— — bounementspreis: Monatlich 3.— 20. Jahrg. A mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Ouartal 9.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Aussabme der Sonn- und Hetertage. e e Tagesſchau. Der Handelsminiſter der Vereinigten Staaten teilte der utſchen Regierung mit, daß ein Kredit von 45 Millionen Dollars mit Fleiſchexportfirmen beantragt worden ſei, und Fein, aß die sofortige Verſchickung von Lebensmitteln nach un deutſchland erfolgen könne.. Nach einer Mitteilung des Präſidenten Fehrenbach wird 8 f der Reichstag am 24. Juni zuſammentreten. 0 l. Man verſichert, daß der Oberſte militäriſche Rat der Al⸗ lerten Deutſchland geſtatten werde, ſeine Polizeimacht zu derſtärken, jedoch auf ſeiner Weigerung beharre, Deutſchland ine Erhöhung ſeiner Armee zuzugeſtehen, die vom 10. Juli b 100 000 Mann betragen foll. Die Frage liegt zur Zeit ſtand⸗ ben Alliierten Regierungen zur Eutſcheidung vor. 0 Llond George hat ſich mit Millerand dahin verſtändigt, Blob 4 4 let i der Zuſammenkunft in Spa daſelbſt eine interne Vor⸗ ferenz vorausgehen ſoll. Dieſe werde in den erſten Juli⸗ in Auen abgehalten, doch könne ein beſtimmter Termin erſt enn feſtgeſetzt werden, wenn die nd Deutſchlaud ſich geklärt habe. Der belgiſche Generalſtabschef iſt in Paris eingetroffen, h wit Marſchall Joch äber den Abſchluß des franzöſiſch⸗ Agiſchen Militärabkommens zu verhandeln. Ueber Graz ſind der Belagerungszuſtand und das Stand⸗ N verhängt worden. Militäriſche Verſtärkungen ſind in * 1 politiſche Lage in Italien Stadt eingetroffen. Die Ausſchreitungen forderten bis⸗ 11 Tote; es wurde feſtgeſtellt, evokvern geſchoſſen wurde. eren Tanger iſt der Generalſtreik der Hafenarbeiter aus⸗ daß aus der Menge mit rochen. Der Schiffsverkehr ruht. Die Bewegung hat ch auf Gibraltar übergegriſfen und iſt auf kommuniſtiſche bete zurückzuführen. 11 Der franzöſiſche Dampfer„Ville Tamatavo“ iſt fl tte in Brand geraten. Melle abgegangen. Vine in auf hoher Hilfsſchiffe ſind au die Unglücks⸗ 0 3 1 Die Neubildung der Regierung. Die Beratungen über die Regierungsbildung. Tu. Berlin, 11. Juni. Die Betrauung des bisherigen leichskauzlere, Hermann Müller, mit der Neubildung des 10 kbinetts iſt heute mittag erfolgt. Der Kanzler hat mit Mien Unabhängigen Criſpien Fühlung genommen. Heute mittag fanden in der Reichskanzlei zwiſchen verſchlede⸗ e barlamentariern, die in der Hauptſache den Mehrheits⸗ eien angehören, unverbindliche Beſprechungen ſtatt, die zu dienen ſollen, eine Klärung dr Lage herbeizuführen. u der Vorſitzende der Reichstagsfraktion der Deutſchen Akspartei, Dr. Heinze, nahm an den Beratungen teil. Im chluß daran fand eine Beſprechung zwiſchen maßgeben⸗ Mitgliedern der Deutſchen Volkspartei ſtatt, in der Dr. mize Bericht erſtattete. 1 Die Ablehnung der Unabhängigen. B. T. B. Berlin, 12. Juni. Der Reichskanzler hat an iinabhängigen ein Schreiben gerichtet, in dem er ſie als kellſtärkſte Partei des künftigen Reichstags zur Regie⸗ sbeteiligung auffordert. Criſpien hat im Namen ſei⸗ Partei abgelehnt. Die Unabhängigen ſtehen auf dem dpunkt rückſichtsloſen proletariſchen Klaſſenkampfes mit n Ziele der Beſeitigung der kapftaliſtiſch⸗militäriſchen 2 0 enherrſchaft. Sie erſtreben die Beſeitigung der politi⸗ Wacht durch das Proletariat bis zur Verwirklichung Sozialismus. 1 J . Montag, 14. Juni 1920 T. U. Berlin, 12. Juni. Ueber die durch die Weigerung der Unabhängigen, mit den Mehrheitsſozialiſten zuſammen⸗ zugehen, geſchaffene Lage ſchreibt der„Vorwärts“: Die Unabhängigen haben durch Criſpien ihren Eintritt in eine Linkskvalition abgelehnt und damit die Bildung einer Rechtskvalition erzwungen. Der ſchüchterne Verſuch der „Freiheit“, die Politik ihrer Partei auf dem Weg der Ver⸗ nunſt zu leiten, iſt elend gescheitert. Sie ſelbſt tritt weiner⸗ lich den Rückzug an. Der Unſinn hat auf der ganzen Linie geſiegt; die Arbeiter werden die Koſten zu zahlen haben. Das Blatt zitiert dann das Schreiben des Reichskanzlers Müller an Criſpien und deſſen Antwort und ſchließt: Um keinen Verrat an den Arbeitern zu begehen, liefern die Unabhängigen die politiſche Macht den Rechtsparteien aus. Sie begründen dieſen Schritt mit einer Häufung von fal⸗ ſchen Vorausſetzungen und Unwahrſchein lichkeiten. Die Zukunft wird zeigen, ob die Arbeiter unter einer Regie⸗ rung, wie ſie die Unabhängigen haben wollen, beſſer fahren als unter der jetzigen Kbalitionsregierung. Statt einer ſoz. Arbeiterregierung mit geringem linksbürgerlichem Ein⸗ ſchlag bekommen wir jetzt eine reaktionäre, arbeiterfeind⸗ liche Regierung, in der jeder Einfluß der Arbeiterklaſſe vollkommen ausgeſchaltet wird. Dank der genialen Politik der Linken, der Partei der Unabhängigen, wird Kapp ſiegen. Dazu hatten wir den Generalſtreik gemacht, hat, jeder ein⸗ zelne von uns ſein Leben in die Schanze geſchlagen, damit die Unabhängigen“ Jahr ſpäter den Parteien des Kapp⸗ Putſches die Macht in die Hände ſpielen. Der„Lokalanzeiger“ ſagt: Mit der Ablehnung der Un⸗ abhängigen iſt die Aufgabe des Reichskanzlers Müller vor⸗ läufig erledigt. Wie uns von einer dem Reichspräſidenten Ebert naheſtehenden Seite mitgeteilt wird, dürfte dieſer kaum vor Sonutag einen anderen Parlamentarier mit der Neubildung der Regierung beauftragen. Er wird erſt die Sitzung der ſozialdem. Fraktion abwarten. Sie bildet augenblicklich den Angelpunkt der Kriſe. Der„Lok.⸗Anz.“ meint dann weiter, ſelbſt wenn die Mehrheitsſozialiſten nicht in die Koalition eintreten, würden die bürgerlichen Parteien, einſchließlich der Demokraten, genügen, um eine feſte Koalition zu bilden.(Eine rein bürgerliche Regie⸗ rung wäre zahlenmäßig allerdings wohl möglich, aber poli⸗ tiſch erſcheint ſie uns unmöglich. Sie würde die Kluft zwiſchen Bürgertum und Arbeiterſchaft, die an ſich bedauer⸗ lich tief iſt, noch weiter aufreißen. Das aber kann niemand wünſchen, der über das Gedeihen der Parteiorganiſation das Wohl des ganzen Vaterlandes ſtellt. Nur innere Ge⸗ ſchloſſenheit kann uns aus der Tiefe, in die wir ſo jäh geſtürzt, wieder emporhelfen. Zuſammenarbeit aller Volks⸗ klaſſen und Berufsſtände iſt dazu nötig. Vorbedingung aber dafür iſt die Beſeitigung des Mißtrauens, das die Grundſtimmung in der deutſchen Arbeiterſchaft bildet. Eine Koalition von der äußerſten Rechten bis zum linken Flügel der Demokratie aber würde nie das Vertrauen der Arbei⸗ ter gewinnen. In irgend einer Form eine Zuſammenarbeit von Bürger und Arbeiter zu erſteben, iſt alſo das Ziel, dem wir zuſtreben müſſen. Hoffen wir, daß ſich doch ein Weg dazu findet. D. Red.) Neue Kombinationen über die Löſung der Kriſis in Berlin. Ein Kabinett Trimborn?— Ebert tritt nicht zurück.— Die alte Koalition mit einem deutſch⸗volksparteilichen Reichs⸗ präſidenten? Tu, Berlin, 12. Juni. Reichspräſident Ebert wird der „B. Z.“ zufolge im Laufe des geſtrigen Tages dem bisheri⸗ gen Reichskanzler Mütler den Auftrag erteilen, die Bildung des neuen Kabinetts zu verſuchen. Dieſer Verſuch wird je⸗ doch zu einem rein formellen Vorgang werden, da bekannt⸗ lich die Unabhängigen es ablehnen, ſich an einer Koalition mit bürgerlichen Partefen zu beteiligen. In politiſchen Jaterattonspreis: Die einſpaltige Petitzetle 50 Pfg., Neklamen 1.30 Mk. hausen und Edingen. Bet öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Poſtſcheckkovto: Karlsunhe Vr. 19819 1 5 e No. 129 Kreiſen wird angenommen, daß der Reichspräſident nach dem Scheitern der Müllerſchen Verſuche den Zentrumsfüh⸗ rer Trimborn mit der Kabinettsbildung beauftragen wird. Möglicherweiſe wird ſich der Reichspräſident vorher noch an ein anderes Mitglied der ſozialdemokratiſchen Fraktion mit dem Erſuchen wenden, die Regierungsbildung zu überneh⸗ men.— Von maßgebender Seite hört die„B. 3.“ gegenüber anderweitigen Meldungen, daß Reichspräſident Ebert an einen Rüjtritt nicht denkt, aber auf eine Beſchleunigung der Neuwahl des Reichspräſidenten dringen dürfte. Von einer Perſönlichkeit, die über die Stimmungen im Kreiſe der bisherigen Koalitionsregierung gut unterrichtet iſt, erhält die„Neue B. Z.“ eine Darſtellung, wonach höchſt⸗ wahrſcheinlich die alte Koalition die Regierung wieder über⸗ nehmezppird. Die deutſche Volkspartei foll veranlaßt wer⸗ den, ſüh neutral zu verhalten und dafür einen Miniſter⸗ poſlen und den Poſten der Reichspräſidenten zu erhalten. Als Miniſter nennt man bereits Dr. Heinze und als Reichs⸗ ſidenten Profeſſor Kahl oder den Generaldirektor vom ddeutſchen Lloyd, Heineken.(Man wird gut tun, auch f nation mit Vorſicht aufzunehmen, ſolange die e nicht zu der Frage offiziell Stellung genommen haben.) Die Kriſe in Italien. Geſpaunte Lage in Italien. 5 Vaſel, 12. Juni.„Giornale d Italia“ berichtet, Italien ehe nahe vag der Revolution. Man meldet aus oberita⸗ 15 lieniſchen Städten und Teilen Süditaliens gegen den König und für eine ſozialiſtiſche Verona und Turin haben große kundgebungen ſtattgefunden. briken feiern. „Die„Stampa“ meldet aus Rom: Es verlautet, daß der König heute die Kammer auflöſen werde. Die politiſchen Gegenſätze perſchärſen ſich ſtündlich. Unmittelbar nach dem Rücktritt Nittis kam es geſtern in der Kammer zu ſtürmi⸗ ſchen Auftritten und regelrechten Schlägereien zwiſchen na⸗ tionaliſtiſchen und ſozialiſtiſchen Abgeordneten, wobei der zur Gruppe der nationalen Erneuerung gehörende Abge⸗ ordnete Siroche erheblich verletzt wurde. Die Kammer⸗ ſitzung mußte unterbrochen werden. N Der Mailänder Vertreter der„Neuen Zürcher Ztg.“ meldet: Infolge der neuen Regierungskriſe herrſcht in Mailand und Nom fieberhafte Erregung. Phantaſtiſche Ge⸗ rüchte gehen namentlich in der Hauptſtadt um. Allgemein verlautet, daß Giolitti die meiſten Ausſichten habe, Nach⸗ folger Nittis zu werden. Die Forderung der Kammer⸗ n, auch während der Regierungskriſe die parla⸗ ſoptzuſetzen, wurde durch Abſtim⸗ Kundgebungen Republik. In ße bolſchewiſtiſche Straßen⸗ Die Arbeiter der meiſten Fa⸗ Arbeiten Kammer mit Mehrheit abgelehnt. Schwierige Lage der Italiener in Albanien. Baſel, 12. Juni. Die Zentralagentur meldet aus Agram: Der Aufſtand in Albanien daue rian. Bei Aleſfio wurde ein italieniſches Bataillon aufgerieben, worauf die italieni⸗ ſche Flotte Aleſſio bombardierte. Weitere Zuſammenſtöße und Geſechte fanden bei Tepeleni ſtatt, das die Italiener räumen mußten. Sie verloren hierbei 400 Mann und viel Artillerie.— Rom: Albaniſche Streitkräfte ſind im Begriffe, Valona zu belagern. Die italieniſche Beſatzung in Valona erſucht um Verſtärkung, die auf ſchnellem Wege abgehen. Der italieniſche Kommandant von Valona hat alle Vertei⸗ digungsmaßnahmen getroffen. Man meldet, daß 15000 Al⸗ baneſen auf Valona anrü ken.— Die Lage in Valona iſt ernſt. Die albaneſiſche Streitkraft rückt in bedeutender Stärke aus dem Lan ern heran. Die Albaneſen ha⸗ ben die Rrücke über ſiſa angegriffen und geſprengt ——— Ekkehard. 5 n Viktor Scheffel. N N.(Nachdruck verboten). eis sprach ſie däheſmte wieder zu Herkindis: O weh mir, nun hen Tag und Nacht Sorgen und habe keine Ruhe, bis meine n 9 den tugendſamen Mann erſchaut. Der möchte einen ſchö⸗ Vel. 1 e tenlohn verdienen, der mir den Helden zur Kammer führen 1 1 05 8 5 7 2 2 tte erindis aber lachte und ſprach: Den Botengang will ich in Nag ft es Gewand an und ging zu dem Herrn Dietrich. Der 7 uch ie frömmigli 1 fat el im ins Ohr: Meine Herrin, des Kaiſers Tochter, entbeut 2 da es wohl ſein as ſpotteſt du itzt des heimatloſen Mannes? An des als Herlindis ihm minniglich zuredete, ſagte Herr Diet⸗ nb e 5 Merker ſo viele; wer ſeine Ehre behalten will, 160 teen, gezogen tun; Konſtantinus möchte mir das Reich ver⸗ 0 arum wäre es mißhellig, ſo ich deine Frau ſehen wollte. n 5 5 ihr das, ſo ſehr ich ihr zu dienen begehre. gel fach andis wollte von dannen gehen, da hieß der König ſeine sche ede zwei Schuhe gießen von Silber und. zwei von Golde, FK güne ihr von jedem Paar einen, dazu einen Mantel und 10 ar dene Spangen, denn er war artigen Gemütes und wußte, ub ö Nang fuer 5 e die in Sachen der Minne n* wohl ehren ſoll. „ eine daredis hielt eine Weile an, denn Herr Spazzo, der ider Zeit mit ſeines Schwertes Scheide viel großnaſige Ge⸗ * D en Sand gezeichnet, hatte ein vernehmlich Räuſpern er⸗ 7 71 1 5 aber keine weitere Einſprache tat, fuhr ſie fort: N r id Herlindis ſprang fröhlich heim und ſprach zu Hauſe 0 ihm rein: Hart und fleißig pflegt der 8 Held ſeiner 1 Hebes iſt des Kaiſers Huld zu lieb. Aber ſchauet her, wie er * ir, kat: die Schuhe, den Mantel, die zwölf Spangen; N eine daß ich zu ihm kam! Ich ma wohl auf der weiten 0 118 N angd ſchöneren Ritter erſchauen. Gott verzeihe mir, daß 22 peh fete, als wäre er ein Engel.. 1 t⸗ lig 50 0 ſprach die Kaiſertochter, ſoll ich denn nimmer⸗ 20 85 8 0 u dir zum mindeſten die Schuhe 1 die dderden? So ſollſt du d n mindeſten die Schuhe e Air des edlen Degen Huld verlieh, ich fülle ſie dir mit f. ee S 1 1 8 2 N ward der gouf geschlossen e Sie dog den güldenen Schu an 3 9 und nahm auch den ſtelberenen, doch der geng ern denſelben Fuß. O weh mir! klagte die Holde, es ward ein Mißgriff getan, ich bring ihn nimmer an, du mußt wiederum gehen und Herrn Dietrich bit⸗ ten, daß er dir den andern gebe und ſelber komme. 55 Dias wird die Läſterer freuen, lachte Herlindis. Was tut's Ich gehe— und ſie hob ihr Gewand ſchier bis ans Knie und ſchritt, als hätte ſie fraulichen Ganges vergeſſen, über den regenfeuchten Hof zu Dietrich. Und der werte Held wußte wohl, warum ſie kam, er tat aber, als ſähe er es nicht. Herlindis ſprach zu ihm: Ich muß noch mehr Botengänge tun, es iſt ein Mißgriff geſchehen; itzt heißt dich meine Herrin mahnen, daß du den andern Schuh gebeſt und ſie geſeheſt ſelber. Hei] wie tät ich es gerne! ſprach er, aber des Kaiſers Kämmerer werden mich melden. O nie ſagte Her⸗ lindis, die tummeln ſich im Hof und ſchießen den Speerſchaft, nimm du zwei Diener und heb dich leis mir nach, bei Schall und 5 ö Kampfſpiel miſſet dich keiner. 1 Jetzt wollte die Getreue von dannen gehen. Doch der Held ſprach: Ich will erſt nach den Schuhen fragen. Da rief Asprian draußen: Was liegt an einem allen Schuh? Viel tauſend haben wir geſchmiedet, die trägt das Ingeſind; ich will den rechten ſuchen. Und er brachte ihn, und Dietrich ſchenkte der Kammerfrau wieder⸗ ö um einen Mantel und zwölf Spangen. 5* Da ging ſie voraus und kündigte ihrer Herrin die erwünſchte Märe. Herr Dietrich aber hieß im Hippodromushofe einen großen Schall anheben und hieß die Rieſen ausgehen; da fuhr Widolt mit ö der Stange heraus und gebärdete ſich ſchreckentlich, und Asprian ſchlug einen Purzelbaum in die blaue Luft, und Abendrot warf einen ungefügen Stein von viel hundert Pfunden und er ſprang ihn zwölf Klafter weit, ſo daß keiner der Merker Herrn Dietrich wahrnehmen mochte. ö 7 9 0 . Der ging züchtiglich über den Hof. Am Fenſter erſchaute ihn die harrende Kaiſertochter; da ſchlug ihr Herz und die Kemenate ward ihm aufgetan und ſie ſprach zu ihm: Willkomm', edler Herr! ö wie ſehe ich Euch gerne. Nun ſollt Ihr mir die ſchönen Schuhe ſelber anziehen. 1 0 en Mit Freuden! ſprach der Held und ſetzte ſich zu ihren Füßen, und ſein Gebaren war gar ſchön und ſie ſtellte ihren Fu auf ſein Knie, der Fuß war zierlich und die Schuhe paßten wohl, da fügte ſie Herr Dietrich ihr an. r e 5 Nun ſage mir, vieledle Jungfrau, begann drauf der Liſtige, dich hat ſicher ſchon gebeten manch ein Mann, du ſolleſt zu feinem Willen ſtahn, welcher unter allen hat dir am beſten gefallen? . Da ſprach des Kaiſers Tochter ernſthaft: Herr! auf die Seele mein, ſo wahr ich getauft bin, ſo man alle Recken der Welt zu⸗ ſammenſtehen hieße, es möchte keiner wert ſein, dein Genoſſe zu heißen. Du biſt der Tugend ein auserwählter Mann,— und doch, o die Wahl bei mir ſtünde, ſo nähme ich einen Helden, des muß denken mit iedem neuen Taa: ſeine Boten baf ers ausgeſchickt die fegen itzt in tiefen Kerked Er heif Rother und ſitzt über dem Meere— wird mir der nicht, ſo kleid 5 ic de. ar benen Diech winh: dn den golher ziger, den schalt ich dir zur Stelle. Wir haben als Trend gelebt, er ö ir gnädig und gut, wenngleich er dann mich Landes vertrieb. Da ſprach die Kaiſertochter: eb ſein, wenn er„ Ich oß 5 zuckte ſie auf und klagte: det, das du die Wahrheit probeſt, noch heute wollte ich mit dir meines Va⸗ ge 2 Feger de an en durch eine Freunde im Kerker? So de mich erſchauen könnten, dir aß er ſie herauslaſſe, Bürge ſein, daß ſte ch will Da küßte des Kaiſers Tochter 0 Ehren aus ihrer Kemenaten und ging 1 5 ſeine Herberge und war orgen graute, nahm die . dem Lande abſcheiden, und ſah bleich und betrübt drein und ging Türe und Ber 1757 95 nun muß ich bei le⸗ bendem Leib ins Verderben. Mir iſt gar elend, wer tröſtet meine Seele? Im Traume treten die eingekerkerten Boten des Königs keine Ruhe; tuß denn, Ihr laſſet mich die Armen mit Speiſung, Wein und Bad er⸗ quicken. Gebet ſie heraus, wenn auch nur auf drei Tage. N lete der Kaiſer: Das will ich dulden, fe du mir einen ſtelleſt, daß fie am dritten Tage wieder niederſteigen aum Kerker. eee, eee eee Fortſeßung folgt.) und den italteniſchen n oſten gefangen genommen Ver Führer der albaniſchen Banden erließ eine Kundgebung für die albaniſche Unabhängigkeit und ein Proteſt gegen das italieniſche Protektorat.— In Bari haben neue Straßen⸗ kämpfe ſtattgefunden, in deren Verlauf viele Perſonen ge⸗ tötet wurden. Am Mittwoch rückte Kavallerie in der Stadt ein, die aus dem Hinterhalt beſchoſſen wurde. Die Strei⸗ kenden in der Stadt errichteten Barrikaden und Schützen⸗ gräben, die von dem Militär im Sturm genommen wurden. . und Panzerautos traten dabei in Tä⸗ keit. Vor der Konferenz in Spa. i Kritiſche Lage in Braunſchweig. T. U. Braunſchweig, 12. Juni. Im Landtag haben ſich der durch den Landeswahlverband beſchloſſenen Oppoſition. und Obſtruktion gegen die beabſichtigte Bildung einer rein ſozialiſtiſchen Regierung ſämtliche Mitglieder der demokra⸗ tiſchen Landtagsfraktion angeſchloſſen. Die Führer der Un⸗ abhängigen erklärten, daß ſie in Braunſchweig, ohne Rück⸗ ſicht auf die Reicksverfaſſung, eine rein ſozialiſtiſche Palitik treiben werden und entſchloſſen ſind, den Klaſſenkampf zu führen. Da die Bildung einer arbeitsfähigen und rein ſo⸗ Jaliſtiſchen Regierung gegen den Willen der bürgerlichen Fraktionen geradezu unmöglich erſcheint, iſt in Braun⸗ ſchweig mit der alsbaldigen Einſetzung einer Zwangsregie⸗ rung oder einer Auflöſung des erſt vor drei Wochen ge⸗ wählten Landtages zu rechnen. Verſchiebung der Spa⸗Konferenz auf unbeſtimmte Zeit. T. U. Paris, 12. Juni. Der Sturz des Miniſteriuus Nitti bildet einen neuen Grund zur Vertagung der Kon⸗ ferenz von Spa. Es iſt aber ſehr ſchwer zu ſagen, wenn ſie überhaupt ſtattfinden wird.— Ein Staatsmann erklärte im Miniſterium, die internationale Finanzkonferenz, zu der ſich in Brüſſel die alliierten, deutſchen und neutralen Ver⸗ treter zuſammenfinden werden, müſſe vorerſt die Ergebniſſe der Konferenz von Spa abwarten. Dieſe Konferenz müſſe Maßregeln zur Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen Gleich⸗ gewichte in Europa ins Auge faſſen, ſo vor allem, wann und g 35 welche Art die internationalen Anleihen zu begeben ſeien. Die alliierten Regierungen müßten dieſe Entſchei⸗ dungen gutheißen, da ſie dringend und durchaus ulgwendig ſind. Die Pläne könnten aber in dieſem Jahre nicht verwirklicht werden, wenn die innerpolitiſche Lage Deutſch⸗ lands und Italiens weiterhin ſo unſicher bleibt. ö* Die Abſtimmune in Oln en. Der Deutſche Schutz⸗ bund teilt mit, daß die Einſpruchsfriſt für Stimmberechtigte in Oſtpreußen bis zum 20. Juni verlängert worden iſt. Stimmberechtigte, die den Wahlausweis bis zum 15. nicht erhalten haben, tun gut, unverzüglich bei der Abſtimmungs⸗ kommiſſion ihres Geburtsortes Einſpruch zu erheben. Zur Auſchlußfrage. Wie die„Neue Freie Preſſe“ mel⸗ det, faßte der Salzburger Landestag folgenden Beſchluß: Der Landesrat wird beauftragt, den Anſchluß an Deutſch⸗ land bezw. an Bayern nach wie vor weiter zu verfolgen, Die Sozialdemokraten kennzeichneten ihren Standpunkt da⸗ hin, daß ſie nur für den Anſchluß der ganzen Republik an das Deutſche Reich und nicht für den länderweiſen Anſchluß an Deutſchland eintreten. f Oeſteerreich. Die ſozialiſtiſche Korreſpondenz veröffent⸗ licht ein parteiamtliches Communique, in dem es heißt: Die Kriſe in der Koalition iſt durch die Vorgänge in der heutigen Sitzung der Nationalverſammlung weſentlich ver⸗ ſchärft worden. Eine chriſtlich⸗oziale großdeutſche Koalition iſt gegen den Staatsſekretär für Heeweſen aufgetreten und hat die unannehmbare Forderung geſtellt, daß der Erlaß über die Vertraueusmänner der Soldaten zurückgezogen werde. Der chriſtlich⸗ſoziale Parteiführer Kunſchak hat nicht nur den Staatsſekretär für das Heerweſen gröblich belei⸗ digt, ſondern ganz offen mit der Kündigung der Koalition gedroht. Dieſe Drohung iſt von allen Seiten mit demonſtra⸗ tivem Beifall aufgenommen worden. Angeſichts dieſer Um⸗ ſtände haben Staatskanzler Dr. Renner und die ſozialiſti⸗ ſchen Staatsſekretäre und Unterſtaatsſekretäre den Verband der ſozialiſtiſchen Abgeordneten um die Ermächtigung er⸗ Der Verband hat dieſe Abſicht zur ſucht, zu demiſſionieren. Kenntnis genommen. Der König von Belgien als Schiedsrichter in der Teſchener Frage. Wie der„Petit Pariſten“ meldet, heißt es, daß die Bezeichnung des Königs von Belgien als Schiedsrichter in der Teſchener Angelegenheit ſowohl in Prag als in War⸗ ſchau angenommen wurde. Es iſt wahrſcheinlich, daß Patek nach ſeiner Ankunft aus Paris ein Abkommen in die⸗ ſem Sinne unterzeichnen wird. Finanzfragen der Entente.„Pall Mall Gazette“ crlräct die ganze Frage der finanziellen Beziehungen zwiſchen Eng⸗ land und den Vereinigten Staaten werde demnächſt zwichen den beiden Regierungen beſprochen werden. Die Regierung erwäge einen Beſchluß, die Rückgabe der als Sicherheiten an die Vereenigten Staaten gegebenen Wertpapiere an Eng⸗ land zu ermöglichen. Amerito und der Völkerbund. Auf dem republikantſchen Nutiona konvent haben die unverſöhnlichen Senatoren ge⸗ droht, aus den Partei auszutreten, wenn dieſe ſich nicht aus⸗ drücklich gegen den Völkerbund erklärt, haben aber einem Kompromiß zugeſtimmt, nach dem in die Plattform der Partei ein Ermächtigung für ein neues internationales Al kommen und einen Gerichtshof für alle internationalen Streitigkeiten eingefügt werden ſoll. Penes Attentat auf Lenin. Ein Funkentelegramm aus Moskau berichtet, daß auf Lenin ein neues Attentat verübt worden ſei. Ein Soldat hatte auf ihn einen Schuß abge⸗ feuert und ihn an der Hand verletzt. Der Attentäter wurde N Die bolſchewiſtiſche„Prawda“ beſtätigt die Nach⸗ richt. Die demokrat. Reichstagsfraktion. Der„Reichsanzeiger“ hat am Dienstag abend eine Ueber⸗ ſicht über die vorläufigen Ergebniſſe der Reichstagswahl veröffentlicht. Danach ſind am 6. Juni folgende 19 Vertre⸗ ter der Deutſchen Demokratiſchen Partei in den Reichstag gewählt worden: J. In den einzelnen Wahlkreiſen. 2. Berlin: 1. Carl Friedrich von Siemens. 3. Potsdam II: 2. Dr. Dernburg. 4. Potsdam I: 3. Dr. Pachnicke. 5. Frankfurt a. O.: 4. Bahr. 9. Liegnitz: 5. Kopſch. 10. Magdeburg: 6. Schiffer. 12. Merſeburg: 7. Delius. 13. Thüringen: 8. Dr. Gertrud Bäumer. i 15. Hamburg: 9. Dr. Peterſen. 16. Wefer⸗Ems: 10. Reichsminiſter Koch. 21. Heſſen⸗Naſſau: 11. Prof. Schücking. 22. Heſſen⸗Darmſtadt: 12. Pfarrer Karell. 29. Franken: 13. Konrad Weiß. 30. Dresden⸗Bautzen: 14. Dr. Külz. 32. Leipzig: 15. Prof. Götz. 33. Chemnitz⸗Zwickau: 16. Brodauf.. a 34. Württemberg: 17. Haußmann. 18. Dr. ing. Wieland. 35. Baden: 19. Miniſter Dietrich. II. Durch Verrechnung der Reſtſtimmen der einzelnen Wahlkreiſe in den Verbandswahlkreiſen die 8 Abgeordneten, IV. Pommern⸗ Mecklenburg: 1. V. Niederſchleſien: 2. Gothein. VII. Sachſen⸗Thüringen: 3. Dr. Böhme. IX. Niederſachſen: 4. Heile. J. Weſtfalen: 5. Ziegler. FIIII. Rheinland⸗Nord: 6, Erkelenz. Stubmann. XV. Bayern⸗Nordweſt: 7. Kerſchbaum. ö XVIII. Württemberg⸗Baden: 8. Dr. Haas. III. Durch Verrechnung der Reſtſtimmen aller Wahl⸗ kreisverbände auf die Reichsliſte, 5 0 7 15 die halbamtlichen Angaben zutreffen, die 9 Abgeord⸗ neten: Reichswehrminiſter Geßler. Rechtsanwalt Dr. Hermann Fiſcher. Otto Keinath. Eiſenbahnaſſiſtent Schuldt. Generaldirektor Fick. N Landwirt Lieſe. Obermeiſter Knieſt. Dr. Marie Eliſabeth Lüders. 9. Staatsminiſter Hieber. V. Dazu kommen noch 9 bisherige Abgeordnete der Abſtimmungsgebiete, in denen am 6. Juni noch nicht gewählt worden iſt. Dieſe 9 Dp Ege per demokratiſchen Abgeordneten der Nationalverſammlung, die vorläufig Mitglieder des Reichstags bleiben, ſind: für Oſtpreußen: Siehr. Frau Brönner, Bartſchat: für Weſtpreußen: Weinhauſen; für Oppeln: Pohlmann: für Schleswig⸗Holſtein: Waldſtein, Dr. Blunck und Frau Dr. Baum und der Vertreter der ſchleswig⸗holſteiniſchen Bauern⸗ und Landarbeiter⸗Demokratie: Johannſen. Im ganzen wird alſo die demokratiſche Fraktion im Reichstag 45 Mitglieder zählen. Badiſche Politik. Die politiſche Lage in Baden. Der badiſche Staatspräſident Geiß empfing einen Ver⸗ treter der„Frankf. Nachr.“ zu einer Unterredung, in der die in Baden geſchaffene politiſche Lage zur Sprache kam. Der Präſident betonte, daß er ſich mit ſeiner perſönlichen Anſicht in voller Uebereinſtimmung mit dem Geſamtkabinett befinde und es daher im gegenwärtigen Moment kaum zu⸗ läſſig ſei, in die Oeffentlichkeit hinauszutreten. Ohne allen Zweifel ſei die Lage äußerſt kritiſch, wenn auch die Möglich⸗ keit nicht ausgeſchloſſen ſei, daß ſich trotz aller entgegenſte⸗ henden Hinderniſſe eine befriedigende Löſung finden laſſen werde. Ein gegenwärtiger Umſturz wäre noch weſentlich ſchwerwiegender und gefährlicher als der des Jahres 1918. Wenn die Wahlen in Baden auch eine Zweidrittelmehrheit für die Koalitionsparteien ergeben hätten, ſo würden die Ergebniſſe im Reiche natürlich auch in Baden von einer we⸗ ſentlichen Rückwirkung ſein. f Ueber einen eventuell bevorſtehenden Kabinettswechſel ſprach ſich der Präſident nicht aus. Dagegen betonte er ausdrücklich, daß für eine Auflöſung des gegenwärtigen Landtages und für Neuwahlen in Baden bisher Stimmen noch nicht laut geworden ſeien. Selbſtverſtändlich könnten bei der gegebenen Lage dahinlaufende Anträge jeden Tag einlaufene und man werde dann zu prüfen haben, inwieweit dieſe Anträge eine ſolche Mehrheit hinter ſich hätten, daß ſie ernſtlich in Betracht zu ziehen ſeien. Die Durchführung würde allerdings auf außerordentl. Schwierigkeiten ſtoßen, denn 1. müßte der Antrag zur Herbeiführung einer Volks⸗ abſtimmung nach der Verfaſſung von mindeſtens 80000 Per⸗ ſonen geſtellt werden und 2. müßte, ſelbſt wenn es gelingt, dieſe 80000 Antragſteller aufzubringen, bei der Volksabſtim⸗ mung eine Zweidrittelmehrheit der geſamten Wählerſchaft in Baden für die Auflöſung des Landtages ſtimmen. Der Präſident ſchloß, es ſei kaum möglich, ja, ſo gut wie ausgeſchloſſen, daß ſich eine Zweidrittelmehrheit für eine Landtagsauflöſung in Baden finden laſſen würde. Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 11. Juni. In der heutigen Sitzung des Land⸗ tags wurden eunachſt eine Reihe kurzer Anfragen behan⸗ delt, darunter eine ſolche von ſozialdem. Seite über die Ausfuhr vnn Kirſchen nach der Schweiz. Miniſterialrat Dr. Paul führte dazu aus, es ſei richtig, daß Kirſchen in größerer Menge über die Grenze gingen. Die Ausfuhr ſei nur in kleinen Grenzverkehr geſtattet. Hierbei dürfe 1 Kiicgramm mitgenommen werden. Weni⸗ gen Grenzgemeinden ſei indes von der Reichsbehörde zum Ausgleich ihrer Valutaſchulden die Ausfuhr von Kirſchen nach der Schweiz erlaubt worden. Ein Entgegenkommen gegen die Schweiz ſei ſchon deshalb angebracht, da die Schweiz 2000 Tonnen Getreide und 1000 Tonnen Mehl! an — Baden abgegeben habe Namens der demokratiſchen Fraktion begründete Abg. Dr. Leſer eine förmliche Anfrage über die Vertretung der badiſchen Beamtenſchaft in den Reichs⸗ behörden. Finanzminiſter Köhler antwortete, die neue Regierung habe es ſich angelegen ſein laſſen, hier Wandel zu ſchaffen. Es liege im Intereſſe des Reichs wie der Länder, daß Be⸗ amte aus allen Bundesſtaaten in Reichsſtellen ſeien. badiſchen Bemühungen hätten auch einen gewiſſen Erfolg gehabt. In der Ausſprache gab Abg. Dr. Baumgartner (Ztr.) ſeiner Freude Ausdruck, daß die badiſche Regierung gewillt iſt, Badener in Reichsſteuen zu bringen. Abg. Ma⸗ rum(Soz.) wünſchte, daß die Beamten ſich für Stellen in Norddeutſchland zur Verfügung ſtellten. Abg. Zehnter (Ztr.) bemerkte, der Reichsgedanke ſei in Preußen viel mehr ausgebildet als in Baden. Abg. Habermehl(Du.) bemän⸗ gelte, daß beid er Neckarkanaliſation kein badiſcher Techni⸗ ker hinzugezogen werde. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Dr. Glockner(Dem.), Maier⸗Heidelberg(Soz.), Dr. Schofer(Str.) legte Arbeitsminiſter Rückert ſeine Bemüh⸗ ungen dar, einen badiſchen Techniker für die Bearbeitung des baniſchen Teils der Kanaliſution beizuziehen. Hierauf wurde eine von Abgeordneten aller Fraktionen unterſchriebener Antrag einſtimmig angenommen, des Wortlants, daß von der Regierung erwartet werde, in der Frage der Beſetzung der Baudirektion der Neckarkaualiſa⸗ tion die Intereſſen Badens nachdrücklich zu vertreten Darauf begründete Abg. Kölblin(Dem.) eine förmliche Anfrage über die Lage der Architekten, wozu Miniſter Köhler äußerte, die Regierung werde deren ſchwierige Lage Rechnung tragen. Nach kurzer Ausſprache, in der verſchiedene Redner für die Privatarchitekten ein⸗ treten, wurde eine von den Frauenabgeordneten des Zen⸗ trums, der Sozialdemokratie und der Demokraten einge⸗ brachte Anfrage über i die ungenügenide Zuckerverſorgung erörtert. Der Negierungsverrreiex teilte dabei mit, das Miniſterium des Innern habe in Berlin beantragt, durch Zufuhr von Auslandzucker die Zuteilung von Einmach⸗ zucker möglich zu machen. Es habe aber einen ablehnenden Veſcheid erhalten. In der Ausſprache wurde von allen Rednern und Red⸗ nerinnen ſcharfe Kritik geübt. Als Abg. Karl(Dn.) hier⸗ wegen die Regierung angriff, entſtand eine ſcharfe Aus⸗ einanderſetzung zwiſchen der Rechten und ſozdem. Abgeord⸗ neten. Am Schluß entſtaud noch eine Debatte zwiſchen zem Abg. Mager(Du.) einerſeits und Dr. Schofer(Ztr.) und Straub(Itr.) andererſeits weil Abg. Mager bei einer Wahl⸗ rede in Tauberbiſchofsheim dem Zentrum den Vorwurf ge⸗ macht hatte, es ſei in politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen von den Grundſätzen des Chriſtentums abgewichen. Schluß der Sitzung: 2 Uhr. a Nächſte Sitzung Dienstag mittag 4 Uhr. Tagesordnung: Förmliche Anfraaen. 1 bis zur Sicherung der Revolution zum Waffendienſt 17 7 Die Drahltnachrichten. f 0 b Deut Eine internationale Donaukonferenz.„ I barte Wie wir ſoeben von beſtunterrichteter Seite erfahren tritt(4 80. am 17. Inni in Paris eine internationale Donaukonferen krat zuſammen, zu der auch je ein Vertreter Badens, Württen[gate bergs und Bayerns eingeladen iſt. Es wird die Organ, umli ſation der Donauſchiffahrt und die Frage des Rhein⸗Donan⸗ Zentr kanals erörtert werden.„„ abhän er§ 353 des Friedens vertrages, der dieſe Rhein⸗Donau⸗ Teuff Verbindung ſchon in Betracht zieht, ſichert auch unſeren Geg* nern einen bedeutenden Einfluß auf die Organiſation und uſt e den Betrieb unſeres gegenwärtigen und künftigen Waſße heblic ſtraßennetzes. Inſofern iſt es wichtig, daß zur rechten 3 daß d über die ſtrittigen Fragen Klarheit geſchaffen wird, um hin ha terher auftretende Schwierigkeiten zu vermeiden. Es iſt daher von Bedeutung, daß die Franzoſen beſonderen Wert keforr auf eine möglichſt ſüdliche Rhein⸗Donau⸗Verbindung lee el, heitsſ die vor allem die Verkehrsſpinne Ulm berückſichtigt. Außel, Char dem liegt für die Franzoſen Maunheim beſonders günſtig halt zumal ja von hier aus noch ein Kanal nach Weſten 1 0 Saargebiet hinein geplant iſt, der eine Verbindung mit den berluf franzöſiſchen Waſſerſtraßen ermöglicht. Direkten Anſchlan mäßig an, dieſen bietet allerdings nur das Rheinauprojekt. 2 ate auf Ulm legen die Franzoſen auch deshalb, wefl ſie auch fer alt die Verbindung Donan⸗Bodenſee eintreten, um ſo des weali Rhone⸗Schiffahrt den Anſchluß an die Donau zu ermüs, 6 alic lichen. Mit all dieſen Plänen rundet ſich allmählich ima, Jeord: mehr das Bild, welches den Beweis liefert, daß einer groe wi zügigen internationalen Waſſerverkehrspplitik mit ihrer n Zentrale in Deutſchland nur bei der Rhein Neckar⸗Dong verbindung gedient iſt. Es iſt jedoch tief bedauerlich, 55 auch hier wieder nach Paris nur Miniſterialreſerenten, nicht aber techniſche Sachverſtändige gehen, die den ſicher 5 erwartenden Irrtümern voen vornherein den Boden 175 ziehen könnten. Wenn noch irgend Zeit iſt, ſollte man 1 gehend Techniker berufen, die jedoch von keiner Landes rege rung abhängig ſind, um ſo eine objektive fachmänniſche in örterung zu ermöglichen und der Sache von vornhere Hand und Fuß zu geben. Eine kommuniſtiſche Aktion. N Berlin, 13. Juni. Die„Deutſche Tageszeitung“ behaue tet, ſie ſei in der Lage, einen Ausſchnitt aus einer geheitdn⸗ Anweiſung wiederzugeben, die an die kommuniſtiſche ganiſation zur Vorbereitung der„Aktion“ ergangen iſt. Or⸗ handelt ſich dabei in erſter Linie um die Aufgaben des Sr⸗ ganiſationsſtabes in den einzelnen Landesteilen. Dieſer ganiſationsſtab habe durch ſeine Offiziere bei Beginn 115 Aktionen ſofort die Zuſammenfaſſung der Arbeiter Au ger⸗ werkſtelligen und zwar habe er aufzuſtellen: 1. Die Sich 5 heitswehren, die nur im Ort oder Bezirk Verwendung ne den. Für die Einſtellung ſind zuverläſſige ältere Le zweckmäßig, da ſie nur vorübergehend eingezogen westen Und ſonſt ihrer Arbeit nachgehen. 2. Die Arbeiterweh terre eh beſtehen aus Arbeitern, die ebenfalls nur zeitweiſe Den 17 tun und für gewöhnlich im Betrieb arbeiten. Sie glleß ſich in einzelne Waffengattungen und dienen zur Ver fich. kung der Roten Armee. 3. Die Note Armee, in die die! tigſten gedienten Arbeiter eingeſtellt werden, die ſich daßerelt 9 ie 5 erklären. Sie iſt die Hauptkampftruppe und kann 9 nicht ſtark genug ſein. Die Mannſchaften müſſen unde zor, von ihren Familien losgelöſt werden; ſie dürfen die mationen nur noch bei Beurlaubung verlaſſen. Der polniſche Heeresbericht. aue W. T. B. Kowno, 13. Juni. Nach einem Telegramuſſchen Warſchau ſagte der polniſche Generalflabsbericht: Zchegen, der Düna und der oberen Bereſina hat die polniſche Andes offenſive in ſchweren Kämpfen den Widerſtand des Je tom gebrochen. Es iſt zu einer Ausgleichung der Front ge den, men, ſo daß die Kämpfe wieder in dem Gebiet ſtattfinbee⸗ von dem die bolſchewiſtiſche Offenſive ihren Ausgang nommen hatte. In den letzten Kämpfen hat der Feind at deutende Verluſte erlitten. Bei dem Brückenkamof gen Kiew jenſeits des Duſepr haben die polniſchen Abteien die dort verſammelten Streitkräfte auseinandergef. Ukrainiſche Abteilungen haben die Stadt Human beſetk Der Wahlkampf iſt vorüber, das deutſche eh hat geſprochen. Das Ergebnis des von allen 4 verbs mit Aufbietung der letzten Kräfte geführten Weitbet die um die Volksſeele hat die Vermutungen beſccd ige ſich auf die verſchiedenen Zwiſchenwahlen ſeit Ende 0 eine ein ſtarker Ruck nach rechts un tischen ebenſo ſtarke Abwanderung aus der Sozia demolrath he Partei in das radikalere Lager der Unabhängigen, iche 5 die Kommunt nd har den treten ſein, ſtatt 163 der Nationalverſammlung von ung n Nationalverſammlung, zel nommen werden, da in den Acſtimmungsgebtetet nach nach wel Aenderungen in der Zuſammenſetzung des Reich erwarten. An die zweite Stelle iſt die Unabh⸗ he Soz. Partei gerückt mit 80 Abgeordneten(bi an dritter erſcheint das Zentrum mit 67 8. 7 folgen die Deutſchnationale Volks par l (42), die Deutſche Volkspartei 61(21) kroti ſter(bisher dritter) Stelle die Deutſche dem ger ſche Partei mit 8 aer ee fe Chriſtlich Föderaliſtiſche Liſte, die ich„ de menſetzt einerſeits aus der Bayeriſchen Vo kspa tere jetzt ſelbſtändigen bayeriſchen Zentrum) und 9 5 05 aus der Partei, die ſich infolge des Streits wiland? berger aus rechtsgerichteten Elementen des Ahat, ui durch Abſplitterung vom Zentrum neu gebildet ien de 21 Abgeordneten. Endlich noch die kleinen Parte gage Deutsch Hunnen(Welfen) mit 5(4), 5 Abg, Bauernbunds mit 4 und der Kommuniſten mi des Bei der Berechnung des Stimmengewinns Stimmenverluſts der einzelnen Parteien ma Wahl wöhnlich den Fehler, daß man einfach die 1 5 niſſe vom 19. Januar 1919 und vom 6. 25 che gegeneinander hält. Das gibt aber ein 0 das 5 Bild. Denn außer Elſaß⸗Lothringen hat 191 ben, 10 alte Reich gewählt, 1920 aber fehlten Oſtpre on deu 11. ſchleſien und Schleswig⸗Holſtein— was da 1 bleibt, ſoll, wie geſagt, im Herbſt nachwählen 1 Puch f der weitaus größte Teil von Weſtpreußen 25„ welche Provinzen jetzt ſchon an Polen 1 1 abgedie Rechnet man die in den genannten Provs men benen Stimmen ab, ſo erhielten damals 5 gente, Sozialdemokraten 10288 121(1920 5531 7 4215250 5444 571(3 500 800), Demokraten 4974 584 P. 1 e 1 1 Ach: Wochenrundſchau. er f über 9 1 1 * 1 Deutſchnattonale 2 666 199(3 638 851), Deutſche Volks⸗ bartei 1 155611(3 456 131), Unabhängige 2183 411 4 809 862). Es haben alſo verloren: die Sozialdemo⸗ 1 kraten 4 756 964 Stimmen(nicht 6 Millionen, wie irr⸗ tümlich vielfach gezählt wird), Demokraten 2822 075, Zentrum 1 943 771, und es haben gewonnen: Un⸗ abhängige 2 626 451, Deutſche Volkspartei 2 300 520, Teutſchnationale 972652 Stimmen. Gewinn und Ver⸗ luſt ermäßigen ſich demnach der Stimmenzahl nach er⸗ heblich, außerdem iſt beim Zentrum zu berückſichtigen, ſt hat ſie u. a. davon, daß ſie die durch Erzbergers Finanz⸗ keform eingeleitete Ausgeſtaltung des Reichs zum„Ein⸗ 1 beitsſtaat“ bekämpft und den früheren bundesſtaatlichen Charakter erhalten wiſſen will— mit gewiſſem Vor⸗ behalt dem Zentrum beizuzählen iſt, deſſen Stimmen⸗ berluſt ſich dadurch ſtreng genommen auf 688 808 er⸗ näßigt. Bezüglich der Verteilung der Abgeordnetenman⸗ zate und der Stärke der Parteien iſt aber im Auge zu behalten, daß der Reichstag 1920 auf Grund des„be⸗ glichen“ Syſtems und der Wahlbeteiligung 462 Ab⸗ rdnete zählt, während die Nationalverjammlung 423 ufwies. Der Mandats verluſt einer Partei wird ſo⸗ ach in dieſer Beziehung in ſeiner Bedeutung ver⸗ [ſchärft, der Gewinn entſprechend gemindert. Was das Verhältnis der Stimmen der ſozialiſti⸗ chen zu dem der bürgerlichen Parteien anlangt, hat die Sozialdemokratiſche Partei 3 064 650 Stimmen in die beiden radikalen Parteien abgegeben, der darüber mausgehende Stimmenverluſt von 1692 314 iſt ohne weifel zum weitaus größten Teil als Zugang den bür⸗ krlichen Parteien zugute gekommen. In runden Zahlen ehen 10¾ Millionen ſozialiſtiſchen Wählern 15 Mil⸗ en bürgerliche gegenüber. Die Wahlen ſind, von ingfügigen Ausnahmen abgeſehen, überall, Gott ſei nk, in Ruhe und Ordnung verlaufen und die von n Berliner Blättern ausgeſprengten Putſchgerüchte ſen ſich als blauer Dunſt. hat nicht viel Zweck, nach den Gründen zu for⸗ „die die ſehr beträchtliche Verſchiebung der Partei⸗ e im Reichstag herbeigeführt und die bisherige Re⸗ rungsmehrheit in eine Minderheit verwandelt haben. e nach dem Parteiſtandpunkt wird die Begründung ver⸗ eden ausfallen. Ganz allgemein aber läßt ſich 9 0 i li die Wahlen von 1919, unmittelbar nach dem Zu⸗ fünmenbruch und noch mitten in den Wirren der Revo⸗ 5 lion, kein getreues Spiegelbild der eigentlichen Volks⸗ Immung geben konnten. Zumal der Bauernſtand hat mals in der berechtigten Verärgerung über die böſe Rrtſchaft der von einer ſchwachen Regierung gebilligten egsgeſeliſchaften, unter der vor allem die Landwirt⸗ ſt zu leiden hatte, den Linksparteien die Stimmen ge⸗ en. Die Enttäuſchung vom Standpunkt des Bauern te nicht ausbleiben, umſo weniger, als die Revolu⸗ sregierung es verſäumte, mit den Fehlern der alten gierung ſogleich gründlich aufzuräumen. Damals wäre Zeit geweſen und es wäre möglich geweſen, das hiebertum und der Wucher wären nicht ſe in die Blüte choſſen und die Milliarden, die den Spekulanten in Taſche floſſen, wären der Volkswirtſchaft erhalten leben. Dazu kam— mit eine Folge dieſes Ver⸗ iſſes— die raſende Zunahme der Verſchuldung, Entwertung des Gelds, die ſtetig ſteigende Preis⸗ tenerung und die Flut des Papiergelds, die jetzt den gelſtand von 65 Milliarden erreicht hat. Unſere Zeit einen Hunger nach führenden Perſönlichkeiten. Das inen vor allem die Wählerinnen zu fühlen. So bte das linksdemokratiſche„Berliner Tageblatt“ eine ucht der demokratiſchen Frauen auf die reaktionäre le“ feſtſtellen zu können.— Von den alten führenden Rordneten werden die meiſten wieder in den Reichs⸗ einziehen; den Kopf und die Rede Payers, der von der parlamentariſchen Wirkſamkeit zurückgezo⸗ ger wieder erſcheinen; ſein Widerpart Helffe⸗ ist von den Deutſchnationalen gewählt. Auch Frhr. Udersner, der ſich ſeinerzeit weigerte, die berüchtigte eferungsliſte von Clemenceau entgegenzunehmen, iſt R., gewählt von der Deutſchen Voekspartei. egenwärtig zerbricht man ſich in der Reichsregie⸗ und in den Parteien die Köpfe, was nun für eine erung gebildet werden ſoll, da die jetzige rung in die Minderheit gekommen iſt. Nach dem einer parlamentariſchen Verfaſſung müßte die kerung von der neuen Mehrheit gebildet werden. rein bürgerliche Regierung, die an ſich möglich wäre, er ihre Bedenken, weil die Sozialdemokraten dann der äußerſten Linken in die Oppoſition gehen und blaſſenunterſchied ſich vertiefen würde. Die Sugigen wollen zwar den Klaſſengegenſatz auf es ize treiben in der Hoffnung, ſo die Diktatur In Proletariats endlich erreichen zu können. Da⸗ 1 a0 aber die Zeit wohl vorüber. Vielmehr wäre E jetzt die beſte Gelegenheit, das wirkliche oder ver⸗ 157 huliche Klaſſenweſen ein für allemal abzutun. u eutſchnationalen, die Deutſche Volkspartei, das Zen⸗ nit her und wahrſcheinlich auch die Demokraten wären zu der erweiterten„Koalition“, zu einer gemeinſamen Ar⸗ er · 15 den Sozialdemokraten in der Regierung bereit, 1. ſelber wollen nicht, oder bis jetzt noch nicht. e Ieelich fürchten ſie, daß die Unabhängigen in der . eterſchaft noch mehr Boden gewinnen würden. Das eb aber kein Grund ſein. Auf ein paar Abacordnete 20 5 oder weniger käme es nicht an, die Sozialdemo⸗ eh in würde doch ohne Zweifel die ſtärkſte Par⸗ 11. U b nerhalb der Koalition bleiben und ihren Stand⸗ 10 Ie ahren können. Ueberhaupt ſollte man endlich an⸗ eos mit dem auch von der jetzigen Regierung oft vie f aachenen Wort:„Das Valerland über die Partei⸗ en, Penk. Ernſt zu machen. Die Unabhängigen aber 15 er nach wie vor von keiner Koalition etwas wiſſen, 1 der 5 Bourgeois“, die Bürgerlichen beteiligt ſind. el d ozialdemokratie iſt der ſehr ſtarke Scheidemann⸗ mn er gleichen Meinung. Hat er die bisherige Koa⸗ 5 nt u nur als ein„notwendiges Uebel“ ertragen, u ex eine Erweiterung nach rechts erſt recht ab. daß die Chriſtlich⸗Föderaliſtiſche Partei— ihren Namen hat, wird man vermiſſen. Im Zentrum wird Erz⸗ Und boch, wie soll es nach dem Wahlergebnis anders werden? f Dieſe Frage zu löſen, treten die Parteileitungen in Berlin zuſammen. In nächſter Woche wird die Ent⸗ ſcheidung fallen. Es hat Eile, denn die Konferenz von Spa ſteht vor der Tür, wo die neue Regierung vertreten ſein ſoll. Zwar ſoll ſie abermals verſchoben worden ſein, aber es wäre doch gut, wenn für den höchſt⸗ wahrſcheinlichen Mißerfolg dieſer ſog. Konferenz nicht wiederum, wie bei allen möglichen Dingen, den Deutſchen die Schuld aufgeladen werden könnte, weil ſie nicht „fertig“ geweſen ſeien. Nebenbei mag bemerkt werden, daß die Bildung der Regierung eine rein deutſche An⸗ gelegenheit iſt, die das Ausland und die Verbündeten gar nichts angeht. Die engliſch⸗ruſſiſchen Verhandlungen in London wollen gar nicht vom Fleck kommen. Lloyd George erklärt, es wäre eine außerordentliche Dummheit, wenn man mit Rußland, das Getreide, Flachs, Oel, Holz und andere für England nützliche Dinge im Ueber⸗ fluß hat, ſich nicht verſtändigen würde, wenn aber eine Verhandlung mit Kraſſin ſtattfinden ſoll, reiſt er alle⸗ mal„geſundheitshalber“ ein paar Tage aufs Land und iſt nicht zu ſprechen. Ob dieſes Verſteckſpiel zum Ziel führt, weiß man nicht; ſchön iſt es nicht und beſonders aeſcheit ſcheint es uns auch nicht zu ſein. Weaen der Aalandinſeln wollen ſich Schweden und Finnen in die Haare geraten. Es ſind dies etwa 300 zum Teil ſehr fruchtbare Inſeln von zuſammen 1426 Geviertkilometern, davon 80 bis 90 bewohnt. Sie wurden 1809 von Schweden an Rußland abgetreten und haben eine vorwiegend ſchwediſche Bevölkerung. Die Inſeln ſind von großer ſtrategiſcher Bedeutung ſowohl für Schwe⸗ den wie für Rußland bzw. Finnland, ſie ſind gewiſſer⸗ maßen die Brücke aus dem Oſten zum weſtlichen Welt⸗ meer. Wenn ſich nun die beiden darüber ſtreiten würden, ſo könnte es leicht ſein, daß,„um Frieden zu ſtiften“, ein Dritter die Beute wegſchnappt, wozu hat man denn den„Völkerbund“ gegründet, der nach amerikani⸗ ſchem Urteil in Wirklichkeit ein Staatenbund iſt, alſo das Gegenteil.— Zwiſchen Polen und Ruſſen wird noch erbittert gekämpft. Neuerdings wollen auch die Litauer gegen die polniſche Anmaßung mobil machen und ſich die ihnen weggenommenen Städte Wilna und Grodno wieder holen, Ho ſfentlich wird es den Frau⸗ zoſen nicht geſtattet, ihre 100 000„ſittenreine“ Schwar⸗ zen, die ſie den Polen zu Hilfe ſenden wollen, durch Deutſchland auf der Eiſenbahn zu befördern. Dazu ſind unſere Eiſenbahnen und Kohlen doch wahrhaftig nicht da., Die Regierungskriſis. Wie der„Berliner Lokalanzeiger“ berichtet, will Ebert nicht mehr für die Reichspräſidentſchaft als Bewerber auftreten. Er halte die in der Sozialdemokratiſchen Partei gegen ſeine Perſon bemerkbaren Widerſtände für ungerechtfertigt, da er in erſter Linie nicht den Partei⸗ intereſſen, ſondern den Intereſſen der Geſamtheit zu dienen habe. Die„Deutſche Allg. Ztg.“ glaubt eine Zuſpitzung der kritiſchen Umſtände feſtſtellen zu können. Die Beizie⸗ hung der Deutſchen Volkspartei zur Koalition wäre durch eine nachgiebigere Haltung der Sozialdemokratie zu er⸗ möglichen. Vorläufig ſei die Wiederherſtellung der alten Koalition noch nicht ganz ausgeſchloſſen. Die„Ger⸗ mania“ glaubt, daß Zentrum und Demokratie ſich zur alten Koalition wieder zuſammenſchließen würden. Nach der Erklärung der Bayeriſchen Volkspartei im„Bayer. Kurier“ iſt die Partei bereit, die Bildung der Reichs⸗ regierung zu unterſtübzen. Sie ſchlägt eine Koalition aus Sozialdemokratie, Demokratie und Zentrum ein⸗ ſchließlich der Föderaliſten vor; die Deutſche Volkspartei werde einer ſolchen Regierungsbildung wohl keine Schwie⸗ rigkeiten bereiten. Der„Vorwärts“ ſagt, die von den Unabhängigen neuerdings aufgeſtellten Bedingungen kön⸗ nen von der Sozialdemokratie angenommen werden. Beide Parteien würden dieſe Bedingungen als gemeinſames Pro⸗ gramm den bürgerlichen Mittelparteien unterbreiten. Wenn dieſe ablehnen, ſo ſei es an ihnen, eine Regierung ohne Sozialdemokraten zu bilden.(Die bürgerlichen Man⸗ date betragen 261 bis 263 gegen 199 ſozialiſtiſche.) Die Deutſchnationale Volkspartei erklärt: Die Partei kennt in der gegenwärtigen Lage nur das eine Ziel, den Wiederaufbau des niedergebrochenen Vater⸗ lands, und ſie iſt bereit, mit allen zuſammenzugehen, die willens ſind, bei der Wiederherſtellung von Arbeit, Wirtſchaft und Bildung in Deutſchland zu helfen. Für die Bildung der neuen Regierung darf nicht Abneigung oder Zuneigung der einzelnen Parteien, ſondern nur das große vaterländiſche Arbeitsziel maßgebend ſein. Der Haupkvorſtand der Deutſch⸗demokratiſchen Partei mißt die Schuld an der gegenwärtigen Lage der maßloſen Agitation der bisherigen Oppoſitionspar⸗ teien bei. Dieſe mögen jetzt Wege finden, auf denen ſie ihre Wahlverſprechungen erfüllen und der Republik eine handlungsfähige Regierung ſchaffen können. Staatsſekretär Stock im Reichs Fhrminiſterium hat ſeim Amt niedergelegt. ö Die„Köln. Ztg.“(Deutſche Volksp.) empfiehlt ein Mindeſtprogramm, auf das ſich Bürgertum und Sozialdemokratie einigen könnten. Vorausſetzung ſei das Bekenntnis zur Verfaſſung, Republik und Demokratie, das es verbiete, geſetzliche oder verfaſſungsrechtliche Aende⸗ rungen anders als auf verfaſſungsmäßigem Wege zu er⸗ ſtreben. Die Grundforderung ſei die Aufrichtung einer ſtarken Staatsautorität. Die Wirtſchaft müſſe entpoliti⸗ ſiert werden; die Wirtſchaftspolitik der nächſten Zu⸗ kunft müſſe eine Arbeitspolitik und damit auch eine Arbeiterpolitik ſein, aber die Arbeiter werden einen Aus⸗ gleich mit den Arbeitgebern finden müſſen, ſonſt ſägen ſie den Aſt ab, auf dem ſie ſitzen. Beide Teile ſeien deshalb unter Ausbau des Räteſyſtems und der Gewerk⸗ ſchaften außerhalb der Parteipolitik in Arbeits gemein⸗ ſchaften zuſammenzufaſſen, die in eine Kammer der Arbeit auslaufen, die mit weitgehenden Rechten auch gegenüber dem politiſchen Parlament auszuſtatten und ö f durch verbindliche Schlichtungsſtellen zu ergänzen wäre Die answürtige Politik olle unter fachkundiger Leitung ſo geführt werden, daß auf der Grundlage des Ver⸗ ſailler Friedens eine wirtſchaftliche Gemeinſamkeit der Völker bei der Arbeit zur Wiedergeſundung Europas angeſtrebt wird. Wenn der Augenblick für eine Samm⸗ lung der Parteien noch nicht reif ſein ſollte, ſo möge an die Stelle einer Regierung der Parteien eine Regierung der fähigſten Köpfe aus den führenden Männern aller Parteien treten, etwa mit Trimborn(Ztr.) als Reichs⸗ kanzler. Wie verlautet, beabſichtigte die Reichsregierung nach Bekanntwerden des Wahlergebniſſes, den eben gewähl⸗ ten Reichstag ſofort wieder aufzulöſen und neue Wahlen auszuſchreiben. Der Gedanke wurde aber fallen gelaſſen, weil neben anderen Bedenken erwogen wurde, daß die Parteikaſſen leer und Wahlogitatoren und Wähler er⸗ müdet ſind. * Dresden, 11. Juni. Die beiden Regierungs parteien, Sozialdemokratie und Demokratie, erklären, daß ſie aus dem Ergebnis der Reichstagswahlen die Folgerungen ziehen wollen, ſobald die neue Reichsregierung gebildet ſei. Die Kammermehrheit iſt für baldigſte Vornahme der Wahlen zum neuen Landtag. e Frankreich und Deutſchland. Der Vorſitzende der Kölner Handelskammer, Geh. Kom⸗ merzienrat Dr. Louis Hagen, hat von den Eindrücken berichtet, die er dieſer Tage bei einem Aufenthalt in Paris gewonnen habe. Der Haß der Franzoſen gegen Deutſchland, ſo meinte er, habe merklich nachgelaſſen, ihr Blick ſei jetzt mehr auf das Praktiſche gerichtet. In Frankreich liegen die wirtſchaftlichen Verhältniſſe an vie⸗ len Stellen viel ſchlechter als bei uns, und man werde dort nicht weiterkommen, wenn man nicht in den Beſitz von Barmitteln gelange. Man habe während des Kriegs große Schulden in Amerika gemacht und habe einen außerordentlich großen Fehlbetrag im Staatshaushalt. Von einer Entwicklung der Induſtrie wie bei uns könne in Frankreich keine Rede ſein. Es ſei ein ruiniertes Land; von einer glänzenden Ernte, auch der Weinernte, erhoffe es die Rückkehr zu erträglichen Verhältniſſen. Wenn wir nun an Frankreich gewiſſe Summen ab ſüh⸗ ren ſollen, ſo ſei das aus unſerm Vermögen undenkbar (wir ſollen in Gold bezahlen, haben aber keins, wir ſollen in Kohlen bezahlen und haben ſelbſt für uns keine); es werde nichts anderes übrig bleiben, als eine große internationale Geldanleihe, die ſich nur verwirk⸗ lichen laſſe, wenn Amerika ſeine Hand dazu bietet. Der Redner hegt die vielleicht übertriebene Hoffnung, daß, wenn wir Frankreich jetzt nicht im Stiche laſſen, ſondern ihm helfen, eine Zeit kommt, die für die Zukunft nicht zu unterſchätzen iſt. Frankreich werde hilfeſuchend jetzt nach Deutſchland ſchauen, und das um ſo mehr, als zurzeit eine Spannung zwiſchen England und Italien auf der einen und Frankreich auf der andern Seite zu erkennen ſei. Eine der vornehmſten Aufgaben der deutſchen Bank⸗ welt werde es ſein, auch in dieſer Beziehung helfend ein⸗ zugreifen.. Anders lautet der Geſchäftsbericht der franzöſiſchen Bank„Credit Lyonnais“. Danach waren ein Jahr na dem Waffenſtillſtand auf der franzöſiſchen Nordbahn blo 12 Km. Bahnlänge, die mit einfachem Gleis ausgerüſtet ſind, noch nicht in Betrieb. Bei den Doppelgleiſen ſeien alle bis auf 15 Km. wieder betriebsfähig. Von den in dieſem Kriegsgebiet geſperrten Brücken ſind 321 wieder erneuert und von 5 zerſtörten Tunneln vier in den alten Zuſtand verſetzt. Auch die Landwirtſchaft erlange all⸗ mählich die Möglichkeit zur Rückkehr an die Arbeit. Ueber 2½ Millionen Hektar Boden waren durch Grä⸗ ben und Drahtverhau für den Ackerbau nutzlos gewor⸗ den. Hievon ſeien 1,6 Mill. Hektar dem Ack rhau wie⸗ der zugeführt. Während 1919 nur 18 Proz. des Bo⸗ dens, der im Frieden im Departement du Nord ange⸗ baut wurde, im landwirtſchaftlichen Betrieb ſtanden, habe ſich die Anbaufläche 1920 auf über 56 Proz. geſteigert. Aehnlich günſtig lauten die Berichte über die induſtrielle Tätigkeit im Departement du Nord. Unbefriedigend lie⸗ gen die Verhältniſſe im Kohlenbergbau und in der Me⸗ tallinduſtrie,da dort ſehr ſtarke Zerſtörungen angerichtet wurden.. 5. 5 d Sürge Goethes und Schillers wird aus Wei Die Fürſtengruſt auf dem alten Friedhöfe wurde erbr mund die Sarkophage Goethes, Schillers und ber Großherzogin Sophie von Sachſen⸗Wei⸗ mar beraubt! Vom Sarge Goethes wurde der goldene Kranz, welcken die deutſchen Frauen der Stadt Prag zu Goethes 50jährigem Todestag geſtiftet hatten, entwendet. Ferner der ſilberne Krauz vom Sarge Schillers, den die Hamburger Frauen zu Schillers 100jährigem Geburtstag geſtiftet hahen. Außerdem wurde der große ſilberne Kranz, von den holländiſchen Frauen der Großherzogin Sophie ge⸗ widmet, von dem Sarge geſtohlen. Die Einbrecher, welche wahrſcheinlich einer internationalen Bande angehören, von denen man aber bis jetzt keine Spur hat, hatten ein Fenſter der griechiſchen pelle die hinter der Fürſtengruft liegt, erbrochen und waren von hier aus nich dem Naum der Fürſtengruft gelangt. .. Eppingen, 12. Juni. Eine 12 köpfige Diebesbande, der hieſige Burſchen angehörten und die ſeinerzeit hier eine umfangreiche Tätigkeit entwickelt hatte, ſtand vor der Hei⸗ delberger Strafkammer. Während die Burſchen Gefängnis⸗ ſtrafen von einem Monat bis 8 Monaten erhielten, wurde der hieſige Alteiſenhändler Adolf Sauter, der den Hehler geſpielt hatte, zu einem halben Jahr und 300 M. Geldſtrafe verurteilt. i-: Baden⸗Baden, 12. Juni. Das Landesbad, das ſeit Ausbruch des Krieges bis zum 1. April d. J. als Lazarett benützt wurde, iſt nach gründlicher Inſtandͤſetzung wieder für die Zivilbevölkerung eröffnet worden. ** Stadelhofen bei Oberkirch, 12. Juni. Ungefähr 10 Burſchen im Alter von 20 bis 32 Jahren, Aendern mit Körben und Fahrrädern, plünderten die Kirſchbäume hieſt⸗ ger Landwirte. Als ein Landwirt dazu kam und die Diebe anhalten wollte, drohten dieſe, den Landwirt zu erſchießen. Sie wurden aber erkannt und hre. afe nicht Uta Ber 8 3 I Ueber die Vera Entag 55 7 N 5 Die Verhandlungen mit Kraſſin. Kraſſin wurde am Montag vom ganzen engliſchen Kabinett empfangen, mit Ausnahme des Kriegsminiſters Churchill, der der Wiederaufnahme der Beziehungen mit den Bolſchewiſten feindlich gegenüberſteht. Die Teilnahme Balfours, Chamberlains, des Marineminiſters Long, ſo⸗ wie aller jener Miniſter des engliſchen Kabinetts, die der erſten Beſprechung bereits beigewohnt haben, beweiſt, daß ſich in London Wichtiges vorbereitet. Der amt⸗ liche engliſche Bericht über die Zuſammenkunft iſt über⸗ aus gweigſam und zählt nur die Namen der Anweſen⸗ den Bedeutungsvoll war jedenfalls, daß der ita⸗ ie che Unterſtaatsſekretär Graf Sforza ihr beiwohnte, de auch Italien an die Wiederaufnhme der poli⸗ tif Zeziehungen zu Rußland denkt. Auch Frankreich W icht ganz abſeits ſtehen. Das ſtändige Komitee des Obersten Wirtſchaftsrats der Alliierten hatte eine Unter⸗ redung mit Kraſſin, der die beiden franzöſiſchen Finanz⸗ delegierten Avenout und Halgouet beiwohnten. In der Sitzung des engliſchen Unterhauſes beantworteke Lloyd George eine Reihe von Anfragen, die ſich auf Rußland beziehen. Er erklärte: Der Beſchluß, mit Ruß⸗ land Handel zu treiben, ſei in Frankreich gelegentlich ei⸗ ner Sitzung gefaßt worden, wobei Vertreter aller Alliierten anweſend waren und Frankreich von Clemenceau vertreten wurde. 15 Monate hatte man vergeblich beraten, um eine Löſung des ruſſiſchen Problems zu finden. End⸗ lich ſei man zu der Anſicht gelangt, daß auf jeden Fall die Handelsbeziehungen mit Rußland aufgenommen wer⸗ den müſſen. Im Februar, als Millerand ſchon Miniſter⸗ präſident war, wurde entſchieden, daß die Alliierken nicht in diplomatiſche Beziehungen zu Rußland treten könnten, bis feſtgeſtellt ſei, daß die Schreckensherrſchaft der Bolſchewiſten ein Ende habe. In San Remo je⸗ doch beſchloſſen die Verbündeten, die„beſten Methoden“ zu ſtudieren, um die Schwierigkeiten zu beſeitigen, die — —— ſchaftsrats, der geſtern zum erſtenmal mit Kraſſin zu⸗ ſammenkommen sollte, hielt eine Sitzung ab, an der Kraſſin aber nicht teilnahm, da Lloyd George ſeine Ab⸗ ſicht geändert häbe. = Tagegelde die Mitglieder des Bezirksrats, die als Folge ihrer Teilnahme an den Sitzungen oder ſonſtigen Verrich⸗ tungen nach Anordnung des Bez des Bezirksrates einen Ausfall an Lohn oder Verdienſt nachzuweiſen vermögen, hierfür Erſatz bis zur Höhe von 30 M. für die einzelne Sitzung oder dienſtliche Inanſpruch⸗ nahme erhalten. 8— Der volle zehnprozentige Lohnabzug. Um trrigen Auffaſſungen zu begegnen, ſei darauf hingewieſen, das jeder Arbeitslohn, der am 25. Juni 1920 zur Auszahlung ge⸗ langt, dem 10prozentigen Abzug zur Einkommenſteuer un⸗ terliegt, und zwar auch dann, wenn er auf einen vor dem 25. Juni liegenden Zeitpunkt fällt. Wenn alſo beiſpiels⸗ weiſe für die Lohnwoche vom 21. bis 26. Juni 250 M. Ar⸗ beitslohn ausbezahlt wurden, ſo ſind 10 Prozent von den ganzen 250 M. zu kürzen. Wenn am 30. Juni 1920 1000 M. Arbeitslohn für den Monat Juni ausbezahlt wurden, ſo unterliegen die ganzen 1000 M. dem Abzug. Eine Aus⸗ einanderrechnung des zwiſchen vor und nach dem 25. Juni verdienten Arbeitslohnes findet nicht ſtatt, e Die Erhöhung des Milchpreiſes. In der Karlsruher Zeitung wird mitgeteilt, daß das Miniſterium nach Bera⸗ tung im parlamentariſchen Ernährungsbeirate ſich entſchloſ⸗ ſen hat, dem Drängen der Landwirtſchaft und eines Teiles der Verbraucher nachzugeben und den Erzeugerpreis der Milch vom 20. Juni ab auf 1,50 Mark für den Liter feſt⸗ zuſetzen. Die Butterpreiſe müſſen entſpreechnd erhöht wer⸗ ben. Amtlich wird dazu erklärt, daß dies das äußerſte iſt, was zur Zeit bewilligt werden kann. Es wird darum die Erwartung ausgeſprochen, daß die Landwirtſchaft dieſes weitgehende Entgegenkommen mit einer weitgehenden Milchablieferung an die Kommunalverb. beantwortet. Der Preis für ein Liter Mager⸗ oder Buttermilch wurde auf 75 Pfg. einheitlich frü das ganze Land ſeſtgeſetzt. Der But⸗ terpreis für 1 Pfund Butter guter Beſchaffenheit beträgt 13 Mark, für ein Pfund weniger gute, aber zum menſchlichen . ſchen Gebühren gelten nur für den Freiſtaat Danzig, Luxem; burg, das Memelgebiet, Oeſterreich, Ungarn und Weſtpolen, alſo nicht etwa auch für die Tſcheſchoflowakei. —“ Die Wetterlage. Ein über dem nordweſteuropäiſchen Meere lagerndes Hochdruckgebiet hatte nach Mitteilung er Landeswetterwarte Ende voriger Woche kalte aus nörd⸗ lichen Gegenden ſtammende Luftmaſſen über ganz Deutſch⸗ land geführt und einen empfindlichen Temperaturrückgang gebracht. Im hohen Schwarzwald und auch in einzelne »Landſtrichen der Ebene kam es bis zu Froſt, der in ver⸗ ſchiedenen Gegenden auch Schaden angerichtet hat. Regen ftel aber nur in geringen Mengen, vom 7. Juni ab was ganz Baden wieder trocken. Im Laufe der Woche iſt das nördliche Hochdruckgebiet langſam nach Oſteuropa gewan⸗ dert, ſo daß mehr öſtliche Winde einſetzten, die eine allmäh⸗ liche Wiedererwärmung mit ſich brachten.— Ueber dem weſtlichen Meere macht ſich jetzt eine Verſtärkung der dort land bisher in den Weg ſtellten. und er könne mitteilen, treidevorräte vorhanden ſeien, troleum und Bauholz, alles Dinge, die Deshalb ſei es notwendig, land wieder herzuſtellen, führen zu können. Mit einem Lande 117 Wir müſſen, die Regierung hinnehmen, wiſtiſche Regierung zu ſtürzen, zu opfern, dazu ſei in England N ſoll, nach der„Times“, würde natürlich eine teilweiſe Anerkennung wiſtiſchen Verwaltung bedeuten. Haag, 10. Juni. aus London: Der ſtändige ſich der Wiederaufnahme friedlicher Beziehungen zu Ruß⸗ Für die Ernährung Europas ſei Rußland von ausſchlaggebender Bedeutung, daß in der Ukraine große Ge⸗ in Rußland Getreide, Pe⸗ England brauche. die Transportmittel in um dieſe Dinge wieder aus⸗ keinen Handel zu treiben, weil die Regierung einem nicht gefalle, ſo ſchloß Lloyd George, in die wir vorfinden. Hun⸗ derttauſende von Menſchen zu opfern, um die bolſche⸗ und Milliarden hierfür niemand bereit. Vorerſt der Poſtverkehr zwiſchen Eng⸗ land und Rußland wieder aufgenommen werden. Der„Nieuwe Courant“ meldet Ausſchuß des Oberſten Wirt⸗ Gnuß noch geeignete Butter der Höchſtpreis für 1 1 111 Auf 1. ö außer der Gebührenerhöhung Betrag von 1000 Mark und Ruß⸗ ſei un⸗ Ruß⸗ hinreichend beachtet. Sendungen für das Ausland Das gabepoſtanſtalten von neuem der bolſche⸗ 7 dere Aufmerkfamkeit machte Sendun kennen iſt, zu; Zeitverluſt un“ 8 Pfund Butter 1 8 digt werden. ſolcher von 200 Mark zu hinterlegen iſt. — Auslandsbriefe richtig frankieren. dungen nach dem Auslande werden nach wie vor häufig un⸗ zureichend freigemacht. Die neuen hohen Gebührenſätze wer⸗ den daher von den Verſendern noch von den Poſtanſt Eine Bahnpoſt hat täglich etwa 1000 hühren noch nach den früheren Sätzen verrechnet oder die Gewichtsſtufen bei der Gebührenberechnung nicht beachtet worden ſind. Auch die Einſchreibegebühr iſt nicht immer rich⸗ tig berechnet. Das Reichspoſtminiſterium hat desh. die Auf⸗ Freimachung der Briefe nach dem Ausland ganz beſon⸗ zu ſchenken. gen werden dem Abſender, ſofern er zu er⸗ gegeben, wenn dies ohne nennenswerten ine beſonde e labfallende Ware) 12 Mark, malz beträgt 15,50 M. u. Anläßlich der all en um 100 Pro⸗ 15. ds. Mts. 85 kt wird noch, daß für jeden Hauptanſchluß ein 1 1 Hanptan) U 1 für jeden Nebenanſchluß ein Die Briefſen⸗ talten ermittelt, auf denen die Ge⸗ angewieſen, der vollſtändigen Geſundbeit J. ſtatier innen.) Ungenügend freige⸗ re N. altung möglich iſt. Volk, das uns ſchon während des Krieges ſo viele taten erwieſen hat, noch zu erhöhen. [Unter den Kindern befinden ſich auch zwei junge ders leuere ſchwe Wobl⸗ Mögen die 1 80 Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim f Am Mittwoch, den 16 Juni 1920, vormittags 10 Uhr werden auf dem Rathaus ca. 53 Looſe Stumpen öffentlich meiſtbietend verſteigert. Die Stumpen ſind auszugraben und die Aushublöcher wieder gut zu verebnen. Der Holzerlös darf keinesfalls nach auswärts veräußert werden. Seckenheim, den 14. Juni 1920. Bürgermeiſteramt: Koch. Herdt. 0 Lebensmittel art. Friſchgebrannter Kaffe J. Qualität komm: wieder ab 15. täglich während der Geſchäfts⸗ ſtunden auf unſerm Büro Zimmer 2 zur Verteilung. Das Pfund koſtet 25 Mk. Seckenheim, den 14. Juni 1920. Lebens mittelamt. Wir bringen hiermit zur Kengtais, oatz in den nächſten Tagen Einmachzucker von uns verteilt werden wird und erſuchen ſämt liche ſäumige Gierablieferer, ihter Ablieferungs⸗ pflicht im weit ſten Maße nachzukommen, um eine Kürzung des ihnen zuſt henden Einmach⸗ zuckers zu vermeiden. 5 Lehensmittelamt Auszug aus der Velbranchsregelung . Mhm⸗Laud. * 1 1 Abgabe und Entnahmeverfahren und Marken⸗ vorſchriften: Es iſt verboten, Brot oder Mehl gegen Marken abzugeben, oder zu entnehmen, die nach Ihrem Aufdruck noch nicht oder nicht mehr in Kraft ſind.„„ 5 Auf obige Verordnung machen wir ſämtliche Haushaltungen ganz beſonders aufmerkſam und bemerken dabei, daß alle Bäcker mit Brotmehl für die jeweils fälligen Marken voll beliefert ſind, alſo eine Berweigerung der Ausgabe von Mehl oder Brot ens der Bäcker nicht ſtattfinden darf. Alle Mat ſſſen am Verfallstag eingelöſt ſein und ächſtfolgenden Tag von den Bäckern genommen werden. del auch bei uns ein Amtauſch auf 0 nu e Marken nicht ſtatt. heim, den 14 Mai 1920. Lebensmittelamt. ———³e f Druſch⸗Kohlen. Auf die verausgabten Kohlenbezugsſcheine werden heute nachmittag von 3 Uhr ab bei der Kohlenhandlung Jakob Volz, Herdtſtraße 3, Nuß⸗ kohlen ausgegeben pro Zentner 20.50 Mk. Seckenheim, den 14. Juni 1920. a Lebensmittelamt. Bezugsſcheine für Druſch⸗Kohlen werden morgen Dienstag, 15. ds. Mts. von 8—12 Uhr an alle Voll⸗Selbſtverſorger ausgegeben, die noch keine erhalten haben. Suppeneinlagen-Oerteilung. Es erhalten morgen Dienstag, den 15. ds. Mts. pro Kopf der Haushaltung ¼ Pfund Nudel oder Graupen oder Sago oder Linſen zum Preiſe von Nudel 1.20 Mk. pro Pfd., Graupen 75 Pfg. pro Pfd., Sago 1 70 Mk pro Pfd. und Linſen 4.— Mk. pro Pfd. in folgender Einteilung: 5 Nr. 1 bis 1000 bei der Handlung Peter Vogler, Riedſtr. Nr. 1001 bis 2000 bei der Handlung Ludwig Schreck, Wilh lmſtr. Bei dieſer Ausgabe iſt Nr. 55 des L bens⸗ mittelausweiſes gültig und muß entwertet werden. Da nur ganz geringe Mengen von obigen Suppeneinlagen vorhanden ſind, müſſen von mehrköpfigen Haushaltungen alle Sorten genommen werden. Seckenheim, den 14. Juni 1920. Lebensmittelamt. Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß ab heute die Milchvetſorgunpsberechtigten von Friedrich Maas ihre Menge bei Schwind. die don Blümmel bei Bürgy und die von Seitz bei Joh. Maas abholen müſſen. Die Aus: gabe bei Schwind findet abends von 8—9 Uhr und die bei Bürey und Johonnes Maas morgens von ½10 Ugr ab ſtatt Seckenheim, den 14. Juni 1920. Lebens mitt lamt. Der Rö iche miniſter für Ernährung und Land wirtſchaft teilt mit, daß der beträchllich⸗ Ausfall in der Zuckerernte des Jahres 199 notz einſchneidender Kürzung der Bel ferung der zuck rve arbeitenden Betriebe dich Auf⸗ rechterhaltung der pollen Mundzuckermeng⸗ bis zum Schluß des Wirtſchaftsjahres nicht zuläßt. Es muß deshalb die letzte am 14 Juli 1920 ausgegebene Mun zucken menge, die unter Zugrundlegung der ſeitherigen Ration an ſich auf 3 Monate berechnet iſt, auf 4 Monate ausreichen. Wir machen daher unſere Einwohner aufmerkſam, daß für die Monate Juli, Anz uſt, September und Oktober nur 550 Gramm pro Kopf eines Erwachſenen und 1100 Gramm für 1 Kind unter 1 Jahr zur Verteilung kommen. Um dieſen Zucker- mangel nicht ſo fühlbar zu machen, bringen wir in den nächſten Tagen durch die hleſigen Kolonialwaren handlungen Kunſthonig, vor⸗ läufig 1 Pfund pro Kopf der Bevölkerung zum Pteiſe von 7,20 Mk. Ausſtichware und dieſem aus reinem Zucker hergeſtellten Kunſt⸗ honig reichlich Gebrauch zu machen. Seckenheim, den 14. Juni 1920. Lebenamittelomt. Seckenheim, Im Laufe dieſer Wocke finden folgende Wettſpiele ſtatt. Mitiwoach Abend ½7 Uhr auf hieſtgem Platze 8 i 2. Mannſchaft— 2. Mannſchaft F. V. 1910 Mannheim. Donnerstag Abend ½7 Uhr auf dem Liadenhofplatz in Mannheim 1. Mannſchaft— 1. Mannſchaft F V. 1910 Mannheim. Zwecks Mannſchafts⸗Aufſtellungen(1., 2 und 3. Mannſchaft) heute Abend ½9 My Spieler⸗Cersammlung. Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen erſucht ö Der Spielausſchuß NB. Die Herren Vorſtandsmitglieder werden gebeten eine halbe Stunde früher zu ſcheinen. Bedischer Bauernbund. Ortsgruppe Seckenbheim. Bente Abend ½9 Uhr im„Reichs⸗ adler“ 5 a Zuſammenkunft des Borſtandes und der Vertrauens männer. Der Nos ſtand. ffieter-Ucerginigung Jockenbelm. Morgen Abend 8 Uhr im„Hiiſch“ utglieger⸗Cersammlung. Tagesordnung: 1. Unſete Verhandlungen mit dem Grund⸗ und Hausbeſttzerverein. 2. Verſchiedenes. Alle Mitglieder werden wegen Wichtigkeit der Tagesordnung um ihr Eirſcheinen erſucht Die Frauen der Mitglieder, ſowie Gäſte aus Mieterkreiſen ſind ebenfalls eingeladen. — Kechnungen in ſauberer Ausfüheung liefert ſchnellſt ens e 7.30 Mk. in Paketen für 1 Pfund, zur Ver⸗ . Wi E ne inwohnern, von Gg · Zimmermann. Maſtentſchädigungen für die neu er Guten ö rücken all Kinde gewöhnlich lagernden Luftwirbel bemerkbar. Bei ſüdlichen 0 Winden ſteht daher für die nächſten Tage teilweiſe ſeht 4 warmes, aber gewitterreiches Wetter, das uns ergiebige n 0 weitverbreitete Regen bringen wird, in Aus ſicht. F — Normierte Friedenspreiſe? Das„B. T.“ erfährt aus gut unterrichteter Quelle: Eine Vorlage zur Senkung 55 der Lebensmittelpreiſe wird eines der erſten Geſetze ſein das, von allen Parteien unterſtützt, dem neuen Reichstage g zugehen wird. Man denkt an normierte Friedenspreiſe die vom Produzenten nicht über 15 Prozent, vom Detailliſten Tr nicht über 30 Prozent überſchritten werden dürfen. Lebens len mittelſchieber und Wucherer, aber auch Schieber in anderen len Waren ſollen außer mit hohen Strafen durch vollkommen f 5 Vermögenstonfiskation und Schließung der Geſchäfte, ſowie der durch Verbot des Weiterhandelns beſtraft werden.(Man 1111 wird dieſe Meldung des„B. T.“ mit Vorſicht aufnehme.* müſſen— immerhin iſt ſie ſo wichtig als Spiegelbild 5 Zeitſtrömung, daß wir ſie unſeren Leſern nicht vorentha ſich ten wollen.— Die Red.) 5 nat — Badiſche Kinder in Schweden. Schon im Frühfaht fin dieſes Jahres hat die Königin Viktorig von Schweden 10 Fr. treuer Anhänglichkeit an ihre geliebte badiſche Heimat ſich nie bereit erklärt, acht erholungs bedürftige Mädchen aus u, den den zu einem läugeren Aufenthalt in Schweden bei ſich 255 die zunehmen, und es wurde hierauf der Badiſche Frauen erh ein beauftragt, die Auswahl der Kinder zu treffen. 1— ken während der Vorbereitungsarbeiten hierfür erreichte 55 Verein die Mitteilung des Schwediſchen Roten Kreuzes, 435 ti auch dieſes 70 Kinder aus der engeren Heimat der König, 5 die Wohltaten eines zmonatlichen Aufenthaltes zu Teil en das den laſſen wolle; es habe zu dieſem Zweck in schweigen lit 3 Familien bereits Unterkunft beſorgt. Nach vielen kleum⸗ itt und großen Mühen iſt es gelungen, den Transport zuſan⸗ 45 61 men zu ſtellen und die überglücklichen Kinder aus dem ſwe⸗ 1 Sei zen Lande ſind unter Begleitung von 2 Rote Kreuz- Sher, Fin ſtern nach Schweden abgereiſt. Dieſe großzügige und wah mit aus dankenswerte Tat der Königin von Schweden als ein, f des Schwediſchen Noten Kreuzes newiß geeignet 105 die Sympathien für das ſtammven die und durch deediſche 5 unter der treuen Pflege und der liebevollen Fürſorge ſer bab ſchwediſchen Mütter ſich kräftigen und ſtärken, um in volle 3 2 Zt. ins Elternhaus zurückzukehren. Na“ rüh I her 13 Per Ne hatt 4 7 E vor markenfrei zu 24 Mk. d. 1 me bei deurg RBS Bekanntmachung, Dienstag, den 15. ds. me vorm. 11 Uhr findet im Rothe Zimmer Nr. 4 die Auszahlung ut Heidel Hochſpannungsſtrecke Rheinau⸗ 1150 berg ſtatt. Die hier in Frage menden Grundſtücks beſitzer werden 10 16 Ihrem eigenen Intereſſe erſu vorgenannter Zeit zu erſcheinen. Rh. Elektr. A⸗G. . dle nter Schlosse 0 0 ö 5 5 0 1 gesucht. 3 I. Brand- Schlosser. 1 Segen Cc, e, Sport⸗Wagen Secken he ub. zu kaufen geſucht(b Zu erfragen in de⸗ Geſchöfraſt lle. Srübes aachen für Hausa beit dei gutem Lohn ver ſofort oder 1. Juli geſucht. Näheres in der Ge⸗ ſchäfts ſtelle.(b Gesang⸗ Vollzähliges 7. Trauer-Tapier ziud stets vorrätig in dar Exp 05 Heute eng- pfobe N 5 Weaufen. 9 5 1 8 58775 iiei 9 1 ſeie Ali 3 Su ohn 1 ie wit 70 .