Dr — Donneralug. 7. Februar 1918. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn und Feiertoge. Der Abonnementspreis betcägt mungtlich Mk. 1.—. bei, freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 2.25. 18. Jübrüang tsblart Aer Bürgermeister amter Semen heim, Arsen, Nenaraansen und E Gingen. Dich nod Reſag non ac. iert, Secken heim. flo. 32. In ſertionspreie Due etufvaltige Petitzeile 20 Pfg., Neklamen 60 Pfg. die Nele. Bei Iſterer e Wabatt. Nernſprechanſchluß Nu. 18. Die Ereigniſſe im Oſten. Endlich, endlich ſcheint der Suntpfnebel ber Breſ k von den verheißungsvollen Strahlen des Licht! durchbrochen zu werden. Seit November v. Js. wird in dem elenden Neſt hin und her geredet und im Januar 1918 ſind die Verhandlungen genau an dem gleichen angel von dem ſie damals ausgegangen waren. . 5 Balgerei um Worte und . W 8 Dre e von we en Begri Verſchleierung u ntſtellung vor Tatſachen, ein ganzes Regiſter von Fälſchungen— das war das Rüſtzeug, mit dem die Petersburger Abordnung der Bolſchewikt, vor allem ihr böſer Geiſt, der ene Erzrevolutionär Trotzki zu den Friedensverhandlunger erſchien. Die Lage der Unterhändler der vier verbün⸗ deten Mächte ſolchen„Kompaziſzenten“(Mitvertragſchlie Kater egenüber war keine beneidenswerte und auch Leine leichte da ſie mit gebundener Marſchlinie entſandt waren und den Anmaßungen der Petersburger nicht ſo entgegentreten konnten, wie es angemeſſen geweſen wäre und wie das deutſche Volk es gewünſcht Hätte Lange Zeit benahmen ſich die Ruſſen oder, um gerecht zu ſein, benahm ſich Trotzki ſo, als ob er ein ſiegreicher erator wäre. Wie hat man bei uns aufgeatmet, als dann endlich der General Hoffmann mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlug und dem unverſchämten Menſchen gehörig die Meinung ſagte! Die Wirkung war gut, aber ſie hielt leider nicht lange vor. In der letzten Sitzung zezichtigte Trotzki den deutſchen Staatsſekretär v. Kühl mann der politiſchen Zweideutigkeit und Hinterhältigkeit. Staatsſekretär v. Kühlmann war dem Gegner kberlegen. Mit ſeiner Dialektik trieb er ihn in die Enge. Das muß 3 den mancherlei Angriffen gegen eine Methode e werden. Aber allerdings, die kühle Verſtandesarbeit brachte das Friedenswerk keinen Schritt weiter und der Wortſtreit könnte noch ein ganzes Jahr weitergeführt werden. Der Reichskanzler hat nun über, wie es ſcheint, nachgerade die ewigen Verſchlep⸗ zungskünſte Trotzkis ſatt bekommen und die Ueberzeugung trlangt, daß mit der ſeitherigen Richtung und Methode deuten wie Lenin, Trotzki uſw. gegenüber nichts an⸗ zufangen iſt, weil ſie ſich nicht verſtehen und darum auch ticht würdigen. Staatsſekretär v. Kühlmann iſt zu einer vichtigen Beſprechung, an der auch General Ludendorff leilnimmt, nach Berlin berufen worden,— ob er wieder nach Breſt⸗Litowsk zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Jeden⸗ alls werden gegen die Bolſchewiki jetzt andere Saiten zufgezogen, worauf die„Nordd. Allg. Ztg.“ bereits vor⸗ bereitet hat, indem ſie ſchriel, das deutſche Volk werde 's ſich zu überlegen haben, ob der Friede mit Nord⸗ zußland, das jetzt im blutigen Bürgerkrieg mit den wich⸗ igſten und beſten Teilen des alten Reiches liegt, über⸗ zaupt noch einen Wert habe. Bedeutungsvoll war dabei tamentlich die Mahnung an die Ukraine, dieſe Gelegen⸗ zeit zu benützen und durch einen baldigen Friedensſchluß zunächſt nach außen die feſte Form eines ſelbſtändigen ind unabhängigen Staates zu gewinnen. Es ſteht außer Zweifel, daß Schweden die Erdroſſe⸗ ung Finnlands durch die Volſchewiki nicht dulden wird; zat aber die Ukraine einmal den Frieden abgeſchloſſen ind iſt ſie, wie ausdrücklich zugeſagt, in ein Handels⸗ ind Freundſchaftsverhältnis mit den Verbündeten ein⸗ getreten, dann werden dieſe in ihrem und der Ukrainer Intereſſe auch nicht tatenlos zuſehen können, daß ein Feind, der zu jeder aufbauenden Arbeit unfähig und zeſſen einziger Daſeinszweck das Vernichten iſt, die Ge⸗ undung und Erſtarkung eines zukunftsreichen Staats⸗ veſens ſtört und vielleicht auf lange Zeit unmöglich nacht. Das wäre keine Einmiſchung in innere Verhält⸗ tiſſe eines fremden Staatsweſens, wie es etwa der Fall väre, wenn die Verbündeten beſtimmte Vorſchriften für die innere Ausgeſtaltung Nordrußlands— oder richtiger „Großlands“ im Sinne des Landes der Großruſſen— eben würden. Einem befreundeten Staat in deſſen Be⸗ krohung zu Hilfe zu kommen, iſt eine ganz natürliche und zölkerrechtlich unanfechtbare Sache, zumal wenn in dem Friedensvertrag zugleich ein Schutz» und Trutzbünd⸗ 85 tis oder ſo etwas ähnliches vereinbart werden ſollte, ohne zas die neuen Randſtaaten Rußlands im Oſten und Süden doch nicht auskommen werden, wollen ſie anders hre Selbständigkeit auch für eine fernere Zukunft ſichern. as für die Ukraine gilt, gilt aber auch für Rumänien. Am wenigſten werden Trotzki und ſeine Leute Brund haben, über innere Einmischung Klage zu führen. ratſächlich hat Trotzki ſich in die inneren Verhältniſſe rer Staaten eingemiſcht, indem er in Oeſterreich⸗ ngarn, Deutſchland, Holland und in anderen Ländern en allgemeinen Ausſtand zu entfeſſeln bemüht bar. Andererſeits iſt es eine ſittliche Pflicht, den ge⸗ Ahrlichen Brand, der in Rußland gelegt iſt, nicht über e Grenzen des Machtbereichs derer greifen zu laſſen, . Feuer entzündet haben. Das iſt für uns ein Gebot 3 tung ee eee —— Wahrheit in Schlagwort und Wirklichkeit. hluſſes weit näher als le damit zuſammenhängenden Fragen erhöhte Wichtigkeit für die Allgemeinheit, ins⸗ ſondere die Frage nach dem Schickſal der Länder, die infolge der Siege der Mittelmächte zur Zeit von den Deutſchen und Oeſterreichern beſetzt und um Teil von Völkern bewohnt ſind, die nicht mehr unter die bis⸗ herige Herrſchaft zurückkehren wollen. Unſere in erſter Linie verantwortlichen Männer haben die Pflicht, dieſe Fragen ohne Voreingenommenheit nach Geſichtspunkten militäriſcher und politrſcher Notwendigkeiten zu entſcheiden. Dabei wird vor allem das Intereſſe der gegen die Entente verbündeten Staaten maßgebend ſein. Es iſt aber durchaus nicht geſagt, daß dieſes Intereſſe mit den Lebensnotwendig⸗ der in Rede ſtehenden Völker in Wiberſpruch ſteht. Man braucht nur die Sache nicht unter dem Geſichtswinkel der jetzt ſo beliebten Schlagwörter zu betrachten. Es wird geſchwärmt von der ruſſiſchen„Bundes- republik“. Sie ſoll alle bisher unter dem Zepter des Zaren Nc regierten Völker als völlig auto⸗ nome Republiken durch ein gemeinſames Band vereinigen. Damit wäre der Einfluß Deutſchlands auf alle dieſe Länder ausgeſchaltet. Das Großruſſen⸗ tum aber müßte naturgemäß mit der Zeit danach ſtreben, in dieſer„Bundesrepublik“ die entſcheidende Stel⸗ lung zu gewinnen. Das würde ganz von ſelbſt zu neuen Zentraliſierungsbeſtrebungen führen mit allen den Folgen, die zur Entſtehung dieſes Welt⸗ krieges beigetragen haben. Andererſeits birgt auch die volle ſtaatliche Selbſtändigkeit aller dieſer Länder ſchwere Gefahren in ſich. Selbſt wenn ſie alle für neutral erklärt und unter internationalen Schutz geſtellt würden, ſo wären dieſe Gefahren keineswegs beſeitigt. Das beweiſt hinlänglich das Beiſpiel, das Belgien vor dem Friege gab. Belgien war nur ein ſolcher neutraler Pufferſtaat. Nur mit Grauſen kann man ſich die Mög⸗ lichkeiten ausmalen, die vorhanden wären, wenn zwiſchen Deutſchland und Rußland gewiſſermaßen ein neuer Balkan entſtände mit allen den nationalen und wirt⸗ ſchaftlichen Gegensätzen, die dort ſo verheerend wirkten und die Ruhe Europas dauernd gefährdeten, um zuletzt den Weltenbrand zu entzünden. Man denke dabei 3. B. nur an die Schwierigkeit, die Grenzen zwiſchen Li⸗ tauen und Polen feſtzuſetzen. Es liegt ſicher viel dem Wort von dem„Selbſtbeſtim⸗ mungsrecht“ der Völker. Jedes Volk ſoll das Recht haben, ſich ſeiner Eigenart nach zu entwickeln, ſeine eigene Sprache auszubilden und ſeine eigene Kultur zu ſchaſſen. Aber es iſt ſchließlich nicht nötig, daß ein Volk in Ausübung ſeines„Selbſtbeſtimmungsrechts“ geradeaus ins Unglück rennt. a Wäre dies vielleicht nicht der Fall, wenn Völker wie die Litauen und Letten, die Jahrhunderte lang keine politiſche Selbſtändigkeit mehr beſeſſen haben, nun plötzlich und unter ſo ſchwierigen Verhältniſſen ſich nicht bloß im Innern ſelbſt verwalten, ſondern auch eine 5 Politik treiben müßten? Und mit welchem Mißtrauen würde dann in ganz Europa jeder Schritt Deutſchlands betrachtet werden, mit ſolchen Völkern in die für beide Teile notwendigen wirtſchafts⸗ politiſchen Beziehungen zu treten. Hemmungen auf Schritt und Tritt würden wir begegnen. Und es läßt ſich doch gar nicht leugnen, daß Deutſchland nicht nur aus auf der Hand liegenden Gründen militäriſcher Art, ſondern auch aus ſchwerwiegenden wirtſchaftspolitiſchen Gründen den dringenden Wunſch haben muß, im Oſten und Weſten auch in Zukunft freie Hand zu haben und ſich ungehindert zu entfalten. Nur Träumer können von einer Anfaffenen Bodenreform in Deutſchland— die zudem wahr⸗ ſcheinlich den für unſere Volksernährung im Kriege ſo 7 Körnerbau zu Gunſten der Viehzucht ſtark ge ährden würde— und von einer überaus koſtſpieligen und langwierigen Moorkultur eine raſche und durchgreifende Abſtellung der Landnot des ſchnellwachſenden deutſchen Bauernvolkes erwarten. FJenſeits unſerer bisherigen öſtlichen Grenzen aber liegt Siedelungsland in Maſſe. Dort könnten unſere Bauern als deutſche Pioniere ſich unvergängliche Ver⸗ dienſte um das Vaterland erwerben und die Grenzwacht halten im Verein mit unſeren Stammesgenoſſen in Liv⸗ land und Kurland und mit den deutſchen Koloniſten, die, während des Krieges aus dem Moskowiterreich ver⸗ trieben, kaum gewillt ſein werden, in ein ſchweren inneren Kriſen entgegengehendes Rußland zurückzukehren, denen egenüber aber das Deutſche Reich eine große Dankes⸗ chuld abzutragen hat. Es iſt eigentlich nur die Frage, ob dieſes Siedelungsland, das zu einem großen Teil einſt ſchon deutſches Land war, dem Tüchtigſten, alſo dem deutſchen Bauernvolke, wieder gehören und ſo wie einſt auch zum Segen für die nichtdeutſche Bevölkerung der Kw 2 ſwœJX— Länder im Oſten werden ſoll, oder ob es in Wirren der Zukunft verwahrloſen oder ſchließlich doch eine Beute des Großruſſentums werden ſoll.„ Im Weſten, das ſoll hier nur kurz geſtreift werden, weil in weiterer Zukunft liegend, handelt es ſich ja weniger um das Intereſſe unſeres Landvolkes. Es handelt ſich dort vorwiegend um unſere militäriſchen Lebens⸗ notwendigkeiten. Dort ſpielt der Grenzſchutz für unſer lothringiſches Induſtriegebiet eine große Rolle und das Erz, das für unſere Kriegführung ſo bitter notwendig iſt. Auch Arbeitsgelegenheit für unſere Induſtrie⸗ arbeiterſchaft ſoll geſchaffen werden. Doch auch die deutſche Landwirtſchaft iſt bei dem Erz intereſſiert, weil bekanntlich das Thomasmehl ein Nebenerzeugnis bei der Umſchmelzung phosphathaltigen Roheiſens zu Fluß, ſtaht iſt. Das ſind die Dinge, an die man denkt, wenn von Briey und Longwy die Rede iſt, und an die auch unſere Unterhändler denken müſſen, wenn einmal unſere Feinde im Weſten die Hand zum Frieden bieten werden. Man muß ſich erinnern, daß England alle Völker in den Krieg gegen die Zentralmächte hineingehetzt und dann ſelbſt in den Krieg eingegriffen hat und unſer Hauptfeind wurde, nicht weil wir irgend einmal irgend etwas von England aunckliert hatten, ſondern weil wir auf dem Weltmarkt Englands gefährlichſter Nebenbuhler waren. Und das wollen wir doch wohl bleiben. e Die Lebensmittelverſorgung in der Schweiz. Von der Preisberichtsſtelie des Deutſchen Landwirtſchaſts⸗ rats wird uns geſchrieben: Schon wiederholt haben wir 273 enommen, auf die großzügige Organiſation in der Le ensmiktel⸗ verſorgung hinzuweiſen, welche die betriebſame Schweiz in ihrer Notlage durchgeführt hat. Wenn auch nicht zu ver⸗ zennen iſt, daß ſie ihrem Syſtem ſich dem deutſchen Vor⸗ bilde angeſchloſſen hat. 5 hat ſie doch in mancher Hinſicht ihre Maßnahmen völlig frei von dieſem Vorbilde entſprechem ihren beſonderen Verhä'tniſſen ergriſſen. Eine ſachliche Wür⸗ digung wird dabei zu dem Ergebnis kommen, daß ſie ihre Maß ahmen noch ſo ge. ichtiger, einheitlicher und zweckmäßigen als Deutſchland getroffen hat. Neben der zielbewußten För⸗ derung der Vermehrung der Anbaufläche von Ge⸗ reide und Kartoffeln ſei heute auf die Notſtandsaktion hin⸗ zewieſen, welche das ſchweizeriſche Militäramt und das Volks⸗ virtſchaſtsamt kürzlich zur Abgabe von Konſummilch und Brot zu ermäßigten Preiſen ergriffen haben. Bei derſelben vird die Zahl der Bezugsberechtigten, die bisher 650 000 be⸗ trug, um weitere 100 C000 erhöht. Dadurch erwachſen dem Bund,. zer bisher im Monat rund 900 000 Franken ausgegeben hat, veitere Koſten von rund 2 Millionen Franken im Jahr. die geſamten Koſten werden vom Bund zu einem Drittel, bon den Kantonen zu einem Drittel, und von den Gemeinden u einem Drittel getragen. Bei der Durchführung werden die Hemeinden je nach den Lebensbedingungen in vier Klaſſen eingeteilt. Der Klaſſe 1 ſind die großen Städte und In⸗ zuſtrieorte zugeteilt. Der Klaſſe 2 kleinere Städte und kleine Induſtrieorte, der Klaſſe 3 ländliche Gemeinden und det Klaſſe 4 ländliche Gemeinden mit beſonders einfachen und zilligen Lebensbedingungen. Die Abſtufung der Bezugsberech⸗ igten erfolgt in den einzelnen Gemeinden nach der döhe des Einkommens und nach der Zahl der Familienangehörigen. So ſind z. B. in der Klaſſe 5 bezugsberechtigt alleinſtehende Perſonen mit einem monat⸗ ichen Einkommen von 120 Franken, in der Klaſſe 2 mit inem Monatsgehalt von 100 Franken, in der Klaſſe 3 on 90 Franken und in der Klaſſe 4 von 75 Franken. Für Familien mit fünf Perſonen beginnt die Bezugsberechtigung n Klaſſe 1 bei einem Monatseinkommen von 265 Franken, n Klaſſe 2 bei 225 Franken, in Klaſſe 3 bei 200 Franzen und n Klaſſe 4 bei 175 Franken. Ausländer ſind nur de⸗ ugsberechtigt, wenn ſie ſchon vor dem 1. Januar 1917 n der Schweiz gewohnt haben. Die Verfügung it am Februar in Kraft getreten. 4 FFF Der Welt trieg. WTB. Großes Hauptquartier, 6. Febr. Amtlußhg Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Heeresgruppe Kron p z Rupprecht: In einzelnen Abſchnitten der flandriſchen Front, m der Gegend von Armentieres und am La Baſſee⸗Kanal war die Artillerietätigkeit am Nachmittag geſteigert, U Lens lebhafter Minenkampf.. An der Scarpe und weſtlich von Cambrai nahm das Artilleriefeuer gegen Abend vielfach zu. Heeresgruppe deutſcher Kronprinz: Erkundungsvorſtöße des Feindes in den Argon nen und öſtlich von Avocourt wurden abgewieſen. Geſtern wurden 7 feindliche Flugzeuge und ein Fes ſelballon abgeſchoſſen. f 5 i Leutnant Bongartz errang ſeinen 29. Luftſieg. Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues. Der Erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. * Von den Fronten wird nichts gemeldet, das eint Aenderung in der Lage in irgend einem Betracht ver⸗ riete. Die Aufklärungsabteilungen ſchwärmen beiderſeits fleißig aus und die Geſchütze machen ihre Muſik 5 15 Nachdem nun aber der Oberſte Krieasrat der Entente dit — — unbedingte Fortsetzung des Kampfes beſchloſſen und die N ee in Berlin zweifellos zu dem Entſchluß endgültige Stellung genommen hat, f Ereignis an der Weſtfront nicht mehr ferne liegen. Die Pariſer Preſſe rät von Vergeltungsmaßregeln auf die deutſchen Fliegerangriffe ab, da ſie weitere deut⸗ ſche Fliegerangriffe auf Paris zur Folge haben würden. Nach einer Neuyorker Meldung haben die amerika⸗ niſchen Truppen nunmehr einen Abſchnitt an der Weſt⸗ front beſetzt. Neues vom Tage. König Ludwig im Großen Hauptquartier. München, 6. Febr. König Ludwig iſt am Mon⸗ tag ins Große Hauptquartier abgereiſt. Nach den Be⸗ ſprechungen im Hauptquartier wird der König bayeriſche Truppen an der Front beſuchen. 8 Berlin, 6. Febr. Der Verwaltungsrat der Deut⸗ ſchen evangeliſchen Miſſionshilfe, der über Miſſion und Auslandsdeutſchtum verhandelte, ſandte geſtern an den Kaiſer ein von dem Grafen Schwerin⸗Löwitz unterzeich⸗ netes Huldigungstelegramm, in dem die feſte Zuver⸗ ſicht ausgeſprochen wird, daß das deutſche Schwert mit Gottes Hilfe auch ferner allen böſen Rat unſerer Feinde brechen und durch einen guten Frieden die Weltſtellung unſeres Volkes ſtärker werde. Hierauf antwortete der kKaiſer mit einem in wärmsten Worten gehaltenen Dank⸗ Telegramm. 8 Die Berliner Deſprechungen. 7 Berlin, 6. Febr. Wie verlautet, iſt in den Be⸗ pprechungen, denen außer Ludendorff auch General offmann anwohnte, hauptſächlich der als nahe be⸗ vorſtehend erwartete Friedensſchluß mit der Ukraine behandelt worden. Die Waffenſtillſtandsver⸗ handlungen mit Rumänien erſtrecken ſich zunächſt nur auf die Regelung der militäriſchen Verhältniſſe an der Front, wo durch die Vertreibung der ruſſiſchen Truppen tiefgreifende Veränderungen der Sachlage eingetreten ſind. Rumänien ſoll wiederhergeſtellt werden(nach anderer Meldung in der Geſtalt, daß die Dobrudſcha an Bul⸗ garien abgetreten wird. wärend Rumänien das viel wertvollere Beßarabien erhält). Die Verteilung der rumä. niſſchen Vorräte wurde von einem beſonderen Ausſchuß beraten. 2 Vom Reichstag. B Berlin, 6. Febr. Der Reichstag wird am 19. Februar, nachmittags 3 Uhr wieder zuſammentreten. Fortſetzung der Friedensverhandlungen. Berlin, 6. Febr. Staatsſekretär v. Kühlme und Graf Czernin ſind wieder nach Breſt⸗Litowsk abg Falſches Gerücht. reiſt. Berlin, 6. Febr. Die in einem auswärtigen Blatt enthaltene Meldung von einer Verletzung des Staats⸗ ſekretärs von Kühlmann iſt falſch. Die Vermögensabgabe. Berlin, 6. Febr. Wie die„Tägl. Rundſchau“ hört, ſoll der Gedanke einer Vermögensabgabe zur Be⸗ ſtreitung der Kriegskoſten ſchon ziemlich beſtimmte Geſtalt angenommen haben. Allerdings ſolle die Abgabe nicht unmittelbar nach dem Kriege erfolgen, da Handel, Indu⸗ ſtrie und Landwirtſchaft dann großer Mittel bedürfen. Vielmehr ſoll die Abgabe auf eine Reihe von Jahren verteilt werden.(Der ſächſiſche Finanzminiſter v. Seyd⸗ 15 hat ſich kürzlich entſchieden gegen die Vermögens⸗ abgabe ausgeſprochen, er befürwortete dagegen eine ge⸗ nügende Kriegsentſchädigung.) N Hamburg, 6. Febr. Der Landtagsabgeordnete Dr. Diederich Hahn, der Direktor des Bundes der Land⸗ wirte, iſt ſchwer erkrankt und befindet ſich im Barm⸗ becker Krankenhauſe. Amſterdam, 6. Febr. Ein hieſiges Blatt erfährt aus Hoek van Holland, daß vorgeſtern nachmittag der engliſche Dampfer„Marlebon“ mit 99 Ausgewieſenen aus Deutſch⸗Südweſtafrika angekommen iſt. Der Ausſtand. Berlin, 6. Febr. Die ſozialdemokratiſche Reichs⸗ kagsfraktion trat geſtern zu einer Sitzung zuſammen. Scheidemann berichtete über die Maßnahmen, die von dem Parteivorſtand in der Streikbewegung ergriffen wor⸗ den ſind. Die Fraktion billigte einſtimmig den Be⸗ ſchluß des Parteivorſtandes vom 30. Januar. Berlin, 6. Febr. Geſtern fand eine Beſprechung der Reichstagsfraktionen der Mehrheitsparteien ſtatt, an der die nationalliberale Fraktion nicht teilnahm. Das Oberkommando in den Marken hat in einem Schreiben an die Leitung der Berliner Straßenbahnen deren Angeſtellten die volle Anerkennung für ihre muſter⸗ gafte Dienſterfüllung während der Streiktage ausgeſpro⸗ München, 6. Febr. Der Ausſtand iſt beendet. Ein⸗ zerufungen von Streikenden ſollen nicht erfolgen. Da⸗ zegen iſt ein Studierender aus Poſen, der ſchon lange Ils heerespflichtig geſucht wurde und der bei der Ein⸗ feitung des Streiks ſich eifrig beteiligte, dadurch er⸗ . mittelt und nun ins Heer eingeſtellt worden. Budapeſt, 6. Febr.(Ung. Korr. Bar) Wie ver⸗ lautet, wird demnächſt eine Herabſetzung der Mehlration tattfinden. ö Die engliſche Wahlrechtsänderung. London, 6. Febr. Tas Unterhaus lehnte mit 230 gen 141 Stimmen die Kompromißvorſchläge des Ober⸗ uſes bezüglich der Verhältniswahl ab. Man erwartet, daß das Oberhaus ſich dieſem Beſchluß fügen und daß die Wahlrechtsvorlage morgen endgültig angenommen verden wird. Petersburg, 6. Febr.(Pet Tel.⸗Ag.) Wie die Zeitung„Peſchta“ meldet, iſt Großfürſt Nikolaus Kon⸗ i in Taſchkent geſtorben.(Der Großfürſt, —— 1850, iſt ein Sohn des Großfürſten Konſtantin des Großoheims des Zaren Nikolaus II.) ikolajewitſch, 5 Unruhen in Spanien. nfol e des dürfte ein größeres lionen Franken ausbeza Kämpfe dauerten die ganze e Lvoner Blätter melden aus Mo- neue Unrußben ausgebrochen. Die Lebensmittelgeſchent⸗ wurden von der Menge angegriffen. Mehrere 100 Frauer veranſtalteten in der Stadt Kundgebungen, ſo daß dit Bürgergarde zur Wiederherſtellung der Ordnung eingrei⸗ fen mußte. Ausfuhrerlaubnis. Buenos Aircs, 6. Febr.(Havas.) Die Regierung hat das Verbot der Getreideausfuhr aufgehoben. Prozeß„Volo Paſcha“. Paris 6. Febr. Nach Havas benan geſtern vor dem 3. Senat des Pariſer Kriegsgerichts der Prozeß gegen den ſogenannten Bolo⸗Paſcha, einen Menſchen von dunkler Herkunft. wegen Landesverrats. Bolo wird beſchuldigt, mit e Beziehungen unterhalten und von dort bedeutende Seldſummen erhalten zu heden, um in Frankreich Stimmung gegen den Krieg zu machen. Bolo habe in der Schweiz durch Vermittlung des ehemaligen Vizekönigs von Aegypten Abbas Hilmi und Juſſuf Paſcha viel Geld erhalten Die in Freiburg(Schweiz) gegründete„Katholiſche Bank“ ſollte das Geld liefern, mit der u. a. die franzöſiſche Preſſe unter dem Vor wand einer religiöſen Werbung geſpeiſt werden ſollte In Wien habe der Vorſchlag keinen Erfolg— 57 Bolo habe den Vorſchlag gemacht, die Aktien einer nzahl fran⸗ zöſiſcher Biälter aufzukaufen, wie Rappel, Figaro. Revue, Cri⸗ de Paris und Journal,. Direktor, Senator Humbert gewonnen werden ſollte. Auch der Reichstagsabg. Erzber⸗ ger ſei in der Sache tatig geweſen. Die Anklageſchrift beſagt ferner. Polo ſei auch in Amerika geweſen und mit dem deutſchc Botſchafter Graſen Bernſſorff und anderen deut⸗ ſchen Agenten, darunter Pavenſtädt in Verbindung ge⸗ treten. Frankreich ſei von einer ſchweren Gefahr bedroht ge⸗ weſen. Der Angeklagte Pr ochere habe für den geheimen Briefwechſel zwiſchen Bolo und dem leichfalls angeklagten Journaliſten Cavallini den Vermtttler geſpielt. Der Angeklagte Prochere gab. ves i die Anklage zu, den Inhalt des Briefwechſels habe er gekannt. f Cavallini verſuchte nach der. im April und Mai 1915 in deutſchem Auftrag die Aktien des„Figaro auf⸗ ukaufen. Bei der Waadtländiſchen Bank habe er 249 250 Franken. die auf die zweite Einzahlung von Deutſchland ausgezahlt wurden, 9. i Bols leugnete freundlichen Geſinnung des Vizekönigs für Frankreich gezweifelt. Der Vorſitzende machte auf Widerſprüche in den Ausſagen Bolos aufmerkſam. redung mit dem Bruder von ihm gemachten Kauf von 300 000 Rindern in Amertkka, bei dem er(Bolo) betrogen worden ſei. für die Schweiz, in Wirklichkeit worden ſein.) Cavallini 5 aus, er habe an Bolo 2 Mil⸗ lt. Bolo behauptet, er habe nur 1 Million erhalten, die Cavallini ihm geſchuldet habe. Das Verhör wurde darauf abgebrochen. Der Krieg zur See. Berlin, 5. Febr. Amtlich.) Eines unſerer U⸗ Boote, Kommandant Kapitänleutnant Wennin 95 r, hal im weſtlichen Teil des Aermelkanals 3 Dampfer, Segler und 4 engliſche Fiſcherfahrzeuge mit rund 20 000 BRT. verſenkt. 5 i Berlin, 6. Febr. Aus Haag wird dem„Berl. Lokalanzeiger“ mitgeteilt: Britiſche Fahrzeuge, die aus Dokker in Weſtafrika in England eingetroffen ſind, melden die Anweſenheit deutſcher Unterſeeboote von etwa 2000 Tonnen, alſo Tauchbootskreuzern, in den Meeren um die Kap Verdiſchen Inſeln und die Kana⸗ riſchen Inſeln und Madeira, an der Dokker⸗ küſte und in der Nähe von Marokko. Die Ereigniſſe im Weſten. General Foch Oberkommandierender? Bern, 6. Febr. Die franzöſiſche Preſſe hebt bei Beſprechung der Pariſer Konferenz die Tätigkeit des Generals Foch hervor, ſo daß anzunehmen iſt, Foch ſei der Oberleiter der künftigen Kriegführung. Der engliſche Bericht. 5 Wer. London. 6. Febr. Amtlicher Bericht von geſtern morgen: Wir führten nachts erfolgreiche Ueberfälle ſüdlich von Fleubaixr und in der Nachbarſchaft der Bahn Mpern⸗Staden aus. Zahlreiche Deutſche wurden getötet und Gefangene und Maſchinengewehre eingebracht. London, 6. Febr. Bonar Law ſagte im Unter⸗ haus, es ſeien im Ganzen 14120 am Kriege unbetei⸗ ligte Männer, Frauen und Kinder durch deutſche Tauch⸗ boote und Flugzeuge getötet worden. Die Wirren in Nußland. Berlin, 6. Febr. Wie die„Voſſ. Zeitung“ er⸗ fährt, haben Truppen der Rada die Stadt Charkow beſ etzt. Staatsſekretär Holubowitſch hat ein neues . jede Schuld. Er habe nicht an der olo äußerte ſich dann über ſeine Unter⸗ es Papſtes und über einen (Die Rinder ſollen für Deutſchland gekauft Miniſterium gebildet, das kein bolſchewiſtiſches Mitglied mehr enthält. Petersburg, 6. Febr.(Pet. Tel.⸗Ag.) Die Ge⸗ hälter für Kultus und Geiſtlichkeit ſind aufgehoben worden. Die Petersburger Vol'skommiſſare machen den Frieden davon abhängig, daß ſich die Revolu⸗ tion auf die Mittelmächte ausdehne. Die Moskauer Vertreter der Arbeiter- und Soldatenräte haben ſich ge⸗ gen den Frieden ausgeſprochen. Stockholm, 6. Febr. In Petersburg iſt die Haus⸗ kapelle im Palaſt der Großfürſtin Maria Paulowna ge⸗ plündert und aller Koſtbarkeiten beraubt worden. Eine bewaffnete Bande von etwa 500 Menſchen brach in ver⸗ ſchiedene Kaufläden Wosneſſenskibezirkes ein. Geplün⸗ dert wurden 14 Juwelierläden, 17 Kleidergeſchäfte und 4 Apotheken. Der ganze Bezirk wurde von Militär mit Panzerautomobilen und Maſchinengewehren umſtellt. Die Nacht, wobei 120 Perſonen getötet, ſowie eine noch größere Anzahl verwundet wur⸗ den. Die Entente und die Bolſchewiki. Berlin, 6. Febr Aus Stockholm wird den„Berl. Neueſt. Nachr.“ berichtet: Die Vertreter der franzöſi⸗ ſchen und engliſchen Regierung erklärten ſich bereit, für den Fall, daß Rußlands neue ſozialrevlutionäre Armee den Kampf mit dem deutſchen Imperialismus aufneh⸗ men ſollte, ſofort jede materielle und moraliſche Hilfe des ganzen Verbandes den Ruſſen zu gewähren. Alle Militärattachees würden dann in Hauptquartier zurückkehren. — das ruſſiſche Große dr Bebeninm der griergert-herme in der Heimat. Unſere Hauptfeinde, die Engländer, zeigen eine ti Tatkraft, um der Gefahr, deren ſie ſich eu* ſind, zu begegnen. Wie ſie in kurzer Zeit die Schwierig keiten der Schaffung eines Volksheeres überwunden haben das bis dahin in England unbekannt war, ſo waren ſie im. ſtande, die Munitionsherſtellung bis zum 1. April 1917 um das Sechzigfache zu ſteigern. In den folgenden fünf Wochen hatten ſie nach dem Zeugnis ihres Generalſtabschefs Robert⸗ on allein in Frankreich nicht weniger als 200 000 Tonnen Munition verbraucht. Und ſie kämpfen doch auch in Maze⸗ donien, Syrien, Meſopotamien, Oſtafrika, und ihre Schiffe dergen Geſchütz und Geſchoß ſonder Zahl. Dennoch bieten wir, abgeſehen von allem andern. dieſem zefährlichſten, entſchloſſenſten Feinde auch mit unſerer Mu; nitionsherſtellung ſiegreich die Spitze. Das iſt deutſche Kraft, dos Werk des deutſchen Rüſtungsarbeiters und ſein Ruhm für ale Zeit, den ihm niemand ſtreitig machen kann. Er tul eine Pflicht fürs Vaterland in hervorragender Weiſe, allen Schwierigkeiten der Ernährung zum Trotz. In der Stunde der Gefahr iſt er ſich bewußt geblieben, daß in ſeinem Ver⸗ intwortlichkeitsgefühl und ſeiner Pflichterfüllung das Schickſal des Vaterlandes beruht: das ſoll ihm unvergeſſen bleiben! Leider haben neuerdings in Berlin und an einzelnen Stellen m Reiche Rüſtungsarbeiter den jetzigen Augenblick zu dem Berſuche benutzt, durch Niederlegen der Arbeit auf die Re⸗ zierung einen politiſchen Druck auszuüben. Hören wir, was zin Streik in der Rüſtungsarbeit für uns bedeuten würde! Der bayeriſche Miniſter des Innern, Dr. von Brett⸗ eich, ſagte am 29. Januar in der Kammer der Abge⸗ ordneten unter anderem:„In unſerer Ruhe und Geſchloſſen⸗ jeit lag bisher die Wurzel unſerer Kraft. Es kann und darf tichts anders geben, als an dieſem Grundfatze feſtzudalten. Statt deſſen gehen plötzlich Tauſende von Arbeitern her und tellen aus reiner Demonſtrationsluſt die Arbeit ein. Will ſieſer Teil der Arbeiterſchaft das zerſtören, was die zigenen Söhne an der Kampffront aufge⸗ „aut haben? Wollen ſie das verlieren, was jahrzehnte⸗ anges Schaffen vor dem Kriege der Arheiterſchaft gebracht zat? Wollen ſie in einen Zuſtand zurückſinken, aus dem ie ſich vielleicht erſt wieder in Jahrzehnten herauszuarbeiten dermögen? Wollen ſie unſern Feinden das freudvolle Schau⸗ piel bieten, daß wir in innere Zwietracht verfallen? Vollen ſie durch ihr Vorgehen den Krieg erſt recht verlängern und den Friedens⸗ chluß erſchweren? Ich verweiſe auf das tvaurige lend in Rußland, deſſen Beiſpiel abſchreckend wirken muß.“ Generalfe dmarſchall von Hindenburg, der Retter des Vaterkandes aus ſchwerer Not, der ſich bei allen Deut⸗ chen, ohne Unterſchied der Partei, der größten Verehrung erfreut, hat im April 1917 an den damaligen Chef des riegsamts. Generalleutnant Gröner, ſich folgendermaßen iber eine Arbeitsemſtellung in Fabriken für Kriegsgerät zeäußert:„Erne ungeminderte Erzeugung an Kriegsmaterial iller Art iſt die allem andern voranſtehende Aufgabe. Jede ioch ſo unbedeutend erſcheinende Arbeitseinſtellung bedeutet ane un verantwortliche Schwächung unſrer Verteidigungs- vraft und ſtellt ſich mir als eine unfühnbare Schuld im Heer und beſonders an dem Mann im Schützengraben, der dafür bluten müßte, ar.“ In demſelben Sinne ſchreibt ein ſchlichter Arbeiter zus dem Felde:„.. Was die Krieger vorn an der Front durchmachen, davon habt Ihr in der Heimat keine Ahnung. Wenn man doch überall die furchtbaren Opfer, welche die Soldaten dort für die Heimat, für Weib und Kind hringen, richtig einſchätzen würde! Wieviel Tauſende unſerer Soldaten mehr als bisher müßten bei jedem Angriff des Zegners ihr Leben laſſen. wenn man wegen Munitions⸗ nangel oder wegen Mangel an Geſchützen nicht immer ſo⸗ ort das gewaltige Sperrfeuer zwiſchen die angreifenden Feinde und unſere Gräben legen könntel Was bei einem ſolchen Sperrfeuer an Munition verbraucht wird, davon macht ihr euch keinen Begriff. Jeder ſtreikende Munitionsarbeiter hat dadurch, daß er durch Ver⸗ eitelung genügenden Munitionsnachſchubs ein ſolches Sperr⸗ ſeuer zum Schutze unſerer Leute an irgendeiner Stelle der großen Front verhindern hilft, das Leben von viel⸗ feicht hunderten infolgedeſſen dort ver⸗ blutenden Familienvätern auf dem Ge⸗ wiſſen. Ganz abgeiehen davon, daß die Feinde aus ſolchen Streiks in Deutſchland ſofort neue Hoffnung faſſen und erſt recht nicht en Fr eden denken. Dadurch verlängert jeder Streikende ja nur den Krieg.“ Mögen die beherz genswerten Worte in den Kreiſen der Arbeiter vollen Wide hall finden! Jeder Rüſtungsarbeiter, der die Arbeit niederlegt, begeht Verrat am Vaterlande— Perrat an den kämp'enden Brüdern, Verrat am eigenen Blut! Warum find die Kriegervereine künftig erſt recht nötig? In Friedenszeiten ſind die Kriegervereine von übel wollender Seite heftig angegriffen und auf Schritt und Tritt gefehdet worden. Die Feindſchaft hat dem Kriegervereins⸗ weſen nicht geſchadet. Es iſt im Gegenteil von Jahr zu Jahr gewachſen, ſo daß bei Kriegsausbruch im Kyffhäuſer⸗ Bunde der deutſchen Landes⸗Kriegerverbände mehr als 30 000 Vereine mit rund 3 Millionen Mitgliedern zur Pflege der Königstreue, Vaterlandsliebe und tätigen Kameradſchaft zuſammengeſchloſſen waren. Unbeirrt durch Angriffe, haben die Kriegervereine in ſtetiger und ſtiller Arbeit jenen herrlichen Geiſt wecken und pflegen helfen, den unſer Volk nun ſeit dreieinhalb Jahren härteſten Ringens um ſein Beſtehen ſo länzend offenbart. Es gibt keinen eindringlicheren Beweis für die Notwendigkeit des Kriegervereinsweſens und die Rich⸗ ligkeit ſeiner Ziele, als dieſer Kriegs ihn geliefert hat. Wären die Kriegervereme nicht vorhanden, ſie müßten ins Leben ge⸗ rufen werden. 1 Die vaterländiſche Bedeutung des Kriegervereinsweſens ſegt die Pflicht auf, jetzt und erſt recht nach dem Kriege an einen Zielen feſtzuhalten und die Zahl ſeiner Mitglieder zu germehren. An jeden der jetzt im Felde ſtehenden Kameraden ergeht der Ruf, ſch nach ſeiner Rückkehr in die Heimat einem Friegerverein anzuschließen. Denn nur durch dieſelben ſitt⸗ ichen Kräfte, die unſer Volk und Vaterland groß gemach⸗ und es in der härteſten Not erhalten haben, kann es künftit zeſtehen. Es iſt zu befürchten, daß nach dem Kriege eim Erſchlaffung an die Stelle der An⸗ und Ueberſpannung der ſträfte treten wird. Viele werden ſich in dem Glauben wiegen daß unſerm Volke für viele Jahre Kampf und Krieg erſpan 1 938 ein werden und daß darum eine Pflege ſoldatiſcher Tu- zenden nicht nötig ſei. Nichts wäre verhängnisvoller al zjes. In dem Maße wie der ſoldatiſche, vaterkändiſche— n unſerm Volke nachläßt, mindert ſich ſeine Widerſtandskra darum müſſen die Kriegervereine nach wie vor die Wecken Mahner und Wächter des vaterländiſchen 7 ſein. nigstreue, Vaterlandsliebe, Kameradſchaft, Treu 0 igkeit, 0 nie 1 0 a Auch ſonſt türmen ſich Aufgaben über Aufgaben ernſten Art auf. Da iſt zunächſt zu erinnern an die Sorge für di Witwen und Waiſen gefallener und geſtorbener Kamerader ſowie für das wirtſchaftliche Fortkommen der Kriegsbe 1 ſchädigten und Invaliden. Auch die Kriegerheimſtättenbe 9 wegung, die Jugendpflege und ſo manches andere erforder viele gleichgeſinnte treue Herzen und emſige Arbeit. Nach Kriege ſind Kriegervereine mehr als je nötig. Darun helft ſie mehren und ſtärken! Der deutſche Wagenbau⸗ und Lolomotiobau⸗ Iuduftrie. — Angeachtet Arbeit auf Schritt und Tritt, beſonders, was die Rohſtoff beſchaffung betraf, erſchwerten und verzögerten, hat dis deutſche Wagenbauinduſtrie faſt 100 000 Eiſenbahnwagen ir 8 drei Kriegsjahren geliefert und damit eine Leiſtung voll bracht, die in keinem Lande ihresgleichen hat. Dieſe glänzend⸗ 8 Anerkennung iſt der deutſchen Wagenbauinduſtrie aus den g berufenſten Munde, nämlich durch den Miniſter der öffent lichen Arbeiten Dr. von Breitenbach, zuteil geworden. Ju der Staatshaushaltskommiſſion des Abgeordnetenhauſes ha derſelbe über die Beſchaffung der Betriebsmittel für dat gendes entnehmen: Es ſei beabſichtigt geweſen, rund 40 004 Wagen zu beſchaffen. Heute, nach dem erſten halben Jahre ſeien die Wagenbauanſtalten mit 7700 Wagen im Rückſtande dies würde für das Jahr 15 000 Wagen bedeuten. Vor Lokomotiwen ſeien 2200 für 1917 zur Lieferung vorgeſeher 3 Bis zum Beginn des Etatsjahres hätten auch die komotivbauanſtalten prompt geliefert, ſeien dann aber mu 246 Lokomotiven in Rückſtand gekommen. Es ſei daher mög lich, daß wir Ende des Etatsjahres mit 500—600 Lokomotiwen im Rückſtande ſein würden. Daraus folge nun aber durch us nicht, daß dieſer Induſtrie ein Vorwurf zu machen ſei Sie tue, was ſie könne, habe auch keinen Perſonalmangel aber die Beschaffung der Rohſtoffe mache ungeheure Schwie⸗ rigkeiten. Was man erwartet habe, könne die Induſtrie leider nicht erfüllen, lediglich die Kriegsverhältniſſe trügen Schuld daran. Am Schluß des Etatsjahres würden etwa 25 Proz weniger an Wagen zur Verfügung ſtehen, als beſtellt ſeien Trotz alledem ſei das Geſamtbild noch immer ein glänzende⸗ in Anbetracht der ſo ſchwierigen Zeitverhältniſſe, denn der aueh Wagenpark habe allein im Kriege um faſt 100 000 gen zugenommen, eine Leiſtung, die kein Land der Welt, weder ein verbündetes, noch ein feindliches aufweiſen könnte. Es ſei heute nicht an der Zeit, die Schwierigkeiten zu er⸗ örtern, mit denen ben der Ausführung der ihr zugegangenen Aufträge gerade die ganz beſonders auf gelernte Arbeiter angewieſene Wagenbauinduſtrie zu kämpfen hatte. Wenn unter ſolchen Umſtänden eine Arbeitsleiſtung, die über die in — Friedenszeiten möglichen Grenzen ſogar noch weit hinaus⸗ geht, auch nicht ganz erreicht werden konnte, ſo darf dies in zeiner Weise überraſchen. Auf der einen Seite ſteht eine Betriebsleiſtung, die nach ihrem vollen Werte nur dann ge⸗ würdigt werden kann, wenn man ſich der entſcheidenden Be⸗ deutung bewußt iſt, die die Transportfrage mit der fort⸗ ſchreitenden Dauer des Krieges für das geſamte deutſche Eiſenbahnweſen erlangt hat. Von dem Umfange und dem Tempo der Wagenbeſchaffung wird die Verſorgung der ent⸗ fernten und ungeheuer weit ausgedehnten Front mit ihrem geſamten Kriegsbedarf, wird ebenſo die Ernährung und die r%. e e, ß 1 1 geſamte Arbeitsleiſtung der Heimat unmittelbar beeinflußt. r Durch ihre überlegenen Leiſtungen hat die deutſche Wagen⸗ 2 5 bauinduſtrie unſerm Erwerbs⸗ und Wirtſchaftsleben aber auch 4 die ſpäteren Vorteile verſchafft, die ein Land erwarten darf, d welches mit dem beſten und ſtärkſten Fuhrpark aus einem r olchen ungeheuren Kriege hervor⸗ und in die Friedenszeit 5 übergeht. Die Verdienſte der deutſchen Wagenbauindu⸗ . ſtrie um das Vaterland ſind deshalb nicht hoch genug zu ver⸗ * anſchlagen und haben einen weſentlichen Anteil an unſern n Erfolgen in dieſem großen Kriege. N n n 5 Vermiſchtes. 5 Frühl'n⸗stoten. Trotz Eis und Kälte 5 in Künzelsau N die Staren eingetroffen. Die Froſtzeit hat ihren Höhepunkt 85 erreicht. ö Frauen bei der Feuerwehr ſind auch bei der ſtädtiſchen Feuer⸗ 150 2 zu Breslau, acht an der Zahl, angeſtellt. Ihre 1. Arbeit iſt vorläufig leichter Art, ſo z. B. das Bedienen n der Schlauchgänge, deren Füllen an den Hydranten, Auf⸗ ſt räumungsarbeiten und Ablöſchen angeglimmter Gegenſtände. Die W 5 ſind ähnlich wie das weibliche Eiſenbahnperſonal 1 ekleidet . 0 er N Die Hotzpreſſe. Die Stadt Weißenbur 5 i. B. erzielte 15 aus ihrem 3000 Tagw. großen Stadtwalde im Jahre 1917 55 einen Ueberſchuß von 242 330 Mk. n Kirchenraub. In der Pfarrkirche zu Dunningen OA. Rottweil wurde die Ewfali tilampe gestohlen. Sie repräſentiert mit 2 ihren feinſten Ema“ klagen, 207 Edelſteinen, darunter 6 großen Achoten einen Wert von über 1000 Mk. Diebstahl. Bei der Großhandlung Fuchs& Sohn in War⸗ 5 ſchau iſt für 50000 Mk. Kaffee geſtohlen worden. „ Schlei hendel. In Pirmaſens wurden neuerdings 148 tt Paar verbotswidrig angefertigte Schuhe beſchlagnahmt und *— 5 Schleichhändier mit Lederwaren und Schuhwaren feſt⸗ zeſtellt. 0 1 Auch ein Jub'ln im. Im Jahr 1718 ſtellte der Arzt Friedrich 1 Hoffmann in Halle a. S.(1660— 1742) eine neue Arznei * her, durck die ein im Körper entſtehendes Uebermaß des ge„Nervenäthers“ beſeitigt werden ſollte. Hoffmann vertrat ift die Ar ſcharung daß alle Tätjateit des Organismus nach den n Seſetzen der Mechanik auf'ukaſſen ſeien. Der Organismus ſei en nichts anderes, als eine Maſchine, die durch den„Nerven⸗ il äther“ in Bewegung erhalten wird. Dieſer Aether werde 0. im Gehirn erzeugt und durch die Nerven durch den Körper a N geleitet Die Bewegungen ſeien das Leben; werden ſie zu 1 groß. ſo entſtehe der Krampf, ſeien ſie 7 klein, ſo entſtehe 2 2 Schwäche Je nachdem ſeien die Heilmittel anzuwenden, deren en Herſtellung und Juſammenſetzung Hoffmann nach den ange⸗ e führten Geſichtspunkten prüſte und bewertete. Er ſelbſt führte 1 eine gonze Anzahl neuer Arzneien in die 2 75990 ein 3 die ſich bis zum heutigen Tage erhalten haben, obgleich n die Lehren der„latromechaniſchen“ Schule längſt tot an find. Zu dieſen Heilmitteln gehören die bekannten ai zu mannstropfen(Liquor anodynus mineralis Hoffmanni), en aus einem Teil Aether und drei Teilen Weingeiſt, gegen Stö⸗ 1 rungen des Dickdarms und als Krampfſtillendes Mittel viel⸗ tt⸗ fach angewendet. Hoffmann ganoß als Arzt größtes Anſehen, c einige Zeitlang war er Leibarzt des Königs Friedrich I. von b Preußen. Mit ſeinen Arzneien, mehr aber durch ſeine zweck⸗ 1 näßigen Diätvorſchriften erzielte er Heilerfolge, die die Be⸗ vun derung ſeiner Zeit hervorriefen. Durch 10 5 Unterſuchungen el Aufnahme. drachte er auch die Mineralwäſſer t. Am andern Morgen überfiel der Verhaftete beim 555 el Üücht lig der der denkbar größten Schwierigkeiten, die du Etatsjahr 1917 eingehende Angaben gemacht, denen wir fob Dürrmenz⸗Mühlacker, 6. Febr.(Schwie⸗ rige Wiederverhaftung.) Ein aus dem Zellen⸗ befän nis Heilbronn entſprungener, hier in Arbeit ſtehen⸗ 1 wurde feſtgenommen und in den Ortsarreſt ver⸗ iener und ſuchte das Weite. 15 jäger Muller von Enzberg, der ihm nachſetzte. Bef der Lederfabrik durchſchwamm der Pole die Enz und ſetzte ſeine Flucht weiter fort. Schließlich aber gelang es dem Landjäger doch noch, den Ausreißer wieder dingfeſt zu machen. f (Vom Bodenſee, 6. Febr.(Ententemachen⸗ ſchaften.) Die Stickereiwerke Arbon(am Bodenſee, Schweiz) haben, ſo leſen wir in der„Züricher Poſt“, durch den plötzlichen erzwungenen Rücktritt des Direk⸗ tors Lieberherr einen großen Schaden erlitten; denn er hat als gewiegter Stickereifachmann es verſtanden, das zroße Unternehmen, das völlig in den Sand gefahren var, flott zu machen und in wenigen Jahren wieder normale Geſchäftsergebniſſe zu erzielen. Da aber Lieber⸗ herr Deutſcher iſt, ſo ſtellte die Entente das Verlangen, daß er entlaſſen werde. Nachdem alle Mittel, den Befehl 8 waltungsrat dem An innen, da ſonſt die Stickereiwerke weder Garne noch Stoffe mehr bekommen hätten und ihnen ede Ausfuhr nach den Ländern der Entente unterſagt worden wäre. So mußte die Verwaltung den Direktor Lieberherr ohne Kündigung auf 1. Januar entlaſſen. Am 2. Januar erſchien in dem Geſchäft in Arbon ein Herr aus Paris, um ſich zu überzeugen, ob Lieberherr noch ſeines Amtes walte. Da dieſer noch in den Ge⸗ ſchäftsräumen war, um, wie es hieß, ſeine Privatſachen in Ordnung zu bringen, äußerte der fremde Kontroll⸗ beamte ſeinen Unwillen. Der Verwaltung wurde außer⸗ dem die Pflicht aufgetragen, Lieberherr auch nach dem Kriege nicht mehr zu beſchäftigen. Da der entlaſſene Direktor einen mehrjährigen Vertrag hatte, ſo erwächſt dem Geſchäft durch die plötzliche Entlaſſung auch ein finanzieller Schaden. 55 Baden. Zweite Kammer. g() Karlsruhe, 6. Febr. Zu Beginn der heutigen Sitzung beantwortete Staatsminiſter Frhr. v. Bodman eine kurze Anfrage des Abg. Banſchbach(rechtsſt. Ver.) über die Löhnung der deutſchen Kriegsgefangenen dahin, daß wohl eine Nachzahlung der Löhnung nicht ſtattfinde, aber in beſonders gelagerten Fällen die Löh⸗ nung an Angehörige gewährt werden kann.— Es folgte die Beſprechung der von der Zentrumsfraktion und der ſozialdemokratiſchen Fraktion eingebrachte Anfrage über die Lage der Tabakarbeiter, die von den Abgg. Kahn (Soz.) und Hartmann(3entr.) begründet wurden. Dieſe Redner wieſen darauf hin, daß durch die weitere Einſchränkung der Verarbeitungsmenge an Rohtabak die Arbeiter in ihrer Verdienſtmöglichkeit ſchwer geſchädigt werden. Staatsminiſter v. Bod man erwiderte, daß dil bad. Regierung von den Schäden unterrichtet ſei, die von den neueſten Maßnahmen für das Tabakgewerbe erwartet werden. Das Miniſterium des Innern habe ſich deshalb gewendet und dieſe angewieſen, für die Linderung etwaiger Notſtände zu ſorgen. Die Regierung ſei bemüht, zur Beſſerung der Lage der Tabakarbeiter das ihrige zu tun. Abg. Neuhaus(Zentr.) teilte mit, er könne namens der Zigarrenfabrikanten erklären, daß dieſe bereit ſeien, die Tabakarbeiter zu unterſtützen. Es möge eine Zentralſtelle in Verbindung mit der organiſierten In⸗ duſtrie geſchaffen werden, um durch ſie den Arbeitern eine Unterſtützung zukommen laſſen. Miniſter v. Bodman be⸗ grüßte dieſe Erklärung und ſagte eine Beihilfe des Staates zu. 0 Bei der ſich anſchließenden Beratung über den Vor⸗ anſchlag des Finanzminiſteriums begründete Abg. Seubert den Antrag über das Brennen der Roßkartoffeln. Abg. Blum(natl.) empfahl eine weite Verbreitung des bargeldloſen Verkehrs. Abg. Koch(natl.] forderte ſchärfere Beſtimmungen bei Steuerhinterziehung. Abg. Odenwald(fortſchr. Volksp.) wandte ſich gegen die irrtümliche Anſchauung, als ob Gold von der Reichs⸗ bank der Pforzheimer Induſtrie zur Verfügung geſtellt worden ſei. Finanzminiſter Dr. Rheinboldt erklärte zu dem Antrag über das Brennen der Roßkartoffel (Topinambur), daß in dieſer Frage das Finanzmini⸗ ſterium zuſtändig ſei; er habe aber die Anſicht des Mini⸗ ſteriums des Innern eingeholt, da es ſich um eine Er⸗ nährungsfrage handle. Das Miniſterium des Innern habe es abgelehnt, eine Genehmigung zurn Brennen zu er⸗ teilen, weil man zuwarten müſſe, ob die Kartoffeln zu⸗ reichen oder ob es nötig ſein werde, die Topinambur zum Strecken der Kartoffeln zu verwenden.— Nächſte Sitzung Donnerstag vormittag. Tagesordnung: Anträge über die Gebühren der Gemeindebeamten, Prüfung der Kriegsdienſttauglichen, Kleidung der Gefangenen und Zu⸗ ſammenſetzung der Kommunalverbände. 5 Abg. Kopf bad. Kammerpräſident. Karlsruhe, 5. Febr. Die Zweite Kammer hat heute an Stelle des zum Oberlandesgerichtspräſidenten er⸗ nannten Dr. Zehnter den Abg. Kopf(Zentrum) zum Präſidenten gewählt. Maunnheim, 6. Febr. Im elektriſchen Werk Ludwigshafen wollten zwei 14—15jährige Burſchen im Freien übernachten und wählten dazu einen Schlacken⸗ haufen aus. Durch die entweichenden Kohlengaſe fand einer der Knaben den Erſtickungstod. Wiesloch, 6. Febr. Hier ſind drei Schüler verhaftet worden, die in der letzten Zeit fortgeſetzt aus Wagen der Nebenbahnen Expreßgüter geſtohlen hatten. (Villingen, 6. Febr. Auf dem hieſigen Bahn⸗ hof wurden letzter Tage zwei aus dem Württembergiſchen über Immendingen gekommene, nach Emmendingen be⸗ ſtimmte große Körbe beſchlagnahmt, in denen ſich ein halbes Schwein, ein zuſammengelegtes Kalb und einige f Pfund Butter befanden. ö N * 0 — a Lokales. — Vorbereitungskurſe für Kriegsbeſchädigte. Das Großh. Landesgewerbeamt beabſichtigt, für ſolche friegsbeſchädigte, die infolge ihrer Verletzung ihrem frü⸗ andern— im fe Beſchäftigung ſuchen, beſondere Vorbe⸗ in ein rückgängig zu machen, verſagt hatten, entſprach der Ver⸗ am 2. Februar in einem Erlaß an die Bezirksämter unter Leitung des Geheimrats Prof. Dr. Sering und g einheitlichen Zuſammenfaſſung hat darauf der Reichskanz Reich um 10,4 Prozent vermindert). Die Schweine ha⸗ heren Beruf nicht mehr nachgehen können und deshalb vorliegenden Falle im kaufmän⸗ 1 5 rektungskurſe abzuhalten. Dazu ſollen aver nur fore Kriegsbeſchädigte zugelaſſen werden, die ſich ſowohl durg ihre Fähigkeiten als auch ihre Vorbildung für eine k männiſche Tätigkeit eignen, und die ganz vom Mi tärdienſt befreit ſind. Die Dauer des an der Karlsruhe Handelsſchule ſtattfindenden Kurſes beträgt ungefähr Monate bei etwa 35 Wochenſtunden; er iſt unentt geltlich; alle Lehrmittel werden koſtenlos z Verfügung geſtellt. Die Koſten für die Verpflegunnn trägt der Landesausſchuß für Kriegsbeſchädigte; dd Wohnung hat der Teilnehmer ſich ſelbſt zu beſchaffe doch kann bedürftigten Kriegsbeſchädigten eine abe zum Wohnungsgeld oder deſſen gänzliche Bezahlung e Anſuchen gewährt werden. Geſuche um Zulaſſung ſim 1 bis ſpäteſtens 15. Februar 1918 auf einem vom Großh 1 Landesgewerbeamt unentgeltlich erhältlichen Anmelden gen an das Großh. Landesgewerbeamt, Abteilung in Karlsruhe zu richten. Außerbadiſche Teilnehmer haben auf die Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Ver pflegung dann Anſpruch, wenn ſie den ſchriftlichen Nach weis erbringen, daß der Landesausſchuß ihrer Heim die entſtehenden Koſten übernimmt. Beginn des Kurſes“ 1. März 1918. e — Wirtſchaftliches Generalſtabswerk. Um di volkswirtſchaftlichen Erfahrungen des Krieges zu ſam⸗ meln und wiſſenſchaftlich zu verwerten, iſt ein wiſſen⸗ ſchaftlicher Ausſchuß beim Kriegsminiſterium in Berlin im Reichsamt des Innern unter Vorſitz des Prof. Dr. Spiethoff eingeſetzt worden. Zur Erzielung einen ler die Errichtung eines wiſſenſchaftlichen Ausſchuſſes zur Darſtellung der deutſchen Kriegswirtſchaft ange ordnet und den Staatsminiſter Dr. Delbrück mit deſſen Vorſitz betraut. Das zu bearbeitende Werk ſoll ein Sei⸗ tenſtück zum Generalſtabswerk bilden, das wohl auch Über den gegenwärtigen Krieg erſcheinen wird. Zunächſt ſollen Beratungen zwiſchen den verſchiedenen Reichsämtern, Mi⸗ niſterien der Bundesſtaaten und den großen Selbſtver⸗ waltungsverbänden ſtattfinden. — Vermehrter Rindviehbeſtand. Nach der leß⸗ ten Zählung war in Bayern der Rindviehbeſtand am 1. Dezember 1917 um 3,7 Prozent größer, als am 1. De⸗ zember 1913, er iſt von 3 702 735 Stück auf 3 837049 Stück geſtiegen, während ſich der Rindviehbeſtand im Reich in der gleichen Zeit um 4,4 Prozent vermin⸗ dert hat. Während ſich nämlich die Schlachtviehſorten um 8,6 Prozent verminderten(im Reich um 19,2 Prozent), hat ſich das Jungvieh(von 3 Monaten bis 2 Jahren) um 27,6 Prozent vermehrt(im Reich um 12,6 Pro⸗ ent). Die Schafe haben ſich um 5,6 Prozent vermehrt(im ben ſich um 35,6 Prozent vermindert(kim Reich um 57 Prozent). 1 — Verkehrs- Erinnerung. Am 1. Januar waren es 50 Jahre, daß im ganzen deutſchen Poſtgebiete das 10⸗Pfennig⸗Porto für Brieſe eingeführt wurde. Seit 1 Januar 1868 koſtete jeder Brief, für den vorher ie nach der Entfernung 10, 20, 30 Pfennig entrichtet wen den mußten in allen Ländern, die zum damaligen Poſt⸗ verein gehörten, 1 Groſchen. Wer mehr als 20 Meilen von der Heimat entfernt war, mußte vor dieſer Zeit fin jeden Brief 3 Groſchen oder 30 Pfennig bezahlen; da unterblieb denn ſo manchmal das Schreiben. Die Poſt karte gab es noch gar nicht. Die heutige Erhöhung des Briefportos auf 15 Pfennig wird man hoffentlich nur als Kriegszuſtand anſehen müſſen. e e eee Verbntmortlich für die Redaktton Aa. Zimmermann. Bockenheim Tahrnisversteigerung Auf Antrag des Nachlaßpflegers verſteigere ich am a Fümafag. den 9 Februar d. 38. nachm. 3 Uhr die zum Nachlaß des Schneiders Johann Oehl hier gehörigen Fahrniſſe, öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung in der Wohnung des Erb⸗ laſſers, Ackerſtraße 13. Seckenheim, 6. Februar 1918. Gemeinde⸗Waiſenrat: Ga. Leonh. Volz. N Achtung Meiner werten Kundſchaft in Seckenheim bringe ich die Mitteilung, die ihr Holz mit der Maſchine geſägt haben wollen, tun am beſten, es direkt vom Wald nach Schloßſtr. 15 fahren zu laſſen. 1 75 Wegen Mangel an Betriebsſtoff kann vor⸗ läufig mit der fahrbaren Motorſäge nicht herum⸗ gefahren werden. Gg. Erhardt ö n Brennholzſägerei. Walde Leute, welche noch Frucht wollen dieſelbe morgen Freitag Vormittag an der Nebenbahn zum Einladen bringen. Peter Huber. f ffaſntng tnt Follpoffar fo sind zu haben bei a sorg Zimmermann. 8 ff U Schlafstelle zu mieten gesuoht Zu erfr. in d. Geſch. b. Bl. Grosse Auswahl — Sor d 2Z 1 J rope und drenadtinlüten Trauer- Schleier. WIESE R-ILLI Lulsensfrasse 40. Postkartenalbum sowie Schreibalbum Geschäſtsbücher, alle Sorten Briefpapiere auch sämtliche Schulartikel Mundharmonik. in verschiedenen Preislagen. Feltpastkartans in alen Trössen, zowie Perzeb. derten Ausiebtbarta empfiehlt 1 5 s Hildasfrasse 68. . 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Zu bieſer Veſprechung, die auf Frellag, den S.. lis. nacb miags„4 Uor in dem Mürgerausſchußſaal im Nathaus der Stadt Mannheim(Kaufhaus N 1.) anberaumt iſt, laden wir die Arbeitgeber von Gefangenen, ins beſondere auch Frauen. ſowie ſonſtige Perſeuen, die beſonders Intereſſe in dieſer Sache bekunden, hiermit boͤflichſt ein. a g Sickenheim, den 7. Februar 1918. ö N gürgsemsiſtsvamt: ö Bolz. 77 ee! Abel Air cencor s Donnerstag balb 9 lor probe Schulhaus! 11 ä— e—— — e Die Herrin von Arholt. Roman von Levin Schücking. lſetzung.(Nachdruck verboten.) „Nach Ihrer Vorſtellung iſt der Künſtler alſo— ein großer Egoiſt? Sie mögen Recht haben! Es iſt ein mächtiges Nachinnenleben in ihm, das ihn abſchließt von der Welt und unzugänglich für deren Intereſſen macht, die en ſo ganz anderer Natur als ſeine Beſtrebungen ſind.“ „Gewiß, und niemand kann ihm Vorwürfe über ſen natürlichen, gerechtfertigten Egoismus machen!“ „Wenn er aber ſich ſelber Vorwürfe macht? Wenn nun aber auf der andern Seite eine ſtarke Empfin⸗ ung hat, die ſich in das Elend der Welt nicht zu finden 5 weiß, die helfen möchte und zugreifen, beiſtehen, lindern, wo ſie nur kann, wo nur das Elend an ſie herantritt; die wie mit einem unruhigen Gewiſſen ihrem Kunſt⸗ ſchaffen nachhängt, als ob ſie die Stunden den Leiden⸗ den, denen, die ſich nach ihrer Teilnahme und ihrer Hilfe f ſehnen, raube— wie dann?“ 5 Raban ſchwieg auf dieſe Frage, die ſie wie halb⸗ zerſtreut durch die Arbeit, an welcher ſie langſam fort⸗ fuhr, in einzelnen Sätzen ausſprach. Es war ihm, als ob ein plötzlich aufflammendes Licht aus ihren Worten auf die Situationen falle, in welchen er Marie Tholenſtein er⸗ blickt hatte. In dieſem Augenblicke wurde der Vorhang des Ate⸗ liers zurückgeſchlagen, und Wolfgang Melber trat ein. „Ah, ſagte er, ſich leicht vor Raban verbeugend,„ich ſehe, die Herrſchaften haben ſich auch ohne mich verſtän⸗ digt, und es bedarf wohl meiner Vermittelung bei Fräu⸗ lein von Tholenſtein nicht mehr?“ .„Deren bedarf es allerdings nicht mehr,“ verſetzte Raban;„Fräulein von Tholenſtein hat bereits die Güte gehabt, ihre Einwilligung auszuſprechen, und mich dadurch ſehr glücklich gemacht. Wenn Sie alſo jetzt die Arbeit für mich in Anariff nehmen wollen: ö „Dann mit Vergnügen,“ fiel Melber ein, mit einem eigentümlichen Blicke auf Marie Tholenſtein, den ſich Raban nicht zu deuten wußte; lag doch in ihm etwas ſchlaues, faſt auf ein Einverſtändnis deutendes. Der Bildhauer ſagte dann einiges über die Art, wie er die Büſte, welche er ausführen ſolle, abſchließen könne, und wollte die Form wiſſen, die Raban für dieſe Baſis vorziehen werde. Während deſſen war die Zofe, welche Raban im vorderen Raume bei dem Kunſtgenoſſen Wolfgangs ſah, eingetreten, ſie ſprach einige Worte mit Marie Tholenſtein und ſchien dieſe zu mahnen, daß es Zeit ſei, die Arbeit abzubrechen und heimzugehen; das Fräulein begann wenigſtens, ſich dazu ihre Toilette fertig zu machen. Raban wandte ſich noch einmal an ſie— mit ein wenig beklommener Stimme ſagte er: „Sie haben mir mit ſo großer Güte die Rechte der Landsmannſchaft zuerkannt— würde ich dieſelbe Güte bei Ihren Verwandten finden, wenn ich darauf hin mir erlaubte, ihnen meinen Beſuch abzuſtatten?“ „Daran zweifle ich nicht,“ entgegnete Marie Tholen⸗ ſtein lebhaft und wie erfreut.„Nur müßten Sie in den Abendſtunden kommen, den größten Teil des Tages bringt meine Tante im Bette zu. Ich will ſie auf Ihren Beſuch vorbereiten, ſie wird gern mit Ihnen von der Heimat plaudern, die ſie ſo lange nicht mehr ſah. Herr Melber wird Ihnen beſchreiben, wo wir wohnen.“ 1 Raban hatte keinen Grund mehr, länger zu verwei⸗ len. Er empfahl ſich, von Melber hinaus begleitet. Dieſer gab ihm dabei die unferne Straße und die Nummer des Hauſes an, in welchem die alte Stiftsdame wohnte. Dann kehrte Melber in ſein Atelier zurück, wo Marie Tholenſtein eben noch mit dem Knöpfen ihrer Handſchuhe beſchäftigt war. „Weshalb haben Sie mir von dem Verlangen des Herrn von Mureck nichts geſagt?“ fragte ſie ihn mit ei⸗ nem Tone des Vorwurfs. Melber lachte auf. eigentümlichen Vertrautheit und völligem Sichgehenlaſſen in ſeinem Weſen ihr gegenüber.„Hätte ichs Ihnen ge⸗ ſagt, ſo würden Sie geantwortet haben: Nein! ich kann nicht zugeben, daß ein fremder Menſch etwas beſitzt, was er den Leuten als ein Porträt von mir zeigen kann. Nun kommt mir aber der Auftrag gerade im echter Au⸗ genblicke, juſt recht gelegen. Darum ſagte ich mir: mag ſie dieſen jungen Herrn und Kunſtliebhaber erſt kennen lernen, und mag er dann ſelbſt ihr ſein Anliegen vor⸗ bringen: ſie iſt viel zu gutmütig, ihm dann eine abſchläg liche Antwort zu geben!“— Marie Tholenſtein antwortete nichts. Nur ein Schat⸗ ten von Mißmut glitt über ihre Züge. Sie ſtand noch, ſie folgte jetzt mit einem Blicke, welcher eine ängſtliche Spannung verriet, ſeinen Bewegungen, während er ſagte: „Herr von Mureck iſt ja wohl ein Landsmann von Ihnen— ſagte er es nicht?“ „Er iſt ein Landsmann— er ſtammt von einem Gute, das keine Stunde weit von dem meiner Groß⸗ mutter entfernt liegt.“ „Ah— das muß Ihnen dieſen jungen Herrn ja ſehr intereſſant machen; Ste wenigſtens ſchienen es ihm in hohem Grade zu ſein, und zwar nicht bloß Ihr Kopf in meiner Gruppe.. nehmen Sie ſich in Acht.“ „Vor wem?“ fragte ſie mit zitternder Lippe und einem Tone, in dem etwas Gereiztes lag. „Vor wem? Nun ja, Sie haben Recht. Er iſt ein A Menſch, ein Herr von Mureck— ein Baron viel⸗ icht gar— dabei des Nachbars Kind...“ ie wandte ſich mit einer heftigen Bewegung ab. „Ich wollte,“ ſagte ſie halblaut mit zorniger Stim⸗ „„ l war uicht io unm. agen ale e. nit Kt me,„ich hätte Ihnen nie erlaubt, meinen Kopf zum Modell Ihrer Gruppe zu nehmen.“ „Weshalb nicht?“ fragte er ſpöͤttiſch.„Iſt er mir nicht gelungen? Bin ich ihm nicht gerecht geworden?“ „Wien,“ gab ſie nur zur—„ich muß gehen. Avmm, Anna!“ ö 8 5 1 8 er Sz Keren g. 4— Ea r „ eee 111— õͥ VVT K