3 N 5 5 75 eee eee eee eee eee eee Erſcheint täglich, aut Ausngyme ner Sone Feiertage. Der Aboanementspreis betcägt nongtiteh Mk. 1.—. a d dei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quarta! Mk. Der deutsche Tagesb ficht. Großes Hauptquartier, 13. Feb(7 5. Ami Weſtlicher Kriegsſchauplatz. Heeresgruppe des Kronprinzen Rupprecht und Deutſcher K onp linz g Stärkere Erkundungsabteilungen, die der Feind nördlich von Lens und nördlich vom Omignonbache au⸗ ſetzte, wurden im Nahkampfe abgewieſen. f Im übrigen blieb die Gefechtstätigkeit auf kleinere Erkundungen und Artilleriefeuer in einzelnen Abſchaitten beſchränkt. ö Heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls Herzog Albrecht von Württemberg Nach heftiger Feuertätigkeit zwiſchen Flirey und Moſel ftießen mehrere franzöſiſche Kompagnien bei Remenauville und am Weſtteil des Prieſterwaldes gegen unſere Linien vor. Nach kurzem Kampfe wurde der Feind unter ſchweren Verluſten zurückgeworfen. Gefangene blieben in unſerer Hand. 1 Am Sudelkopf und am Hartmannsweilerkopf Ar⸗ tillerie⸗ und Minenkampf. cher Bombenabwürfe auf In Vergeltung feindle ere Fliege geſtern Saarbrücken am 5. Februar griffen unf abend die Feſtung Nancy mit Erfolg an. * Mazedoniſche Front a Bei Monaſtir und am Wardar Artillerie- und Fliegertätigleit. f Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues. Der erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. Die Notwendigheit deutſchen Kolonialbeſtges. Von Dr Solf, Staatsſekretär des Reichskolonialamts. Wenn man vor dem Kriege über die Notwendigkeit deutscher Kolonialbeſitzes bei uns in manchen wirtſchaftlichen Kreiſen un! politiſchen Zirkeln noch Zweifel gehabt hat, ſo hat der Krieg mi einen, im übrigen unwillkommenen, wirtſchaftlichen Folgen dock das eine Gute gehabt, daß er dieſen Zweiflern die wirtschaftlich. Notwendigkeit deutſchen Kolonialbeſitzes eindringlicher vor Auger gehalten und ſie, wie ich hoffe, von ihr überzeugt hat. Die deutſch⸗ Volkswirtſchaft der letzten Jahre ſtand und ſteht unter dem Mange an kolonialen Rohſtoffen und Genußmitteln. Es gibt keinen ge. werblichen Betrieb in Deutſchland und keinen Haushalt, der den Mangel an Baumwolle, Wolle und ſonſtigen Faſerſtoffen, an Leder Kautſchuk, techniſchen Oelen und Fetten, an Speiſefetten, Kaffee, Tee, Kakao, Kraftfuttermitteln uſw. nicht zu ſpüren bekommen hätte. Jeder einzelne Staatsbürger hat ihn in ſeiner Lebenshaltung und an ſeinem Geldbeutel erfahren. Während früher, zur Zeit der geſchloſſenen Staatenwirlſchaft, e en fast ganz auf die Befriedigung in den eigenen 85 180 eingerichtet war und nur einige Luxuswaren, die unſer Wirt aum verlangten, von Ueberſee bezogen wurden, hat 3 ſchaftsleben in den letzten Jahrzehnten infolge der ge⸗ alligen Ausdehnung des Dampfer⸗ und Eiſenbahnverkehrs mit ſeinen niederen Frachten und großen Laderäumen ſich mehr und mehr von den örtlichen Vorausſetzungen der Rohſtoffperſorgung losgelöſt und auf den Bezug aus dem Auslande eingeſtellt. Die Auslandszufuhren waren die Vorausſetzung für die Volksvermeh⸗ rung, die in den letzten fünfzig Jahren faſt eine Verdoppelung der deutſchen Bevölkerung ermöglicht hat. Die Bevölkerungszunahme hat dann ſelbſt wieder eine Steigerung der Auslandsbezüge zur Folge gehabt und hat ſo als Urſache und als Ziel dazu geführt, daß das deutſche Wirtſchaftsleben von den Rohſtoff⸗ und Nah⸗ rungsmittelbezügen aus dem Ausland mehr und mehr abhängig geworden iſt. Dieſe Abhängigkeit iſt jetzt durch die wirtſchaftliche Entwicklung und die Bevölkerungszunahme feſtgelegt und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Abſchneidung dieſer Zufuhren hat ihre Wirkung in der erſten Kriegszeit auf einige Zweige des Wirtſchaftslebens beſchränkt, hat ſich dann aber mehr und mehr auf allen Gebieten des täglichen Lebens fühlbar gemacht und das deutſche Volk unter ſchweren Mangel, auf manchen Gebieten in Not und Entbehrung geſetzt. Zuerſt hat die Million deutſcher Arbeiter, die ihr Brot vor dem Kriege in der Textilinduſtrie verdient haben, durch Schließung der Fabrikbetriebe ihre wirtſchaftliche Abhängigkeit von der über⸗ ſeeiſchen Zufuhr zu ſpüren bekommen. Ihr folgten bald andere Induſtrien. Noch mehr hat die tägliche Lebenshaltung jedes ein⸗ zelnen unter dieſer Abſchneidung gelitten, am meiſten unter der Not an Speiſefetten, die unmittelbar durch das Fehlen der Roh⸗ ſtoffe für Margarine, mittelbar durch das Fehlen der Kraftfutter⸗ mittel veranlaßt iſt, die ſonſt in der Form von Milch, Butter und Schweinefett und von Fleiſch der Volksernährung gedient haben. Unter dem Mangel an Kaffee, Tee und Kakao hat das deutſche Volk, wenn ſie als Genußmittel an ſich auch entbehrt werden können, im Rahmen der ſonſtigen Vereinfachung und Rückbildung unſerer täglichen Lebenshaltung gleichfalls ſchwer zu leiden gehabt. Die Abſchneidung der Zufuhr an Baumwolle, Wolle und ſonſtigen Faſer⸗ ſtoffen und an Häuten hat nur deshalb zu einer Kataſtrophe in der Bekleidung des deutſchen Volkes nicht führen können, weil in einem Lande von einer ſo hohen durchſchnittlichen, äußeren Lebenskultur wie in Deutſchland ein ſo großer Ueberſchuß an Kleidern, Wäſche und Schuhen aus der Friedenszeit vorhanden war, daß auf ſie als i langanhaltende Reſerve zurückgegriffen werden konnte. Die 9 5 4 Aer Burger 1 lber Amer Semenhelnn. Anes heim, Men ATHAn sn und EAingen. 0 D de Ain Tann, Seckenheim. — Wirkung der Abſchneidung von der überſeeiſchen Zufuhr ließ ſich noch in vielen Einzelheiten weiter verfolgen; ich ſehe davon ab, weil jeder einzelne dieſe Wirkung ſelbſt zur Genüge verspürt hat und weil mancher unter denen, die früher den Verbrauch von Baumwollerzeugniſſen oder Speiſefetten gedankenlos und als ſelbſt⸗ verſtändlich hingenommen haben, jetzt zum Nachdenken über die Herkunft dieſer Waren veranlaßt worden ſein mag. Am Ende ſolcher Gedankengänge wird meiſt geſtanden haben: Zufuhr aus Ueberſee. f Wie wird das nach dem Kriege werden? Die Waren, die wir aus Ländern mit gleichen, klimatiſchen Verhältniſſen bezogen haben, wie Brot⸗ und Futtergetreide, werden wir uns in Zukunft durch weitere Verbeſſerung unſerer landwirtſchaftlichen Methoden und durch den Ausbau unſerer Handelsbeziehungen mit den benach⸗ barten, insbeſondere den verbündeten Staaten ſicherzuſtellen ſuchen müſſen. Anders bei den Waren, die unter anderen klimatiſchen Vorausſetzungen ſtehen. Wer alles Heil von dem Tage nach dem Friedensſchluß erwartet und glaubt, es werde alles in den gleichen Bahnen weiterlaufen, die der 1. Auguſt 1914 verſperrt hat, wird wahrſcheinlich eine ſchwere Enttäuſchung erleben. Eng⸗ land und ſeine Verbündeten drohen mit dem Wirtſchaftskriege nach dem Kriege mit den Waf Rohſtoffe der ganzen Welt unter Geſetzt den ſchlimmſten Fall, es käme zum Wirtſchaftskrieg in der angedrohten ſcharfen Form, woher ſollen wir die kolonialen Roh⸗ ſtoffe bekommen, deren Herkunftsgebiete zum größten Teil in den Händen unſerer jetzigen Feinde ſind? Die nicht unter feindlicher Ueberwachung ſtehenden neutralen Ueberſeeländer reichen nicht aus, um unſeren Bedarf zu decken. Und wenn unſere jetzigen Feinde auch ſpäterhin ihren Ueberſchuß an Rohſtoffen aus Ge⸗ ſchäftsintereſſe für uns abfallen laſſen, werden wir dieſen Ueber⸗ ſchuß nicht belaſtet mit Ausfuhrzöllen oder ſonſtigen Abgaben be⸗ kommen, die den Wettbewerb unſerer Industrie und die Erhaltung unſeres induſtriellen Arbeiterheeres unmöglich machen? Hier kann nur ein eigenes Kolonialgebiet uns von dem wirtſchaftlichen Druck unſerer Feinde entlaſten. Unſere Kolonien haben zur Deckung unſeres Rohſtoffbedarfes vor dem Kriege zwar nur zu einem kleinen Teil beigetragen. Es kommt aber zunächſt auch nicht darauf an, alle unſere Rohſtoffe aus eigenen Kolonien zu beziehen, ſondern einen uns feindlichen Truſt auf dem Weltmarkt der Rohſtoffe be⸗ kämpfen zu können. Dazu reichen erfahrungsgemäß ſchon ver⸗ hältnismäßig geringe, freie Mengen aus, und wenn es uns ge⸗ lingt, die vor dem Kriege noch kleinen, aber in raſcher Steigerung begriffenen Rohſtofferträge unſerer Kolonien durch intenſive Arbeit und— wenn möglich— durch Vergrößerung unſeres Kolonialbe⸗ ſitzes zu erhöhen, ſo beſteht de Ho datz wir unter Heran⸗ ziehung der ſonſtigen, vom Feinde nicht überwachten Rohſtofferzeu⸗ gung dem feindlichen Truſt entgegentreten können. Ohne eigene Erzeugung ſtünden wir ihm wehrlos gegenüber. Aber auch wenn der Wirtſchaftskrieg in der angedrohten Form nicht zur Wirklichkeit wird, wenn der Handel durch Handelsverträge ſichergeſtellt werden kann und Erzeuger und Kaufleute aus Ge⸗ ſchäftsintereſſe perſönliche, politiſche Zuneigungen und Abneigungen urücktreten laſſen, ſo muß eines doch klar erkannt werden. Schon Tendenz gezeigt, die allgemeine, freie enen großen Wirt; 72 0 vor dem Kriege hat ſich die Weltwirtſchaft durch die Schaffung von geſchloſſ ſchaftsgebieten zu lockern, die in der Deckung ihres Rohſtoffbedarfe und im Abſatz ihrer Fertigerzeugniſſe ſich ſelbſt genügen. Unter den imperialiſtiſchen Zielen des„greater Britain“ ſtand ſchon vor dem Kriege die Schaffung einer ſolchen in ſich geſchloſſenen britiſchen Weltwirtſchaft mit an erſter Stelle. Die engliſchen Ko⸗ lonien ſollten in die englische Weltwirtſchaft enger eingefügt und zuſammen mit dem Heimatlande durch ein gemeinſames Zollſyſtem gegen die übrigen Wirtſchaftsgebiete abgegrenzt werden. Ruß⸗ land und die Vereinigten Staaten mit ihren rieſigen, über ver⸗ ſchiedene klimatiſche Zonen ſich erſtreckenden Landgebieten tragen die Vorausſetzung zu einer gleichen Entwicklung in ſich. Auch Frankreich hat in ſeinem benachbarten großen Kolonial⸗ reich ähnliche Entwicklungsmöglichkeiten. Japan ſucht ſie ſich in China. Das iſt eine Entwicklung, die wir vor dem Kriege nicht ge⸗ fördert, im Gegenteil durch die handelspolitiſche Stellung unſerer Schutzgebiete zu verneinen beſtrebt waren. Dieſe Entwicklung i aber durch die Kriegswirtſchaft nicht unterbrochen oder aufgehalten, ſondern noch ſchärfer akzentuiert worden. Sie wird ſich über kurz oder lang— hier ſchärfer, dort in loſeren Formen— noch ſtärker geltend machen und den Erfolg von Handelsverträgen und aller gewerblichen und kaufmänniſchen Tüchtigkeit aufheben. Deutſch⸗ lands Wirtſchaft muß auf die Dauer verkümmern, wenn es ſich dieſer Entwicklung nicht anſchließt und ſich nicht gleichfalls ein ſeiner wirtſchaftlichen Kraft entſprechendes und genügendes überſeeiſches Bezugsgebiet ſichert, das ſpäterhin auch für einen Teil ſeiner Fer⸗ tgerzeugniſſe geſicherten Abſatz bietet. Das kann heute nur noch in Afrika geſchehen, deſſen politiſche Grenzen noch im Fluſſe ſind. Nach dieſem Kriege werden die Grenzen auch in Afrika voraus⸗ ſichtlich auf eine lange Reihe von Jahrzehnten hinaus erſtarren und feſte Formen annehmen. Wenn wir mit den übrigen wirt⸗ ſchaftlichen Großmächten in Zukunft gleichen Schritt halten wollen, nuß beim Friedensſchluß mit den Weſtmächten daher aller Einfluß dafür eingeſetzt werden, daß unſere kolonialen Anſprüche in Afrika befriedigt. werden. Was uns diefer Friedensſchluß in Afrika nicht bringt, wird uns für lange Zeit, vielleicht für immer, verloren ſein. Dem Einwande, daß ein neuer Krieg uns doch wieder in der gleichen Lage der Absperrung der Zufuhr finden wird, ob wir Kolonien haben oder nicht, muß ich entgegenhalten, daß wir unſere Wirtſchaft doch zunächſt für den Frieden, nicht für den Krieg auf⸗ bauen müſſen. Und dann muß hinter die Behauptung, daß uns ein zukünfliger Krieg wieder in der gleichen Lage finden wird, doch ein Fragezeichen gemacht werden. Auf jeden Fall werden wir uns in einem neuen Kriege, auch wenn er wieder unter dem Zeichen der Seeſperre geführt werden ſollte und uns die Behauptung der Seeherrſchaft dann nicht gelänge, mit einem großen Kolonialreich in keiner ſchlechteren Lage befinden als ohne ein ſolches. Daraus kann alſo ein Gegenargument gegen die Einbeziehung der kolo⸗ nialen Grundlage in den Wiederaufbau unſerer Volks irt 1 fen und treffen alle Anſtalten, um die ihre Ueberwachung zu bringen. ö Inſerttons preis: Die etuſpa ige Petitzeile 20 Pfg., Reklamen 60 Mfg. bi delle, Bei öfterer Aufnahme aba. Meraſprechanſchluß Mr. 18. CC Ich habe vorstehend bei der Antwort auf die Frage„Brauchen wir Kolonien?“ die wirtſchaftlichen Geſichtspunkte in den Vorder⸗ grund geſchoben, weil ſie durch den Krieg jedem handgreiflich ge⸗ worden ſind. Die machtpolitiſche Wichtigkeit eines großen Kolo⸗ nialbeſitzes darf daneben aber nicht überſehen werden. Wir müſſen einen Anteil an den Herrſchaftsgebieten außerhalb Europas haben, wenn wir nicht gegenüber den ſich immer mehr feſtigenden Welt. reichen auf die Stufe der kleineren Mächte hinabgleiten wollen. Es darf auch nicht wieder vorkommen, daß in künftigen Kriegen farbige Maſſenheere auf den europäiſchen Kampfplatz geworfen werden und unſer Land von dem Einbruch unziviliſierter Völker bedroht wird. Unſere herrlichen Truppen dürfen nicht wieder vor a die unwürdige Notwendigkeit geſtellt werden, ſich mit ſchwarzen Söldnerheeren ſchlagen zu müſſen. Wenn wir in Afrika ein gleich wertiges Kolonialreich beſitzen, haben wir damit ein militäriſches Gegengewicht in der Hand, das entweder Frankreich und England zwingt, von der Militariſierung Afrikas abzuſtehen, was wir in erſter Linie anſtreben, oder aber die feindlichen Kräfte in Afrita bindet, wenn Frankreich und England von der Mobiliſierung der ſchwarzen Raſſe nicht ablaſſen wollen. Schließlich verlangt unſere Stellung als Kulturvolk, daß wir Arbeit, Koſten und Ehre der kulturellen Durchdringung des Erden⸗ rundes nicht den übrigen Kulturvölkern überlaſſen. Unſere Be. teiligung an der Hebung tiefſtehender Völker und an der Erſchlie⸗ ung der tropiſchen Gebiete iſt nicht nur ein Anſpruch, den wir gegenüber unſeren jetzigen Gegnern erheben müſſen, ſondern auch eine Ehrenpflicht gegenüber dem Deutſchtum und der Menſchheit. Die ſittliche und aufbauende Kraft, die Deutſchland in dieſem Kriege bewieſen hat, verlangt ein Betätigungsfeld über unſere Grengen hinaus. Im Internierungslager. (Fortſetzung und Schluß.) a 8 Wo jetzt nach Jahresfriſt weitere 980 Zivilgefangene über 45 nach Deutſchland entlaſſen worden ſind, können wir für das Schickſal dieſer unſerer Landsleute wohl genügend Intereſſe erübrigen, um emen zweiten Artikel über uns ergehen zu laſſen.. Die in London Internierten ſind meiſt mit Töchtern Albions verheiratet oder ſie beſitzen Frauen befreundeter oder neutraler Abſtammung. Aehnlich, wie die Weiber von Weinsberg, konnten ſich auch jene das Liebſte auf der Welt, in Geſtalt ihrer Ehege⸗ ſponſte, auf den Buckel laden, aber nicht dabehalten. Das Vor⸗ recht beſtand darin, daß die Männer ein Jahr nach Kriegsausbruch in Freiheit bleiben und ihren Geſchäften nachgehen durften. Wer aber beſchäftigte denn noch einen Deutſchen, oder kaufte ihm etwas Germany“ gebrandmarkt ab? Waren, die mit dem„made in waren, wurden ängſtlich verſteckt und garnicht feilgeboten. Eine tägliche Meldung bei der Polizei war zwar nicht nötig, und eine Kontrolle ſeitens dieſer wurde ſelten geübt, doch kam es Einem vor, als ob man mit einem Kainszeichen auf der Stirn in den Straßen herumirrte. Das Gefühl war derartig bedrückend, daß man ſich mit dem Dichter ſagtg:„Viel ſchöner als daheim iſt's in Ge⸗ angenſchaft.“ Endlich ſenkte ſich das Damoklesſchwert in Geſtalt einer Vorladung zwecks Internierung auf uns herab, und ſo mußten denn viele ihr komfortables home mit einem Raum von wenigen Quadratfuß, nebſt obligater Holspritſche und Strohſack vertauſchen Die Wahl zwischen dieſem und einem deutſchen Schützengrabei wäre ausnahmslos zu Gunſten des letzteren entſchieden worden „Che entrate, lasciate qui speranza“—„Die Ihr hier ein tretet, laſſet alle Hoffnung hinter Euch.“ Dieſe Inſchrift hätte auc dem Alexandra Palace, unſerm damaligen Aufenthaltsorte, zu Ehre gereicht. Aber das ſeeliſche Leid überſtieg weit das körper liche Dulden. 5 Die ganze Internierungspolitik ſtellte ſich bald als eine gam 5 ſchädliche Maßnahme heraus, denn das Deutschtum rankte mit tauſend Faſern im britiſchen Boden. Es wurde auch offiziel zugegeben, daß ſich die wenigen Spione nicht aus anſäſſigen Deutſchen, ſondern aus Neutralen rekrutierten. Infolge der wirt ich nachſichtigen Behandlung ſeitens der Behörden, war das deutſche Element eines der loyalſten unter der fremdländiſchen Bevölkerung Englands. Durchdrungen von der Ueberzeugung, die durch die einſeitige Darſtellung in der britiſchen Preſſe noch befeſtigt wurde, daß der Krieg vom Kaiſer frivolerweiſe dem Lande aufgezwunge worden war, drängten ſich unſere Söhne zu den Fahnen. Als aber ſahen, daß man ihre Väter bereits ein Jahr feſthielt, ohne Miene zu machen, ſie ihren Familien zurückzugeben, da fragten ſie ſich doch, ob ſie verpflichtet ſeien, unter ſolchen Ae das Land der Freiheit ihr Blut zu vergießen. Die Behörden ſahen ſich denn auch veranlaßt, ſie aus der Kampflinie zurückzuziehen ihnen nur die Landesverteidigung anzuvertrauen. Es gab davon ganze Regimenter, auf deren Lovalität kein unbedingter Verlaß war. Flinten bekamen ſie auch nicht, denn die konnten aus Ver⸗ ſehen losgehen. Unter dem Eindruck dieſer mißtrauiſchen Behand⸗ lung machte ſich denn auch unter dieſen Elementen der Geiſt der Rebellion geltend. Aus den Barracken pflegten oft martiale deulſche Weiſen, wie„Die Wacht am Rhein“, zu erklingen. Ein Regiment, das in der Nähe von London lag, führte im Volt den Titel:„The Kaiſers Own“— Des Kaiſers Leibregiment. e Vor Einführung des Dienſtzwanges wurden alle Künſte Ueberredung angewendet, um die jungen Leute überhaupt zum f willigen Mit Erlaubnis Arbeitgeber beſuchten Werbeoffiziere die Werkſtätten, um mit Leuten ſelber zu reden. Dutzend deutſcher Kugeln in ihrem Lauf aufhalten kon ſie beſonders zu.„Der Prinzipal hätte ihn an ihn gewi tär gemeldet?“— erſt die heran; ſie halten abend wurde dem betreffenden Arbeiter Dienſte nicht mehr bedürfe. Wie in Frankreich, war auch in England eine Geſellſ Werke, um Scheidungen englischer Frauen von Deutſchen zu r e e 7 N aber nur in vereinzerten Fällen Erfolg und da waren wohl beide Teile am häuslichen Glück ſchuld. Welch eigener An⸗ blick, wenn ſich an Beſuchstagen die Frauen mit den Kindern ins Zimmer drängten. Wie da die großen Kinderaugen auf den Vater gerichtet waren, welch ſtumme Fragen man ihnen entnehmen konnte. Die tapferen, kleinen Frauen ließen ebenfalls keine Klagen laut werden, wohl wiſſend, daß, wenn die unglücklichen Männer nach der Beſuchszeit wieder in der engen Klauſe über die mißliche Lage der Familie nachdenken, ihnen nur noch ſchwerer ums Herz werden würde. Alſo durchhalten trotz böſer Nachbarinnen und Schulge⸗ fährten. Im Rahmen der enggezogenen Vorſchriften ließen es die Offiziere den Internierten gegenüber durchaus nicht an Entgegen⸗ kommen fehlen; ſie benahmen ſich durchweg als Gentlemen und nahmen an ihrem Treiben regen Anteil. Sie wußten aber auch, daß dieſe bei anſtändiger Behandlung unter ſich auf Disziplin und Ordnung halten würden. Anläßlich der Geburtstagsfeier des Kaiſers von Oeſterreich wurden in dem großen Schlafſaal von den Vertretern der verbündeten Mittelmächte zündende Reden gehalten und die Elektrizität in der Luft teilte ſich den Anweſenden mit. Da teilte ſich die Menge rechts und links, um einer hohen, ſchlichten Geſtalt in Uniform Platz zu machen.—„Der Kommandant“— ging es von einem Mund zum andern. Er kam vollſtändig unbe⸗ waffnet und trug nur ein Stöckchen in der Hand, wie in Friedens⸗ zeit außerhalb des Dienſtes. Darauf nahm er auf einem Sitze Platz, lauſchte der Muſik und ging wieder. Seine Anweſenheit wirkte wie die eines Löwenbändigers. Er war auch auf ſeine Hauskapelle, aus hervorragenden Künſtlern Londoner Orcheſter rekrutiert, beſonders ſtolz. Die Konzerte, Vorſtellungen und Filmen waren auch wirkliche Lichtflecke in unſerm Daſein. Die Bewachungs⸗ mannſchaften beſuchten wohl ebenſo gern unſer Kino, natürlich abgeſondert. Auf die künſtleriſchen und gewerblichen Leiſtungen hielten die Offiziere große Stücke. Solch eine Kunſt⸗ und Ge⸗ werbeausſtellung, wie ſie auf der Inſel Man abgehalten wurde, konnte ſich auch ruhig draußen ſehen laſſen, berückſichtigt man dabei die ungeheure Schwierigkeit der Beſchaffung des Materials und die primitiven Werkzeuge. Auch die Lehrinſtitute, unter Lei⸗ tung von Fachmännern, waren gleich muſterhaft— auf der Inſel Man waren ſie ſogar zur Ausſtellung von Reifezeugniſſen befugt. Sportliche Uebungen und Schauturnen, wie auch andere Veran⸗ ſtaltungen bringen etwas Abwechslung in das Einerlei des Gefängnis⸗ lebens. Wenn es nicht noch Zeitungen und Bücher gäbe, würde es man ja garnicht aushalten können. Früher gab es das nicht, auch milderte ſich die Behandlung, die man uns angedeihen ließ, erſt mit der Zeit. Die kurz nach Kriegsausbruch Internierten, auf die die eingangs erwähnten Vorrechte keine Anwendung fanden, wurden gang brutal behandelt. An dieſe Wehrloſen ließ man die ganze Wut, den Haß, den Neid, der ſich gegen den deutſchen Erfolg in der Welt angeſammelt hatte, aus. Angeſehene Vertreter erſter Häuſer wurden in den Haßenſtädten wie Verbrecher gekettet in die Poligzei⸗ zellen abgeführt. Alles wurde aufgegriffen— aber nichts war zu der Aufnahme der Mengen bereit, die ſich noch durch eine Anzahl von Seeleuten und Koloniſten vermehrten. Die Nationalitäten kamen unter ſich ſehr gut aus. Auf der Inſel Man war eine ganze Hütte nur von Türken bewohnt. Eine ruhigere Gemeinſchaft von Menſchen konnte man ſich garnicht vorſtellen. Die Ungarn pflegten etwas anmaßender zu ſein; jedoch unterordneten ſie ſich gern den Reichs deutſchen, an deren Entſcheidung oft von Seiten der Oeſter⸗ eicher appelliert wurde. Die Behörden wollten einmal den In⸗ ternierten aus der Donaumonarchie beſondere Vorrechte vor den Dieꝛutſchen, alſo auch ein Lager für ſich, einräumen; dies wurde aber von den Oeſterreichern nur mit der Bedingung angenommen, daß die Privilegien auch den deutſchen Brüdern zuteil werden müßten und eine Trennung von dieſen, mit denen ſie ſo lange Leid und Freud geteilt hätten, nicht erforderlich ſei. So blieb es beim Alten. Böſe Zungen behaupten, daß ſich die Oeſterreicher mit den Angarn, ohne das Dazwiſchentreten der Deutſchen, bis aufs Meſſer bekriegen würden. Das habe ich nie geglaubt. Hauptſache iſt aber, daß auch dieſen Maſſen, die jetzt ſchon 37 Jahre ſchmachten, die Freiheit naht, denn dieſe lange Haft ſchädigt die Leute an Körper und Seele, weit mehr als die an der Front, mit denen ſie gern tauſchen möchten. Bloß frei ſein! Die drei Wunderarme. * Man hört jetzt viel von den Wundern, die die Technik an der Kriegsverletzten tut, denen ſie ſelbſt auf den Schlachtfeldern ſe furchtbare Wunden ſchlug. Wer früher beide Arme verloren hatte, war vollkommen hilflos. Heutzutage ermöglichen künſtliche Arme und Hände ihrem Beſitzer, ſich ebenſo wie ein Geſunder zu be⸗ wegen, zu grüßen, ſich die Zigarre 3 ſich zu raſieren, jo ſeogar zu ſchreiben. Ueber die Arten dieſer künſtlichen Arme, ihre Bezeichnungen ſowie ihre Leiſtungen herrſcht noch vielfach Un⸗ klarheit, ſo daß einige aufklärende Worte am Platze ſein dürften Von den„Wunderarmen“ der beſchriebenen Art, wie man ſie nennen könnte, gelangen heutzutage in der Hauptſache drei zur Berwendung, die alle in der unter Leitung von Profeſſor Schle⸗ ſinger ſtehenden„Prüfanſtalt für Erſatzglieder“ angebracht, im Betrieb und bei den verſchiedenſten Arbeiten genau beobachtet werden, ſo daß ſich äußerſt wertvolle Erfahrungen ergeben haben. dieſe drei Arme ſind der„Carnes⸗Arm“, der„Germania⸗Arm“ und der„Sauerbruch⸗Arm“. 3 Der„Carnes⸗Arm“ kommt aus Amerika. Seine Patente wurden im Intereſſe unſerer Kriegsbeſchädigten vom Reiche um eine hohe Summe erworben. Der„Carnes⸗Arm“ wird am Ober⸗ Armſtumpf oder, wenn auch dieſer fehlt, an der Schulter befeſtigt und iſt mit einer Hand verſehen, deren Daumen feſtſteht, während ſich die Finger bewegen. Im Innern des Armes ſind Zugſchnüre angebracht, die durch Bewegungen der Schulter bezw. der Schulter⸗ muskulatur in Bewegung geſetzt werden. Durch derartige Bewe⸗ gungen iſt es alſo dem Verletzten möglich, mit ſeinem Arm und ſeiner Hand alle Verrichtungen auszuüben, die das tägliche Leben erfordert. Die Beweglichkeit des Armes geht ſo weit, daß die Hand ſogar an den Hinterkopf gelegt werden kann. Im allgemeinen be⸗ 5 zeichnet man den Carnes⸗Arm als den Arm des geiſtigen Arbeiters, der keinen ſchweren Dienſt zu verrichten hat, und dem es genügt, wenn er zu grüßen, den Schirm zu tragen, zu ſchreiben, ſich raſteren zu können, die Zeitung zu halten und Aehnliches vermag. Der„Germania⸗Arm“ hingegen iſt ein Arm für den geiſtigen Arbeiter ſowohl wie für den Schwerarbeiter. Er hat mit dem Carnes⸗Arm die außerordentlich leichte Beweglichkeit gemein, nur ſtehen bei ihm die Finger feſt, während der Daumen beweglich eingerichtet iſt. Solange der Arbeiter ſich auf der Straße oder zu Hauſe befindet, trägt er den ſo eingerichteten„Schönheitsarm“. An der Arbeitsſtelle jedoch wird entweder der untere Teil des Schönheitsarmes oder die Hand abgenommen. An ihre Stelle kommt der„Arbeitsarm“, der aus beſonders geformten Teilen besteht, wie ſie eben die zu verrichtende Arbeit erfordert, und die bei wechſelnder Arbeit auch gegeneinander ausgewechſelt werden können. Nach beendeter Arbeit wird wieder der Schönheitsarm angebracht. Beſonderes Aufſehen erregte in jüngſter Zeit der„Sauerbruch⸗ vor deſſen Anbringung allerdings eine beſondere Operation Vanghetti⸗Sauerbruch notwendig iſt. Am Oberarmſtumpf be⸗ ſich noch Teile von Muskeln, die der Verletzte zu bewegen Dieſe Muskeln werden bei der Operation ſo eingerichtet, ſie ein wagerecht liegendes Stäbchen tragen. Von dem ochen gehen Schnurläufe aus, die zur Bewegung der Hand el Die beiden Schnurläufe verſehen alſo die Rolle der 5 Bewegt der Verwundete ſeine Muskelreſte, ſo werden Stäbchen gehoben bezw. geſenkt und damit die Schnurläufe rt bezw. verlängert. Der Sauerbruch⸗Arm zeichnet ſich durch 8 der Bewegungen aus, die bei entſprechender Uebuna 3ST 3 mag 5 N 5 n R 7 1 3 PP von den Bewegungen eines natürlichen Armes kaum zu unter⸗ ſcheiden ſind, doch ſcheuen ſich die Verletzten im allgemeinen, ſich der Operation zu unterziehen, die ſeiner Anbringung vorhergehen muß. ö Der Bewegungsmachanismus iſt bei allen Armen jetzt ſo ver⸗ einfacht, daß jeder Verletzte auf dem einſamſten Dorf leben kann. Tritt hier eine Störung ein, ſo iſt auch der Dorfuhrmacher im⸗ ſtande, den Arm bezw. die Hand in wenigen Minuten wieder in Ordnung zu bringen. Bermichtes Vermiſchtes. Statt eines Pfundes.. 500 Gramm! Prochene fpanzöſiſche Brotkarte iſt führt. Da aber die Die vielbe⸗ ö immer noch nicht einge⸗ Vorräte an Brotkorn nichtsdeſtoweniger gering ſind, ſo fehlt es nicht an Ratſchlägen, dieſem Mangel tunlichſt beizeiten abzu„Ja“, ſchreibt ein Blatt des Buüdens, wie die Pariſer Zeitung„L'Oeupre“ mitteilt,„ſparen wir uns täglich das Brot vom Munde ab. Wer ſich ein 1 helfen. Kilo kaufte, kaufe nunmehr nur noch ein Pfund, wer ein Pfund brauchte, begnüge ſich mit 500 Gramm. Auf dieſe Weiſe wird Frankreich ohne Brotkarte auskommen können“ Sollte das 750 Gramm wiegen? Ein deulſcher Archilekt als Erbauer des neuen Bahnhof⸗ in Sofia. Die bulgarische Regierung ſchloß einen Vertrag mit dem Dresdener Architekten Proſeſſor Kuenno, dem Er⸗ baver des Leipziger Bahnhofs ab, für den Bau eines Bahn⸗ hofs in Sofia. Der Wunderdoklor von Aubing 7. In einer Münchener Klinik ſtarb der 61jährige, ehemalige Lanowirt und Waſen⸗ meiſter Engelbert Leingärtner, der als Wunderdoktor vor Aubing(bei München) weithin bekannt war. In ſeinen 25jährigen Praxis kamen, gering gerechnet, 230 000 Per, ſonen()) aus allen Ständen, auch aus dem Ausland, insbe ſondere aus der Schweiz zu ihm! Es gab Tage, wo 100 Perſonen bei ihm vorſprachen. Seinen Hof halte er ſchor lange übergeben und ſich daneben eine Villa gebaut. Auch als„Viehdoktor“ war er ſehr geſucht. „Hindenburg und Hodler. Allen Ernſtes ſchreibt E. vor Bendemann in einem ſchwärmeriſchen Bericht über die Hodler⸗Ausſtellung in Zürich in der„Frankf. Ztg.“, es ſe unbegreiflich, daß Hindenburg nicht von Hodler gemalt ſei Nur ein ganz verdrehtes Menſchenkind kann auf den Cedanker kommen, daß der ehrenwerte Genfer Maler Hodler, der din Deulſchen als Barbaren brandmarkte, und dafür von der Welſchen mit Lobſprüchen überhäuft wunde, unſeren großer Hindenburg malen ſolle. Was der Feldmarſchall wohl den Künſtler geſagt haben würde, wenn er ihm mit ſolchen Vorſchlag gekommen wäre! Die Antwort würde wohl ähn, lich gelautet haben, wie ſie Götz dem kaiſerlichen Hauptmann gab und das von Rechts wegen. * Ein Pfiffikus. Ein Lateinſchüler in dem Städtchen 3 wurde von ſeinem Papa überraſcht— beim Pfeifenrauchen Der geſtrenge Vater ſperrte ſeinen Filius wegen dieſes„Ver brechens“ den ſchönen Sonnlag⸗Nachmittag ein und befah ihn, ein Gedicht zu machen, in welchem das Rauchen ver dammt wird. Der junge Lateiner beſtieg den Pegasus und verfertigte ein geharniſchtes Gedicht gegen den Tabak. Den Papa war ſehr erbaut und es erfolgte nun großes Verzeihen Allein am anderen Tage zeigte der Tabaksbichber das Poen ſeinen Mitſchülern und dieſe waren ganz entzückt von der Pfiffigkeit ihres Kollegen. Der junge Dichter hatte nämlick verſchledene Wörter unterſtrichen, die wir im Folgenden durck Sperrdruck hervorheben wollen. Das doppelſinnige Gedich lautete: Furchtbar ſchädlich iſt das Ta bakrauchen Und ich laſſe es für alle Zeit, Ich will nie mehr eine Pfeife nehmen, Von dem Laſter bin ich nun befreit. Denn das Tabatrauchen iſt ein Uebel, Bringt's uns doch den Zorn der Eltern ein, Und ich will für alle Erdentage Nicht ein ungeraten Kind mehr ſein. * Juviel verlangl. Fräulein:„Ter Sah raſend; heute muß der Zahn un eraus!“— Nach⸗ barin:„Ach, Fräutein, und in vier zen will mein Sohn hier in der Sbadt ſeine Zahn rapis eröffnen.., können Sie's nicht ſo lange aushalten?“ franzöſiſche Pfunobrot vielleicht erz macht mich * na heiraten!“ pe im Sauer⸗ Kühner vergleich. Cat:„Da iſt ja eine! kohl!“— Wirt:„Aber das iſt ja das W. Gefährlich.„Nicht wahr, Sie ſagen nichts davon, daß ich mir die zwanz. g iehen habe! Der kann nämlich das S Henmachen nicht eiden; außerdem liegt's in Ihrem Inteleſſe, weil er Sie auch ſofort anpumpen würde!“ „Im Eifer. Arzt:„Ihre Krantz — 5 r kommt daher, weil de zuviel grübeln— das mach! das Alleinſein! Sie müſſen ich zerſtreuen— gehen Sie in G n, in Vereine — oder heiraten Sie mei egen— ich weiß da eine Wubwe nit ſieben Kin * Dauerhaft. —„Da hat er ſie ulbeudings eing. Wale wan * Baden. Karlsruhe, 12. Febr. Das Vermögen des badiſchen Hauptvereins der Deutſchen Lutherſtiftung be⸗ rechnete ſich Ende 1917 auf 28 677 Mark. Die Geſamt⸗ ſumme der bisher in Baden gewährten Unterſtützung be⸗ trägt 63 170 Mark. Es wurden davon ausgegeben 26515 Mark für Pfarrer⸗ und 36 655 Mark für Lehrer⸗ familien. Das Vermögen des Zentralvereins und der Zweigvereine betrug Ende 1916 586 217 Mark. In den 31 Jahren des Beſtehens hat die Deutſche Lutherſtif⸗ tung an Unterſtützungen den Betrag von 1 393 969 Marl an Pfarrer- und Lehrerfamilien gewährt. () Mannheim, 12. Febr. Papſt Benedikt XV. ernannte Herrn Dr. Friedrich Geier, bisher Rechts⸗ mwalt in Mannheim, zu ſeinem Geheimkämmerer di pala ge cappa und verlieh ihm gleichzeitig das Komtur⸗ kreuz mit Stern des St. Silveſterordens. (Heidelberg, 12. Febr. An einer hieſigen Bank derſuchte letzter Tage ein junger Mann einen falſchen Wechſel in Höhe von 10000 Mark zu diskontieren. Der Beamte ſchöpfte Verdacht und verſtändigte die Kriminal⸗ volizei, der es gelang, den inzwiſchen flüchtig gegange⸗ ten Wechſelfälſcher zu verhaften. ( Naſtatt, 12. Febr. In einer Vertrauensmän⸗ terverſammlung der Zentrumspartei des 36. Wahlkreiſes purde geſtern einſtimmig Amtsrichter Strau b in Wol⸗ N e 8 fach als Landtagskandidat für die am 4. attfim dende Erſatzwahl m Waihlkreis Raſtatt⸗Baden(für Ober⸗ landesgerichtsverſädent Dr. Zehnter) aufgeſtellt. ö( Konſtanz, 12. Febr. Unter dem Verdacht des Schnapsſchleichhandels im Großen(es ſoll ſich un Schnapsmengen im Wert von über 300000 Mk. handeln wurde der Ingenieur Verloop, Inhaber der Marmelade fabrik Schönau bei Lindau verhaftet. Er war ſeinerzeil aus dem Großherzogtum Baden ausgewieſen worden. („) Bam Kloſter Beuron, 12. Febr.(Die Abt⸗ weihe.) Unter großem kirchlichem Prunk, wie er den Beuronern Ben ediktinern eigen iſt, erfolgte geſtern unten gewaltigem Andrang des Volkes aus nah und fern dit Weihe des neuen Erzabts Dr. Raphael Walzer durch den Erzbiſchof Dr. v. Nörber⸗ Freiburg. In ſeiner Begleitung befand ſich Biſchof v. Keppler⸗ Rottenburg Bei der Weihe, die vier Stunden währte, leiſteten dit Aebte Ibdeſons von Maria Laach und Placidus von St. Stephan in Augsburg Aſſiſtenz. Der Weihe wohnten auch der Protektor des Kloſters, Fürſt Wilhelm von Hohenzollern mit der Prinzeſſin Adelgunde, der älte⸗ ſten Tochter des bayriſchen Königs, ſowie der Erbprinz bei. Bei dem Feſtmahl kamen die berühmten Laudes Hinemari durch den Konvent zum Vortrag. Tiſchreden hielten der neue Erzabt, der Erzbiſchof und Fürſt Wil⸗ helm. Die Ravensburger Landsleute des neuge⸗ weihten Erzabts überreichten durch Oberbürgermeiſter Reichle ein goldenes Bruſtkreuz. Gerichtsfaal. ) Stut gart, 12. Febr. tet.) Der 75 J von Obert klage, ſeinen eige Witwer iſt, hatte einen 3 Jahre alten Sohn, der blind und ver⸗ zrümmt war und, itt. Aus Mileid ſoll der Vater am 1. Auguſt 1917, nachdem er Kran! wieder ie quaf volle Nacht gehabt hatte, zwei Stück⸗ en Kupfervitriol, das er zum Beſpritzen der Reben verwendete, m Sohn in den Morgenkaffee gemiſcht haben, worauf er ſich die A begab. Abends 5 Uhr teilte ihm die flegende eronkenſe mit, daß der Sohn geſtorben ſei. In der Ver⸗ Lokales. Schließung der mittleren Poſtlaufbahn zu Gunſten der Kriegsbeſchubigien. Nach einer Mitteilung der Jachgeitung der mittleren Poſt⸗ und Telegraphenbeamten werden für die mittlere Poſtbeamtenlaufbahn, zu der ſeitens der Zivil⸗ amwärter bisher der Eintritt als Poſt⸗ oder Telegraphenge⸗ hilfe erfolgte für abſehbare Zeit nur Kriegsbeſchädigte, die den Annahmebedingungen in Bezug auf Schulbildung und dergl. entſprechen und im übrigen für den Poſt⸗ und Tele graphendienſt geeignet erſcheinen, zugelaſſen. Andere Be. werber, auch die ſeither mit Vorzug behandelten Söhne von Angehörigen der Reichspoſt⸗Verwaltung werden voreuſſ grundſätzlich nicht angenommen. * Warnung vor falſchen Darlehnskaſſenſcheinen. Sei einiger Zeit ſind wiederholt Darlehnskaſſenſcheine, haupt ſächlich ſolche zu 20 Mk., die aus Teilen verſchiedener ein. zelner Scheine zuſammengeklebt waren, angehalten worden Derartige Scheine ſind offenbar in betrügeriſcher Abſicht hergeſtellt; denn die jeweils zuſammengeklebten ſorgfältig ab. geſchnittenen Teile ſind zuſammen ſtets kleiner als ein ga echter Schein. Aus den Teilen, die an ſolchen zuſammenge⸗ klebten Scheinen fehlen, fertigen die Fälſcher neue Scheine an und bringen ſie in Verkehr. Für beſchädigte oder un⸗ brauchbar gewordene Darlehnskaſſenſcheine wird nach der Bundesratsberordnung vom 3. Dezember 1914 nur dann Erſatz geleiſtet, wenn die vorgelogten Stücke zu einem echten Scheine gehören und mehr als die Hälfte eines ſolchen be⸗ tragen. Wer alſo einen zuſammengeklebten Darlehnskaſſen⸗ ſchein annimmt, kann in ſeinem Vermögen geſchädigt werben, werm keiner der Teile mehr als die Hälfte eines echlen Scheines ausmacht. Jeder tut daher gut, bei der Annahme von Darlehnskaſſenſcheinen vorſichtig zu ſein und, falls er einen in der beſchriebenen Weiſe verfälſchten Schein bemerkt, der Polizei ſofort Anzeige zu erſtatten, um die baldige Er⸗ mittelung der Fälſcher zu fördern. A Bezugsſcheinerteilung auf Sommermäntel. Inforge der Knappheit an Web⸗, Wirk⸗ und Strickwaren ſollen die Bezugsſcheinſtellen nach den beſtehenden Beſtimmungen bei Bewilligun von Bezu gsſcheinen für Sommermäntel im all⸗ zemeinen Zurückhaltung üben. Für beſondere Fälle ſind edoch Ausnahmen vorgeſehen. So iſt z. B. geſtattet, kränk⸗ ichen und hochbejahrten Perſonen Bezugsſcheine für Som⸗ mermäntel auszuſtellen, wenn durch ein ⸗ ärztliches Zeugnis dachgewieſen wird, daß die Anſchaffung mit Rückſicht auf den Beſundheitszuſtand dringend notwendig iſt. Ferner kann eder, der einen bereits getragenen, aber aut erhaltenen Sommermantel oder zwei ſtark abgetragene Sommer mäntel abliefert, einen Bezugsſchein aaf einen neuen Som. mermantel erhalten. Die. Annahmeſtellen ſind hierzu vor der Reichsbelleidungsſtelle erſucht worden, bei Beurteilung der Beſchaffenheit abgegebener Sommermäntel, ⸗Jacketts oder Umhänge einen möglichſt milden Maßſtab anzulegen der es ermöglicht, eine Abgabebeſcheinigung zumeiſt ſchon bei Abgabe nur eines Stückes zu erteilen; die Abgabe zweier zur Erlangung einer Abgabebeſcheinigung ſoll nur dann ver⸗ langt werden, wenn das abgegebene Stück auch nach erheb⸗ licher Inſtandſetzungsarbeit nur eine geringere Brauchbar⸗ keit beſitzen würde. 5 A Ein unwürdiges verhalten. Zur Warnung vor falſchen Angaben bei Antrögen auf Bezugsſche ne möge ein Vorfall dienen, der ſich vor kurzem in einer ſchleſiſchen Stadt zuge⸗ tragen hat. Eine junge Dame der beſſeren Slände bean⸗ tragte eine Damen⸗Leinenbluſe und gab dabei die eidesſtatt⸗ liche. Verſicherung ab, daß ſie nur zwei weiße dünne Voile⸗ Bluſen und eine ſeidene Bluſe beſäße. Bei der Nachprüfung der Beſtände in der Wohnung der Eltern wurde jedoch ein Vorrat an Kle dungsſtücken feſtgeſtellt, der weit über das Notwendigſte hinausging,(u. a. zehn bunte Bluſen, zwei Waſchbluſen, eine wollene Bluſe und ſechs Hausbluſen). Auf Grund der Strafanzeige des Magistrats wurde die Dame bom dortigen Amtsgericht zu einer Geldſtrafe von 100 2 oder zwanzig Tagen Gefängnis verurteilt. Einzia 0 ch J 1 5 7 . 5 3 J;= E N a 9 ö 8. 0 Werte ſtehen, 7 9 ech, 8 275 e lache, daß ſie einen Teil ihrer kledungsſtelle zur Verfügung geſtellt hat, ohne dafür eine Abgabebeſcheinigung zu verlangen, hat die Reichsbekleidungs⸗ belle veranlaßt, von einer Enteignung ihrer Vorräte bis auf den notwendigſten Beſitzſtand abzuſehen. Wer heute ohne dringendſte Notwendigkeit einen Bezugſchein beantragt, ver⸗ fündigt ſich an der Allgemeinheit; wer vor den Ausferti⸗ gungsſtellen noch dazu bewußt unwahre Erklärungen ab⸗ gibt, hat es ſſch ſelbſt zuzuſchreiben, wenn er gerichtlicher Be⸗ berfül und der Enteignung ſeiner überflüſſigen Beſtände Beſtände freiwillig ber Altbe⸗ uk Zur Berufswahl. Wieder tauchen in den Zeitun, en wie in jedem Jahre vor Oſtern, 80 e zur Be. tufswahl auf, die aus Berufskreiſen kommen und den Zweah haben, die Eltern der Knaben, die zu Oſtern die Schuſe ver⸗ laſſen, gerade vor Ergreifung jenes Berufes zu warnen, aus welchen eben jene Warnungen kommen. Da faſt alle Beruf höhere wie niedrige, ähnliche Aufrufe erlaſſen, ſo haben die, ſelben bald jeden Wert verloren. Und einen großen Wer kann man dieſen Warnungen überhaupt nicht beimeſſen 5 es gibt heute nur wenig Berufe, von denen ſich ſager ee, daß ſie noch viel Raum für Neueintretende böten, um e oder weniger ſind alle überfüllt. Sollte der ins Leber f ee alſo auf alle dieſe Warnungen hören, ſo würde ey Gubeich. von jedem Berufe ausgeſchloſſen ſein. Aber eir iutes mögen alle dieſe Berufe haben. Viele Eltern nämlich wählen den Beruf für ihre Kinder nach dem Maßſtab dez amcen aus, welche der betreffende Beruf nach ſeiner ge ſchäftlichen Lage bietet. Das iſt aber grundfalſch. Und wenn B. die kaufmänniſchen Arbeitskräfte noch ſo hoch in der junge Kaufmann wird doch keine Erfolg, 8 5 wenn ihm die Begabung für ſeinen Beruf mangelt nnd daher haben die erwähnten Warnungen wenigſtens der 55 chen, die Eltern davon zu überzeugen, daß der Beruf ſelbe em Menſchen noch nicht die genügende Gewähr für die Zu, kunft bietet, wenn der Menſch nichts leiſtet. Die Eltern ſoller 3 vor allen Dingen bei der Wahl des Berufes die Knaben ie ſie dem Berufe zuführen, prüfen auf ihre Fähigkeiten 5— Neigungen. Wer aber Liebe und Begabung für einer eruf hat, der wird in ihm auch fortkommen, und iſt den betreffende Beruf in der Tat überfüllt, ſo wird er die (chlechten Kräfte in ihm, die ihren Beruf nicht ausfüller können, ausſtoßen. Die Eltern aber, die nach irgendwelcher eigenen Neigungen aus Eitelkeit oder ſonſt welchen Gründer die Zukunft ihrer Kinder beſtimmen, handeln pflichtwidrig ul. Wie Jrühlingswehen geht es durch das Land. Den Wolkenſchleꝛer zeigt erfreuliche Lücken, 10 die das Blau de⸗ 1 freundlich auf die Erde herniederlacht, die Sonn wirft goldene Lichter auf Häuſer, Bäume und Menſchen und weiß ſelbſt dem Straßenſchmutz einen verſöhnlichen hellen f chimmer zu verleihen, und die Luft wirkt ſo wunderbar er, riſchend und anregend, daß man wirklich glauben könnte n junge Lenz ſtehe vor der Tür und habe mit ſeinen Alles belebenden Strahlenaugen ſchon durch das Schlüſſello 5 0 c U. 0. ge. .— lber da fällt ein Blick auf den Kalender, 5 die luſion iſt verweht. So weit ſind wir noch lange nicht, um uns Frühlingsempfindungen hingeben zu können; was uns 2 ſo freundlich anmutet, das gleicht einer Fata morgana. e wieder zerſtiebt, wie ſie plötzlich vor dem ſeh⸗ ter 3 8 aufgetaucht iſt. Und doch iſt da ein großer Un⸗ Base. 5 Der Wüſtenxreiſende, der die lachende 8 8 er Seemann, dem die verlockende Luftſpiege⸗ betrübt abe eines blühenden Landes vorgegaukelt, ſie mögen 85 chlgßt und niedergeſchlagen ſein, wenn das herrliche Bild Ze— ganz verſchwindet; wir aber, denen der farbige den W 1 5 enzes ſich mitten im Winter heiter grüßend in We 75 8 tt. wir brauchen nicht zu trauern, wenn ihm Hemd Ackfall in das rauhere Gebahren jenes eiſigen Herrſchers folgt, den der optimiſtiſche Dichter als„kernfeſte aud auf die Dauer“ preist. Der Lichtblick nach dunklen Tagen erſcheint uns wie ein gütiger Wink, daß wir nicht verzagen und nicht mißmutig werden ſollen, wenn auch wieder einmal die Windsbraut über die Erde dahinjagt und die Flocken aus dem großen Schneeſack die Fluren mit einer dichten weißen Decke belegen. Das mag uns Menſchen⸗ kindern und der anderen Kreatur dann ja ſtellenweiſe recht unangenehm ſein, aber„unterkriegen“ laſſen wir uns dadurch nicht mehr. Wüßten wir nicht ohnehin, daß auch des Winters Herrſchaft im geregelten Lauf der Dinge zu Ende geht, Tage wie gegenwärtig würden uns dieſe Ueberzeugung beibringen und die Hoffnung feſtigen auf die ſchöne Zeit, da die Knoſpen ſprießen und der von weiter Reiſe heimgekehrte Chor der gefiederten Sänger wieder ſeine köſtlichen Freikonzerte gibt. ul. Der böſe Hals iſt ein Uebel, das mehr in der wechſel⸗ pollen, feuchtkalten Uebergangszeit vom Winker zum Früh⸗ * a 5 im beſtändigen Winter ſelbſt, da 185 ng r die Füße nachteiliger iſt, wie trockene Kälte und Fußerkaltung meiſt Nüvi kung auf Lunge, Luftwege und Mandeln hat, die dann ſich leicht entzünden und beſonders deim Schlucken ſehr ſchmerzen. Am beſten dagegen wirkt ein zum Zwecke des Schwitzens zeitig gebrauchter Prießnitz⸗ umſchlag wahrend der Nacht und ſtrenge Warmhaltung des Halſes am Tage, ſowie Einatmen heißer Kamillendämpfe ind Ausſpülen mit milden ſchleimigen Flüſſigkeiten, wobei nan aber das die Mandel reizende Gurgeln vermeidet. So⸗ 'ortiges Bepinſeln der entzündeten Teile mit Höllenſtein hilft et ſehr ichnell, ebenſo tut folgende Miſchung gute Dienſte: 30 Tropfen concentrirte Salpeterſäure mit 100 Gramm Lirſchſyrup, wovon man alle zwei Stunden einen Kaffeelöffel derſchduckt. Zu vermeiden iſt Rauchen, rauchige Luft, ſcharfes Gewürz und aller Alkohol. ul. Voreilige verfügung über die Kapitalabfindung. Kriegsbeſchödigte und Kriegerwitwen können bekanntlich die Tapibalabfindung an Stelle von Kriegsverſorgung be⸗ antragen. Nach einer Mitteilung des Kriegsminiſters ſchließen dieſe aber häufig ſchon bindende Verträge über den Erweyb oder die wirtſchaftliche Stärkung eigenen Grundbe⸗ lies ab, ehe das Kriegsminiſterium über den Antrag ent⸗ hieden hat. Wenn dann ſpäter die Kapibalabfindung ver⸗ gt werden muß, ſo erleiden ſie durch den vorzeitigen Ab⸗ ſchluß des Vertrages Vermögensnachteile. Der Juſtizminiſter hat deshalb den Amtsgerichten und den Notaren zur Pflicht gemacht, die Kriegsbeſchädigten und Kriegerwitwen hierüber Zu belehren, wenn ſie um die Beurkundung eines ſolchen trages angegangen werden. Es empfiehlt ſich, mit dem Abſchluß des Vertrages überhaupt noch zu warten, bis die Kapitalabfindung endgültig genehmigt iſt, oder aber wenig⸗ ens in dem Vertrage deren Wirkſamkeit von der Bedingung einer künftigen Genehmigung der Kapitalabfindung abhängig zu machen. D Schönt die Waſche! In der letzten Zeit verden für die Wäſche Stärkemittel in den Handel ge⸗ zracht, die mit Gips, Schwerſpat und ähnlichen ſchäd⸗ ichen Mineralien verfälſcht ſind. Die Verbraucher wer⸗ den dadurch getäuſcht, daß ſolche Mittel zwar gut ſtei⸗ 955 und der Wäſche ein gutes Anſehen geben, dieſe aber kurzer Zeit brüchig und unbrauchbar machen. Ueber⸗ N iſt Gips aus der Wäſche infolge ſeiner Waſſerun⸗ lichkeit nur unter ſtärkſter mechaniſcher Beanſpruchung j́6§ͤWũͤ̃—— 0 der Faſer herauszuwaſchen. Uebermäßiges Reiben der Wasch ſchaher 55 bekanntlich ebenſoviel wie Behand⸗ lung mit ſcharfen Waſchmitteln. Verbraucher, insbeſon⸗ dere die Wäſchereien, werden gewarnt, ſolche Mittel zu ebrauchen. b— Handelsverbot. Der Vertrieb der Erſaßmittel Wermut⸗Fruchttrunk, konſerviert und Wermut⸗Fruͤchttrunl J konſerviert, n S. Löwengardt in Heil⸗ bronn, iſt unterſagt worden. — Wieder eme neue Kriegsgeſellſchaft. In Berlin iſt eine Reichs⸗Holzverteilungsſtelle für Fußbe⸗ kleidung, e. G. m. b. G., gegründet worden. — Fahrpreisermäßigung. Es wird erneut dar⸗ auf hingewieſen, daß zur Erlangung der Fahrpreiser⸗ mäßigung(halber Fahrpreis) für Angehörige zum Beſuch kranker oder verwundeter oder zur Beerdigung verſtorbener deutſcher Kriegsteilnehmer neben dem ſchon bisher vor⸗ geſchriebenen Ausweiſe der Ortspolizeibehörde künftig eine 13 1 Mall nnn Städtische Sparkasse Mannheim mit Siegel oder Stempel verſehene Beſtätigung oder ein Telegramm der Lazarettverwaltung oder des behandelnden Arztes über die Erkrankung, die Verwundung oder das Ableben des Kriegsteilnehmers ſowie darüber vorzulegen iſt, daß dem Beſuch nichts entgegenſteht. Bei Benutzung von Schnellzügen iſt der gewöhnliche tarifmäßige Schnell⸗ zugzuſchlag voll zu entrichten. Die beſondere Ergänzungs⸗ gebühr für Schnellzüge iſt jedoch nicht zu zahlen. Zentrumsabgeordnete Rauch ſchreibt im„Bayeriſchen Ku⸗ rier“, wie er aus Berlin erfahre, ſollen ſämtliche Ge⸗ ausgiebigen Verbrauchsſteuern belegt werden. Die Steuer auf Bier, alſo der Malzaufſchlag ſoll zu einer Steuer auf das fertige Bier(Fabrikatſteuer) nach däniſchem Mu⸗ ſter umgeſtaltet werden. Malzmühle, Sudbuch und ein Verkaufsbuch ſollen eine dreifache Kontrolle für die Steuerbehörde abgeben. Die Einheitsſätze ſollen für Nor⸗ malbiere mit einem Stammwürzegehalt von 8-10 Pro⸗ zent in einer Höhe vorgeſchlagen werden, daß man etwa mit 10 Pfennig für den Liter rechnen kann. Die 3½⸗ prozentigen Kriegsbiere von heute gelten als Halbbier mit dem halben Steuerſatz. Schwere Biere mit 13—14 Prozent Gehalt ſollen als Luxusbiere mit der 1 ½ fachen Steuer belegt werden. — Kriegsgefangenenpoſt nach Rußland. Künf⸗ tig wird ein Teil der Poſtſendungen(Briefe, Pakete) an deutſche Kriegsgefangene in Rußland unmittelbar durch die Front befördert. Wöchentlich ſoll zu dieſem Zweck ein Bahnwagen durch die Front über Wilna nach Düna⸗ burg laufen. Erfreulicherweiſe wird dadurch die Beför⸗ derung der Kriegsgefangenenpoſt raſcher und hoffentlich auch ſicherer werden. J — Angenehme Ausſichten für die Raucher. Der„Berl. Lokalanz.“ ſchreibt zu der neuen Tabak⸗ verordnung des Bundesrats:„Wir haben mit Schrecken gehört, daß jegliches Unkraut von nun an berechtigt ſein ſoll, den Namen Tabak zu führen. Es genügt, daß etliche Prozent Tabakblätter pfälziſchen oder märkiſchen Urſprungs, der höchſt gemiſchten Geſellſchaft von Erſatz⸗ mitteln beigegeben werden, um dem ganzen Sammel⸗ ſurium den hochanſehnlichen Namen„Tabak“ zu verleihen. Daß„nur“ Buchenlaub oder Hopfen oder Roſenblätter verwendet werden, glaubt niemand, der unſere Erſatz⸗ mittelinduſtrie kennt, aber ſelbſt wenn ſie es täte, auch dann müſſen wir ein Zeugs rauchen, das frei nach Shake⸗ ſpeare„zum Himmel ſtinkt!“ Daß ernſthefte Geſund⸗ heitsſchädigungen die Folge der nenen behördlichen Weitz herzigkeit ſein werden, liegt auf der Hand, ſoll uns aber vorerſt nicht kümmern. Wir wollen zunächſt zwei andere unter Garantie der Stadtgemeinde Mannheim. Annahme von Spareinlagen; Verzinsung von dem auf die Einlage folgenden Tag an zu 4% Kostenfreie Einzahlungen auch auf Postscheckkonto 629. Ludwigs- hafen a. Rh EFF Wekanntmachung. Der Staatsanzeiger und das amtliche Ver⸗ kündigungsblatt veröffentlichen eine Bekannt⸗ machung des Kgl. ftellv. Generalkommandos des 14. Armeekorps vom 1. Februar 1918 No. WI. 2700/2. 17. KRA enthaltend einen Nachtrag zu der Bekanntmachung über Beſchlagnahme f„ baumwollener Spinnſtoffe und Garne(Spinn⸗ — Ein eue Reichsbierſteuer. Der bayeri f e e e e ee und Webverbot) vom 1. April 1917. Auf diefe Bekanntmachung, die auch bei dem Großh. Be⸗ tränke mit Ausnahme von Trinkwaſſer und Milch mit zirksamt ſowie den Bürgermeiſterämtern ein⸗ geſehen werden kann, wird hiermit hingewieſen, Mannheim, den 8. Februar 1918. rosig. Bezirksamt— Abt. IV. Wellanntmachung. Gemäß Beſchluß unterbleibt auch in dieſem Jahre mangels genügenden Beſtandes die allgemeine Streuver⸗ leilung an die Bürger. Da jedoch teils Strohmangel be⸗ ſteht, iſt beabfichtigt, den ſonſt berechtigten Bürgern, alſo denen, die ſether ſchon Streu zugeteilt erhielten und die entweder Großvieh(Kühe) oder Ziegen beſigen, gegen Vergütung einen beſtimmten Teil zuzuweiſen. Wer alſo hiernach empfangsberechligt iſt und Streu benötigt, ird aufgefordert, ſich in der Zeit vom Is bis 19. Februar d. Js. vormittags auf dem Rathaus Zimmer Nr. 7 an⸗ zumelden. Spätere Anmeldungen können nicht mehr be⸗ rüchſichtigt werden. Seckenheim, den 14. Februar 1918. Bürgermeisteramt Volz. Koch Spiritus-Ausga be. Morgen Erkitas, den 15. d. ts. nachmittags von 2 bis 3½ Ahr wird auf dem Lehensmittelamt Zimmer 8 an die Bezugs⸗ berechtigte, Spiritus ausgegeben. Der Preis beträgt pro ö Flaſche 95 Pfg. Fragen erheben. Wie ſteht es mit der Deklarationspflicht für die neuen— mit Reſpekt zu melden— Tabak⸗ fabrikate und wie mit dem Preiſe? Sollen die Ver⸗ käufer von getrocknetem, mit einer Priſe Tabak par⸗ fümierten Kartoffelkraut oder Seegras nicht wenigſtens gehalten ſein, auf der Packung anzugeben, welcher Art ihre köſtliche Ware ſei? Und dann der Preis? Soll es dabei bleiben, daß die Preiſe für unbenennbares Gemiſch um ſo höher ſteigen, je tiefer deren Tabaksgehalt ſinkt? Zweifelsohne werden ſich die Buchenwaldeigentümer als Plantagenbeſitzer vorkommen und ſich ihre Produkte ent⸗ ö ſprechend bezahlen laſſen, und die Fabrikanten und Groſſi⸗ ſten ſich beeilen, dem löblichen Beiſpiele nachzueifern. Aber wir meinen, daß das nicht geduldet werden darf, Durch die Deklaration ſoll jedem Raucher, der richtigen Tabak nicht erſchwingen kann, ermöglicht werden, zu prüfen, was ihm beigebracht wird, damit er im Intereſſt ſeiner Geſundheit lieber das Rauchen aufſteckt, als daß er Unkraut qualmt. Wer aber von feinem Laſter trotzdem nicht laſſen will, der ſoll wenigſtens dieſen Genuß nicht teurer bezahlen, als er wert iſt. a . Die Champignonszucht in Baden. Von dem Gedanken ausgehend, daß die künſtliche Zucht des Champignons, der ſonſt jährlich mit einem Aufwand von mehreren Millionen Mk., aus Frankreich eingeführt wurde, unter Umſtänden einen lohnenden Verdienſt für Kriegsbeſchädigte bilden könnte, hoben die landwirtſchaft⸗ liche Verſuchsanſtalt Auguſtenberg und die Ackerbauſchult Hochburg Züchtungsverſuche mit dieſem Pilz eingeleitet. Das Vorbild gaben die Zuchtaulagen des Rittmeiſters Hoſer in Erlangen, welche von Soldaten eines Erſatz⸗ Bataillons ausgeführt, außerordentlich günſtige Ergeb⸗ niſſe gezeitigt hatten. Die von den genannten Anſtalten eingeleiteten Zuchtverſuche ſind geglückt, ſodaß die Ab⸗ haltung von Unterrichtskurſen für die nächſte Zeit ins Auge gefaßt wird. 5 4 — Höflichkeit in den Ladengeſchäften. Der Verband Berliner Ladengeſchäfte veröffentlicht eine Er⸗ lärung, in der zu den Klagen der Käufer über die Unhöflichkeit in den Ladengeſchäften Stellung genommen vird. Der Verband bedauert dieſe unerfreuliche Folge⸗ irſcheinung der Kriegsverhältniſſe und empfiehlt den Ver⸗ äufern— Geſchäftsinhabern wie Angeſtellten— drin⸗ zend, das kaufende Publikum unterſchiedslos mit Höflich⸗ eit und Zuvorkommenheit zu behandeln. Das Publikum aber möge nicht vergeſſen, mit welch erſchwerenden Um⸗ tänden heutzutage die Verkaufstätigkeit bei nahezu ſämt⸗ ichen Gebrauchsartikeln verbunden iſt, und es ſollte daher iuch ſeinerſeits für die ſchwierige und undankbare Ar⸗ eit des Verkäufers Verſtändnis zeigen. a —— a. ſow⸗it Vortat bet ägt pro Pfund 50 Pfg Seckenheim, den 14 Februar 1918. Lebens mitt laut. Speisgsyrup-Verkauf. Bei den Handlungen Röſer, Hauptſtr.— Schreiber, Haupiſt.— Gg. L. Seitz. Lutſenſtr. iſt morgen Freitag, den 15. d. Mis. zicht, Speiſeſyrup erhältlich. Der Preis Seckenheim, den 14. Februar 1918. Lebensmittelamt. Sammel⸗Anzeiger uur für Mitglieder der andu Ein- u. Ver kaufsgenoſſenſchaſt. Jabd-Rirſchef-funfolrübenſamon pen Pfd 2.60 Mk. kann im Lager abgeholt werden. ö Der Vorſtand. Frau oder Mädchen für dauernde Gartenarbeit gesucht. Herm. Soencker. Feudenheimer Fähre. An. u. Verkauf f N . ö f ö von Häuser dd Grundstücken. = Vor mittlung von Hypotheken. fieorg Röser. Verloren Kräftige in ſchwarzer Mentel N 6. N vom Rathaus bis Herdtſtr. f A hei ler Abzu eb. bei Jak. Vol z. i e eee gesucht. Zu verkaufen: Geurg Nöser. Auskunft erteilt a J. Maas, Schloßſtt. 11. Georg Zimmermann a u. Shut Ausichtskarten f rr 3 e Lokales. — Höchſtpreiſe für Süßwaſſerſiſche. Der Reichskommiſſar für Fiſchverſorgung erläßt im Reichs⸗ anzeiger eine Bekanntmachung über die neue Feſtſetzung von Höchſtpreiſen für Süßwaſſerfiſche, die am 1. April 1918 in Kraft tritt. Mit der Bewirtſchaftung der Süß⸗ waſſer⸗ und Seefiſche ſind nach amtlicher Mitteilung 40(vierzig) Kriegsgeſellſchaften betraut, an dem guten Willen der Nahrungsmittelverſorgung liegt es alſo nicht, wenn man von den Fiſchen, die eigentlich wichtiger wären, ſo gut wie nichts hört und ſieht, geſchweige denn, daß man einmal einen in den Kochtopf bekäme. Dafür iſt, wie mitgeteilt wird, ſoeben eine neue Kriegsgeſellſchaft gegründet worden, die„Wildfruchtgeſellſchaft m. b. H.“, 5 Sammlung und Verwertung aller wildwachſenden Pflanzen, Kräuter, Früchte, Beeren, Blätter, Sämereien und ſonſtigen dem freien Zugriff unterliegenden Natur⸗ erzeugniſſe. Es ſind hundert gegen eins zu wetten, daß es mit den Erd⸗, Heidel⸗, Preiſſel⸗, Brombeeren uſw. genau ſo gehen wird wie mit den Fiſchen. Wenn es aber mit der Gründung von Kriegsgeſellſchaften, der genialen Erfindung des Herrn Dr. Walter Rathenow, o weiter geht, werden bald keine Klubſeſſel mehr auf⸗ zutreiben ſein. Was dann? —„Tabak“. Gegenüber der Meinungsverſchieden⸗ heit, die in Beziehung auf die Miſchung von Tabak mit Erſatzſtoffen in Handelskreiſen entſtanden iſt, hat der preußiſche Finanzminiſter im Einverſtändnis mit dem Reichsſchatzamt entſchieden, daß eine Miſchung noch als Tabakerzeugnis anzuſehen iſt, wenn ſie mehr als 5 Pro⸗ zent des Geſamtgewichts an Tabak aufweiſt.— Nette Ausſichten! Georg empfiehlt Hildastrasse 63. 22 Taschenm achrstkartuns in alen dritten, ume Ferk. drrte 2 2925 esser 85 ö zu det de e — Poſtſchecverkehr. In den nächſten Tagen wird durch die Briefträger ein Merkblatt über den Poſtſcheck⸗ herkehr mit ein liegendem Vordruck zum Antrag auf Er⸗ öffnung eines Poſtſcheckkontos verteilt werden. Der ge⸗ zenwärtige Stand der im Umlauf befindlichen Bank⸗ toten und die namentlich nach Wiedereintritt der Frie⸗ denswirtſchaft zu erwartende Anſpannung des Geldmark⸗ es machen es dringend notwendig, den bargeldloſen Zah⸗ ungsverkehr ſo ſehr wie irgend möglich zu fördern. Unter den Mitteln, die hierfür in Betracht kommen, ſteht Zur Stärkung unſerer wirtſchaftlichen Kraft wird daher U die Pflege des Poſtſcheckweſens mit an erſter Stelle. undringlich empfohlen, dem Poſtſch ckyerkehr brizutreten. . Vontrefflichkeit ſeit altersher erprobt iſt, iſt die Holz⸗ aſchenlauge. Dieſe wird dadurch hergeſtellt, daß ge⸗ ſammelte reine Holzaſche mit abgekochtem Waſſer über⸗ goſſen wird. Alsdann läßt man ſie unter öfterem Um⸗ cühren zwölf Stunden abſtehen und füllt hierauf mit einem Topf die klare Lauge ab, die man zur Vorſicht goch dur ein Tuch gießen möge. Durch dieſe Pottaſchen⸗ auge, die man zum Einweichen und Waſchen verwendet, vird viel Seife und Seifenpulver erſpart. . Keine Zuſam mene ung der Schuhgeſchafte. Der Hauptverteilungsausſchuß des Schuhhandels hat von der zwangsweiſen Zuſaumenlegung der Schuhgeſchäfte, nach dem einmütigen Beſchluß des geſamten Schuhhan⸗ dels, Abſtand genommen. Die Schuhhändler werden un⸗ ter gewiſſen Bedingungen Waren in Abſtänden von je J Jahr erhalten.. — Wie die hohen Preiſe für Nüſſe zuſtande kommen. Der Kaufmann H. Strauß aus Friedberg in Oberheſſen hatte von einem Geſchäft in Gießen 700 Pfund Haſelnüſſe gekauft, das Pfund zu 72 Pfg. Die Ware ließ er mehrere Monate liegen, er gab dann 474 Pfund an den Kaufmann David in Offenbach ab, das Pfund zu 1,75 Mk. Mit weiteren 75 Pfg. Auf ſchlag alſo um 2,50 Mk.) gingen die Nüſſe an den Kaufmann Fath in Frankfurt a. M., der ſie für 2,60 Mk. an Scheveler in Frank urt weitergab. Dieſer verkaufte das Pfund zu 3,50 Mk. an die Verbraucher. Die Nüſſe haben alſo einen Aufſchlag von 500 Prozent erfahren. Strauß und David wurden zu 300 Mk., Fath zu 100 Mk. Geldſtrafe verurteilt. Das Geſchäft iſt aber dennoch jut ausgefallen. 5 — 2 Die Herrin von Arholt. 5 Roman von Levin Schücking. 22. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Es hatte nur einige Schwierigkeit, dieſen Entſchluß uszuführen, da Raban Marie nie allein ſah. Bis jetzt bar bei ihren Unterredungen ſtets entweder Wolfgang Melber oder die Tante Stiftsdame zugegen geweſen. Marie hatte es abgelehnt, von ihm aus dem Atelier Wolf⸗ gangs nach Hauſe begleitet zu werden— ſie ſchien im⸗ mer noch, nachdem Raban ſich von dem Bildhauer verab⸗ ſcchiedet hatte, mit dieſem einige Worte auszutauſchen zu haben.„Gehen Sie jetzt,“ ſagte ſie dann ſcherzend und die Spritze herbeiholend, um den Ton ihres Bildwerks in befeuchten;„ein Laie, wie Sie, braucht nicht hinter e Kuliſſengeheimniſſe der Kunſtarbeiter zu ſchauen.“ nnd Raban ging dann und überließ ſie dem Schutze er Anna.. Raban war jedoch zu erregt und zu ruhelos geworden ech alles, was ihn bewegte, um geduldig abwarten können, bis ein günſtiger Zufall ihm die Gelegenheit einge, Marie allein zu ſprechen. Als er das nächſte Mal an ihrer Wohnu. eg ging, nahm er ſich vor, ſie um die Junſt zu bitten, auf dem nächſten ihrer Gänge ſie begleiten zu dürfen. 8 6 Als er die Bitte ausſprach, ſah ſie ihn betroffen an. Es war, als ob ſie darüber erſchrecke und unſchlüſſig jei, welche Antwort ſie geben ſolle. Auch die Stiftsdame ſah Raban an, aber mit einem eigentümlichen Blicke des Verſtändniſſes— ſie mochte aus ſeiner geſpannten Miene etwas herausleſen, was ſie vielleicht nicht zum erſten Male an dieſem Abende in derſelben las und was ihr durchaus nicht unangenehm ſein oder bedenklich erſcheinen mochte. 7„Ich meine, du magſt immerhin Herrn von Mureck einmal mit dir wandern laſſen,“ ſagte ſie,„es wird %%% iin wiſſen, 1 5 7 125 1 4 15 finden, erſt nach einer Pauſe ſagte ſie halblaut: „Nun wohl, dann ſeien Sie morgen um halb elf Uhr im Stadtparke. Ich will Sie dort erwarten, da ſuchen möchte.“ „Ich werde pünktlich ſein,“ antwortete Raban erfreut. Als er dann ſpäter heimging und durch die gas⸗ erhellten Straßen dem Gaſthof zuſchritt, in welchem er ſein Quartier aufgeſchlagen, fühlte er ſich“ doch nicht wenig beklommen über die Energie, mit der er ſich zur Ent⸗ ſcheidung drängt. Es kam ihm zum Bewußtſein, daß er doch nicht wohl von ſeiner Abſicht, mit Leni Eibenheim entſchieden zu brechen und ſich aus ihrem Kreiſe zu be⸗ freien, reden könne, ohne Marie auch zu geſtehen, was ihn denn dazu dränge, weshalb er ſolchen inneren Druck empfinde, bis ein Verhältnis gelöſt ſei, das ſich ja auch ganz glimpflich und allmählich im Lauf der Zeit löſen laſſe. Und würde er, wenn er Marie allein ſprach, über ſeine Herzensempfindungen mit ihr ſürach, dem Drange und Sturm seines Innern widerſtehen können? Und war es nicht zu früh, alles ihr zu ſagen— mußte er nicht fürchten, die ſinnige Seelenſtille in ihr, aus deren Grunde er die knoſpende weiße Seeroſe einer ihn beglückenden Neigung emporwachſen ſah, zu ſtören und ſich das, was ihn beglückte, ſelbſt zu verderben? N i Aber auf der andern Seite— konnte Offenheit und Wahrheit, wenn er ſie mit jener ſcheuen Ehrfurcht vor Mariens Weſen, die ihn ja erfüllte, ausſprach und dann wie in Demut von ihr die Entſcheidung über ſein Leben und ſein ganzes Schickſal erflehte, ſie erſchrecken oder irgend etwas verderben? Und war es nicht am beſten, ihr Klarheit über ſein Gefühl für ſie und über ſeine Ab⸗ ſichten zu geben, um ſo auch ſie innerlich zu befreien, um ſie loszulöſen aus dem Verhältniſſe zu ihrem Vetter, das, es mochte nun ſein wie es wollte, doch für Raban den Charakter einer Mariens unwürdigen Lage, einer ver⸗ hängnisvollen und drückenden Gebundenheit hatte? Marie ſchien doch ein inneres Widerſtreben zu emp⸗ ö ich eine kranke Wöchnerin hinten in der Landſtraße be⸗ Ermutigt und entſchloſſen in dieſem Gedanken be⸗ trat am andern Morgen Raban vor der beſtimmten Stunde den Stadtpark, der jetzt im ſchönſten Grün des völlig erblühten Frühlings prangte und von einem Son⸗ nenlicht überflutet war, das ſchon etwas von der kom⸗ menden Sommerwärme ausgoß. „An einem ſolchen Tage, der in der Menſchenſeele nur ein ſüßes Echo des Lerchengeſchmetters und aller Lenzlieder der Natur wachrufen zu können ſcheint, wan⸗ dert ſie zu düſtern Stätten, in Schatten und Dunkel, wohin Bettler und Krauke ſie rufen!“ ſagte ſich Raban. „Wunderbares Weſen, biſt du von Gottes Hand aus dem⸗ ſelben Stoff geformt wie alle dieſe Menſchen, die hier, erfüllt von ihren Geſchäften vorüberſtrömen, die nur ihr Ich empfinden, ihr Ich denken, ihr Ich auf der Welt ſehen? Und die für dies ihr Ich durch Not, Gefahr und Schweiß, durch rückſichtsloſes Niedertreten anderer ſo oft nur das Wertloſeſte, Nichtigſte, das Kindiſche erjagen wol⸗ len? Ein Weſen wie Marie kann nicht von demſelben Stoffe ſein. In der Menſchenhülle bergen ſich Weſen 4 N der verſchiedenſten Gattung und Art Den Tiger ver⸗ rät das Fell, und immer iſt Tiger Tiger, Taube iſt Taube: aber Menſchi ſt nicht immer Menſch, er iſt Tiger oft und oft Taube!— Aber da kommt ſie, die Taube!“ Marie Tholenſtein kam elaſtiſchen Schrittes daher⸗ gegangen, in ihrem einfachſten Kleide, ein Tuch leicht um die Schultern geſchlungen, mit einem Sonnenſchirm von brauner Seide ſich gegen das Licht ſchützend. „Der verhängnisvolle von damals,“ ſagte Raban nach dem Schirm blickend, während er Marie begrüßte, „der verhängnisvolle war heller, denk' ich.“ „Er war blau,“ entgegnete ſie lächelnd. „Sie wiſſen es noch?“ „Wie ſollt' ich nicht? Er hat noch ſehr lange in i der Ecke in meinem Zimmer auf Arholt geſtanden— ein Andenken!“— fügte ſie ſcherzend hinzu. „%„ Postkartenalbum scwie Schreibalbum 5 Geschäftsbücher, alle Sorten Brietpapiere S duch sämtliche Schulartikel Mundharmonikas:: in verschiedenen Preislagen. — Ein empfehlenswertes Waſchmittel, deſſen N * 0