Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertagen. Der Adonnementspreis beträgt monatlich 65 Pfg. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.95. His blalt der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ilvssheim, Hackarhanse und Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim. In ſertsionspreis. Die einſpaltige Petitzeile 15 Pfg., Reklamen 80 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. NA e Mr. Ia7. Seckhtameim, flittwach, den 20. Sepfember 1916. 186. Jahrgang FFP lee Mice N 2277... ã Abb 5 b N 8 Bed * 0 Kriegschronik 1915 0 D S 8 20. September: Feindliche Schiffe Westende und Widdelkerke. — Um den Brückenkopf von Dünaburg wird gekämpft. — Am nerdlichen Donauufer begann der Artilleriekampf gegen die ſerbiſchen Stellungen; auch deutſche Artillerie nahm gegennber Semendria daran teil. — Heftige Vorſteße der Ru ſen öſtlich von Luek und an der Ikwa⸗Front. beſchoſſen erfolglos — 22 S Das Welter hat ein Einſehen gehabt und unſeren braven Truppen an der Somme einige Rühe gebracht; kkeilich dauert der Geſchützkampf in unverminderter Heftig⸗ keit an.— Nach langer Zeit wird wieder etwas vom Toten Mann“, alſo vom Kampfgebiet links der Maas berichtet. Die Franzoſen haben ſich wieder bis zum Weſt⸗ abhang des Berges vorgearbeitet und geſtern einen unferer Gräben, wenn auch nur vorübergehend, in Beſitz ge⸗ nommen.— An der Oſtfront ſind die verbündeten Trup⸗ den am Stochod zum Angriff übergegangen und aben den Brückenkopf bei Zarecze geſtürmt, wobei 31 Offiziere, 2511 Mann und 17 Maſchinengewehre in unſere dand fielen. In den Karpathen erlitten die ſtür⸗ nenden Ruſſen wieder ſchwere Verluſte und an der tuſſiſch⸗rumäniſchen Lötſtelle an der Dorna Watra gab u kräftige deutſche Hiebe. In Siebenbürgen ſind die braven Rumänen, nachdem ſie wiederholt bei Hötz⸗ ing geſchlagen worden waren, auf dem Rückzug, verfolgt don den deutſchen Truppen unter Generalleutnant von Staabs. In der Dobrudſcha aber ſind die verbündeten Truppen bereits in die neue Verteidigungsſtellung der Ruſſen und Rumänen eingedrungen und haben die feind⸗ ichen Linien durchbrochen; trotz der eingetroffenen Ver⸗ ärkungen wird ſich alſo hier die große Retirade fort⸗ een. Kein Wunder, daß man in Paris und Rom über en Wert des„raſſeverwandten edlen Bundesgenoſſen“ ſtark enttäuſcht iſt.— In Weſtmazedoni, en haben ſich e Bulgaren vor der ſerbiſch⸗franzöſiſchen Uebermacht auf Florina zurückgezogen und ſich hier zu neuen Kämpfen geſtellt, die bereits im Gange ſind. Der 17. September. Der 17. September 1916 wird einer der denkwürdig⸗ ſten Tage des Weltkriegs bleiben, da unſere Feinde auf allen Fronten mit den gewaltigſten Mitteln, unter durſat ungeheuer überlegener Maſſen unſere Linien zu durchbrechen ſuchten. fit Dem tagelang wütenden Ringen an der Somme reihte 8 11 die neue italieniſche Offenſive im Karſtgebiet an, als te folgen mit ihrer nicht unerwartet kommenden Ge⸗ neraloffenſiv e des Bruſſilowſchen Heeres die Ruſ⸗ en. Man kann von dem größten Geſamtan⸗ Plan f des ganzen Krieges ſprechen, in deſſen Anlage und We nur durch die raſchen Schläge der Mackenſenſchen derhündeten Truppen in der Dobrudſcha eine empfindliche icke geriſſen wurde. Es gilt für die Entente als oberſtes iel, irgendwo den Durchbruch und damit die Auufrollung uſerer Fronten zu erzwingen, jedenfalls überall ſo zu⸗ zupacken, daß den Zentralmächten ein Verſchieben und Abziehen von Truppen nach beſonders gefährdeten Stellen Fier unmöglich gemacht werde. Die ruſſiſche Aufgabe in ieſem Ententeplan war der Durchſtoß über die Kar⸗ dathen, wie auch der Durchbruch nach Lemberg und 3 Demgemäß waren bei der großen ruſſiſchen iffenſive die Brennpunkte der Maſſenangriffe Gebiete, in 85 in den letzten Wochen hart und blutig geſtritten orden iſt. Die geſamte Front von den Karpathen bis hauf nach Pinsk ſtand dabei unter erhöhtem Artillerie⸗ * Die Angriffe im Karpathengebiet beſtanden Tru den zahlreichen heftigen Einzelſtößen, wie ſie die 791 ppen des Generals von Conta in den letzten Wochen 1. auszuhalten hatten und wie ſie in dem gebirgigen, dig er chluchten durchzogenen Waldgelände an die Vertei⸗ Fra harte Anforderungen ſtellen. Alle dieſe, mit ſtarken Wat en geführten Stürme wurden ſüdweſtlich von Dorna lich 5 auf den 15002000 Meter hohen Kämmen, weſt⸗ rücke 5 Schipoth an dem etwa 1600 Meter hohen Grenz⸗ beid zwiſchen Ungarn und der Bukowina und endlich erſeits der Ludowa blutig abgewieſen. N ga Nördlich von Stanislau entſpannen ſich den en Tag über erbitterte Nahgefechte, die am Abend zu b folge Gunſten entſchieden waren. Zu einem kleinen em e brachten es die Ruſſen nur an und öſtlich der — 8 5 5 zufließenden Narojowka, nordöſtlich des in Julikämpfen vorigen Jahres abgebrannten Städt⸗ n Rohathn. Vielfache Angriffe wurden hier abae⸗ Erlolg Franzoſen. e an der ſchlagen, bis es am Nachmittage einem neuen Stoße ge⸗ lang, unſere Front um ein geringes zurückzudrängen. Die Gegenſtöße des Genarals von Gerok(Heeresgruppe Graf Bothmer) ſtellten aber das Gleichgewicht wieder 1 An der Front der Armee Böhm⸗Ermolli, die Lemberg verteidigt, konzentrierten ſich die Stürme zwiſchen Sereth und Strypa auf das Gebiet nördlich der Bahn Lemberg— Tarnopol, etwa von dem 400 Meter hohen Zlota⸗ Gorarücken an bis nach Hulatowee. Hier iſt Ende Auguſt und Anfang September ſchon hart gefochten worden. Sächſiſche Jäger und thüringiſche Landwehr haben mit ungariſcher Infanterie am 17. September Heldenhaftes geleiſtet. Wo die Ruſſen nach dem ſchon am 16. September mit beſonderer Heftigkeit einſetzenden Feuer in völlig zer⸗ ſchoſſene Grabenteile eindrangen, genügten die Abſchnitts⸗ reſerven, ſie zu werfen. Gefangene wurden in den zähen Nahkämpfen nur einige 70 gemacht. Die Eindringlinge, die ſich überall mit verzweifelter Tapferkeit ſchlugen, wurden größtenteils niedergehauen. Am Abend waren alle Gräben feſt in unſerer Hand. Namentlich das 17. ruſſiſche Korps hat ganz gewaltige Verluſte er⸗ litten. Die dichten Wellen, die hier die Front des Ge⸗ ierals von Eben angriffen, liegen zumeiſt als Reihen don Leichen vor unſeren Hinderniſſen. In der Schlacht vom 16. September hatte wohl die llerheftigſten Angriffe die zur Heeresgruppe Linſin⸗ den gehörende Armee Terſztyanſzky auszuhalten, ie ſich den allerbeſten ruſſiſchen Regimentern der beiden Bardekorps gegenüberſah. Den ganzen Tag wogten unge⸗ ühtet des vorzüglich arbeitenden Sperrfeuers, das ganze geihen niederriß, dichte Ruſſenwellen an. Von den vier forps, die im ganzen angriffen, ſtanden ſechs Diviſionen, darunter die Garde, in dem unmittelbaren Angriffskreiſe zon 14 Kilometer Breite. Schon am 16. September lag ner überall ſchweres Feuer der Artillerie, die am 17. Zeptember früh durch zahlreiche neue Batterien verſtärkt zurde. Morgens, mittags und gegen Abend erreichte die bchlacht in immer erneuten Maſſenangriffen ihre Höhe⸗ zunkte. An vielen Stellen drangen die Ruſſen ein, überall varfen unmittelbare Gegenſtöße die Eindringlinge zu⸗ Ack. Nur 3 Offiziere und etwa 200 Mann(nebſt drei Raſchinengewehren) ſind gefangen. Die Zahl der Toten ur und in der Front wird auf weit über 10000 leſchätzt.. Die Ereigniſſe im Weſten. Der franzöſiſche Tagesbericht. WTB. Paris 19. Sept. Amtlicher Bericht von geſtern nachmittag: Nördlich der Somme eroberten die Franzoſen 875 von Clery Gräben und wieſen feindliche Gegenangriffe 895 ieſe Stellung zurück. Südlich der Somme unter⸗ nahm der Feind im Laufe der Nacht mehrere Gegenangriffe die franzöſiſchen Gräben öſtlich von Berny und ſüdlich von Deniecourt. In der letzteren Gegend verſuchten die Deutſchen nicht weniger als drei heftige Angriffe. Alle Angriffe wur⸗ den mit ſchweren Verluſten für den Feind abgeſchlagen. Oeſt⸗ lich von erny machten die Franzoſen neue Fortſchritte, ebenſo an den Oſträndern von Denie court, das jetzt vollſtändig um⸗ zingelt iſt. Die Zahl der bisher gezählten Gefangenen er⸗ reicht 1200. 10 Maſchinengewehre blieben in den Händen der Nach Bekundungen von Gefangenen waren die Ver⸗ luſte der 10. deutſchen Erſatzdiviſion und des 120. deutſchen Reſervekorps in den geſtrigen Kämpfen in der Umgegend von Berny außerordentlich er Zwei Bataillone der 38. und der 11. Diriſion wurden durch die franzöſiſche Artillerie faſt voll⸗ ſtändig vernichtet. Von dem übrigen Teil der Front iſt kein Ereignis zu melden. Der engliſche Tagesbericht. We. London 18. Sept. Nachmittagsbericht: Die allge⸗ meine Lage iſt unverändert. Oeſtlich von Coucelette brachken wir unſere Linien merklich voraus. Südlich von Thiepval nahmen wir wieder einen Teil des feindlichen Laufgraben⸗ ſyſtems. Die Lage im Oſten. WTB. Wien, 19. Sept. Amtlich wird verlautbart vom 19. September 1916: Oeſtlicher Kriegsſchauplatz: Front gegen Rumänien: Südöſtlich von Hatszeg(Hötzing) wurden die Rumänen über Meriſor gegen Petroſeny zurückgeworfen. Im Ger- geny⸗ und Kelemen⸗Gebirge enge Gefechtsfühlung. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: Die Ruſſen ſetzten in der Bukowina ihre Angriffe fort. Beiderſeits von Dorna Watra kämpften auch rumäniſche Heeresteile mit. Oeſterreichiſch-ungaxiſige und deutſche Truppen ſchlugen alle, ſtellenweiſe von ſtärk⸗ W eingeleiteten Anſtürme der Feinde zurück. Südöſtlich der Ludowa drängte der Gegner ein ſchmales Stück unſerer Front etwas gegen Weſten. Bei 1 8 Dolna gewann der deutſche Gegenangriff weiter aum.. Heeresfront des Generalfeldmarſchalls Prinz Leo⸗ pold von Bayern: Im Vorgelände der Armee des Gene⸗ rals von Boehm⸗Ermolli erfolgreiche Streifungen. Bei der Kampfgruppe des Generals Fath wurde der Brücken⸗ auf kopf von Zarecze 1 von Stobychwa) erſtürmt. Die »öſterreichiſch⸗ungariſchen und deutſchen Truppen des J * Ostfront und in Siebenbürgen. Generalleutnants Claudius überrannten vier hintereinan⸗ derliegende Linien und brachten 31 ruſſiſche Offiziere, 2511 Mann und 17 Maſchinengewehre ein. Italieniſcher Kriegsſchauplatz: Auf der Karſthochfläche verlief der geſtrige Tag ruhiger, da die Angriffskraft der im Kampfe geſtandenen italieniſchen Heereskörper ſichtlich verbraucht iſt. Vereinzelte Vor⸗ ſtöße des Feindes wurden abgewieſen. Der Geſchützkampf war nachmittags mehrere Stunden hindurch ſehr heftig, namentlich im ſüdlichen Abſchnitt der Hochfläche. Dort hat ſich ſeit Beginn der Schlacht das Infanterie-Regiment Nr. 102 durch tapferes Ausharren ausgezeichnet. Bei Flitſch und auf dem Kamm der Faſſaner Alpen ſchlugen unſere Truppen mehrere Angriffe ſchwächerer Abtei⸗ lungen ab. a Der bulgariſche Bericht. 8 WTB. Soſia, 19. Sept. Meldung des General- ſtabs: Mazedoniſche Front: Geſtern, am 17. Sep⸗ tember haben die vereinigten ruſſiſchen, franzöſiſchen und ſerbiſchen Truppen unſere Stellungen um Lerin(Florina) erfolglos angegriffen. Alle feindlichen Angriffe ſind durch Gegenangriffe abgewieſen worden. Auch Angriffe gegen die Höhen Kaimaktſchalan wurden abgewieſen. Im Tale der Moglena das gewöhnliche Artillerie- und Jufanterie⸗ feuer. Im Wardartal ſchwaches Geſchützfeuer. Am Fuße der Belaſchica-Planina haben wir vorgeſchobene italie⸗ niſche Abteilungen bei den Dörfern Motniſa, Gerſi Poroj angegriffen und 15 Offiziere und 250 Mann vom 62. italieniſchen Regiment gefangen genommen. Außerdem blieben 2 Maſchinengewehre in unſerer Hand. Längs der Struma unbedeutende Infanteriegefechte zwiſchen Vor⸗ poſtenabteilungen. Die feindliche Flotte hat das Dorf Praviſchta beſchoſſen. Dobrudſcha: Der Kampf, der auf der Linie der Dörfer Neralai, Moſak, Araodſchi, Kokardſcha, Copal⸗ dinu und Tuzla begonnen hat, entwickelt ſich zu unſeren Gunſten. Infolge von Gegenangriffen haben wir die Dör⸗ fer Sotuli, Schiol, Maſiul beſetzt, in denen wir 5 Ge⸗ ſchütze und 4 Maſchinengewehre erbeutet haben. Am 15. September haben wir nach kurzem Gefecht die vor An⸗ kunft unſerer Truppen von der Bevölkerung geräumte Stadt Mangalia beſetzt. Am Ufer des Schwarzen Meeres Ruhe. Miniſter Radoslawow. Der rumäniſche Tagesber icht. We. Bulareſt, 18. Sept. Amtlicher Bericht. An der Nord⸗ und Nordweſtfront leichte Gefechte. Wir haben ſüdlich von Sibia(Hermannſtadt) zwei Maſchinengewehre erbeutet und 40 Gefangene gemacht. in Streintal hefti e Kämpfe. — Südfront: An der Donau haben wir durch Kanonen⸗ G95 Barken mit feindlichen Soldaten verſenkt. In der Do⸗ rudſcha Artilleriekampf. Südlich von Cobadin brachte eine ruſſiſche Mörſerbatterie feindliche ſchwere Artillerie zum Schwei⸗ gen.— Luftkampf: Ein Flugzeug hat die Stadt Turn Se verin mit Bomben belegt. 5 Bern, 19. Sept. Dem„Temps“ zufolge fanden die Bulgaren in Kavalla unter anderem für 150 Millionen Mark Tabak vor.— Der türkiſche Krieg. WB. Konſtantinopel, 18. Sept. Amtlicher Be⸗ richt vom 13. 9.(Verſpätet eingetroffen.) An der Jakfront griffen die Engländer in der Umgebung von Naſſirieh am 9. September unſere Front mit einer etwa 5000 Maun ſtarken Truppenmacht und mit ver⸗ 8 Geſchützen und Maſchinengewehren an, wur⸗ en aber zurückgeworfen und verfolgk, wobei ſie ſchwere Verluſte erlitten. An den übrigen Fronten keine Er⸗ eigniſſe. Der Vizegeneraliſſimus. Neues vom Tage. Berlin, 19. Sept. Die am 26. September be⸗ ginnenden Reichstagsſitzungen werden ſich vorausſicht⸗ lich über einen Zeikraum von 14 Tagen erſtrecken. Berlin, 19. Sept. Der Paketverkehr nach der Türkei iſt bis auf weiteres wieder eingeſtellt. 8 Mißverſtändliche Reden. 3 Berlin, 19. Sept. Der Kolonialſtaatsſekretär Dr. Solf hatte vor einiger Zeit in verſchiedenen Städten des Reichs Vorträge auf die Wiederaufbauung des deutſchen Kolonialreiches gehalten und dabei die Anſicht entwickelt, daß die Kolonien zu behaupten ſeien, auch wenn die übermächtige Seeherrſchaft Englands nicht bezwungen werden könne, daß alſo ein Gleichgewicht der beiden feind⸗ lichen Flotten oder gar ein Uebergewicht der deutſchen nicht nötig ſei, denn die Kolonien könnten ſich ſelbſt vertei⸗ digen auch ohne unmittelbare Verbindung mit dem Mut⸗ terland. Dieſe Anſicht, in deren Hintergrund der Gedanke der diplomatiſchen Verſtändigung mit England ſchlum⸗ mert, hat begreiflicherweiſe Aufſehen und Widerſpruch, beſonders in den Kreiſen des Kolonial- und Flottenver⸗ eins gefunden, und der Vorſitzende des erſteren, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg richtete ein Schreiben an Dr. Solf mit der Bitte, ſeine Stellungnahme deutlicher 15 machen. Dr. Solf erwiderte darauf, daß er nicht hal ſagen wollen, Deutſchland bedürfe zur Feſthaltung ſeiner Kolonien keiner ſtarken Flotte. Er ſei vielmehr der An⸗ ſicht: ſowohl Kolonien als auch Flotte. Der Umſchwung. f Haag, 19. Sept. Seit einigen Tagen iſt ein merk⸗ würdiger Umſchwung in der Stimmung der engliſchen Zeitungen zu bemerken. Die trübe Auffaſſung iſt einer hoffnungsfrohen Beurteilung der Lage gewichen.„Daily 3 0 ſchreibt, in den letzten 6 Monaten habe ſich der Ton der deutſchen Blätter bedeutend geändert. Das Anerbieten Bethmann⸗Hollwegs an den Vierverband, die beſetzten Gebiete Belgien, Polen uſw. gegen Bezahlung einer Kriegsentſchädigung zu räumen, ſei in allen Haupt⸗ ſtädten glatt abgelehnt worden. Jetzt liege die Sache umgekehrt. Deutſchland werde eine ungeheure Kriegs⸗ entſchädigung zahlen müſſen und England werde ſie bis zum letzten Pfennig herauspreſſen.(Das Friedensaner⸗ bieten des Reichskanzlers, das weitgehender Zugeſtändniſſe enthalten zu haben ſcheint, mehr als aus ſeiner Reichs⸗ tagsrede im März zu entnehmen war, hat vor den Augen des Vierverbands keine Gnade gefunden und das Verbot der Beſprechung der Kriegsziele in Deutſchland mag wohl draußen den Eindruck erweckt haben, als habe man in Deutſchland überhaupt keine Ziele. Dieſe irrige Auffaſſung könnte kür die Feinde eine unangenehme Ueber⸗ raſchung haben, beſonders wenn ſie ſich jetzt ſchon in den Traum einer von Deutſchland zu zahlenden Kriegsent⸗ ſchädigung wiegen.) a Paris,, 19. Sept. Der Ausgabekurs der neuen f 8 iſt auf 88,75 Prozent feſtge⸗ etzt. Franzöſiſche Drohung an die Neutralen. Paris, 19. Sept. Der„Temps“ richtet folgende Warnung an die Neutralen: Das Beiſpiel Griechen⸗ lands iſt zu typiſch, um den Neutralen nicht die Ge⸗ fahr zu zeigen, der ſie ſich ausſetzen. Nicht die Alliier⸗ ten ſind es, die das griechiſche Unglück verſchuldet haben, ſondern jene Griechen, die ihrem Land eine widernatürliche Politik aufzwingen wollten. Schließlich fragt der„Temps“, ob es auch in Schweden ſolche gefährliche Blinde gebe. Schwedens Antwort auf die Note der Alliierten beſtürze mit ihrem bitterſüßen Ton ein wenig. Man dürfe aber annehmen, daß die Un⸗ ſtimmigkeiten zwiſchen Schweden und den Alliierten ſei⸗ 5 des Stockholmer Kabinetts bald beigelegt ſein wer⸗ en. Wie deutſche Geſchäfte in England „liquidiert“ werden. Als England ſeinen Vernihhtungskriet gegen Deutſch⸗ land begann, war es eine ſeiner erſten, ganz bezeich⸗ nenden Sorgen, die Geſchäftsbücher deutſcher Firmen in England zu verbrennen. Ein deutſcher Kaufmann, der un⸗ längſt wegen Krankheit aus einem Londoner Gefangenen⸗ lager entlaſſen wurde und nun in Deutſchland weilt, be⸗ ſtätigt das Vorgehen der Engländer durchaus und führte als neuere Beiſpiele die„Liquidierung“ der beiden großen deutſchen Geſchäfte in London Gebrüder Pop⸗ pe und Diekmann an. Sobald die„Liquidierung“ angeordnet worden iſt, erſcheint der„Liquidator“ mit ſeinen Leuten und ver⸗ nichtet die Geſchäftsbücher. Er verhindert die Geſchäftsangeſtellten während der der ſogenannten „Liquidierung“ vorausgehenden Zeit, die eingegangenen Briefe, Aufträge uſw. an die Firma zu erledigen, nimmt die Briefe ſelbſt an ſich, teils um ſie zu vernichten, teils um für engliſche Firmen Nutzen daraus zu ziehen. Kurz vor Beginn der eigentlichen Auktion werden alle im Lokal Anweſenden entfernt bis auf die engliſchen Konkurrenten eben dieſes deutſchen Geſchäftes. Dieſe werden ſich dann über die Auktionierung ſelbſt derart einig, daß geldlich ſo gut wie nichts herauskommt. Das Perſonal der deut⸗ ſchen Firma wird durch Beſtechun und Bedrohung ver⸗ anlaßt, in den Dienſt der Konkurrenz zu treten, auch natürlich die Geſchäftsverhältniſſe preiszugeben. Neuerdings wird dies Verfahren auch auf Privat⸗ eigentum ausgedehnt, und es paſſiert den Frauen deutſcher Geſchäftsleute in London, deren Mann inter⸗ niert iſt. daß ſie eines Morgens einen Maueranſchlag an ihrem Hauſe ſehen, auf dem ſie leſen, daß ihre Wirt⸗ ſchaft und ihr Mobiliar in einigen Tagen verauktioniert werden wird. f Bei gemiſchten deutſch⸗engliſchen Geſchäften wird die Angelegenheit in der Weiſe erledigt, daß der deutſche Teilhaber oder Direktor Mitteilung erhält, er möge lieber nicht mehr ins Geſchäft kommen, ſondern zu Hauſe bleiben, um ſich keinen Unannehmlichkeiten auszuſetzen. Er tut es, und nach einiger Zeit kommt man zu ihm mit der Mitteilung, das Geſchäft gehe ſehr ſchlecht, ſeine Anteile repräſentierten keinen Wert mehr und es ſei das beſte, wenn er ausſcheide. Ein entſprechendes Papier zur Un⸗ terſchrift wird ihm vorgelegt, wenn nötig unter Drohun⸗ gen, und die Sache iſt erledigt. Dieſe Mitteilungen ſtammen von einem ſchwerge⸗ prüften deutſchen Kaufmann, der vierundzwanzig Monate lang den ganzen Jammer unſerer deutſchen Landsleute in England und die ganze feige Niedertracht der Eng⸗ länder hat ertragen müſſen und beobachten können. Dieſer deutſche Kaufmann beſtätigt auch voll Abſcheu und Ekel ein Urteil, welches der hochverdiente Houſton Stuart Chamberlain während des Krieges ſchrieb: es gäbe nichts Roheres als einen rohen Engländer. Der Engländer kennt nichts Lieberes, als einen wehrlos gewordenen wirtſchaft⸗ lichen Wettbewerber unter allen zur Verfügung ſtehenden Formen ſeines Beſitzes und ſeiner Exiſtenzmöglichkeit zu berauben. Aber es gibt auch für den Engländer ſelbſt nichts Empfindlicheres, als einem ähnlichen Verfahren ausgeſetzt zu ſein. Wenn irgendwo, ſo wäre auf dieſem Felde Vergeltung geboten. Wo ſich engliſches Geſchäft und engliſches Eigentum in Deutſchland, in Oeſterreich⸗ Ungarn, in Bulgarien und im Türkiſchen Reiche findet, da müßte das gleiche Verfahren angewandt werden, wie es die Briten gegen die deutſchen Geſchäftsleute und ihr Eigentum und ihre Familien raffiniert und ſchrankenlos anwenden, weil ſie ſicher zu ſein glauben, daß ihren Lands⸗ leuten nicht dasſelbe widerfahren könne. Das deutſche Geſchäft in England und Ueberſee ſoll ſozuſagen in der Wurzel vernichtet werden, ſo daß ein ſpäteres Wiederwachſen und Erſtarken ſich ausſchließt; da⸗ mit außerdem alle deutſchen Werte, einſchließlich des deut⸗ ſchen Privateigentums, in engliſche Hand übergehen. Alle Beweisſtücke, wie Geſchäftsbücher u. a., vernichtet der vorſorgliche Räuber gänzlich. Das iſt der Sinn des ganzen Krieges, im engliſchen Lichte geſehen. Baden. (0) Karlsruhe, 19. Sept. Der Großherzog weilte in der vergangenen Woche zum Beſuch bei Truppen des 14. Armeekorps im Feld.— Die Beſſerung im Befinden der König in von Schweden ſchreiten wie der Hof⸗ bericht neuerdings meldet, in befriedigender Weiſe fort. () Karlsruhe, 19. Sept. Die Strafkammer hat den ſchon mehrfach beſtraften Paul Friebel wegen Be⸗ trugs zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverluf⸗ verurteilt. Friebel ſpielte den„Naturheilkundigen“, ohne daß er eine Ahnupg von Heilkunde hatte, und ku⸗ rierte hauptſächlich Blinde durch Hungerkuren und Ab⸗ führmittel. Er wollte ſogar Leute wieder ſehend machen, die keinen Augapfel mehr beſaßen. Gegen das Ur⸗ teil der Strafkammer hatte Friebel Reviſion zum Reichsgericht in Leipzig eingelegt. Die Reviſion wurde verworfen. 2 ( Heidelberg, 19. Sept. Der Landesverband Ba⸗ diſcher Redakteure hielt am 17. September in Heidelberg im Hotel„Reichspoſt“ ſeine, während des Krieges erſte, Landesverſammlung ab, die hauptſächlich aus dem Un⸗ terlande gut beſucht war. Der Schriftführer des Ver⸗ bandes, Redakteur Georg Haller(Mannheim), verlas das Protokoll der letzten Hauptverſammlung in Offen⸗ burg. In ſeinem einleitenden Bericht ſprach der Vor⸗ ſitzende Chefredakteur Scheel(Mannheim) über die Not⸗ wendigkeit einer Organiſation; nur durch die lebendige Anteilnahme der einzelnen Mitglieder könne ein lebens⸗ fähiger Verband erhalten werden. Wenn auch der Be⸗ rufsangehörige durch ſeine tägliche Arbeit im Frieden und beſonders jetzt im Kriege ſtark belaſtet ſei, ſo dürfe darum doch nicht das eigene Standes⸗ und Berufsintereſſe hintangeſetzt werden. Die mancherlei Anregungen, die ſich auf den Verkehr zwiſchen den Behörden und der Preſſe beziehen, wurden der Verhaudsleitung zur wei⸗ ——— r— n * Die Diamanten der Großmutter. Von Levin Schücking. 15 Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Solche Gründe habe ich allerdings; ſehr dringende Gründe. Ich würde auch nach dieſem Orte heute nicht zurückgekehrt ſein, wenn meine Couſine nicht einen Ein⸗ ck auf mich gemacht hätte, der mir völlig unmöglich macht, nicht einer Gedankenreihe zu folgen, an deren Ende die friedlichſte und natürlichſte Verſöhnung zweier ſtreitenden Intereſſen ſteht.“ 9 heißt, Sie wollen ſich um ihre Hand bewer⸗ „Ich will es!“ „Peſt“, rief Gaſton mit wutflammenden Zügen aus, „das iſt eine merkwürdi erklärung— ihrem Verlobten gegenüber!“ f n „och ſind Sie das nicht— ich weiß, daß Valentine noch nicht eingewilligt hat, Ihnen dieſen Namen öffent⸗ lich zu geben!“ und der Verachtung fort,„Sie wollen auf Ihre Vetter⸗ ſchaft, auf Ihr behauptetes Eigentumsrecht an dem Ver⸗ mögen Valentinens geſtützt hier auftreten und— wie ein Herr und Gebieter die Hand des jungen Mädchens for⸗ dern? Ohne zu fühlen, welch lächerlichen Eindruck mir Ihr ſo naiv ausgeſprochenes Recht auf die Ferme des Auges machen muß, beginnen Sie heute damit, daß Sie mir die Tür weiſen— und Ihre deutſche Phantaſie 5 Sie ſo glücklich dabei, daß Sie glauben, dieſer ſchöne Kriegsplan, dieſe Intrigue würde ohne allen weiteren Widerſtand gelingen? Womit beweiſen Sie vor allen Dingen Ihre ſeltſame Behauptung von einem Eigen⸗ tumsrecht auf das Vermögen des Herrn d'Avelon? Wenn Sie es in der Tat hätten, würden Sie dies vor allen Anderen ganz heimlich— mir anvertrauen?“. — 8 Mei Bemeiſe 1. 8 2 112 „Alſo,“ fuhr Gaſton in demſelben Tone des Zornes klare,“ antwortete Max,„ich will Sie Ihnen darlegen, denn ſie vor allen Anderen gerade Ihnen anzuvertrauen habe ich meine Gründe. Hoffentlich auch werde ich ſie Nie⸗ mand in der Welt ſonſt anzuvertrauen brauchen! Als mein Großvater ſtarb, hinterließ er ein anſehnliches Ver⸗ mögen, einen bedeutenden Grundbeſitz, der als Majorat auf ſeinen älteſten Sohn, meinen Vater überging; dazu einen ſehr wertvollen Familienſchmuck, die Diamanten, welche meine Großmutter getragen hatte, und die auf die junge Frau meines Vaters übergehen ſollten. Sie hatten einen hohen, einen für unſere Verhältniſſe unverhältnis⸗ mäßig hohen Wert, dieſe Diamanten— mehrere Gene⸗ rationen hatten ihre Erſparniſſe darin angelegt, denn in jenen früheren Tagen konnte man erübrigte Summen nicht in Staatspapieren anlegen, weil es deren ſehr wenig gab; nicht in Hypotheken, denn der Landbeſitz war in den Händen wohlhabender und ſparſam lebender Grund⸗ herren oder von Leibeigenen, denen es verwehrt war, Schulden zu machen; die Verbindungen mit größeren Städten und Mittelpunkten geſchäftlicher Tätigkeit, die Banken und Sparkaſſen fehlten— ſo legte man den Ueberſchuß reichlicher Ernten bald in ſchwerem Silber⸗ gerät, hald in Diamanten zur Vermehrung des Familien⸗ ſchmucks, der zum Majorat gehörte, an. Die unſeres Hau⸗ ſes mochten einen Wert von vierzig⸗ bis fünfzigtauſend Talern nach damaligen Preiſen haben—“ „Nun, dieſe Diamanten?“ rief Gaſton ungeduldig aus.„Kommen Sie zur Sache!“ 8 „Dieſe Diamanten waren verſchwunden, als mein Vater ſeine Erbſchaft antrat. Aber keineswegs auf eine irgend rätſelhafte Weiſe. Sie waren verſchwunden mit dem jüngeren Bruder meines Vaters, der mir als ein wilder, leidenſchaftlicher, rechthaberiſcher junger Menſch geſchil⸗ dert worden iſt, beſtimmt für die Mllitärlaufbahn, nach einigen Jahren des Dienſtes wegen eines Zerwürfniſſes mit ſeinem Vorgeſetzten aus der Armee entlaſſen, und damals, als mein Großvater ſtarb, 5 ungslos im lterlichen Hauſe. Er wa chwunden muck teren Bearbeitung überwieſen. Nach der Mittagspauſe fand eine lebhafte Aussprache über die Erfahrungen ſtatt, welche die badiſche Publiziſtik mit der Handhabung der Zenſur in Baden gemacht hat. Die mangelnde Einheit⸗ lichkeit in der Handhabung der Zenſur wurde auch von den Berufsgenoſſen in Baden beklagt. i (Heidelberg, 19. Sept. In Kirchheim fiel der 60 jährige Landwirt Heinr. Spieß IV. von der Scheune ab und erlag den bei dem Sturz erlittenen Verletzungen. — Bei Dreſcharbeiten brachte in Waibſtadt eine Witwe ihren Fuß in die im vollen Gang befindliche Maſchine, ſodaß der Frau das Bein bis über das Knie abgeriſſen wurde. f () Bapen⸗Baden, 19. Sept. Die Großherzogin Luiſe wird ihren Aufenthalt auf Schloß Baden auf ärzt⸗ lichen Rat dazu benutzen, möglichſter Ruhe zu pflegen. Die Fürſtin ſoll deshalb bis auf weiteres die gewohnte Tätigkeit beſchränken. ( Durlach, 19. Sept. Das 5 ½ jährige Söhnchen des Formers Friedrich Zorn wurde von einem Laſtfuhr⸗ werk, in welches das Kind hineingelaufen war, über⸗ fahren und ſtarb an den erlittenen Verletzungen. () Achern, 19. Sept. Der 13jährige Volksſchü⸗ ler Grammel hatte Aepfel gegeſſen und gleich darnach Waſſer getrunken. Die Unvorſichtigkeit führte den Tod des Knaben herbei. () Schönau i. W., 19. Sept. Die Gendarmerie verhaftete hier einen franzöſiſchen Feldwebel, der als Kriegsgefangener in Wittenberg ausgeriſſen war und mit der Bahn bis nach Titiſee gelangen konnte. Von hier iſt er mit Auto auf den Feldberg gefahren, von wo aus er die nahe Schweiz erreichen wollte. Er reiſte in Zivil, ſpricht ſehr gut deutſch und war jeden⸗ falls im Beſitze größerer Geldmittel. () Singen(Hohentwiel), 19. Sept. Sa tag fuhr auf dem hieſigen Bahnhof ein Teil eines Rangierzuges einem Perſonenzug in die Flanke. Zum Glück konnte der Zug bald zum Stehen gebracht wer⸗ den, ſodaß ein größeres Unglück vermieden wurde. Ein Wage! wurde auf das Geleiſe geworfen.; von den Inſaſſen des Perſonenzugs wurde niemand verletzt. Tolales. — Beſchaffung von Oelen aus bisher nicht benntzten Quellen. Der Kriegsausſchuß für Oele und „Fette teilt uns mit: Leider mußte in dieſem Jahre davon Abſtand genommen werden, die im vorigen Jahre empfoh⸗ lene Sammlung von Lindenſamen fortzuſetzen. Die Erfahrungen des vorigen Jahres hatten nämlich gezeigt, daß die vom Kriegsausſchuß übernommenen Lindenſamen entgegen den Mitteilungen der Literatur nicht etwa 57 Prozent Oelgehalt aufwieſen, ſondern daß bei der Ver⸗ arbeitung ſich ein Oelgehalt von nur zirka 2,5 Prozent ergab. So wurden aus 10,200 Kg. Lindenſamen lediglich 256 Kg. Oel gewonnen, das dem Kriegsausſchuß bei dem für die Lindenfrüchte bezahlten Preis von 1,40 Mk. mit 68 Mk. pro Kilo einſtand. Mehr Erfolg verſprechen die Bemühungen des Kriegsausſchuſſes, aus den Roßka⸗ ſtanien ein zu Speiſezwecken geeignetes Oel zu er⸗ zielen. Wegen des in den Kaſtanien enthaltenen Giftes war im vorigen Jahre davon abgeſehen worden, dis Roßkaſtanien zur Oelbereitung heranzuziehen. Die im Anfang dieſes Jahres vorgenommenen Verſuche haben jedoch ein Verfahren ergeben, das ein von giftigen Be⸗ ſtandteilen freies Oel lieefrt, das zur Speiſefettfabrikation ohne Bedenken zu verwenden iſt. Zurzeit ſchweben Ver⸗ handlungen, inwieweit die Roßkaſtanie zur Oelbereitung herangezogen werden kann, ohne den Landwirten ein von jeher gebrauchtes Futtermittel für das Vieh zu entziehen. Auch die Walnüſſe wollte man in dieſem Jahre zur Oelgewinnung heranziehen. Im Laufe des Frühjahrs ge⸗ langte man zu einem Verfahren, das bei der Verarbei⸗ tung trockener Walnüſſe einen Oelgehalt von 10 Prozent ergibt. In Deutſchland gibt es heute über 1½ Millionen tragfähiger Walnußbäume, die eine Ernte von etwa 46 Millionen Kilo in guten Jahren bringen können. Eine 10 prozentige Ausbeute dieſer Ernte würden uns über 4000 Tonnen feinſtes Speiſeöl bringen, eine Menge, die unſer wirtſchaftliches Durchhalten in der Ernährungsbi⸗ fel gezogen werden, er hatte es ſelbſt in einem Briefe, den er meinem Vater hinterlaſſen, eingeſtanden. Dieſer Brief war kurz, zornig, voll Beleidigungen für meinen Va⸗ ter.„Das Recht, oder beſſer ein verruchtes Unrecht,“ hatte er geſchrieben,„gibt dir alles— Haus und Hof, Wieſe und Acker, alles bis auf das letzte Blatt am letzten Zweige unſerer Wälder. Und mir nichts, als die Er⸗ laubnis, unter Deinem Dach von einer ſchmalen Rente 1 zu leben und mein Lebensglück im Gedeihen Deiner Raſſe zu finden. Mögen unſere Vorfahren, die es ſo einge⸗ richtet haben, dafür in der Hölle beſtraft werden— freilich eine ſchlechte Genugtuung für mich. Ich nehme mir eine beſſere. Ich laſſe Dir Grund und Boden und alles— den weitaus reichſten Teil der Erbſchaft des al⸗ ten Mannes, der mein Vater ſogut war wie der Deine und dagegen nehme ich den Schmuck an mich, ich werde mir damit ein Leben zu gründen wiſſen, was mir beſſer behagt und ehrenhafter ſcheint, als das, was mir Deine Gnade in Ausſicht ſtellt. Wenn du den Mut haſt, laß Deinen Bruder durch Steckbriefe verfolgen— ich werde dafür ſorgen, daß es Dir nicht viel nützt!“ So ungefähr lautete dieſer Brief, der noch heute in meinem Beſit iſt“ „Wahrhaftig,“ rief Gaſton aus,„Sie können nicht behaupten, daß er ganz und gar unvernünftig war! Und dann— Herr d'Avelon, behaupten Sie, iſt dieſenẽ Diamantendieb?“ „Er iſt es. D' Avelon iſt— Daveland!“ „Iſt das, dieſe Aehnlichkeit der Namen, Ihr ganzer Beweis?“ „Nein. Ich nahm an der Hand Valentines einen kleinen Ring wahr, einen herzförmigen Diamanten, über dem drei kleine Rubine ſo angebracht ſind, daß das Ganz“ ein flammendes Herz darſtellt; als Kind habe ich mehr als zehn Mal dieſen Ring von einer Tante beſchreiben hören, die ſeinen Verluſt mehr als alles Andere dauerte, weil er der Großmutter von irgend einer mer! würdigen Fran, 5 vor mehr als hundert Jah 1 ür n, geſche 5 N 3 Am Sams⸗ oc„ö eo eee S 2 2 S lanz zweifellos erheblich fördern würde. Dennoch ſoll von —— „ ler Beſchlagnahme der Walnüſſe abgeſehen und nut erſucht werden, freihändig größere Mengen aufzukaufen, zamit nicht die Möglichkeit des Genuſſes dieſer beliebten lriſchen Früchte genommen wird. Die aus dem Auslande kreinkommenden Walnüſſe und Haſelnüſſe ſind durch dundesratsverordnung für den Kriegsausſchuß monopoli⸗ nn 1 tert worden. Die vielen Anregungen aus der Bevölke⸗ 5 zung, Unkrautſamen und tieriſche Fette in großer Menge . zus bisher unbenutzten Quellen zu gewinnen, mußten 93 leider ſämtlich abgelehnt werden, da die Unterſuchungen „ ö e Undurchführbarkeit ergeben hatten. So war vorge⸗ ü ſchlagen worden, aus Seeſternen Oel zu gewinnen. Eine undfrage bei den Fiſchern ergab jedoch, daß Seeſterne 1 dur in äußerſt geringen Mengen ſich in den Netzen der „ iſcher vorfänden, und die Unterſuchungen der Seeſterne I Lieſen einen Fettgehalt auf, der nicht einmal ein Pro⸗ e ent beträgt. Aehnlich war es mit den Schnecken. Viele * Praſender behaupteten, daß in den Schnecken bis zu 25 Audent Fett enthalten ſei. In gutem Maſtzuſtande be⸗ ſcwtde Weinberg⸗ und Wegſchnecken wieſen jedoch durch⸗ 8 Unictlic auch nur einen Fettgehalt von 1 Prozent auf. Nie Fröſche hingegen, auf die mehrfach hingewieſen wurde, 5 enthalten 3 Prozent Fett, aber auch ihre Verwertung wies ſich als undurchführbar, denn um nur 1000 Kilo Pkroſchfett herzuſtellen, müßten nicht weniger als etwa 00 000 Fröſche gefangen und verwertet werden, und 5 es erſchien zweifellos richtig, die Bevölkerung anſtatt * Dit dem Fangen von Fröſchen mit dem Einſammeln von l bſtkernen, Bucheckern uſw. nutzbringend zu beſchäftigen. Aach die Raupen erwieſen ſich nicht als fetthaltig genug, um unſerer Seifennot abzuhelfen. 3* Aepfel und Zwetſchgen beſchlagnahmt. Auf ordnung des Kriegsminiſteriums iſt die Beſchlagnahme on Aepfeln und Zwetſchgen für Marmeladezwecke ver⸗ gt worden. Sie ſollen aus dem freien Verkehr ver⸗ 1 ſtovinden und nur von beſtimmten Aufkäufern für die 1 5 nſervenfabriken erworben werden dürfen. Ueber die * ſeren Sorten, die für die Marmeladebereitung weniger etracht kommen, werden noch befondere Beſtimmungen dkgehen. Vom Erzeuger darf das Obſt an Dritte nicht * 2 abgegeben werden. Der Preis für Hauszwetſchgen 5 ſt für den Erzeuger bis auf 10 Mk., der für Wirtschafts * e, zu denen auch die geſchüttelten und abgefallenen * diebfel der Tafelſorten gehören, bis auf 7,50 Mk. durch 8 privilegierten Aufkäufer angelegt worden. Für die Nebra wird nach Beendigung des Einkaufs für die 8 preis eladenverſorgung ein allgemeiner mäßiger Höchſt⸗ 5 pate feſtgeſetzt werden. Die Marmeladenpreiſe ſollen 5 0 ter ſo nieder angeſetzt werden, wie es irgend angeht. Die„Marmeladen“ werden dann aber auch darnach ſein, wer eine Ahnung hat von dem, was man im Handel 5 ter„Melange⸗Marmelade“ verſteht, dem könnte es 5 dhanſen.) Der Erzeuger darf von dem Obſt ſo viel zu⸗ un bohalten, als er im eigenen Haushalt für Einkochen * 3 Vermoſtung braucht.— Die Obſtbeſchlagnahme wird 3 witz gemiſchten Gefühlen aufgenommen werden, und es Fdird ſich zeigen müſſen, ob ſie ſich bewährt, d. h. für kralgemeinheit und nicht bloß für die Konſerven⸗ en. Von der Obſtbeſchlagnahme ſcheint man in Händler⸗ 8 frühzeitig Witterung bekommen zu haben. Es wird 5 us den hauptſächlichſten Obſtbaugebieten berichtet, daß * ſeit 14 Tagen Aepfel und beſonders Zwetſchgen 5 50 Händlern und Unterhändlern aufgekauft worden ſeien, 1 155 wenn Private ihren gewohnten und heuer ſo dringend dbuötigen Bedarf eindecken wollen, bekommt man allent⸗ alben die Antwort:„Bereits alles verſtellt.“ Aurzer Wochenbericht der Preisberichtsſtelle des 1 Deutſchen Landwirtſchaftsrats 8 vom 12. bis 18. September 1916. 1 * err N kreiſ r/ e rm ( fer und in Monitoba und Saskatchewan ſo ernſtlich durch: 0 185 3 1010 Gebiete nicht das mindeſte Erträgnis liefern, alſo eine 1 17 Winter ißernte haben werden. 1 0 Anf erſorgung mit Kartoffeln die allgemeine Aufmerkſamkeit 8 Jie dem uch. Leider fehlt eine allgemein geltende Beſtimmung, aach direh erbraucher die Beſugnis einräumt, ſeinen Winterbedarf immungen vom Produzenten zu decken. Die diesbezüglichen Be⸗ rn ei undesſt weichen in den einzelnen Kommunalverbänden und ern elm aten weſentlich von einander ab. Teils iſt den Verbrau⸗ doch trekter Bezug von den Produzenten ganz unterſagt es Maglſterſchwert, tells iſt es 3 In dem Bericht bensmfitt ral in Frankfurt a. Main über die Geſchäfte des oſfeln elamts wird mitgeteilt, daß der Froſtſchaden an Kar⸗ ulte Fru erbſt 1915 60000 Mk., die Einbuße durch ver⸗ 1 170 im Juli und Auguſt d. J. mindeſtens . für die Stadt betragen haben. Durch Bundesrats⸗ A gere elt. 14. September iſt der Verkehr mit Saatkartof⸗ der Gene elt. Darnach bedarf die Ausfuhr von Sagtkartoffeln In aus 405 ung des Könmunalverbandes, aus dem die Kartof⸗ aatkardol rt werden ſollen. Die Höchſtpreiſe gelten nicht für den z Der Präſident des A at Lei Berz preis für Gerſtengraupen(Rollgerſte) und Gerſtengrütze 70 Deppelzaußerung durch den Erzeuger auf 49.20 Mk. für den da 1 und den Kleinhandelspreis auf 50 u Ur 5— ſeſtgeſetzt. Das Generalkommando in Stettin be⸗ ien der Kartoffel⸗ und Rübenernte Arbeitsverwei⸗ 1 mit Strafe, im dritten Falle bis zu einem ben ac Kereldem arg war die Heſceſsungtete d den 0 0* wieder hr beſchränkt. t gegen Ende der ge a anten drin b. Wint 8„ u int bſ. zu 320 R., 25 . J. Abſ. zu 300 Mk. ab Station, von en Original Criewener 104 1. Abf. eiter Hand Hand, 5 ie 8 Nachfrage geltend. n verſchie enften 5 gut 0 Betrieb Spelzſpreumehl per Ser tember 235—250 Mk., Strohmehl 185 Mk. Holſtein, 190 Mh. Schleswig, Erbsſtrohmehl 210 Mk. Mecklenburg und Heumehl 250 Mk. Mecklenburg, be 5 Vermiſchtes. Bruch einer Talſperre. Aus Gablonz(Böhmen) wird gemeldet: Die Talſperre der Weißen Deſſe itt am Montag in einer Länge von 80 Metern, die Krone in einer Tiefe von 20 Metern geborſten. Die e ergoſſen ſich mit furcht⸗ barer Gewalt in die Tiefe und riſſen, ſoweit bis jetzt feſtge⸗ 1 5 wurde, viele Glasſchleifereien mit ſich und führten große zaummaſſen zu Tal. Sämtliche Brücken wurden, ſoweit ſie nicht uta e worden ſind, unterwaſchen und drohen mit dem Einſtuürz. In wenigen Minuten ergoſſen ſich große Waſ⸗ ſermengen über die zu beiden Seiten des Ufers gelegenen 1 und überſchwemmten Deſſendorf, Tieſenbach, 8 wald, Schumburg, Schwarow, Großhammer, Saratitz u. a. Bis Mitternacht waren 10 Menſchenopfer zu beklagen. VBonauſchifſfahrt. Der„Bäher. Lloyd? wird in nächſter Zeit zwei Motorſchiffe auf der oberen Donau bis Ulm in 2 675 Das eine iſt für den Jurchgangs⸗, das andere für den Lokalverkehr beſtimmt. g 45 Jugend. Oberbürgermeiſter Dr. Gottelmann in Mainz iſt am Samstag abend auf einem Spaziergang mit ſeiner Frau im Gonſentzeimer Wald von einem jungen Men⸗ —.— aus Düſſeldorf unter Bedrohung mit einem geladenen evolver räuberiſch angefallen worden. Den Bemühungen der Polizei gelang es, 1525 nach anderthalb Stunden, den 15jährigen Täter, der ſeinem Vater mit 200 Marz darchgebrannt war, in Mombach feſtzunehmen. — — Der Hering. Einige neutrale Staaten haben unter dem Druck Englands die Heringseinfuhr nach Deulſchland entweder ganz eingeſtellt(ſo Norwegen), oder erheblich vermindert(ſo Holland und Schweden). Da nach Abzug des Heeresbedarfs für die Zivilbevölkerung zur Verfügung ſtehende Menge iſt nicht eben groß, ſo daß der Hering je nach Güte auf 18—20 Pfg. zu ſtehen kommt. Durch Vermittlung der Z. E. G. wird im Klein⸗ verkauf bis auf weiteres der Hering um 35—40 Pfg. zu haben ſein. dine Preiſe ſind nicht gerechtfertigt. — ö 75 5. Streicher Gg. me Bekanntmachung. die Fähre an der Fendenheimer Jähre i nachmittags von 4 Ahr in Selrieb. 2 Jak. Biedermann, Fährmann. Danksagung. Für die vielen Beweise aufrichtiger Teil- nahme bei dem schnellen Hinscheiden meines lieben Mannes, unseres treubesorgten Vaters, Grossvaters, Schwiegervaters, Bruders, Schwa- gers und Onkels Herrn Martin Herdt sagen wir herzlichen Dank. Besonderen Dank dem kath. Männerverein Zentrum sowie dem Militärverein und für die vielen Kranz- und Blumenspenden und allen denen, die den Ver- storbenen zur letzten Ruhe geleiteten. Seckenheim, Neckarhausen, den 20. Sep- tember 1916. Familie Martin Herdt. ſunflche Benanntmachungen. Freibank. Morgen Nounerstag vormittag 7 Uhr ab wird in der Waghalle(Freibank)soehweine fleisch ausgehauen. Empfangsberechtigt ſind die Inhaber des braunen Fleiſchkartenumſchlags mit der No. 1 bis 1000 gegen Vorzeigung desſelben. Folgende Reihenfolge muß genau eingehalten werden: No. 1 bis 300 von 7 bis 8 Uhr GGG „ e re Seckenheim, den 20. September 1916. Fürgermeiſteramt: Volz. Koch. Wellanntmachung. Die Wicken im Saatgetrelde betr. Nachſtehend bringen wir einen Aufſatz der Landwirt- ſchaftlichen Verſuchsanſtalt Auguſtenberg über Bekämpfung der Wicken im Getreide zur allgemeinen Kenntnis. Seckenheim, den 15. September 1916. 5 ürgermeiſteramt: Volz. Die Wicken im Saatgetreide. Von Dr. G. von Wahl, Auguſtenberg. In dieſem Jahr treten im Getreide, und beſonders Koch. im Roggen verſchiedene Wickenarten in ungeheuren Mengen auf. Die Halme waren häufig ſo ſtark von ihnen um⸗ rankt daß ſie durch ihr Gewicht zu Boden gedrückt wurden. Unter den ſchädigenden Hülſenfrüchten ſind beſonders zu nennen: 1. die Zottelwicke mit ihrenßfarbenprächtigen? Bluͤten⸗ trauben, 2. die nachverwandte Vogelwicke, 3. die klein⸗ blütige, haarige Wicke, auch Zitterlinſe genannt, 4. die ihr ähnliche vierſamige Wicke und 5. die roſa⸗ blühende ſchmalblättrige, die als Stemmform der Futterwicke angeſehen werden kann. Alle dieſe Pflanzen ſind zwar gute Futterkräuter, auch ihre Samen ſind nähr⸗ ſtoffreich und werden vom Vieh gerne gefreſſen, aus dem Getreide aber müſſen ſie durchaus verbannt werden, da ſie dem Boden Nährſtoffe entziehen, viel Platz beanſpruchen, die Lagerung begünſtige! und ein ſchnelles Trocknen des Strohes verhindern. 5 Meiſt wird wohl die Verunkrautung durch ausfallende reife Samen auf dem Acker und durch unreines Saatgut erfolgen, nicht ſelten werden aber auch Wicken und andere Samen mit dem Miſt und Kompoſt auf das Feld ge⸗ fahren. Die Wicken haben eine ſo widerſtandsfähige Oberhaut, daß ſie, wenn ſie im Getreideausputz ungemahlen verfüttert werden, ungeſchädigt den Darm der Tiere durch⸗ laufen und mit dem Miſt auf den Acker gelangen und dort keimen können, auch im Kompoſthaufen bleiben die Manen oft jahrelang keimfähig. Vielen wird es un⸗ erklärlich ſein, daß die Wicken in beſtimmten Jahren auf manchen Aeckern ſo ſtark auftreten, auch wenn die ver⸗ wendete Saat rein war. Dieſe Erſcheinung läßt ſich durch eine Eigentümlichkeit erklären, die beſonders manche Wicken⸗ ſamen, aber auch viele andere haben. Sie keimen näm⸗ lich, wenn ſie ausfallen, nur zum geringen Teil im gleichen Herbſt oder im nächſten Frühjahr und können in trockenen Zeiten ungeſchädigt mehrere Jahre im Boden ruhen, bis ein feuchtes Jahr ſie zum Leben weckt. Wir erinnern daran, daß auch im feuchten Jahre 1912 die Hülſen⸗ früchten ſehr ſtark auftraten. Die vorſtehenden Angaben weiſen uns zugleich auf die Mittel zur Bekämpfung dieſer Unkräuter hin. Bei ſehr ſtarkem Befall muß das Getreide vor der Samenreife der Wicken gemäht werden, damit ſie nicht ausfallen und auf Jahre den Acker verſeuchen. Die Zitterlinſe, die vier⸗ ſamige und die ſchmalblättrige Wicke reifen ihre Samen ſchon im Winterroggen, in der Wintergerſte und im Winterweizen, die Zottel⸗ und Vogelwicke etwas ſpäter mit Sommergetreide. Die Saat muß in jedem Falle geputzt werden. Verwendet man eigenes Saatgut, ſo iſt es gründlich mit Trieuren zu reinigen, iſt man auf ge⸗ kauftes angewieſen, ſo laſſe man es zuerſt bei der Großh. Landwirtſchaftlichen Verſuchsanſtalt Auguſtenberg(Poſt Grötzingen in Baden) auf Reinheit unterſuchen. Der Ge⸗ treideausputz der die Unkrautſamen enthält, iſt ein wert⸗ volles Futtermittel, man laſſe ihn jedoch vor der Ver⸗ fuͤtterung fein mahlen, Auf den Kompoſthaufen gehört er keinesfalls. Zur Bekämpfung ſämtlicher Unkräuter trägt weſentlich wiederholter und ſorgfältiger Hackfruchtbau bei, er iſt daher bei wieder Verunkrautung der Felder zu vermehren, dagegen hilft gegen die Wicken häufiges Eggen im Frühjahr oder Herbſt, wie es gegen andere Unkräuter angewandt werden muß, wenig. Endlich zeigt die Be⸗ obachtung, daß die Wicken wie alle Hülſenfrüchte, durch eine einſeitige Phosphorſäure⸗Kalidüngung bezünſtigt wer⸗ den und dann leicht die Oberhand über die Halmfrucht erhalten, man helfe in dieſem Falle dem Getreide durch eine Kopfdüngung mit Stickſtoff nach, damit es ſich kräftiger entwickelt. Bekanntmachung. Die Brot⸗ und Mehlverſorgung des Fremdenverkehrs betreffend. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß von jetzt ab auch die heſſiſchen Landesbrotmarken im Großherzogtum Baden Gültigkeit haben. Seckenheim, den 16. September 1916. gürgermeiſteramt: Volz. Verfügung. (Vom 16. September 1916). Betreffend Beſchlagnahme von Jepfeln, Zwelſchen u. Pflaumen. Zur Sicherſtellung des andernfalls gefährdeten Bedarfs des Heeres und der Bevölkerung an Marmelade und Mus beſtimme ich im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit auf Grund des 8 9b des Geſetzes über den Belagerungs⸗ zuſtand vom 4. Juni 1851 in Verbindung mit der Aller⸗ höchſten Verordnung vom 31. Juli 1914 für die zum Großherzogtum Baden und zu den Hohenzollernſchen Landen gehoͤrigen Gebietsteile meines Befehlsreichs das Folgende: f Paragraph 1 Die geſamten noch nicht im Kleinhandel befindlichen Aepfel, Zwetſchen und Pflaumen werden, auch ſoweit ſie noch nicht geerntet ſind, beſchlagnahmt. Der Abſatz darf nur an Perſonen erfolgen, die einen mit dem Stempel des Kriegsernährungsamtes verſehenen Ausweis mit ſich führen. Paragraph 2 Die nach§ 1 beſchlagnahmten Aepfel, Zwetſchen und Pflaumen find bis zur Ablieferung an die in 81 bezeich⸗ neten Perſonen zu verwahren und pfleglich zu behandeln. Die Verarbeitung und der Verbrauch im eigenen Haushalt bleiben zuläſſig. Paragraph 3 i Die unteren Verwaltungsbehörden(Bezirksämter, Ober⸗ ämter) können nach Anweiſung des Kriegsernährungsamts insbeſondere zur Verhinderung des Verderbens der Früchte, Ausnahmen von den Vorſchriften in 8 1 zulaſſen. Karlsruhe, den 16. September 1918. Der stellvertretende kommandlerende General gez. Is bert, Generalleutnant. Vorſtehendes wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. 5 Seckenheim, den 20. September 1916. gürgermeiſteramt: Volz. 33 7 ñ o * . n 4—— —.— 0 nach dem Eintreffen des Treſters Anzeige unter Angabe der Mengen an den Kommunalverband ihres Wohnortes oder an deuſelben in deſſen Be⸗ zirk der Treſter aufbewahrt wird, zu machen. Die weiter erforderlichen Anordnungen bezüglich Auf⸗ bewahrung und pflegliche Behandlung der Vorräte ſind von den Beſitzern gleichfalls zu treffen. Mannheim, den 8. September 1916. Großh. Bezirksamt— Abt. I. Belaunimachung über Weintreſter und Traubenkerne. Vom 3. Auguſt 1916. Der Bundesrat hat auf Grund des 8 3. des Ge⸗ fetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 4914(Reichs⸗Geſetzbl. S. 327) folgende Verordnung rlaſſen: 5 5 Alle im Inland bei der Weinkelterung ge⸗ wonnenen und alle aus dem Ausland einſchließlich der beſetzten Gebiete eingeführten Weintreſter und Traubenkerne dürfen nur an den Kriegsaustchuß für Erſatzfutter, G. m. b. H. zu Berlin, Matthäi⸗ kirchſtr. 10(Treſterſtelle) oder an die von ihm be⸗ zeichnete Stelle abgeſetzt werden. 8 2. Die Beſitzer von Weintreſtern und Trauben⸗ kernen haben die Vorräte, die der Abſatzbe⸗ ſchränkung nach 81 unterliegen, dem Kriegsaus⸗ ſchuſſe für Erſatzfutter oder der von ihm bezeich⸗ neten Stelle auf Verlangen käuflich zu überlaſſen und auf Abruf zu verladen; das Verlangen kann durch öffentliche Bekanntmachung erfolgen. Die Lieferungspflichtigen können verlangen, daß der Kriegsausſchuß dieſe Vorräte käuflich übernimmt, und eine Friſt zur Abnahme feſtſetzen, die min⸗ deſtens 4 Wochen betragen muß. Nach Ablauf der Friſt erliſcht die Abſatzbeſchränkung nach§ 1. Iſt der Beſitzer nicht zugleich Eigentümer, ſo kann auch der Eigentümer die Friſt zur Abnahme beſtimmen. Der Lieferungspflichtige hat vor der Ueber⸗ Iaſſung dafür zu ſorgen, daß die Weintreſter nicht mehr als 60 vom Hundert Waſſer enthalten. Der Reichskanzler kann nähere Beſtimmungen über die Lieferung und Abnahme erlaſſen. Der Ueberlaſſungspflicht unterliegen nicht Weintreſter, die zur Verfütterung im eigenen Wirt⸗ ſchaftsbetriebe des Winzers, bei Genoſſenſchaften oder Geſellſchaften im Wirtſchaftsbetriebe ihrer Mitglieder erforderlich ſind. 8 3. Soweit Weintreſter und Traubenkerne der Ueberlaſſungspflicht nach 8 2 unterliegen, haben die Beſitzer für Aufbewahrung und pflegliche Behand⸗ lung der Vorräte zu ſorgen. Sie dürfen die Vor⸗ rüte ohne Zuſtimmung des Kriegsausſchuſſes für Erſatzfutter-nicht verarbeiten; jedoch dürfen die im eigenen Wirtſchaftsbetriebe gewonnenen oder vom Ausland eingeführten Treſter von dem Beſitzer zu Haustrunk( 11 des Weingeſetzes vom 7. April 1909, Reichs⸗Geſetzbl. S. 393) oder zu Brannt⸗ wein für den eigenen Wirtſchaftsbedarf verarbeitet werden. Der Reichskanzler kann hierfür Grund⸗ ſätze aufſtellen. Der Kriegsausſchuß für Erſatzfutter hat dem zur Ueberlaſſung Verpflichteten für die abge⸗ nommenen Mengen einen angemeſſenen Ueber⸗ nahmepreis zu zahlen, der die im 8 9 oder auf 3 des 39 feſtgeſetzten Preiſe nicht überſchreiten arf. 5 § 6. Iſt der Verkäufer mit dem von dem Kriegs⸗ ausſchuſſe gebotenen Preiſe nicht einverſtanden, ſo ſetzt die für den Ort, von dem aus die Lieferung erfolgen ſoll, zuſtändige höhere Verwaltungsbehörde den Preis endgültig feſt. Sie beſtimmt darüber, wer die baren Auslagen des Verfahrens zu tragen hat. Der Verpflichtete hat ohne Rückſicht auf die endgültige Feſtſetzung des Uebernahmepreiſes zu liefern; der Kriegsausſchuß hat vorläufig den von ihm für angemeſſen erachteten Preis zu zahlen. „Iſt der Verpflichtete nicht zugleich der Eigen⸗ tümer, ſo kann auch der Eigentümer die Feſt⸗ ſetzung des Preiſes durch die höhere Verwaltungs⸗ behörde herbeiführen. Sein Recht erliſcht, wenn er nicht binnen drei Monaten nach Mitteilung des Preisangebots an den Verpflichteten davon Gebrauch macht. 5 7. Die höhere Verwaltungsbehörde entſcheidet endgültig über alle Streitigkeiten, die ſich zwiſchen den Beteiligten aus der Aufforderung zur käuf⸗ lichen Ueberlaſſung ſowie aus der Ueberlaſſung ergeben. 4 8. Der Kriegsausſchuß für Erſatzfutter hat dafür Sorge zu tragen, daß die in den Weintreſtern enthaltenen Traubenkerne möglichſt vollſtändig ge⸗ wonnen und auf Oel verarbeitet werden. Das Oel iſt dem Kriegsausſchuſſe für pflanzliche und tieriſche Oele und Fette, G. m. b. H. zu Berlin gur Verfügung zu ſtellen. Dieſer hat es nach den Weiſungen des Reichskanzlers abzugeben. Für die bei der Oelgewinnung anfallenden Futtermittel(Kuchen und Oelmehle) ſind die Vor⸗ ſchriften der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfuttermitteln vom 28. Juni 1915(Reichs⸗ Geſetzbl. S. 399) maßgebend. Die am Weinbau be⸗ teiligten Kommunalverbände haben ein Vorzugs⸗ recht auf Lieferung dieſer Futtermittel bis zur Höhe von 15 vom Hundert der aus ihrem Gebiete gelieferten Mengen von Treſtern und Trauben⸗ kernen. Den Kommunalverbänden ſind die hier⸗ nach auf ſie entfallenden Futtermengen anzubieten. Das Vorzugsrecht erliſcht, wenn es nicht binnen vier Wochen nach dem Angebot ausgeübt wird. 8 9. Der Preis für inländiſche Treſter und Trauben⸗ kerne darf nicht überſteigen: 1. für friſche Treſter 4,50 M. für den Doppelztr. 2. für Treſter, aus denen Haustrunk oder Branntwein if f* 3. für Traubenkerne 24,00„„ 7 4 Die Uebernahmepreiſe umfaſſen die Koſten der Beförderung bis zur nächſten Wtegeſtelle und zur Verladeſtelle des Ortes, von dem die Ware mit der Bahn oder zu Waſſer verſandt wird, ſowie die Koſten des Einladens daſelbſt. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Seckenheim, den 20. September 1916. N. gürgermeiſteramt: Volz. (Reichs⸗Geſetzbl. S. 188). 8 10. Die zuſtändigen Behörden haben den voran ſichtlichen Anfall an Weintreſtern in ihren 15185 zu ermitteln und bis. September 101 Kriegsausſchuſſe für Erſatzfutter anzuzeigen. 5 8 11. Die Landeszentralbehörden exlaſſen die ſttemmungen zur Ausführung diefer Verordur Sie beſtimmen, wer als höhere Verwaltungsbehhrk als zuſtändige Behörde und als Kommunglv im Einne dieſer Verordunng anzuſehen iſt. 8 12. Der 1 kann Ausnahmen von den Vorſchriften dieſer Verordnung geſtatten. 8 13. Mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder u 3 bis zu fünfzehnhundert Mark wi 7 aft: 1. wer Weintreſter oder Traubenkerne des Vorſchrift des 8 1 zuwiber abſetzt: 2 wer der Ache 2359 8. 5 erb und pfleglichen Beh ung zuwiderhande oder wer uubefugt Weintreſter oder Tra benkerne verarbeitet(8 3); mmun 8. wer den von den eee nach 8 11 erlaſſenen Beſt widerhandelt. Im Falle der Nr. 1 kaun neben der auf Einziehung der Mengen erkannt werde die ſich die ſtrafbare Handlung bezieht, ohne ſicht darauf, ob ſie dem Täter gehören oder ni 8 14. Dieſe Verordnung tritt mit dem Verkündung in Kraft. Der Reichskanzler 1 den Zeitpuntf des Außerkrafttretens. Berltn, den 3. Auguſt 1916. Der Stellvertreter des Reichskaus ters. Dr. Helfferich. Verordnung. (Vom 17. Augun 10106 Weintreſter und Traubenkerne betreffend. Zum Vollzug der Bundes ratsverordnung 9 3. Auguſt 1916 über Weintreſter und Traubenke (Reichs⸗Geſetz⸗Bl. S. 887) wird verordnet was 91. Im Sinne der Bundesratsverorönung t deszentralbehörde das Miniſterium 1 mmi höhere Verwaltungsbehörde der Lande zuſtändige Behörde das Bezirksamt. Kommunalverbände im Sinne des f 8 d Bundesratsverordnung ſind die Städte mi ſtens 10000 Einwohnern, im übrigen die A bezirke. 92. Verkünbigung in Kraft 9880 Karlsruhe, den 17. Auguſt 1918. Grofßherzogliches Miniſterinm des Innern Der Miniſterialdir⸗ktont get. Weingärtner. Koch. 1 1 N 7 . 5 4—— 1 7 N—. 1 e 5— 2*—— 5 ö 1 2 d— 1 es 2 f N 4*— 2 2 5 22 O 2 22 5 53 38 8 ö 1 f 85 2— 4 A——— 7 bn 5 10 5 SE 5 5 N 0 2 80 8 3 2— 5 n 1 4 0— 2 92—— 2 2 8 5„ 1 1 2 32 22 25 0. d A e, ——*. en 1 2 ESS SAS 2 8 2 18 . 8(90 S„„S S S SES 8 2 1 25 32 8 SSS S S 2 e ee„ S8 S2 A Serkenheim. den 20. September 1916. 12 f 2 22 D 2 S2 535 23 45 — N e 8 A eee f 4 8—— T——— 8—— 0 2 2— 5 6 f* 2 81 5 5— ö 1 4. Der Reichskanzler kann die Preiſe anderwef J 4——— 9 25 g Bekanntmachung über Weiutkeſter und Erfolgt die Ueberlaſſung nicht freiwillig, ſo festlegen. Er ſetzt die Preiſefür Trester und Traube i 5— ca 25 2— 2 2 2 D D 8 3— 0 Traubenkerne. wird das Eigentum von der zuſtändigen Behörde kerne feſt, die aus dem Aüs land eingeführt werden. N N. 88 2 Ee 18 5 auf Antrag des Kriegsausſchuſſes für Erſatzfutter Die im Abſ. 1 bezeichneten und die aufgrur 12 0— c 1— 2 2 7— 5 5 Nr. 1479 J. Wir bringen hiermtt nachſtehende 7 dieſen oder die von ihm bezeichnete Stelle über⸗ 1 185 5 e dee 1— e ö J 2 2—— 2— 2— 4* Bundes ratsverordnung vom 3. Auguſt 1916 Kebſt der 1 5 1014 in 3 Faffung der eee ee 50 2 3— 1— 8.— 9 Vollzugsverordnung Gr. Miniſterkums des Innern. Die Anordnung ist an den Beſitzer zu richten. 17 1014(Reichs⸗Geſetzöl. S. 510) f. ul 5 2 1 9 8 N öffentlichen Kenntnis Das Eigentum geht über, ſobald die Anordnung 17. Dezember 15 7 1 5 eſetz 51 Se D— 8 0 Perſonen bie Treſter aus dem Ausland oder ihm zugeht. 8 5 1910(Reich ⸗Geſes bk C 28, 22 5 e—— D +—— den beſetzten Gebieten einführen, haben alsbald 5(Reichs⸗Geſetzoöl. S. 6083) und vom 28. März 1 N 4 8 Wende 2 ö Pinzel Stahlspähne Spiritus Fussbudenlacke empfiehlt Fussudenhi-Ersaiz Iibellack, Uienlack, EMmaillack Ia. Leinlfürnis-ETSsaiz Bronzen Fr. Wagner's Nachf. Inh. W. HöLLS TIN 5 a Modell faconiert. Achtung! g Alle klate 2 Miickeltarke- werden sorgfältig umgepfresst, gefärbt und nach dem neuesten Billigste Berechnung zugesichert p. Stck. 28 8 ½ Pfd. 75 4 Greulich u. Herrſchler Milchschweine Ziegelſtr. Nr. 9. ju verkaufen. kräftige Burſchen Eingetroffen: Neue Salzheringe„ 229 Mannheim H 2, 1 Kliale Seckenheim, Friedrichſtr. 59. 2 dimmer und fläche per 1. Oktober zu vermieten. Mittelſtr. No. 22. junge Zwei nicht unter 16 Jahren für danernde Arbeil gesucht. Marinaden Sardellen . 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