Fümalag. 9. Februar 1918. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn ⸗ und Feiertage. i Der Abonnementspreis betcägt monatlich Mk. 1.—. bei, freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 2.25. Her Birgermeister ämter Haesheim, Nearhansen Druck und Verlag non Wa. Rimmermaum, Seckenbeim. 18. Jabraung. Amtsblatt Secmenheim, und Edingen. Inſerttons preis: Die etaſpanige Petitzeile 20 Pfg., Reklamen 60 Mfg di Volle, Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Neruſprechanſchlez Pu. 18. Gegen den Schleichhandel. Nach amtlichen Berichten beſteht Grund zu der An⸗ nahme, daß ſich in Deutſchland mehrere hunderttauſend Perſonen mit gewerosmäßigem Schleichhandel befaſſen. Keineswegs ſind es nur kleine Händler, der Schleichhan⸗ del wird vielmehr, wie die entdeckten Rieſenlager und Schiebungen in Poſen, Oberſchleſien, in Berlin und ver⸗ ſchiedenen Städten am Rhein gezeigt haben, in beſon⸗ ders gefährlicher und verderblicher Weiſe von Geſellſchaf⸗ ten, die ſich zum Zweck des Schleichhandels zſuammenge⸗ funden haben und von kapitalkräftigen Hintermännern mit Mitteln ausgeſtattet werden, betrieben. Der Mangel an Lebens⸗ und ſonſtigen Bedarfsartikeln und die uner⸗ hörten Wucherpreiſe, die gegenwärtig bezahlt werden müſ⸗ ſen, ſind— neben den verfehlten Einrichtungen der Kriegs⸗ geſellſchaften, Z. E. G. uſw.— großenteils dem wuche⸗ riſchen Schleichhandel zuzuſchreiben, denn die tatſächlich vorhandenen Vorräte ſind— das beweiſt die Möglichkeit, daß Deutſchland ſogar Oeſterreich-Ungarn und der Schweiz aushelfen kann— genügend groß, daß wir mit den mei⸗ ſten Bedarfsgegenſtänden leidlich durchkommen könnten, ohne Mangel zu leiden. Schon vielfache Anläufe, den Schleichhandel zu be⸗ kämpfen, ſind gemacht worden. Zuerſt glaubte man durch Ermahnungen der garſtigen Entartung beikommen zu können, indem man an das nationale Gewiſſen und den Gemeinſinn der Warenhändler und der Verbraucher appellierte. Der Verſuch war und iſt naiv; ſolche Er⸗ mahnungen finden nur bei ſolchen Menſchen Beifall, derem Gewiſſen ihnen ſchon von ſelbſt verbietet, auf Schleichwegen zu gehen, ſie brauchen keine Aufforderung und Belehrung. Die anderen aber kehren ſich nicht daran, ſie ſind nicht zu bewegen. Man könnte ebenſo gut einen Sturmwind mit ſanften Worten beſchwichtigen wollen. Dann probierte man es mit Strafen. Preis⸗ prüfungsſtellen, Wucherämter uſw. wurden eingeſetzt; die veröffentlichten Strafandrohungen, die endloſe Reihe von Geboten, Verboten, Verordnungen aller Art ſahen gar ſchrecklich aus. Was haben ſie genüzt? Wenn ein Bauer einige Pfund Mehl über die reglementmäßig erlaubte Menge ſich in der Mühle hat mahlen laſſen, oder wenn er dem hungernden Geflügel eine Hand voll Gerſte vor⸗ geworfen hatte, dann gabs Strafe, empfindliche Strafe, die Verbitterung auf dem ganzen Lande erregte, weil ſie als ungerecht empfunden wurde. Wenn aber ein ge⸗ riſſener Händler, der, um nur einen bekannten Fall 19 1 greifen, durch Kriegswucher einige hunderttau⸗ end Mark verdient hatte, mit einer Geldſtrafe von 20000 Mark davonkam, ſo ſchreckte das zum minedſten vom Schleichhandel nicht ab, ſondern bildete eher einen An⸗ reiz dazu. Die allgemeine Sucht, die Kriegslage zur eigenen Bereicherung zu benützen, iſt aber, das darf man ſich nich twerhehlen, durch das verfehlte Kriegswirtſchafts⸗ ſyſtem vom Herbſt 1914 gefördert worden. Tie Be⸗ wirtſchaftung des Bedarfs durch Kriegsgeſellſchaften mag ja bequem ſein, aber ſie hat— von anderen unerfreu⸗ lichen Erſcheinungen ganz abgeſehen—, den Grund zu der allgemeinen Warenverteuerung gelegt, und daß die Vorſchrift, die Kriegsgeſellſchaften ſollen ohne Gewinn und nur mit vierprozentiger Verzinſung des Einlage⸗ kapitals arbeiten, prattiſch ohne große Bedeutung iſt, das iſt ein öffentliches Geheimnis. Es kommt nur darauf an, was man unter„Gewinn“ verſteht. Wenn z. B. dem Geſchäftsführer einer Nehen⸗Kriegsgeſellſchaft ein Jah⸗ resgehalt von 80 000 bis 100 000 Mark feſtgeſetzt wurde, ſo iſt das tatſächlich ein Gewinn, und zwar ein ſehr hoher, ein weit höherer als ſelbſt der Oberſte Feld⸗ herr Gehalt bezieht. Und man wird doch wohl kaum behaupten können, daß ein Filialgeſchäftsleiter mehr leiſte, als ein Hindenburg. Solche Vorbilder, die bei der unendlich großen Zahl von Kriegsgeſellſchaften erſter, zweiter und dritter Klaſſe, 3. E. G. uſw. zu Maſſen anſchwellen, haben in den brei⸗ teren Schichten als Beiſpiele gewirkt. Dazu kam, daß durch die übermäßige Bezahlung der Kriegslieferungen und die ſelbſttätig wirkende Erhöhung der Löhne zu einer fabel⸗ haften Höhe eine Unmenge Geldes in gewiſſe Volks⸗ kreiſe floß. Iſt es ein Wunder, daß aus dem fließen⸗ den Geldſtrom nun echt viele zu ſchöpfen ſich beeilten, 5 die Flut des Geldes nach einem Grundſatz der Volkswirtſchaft alsbald eine Steigerung der Warenpreiſe im Gefolge hatte. Man ſuchte ſich ſchadlos zu halten und womöglich noch reichlich zu verdienen, denn ſo eine Gelegenheit gab es ſobald nicht wieder. Freilich, offen urfte man es nicht betreiben, es haftete an der ſchnellen ereicherung doch ein Makel und dann wurden die Ver⸗ ordnungen immer zahlreicher und ſchärfer. Alſo machte man den Gewinn unter falſchem Namen oder im Dun⸗ keln. Ter Schleichhandel drohte bald den ehrlichen Han⸗ del zu überwuchern, ſo viel ſtanden ihm Waren zu Ge⸗ ote, die dem offenen Handel entzogen waren. Und es kaum einen Gegenſtand, deſſen er ſich nicht be⸗ müchtigte. Selbſt mit dem Geld, Gold, Silber, Nickel Kupfer, wurde ein ſchwunghafter und gewinnbrin⸗ gender Handel betrieben, für das Zwanzigmarkſtück wur⸗ unter der Hand 52 Mark und darüber geboten und die Händler machten dabei noch ein ausgezeichnetes We⸗ ſchäft, denn ſie konnten bei der ſinkenden deutſchen Valuta mit Gold im Ausland Waren kaufen, die mit großem Gewinn— ebenfalls auf dem Schleichweg— im Reich wieder abzuſetzen waren. Nebenbei ſoll be⸗ merkt werden, daß der Großſchleichhandel durch die Ver⸗ waltungen großer Städte und Induſtriegebiete nicht wenig gefördert wurde, ſofern ſie den Händlern verbotene Wa⸗ ren um jeden verlangten Preis abkauften. Auch dieſe unerlaubte Uebung hat zum Warenmangel im allge⸗ meinen und zur Preisſteigerung nicht wenig beigetragen. So ſind wir nun an einem Punkt angelangt, wo die maßgebenden Stellen im Reiche ſich 0 5 haben: ſo kann es nicht mehr weitergehen. Das Kriegsernäh rungsamt und die anderen in Betracht kommenden Be hörden ſind entſchloſſen, nachdem alle ſeitherigen Maß nahmen gegen den Kriegswucher größtenteils verſagt ha, ben, mit größerer Strenge vorzugehen. So ſteht denn ein Geſetzentwurf in Ausſicht, der den Schleich handel in jeder Form treffen ſoll und der ſolche Strafen vorſieht, daß denen, die man erwiſcht, die Möglichkei zum Schleichhandel für einige Zeit genommen iſt. Din Strafen ſollen ſo bemeſſen werden, daß ſie dem Wu, cherer keinen Gewinn mehr laſſen, außerdem ſoll er noch eigentlich für die Straftat büßen. Demgemäß ſoll jeder gewerbsmäßige Schleichhandel unter allen Um⸗ ſtänden mit Gefängnis geahndet werden und da⸗ neben ſoll noch eine Geldſtrafe bis zu 100 000 Mark Platz greifen; auch kann auf Einziehung der War (ohne Erſatz) erkannt werden. Wird ein Schleichhänd⸗ ler zum dritten Mal zur Anzeige gebracht, ſo dar nur noch auf Zuchthaus(ſtatt Gefängnis) erkanm werden, wo zu Geldſtrafe und Einziehung der Ware treten muß. Darüber hinaus ſind noch weitere Maß nahmen vorgeſehen, die das Abfließen beſchlagnahmten Waren in andere Kanäle in Zukunft unterdrücken ſollen Der Geſetzentwurf kommt reichlich ſpät, nachdem ſchon ſo viel Unheil angerichtet und ſo viele Verbitterung er⸗ zeugt iſt, die vermieden werden konnte, wenn vor Anfang an die rechten Männer an der rechten Stell! geweſen wären. Aber immerhin, es iſt beſſer, er komm ſpät, als er kommt gar nicht. Soll das Geſetz aber auch moraliſch wirken, ſo muß es recht gehandhabt wer den. Auf die kleinen Scherereien und Plackereien, di ſo viel unnötigen Aerger machen, muß man verzich⸗ ten und diejenigen greifen, die aus reiner Gewinnſuch, ſich an der Allgemeinheit verſündigen. Ehrlicher Kampf! Die Evang. Preſſeborreſpondenz ſchreibt: „Ich kenne keine Parteien 1— das ganze Volt 6 es ſeinerzeit dem Kaiſe r nachge prochen und nachgefühlt. Nun hat 85 non Anfang an kein Einſichtiger geglaubt, daß das ein Dauerzuſtand ſein würde. Daß jetzt ſchon der Augenblick kam, da die Gegenſätze wieder an die Ober⸗ fläche treten, iſt auch nicht verwunderlich. Mit der Friedens⸗ frage und der Frage des preußiſchen Wahlrechts werden ſchon die Gründ'inien gezogen für den Wiederaufbau des Staats⸗ und Volk lebens nach dem Krieg. An dieſem Wiederaufbau können ſich die 3 nicht in erſprießlicher Weiſe beteiligen, ſie können überhaupt keine nützliche Arbeit leiſten, ohne ihren grundſätzlichen Standpunkt klar und kräftig zu umſchreiben. Es fragt ſich nur, ob auch die Gehäſſigkeit, die den Kampf vor dem Krieg vergiftete, überall aufleben muß. Wir 2 1185 immer noch vor dem Feind; auch wenn es nach einer Seite hin Luft gibt. Empfiehlt es ſich da, die Kraft, die wir zum Ausharren nötig haben, dadurch zu verſchwen⸗ den, daß wir uns in Leidenſchaſten gegeneinander erhitzen? Wir haben uns ferner im Kampf gegen den gemeinſchaft⸗ lichen Feind gegenſeitig achten gelernt. Au Angehörige von Geſellſchaftskreiſen, die ſonſt wenig miteinander in Berührung kamen, empfanden zum erſtenmal recht, wie viel ſittliche Tüchtigkeit und geiſtiges Leben neben den Fehlern und Schwä⸗ chen, die das enge Zuſammenleben ebenfalls deutlicher 8 treten ließ, auf der anderen Seite zu finden iſt. Sol dieſe egenſeitige Achtung, die eines der höchſten ſittlichen Güter m geſellſchaftlichen Leben darſtellt, durch den Tageskampf wie⸗ der verloren gehen? 0 Wir reden keiner Leiſetreterei das Wort. Kein Ausdruck iſt zu ſcharf, um das Gemeingefährliche und Hüß⸗ liche des Wuchers zu zeichnen. Es gibt Auswüchſe der Profitgie: die, auch wenn ſie vom Strafrichter nicht erfaßt werden, als Volksverrat öffentlich gebrandmarkt zu wer⸗ den verdienen. Auch im Parteikampf braucht keine Seite ihre Auffaſſung von den Fehlern und Irrtümern der anderen zu verleugnen. Nicht durch Klarheit und Deutlichkeit wird der Streit vergiftet, ſondern durch Ungerechtigkeit. Der Krieg hat gezeigt, wie ohnmächtig das Recht ge⸗ ſchriebener Verträge ſein kann; aber wir rechnen es doch jedem Feind als Schande auf, wenn er völkerrechtswidrige Geſchoſſe verwendet. Könnte es nicht ungeſchriebenes Recht unter uns werden, daß es nicht angeht, im öffentlichen Kampf mit Verdä tigungen und Unterſtellungen zu arbeiten? Jede Partei hat ihre edlen und ihre weniger edlen Mitglieder, und jede ſieht ſich vor die Aufgabe geſtellt, die beſonderen Intereſſen ihrer Anhänger mit den Rüchſichten auf das Gemeinwohl auszugleichen. ie weit ihr das ge⸗ lingt, darüber wird das Urteil zwiſchen Freund und Feind ſtets verſchieden ſein. Aber darüber ſollte mehr Einver⸗ 8 herrſchen, daß Verunglimpfungen unehrliche Waffen ſind. Es mag ja leichter ſein, gegen einen Hegner die 6 Inſtinkte der Menge aufzureſzen, als ihn in ſachlichem Kampf zu überwinden; aber man untergräbt damit zugleich ſich ſelbſt den Boden zu gedeihlicher Arbeit. Der deutsche Tages bericht. Großes Hauptquartier, 9. Febr.(WTB. Amtl.) Weſtlicher Kriegsſchauplatz. Faſt an der ganzen Front war die Gefechts tätigkeit gering. 5 Auf dem sſtlichen Maasufer bei Dezon⸗ vauz und ſüdweſtlich von Or nes brachte unſere Infanterie von Erkundungen eine Anzaäl Gefangen zurück. Tagsüber blieb die Artillerie in dieſem Gebiet tätig. Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues. Der erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. heue d- Boot- Erfolge. Berlin, 7. Febr.(WTB. Amtl.) Neue U-Poot⸗ Erfolge im weſtlichen Mittelmeer: 26000 Bruttoregiſtertonnen. Die dadurch unſeren Feinden zugefügten Verluſte haben den Transportverkehr nach Frankreich und Italien ſchwer getroffen. Unter den verſenkten Schiffen befinden ſich zwei große Transportdampfer und ein Tankdampfer, der ſamt ſeinem Begleitfahrzeug vernichtet wurde und anſchelnend Benzin oder Naphtha geladen hatte, da er unter einer Ingeheuren Feuerſäule verfank. Auch fünf italieniſche Segler fielen dem Angriff der U-Boote zum Opfer, unter ihnen die Schoner„Attilio Urania“ mit Korkladung und „Maria S. del Haradino“. An den verſtehenden Erfolgen war in erſter Linie ein kleines Unterſeeboot unter Führung des Oberleutnants zur See Neumann beteiligt. Der Chef des Admiralſtabs der Marine. Verwegene Heldentaten unſerer Nadfahrer in Italien. Die Radfahrer⸗Konmagnie des Reserve. Biger⸗Balmillons Nr. 8 erhielt während des Vormarſches in Jalen am 6. Nonenber den Auftrag, etwa zehn Kilomezer ſemich von der Diraſion ein Tal zu ſperren, durch das ſich der Gegner der Umtklammerung zu ent⸗ ziehen ſuchte. Ueber die Kämpfe, die ſich an die Erfüllung dieſes Auftrages ſchloſſen, entwirft ein Teunehmer folgende gußerſt ppannende Schilderung:„Bei Morgengrauen brachen wir Radfahrer aus unſeren Quartieren auf, und wieder mal mußten wir an vielen Stellen, infolge der unvollkommenen Wege, die Räder tragen. So wurde es reichlich 10 Uhr vormittags, bis wir unſere Vorpoſten erreichten. Mat vorgeſchobener Marſchſicherung fuhren wir auf dem jetzt zuten Wege durch das enge und felſige Chiarſotal. Leiſe gleiten die Räder dahin, jeder iſt geſpannt, was der nächſte Augenblick dringt. Alle paar Minuten wird abgeſeſſen, denn die Spitze muß irſt mit ſcharſem Jägerauge das Vorgelände prüfen. Da be⸗ zegnen uns drei Italiener. An einer Straßenbiegung ſahen ſie ſich dlötzlich unſerer vorfahrenden Patrouille gegenüber, die ihnen kurz entſchloſſen die Gewehre vor die Bruſt hielt, ſo daß ſie gefangen varen, ehe ihnen die Situation überhaupt klar wurde. Das wa; ein gutes Omen. Weiter geht es vorwärts und bald muß unſere Spiße da⸗ breitere Medunatal erreicht haben, dem wir nach Norden folgen ſollen. Da ertönen auch ſchon einige Gewehrſchüſſe. Wieder if unſere Spitze auf einige Italiener geſtoßen, geiſtesgegenwärtig ha ſie das Gewehr aber ſchneller an der Backe gehabt als der Gegne⸗ und einige Schüſſe haben ihn erledigt. Die beiden Patrouillen laſſen vermuten, daß der böſe Fein nicht mehr weit iſt. Vorſichtig will unſere Spitze aus dem Chiarſo⸗ tal in das Medunatal einbiegen, da ſieht ſie auf dem Höhenplateau über das unſere Straße uns führen ſoll, Kopf an Kopf erſcheinen und bald bedeutet uns Gewehr⸗ und Maſchinengewehrfeuer, daß wir auf der Straße nicht weiter vor können. Aber wir haben neben uns einen bedeutend höheren Berg als das vom Italiener beſetzte Plateau, und glücklicherweiſe ſcheint er dumm genug ge⸗ weſen, dieſen Berg freizulaſſen. Alſo ſchleunigſt zwei Gruppen hinauf auf die ſteile Felswand. Mit angeſtrengtem Klettern und Klimmzügen erreichen die braven Jäger die Bergſpitze und ſehen zu ihrer Freude etwa zwei Kompagnien Italiener vor ſich auf dem Präſentierteller liegen. Viſier— 700— Schützenfeuer!— Die Schüſſe ſitzen gut, der Feind dagegen ſchießt ſchlecht. Auf die Dauer wird ihm der Aufenthall in ſeiner Stellung ſchon verleidet werden. Bald können wir auch mit Genugtuung feſtſtellen, daß ſich kleinere Abteilungen mit Ver⸗ wundeten auf Tramonti di Sotto zurückziehen. Als nun auch der Capitano, und zwar zu Pferde, ſeinen Rückzug antreten will, und ein wohlgezielter Schuß auf ſein Pferd ihn zwingt, per pedes weiter zu laufen, da verliert auch der Reſt der Beſatzung den Kopf, und die Stellung leert ſich bis auf einige, denen unſere guten Jäger⸗ büchſen das Weitergehen für immer verboten hatten. Nun ſo ſchnell wie möglich mit Kompagnie und Rädern auf das vom Feind geräumte Plateau, um von dort unſeren Zielpunkt, Tramonti di ſotto, in Augenſchein zu nehmen. Oben angelangt, halten wir den verlockenden Anblick von Italienerkolonnen mit bielen Tragetieren, die dem Orte Tramonti di ſotto zuſtrömten. Es ſchienen an Zahl ſehr viele und wir waren im ganzen nut zirka 60 Mann ſtark. Trotzdem durften wir uns dieſen Fang nicht entgehen laſſen. Zur Sicherheit war feſtgeſtellt, daß eine von Suden arrmarſchierende öſterreichtſche Diviſton in etwa 2 Stunden da ſein mußte. Da ſollten wir doch ſchon vorher unſere Aufgabe allein erledigen. Die Straße ging bergab; mit Freilauf hinunter⸗ ſauſen, vor dem Orte auseinander und von drei Seiten ſo über⸗ raſchend darauf losgehen, daß der Feind gar nicht überſehen kann, mit welcher„Rieſenmacht“ er es zu tun hat. So war unſer Plan, und Leutnant Geiſel mit drei Gruppen übernahm die ſchneidige Aus⸗ führung. In wenigen Minuten waren die Gruppen unten und erweckten durch Gewehrfeuer von allen Seiten einen Eindruck, der ſeine Wirkung nicht verfehlte. Zuerſt erſchienen kleine Trupps Italiener, mit erhobenen Händen ein komiſch⸗klägliches Bild bietend. All⸗ mählich aber wurde es eine Kolonne von beängſtigender Größe, die ſich aus dem Orte herauswälzte. Leutnant Geiſel war inzwiſchen mit den Hauptdraufgängern ſchon auf dem Marktplatz erſchienen und fuhr auf zirka 20 Offiziere, die in ihrer Ueberraſchung recht erheiternd wirkten, los und brüllte ſie an, ſie ſollten ſich ergeben. In Unkenntnis über unſere Stärke gaben ſie ſich gefangen. Am jen⸗ ſeitigen Dorfrande angelangt und durch zwei weitere Gruppen ver⸗ ſtärkt, hatten die Jäger binnen kurzem einen feindlichen Gegenſtoß zu beſtehen. Damit kam der kritiſchſte Moment, und wenn ihn die Rieſenzahl der Gefangenen, die uns in ihrer Maſſe auch ohne Waffen totdrücken konnte, ausgenutzt hätte, ſo wären wir verloren geweſen. Glücklicherweiſe wirkte aber das Strichfeuer des Gegen⸗ angriffs nur beſchleunigend auf den Abtransport der Kolonnen. In Angſt um ihr Leben liefen die Gefangenen eiligſt in der ange⸗ wieſenen Richtung. Schneidig griff die Kompagnie Italiener den von uns beſetzten Dorfrand an. Offiziere voraus mit dem Rufe„Avanti!“ Aber unſere Jäger ſchoſſen ruhiger und ficherer und das Abſchießen der Führer legte den Angriff lahm. Nach blutigen Verluſten er⸗ gaben ſich auch dieſe Gegner. Zwei weitere Gegenſtöße erfuhren das gleiche Schickſal. Einige Abteilungen verſuchten, uns durch Schwenken mit weißen Tüchern und gleichzeitiges Schießen in eine Falle zu locken. Nach⸗ dem ſie hierfür aus unſeren Gewehren die richtige Antwort erhalten hatten, gaben auch ſie den Widerſtand auf. Nun hatten wir den Ort feſt in unſerer Hand, über 3000 Ge⸗ ſangene, 22 Maſchinengewehre, 2 Revolverkanonen, einige hundert Tragtiere und nicht zu überſehende Beute waren unſer. Nach zwei Stunden rückten die Oeſterreicher ein und übernahmen die Sicherungen. Nun konnten die Jäger ſich aus den reichlich erbeuteten Vorräten ein wohlverdientes Feſteſſen leiſten und ſich in Ruhe des ſchönen Erfolges freuen, zumal friſches und ſchneidiges Draufgehen eigene Verluſte erſpart hatte. Dieſen Tag war uns ein Weidmannsheil beſchieden, wie wir es uns auch für die Zukunft wünſchen möchten.“ Im engliſchen Zivilgefangenen⸗ Lager. Ich bin der Kommandant dieſes Lagers“ und in Gedanken fügten wir hinzu:„Du ſollſt keinen andern Kommandanten haben neben mir“, denn es ſchien uns faſt wie eine Geſetzgebung auf dem Berge Sinai und nicht wie auf der Inſel Man. So führte ſich der Tyrann von Knockald bei uns, dem neuen Transport Gefangener von London, ein. Gleichſam, um den günſtigen Eindruck zu ver⸗ tiefen, ſetzte er hinzu, daß, wer einen Fluchtverſuch machte, erſchoſſen werden kann, ſonſt aber, wenn wir uns gut aufführten, dürften wir auf ſeine Güte rechnen. Damit ſtand aber die Erſcheinung dieſer Kiichener⸗Ausgabe in Widerſpruch, und wir erinnerten uns, daß die Gefangenen auf einem anderen Teil der Inſel einmal blaue Bohnen zu Mittag bekamen. War er es nicht, der einigen Ge⸗ fangenen, die ſich beklagten, daß ſie nicht ſatt zu eſſen bekämen, zegenüber erklärte, daß ſeine Ordres wären, uns am Leben zu er⸗ halten, aber nicht zu ſättigen? Geſtrenge Herren regieren nicht unge und ſo verſchwand er auch bald von der Bildfläche. Im Ganzen waren wohl 26 000 Mann aller Nalionen auf der Inſel untergebracht, immer zu 9001000 Mann in einem„Componad“, das von den andern ſtreng abgeſondert war. Die ſechs Doppel⸗ reihen von Holzbaracken enthielten je 18 Tiſche, um die ſich dann die Maſſen zu den drei Mahlzeiten gruppierten. Das Eſſen mußte don der Küche geholt werden, was bei den ſchlechten Wegen immer ein großes Wagnis war. Uns ſtand ſtets das beſte Küchenperſong zur Verfügung, denn die Chefs der großen Hotels rekrutierten ſich aus Ausländern. Bei der primitiven engliſchen Kochkunſt wan das ſchlechte Fleiſch ganz und garnicht zu genießen und ſo begrüßten wir dies beſcheidene Maß von Selbſtverwalrung mit hellem Jubei Durch den Verkauf von Kaffee und Gebäck erfuhren unſere Fi, nonzen eine ſtete Zunahme, was uns wieder bei den hohen Feſt · und Feiertagen in Geſtalt von Egtragängen zu Gute Lam. Das War eum— wo aber jetzt eine berarnge Knapphen an Lebens⸗ ritteln her icht. eſt den Meiangenen der Brnkocd auch höher ge hängt worden. Schrieb doch neulich einer an ſeine Verwandten hier um Brot, wo man früher davon in Hülle und Fülle hatte. Unſer Lager befand ſich in einem Talkeſſel, von einer Hügelkette um⸗ geben. Meiſtens lagerten Regenwolken davor oder in dem Nebel⸗ dunſt waren die Berge ganz unſern Blicken entzogen. Das war ja auch die einzige Ausſicht die man hatte, und wenn einem die fehlte, ſo wurde man ſich der ganzen Troſtloſigkeit ſeiner Lage be⸗ wußt. Der Winter beſtand aus drei Monaten Regenwetter, wobei es mitunter acht Tage lang nicht aufhörte. Der Sommer beſteht aus ſechs Wochen ſtändig gutem Wetter. Das nahmen wir uns wahr, da konnten wir zweimal des Tages auf den nächſten Berg hinauf, wo man eine herrliche Ausſicht auf das Meer, nach drei Seiten hin, genoß. Wenn es beſonders klar war, konnte man die Umriſſe der Geſtade von Irland und Schottland deutlich erkennen. Da drüben lag zwar noch nicht die Freiheit, aber man war ihr ſchon einen Schritt näher und einmal muß doch der Tag kommen, an dem der Zug mit uns talabwärts fährt, wenn man nicht auf dem idylliſch gelegenen, kleinen Kirchhof zur ewigen Ruhe ge⸗ bettet wird. Zu Anfang waren die ſanitären Einrichtungen ſehr primitiv. Attachee zur Beſichtigung des Lagers. Dem entlockten ſie den Ausruf:„Unmenſchlich.“ Die engliſche Regierung ſorgte wohl dafür, daß eine derartige freimütige Kritik nicht wiederholt wurde, denn er ward nicht mehr geſehen, und der nächſte kam einmal und durfte ſich dann nicht mehr bei uns blicken laſſen. Unter der Lei⸗ tung eines Univerſitätsprofeſſors war ein wirklich muſtergültiger Unterrichtsplan zuſtande gekommen, es fehlte aber den meiſten an Ausdauer. Das iſt ja auch kein Wunder, denn bei der man⸗ gelnden Koſt kann der Geiſt nichts aufnehmen, abgeſehen davon, daß die lange Gefangenſchaft das Intereſſe nicht aufkommen läßt. — Als wir einzogen, waren die Baracken knapp fertig, und wir mußten auf dem Strohſack auf den bloßen Dielen ſchlafen, ſpäter bekamen wir andere Holzpritſchen und ſo wurde unſere materielle Exiſtenz nach und nach erträglich oder wir ſöhnten uns mit ihr aus, weil uns nichts anderes übrig blieb. Wenn es viele gab, die an ihrem Handwerk arbeiteten oder am Unterricht teilnahmen, ſo waren wieder andere, die es im Nichtstun zu einer Virtuoſttät ge⸗ bracht hatten. Das waren die Schlimmſten, denn ſie machten den Mitgefangenen das Daſein zur Laſt. Derartig beengt an Leib und Seele, tritt die Beſtie im Menſchen ſo recht zum Vorſchein. Die Beſten und Edelſten der Nation waren es ja auch nicht, die aus dem großen London zuſammengefegt und auf die Wüſtenei ge⸗ ſchafft worden waren. Es ſollen ſich 3000 Mann darunter befinden, die aus verſchiedenen Gründen, dem Kriegsſchluß mit Schrecken entgegenſehen; ſie haben der Heimat den Rücken kehren müſſen und verzichten gern auf ein Wiederſehen. Die Internierungs⸗ palitik Englands war aber derartig zielbewußt und ſo umfaſſend in Von der amerikaniſchen Geſandtſchaft kam einmal ein 3 ihren Maßnahmen dem Deutſchtum gegenüber, daß den engen Maſchen wenige entſchlüpfen konnten und gewiß alle ausge⸗ liefert werden. Wir waren mit Leuten interniert, die im zarteſten Säuglingsalter von den Eltern nach England gebracht worden waren und kein Wort deutſch verſtanden. Der Zufall, daß ſie in Deutſchland das Licht der Welt erblickten, war aber genügend Grund, ſie einzuſtecken; ebenſo gab es Leute, deren Mutterſprache fran⸗ zöſiſch war, die aber aus gleichem Grunde das Schickſal der Un⸗ tertanen kriegsführender Nationen teilen mußten. Freilich hat man es bei denen, beſonders wenn ſie waffenfähig waren, an Liebes⸗ werben nicht fehlen laſſen. Die Tſchechen, Polen und Ruthenen waren von der Internierung befreit; jetzt werden ſie aber nicht mehr vor die Wahl geſtellt werden, in ruſſiſche Regimenter einge⸗ reiht zu werden, und mit Italien weiß man auch nicht ſo recht, woran man iſt— bleibt die Fremdenlegion. Schluß folgt. Der Kriegserfinder Ediſon. Man könnte dieſem Aufſatz auch die Ueberſchrift geben: „Amerikaniſcher Bluff“. Es ſoll jedoch rein ſachlich erſt einmal die Auslaſſung der engliſchen Zeitung„Yorkſhire Poſt“ vom 13. De⸗ zember wiedergegeben werden:„Nach den letzten Berichten des amerikaniſchen Schiffahrtsamtes beabſichtigt man die Ueberſee⸗ tonnage u. a. um 1 500 000 Tonnen durch den Bau von Segel⸗ ſchiffen zu vermehren, die der Regierung unterſtehen ſollen. Man hatte bis jetzt nicht gewagt, ſolche Schiffe für den Ueberſeeverkehr zu benutzen, da ſie ihrer geringen Schnelligkeit wegen den U⸗Boot⸗ Angriffen zu ſehr ausgeſetzt waren. Aber Ediſon, der bekannte Erfinder, hat ein Mittel gefunden, die Schiffe mit automatiſcher Kraft auszuſtatten und ihnen dadurch eine Schnelligkeit von unge⸗ fähr 11 Knoten zu geben. Man hat ſtets behauptet, die Bauart der Segelſchiffe mache es unmöglich, ſie mit genügender Triebkraft zu verſehen, um ihnen eine gewiſſe Schnelligkeit zu verleihen. Es ſcheint(), daß Ediſon bewieſen hat, daß man ſich in dieſem Punkte täuſcht, und das Schiffsbauamt iſt überzeugt, daß ſeine Erfindung ſich als ſehr wertvoll erweiſen wird.“ Häufiger ſchon ſind Nachrichten aus Amerika zu uns gelangt, nach denen Ediſon ein neues, unfehlbar wirkendes Mittel gegen die U⸗Boote erfunden hätte. Man berichtete, daß er auf einem Berge in einer Fabrik, die mit hohen Mauern umgeben ſei, an Erfindungen gegen die Unterſeeboote arbeite, daß die Arbeiter monatelang von der Außenwelt abgeſchloſſen ſeien, und daß Ediſon bereits nicht weniger als 100 Erfindungen vorrätig hätte, die unter allen Umſtänden die Wirkſamkeit des Unterſeebootkrieges lahm⸗ legen würden. Man erzählte davon, daß Ediſons Erfindung die Torpedos mittels drahtloſer Wellen aus ihrer Bahn ablenken könnte, und die Nachrichten wurden deſto optimiſtiſcher, je ſtärker die Tätigkeit der U⸗Boote fühlbar wurde. wie z. B. in den Mo⸗ naten April und Juni, weil damals das größte Bedürfnis für eine troſtſpendende Medizin vorlag. Auch das unſinnige Bemalen der Dampfer mit allen möglichen bunten grellen Farben und ver⸗ zerrten Figuren ſoll eine Erfindung von Ediſon ſein. Wir können heute mit Genugtuung feſtſtellen, daß, ſo erfolgreich die bisherige Wirkſamkeit des amerikaniſchen Erfinders in Friedensjahren auch geweſen iſt, ſein Scharfſinn zur Bekämpfung des U⸗Boot⸗Krieges vollkommen verſagt hat. Das geht deutlich aus den gewaltigen, auf gleicher Höhe bleibenden Verſenkungsziffern hervor. Viele der unter ſeinem Namen angekündigten Erfindungen mögen vielleicht auch weiter nichts geweſen ſein als ein ſchönes Märchen aus fernen Landen oder ein ſelbſterfundenes Beruhigungsmittel; und hierzu darf man vielleicht auch die Nachricht von der Ausſtattung der Segelſchiffe mit automatiſcher Kraft rechnen. falſch, was die„Vorkſhire Poſt“ ſagt, daß die Bauart der Segel⸗ ſchiffe es unmöglich mache. ſie mit genügender Triebkraft zu ver⸗ ſehen. Gerade in den letzten Friedensjahren hat die Ausrüſtung der Segelſchiffe mit Motoren immer mehr zugenommen. Aber vielleicht hat Ediſon ein anderes Fortbewegungsmittel erfunden, wenigſtens in ſeinem Gehirn oder für die Spalten der amerikaniſchen Blätter. Wie dem auch ſei, nach den Erfahrungen der bisherigen elf Monate des uneingeſchränkten U⸗Boot⸗Krieges kann man den Wert aller Nachrichten über Ediſonſche Kriegserfindungen gebührend einſchätzen. Sie ſchrecken uns ebenſowenig wie die ganze ameri⸗ kaniſche Hilfe und werden nicht das geringſte an dein Aushang des r S. Die Bekleidung deutſcher Kriegsgefangener in Feindesland. In letzter Zeit gelangen häufig Geſuche um Beſchaffung und Ueberſendung von Bekleidung für deutſche Kriegsge⸗ fangene an die Behörden. Von amtlicher Seite wird nun darauf hingewieſen, daß nach den völkerrechtlichen Verein⸗ barungen der Staat zur Bekleidung der Gefangenen ver⸗ pflichtet iſt, in deſſen Gewalt ſich dieſe befinden. Da unſere Feinde diefer Verpflichtung vielfach nicht nachkommen, hat die deutſche Heeresverwaltung, ſoweit es ihr unter den ge⸗ gebenen Verhältniſſen möglich iſt, Maßnahmen zur aus⸗ E Verſorgung der Gefangenen mit Kleidung ge⸗ roffen. ſchon ſeit zwei Jahren, weiterhin in großem Umfange Uni⸗ formen, Unterwäſche und Stiefel in Sammelſendungen, die durch Vertreter des Schwediſchen Roten Kreuzes an Ort und Stelle verteilt werden. In beſonders begründeten Ausnahme⸗ fällen veranlaſſen die örtlichen Vereine des Roten Kreuzes auch die Abſendung von Einzelſendungen aus Beſtänden, die das Rote Kreuz zu dieſem Zwecke von der Heeresverwal⸗ tung erhalten hat. Die Verſorgung der in Frankreich und England kriegs⸗ gefangenen Leute geſchieht gleichfalls durch Sammelſen⸗ dungen, die das Rote Kreuz(Kriegsgefangenenfurſorge) in Stuftgart aus Veſtänden der Heeresverwaltung. abfertigt. Ausſagen einwandfreier Zeugen, z. B. verſchiedener Aus⸗ tauſchgefangener und Internierter, haben bewieſen, daß die in den franzöſiſchen und engliſchen Lagern befindlichen Unter⸗ ſtützungsausſchüſſe damit alle wirklichen Bedürfniſſe zu be⸗ ſtreiten vermögen. Die in franzöſiſchen und engliſchen Stamm- lagern oder auf Arbeitskommandos befindlichen Gefangenen haben ſich daher mit etwaigen Geſuchen ſtets an den(aus Mitgefangenen zuſammengeſetzten) Unterſtützungsausſchuß ihres Lagers zu wenden; Geſuche an deutſche Behörden oder Vereine ſind in dieſen Fällen zwecklos. Eine Ausnahme gilt nur für die Lazarettkranken und Gefangene, die noch keinem Lager angehören und unter der Adreſſe des„Bureau de Renseignements“ in Paris oder des„Priso ners of War Information Bureau“ in London zu erreichen ſind. Dieſen ſchickt das Rote Kreuz(Kriegsgefangenenfürſorge) in Stutt⸗ gart, Neuer Schloßplatz 1, auf Antrag die notwendigen Stücke. Die Geſuche müſſen die genaue Adreſſe(Vorname, Zuname, Dienſtgrad, Gefangenen⸗Nummer, Gefangenen⸗ Kompagnie), Bezeichnung des Truppenteils(Regiment, Kompagnie) und die Maße enthalten. Die ſtellvertretenden Generalkommandos, ſtellvertvetenden Korpsintendanturen und Erſatz⸗Truppenteile ſind für die Abgabe von Uniformen und Wäſche an Kriegsgefangene in keinem Falle zuſtändig; eine vor kurzem in verſchiedenen Blättern erſchienene Notiz abweichenden Inhalts beruhte auf einem Irrtum. Auch die dort irrtümlich genannte„Priso ners of War Relief Agency“ in London hat mit der Uniformver⸗ ſorgung nichts zu tun. 1 Zas man zuerſt„erfaſſen“ müßte. s iſt eine bekannte Erfahrungstatſache, daß die Menſchen in politiſch erregten Zeiten weit empfänglicher für Schlag worte ſind als in ruhigeren Zeiten. Die wechſelnde Haſt der Ereigniſſe nimmt dem prüfenden Denken nur allzu leicht die Klarheit und Schärfe, und aus Leidenſchaft geborene Schlag⸗ worte wirken dann beſonders in den breiten Maſſen mii ſuggeſtiver Kraft. Im Schlagwort liegt ja meiſtens ein Funke von Wahrheit, eingehüllt aber in ein Geflecht von Unrichtig⸗ und Unaufrichtigkeit, welche den Wahrheitsfunken um ſo ſicherer zum Erſticken bringen, je öfter und gedanken⸗ loſer das Schlagwort gebraucht wird. Dann verhärtet es und wird zur toten und ſtarren Maſſe, die auch alle neuen Gedanken totſchlägt und die unbefangene Einſicht in das wahre Weſen der Dinge verhindert. Ein ſolches Schlagwort iſt in der Gegenwart das von der „Erfaſſung der Nahrungsmittel“. Der Kon⸗ ſument nimmt an, daß die Nahrungsmittel am Produktions⸗ ort nur immer ſchärfer erfaßt zu werden brauchten, um alle Schwierigkeiten auf dem Gebiete der Lebensmittelverſorgung ſofort zu beheben, und auch die offizielle Kriegswirtſchaft hat ſich von der Beeinfluſſung durch dieſe irrtümliche Anſicht leider nicht immer freizuhalten vermocht. Durch die Tätig⸗ keit des Kriegsernährungsamtes geht, ſeit Staatsſekretär von Waldow an ſeiner Spitze ſteht, immer vernehmlicher der Zug einer immer ſchärferen Erfaſſung der Nahrungsmittel. Die Verordnungen über die Erfaſſung und Alieferung der Milch und Butter, des Käſes und der Eier haben unter der Amtsführung des jetzigen Leiters des Kriegsernährungs⸗ amtes eine weſentliche Verſchärfung erfahren, und die harten Beſtimmungen über die Beſchlagnahme aller auch der zur Ernährung der ſtädtiſchen Bevölkerung nicht benötigten Kar⸗ toffeln ſind noch immer nicht gemildert worden. Was iſt nun mit all dieſen ſcharfen Beſtimmungen er⸗ reicht? Der vorurteilsfreie Beurteiler muß ſich doch endlich ſagen, daß auch ſelbſt die ausführlichſten behördlichen An⸗ ordnungen und die härteſten Strafen nicht imſtande ſind, die Menge der Nahrungsmittel zu vermehren, daß im Gegenteil ſolche Beſtimmungen zu Feſſeln werden, welche die Pro⸗ Es iſt nebenbei ganz Die in Rußland befindlichen Leute erhalten, wie duktion hemmen. Die Erträge des Ackers ſind noch immer am reichlichſten gefloſſen, wenn das Wirtſchaftsleben ſich nach ſeinen eigenen, ihm von Natur aus innewohnenden Geſetzen vollziehen konnte. Verſchaffen wir dieſen wieder allmählich Geltung, ſo wird auch bald eine Vermehrung der Produktion zu verſpüren ſein. Nur ein auf der Grundlage von Erzeuger⸗ organiſationen aufgebautes Landlieferungsſyſtem wird in der Lage ſein, den Verbrauchern mehr Lebensmittel als bisher zuzuführen. Mit behördlichen Zwangsmaßnahmen, mit un⸗ gerechtfertigten Strafen und ungerechten Vorwürfen wird immer nur das Gegenteil des erſtrebten Zieles erreicht werden. Das Grundlegende bleibt immer die Hervorbringung neuer Güter, denn nur aus der Fülle der Waren ſtrömt auch die Fülle des Gedeihens. Erſt wenn deeſe Vorbedingungen erfüllt ſind, werden auch Erfaſſungsorganiſationen und Maßnahmen von Erfolg be⸗ gleitet ſein. Das ſollte man in allen Kreiſen zuerſt zu„er⸗ faſſen“ ſuchen. Vermiſchtes. Die Kohlennot Ikaliens und ihre Jolgen. Der furchd bare Kohlenmangel in Italien, das faſt gar keine eigenen Rohlenſchätze hat, räumt mit dem Waldbeſtand des ohnehin holzarmen Landes gründlich auf. Im Frieden hatte Italien inen Monatsbedarf von ungefähr 800 000 Tonnen Kohle. bpährend gegenwärtig nur ungefähr 400 000 von England eingeführt werden können. Alle Kohlen, die aus England kommen, werden für Eiſenbahnen und Kriegsinduſtrien ver⸗ braucht, während, wie im„Oſſervatore Romano“ ein Ein⸗ ſender berichtet, für Privatinduſtrie und Hausgebrauch nicht ein Stück übrig bleibt, und Italien genötigt iſt, ſeine Wälder zu fällen, ohne den Bedarf decken zu können. Nur in außer⸗ gewöhnlichen Fällen werden kleine Mengen Kohlen für In⸗ duſtriezweige gewährt, die mit dem Krieg in Beziehung ſtehen, zum Preiſe von 385 Lire pro Tonne, d. i. faſt 20 Mk. für den Zentner. Alle wiſſen in Italien, daß man die Wälder weit und breit verwüstet hat, um die Städte mit Brennſtoff zu verſorgen, und da die Wälder anfangen, ſelten zu werden, ſo hat auch das Holz märchenhafte Preiſe erreicht. Hieraus werden ſich Folgen ergeben, die nach dem Kriege noch fühlbarer werden. Denn Kohlen werden aus den engliſchen Häfen wieder herausgeſchafft werden können, aber die in Friedenszeiten ſo geſchützten Wälder werden nicht wieder⸗ kommen, die eine Gewähr gegenüber Ueberſchwemmungen bildeten, ganz abgeſehen von den geſundheitlichen Schäden. die ihr Verſchwinden verurſacht. * Eine natürliche Warmwaſſer- Heizanlage. Die einzige Stadt der Welt, die ſich natürlicher heißer Quellen zur Heizung von Wohnhäuſern, öffentlichen Gebäuden und Fa⸗ briken bedienen kann, iſt Boiſe⸗City in dem nordameri⸗ keniſchen Staate Odaho. Das Waſſer, das eine Temperatur don 77 Grad Celſius hat, entfließt mehreren in der Nähe des Ortes entſpringenden Quellen, deren beide hauptſäch⸗ lichſte täglich 3,75 Millionen Liter liefern. Das Waſſer wird in ein großes Becken gepumpt und von dort aus den Einzel⸗ verbrauchern zugeführt. Die ſich dabei entwickelnde Hitze iſt ſo groß, daß es faſt unmöglich iſt, vis zu ſechs Meter Tiefe zu graben, und daß die Arbeiter einander alle zehn Minuten ablöſen müſſen. 5 * Eine ſellſame Sinneskäuſchung. Eine merkwürdige Be⸗ ſtätigung der bekannten Beobachtung, daß ein Amputierter an dem längſt entfernten Gliede noch Schmerzen zu empfinden glaubt, enthält das folgende Schreiben, das ein Tommy an den„Mancheſter Guardian“ gerichtet hat:„Ich hatte das Unglück, im Juni vorigen Jahres die linke Hand zu verlieren, und trotzdem bereitet ſie mir noch immer Schmerzen. Das Eigentümliche dabei iſt aber, daß einen Tag die Finger der amputierten Hand geöffnet und am andern Tage geſchloſſen ſind. Dieſe Empfindung habe ich zumeiſt im Schlafe, während deſſen ſich der Wechſel der Oeffnung und Schließung oft hintereinander vollzieht. Ich war Linkshänder und hiell während des Angriffs den Revolver in der heute verlorenen üänken Hand. Wenn die Finger zur Fauſt geſchloſſen ſind, ſo halten ſie fig genau in der Lage, in der ſie den Revolver umfaßten. Zur Erklärung kann ich nur anführen, daß das, was mir von der verwundeten Hand blieb, genau 14 Stunden nach erhaltener Verwundung amputiert wurde. Ich wurde um 4 Uhr frühmorgens verwundet und am Abend desſelben Tages operiert, und es iſt faſt ſtets zur Stunde der Operation, daß mir die Sinne die Empfindung des Lagewechſels der Finger der verlorenen linken Hand vortäuſchen.“ 1 „ FEtappenrum. An einem udien Tage an der Piave beſuchte ich meinen alten Freund K., der Beſpannungsoffi⸗ zier bei einer Feldhaubitzenbatterie iſt. Er war eben ſehr deſchäftigt und ließ mich in ſeiner Bretterbude allein, nach⸗ dem er leinem Burſchen Auftrag gegeben hatte, für uns Tee W ee ere eee e eee e re 10 —— 7 Für die anläßlich des Ablebens und unſeres treubeſorgten Vaters des bewieſene herzliche Teilnahme ſagen wir und das letzte Geleite gaben. Secken heim, 7. Februar 1918. Im hamen Dankſ agung. Gemeinderechners Peter Sichler Insbeſondere danken wir herzlichſt dem hochwürdigen Herrn Pfarrer Pfenning, dem Gemeinderat, dem Verein ehem. 111er, ſowie dem Büroperſonal der Gemeinde für die erfolgte Kranzniederlegung ſowie allen die Blumen ſpendeten Frau Sichler un Kinder. meines geliebten unvergeßlichen Mannes Allen hierdurch aufrichtigſten Dank. der trauernden Hinterbliebenen: zu rochen. Der Tee erſchien in auffallend kurzer Zeit. Ich koſtete ihn, fand ihn zwar kalt, trank aber doch die Schale leer. Nach einer Viertelſtunde erſchien mein Freund wieder und gleich hinter ihm der Burſche mit dampfendem Teege⸗ ſchirr. X. machte den Wirt und goß die Taſſen voll. Da vermißte er den Rum und rief den Burſchen. Der ſah erſt die leere Schale auf dem Tiſch, dann mit einem langen Blick mich an, dann meldete er, mit dem Finger auf die Schale weiſend:„Herr Leitnant, dös war unſa letzta.“ Der erſte sonderfriede des Wellfrteges. Frek⸗Litomſk, 9. Februar(Ws. Amtlich). ente am 9. Februar, iwei Uhr morgens, iſt der Friede jwiſchen den Vier verband und der uk⸗ rainiſchen Polksrepublik untertrichnet worden. Armierungsſoldat Johann Müller erhielt das Ciſ. Kreuz 2. Klaſſe. Wegen Tapferkeit vor dem Feind wurde Herrn Untffz. Jakob Marzenell Inhaber des Eiſ. Kreuzes 1. und 5 Kl. und der Bad. Verienſtmedaille zum Vizefeldwebel befördert. Verantwortlich für die Redaktion Ga. Zimmermann Seckenhelm Dollesdlonfl-Orünung in der ebangel. Kirche: Sonntag, den 10. 2. 1918. (Eſts mihi.) ½10 Uhr Hauptgottesdienſt. ½1 Uhr Jugendgottes dienſt. 1 Uhr Coriſtenlehre für die männl. Jugend. ollosdlenfl-Oranung in dor algo. Rlrche: Sonntag Quinquageſimae.(10. Februar). %s Uhr Frühmeſſe mit Predigt. 10 Uhr Hauptgottesdienſt. 1 Uhr Chriſtenlehre. ½2 Uhr Herz⸗Jeſu⸗Andacht. Uhr Verſammlung der Jungfrauen ⸗Kongregation. ½18 Uhr Kriegsbittandacht mit Segen. Sevo/ 2 l Rule 2 eee Hache, gane; ye ding lu. EEfagengechalf Sam SOo Ne * nu emͤe Tenpe hoc f auum En D 7. J Neiir ladlars Bezirkssparkasse Ladenburg Rathaus) mit Bürgschaft des Amtsbezirks Mannheim-Land Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 5444 amuündels jeher. Tägliche Verzinsung sämt- 40 licher Einlagen z 0 Qiro- und Ueberweisungsverkehr: Lehlungen nach allen Plätzen Deutschlands er- tolgen porto und spesenfrei. beenstunden: Werktags von 9—12 Uhr vormittags und 2—5 Uhr nachmnittags. Stag nachmittags geschlossen. 5— in Seckenheim de KARL. ARNOLD, Agent. U. Soffenmarken- Ausgabe. Die Ausgabe der neuen Zucker⸗ und Seifenmarken findet am Montag, den 11. ds. mts. nachmittags von Tucker. 1 dis e Ahr ſtatt. Gemeinſam mit dieſer Ausgabe werden Hens Lebensmittelnmschläge ausgegeben. Es iſt des halb dringend geboten, die Zeit⸗ einteilung genau einzuhalten und zwar: Bon 1 bis 3 Uhr Nr. I U bis 1200 Von 3 bis 5 Uhr Nr. 1201 bis 2600 Von 5 bis 6 Uhr Nr. 2501 bis 3000 Der rote Lebensmittelumſchlag muß hierbei zurück⸗ gegeben werden. Etwaige Unſtimmigkeiten auf dem neu ausgegeben Umſchlag müͤſſen ſofort auf Zimmer Nr. 2 reklamiert werden. a a Die Ausgabe auf der Hochſtätt findet am gleichen Tage Abends von 7 bis ½8 Uhr ſtatt. Seckenheim, den 9. Februar 1918. Lebensmittelamt. Kohlen⸗Ausgabe. Es erhalten am Montag, den 11. ds. Mts. Fettſchrot je 2 Zentner gegen Vorzeigung des roten Kohlenaus⸗ weiſes Nr. 1 bis 230. bei der Kohlenhandlung Gruber Neckarſtraße. Nachm. von 1 bis 3 Uhr Nr. I bis 115 Nachm. von 3 bis 5 Uhr Nr. 116 bis 230 Der Preis beträgt pro Ztr. Kohlen Mk. 2.85 Bei dieſer Ausgabe iſt die Nr. 7 auf der Rückſeite des Kohlenausweiſes gültig und fauß vom Kohlenhänbler entwertet werden. Seckenheim, den 9. Februar 1918. Lebens wittelaut. Milchverſorgung betr. Die Verkaufszeit bei den Mllchverteilungsſtelen ist jeweils von 10 bis 12 Uhr Vormittags feſtgeſetzt. Jeder⸗ mann muß die ihm zuſtehende Milch bei der auf dem Ausweis verzeichneten Stelle abholen und zwar erſtmals am Montag, den 11. Februar. Die Verteilungsſtellen für Vollmilch ſind folgende: Blümmel Auguſt, Wörthſtraße Bürgy Martin, Luiſenſtraße Maas Friedrich, Dammſtraße Maas Johannes, Schloßſtraße 11 Seitz Philipp, Hauptſtraße 101 Schwind Georg, Roſenſtraße(für Magermilch) Lenz Peter, Schloßſtraße 28 5 Tranſier Adam, Fr edrichſtraße 34 „Biedenbänder Peter, Hauptſtraße 140. Seckenheim, den 9. Februar 1918. i ebensmittela amt. VVV Freiw. Feuerwehr Seckenheim. Nachruf. Am 27. Januar ſtarb ganz ſchnell und un⸗ erwartet in der Kompagnie⸗Krankenſtube den Helden⸗ tod fürs Vaterland 5 Kamerad und Wehrmann Heinrich Bauer. Er trat 1912 in unſere Wehr ein und gehörte der Abteilung der Hydrantenmannſchaft an. Er war ein guter, gewiſſenhafter nnd pflichteifriger Kamerad ſowie ein eifriger Förderer unſerer Feuerwehrſache. Auch im kameradſchaftlichen Beiſammenſein war er ſtets ein fröhlicher und unterhaltender Kamerad und jeder der Kameraden hatte ihn gern. Er iſt in Elfringen dei Avricburt auf dem Soldatenfriedhof begraben. Wir werden ihm für immer ein ehrendes Andenken bewahren. Bekanntmachung. Der Staatsanzeiger und das amtliche Ver⸗ machungen des Kgl. ſtellv. Generalkommandos des 14. Armeekorps vom 1. Februar 1918 No. Paga. 1500/11. 17. KRA und No. Paga 1200/11. 17 KRA., enthaltend Nachträge zu den Bekannt⸗ machungen über Beſchlagnahme von Spinnpapier, Papiergarn, Zellſtoffgarn und Papierbindfaden, ſowie Meldepfiicht über Papiergarnerzeugung und Höchſtpreiſe für Spinnpapier aller Art ſowie für Papiergarne und ⸗bindfaden. Auf dieſe Be⸗ kanntmachungen, die auch bei dem Großh. Be⸗ zirksamt ſowie den Bürgermeiſterämtern ein⸗ geſehen werden können, wird hiermit hingewieſen. Mannheim, den 5. Februar 1918. Sroſh. Fezirksamt— Abt. IV.— e Wekanntmachung. Milchverſorgung betr. ö Von Montag, den 11. d. Mts. an tritt die Neu⸗ regelung in der Milchverſorgung in Kraft. Wir machen die Landwirte darauf aufmerkſam, daß von Sonntag Nachmittag an ſämtliche abzuliefernde Milch an den Sammler Philipp Volz abzugeben iſt. Wir machen nochmals auf unſere Bekanntmachung vom 31. Januar aufmerkſam, wonach jegliche Abgabe von Milch ander⸗ weilig verboten iſt und für Zuwiderhandlungen ſehr un⸗ angenehme Folgen nach ſich zieht. . b J Lebensmittelamt. Dekanntmachung. a Montag, den 11. Jebunar vormittag von 8 bis 12 Uhr muß in der Muhle Schweizer, in Ilvesheim, ſämtliches dorthin verbrachtes Getreide und Mehl abgeholt werden. Seckenheim, den 9. Februar 1918. Lebensmittelamt. Fighal- S big Seckenheim 1898 D 1 — 2 9 N Heute Abend ½9 Uhr Uer sammlung Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Katholiſcher Mläunttvtrein Stiheuheim. Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr fludet die deneralversammlung im Nebenzimmer des„Schwanen“ ſtatt. Wir laden hierzu die Mitglieder freundlichſt ein. — Der Vorſtand. eee eee den eker r kündigungsblatt veröffentlichen zwei Bekannt⸗ 1 4 5 . 0 5 0 — Luisenstr. 40. Secke Immer noch gediegene Auswahl in Coſtüm⸗Kleider⸗ und Bluſenſtoffe, Waſchſtoffe Seidenſtoffe Schleierſtoffe. WIESER- LL Luisenstr. 40. heim . 1 unn Febringö⸗ eu Ein braver Junge, der Deſt hat, ſich als Steinmetz rauer- Grosse Auswahl in brepe und Urenadinhüten Trauer- Schleier. MIESER-ALLI Luisenstrasse 40. Frauenverein Seckenheim. eee Platiüögin beerron-wüsche dient zum Stärken von Kragen ung Manschetten Fr. Wagner' Nach. Inh. W. Höllstin. üte Diejenigen Damen, die geneigt sind, an dem Tanz-Kurs im„Bad. Hof“ teilzunehmen, wollen sich bis Samstag, den 9. Februar abends 8 Uhr in obigem Lokal anmelden. Spätere Anmeldungen können nicht be- rücksichtigt werden. f Die teilnehmenden Herren. Kleines Hüuscen ee 5 öinmer-Wobnung mit Sarten u. Stallung zu misten gesucht. Köster, OC 8, 18. Mannheim. broßes kobnzümmer auszubilden, ſowie das Her⸗ ſtellen von Kunſtſteinen gründlich zu erlernen, kann 0 auf Oſtern i. d. Lehre treten. Der gte Schnhanfertigungskursus zu vermieten. Hauptſtraße Nr. 198. J. Baumann Bildhauer ſaal 4. Ladenburg, Bahnhofſtr ße. ö beginnt am Montag Abend 7 Uhr im Schul⸗ Schulen. müachen ſofort od bis Oſtern geſucht. r Zahn-Praxis Karl Rühle Tägliche Sprechstunden von Nachmittags 5 Uhr ab. Sonntags von Morgens 10 Uhr ab. eff Die Herrin von Arholt. Roman von Levin Schücking. 8 ig.(Nachdruck verbolen.) 15 en Sie das wünſchen?“ entgegnete Reſt ach. f 2„Ich? wünſchen? Ganz ſicherlich nicht! Aus dem Boden, den eben ein tückiſches Element armen Leuten auf Jahre hinaus ihre Frucht verdorben hat, ſich einen Tanzboden machen, finde ich nicht geſchmackvoll, Gnädigſte. Und ſolch eine Gelegenheit benutzen, um ein großes Kokettierfeſt, ein allgemeines Bundesſchießen von beſtricken⸗ den Blicken zum Anlocken der Käufer auf dem Bazar zu eranſtalten— auch das, wenn Sie mir es nicht übel nehmen, ſcheint mir nicht ganz taktvoll!“ „Aber ich bitte Sie, welche Ketzereien!— Man deranſtaltet doch überall in der Welt bei ſolchen An⸗ läſſen derartige Feſtlichkeiten, um den Leuten Gelegen⸗ heit zu geben, für Verunglückte etwas zu tun,“ meinte Frau von Eibenheim. „Freilich, freilich, überall in der Welt iſt der Egois⸗ mus jehr ſtark und ſcheut ſich nicht, das Unglück ſelbſt zu einem Vergnügen auszubeuten— oder zu ſeinen Zwek⸗ ken! Dieſe Wohltätigkeitsfeſte, Konzerte, Aufführungen, Bazare ſind doch wohl ein Beweis, wie gering der unmit⸗ telbare Wohltätigkeitsdrang, der dem Unglücklichen ohne beſendere Reizmittel zu helfen eifert, unter uns iſt, und wie groß die Zahl der Menſchen, welche ſich in die Oeſ⸗ fentlichkeit zu bringen wünſchen.“ .„Sich in die Oeffentlichkeit bringen? alſo, nur das ſei es, was..“ „Ich bin verwegen genug, es zu glauben— von all dieſen Wohltätigkeitsmuſikern, Wohltätigkeitsſängerinnen und Wohltätigkeitsdichtern, die ſich dem Unglücke noch als eine weitere Plage auferlegen...“ „Hören Sie einmal,“ unterbrach ihn Gräfin Lorbach, indem ſie den in ihre Nähe kommenden Graf Koſtitz an⸗ o Sie glauben AAA IAH mmm m Näh l. d. Geſchſt ds. Bl. rief,„welche griesgrämiſche Erörterungen hier Herr von Mureck anſtellt...“ „Den Zeiger der Weltenuhr vorwärts ſtellen,“ ent⸗ gegnete Graf Koſtitz wie aus tielen Gedanken auffahrend —„das wäre ſo etwas! Was denken Sie, Gnädigſte? Oder ſagte man beſſer:„Den Zeiger voran rücken?“ Raban entzog ſich dem nun beginnenden Geplauder und bald dem ganzen Kreiſe, indem er ſtill verſchwand — er hatte ein drückendes Gefühl des Fremdſeins hier, wie er es ſo ſtark nie empfunden, und es drängte ihn fort — fort in ſein einſames Zimmer, wo er ſich vornahm, noch einmal den Brief ſeines Vaters zu leſen. Am Tage darauf gegen Abend ſchlug er den Weg nach der Wohnung der Stiftsdame ein. Er wurde in einen dämmerigen, in den Hof eines großen Gebäudes gehenden Salon geführt— es herrſcht eine eigentümliche Lichtloſigkeit in ſo vielen Neubauten der großen Stadt — und nach einigem Warten betrat er das ſchon durch eine Lampe erhellte Wohngemach der alten Dame. Marie kam ihm entgegen und ſtellte ihn der Tante vor— es war eine große hagere Dame mit einem langen, ſehr blaſſen Geſichte. Sie grüßte Raban mit mattem freund⸗ lichen Lächeln, bot ihm die Hand zum Kuſſe und entſchul⸗ digte ſich, daß ſie ihn in ihrer ruhenden Lage auf dem Sofa empfange, da ihr jede Bewegung Schmerzen mache. Er mußte ſich in einem Fauteuil am Kopfende ihres Ruhebettes niederſetzen, während Marie eine Stickerei, welche ſie hingeworfen, wieder aufnahm. „Ich habe,“ ſagte das alte Fräulein,„Ihren Vater ſehr wohl gekannt. Als junges Mädchen war ich ſehr oft bei meiner Schweſter auf Arholt, und von dort kamen wir nicht ſelten zum Beſuche nach Mureck. Es iſt ein ſehr hübſcher Ort, Mureck, das Herrenhaus liegt ſchön und frei und iſt ſo behaglich eingerichtet...“ „Es iſt doch lange nicht ſo impoſant wie das ſtatt⸗ liche Arholt mit ſeinen mächtigen Türmen,“ ſagte Raban. „Mit ſeinen Türmen, ja,“ fuhr das Fräulein mit ihrer leiſen, gedämpften Stimme ſort—„in denen ich ſo oft herumgeklettert bin, auf die Gefahr hin, auf den ausgebrochenen morſchen Stiegen den Hals zu bre⸗ chen. Man iſt ſo verwegen und kopflos wenn man jung iſt. Aber ſolch eine feudale Herrlichkeit, wie Arholt, iſt recht gründlich unbequem, wenn man darin wohnen muß. Welche Mühe meine Schweſter hatte, ſich darin leidlich einzurichten, Sie glauben es nicht! Mein Schwa⸗ er, ihr Gatte, hatte gar keinen Sinn dafür— aber Ihr Vater, Herr von Mureck, ging ihr mit manchem uten Rat zur Hand. O, ich erinnere mich Ihres Vaters 0 gut! Es war ein Original, ein wahres Original; er ging meiſt ganz in Leder, in Hirſchleder gekleidet, in ledernem Wamms, Weſte und Beinklethern. Man behauptete auch, er habe ſich in ſeinem vollen Leder trauen laſſen, was aber gewiß nur ein ſchlechter Scherz War „Aber,“ unterbrach hier Raban das Stiftsfräulein, das ſich offenbar mit Befriedigung in dieſe Jugenderinne⸗ rungen vertiefte—„mein Vater in ſo befremdlichem Koſtüme? Ich kann meiner Phantaſie durchaus nicht abgewinnen, ihn mir ſo— ledern vorzuſtellen... wirk⸗ lich nicht!“ „Es iſt aber ſo, wie ich Ihnen ſage,“ fiel lebhafter das alte Fräulein ein—„ich ſehe ihn ja noch vor mir mit dem großen roten Flecke unter der linken Schläfe.“ „Ach,“ rief Raban aus,„das war mein Großvater — den ich gar nicht mehr gekannt habe..“ „Ihr Großvater war es? Nun ja, nun ja, Sie haben recht, ihr Großvater wird es geweſen ſein— mein Gott, wenn man ſo alt wird!— man denkt immer nicht daran, daß die Menſchen, die Dinge, die Welt in ewiger Strömung bleiben, während man ſelber chehen geblieben iſt.— Alſo Ihr Großvater war es — ein Original war er aber doch— und ſonſt ein 0 praktiſcher Mann. ö (Fortſetzung folgt.) ö „ rer Seer e eee 332. 2„..