Himtsblatt der Bürgermeisferämtfer Seckenheim, dlvesheim, Neckarhausen Abonnementspreis: Monatlich 1.30 4 und 20 38 8. e 71. 5 Trägerlohn. Durch die Poſt 8 45 t Ausnahme der 0 Jahrg. 4.15 Mk.— Erſcheint täglich m I Sonn⸗ und Feiertage. und Edingen. Freitag, 16. Januar 1920. Inſerattonsprets: Die einſpaltige Petitzetle 85 Pfg., Reklamen 1.20 Mk. Poſtſcheckkonto Bei öfterer Aufnahme Rabatt. f Fernſprechanſchluß Nr. 16. No. 13 Karlsruhe Nr. 19819. Einladung. Im Volkshochſchulkurs wird als nächſter Herr Ingenieur Max Grande in Mannheim 5 über 5 Der boden reformeriſche Wirtſchafts gedanke ittwoch, den 21. Januar, abends 7½ Uhr n noch beſtimmt werdenden Saale dahier kechen. Anſchließend daran erfolgt freie Aus⸗ brache. Unſere Einwohnerſchaft, Damen und Herren, erden hierzu freundlichſt eingeladen. Der Eintritt, zu dem ſelbſtverſtändlich nur chſene zugelaſſen werden, beträgt pro Perſon Pfg. Karten ſind erhältlich bei der Ge⸗ N deindekaſſe und in den Handlungen Höllſtin, iptſtr. 106 und Röſer, Hauptſtr. 74. Wir bitten die Karten bis ſpäteſtens am utag Abend zu beſchaffen, damit ein ent⸗ chender Saal gemietet werden kann. zum Montag Abend ſeine Karte nicht ab⸗ lt hat, darf nicht klagen, wenn ihm der tt nicht mehr möglich wird. Seckenheim, den 16. Januar 1920. * Arbeitsausſchuß der Kommiſſion für die Heidelberger Volkshochſchule. 1 N 4 2„ Die Eiſenbahnerbewegung. 5 Abflauen des Eiſenbahnerſtreiks. B. Eſſen, 14. Jan. Die Lage im JInduſtriegebiet u geſtern weſentlich gebeſſert. Nachdem die Füh⸗ eikes drei Eiſenbahnergewerkſchaften die Leitung des weit niedergelegt und die Verantwortung für die Fol⸗ eil erer Streike abgelehnt hatten, machte ſich zum größ⸗ infolge der energiſchen Maßnahmen der Regierung 2 zur Wiederaufnahme der Arbeit allenthalben be⸗ 3 In den weitaus meiſten Bahnhöfen des Eiſen⸗ aufaktionsbezirks Eſſen iſt die Arbeit infolgedeſſen wie⸗ enommen morden. Im Ausſtande verharren zur⸗ bahner eingetreten. es praktiſch betätigt.. ſen, weil ein Geſetz verfaßt werden ſollte, das ihr nicht zeit noch neben einigen kleinen Bahnhöfen der Duisburger i Hauptbahnhof, der Mülheimer Bahnhof, die Bahnhöfe von Langendreer, Witten⸗Weſt, die Bochumer Bahnhöfe und der Rangierbahnhof Weddau. Eine miniſterlelle Verfügung. W. T. B. Berlin, 15. Jan. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat geſtern folgende W. ug an alle Eiſenbahn⸗ direktionen gegeben: Die letzten Ereigniſſe laſſen keinen Zweifel mehr, daß die Eiſenbahnerbewegung nur ein Teil einer umfaſſenden poliliſchen Bewegung zum Sturze der Regierung iſt, die von langer Hand von Kommuniſten und Syndikaliſten vorbereitet wurde. Die Aufrechterhaltung des Betriebs iſt zur Durchführung der Verſorgung der Bevölke⸗ rung mit Lebensmitteln und Kohlen unbedingte Notwendig⸗ keit. Ich erwarte, daß die Beamten in Erkenntuis deſſen ſich gegenſeitig bei der Ausführung der für die Aufrecht⸗ erhaltung des Betriebs notwendigen Arbeiten, beſonders der Nebenarbeit des Lokomotivdienſtes, unterſtützen. Alle Anordnungen zu dieſem Zweck find ohne Zeitverluſt von Aemtern und Dienſtſtellen zu erlaſſen. Die Amtsvorſtände und Dienſtſtellenvorſteher haben ſich perſönlich für die glatte Durchführung dieſer Anornungen einzuſetzen. Die Beam⸗ tenverbände haben ihre Milglieder in gleichem Sinne auf⸗ zurufen. Es darf nicht geduldet werden, daß ungezügelte Elemente das Verkehrsweſen zerrütten und dadurch namen⸗ loſes Elend über die breiteſten Volksmaſſen bringen. 5 Sympathieſtreik der Bergarbeiter. W. T. B. Eſſen a. d. R., 15. Jan. Die Bergarbeiter von neun Zechen ſind in einen Sympathieſtreik für die Eiſen⸗ Die Zahl der Streikenden beläuft ſich auf 10 252 Mann. e Neue Unruhen in Hamboru. W. T. B. Münſter i. W., 14. Jan. In der Nacht zu geſtern iſt es in Hamborn zu erneuten Ruheſtörungen gekommen, als kleine Truppenabteilungen zur Wiederherſtellung der Ordnung in Hamborn einmarſchierten. Dem einmarſchie⸗ renden Gros der Truppen ſtellten ſich vormittags die De⸗ monſtranten entgegen, wobei es zu Schießereien kam. Da⸗ bei wurde ein Ziviliſt getötet und ſieben mehr oder weniger ſchwer verletzt. Auch ſoll ein Offizier erſchoſſen worden ſein, doch ſind hierüber beſtimmte Nachrichten zurzeit nicht erhält⸗ lich. Das Militär hatte ſonſt keine Verluſte. 226 Ziviliſten wurden verhaftet. 5 2* Deutſche Nationalverſammlung Berlin, 14. Jan. Die zweite Beratung des Betriebsrätegeſetzes wird fortgeſetzt.. Reichskanzler Bauer: Auf dieſe Tagung des Hauſes, die ſich mit einem für die Angeſtellten und Arbeiter beſon⸗ ders wichtigen Geſetz zu beſchüftigen hat, iſt ein ſchmählicher Angriff erfolgt, wie er bisher noch nicht in der Parlaments⸗ geſchichte zu verzeichnen iſt. Den traurigen Mut zu dieſem Angriff hat die Unabhängige Partei bekundet.(Lärm der Unabhängigen, Rufe: Verleumdung.) Sie hat noch jüngſt den Antiparlamentarismus uns angeſagt. Geſtern hat ſte Sie hat das Parlament belagern laſ⸗ paßte. Zum zweiten Male iſt ein Parlament, hervorgegan⸗ gen aus dem freieſten Wahlrecht, unter die Diktatur der Straße geſtellt worden.(Lebhafte Zuſtimmung.) Dieſe Schande verdankt die Deutſche Republik nur der Unab⸗ hängigen Sozialdemokratiſchen Partei.(Großer Lärm und Zurufe der Unabhängigen.) Auf die Unabhängige Soztald. Partei fällt das Blut der armen Verführten und Verhetz⸗ ten.(Erneuter Lärm bei den Unabhängigen.) Sie werden das Kainszeichen dieſer Blutſchuld nicht abwaſchen können. (Lärm bei den Unabhängigen] Die Freiheit“ empf!⸗ 8 ja den Aufruf vor dem Hauſe in Maſſen zu demonſtrieren. Die Verführer haben ſich aber weislich im Hintergrunde gehalten. Sie wußten ja im voraus, daß Zuſammeunſtöße unvermeidlich waren. Die Sicherheitswehr hat ſich auf das äußerſte zurückgehalten. Erſt in größter Not hat ſie von der Waffe Gebrauch gemacht.(Widerſpruch der Unabhängigen.) Das werden zahlreiche Mitglieder und zahlreiche Fourna⸗ lichen beſtätigen. 8 „ Im Namen aller derer, denen der Bürgerkrieg der aller⸗ ſchrecklichſte iſt, ſpreche ich der Sicherheitswehr Dank und volle Anerkennung aus.(Großer Beifall.) Geſchlagen, mit Füßen getreten, lebensgefährlich verletzt und mit eigener Waffe getötet wurden Beamte der Sicherheitswehr. Sie war ja eine Handvoll gegen die auſtürmenden Maſſen. Es wurde ſpät, faſt zu ſpät, von der Waffe Gebrauch gemacht. Es haben ſich auch Zeugen gemeldet, die behaupten, geſehen zu haben, daß von Mitgliedern der Uabhängigen Partei durch Tücherſchwenken das Zeichen zum Sturm auf das Haus gegeben wurde.(Großer Lärm bei den Unabhängi⸗ gen, fortdauernde Unruhe, Zurufe.) Alle, die hier im Hauſe ſind, verdanken der tapferen Sicherheitswehr ihr Leben. (Lebhafte Zuſtimmung.) Wäre der Sturm geglückt, ſo hät⸗ ten 5 eine Bartholomäusnacht erlebt.(Lebhafte Zuſtim⸗ mung. Zwei Tote hat die Sicherheitswehr zu beklagen, ein Mann Sozialiſt. Auf der Gegenſeite ſind 20 Tote und rund 50—60 Verwundete. Wir gedenken auch ihrer mit Bedauern darüber, daß ſie und nicht die Verführer geopfert wurden. Wir hoffen, daß ſie nicht umſonſt gefallen ſind, daß die deutſche Arbeiterſchaft endlich den Abgrund erkeunt, an den ſie und das ganze Volk geführt werden ſollen. Jetzt wird hoffentlich die Gemeingeſährlichkeit der Partei der Diktatur des Proletariats dem Volke klar ſein.(Lärm bei den Unabhängigen.) 5 Wir ſtehen jetzt vor Angriffen der Unabhängigen und Kommuniſten, die unſer ganzes Wirtſchaftsleben bedrohen. Geheimkonferenzen haben ſtattgeſunden. Das Wort„Die Eiſenbahner haben die Hand an der Gurgel des Staates“ ſtammt aus dem Munde der Unabhängigen. Es iſt ver⸗ brecheriſch, die Not des Volkes in dieſer demagogiſchen Weif auszunutzen.(Sehr richtig.) ie wollen den Kampf Aller gegen Alle und auf den een des Reiches die kommu⸗ niſtiſche Herrſchaft erri Die Geſamtheit der Nation iſt in ihrem Leben bedroht ducch dieſe verbrecheriſche Agitation. Wir werden mit den en Mitteln adgegen vorgehen. Wir ſind ſicher die gauze öffentliche Meinung hinter uns zu haben. Die Leute die unſer Volk in den Abgrund wollen, gehören hinter Schloß und Riegel. Wir werden alles tun, um das Volk vor dem Abarunde zu bewahren (Lebhafter Beifall. Zuruf bei den Unabhängigen.) W Berichterſtatter Schneider(Dem.) beendet unter großem Lärm der Unabhängigen ſeinen geſtern begonnenen Bericht über die Ausſchußverhandlungen.. Präſident Fehrenbach: Ich halte es für angezeigt, den Unabhängigen das Wort zur Erwiderung zu geben.(Wi⸗ derſpruch rechts.) Die Mehrheit ſtimmt dieſem Vorſchlage au. 8— 85 Abg. Henke(U. S.): Die Schuld allein hat die Regie⸗ rung. Der Reichstag iſt falſch informiert und voreingenom⸗ men. Das Recht auf Demonſtrationen läßt ſich das Volk nicht nehmen.(Lachen.) 5 Preuß. Miniſter Heine: Es war nicht nur mein Recht, ſondern auch meine Pflicht, dafür zu ſorgen, daß die Ab⸗ geordneten unbehindert den Saal betreten konnten. Die Sicherheitsbeamten haben mit unglaublicher Milde und Geduld ihres Amtes gewaltet.(Sehr richtig.) Sie hatten den Auftrag, von der Waffe nicht eher Gebrauch zu machen, bis das Haus ſelbſt in Gefahr kam. Die Maſchinengewehre waren nicht ſichtbar aufgeſtellt, um jeden Vorwurf der Pro⸗ vokation zu unterbinden. Der erſte Schuß fiel von außen und verwundete einen Soldaten. Mit dem Märchen eines Du biſt mein! Roman von H. v. Erlin. Machd ruck verboten.) 0 . 111 XXXIII. nen harter Winter, der das Eis nicht hatte tauen ollen, neigte ſich ſeinem Ende entgegen. f w 5 nö türme trugen Lenzesahnen auf ihren Flügeln. Len te ein Sturmwind, der Wolken von Jugend, wied und Glück ins Haus fegte, war Komteß Ulla chen, er in Hölfenſtein eingezogen, hatte jedes Fält⸗ Nandas ihr entwa am gräflichen Herzen Schwieger⸗ würmfz noch unliebſam aufgefallen wäre, mit aller hel iſten Liebenswürdigkeit glatt geplättet, geſtrei⸗ und geſchmeichelt, bis Tante Clementine gar anders konnte, als mit ihr ſich jener Zukunft wo ſie fröhlich beiſammen ſitzen und einander el U 5 haben würden. Ja, ſie hatte ſogar ein übriges ohn die beſte aller Schwiegermütter, ſie hatte ihrem e, der ſich auf ſeinem ſtattlichen Gute einarbei⸗ Sommer auf deinem neuen Beſitze vereint en können, wäre es wohl am geratendſten, wir ure Hochzeit auf Anfang Mai feſt.“— Mai, du, Madeleine, im Mai kriege ich end⸗ lich meinen Egon für mich allein! Auffreſſen könnte ich die ganze Welt vor Seligkeit, dich zuerſt!“ So war die kleine Große nach Falkenhagen hin⸗ übergejagt, ſobald definitiv der Hochzeitstag beſtimm worden war, und hatte Madeleine, deren traurig ver⸗ ändertes Geſicht ſie im Wiederſchein des eigenen Glük⸗ kes nur roſig ſah, ſtürmichſ in die Arme geſchloſſen. „Aus deinen Reiſeplänen wird nun nichts, Liebſte. Bei der Hochzeit, die du geſtiftet haſt, darfſt du nicht ſehlen. Jetzt mußt du bleiben bis zum Mai!“ „Jetzt mußt du bleiben bis zum Mai!“ Und ſie blieb— blieb, wie ſie den langen, kalten Winter über geblieben war, in völliger Weltabgeſchiedenheit, eifri⸗ ger denn je zuvor ihren Neigungen lebend, zu Fuß oder zu Pferd herumzuſtreifen, trotz Schnee und Eis, durch Wald und Feld, auf Wegen, wo ſie oft ſtunden⸗ lang niemandem begegnete; doch einem hin und wie⸗ der, der einſame Pfade ſuchte gleich ihr— Hartmut Bravand. f Nicht wie Fremde waren ſie dann ſich aus dem Wege gegangen, ſondern hatten einander begrüßt und freundliche Rede gewechſelt wie zwei gute Nachbarn. Sie vermochte es, hatte ſich den Mut, die Kraft dazu abgerungen, das Weib in ſich ſchweigen zu heißen, um dem Manne der ſie nicht zu lieben vermochte, und an einer anderen bittere Liebesenttäuſchung erlitten hatte, in gütiger freundſchaftlicher Ruhe zeigen zu können: Ich habe verwunden! Vergiß auch du den kurzen, dir von mir aufgezwungenen Irrtum unſerer Zuſammengehörigkeit und lebe dein neues Daſein nach deiner Art, ohne Vorwurf, ohne Rückblick. Jedes nach feiner Ker— jedes für ſch. Und ihr Geſicht lächelte, ihre Stimme tönte voll und feſt, wenn ſie zu ihm ſprach, nud es ſchien ihr nicht aufzufallen, wie knapp und gepeinigt ſeine Ant⸗ worten kamen, wie er ſie zuweilen anſtarrte bei ihren ruhigen Worten, als ſähe er eine Wildfremde und ſuche nach jener andern in ihr, die er gekannt. Wo war ſie, die einſt ſein Weib geweſen, die ihr ſchickſalsgläubiges„du biſt mein—“ über ihn ge⸗ ſprochen und ihn nicht hatte laſſen wollen, bis er ſie von ſich geſtoßen, um frei des Zwanges ihrer Liebe zu werden? War das alles nie Wirklichkeit, war es ein wirrer Traum geweſen? Einſame Abende, doppelt öde und einſam, ſeit Frau Reichmann zu Verwandten gegangen war, um ſich von der Trübſal der letzten Jahre zu erholen ſchlafloſe Nächte, wenn der Winterſturm um die alten Mauern toſte— gute Zeit, um Einkehr zu halten in die eigene Seele, die ſo arm und leer geworden war, in der nichts mehr ſich regte von all dem ſehnſuchts⸗ heißen Hoffen, dem wilden Glückverlangen. Wo war all das verzweifelte Kämpſen und Ringen, all die Bitternis des Erkennens und Verlierens. Wo war Angelika? Irgendwo in ihm war eine kleine, kaum noch ſchmerzende Wunde und darüber brennend ein Schamempfinden, daß es nicht weher tat, daß es ſo hätte enden können, was ihm als ein Heiliges, Un⸗ vergängliches geſchienen. Enden— und ein anderes, das wuchs, Tag um Tag, das ſeinen Schritten folgte, an ſeiner Seite ſtand noch hinein in ſeine Träume raunte— Reue, nutzloſe, troſtloſe, hoffnungsloſe Reue. Madeleine— Madeleine! Foriſebaug folgt.) 5 zufällich losgegangenen Gewehrs kommen Sie uns nicht. Man hat geſehen, wie vom Reichstage aus gewinkt wurde. Die Maſſen wurden aufgereizt von den Abgeordneten Zu⸗ beil und Frau Zietz.(Hört! Hört! Rufe bei den Unab⸗ Hängigen: Verleumdung! Frau Zietz ruft: Das Reichs⸗ tagshaus gehört dem Volke, nicht der Sicherheitspolizei!) Der Redner fortfahrend: Der Bericht der„Freiheit“ ſelbſt, der ſchon gedruckt war, als heute das Blatt verboten wurde, bestätigt, daß die Soldaten von der Menge zurückgedrängt und daß ihnen Gewehre und Handgranaten abgenommen wurden. Wir beklagen die Opfer, die Sie auf dem Gewiſſen Haben.(Lärm bei den Unabhängigen.) 3 5 Abg. Henke(U.) erhält unter lebhaftem Widerſpruch der Rechten abermals das Wort. Er führte aus, daß der Mini⸗ ſter Heine die ganze Sache gemacht habe, um Zwangsmaß nahmen gegen das Volk zu begründen. Es ſei eine Lüge, wenn er behaupte, er Henke] hätte den Tumult angezettelt. (Ordnungsruf.) 3 5. Abg. Bender(Soz.) bittet, dem Betriebsrätegeſetz eine ſolche Faſſung zu geben, die dem Arbeiter eine neue Stel⸗ lung in unſerem Wirtſchaftsleben einräumt. Die Unab⸗ hängigen hätten mit ihrem beiden Stimmen die Annahme manches von uns bedauerten Antrages verhindern können. Aber ſie fehlten bei den meiſten Sitzungen und ſtellten ſelbſt keine Anträge, ja brachten ſogar Verbeſſerungsanträge von uns durch Stimmenthaltung zu Fall. 8 Abg. Schwarzer(tr.): Das Betriebsrätegeſetz wäre auch gekommen, wenn wir keine Revolution gehabt hätten. Auch auf die Landwirtſchaft muß das Betriebsrätegeſetz Anwendung finden. Bedenken kann nur das Wahlalter von 18 Jahren erregen, weil es auch politiſche Rückſchläge geben kann. Abg. Weinhauſen(Dem.): Die Agitation gegen das Be⸗ triebsrätegeſetz geht über alles Maß hinaus. Die großen Errungenſchaften der Arbeftnehmer werden völlig verſchwie⸗ gen. Ausdrücklich beauftragt bin ich, das lebhafte Bedauern meiner Freunde darüber auszudrücken, daß die Regierung ihr Verſprechen, noch vor Weihngchten ein Geſetz über die obligatoriſchen Schiedsgerichte einzubringen, nicht erfüllt hat.(Sehr richtig.) Wir erwarten, daß es ſpäteſtens in der Februartagung kommt. Abg. Schiele(D. N.): Dem Hauſe iſt noch kein Geſetz von ſo einſchneidender wirtſchaftlicher Wirkung vorgelegt worden wie dies. Es hätte vollſtändig genügt, mit der wei⸗ teren Ausgeſtaltung der Arbeiterausſchüſſe und der Ein⸗ führung von Arbeitsgemeinſchaften. Die jetzige Vorlage wird die Politiſierung der Betriebe im Sinne der Kommu⸗ niſten zur Folge haben. Das zu unterſtützen, haben wir keine Urſache. Mit dem Geſetze iſt keine Partei zufrieden. Die Zeitungs betriebe müſſen unbedingt aus dem Geltungs⸗ bereich des Geſetzes ausgeſchloſſen werden. Die Erfahrun⸗ gen mit den Betriebsräten im VBergbar ſollte eine ernſte Mahnung ſein, von dieſer Politik abzulaſſen. Der Indu⸗ ſtrie werden die Rohſtoffkredite des Auslandes durch dieſes Geſetz unterbunden. Reichsarbeitsminiſter Schlicke: Das Geſetz über die obli⸗ gatoriſchen Schiedsgerichte konnte nicht vorgelegt werden, weil es reifliche Durcharbeitung erfordert und alle Erfah⸗ rungen berückſichtigt werden müſſen. Die ausländiſche Ge⸗ ſetzgebung hat keine Handhabe. Die Vorlage über die Bil⸗ dung des Reichswirtie rates bedurfte voller dreier Mo⸗ nate, ehe ſie an den Reichsrat kam. infolge der Zerſplitte⸗ rung der Arbeitgeberverbände, die die Ausarbeitung der Vorlage ſehr erſchwerte. Daß die Arbeiterausſchüſſe kein Erfatz für die Betriebsräte ſein können, beweiſen die vielen Maßregelungen, denen die Mitglieder der Arbeitexaus⸗ ſchüſſe dauernd ausgeſetzt werden. Abg. Dr. Vögler(Deutſche Volkspartei]: Das Geſetz iſt durch politiſche Agitation hervorgernſen, das Geſetz ſolite zunächſt dem Reichswirtſchaftsrat überwieſen werden. Abg. Dr. Geyer(U. S.): Die Betriebsräte dieſes Geſetzes haben mit den Betriebsräten im ſozialiſtiſchen Sinne auf 5 der Grundlage einer antikapitaliſtiſchen Wirtſchaftsorduung nichts gemein. 8 Abg. Gandorfer(Bayr. Bauernbund): Wir lehnen das Geſetz ab.. N Hierauf wurde die Weiterberatung auf Donnerstag 10 Uhr vertagt. Schluß 8½ Uhr. Deutſchland. Deutſchland und der Vatikan. Tu. Berlin, 15. Jan. Der Wochenſchrift„Grenzboten“ wird aus München berichtet, daß die Verhandlungen, die Nuntius Pacelli kürzlich in Berlin über die Frage der Re⸗ gelung der diplomatiſchne Beziehungen Deutſchlands zum Vatikan geführt hat, das Ergebnis gehabt haben, daß Bayern auf ſeine Geſandtſchaften beim Vatikan zugunſten des Reichs verzichtet, dagegen ſcheine die Kurie geneigt, ihre Vertre⸗ tung in München doch zu belaſſen. Dieſe Abſicht erfährt damit eine beſondere Beleuchtung, da nach einer Meldung des„Grenzboten“ die Eutente beſtrebt iſt, in den ſüddeut⸗ ſchen Hauptſtädten Geſandtſchaften zu errichten, um dadurch die Einheitsbeſtrebung der neuen Reichsverfaſſung zu durch⸗ kreuzen. Ruhe in Berlin. W. T. B. Berlin, 14. Jau. Hier herrſcht heute überall Ruhe. Die Arbeiter ſind faſt ausnahmslos in den Arbeits⸗ ſtellen erſchienen. Zu Zuſammenſtößen iſt es nirgends ge⸗ kommen. 7 42 Tote— 105 Vexletzte. a W. T. B. Berlin, 14. Jan. Bei den geſtrigen Unruhen vor dem Reichstagsgebäude ſind, wie jetzt endgültig feſtſtehen dürfte, 42 Tote und 105 Verletzte gezählt worden. Von den Toten befinden ſich 21 im Schauhauſe, die übrigen in ver⸗ ſchiedenen Krankenhäuſern. Die Heimſchaffung unſerer Kriegsgefangenen. i W. T. B. Köln, 15. Jan. Die„Köln. Ztg.“ meldet aus Ber⸗ lin: Was die Abbeförderung der deutſchen Kriegsgefange⸗ nen aus Frankreich betrifft, ſo iſt, wie wir an zuſtändiger Stelle erfahren, noch keine Auſorderung von Eiſenbahn⸗ material ergangen. Geſtern morgen traf das Telegramm des Majors Draudt aus Paris ein, welches nähere Beſtim⸗ mungen über die Art und Weiſe des Abtransportes brachte. Von deutſcher Seite ſind Vorkehrungen getroffen, daß täg⸗ lich 12000 Gefangene heimbefördert werden können. Die Franzoſen haben ſich auch bereit erklärt, die Abbeförderung auf dem Seeweg vornehmen zu laſfen, falls hierzu das nö⸗ tige Schiffsmaterial zur Verfügung geſtellt würde. Vertre⸗ ter der Eiſenbahn⸗ und Marineverwaltung ſind zur Beſpre⸗ chung nach Paris abgereiſt B. L. Baſel, 14. Jan. Die„Preßinf“ meldet aus Paris: In ſämtlichen Sammellagern, in denen ſich die deutſchen Kriegsgefangenen befinden, iſt der Befehl eingelaufen, die, nötigen Vorkehrungen zur Heimſchaffung der Gefangenen zu treffen. Mit der Heimſchaffung der in den beſetzten Ge⸗ bieten, und zwar in der Pfalz und im Rheinland beheimate⸗ ten Gefangenen wird ſoſort begonnen; danach wird ſich die Heimbeförderung der ſüddentſchen, zuletzt der in norddent⸗ ſchen Ländern beheimateten Gefangenen unmittelbar an⸗ ſchließen. Nach Ratifizierung des Friedens. 5 Die Interparlamentariſche Union und die Mittelmächte. W. T. B. Brüſſel, 15. Jan. Das Büro der Interparlamen⸗ tariſchen Union hat dieſer Tage in Brüſſel getagt, um die 8 Frage zu beraten, ob die Mittelmächte wieder in Interpar⸗ lamentariſche Union aufgenommen werden 8 De rechtslehrer B. Scamps⸗2 s bekämpft und verneint. Der letzte Nobelpreistträger für den Friedenspreis, der ſozialiſtiſche Sengtor Lefontaine, trat lebhaft für die Zulaſſung der Miltelmächte ein und erklärte, daß auch die Engländer ſich in gleichem Sinne ausgeſprochen hälten. Die Franzoſen ſeien ebenfalls geneigt, die alte Ver⸗ bindung wieder herzuſtellen. Ein Beſchluß konnte nicht ge⸗ faßt werden. Italiens Konzeſſionen. Paris, 15. Jau. Der„Matin“ ſchreibt: Im Verlauf des Dienstags hat Nitti die letzten Konzeſſionen gemacht. Ita⸗ lien verzichtet auf ganz Dalmatien mit Ausnahme eines be⸗ ſonderen Regimes für Zara, verzichtet auf ſein Programm auf Neutraliſierung der Ufer und auf einen Teil ſeines Mandats über Albanien vorausgeſetzt, daß man ihm einige kleine Inſeln überläßt, die Italien von Wilſon ſelbſt zuge⸗ ſtanden wurden, und daß die Stadt Fiume, die durch einen engen Verbindu e; mit Italien verbunden wird, ſeiner Oberhoheit unterſtellt u irde. Falls die Jugoflawen ſich im Laufe des Dienst i n haben ſollten, nachzugeben, wird Nitti ihnen unn i einen Vertrag vorſchlagen. 5 dieſem Zweck ber verſchiedene Miniſter nach ar is. 7* Die bevorſtehende Präfidentſchaftswahl in Frankreich. Paris, 14. Jan.(Havas.) Die definitive Aufſtellung des Büros der Kammer gab Anlaß zu einer Sympathiekundge⸗ bung für den Kammerpräſidenten Deschanel. Einige Depu⸗ tierte beglückwünſchten Deschanel zu ſeiner Wahl und er⸗ klärten, er werde die Bedeutung des abgegebenen Votums nicht verkennen. Der Erfolg der Wahl als Kammerpräſi⸗ dent ſei das Vorſpiel des Sieges, der ihn in Verſailles an⸗ läßlich der Präſidentſchaftswahl erwarte, falls er ſich zur Kaudidatur entſchließe. Auf das Drängen der Deputierten, ſeine Abſichlen mit⸗ zuteilen, antwortete Deschanel, daß die Kammergruppe⸗ bald eine Vorkonferenz abhalten werde, und daß es bei dieſer Konferenz liege, über die Kandidatur zu entſcheiden. Die Blätter ergehen ſich in Mutmaßungen über die Be⸗ deutung dieſer Kundgebung, Handle es ſich bloß um Ver⸗ ſuche, entgegen der urſprünglichen Abſicht, hinſichtlich der Prä⸗ ſidentſchaft der Republik einen Wahlkampf herbeizuführen, oder habe dleſer Kampf bereits begonnen? Der letztere Ein⸗ druck ſcheine vorzuherrſchen. „L' Avenir“ meldet, daß angeſichts der neugeſchaffenen Lage gewiſſe Politiker geſtern der Anſicht waren, daß der Augenblick gekommen ſei, um Poincaré zu befragen, ob er willens wäre, wieder zu kandidieren, um ſo Spaltungen zu verwriden. „Echo de Paris“ iſt der Anſicht, daß eine Gegenkandidatur Deschanels gegenüber Clemenccaus möglich, aber nicht ſicher ſei, denn letzterer werde letzten Endes ſeine endgültige Entſchließung derjenigen unterordnen, die morgen von der Vollſitzung der republikaniſchen Gruppe der Kammer gefaßt werde. Die Freunde Clemeneecaus ſeien ſeſt entſchloſſen, für den Miniſterpräſidenten zu ſtimmen, und zählen auf eine ſtarke Mehrheit. . 2 2 52142 Badiſche Politik. Die Zulagen für Beamte. Die Beſprechungen zwiſchen Vertretern des Finanzmini⸗ ſteriums und den drei Organiſationen, dem Bad. Beamten⸗ bund, dem Bad. Eiſenbahnerverband und dem Gau Baden des Vereins des deutſchen Verkehrsperſonals, die geſtern im Gehäude der Generaldirektion hier ſtattfanden, nahmen faſt dn ganzen Tag in Anſpruch. Die Beſprechungen waren vertraulicher Natur. So viel können wir aber mitteilen, daß eine Einigung zwiſchen dem Finanzminiſterium und den Organiſationsvertretern über die Erhötzung der Zu⸗ lagen für Gehälter und Löhne erzielt worden iſt. Das Finanzminiſterium wird auf Grund der geſtrigen Beſpre⸗ chungen dem Landtag eine entſprechende Borlage machen. Zur Vorberatuna dieſer Vorlage werden ſich in der nächſten Woche die Fraktionen und der Haushaltausſchuß zuſammen⸗ finden. Bemerkt ſei noch, daß auch der Arbeiterlaudesaus⸗ ſchuß zu den Beratungen zugezogen war. Die Kriſe im Gaſtwirtsgewerbe. Kärlsruhe, 14. Jan. Eine Beſprechung der Vorſtände der großen Organiſationen der Hotel ⸗und Gaſtwirtsbetriebe Badeus im Miniſterium der Juſtiz eröffnete die Gewißheit, daß eine beſſere Belieferung mit Lebensmitteln ebenſo aus⸗ geſchloſſe niſt, wie eine Nilbernug in der Anwendung der Geſetze gegen den Schleichhandel. Das Orgau des Badiſchen Gaſtwirtsverbandes teilt über dieſe Sitzung weiter mit: Mit rückſichtsloſer Streuge wird jeder Betrieb geſchloſſen, in welchem an fleiſchloſen Tagen 8) verobreicht und in welchem nicht auf die Abgabe von 7 und Brotmarken beſtanden wird. Jede Schleichthandelsverſorgung im Gaſt⸗ wirtsgewerbe wird nach den beſtehenden Beſtimmungen im einzelnen Fall mit Gefängnis, im zweiten Wiederholungs⸗ fall mit Zuchthaus beſtraft. Daß infolgedeſſen die Schlie⸗ ßung der geſamten Küchenbetriebe unmittelbar bevorſteht, iſt für einſichtsvolle Fachleute keine Frage mehr, ſondern nur eine Folge der derzeitigen Ernährungskriſis. gerrvo bc. ˙ N 1 2 UAnwetter⸗Narhrichten. zue Karlsruhe, 13. Jan. Infolge des in den letzten Ta⸗ gen gefallenen Regens ſind der hein und ſeine Zuflüſſe wiederum geſtiegen. Auf dem Neckar mußte infolge des Hochwaſſers der Schiffverkehr eingeſtellt werden. Im Do⸗ nautal gleicht das Pfohrener Ried einem einzigen brodeln⸗ den See. Infolge einer durch den herrſchenden Orkan her⸗ vorgerufenen Störung an dem elektriſchen Leitungsnetze war die Stadt Wolfach am Samstag längere Zeit ohne elek⸗ triſche Beleuchtung.— Aus Pforzheim wird gemeldet, daß die Enz, die Nagold und die Würm über Nacht wieder zu reißenden Flüſſen geworden ſind. 2 i Mingolsheim b. Bruchſal, 15. Jau. Infolge plötz⸗ lichen Austritts eines kleinen Mühlbaches wurde der ganze Bahnhof und das Bahngelände unter Waſſer geſetzt, ſo daß der Eiſenbahnbetrieb auf der Strecke Karlsruhe Heidelberg vollſtändig unterbrochen wurde. Mehrere Züge wurden über Schwetzingen geleitet. zen Mannheim, 15. Jan. Das Hochwaſſer des Neckars iſt abermals bis an den Maulbeerdamm beim Friedhof vorge⸗ drungen und ergießt ſich auf die Felder der Sellweide. Es beſteht wiederum die Gefahr. deß dis Gleiie der elektriſchen Straßenbahn unterſpült werden. brechung des Straßenbahnverkehrs nach Feudenheim iſt zu erwarten. a 5 eee e * Wertheim, 15. Okt. Tauber und Main führten der⸗ artiges Hochwaſſer, daß ein Teil der Stadt überſchwemmt wurde. Ebenſo ſtehen die Kohlenlager unter Waſſer. Unwetter auf dem Schwarzwald. * K. T. Telephon⸗ und Lichtleitungen. Eine abermalige Unter⸗ Verfaſſer des Geſetzentwurfs und en Villingen, 15. Jau. Bei den Stürmen der letzten Tage wurde in der Nähe von Unterkirnach ein ganzer Waldabhang vom Sturm umgeworfen. Auch am Mittwoch waren die Fernſprechverbindungen im Schwarzwald und nach der Bo⸗ deufeegegend geſtört. N a Donanueſchingen, 15. Jau. Das Pfohrener Ried glich in den letzten Tagen wieder einem wild ſchäumenden See. Die Wellen gingen vielfach bis an den Bahnkörper der Schwarzwaldbahn. Dort, wo ſich, wie bei Aufen, Geiſingen, Immendingen uſw., die Täler verengen, ſchoſſen die Waſſer mit unglaublicher Gewalt ins Tal. Föhnſturm in der Bodeuſeegegend. f K. T. Vom Bodenſee, 15. Jan. Der ſett Samstag abend mit wachſender Heftigkeit wütende Föhnſturm hat in der Bodenſeegegen nach den vorliegenden Meldungen größeren Schaden nirgends angerichtet, doch zeugen allerorts zahl⸗ reiche entwurzelte Bäume von der Heftigkeit des Sturmes. Recht empfindlich waren dagegen die Schädigungen an den Die meiſten Orte waren in den letzten zwei Tagen von jedem telephoniſchen und tele⸗ graphiſchen Verkehr nach auswärts abgeſperrt. Durch die mit dem Unwetter verbundenen Regenfälle ſind ſämtliche Flußläufe erneut ſtark angeſchwollen. Auch der Bodenſee ſteigt wieder ſtark. 3 W. T. B. Frankfurt a. M., 15. Jan. Der Main iſt am Dienstag abend in ſolch beängſtigender Weiſe geſtiegen, daß noch in der letzten Nacht die tiefer gelegenen Wohnräume auf dem rechten Mainufer in großer Haſt geräumt werden mußten. In der Schiffer und Neckargaſſe und in der Schmiedeſtube läuft das Waſſer ſchon in die unteren Stock⸗ werke ein. Seit 4 Uhr früh drängt die Flut gegen den Rö⸗ merberg herein. Nach vorausſichtlichen Meldungen dürfte das Waſſer noch mindeſtens einen Meter ſteigen. Der Höchſt⸗ ſtand iſt vorausſichtlich am Donnerstag abend zu erwarten. Baden und Nach bargebiete. — Wiederverkehren der Schwarzwald⸗Schnellgüge. Von Montag den 19. Januar an verkehren wieder die Schwarz⸗ wald⸗Schnellzüge D 175/76 mit Fortſetzung bis und von Karlsruhe wie folgt: D 175/ D 15 Konſtanz ab 8.55 Uhr vor⸗ 4 mittags, Offenburg an 1.20 Uhr, ab 1.38 Uhr nachmittags, Karlsruhe an 259 Uhr nachmittags. D 270/ 0 176 Karlsruhe ab 3.22 Uhr nachmittags, Offenburg an 3.46 Uhr nachmittags. Zur Herſtellung des Anſchluſſes von Zug 971 an den Zug JD 15 in Offenburg verkehrt der Zug 971 von Lahr⸗Dinglin⸗ gen ab 20 Minuten früher, Lahr⸗Dinglingen ab 1 Uhr nach⸗ b mittags, Offenburg an 1.32 Uhr. 7 — Eine hundertprozentige Erhöhung der Eiſenbahn⸗ tariſe kündigte Finanzminiſter Dr. Wirth in einer Ver⸗ ſammlung in Tauberbiſchofsheim an, in der er über die poli⸗ tiſche Lage u. die Zukunftsausſichten ſprach. Das diesjährige Defizit der badiſchen Bahnen ſchätze er auf 300 Millionen. Man dürfe das nicht den Angeſtellten zur Laſt legen, ſon⸗ dern dem Herunterwirtſchaften in den Kriegsjahren.* — Streik bei der Albtalbahn. In einer Verſammlung 1 in Ettlingen wurde von den Angeſtellten und Arbeitern der Albtalbahn beſchloſſen. Mittwoch abend in den Streik einzutreten, da die Bahugeſellſchaft nicht in der Lage war, die geforderte Beſchaffungszulage zu bezahlen. 15 — Wie die franzöſiſche Militärkommiſſion nach einer Meldung des„K. T.“ aus Kehl mitteilt, wird das Durch⸗ gangslager für nach Elſaß⸗Lothringen Reiſende von Raſtatt nach Kehl verleat. ö 2 — Die Valuta fällt. Die öſterreichiſche Krone hat an der Schweizer Börſe den bisher tiefſten Stand erreicht. Sie ſtand in Baſel und Zürich auf 1 Cent. Auch die Mark⸗Valuta zeigt ſinkende Tendenz, da an den Börſen täglich Millonen 749 deutſcher Marknoten angeboten werden, ohne daß eine ent ſprechende Nachfrage beſteht. 5 Perſoneuſtands aufnahme für Steuerzwecke. Aantlich wird gemeldet: N 5 Auf Anordnung des Reichsfinanzminiſters wird im Laufe der nächſten Wochen im ganzen Reichsgebiet für die Zwecke der Reichsſteuerveranlagung eine Perſonenſtandsaufnahme ſtattfinden.. Dabei hat jeder Haushaltungsvorſtand eine Wohnungsliſte aufzustellen und ſpäteſtens bis zum 8. Febr⸗ dem Hausbeſitzer abzugeben, der ſie mit einer Beſtätigun⸗ über die Vollzähligkeit der Liſten ſpäteſtens bis zum 1 Februar der Gemeindebehörde einzureichen hat. Die Vo drucke zu den Liſten und beſtätigungen werden den Haus haltungsvorſtänden und Hausbeſitzern zugeſtellt. Sie müſ⸗ ſen genau nach der ihnen aufgedruckten Anleitung ausgefül werden. Wer den ihm hiernach obliegenden Verpflichtu gen nicht nachkommt, insbeſondere die Wohnungsliſten nie wahrheitsgetreu ausfüllt oder nicht rechtzeitig abgibt, kan mit Geldſtraſen bis zu 500 M. belegt werden, an deren Stell im Jalle der Uubeibringlichkeit eine Haftſtrafe tritt. Die Wohnungsliſten ſollen die Grundlage bilden für d Veraulagung zu den verſchiedenen in der nächſten Zeit erhebenden direkten Reichsſtenern. Beſondere Bedeutun wird ihnen für die Reichseinkommenſteuer zukommen. H liegt die pünktliche Ausfüllung der Liſte namentlich au im eigenen Intereſſe des ſteuerpflichtigen Haushaltungsvo ſtandes, weil nach dem Entwurf des der Nationalverſam lung noch zur Beratung vorliegenden Reichseinkomm ſteuergeſetzes der ſteuerfreie Teil ſeines Einkommens ſi für die Ehefrau und für jedes zu ſeinem Haushalt gehörige minderjährige Kind ſowie für jedes volljährige, das nicht in einem fremden Betrieb ſelbſtändigen Erwerb hat. um einen, beſtimmten Betrag erhöht. f Karlsruhe, 15. Jan. Die bad. Regierung beabſichtig dem allg. Landesmuſeum hier ein Heeresmuſeum anzugli dern, das nicht nur Erinnerungen an den füngſt verfloſf nen großen Krieg, ſondern auch an frühere Feldzüge en halten ſoll. Zwiſchen Steinbach und Bühl wur —— * Bühl. 15. Jan. der Streckenarbeiter Anton Straub von Eiſental von ein Schnellzug überfahren und getötet. * Offenburg, 15. Jan. Die hieſige Gefangenenübe nahmeſtelle teilt mit, daß der 1. Gefangenentrausport a Frankreich vorausſichtlich in der Nacht zum Donnerstag d 15. eintreffen dürfte. Dieſem erſten Transport werden we tere folgen. Wie groß die Zahl der jeweils eintreffen Gefangenen iſt, ſteht noch nicht feſt, man rechnet aber m einer wöchentlichen Abfertigung von 6—7000 Mann. Heimkehrenden kommen aus Südfrankreich. Hier werd die zurückkehrenden Gefangenen geſpeiſt und nach Ludwig? burg zur Ueberführung in das Uebernahmelager Egolshein weitertransoprtiert. * Freiburg. 14. Jan. Heute morgen gegen 8 Uhr der Güterzug 7825 nach Neuſtadt bei der Ausfahrt in Fre burg auf den kurz vorher ausfahrenden Güterzug 6992 na Breiſach, der vor der Abzweigung nach Heidenhofen zu Halten gekommen war, aufgeſtoßen. Hierbei wurde di Bremſer Wilhelm Brändlin in Freiburg getötet und weiterer Bremſer unerheblich verletzt. Eine Betriebsſti rung trat nicht cin. 2 Die Umſatzſteuer. Mit Recht beunruhigt ſich die Kaufmannſchaft darüb daß Geſetze gegenwärtig in Kraſt treten, bevor ſie gedru vorliegen. Bei den 8 Verkehrs verhältniſſen brau das Reichsgeſetzblatt zur Reiſe von Berlin nach Freib mehr Zeit als ſonſt. Nun iſt das kurz vor Weihnachten ſchloſſene Umſatzſteuergeſetz uns wenigſtens im„Reich zeiger“ zu Geſicht gekommen. Gleichzeitig veröffentlicht de Kommentator des al fee waer am aß 8 Sſteuergeſetzes, ger Geheime Rat Dr. Popien, eine Ab⸗ ng in der Januar⸗Nummer der„Deutſchen Juri⸗ itung“. Hieraus geben wir einen Nachtrag zu dem Mikel der„Freiburger Zeitung“ vom 20. Dezember. Die Umſatzſteuer tritt katſächlich mit dem 1. Januar 1920 Kraft. Nicht jedoch in dem Sinne, wie ein Gutachten des kkichsfinanzhofs bei Herausgabe der Geſetzesfaſſung von As entſchied, daß alle Zahlungen ab 1. Januar nach dem en Geſetz erfaßt würden. Die erhöhte Steuerpflicht tritt ein, wenn ſowohl Leiſtung wie Zahlung unter Geltung neuen Rechts erfolgte. Eine weitere Uebergangsvor⸗ küft beſtimmt, daß bei im Jahr 1919 abgeſchloſſenen Ver⸗ Aigen, die erſt im Jahre 1920 getätigt werden, die Steuer⸗ ung vom Lieferanten nachberechnet werden kann. Fer⸗ wurde feſtgeſetzt, daß die beim Kleinhändler vorhande⸗ Beſtände an Luxusware bis 31. Dezember 1920 in der Art mit 10 Prozent im Laden zu beſteuern ſind, ſoweit icht etwa ihre völlige Freilaſſung von jeder Luxusſteuer 8 dem neuen Geſetz ergibt. Die Liſte der mit 15 Prozent rbelaſteten Luxusgegenſtände(worin nur das keinesfalls wendige, das Ueberflüſſige, Koſtbare einbezogen iſt) um⸗ nu zwei Gruppen 15 und 32 Nummern, die noch abge⸗ akt werden: von den Schmuckſachen bis zum Automobil, der Bluſe aus Chinakrepp bis zum koſtbaren Möbel⸗ von der Madrasgardine bis zum Praline. Die 15 Pro⸗ t werden beim Herſteller erhoben; für die nachfolgenden tze kommen je 1% Prozent hinzu, Die kleine Liſte der Rhandelsluxusſteuer von 15 Prozent enthält u. a. Kunſt⸗ ke, Antiquitäten, Reit⸗ und Kutſchpferde, Gold⸗ und Sil⸗ aachen, Perlen und Edelſteine, Gebinde von Blumen. Die Rückvergütung an kinderreiche Familien(deren Aus⸗ auf mindeſtens 7 Milliarde, beinahe den ganzen Er⸗ der Erbſchaftsſteuer, geſchätzt wird) wäre erſtmals im ar 1921 zu zahlen; ſie fällt weg, weun das Aufkom⸗ nicht mehr als 1½ Milliarden beträgt und wird, wenn und 4, ermäßigt. e Eine wichtige Erweiterung des Kreiſes der Steuerpflich⸗ en umfaßt jetzt auch die freien Berufe, doch dürſen die auf bühren Angewieſenen(Rechtsanwälte, Hebammen, kuſteinfeger z. B.) die Steuer getrennt anrechnen, was nicht geſchehen darf, i Die Juſeratenſteuer iſt zu Gunſten der kleineren Preſſe u 2 Prozent herabgeſtaffelt, die Reklameſteuer auf fünf Dent herabgeſetzt worden; Hotelſtener und Depotſteuer ei 10 Prozent geblieben; dem würde noch eine Steuer 1 von Reittieren, alſo des Tatterſallgewerbes, De Befreiung der Warenrabatte und Rücklieferungen oſſenſchaften iſt u. a. auf Geſellſchaften m. b. H. aus⸗ ut worden. Neben gemeinnützigen und wohlätigen rnehmungen ſind befreit die Gas⸗, Elektrizitäts⸗, Waſ⸗ eke und Schlachthöfe der öfſentlich⸗rechtlichen Verbände. eßlich hat die Induſtrie noch durchgeſetzt, daß die Ko⸗ der zurückgenommenen Warenverpackung nicht zum t gehören. werden demnächſt die Ausſführungsbeſtimmungen des Usfinanzminiſters herauskommen, auch hat Dr. Popitz e nen einer„Einführung in das neue Umſatz⸗ und Steuerrecht“ im % Milliarden Fehlbetrag. In den Fraktionsſitzungen i ationalverſammlung wurden Mitteilung gemacht, wo⸗ em die Ein⸗ und Ausgaben des Reiches für die abgelaufe⸗ un erſten 9 Monate des Etats 1919/1920 einen Fehlbetrag über 11½ Milliarden aufweiſen. 5 merika und der Friedensvertrag. Nach Genfer Blätter⸗ ungen wird von einer wachſenden Strömung zugunſten ofortigen Ratifizierung des Friedensvertrages ohne ehalte im amerikaniſchen Senat berichtet. Eine Rund⸗ e unter den Senatoren habe die Feſtſtellung ergeben, ite Mehrziahl unter ihnen der Ratifizerung ohne Vor⸗ alte günſtig ſei. Dagegen ſei es zweifelhaft, ob der Se⸗ en Bündnisvertrag mit Frankreich annehmen wird. gland und die Volſchewiſten. Wie das„Journal de eve“ aus Warſchau erfährt, verſichert man in politiſchen n, der Frieden zwiſchen Eſthland und den Bolſchewi⸗ ei mit Zuſtimmung Euglands geſchloſſen worden. Eng⸗ M ſeloſt habe die Abſicht, in Friedensverhandlungen mit Bolſchewiſten einzutreten. Lage Europas. Nach einer Meldung des„Echo de 8“ aus Waſhington erklärte der Schatzſekretär Glaß, ie europäiſche Lage ſo ſchlecht ſei, daß ſie Amerika be⸗ Re. Er werde den verſchieden en Ausſchüſſen des Kon⸗ les Schriftſtücke über den Stand der europäiſchen Ange⸗ eiten unterbreiten. Außerdem werde er ein Pro⸗ mm über die Hilfeleiſtung durch Amerika entwickeln. ur Auflehnung Koreas gegen Japau. Eine in Hono⸗ veröffentlichte Depeſche aus Shanghai meldet, daß eine ulſche Nationalarmee die ſibielſche Grenze überſchritten d in Korea eingedrungen ſei, Drahtnachrichten. Ein Aufruf der ſoßdem. Partei Dentſchlands. T. B. Berlin, 14. Jan. Der Vorſtand der ſozialdemo⸗ chen Partei Deutſchlands richtete im„Vorwärts“ einen zu an die Arbeiter und Parteigenoſſen, der zunächſt Wert. wie geſtern verbrecheriſche Elemente einen Angriff le Maunſchaften und die Sicherheitspolizei machten le Abwehr erzwangen. Unabhängige und kommuni⸗ Drahtzieher treffen ſchwere Mitſchuld, da dieſe wuß⸗ b dieſes Demonſtrieren vor dem Gebäude der Natio⸗ Dammtung ein gewiſſenloſes Spiel mit Menſchenleben afk Afuruf appelliert an das Rechtsgefühl der Arbei⸗ . t und fragt: Iſt es recht wenn Abgeordnete auf dem rde zur Nationalverſammlung angehalten und beſchrieen den wenn die Volksvertretung unter den Druck des rk ageſtellt wird und wenn Organe der Republik ab⸗ Eiend beſchimpft, entwaffnet und mißhandelt werden. ich werden die Arbeiter aufgefordert, ſich nicht durch 2 Darſtellungen in eine neue Torheit hineinziehen m Jahrmarkt deutſchen Lebens. Vudenreihe au Budenreihe, dazwiſchen ziehen Karuſſels 5 udelnde Kreiſe, Orgeln orgeln, das Bumm der gro⸗ Trommel, daneben das Teterette der Trompeten und ereingetreten meine Herrſchaften, neueſte Attraktion, nie dageweſen, das muß man geſehen haben, einzig er Welt, ohne Nachahmung.— Jahrmarkt! TDeutſcher Jahrmarkt. Ausverkauf! Der Holländer nuft bei uns, der Schweizer, der Amerikaner, der Englän⸗ „ der Franzoſe. Noch nie dageweſene Preiſe— noch ſo hoch für uns, noch nie ſo niedrig für das Aus⸗ d. Kauft beim bitligen deutſchen Jakob— ſo lange ch was da ist. 5 An anderes Bild vom deutſchen Jahrmarkt: Die Süd⸗ iſche unabhängige Tageszeitung„Der Kampf“ ſchreibt Gleitende Zulagen“. Was ſind das gleitende Zu⸗ en?— Das iſt die neueſte unabhängige Attraktion, ie dageweſen, einzig in der Welt. chreibt„Der Kampf“: Die zunehmende Preisſteige⸗ macht eine umfaſſende und gründliche Reform un⸗ Lohnſyſtems zur unmittelbaren Nolwendigkeit. Wäh⸗ man aber bei uns über das Stadium von Erwä⸗ und Ankündigungen nicht hinauskommt, hat die biſche Natienalverſammlung in ihrer 8 Verlag von Otto Liebman(Berlin) Fr. 3. itzung vom 18. Dezember bereits ein Geſetz beſchloſſen, das für das ganze Heer der ſtaatlichen Angeſtellten und Beamten eine neue Entlohnungsmethode einführt. Nach dieſem Geſetz wird am Ende eines jeden Monats feſtgeſtellt, wie viel die geſetzlichen Rationen von Mehl, Brot, Fett und Zucker koſten. Es wird berechnet, um welchen Betrag dieſe Rationen mehr koſten, als ſie im Mo⸗ nat zuvor gekoſtet haben. Der Mehrbetrag wird um einen Zuſchlag vergrößert, der nach den drei Veſoldungs⸗ klaſſen mit 75, 60 und 45 Prozent des Mehrbetrages feſtgeſetzt iſt. Der Mehrbetrag, um dieſen Zuſchlag ver⸗ mehrt, bildet die gleitende Zulage. Dieſe Zulage be⸗ kommt der Staatsangeſtellte nicht nur für ſich, ſondern auch für ſeine Frau und für ſeine Kinder. Wenn alſo die Preiſe des Mehls und des Brotes, des Fetts und des Zuckers erhöht werden, ſo erleidet der Staatsangeſtellte keinen Schaden mehr; er wird durch die Erhöhung der Zulage voll entſchädigt. Allerdings hat die Verteue⸗ rung der notwendigen Lebensmittel in der Regel auch die Verteuerung anderer Waren zur Folge. Aber auch dafür wird der Staatsangeſtellte entſchädigt, da ja ſeine Zulage nicht nur um den Betrag der Preiserhöhung der notwendigen Lebensmittel, ſondern auch um einen 45— 75 Prozent betragenden Zuſchlag zu dieſer Preiser⸗ höhung erhöht wird. Was nun in Oeſterreich für die Staatsangeſtellten ver⸗ wirklicht wird, das muß auch in Deutſchland zur Durch⸗ führung kommen. Nicht nur für die Staatsangeſtellten, ſondern für alle Lohnempfänger. Man wird dabei dieſe Vereinbahrung nicht nur den Unternehmern und Ar⸗ beitern überlaſſen dürfen, ſondern man wird auch hier neue Wege einſchlagen müſſen, um durch Geſetz ein Recht der Lohnempfänger auf Erhöhung ihres Lohnes bei Preis⸗ ſteigerungen des Lebensunterhaltes zu ſtatuieren. Ueber⸗ ließe man die Einführung der gleitenden Zulagen freien Vereinbarungen, ſo würden gerade die ſchwächſten und widerſtandsunſähigſten Proletarierſchichten am wenigſten Ausſicht auf Durchſetzung ihrer Anſprüche haben. Es braucht nicht erſt geſagt zu werden, daß dieſe Reform⸗ des Lohnſyſtems nur ein Paltiativmittel iſt, um die deutſche Arbeiterſchaft vor der akuten Verelendung, mit der ſie die fortdauernde Preisſteigerung bedroht, ein germaßen zu ſchützen. Unſer Ziel iſt natürlich nicht die Reform, ſon⸗ dern die völlige Beſeitigung des Lohnſyſtems durch den Sozialismus. So ſchreibt„Der Kampf“— und Fachzeitſchriſten, wie „Plutus“ uſw. diskutieren bereits darüber— und Politiker von links und halblinks unterhalten ſich angeregt darüber — über die neueſte Attraktion am Jahrmarkt deulſchen Lebens. Mit Tſching und Bumm und Gloria! Einer könnte aber unter den Leſern ſein, der in ſei⸗ nem Hausverſtand des Glaubens wäre, wir vergönnten den Arbeitern und Augeſtellten die gleitenden Zulagen nicht. Aber bittä, ſagt der Wiener. Nur ein klein weni möchten wir zu bedenken geben: Gleitende Zulagen 95 der Unternehmer auf das Produkt abwälzen, weil es einen anderen Weg für ihn noch nicht gibt. Immer noch nicht gibt. Und daraus werden gleitende Preiserhöhungen kommen, weil immer noch auſcheinend alles zu niedrig im Preiſe ſteht. Der Liter Bier wird dann auf, ſagen wir 2 Mark, eine Unterhoſe auf 30) Mark— heute koſtet ſie nur 100 Mark— hinaufgleiten und Mehl, Brot, Fleiſch, Kartoffeln, Kohle, Leder und Schuhe, überhaupt alles wird nur noch gleiten, gleiten von Monat zu Mo⸗ nat, bis es kommt, wie im letzten Jahr der franzöſiſchen Revolution: Dama's koſtete ein paar Schuhe 2000 Fr. — Das Ende?— Das Ende war damals der Anfang des Napoleoniſchen Deipo ri mus.—— Der Jahrmarkt deutſchen Lebens! Wird er nicht kag⸗ täglich verrückter? Kaiſer Karls Pläne. Haag, 8. Jan. Die Blätter veröffentlichen weitere Einzelheiten über die Pläne des Kaiſers Karl, im Frühjahr des Jahres 1917 einen Sonderfrieden zu ſchlie⸗ ßen und ein Bündnis mit Rußland, England und Frank⸗ reich gegen Deutſchland einzugehen, ein Plan, der nur daran ſcheiterte, daß die Entente ohne Zuſtimmung Ita⸗ liens das Bündnis mit Oeſterreich nicht abſchließen wollte. Italien verlangte als Preis das Trentino, Dal⸗ matien und die Inſeln, worauf Kaiſer Karl nicht einging. Der Brief Kaiſer Karls vom 24. März 1917 führt aus, es handle ſich darum, zuerſt mit Frankreich zu einer voll⸗ kommenen Verſtändigung zu gelangen und durch Frank⸗ reich mit England und Rußland, ſodaß Oeſterreich zu den Deutſchen, wenn ſie ſich gegen einen Frieden ver⸗ ſteifen, ſagen könne: Wir werden nicht fortfahren, für den König von Preußen zu kämpfen. Wir werden die nötigen Opfer bringen und ſofort Frieden ſchließen. Am 31. März erſtattete Sixtus dem Präſidenten Poin⸗ care in Anweſenheit von Ribot und Jules Cambon Be⸗ richt über ſeine Wiener Reiſe, und Poincare faßte den Inhalt der langen Unterredung dahin zuſammen:„Es handelt ſich alſo nicht um einen Waffenſtillſtand, ſondern um einen Sonderfriedee n, beſtimmt, den Block der Mittelmächte zu ſprengen, einen Sonder⸗ frieden mit Oeſterreich, das ſich diplomatiſch auf unſere Seite ſtellen würde.“ Der Prinz verſichert in der letzten Unterredung, Kaiſer Karl ſei aus Achtung vor Frankreich nicht an die franzöſiſche Grenze gekommen und werde auch nie hingehen. Seine Hoffnung auf die Zukunft ſei ein Bündnis zwiſchen Rußland, Frankreich, England und Oeſterreich. 8 Am 6. April teilt Jules Cambon dem Prinzen mit, es ſei beſchloſſen worden, daß Ribot bei der Zuſammen⸗ kunft mit Lloyd George in Fo keſtone mit ihm von der Sache ſprechen ſoll, nachdem er ihm vorher ſein Ehren⸗ wort abgenommen habe, ſie geheim zu halten. In derſelben Unterredung meint Cambon, ein neuer Krieg gegen die Hohenzollern könne den Habsburgern ja nur angenehm ſein. In Paris wiſſe man, daß Kaiſer Wilhelm an Albumingrie leide und durch die ruſſiſchen Nachrichten ſehr niedergedrückt ſei. Der Prinz und Cambon ſtimm⸗ ten darin überein, daß die Errichtung einer Republik Deutſchland eine ſehr ſchwierige Sache wäre. Sechs Tage ſpäter folgte eine neue Unterredung des b Präſident Poineare und Cambon, in der ihm Ribot mitteilte, er ſei tagszuvor mit Lloyd George übereingekommen, daß die Unterhandlungen mit Oeſter⸗ reich fortgeſetzt werden ſollen, daß Lloyd George dem engliſchen König nur die Tatſache, aber keine Einzel⸗ heiten mitteilen wolle und daß es nötig ſein werde, den Standpunkt von Italien kennen zu lernen. Der Prinz ſträubt ſich gegen eine Befragung Italiens, da im Falle einer Indiskretion das Leben des Kaiſers Karl bedroht wäre. Poincare und Ribot betonen, daß es ſich in kei⸗ ner Weiſe um einen Frieden Deutſchlands handle, von dem Frankreich ſchwere Entſchädigungen ver⸗ langen müſſe. Am 18. und 20. April hat der Prinz zwei Unterredun⸗ gen mit Lloyd George, der ihm erklärt, England habe ein altes Gefühl der Freundſchaft für Oeſterreich und würde ihm gern die Hand ſchütteln. Aber ohne Italien könne es keinen Frieden mit ihm ſchließen. Auch Lloyd George betont, daß von einem Frieden mit Deutſchland keine Rede ſein könne. Lloyd George ſpricht die Hoffnung aus, Bayern werde Oeſterreich bald folgen und ſagt:„Nächſtes Jahr werden wir eine Million gutausgerüſteter Amerikaner an unſerer Sei⸗ te haben und dann Deutſchland in Stücke ſchlagen.“ Lloyd George teilte dem Prinzen mit, Italien verlange das Trentino, Dalmatien und akle die Inſeln. Er deutete an, daß auch er dieſe Forderungen für übertrieben halte, betonte aber, daß ohne Italien kein Sonderfrieden mög⸗ lich ſei. Lloyd Georges letztes Wort blieb, daß of⸗ fizielle Friedensunterhandlungen erſt möglich ſind, wenn Oeſterreich ſich bereit erklärt, die italteniſchen Wünſche zu erfüllen. 4 Budapeſt, 11. Jau. Der frühere Miniſter Weckerle teilt in einer Zuſchrift an den„Peſter Lloyd“ mit, daß er ſchon kurz nach der Ankündigung ſeines Rücktritts im Jahr 1917 aus Wien die Nachricht erhalten habe, Kaiſer Karl bereite eine Proklamation vor, in welcher er ausſprechen wolle, daß er ſich von Deutſchland los⸗ ſage und einen Sonberfrieden anſtrebe. Weckerle habe ſeine Unterſchrift verweigert. 5 f Berlin, 11. Jan. Aus Paris erfährt der„Berliner Lokalanzeiger“, daß der„Daley Herald“ Geheimurkunden veröffentlicht, die in den Jahren 1917 und 1918 anläßlich des öſterreichiſchen Sonderfriedensverſuchs zwiſchen dem Tſchechenführer Maſarik und dem Präſidenten des lſche⸗ chiſchen Ausſchuſſes gewechſelt wurden. In Paris habe man alles Mögliche getan, um die Veröffentlichung die⸗ ſer Urkunden zu verhindern. Vermiſchtes. Hochwaſſer. Am Sonntag früh wurde auf der Strecke Bittersbach—Glatz(Schleſien) der Eiſenbahndamm vor dem Königswalder Tunnel vom Hochwaſſer eingeriſſen. Zwei Häuſer wurden zerſtört. Die Reiſenden mußten den Tunnel zu Fuß umgehen. FFF Aus Bad Kiſſingen wird gemeldet: Infolge Hoch⸗ waſſers iſt die ganze Saale⸗Gegend überſchwemmt⸗ Weite Stadtteile ſtehen unter Waſſer. Die Ueberſchwem⸗ mung erreicht faſt den Stand derjenigen von 1909. Die „Saale⸗Zeitung“ konnte nicht erſcheine. a Sonntag Nacht ging im Taunus unter heftigem Sturm ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Das Hoch⸗ waſſer richtete großen Schaden an. Das Vieh konnte nur mit Mühe gerettet werden. In Homburg dran⸗ gen die Waſſermaſſen in die Unterführung zum Bahnhof ein und überfluteten auch die Fahrkartenſchalter. Aus den umliegenden Ortſchaften werden Uekerſchwemmungen gemeldet. 2 N 3 5 Ueber das Hochwaſſer im Lahntal wird aus Marburg gemeldet: Das Gas⸗ und Elektrizitätswerk ſtehen unter Stadt und ein großer Teil Oberheſſens ohne Licht ſind. Von der Ueberlandzentrale Lollar ſind 18 ciſerne Maſten der Hochſpannunasleitung umgeriſſen worden ſodaß dieſe und ein großer Teil Oberheſſens ohne Licht ſind. Wegen Kohlenmangels hat die Badiſche Auilin⸗ und Sodafabrik in Ludwigshafen 1800 Arbeitern gekündigt. Frau Geo ge Richterin. Die Gattin Lloyd Georges leiſtete im Gerichtshof der Graſſchaft Carnarvon(Wales) den Eid und bekleidet jetzt als erſte Frau in Wales das Amt als Richterin. Der Richterſtand in Großbritan⸗ nien durch ein neues Geſetz auch den Frauen zugäng⸗ lich gemacht worden. Begrüßung unter Rehen. Cine reizende Szene, die das Familienleben und den Verkehrston der Rehe unter⸗ einander ſchildert, wird von W. v. Gravens⸗Gravensburg in„St. Hubertus“ mitgetei t. Auf einer Frühpirſch hatte der Beobachter bei Sonnenaufgang plötzlich ein Reh vor ſich, das ſeine erſt wenige Tage alten Zwillingsjungen im Feld ſpazieren führte. Da zog plötzlich, ebenfalls auf einem Frühgang, ein Gabelbock mit ſeinem Schmalreh durchs Feld. Intereſſiert blickte das Altreh nach den unver⸗ hofft aus dem Korn aufgetauchten Kameraden, die ihrer⸗ ſeits ſogleich das Reh mit den Jungen wahrnahmen, zum Walde abſchwenkten und auf die Gruppe zuhielten, die im hohen Grad ihre Aufmerkſamkeit zu erregen ſchien. In gemächlichem Trab kamen die beiden Rehe, von Zeit zu Zeit ſtehen bleibend und mit weitaufgeriſſenen Augen die anderen Tiere betrachtend, näher und näher heran. Auch das Mutterreh ſah geſpannt dem Nahen der beiden Tiere entgegen, die es wie gebannt unverwandt anſtarrte. Das Schmalreh, das aus lauter Neugier vorausgeeilt war, ging zuerſt auf das Altreh zu, beſchnupperte es und unterzog dann die Jungen mit der Naſe einer ſorg⸗ fältigen Prüfung. Inzwiſchen war auch der Bock, der viel mehr Zurückhaltung an den Tag legte, im Bogen herangekommen. Unter Zeichen hochgradiger Erregung näherte er ſich im Stechſchritt und machte mit geſenktem Kopf und zurückgelegten Lauſchern einen langen Hals nach dem ihm zunächſt befindlichen Jungen. Dieſes aber reckte ihm mit der völligen Argloſigkest ſeiner Jugend den Kopf entgegen und nachdem ſie beide Naſen berührt hatten, war auch der Unmut des offenbar wenig kinder⸗ liebenden Bocks verflogen; die Freundſchaft zwiſchen den beiden Parteien ſchien geſchloſſen, und ſie zogen nun ge⸗ meinſchaftlich weiter. 8 Neraniwar ich r Fe Meparſſor ne e epkales: — Höhere Ausſchankpreiſe für Obſtwein. Das Miniſterium des Innern hat auf eine Eingabe des bad. Gaſtwirteverbands hin die bad. Obſtverſorgung ermüch⸗ kigt, eine Aenderung der Ausſchankpreiſe für Obſtwein, feſtzuſezen. 5 — Verzögerung in der Abbeſörderung der Kriegsgefangenen. Wie von zuſtändiger Seite mit⸗ geteilt wird, end aus Frankreich noch keine Anforde⸗ rungen von Eiſenbahnmaterial ergangen. Von deutſcher Seite ſind Vorkehrungen getroffen, daß täglich 12 000 Gefangene heimtransportiert werden können. Die Fran⸗ zoſen haben ſich bereit erklärt, die Abbeförderung auf dem Seewege vornehmen zu laſſen, falls wir das nötige Schiffs⸗ material zur Verfügung ſtellen. Vertreter der Eiſen⸗ bahn⸗ und Marineverwaltung ſind zu Beſprechungen nach Paris abgereiſt. 5 i — Für Schokolade ſind die Höchſtpreiſe aufgehoben worden, es gelten nur noch gewiſſe Richtpreiſe. — Falſche 50 Mark⸗Scheine. Seit kurzer Zeit ſind falſche roſafarbene Reichsbanknoten mit dem Datum des 21. 4. 1910 im Verkehr. Sie ſind beſonders daran kennt⸗ lich, daß die Riſſelung des Papiers fehlt. Die Faſerſtrei⸗ ſen ſind oberflächlich durch eine gelbliche Tönung des Papiers nachgeahmt.— Falſche 50 Marknoten vom 30. Nov. 1918 ſind in größerer Zahl beim Poſtamt in Friedrichshafen eingezahlt und angehalten worden. Die Fälſchungen ſind gut gelungen, ſie ſind aber ohne Waſſer⸗ zeichen auf gewöhnliches weißes Papier gedruckt. — Funkenſtation. Beim Poſtamt in Friedrichs⸗ hafen iſt eine Funkenſtation für Privattelegramme in Betrieb geſetzt worden. Die Station vermittelt auch Durchgangstelegramme von Nord und Weſt nach dem Süden(Staaken bei Berlin, Leipzig, Köln, Darmſtadt, Frankfurt, Konſtanz) und umgekehrt. Die nächſten Sta⸗ tionen ſollen München und Stuttgart ſein. Der gewöhn⸗ liche Telegrammverkehr wird dadurch eine weſentliche Ent⸗ laſtung erfahren. Im Eſſener Bezirk ſind eine halbe Million Tonnen Kohlen verladen, ſie können aber wegen des Eiſenbahner⸗ ſtreiks nicht abgefahren werden. 88 Zum Valutaelend. In den erſten ſechs Monaten des vergangenen Jahres ſind durch das Loch im Weſten für 16 Milliarden Mark ausländiſche Waren nach Deutſch⸗ land geſchafft worden, darunter für 13 Milliarden reine Luxuswaren, wie Opiumzigaretten und ſchlechte Pariſer Schokolade. 5 ö 5 Die Tanzſteuer. Wie aus Plauen i. V. gemel⸗ det wird, hat die neue Bezirkstanzſteuer im erſten Mo⸗ nat bereits gegen 22 000 Mark eingebracht. Auf An⸗ regung der Amtshauptmannſchaft hat der Stadtrat darauf⸗ hin eine Erhöhung der Steuer beſchloſſen. 8 Das . sollen wir unter uns verkehren. cheus“ ſoll gefunden worden ſein, daß die elektriſchen Oefen viel weniger Kraft verbrauchten. Während beim Dampfbackofen auf 1 Kg. Brot 1000 Wärmeeinheiten be⸗ nötigt wurden, reichten beim elektriſchen 200 aus(1 Kilo⸗ watt in 860 Wärmeeinheiten umgerechnet). Für die Ko⸗ ſtenfrage wird allerdings der Preisunterſchied zwiſchen Kohle und elektriſchem Strom ausſchlaggebend ſein. Die weſtſchweizeriſchen Blätter ſind mit dem Frie⸗ densſchluß unzufrieden,— weil Deutſchland noch nicht genügend gezüchtigt ſei. N 5 Die Golderzeugung der Welt iſt nach der Berech⸗ nung der Londoner Firma Montagu u. Co. im Jahr 1919 auf 1500 Millionen Goldmark zurückgegangen gegen 1580 Millionen im Vorjahr. An dem Rückgang ſind die Län⸗ der des britiſchen Reichs mit 56 Millionen Goldmark beteiligt. 555 1 Der engliſche Haß. Ein deutſcher Dampfer ſollte in Barry(Schottland) 10000 Kiſten Fleiſchkonſerven an Bord nehmen. Die Dockarbeiter verweigerten aber die Ladung. Die deutſche Flagge mußte auf Verlangen der Arbeiter entfernt worden. 5 i a — Vorſicht bei Gold⸗ und Silbermünzen. Seit⸗ dem der Handel mit Gold- und Silbermünzen freigegeben iſt, ſuchen vor allem Gold⸗ und Silberarbeiter, Juweliere, Zahnärzte uſw. dieſe in ihren Beſitz zu bekommen. Die Nachfrage nach Gold iſt am ſtärkſten und das Aufgeld ſehr bedeutend. In der jüngſten Zeit ſind in Tageszei⸗ tungen große Anzeigen erſchienen, worin Juweliere für ein 20 Mark⸗Stück in Gold 160 Mark in Papier, für ein Zweimarkſtück in Silber 10 Mark uſw. bieten. Al⸗ lein das iſt nicht der wirkliche Marktpreis. Da der Verkehr mit Metallgeld auch Gegenſtand des börſenmäßi⸗ gen Handels, wenn auch nur im ſog. freien Verkehr iſt, ſo bietet erſt der börſenmäßige Preis einen Wert⸗ meſſer für den augenblicklichen Preisſtand der deutſchen Gold⸗ und Silbermünzen. Am 3. Januar z. B. galten an der Münchener Börſe 20 Mark in Gold 225 Mark in Papier, 10 Mark in Gold 112 Mark in Papier, eine Silbermark 6.50 Mk. in Papier, 2 Mk. in Silber 13 Mk. in Papier. An der Berliner Börſe ſind die Preiſe ſogar noch etwas höher. Man mag daraus erſehen, was ein Juwelier, der 160 Mk. für ein 20 Mark⸗Stück bie⸗ tet, an dieſem einzigen Stück„verdient“. Es iſt höchſte Zeit, daß ſich die Behörden dieſes Wuchers annehmen. Volkshochſchulkurſe. Am Mittwoch hat wlederum Herr Prof. Dr. Niebergall im dichtgefüllten Saale im Gaſthaus zum„Schwanen“ zu uns geſprochen über: Wie Als geiſtreicher an der Spitze der Wiſſenſchalt ſtehender Menſch wußle er mit dieſem Thema uns etwas zu geben, zu belehren, was zu beherzigen werden ſehr verdient. Die Einzelnen ſollen untereinander ſich verſtehen lernen, und damit iſt der Weg⸗ s u. f. f. untereinander. Die Votausſetzung zu einem freund ſchaftlichen oder ſagen wir einmal„geſellſchaftlichen Ve kehr der einzelnen Stände, Klaſſen u. ſ. w. ſind in de gegenſeitigen Wertſchätzung der einzelnen, in der Achtung der Arbeit des einen vor der des andern gegeben; denn von höheren ſittlichen Geſichtspunkten beurteilt, iſt die Arbeit eines jeden Menſchen gleich wertvoll. Mit andern Worten! Achtung vor eines jeden Andern Arbeit ſoll man haben, vor der des Pedells ſo große wie vor der des Schulrats, vor der des Arbeiters in der Fabrik ſo ſehr wie vor der des Direktors derſelben. Damit iſt auch der Verkehr, der freundliche, unter den einzelnen Ständen und Klaſſen er⸗ möglicht. Bei dieſem ſei aber jederzeit der Einzelne ſich bewußt: Alles, was Du willſt, das Dir die Menſchen tun ſollen, das tue ihnen auch. Dies war auch der Leitſaßz des ganzen Vortrags. Alle ſoziale Moral gipfelt darin! Den Meuſchen ſtets als Menſchen zu beachten. Eingehend ſprach der Redner noch von der Achtung vor des Mit⸗ menſchen Arbeit, Geſundheit, Perſon, Ehre, Leib und 1 4 1 ff 2 1 Seele. Der wertvolle Teil des Abends war mit Beendigung 2 des Vortrags des Redners zu Ende und jeder aufmerkfame Zuhörer hat gewiß etwas lernen können, und er wird einen Gewinn haben, wenn er ernſtlich mit ſich ſelbſt zu Gerichte geht, indem er ſein Tun, fein ſittliches Verhalten mißt an den aufgeſtellten Lehren und ſittlichen Regeln.. Daran ſchloß ſich noch eine kleine Ausſchrache. Es Mer wäre dabei vielleicht nur darauf hinzuweiſen, daß der 1 Referent oft genug betonte: Achtung und immer wiede Achtung ſollſt Du haben vor des Andern Arbeit u. ſ. w Ich möchte hinzu fügen: auch vor des andern, eine wiſſenſchaftlich gebildeten Mannes„Rönnen“. hört ſich aber an, wenn ein noch jugendlicher Menſch in protziger Art einem Gelehrten bezuglich ſeiner gegebenen Auskunft auf eine vorgelegte Frage, dazu noch eine rech einfache, über welche ſozuſagen gar nicht zu diskutiere iſt, einen Tadel auszuſprechen wagt. Wenn jemand kein Achtung vor eines Gelehrten Wiſſen hat, eines Gelehrten nämlich, der ſich ſchon längſt einen Namen in der gebil⸗ 5 deten Welt gemacht hat, ſo hat er damit ſchon ſelbſt ein Zeugnis über ſich ausgeſtellt. Es muß doch einmal dieſer Hinſicht zur Vorſicht gemahnt werden! garantiert reine 5 Futlerwürze i gin Paketen 5 zu ½ un Kilo eingetroffen. Fr. Wagner uch. 2 Widerlich Elektriſch geheizte Backöfen. In der Schweiz ſind weiſer gefunden, wie ſie unter ſich verkehren ſollen. Nicht inh. W. Hoôllstin. 2 1 verſuchsweiſe Vergleiche zwiſchen elektriſch geheizten und aber Gleichgeſtellte unter ſich, oder gar Mann und Frau, de Dampfbacköfen angeſtellt worden. Nach dem„Prome⸗ ſondern die verſchiedenen Klaſſen, Gruppen, Berufsſtände 3 e e benennen CTurnverein Seckendeim ibichöboreinigung ebemalger Maul⸗ und Klauenſeuche betr. Heute Abend von 8—10 Uhr„ 1 Nachdem in dem Gehöften des Georg Mar⸗ zenell in Seckenheim, Ackerſtraße 15 die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen iſt, werden folgende Anordnungen getroffen: A. Sperrbezirk; erhalten Morgen Samstag, den 17. Januar 1920 Nr. 1 bis 842 bei Metzgermeiſter Gro pp. Turnſtunde. Nach derſelben findet im Nebenzimmer zurückgekehrten Kriegsgefangenen werden zu einer am Samstag, den 17. Jaunar, abends 7 Ahr im Bierkeller ſtattfindenden Alle bis jezt aus der Gefangenſchaft 2 88 . N bezirk i. S. des 88 161 ff. der Ausführungsvor⸗ 805 des Bundesrats zum Reichsviehſeuchen⸗ geſetz. d B. Beobachtungsgebiet: Um den Sperrbezirk(A) wird ein Beobach⸗ tungsgebiet im Sinne der 88 165 ff. der Aus⸗ führungsvorſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz beſtehend aus der geſchloſſenen Gemeinde Secken⸗ fad ausſchließlich der Steinzeugfabrik Friedrichs⸗ eld und das Anweſen der Matratzenfabrik Nagel an der Feudenheimer Fähre gebildet. 5 C. 15 km Umkreis. In dem Umkreis von 15 km vom Seuchenort Seckenheim entfernt(8 168 der Ausführungsvor⸗ ſchrifte zum Reichsviehſeuchengeſetz) fallen folgende Gemeinden; Der ganze Amtsbezirk Mannheim im Umkreis von 15 km von Seckenheim liegenden Städte und Ortſchaften Mannheim, den 15. Januar 1920. Bad. Bezirksamt— Abt. II b. a Gemäߧ 5 Abſ. 2 Satz 1 und Anlage B Ab⸗ ſchnitt II der Verordnung des Bundesrats vom 3. Februar 1910(R. G. Bl. S. 389) ſowie 8 1 Das Gehöft des 11 de bildet einen Sperr⸗ bei Metzgermeiſter Neudeck. a Die Bewohner der Hochſtädt 3 ihre Mengen bei Metzgermeiſter Schertel.. Es entfällt auf den gültigen Wochenanteil für die ganze Karte 200 und für die halbe Karte 100 gr. Fleiſch. 5 Jeder Bezugsberechtigte hat bei dieser Nus⸗ gabe Anspruch auf seine volle menge Fleisch. Der Preis des Fleiſches beträgt 2.60 Mk. Bei dieſer Ausgabe iſt die Nummer 28 auf der Innenſeite des Fleiſchausweiſes gültig und muß entwertet werden. 8 8 Die Verkaufszeit bei den Metzgern iſt feſtgeſetzt: Samstag, vormittags von 8—1 Uhr Seckenheim, den 16. Januar 1920. Lebensmittelamt. Arbeitergeſangverein„Vorwärts 5 Nr. 5 0 9 eine bei Metzgermeiſter Gruber. i 5 n de den eie o Turnrats-Sitzung bei e ſtatt. Der wichtigen Punkten wegen iſt es zu erſcheinen. Der Vorſtand. Pflicht eines feden Turnrats⸗Mitgliedes Münnergeſanguerein Srtkenheim gegr. 1861. Unſeren Mitgliedern zur gefl. Kenntnis, daß die regelmäßigen Proben wieder jeden Samstag, ſtattfinden, beginnend am Samstag, den 17. Januar, abends 8 Uh unter der bewährten Leitung des Herrn heim. Der Vorſtand. Reallehrers Friedrich Steinecker aus Mann⸗ freundl. eingeladen. erſammlung Tagesordnung: Wec verteitt unſere Intereſſen. Die Einberufer Bernhard Jörger, Seckenbeim Hildastrasse 20 1 die Curnerbund„Jahn“ Fechenheim. Harnröhrenleiden, frischer und veralt. Ausfluss, Rasche Hilfe— Doppelte Hilfe] 9 Ziffer 1 Buchſtabe d der Verordnung vom 22. Seckenheim. Sonntag, den 18. Jannar. unch⸗ März 1910(Geſetzes⸗ und Verordnungsblatt Seite 8 i a: 5 147) wird als Sachverſtändiger für die Prüfung Einladung N Uhr, findet im Lokal Gaſthaus der Kraftfahrzeuge und ihrer Führer der Ingenieur zu der am Samstag, 17. Januar, abends zum„Kaiſerhof“(Saal) unſere diesjährige der Badiſchen Geſellſchaft zur Ueberwachung von Dampfkeſſeln in Mannheim 5 ü Adolf Gerecke in Mannheim amtlich anerkannt. Dies wird unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 22. März 1910 (Staatsanzeiger Seite 99) zur allgemeinen Kenntnis s Uhr im Lokal Deutſcher Hof ſtattfindenden Ceneral-Cersammlung. Wir laden hierzu unſere aktiven und paſſtven Mitglieder des Männer- und Frauen⸗ ordentliche mit folgender Tagesordnung ſtatt 1 Hauptversammlung Mannesschwäche, sofortige Hilfe. Ueber jedes der 3 Leiden ist eine aàusführl. Broschüre er- Heilung in kürzester Frist, Syphilis, ohne Berufs- störung, ohne Einspritzung und andere Gifte, gebracht.. Karlsruhe, den 17. Dezember 1919. Badiſches Miniſterium des Innern. chors freundlichſt ein. im Lokal bekanntgegeben. Der Die überaus wichtige Tagesordnung wird Tätigkeitsbericht 2. Turnbericht 3. Kaſſenbericht 4. Abänderung des Vereinsſtatuts und Vorktand. Eintragen des Vereins in das Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Almend-Oerteilung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß in der verkündeten Almend⸗ verteilung eine kleine Aenderung eintreten wird. Seckenheim, den 16 Januar 1920. Gemeinderat: 7 Uhr veranſtalten wir im Schwanen einen a* * all.* Fr eekenheim 1919. Sonntag, den 18. Jannar, abends 7 Unſere Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins laden wir hierzu freundlichſt ein. i Der Vorſtand. Vereinsregiſter. Neuwahl des Geſamtturnrats. Genehmigung des Haushaltplans 85 1920. Erhöhung der Mitgliederbeiträge. Lokal zum 8. Wünſche u. Anträge der Mitglieder. Mir bitten unſere verehrl. aktiven und paſſtben Mitglieder pünktlich und vollzählig zu erſcheinen und in Anbetracht der wichtigen Tagesordnung wird beſonders gewüaſcht, daß auch die paſſiven Mitglieder der Verſamm⸗ = in Friedens qualität S cempfienlt Fr. Wagner's Nachf. Inh. W. Höllstin. 1 ware schal Gummi-Sauger Germania- Drogerie schienen mit zahlr. ärztl. Gutachten u. Hunderten 8 reiw. Dankschreiben Geheilter. Zusefiduag kosten- fi : los gegen 25 Pf. in Marken für Porto in versch, le Doppelbrief ohne Aufschrift durch Spezialarzt Pr. 2 med. Dammann, Berlin, Potsdamerstr. 123 B. Sprech- stunden: 9—10, 3—4 Uhr. Genaue Angabe der. Leidens erforderlich, damit die richtige Broschüre U gesandt werden kann. 0 i 1 Schmitt. Wir weiſen beſonders noch darauf hin, Koch. bei der Steuereinnehmerei dahier erhältlich ſind und daß ſolche noch im Laufe dieſes Monats dortſelbſt ausgefüllt abzugeben find.“ Seckenheim, den 15. Januar 1920. daß Formulare für die Warenumſatzſteuer lung vollzählig beiwohnen. Der Turnrat. Cöungol. Rrangennflogg-berein Infolge anhaltender Teuerung ſehen wir Ansichts-Karten ſind ſtets zu haben bei Moro Zimmermpan, uns genötigt unſeren Monatsbeitrag vom 1. Januar 1920 an, um 20 Pfg. zu erhöhen wovon wir unſere Mitglieder in Kenntnis ſetzen. . Der Vorſtand: Bürgermeiſteramt: Koch.. verloren in der Ried⸗ ſtraße. gegen Belohnung in gegen Belohnung Eine wollene ſlauchenmütze Abzugeben verloren. Abzugeben (b L ſwaröe ola Kunz, Pfarrer. der Expedition d. Bl. turm verloren vom Waſſer⸗ Abzugeben gegen gute Belohnung in der Ge⸗ ſchäftsſtelle d Bl. Brot⸗Ausweis Nr. 2723 verloren. Abzugeben in der Geſchäkteſtelle. bis Station. Herdtüraßßſe 8. Ein G teiliger Hazenstall faſt neu zu verkaufen. Neckar ſtraße 7 gegen Heu oder Stroh abzugeben. 5 Krappmüßhlſtr. 5 5 Mannheim. 5