Willen des Herrn Trotzki begegne, Dienstag. 29. Januar 1918. Erſcheint täglich, mit Ausnayme der Sonn⸗ und Feiertage. Der Abounementspreis beträgt monatlich Mk. 1.—. N bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 2.25. Die amtlichen Erklärungen. Die lange erwartete Rede des Reichskanzlers 4 nun am 24. Januar gekommen. Sie iſt in der Hauptſa an den Präſidenten Wilſon gerichtet, mit deſſen Prokla⸗ mation an den Kongreß ſie ſich in allen von Wilſor aufgeſtellten 14 Punkten eingehend befaßt. Graf Hert⸗ ling führte aus, daß in manchen Einzelheiten eine Ver⸗ . auf Grund dieſer Vorſchläge wohl möglich wäre. Aber vorher müßten die Verbandsmächte ihr Kriegszielprogramm einer Durchſicht unterziehen und müßte Lloyd George mit ſeiner„Reconſideration“ Ernft machen. Solange die Feinde noch Anſpruch auf deutſches Gebiet und auf Gebiete unſerer Verbündeten machen, ift eine Erörterung des Friedens zwecklos. Die belgiſche 1 5 iſt dem Reichskanzler kein Hindernis; zu keiner eit hat die deutſche Politik Annexionen in ihrem Pro⸗ gramm gehabt. Aber Belgien iſt wie das beſetzte Frank; reich ein wertvolles Fauſtpfand, das wir nicht aus der Hand laſſen,. ie Feinde auf ihren alten Kriegs⸗ zielen beſtehen. Elſaß⸗Lothringen iſt kein französisches Land, es gehört durch Geſchichte und die Art und den Willen ſeiner Bevölkerung zu Deutſchland. Die Welt ſoll begreifen, daß es für uns eine elſaß⸗lothringiſche Frage nicht geben kann. Ueber die Lage im Oſten ging der Reichskanzler kurz hinweg; er vertraut, daß es zum Frieden kommen werde, wenigſtens mit der Ukraine. In die Löſung der polniſchen Frage haben Wilſon und die andern Mächte des Verbands ſich nicht einzumiſchen; ſie haben ſich des Rechts dazu begeben, indem ſie die Friſt zur Beteiligung 5 den Friedensverhandlungen verſtreichen ließen, Ueber 1 polniſche Frage an ſich ſprach ſich Graf Hertling 55 aus. Dagegen fiel es auf, daß der Reichskanzler A ung nahm e daß„alle unſere früheren a eußerungen der Friedensbereitſchaft als bloße Zeichen 8 Schwäche gedeutet wurden“. Bemerkenswert iſt die f tſchiedenheit, mit der Graf Hertling für die Unverletz⸗ ichkeit der Türkei im ganzen und bie Sicherung ihre Hauptſtadt, die mit der Meerengenfrage eng zuſammen⸗ hänge, eintritt. Der Verbündete könne ſtets auf den nachdrücklichſten Beiſtand Deutſchlands rechnen. In Eng⸗ land wird man von dieſer Erklärung Kenntnis nehmen müſſen, denn„ſie mögen es ſich geſagt ſein laſſen: unſere militäriſche Lage war niemals ſo günſtig, als ſie jetzt iſt“. Zum Schluß richtete er an die Parteien und das ganze Volk die Mahnung, die ſchwere Arbeit der Regierung nicht durch Uneinigkeit noch ſchwerer zu machen, ſondern geſchloſſen hinter ſie zu treten, das werde das Zuſtande⸗ kommen des Friedens am meiſten fördern. „Ueber den Stand der Verhandlungen in Breſt⸗Litowsk berichtete Staatsſekretär von Kühlmann. Er hob hervor, welchen Schwierigkeiten das Werk in Breſt⸗Li⸗ towsk durch die Verſchleppungsverſuche und den üblen Willen N aber er hoffe, 50 wir mit den Ruſſen, Finnen, Ukrainern und Kau- 9 e zu einem befriedigenden Ende kommen. An der ft einungsverſchiedenheit mit Trotzki über die Volksab⸗ immung werden die Verhandlungen jedenfalls nicht ſcheitern. 5 Faſt wörtlich ſo hatte ſich auch Graf Czernin in er öſterreichiſchen Delegation ausgeſprochen und er ging noch einen Schritt weiter: er legte es dem Präſidenten Wilſon nahe, unmittelbar mit Oeſterreich⸗Ungarn in Ver⸗ bindung über die Einleitung der Verhandlungen über den allgemeinen„Frieden einzutreten, da zwiſchen dem Programm Wilſons und der wiederholt dargelegten öſter⸗ reichiſch⸗ungariſchen Friedenspolitik vollkommene Ueber⸗ emen beſtehe mit Ausnahme derjenigen Punkte, 5 Oeſterreich⸗Ungarns Intereſſen im Oſten und Süden erühren. In der Stellungnahme zur 1 Prokla⸗ mation ſcheint zwiſchen Graf Hertling und Graf Czernin ein gewiſſer Widerſpruch zu beſtehen; der Reichskanzler ſprach ſich weit zurückhaltender, verſchiedentlich ſogar ab⸗ ehnend gegen die amerikaniſchen Forderungen aus.(Ein unkontrollierbares Gerücht will wiſſen, Czernins Rede ſei Herrn Wilſon bekanntgegeben worden, bevor ſie ge⸗ halten wurde, dadurch habe ſich die Rede Hertlings, auf deren Gleichzeitigkeit Gewicht gelegt wurde, verzögert.) Sollte überhaupt eine Verſchiedenheit der Aufſaffung 92 ſtehen, ſo könnte ſie ſich nur auf untergeordnete Dinge be⸗ chen, denn Staatsſekretär v. Kühlmann hob mit charfer Betonung hervor, daß die deutſche und öſter⸗ sel huch ungariſch Ma ſchinie durcheus üb reinſtmmend ei und daß unſer Verbündeter ſtets loyal gew i und bleiben werde. g e Der Welt trieg. Der deutsche Tagesbericht. Großes Hauptquartier, 27. Jan.(WTB. Amtl.) Weſtlicher Kriegsſchauplatz. 0 Nördlich von Becelaere wurden bei einem Er⸗ 3 17 Engländer, darunter 1 Offizier ge⸗ 18. Jabküung. Amtsblatt ger Bürgermeister amter Sebhenneim, MNesheim, Neckarhansen und Edingen. Druck und Verlag von Wa. Niermann Secken beim. Die Artillerietätigkeit war faſt an der ganzen Front gering, lebhafter an einzelnen Stellen in der Cham⸗ pagne und im Maas gebiet. Italieniſcher Kriegsſchauplatz. Auf der“ Hochfläche der Sieben Gemeinden dauern ſeit geſtern nachmittag die Artilleriekämpfe an, die ſich bei Tagesanbruch im Gebiet des Col Roſſo zu gröſter Heftigkeit ſteigern. Len den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues. Der erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. * An der Weſtfront iſt alles noch in Vorbereitung. ſt auf der ganzen engliſchen Linie hat wieder die Artillerie eingegriffen, gleichſam als ob ſie den erwarteten Großkampf hervorlocken wollte. An vielen Orten, ſo beſonders im Artois, entſpannen ſich Scharmützel der Aufklärungstruppen und zwar ſind es, wie in der letzten Zeit zumeiſt, die Deuſchen, 5 vorſtoßen. Bei ſolchen Anläſſen wurden auch wieder Gefangene eingebracht. An der Aisne und in der Cham⸗ pagne war der Geſchützkampf geſteigert und vor Verdun ührten weſtfäliſche Truppen einen gelungenen Ueber⸗ all auf die franzöſiſche Stellung bei Avocourt(weſtliches aasufer) aus; am entgegengeſetzten Ende der Verdun⸗ front, am Cauriereswald, glückte desgleichen ein ſchnei⸗ diger Angriff.— In Italien nimmt der Geſchützkampf auf der Hochfläche von Schlegen(Aſiago) und zu beiden Seiten der Brenta fortwährend zu. Es ſcheint, als ob auch hier eine größere Aktion ſich vorbereitete. Eine glänzende Leiſtung wurde im Kampf gegen Flugzeuge erzielt. In vier Tagen ſind im Luftſampf und von der Erde nicht weniger als 25 feindliche Flug⸗ euge abgeſchoſſen worden, eine Zahl, die wohl noch ſelten an Tagen erreicht worden iſt, wo keine größeren Kampfhandlungen vorgenommen wurden. Dem er Minuten drei franzöſiſche Feſſelballone in Brand choß u. vernichtete. Mit gutem Erfolg wurden ferner die Seefeſtungen Dünkirchen, Calais und Boulogne mit Bom⸗ ben belegt, eine prompte Antwort auf die feindlichen Angriffe auf die offenen Städte Mannheim, Ludwigs⸗ hafen, Lahr und Freiburg. i Die Londoner„Weſtminſter Gazette“ berichtet, das britiſche Reich habe bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt 7 ½ Millionen Mann unter die Waffen gerufen, wovon 75 au Millionen oder 72 v. H. auf England, der Reſt die Kolonien uſw. entfallen. I. 2222 1111 He fer- 2 Hassen BFF bereue Der Krieg zur See. Berlin, 25. Jan. Unter der bewährten Führung des Kapitänleutnants Viebeg wurden von einem un⸗ ſerer Tauchboote in dem beſonders ſtark bewachten öſt⸗ lichen Teil des Aermelkan als 7 Dampfer mit ins⸗ zeſamt 28 000 BRT. in kurzer Zeit vernichtet. Die Bewaffnung von Hand elsſchiffen zehört zu den völkerrechtswidrigen Maßnahmen der engliſchen Seekriegsführung. Wenn nur 4 der ver⸗ ſenkten 7 Dampfer bewaffnet waren, ſo deutet dies mehr uf Geſchützmangel bei unſeren Feinden hin, als auf techtliche Bedenlen, die der britiſchen Regierung in dieſer Frage etwa hindernd im Wege ſtehen. Vom deutſchen Standpunkt muß aber immer mehr hervorgehoben wer⸗ den, daß die Bewaffnung von Handelsſchiſfen, auch wenn je in England bereits im Jahre 1913 beſchloſſen wurde flo. 24. Infergiess preis. zige Petitzeile 20 8 Reklamen 60 Pfg. le, Bei öfterer Aufnahme Nedatt⸗ wernſprechanſchluß Br. 16. ind angeblich zu Zwecken der Abwehr vorgenommen wird, einen Verſtoß gegen die internationalen Beſtimmungen zarſtellt. N deere ee, Neues vom Tage. Feindliche Fliegerangriſſe. Karlsruhe, 26. Jan.(Verſpätet eingetroffen.) Amtlich.) Am 24. Januar abends fanden mehrere Flie⸗ jerangriffe auf die offenen Städte Mannheim, Lud⸗ vigshafen und deſſen weitere Umgebung, Lahr und Freiburg ſtatt. Der Sachſchaden iſt in Mannheim die int die feindlichen Linien ind Lahr unerheblich. In Freiburg wurden verſchie⸗ dene bürgerliche Wohngebäude erheblich beſchädigt, dort wurde auch eine Frau getötet. Der Reichskanzler und die Parteien. Berlin, 26. Jan. Das„Berl. Tagebl.“ erfährt von parlamentariſcher Seite, es ſei von nicht geringer Be⸗ deutung, daß Graf Hertling das Programm Wilſons ernſtlich geprüft habe. Die Haltung der Sozialdemo⸗ kratie zum Kabinett Hertling ſei im Augenblicke nicht recht klar. Es ſcheine eine gewiſſe Meinungsverſchieden⸗ heit zwiſchen der Sozialdemokratie und den leitenden Re⸗ gierungsſtellen über das Selbſtbeſtimmungsrecht zu be⸗ ſtehen. Es ſei auch nicht zu leugnen, daß die Worte Hertlings über Belgiens Schickſal, auch wenn er jede ge⸗ waltſame Angliederung des Landes an Deutſchland ab⸗ wies, eine gewiſſe Unklarheit verraten. Man dürfe ver, muten, daß er abſichtlich das Verlangen flämiſcher Kreiſe nach einem Selbſtbeſtimmungsrecht nicht weiter erörtert habe, weil die Anſichten der maßgebenden Stellen Deutſchands darüber noch auseinandergehen. E ſei kein Geheimnis, daß von den verſchiedenſten Seiten auf die Regierung dahin ein Druck ausgeübt werde, und alle Beziehungen zu 1 entſpricht es, wenn Fliegerleutnant Ro innerhalb weni⸗ ben dliegerter tren dea 0 komme und daß auch heitsparteien eine feſte Stütze der Regierung bilden — auf die Gefolgſchaft der Sozialdemokratie zu verzichten ihr abzubrechen. Andererſeits zeige auch die Sozialdemokratie ſelbſt der Regierung ge⸗ Zurückhaltung als bisher. Es ſel daß es nicht zu einem Bruch in der nächſten Zeit die Mehr genüber eine größere aber doch zu erwarten, werden. i i „Teuer iſt mir der Freund n Berlin, 26. Jan. Wie die„Nordd. Allg. Ztg.“ hört, haben in der vergangenen Woche in Berlin Ver lungen zwiſchen den deutſchen und den öſterreichiſch⸗unga⸗ riſchen Ernährungsſtellen ſtattgefunden, die die Beſeiti⸗ gung der gegenwärtigen Ernährungsſchwieridk iten Wiens zum Gegenſtand hatten. Um einem vorübergehenden Not, ſtand abzuhelfen, wurden von deutſcher Seite der ver bündeten Monarchie 450 Wagen Fleiſch und 4500 Tonnen Mehl zur Verfügung geſtellt. 99 Ungarn iſt die Verpflichtung eingegangen, die gleich Menge Mehl oder eine um 14 Prozent höhere Meng. Maiskorn bis zum 15. März an Deutſchland zu rückzuliefern. f Sie ſind in Erwartung. Berlin, 26. Jan. Wie die„Voſſ. Ztg.“ meldet hat in Erwartung einer Stellungnahme der Staatsmänne⸗ der Mittelmächte zu den Friedensvorſchlägen Wilſons der Kkückstafel geladen. 7 amerikaniſche Senat am Montag die Weiterberatung der Botſchaft des Präſidenten auf den 28. Januar vertagt Die Balten beim Kaiſer. 5 Berlin, 25. Jan. Der Kaiſer hörte heute der Generalſtabsvortrag, empfing eine Abordnun den Balten im Beiſein des Staatsſekretärs v. Kühlmam und nahm die Meldung des Generalleutnants Freiher) don Richthofen, ſtellv. kommandierenden Generals des Hardekorps, entgegen. Alle genannten Herren, ſowit bausminiſter Graf A. zu Eulenburg waren zur Kühlmann an die Polen. Warſchau, 8 a. 26. Jan. Nach Blättermeldungen ha Staatsſekretär v. Kühlmann dem polniſchen Miniſtev wäſidenten v. Kucharzewski telegraphiſch ſein Be dauern ausgeſprochen, daß die ruſſiſche Abordnung in Breſt⸗Litowsk die Beteiligung Polens an den Friedens eerhandlungen abgelehnt habe, da ſie weder die Selb kändigkeit lens noch die Rechtmäßigkeit ſeiner gegen värtigen Regierung anerkenne. Nach Wiederaufnahm der Verhandlungen werde er den Wunſch der Polen zer die volle Unterſtützung Deutſchlands und Oeſter⸗ zeich⸗Ungarns finde, erneut vorbringen. 1 Der Deutſche Landwirtſchaftsrat. 5 Berlin, 26. Jan. Der Deutſche Landwirtſchaͤfts⸗ at iſt zu ſeiner 46. Vollſitzung auf den 15„Februaꝛ tach Berlin einberufen. Auf der Tagesordnung ſteher olgende Gegenſtände: 1) Wirtſchaftsplan für das Ernte ahr 1918/19; 2) Bericht über die Tätigkeit des Kriegs⸗ ſusſchuſſes der deutſchen Landwirtſchaft(Ulebergangs⸗ Virtſchaft, handelspolitiſche Regelung mit Oeſterreich⸗ Un 5 und Rußland, Getreidemonopol, Arbeiterfragen); ) Jahresbericht der Zentralſtelle für Sammlung uni bearbeitung wirtſchaftlicher Buchführungsergebniſſe⸗ ————kꝛ— Sieg des Sozialdemokraten in Bautzen. Bautzen, 26. Jan. Bei der geſtrigen Reichstags tichwahl im Wahlkreis Bautzen⸗Kamenz erhielt Juſtiz⸗ rat Dr. Hermann(Kons.) 8763 Stimmen und Uhlig Soz.) 9661 Stimmen. Uhlig iſt ſomit gewählt. Die neue ungariſche Regierungspartei. Budapeſt, 25. Jan. Wie verlautet, iſt die Neu⸗ nldung des Kabinetts Wekerle bereits vollzogen. Es ſoll ine einheitliche Partei gebildet werden, der die Ver⸗ aſſungs⸗ und die Apponyi⸗Partei ſich anſchließen wer⸗ den. Die Volkspartei wird unter Behauptung ihrer Selb⸗ tändigkeit das neue Kabinett unterſtützen. Die Karolyi⸗ Partei wird dem Kabinett gegenüber ebenfalls eine wohl⸗ vollende Haltung bewahren. Der Vorſtand der neuen Partei ſoll Graf Julius Andraſſy werden. Japan und Rußland. Paris, 26. Jan. Agence Havas berichtet aus Tokio zom 24. Januar: Bei der Eröffnung des japaniſchen Parlaments hielt der Miniſterpräſident Graf Terauchi ine Rede, worin er ſagte: Die Wendung der Ereigniſſe u Rußland iſt für uns ein Gegenſtand ernſteſter Sorge. Bir wünſchen, daß Rußland ſich eine dauerhafte Regie⸗ ung ſchafft, indem wir feſtſtellen, daß leider die Un⸗ irdnung auf Oſtaſien übergreift. Es iſt zu befürchten, aß ſie den Frieden im äußerſten Oſten bedroht, der die Rrundlage der Politik unſeres Reiches bildet. Wenn die Unruhen das nationale Intereſſe bedrohen, wird die Re⸗ gierung die geeigneten Maßnahmen treffen. Der Miniſten des Aeußern, Baron Montono, unterſtützte dieſe Wort und fügte hinzu: Die Verantwortung für die Aufrecht erhaltung der Sicherheit im äußerſten Oſten ſteht Japan zu. Dieſes darf vor keinen Opfern zurückſchrecken, um einen dauerhaften Frieden zu ſichern. Aus Seenot gerettet. Kopenhagen, 26. Jan. Das Ritzau Bureau mel⸗ det aus Ringköping: Ein Schiffsboot mit 17 deutſchen Marineſoldaten iſt in Houvig an der Weſtküſte Jüt⸗ lands angelangt. Einer der Inſaſſen iſt tot. Das Boot ſtammt von einem deutſchen Kriegsſchiff. Die Boots⸗ inſaſſen ſind ſehr erſchöpft. Sie haben vier Tage in offenem Boot zugebracht. Aus Ringköping wurde ihnen ärztliche Hilfe geſandt. Die Leute wurden zum Strand⸗ vogt geſchafft und hier mit trockenen Kleidern verſehen. Einer der Schiffbrüchigen iſt indeſſen geſtorben. Unter ihnen war ein deutſcher Marineoffizier. Es ſteht feſt, daß die Leute zu einem deutſchen Torpedojäger gehören, der torpediert worden oder auf eine Mine gelaufen iſt. Einzelheiten fehlen noch.(Wie wir an zuſtän⸗ diger Stelle erfahren, handelt es ſich um die beiden Minenſuchboote A 73 und A 77, die auf Minen gelau⸗ ſen und geſunken ſind. Infolge unſichtigen und ſchlech⸗ ten Wetters gelang es anderen in der Nähe befindlichen Fahrzeugen leider nur einen Teil der Beſatzungen der geſunkenen Boote zu retten.) 5 Entſchädigung. Bern, 28. Jan.(Schweiz. Dep.⸗Ag.) Die deutſche Militärverwaltung hat durch Vermittelung des Politi⸗ ſchen Departements der Witwe des Schweizer Grenz⸗ wächters Zum Steeg, der auf einer Dienſttour am 3. Juni 1917 von einem deutſchen Dragoner erſchoſſen wur⸗ de, eine Entſchädigung von 22 000 Franken zuſtellen laſſen. Die Bevölkerungsbewegung in London. Berlin, 26. Jan. Die„Daily Mail“ vom 18. 1. ſtellt feſt, daß in den vorangegangenen vier Wochen Lon⸗ don keinen Ueberſchuß der Geburten über die Todesfälle mehr aufwies. Nach der amtlichen Statiſtik hätten ſogar in der vorangegangenen letzten Woche die Todesfälle (1804) die Geburten(1491) um 313 überſtiegen. Die Wirren in Rußland. Petersburg 26. Jan.(Petersb. Tel.⸗Ag.) Der Rat der Volkskommiſſare hat die Beſchlagnahme einer Kerenski gehörenden, bei der Staatsbank niedergelegten Summe von 1157 714 Rubel, ſowie einer weiteren bei der Internationalen Handelsbank hinterlegten Summe von 317020 Rubel, insgeſamt alſo von 1474 734 Rubel, angeordnet. ö Stockholm, 26. Jan. Laut einem Telegramm aus Helſingfors an„Stockholms Tidningen“ haben ſich, einem Gerücht zufolge, drei Garderegimenter auf die Seite der Conſtituante geſtellt und den Kampf gegen die Bolſchewiki aufgenommen. Von Finnland ſind meh⸗ kere ruſſiſche Militärzüge nach Petersburg abgegangen. In Finnland ſelbſt geſtaltet ſich die Lage immer drohen⸗ der. An mehreren Orten liegen Schutzgarden. Baſel, 26. Jan. Aus Jaſſy(Rumänien) wird emeldet, zwiſchen Ruſſen und Numänen ſei ein heftiger ampf im Gange. Die Ruſſen ſeien geſchlagen und 3200 Mann mit vielen Geſchützen und Maſchinengewehren ha⸗ 25 ſich den deutſchen und öſterreichiſchen Truppen er⸗ geben. u⸗Bootarbeit im Mittelmeer. MN. Vor kaum vier Wochen befand ſich eines unſerer neuen U-Boote auf einer Kreuzfahrt vor der italieniſchen Küſte. Um die Minenaufgabe zu erledigen, wurde während der Nacht ein be⸗ ſtimmtes Vorgebirge angeſteuert und dann in der Morgendämme⸗ rung unbemerkt eine Minenſperre in den Dampferweg gelegt. Kaum war dieſe Arbeit beendet, als am Horizont Rauchwolken aufſtiegen, die die Ankunſt eines Geleitzuges verkündeten. Das ÜU⸗Boot tauchte und ſtreckte nur zeitweilig das Sehrohr über den glatten Waſſerſpiegel hervor, um die nahenden Schiffe zu beobachten. Bald entpuppte ſich der Geleitzug als eine Rethe von Bewachern, die einige beladene Dampfer begleiteten. Sofort ſetzte ſich„u...“ mit höchſter Fahrt unter Waſſer zum Angriff vor. Während es noch im Begriff war, in die gewollte Angriffsrichtung zu dampfen, hörte man plötzlich eine ſtarke De⸗ tonation und konnte etwas ſpäter durch das Sehrohr beobachten, daß eins der Schiffe geſunken ſein muße, da ein großes Rettungs⸗ boot mit Leuten auf dem Waſſer trieb. Bald darauf kam„u. in günſtigem Abſtand auf den größten, tiefbeladenen Dampfer zum Schuß und erzielte einen Volltreffer in der Schiffsmitte. Die Nähe der Begleitfahrzeuge zwang zwar ſofort zum Untertauchen. Aber nur kurze Zeit begnügte ſich der Kommandant mit dem Verſtecken. Wieder ſtieg das Sehrohr empor und ließ die Beobachtung machen, daß eins der Schiffe geſunken ſein mußte, da ein großes Rettungs⸗ die Schraube hoch aus dem Waſſer herausſah. Der Entſchluß, 1 — ihn vollends zu verrichten, konnte jedoch wegen der Bewachung nicht ausgeführt werden. Bei dem ölglatten Waſſer war das Sehrohr von einem Torpedoboot geſehen worden, das alsbald mit hoher Fahrt heranbrauſte und das U⸗Boot wieder auf Tiefe zwang. Der Geleitzug hatte ſich längſt aufgelöſt. Einige Dampfer hatten umgedreht und Reißaus genommen, ſchienen aber jetzt wieder Mut bekommen zu haben, da ſie ſich wiederum auf altem Kurſe näherten. Trotzdem die feindlichen Schiffe nun ge⸗ warnt worden waren und es zweifellos nicht an ſcharfer Aufmerk⸗ ſamkeit fehlen ließen, entſchloß ſich der Kommandant, Kapitänleut⸗ nant A., zu einem neuen Angriff. Ein tiefbeladener, etwa 3500 Tonnen großer Dampfer war das Ziel. Zwar ſtand im Augen⸗ blicke, als der Torpedo das Rohr verließ, einer der Bewacher faſt unmittelbar neben dem Sehrohr, ſo daß ſchleuniges Tauchen not⸗ wendig wurde, aber trotzdem wurde der Dampfer im hinteren Laderaum getroffen und begann ſogleich zu ſinken. Programmäßig, wie faſt immer bei derartigen Verſenkungen, erfolgten kurz darauf die Detonationen einiger Waſſerbomben, die ebenſo programm⸗ mäßig ihr Ziel verfehlten. Während des letzten Angriffes waren die wenigen anderen Schiffe in alle Winde zerſtoben. Nur die Torpedoboote und Bewachungsdampfer umkreiſten noch die Unfall⸗ ſtelle und mühten ſich vergeblich, das U⸗Boot zu vernichten, deſſen Tätigkeit innerhalb der letzten wenigen Stunden drei Schiffe zum Opfer gefallen waren. Ein weiterer Aufenthalt in dieſem Gebiet verſprach nicht viel Erfolg, ſo daß„U.. beſchloß, ſeine Tätig⸗ keit nach einer anderen Stelle zu verlegen. Auf dem Wege dorthin bot ſich zwar infolge gänzlichen Fehlens feindlichen Schiffsverkehrs gar keine Gelegenheit zu kriege⸗ riſcher Betätigung, dafür lockte aber eine andere Aufgabe. Am folgenden Nachmittag ſtand das U⸗Boot in geringem Abſtand von Land vor e ner italieniſchen Stadt und beſchloß, den in der Nähe der Küſte liegenden Bahnhof und das zahlreiche rollende Material überweiſen. Rückleitung unter Feuer zu nehmen. Die Italiener mögen nicht wenig ver⸗ dutzte Geſichter gemacht haben, als es ihnen plötzlich„Granaten in die Bude regnete“. Schon nach den erſten wohlgezielten Schüſſen lag über dem Bahnhof eine breite Rauchwolke, und mit Befriedi⸗ gung war feſtzuſtellen, daß ſich die Schießfertigkeit der U⸗Boot⸗Ka⸗ none auch gegen Landziele außerordentlich gut bewährte. Nach etwa 30 Schüſſen wurde den Italienern der Spaß denn doch zu bunt und ſie begannen aus einer Landbatterie das Feuer zu erwidern. So gering auch die Entfernung war, in der das deutſche U⸗Boot vor der Küſte kreuzte, ſo konnten die italieniſchen Artilleriſten doch keinen einzigen Treffer erzielen. Da aber be⸗ kanntlich auch ein blindes Huhn zuweilen ein Körnlein findet und eine der ſchweren Granaten, welche die Küſtengeſchütze zwar jetzt noch ergebnislos nach See zu verfeuerten, dem Boot verhängnis⸗ voll hätte werden können, ſo tauchte„B.. unter und lief in aller Ruhe nach See zu ab. Eine Stunde ſpäter konnte man noch in einer Entfernung von 15 Meilen den ſtarken Brand beobachten, der in der Stadt und beſonders in der Nähe des Bahnhofs wütete. Doch die Fahrt mußte fortgeſetzt werden, denn andere Fahrſtraßen an Italiens Küſte wollten auch ebenfalls mit Minen verſeucht ſein, und außer⸗ dem trieben ſich auch noch anderswo beladene Dampfer herum, die einen Torpedo lohnten. Erſatzbeſchaffung für die ruſſiſchen Kriegsgefangenen. Die jetzt mit Rußland gepflogenen Friedensverhandlungen rücken für die Landwirtſchaft auch die Frage des Austauſches der Kriegsgefangenen in den Mittelpunkt des Intereſſes, und die zweck mäßige Löſung derſelben wird für die Landwirtſchaft wie für die geſamte deutſche Volkswirtſchaft von hervorragender Bedeutung ſein. Die ruſſiſchen Kriegsgefangenen ſtellen einen ſehr weſentlichen Teil der in der Landwirtſchaft überhaupt tätigen Arbeitskräfte dar, und ihre plötzliche Rückführung würde die landwirtſchaftliche Er⸗ zeugung in einem Umfange lahmlegen, welcher dem ganzen Wirt⸗ ſchaftsleben die ſchwerſten Schäden bringen müßte. Es darf daher wohl erwartet werden, daß die deutſchen Unterhändler ſolche Be⸗ dingungen mit Rußland vereinbaren, durch welche bei der Weg⸗ nahme der ruſſiſchen Kriegsgefangenen kein Rückgang in der Nah⸗ rungsmittelproduktion zu befürchten iſt. Eine ſolche Gefahr ließe ſich am ſicherſten vermeiden, wenn die Rückleitung der Kriegsgefangenen ſeitens der maßgebenden Be⸗ hörden im engſten Einvernehmen mit den ein⸗ zelnen Landwirtſchaftskammern und ihren Arbeits⸗ nachweiſen erfolgte, und wenn für jede Zurückziehung der Gefan⸗ genen aus landwirtſchaftlichen Vetrieben ausreichender Erſatz be⸗ ſchafft würde. Den beſonderen Verhältniſſen der einzelnen land⸗ wirtſchaftlichen Betriebe wäre nach Möglichkeit Rechnung zu tragen insbeſondere müßten die Gefangenen im Rahmen des Geſamtrück⸗ transportes den kleinſten Betrieben, ſofern ein Erſat nicht vorhanden iſt, am längſten belaſſen werden. Bei der geſamten Rückleitungsaktion müßten die Kriegsgefangenen aus der Landwirtſchaft erſt in letzter Linie entnommen werden da hier erfahrungsgemäß eine Erſatzbeſchaffung viel ſchwieriger iſt als in der gutzahlenden Induſtrie und in ſtädtiſchen Berufskreiſen, zu denen ohnehin ſchon trotz des Veſtehens des Hilfsdienſtgeſetzee eine Abwanderung landwirtſchaftlicher Arbeitskräfte ſtattgefunden hat. Als Erſatz für die in der Landwirtſchaft tätigen Kriegsge⸗ fangenen kämen in erſter Linie die im Heere ſtehenden älteren Jahrgänge in Betracht, deren Entlaſſung, ſoweit es die militäriſchen Intereſſen geſtatten, nach ihren alten ländlichen Ar⸗ beitsſtellen erfolgen müßte. Daß die weitere Sicherſtellung der Anwerbung von Arbeitern in Polen und Rußland in den Frie⸗ densverträgen gegeben ſein muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Unter den ruſſiſchen Kriegsgefangenen wird ſich auch eine nicht geringe An⸗ zahl ſolcher Leute befinden, die infolge der inneren ruſſiſchen Er⸗ eigniſſe und ihrer Erfahrungen während der Gefangenſchaft keine Neigung verſpüren, nach Rußlünd zurückzukehren, und die frei⸗ willig in der deutſchen Landwirtſchaft ver⸗ bleiben wollen. Solchen Beſtrebungen der Gefangenen(wohl meiſt Deutſch⸗Ruſſen) müßte man unſererſeits nach jeder Richtung hin entgegenkommen; ebenſo aber auch denjenigen Gefangenen, die zwar erſt einmal nach ihrer alten Heimat reiſen wollen, ſpäter aber zu der ihnen liebgewordenen deutſchen Landarbeit zurückzu⸗ kehren beabſichtigen. Eine weitere Vermehrung unſerer Land⸗ arbeitskräfte ließe ſich ferner durch erhöhte Zuweiſung italieniſcher Kriegsgefangener erreichen, ſowie durch die an Rußland zu ſtellende Forderung, die aus den Oſtprovinzen fortgeführte Zivilbevölkerung vorweg ohne Gegenleiſtung auszuliefern. Von dieſen faſt ausſchließlich vom Lande ſtammenden Leuten dürfte zweifellos ein großer Prozentſatz bereit ſein, in der deutſchen Landwirtſchaft zu arbeiten. Endlich müßte die Heeresverwaltung, wo es noch notwendig ſein ſollte, ſachkundige Arbeitskommandos bilden und dieſe den Gemeinde⸗ und Gutsbezirken nach Bedarf Auch die Bereitſtellung von Fuhrkommandos, die landwirtſchaftlicher Maſchinen, Kraftwagen uſw. wäre unter maßgebender Mitwirkung der Land⸗ wirtſchaftskammern in die Wege zu leiten. Da in der Uebergangs⸗ und erſten Friedenszeit bei dem all⸗ gemeinen Mangel an Arbeitskräften zu beſorgen iſt, daß durch die höheren Löhne der Induſtrie und das abwechslungsreichere Stadtleben ein weiteres Abſtrömen vom Lande eintreten kann, muß von den für die Aufrechterhaltung der landwirtſchaftlichen Pro⸗ duktion verantwortlichen Behörden erwartet werden, daß ſie ſo⸗ lange für die zurückgeleiteten Kriegsgefangenen Erſatz ſchaffen, bis die Landwirtschaft ſelbſt in der Lage iſt, auf dem Wege des freien 1 Arbeitsvertrages ſich die erforderliche Anzahl der Landarbeiter berunzuztehen. Von den berufenen landwirtſchaſtlichen Körper⸗ ſchaften ſind, wie wir hören. Anträge im Sinne der obigen Aus füh⸗ rungen bei den maßgebenden Stellen bereits geſtellt. Behandlung der 1917 er Obſtmoſte. Im„Landwirtſchaftl. Wochenblatt“ gibt Prof. Dr. Meißner⸗Weinsberg einige Winke zur Behandlung der 1917er Obſtmoſte. Wir entnehmen der Abhandlung fol⸗ gendes: Im Gegenſatz zur Vergärung der 1917er Trau⸗ benſäfte und Traubenmaiſchen, die im allgemeinen in⸗ folge der hohen Lufttemperaturen im September und Ok⸗ tober innerhalb weniger Wochen beendet war und nach der eine raſche Klärung der Weine eintrat, macht die Ver⸗ gärung der 1917er Obſtmoſte ab und zu Schwierigkeiten. Manche Obſtmoſte ſind zurzeit noch ganz ſüß und dement⸗ ſprechend auch trüb, zum Teil werden ſie auch ſchon zähe oder ſchwarz. Bei den Unterſuchungen ſolcher Obſtmoſte in der Weinsberger Verſuchsanſtalt hat ſich in vielen Fäl⸗ len ergeben, daß ſie leider eſſigſauer ſind. Sie enthalten ſo viel Eſſigſäure, daß ſie entweder gebrannt oder zu Eſſig verarbeitet werden müſſen, da ſie bei fortgeſetztem Genuß geſundheitsſchädlich wirken. Stichige Moſte müſſen möglichſt bald als ſolche erkannt und aus dem Keller entfernt werden. Vor allem müſſen dann aber auch die Fäſſer, in denen ein ſtichiger Moſt gelagert war, einer gründlichen Säuberung unterworfen werden. Stichige Fäſſer werden am beſten in einer Brennerei oder Braue⸗ rei gedämpft. Es gibt nun aber 1917er Moſte, die nach der chemiſchen Unterſuchung nicht eſſigſauer ſind und doch noch eine größere oder geringere Menge unvergore⸗ nen Zucker enthalten und deshalb ſüß ſchmecken. Sollen dieſe Moſte nicht verderben, ſo muß man für eine mög⸗ lichſt ſchnelle Vergärung des Zuckers ſorgen. Wenn ſolch nicht ſtichigen, ſüßen Obſtmoſte in der Gärung ſtecken eblieben ſind, ſo liegt in den meiſten Fällen die Ur⸗ ſache davon in einer zu niederen Temperatur der Moſte, bei der die Hefen mit dem beſten Willen nicht ſchaffen können. Man wird alſo derartige Moſte erwärmen müſſen, um die Hefen in beſſere Tätigkeitsbedingungen zu berſetzen. Zu dieſem Zwecke läßt man einen Teil des kalten Moſtes aus dem Faß und erwärmt ihn in email⸗ lierten Häfen bis auf 40—45 Grad Celſius und gibt den warmen Moſt zum kalten ins Faß zurück. Unter Umſtänden muß die Erwärmung wiederholt werden, bis der Moſt im Faß eine Temperatur von 15 Grad Cel⸗ ſius zeigt. Moſte, die ſüß ſind und eine Kuhnendecke gezogen haben, müſſen zuvor in ein geſäubertes, ge⸗ brühtes, aber nicht eingebranntes Faß vorſichtig abge⸗ laſſen werden, ohne daß die ſchwimmende Kuhnendecke in das neue Faß mit übergeht. Die praktiſche Erfahrung hat gelehrt, daß, wenn man den ſüßen 1917er Moſten auf 100 Liter 20 bis 30 Gramm Salmiak und noch etwa 1 Liter vermehrte Reinhefe zugibt, außerdem die Gärtemperatur auf 15 Grad Celſius ſtellt, die Moſte ſchnell und gut durchgären. Niemand, der einen geſunden Obſtmoſt für die heiße Sommerzeit aufbewahren will, verſäume es, jetzt den Moſt abzulaſſen, wenn es of nicht geſchehen ſein ſollte. Die Fäſſer, in die der Mo abgelaſſen wird, müſſen gut gereinigt und mittelſtark eingebrannt ſein. Man wird die Moſte in mehrere kleine Fäſſer ablaſſen, dieſe ſpundvoll halten und möglichſt kühl lagern. Von den Moſtfäſſern müſſen die Spund⸗ und Zapflappen, die eine große Gefahr für den Moſt bil⸗ den, verſchwinden. Die kleinen Spunden ſollten etwa 15 bis 20 Zentimeter langen Spunden aus Eichen⸗ oder Akazienholz Platz machen. Die ſpundvollen Moſtfäſſer müſſen alle 14 Tage bis 3Wochen nachgeſehen und unter Umſtänden wieder ſpundvoll nachgefüllt werden, aber nicht mit Waſſer, wie es ſo manchmal geſchieht, ſondern mit geſundem Moſt! „ Grünes Kreuz. Eine Erwerbs⸗Organiſation deutſcher Kriegskameraden ohne Unterſchied des militäri⸗ ſchen Ranges und ihrer Familienmitglieder iſt unter dem Sammelnamen„Grünes Kreuz“ in Berlin ins Leben etreten. Sie will an dem Wiederaufbau durch den Krieg zugrunde gerichteter ſelbſtändiger Exiſtenzen mit⸗ helfen und die verſchiedenſten Erwerbsgebiele, ſowie Bil⸗ dungsſtufen berückſichtigen. Das Geſamtunternehmen ſoll in fünf Abteilungen gegliedert werden, welche Induſtrie, Handel, Landwirtſchaft, Literatur und Kunſt umfaſſen. Die erforderlichen Stützpunkte für alle Mitarbeiter wer⸗ den durch Errichtung bundesſtaatlicher Tochtergeſellſchaften und Zweigſtellen an allen größeren Plätzen gebildet. Mit Kriegsfürſorge hat das„Grüne Kreuz“ nichts zu tun. Alle weiteren Einzelheiten enthält die von der Geſchäftsſtelle, Berlin⸗Wilmersdorf, Livländiſche Straße 11, koſtenfrei erhältliche Denkſchrift. Wie die Schiffe untergehen. Wer Gelegenheit hatte, den„Möwe“ oder„U 35% Film im Lichtbildtheaten zu ſehen, der hat einen Be⸗ griff davon bekommen, wie ſich im allgemeinen der Todes⸗ kampf eines Schiffes abſpielt. Je nachdem, ob der Tor⸗ pedo, die Sprengpatronen oder die Granaten ein Lech im vorderen oberh en eren Sch f sraum veru ſacht ha en, be⸗ ginnt auch dieſer oder jener Teil des Schiffes zuerſt voll⸗ zulaufen. Bald darauf ſpülen die Wellen über Bug oder Heck hinweg, tiefer taucht das Schiffsende in die Fluten ein, dann ein kerzengerades Aufrichten, das Vor⸗ der⸗ oder Hinterende ſteht ſenkrecht in die Luft, und hin⸗ unter ſchießt das Schiff in die unergründliche Tiefe. Wenn auf dem untergehenden Schiff noch eine Flagge weht, ſo kann man die intereſſante Wahrnehmung machen, daß dieſe im Augenblick des Verſenkens faſt ſteil zum Him⸗ mel aufweht, was von dem im Augenblick des Unter⸗ gangs aus den Laderäumen entweichenden Luftdruck her⸗ rührt. Dieſer iſt es auch, der kleinere Wrackteile und Kohlenſtaub emportreibt. a Seltener ſchon ſinkt ein Schiff auf ebenem Kiel, d. h. es läuft, beſonders wenn es ein Leck in der Schiffs⸗ mitte erhalten hat, gleichmäßig voll und geht in wage⸗ rechter Lage unter, ohne ſeine urſprüngliche Stellung nennenswert zu ändern. Hat ein»rpedo in der Mitte des Schiffes ein großes Loch ger kommt es mehr⸗ fach vor, daß das Schiff auseinanderbricht und die bei⸗ den Teile getrennt verſinken. f Eine andere Art des Untergebens beſtebt in dem 1 0 EBPP erer 2= ere oe: — ————ᷣ— 5 herwerben. Monaten Kentern. Durch das eindringende Waſſer bekommt das ne Schiff immer mehr Schlagſeite, d. h. es legt ich immer mehr nach der Seite über, an der ſich das Leck befindet, bis es dann gänzlich umfällt und kieloben auf dem Meeresgrund verſinkt. Eine von unſeren Tauch⸗ Booten auf ſeichter Verſenkungsſtelle gemachte intereſſante Beobachtung beſteht darin, daß man deutlich das harte Aufſtoßen des Wracks auf dem Meeresboden vernehmen kann, und ferner das Brechen der Spanten und Plat; ten als knirſchendes und krachendes Geräuſch vernimmt. An der engliſchen Oſtküſte, die durchweg ziemlich flaches Waſſer aufweiſt, kommt es zuweilen vor, daß ein ge⸗ ſunkenes Schiff mit dem einen Ende auf dem Grunde aufſtößt und mit dem anderen ſenkrecht aus dem Waſſer emporragt. Manchmal verharrt es in dieſem Zuſtande noch ſtundenlang, ehe es ſich dann doch anſchickt, ganz und gar unter dem Waſſerſpiegel zu verſchwinden. Die ſchnellſten, kataſtrophalen Schiff⸗untergänge voll⸗ ziehen ſich dann, wenn ein Schiff Munition oder Spreng⸗ ſtoff geladen hat. Dann vollzieht ſich das Schickſal des torpedierten Schiffes in wenigen Sekunden, indem der Dampfer durch die Exploſion der in ſeinem Bauch unter⸗ gebrachten gewaltigen Sprengmaſſen auseinandergeriſſen wird und buchſtäblich in die Luft fliegt. Es iſt natür⸗ lich ſelten, daß irgendeiner der Menſchen an Vord die furchtbare Exploſion überlebt, deren Wirkung zeitweiſe derart ſtark iſt, daß ſie das in gemeſſener Entfernung treibende Tauchboot in Mitleidenſchaft zieht, ſo daß elek⸗ triſche Sicherungen durchſchlagen werden, Nieten und Schrauben ſpringen oder ſogar das Deck des Tauchbootes mit einem Hagel von Sprengſtücken überſät wird. Beſteht die Ladung eines beſchoſſenen oder torpedier⸗ ken Dampfers aus leicht entzündbaren Gütern, z. B aus Oel, Benzin, Holz, Kork, Heu, Baumwolle, Chemikalien, ſo iſt der Ausbruch eines Feuers die Regel. Aus allen Luken ſchlagen die Flammen heraus und hüllen das Schiff in eine dichte Rauchwolke, die den Nachteil hat, daß ſie feindliche Bewacher herbeilockt und andere Handelsſchiffe verſcheucht. Aber das Ende iſt auch hier der Untergang, welcher das Feuerwerk zum Erlöſchen bringt. Man ſieht, die Schiffe gehen auf ſehr verſchiedene Arten unter. Zuweilen ſogar trotzen ſie dem Leck und können noch mit Mühe und Not eingeſchleppt werden. Dann ſind ſie jedoch zumeiſt derart beſchädigt, daß ihre Wiederherſtellung ſich nicht lohnt oder im günſtigſten Falle Monate in Anſpruch nimmt. Zur Erreichung des 5 80 des Tauch⸗Boot⸗Krieges tragen auch dieſe Schiffe Vermiſchtes. Bei dem Eiſenbahnunglück bei Schleißhein(bei Mün⸗ 0 wurden 5 Perſonen getötet und über 68 verletzt. Unter 35 Getöteten befindet ſich der Fußartilleriſt Paul Doll vom Hue dete Re iment Neu⸗Streliz Nr. 24 und die Frau 2 55 Dunrauf aus Hanau in der Oberpfalz, deren beide 1 5 verletzt wurden. Ein weiterer Toter iſt ein Soldat. nter den Verletzten, die zum Teil gräßliche Brandwunden erlitten befinden ſich viele preußiſche und bayeriſche Militär⸗ . 55 Die Flüſſigkeit, deren Exploſion das Unglück verſchuldet hat, iſt nicht Benzin, ſondern eine Säure geweſen. Der Unteroffizier Winkelmann einer preuß. Luftſchifferabtei⸗ lung hatte von Hannover her für die Augsburger Ballon⸗ fabrik dienſtlich einen Ballon mit Säure mitzunehmen. Er verſtaute den 65 Liter faſſenden Säurebehäſter im Gepäckkorb des Wagens. Zwiſchen den Statfonen Lohhof und Schleißheim explodierte aus bis jetzt noch unbekannter Urſache der Säure⸗ behälter. Sein Inhalt ergoß ſich über den Boden des dicht⸗ beſetzten Drittertlaſſe⸗Wagens und hatte im Nu Feuer ge⸗ fangen. Ein Soldat hatte die Geiſtesgegenwart. die Notbremſe zu ziehen. ſo daß der Zug raſch zum Halt acht wurde. Zuſammenſtoß. Am 26. Januar fuhr in der Station Jet⸗ tingen der Perſonenzug Augsburg Ul. auf einen Güterzug. Verletzt wurde niemand. der Materialſchaden iſt aber sehe 15 1 Wagen iſt in Brand geraten. Die Thronenwartſchaft in Jeruſalem. In Paris wird der Plan beſprochen. den König Albert von Belgien zum König von Jeruſalem vorzuſhlagen. Er ſei ein Nachfolger Gottfried von Bouillons, des Herzogs von Niederlothringen, der als Führe? des erſten Kreuzzugs 1099 bis 1100 König von Jeruſalem(, Beſchüger des Heiligen Grabes“) geweſen ſei. König Albert habe daher auf den Tiron in Jeruſalem Ar ſpruch. Baden. (J Karlsruhe, 286. Jan. Aus Anlaß des Ge⸗ burtstags des Kaiſers hat der Großherzog eine Reih Gnadenakte und Strafnachlaſſungen genehmigt. 5 „Karlsruhe, 26. Jan. In Anweſenheit der Groß herzogin Hilda und der Prinzeſſin Max wurde hier ein Abendheim für Arbeiterinnen errichtet. Dieſes Heim ſoll Unterhaltung, Belehrung, hauswirtſchaftliche Anwei⸗ ſung einſchließlich Handarbeiten dienen und ſoll zugleich eine Stätte des Frohſinns und der Heiterkeit werden. Karlsruhe, 26. Jan. Eine in Eheſcheidung lebende Schneidersehefrau machte ihrem Leben aus Lie⸗ beskummer durch Erſchießen ein Ende. () Karlsruhe, 26. Jan. Die Bad. Landwirtſchafts⸗ kammer beabſichtigt die Errichtung eines Lehrgeflügel⸗ hofs in Mittelbaden und will dazu ein großes Gut 3 Wagen ſind zertrümmert. ( Heidelberg, 26. Jan. In die Redaktion der „Heidelberger Zeitung“ iſt Schriftleiter Kurt Fiſcher, der Aeß eine Reihe von Jahren in der Redaktion der Mag⸗ eburgiſchen Zeitung und vorher an der Konſtanzer Zei⸗ tung tätig war, als Hauptſchriftleiter eingetreten. ( Pforzheim, 26. Jan. Eine 26jährige verhei⸗ 5 2 Frau ſchoß ſich in der Nähe des Wartberg bracht. 3 Offenburg, 26. Jan. Wegen Diebſtähle und Urkundenfälſchung hatte ſich der 36jährige Arbeiterſekretär * Bühler aus Schiltach vor der Strafkammer zu eu Er hatte eine größere Anzahl Frachtſtücke für ſnet und daraus Lebensmittel entnommen, die er teils ſich verbrauchte, teils verkaufte. Er wurde zu acht Gefängnis verurteilt. dFreiburg, 26. Jan. 0 wurde die El 1 des Ba A dulge 1 0 5 19 it S unbekannten Gründen eine Kugel in den Kopf. ie wurde in ſchwerverletztem Zuſtand ins Spital ver⸗ n den Täter wer Staatsanwaltſchaft ſetzt für die Ermittlung des Täter eine namhafte Belohnung aus. Am letzten Dienstag dem Tag, 00 dem ſich das Unglück ereignete, hörte man in der Kolbſchen Wohnung einige Schreie und daz Zuſchlagen der Glastüre. Am gleichen Nachmittag wurd. auch ein Mann geſehen, der aber unerkannt entkam (Y Raſtatt, 26. Jan. Das hier garniſonierend. Füſilier⸗Regiment Fürſt Karl Anton von Hohenzollerr Nr. 40, deſſen Chef ſeit 1905 Fürſt Wilhelm von Hohen. zollern iſt, konnte in einfacher Weiſe ſein 100 jähriges Beſtehen feiern. Im Krieg hat das Regiment Nr. 40 ſchon an allen Fronten erfolgreich und tapfer mitge kämpft. ( Singen⸗ Hohentwiel, 26. Jan. Der Bürgeraus⸗ ſchuß hat einer neuen ortsſtatutariſchen Beſtimmung, nach welcher der von Minderjährigen verdiente Lohn nur an deren Eltern oder Vormünder ausbezahlt werden darf, zugeſtimmt. Man will dadurch verhindern, daß die Ju⸗ end, die jetzt viel Geld in die Hände bekommt, das Geld für unnütze Dinge verſchwendet. ö (Birkenfeld, OA. Neuenbürg, 26. Jan.(Frei- geſprochen.) Der Bauer Wilhelm Gohl war letztes Jahr wegen Leutemangels genötigt, vier Morgen Weizen und Gerſte auf hieſiger Markung und ſechs Morgen auf Pforzheimer Gemarkung auf dem Halm zu verkaufen, was verboten iſt. Das Getreide wurde daher vom Schult⸗ heißenamt beſchlagnahmt. Da aber das Schultheißenamt ebenfalls keine Leute zum Ernten bekam, verkaufte Gohl trotzdem das Getreide, um es nicht verderben zu laſſen. Er erhielt in der Folge einen Strafbefehl von 80 Mk. Das Schöffengericht ſprach ihn frei. Vor der Straf⸗ kammer machte Gohl geltend, daß er in Not gehandelt und unter der Bedingung das Getreide verkauft habe, daß das Oberamt ſeine Einwilligung gebe. Er wurde von der Strafkammer ebenfalls freigeſprochen. (Sigmaringen, 26. Jan. Bei der geſtrigen Wahl in der Benediktinerabtei Beuron iſt ein Württember⸗ ger, Pater Zacharias Walzer, zum Erzabt gewählt worden. Walzer iſt in Ravensburg geboren und erſt 30 Jahre alt. Seine Studien machte er teilweiſe in Rom. Die Wahl bedarf noch der päpſtlichen Beſtätigung. Nach den beiden Rheinländern, den Brüdern Maurus und Plazidus Wolter und dem Badener Schober iſt Erzabt Walzer der erſte Württemberger, der die Würde des Erzabtes des Mutterkloſters Beuron einnimmt. Schw. M. Gerichtsſaal. ] Karlsruhe, 26. Jan. Die Strafkammer ver⸗ urteilte wegen bedeutender Holzdiebſtähle den Maurer Emil Lautenſchläger zu 4 Jahren Zuchthaus, den Tag⸗ löhner Heinrich Keſſer zu 1½ Jahren Gefängnis und den Taglöhner Franz Müllig ſowie den Taglöhner Eduard Deſchler zu je 1 Jahr Gefängnis. Der Maurer Ludwig Stolz, der Anführer der ganzen Geſellſchaft, wurde unter Einrechnung einer früheren Strafe zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. a Lokales. — Aus der badiſchen Rechtspflege. Wegen Ver gehen gegen kriegswirtſchaftliche Verordnungen auf dem Gebiet der Volksernährung wurden bis jetzt in Bader über 29 000 Strafen ausgeſprochen. In den Jahren 1915 und 1916 wurden in 11 Fällen Perſonen wegen unſchuldiger Verhaftung oder Unterſuchungshaft entſchä⸗ digt. Die Zahl der Häftlinge in ſämtlichen badiſchen Strafanſtalten betrug am 1. Dezember 1913 insgeſamt 1472 und am 1. Dezember 1917 insgeſamt 1003. Dieſt Zahl iſt ſomit um 469 zurückgegangen, während ſich dit Zahl der jugendlichen Häftlinge um mehr als ein Dritte! vermehrt hat. 1 — Ablieferung von Obſt⸗ und Trauben⸗ hefe. Wir haben ſchon auf die Notwendigkeit der Ablieferung von Obſt⸗ und Traubenweinhefe, aus der durch geeignete Verarbeitung wertvolles Futter gewonnen wird, hingewieſen. Die vom Kriegsausſchuß für Er⸗ ſatzfutter, Berlin, verpflichteten Brennereien, die die Hefe verarbeiten, ſind folgende: Henrik Anderſſon, Mannheim; Wertheimer& Komp., Emmendingen; Baumgartner ⸗ Doſſenbach, Säckingen a. Rh.; Gebr. A.& S. Lah, Freiburg; B. Odenheimer, Karlsruhe; Joh. Heißler, Mannheim⸗Waldhof; Franz Herrwerth, Mannheim⸗Käfer⸗ thal; Wyla⸗Werke m. b. H., Weil; Ad. Huber, Achern. Die letztgenannte Brennerei nimmt nur Traubenweinhefe. Die Obervertrauensleute ſowie die örtlichen Vertrauens⸗ leute für die Weintreſterſammlung und die Obſttreſter⸗ aufkäufer erteilen gern jede weitere Auskunft. Perſonen, die Hefe vermitteln wollen, werden aufgefordert, ſich unter Angabe ihrer genauen Adreſſe an den obengenannten Kriegsausſchuß zu wenden. 5 — Keine Gerſte für Brauereien. Wie der „Allg. Anzeiger für Brauereien“ mitteilt, hat ein Ver⸗ treter des Kriegsernährungsamts erklärt, die weitere Be⸗ lieferung der Brauereien mit Gerſte werde vorausſicht⸗ lichv orläufig eingeſtellt werden, da infolge der ſchlech⸗ ten Haferernte jegliche Art Erſatzfuttermittel für die Heerespferde herangezogen werden müſſe. Die Heeres⸗ verwaltung habe auf die Lieferung von Bier verzichtet. Eine Abordnung der Brauereivertreter werde beim Kriegsernährungsamt Vorſtellungen erheben. Der Wunſch des Kaiſers. Der Kaiſer hat den Wunſch geäußert, daß auch in dieſem Jahre ſein Geburtstag nur durch ernſte Feiern und Zuſammenkünfte— wie in den Schulen und beim ſonntäglichen Gottesdienſt in den Kirchen— begangen und von lauten feſtlichen Veranſtal⸗ tungen tunlichſt Abſtand genommen werden möge. Auch veranlaſſen die Rückſichten auf den ſtark belaſteten poſtaliſchen und telegraphiſchen Verkehr im Felde den Kaiſer zu der Bitte, von der Uebermitkelung von Glückwünſchen abzuſehen und ſich auf ein freundliches Gedenken und auf treue Fürbitte zu beſchränken. i A Die Förderung des Flachsbaues im Jahre 1918. Es iſt eine volkswirtſchaftliche Notwendigkeit, den Flachsbau in 2 im Jahre 1918 ganz weſentlich zu ſteigern. Groß ind die Vorteile, welche der Flachsbau im nächſten Jahre den Landwirten bietet. Die Preiſe für Stroh⸗ und Röſtflachs bedeutend erhöht worden. 3 15 Leinſamen 5 1 5 ge u! man noch nichts Beſtimmtes. I Dfe zur Ausſaat im Jahre 1918 gebrauchte ſaatfertige 5 . 5 175 ſaat wird den Flachsanbauern gegen Bezahlung durch die 1 und Organisationen weſentlich Leinſaatverteilungsſtellen rechtzeitig geliefert. Auch werden den Flachsanbauern mit Genehmigung der Kriegs rohſtoff⸗ abteilung unter Berückſichtigung der abgelieferten Flachs⸗ mengen auf Antrag größere Mengen an Flachsgarn oder Seilerwaren oder Leinwandſtoffe zur Verwendung in der eigenen Wirtſchaft gegen Bezahlung zur Verfügung geſtellt. Ferner erhalten die Flachsanbauer unter Berückſichtigung der abgelieferten Flachsmengen beſtimmte Mengen an Bin⸗ degarn zu ermäßigten Preiſen für den Verbrauch in der eigenen Wirtſchaft, und ſichern ſich weiterhin das Recht auf Rückbehaltung von Leinſamen der eigenen Ernte, um ſich daraus entweder ſelbſt Oel ſchlagen zu laſſen oder aber gegen Ablieferung des Leinſamens nicht unerhebliche Mengen von Leinöl durch die Kommunalverwaltungen zu beziehen. Das Ziel eines ſtark vermehrten Flachsanbaues wird unter der wertvollen Mitwirkung aller landwirtſchaftlichen Behörden gefördert werden können. Verontwortlich fur die Redaktion Gg. Zimmermann, Seckenheim f Geſch Fleischausgabe. Morgen Mittwoch, den 30. Januar erhalten Nr. 1 bis 838 und Nr. 2074 bis 2264 bei Metzgermeiſter Hartmann. Nr. 839 bis 1496 und Nr. 2265 bis 2736 bei Metzger Neudeck. Nr. 1497 bis 2073 und 2737 bis 3000 bei Metzger Gropp. Die Bewohner der Hochſtädt erhalten ihre Mengen bei Metzgermeiſter Schertel. Der Preis pro Pfund beträgt 180 Mk. Es entföllt auf den gültigen Wochenanteil für die ganze Karte 250 gr, für die halbe Karte 125 gr. Die Verkaufszeit bei den Metzgereien iſt feſtgeſetzz Mittwoch nachmittags von 3— 6 Ut, Donnerstag früb von 7—8 Uhr. Seckenheim, den 29. Januar 1918. Lebensmittelamt. Mittilttililtitititlitttttttttttttt Kalholiſcher Atbeitervetrin Seckenheim. G. V. Am ö Sonntag, den 3. Februar 1918 findet im Nebenzimmer zum„goldenen Adler“ unſere diesjährige Generalversa mmlung. ſtatt, wozu wir unſere Mitglieder mit der Bitte um voll⸗ zähliges Erſcheinen freundlichſt einladen. Tagesordnung: J. Tätigkeitsbericht. IJ. Kaſſenbericht. III. Vorſtandswahl. IV. Verſchiedenes. Der Varſtand. CC Wlililtiittiittttttitnitinitttittnte Hedizinal-Terband anne aaann ae nenne ene S882 888572278287 828272228828288 87888 2888887778888 88828822 228227 282272888782 Generalversammlung. Am N 5 i Fonnlag den 3. Februar nachm. 3 Ubr findet im„Neckarthal“ unſere diesjährige General⸗ verſammlung ſtatt. Tagesordnung: ä J. Bericht des Vorſtandes. l. Kaſſenbericht. Ii. Wahl des Vorſtandes. 10 00 W. Verſchiedenes. 55 Hierzu werden die Mitglieder mit der Bitte zahlr. Erſcheinen freundlichſt eingeladen. Der Vorstand. um FEC Zu verkaufen! Zwei ſchöne ſchwarze Ein Acker von 11 Ar 58 qmim Herms⸗ heimer Großf eld. Näheres in Neckarau, Rathausſtraße 19a part. links. Ein Simmer 1 miet. geſ ucht. zu verkaufen! d zu haben bei Pallene öahllantleler Zu. erfr. i. d. Geſchſt. ds. Bl. Follpofüartöng 7 2 Dil Hun ̃bkanntmachung. f Die Auszahlung der Kriegsuntesſtützungen an Donnersfag, den 31. Januar ser. 1 646 500 an Sreltad. den 1. Jebruar fk. 50 1 bis öchlug. Und zwar jeweils vormittags von 6— 12 Uhr und nach⸗ mittags ven 2—4 Abt. An dieſem Tage müſſen all Unterſtutzungsbeträge abgeholt werden. Sonstige Ein⸗ und Auszablungen nnen am ge⸗ nannten Tage nicht erfolgen. Seckenheim, den 29. Januar 1918. Gemeinderat: Volz. Welianntmachung. Zur Fortführung des Vermeſſungswerks und Lager⸗ buchs der Gemarkung Mannbeim mit Vororten und Neben⸗ Die Herrin von Arholt. a Roman von Levin Schücking. 13. Jortſetzung. Nachdruck verboten.) Weiter hieß es in dem Briefe:„Das aber, was Frau von Tholenſtein mir mitteilte und wobei ſie einen Freun⸗ desdienſt von mir in Anſpruch nahm, iſt das Folgende: Melanie Tholenſtein hatte von der Natur eine ſchöne Stimme erhalten, zu deren Ausbildung ſie den Unter⸗ richt einer bewährten Geſanglehrerin genoß, die nicht weik von dem Stift der Tante wohnte und in deren Wohnung ſich Melanie zum Empfang des Unterrichts eee pflegte. Leider wurde ſie dadurch in nähere Beziehungen zu der Familie der Lehrerin gezogen, welche aus einem Mann, der ſich mit Graveur⸗ und. Ciſelierarbeiten beſchäftigte, und deſſen jüngerem Bru⸗ der beſtand, einem Komödianten, der ehemals Offizier geweſen war, dann den Dienſt wohl nicht aus ganz klaren und durchſichtigen Gründen hatte verlaſſen müſſen und nun auf einem Theater zweiten Ranges den Helden ſpielt. Von dieſem Menſchen, der Melber hieß...“ 88 Der Name Melber ließ Raban wieder ſeine Lektüre für einen Augenblick unterbrechen— er war auf nichts weniger gefaßt, als auf dieſen zu ſtoßen, der eine ſelt⸗ ſame Verwickelung anzukündigen ſchien. „Von 8. Menſchen, der Melber hieß,“ las Ra⸗ ban in dem Briefe ſeines Vaters weiter,„ließ Melanie nden ſich umgarnen, ſich ſeine wirkungsvollſten und rührendſten Effekte vorſpielen und verirrte ſich bis zur Verlobung mit ihm und zu allen möglichen Treuſchwüren, denen zunächſt die erregteſten Szenen mit der Tante im Stift 5— ſein mögen— bis dieſe Tante, der Lei⸗ ohnmächtig, die Mutter Melanies zur Hilfe herbeirief. Frau 3 1 ſich ſofort auf den Weg — i. fo ih 15 0 17 Hi 7 rag denſchaft des unglücklichen jungen Mädchens gegenüber Postkàartenalbum SOW-ͤee Schreibalbum Geschäftsbücher, alle Sorten Briefpapiere duch sämtliche Schulartikel Mundharmonikas:: Taschenmesser in verschiedenen Preislagen. Pelcpostkartons in allen Grössen, Zowis peröch. dem Maeltekartn empfiehlt Georg Zimmermann Hildasftrasse 68. im Grundeigentum liegt während 1 Woche vor der Tag⸗ fahrt zur Einſicht der Beteiligten in den Räumen des Grunnbuchamts auf; etwaige Einwendungen gegen die Eintragung dieſer Veränderungen im Vermeſſungswerk und Lagerbuch ſiud in der Tagfahrt vorzutragen. Die Grundeigentümer werden hiermit aufgefordert, die aus dem Grundbuch nicht erſichtlichen und noch nicht zur Anzeige gebrachten Beränderungen im Grundeigentum insbeſondere auch bleibende Kulturveränderungen anzu⸗ melden und die Meßbriefe(Handriſſe und Meßurkunden) über Aenderungen in der Form der Grundſtücke vor der Tagfahrt dem Grundbuchamte oder in der Tagfahrt dem Fortführungsbeamten vorzulegen, widrigenfalls die Fort ⸗ führungsunterlagen auf Koſten der Beteiligten von amts⸗ wegen beſchafft werden. Anträge der Grundeigentümer auf Anfertigung von Meßurkunden, Teilung von Grundſtücken, Grenzfefiſtel⸗ gekommener Grenzmarken werden in der Tagfahrt ent- gegengenommen. Mannheim, den 18. Januar 1918. 5 Der Gr. Bezirksgeometer: .. gez. Nehls, Obergeometer. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. ö Mannheim, den 22. Januar 1918. Bürgermeiſteramt Dr. Finter. . Fehl. die verliebte Thören hatte es vorgezogen, vor ihrer An⸗ kunft mit ihrem Helden die Flucht zu ergreifen. Als die arme Frau tiefbekümmert nach Arholt heimkehrte, waren der einzige Troſt, den ſie mit ſich heimbrachte, ein Paar Briefe Melanies aus einer ungariſchen Stadt. Sie ver⸗ ſicherte darin, daß ſie glücklich und mit Melber getraut ſei, daß dieſer eine gute Stellung bei einem deut⸗ ſchen Theater in Ungarn gefunden, daß man ſich um ſie nicht grämen ſolle, und ſo weiter. Die Mutter hatte in ihrer Empörung ſich lange nicht zu einer Antwort entſchließen können; dann gewann doch die Sorge um die Tochter die Oberherrſchaft im Mutterherzen, ſie nahm den Briefwechſel wieder auf, ſandte Unterſtützungen— und reichlichere von dem Augenblick an, wo Melanie ihr die Mitteilung gemacht, daß ſie im Begriff ſei, Mutter u werden, daß ſie leidend geworden, daß ihr Mann fein erſtes befriedigendes Engagement verloren und ſich unſtet in neuen ungenügenderen Stellungen aufreibe und umhertreibe. Die Mutter Melanies las zwiſchen den Zeilen dieſer Mitteilungen, daß ihr armes Kind in einen unſäglich elenden Zuſtand geraten. Der Entſchluß, alles zu tun, um ſie dieſem zu entziehen, lag nahe— es wurde mit der Tante Stiftsdame darüber verhandelt, wer von den zwei Frauen ſelber nach Ungarn reiſen ſolle, um Melanie zurückzuholen— da kam ein Brief des Herrn Melber auf Arholt an, welcher dieſer Frage kurz ein Ende machte. Herr Melber meldete, daß ſeine Gattin Melanie von einem geſunden Mädchen entbunden, aber in Folge deſſen zwei Tage nach der Geburt geſtorben ſei. Das Kind befinde ſich wohl, es habe in der Taufe den Namen Marie erhalten. Er behalte ſich alle ſeine Rechte vor und werde ſeinerzeit ſich weiter darüber äußern. Damit ſchloß der Brief. Frau von Tholenſtein und die Stiftstante hatten, N nur den einzigen Gedanken, richt überwunden, jetzt ö Kind elanies 5 und Pfl. zu pe 11 lungen und Wiederherſtellung ſchadhafter oder abhanden nachdem ſie den Schmerz über die erſchütternde 0 55 4 Vorſtehendes Kenntnis. 5 Seckenhei, 28. Januar 1918. Bürgermeiſteramt: Volz. Koch. Welkanntmachung. Des Jahresabſchlußes wegen bleibt die Ge⸗ meindekaſſe am Mittwoch, den 30. d. Mts. geſchloſſen. Seckenheim, den 28. Januar 1918. Go meinderat: Volz. Lobklings⸗geſuh Ein braver Junge, der Luſt Rlolnes Häuschen hat, ſich als Steinmetz oder auszubilden, ſowie das Her⸗ den, von Kunfeen 5 ö lflmlek-Wobnung ſtellen von an en ründlich zu erlernen, kann 7 5 Oſtern i. d. Lehre treten. mit Garten u. Stalluns J. Baumann zu mieten gesucht. Köster, C 8, 18. eee eee eee Bildhauer Ladenburg, Bahnhofſtrße. Dieſes Kind war ja jetzt, da an Martins Verheiratung nicht zu denken war, die einſtige Erbin von Arholt, auf ihm beruhte die ganze Zukunft der Familie. Es durfte nicht in den Händen eines fahrenden Komödianten in einem fernen Lande bleiben. Durch einen Prager Ge⸗ ſchäftsmann gelang es auch in der Tat, den Vater des Kindes willig zu machen, das letztere der Großmutter auszuliefern, und zwar gegen eine Jahresrente, welche ihm dagegen zugeſtanden wurde. Melanies Kind wurde von dem Gef Stiftsdame in Prag in Empfang genommen und dann nach Arholt gebracht. Als es heranwuchs, von der Großmutter wie ihr Augapfel gehütet, und ſich in liebenswürdigſter Weiſe ent⸗ wickelte, kam jene bei unſerem Könige mit der Bitte ein, daß ihre Enkelin den Namen Melber fallen laſſen und den ihrer Mutter von Tholenſtein auf und zu Ar hot führen dürfe, was ihr um der Erhaltung eines ſo ar baren hiſtoriſchen Namens willen ohne Schwierigkeit b willigt wurde. So ſtanden die Sachen— und für die Welt ſteh ſie noch jetzt ſo— bis Marie Tholenſtein neun Jahre als geworden; in dieſer Zeit bekam Onkel Martin an einem ſchönen Sonntagnachmittag in der Dorfſchenke einen Schlaganfall, von dem er zwar leidlich genas, der ſich aber nach zwei Monaten mit tödlicher Wirkung wiederholte. Mehrere Wochen nach ſeinem Tode wa es, als Frau von Tholenſtein meine Freundſchaft in Anſpruch nahm und mir ihr Vertrauen in ihren Ange⸗ 5 ſchenkte. Was ſie dazu bewog, war das Fol⸗ gende: a Bisher hatte es in unſerer Gegend g h ißen, Melanie Tholenſtein ſei in Oeſterreich irgendwo mit einem Vetter desſelben Namens verheiratet geweſen und mit Hinter⸗ laſſung der jetzt von der Großmutter erzogenen einzigen Tochter geſtorben. 1 ortſetzung folgt bringen wir hiermit zur allgemeinen* chäftsmann und einer Kammerfrau der . 1