskämpfe, zumal bei dem Schnee⸗ und Regenwetter der letzten Tage, das in ganz Ser⸗ bien eingeſetzt hat, ſtellen. Und doch wird der Vor⸗ marſch nicht verzögert: es kann ſich nur noch um eine kurze Zeit handeln, bis überall die Grenze Serbiens reiht if . Die Ereigniſſe im Weſten. Der franzöſiſche Tagesbericht. WTB. Paris, 19. Nov. Amtlicher Bericht von Donners⸗ tag nachmittag 3 Uhr: Im Artois lebhaftes Geſchütz⸗ feuer, ebenſo im Walde von Givenchy. Wir unternahmen ein konzentriſches Feuer mit Schützengrabenkampfmitteln auf die deut⸗ ſchen Anlagen in den Steinbrüchen von Herbecourt im Somme⸗Tale. Wir bombardierten kräftig die Schützengräben bei Autreches am Nordufer der Aisne. An der übrigen Front verlief die Nacht ohne Zwiſchenfall. Abends: Unſere Artillerie richtete auf die feindlichen Anlagen ſüdlich der Somme im Abſchnitt Andech), Schelle, St. Aurins und ECeſſier ein augenſcheinlich ſehr wirkſames Feuer. Ein deutſcher Poſten wurde völlig umgeworfen und die deutſchen Batterien zum Schweigen gebracht. In den Oſtargonnen er⸗ zielte die Arbeit unſerer Sappeure ſehr gute Ergebniſſe in der Gegend von Vauquois und im Gehölz von Malancourt. Ein feindliches Werk wurde durch eine unſerer Minen zerſtört. Eine Dampfmine zerſtörte unterirdiſche Arbeiten des Feindes, an denen die Deutſchen ſeh rbeſchäftigt waren. Orientarmee: Am 17. November kein wichtiges Er⸗ eignis, weder an der Gerna, noch am Wadar. In der Richtung auf Koſturino nördlich von Babrovo griffen die Bulgaren am 16. zum 17. November an. Alleunſere Stellungen wurden behauptet. 8 Freuchs Darſtellung des mißlungenen engl. Handſtreichs. WTB London, 19. Nov.(Reuter.) General French meldet: In der Nacht vom 16. zum 17. November drang eine kleine Abteilung unſerer Truppen in den erſten feindlichen Laufgraben ſüdweſtlich Meſſines ein. Nachdem ſie 30 Verteidiger bajonettiert hatten, kehrten unſere Leute zurück. Sie verloren 1 Toten und einen Leichtverwundeten. Sie brachten 30 Gefangene ein. Das iſt der Vorfall, der vom Feind als abgeſchlagen eines überraſchenden Angriffs auf dem Weg Meſſines⸗Armen⸗ tieres bezeichnet wurde. Weiter meldet French, daß ein britiſcher Flieger unlängſt auf kurzem Abſtand in ein Gefecht mit einem deutſchen Flugzeug geraten ſei, das hinter den deutſchen Linien zum Landen gezwungen wur⸗ de. Der engliſche Flieger ging bis zu 500 Fuß vom Erdboden und eröffnete ein heftiges Feuer auf den Führer und den Beobachter, die das Flugzeug verlaſſen hatten und über Land flüchteten. Der enaliſche Flieger ließ auch eine Brandbombe auf das Flugzeug fallen, das, als es zuletzt geſehen wurde, in Rauch gehüllt war. Das engliſche Flugzeug, das durch feindliches Feuer beſchä⸗ digt wurde, wurde 500 Meter hinter der engliſchen Linie zum landen gezwungen, wo es durch feindliche Artillerie heftig beſchoſſen, aber nicht zerſtört wurde. Der Führer erſetzte in der Nacht das Benzin und konnte das Flugzeug bei Tagesanbruch nach dem Lager bringen. Die Lage Englands. WTB. London, 19. Nov.(Reuter.) Im Unter⸗ haus antwortete Bonar Law auf verſchiedene Fragen, er hege mehr Hoffnung, als ſeit Monaten. Trotz der Ereigniſſe im nahen Oſten ſtänden die Sachen, wenn man den Krieg als Ganzes betrachte, nicht ſo ſchlecht, wie es auf den erſten Blick ſcheine. Ueber die Dardanellen ſagte er, niemand fühle mehr als er den Ernſt des Zuſtandes. Das Haus könne verſichert ſein, daß die Regierung bei dem, was ſie getan habe, und was ſie zu tun gedenke, ſich nicht durch die Auf⸗ faſſung beeinfluſſen laſſe, daß, wenn ein Fehler be⸗ gangen worden ſei, bis zum Ende an ihm feſtgehalten werden müſſe. Die Regierung werde ſich ausſchließlich daran halten, was die beſten militäriſchen Sachverſtän⸗ digen für den verſtändigſten Weg erklärten. Asquith nach London zurückgekehrt. Wi London, 19. Nov.(Reuter.) Asquith und ſeine Begleiter ſind geſtern abend von Paris na London zurückgekehrt. Die Lage im Oſten. WTB. Wien, 19. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 19. November 1915, mittags: Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz: Keine beſon⸗ deren Ereianiſſe. i 2 eimer Anzeiger, Necfarhauſer Zeitung, Goinger Seniung. Inſertsionspreis. Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Serdſen. Der Krieg mit Serbien. WB Wien, 19. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 19 November 1915, mittags: Südöſtlicher Kriegsſchauplatz: Die Mon⸗ tenegriner wurden bei Priboj erneut geſchlagen. Unſere Truppen rücken unter dem Jubel der mohamedaniſchen Bevölkerung im Sandſchak ein. Die Vorhuten unſerer in Weſtſerbien operierenden Streitkräfte ſtehen vor Nova Sjenica. Eine Kolonne hat den 1931 Meter hohen Jankov Kamen überquert. Die deutſchen Diviſionen des Generals von Köveß gewannen die Gegend von Raska; ſüdöſtlich von ihnen kämpfen am Fuß der Kopaonik Planina öſterreichiſch-ungariſche Truppen. Die Vorrük⸗ kung deutſcher und bulgariſcher Diviſionen gegen das Becken von Priſtina macht Fortſchritte. Serbiens Sache auch die Sache Italiens. WTB. Paris, 19. Nov. Der„Temps“ erklärt, man gewinne auch in Italien die Ueberzeugung, daß Serbiens Sache auch die Sache Italiens ſei. Wenn auch ein Erfolg der Mittelmächte auf dem Balkan den Krieg nicht entſcheide, würde er doch weittragende Folgen haben, die beſonders für Italien von Wichtig⸗ keit ſein würden. Noch könne man dem vorbeugen. Die Anweſenheit der engliſchen Miniſter in Paris beweiſe, daß der angekündigte Kriegsrat des Vierverbandes ſeiner Verwirklichung entgegengehe und ohne das bisherige Zö⸗ gern die notwendigſten Maßnahmen zur Weiterführung des Krieges erörtern und durchführen werde. Die drin- gendſte aller dieſer Maßnahmen ſei das unverzüg⸗ liche Eingreifen Italiens in Albanien. Hierzu werde der Aufenthalt der engliſchen Miniſter in Paris beitragen. Der Krieg mit Italien. WTB. Wien, 19. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 19. November 1915, mittags: i Italieniſcher Kriegsſchauplatz: Die ita⸗ lieniſchen Angrifſe an der Iſonzofront haben wieder be⸗ gonnen. Wie bei den letzten großen Kämpfen richten ſie ſich auch diesmal hauptſächlich gegen den Raum von Görz. Der Brückenkopf ſteht unausgeſetzt unter ſchwe⸗ rem Geſchützſeuer. Angriffsverſuche gegen Oslavija und ein ſtarker Vorſtoß gegen die Podgorahöhe wurden ab⸗ geſchlagen. Die planmäßige Beſchießung der Stadt Görz dauerte vormittags 4, nachmittags über 2 Stunden an. 3000 Geſchoſſe aller Kaliber waren dieſem Zer⸗ ſtörungswerk gewidmet. Sie verurſachten große Brän⸗ de. Der militäriſche Schaden iſt gering. Dagegen iſt die Einwohnerſchaft durch Verluſte an Menſchen⸗ leben und Eigentum ſchwer getroffen. Den Nordabſchnitt der Hochfläche von Dober do griff der Feind abermals heftig an. Am Nordhange des Monte San Michele drang er abermals in unſere Stellung ein. Die erbitterten Nahkämpfe endigten jedoch für unſere Truppen mit der vollſtändigen Behauptung ährer urſprünglichen Kampflinie; alle Vor⸗ ſtöße gegen Abſchnitt von San Martino ſcheiterten unter den ſchwerſten Verluſten für die Italiener. Ebenſo miß⸗ langen an der Front nördlich des Görzer Brückenkopfes zwei ſtarke Angriffe des Feindes bei Zagora, meh⸗ rere ſchwächere im Vrſic⸗Gebiet und im Raume von Flitſch. Einer unſerer Flieger bewarf die Tuchfabrik von Schio mit Bomben. Erfolgreicher Luftangriff auf Brescia. WTB. Turin, 19. Nov. Aus Brescia erfährt „Stampa“, daß einer der öſterreichiſchen Flieger mit allen ſeinen Bomben militäriſche Anſtalten in Brescia getroffen habe. Eine Bombe ſei in der Nähe des Arſenals niedergefallen und habe mehrere Sol⸗ daten getötet. Eine andere ſei in der Nähe des Gaſome⸗ ters und eine dritte auf die Waffenfabrik Tempini gefallen. 8 Neues vom Tage. Der Kaiſer an die Schiffsbautechniſche Geſellſchaft. 3 WTB. Berlin, 19. Nov. Auf das Huldigungs⸗ kelegramm der Schiffsbautechniſchen Geſellſchaft an den Kalſer iſt zu Händen des Vorſitzenden, Geh. Dr. Bus⸗ ley, aus dem Großen Hauptquartier folgende Antwort eingegangen:—.— 5 Ich danke der Schiffsbautechniſchen Geſellſchaft für ihr Telegramm, in dem ich meine Freude darüber ausſpreche, daß die Verſammlung trotz des Krieges ſtattgefunden hat. Möge ſie wertvolle Anregung brin⸗ h für die Weiterentwicklung des vaterländiſchen Scchiffbaues. 6 Milhelm I R 8 Das Zeichnungsergebnis der 3. Kriegsanleihe in Ungarn. WTB. Budapeſt, 19. Nov. Sämtliche Blätter ſtel⸗ len mit freudiger Genugtuung feſt, daß das Zeichnungs⸗ ergebnis der 3. Kriegsanleihe zwei Milliar⸗ den beträgt, und daß ſie um 900 Millionen das Er⸗ ebnis der 2. Kriegsanleihe überſteigt. Die Beteiligung Veſterreichs und Deutſchlands, die auf 200 Millionen geſchätzt wird, wird als Zeichen des Vertrauens und der Symathie rühmend herorgehoben. Griechenland. Die Lage in Griechenland verwickelt und beunruhigend. WTB. London, 19. Nov. Im Oberhaus ſtellte Lord Riblesdale die Frage, ob die Regierung imſtande ſei, Mitteilungen über merkliche Fortſchritte der militä⸗ riſchen Operationen und ihre politiſchen Pläne im nahen Oſten zu machen. Er fragte, ob es richtig ſei, daß Sir Charles Munro geraten habe, ſich von den Dar⸗ dauellen zurückzuziehen. Lord Lansdowne weigerte ſich, in dieſem Augenblick darauf zu antwor⸗ ten. Eine derartige Antwort müſſe auch eine Erlkärung über den Zuſtand in Serbien umfaſſen, der ſich täg⸗ lich verändere und über die Lage in Griechenland, die ſehr verwickelt und, wie der Sprecher hinzu⸗ fügen könne, beunruhigend ſei. Ebenſo müſſe man dabei Gallipoli und die ägyptiſche Frage berühren. Es ſei unmöglich, über dieſe Frage getrennt von den ande⸗ ren Kriegsſchauplätzen zu reden. Die dem Bericht Mun⸗ ros beigefügten Ratſchläge ſeien nicht genüegnd, um eine Entſcheidung in dieſer großen politiſchen Frage zu tref⸗ fen. Darum ſei Kitchener erſucht worden, nach dem Mittelmeer zu gehen. Lord Lansdowne wies noch mit Nachdruck auf die Wichtigkeit des Kriegs⸗ rates in Paris hin und erinnerte an die Erklärung Asquiths über die Unabhängigkeit Serbiens. Zu Lord Courtneys Friedensrede ſagte er, daß der Augenblick nicht geeignet ſei, über Frieden zu ſprechen.(Beifall.) Das Land ſei zu dieſem gewaltigen Ringen gezwungen worden und werde weder deren nationalen Hilfsmittel noch der moraliſchen Eigenſchaften ermangeln, die es inſtand ſetzen würden, den Kampf zu einem ehrenvollen und l Ausgang zu führen.(Beifall.) Wachſendes Mißtrauen gegen Griechenland. WTB. Mailand, 19. Nov. Der Pariſer Mitar⸗ beiter des„Corriere della Sera“ meldet, daß im Kriegs⸗ rat der Entente in Paris die dringendſten Maß⸗ nahmen betreffs Griechenland und die Lage der Alliierten in Mazedonien beſprochen worden ſeien, denn Griechenland werde vielleicht ſchon in kurzer Zeit deut⸗ lich ſprechen und beſtimmte Verpflichtungen über⸗ nehmen. Niemand in Paris laſſe ſich durch den herz⸗ lichen Empfang Denys Cochims täuſchen. Cochims Audienz beim griech. König. WTB. Paris, 19. Nov.„Petit Journal“ meldet aus Athen: Denys Cochim iſt geſtern vom König in einſtündiger Audienz empfangen worden. VBergebliche Mühe des Vierverbands. WTB. Paris, 19. Nov. Die Blätter melden, daß es Denis Cochin trotz des warmen Empfanges, der ihm in Athen bereitet worden ſei, nicht gelingen werde, irgend welchen Einfluß auf die Haltung und die Ent⸗ ließungen der griechiſchen Regierung auszuüben. Die reſſe betont, der Einfluß der Mittelmächte auf Regie⸗ rung und Krone in Athen ſei zu mächtig, als daß eine Aenberun anders herbeigeführt werden könne, als durch ein energiſches Vorgehen des Vierverbandes. Wenn man auch nicht verhindern könne, daß Griechenland zum Feinde übergehe, müſſe man doch um jeden Preis verhindern, daß ein ſolches Ereignis eine Ueber⸗ raſchung für die Alliierten ſein werde. Es ſei notwendig, daß die Alliierten in militäriſcher Beziehung zu Lande und zur See auf alle Fälle vorbereitet ſeien. Die Repreſſalien des Vierverbandes gegen Griechenland. WTB. Amſteedam, 19. Nov. Das„Handelsbla⸗ Schiffe in England aufgehalten und die Aus⸗ fuhr von Gütern von Marſeille nach Griechenland verboten habe. Das alles tue man, um Griechen⸗ land dem Verbande gefügig zu machen. Glaubt man, fragt das Blatt, von Griechenland durch Bedrohung oder Angſt mehr zu erlangen, als bisher ſchon erreicht worden iſt? Von Griechenland, das ſchon ſo viel dem Vierver⸗ band getan, und ſeine Neutralität preisgegeben hat, indem es die Flottenbaſis auf Lemnos und Mytilene ge⸗ währt und die Truppenlandung in Saloniki 8 den hat, ſo daß es, anklingend an Goethes Wort, ſa⸗ gen kann: Ich habe ſoviel Rechte hingegeben, daß mir auch nicht ein Recht mehr übrig bleibt. Wie unſre Helden ſterben. „Ich glaube keinen Tod“— hat es eine Zeit gege⸗ ben, da dies heldenſtarke Wort des Cherubiniſchen Wan⸗ dersmanns in leuchtender Schönheit im Leben Tauſender ſich ſpiegelte! Eine unbeſchreibliche Größe, höchſtes un⸗ erſchütterliches Lebensgefühl ſpricht aus der gefaßten Ru⸗ he, mit der zahlloſe unſerer Krieger dem Tod entgegen⸗ gehen. Nicht als Beſiegte, als Sieger reichen ſie ihm die Hand. Das Sterben hat für ſie, die mit dem Le⸗ ben abgeſchloſſen haben, den Stachel verloren. Muß nicht allen denen dieſe Heldengröße wohltun, denen die Trauer um einen eigenen Toten das Herz beſchwert? So ſchreibt ein junger Reſerveoffizier vor einem Sturman⸗ griff im Sommer dieſes Jahres an ſeine Angehörigen: Eher als mir geahnt hätten, gebt die ſchöne Hüt⸗ tenlagerzeit zu Ende. Blutiger Kampf ſteht bevor. Was mir auch begegnen möge, Gottes Wille iſt es in jedem Falle. Seine Wege ſind höher als unſere Wege. Es mird mir die Ehre zufallen, das uns gegenüberliegende Werk als vorderſter zu ſtürmen. Sollte ich fall en, ſo trauert nicht, ſondern freuet Euch im tiefſten Grunde des Herzens! Ich weiß, Ihr werdet dieſe Fügung Gottes als höchſte Ehre würdi⸗ gen. Bisher bin ich in alle Schloch en gezogen, ohne vorher zu wiſſen, daß es ſo weit ſei. Diesmal iſt es anders. Ich bin mir vollkommen bewußt, was die nächſten Tage bringen kön⸗ nen. Ich bin aber auch von einem inneren Glückbewußtſein er⸗ füllt, wie kaum zuvor. Glücklich, wer zu dieſem heiligen Wernk berufen iſt! Auf Wiederſehen hier oder dort! 3 Ein anderer Brief lautet: Die Zeichen mehren ſich, daß die Franzoſen un⸗ ſere Stellung angreifen wollen. Ich weiß, daß es dabei hei⸗ ßer hergehen wird„als bei dem Sturm im Sommer, aber lich hinaus ühren wird, sollte es uns Menſchen auch erſt ſpäter, vielleicht erſt bei der Wiedervereinigung in einem höheren Leben klar werden. Ich bin freudig gehobenen Her⸗ zens. as haben wir zu verlieren? Nichts als unſer ärm⸗ liches Leben. Die Seele vermögen ſie doch nich! zu töten; was ſollen wir uns fürchten? Ihr werdet für mich Kraft zum Aushalten im Granathagel erflehen, wenn Ihr dieſen Brief in Händen habt. Ihr werdet nicht um mein irdiſches Leben bitten, ſondern darum, daß mich Gott im Leben und Sterben nicht verlaſſen möge. Näher, mein Gott zu Dir! Bleib mir dann zur Seite ſtehen, Als das kühle ſcharfe Wehen Wird mein Auge dunkler, Daß ich fröhlich zieh hinüber, Wenn mir Grauen macht der Tod Vor des Himmels Morgenrot! Dann erleuchte meinen Geiſt, Wie man nach der Heimat reiſt! Hindurch mit Freuden! trüber, Euer treuer E. 1 2 9. de K 1 Wie ergreifend gerade in ihrer Schlichtheit iſt die folgende Mitteilung, die die Angehörigen aus dem La⸗ zarett ihres Sohnes erhielten: Quentin. Sein Adjutant hat ihn ins Hoſpital geſchafft, dort wurde er ſofort operiert, die Aerzte haben die Kugel aber nicht entfernen können; er hat ſich den 23. Pſalm vorleſen laſ⸗ ſen und iſt entſchlafen. ü 5 3. f Th. M. fiel in Rußland bei einem Sturmangriff 11. Auguſt 1915. Ein Bruſtſchuß hat ihn in ganz kurzer Zeit getötet: ich fand ihn mit gefalteten Händen friedlich da⸗ det“ beſpricht in einem Leitartikel die Repreſſalien des Wenn andere zu belehren ſind, Gewiß. dann ſind ſie alle klug; Doch für das eig'ne Handeln iſt Der Weiſeſte nicht klug genug, 5 0 Indiſcher Spruch. 0 Weder Glück noch Stern. Eine Geſchichte von Edmund Hoefer. 38 Fortſetzung. Nachdruck verboten. Ich weiß nicht, hatten ihn gleich mir der Fluch und die Rede des Fuhrmanns getroffen und zur Beſinnung gebracht, oder bewirkten dies erſt meine Worte. Die furchtbare Aufregung war augenſcheinlich im raſchen Ab⸗ nehmen begriffen. Denn wenn er auch noch in der vollen Wildheit der vergangenen Augenblicke knirſchte:„Ja in jeder Minute, die er ſpäter ſtirbt von meiner Hand, wie ein Hund!“— ſo war doch ſozuſagen ein bewußter Zorn und ſeinem Auge, und als ich nicht weniger drängend ſagte:„Friſingen, vergeſſen Sie alles, vergeſſen Sie ſich ſelbſt und Ihre Rache! Laſſen Sie uns das garnicht aus⸗ zudenkende Unglück verhüten, mit dem uns ſein Wahn⸗ ſinn bedroht!“— da war er wirklich wieder ganz bei ſich ſelbſt, und mit finſterem, durchdringendem Blick dem meinen begegnend, verſetzte er:„Was wollen Sie, Dok⸗ tor, ich verſtehe Sie nicht!“ „Wir müſſen in die Stadt, ſo ſchnell wie möglich, koſte es, was es wolle!“ rief ich. N 8 „So iſt ſie dennoch bei Ihnen— auch Sie ver⸗ raten mich!“ brach er von neuem aus, knirſchend, die Augen aufflammend, die Hände geballt.. „Friſingen, vergeſſen Sie alles, ſage ich Ihnen!“ rief ich, ohne mich daran zu kehren, in ſteigender Angſt, denn was uns möglicherweiſe bevorſtand, trat mir bei edem Wort, das ich ſprach, deutlicher vor Augen.„Fort, rt, Friſingen! Es gilt ein Menſchenleben— ein Men⸗ e Sein Wahnſinn droht al ˖ liegend“. ſchreibt der Arzt der den Angens igen die Trauer⸗ nicht um Ihret⸗, um Agnes willen— denken Sie an meine Frau, die ihm allein gegenüberſtehen ſoll!“ Es ging ein jähes Aufzucken durch ſeine Geſtalt. „Alſo doch— aber Sie haben Recht!— Wir müſſen ihm nach!— O! Weshalb haben Sie mich zurückgehal⸗ ten!— O!“ und nochmals wurde ſein Ton knirſchend, —„vielleicht— ſie ſind ihm ja nach!— holen ſie ihn dennoch ein!“ „Umſonſt!“ rief ich.„Sie holen ihn nicht ein! Sie hörten ja, daß der Zug abgeht— ich weiß es ja ſelber! Die Stunde trifft zu! Es iſt heute der letzte nach der Reſidenz! Und es iſt ja ein ſo armſelig Neſt, eure Sta⸗ tion!“ fügte ich verzweiflungsvoll hinzu.„Wir bekommen keinen Extrazug, es iſt ja nicht einmal ein Telegraph da!— Friſingen, wie kommen wir fort? Wie kommen wir hinüber bis heute abend?“ Ich dachte in dem Augenblick wahrhaftig nicht daran, daß dieſe Anrufung ſeiner praktiſchen Tüchtigkeit, ſeiner Gewandtheit und Geiſtesgegenwart, die in allen mög⸗ lichen Lagen ſtets auf dem Fleck ſein mußte, und nie in Verlegenheit geraten durfte, vielleicht das ſicherſte und beſte Mittel war, ihn vollſtändig wieder zu ſich ſelbſt zu bringen und ihn nur noch an die erſte Not denken zu laſſen. Aber die nächſte Sekunde ſchon lieferte mir den Beweis, daß es ſo war. Denn beinahe ſo kalt und klar, wie in ſeinen ruhigſten Tagen, ſagte er plötzlich zu mir aufſehend:„Können Sie reiten?“— Und als ich ihm verſicherte, daß ich in der Not alles könne, da zog er die Klingel an und herrſchte dem hereinſtürmenden Bern⸗ hard zu:„Satteln, den Rappen und den Fuchs, in fünf Minuten! Ein Schluck Wein! a „Der Weg über Freudenſtein iſt drei Stunden näher,“ ſagte er, da der Diener hinaus war;„kommen wir vor dem vollen Dunkeln nach dem Neſt, ſo ſind wir auch faſt mit dem Zuge drüben— jedenfalls gleich nach ihm, denn die Straße iſt von da an gut und es iſt ja eigentlich nur ein Güterzug. Aber reiten müſſen Sie, Doktor, reiten müſſen Sie! Suchen Sie alle alten Künſte Vierverbandes gegen Griechenland, der griechiſche ich weiß auch mit Euch daß Gott es recht machen und herr⸗ Keudel, Karl, Leutnant der Reſerve, gefallen bei St. nachricht mitteilt. Vier Wochen, ehe er fiel, hat er un Wels die folgenden Verſe niedergeſchrieben: Du ſchönes Land, du liebes Land, Wie iſt mein Herz zu dir entbrannt In heil'ger Liebesglut! Da du von Feinden frech bedroht, Wie weihe ich in deiner Not Mit Freuden dir mein Blut. Du Volk der Männer ſtolz und kühn, Wo Treue noch und Glaube blühn, Wo Recht und Zucht man lehrt, Daß dich forthin kein Feind mehr ſtört, Daß ſicher du am Heimacherd: Dafür zieh' ich mein Schwert. Und als es ſchier vergeſſen war, Da ſtrahlt es wieder hell und klar Ein Kleinod wunderfein: Die deutſchen Frauen altbekannt Durch ſtarkes Herz und zarte Hand, So fromm, ſo wahr, ſo rein. Sollt ich denn fallen, ei wohlan, So hab ich meine Pfliche getan. Sterb fröhlich als ein Held. Wer für ſein Volk ſein Leben ließ, Der ſchläft gar ehrenvoll und ſüß Im weiten breiten Feld.(SKG) Zum Totenkonntag. Von Prälat v. Planck. Unſerer Toten zu gedenken mahnt uns der heutige Sonntag. Und in dieſem Jahr, wie im vergangenen, ſind es vor allem unſere Gefallenen, deren Gedächtnis wir erneuern. Unſere Gefallenen— damit meinen wir nicht bloß die, welche auf dem Schlachtfeld den Helden⸗ tod ſtarben; auch die rechnen wir ihnen zu, die im La⸗ zarett, vielleicht nach langem Kampf, ihren Wunden er⸗ f legen ſind, auch die, welche Krankheit oder Siechtum im Schützengraben oder auf anſtrengenden Märſchen ſich geholt und die vielleicht in der Heimat von den Eigenen gepfelgt, ihr Leben geendet haben. Sie alle, die in treuer Pflichterfüllung ihr Leben eingeſetzt und fürs Vaterland ſich geopfert, ob ihnen hier oder in der Ferne ihr Grab gegraben ward,— ſie alle ſtehen heute vor unſerer Seele und wir gedenken ihrer mit unaus⸗ löſchlicher Dankbarkeit. 5 Was wäre aus unſerem Vaterland geworden, wenn ſie nicht als ſtarker Wall unſere geſegneten deutſchen 2 Gaue geſchützt hätten vor der verheerenden feindlichen Flut! Wer hinausſchaut auf den Greuel der Verwüſtung da, wo der Krieg gehauſt, und den Frieden der Dörfer und Städte in der Heimat, der kann nicht anders, als mit unauslöſchlicher Dankbarkeit derer gedenken, die ge⸗ ſtorben ſind, damüt wir leben könnten. Mit einer Dankbarkeit, die auch in Taten ſich bewähren wird; ſo mancher von ihnen hat als letzte Sorge— noch an ſeine Lieben in der Heimat gedacht; ſie ſol⸗ len nicht umſonſt auf uns gerechnet, auf unſern Bei⸗ ſtand, unſere Fürſorge gehofft haben!— 5 Und unſer Dank wird ehrfürchtige Bewun⸗ derung, wenn wir ſagen, ſie haben als etwas Selbſt⸗ verſtändliches das vollbracht, was in Friedenszeiten als etwas ganz Außerordentliches angeſtaunt wird; das ei⸗ ene Leben opfern für anderer Leben. Sie ſind in die Fußstapfen jener Liebe getreten, von der es heißt:„Nie⸗ mand hat größere Liebe, denn die, daß er ſein Leben läßt für ſeine Freunde“. Aber Dank und Bewunderung hilft Herzen, die vieles, vielleicht alles für dieſe Welt verloren haben in den Gefallenen, nicht hinweg über die tiefe Trauer des Verluſts, über das Heimweh und das lange bange Vermiſſen. Vielen iſt ja die Sonne ihres Lebens untergegangen. Darum ſoll die Trauer ihr Recht haben, wir wollen ſie heilig halten und ſie nicht ſtören, nicht durch Zudringlichkeit und nicht durch laute Freude. Aber eine unfruchtbare Trauer ſoll es nicht ſein, die immer nur im Schmer⸗ ze wühlt und über das„Warum“ nicht hinauskommt und ſich ermüdet im Grübeln, Klagen, Anklagen und im Beneiden anderer, die vom Leid verſchont ſind. Eine Trauer ſoll es ſein, die immer begleitet iſt von dem hei⸗ 9 70 Entſchluß: Wir wollen unſerer Toten wert ſein! ir wollen uns ſelbſt vergeſſen, ans große Ganze den⸗ ken und fürs Vaterland wirken! Und eine baku loſe Trauer ſoll es nicht ſein, die nur auf Tod zuſammen!“ fügte er mit einem grimmigen Aufleuchten des Auges hinzu und ſchüttelte die Fauſt in der Luft— aber es war ſozuſagen auch der letzte Ausbruch, in dieſer Weiſe erfolgte nichts mehr.„Für Sie, aber auch für mich! Wir dürfen nicht zu ſpät kommen! Ich will Revanche haben!“ 0 So ging es mit ihm auf und ab, und ich will nicht behaupten, daß er mir für das, was uns in der Stadt bevorſtehen mochte, im Grunde weniger Sorge als der andere eingeflößt hatte. Dieſer Kopf hier war eben nur noch nicht ganz ruiniert, während es in dem Alfreds allerdings nichts Klares mehr gab, als den einen lei⸗ tenden und treibenden Gedanken, und keine Kraft mehr in dem Manne exiſtierte, welche die herandrängenden Dämonen zurückſchrecken und niederhalten konnte. Aber wie es auch werden mochte, hinüber mußten wir; die wirk⸗ liche Gefahr drohte uns nicht von dieſem, ſondern von jenem. Das hatte Agnes ja vorausgefühlt, da ſie uns gerade um Schutz gegen ihn und gegen ſich bat. Und die einzige Frage für mich war: hielt Friſingen Kraft den Anſtrengungen dieſes Ritts durch das rauhe Land, durch Nacht und Unwetter bis zum Ende ſtand? Viel aufzu- wenden hatte der Mann nicht mehr. Das hatte ich vor⸗ her geſehen und ſah es jetzt wieder, wie er, ganz gegen ſeine Gewohnheit, den Wein wie mit einer Art finſteren Entſchluſſes hinabſtürzte. Die Energie freilich, die in dieſem Körper hauſte, war von der Art, daß ſie alle, auch das Schlimmſte, beſiegen zu können ſchien. Sie war hier, wenn in irgend einem Menſchen, Gebieterin über Tod und Leben. i Wir ſtürzten ein Glas Wein hinab. Die Pferde ſtanden vor der Tür. Er riß das Fenſter auf und muſterte ſie mit ſchnellem, durchdringendem Blick.„Seht nach den Eiſen!“ herrſchte er den Reitknecht an, der ſie hielt,„es darf nichts fehlen!“ Und dann zurück, noch ein Glas Wein, dann den Pelz um die hagere Geſtalt und die Mütze tief in die Stirn gezogen, und hinaus. 3 Fortſetzung 5 und Grab hinſtiert und vergißt, daß das Leben ſtärker iſt als der Tod. Wir wollens feſthalten: Unſere Toten leben, ſie leben in einem andern höheren Leben; tot ſind ſie nur für den irdiſchen Blick, verloren ſind ſie nur für den irdiſchen Sinn. Die hoffnungsvollen Anlagen und Keime reifen in einer höheren Welt; was einer Gu⸗ tes gewirkt, iſt eine Saat für die Ewigkeit. 5 Die Kreuze alle, die unſere Soldaten auf die Gräber ihrer Kameraden pflanzen, ſie künden die große Wahr⸗ heit: durch Kreuz zur Krone, durch den Tod zum Leben; und wenn die Ueberlebenden in ſtillen Stunden durch den Friedhof wandeln, ſo klingt es ihnen nicht bloß entgegen:„Ach, wie bald, ſchwindet Schönheit und Geſtalt“, ſondern ſie vernehmen auch etwas von dem Triumphlied: Tod, wo iſt dein Stachel? Hölle, wo iſt dein Sieg? Und das alte Prophetenwort gewinnt neue Kraft:„Er wird den Tod verſchlingen ewiglich.“ Die Bedeutung der Iſonzoſchlacht. Der Berichterſtatter des„Berl. Tageblatts“ ſchreibt aus dem K. und K. Kriegspreſſequartier: An der Iſonzofront kämpft die öſterreichiſch⸗unga⸗ riſche Armee für eines der wichtigſten Lebensin“ereſſen der Monarchie: für die Erhaltung der Adriahä⸗ fen und ihres ganzen Küſtenlandes. Mit größter Spannung folgten alle wochenlang den großen Kämpfen im Karſtbereich; man kann alſo die Entſpannung er⸗ meſſen, die die erſten Worte bedeute en, die ich im Hauptquartier des Siegers am Iſonzo, des Gene⸗ rals der Infanterie v. Boroevie aus ſeinem Munde ver⸗ nahm:„Die dritte Iſonzoſchlacht iſt zu En⸗ de, wir haben gewonnen“. Nicht nur Oeſterreich⸗ Ungarn, ſondern die ganze Welt horchte auf, als dieſer Satz, in Gegenwart von amerikaniſchen, deutſchen, ſchwe⸗ diſchen, ſchweizeriſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen Berichterſtattern und Offizieren aus dem Hauptquartier geſprochen überallhin bekannt wurde. Es iſt bezeich⸗ nend, daß man ſich— und das verdient feſtgeſtellt zu werden— bewußt iſt, daß dieſe Schlacht in Wahrheit ein Weltereignis bedeutet. Notwendiger te ſſe wendet ſich der Blick auf den Heerführer, der in dieſem Kampfe der Sieger blieb und bleiben mußte. Boroevics Cha⸗ rakter als Heerführer iſt einer der intereſſaule ten in die⸗ ſem Kriege. Bei Grodek war er Kommandant der drit⸗ ten Armee im Zentrum. Er erzwang hier einen glän⸗ zenden Teilſieg. Die Armee Boroevies war es fer⸗ ner, die im Oktober Przemyſl uentſetzt hat; ihr war auch eine wichtige Rolle beim Sieg von Limanowa vergönnt. Während des ganzen Winters hielt General Boroevic den wichtigſten Punkt der Karpathen: den Duklapaß. Das war für ihn die Vorſchule für eine großzügige Defenſive; hier erwarb er die wich⸗ tigſten ſeeliſchen Vorausſetzungen einer ſolchen: Zähig⸗ keit und geduldige Nerven. Bei Gorlice bildete er von Süden her einen Teil der großen Zange. Mit Grodek, Przemyſl, Limanowa, den Karpathen, Gorlice, alſo mit den Schauplätzen der größten Aufgaben und der ſchön⸗ ſten Siege, iſt auch der Name Boroevi verknüyft. Im Mai erſchien er dann am Iſonzo, auf dem wich⸗ tigſten Teil des neuen italieniſchen Kriegsſchauplatzes. Drei große Schlachten hat unter ihm die Armee ſeither am Iſonzo geſchlagen, mit dem Erfolg, daß Bordevic mit Recht uns ſagen konnte:„Wie ich am 24. Mai die Stellungen übernommen habe, ſo ſind ſie heute feſt in unſerer Hand.“ Die Grundlinien der letzten großen Schlacht hat uns ein Generalſtabsoffizier in größten Linien gezeichnet; nach ſeinem in allen Einzelheiten zuverläſſigen Vortrag will ich hier ein zuſammenfaſſendes Bild dieſer Schlacht zu geben verſuchen. Aus monatelangen Stellungskämp⸗ fen iſt die Schlacht hervorgewachſen. Der Grund⸗ charakter der italieniſchen Angriffe iſt der Durchbruchsverſuch, die Iſonzoſchlacht iſt im Grun⸗ de genommen ein fehlgeſchlagenes Gorlice. Auf un e ter Seite iſt die Schlacht eine großangelegte Defen⸗ ſive, ähnlich der deutſchen Defenſive in Frankreich. Nach ſorgſamſter Vorbereitung, und nachdem auch Jof⸗ fre herbeigekommen war, um ſeine Ratſchläge zu er⸗ teilen, und nachdem drakoniſche Erlaſſe zur Stählung der Diſziplin bei Offizieren und Soldaten erteilt wor⸗ den waren, ſtürmten die Italiener an. Aus großen Heeresmaſſen formierte das italieniſche Oberkommando die Stoßgruppen: die dritte italieniſche Armee gege! Doberdo, die zweite gegen Görz. Insgeſamt 25 Divi⸗ ſionen, mehr als 300000 Gewehre und 1500 Geſchütze ſtreuten Tod und Verderben auf die Verteidiger. Der italieniſche Angriff begann mit gewaltiger Uebermacht und mit allen Raffinements moderner Durchbruchs⸗Tak⸗ tik. Mitte Oktober zeigten ſich die erſten Vorzeichen: Artilleriefeuer; am 15. fielen die erſten ſch eren Gra⸗ naten und am 18. fand der erſte Infant rienahkampf ſtatt. An dieſem Tage war es ſchon klar, daß die Italiener ſich zu einem großen Durchbruazs unternehmen vorbe⸗ reiteten, daß die kleineren Gefeg ue ſich zu einer gro⸗ ßen Schlacht verdichteten. Am 20. und 21. wütete das italieniſche Geſchübfeuer mit vollſter Kraft. 50 Stun⸗ den lang ſpieen Hunderte von Geſchügen aller Kali ke, von den gewöhnlichen Feldkanonen bis zu den ſchwer⸗ ſten Mörſer ihr Eiſen auf unſere Gräben. Als der Feind die Stellungen und die Nerven unſerer Trupße! zer⸗ mürbt glaubte, begann der allgemeine Sturm auf der ganzen Linie. An viclen Stellen konnten die Itarie ier in unſere Gräben eindringen, aber dieſe be euteten für ſie nur eroberte Gräber; alle Angra ifer ſtarbe! dort. Der Kampf erreichte ſeinen Höhepunkt am 24. Am 26. hatte es einen Augenblick den Anſchein, als ſollte der Kampf zum Stiilſtand kommen. Die Italie⸗ ner verſchwendeten nicht mehr ſo ſehr ihre We ſchen und ihr Munitionsmaterial und wurden vorſichlig mit dem Einſetzen ihrer Reſerven, aber am 28. flammt: e Kampf von neuem auf, jetzt jedoch nur am nördlichen Teil der Front. Drei Tage lang hatte jetzt der Tolmeiner Brückenkopf den ſtärkſten Anſturm auszuhalten, dann nahm der Kampf wieder eine neue Wendung. Jezt ver⸗ einigten die Italiener alle Kraft auf den ſüdlichen Tell. In den erſten Novembertagen war dann der Görzer Brückenkopf das Hauptziel des feindlichen Anſturms. ach einander warfen die Italiener hier ihre Reſerven ie Schlacht. Jedesmal aber wurden ſie zurückge⸗ 2 großen und ganzen der Verlauf der Schlacht. Ste verteilt ſich auf drei große Frontab⸗ ſchnitte, von denen jeder ſein eigenes Leben hat: das Plateau von Doberdo, der Görzer Brückenkopf und der Brückenkopf von Tolmein. Dementſprechend ſind drei zeitliche Perioden zu unterſcheiden: die erſte vom 18.—22. Oktober, ausgefüllt mit Kämpfen auf der gan⸗ zen Front; die zweite vom 22.— 26. Oktober; in dieſer haben die Italiener nicht mehr die volle Kraft und verſuchen es nur mit der Berennung eines Te les der Front, des Tolmeiner Brückenkopfes; den ganzen Reſt ihrer Kraft richten ſie in der dritten Periode in den erſten Tagen des November auf den Görzer Brücke kopf. Einen Frontteil gibt es allerdings, an dem es vom erſten bis zum letzten Tage der Schlacht keinen Still⸗ ſtand gab, das iſt der Nordteil der Hochebene von Do⸗ berdo; beſonders die Höhen von San Michele und San Martino waren unausgeſetzt von einer wahren Hölle umtobt. Hier akun man weder die Heldentaten der einzelnen Soldaten, noch jene der einze nen Regimen⸗ ter zählen. Die größte bisherige Unterneh⸗ mung der Italiener iſt geſcheitert; doch ge⸗ rade jetzt muß ſelbſt der Gegner ſich neigen vor der Tapferkeit der italieniſchen Truppen; ganze Regimenter wußten— das hat auch General v. Borbevic rühmend und ohne Rückhalt anerkannt— bis auf den letzten Mann zu ſterben. Groß wird die welt⸗ geſchichtliche Bedeutung der dritten Iſonzoſchlacht auch für die Zukunft bleiben. Wẽ̃᷑ ochenrundſ chau. Die verfloſſene Kriegswoche verlief im ganzen ohne weſentliche Ereigniſſe auf den Kriegsſchauplätzen im We⸗ ſten und Oſten. Ueber die Kriegslage an der franzöſi⸗ ſchen Front iſt nichts zu berichten. Dagegen haben wieder einige politiſche Vorgänge in England unſer regſtes Intereſſe wachgerufen. Trotz aller vorangegangenen Er⸗ örterungen kam der Rücktritt des engliſchen Miniſters Churchill ſehr überraſchend. Auch Churchill könnte wie Nero von ſich ſagen, welch' ein Schauſpieler geht mit mir zugrunde. Er iſt Miniſter geblieben, als der Aerger über das Scheitern der Operationen an den Dardanellen durch ganz England ging, und er blieb auf ſeinem Platze, als Asquith der tiefen Enttäuſchung Ausdruck gab über einen Mißerfolg, der England ein en glänzenden Erfolg aus den Händen riß. Erſt jetzt zieht er ſich zurück, und ſeine Abſchiedsgebärde iſt echter Char⸗ chill: leichtfertig, verwegen, und mit redneriſchem Glanz und Flitter durchſetzt. Mit welcher Keckheit ſagte vor etwas mehr als einem Jahre der frühere Erſte Lord der Admiralität von Deutſchland: Das Todesurteil Deutſch⸗ lands iſt ſo ſicher, wie daß beim Herannahen des Win⸗ ters die Blätter von den Bäumen fallen werden! Das Blut von Antwerpen und von den Dardanellen klebt an den Händen Churchills, und wenn er jetzt mit dreiſter Ge⸗ bärde die Schuld auf die militäriſchen Sachverſtändigen ſchiebt, ſo iſt das kaum etwas anderes, als der Aus⸗ druck des Aergers eines verwöhnten Glückskindes, das 1 plötzlich dem vollen Ernſt des Schickſals gegenüber⸗ ſieht. Auch im engliſchen Unterhauſe ſind im Laufe der verfloſſenen Woche dieſelben Rufe nach Frieden laut geworden, wie ſie bereits im Oberhauſe wenige Tage zuvor ertönt waren. Wenn wir auch die Forderungen einzelner vorerſt nicht zu hoch einſchätzen dürfen, ſo dürfen wir ſie auch nicht völlig unbeachtet verklingen laſſen, ſie ſind immerhin ein ſichers Merkmal dafür, daß der Schleier äußerlich zutage getragener Heuchelei langſam zu zerrinnen beginnt. Seitdem die deutſchen Truppen vor Riga aus der Waldgegend öſtlich von Schlock auf Großſchmarden zu⸗ rückgenommen worden ſind, und nachdem in Wolhynien der Styrbogen von Czartorysk von den Ruſſen wieder geräumt hat werden müſſen, iſt es auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz ſtill geworden. An die Stelle der gro⸗ ßen Operationen iſt überall wieder der Kleinkrieg des Schützengrabens getreten, und nur gelegentlich flackert hier und dort einmal der Kampf in örtlichen Angriffen auf. Die letzten Tage wußten nichts von Bedeutung zu melden als die Beſchießung der Nordſpitze von Kur⸗ land bei Petragge von der See her durch ruſſiſche Zer⸗ ſtörer. Petragge liegt an der Weſtſeite der nördlichſten Spitze Kurlands, und zwar 15 Kilometer von Domesmes, dem nördlichſten Punkte Kurlands, entfernt. Daß es ſich bei der Beſchießung des kleinen, ſtrategiſch durch⸗ aus unwichtigen Dorfes nur um eine ziemlich fruchtloſe ruſſiſche Demonſtration gehandelt hat, iſt klar. Vor etwa Monatsfriſt unternahmen die Ruſſen bekanntlich an der Nordſpitze Kurlands eine Landung ſchwächerer Truppenabteilung, die aber ſofort wieder auf die Schiffe gingen und abdampften, als deutſche Truppen heran⸗ kamen. N Man hat ſich in der letzten Zeit vielfach mit der Frage beſchäftigt, wo denn König Peter von Ser⸗ bien, der von einer Stadt ſeines Landes in die andere vor den anrückenden Truppen der Verbündeten fliehen mußte, ſchließlich verblieben ſei. Er iſt nicht geflohen, ſondern befindet ſich tatſächlich noch in Serbien bei ſeinem kämpfenden Heer. Der bulgariſche Heeresbricht erwähnte, daß er bei den Kämpfen um den Morava⸗ Uebergang öſtlich von Niſch zugegen geweſen ſei. Nach⸗ dem das Hindernis der Morava von den Bulgaren über⸗ wunden worden iſt, wird der Vormarſch nach Oſten vor⸗ ausſichtlich wieder ſchneller erfolgen können. Bei Kur⸗ ſumlija, etwa 50 Kilometer ſüdweſtlich von Niſch, ſtie⸗ ßen die Bulgaren wieder auf die Verbündeten. In dem Bergland zwiſchen Kurſumlija und dem im Ibar⸗Tal gelegenen Taska iſt der Ort Babica von den Verbündeten erreicht worden. Im Ibar⸗Tal ſelbſt ſtehen deutſche Truppen nur noch einen halben Tagesmarſch von Raska entfernt, das etwa 20 Kilometer nordöſtlich von Novi⸗ baſar liegt. Zugleich dringen öſterreichiſch-ungariſche Truppen von Nordweſten im Tal der Moraviac auf Novibaſar vor: ſie warfen hier die Serben aus den ſtark befeſtigten Höhenſtelkungen nördlich Javor(ſüdlich von Ivanjica). An der bosniſchen Grenze gewan⸗ nen öſtererichiſch-ungariſche Truppen die Gegend des hart an der Grenze liegenden Ortes Uvac und warfen die Serben über den Lim, einen Nebenfluß. der Drina, der hier auf bosniſches Gebiet übertritt, zurück. So ſind die Verbündeten überall in ſchnellem Vormarſch, dem, wie möglich kriegeriſchen Vorgehen der deutſche Heeresbericht ausdrücklich betonte, die Ser⸗ 8 bend nirgends mehr einen nennenswerten Aufenthalt zu bereiten vermögen. Zum viertenmal war am 9. d. M. die große Schlacht am Iſonzo entbrannt und ſeither haben öſterr. Trup⸗ pen Tag und Nacht die verzweifelten Anſtürme der Ita⸗ liener ſiegreich abgewehrt. Es geht um den Beſitz von Görz, das die Italiener um jeden Preis bezwingen wollen, und da ſie wiſſen, daß ſie das in der Ebene liegende Görz nicht haben können, wenn ſie die dieſelbe dominierenden Höhen nicht beſitzen, ſo richten ſie ebenſo⸗ lang ihre Hauptangriffe gegen den Nordrand der Hoch⸗ fläche von Doberdo und ſpeziell gegen den dort befind⸗ lichen, die Hochfläche um nahezu 100 Meter überragen⸗ den Monte San Michele. Es muß ein entſetzliches Rin⸗ gen um dieſe Höhe geweſen ſein; die heftigſten Kämpfe wogten hin und her, bis zum Schluſſe die Italiener faſt ganz vom Nordhange des Bergens aus den dortigen Schützengräben geworfen wurden, in die ſie eingedrun⸗ gen waren. Auch bei San Martino iſt der Gegner mit den öſterreichiſchen Truppen handgemein geworden und dauern die Kämpfe mit großer Heftigkeit noch an. Die engliſche Preſſe in Amerika und ſämtliche von London und Paris geleiteten Blätter unſerer Gegner arbeiten ſeit einigen Tagen mit Hochdruck, um die ame⸗ rikaniſche Regierung zu einem diplomatiſchen und wo⸗ wegen der Verſenkung des italieniſchen Poſtdampfers„Ancona“ zu veranlaſ⸗ ſen. Anſtatt der wilden Greuelgeſchichten, die die eng⸗ liſche Preſſe verbreitet, ſehen wir aber ein völlig kor⸗ rektes Verfahren des öſterreichiſch-ungariſchen U-Bootes. Es hat genau ſo gehandelt, wie ein deutſches U-Boot nach den bei der Schlichtung des„Luſitania“-Streitfalles ge⸗ gebenen Zuſicherungen handeln würde. Irgendetwas wird in dem Falle der„Aucona“ wohl von Waſhington aus geſchehen, wie ja auch zu erwarten iſt, daß man in Wien dem amerikaniſchen Botſchafter das ganz ſelbſtver⸗ ſtändliche Bedauern über den Tod der neun Amerikaner ausſprechen wird. Will aber Präſident Wilſon irgend⸗ etwas unternehmen, ſo könnte das eigentlich nur eine Warnung an ſeine Landsleute ſein, in Zukunft zu ihren Reiſen keine italieniſchen Schiffe mehr zu benutzen, da deren Führer durch eine An⸗ weiſung ihrer Regierung verpflichtet ſind, Schiff und Paſſagiere beim Nahen eines U-Bootes dadurch zu ge⸗ fährden, daß ſie es entweder an jreifen oder zu entkom⸗ men ſuchen. Droht aber dem Schiff der Untergang, ſo wird die Rettung der Fahrgäſte dadurch vereitelt, daß die Mannſchaft mit den erſten Booten, die zu Waſſer gebracht werden, nur ihr eigenes teures Leben in Sicher⸗ heit brinat. 5 Lokales. Seckenheim, den 20. November 1915. f Mitteilungen aus der Gemeinderatsſitzung vom 17. November 1915. Nach erfolgter Ausſprache wird im beiderſeitigen Ein⸗ verſtändnis die Kanaliſationsfrage der Deutſchen Stein⸗ zeugwarenfahrik bis zur Beendigung des gegenwärtigen Klieges zurückgeſtellt. Daß der projektierte Teil der Waſſerleitungsanlage vor der deutſchen Steinzeugwaatenfabrik alsbald zur Aus⸗ führung ſoll kommen, wird genehmigt.— Der zur Haltung ausgeſchriebene Eber wird der Submittentin Hermann Bühler Ehefrau zum Angebot übertragen. Der Verpflegungsſatz für Kranke im Krankenhaus an die Schweſter wird auf 2 Mk erhöht. 885 Für die Heu⸗ und Fruchtaufnahme werden die Zähl⸗ gebühren feſtgtſetzt. i Die Anträge auf Brotzuſatz werden verbeſchieden. Karl Wilhelm Wetz lwird als Ortsbürger aufgenommen. Das Averſum fur die Kochſchule wird auf monat⸗ lich 50 Mk. erhöht. i Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung ge⸗ nehmigt. Kriegs⸗ Allerlei. () Ein gutes Aufklärungsmittel. Sven Hedins Werk: „Ein Volk in Waffen“ wurde von zwei Kriegsgefangenen in die franzöſiſche Sprache überſetzt und wird jetzt vom Burgverlag Nürnberg 18(Preis Mk. 1.60) herausgegeben. Dies Buch darf wohl als das wirkſamſte Aufklärungsmittel bezeichnet wer⸗ den. Jeder der franzöſiſch verſtehende Freunde im neutralen und feindlichen Auslande beſitzt, ſollte dieſen im allgemeinen In⸗ tereſſe die Schrift zugänglich machen. Den Verſand in das feindliche Ausland beſorgt der Verlag durch eine neutrale Stelle gegen 20 Pfennig Portozuſchlag. Jede Buchhandlung nimmt derartige Aufträge entgegen. Die heutige Hummer umiassf 6 Seifen. Verantwortlich für die Nedakflon Gg. Immerqmann, Seckenheitß Gottesdienst⸗Ordnung. der kath. Rirchengemeinde der evang. Kirchengemeinde Letzt. Sonntag i. Kirchenjahr Seb 585 e ö. 15 10 Uhr: Hauptgottesdienſt 4 5„Pr. Feier des hl. Abendmahls. ½10 Uhr: Hauptgottes dienſt Kirchenchor. 1 Uhr: Chriſtenlehre ½2 Uhr: Andacht für die Abgeſtorbenen. 7 Uhr: Roſenkranzandacht mit Segen. armer evan. Gemeinden. ½8 Uhr abends Predigt⸗ gottesdienſt. Donnerstag, 25 Nov. 1915. ½8 Uhr abends Kriegsand. Genebene Kleider, Ueber- rieber, Damenmänte! schuhe, ſowie Rotter ſind billig abzugeben bi A. Rech. Mannbeim 8 1.10 Kollekte für d. kirchl. Bauten 11 Hermann Fuchs N 2, 6 5 Aunslatras so, am Faradoeplala, beim Jauflaus. 8 2 f 22227 L Frauenverein Seckenneim Abtlg.: Kriegsfürſorge. Im Einvernehmen mit dem Landesverein geben wir — unter beſonderer Berückſichtigung der Frauen und An⸗ gehoͤrigen von Kriegsteilnehmern Wolle zum Stricken ven Hacken aus. Wir vergüten für ein Paar Socken 85 Pfs. Die vom Landesverein uns bei der Vergebung von ſolcher Arbeit vorgeſchriebenen Bedingungen ſind von. den Arbeitnehmern genau und pünktlich einzuhalten; ſie werden bei Arbeitsempfang mitgeteilt. Ausgabeſtelle: bei Frau Apotheker Ketterer Ausgabetage: Mittwoch u. Donnerstag, 10—12 Uhr vorm. Aur Grwachſene können die Wolle in Em⸗ fang nehmen(uicht Kinder ebeuſo haben Erwachſene die Locken abzuliefern. Walle an Erwachſene oder Kinder zum un- entgeltlichen Stricken von Socken wird an dieſer Ausgabeſtelle nicht ausgegeben. Seckenheim, 13. November 1915. Der geſchäftsführende Beirat: Kunz. Zente abend ½9 Ahr Verwaltungsratſitzung 3 in der Wirtſchaft zur Roß bei Kamerad V Pfliegensdörfer. Die Verwaltugs mitglie⸗ der werden hiermit eingeladen und erſucht, vollzählig zu erſcheinen. Das Kommando L Rudolf. Ia Neuen öden wilder f Grünkern bei Abnahme von 5 Pfd. 86 Pfg.. ſieurg Röser. ꝶ6ä. Milch- Genossenschaft Seckenbeim. Es wird hiermit bekannt gegeben, daß der Milchpreis für Sammelmilch ſowie im Detailverkauf pr. Ltr. um 2 Pfg. erhöht wird. :!: Lakfu-Ei-Puluer ersetzt der Inhalt eines Beutels an 7 Gebrauchswert 4 Eier Zu 20 Piennig vorzüglich für Kuchen, Gebäck, Mehl- speisen, Suppen u. s. w. zu haben bei Fr. Wagners' Nachf. inn. W. Höllstin Germania-Drogerie. Carbid-Zimmerlampen Fahrradlampen, elektr. Taschenlampen, Carbid und Ersatzteilen empfiehlt Georg Sehmitt Neekarauerstrasse 1. Herbst- ul Pater-Al Empielhle Damen-, Illadcen- und Rinderhüte. 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Nach 8 Uhr abends dürfen Kinder unter 14 Jahren ohne Begleitung Erwachſener ſich nicht mehr im Freien aufhalten; 3. Gemeinſame Spiele und Anſammlungen der Kinder unter 14 Jahren außerhalb der Häuſer nach eingetretener Dunkelheit ſind verboten; 4. Das Rauchen durch jugendliche Perſonen unter 16 Jahren iſt verboten; 8 5. Die Abgade lentgeltliche oder unentgeltliche) von Ta- bak, Zigarren oder Zigaretten an jugendliche Perſonen unter 16 Jahren iſt unterſagt; 6. Eltern, Vormünder oder Stellvertreter ſind verpflich⸗ tet für die Einhaltung vorſtehender Anordnungen durch Friedrich Zimmermann Kompagniefũhrer und Leutnant der Reserve im Reserve- lnfantrie-Regiment Nr. 40 Ritter des Eisernen Kreuzes u. Inhaber der bad. sagen wir allen denen, die dem Gefallenen die letzte Ehre Besonderen Dank Herrn Pfarrer Pfenning für seine trostreiche Trauerrede am Grabe, dem Cäcilienverein für seinen erheben- den Gesang am Hause und am Grabe, dem Verein Ehemaliger II ler, dem Militärverein hier, der Abordnung des Res- Iuf.-Regt. Nr. 40, der 2. Zt hier liegenden Batterie, den Beamten der Dresdener Bank, den Beamten des Stationsamts Rheinau für ihre Kranzniederlegungen am Grabe, sowie für die zahlreichen Seckenheim, Rheinau, den 20. November 1915. In tiefer Trauer: Frau Anna Zimmermann geb. Sichler Familie Zimmermann, Bahnver walter, Formaldehyd. Saatbeize zur Bekämpfung der Krank⸗ heiten des Saatgetreides (an Stelle des früher ver⸗ wandten Kupfervitriols) 1 empfiehlt AMApotbete in Seckenheim. Empfehle: Pfalz. Weisswein p. Ltr. 1 00 Mx. 5 Rotwein„„. 10„ hlutrot. Süss wein,„ 130„ Verdlenstmedaille ö Garentlert reinen SBilenenhonig Pfund 1.20 2u haben bei ZBäckerel Aug. Engert Riedstrasse Nr. 50. 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Seitens der Reichsgetreideſtelle wird Roggenſchrot und Futterſchrott zur Hebung der Milcherzeugung und zur Mäſtung ſchlachtreifer Schweine an die Viehhalter zum Prreiſe von 15 Mk. pro Zentner abgegeben. Als Gegen⸗ leiſtung müſſen ſich die Empfänger jedoch vertraglich ver⸗ pflichten eine beſtimmte Menge Milch oder Schlachtſchweine Koch. für einen Preis der den Höchſtpreis nicht überſchreiten darf, zu liefern. Intereſſenten hierfür werden erſucht dies nächſten Montag, den 22. November 1915 auf dem Rathaus Zimmer Nr. 7 anzumelden. Seckenheim, den 18. November 1915. ürgermeiſteramt: 1 Volz. Koch. 5 FFCCTCCCCT—T—T—T—TTT——T—T—VT—V—bTPbDTC—T—T—T—T—T—T—T—V—V—T————— Bekanntmachung. Das VI. Quartal Umlage und Waſſerzins für 1915 iſt bereits fällig geweſen und werden die noch Rückfrän⸗ digen bei Vermeiden perſönlicher Mahnung an Zahlung innerhald 8 Tagen erinnert. Seckenheim, den 20. November 1915. Die Gemeindeverrechnung: Sichler.