— Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und f Feiertagen. Der Avonnementspreis beträgt monatlich 65 Pfg. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.95. eee 8— WTV 1 Kriegschronik 1915 0 7 S r e KRovember: Der kleine Kreuzer„Undine wurde an der 6 ediſchen Küſte durch ein feindliches Unterſeeboot in den 8 dc iſſe bei N Fein ugr be iga und Dü 6g 8 grif 9 Dünaburg wurden — t f 890 er Einnahme von Kraljevo wurden 130 Geſchütze 5 Die pee drangen in der Ebene von. vor. Sm 3 5„franzöſiſche Offenſive wurde bei Prilep und 5 1 80 Wieder ein Großkampftag erſter Ordnung an der Uienme— am Reformationsſonntag. Was auf feind⸗ Die Seite ins Gefecht zu führen war, wurde aufgeboten. ber anze Feuerkraft der Artillerie wurde eingeſetzt, ſagt aner agesbericht. Wer vermöchte ſich von dem Toben don 2 achen Schlacht, wo die Gefechtslinie eine Länge aße 9 Kilometer erreicht, noch ein Bild zu machen! Und re herrlichen Truppen haben unter der trefflichen ei g. der Generale von Below, Marſchall, Teeberlaan g. und Garnier dem Feind eine ſchwere C. lage beigebracht. Ein winziger Geländegewinn am d bonne aft Walde iſt alles, was er dagegen errei⸗ * nte.— uit Dieſe mörderiſche Schlacht fällt zeitlich zuſammen dec der Erhebung Polens zum ſelbſtändigen König⸗ land und mit der Ausgeſtaltung Galiziens zum Kron⸗ penn mit eigener Verwaltung. Es wäre merkwürdig, gän das ein bloßer Zufall wäre. Die genannten Vor⸗ landet im Oſten, die an ſich ſchon von großer Bedeu⸗ mt ſind, dürften aber doch mit den äußerſten Kraft⸗ mit degungen an der Somme und wahrſcheinlich auch han er neunten Iſonzoſchlacht in einigem Zuſammen⸗ olg ſtehen, wenn auch die Verbindungsfäden noch nicht Vier ulegen ſind. Aber daß man in den Kreiſen des 0 verhands mit Rußland nicht mehr ganz zufrieden date daß gewiſſe Spannungen zwiſchen England und kits be einerſeits und dem großen Oſtreich anderer⸗ ifo zeſtehen, das pfeifen die Spatzen vom Dache. Wenn am detzt ſo eine Rieſenſchlacht an der Somme oder arſt einen entſcheidenden Erfolg für die Entente derſtand enn der deutſche und öſterreichiſch⸗ungariſche Wi⸗ ein 5 erleiden würde, ſo müßte das für Rußland zinzuſe porn ſein, ſeinerſeits noch einmal alle Kräfte der rh en, um das Ende herbeizuführen. Aber au bluti ſiſchen Front ict nach dem Tagesbericht an dem en fe Sonntag überhaupt nichts geſchehen und in donen ben zwei Wochen trugen die dortigen Opera⸗ Die hr den Charakter von örtlichen Kämpfen. licht utente mag wohl der Anſicht ſein, daß Rußland dem duchr ſo recht bei der Sache ſei, namentlich nach⸗ ſer gefall rumäniſche Abenteuer ſo gründlich ins Waſ⸗ i der en war und die„große Offenſive“ des Markt⸗ Tas le Sarrail ſich als völlig mißglückt erwieſen hatte. len deebitime Griechenland iſt im Begriff, die Rebel⸗ bring Venizelos mit Waffengewalt zur Ordnung zu 0 könnt und wenn der Stein einmal im Rollen wäre, nieng ten der Entente auf dem heißen Boden Mazedo⸗ haben age Verlegenheiten entſtehen. Nebenhei bemerkt, ſeigeführt zur Unterſtützung der Somme⸗Offenſive her⸗ den ſeit en ruſſiſchen Truppen den franzöſiſchen Bo⸗ 5 einiger Zeit wieder verlaſſen, und niemand ſie ſind. Man vermutete ſie ſchon in Sa⸗ 2 önnen aber auch wo anders ſein.— Nun, nen ire Ende Nebenſache. Wichtig iſt, daß mit den Aufforder rlagen an der Somme und am Iſonzo die erung an Rußland wirkungslos geblieben iſt. „ Die Ereigniſſe im Weſten. 4. Der franzöſiſche Tagesbericht. * 2. 6, Nov. Ut bolt ihr 7 je VF „ma des Tages mehrere erſolgreiche Angri us Sehölz acgten in der Gegend en 8 0 1 5 5 8 Vaaſt eine Reihe wertvoller Fortſchritte. e undert Men Sailly⸗Sailliſle haben wir unſere Linine oben. Oeftli ſeter in der Richtung nach Transloy vor⸗ Der e 5 Offiziere en worden. Wir machten 522 Gefangene, darünter ein 9 Amtsblatt der Bürgermeister amfer Secenheim, Hvesheim, Nedxarhansen nud Edingen. Druck und Verlag von Gg. Zimmermann, Seckenheim. 5 1 2 Sechkeneim, Dienstag, den 7. Nubember 1018. e e eee, gag FFPDFbVVCVVVVVVVVDVVVVVVCVCVCVCVVVVUVVVVVVVVVVVVÄVVÄVÄVTVEEETWWWW Grosskampftag an d haben das Dorf Vaux Rvollſtänoig beſetzt. Der engliſche Tagesbericht. Wer. London, 6. Nov. Heeresbericht vom 5. November: Wir griffen heute an mehreren Punkten unſerer Front an, er⸗ zielten Jortſchritte und machten einige Gefangene. Im Zentrum machten wir auf einer Front von über 1000 Meter Jort⸗ ſchritte und verſicherten uns hochgelegenen Geländes in der Nachbarſchaft von Butte Warlencourt. Das Wetter iſt weiterhin ſtürmiſch. f Der Krieg zur See. Berlin, 5. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Am 4. November abends iſt das deutſche Unterſeeboot„U 20“ im Nebel nördlich Bovbjerg an der weſtjüti, hen Küſte feſtgekommen. Alle Abſchleppverſuche der ſofort zur Hilfe gerufenen Torpedoboote blieben erfolglos.„U 20“ wurde daher am 5. November, mittags, geſprengt, nachdem die Veſahung von unſeren Torpedobooten geborgen war Berlin, 6. Nov. Die engliſche Kriegsflotte hat bisher 44 Linienſchiffe und Kreuzer mit zuſammen 501 550 Tonnen verloren; die Hilfskreuzer, Kanonen⸗ boote, Zerſtörer, Unterſeeboote ſind dabei nicht einge⸗ rechnet. London, 6. Nov. Lloyds melden: Die engliſchen Dampfer„Olan“,„Leslie“ und„Statesman“ ſind ver⸗ ſenkt worden. N Die Lage im ODſten. Sonderfrieden mit Rußland? G. K. G. Zürich, 6. Nov. Aus Stockholm wird gemeldet, daß in Haparanda eine Zuſammenkunft von hervorragenden deutſchen und ruſſiſchen Perſönlich⸗ keiten wegen eines Friedensſchluſſes ſtattgefun⸗ den habe.(Das Pariſer Hetzblatt„Matin“ berichtet, daß zwiſchen Deutſchlaud und Rußland ſich wichtige Dinge in diplomatiſcher und militäriſcher Hinſicht vor⸗ bereiten. Aehnliche Gerüchte haben ſich ſeit 3.4 Wo⸗ chen hartnäckig erhalten, aus naheliegenden Gründen konnte aber nicht näher darauf eingegangen werden. D. Schr.) Der rumäniſche Tagesbericht. WTB. Buhareſt, 6. Nov. Amtlicher Bericht von geſtern. Nord⸗ und Nordweſtfront: An der ganzen Westgrenze der Moldau bis Predelus hat ſich die Lage nicht geändert. Im 1 ſchlugen wir mehrere feindliche Angriffe zurück. egen abend gelang es dem Feind, einen Teil unſerer Gräben auf dem Dihamu⸗Berge nordweſtlich von Azuga zu beſetzen. In der Gegend von Dragoslavle und auf dem linken Ufer des Alt wurden mehrere feindliche Angriſſe abgeſchlagen. Im Tale des Jiu dauertd je Verfolgung an. Wir machten mehrere Ge⸗ fangene. Bei Orſova iſt die Lage unverändert. Südfront: Ueberall längs der Donau wechſelſeitige Beſchießung. In der Dobrudſcha leichte Gefechte. N D. 2 2 2 Der Krieg mit Italien. WTB. Wien, 6. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 6. November 1916: i Italieniſcher Kriegsſchauplatz: Im Küſtenlande hat die Angriffstätigkeit der Italiener bedeutend nachgelaſſen. Dem Maſſeneinſatz der Infanterie entſprechend waren ihre Verluſte in den letzten Schlachttagen außerordentlich ſchwer“ Geſtern war das Artilleriefeuer nur bei Biglia, Hudi Log und weſtlich Jamniano lebhafter. Bei Biglia wurde vorgehende feindliche Infanterie durch Feuer ab⸗ gewieſen. 5 Der italieniſche Tagesbericht. Was. Nom, 6. Nov. Amtlicher Bericht von geſtern: Im Brandtal, im Gebiete des Monte Paſubio und auf der Hochfläche von Aſtago iſt die Artillerie des Gegners geſtern ſehr tätig geweſen. Im Travignolo⸗Tal machte der Feind, nachdem er eine Ablentung auf den Col Brieon verſucht hatte, fünf aufeinander folgende heftige Angriffe gegen unſere Obſerva⸗ torium⸗Stellung an den Abhängen der Eima Bocche. Jedes⸗ mal mit ſchweren Verluſten zurückgeſchlagen, wurde er ſchließlich durch Gegenangriff mit dem Bajonett verſprengt. Unter den zahl⸗ reichen auf dem Kampfgelände gebliebenen feindlichen Leichen fand man die von vier Offizieren. Im Gebiete öſtlich von Görz und auf dem Karſt waren unſere Truppen geſtern damit beſchäftigt, trotz verſuchter Störung durch die feindliche Artillerie die erreichten Stellungen zu befeſtigen. Durch kleine Angriffs⸗ unternehmungen erweiterten ſie den Beſitz im Abſchnitt füdlich der Straße von Opacchiaſella nach Caſtagneviea und machten etwa 200 neue, zum großen Teil Verwundete, oder auf dem Schlachtfeld verſprengte Gefangene. Bei den Unternehmungen vom 1 bis 4. November ſind insgeſamt 8982 Gefangene, da⸗ runter 270 Offiziere, in unſere Hand gefallen. amit ſteigt die Zahl der an der Front der Juliſchen Alpen vom 5. Auguſt bis heute gemachten Gefangenen der feindlichen Armee auf 40 363, darunter 1008 Offiziere. Neues vom Tage. Preſſeſtimmen über die Schaffung des König⸗ reichs Polen. In der„Täglichen Rundſchau“ wird geſagt: Das deutſche Volk wünſcht in allen ſeinen Teilen einen Ausgleich mit Polen und wird ſich freuen, wenn ſich die Hoffnung auf eine gute Nachbarſchaft und ein auf Waffengemeinſchaft gegründetes Bünd⸗ nis mit dem freien Polen verwirklichen würde. Die„Kreuzzeitung“ ſagt: Der Umſtand, daß jetzt ein ſo weſentlicher, an ſich nicht zweiſelsfreier Teil der Friedens⸗ frage vorweg genommen wird, wird nicht ohne ſchwerwiegenden 8 auf die Ausſichten der Beendigung des Krieges ſein. Die„Deutſche Tageszeitung! ſchreſbt: Die amtlichen Mit⸗ teilungen über eine ieberherſtellun des Königreiches Polen bedeutet in formeller Hinſicht, daß eine der wichiaſten Kriegs, Inſertsionspreis⸗ Die einſpaltige Petitzeile 15 Pfg., Reklamen 30 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. 5 Fernſprechonſchluß Nr. 16. 77 T 8 e 18. Iahrgang e er Somme. ielentſcheidungen gettoſſen worden ißt, ohne daß dem deut⸗ ſchen Bolke vorher Gelegenheit geboten wäre, ſeine Meinung über dieſe Frage zu faber Bekanntlich hat die Regierung wiederholt geſagt, ſie werde ſo früh die Erörterung der riegs⸗ iele 1 daß es dem deutſchen Volte möglich ſein werde, 5 nſichten und Wünſche rechtzeitig zum Ausdruck zu bringen. Run hat die Regierung in einer Frage, die an Bedeutung ſchwerlich einer anderen nachſteht, ſich nicht in der Lage ge⸗ ſehen, ihre 5 85 einzuhalten. Wir wiederholen deshalb die Forderung, die Erörterung der Kriegsziele endlich freizugeben. Die Regierung ſollte ſich darüber keiner Täuſchung hingeben, daß das Verbot der Kriegszielerörterung jetzt noch drückender em⸗ pfunden werden müſſe, als bisher. Wir ſtehen der Errichtung eines ſelbſtändigen polniſchen Staatsweſens nach den großen Umwälzungen, die dieſer Weltkrieg gebracht hat, nicht grund⸗ ſätzlich ablehnend gegenüber, aber ein ſolcher Schritt rollt nicht nur die polniſche, ſondern auch die deutſche Lebens frage auf. Ob und wie weit dem Rechnung getragen wird, läßt ſich erſt überſehen, wenn die geſamten Wirkungen des Kriegszuges auf die europäiſche Landkarte und die deutſche Macht, und wenn die Sicherheiten bekannt ſein werden, die hier im deutſchen Intereſſe notwendig ſind. Freiherr v. Zedlitz, der Führer der preußiſchen. e vativen, weiſt in der„Poſt“ auch darauf hin, daß das deutſche Volk im ganzen durch das Zweitzaiſermanifeſt vor eine voll⸗ endete Tatſache geſtellt ſei, und daß die Reichsleitung deshalb allein und in vollem Umfange die Verantwortung für die eplante Löſung der polniſchen Frage trägt. Es 5 nur zu fehr zu befürchten, daß der erſte Eindruck der weikaiſer⸗ proklamation auf die davon überraſchte Bevölkerung nichts weniger als erhebend ſein wird. Für die Erfüllung der pol⸗ niſchen Wünſche hat das deutſche Volk die ſchwerſten 7755 an Gut und Blut doch wahrhaftig nicht gebracht. In Wirklich⸗ keit iſt ja aber Abſicht und Ziel der Reſchsleitung bei Wieder⸗ herſtellung der polniſchen Selbſtändigkeit in der Hauptſache auf die Wahrung wichtiger deutſcher Intereſſen gerichtet. Sie bezweckt, dem Deutſchen Reich durch Schaffung des. Polen ein beſonders verteidigungsfähiges Maſſiv gegen Ruß⸗ land zu ſichern. Die daurende Weſtorientierung Polens 15 eint nur in dem Falle wirklich geſichert, wenn Polen ſelbſt 1 zu Gedeih und Verderb mit dem Deutſchen Reich ſich verbunden fühlt. Von beiden Teilen, der Reichsleitung und den Polen, ſind eine ganze Reihe von Vorausſetzungen zu erfüllen, wenn der Wurf des ſelbſtändigen Polens gelingen ſoll. Von dem Maße, in dem dies geſchieht, wird das Endurteil 0 Die„Bekliner Neueſten Nachrichten“ reiben: Da wir den Anſpruch erheben, als Politiker zu denken, ind wir niemals Dogmatiker. Nicht ſtört uns daher an 5 as Un⸗ ewohnte, nicht ſchreckt uns als ſolcher der„kühne Schritt“. ber nur Kühnheit, die aus Kraft und voller Erkenntnis kommt, hat die Weisſagungen möglicher Erfolge für ſich. Das Fundament, von dem aus man hinausſchreitet, muß feſt ge⸗ ründet ſein. Praktiſcher Bürgſchaften bedarf es daher an erſter Stelle und die müſſen entweder in den Dingen ſelber liegen, oder durch Staatsmannskunſt den Dingen aufgezwungen werden. In zweiter Reihe ſind dann militäriſche Bürgſchaften nötig. Hier endet ſcl on, war wir zu ſagen haben. Gott ſegne Deutſchland. Galizien erhält Selbſtverwaltung. Wien, 6. Nov. Zugleich mit der Erhebung Polens zum ſelbſtändigen Königreich hat Kaiſer Franz Joſeph dem Lande Galizien die Selbſtverwaltung bis zum vollen Maß deſſen, was mit ſeiner Zugehörigkeit zur ſtaatlichen Geſamtheit und mit deren Gedeihen im Einklang ſteht, verliehen. Die unterbliebene Kanzlerrede?⸗ Berlin, 6. Nov. Wie verlautet, wird der Reichs⸗ kanzler am Donnerstag, den 9. ds. Mts. im Hauptaus⸗ ſchuß des Reichstags an Stelle der beabſichtigten Rede im Plenum vertrauliche Mitteilungen über die auswärtige Politik machen. 4 33 Berlin, 5. Nov. Zur Förderung der Leipziger Meſſe hat der Reichstag mit allen gegen die Stimmen der ſozialdemokratiſchen Arbeitsgemeinſchaft beſchloſſen, einen angemeſſenen Beitrag in den nächſten Haushalt ein⸗ zuſtellen.— Zu dem Verlangen der Zuckerfabriken, den Preis für Rohzucker von 15 auf 25 Mk. zu erhöhen, bemerkte der ſoz. Abg. Schmidt in der Sitzung am Samstag: Das überſteigt doch alles, was man ſelbſt von dieſen Herren erwarten konnte. Schon bei dem Vor⸗ jahrpreis von 12 Mk. waren die Raffiniergewinne von. 20—30 Prozent bei rieſigen Abſchreibungen drei⸗ bis viermal ſo hoch als im Jahr zuvor.(Hört! hört! bei den Sozialdemkrateon.) Dieſe unerhörten Anforderungen ſind ſcharf zurückzuweiſen; die im Krieg erfolgte Er⸗ höhung von 9,50 auf 15 Mk. iſt wahrlich genug! Der Krieg in Oſtafrika. We. Lo don, 6. Nov. Eine kleine engliſche Gruppe in Stärke von 50 Mann mit 3 Kanonen wurde gezwungen, eine 8 Stellung zwiſchen Jringa und Ngominji zu räumen. nachdem ſie 5 Tage lang einer achtmal ſtärkeren Abteilung Widerſtand geleiſtet hatte. Etwa die Hälfte der Beſatzung entkam, nach⸗ dem ſie die Geſchütze unbrauchbar gemacht hakte. Am 30. Okt. ſtürmten unſere Truppen erfolgreich feindliche Stlelungne weſt⸗ lich des Rufidji⸗Fluſſes.. Der türkiſche Krieg. Der Religionskrieg in Abeſſynien. Addis Abeba, 5. Nov. Nach einer von engliſcher Seite ſtammenden Meldung iſt Ras(Herzog) Michael, der Vater des abgeſetzten Negus(Negus Negeſti König der Könige, d. h. König der über die verſchiedenen Pro⸗ vinzen des 605 000 Geviertkilometer umfaſſenden Reichs geſetzten Vizekönige oder Herzöge) geſchlagen und der zu ſeinem Vater geflohene Negus Lidſch Jeaſſu mit einem großen Teil des Heeres gefangen genommen wor⸗ den.(Nach italieniſcher Meldung iſt Ras Michael ge⸗ fangen und Jeaſſu geflohen.) Lidſch Jeaſſu iſt, wie mit⸗ geteilt, der Sohn Ras Michaels und der älteſten Tochter des verſtorbenen Kaiſers Menelik II. Er war vor. einiger nichts da iſt. Zeit durch die Partei der zweiten Witwe Meneliks Uiſero Taitu und des Oberbiſchofs Abuna Matthäos— die Abeſſynier bekennen ſich zu einem jakobitiſch⸗monophyſi⸗ tiſchen, übrigens durch islamitiſche, jüdiſche und andere Einflüſſe ſtark zerſetzten Chriſtentum— abgeſetzt und ſtatt ſeiner die 2. Tochter aus Meneliks erſter Ehe, Uiſero Zeodite, ſeine Tante, auf den Thron erhoben worden. Menelik II. ſoll von ſeiner zweiten Frau Uiſero Taitu vergiftet worden ſein. Ras Michael war vor ſeiner Ver⸗ heiratung Mohammedaner und galt als das Haupt der islamitiſchen Partei, jedoch war ſeither die religiöſe Ver⸗ ſchiedenheit ohne Einfluß auf das Staatsleben geblieben, bis der engliſche Geſandte, Theſiger, nach dem Tode Meneliks, an dem er nicht gans unbeteiligt ſein ſoll, durch Aufreizung das Volk der Abeſſynier in zwei Reli⸗ gionslager ſpaltete. Der gegenwärtige Krieg iſt alſo ein Religionskrieg im politiſchen Intereſſe Englands. Bemerkenswerte Worte aus der letzten Reichstagsſitzung. In der Reichstagsſizung am Samstag ſprachen der Vorſitzende der deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft Graf von Schwerin⸗Löwitz und Präſident von Ba⸗ tocki Worte, die von großem allgemeinem Intereſſe ſind. Zu den Ernährungsfragen äußerte ſich Graf von Schwerin folgendermaſten: f Die Landwirte waren die erſten, die Höchſtpreiſe verlangt haben. Ich habe bereits vier Wochen nach Kriegsausbruch es im Namen aller meiner Berufsgenoſ⸗ ſen abgelehnt, aus der Kriegszeit Konjunkturgewinne zu ziehen. Im Vergleich zu den andern Ländern iſt die Preisfrage bei uns glänzend gelöſt. Die Hauptſache iſt allerdings, für die nötigen Vorräte zu ſorgen; in zweiter Reihe kommt die richtige Verteilung, und erſt dann kommt die Preisfrage. Auch für den Aermſten iſt es immer noch beſſer, teuer zu kaufen, als daß gar Der Präſident von Batocki hat ja zwei⸗ fellos einen ſchweren Stand. Wir wiſſen, daß er oft manchmal wohl auch gegen ſeine beſſere Ueberzeugung Konzeſſionen machen muß, aber dieſe Konzeſſionen dürfen nicht ſo weit gehen, daß die Produktionsluſt der Land⸗ wirtſchaft eingeſchränkt wird. Die Einführung eines landwirtſchaftlichen Produktionszwanges wäre der Gipfel des Unfugs. Manche Landwirte und Landwirtsfrauen wären froh, wenn ſie ihre Güter für eine Zwangsbe⸗ wirtſchaftung zur Verfügung ſtellen könnten. Bei der Zwangsbewirtſchaftung würde was Schönes herauskom⸗ men.(Sehr richtig! rechts.) Woher will man zudem die Arbeitskräfte dazu nehmen? Die Beſchaffung von Munition und von Nahrungsmitteln ſind jetzt die Haupt⸗ aufgaben. Alles andere muß dahinter zurücktreten. Trotz der Mängel und Schwächen unſerer Ernährung haben wir keine Urſache, in unſerer feſten Zuverſicht wankend zu werden. Unſer Volk iſt weiter imſtande und ent⸗ ſchloſſen, alles zu leiſten. Wer das nicht glaubt, kennt unſer Volk nicht. Zu der Steigerung der Produktion durch Ur⸗ barmachung von Mooren ſagte Graf von Schwe⸗ rin: Bekanntlich beſteht die größte Schwierigkeit, für die Steigerung unſerer Hektarerträge, d. h. der Er⸗ age von einer gegebenen Anbaufläche in dem Man⸗ gel an ausreichendem Stickſtoffdünger. Während wir unſere Böden mit mineraliſchem Kunſtdünger(Kali und Phosphorſäure) noch immer ausreichend verſorgen können, fehlt uns der Stickſtoff. Wir beſitzen aber glück⸗ licherweiſe in Deutſchland eine Bodenart, welche über⸗ reich an Stickſtoff iſt und daher einer Zufuhr hieran nicht bedarf, das ſind unſere Moorböd enn. Es werden ſich deshalb wirklich hohe Erträge während des Feh⸗ lens von Stickſtoffdünger nur auf einigermaßen gut kul⸗ tivierten Moorböden erzielen laſſen. Und ich bin des⸗ halb nicht der Meinung des Herrn Präſidenten des Kriegsernährungsamtes, die er in der Kommiſſion aus⸗ ſprach, daß es falſch ſein würde, jetzt verfügbare Ar⸗ beitskräfte zu Moorkulturen zu verwenden. Ich bin im Gegenteil der Meniung, daß es gerade unter den gegenwärtigen Verhältniſſen und nachdem unſetre Hackffeuchternte geborgen ſein wird, gar kein anderes Mittel gibt, mit dem wir imſtande wären,— ganz abgeſehen von dem Gewinn für unſere Landeskultur, ſchnell zu vermehren, als die umfangrei hſte Verwendung irgendwie verfügbarer Kriegsgefangener zur Kultivie⸗ rung und Bebauung unſerer Moore. Nach meiner Erſcheung— und ich habe eine mehr als dreißigjährige Erfahrung auf dieſem Gebiete— kann ein Aubeiter, alſo auch ein Gefangener, durchſchnittlich in ſechs Win⸗ termonaten drei Morgen gleich/ Hektar beſandete Moorkultur herſtellen, ſie während der Sommermonate mit den darauf angebauten Früchten vollſtändig bear⸗ beiten und daneben noch einen Morgen gleich ½ Hektar Kultur herſtellen. Man kann alſo im ganzen Jahr von jedem Arbeiter oder Gefangenen unter mittleren und nicht zu ſchwierigen Verhältniſſen die Herſtellung und Bearbeitung von 1 Hektar Kultur erwarten. Ich ſelbſt habe ſo im vergangenen Winter in 6 Monaten mit 40 Ruſſen 30 Hektar gleich 120 Morgen beſandet. Der Ertrag war: an Kartoffeln 108 Zentner pro Morgen gleich 432 Zentner pro Hektar(gegen 47 Zentner pro Morgen auf meinen Höhenboden, alſo auf dem Moor über das Doppelte), an Speiſerüben 350 Zentner pro Morgen gleich 1400 Zentner pro Hektar. Anderwärts, z. B. im Randowbruch bei Stettin ſind auf viel größeren Flächen im vergangenen Jahre in mancher Hinſicht noch ſehr viel günſtigere Erfolge erzielt worden. Von 1250 Gefangenen wurden in 300 Arbeitstagen 8000 Morgen urbar gemacht und gleichzeitig beſtellt und bearbeitet. Die Arbeitsleiſtung jedes Mamnes betrug alſo über 6 Morgen oder 1½ Hektar. Von den 8000 Morgen wurden in dieſem Jahre etwa 800 Morgen mit Gemüſe aller Art beſtellt. Der Ertrag ſtellt ſich auf rund 125 000 tr., womit die Stadt Stettin während des ganzen Jahres neichlich und zwar immer zu Preiſen verſorgt werden konnte, die mindeſtens 25 Prozent unter den Marktpreiſen lagen und daher dieſe weſent⸗ lich verbilligten. N ö a Jedenfalls kann auf unſeren Mooren, deren uns ja etwa zwei Millionen Hektar zur Verfügung ſtehen, jeder Gefangene im Laufe eines Jahres bei einigermaßen ünſtigen Verhältniſſen ſchon für die erſte Ernte 400 tr. Kartoffeln oder 1200 Ztr. Gemüſe(Speiſerüben, Kohl uſw.) erarbeiten. Würden wir alſo in dieſer Weiſe 300 000 Gefangene verwenden, ſo würden dieſe jährlich 120 Millionen Zentner gleich 6 Millionen Tonnen Kartoffeln— rund 2 Ztr. für jeden Kopf un⸗ ſerer Bevölkerung— oder das Dreifache an Gemüſe erar⸗ beiten können—, und zwar auf bisher völlig ertrag⸗ loſem Boden. Von der Teuerung führte der Redner aus: Es gibt heute kaum noch einen anderen kriegführenden oder neutralen Staat in Eu⸗ ropa, in welchem die Preiſe der Lebensmittel im gan⸗ zen und namentlich der Hauptnahrungsmittel der är⸗ meren Bevölkerung ſo niedrige wären, wie bei uns. Das mag verwunderlich klingen und doch iſt es ſo. Ich habe mir geſtattet, Ihnen als Anhang zu einem kleinen Aufſatz über dieſe Frage eine kurze Zu⸗ ſammenſtellung der heutigen Lebensmittelpreiſe in den kriegführenden und eingen neutralen Staaten zu über⸗ reichen, aus welchem Sie die Richtigkeit dieſer meiner Behauptung erſehen wollen. i In England koſtet heute der Quarter Manitoba⸗ weizen 77,6 sh. Das macht für die Tonne 364 Mk. nach dem Friedenskurs der Mark, und 492 Mk. nach dem heutigen Kriegskurs,— alſo nach dem Friedens⸗ kurs berechnet immer noch 104 Mk. für die Tonne mehr als unſer Höchſtpreis.(Hört! hört!) In der Schweiz koſtet die Tonne Weizen heute 484 Mk., in Italien über 418 Mk. Brot, Kartoffeln, Zucker ſind durchweg do p⸗ pelt ſo teuer als bei uns. Wenn wir heute unſeren Weizen aus dem Ausland beziehen müßtem, würde uns die Tonne frei Hamburg 460 Mark koſten.(Hört! hört!) Und doch betrach⸗ tet man in dieſen Ländern— auch gerade in England — dieſe gewaltigen Preisſteigerungen durchaus nicht als das Bedenklichſte an der Lage. Sondern allein die Vor⸗ ratsfrage— die Frage, ob es bei dem ſtarken Rückgang der ganzen Weltproduktion von Getreide mög⸗ lich ſein wird, den engliſchen Markt noch weiter ausrei⸗ chend zu verſorgen, das iſt es, was heute den engliſchen — unſere Lebensmittelvorräte ſo durcharcifend und ſo Staatsmännern die ſchwerde Sorge ber itet. Vor etwa a—— 5. 5 5 3 Wochen hat bekaantlich die engliſche Regierung ganz plötzlich zu allgemeiner Ueberraſchung ihren Entſchluß angekündigt, in dem Freihandelsland England die Ge⸗ treideverſorgung des Landes ſelbſt in die Hand zu neh⸗ men, d. h. zu verſtaatlichen. Die geſamte engliſche Preſſe aber iſt mit der Regierung darin vollkommen einig, daß es nicht die Preisfrage— nicht die dreimal ſo ſtark als bei uns geſtiegenen Preiſe ſeien —, ſondern ganz allein die Vorratsfrage, welche eine ſo tief einſchniedende Maßregel rechtfertigen könne. Der Präſident des Kriegsernährungsamts, von Ba⸗ 3 1 8 richtete folgende Mahnung an das deutſche Volk: Die Machtbefugniſſe des Kriegsernährun samts ſind weniger weſentlich als der gute Wille aller Beteiligten. Es wird keine notwendige Maßmahme unausgeführt blei⸗ ben. Die Sorge über ein Nachgeben gegen politiſche Richtungen iſt unbegründet. In den letzten 5—6 Mo⸗ naten habe ich oft übereilt arbeiten müſſen. Die Vor⸗ ratspolitik findet ihre Grenzen im augenblicklichen Be⸗ darf. Kartoffeln müſſen ſchon vor dem Winterfroſt verteilt und eingelagert werden. Der Bedarf iſt gegen den Frieden verdreifacht, und ſolche Mengen können im ſtrengen Winter nicht transportiert werden. Die volkstümliche Zuſammenfaſſung der Vorſchri en ſoll er⸗ folgen. Im Winter wollen wir die Obſt⸗ und Gemüſe⸗ verſorgung beſſer vorbereiten, als ſie war. Friſche Fi⸗ ſche laſſen ſich kaum beſchlagnahmen. Ohne Beſchlag⸗ nahme iſt aber eine Preisherabſetzung unmöglich, denn dann käme nichts mehr auf den Markt, und niemand hätte etwas. Wir wollen aber ſoweit als möglich re⸗ geln. Die erſten Monate der Viehhandelsrege⸗ lung ſind vorüber. An die Herabſetzung der Pro⸗ viſionen kann jetzt herangegangen werden. Die abſoluten Temperenzler glauben jetzt ihre Zeit gekommen; ſie gehen mit einer Rückſichtsloſigkeit vor, der man nur mit etwas Humor beikommen kann. Der Krie iſt nicht die Zeit, unſere ganzen Volksſitten von Grun auf zu ändern. Von einer Vermalzung von 900000 Tonnen Gerſte iſt keine Rede mehr; es wird eine ſehr erhebliche Herabſetzung erfolgen. Der Ernährungs⸗ beirat wird in acht Tagen über den Zucker beraten. Sein Anbau erfordert beſonders viel Kräfte. Es müſſen Mittel und Wege gefunden werden, beim Zuckeranbau die Leutenot zu mi dern. Die Stickſtofferzeugung wird aufs äußerſte angeſpannt, ihre Leiſtung iſt eine Frage 3 der Maſchinenherſtellung und der Arbeitskräfte. Ich habe durch mein Amt rung. Ich kann nicht verhehlen, daß mich da manche 2 Sorge beſchleicht. Daß die Begeiſterung der erſten Kriegsmonate nachläßt, iſt ſelbſtverſtändlich. wiſſe Erſcheinungen treten doch mehr als früher hervor. Propter invidiam iſt es den Römern ſchlecht ergangen; und dieſer Neid iſt auch bei uns. Die Gefahr, daß der eine den andern nicht mehr verſteht, iſt viel größer geworden. Der ſtädtiſche Verbraucher beurteilt den Land⸗ mann nach ſeinem reichen Tiſch am Sonntag; der Som⸗ merfriſchler kauft mit gefülltem Beutel den Anſäſſigen auf dem Land das Letzte weg und hat dann noch nicht einmal den Takt, über das Vergnügen, das er genoſſen hat, zu ſchweigen, ſondern erzählt noch, was alles er an Milch und Honig dort gefunden hat. Die Bezie, hungen zwiſchen Stadt und Land ſind dadurch nicht verbeſſert worden. Von den Sorgen und Mühen des Alltagslebens auf dem Lande machen ſich dieſe Beurteiler keine Vorſtellung. Der Landwirt beurteill den Städter nach ſeinen gelegentlichen Beſuchen in der Stadt, nach den Hotels, nach dem Straßenleben der Großſtadt, nach den Lokalen, nach den Kleidern. ö gibt unter den Bewohnern auch einige, die gewiß! auch im Krieg der Spezies der Lebemänner und Lebe“ frauen angehören, unter denen ja jedes Volk zu lei⸗ den hat und die einen un ſympathiſchen Eindru in unſerm Volksleben bilden. Aber es gibt auch ſehr viele andere, die haben am Tage angeſtrengte Arbeit und ſuchen des Abends Erholung. Die Ueberzeugung doch von der Notwendigkeit, daß dieſe Leute ausreichend ernährt werden müſſen, damit ſie geſteigerte Arbei leiſten können, muß erſt allgemein werden. Das Feh⸗ len der Kameradſchaftlichkeit iſt ein Zuſtand, Der ata i eben Len, rde Tur, Die Herrin von Dernot. 4 Von Edmund Hoefer. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) 5 Baron Treuenſtein blieb wieder ſtehen.„Sehen Sie hin, mein Freund,“ ſagte er hinausdeutend, und man hörke es wohl, daß er die Schönheit des Morgens und die Anmuk der Ausſicht wirklich tief empfand,„iſt das nicht ein voller Erſaß für das bischen Unbequemlichkeit?“ „Charmant, ganz charmant, wie ich ſagte!“ verſetzte er Kammerherr kopfnickend, und indem er mit Grazie eine kleine Priſe nahm.„Es verſteht es nur nicht Jeder zu würdigen. Und wie mir ſcheint, mein armer Freund,“ fügte er mit einer Art von Schalkhaftigkeit hinzu, wäh⸗ rend ſein Auge die Terraſſe überflog und durch die ge⸗ öffneten Flügeltüren auch in den anſtoßenden Muſikſaal zu dringen ſuchte,„gibt es hier ſelbſt bei Ihnen hartnäckige Ungläubige. Unſere Damen—“ „Fehlgeſchoſſen, alter Freund!“ lachte Treuenſtein. „Meine Schweſter haben Sie ſchon— wir beſprachen vor Ihrem Erſcheinen bereits alles Mögliche, wie Kunigunde es liebl. Die Jungen aber— artig gegen ſie iſts nicht, allein wie hält man ſolche Eidechslein? Die ſind vermut⸗ lich längſt über alle Berge.“ Der Kammerherr wiegte ein wenig ungläubig das Haupt.„Frühſtücken Sie denn nicht mit Ihnen d“ „Frühſtücken— was wiſſen junge Mädchen vom Frühſtücken!“ meinte der Baron launig.„Was wiſſen ſie überhaupt vom Eſſen?“ Wie ſie's aushalten, weiß ich nicht, das Kapitel von der Ernährung junger Damen iſt bekanntlich eines der dunkelſten—“ In dieſem Augenblick kam, dem alten Diener nach, der den Kaffeetiſch aufzuräumen begann, eine bejahrte Dame aus dem Saale hervor und auf die Herren zu. Sie ſah ſehr aufgeregt aus, und ihre Hände zitterten nicht minder wie ihre Stimme, da ſie, den Aermel des Barons faſſend und ſich zu ihm neigend, flüſterte:„Gott im Him⸗ mel, Bruder, ſie ſind fort— fort!“ —* men ſollen, waren dieſe Worte nicht geweſen, allein dem Baron ſchien es auch gar nicht um ein Geheimnis zu kun zu ſein.„Hören Sie, Broſe?“ rief er lachend aus, „was ſagt' ich Ihnen? Hinein in's Blau!“ Und ſich gegen die Schweſter wendend, fügte er ſcherzend hinzu: „Alſo, meine beſte Kunigunde, beruhige Dich. Wir ſind ſchon vorbereitet.“ 5 Die Dame hatte während dieſer Antwork ihre aus den Halbhandſchuhen hervorſehenden Finger mit nervöſer Unruhe ineinander geſchlungen, ja ſogar ein wenig knacken laſſen. Jetzt ſenkte ſie die Rechte in die Taſche des Mor⸗ genkleides und ſagte dazu zitternd wie vorhin:„Du miß⸗ verſtehſt mich, Leopold, es iſt da nichts zu ſcherzen— aber ich kann hier—“ 5 Herr von Broſe fing den Blick auf, der zu ihm hin⸗ überſtreifte.„Meine Freunde,“ ſprach er mit einem ge⸗ wiſſen teilnehmenden Wohlwollen,„ich bitte Sie! Sie werden doch nicht an mich denken? Ich—“ „Nichts da, Broſe, nichts da! Sie bleiben!“ unter⸗ brach Treuenſtein ihn etwas ungeduldig,„und Du, liebes Kind, laß es jetzt genug ſein. Freunde eben expliziert, daß die beiden Kleinen einen Morgenritt lieben—“ a „Und mißverſteht den Fall gänzlich.“ fiel Kunigunde gleichfalls gereizt ein.„Entſchuldigen Sie, lieber Kam⸗ merherr, mein Bruder will es ſo! Es iſt keiner von die⸗ ſen Morgenritten, die mir gleichfalls ein Gräuel, obgleich Du ſie ja womöglich noch darin beſtärkſt. Sie ſind fort, ſage ich Dir, fort—“ a „Fort? Was heißt das? Wohin?“ fragte der Baron noch ungeduldiger, faſt verdrießlich. „Gott im Himmel, Bruder, wie Du biſt! Wenn wir das wüßten! Ihre Jungfer iſt mit, und—“ „Unſinn, Unſinn!“ i„Ihre Betten ſind unberührt, in den Schränken und Schubladen iſt eine gräuliche Konfuſion—“ „Kunigunde, Du phantaſierſt!“ r. Lammerherr ſie hätte nicht verneht! Se ies. das!“ ſagte ſie FFF , Ich habe unſerem alten bebend und ihre Finger brachten aus der Taſche ein einigermaßen zerknittertes Billet hervor.„Das lag auf ihrem Tiſch— da haſt Du es! Das iſt Deine ſündhafte Nachſicht.“ 2 Der Bruder nahm ihr das Papier aus der Hand; Anfangs runzelte er beim Leſen ein wenig die Stirn, bald aber erholte ſich ſeine Miene immer mehr, und endli in Lachen ausbrechend rief er:„Das iſt ganz koſtbar, Broſe! dies geht auch Sie an— ſchmeichelhaft, bei Gott! Und ohne auf das entſetzte„aber Leopold!“ der Schweſter zu hören, las er:— „Tante! Wir wiſſen es durch Deine Worte und auch aus eigenen Beobachtungen, daß Herr von Heimlingen ſich Hoffnung auf Eine von uns macht und von Dir, ſowie von Papa Exzellenz in ſolcher Torheit beſtärkt wird Jetzt, wo auch der Kammerherr vermutlich in gleicher Ab⸗ ſicht auf die Andere anlangte, erklären wir Dir und Papa Exzellenz, daß wir unſere Freiheit über Alles lieben und jeden Zwang auf das Tödlichſte haſſen. Wir gehe — dann ſeid Ihr uns los. Suchet uns nicht,— Ihr werdet unſer ſtilles Aſyl nicht entdecken. Gedenket unſer, wenn Ihr es vermögt, ohne Tränen. 2 5 8 Eugenie. Esperance. „Spötterinnen, ſchöne Spötterinnen!“ ſeufzte Herr von Broſe mit einem etwas ſchmachtenden Aufblick.„Wer hätte ſolche Bosheit—“ „Warten Sie, Freund! Die Nachſchrift!“ unterbrach i ihn der Hausherr und las von neuem: 8 „Nachſchrift. Selinde— ſo haben die Uebermütigen ihre Jungfer Sophie umgetauft!— Selinde, die Aermſte, beſteht einen harter Kampf zwiſchen Liebe und Anſtand, zwiſchen Gehen und Bleiben. Der Himmel erſpare Eu 15 den Vorwurf, auch dies ſanfte Herz gebrochen zu haben durch die Härte gegen ihre Gebieterinnen. Tröſte Du 3 unſeren Gaſt, Tante, und pflanze, wenn Herr von Heime lingen ſich wirklich ernſtlich erſchießt, für uns drei Lilien auf ſein Grab. Die betrübten Obigen. 5 Fortsetzung folgt.) die beſondere Aufgabe, engg Fühlung zu halten mit den Bedürfniſſen der Bevölke⸗ Aber ge⸗ * ordentlich erſchwert. Es ſollte in jedes Ge⸗ eingehämmert werden, daß es ſich nicht bloß um as mehr Geld verdienen, um etwas mehr oder we⸗ er eſſen handelt, ſondern darum, was aus dem utſchen Volke werden ſoll. Der Aushunge⸗ blan war von Anfang an eine Hauptwaffe unſerer er. Unſer Hauptfeind England, das ein ewiges icht auf ſeine Seeherrſchaft zu huben glaubt, hoffte, daß dedaran zugrunde gehen werden. Wir haben dem ſtanden und werden ihm widerſtehen, aber nur, n wir einig und geſchloſſen vorgehen. Ich bitte 8 , helfen Sie dabei! Amerika⸗Fahrt„A 53“. N Trotz häufigen ſchlechten Wetters war Haltung und heiſterung der Offiziere und Mannſchaften von Anfang u Ende vorzüglich. Bei einem Sturm, den„U 53“ der Rückreiſe auf der Höhe der Neufundland⸗Bank berſtehen hatte, ſtand eine ſehr ſchwere, aber ſehr 1 See, bei der ſich das beigedrehte Boot vorzüglich bum ohne Waſſer auf den Turm zu bekommen. Man lte ſich in einer Alpenlandſchaft, und die Leute be⸗ e Rien vom Turm aus das grandioſe Schauſpiel. 5 ückfahrt wurde durch teilm eiſe Benutzung des Golf⸗ mes außerordentlich gefördert. Aus ſeemänniſchen uden war es in der Nähe der Neufundland⸗Bank gendig, den Golfſtrom zeitweiſe zu verlaſſen, wobei aſſertemperatur innerhalb 6 Stunden von 22 Grad lt Grad herunterſank, da das Boot während dieſer bon dem Golfſtrom in den kalten Labradorſtrom getreten war. Dieſer außerordentliche Temperatur⸗ el wurde ſehr unangenehm, beſonders von den Leu⸗ in Deck, bei den überkommenden Spritzern empfunden. er Rückfahrt wurde nördlich von Schottland wegen ten Wetters an zwei Tagen läugere Zeit unter er gefahren. 5 8 ie amerikaniſchen Marinebehörden in Newyork be⸗ en ſich liebenswürdig. Unverkennbar aber war, daß Ehef der Marineſtation ſichtlich erleichtert war, als 5 dem Kommandanten des U-Bootes hörte, daß keine Auffüllung ſeiner Betriebs- und Lebensmittel un gte. Der Kommandant bekam den Eindruck, daß, zer um ſolche gebeten haben würde, ſeitens der ben Behörden Schwierigkeiten gemacht wor⸗ adtün den. Das U-Boot wurde während ſeines etwa i udigen Aufenthalts außerordentlich ſtark, beſonders amerikaniſchen Marineoffizieren, die zum großen Se. ihren Damen kamen, beſucht. ine Kreuzertätigkeit nahm„IU 53“ nach dem Ver⸗ n Newport auf. Das erſte Schiff, welches dem ne 5 den Weg kam, war der amerikaniſche Dampfer dhen O Es koſtete erhebliche Mühe, ihn zu bewegen, zur d ffizier mit den Papieren an Bord des U-Bootes lege dt derſelben zu ſchicken. Der Kapitän gab gaben etzt Morſefunkſprüche mit neuen Anfragen und An⸗ Als er nach Durchſicht ſeiner Papiere wieder n aſſen wurde, fing er ſofort an in lebhafteſter Weiſe . men Erlebniſſen mit dem U-Boot funkentelegraphiſch itetunten. Es gelang indeſſen dem U-Boot, die Ueber⸗ ren ng der Dampferſignale durch eigenes Funken zu 0 die daf dem engliſchen Dampfer„Strathdene“ be⸗ und Veſatzung faſt ausſchließlich aus Farbigen, Chine⸗ Negern. Der verſenkte norwegiſche Dampfer Knudſen“ hatte 7500 Tonnen Teeröl für an Bord.„I 53“ hat ſeine Oelvorräte aus Dampfer nicht ergänzt, wie gerüchtweiſe ver⸗ 0 E pf chtig erk 5 2„ obm und bis dahin von dem U-Boot nur das i sofort Papiere auf das U-Boot zu ſchicken, gehißt „ Boote begonnen, ſeine Papiere und Mannſchaften in 2 möſer ſetzen. Als„U 53“ ſich ihm näherte, war iſf betrſer bereits verlaſſen. Sein Abſtand vom Feuer⸗ 1 jſtten fi ug nur einige Tauſend Meter. Im ganzen I unamerifa im Laufe der Unternehmungen von„U 53“ ind der n niſche Zerſtörer in der Nähe des Feuerſchiffes Milt eue Dampfer verſammelt, ohne ſich aber hen en Maßnahmen des U-Bootes einzu⸗ zu ſtören. 5 9*— ermiſchtes. re 42. Auf den Berliner Rennbahnen ſind in ihr Neſammelt 780 Mark in gemünztem Cold für die Reic's⸗ Sold woh worden.— Ob die Beſucher der Rennbahnen hat Katzenſte auch in Strümpfen aufbewahren. at eine euer. Auch die Stadt Friedrichroda(Gotha) be von 3 Mark jährlich eingeführt. „ di iamnslun g. er worden. 0 deen n dene am. zu eſſen Hpantor gi 5. roleo. g doe e l. uße Plan Bes 0 ſäch lich trat e ampfe hatte, uer Di Frone e ein ehe 1 dae eue 20 zu erobern und während des Winters die Ar⸗ mpf gereiche zu organiſieren, um darauf im nächſten 8 1 Rußland mit friſchen Kräften arsſechten ch der 1 5 fühlte ſich jedoch allein ſtark genug und ön en Hilfe auf die weitere Mitarbeit der Polen nen; ſo tat er alls die polniſche Volksbe⸗ er traute den Polen nicht. Sie war und 8 95 er war es der die polniſche Begeiſterung der Polen mit ſeiner kühlen Erklärung an Wivyckt für immer niederschlug. ach ſeiner Erklärung, die ſeinen erſten Maßnahmen und An⸗ regungen widerſprach, wußte man in Polen, ea Napoleon nichts zur Rettung des Landes tun würde, fühlte ſich betrogen und war tief verletzt. So zogen ſich die Polen von Napoleon zurück und traten ars dem franzöſiſchen Heere aus Gefährliches Gerede. D. E. Kk. Kürzlich ſoll ein Bauer auf die Frage von Städtern, ob er noch Kartoffeln oder Butter verkaufen könne, kurz und bündig erklärt haben:„Nein, an das Stadtvolk verkaufe ich nichks, die können meinetwegen vor Hunger um⸗ kommen.“ So erzählt eine Stadtfrau der andern, und dieſe erzählt es wieder weiter. a Kürzlich ſoll ein Geſchäftsmann in einer Stadt geſagt haben, der Krieg könne ſeinetwegen noch Jahre dauern, denn für ihn wäre der Krieg ein ſehr einträgliches Geſchäft. So erzählt draußen auf dem Lande eine Bauersfrau der andern, und dieſe erzählt es ebenfalls weiter. Am Biertiſche ſitzen ſie wieder zuſammen, die Bierbank⸗ ſtrategen. 1 95 1 erzählen ſie wieder einmal eine„empörende“ Kriegsgeſchichte nach der andern. Der eine von ihnen berichtet, daß er einen Bebennten habe, der ſeinem Sohne bisher 100 Pakete ins Feld geſchickt habe, von denen nur 20 ihn erreichten, die übrigen hätten die Vorgeſetzten unter ſich verteilt. Solche und ähnliche Redereien lauſen durch unſer Volk, und manche von dieſen hat jeder wohl ſchon gehört. Geht man den Dingen auf den Grund, ſo findet man nirgends den Bauern, nirgends den Geſchäftsmann, der das geſagt, nirgends den Vor⸗ geſetzten, der das getan hat. Die Geſchichten ſind glatt er⸗ funden, ſie werden nach dieſer oder jener Seite hin aus geſchmückt, und 10 werden von urteilsloſen Menſchen, die es überall gibt, geglaubt. An und für ſich iſt derartiges Gerede ſolche Torheit und ſolcher Blödſinn, daß der Schwindel von einem ruhigen und urteilsfähigen Menſchen ſofort erkannt wird. Leider aber werden ſolche Redereien auch von vielen geglaubt und dann als Tatſachen ruhig weitre erzählt. Neben der Torheit hat ſolches Geſchwätz jedoch auch eine ſehr gefährliche Seite. Es iſt klar, daß durch ſolche Geſchichten die Unzufriedenheit und Verbitterung geſteigert wird. Das Klagen und Schimpfen, ſo albern und übertrieben es iſt, nimmt kein Ende, ſondern bekommt immer wieder neue Nahrung. Vor allen Dingen aber wird der Burgfriede in unſerem Volke gefährdet, mögen die müßigen Schwätzer es wollen oder nicht wollen. Der Bauer wird verbittert gegenüber dem Städter, der S!ädter gegen⸗ über dem Bauern, der Fabrikant gegenüber dem Arbeiter, der Arbeiter gegenüber dem Fabrikanten, der Vorgeſetzte gegenüber dem Untergebenen, der Untergebene gegenüber dem Vorgeſetzten. Solche Rederei iſt eine Brunnen vergiftung; die ſich ſchäd⸗ licher gar nicht denken läßt. Man kaun in ſolchen Fällen appellieren an den geſunden Menſchenverſtand, an das ruhige, beſonnene Urteil, an die gute, vaterländiſche Geſinnung. 0 viel an jedem Deutſchen, der ſein Vaterland lieb hat, liegt, ſorge er dafür, daß in ſeiner Umgebung nicht ſolche gefährliche Redereien geführt werden. Wo man ſolche hört, weiſe man ſie mit ruhiger Beſtimmtheit und mit ſcharfem Schneid zurück. Vor allen Dingen laſſe ſich niemand zum Kanal benutzen, durch den dieſe ſchmutzigen Waſſer laufen und erzähle nicht derartige alberne und törichte Reden weiter. Am geſunden Urteil und am vaterländiſchen Sinn müſſen die Schwätzereien abprallen und zum Stillſtand kommen. Sonntagsruhe. Die Stadtverordneten in Mainz beſchloſſen die Einführung der völligen Sonntagsruhe in den öffentlichen Verkaufsſtellen der Kolonialwaren⸗, Delian ſſen⸗ und Drogen⸗ handlungen. ö Grunbach, 6. Nov.(Eine 80 jährige.) Am 2. November feierte die Oberin des Olga⸗Frauenſtifts in Grunbach, Fräulein Marie Gaſtpar, in geiſtiger und körperlicher Friſche ihren 80. Geburtstag. Baden. Karlsruhe, 6. Nov. Im Miniſterium des Innern fand unter dem Vorſitz des Miniſters von Bodman mit den Vertretern des Badiſchen Handelstages der In⸗ duſtrie und Mannheim, der größten badiſchen Induſtrie⸗ ſtadt, ferner mit Vertretern der Arbeiterſchaft eine längere Beſprechung über die Verſorgung der Schwerarbeiter mit Brot, Fleiſch und den freigegebenen Lebensmitteln ſtatt. (Karlsruhe, 6. Nov. Im Monat September gelangten beim Vorſtand der Badiſchen landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft 468 Unfälle zur Anzeige, wovon 254 auf die Landwirtſchaft und die mitverſicherten Neben⸗ betriebe und auf die Forſtwirtſchaft 14 entfallen. Erſt⸗ mals entſchädigt wurden 229 Fälle, hierunter ſind 15 Fälle mit tödlichem Ausgang. An Jahresrenten wurden für die neu entſchädigten Fälle 22 650 Mk. angewieſen, und zwar an 214 Verletzte 2025 Mk., an 11 Witwen 1438 Mk. und an 9 Kinder 955 Mk. Für die tödlich verlaufenen Unfälle wurden weiter 310 Mk. Sterbe⸗ gelder bezahlt. ) Mannheim, 6. Nov. Am 4. d. Mts. fiel die 66 Jahre alte Witwe Franziska Nagel von Secken⸗ heim beim Reinigen der Treppe infolge eines Schwin⸗ delanfalls rückwärts herunter und zog ſich eine Ge⸗ hirnerſchütterung zu, an deren Folgen ſie am gleichen Tage geſtorben iſt. „ Aus dem Odenwald, 6. Nov. In der gräf⸗ lichen Gruft der Grafen zu Erbach in Michelſtadt im Odenwald hat man alte Wandgemälde entdeckt. Die auf Veranlaſſung des Grafen Adalbert zu Erbach⸗Fürſtenau durch Maler Velte angeſtellten weiteren Nachforſchungen ergaben, daß man es mit 2 Gemäldeſchichten zu tun hat, von denen die eine etwa in das Jahr 1430, die andere etwa in das Jahr 1507 zu verlegen ſein wird. Die untere ältere Schicht ſtellt die wertvollere Entdeckung dar. Es handelt ſich um bildliche Darſtellung über das Jüngſte Gericht, über den Ritter St. Georg und über. die Heilige Familie. 5 1 Wolfach, 6. Nov. In Halbmeil brannte am Samstag das Gaſthaus zum„Engel“ vollſtändig nieder. Die geſamten Erntevorräte ſind vernichtet. Das Vieh konnte gerettet werden, die Nebengebäude ſind verſchont geblieben. Ter 9 der ſchon lange ein⸗ berufen iſt, weilte zufällig auf Urlaub zu Hauſe. f e Brandenberg⸗Fahl(Amt Schönau), 6. Nov. Der Bergbau ſcheint jetzt wieder in unſerem Bezirk neues Leben zu bekommen. Seit einiger Zeit werden unter Leitung eines techniſchen Fachmannes Verſuche un⸗ ternommen in den alten vorhandenen Stollen, welche größtenteils verfallen ſind. Es darf angenommen wer⸗ den, daß wenn dieſe Verſuche von Erfolg ſind, der Bergbau in unſerer Gegend wieder aufgenommen wird. Schon verſchiedentlich gemachte Verſuche haben zu der Ueberzeugung geführt, daß in unſern Berginnern noch reiche Vorräte an verſchiedenen Erzen vorhanden ſind. Lokales. — Verkehr mit Webwaren uſw. Die früheren Beſtimmungen über den Verkehr mit Web⸗, Wirk⸗ und Strickwaren ſind, wie es nach der Natur des aufßeror⸗ dentlich weitverzweigten Gebiets nicht anders zu er⸗ warten war, wiederholt abgeändert, zum Teil ganz auf⸗ gehoben und durch neue erſetzt worden, vor allem iſt die urſprüngliche Freiliſte derjenigen Gegenſtände, die der Beſchlagnahme und Verkehrsregelung nicht unterlie⸗ gen, weſentlich gekürzt worden. Vom Bezugsſchein ſind nur noch ſolche Waren frei, zu deren Streckung keine Veranlaſſung vorliegt. Hierher gehören die Gegenſtände der Luxuskonfektion und der feinen Maßſchneiderei. Wer ein noch gebrauchsfähiges Oberkleidungsſtück abgibt, er⸗ hält ohne Prüfung der Notwendigkeit der Anſchaffung einen Bezugsſchein über einen entſprechenden gleichartigen Gegenſtand, der jedoch nicht für billige Kleidungsſtücke, ſondern nur für ſolche gilt, die eine beſtimmte Preis⸗ grenze überſteigen. Damit wird für das Fortbeſtehen der zuxuskonfektion und der feinen Maßſchneiderei ermög⸗ licht und gleichzeitig erreicht, daß die zahlungsfähigen Kreiſe nicht den für den Hauptteil der Bevölkerung vor⸗ handenen Beſtand an Oberkleidung angreifen, ſondern auf die hochwertige Oberkleidung beſchränkt werden.— Eine weitere Neuerung beſteht ferner in der Einführung des Einkaufsbuchs für Schneider, Schneiderinnen und Wandergewerbetreibenden, um die bisher hauptſüch⸗ lich ſeitens der Wandergewerbetreibenden vorgekomme⸗ nen Mißbräuche zu verhüten. 5 — Buchelnſammlung. Das Kriegsernährungs⸗ amt hat genehmigt, daß der den Buchelnſammlern zur Herſtellung von Oel für den eigenen Haushalt zu⸗ ſtehende Anteil von ½ auf die Hälfte der geſam⸗ melten Menge, jedoch unter Einhaltung der Höchſtmenge von 25 Kg. erhöht wird, wenn die Maſt nicht ſo groß iſt, daß schnell und mühelos geſammelt werden kann, oder wenn ſonſt die Ausnahme zur Förderung der Sammeltätigkeit dringend notwendig erſcheint. Die den Sammlern auszuzahlende Geldbelohnung kann unter ſchwierigeren Verhältniſſen bis zu 30 Pfennig für das Pfund erhöht werden. 5 — Die deutſchen Kriegsernten. Im Reichstag führte Präſident v. Batocki aus: Eine ſo ſchwere Mißernte an Körnern, Stroh und Heu wie im Jahre 1915 kommt ſelten vor. Und wenn wir trotz der ge⸗ 2 ringen Ernte und trotz des ungewöhnlichen Mangels an Arbeitskräften und Zugtieren durchhalten konnten, ſo iſt das ein Beweis, daß die deutſche Landwirtſchaft die Bevölkerung im Reich ohne Zufuhr vom Ausland zu ernähren vermag. Das erſte Kriegsjahr ließ uns bei einer Mittelernte gut durchkommen, obwohl damals eine große Verſchwendung getrieben wurde, die wir im zweiten Jahr ſo bitter büßen mußten. Das zweite Kriegs⸗ jahr iſt gekennzeichnet durch eine ſchlecht eingeſchätzte Ernte, was zu ſtarken Enttäuſchungen und Einſchrän⸗ kungen führte. Das Kriegsernährungsamt wurde ein⸗ gerichtet, als die Vorräte zu Ende gingen und wir aus der Hand in den Mund lebten. Wir haben manchmal gefürchtet, daß es ſchlimm enden werde. Aber es ging, dank der muſterhaften Haltung der zum Teil recht ſchwer getroffenen Bevölkerung und dank den Anſtrengungen der Landwirtſchaft, alles herauszuholen, was irgend mög⸗ lich war. Im dritten Kriegsjahr iſt die Lage der Land⸗ wirtſchaft noch ſchwieriger geworden; neben den Ar⸗ beitskräften uſw. fehlte es namentlich auch an Kunſt⸗ dünger. Das ſind Schwierigkeiten, von denen der Ferner⸗ ſtehende ſich gar keinen Begriff macht, und mancher Tadel iſt nur auf Unkenntnis zurückzuführen. Während in den Feindesländern weite Strecken unbebaut blieben, iſt in Deutſchland kaum ein Morgen Land ungenützt geweſen. Das iſt eine Leiſtung, auf die das deutſche Volk ſtolz ſein kann. Wir haben im dritten Kriegsjahr etwa 1½ Millionen Tonnen Brotgerreide und 3 Millionen Tonnen Haber und Gerſte mehr geerntet als im Jahr 1915, Heu und Stroh ſind doppelt ſo viel geerntet worden als im Vorjahr. Durch die Frühdruſchprämien iſt erreicht wor⸗ den, daß der Heeresbedarf, allerdings knapp, gedeckt iſt und daß wir ſo raſch als möglich in den Beſitz des Ge⸗ treides kamen. Ohne dieſe Prämien wären wir nicht durchgekommen. Haber und Gerſte ſollen in verſtärktem Maße für die menſchte Nahrung herangezogen wer⸗ den, um den Ausfall der Kartoffelernte zu erſetzen. — Der Strumpf. Das Gehöft des Landwirts Witkiewicz in Kluczewo(Poſen) wurde durch eine Feuers brunſt eingeäſchert, während der Beſitzer mit ſeiner milie auf dem Felde war. Dabei ſind die ganzen Er⸗ ſparniſſe von 1500 Mk., die ſie aus Angſt vor dem Kriege von der Sparkaſſe abgehoben hatten, mitverbrannt. — Ausfallende Züge. Vom Mittwoch ab den 8. dſs. Mts. läßt die Eiſenbahn⸗Direktion Mainz zwei Züge auf der Strecke Friedrichsfeld„Mannheim ausfallen und zwar Zug 920 und 935 erſterer in Friedrichsfeld ab 12.17 Uhr, in Seckenheim an 12.22 Uhr, ab 12.23 Uhr, letzterer in Mannheim ab 10.03 Uhr in Friedrichsfeld an 10.15 Uhr. Der heutigen Nummer liegt eine Preisliſte für Wiederverkäufer der Fa. Gebr. J.& P. Schulhoff in München 1 bei. Die Firma wurde im Jahre 1887 gegründet. Verantwortlich für die Redaktion Gg. Zimmermann, Seckenheim Derantwortiic für Die Redaktion d. S868 eee Feſchosſtel den Seeeeeee gore Tlamermann. See eee le 28777 eee Primaner erteilt Uachhilfeſtunden in Engliſch und Franzöſiſch an Schüler der erſten fünf Klaſſen. Wer? ſagt die Expedition dieſes Blattes. Größen vorrätig in Empfehle: Jormanta drogerie bias wasswenn p. Ltr. 180 Uk. Ir. Wagner's Uachf.„ Rotwein„„ 2.00, Inh.: W. Böllſtin. 1 Malaga 3.00„ und trockene Füße er⸗ zielt man durch den ſtändigen Gebrauch von Einlegsohlen. Dieſelben ſind in allen Aug. Engert, Bicker. Moderne Paletots mit und ohne Pelzbesatg Praktischer Mantel aus schöner einfarbiger Ware, trotz hübschen Samtkragens und sehr keschen Gurts erer Wir bitten, gestempelte Be- zugs-Scheine miaubringen Eleganter Mautel von besonders hübscher Linienführung. 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