1 r„].] A. ¶ ͤ A — „1 Nallld. 8 Jcbrülk 1013. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Boas, aus Feiertage. Der Abonnementspreis betcägt monatlich Mk. 1.—. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 2.25. Das deutſche Erbübel. Der Vernichtungskrieg unſerer Feinde war in ſeinen on England geleiteten jahrelangen Vorbereitungen auf ine ſcheinbar untrügliche Rechenaufgabe geſtellt: Zahlen⸗ näßige Ueberlegenheit der verbündeten Feinde, Abſchnü⸗ tung Deutſchlands von ſeiner Zufuhr über See, Zwang Zweifrontenkrieg in Folge ſeiner geographiſchen Lage. rotz all dieſer die Kriegsziele unſerer Feinde begün⸗ tigenden Umſtände ſteht heute nach 3½ Kriegsjahren Deutſchland militäriſch günſtiger da, als beim Beginn; virtſchaftlich haben wir nicht nur durchgehalten, ſondern nnten durch kriegeriſche und organiſatoriſche Maßnah⸗ nen unſere Kriegswirtſchaft ſo ſtellen, daß ſie für die ins von unſeren Feinden aufgezwungene weitere Dauer des Krieges geſichert iſt; der Zweifrontenkrieg iſt zu⸗ ammengebrochen, die ruſſiſche Dampfwalze in Blut und Sumpf ſtecken geblieben, nur das deutſche Schwert bahnte ens den Weg nach Breſt⸗Litowsk. Dieſes weltpolitiſche Wunder ließ bei unſeren Feinden die Erkenntnis auf⸗ bämmern, daß bei uns Kräfte wirkſam ſind, die ſie ticht richtig gewertet haben. Im deutſchen Weſen, das ſich in ſtrengem und doch freudigem Pflichtgefühl offenbart, liegt das Geheim⸗ tis der deutſchen militäriſchen Stärke. In keinem Lande ind Heer und Volk ſo eins, wie in Deutſchland. In der bewußten und wirkſamen Hingabe an Volk und Staat teht der deutſche Soldat obenan. Im Moraliſchen liegt zum größten Teil ſeine Ueberlegenheit. Die deutſche Art iſt ſichtlich ſtärker und wertvoller als die, die mit ihr im Kampfe liegt. Der deutſche Geiſt iſt es, der ich auch von einer Ueberzahl nicht töten, nicht unter⸗ drücken läßt. In dieſer Richtung alſo haben unſere Feinde ſich zründlich verrechnet, und mit ſchweren Opfern an Blut und Gut haben ſie die bittere Lehre bezahlt. Nun aber, da ſie ſich mit der Kunſt ihrer äußeren Mittel am Ende ſehen, glauben ſie in höchſter Not, wie ſie hoffen noch zur rechten Zeit, die verwundbare Stelle des deut⸗ ſchen Weſens entdeckt zu haben: das deutſche Erbübe! der Nörgelſucht, der Prinzipienreiterei, des Parteigeiſtes Dieſen inneren Erbfeind der Deutſchen brauche man nur zu reizen, bis er überſchäumt, bis die Volksſeele ins Rochen gerät, dann ſei es mit der deutſchen Einigkeit aus. Die feindliche Preſſe hat uns durch ihre voreiligen Be⸗ richte(die Pariſer und Londoner Blätter wußten zu mel⸗ den, in Deutſchland ſei ein großer allgemeiner Streik aus⸗ gebrochen, als bei uns noch völlige Ruhe herrſchte. D. Schr.) die untrüglichſten Beweiſe dafür geliefert, daß der nach kurzer Dauer von wenigen Tagen ergebnislos ge⸗ ſcheiterte Arbeiterausſtand in Groß⸗Berlin und einigen anderen Orten des Reiches ein Werk feindlicher geheimer Werbetätigkeit war. Umfaßte der Teilausſtand, dem wirtſchaftliche Arbeiterforderunger überhaupt nicht zu Grunde lagen, auch nur einen ge⸗ ringen Prozentſatz der in der Rüſtungsinduſtrie tätigen 8 und zwar meiſt der ungelernten, jugendlichen und weib lichen Arbeiter, ſo haben die bedenklichen Folgeerſchei⸗ nungen doch gezeigt, wohin eine im Ziel verfehlte, in den Mitteln falſche und in den Folgen gefährliche Demon⸗ ſtration der Maſſen führen kann. Der Jubel des feind⸗ lichen Auslands hat ihnen gezeigt, wohin der Weg führt, den zu gehen ſie im Begriff waren. d Auch die geringſte Störung unſerer Kriegsarbei ſchädigt die Kriegführung, verlängert den Kriel, gefähr⸗ det das Leben und die Geſundheit unſerer Kämpfer im Felde. Angeſichts unſerer militäriſchen und wirtſchaft⸗ lichen Lage iſt uns der Endſieg unentreißbar der uns den Frieden bringen will, von dem das Woh der deutſchen Arbeiterſchaft in erſter Linie abhängt. Wie⸗ derholt haben unſere Feinde einen für ſie annehmbaren Frieden unter Beſchimpfungen und Verhöhnungen ab, gelehnt; im Intereſſe des geſamten werktägigen Volkes, im Intereſſe des Daſeins und der Sicherheit Deutſch⸗ lands muß unſer Schwert ihnen den Friedenswillen auf. zwingen, wenn ſie ſich nicht eines Beſſeren e Die Winterſchlacht in Maſuren. (7.—21. Februar 1915.) Wieder rückt der Jahrestag jener Schlacht heran, dit ein Lorbeerblatt im Siegeskranze unſeres Generalfeld⸗ marſchalls von Hindenburg bildet. Es iſt die Schwe⸗ ſter von Tannenberg, ſpäter geboren, jedoch kräftiger ent⸗ wickelt. Wiederum ward es eine Vernichtungsſchlacht aller⸗ Rüßten Umfanges, geſchlagen und gewonnen durch bei⸗ derſeitige Umfaſſung. Wieder ließ Hindenburg ſeine Flügel marſchieren, aber nicht nur marſchieren, ſondern auch dieſen Vormarſch erkämpfen.— Denn die Umfaf⸗ dien die feindlichen Flügel und Flanken herum mußte werden. e I. Jahtuung Rmtsblart der Brger meister ümter Semendeim, Aesheim, Meckarhansen und Edingen. Drunk i Verlnd von Wa. Riemann, Seckenheim Skizze Zur Winter schlacht in Masuren. ** 1 — U 1 J 1 N ne e 5, N A. 5 75— „ eee e ee Harn 17 5 4 Gerd abe 12 * 9 N Seb/ Lo . * 8 , g 1 2 2 8 8 ſlensſein Ne vas 20 Abe ö 8 Mit zäher Tapferkeit, allen Unbilden der Witterun⸗ 9 778855 4 4 ee* 25 5 Os some? 0 3⁰ e ebfsene rtr flussen Ido km und der feindlichen Uebermacht trotzend, hielt zu Jahres beginn 1915 die 8. Armee unter General v. Belo w dem jetzigen Oberbefehlshaber der 1. Armee, ihre wei auseinandergezogenen oſtpreußiſchen Stellungen. Teil! Landſturm, teils Landwehr⸗ und Reſervetruppen, nun zum geringſten Teil aktive Truppen bildeten dieſe— etwa 100 000 Kämpfer— ſtarke Armee. In der unge fähren Linie Johannisburg— Lötzen— Darkehmen öſtlich Tilſit bot ſie der ruſſiſchen 10. Armee, unter den General von Siewers, die etwa 225 000 Mann ſtar war, Trotz.“ N Schon im Januar hatte dieſer in verſchiedenen Of fenſivunternehmungen die deutſche Front nach einer ſchwa chen Stelle abgetaſtet, aber vergeblich. Wo er zupacker wollte, verbrannte er ſich die Finger an deutſchem Feuer Immerhin aber wurde aus dem regeren Leben den ruſſiſchen Front eine ſtrategiſche Offenſivabſicht erkannt ein neuer Einfall in Oſtpreußen ſtand im Februar 1915 bevor,— wenn man ihm nicht zuvorkam und ihn ab⸗ wandte. Sobald daher die Entwicklung der Kriegslage in Polen den Schluß geſtattete, daß dort zunächſt nach den Hindenburgiſchen Sieg von Lodz mit ſeinen ſtrategiſcher Folgen eine Aenderung der Geſamtlage nicht zu erwarter war, wurden friſche Kräfte, zum großen Teil Neuforma- tionen, unauffällig nach Oſtpreußen gezogen. Hindenburg ſetzte mit befreiendem Schlage an. Die Front dehnte ſich damals, wie eingangs erwähnt, von der Memel, und zwar aus Gegend öſtlich Titſit bis her⸗ unter nach Johannisburg, auf eine Länge von etwa 160 Kilometer, aus. a Sollte der dieſer Front gegenüberſtehende Feind ver⸗ f nichtet werden, ſo konnte dies nicht im Frontalangriff, ſondern mußte durch doppelte Umfaſſung geſchehen; er mußte nach der Mitte zuſammengedräugt und gequetſcht werden, die Zange mußte wieder angeſetzt werden. Tas alte Cannae, das in Sedan und Tannenburg ſeine ebenbürtigen Nachfolger hatte, ſollte in Maſuren noch einmal erſtehen. Wieder mußte daher die Mitte der Front, die 8. Armee, zunächſt verhalten. Au ihrem rechten Frontflügel waren zwei neue Korps und von Litzmann angeſetzt worden, flügel der 8. Armee ſchob ſich in aller Stille die neuge⸗ bildete 10. Armee unter General von Eichhorn ein. Dieſe beiden Flügel tr ten am 7. und 8. Februar bei ſtarker Kälte den Vormarſch an: Schnee und Glatteis iſt das ärgſte Hindernis, das es zu überwinden gilt. Doch ebenſo, wie dieſe Naturhinderniſſe, wird auch der zähe Widerſtand der zunächſt völlig überraſchten Ruſſen über⸗ wunden, in allgemeiner Richtung Suwalki drängt die 10. Armee die Ruſſen unter Kämpfen zurück, während die rechten Flügelkorps in der alloemeinen Richtung über Bialla auf Auguſtowo zu angreifen. Ein gegen ſie an⸗ geſetzter ruſſiſcher Entlaſtunasſtoß aus der rechten Flanke von Kowno her wird durch ſchnelles Handeln Litzmanns blutig zurückgewieſen. i Bereits am 12. Februar unterbricht deutſche Kaval⸗ lerie die Bahn Wirballen—Kowno, und zerſchneidet da⸗ mit die Lebensader der ruſſiſchen 10. Armee. Da tritt auch die Mitte, die 8. Armee am 10./11. Februar von der Angerapp aus an, und zwar in dem Augenblick, da der Ruſſe abbauen will. Doch der Stoß der 8. Armee iſt ſo kräftig, daß der ruſſiſche Ahmarſch ſich in Gefecht und Kampf wieder auflöſt, daß er auf⸗ gehalten, ja verhindert wurde. In Lyck verteidigte ſich das ſibiriſche Korps zähe und mit anerkennenswerter Tapferkeit, trotzdem es be⸗ reits beinahe umfaßt war. Am 14. Februar war auch ſeine Widerſtandskraft gebrochen. Unterdeſſen marſchierten Hindenburgs Flügel, mar⸗ ſchierten und verfolgten bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Die große Einſchließung der Ruſſenarmee unter den Generälen v. Falk in den Nord⸗ f Inſeretonspreie e einſpabige Petitzetle 20 Pfg., Neklamen 60 Mfg. dis Felle, Bei öfterer Aufnahme Rabatt. f Heruaſprechanſchluß Nr. 16. näherte ſich am 15. Februar ihrer Vollendung. Im Walde von Auguſtowo waren die Ruſſen zuſammenge preßt, waren Bagagen und Trains, Geſchütze und Ko⸗ lnneno rettungslos ineinander verfahren. N Siewers verſuchte vergeblich, mit entkommenen Teilen durch Entlaſtungsangriffe den ehernen Ring der Ein⸗ ſchließung von außen her aufzureißen. Vergeblich ſtürmen auch von innem Ruſſenkolonnen in dicken Maſſen mil verzweifeltem Mut gegen die Umklammerung an.— Nur Reſte weichen in die Wälder zurück. Am 21. Fe⸗ bruar geht das Drama von Auguſtowo zu Ende. Der Ruſſe ſtreckt die Waffen. Ueber 110 000 Gefangene, über 300 Geſchütze und weit über 200 Maſchinengewehre ſind die Beute. Mit den endloſen Gefangenenſcharen treten 1 kommandierender General und 5 Diviſionskommandeure den Weg in die Gefangenſchaft an. 19 Der ruſſiſche Armeeführer, Baron Siewers, endet bald darauf durch Selbſtmord. 16725 Ungeheures Material ward auf dem Schlachtfeld ge⸗ ſammelt, allein über 2000 Truppenfahrzeuge fielen in urnſere Hand. Bis an den Bobr und unter die Forts don Grodno ſtießen unſere Truppen vorübergehend noch aach, ſo die Aufräumung des Schlachtfeldes deckend. Hindenburg hatte Oſtpreußen von der Ruſſengefahr befreit, eine Vernichtungsſchlacht geſchlagen, wie ſie un⸗ erhört in der Weltgeſchichte daſteht,— es war die letzte zroße Umfaſſungsſchlacht im Oſten.— Der Welt krie WTB. Großes Hauptquartier, 7. Febr.(Amtlich. Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Nahe an der Küſte am Nachmittag Artilleriekampf Von einem Vorſtoß weſtlich von Zandvoorde und aus Vorfeldkämpfen im Artois brachten Infauterieabtei: 1 lungen Gefangene ein. Die engliſche Artillerie war am Abend zu beiden Seiten der Scarpe und weſtlich von Cambrai wieder tätig. Ein franzöſiſcher Vorſtoß in der Champagne ſcheiterte. Im Maasgebiet hielt die Ar⸗ tillerietätigkeit im Anſchluß an eine ſüdweſtlich von Ornes erfolgreich durchgeführte Erkundung tagsüber an. Vizefeldwebel Eß wein ſchoß in den letzten drei Tagen 6 feindliche Flugzeuge ab. N Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues Der Erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. . Die Feinde an der Weſtfront wollen, nach fran zöſiſchen Blätrern, den großen Angriff der Deutſchen abwarten, ehe ſie ſelbſt zur Offenſive vorgehen. In höchſter Eile haben ſie zwei oder drei„Siegfriedſtel⸗ lungen“ nach deutſchem Vorgang ausgebaut und ſie bringen fortwährend neue Truppen an die Front. Die Pariſer Zeitungen plaudern aus, daß auch die nach Italien geſandten Hilfstruppen zurückgezogen werden ſollen, worüber man in Rom verſtimmt ſei. Der eee, rat ſei aber der Meinung, das italieniſche Heer genüge für eine„aktive Verteidigung“. Jeder verfügbare Mann ſei im Weſten nötiger, die franzöſiſche Regierung hat ſogar die Jahrgänge 18 und 19 einberufen, allerdings meint der Großſprecher Herve, dieſe Jünglinge werden nur als Garniſon von Straßburg und Metz Verwen⸗ dung finden. Die amerikaniſche Hoffnung iſt im Kurſe wieder etwas geſtiegen, da man dem Bluff vielfach Glau- ben ſchenkt, die Vereinigten Staaten vermöchten eine Million Tonnen Schiffsraum für die Truppentransporte zu beſchaffen, indem ſie ihre Schiffe aus dem ſüdameri⸗ kaniſchen Verkehr herausziehen, der durch ſchwediſche, nor⸗ wegiſche, däniſche, holländiſche und ſpaniſche Schiffe für amerikaniſche Rechnung übernommen werden ſol Die koloſſale Uebertreibung wird nur neue Enttäuſchungen bringen. Ueberhaupt iſt die Begeiſterung der Franzoſen, wenigſtens an der Front, für die breitſpurigen Amerikaner bereits ſtark abgekühlt. Die Amerikaner, ſagte ein fran⸗ zöſiſcher Gefangener, reden den ganzen Tag von der großen amerikaniſchen Freiheit und ihren demokratiſchen Grundſätzen, aber vom Kriegsweſen verſtehen ſie nichts und taugen auch nicht dazu. Eine große Zahl iſt ſchon über die Schweizer Grenze entwichen, ſo daß das Lager wie mit Befeſtigungen umgeben werden mußte.— Im allgemeinen ſind aber die Erwartungen, die man drüben 2 an die Offenſive knüpft, nichts weniger als ſiegesſicher. Es iſt unverkennbar, daß die letzten Fliegerangriffe auf London und Paris geradezu eine Erſchütterung der Stim⸗ mung von Grund auf bewirkt haben. Es ſchien unfaß⸗ lich, wie ſtarke Fluggeſchwader bei ſternklarem Himmel trotz der denkbar kräftigſten Gegenwehr ſtundenlang über den Städten kreiſen und ihre vernichtenden Geſchoſſe abwerfen konnten. Die zahlreichen Brände dienten als ſichere Markierungspunkte. Der Schaden iſt ungeheuer, ebenſo groß aber auch die Wut über die„barbariſche⸗ Tat. Aber ihre Wirkung haben die Bomben getan. Die Pariſer Konferenz war eben noch verſammelt, als die Flieger kämen. Das war gut; ſie konnte ſech die ae was deutſche Flieger zu leiſten imſtande find. Die Pariſer Preſſe iſt nach dem erſten Wutanfall einig darin, man ſolle nicht„Vergeltung“(1) üben, denn ſonſt kämen die Deutſchen abermals über Paris.— Eben dieſe Ein⸗ ſicht hervorzubringen, das war der Zweck unſeres Angriffs. Die Pariſer Blätter äußern ſich mit wenigen Aus⸗ nahmen zurückhaltend über die Verhandlungen des Ober⸗ ſten Kriegsrats in Verſailles. Sie ſind enttäuſcht, daß die Bildung einer aus Kerntruppen zuſammengeſetzten gemeinſchaftlichen Stoßheeres entgegen voreiligen Mel⸗ dungen nicht zuſtande gekommen und die Ernennung eines franzöſiſchen Generals zum Oberbefehlshaber unmöglich einem franzöſiſchen Befehl unterſtellen will. i „Allgemeen Handelsblad“ zufolge ſchreibt Lowat Fra ſer in einem offenen Brief an den britiſchen Staats⸗ ſekretär für den Kieg, der in der„Daily Mail“ veröffent⸗ licht wird, der britiſche Generalſtab habe jetzt zugegeben, daß die britiſchen Verluſte im vorigen Jahr allein 900 000 Mann betragen haben. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat beſchloſſen, an ſämtliche kriegführenden Staaten einen Aufruf gegen die Verwendung von giftigen Gaſen zu richten. 5 Nach einer franzöſiſchen Schätzung wurden allein an der Weſtfront bis zum Frühjahr 1917 etwa 3500 Kirchen be chädigt oder zerſtört. Die„Kölniſche Zeitung“ meldet: Nach den neueſten Privatnachrichten iſt nicht mehr daran zu zweifeln, daß unſere jüngſte und hoffnungsreichſte Kolonie in Palä⸗ ſtina, die den Namen des Königs von Württem⸗ berg trägt, dem Krieg zum Opfer fiel. Die Wirren in Nußland. . Petersburg, 7. Febr.(Pet. Tel.⸗Ag.) Ein Erlaß über die„Gewiſſensfreiheit“ der Religionsgeſellſchaften, Trennung von Staat und Kirche, Abſchaffung aller Vor⸗ teile, die ſich auf das Glaubensbekenntnis gründen, und aller Beſchränkungen der Gewiſſensfreiheit verkündet voll⸗ kommene Freiheit der religiöſen Richtungen, ſoweit ſie nicht die bürgerlichen Rechte und die öffentliche Ordnung berühren. Niemand darf ſeine bürgerlichen Pflichten unter Berufung auf ſoine religiöſe Ueberzeugung vernachläſ⸗ igen. Es iſt erlaubt, die bürgerliche Pflicht durch eine muimdere vom Volksgericht genehmigte zu erſetzen. Der teligiöſe Eid wird abgeſchafft und durch eine feierliche Verſicherung erſetzt. Die Eintragung der Eheſchließungen und Geburten geht auf die bürgerlichen Behörden über. Die Schule wird von der Kirche getrennt. Der pflicht⸗ mäßige Religionsunterricht wird aufgehoben. Alle kirch⸗ lichen und Religionsgeſellſchaften genießen keine Son⸗ derrechte oder Unterſtützung en Seiten des Staates und beſitzen kein Eigentum. Alle Güter in ihrem Beſitz werden für Volkseigentum erklärt, Gebäude und Gegen⸗ ſtände, die dem Kultus dienen, gehen an die Religions⸗ geſellſchaften. zum koſtenloſen Gebrauch über. b Deer Patriarch von Moskau hat die Bolſchewiki mit dem großen Kirchenbann belegt. Am letzten Sonntag fanden von allen Kirchen aus feierliche Prozeſſionen ſtatt, die ſich mit Fahnen ſchließlich vor dem Alexander⸗Newski⸗ Noſter zu einem Maſſenſühnegottesdienſt ſammelten. Die 8 N de Sunderktanſond geſchätzt. Die eindrucksvolle Proteſtkundgebung wurde von der geg. neriſchen Seite nicht geſtört. e 5 Der Vorſitzende der Rada des 26. Korps hat nach Kiew an die Zentralrade folgenden Funkſpruch gerichtet In dieſer hiſtoriſchen Zeit, wo die ukrainiſche Nation an der Schwelle des langerſehnten Friedens und der Frei⸗ 1 ſteht will(die Bande[7]) der Gewalttäter gegen Revolution und gegen die heilige Sache des ukrainiſchen Volkes in der Perſon des Hauptes der Charkower neu⸗ 7 Regierung die Macht und die Friedensange⸗ egenheiten aus den Händen unſerer Erwählten, der Zentralrada, reißen. Im höchſten Maße erboſt über dieſe Gewalttat, erklärt das 26. Korps im Namen von 50000 Koſaken feierlich, daß es eine ſolche Mißhandlung der krainer ſeitens der Knechte der Volkskommiſſare nicht ulden wird und auf den erſten Ruf der Zentralrade aus⸗ rücken wird. Sie werden eher als Heldenleichen auf dem Felde bleiben, aber gewalttätige Bolſchewiki wer⸗ den aus der Ukraine hinausgekehrt. 5 5 Ein weiterer Funkſpruch beſaot: Der Aufſtand der Bolſchewiki in Kiew iſt als gänzlu mißlungen zu be⸗ achten. Das Stadtzentrum iſt von den Bolſchewiki ge⸗ fäubert. Alle Regierungseinrichtungen, der Bahnhof, das Arſenal, ſind von Ukrainern beſetzt. Die Bolſchewiki haben bedeutende Verluſte erlitten. Petersburg, 7. Febr. Eine Kommiſſion, beſtehend aus gewöhnlichen Soldaten, nahm im Hauſe des däni⸗ ſchen Geſandten trotz deſſen Einſpruch eine Durchſuchung nach Lebensmitteln vor. Der Volkskommiſſar Tſchitſche⸗ ein drückte darauf dem Geſandten das Bedauern aus. London, 7. Febr.„Daily News“ melden aus Pe⸗ tersburg, über ganz Rußland ſei wegen der verdäch⸗ ligen Haltung verſchiedener Bezirksräte der verſchärfte Kriegszuſtand verhängt worden. Stockholm, 6. Febr. Nach Telegrammen an die hieſige finniſche Geſandtſchaft, ſind in dem Kampfe bei Alleaborg 200 ruſſiſche Soldaten, 150 Rote und 40 Weiße Gardiſten gefallen. Kemi iſt von den Regierungstrup⸗ pen genommen. Am 6. Febr., um 5 Uhr nachm., hat ampf um Tornea begonnen. i gemacht ſei,— wahrſcheinlich weil General Haig ſich nicht d Die Friedensverhandlungen. Havas meldet, daß die Verbindungen zwiſcher Breſt⸗Litowsk und Petersburg ſeit vier Tagen unterbro. chen ſind. Es werden keine Nachrichten über die Frie⸗ densverhandlungen veröffentlicht.(Trotzki ſcheint keir Intereſſe mehr daran zu haben, daß die Verhandlungen allgemein bekannt werden. Er war es aber geweſen, der die Oeffentlichkeit der Friedensverhandlungen geſor⸗ dert hatte.) Trotzki berichtete nach Petersburg, daß die Ver handlungen in Breſt⸗Litowsk durch die Deut; ſchen verſchleppt werden.(Das iſt doch der Gipfel der Unverſchämtheit!) f Der Krieg zur See. Berlin, 6. Febr.(Amtlich.) Im Aermelkanal wur⸗ den 5 Dampfer, 1 engliſcher Segler und 1 engliſches Fiſcherfahrzeug verſenkt. Bern, 7. Febr. Laut„Depeche de Lyon“ iſt das franzöſiſche Patrouillenſchiff„Gouland“ von einem Un⸗ terſeeboot verſenkt worden. 5 Der türkiſche Krieg. WTB. Konſtantinopel, 7. Fehr.(Amtlicher Be⸗ richt von geſtern: An der Pa! nafront wurde ein feindlicher Patrouillenvorſtoß au der Straße Jeruſalem⸗ Nablus abgewieſen. Neues vom Tage. Verlegene Antwort. Berlin, 7. Febr. Auf die Anfrage des Reichs tagsabg. Heckſcher wegen des Artikels des Wiener „Fremdenblatts“ gegen den Fürſten Bülow iſt von Un⸗ terſtaatsſekretär v. d. Busſche folgende Antwort er⸗ teilt worden:„Die Auswahl der Nachrichten aus der fremden Preſſe, die das Wol⸗Bur. verbreitete, wird durch deſſen Redaktion getroffen. Es entſpricht der Gepflogen⸗ heit, die Mitteilungen des Wiener Korreſpondenz⸗Bu⸗ reaus über wichtige dortige Preſſeſtimmen weiterzugeben. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ hat am 19. Jan. zu dem frag⸗ lichen Artikel ſchon Stellung genommen.“— Ob Herr Heckſcher mit dieſen Worten zufriedengeſtellt iſt? Bern, 7. Febr. Major Salomone, ein bekannter italieniſcher Flieger, iſt im Luftkampf gefallen. Ausſtand in Paris. Paris, 7. Febr. Der von den radikalen Zozialiſten veranſtaltete Ausſtand iſt nicht allgemein. Gegen An⸗ ſammlungen wird ſtreng vorgegangen. erhaftung. Lugano, 7. Febr. Der Verleger Riccardi if in Rom verhaftet worden. Er ſoll in die Angelegenhei Caillaux verwickelt ſein. 1 Verherrlichung des Attentäters. Berlin, 7. Febr. Wie dem„Berl. Lokalanz.“ aus Lugano berichtet wird, wird in den nächſten Tagen auf dem Pincio in Rom die feierliche Enthüllung einer Büſte des wegen des Mordanſchlags auf Kaiſer Franz Joſeph ſ. Zt. in Trieſt hingerichteten Italieners Ober⸗ dank ſtattfinden. Aus Wien wird dem„Berl. Lokalanzeiger“ mitge⸗ geteilt: Die„Zeit“ meldet aus Lemberg:„Kurier Cod⸗ zienny“ berichtet aus Waſchau, daß von unbekannten Tä⸗ tern aus dem Dokumentenſchrank des polniſchen Regent⸗ ſchaftsrats geheime Aktenſtücke geſtohlen wurden. Warſchau, 7. Febr. Im neuen polniſchen Staats⸗ rat werden die Juden von 110 Sitzen 14 erhalten. Waſhington, 7. Febr.(Reuter.) Die Vorſchüſſe an die Alliierten wachſen durch ein Darlehen von 155 Millionen an Frankreich auf 4684 400 000 Dollars(rund 19,6 Milliarden Mark) an. Die Vaterlandspartei. . Ein Anhänger der Vaterlandspartei von Heidelberg, der zugleich ein alter verdienter Zentrumsmann iſt, ſchreibt dem„Badiſchen Beobachter“ unter anderem: Was will die Deutſche Vaterlandspartei? Hat ſie überhaupt Daſeinsberechtigung? Die nächſte Veranlaſſung zur Gründung war die auf dem ſozialdemokratiſchen Par⸗ teitag als— der größte parlamentariſche Erfolg der Sozialdemokratie bezeichnete Kriegszielentſchließung vom 19. Juli, welche nicht nur von zwei Parteien abgelehnt wurde, deren Staatsgefinnung und vaterländiſches Emp⸗ finden außer Zweifel ſtehen, ſondern welche auch weit in die Reihen der Mehrheitsparteien hinein laute Miß⸗ billigung fand. Weshalb wir ungefragt und ohne Ge⸗ genſeitigkeit im voraus den Verzicht auf alles eroberte Gebiet erklärt haben, das iſt vielen Vaterlandsfreunden unverſtändlich geweſen. Dieſe Kundgebung hat große Sorge darüber ausgelöſt, ob das deutſche Volk nicht um die Frucht ſeines Heldenkampfes gebracht wird. Ein junger Soldat, der vor wenigen Tagen für das Vater⸗ land fiel, ſchrieb bitter in ſeinem letzten Brief:„Sieger kann nur ein Land, Deutſchland ſein. Denn es wird der edelmütigſte Sieger ſein und—(man verzeihe den wörtlichen Ausdruck) der dümmſte. Das mögen die verſpüren, die nach uns kommen.“ Sollten unſere Feinde nicht ähnlich denken und— darnach handeln? Es iſt leider geſchichtliche Tatſache, daß den Deutſchen im auffallenden Gegenſatz zu anderen Völkern ein ſtarkes Selbſtbewußtſein fehlt, daß wir nicht verſtehen, unſere Erfolge auszunützen und zu leicht fremden Rückſichten nachgeben. Die Figur des deutſchen Michels iſt bekannt, ſollte aber endlich einmal mit dieſem Krieg aus dem Bilderbuch der Welt verſchwinden. Nichts anderes will die Vaterlandspartei. Sie will das deutſche Gewiſſen ſchärfen, den deutſchen Willen kräftigen, das nationale Selbſtgefühl heben, die Siegeszuverſicht aufrecht halten. Sie wünſcht eine ſtarke, von Selbſtvertrauen getragene, auf unſer Recht und unſer ſiegreiches Schwert geſtützte Außenpolitik. Sie weiſt das demokratiſche Schlagwort: „Ohne Entſchädigung und Gebietserweiterung Tab und fordert einen Frieden, welcher Deutſchland wirkliche 15 Sicherheiten und einen Ausgleich für die Kriegsonter e ee eee ae r. Die Vaterlandspartei— deren Namen als Partei nicht unglücklicher gewählt werden konnte— iſt keine politiſche Kampfpartei. Sie ſpricht auch anderen nicht die vaterländiſche Geſinnung ab. Die Vaterlandspartei Kr macht ſich nur zur beſonderen Aufgabe, das deutſche 50 Selbſtbewußtſein zu wecken, den deutſchen Willen zu ſtäh⸗— len, um dadurch der Regierung einen ſtarken Rückhalt 1 bei den Verhandlungen mit dem Feind zu bieten. tr Es iſt eine verleumderiſche Behauptung, welche be⸗ au ſonders in Arbeiterkreiſe hineingetragen wird, daß die m Vaterlandspartei im Solde der Schwerinduſtrie ſtehe und aus Kriegsluſt, Gewinn⸗ und Eroberungsluſt eine Fort⸗ bot ſetzung des Krieges wünſche. Deutſchland hat den Krieg Ko nicht angefangen und niemand will den Krieg fortſetzen un zu dem Zweck, um fremde Gebiete zu erobern. Nachdem* wir aber einmal zu dieſem aufgedrungenen Krieg ge⸗ 7 nötigt waren, feindliches Land mit Waffengewalt zu 5 nehmen, iſt es mindeſtens eine offene Frage, ob wir nun 5 alles eroberte Gebiet ſelbſt zum Nachteil unſerer Sicher⸗ Ge heit, wirtſchaftlichen und völkiſchen Entwicklung einfach eng wieder herausgeben oder durch ein fragwürdiges Selbſt⸗ un beſtimmungsſpiel verlieren ſollen. Was aber die Kriegs⸗ die entſchädigungsfrage betrifft, ſo dürfte der Grundſatz, daß Ka ein unrecht Angegriffener den Erſatz des erlittenen Scha⸗ wo dens zu fordern berechtigt iſt, im Völkerrecht ebenſo be⸗ ba gründet ſein, wie im Naturrecht. Daß Sieger und Bo. Lr ſiegte ganz gleich zu behandeln ſind, wie die Ruſſen pe. meinen, iſt ein neuer Grundſatz, den die Feinde, falls g 5 würden, ſicher uns gegenüber nicht anwenden 3 würden. Die Vaterlandspartei vertritt eine andere Anſicht, 5 wie die ſogenannten Mehrheitsparteien. Jede dieſer An⸗ ſchauungen ſucht ſich durchzuſetzen. Welches die richtige 0 iſt, kann die Zukunft ergeben. Aber nun die Vaterlands⸗ rec partei als den Störenfried hinzuſtellen, weil ſie ſich Kr bei der anderen Auffaſſung nicht beruhigt und ihren ge Standpunkt ebenfalls geltend macht, das geht doch nicht 65 an. Das hieße jedes politiſche Leben ertöten, wenn man 85 den unbequemen Gegner einfach zum Schweigen verur⸗ teilen würde. Die Vaterlandspartei hat genau dasſelbe 5 Recht, zur Geltung zu kommen, wie z. B. die Sozial- 5 demokratie, welche bereits droht, ihre Arbeiterbatalllone 27 aufmarſchieren zu laſſen. Ki 2 2 Unſere Kriegsgefangenen in 2 Holland. 1 Rotterdam, den 29. Januar 1918. 1 Der Stacheldraht kiegt hinter mir! Nicht in Worten läßt ee 9 in ſich ausdrücken, was dieſes für einen Kriegsgefangenen bedeutet 2 der l“ er als 40 Monate, an jeder Bewegungsfreiheit gehindert A ſtändig hinter einem dichten Wall von Stacheldraht gelebt hat fr Tief aufatmend, wie befreit von ſchwerem Alpdruck, zogen wir 8 mitten in der Nacht am 21. Januar aus unſerem Sammellager 2 der letzten Etappe unſeres Leidensweges— denn daß es ein Leidensweg war, wurde gerade durch den Aufenthalt in diefen Sammellager beſonders fühlbar— Eine genaue Unterſuchung unſeres Handgepäcks— das große Gepäck war bereits einige Tag vorher zenſiert worden— war dem Abmarſch aus dem Lage. vorausgegangen und manchem von uns war, ſelbſt durch Weg 10 nahme eigener Hachen(.), das Gepäck noch weſentüich leichter ge 1 macht worden. Nach mehrſtündiger Bahnfahrt kamen wir in Boſten an, dem Hafenplatz, der nach Monate langer Verhandlung zwiſches 1 der deutſchen und engliſchen Regierung endlich als Einſchiffungs 5 hafen für die von England nach Holland und Deutſchland zu trans portierenden Kriegsgefangenen vereinbart worden war. Welch it ſchreckliche Zeit des Wartens, manchmal hoffnungsfrohe Erwartung 0 auslöſend, aber ſehr oft auch wieder in den ſchwärzeſten Peſſimis ei mus umſchlagend, lag hinter uns! Anfangs Juli waren die erſten e Verhandlungen über unſeren Austauſch im Haag geweſen und ein 5 Monat war nach dem anderen dahingegangen, bis ſämtliche auf⸗ geſtiegenen Schwierigkeiten endlich beſeitigt worden waren, Schwie⸗ 1 rigkeiten oft von ſolcher Größe, daß ſie den ganzen Austauſch e manchmal unmöglich zu machen ſchienen. Aber alle Hinderniſſe 9 wurden überwunden und endlich, nach ſechs Monaten, konnte an- N angs Januar der erſte Transport vor ſich gehen. a In den Boſtoner Docks angekommen, wurde uns unſerei f* leberraſchung von den Engländern noch raſch eine Taſſe Kaffee zereicht und dann ging es auf den Tender, der uns zu den unge⸗ d ihr 5—6 Meilen weiter hinausliegenden holländischen Hoſpital. ciffen brachte. Welch ein Gefühl, endlich aus der engliſchen Ge⸗ g 5 angenſchaft befreit zu werden. Noch war ſelbſt auf dem Tende 6 en engliſches Wachkommando mit aufgepflanztem Seitengewehs 8 zugegen, aber auch dieſes blieb dann zurück: Wir betraten das holländiſche Hoſpitalſchiff Zeeland. 1 Freundlich empfangen vom holländiſchen Schiffsarzt und den 0 Schweſtern vom holländiſchen Roten Kreuz, wurde jeder nach N einem Bett geführt, wo er ſein Handgepäck unterbringen konnte 1 und dann ging es zurück an Deck des Schiffes. Ueberall ſtanden ö Gruppen zuſammen, keiner konnte es ſaſſen, daß die englische Kriegsgefangenſchaft jetzt hinter ihm lag. Auf unſerem Schiff waren 2 zirka 200 Unteroffiziere untergebracht, die in Holland interniert. werden ſollten, auf dem zweiten Hoſpitalſchiff Konigin Regentes“ 2 ungefähr die gleiche Anzahl Ziviliſten und auf der„Sindoro“ eine Anzahl Schwerverwundeter, die ebenſo wie die Ziviliſten nach 0 Deutſchland ausgetauscht wurden. 1 Aber noch nicht ging es in See. Genau iſt den 8 der Weg und die Fahrt vorgeschrieben, da es faſt nur durch das Sperr⸗ b zebiet unſerer U⸗Boots⸗Blockade geht. Gegen Abend des erſten t Tages wurde uns ein gutes, reichliches Mahl ſerviert, das an weiß. zedeckten Tiſchen, mit ſilbernen Beſtecken ein; nommen wurde, ſo⸗ f zar aus mehreren Gängen beſtand und auf jeden der Kriegsge⸗; fangenen, die ſeit mehr denn drei Jahren all dieſes entbehrt hatten, zinen gewaltigen Eindruck machte und auch hinſichtlich der Duan⸗ zität der einzelnen Speiſen überall ein wohliges Schmunzeln her⸗ f 0 oorrief. Wie wird es mm mit der Fahrt werden? Werden wir ſchönes Wetter haben oder wird es ſtürmen wie beim erſten Transport:? 0 Bange Erwartung bei den nicht ganz Seetüchtigen! Am Nach⸗! mittag des zweiten Tages endlich gingen die Schiffe bei ſchönſtem n Vetter in See. Während der Nacht wurde an vorgeſchriebener 1 a Stelle vor Anker gegangen und dann am dritten Tage von morgens f bis abends auf genau vorgeſchriebener Route die Fahrt bis in die golländiſchen Territorialgewäſſer fortgeſetzt, wo dann wieder beit 1 Eintritt der Dunkelheit die Anker geworfen wurden. Am vierten Tage wurde dann die letzte Strecke zurückgelegt. Holland in Sicht!“ Endlich die große Waſſerfläche, die uns vom Feſtland⸗ f trennte, überquert. Endlich der europäiſche Kontinent wieder er⸗ N reicht! Mit lautem Hurra und lebhaftem Winken ging es an Hoek van Holland vorbei und auf dem Waterweg nach Rotterdam. Raſch ging, nach herzlichem Abſchied von unſern erſten Gaſtgebern, die Ausschiffung der zur Internierung in Holland Beſtimmten von ſtatten und nach Einteilung in Kompagnien zogen dieſe unter Füh⸗ rung ihrer Offiziere in die für ſie beſtimmten Quartiere ab.— Für die Umerbringung der deutſchen Kriegs und Zivilge⸗ ſangenen hier kommen folgende vier Gebiete in Betracht: g 1. Gebiet Rouerdam; 2. Gebiet Aachem-⸗Wolſhazen 8. Metin RN. N. 1 —äͤ— neren eee eren eee dene r 8 5 4 nfurt(unterfranken) Dieren⸗Brummen; 4. Gebiet Hattem(fur Stotlgefongeneßn,. In jedem Gebiet iſt ein beſtimmter Umkreis feſtgelegt, den dit Juternierten ohne beſonderen Urlaub nicht überſchreiten dürfen wärtig werden Vorbereitungen getroffen, um möglichſt jedem Kriegsgefangenen Arbeitsgelegenheit zu verſchaffen, um ihn ſa wieder zu geregelter Arbeit heranzubilden. Studium und Schul, unterricht ſollen in jeder Weiſe gefördert werden. Der Beſuch der holländiſchen Univerſitäten und Hochſchulen iſt geſtattet, ſelbſt Pro. motionen und Staatsexamen ſollen möglich gemacht werden. Na⸗ türlich iſt gegenwärtig noch alles in der Vorbereitung, zumal ja auch noch weitere Transporte von England nach hier ankommen müſſen. Bisher iſt erſt der kleinere Teil hier. Eine unvergeßliche Stunde für jeden, der daran teilnahm, dot der feſtliche Empfang, den uns die hieſige deutſche Kolonie am zweiten Tage unſeres Hierſeins bot. Viele Damen ö und Herren der deutſchen Geſandtſchaft im Haag, viele Mitglieder der hieſigen deutſchen Kolonie, auch viele deutſche Offiziere, die bereits mit dem erſten Transport hier eingetroffen waren, und ſämtliche Kriegsgefangene, die mit dem zweiten Transport ge⸗ kommen waren, hatten ſich in einem herrlichen, großen Feſtſaal verſammelt. Zunächſt begrüßte in herzlicher Weiſe der deutſche Geſandte Exzellenz Dr. Roſen die deutſchen Unteroffizdere, die aus engliſcher Kriegsgefangenſchaft befreit jetzt im gaſtlichen Holland untergebracht werden ſollen. Auch übermittelte der Geſandte uns die Grüße Sr. Majeſtät des Kaiſers und Ihrer Majeſtät der Kaiſerin, die anläßlich unſerer Ankunft Telegramme geſandt hatten, worüber ſich wohl jeder der Kriegsgefangenen beſonders gefreut hat. Hauptmann von Scheven, der Vertreter des Kgl. Preußiſchen Kriegsminiſteriums, hielt dann eine Anſprache an die Kriegsge⸗ fangenen und verlas am Schluß die vom Kriegsminiſterium, vom Reichsmarineamt und vom Admiral Capelle eingelaufenen Be⸗ grüßungstelegramme, die ebenfalls von allen freudig aufgenommen wurden. War es doch jedem von uns ein Zeichen, daß wir ſelbſt an oberſter Stelle nicht vergeſſen ſind und auch dort an unſerem Geſchick regſter Anteil genommen wird. Des weiteren richteten noch Generalmafor Onnen, der mit der Oberleitung der Internierung von der holländiſchen Regierung be⸗ traut iſt. und der Vorſitzende des Komitees der Fürſorge für Kriegsgefangene herzliche Worte der Begrüßung an die Kriegs⸗ gefangenen, worauf bei zwangloſem Beiſammenſein Damen der Geſellſchaft den Kriegsgefangenen Tee, Gebäck und Zigarren reichten, während eine holländiſche Muſikkapelle ihre Weiſen ſpielte. Am 26. Januar abends wurde in dem Quartier der 1. Kom⸗ pagnie von den bisher hier eingetroffenen deutſchen Kriegsgefan⸗ genen im Beiſein vieler Mitglieder der hieſigen deutſchen Kolonie der Geburtstag unſeres Kaiſers in würdiger Weiſe gefeiert. Am 27. Januar ſelbſt fand ein Feſtgottesdienſt in der hieſigen deutſchen Kirche ſtatt, die aus dieſem Anlaß bis auf den letzten Platz dicht⸗ gedrängt beſetzt war. a i 1 Noch ein kurzes Wort über die Aufnahme bei der hieſigen Bevölkerung. Ein Wort des herzlichſten Dankes gebührt vor allem den Mitgliedern der deutſchen Kolonie, die alles aufbieten und ums im jeder Weiſe entgegenkommen, um uns das Leben hier ſo angenehm, wie es eben in der jetzigen Zeit möglich iſt, zu gestalten. Auch ſeitens der holländiſchen Bevölkerung findet man hier überall freundliches Entgegenkommen. Natürlich gibt es aber in einer Stadt wie Rotterdam auch viele Elemente, denen ſich der deutsch Aiagsgeſfangene jern halten muß. . Dr Bern z. Scholten er. 5 1 Vermiſchtes. Eine halbe Million Verurteilungen. Im preußfſchen Land⸗ Jeg teilte Juſtizminiſter Dr. Spahn mit, allein in Preußen 1—— wegen Uebertretungen von Kriegs verordnungen über ie Ernã ee uſw. na 115 Million Ver⸗ urteilungen erfolgt. Dabei erwähnte der Miniſter die allge⸗ meine Straffälliokeit Jugendlicher, die eine beſorgniserregende öhe erreicht habe. „Die Herren vom Oſtbehnhof“ nannten ſich jugendliche Diebe in Berlin, die ſich zu einer vielköpfigen Bande zuſammengetan hatten. Ein kaum 14 Jahre alter„Arbeiter“ Zarezycki und ein gewiſſer Schäfer, der auch nicht viel älter iſt, hatten eine. Anzahl junger Burſchen, die zum Teil noch ſchul⸗ iich ſind, um ſich geſammelt und zu plan wfioen Poſt⸗ tebſtählen verleitet. Die jugendlichen Diebe lagen auf dem Bahnhof und auf den Abfahrtsſtraßen auf der Lauer und bemächtigten ſich der Sendungen, ſobald die Beamten nur für einen Augenblick den Wagen den Rücken gewandt hatten. Die Beute verkauften b in Schankwirtſchaften in der Um⸗ lung, Es gelang. ſieben dieſer jugendlichen Diebe unſchäd⸗ ich zu machen. Wie ſtark die Bande im ganzen war, ſteht noch nicht feſt. Erwiſcht. Die aus Polen ſtammende Frau Sarah Lerch die bei der en zum Strein in München ſüngſt eine große Rolle ſpielte, iſt, wie gemeldet verhaftet worden. In Ihen Wohnung wurde eine Durchſuchung nach aufrühreri⸗ chen Schriften vorgenommen und dabei ein großes Ham: Schmaler entdeckt, darunter nicht weniger als 25 Pfund 3. f Wie ſie ſchwindeln! Die Neuyorker„Sun“ vom 2. Ja- nuar ds. Js. meldet folgendes:„In Bayern beſonders in Mün⸗ chen. peſſer Hungersnot. Ein Maß Bier koſtet 2 Mk., eine Fleiſchſpeiſe im elendeſten Gaſthauſe 8— 10 Mtz. Mehlſpeiſe und Brot erhält man nur am Donnerstag und Sonntag. Das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung iſt eingebrannte Suppe, 5 und Kukuruzmehl. Die Zahl der am Hungerkyphus verſtorbenen Perſonen beträgt um 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Volksküchen können keine Tätigkeit mehr ent⸗ wickeln, da ſie keine Lebensmittel beſitzen.“ Hier iſt der Wunſch der Vater des Gedankens! Stiftung. Für die Forſchungsanſtalt zur Bekämpfung tieri⸗ ſcher Schädlinge die in München gegründet werden ſoll, wurden von privater Seite bereits 300 000 Mz. geſtiftet. Eiſenbahnunfall. Am Mittwoch abend iſt in Station Stein bei Nürnberg ein Perſonenzug auf die Maſchine eines über die Einfahrtsweiche hinausſt⸗ henden Güterzugs aufgefahren. Ewa Perſonen wurden leicht, 3 oder 4 ſchmer verletzt. Der Materialſchaden iſt bedeutend. Grubenungläck. Auf der Zeche Bruchſtraße bei Langendreer (Veſtia en entſtand abermals eine Schlagwetterexploſion, wobei Bergleute getötet und 14 verletzt wurden. Vom Hauptmann von Köpenick. Der Schuh macher Wilhelm Voigt, der* eit als„Hauptmann von Köpenick“ be⸗ rühmt geworden iſt und ſeit längerer Zeit als Privatier Luxemburg lebt, möchte zweifellos ſeinen„Ruhm“ wieder auffriſchen. Es wurde ihm bekanntlich ſeiner Zeit von einer erliner Dame eine monatliche Rente von 100 Mk. ausgeſetzt. Die Dame iſt aber ſeit der Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen ihres verſtorbenen Mannes die Rente ſchuldi geblieben. Voigt hat nun die Dame, deren derzeitiger Auf⸗ enthalt unbekannt iſt, auf Zahlung der aufgelaufenen Rente von 4200 Mk. nebſt 4 Pro ent Zinſen verklagt; der Verhand⸗ lungstermin iſt auf 25. Mai anberaumt. 5 di e In Oberndorf a. N. wurden die beiden webe die die Ewiglichtlanve in Dunningen geſtohlen hatten, 880 Land äger von Dunningen verhaftet. Die Diebe, Einbrecher en Beruſ. waren eigens zu dem Zweck aus Bayern her. N um das wertvolle Kirchenſtück, von dem ſie gehört rien zu rauben. Die Verbrecher hatten die Lampe ger⸗ . die Edelſteine ausgebrochen und das 1 weg⸗ ewerfen. Bei der Feſtnahme wehrte ſich einer der Burſchen dem Revolver. N 5 Woo Niark Geldſtrafe. Der meer Gehring in wurde wegen Malz ſchiebungen 5000 Mi. Geldſtrafe verurteilt. 200 Jentner Mehl und Getreide wurden en bei einer Schlei⸗hhandelsgeſellſchaſt ezu eine in Ober- lag Ein Mißverſtänduis. Im Hafen von Breſt Frank iſt ein Walfiſch eingebracht worden, der irrtümlicherweiſe für ein Unterſeeboot gehalten und durch zwei Torpedotreffer getötet worden war. Wie England unsere Austauſchgeſangenen mißhandelt. Aus Mitteilungen der im November 1917 zur In⸗ ternierung in der Schweiz von England nach Frankreich verbrachten deutſchen Kriegsgef nen wird erſichtlich, in welch ſchamloſer Wee ſſech die Eagländer auch noch bei dieſem Liebeswere deen Lazleerrecht ver⸗ gehen. Der Transport der ſchwerkranken Gefangenen, die ſich teilweiſe nur an Krücken fortbewegen konnten, er⸗ folgte auf einem Viehdampfer, aber nicht etwa in den Ställen, wofür mancher dieſer Unglücklichen wohl noch dankbar geweſen wäre, ſondern in einem von Schmutz ſtarrenden Raum noch unter den Ställen im letzten Stockwerk des Schiffes. Dort muß⸗ ten die Krüppel in verpeſteter Luft die Nacht, wie Viel ſammengepfercht, auf Bänken zubringen, die nicht einmal Lehnen hatten. Am Morgen erhielten ſie Kaffee und mußten dann den ganzen Tag über hungern. Teller, Meſſer und Gabeln zu verabreichen, daran dachten die auf alle äußere Kultur ſo ſehr bedachten Engländer nicht. Den Tee mußten die beklagenswerten Gefangenen in leeren Konſervenbüchſen aus Pferdekrippen ſchöpfen. Den Pferch tief unter der Waſſerlinie durften auch diejenigen nicht verlaſſen, die von der Seekrankheit befallen waren. Die Reiſe dauerte über 32 Stunden. Daß bei einem Schiffbruch unter ſolchen Umſtänden nicht einer der Aermſten mit dem Leben davongekommen väre, das machte dem unmenſchlichen Feind keinerlei Sorge. Weil derartige Maßnahmen eine Roheit und Niedertracht bekunden, die wir unſeren Kriegern gegen⸗ über nicht dulden, hat die deutſche Regierung bei der b Regierung ſofort energiſchen Einſpruch er⸗ jo en. Baden. Zweite Kammer. 9 Karlsruhe, 7. Febr. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer antwortete Finanzminiſter Dr von Rheinboldt auf verſchiedene in den letzten Sit⸗ ungen vorgebrachte Wünſche und Beſchwerden. Aus 5 Darlegungen ging zunächſt hervor, daß die Fi⸗ nanzlage in Baden auf dem Gebiet der direkten Steuern befriedigend iſt, da ſich dieſe während des Krieges ſehr günſtig entwickelt haben. Die Ver⸗ mögens⸗ und Einkommenſteuern haben gegenüber dem Jahr 1913 um rund 23 Millionen Mark zugenommen. Die indirekten Steuern ſind aber um 9 Millionen Mark zurückgegangen. Eine ſehr ſtarke Verſchiebung iſt in den Beſitzverhältniſſen während des Krieges einge⸗ treten. Bei dem günſtigen Stand der direkten Steuern darf aber nicht außer Acht gelaſſen werden, daß die Einnahmen zurückgingen z. B. bei der Preuß.⸗Südd Nlaſſenlotterie. Baden bezog hieraus bisher eine Pauſchale von 690 000 Mark. Der alte Vertrag iſt jetzt abgelaufen und ein neuer Vertrag mit Preußen geſchloſſen worden, nach dem Baden einzig und allein zuf den Losabſatz angewieſen iſt. Dieſer bringt aber nur 200 000 Mark. Der Miniſter teilte dann weiter mit, daß dem nächſten Landtag ein neues Steuergeſetz zu⸗ ehen dürfte, in dem vielleicht auch die Le digen⸗ euer Platz finde. An die Ausführungen des Finanz⸗ miniſters ſchloß ſich eine Ausſprache, worauf der Vor⸗ anſchlag des Finanzminiſteriums einſtimmig ange⸗ nommen und der Antrag über das Brennen 98. Roßkartoffeln abgelehnt wurde. Es ſchloß ſich in die Beratung des Antrags Neckl Ntl.) und Gen. betr. Erhöhung der Gebühren der Gemeindebeamten. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.— Nächſte Sitzung: Freitag vormittag. Tagesordnung: ver⸗ ſchiedene Anträge. r Bekanntmachung. Montag, den 11. Februar vormittags 10 Ubr werden auf dem Rathaus Zimmer Nr. 6, 2 auf dem Friedhof lagernde Akazienſtämme öf⸗ fentlich meiſtbietend verſteigert. Seckenheim, den 7. Februar 1918. Gemeinderat: Volz. Sekanntmachung. Milchverſorgung betr. Von Montag, den 11. d. Mis. an tritt die Neu⸗ regelung in der Milchverſorgung in Kraft. Wir machen die Landwirte darauf aufmerkſam, daß von Sonntag Nachmittag an ſämtliche abzuliefernde Milch an den Sammler Philipp Volz abzugeben iſt. Wir machen nochmals auf unſere Bekanntmachung vem 31. Januar aufmerkſam, wonach jegliche Abgabe von Milch ander⸗ weilig verboten iſt und für Zuwiberhandlungen ſehr un⸗ angenehme Folgen nach ſich zieht. Lebens mittelamt. Milchausweise-Ausgabs. Morgen Samstag, den 9. Lebrnar nachmittags vun 1 bis 5 Uhr werden auf dem Lebensmittelamt Zimmer 2 die neuen Milchausweiſe ausgegeben und zwar für Vol und Magermilch. Bezugsberechtigt für Mage milch ſind vorerſt alle Hausholtungen, welche keine Vollmilch beziehen. Wer ſeinen Ausweis nicht abholt, iſt vom Bezug don Milch ausgeſchloſſen. ö ATLedbeusmittelasst. cenheim, den 9. Februar 1918. 1 — ee y N FC ĩͥ y TTTTTTTTTTTTTTTT. Butterausgabe. Samstag, den 9. ds. Mts. nachmittags von 1 bis 5 Uhr erhalten in der Friedrichſchule Saal 8 gegen Vor⸗ lage des braunen Fleiſchkartenumſchlags Butter und Margarine pro Kopf der Haushaltung/ Pfund alle Nummer und zwar: Nr. 1 bis 1200 von 1 bis 3 Uhr Nr. 1201 bis 3000 von 8 bis 3 Uhr gegen Vorzeigung des braunen Fleiſchkartenumſchlags zum Preiſe von 280 Mk. pro Pfund Butter und Margarine 2.— Mk. pro Pfund. N Die Bewohner der Hochſtätt erhalten ihre Mengen im Laufe des ganzen genannten Tages dei der Handlung Fenske daſelbſt. Die Bewohner der Steinzeug und des Cichwald bei der Handlung Vaſek in Friedrichsfeld. i Beſitzer von Großvieh und wer geſchlachtet hat, ſind vom Bezug ausgeſchloſſen. a Seckenheim, den 9. Februar 1918. Lebensmittelant. Jleischausgabe. Morgen Samstag, den 9. Februar erhalten Nr. 1 bis 838 und Nr. 2074 bis 2204 bei Metzgermeiſter Hartmann. g Nr. 830 bis 1496 und Nr. 2265 dis 2786 bei Metzger Neudeck. i Nr. 1407 bis 2073 und 2787 dis 8000 bei Metzger Gropp. Die Bewohner der Hochſtädt erhalten ihre Mengen bei Metzgermeiſter Schertel. Der Preis pro Pfund beträgt 1.80 Mk. Es entfällt auf den gültigen Wochenanteil für die ganze Karte 125 gr. für die halbe Karte 62 gr. Die Verkaufszeit bei den Metzgereien iſt feſtgeſetzt: Samstag nachmittag von 3 bis 8 Uhr, Sonntag früh von 7 bis 8 Uhr. Seckenheim, den 8. Februar 1918. Lebensmittelamt. Fleisch-Verkauf. Morgen Samstag, den 9. Febrrer 1918 vornittazs 8'r beginnend wird auf der Freibank(Waaghalle) dahier . Kublleis eh ausgehauen das Pfund zu Mk. 1.30. Empfangsberechtigt ſind die Inhaber der braunen Fleiſchkartenumſchläge und zwar die Hr. 2300 bis 2800. Der Verkauf erfolgt nur gegen Vorzeigung des braunen Fleiſchkartenumſchlags und Abgabe von Fleiſch⸗ marken. Das Geld iſt abgezählt bereit zu halten Seckenheim, den 8. Jebruar 1918. Orts viehverſicherungsanſtalt: Volz. D Zugelaufen und bei Herrn Josef Grab, dahier Neckarſtraße Nr. 11 abzuholen iſt ein Hund. Seckenheim, den 7. Februar 1918. gürgermeiſteramt: Volz. Auuuuunuununamummunummueeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeieeeer Kuhnlilcer Männerperein Fechenheim. Schmitt. Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr fludet die deneralversammlung im Nebenzimmer des„Schwanen“ ſtatt. Wir laden hierzu die Mitglieder freundlichſt ein. Der Vorſtand. fang Tn num em rene e Sammel⸗Anzeiger 0 nur für Mitglieder ber Jandu. Ein- 1. Ferkanfsgeuefftulgtt. Leutewitzer⸗Runkelſamen, Gelbe ſffpapien, Maſchinenöl, Terfüren, Tabakbindegarn, Vieh ⸗ fall, Rohmelaſſe, Fchilfrohrhechſel, weine maſtfutter können im Lager abgehelt werden. Der Vorſtand. a broßes IWobnsümmer Sahlllontl. Rädchen zu vermieten. ſofort od bis Oſtern geſucht. Hauptſtraße Nr. 193. Näh. i. d. Geſchſt. ds. Bl. 8 Luisenstr. 40. Sseken Immer noch gealiegene Auswahl in Coſtüm⸗Kleider⸗ und Bluſenſtoffe, Waſchſtoffe Seidenſtoffe Schleierſtoffe. WIESER- LL heim Luisenstr. 40. ee e ee eee 278 778 i eis 5 l f 1 Seckenheim 3 — Sohlosstrasse 31. nean enn 8 Sprechstunden: Sonntag u. Mittwoch v. 9—1 Uhr 5 Fast gänzlich schmerzloses Zabnziehen 6 —— . 715 Vorher. 8 Hg. I selgt ein sonst hübsches Sesicht, 1 welchem durch das Fehlen der Zähne die Wangen eingefallen sind und dadureh das ganze Gesicht an Schönholt vorlorea hat. Nachher. Fig. 1 zeigt dasselbe Gesicht, Velches durch das Einsetzen Von känstlichen Zähnen die AEundanz der Wangen und da- 5 durch die Sehönhelt zuradckerhsſten hat. Spezialität: Gediegene Ausführung von Gebissen ohne Gaumenplatte, Kronen u. Brücken. Umarbeitung nicht passender Ge- bisse innerhalb eines Tages. S 1 388 8 5 1 1 SSG FF Achtung! Diejenigen Damen, die geneigt sind, an dem Tanz-Kurs im„Bad. Hof“ teilzunehmen, wollen sich bis Samstag, den 9. Februar abends 8 Uhr in obigem Lokal anmelden. Spötere Anmeldungen können nicht be- rücksichtigt werden. Wal Morgen Abend ½9 Uhr 1 1 ö 1 ö 41 Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen bittet al- Seckenbeim Der Vorſtand. Die Herrin von Arholt. Roman von Levin Schücking. 21 Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Damit ver eß ſie, gefolgt von ihrer Jungfer, den um. Wolfgang Melber blickte ihr mit einem ſelbſtzu⸗ nien, wie triumphierenden Lächeln nach— dann ſich ſeine Stirn zuſammen, und er ſah wie in ken verloren lange ſtarr auf den Boden zu ſeinen 8 72 Raban begab ſich in einer eigentümlichen Stimmung em— erfreut, wie auf Wolken getragen, völlig be⸗ zaubert von der Erſcheinung, der er endlich ſich hatte nähern dürfen, und glücklich, daß dieſe Erſcheinung nun in dem vollen reinen Lichte vor ihm daſtand, in dem es ſchon ein Bedürfnis ſeines Herzens war, ſie zu ſehen. Und dann auch wieder beklommen, faſt beſtürzt, daß ſie nun wirklich, wie er beim erſten Erblicken geahnt, gewußt, Marie Tholenſtein war— dieſelbe Marie, über welche er eben die Enthüllungen ſeines Vaters erhalten, dieſelbe, aus deren Lebenskreis er als junger Menſch ſo ängſtlich war fern gehalten worden, dieſelbe, deren dunkle unauf⸗ geklärte Herkunft ihn ewig fern von ihr halten ſollte. Sollte! Aber auch mußte? Weshalb mußte“ fragte er ſich mit einem ſtürmiſchen Aufwallen. Geſetzt auch, Marie Tholenſtein wäre nicht die richtige Erbin des Geſchlechts, deſſen Namen ſie trug, ſie hätte nicht den geringſten Anſpruch auf dieſen Namen, den ſie führte, nicht das geringſte Recht auf alles das, als deſſen Erbin ſie bezeichnet wurde— was ging es ihn, Raban von auchte er es zurüh nehmen, wenn der Name und das de genommen wurden? Mochte ſie immer die Tochter KGraveurs ſein— der Trieb nach einer Kunſtü bung hr ſchien ja außer ſeines Vaters Gründen auch Mureck, weiter an? Er hatte ſicherlich nicht ſein Herz verloren an einen Namen und ein glänzendes Erbe; dafür zu ſprechen— was änderte das an ihrem bezau⸗ bernden Weſen ſelbſt, das ihn nun einmal gefangen hielt und all ſein Sinnen und Denken nicht mehr los ließ— er fühlte das, von heute an war er ein ſich ſelbſt ent⸗ rückter Mann, von einer Gewalt erfaßt, die in ihrer alles beſiegenden Stärke ſo wenig Aehnlichkeit hatte mit ſeinen jugendlichen Gefühlen für das freundliche junge Geſchöpf an jener Mühle, und mit ſeinem Geblendetſein durch die glänzende Erſcheinung Leni Eibenheims. Leni Eibenheim! Der Gedanke an ſie war ihm ſchon zu einem ernüchternden, beklemmenden geworden. Er konnte, er wollte nicht täuſchen und ſeufzte bei dem Nachſinnen darüber, wie wenig Anlage ihm die Natur zu der Diplomatie gegeben, deren er jetzt bedurfte, um all⸗ mählich und mit guter unverletzender Wendung ſich aus dem Kreiſe der reizenden Leni zurückzuziehen! Er ſeufzte bei dieſem Nachſinnen darüber, aber er ſann nicht lange darüber nach. Seine Gedanken waren bald wieder von der ſie beherrſchenden Strömung fort⸗ geriſſen; er grübelte über das Verhältnis von Marie Tho⸗ lenſtein zu Wolfgang Melber nach— weshalb nahm ſie ihren Kunſtunterricht bei dem jungen Manne, da doch ſicherlich die Ateliers älterer, berühmterer Künſtler ihr dazu geeigneter hätten ſcheinen müſſen? Wes ⸗ halb erlaubte ſie ihm ein auffallend ungebundenes Weſen, etwas merkwürdig Formloſes im Verkehr mit ihr, ein eigentümliches Sichgehenlaſſen in Gegenwart der vor- nehmen jungen Dame? Die Lehrereigenſchaft konnte das bei einem ſo jungen Manne nicht mit ſich bringen! Konnte es die Verwandtſchaft, die freilich nahe war, wenn Mel⸗ ber, wie nicht zu zweifeln, der Sohn des Graveurs oder der vorgebliche Sohn desſelben war? Und dieſe Ver⸗ wandtſchaft mußte ſie zuſammengeführt haben— Marie Tholenſtein in den Kreis dieſer Leute, ob ſie nun durch Enthüllungen der Tante, oder durch Eröffnungen, welche ihr von den Angehörigen Wolfgangs gemacht worden, dahin geführt war. Das eine nur blieb fraglich: wußte durch ſolche Enthüllungen und Eröffnungen, welche ihr Huf-Nalligrap — Prämiert 80 0%. Handels- Kurse Bamon u. Herren sowie für erwachsene 86e u. d 5 5 Lohrflcher: 1 5. 0 ö 8 Schönschreiben:.?! Nentache, doppelte oder i 5 amerlkonfsehe Buchhaltung. Wechsellehre, Kontor-Arbeiten, Steno graphie, Maschinenschreiben.* 15 Zaktreiche ebrendste Anerkennungssohreiben ens aus fast allen Berufs- Kategorien und hohen u. Ministerial- und Hof-Kreisen sich belaufende F. em 21 das beredteste Zeugnis von der aller Orten N anerkannten Trefflichkeit unseres unvergleichlich 3 erfolggekrönten Unterrichts. Aameldungen werden 1* in unserem Unterriehtalekal O h 8 erbeten. 5 Gebrüder Gander, C 1, 8 Mannheim Prospekte gratis und franke. 22 5 Berren- und Damenkurse getrennt. remeeeeere von dem ehemaligen Schauspieler Melber am eheſten gemacht ſein konnten, Marie um das Fragliche, Dunkle ihrer Herkunft? Lebte überhaupt jener Schauspieler noch, dem einſt Melanie Tholenſtein auf ſeinem Wanderleben gefolgt war? Das letztere war leicht zu erfahren. Auch das andere aus der eigenen Beobachtung wahrzunehmen, konnte nicht ſchwer ſein, wenn Raban Marie, wie er hoffen durfte, nun öfter ſah.— Für den Abend mußte er ſich entſchließen, im Salon der Frau von Eibenheim zu erſcheinen. Er fand die gewöhnlichen Gäſte dort und zu ſeiner Herzenserleich⸗ terung Leni von einem jungen Vetter, einem in Urlaub aus Ungarn gekommenen Offizier in Anſpruch genommen, der gar viel aus dem magyariſchen Paradieſe zu er⸗ zählen hatte und Erſtaunlichkeiten zum Beweiſe der Lan⸗ des⸗ und Volksblüte in Fülle vorzutragen wußte. Auch Graf Koſtitz hörte ihm aufmerkſam zu, mit einem ironi⸗ ſchen Lächeln, wie auf ein geflügeltes Wort ſinnend. Viel⸗ leicht fand er keines, ſicher iſt, daß er mit keiner Be⸗ merkung in dem Redeſtrome des jungen Mannes Platz fand. Der Doktor Silbermann zeigte ein umwölktes Antlitz. Er mußte noch immer ſeinen aragoniſchen Löwen⸗ talern nicht auf die Spur gekommen ſein— Raban wagte nicht, hier in der Geſellſchaft ihn darnach zu fragen, da ja der Verluſt ſtrenges Geheimnis bleiben ſollte. Raban wurde von Frau von Eibenheim in Beſchlag genommen, die ihn über die Vorbereitungen zu einem Bazar zu Gunſten einer durch Ueberſchwemmungen heim⸗ geſuchten Gemeinde unterhielt, bei welchem die Damen der Geſellſchaft als Verkäuferinnen der Gegenſtände tätig ſein ſollten. Die Damen freuten ſich ſämtlich außer⸗ ordentlich auf dies Feſt; Frau von Eibenheim hatte mit ihrer Tochter Reſi eben weitläufig die Frage um Lenis Koſtüm erörtert. Raban fragte ironiſch, ob nicht ein „feſcher“ Ball das Ganze beſchließen werde? V. Gortſezung folgt. 8 2 5 —