N fimfsblatf der Bürgermeisterämfer Seckenheim. dlveshe 1 im, Neckarhausen und Edingen e Abonnementspreis: 20. Jahrg. Monatlich 3.— 4 mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal 9.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Ausnohme der Sonn⸗ und Feiertage. Dienstag, 29. Juni 1920 ee Inſerattousureis: Vie einſpaltige Petitzetle 50 Pfg., Neklamen 1.30 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. No. 142 Fernſprechanſchluß Nr. 16. NVoſtſcheckko rin Korlarnbe Mr. 19812 Sagesſchan. Wie die„Voſſiſche Zeitung“ aus parlamentariſchen Krei⸗ ſen hört, iſt der Reichsfinanzminiſter Wirth grundſätzlich bereit, auf die Forderung der Parteien den Steuerabzug einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen, den Lohnabzug vorläufig einzuſtellen und einc entſprechende Verfügung zu treffen. Ueber Hamburg wurde wegen der Leben mittelkrawalle der Ausnahmezuſtand verhängt. Bei den Exzeſſen des Mobs gab es zwei Tote und 80 Verwundete. Durch öffentlichen Anſchlaa wird bekannt gegeben, daß zum Schutze des Eigen⸗ tums der Bevölkerung und zur Sicherung der Lebens mittel⸗ zufuhren die vollziehende Gewalt in die Hand des Polizei⸗ chefs übergegangen ſei, der gleichzeitig zum Regierungskom⸗ miſſar ernannt wurde. In Reinsdorf(O. S.) überfiel Montag abend eine be⸗ waffnete polniſche Bande von 20 Mann die dortige Grün⸗ dungsverſammlung des Ortsvereins„Heimatstreue Ober⸗ ſchleſier“. Dabei wurde ein Mann getötet und mehrere ſchwer verletzt. Aus Anzeichen geht heruvor, daß der Ueber⸗ fall organiſiert war. a 0 707 Der„Times“ ⸗Korreſpondent in Paris meldet, er ſei in der Lage, die von der zuſtändigen deutſchen Regierungs⸗ kommiſſion aufgeſtellte Berechnung des Schadens. den Dentſchland in Frankreich angerichtet hat, mitzuteilen. Die Gefamtſumme beläuft ſich nach dieſer Aufſtellung auf rund 7 Milliarden Goldmark.— Eine Denkſchrift des Ausſchuſ⸗ ſes ſür die Kriegsentſchädigung Deutſchlauds ſchätzt den Ge⸗ ſam betrag, der gezahlt werden muß, auf 7 Milliarden 220 Millionen 622 000 Pfund Sterling. Davon gehen 215 Mil⸗ lionen 260 000 Pfund Sterling ab, die der Ausſchuß auf die Kreditſeite des deutſchen Kontos ſetzen zu müſſen glaubt. „Popolo Romas“ meldet, daß die italieniſchen Beſatzungs⸗ trurpen aus Antivari zurückgezogen wurden. Die italie⸗ niſche Bevölkerung verläßt die Stadt in größter Eile. Die Serben üben in Antivari und Duleigno Terror aus, neh⸗ men Maſſenverhaftungen vor und zündeten verſchiedene Häuſer an. Aus London wird gemeldet, daß Kraſſin noch immer keine Antwort von der Sowfetregierung erhalten hat. Weiter wird mitgeteilt, daß die ruſſiſche Miſſion, ohne daß die Ver⸗ handlungen abgebrochen werden ſollten, nach Hauſe zurück⸗ kehren wird. Die zurzeit in Paris weilende türliſche Friedensdelega⸗ tion hat aus Konſtantinopel die Nachrich erhalten, daß die türkiſche Regierung ſich unter allen Umſtänden weigern werde, den Friedensvertrag zu unterzeichnen, der geeignet ſei, das Land zu ſpalten. „Times“ zufolge wurden am 21. Juni ſämtliche 80 Ge⸗ ſchütge der Dardanellcufront auf der aſialſchen Seite von den Engländern geſprengt. Die wenigen türkiſchen Wachl⸗ poſten verſuchten keinen Widerſtand. Sie wurden entwaſf⸗ net. Am 22. Juni wurden die Rieſengeſchütze des Hamidiich⸗ Forts, die bei der Verteidigung der Dardanellen im Jahre 1915 eine wichtige Rolle ſpielten, zerſtört. Die Abdankung des Königs Alexander von Griechenland und die Thronbeſteigung des Herzogs von Connaught wurde in Paris als unmittelbar bevorſichend bezeichnet. Nach Telegrammen aus Tiflis wurde der Außenminiſter Khan Khoiski in der Nacht vom 21. Juni in Aſerbeidſchan ermordert. Die bolſchewiſtiſche Propaganda in Tiflis be⸗ reitet ſich immer mehr aus. Die Reichspräſidentenwahl. T. U. Berlin, 28. Juni. Der Reichspräſident hat fol⸗ gendes Schreiben an den Reichskanzler gerichtet: Nach 8 2 es Geſetzes über die Wahl des Reichspräſidenten vom 4. Nai 1920 hat der Reichstag den Tag für die Präſidenten⸗ gahl zu beſtimmen. Ich bitte Sie, Herr Reichskanzler, beranlaſſen zu wollen, daß der Reichstag den Wahltag als⸗ bald feſtſtellt. 5 Indem Herr Ebert dieſes Erſuchen an den Reichstag rich⸗ tet, entſpricht er den Verfaſſungsvorſchriften. Wir möchten bezweifeln, daß der Reichstag nun auf den nächſtmöglichen Termin die Reichspräſidentenwahl ausſchreibt. Es wird nötig ſein, damit abzuwaretn, bis die Abſtimmungen in den verſchiedenen Grenzbezirken erfolgt ſind, und die Grenzen der deutſchen Republit endgültig beſtimmt ſind, damit alle Deutſchen ſich an der Präſidentenwahl beteiligen können. Wie die Dinge z. Zt. liegen, war es wohl möglich, eine Reichstagswahl vorzunehmen und den Abſtimmungsgebie⸗ ten vorläufig ihre bisherige Vertretung im Reichstag zu belaſſen, bis auch dort Wahlen erfolgen können. Dieſe Maß⸗ nahme iſt für die Geſamtlage des Reichs nicht von der Be⸗ deutung, als wenn man durch eine Wahl des Reichsprä⸗ ſidenten jetzt weitere Gebietsteile, und nicht die ſchlechteſten, ausſchalten wollte. Eine ſpätere Wahl hätte auch den Vor⸗ zug, daß ſich die inneren Verhältniſſe bis dahin etwas kon⸗ ſolidiert hätten, und daß nicht zuletzt auch die Wahlmüdig⸗ keit nicht in noch kraſſerem Maße wie bei den Wahlen vom 6. Juni in Erſcheinung träte. Denn dieſe Wahlflauheit kommt nur den Parteien zugute, deren Einfluß für die deutſche Republik nicht gerade erwünſcht iſt. Deutſchlands Wehrlosmachung. Die Entwaffnungsnote der Entente. T. U. Berlin, 28. Juni. Wie die„Neue B. 3.“ erfährt, liegt die Entwaffnungsnote der Entente ſeit Donnerstag bereits in Berlin vor. Vorläufig beſteht tatſächlich der Beſchluß der Regierung, die Note nicht zu veröffentlichen, da ſie in ſehr herausforderndem Tone gehalten iſt und man befürchtet, daß ihre Bekanntgabe die nationalen Lei⸗ denſchaften erneut aufpeitſchen würde. Aus dem Inhalt berichtet das Blatt, daß ſie die Reduzierung der Reichs⸗ wehr auf 100 000 Mann fordert. Gleichzeitig hat bis zu dem genannten Termin die grüne Sicherheitspolizei auf⸗ gelöſt zu ſein. An ihre Stelle ſoll die um die bekannte Zahl vermehrte blaue Polizei treten. An Stelle der zen⸗ traliſierten Sicherheitspolizei tritt die dezentraliſierte Ord⸗ nungspolizei, die den Kommunen unterſteht.— Die For⸗ derung, daß ſämtliche Offiziere aus den Beamtenſtellen entfernt werden ſollen, iſt in dem Schriftſtück nicht enthalten. Aus eingeweihten Kreiſen erfahren wir dazu noch, daß der Inhalt der Entwaffnungsnote weſentlich ernſter iſt, als man aus den kargen Mitteilungen, die halbamtlich bis⸗ her veröffentlicht wurden, entnehmen konnte. Die Entente fordert u. a. kategoriſch die völlige Zerſtörung aller Ge⸗ ſchütze größeren Kalibers, ſo daß die Regierung, wenn ſie ſich neuen Putſchen gegenüberſieht, kaum in der Lage ſein dürfte, mit den verbleibenden Maſchinengewehren ernſtere Aufſtände wirkſam zu unterdrücken. Wenn die Entente bei der völligen Auflöſung der Sicherheitswehren den Beſtand der lokalen Polizeitruppen um 70000 Mann heraufzuſetzen geſtattet, ſo macht man in Regierungskreiſen mit Recht dar⸗ auf aufmerkſam, daß dieſe Vermehrung nur ſcheinbar iſt. Vor dem Kriege hatte Deutſchland in allen Städten mehr oder minder große Truppenkontingente liegen, die die Poli⸗ zeit unterſtützen konnten. Heute fallen dieſe Truppen faſt vollſtändig wer. und die Entente geſtattet in ihrer Note nicht, daß die bewilligten Polizeitruppen kaſerniert werden, ſo daß ſie für größere Aktionen kaum rechtzeitig zuſammen⸗ zubringen ſind. Man verkennt in amtlichen Kreiſen nicht den ungeheueren Ernſt, den die Ausführung der Note her⸗ aufbeſchwört und iſt ſich vollſtändig klar darüber, daß man in 1 wegen dieſer Frage noch einmal vorſtellig werden muß. In der„Deutſchen Allgemeinen Zeitung“ lieſt man: In Berlin ſteht man vor der Entſcheidung über die Möglichkeit ſtaatlicher Exiſtenz. Die 100 000 Mann, die die Reichswehr kleiner werden ſoll, ſind kein einfaches, ſondern ein doppel⸗ tes Minus; nicht nur, daß die Reichswehr dieſe 100 000 Mann verliert, ein namhafter Teil dieſes bisher ſtaats⸗ erhaltenden Elementes wird, von wirtſchaftlicher Not und vom Zwang getrieben, in das Lager des Widerſtandes und der Unruhen übergehen. Die Verbandsnote will Erſatz ſchaffen in einer Polizei, die lokal oder regional organi⸗ ſiert ſei, aber die Erfahrung lehrt, daß ſolche Polizeimann⸗ ſchaften überraſchend ſchnell bodenſtändig werden, daß ſie für Aktionen außerhalb ihres Bezirkes unbrauchbar ſind. Wir behalten uns vor, dieſe Meldung nachzuprüfen, hal⸗ ten ſie aber von vornherein nicht für ganz unwahrſchein⸗ lich. Wird ſie der Wahrheit entſprechen, ſo kann die deutſche Antwort nur lauten: Bis hierher und nicht weiter. Von dieſen Forderungen iſt in dem Friedensvertrag nichts ent⸗ halten; ſo beſteht kein Recht, ſie zu erheben. Deutſchland gibt ſich ſelbſt auf, wenn es dieſen Anmaßungen Folge gibt. Von der Regierung aber wäre es die verkehrteſte Taktik, wenn ſie noch länger zaudern wollte, den unverkürzten Wortlaut der Note bekannt zu geben, um das ganze Deutſchland damit hinter ſich zu ſtellen. Das Schickſal der deutſchen Feſtungen. Berlin, 28. Juni. Ueber das Schickſal unſerer militäri⸗ ſchen Befeſtigungen erfährt die„Deutſche Allg. Ztg.“, daß 5 Feſtungen mit ſchwerer Artillerie beſtückt werden. Die übrigen Feſtungen an der Oſt⸗ und Südfront ſollen ohne ſchwere Beſtückung erhalten bleiben. Verhandlungen mit den Verbandsvertretern darüber, daß die Feſtungen an der Süd⸗ und Oſtfront mit leichter Ar⸗ tillerin beſtückt werden. In der 30⸗Kilometerzone im un⸗ beſetzten Gebiet müſſen die Feſtungen, ebenſo wie im be⸗ ſetzten Gebiet, geſchleift werden. Fochs Angſt. W. T. B. Paris, 28. Juni. Marſchall Foch erklärte dem Vertreter der„Daily Mail“ in Bezug auf das Verhältnis Frankreichs zu Deutſchland u. a.: Die Zerſtörung von 15 000 Kanonen iſt nicht das einzige Mittel, der Gefahr vorzu⸗ beugen, die die Deutſchen für den Weltfrieden bedeuten könnten. Die wahre Gefahr liegt in dem feindſeligen mili⸗ täriſchen Geiſte des deutſchen Volkes(. Wenn dieſer Geiſt aufs neue einen Konflikt hervorruſen könnte, dann würde die gefährlichſte Waffe, deren ſich die Deutſchen im weite⸗ ſten Maße bedienen würden, das Bombenflugzeug ſein. Es ſei Pflicht gegenüber den kommenden Generationen, Vor⸗ kehrungen dagegen zu treffen. Ein Mittel dafür ſei, die Entfernung zu vergrößern, die Frankreich von dem Feind trenne. Wenn wir den Rhein verlaſſen, ſagte Foch, ſind die Deutſchen Oſtende näher und von Oſtende kann Deutſch⸗ land London in einer Nacht zerſtören. 5 Weiteres Verbleiben der e eee in Deutſch⸗ and. Paris, 28. Juni. In der Kammer verlangte heute der elſaß⸗lothringiſche Abgeordnete Abbé Wetterle von der Re⸗ gierung, daß die Kontrollvollmachten der interalliierten Kommiſſionen, die gegenwärtig die Entwaffnung Deutſch⸗ lands überwachen, über den 30. Juli hinaus verlängert werden. Millerand erwiderte, daß die Kontrollkommiſſio⸗ nen auch nach dieſem Termin arbeiten werden. Skkehard. on Viktor Scheffel. 71(Nachdruck verboten) 25 ſetzte auf den Thrön ſich, den Woll' und Purpur deckt, Auf hundert Polſtern rings die Hunnen lagen geſtreckt. Schier beugten ſich die Tiſche den Speiſen ſonder Zahl, Viel ſüßer Labtrank dampfte im güldenen Pokal, Mit bunten Fähnlein waren die Schüſſeln ausgeziert, So hub die Mahlzeit an— Walthari machte den Wirt. Und wie der Schmaus zu Ende, die Tiſche weggeräumt, Da ſprach zu König Etzel Walthari ungeſäumt: „Nun, edler Herr und König, erteilt uns Euren Segen, Daß alle hier im Saale der Zechluſt mögen pflegen.“ Der Humpen allergrößten reicht er ihm kniend dar, Darauf aus alten Mären manch Bild geſchnitzet war. Da lacht' der alte Zecher:„Fürwahr, Ihr meint es gut, 6 Als wie ein Meer im Sturme entgegenſchäumt mir die Flut.“ Doch ſonder Zagen ſtand er, ein Fels am wogenden Strand Und lüpft' den Rieſenhumpen und wiegt' ihn in der Hand, Und trank mit tapfrem Zuge ihn bis zum Grunde leer Und macht' die Nagelprobe, da floß kein Tropfen mehr. 2Itzt tut mir's nach, ihr Jungen!“ ſo rief der alte Held Da war ein lobwert Beiſpiel den andern aufgeſtellt. Hurtig und hurtiger, dem Winde gleich, dem ſchnellez Sah man den Saal durchrennen den Mundſchenk ſam. Sie nahmen die Pokale, ſie füllten ſie aufs neu, 155 Da hub ſich in dem Saale ein ſcharfes Weinturney. Bald lallte manche Zunge, die ſonſt viel Ruhm gewann, Bald wankte in den Knien manch heldenkühner Mann; 83 kam die Mitternacht, noch zechten ſie und ſungen, Daun ſanken ſie zur Beute dem Schlafe, weinbezwungen Und hätt' Waltharf int die Burg in Brand geſteckt: Kein Mann war da ſa nüchtern, daß er ihn drob entdeckt. Walthari rief Hiſtaunden fürſichtig nun zu ſich: Wehſauf bring das Gerte, wohlauf und rüſte dich!“ Dann führt er aus dem Stall ſein Roß, der Löwe hieß es, Hufſcharend ſtand's und ſchäumend in ſeine Züger biß es. Er wappnete mit Erze des Roſſes Stirn und Seite, om Bug hernieder hing er goldſchwer die Schreine beide, Der gfrau in die Hand und hob ſie in den Bügel. Er ſelber ſaß zu Roſſe, vom roten Helmbuſch umwallt, Sie ritten aus dem Schloſſe, ſie ritten die ganze Nacht. 5 Die Jungfrau lenkt' das Streitroß und hatt' der Schätze acht. Und ſorgſam auch zu Handen hielt ſie die Fiſchergerte, Deweil noch viel Gewaffen Walthari ſehr beſchwerte. Als nun die Morgenſonne aufging mit lichtem Funkle, Entbogen ſie der Heerſtraß zu tiefem Waldesdunkel, Und hätte Haß der Fremde und Heimweh nicht gedrängt, So hätte ſchier Hiltgunde das Roß nicht weiter gelenkt. Wo nur ein Lüftlein rauſchte, wo ein Waldvöglein ſang, Wo ſchrill ein Baumaſt knarrte, da ſeufzte ſie bang. So mieden ſie der Menſchen Behauſung und Gehege Und ſuchten in bahnloſem Gebirg ſich Weg und Stege. Noch ſchwieg der Hunnen Hofburg. Es war ſchon hoch am Taa⸗ Da wurde König Eßel von allen der erſte wach. Er wiegt' in beiden Händen ſein Haupt, das nebelſchwere, Und ſchritt aus dem Gemach:„Ruft mir Walthari here, Er teile als Genoſſe heut ſeines Königs Jammer, Er ſoll den Frühtrunk reichen mir in der Waffenkammer Da rieben ſich die Diener die Augen und liefen und ſahn Und ſuchten aller Orten, ſie trafen ihn nicht an. Jetzund kam auch die Fürſtin Frau Ospirin gehinkt: „Wo ſäumt und träumt denn Hiltgund, daß ſie kein Kleid mir ö b bringt?“ Da flüſterten die Diener, da war's der Königin klar, 3 Daß Hiltgund mit Walthari nächtlich entflohen war.. Da hub ſie an:„O Fluch dem Gaſtmahl und dreimal Fluc, Dem Wein, der meine Hunnen ſo ſchwer darnieder ſchlug Was ich den König warnte, liegt offen itzt zu Tag, Von unſres Reiches Stützen die ſtolzeſte Säule brach!“ Der alte König Etzel, von böſem Zorn entbrannt, Zerriß den Purpurmantel und warf ihn an die Wand, Und wie der Staub vom Sturme gewirbelt wird zu Hauf, So wirbelte ihm im Herzen ein Schwarm von Sorgen ſich aur. Kein Wörtlein konnt er ſprechen, zu mächtig war ſein Grimm. Und Speiſe und Getränk ſtund unberührt vor ihm. Die Nacht kam angeflogen, noch fand er keine Ruh, Er lag auf ſeinem Pfühle und ſchloß kein Auge zu, Er warf ſich bald zur Rechten, bald zu der Linken nieder Als hätt' ein Pfeil durchſchoſſen die ſtolzen Heldenglieder, Dann ſaß er wieder aufrecht, der grambetörte Greis, Dann ſprang er aus dem Lager, er lief herum im Kreis. So ward dem Hunnenkönig der ſüße Schlaf verleidet, Derweil das Flüchtlingspaar ſchweigſam dem Land entreiterk. Doch wie am andern Morgen aufſtieg der lichte Tag, Hieß er der Hunnen älteſte eee und ſprach: 1 2 „Wer mir in Banden brächte, Walthari, den ſchlauen Fuchs Als wie vom Wald der Jäger den hinterliſtigen Luchs, 71 ſchüfe ich zur Stunde ein golddurchwirkt Gewand Und wollt mit Gold ihn decken Pm Haupt au Fuß In ehr; Es ſchweben z. Zt. Daß ihm von Goldeshaufen der Weg geſperret wärf.- Doch in den weiten Landen fand ſich kein einz ger Grafe, Kein Heerfürſt oder Ritter, kein Knappe oder Sklave, Der ſich vermaß, Walthari verfolgend nachzugeh'n. Und mit des Schwertes Schneide dem Zürnenden zu ſtehn. Und was der König flehte, geſprochen war's in den Wind, Die hohen Goldeshaufen— ſie blieben unverdieen. N Walthari ritt bei Nachtzeit weiter und weiter in Haſt. Des Tags in dichtem Walde und Buſchwerk hielt er Raſz. Nah flogen ihm die Vögel, lieblich klang ſein Gelock, e Er fing ſie mit Leimruten und mit geſpaltnem Stock Und wo in krummem Laufe ein Strom vorüberfloß, Eintaucht' er ſeine Angel und reiche Beute genoßß.. So kürzten ſich die Tage mit Fiſchfang und Gejaid, Das ſchafft dem Hunger Stillung, dem Herzen Nüchternheit, Und auf der ganzen Fahrt hat nimmermehr begehrt Die Jungfrau zu umarmen der Recke ehrenwert. Schon vierzig Male war der Sonne Lauf vollendet, Seit daß er ſonder Abſchied von Etzel ſich gewendet, Da glänzt aus lichtem Waldſaum im Abenddämmerſchein Ein Fluß zu ihm herüber— das war der Vater Rhein, Das war der Rhein, und jenſeits am fernen Ufer ſtand a Die Königsburg von Worms, Hauptſtadt in Frankenland. Ein Schiffer kam gerudert auf breitgebautem Kahn, Die letztgefangnen Fiſche bot ihm Walthari an, 3 Da fuhr ihn jener über, er war zufrieden der Gabe Und weiter flüchtend ſpornt Walthari das Roß zum Trabe e Der Fährmann andern Tages nach Worms gegangen war, Des Königs Leib⸗ und Mundkoch bracht' er die Fiſche dar, Der würzt' und ſalzte ſie und ſetzte ſie als Mahl e Dem König Gunther vor: erſtaunt ſprach der im Saal? Seit daß ich herrſche in Franken, nie ſah ich einen Jiſch Von ſolcherlei Geſtalt und Geſchmack auf meinem Tiſch,. Der muß aus fremden Landen zu uns gekommen ſein— Sag an, mein Koch, geſchwinde, wer brachte den herein 2 Da wies der Koch den Fergen, der König rief ihn her, 0 f 17 der. die Mir:— „Ich ſaß am Rheinesſtrande noch geſtern abend 5 Da kam ein fremder Mann geritten den Aferpfech. Als käm er juſt vom Kriege, ſo ſchaut er trutzig wild Er ſtarrte ganz in Erze und führte Speer und ild. Sch viocht die Wucht der Rüſtung auf ſeinen Schulterft affen Doch aitt er ſcharfen Schrittes und mochte nimmer raſten. Dem Jann folgt eine Maid, ſchön wie der Sonne inen, Sie ſitzt auf gleichem Gaul, ſchier ſtreift ihr Fuß den ſeinen Die lenket mit dem Zügel das rieſige ſtarke Roß, 5 Von deſſen Rücken hangen zreri Schreine mäßig groß Fortſegang 8 folgt.) ———é— B Wirtſchaftlicher Wochenüberblick. Geldmarkt. Auch in dieſer Woche hat die deutſche Valuta eine Beſſerung erfahren. Die Deviſenkurſe haben ſich in einer Rich⸗ tung bewegt, daß von einem Mißtrauen gegen unſere innerpoli⸗ 5 7 Entwicklung bezüglich der ausländiſchen Märkte kaum die Rede ſein kann. Der deutſche Markkurs in der Schweiz ging auf 15 Rappen iſt alſo innerhalb weniger als 4 Wochen um weitere 2 Rappen geſtiegen. Auch in Holland iſt eine abermalige holung der Deviſe Deutſchlands zu verzeichnen. Der Reichsbank⸗ ausweis von Mitte Juni ergibt ſchon wieder eine Belaſtung, indem der Notenumlauf wieder um 160 Millionen auf 50 809,6 Millionen zunahm. Das iſt natürlich eine unerträglich hohe — 0 1 faſt 51 Milliarden Papiergeld überſteigen jedes Maß. Gleichwohl kann man von relativ flüſſigen Geldſätzen ſprechen, die ſogar durch den herannahenden Quartalsſchluß verhältnismäßig wenig berührt werden. 3 Börſe. Je verworrener die innerpolitiſche Lage iſt, deſto stiller und luftloſer wird die Tendenz an den deutſchen Börſenplätzen. Auch der bevorſtehende Quartalswechſel und die herannahende Reiſezeit, ſchließlich die Ungewißheit über die auf der Konferenz von Spaa zu erwartende Kriegskoſtenrechnung beeinfluſſen die Stimmung ungünſtig. Die Folge war in dieſer Berichtswoche ein weiterer Kursrückgang, ausgenommen Spezia werte und Petro⸗ leumaktien und einige Montanſachen. Selbſt die zuletzt noch ſo beliebten Farbwerke geben nach. Man ſpricht vielſach von einer herannahenden Arbeits⸗ und Abſatzkriſe in der Induſtrie. Zu 7 27 23 7 7 5 Aberſtürzten Verkäufen iſt es aber noch nicht gekommen. Der An⸗ 1 war, gut gehalten: Kriegsanleihe 79,75, Aprozentige Württemberger 87,26, Hprozentige Deutſche Schatzanweiſungen 100. Produktenmarkt. Die Ruhe im Geſchäftsgang au; den deutſchen teres mit 7—8. Mk. der Zentner und darunter, ſichten ſowohl für die Heu⸗ wie für die Getreide⸗Ernte ſich mit jedem Tag beſſern, Haber iſt eine Kleinigkeit beſſer begehrt und notierte zuletzt in nahme in Berlin noch 2600, jetzt etwa 1750 Mk. Warenbröſe waren Konſumwaren wieder ſtark angeboten, das Pfund Kaffee zu 19—22, Tee 18—19, Kakao 12—13, Reis 5—6, Makkaroni 8—9 Mk. Wir müſſen dieſe Tatſachen verzeichnen, Ställe ſind ſchon dezimiert, gelangen. Produktenmärkten hat ſich auch auf die letzte Woche übertragen. Heu und Stroh ſind billig zu haben, erſteres mit 10—12, letz⸗ weil die Aus⸗ ſoweit erſtere nicht bereits beendet iſt. Berlin 120—125 Mz. der Zentner, bei uns teilweiſe weniger. Warenmarkt. Von einem Nachlaſſen der Kohlenpreiſe iſt. im⸗ mer noch keine Rede. Der Abbau der Eiſenpreiſe hat gleich wieder aufgehört; ſie ſind eher feſter geworden. Dagegen kann von den 5 übrigen Metallen über einen ſtelen Abbau berichtet werden, beſon⸗ Ende April ſtand Elektrokupfer ders auch mit Bezug auf Kupfer. 5 260 0— An der Kölner auf die Gefahr hin weitere grobe Briefe aus gewiſſen Handels⸗ kKreiſen zu erhalten. Bezüglich des Tabaks iſt eine ſtarze Ab⸗ des Zigarrenkonſums bei den Fabriken zu verzeichnen. Zum Teil wird bereits der Betrieb e zum Teil geht man auch mit den Preiſen herunter. In Zigaretten macht ſich die ausländiſche Konkurrenz ſtarz bemerkbar. Aoer eine Verbilligung iſt noch nicht zu ſpüren. Bezüglich der Textilſachen ſind die Baumwollgarnpreiſe geſunken. Die Jabrikakion leidet ſchwer unter der Abſatzſtockung. In Häuten un) Feile! hat ſich nicht giel geändert; desgleichen in den Lederpreiſen, und das Publikum wartet immer noch auf billigere Schuhe, die offenbar viel zu teuer aufs Lager gekommen ſind. l Viehmarkt. Die Seuchennot nimmt langſam ab, aher die falls dieſe Berechnung Candesdurchſchnitt überhaupt ausreicht. Die neueſte Milchpreis⸗ erhöhung hat dazu beigetragen, Kühe noch unverkäuflicher zu machen. Die Viehpreiſe bleiben auch deswegen hoch, weil die roße Futterernte jeden Tierhalter auf eine Wiederauffüllung feines Stalles bedacht ſein läßt. Dementſprechend koſten auch die Ferkel noch immer über 400 Mk. 5 Holzmarkt. Das Holzgeſchäft iſt ſtill geworden. Meinung und Preiſe haben ſich gegen die letzte Woche kaum verändert. Die Waldbeſitzer und die Sägmüller ſtehen ſich unverändert ſchroff egenüber. Wer es am längſten aushält, iſt kaum zu bezwei⸗ enn da die Holzlager ziemlich groß ſind und die Bautätigkeit immer noch darniederliegt. Die Funkentelegraphie.. Was wir während des Krieges über die Leiſtungen der Funkentelegraphie gehört haben, hat uns geradezu in Staunen geſetzt. Jetzt geht die Reichspoſt dazu über, dieſes modernſte Produkt menſchlichen Geiſtes dem Ver⸗ kehr nutzbar zu machen. Es dürfte unſern Leſern daher willkommen ſein, eine leichtverſtändliche Beſchreibung des Weſens der Funkentelegraphie hier zu finden. Sie iſt entnommen aus dem beſonders für unſere Jugend ſehr empfehlenswerten Buch„Elektrotechnik für Alle“ von Hanns Günther, das eben in der Franck'ſchen Ver⸗ A erſchienen iſt.(Preis Mk. Die große Koſtſpieligkeit der zur telegranhiſchen Nach⸗ richtenübermittlung nötigen Drahtleitungen hat das Be⸗ ſtreben gezeitigt, eine möglichſt intenſive Ausnutzung die⸗ ſer Anlagen zu erzielen. So kam man zu den verſchie⸗ denen Syſtemen der Schnell- und Mehrfachtelegraphie. Es lag nahe, daß ſich die Forſchung bei ſolchen Stu⸗ dien die Frage vorlegte, ob man nicht die Drahtleitung zwiſchen den Stationen überhaupt entbehren könne, ob nicht eine„Telegraphie ohne Draht“ möglich ſei. Einen erſten Schritt in dieſer Richtung hatte ſchon Steinheil getan, als er eine beſondere Rückleitung als unnötig nachwies und dafür die Erdung beider Stationen ein⸗ führte. Seine Nachfolger glaubten zunächſt in den Er⸗ ſcheinungen der Elektroinduktion das richtige Mittel ge⸗ funden zu haben, um zu einer Nachrichtenüberſmittlung ohne Leitung zwiſchen Empfungs⸗ und Sendeſtation zu Man erkannte aber bald, daß die Frequenz der normalen Wechſelſtröme mit ihren paar hundert Stromwechſeln in der Sekunde zu gering iſt, um auf dieſe Weiſe über wirklich bedeutende Entfernungen hin⸗ weg Induktionswirkungen zu erzeugen. Aber wir kennen eine andere Wechſelſtromerſcheinung, deren Frequenz ge⸗ nügt. Das iſt der elektriſche Funken, durch den ſich die hohen Spannungen der Sekundärſpule eines Induk⸗ tors ausgleichen. Er ſtellt in Wirklichkeit einen elektri⸗ ſchen Strom dar, der ſeine Richtung ungeheuer raſch wechſelt, wenn er zwiſchen den beiden Elektroden über⸗ ſpringt. Er vollführt alſo ſchwingende Bewegungen von Lußerordentlicher Geſchwindigkeit. Dieſe Schwingungen teilen ſich dem die Elektroden umgebenden Aether mit und erregen ihn zu Bewegungen der gleichen Art, die wir als elektriſche Wellen bezeichnen. Da der Aether überall zuſammenhängt, breiten ſich dieſe elektriſchen Wel⸗ len nach allen Seiten hin aus. Treffen ſie auf ihrem Wege einen Leiter, ſo rufen ſie darin gemäß den obigen Ausführungen Induktionswirkungen hervor, die ſich an⸗ 55 der hohen Frequenz über große Entfernungen inweg erſtrecken. Das Verdienſt, dieſe Tatſache zuerſt erkannt zu haben, gebührt dem deutſchen Phyſiker Hertz, der bald nach ſeiner Entdeckung ſtarb. Die erſte prak⸗ tiſche Verwendung fand ſeine Entdeckung durch den Ita⸗ liener Guglielmo Marconi in ſeinem Syſtem der Wel⸗ lentelegraphie(1896), das von mehreren Forſchern ver⸗ ſchiedener Nationalität, unter denen die Deutſchen Braun für den ————— faſſung der Beete. nen Teilen der Verluſt. 15 Slabh beſonders hervorragen, weiter aüsgebauk wurde. g Auf die techniſchen Einzelheiten, die zu beſchreiben heute der Raum fehlt, werden wir bei Gelegenheit zurück⸗ kommen.— i Das Verhalten nach einem Bienenſtich. Gewiſſe Perſonen, beſonders herzleidende und nervöſe, Haben unter Bienenſtichen ungemein zu leiden, wogegen die meiſten Imker gegen das Bienengift immun ge⸗ worden ſind, unempfindlich gegen Schmerz und insbeſon⸗ dere gegen Geſchwulſt. Ta die Furcht vor dem Stachel viel mit beiträgt, daß auch ſonſt ganz tapfere Perſonen ſich ſcheuen, die Imkerei praktiſch zu betreiben, iſt es wohl angebracht, einiges darüber zu ſagen, wie der Wir⸗ kung des Stiches am zweckmäßigſten zu begegnen iſt. Das Allerverkehrteſte ſehen wir darin, nach dem ſte⸗ chenden Tier zu ſchlagen. Der von einer getöteten Biene aufſteigende Raſſeduft ruft dann gleich ein Heer von Kameraden herbei zur Rache, und dann hagelt es Stich auf Stich. Wenn ein richtiger Bienenwirt von einer Imme geſtochen wird, ſo verſucht er, wenn dies irgendwie an zugänglicher Stelle möglich iſt, der Biene zu helfen, den Stachel aus der Wunde zu ziehen. Damit rettet er nicht nur der Biene das Leben, ſondern verhindert auch, daß der Stachelapparat in der Wunde bleibt. Man braucht nur mit dem Fingernagel gegen die Wunde zu drücken, und die Biene iſt dann ſelbſt imſtande, aus eigener Kraft den Stachel zurückzuziehen. Reißt aber dieſer ab, ſo muß unſere erſte Aufgabe ſein, den ganzen Stachelapparat, der ſtets mit dem eigentlichen Stachel abreißt, aus der Wunde zu ziehen bzw. zu kratzen. Da⸗ bei müſſen wir ein gutes Auge haben, daß nicht ein feines. Härchen, die Stachelborſte, zurückbleibt. Dieſe würde Ge⸗ ſchwulſt und Schmerz bedeutend erhöhen. Iſt alles ent⸗ fernt, ſo drücken wir andauernd die Wunde ſehr ſtark, bis ein helles Bläschen ſichtbar wird, das Bienengift. Iſt dieſes ausgequetſcht, dann iſt die größte Not gebannt. Wird die Sache gleichgemacht, ſo iſt ein ſtärkeres An⸗ ſchwellen nicht zu befürchten. Beſonders empfindliche Per⸗ ſonen können dann noch kalte Tücher, in reines Waſſer etaucht, auf die Wunde legen. Auch das Einreiben mit wiebelſaft, Seife oder Salmiakgeiſt hat ſich immer als ſchmerz⸗ und geſchwulſtſtillend bewährt. findet häufig in der Küche als Salatwürze Verwendung, doch iſt ſie für den Gemüſe⸗ garten nicht gerade von größerer Bedeutung. Sie ge⸗ deiht überall. Man 5 ſie zum Küchengebrauch als Ein⸗ erwendet wird ſie, indem man die jungen Blättchen fein ſchneidet und ſie dem Kartoffel⸗ oder grünen Salat beimengt, der dann ähnlich wie Gurken⸗ ſalat ſchmeckt. Wird in einem Haushalte auch Vieh ge⸗ halten und hat der Gemüſegarten eine bedeutende Aus⸗ dehnung ſo kann man ſie mit Vorteil auch als Futter benutzen. Die Pimpinelle 1* 4 Lebensmittelunruhen. W. T. B. Magdeburg, 28. Juni. Auf dem hieſigen Wo⸗ chenmarkte kam es Samstag morgen infolge der hohen Le⸗ bensmitetlpreiſe zu Ausſchreitungen und zu Tätlichkeiten. Berittene Polizei ſäuberte den Platz und die angtenzenden Straßen und ſtellte die Ruhe wieder her. W. T. B. Hamburg, 28. Juni. Hier haben in verſchiede⸗ Stadt Lebensmittelunruhen ſtattgefunden. Die Lebensmittelgeſchäfte wurden von der Menge gezwun⸗ gen, die Waren zu billigen Preiſen abzugeben Auf dem großen Heumarkt ereigneten ſich Zuſammenſtöße. Mit⸗ glieder der Sicherheitswehr und der Volkswehr gaben meh⸗ rere Schreckſchüſſe ab. Becmerhaven, 28. Juni. In den frühen Morgenſtun⸗ den des Samstag begannen auf dem Markt von Bremer⸗ haven Lebensmitteltumulte. Die Menge bemächtigte ſich der Verkaufsſtellen und verkaufte mit 100 bis 200 Prozent Es bildeten ſich dann Gruppen von Arbeiter- frauen und Frauen aus dem Mittelſtand, welche die Le⸗ bensmittelgeſchäfte in den großen Straßen ſtürmten. Die Erregung ſteigerte ſich durch Hetzereien minderwertiger Ele⸗ Pmente, wodurch die Lage der großen Warenhäuſer aufs 8 gefährdet wurde. Die Unruhen hielten mittags ch an.. W. T. B. Duisburg, 28. Juni. Auf dem hieſigen Gemüſe⸗ und Obſtmarkt erzwang eine große Menſchenmenge die Herabſetzung aller Preiſe für ſofort auf die Hälfte des von den Händlern feſtgeſetzten Preiſes. Köln, 28. Juni. In einer hier ſtattgehabten, von etwa 1200 rheiniſchen Landwirten, Metzgern und Händlern be⸗ ſuchten Verſammlung wurde eine Entſchließung angenom⸗ men, die ſich auf das entſchiedenſte gegen die Fortführung der Zwangswirtſchaft mit Vieh und Fleiſch ausſpricht. Die Beibehaltung eines Syſtems, das an ſeiner eigenen Schwäche zuſammengebrochen iſt, bietet eine dauernde Gefahr für die Ernährung des Volkes und iſt heute nur noch als eine behördliche Förderung der Schieber und Schwarzſchlächter anzuſehen. W. T. B. Mainz, 28. Juni. Die Bewegung zur Erzwin⸗ gung des Preisabbaues wurde auch am Samstag fortgeſetzt, beſchränkte ſich aber nicht nur auf Lebensmittel, ſondern dehnte ſich auch auf andere Artikel aus. Schuhgeſchäfte wurden beiſpielsweiſe gezwungen, die Schuhwaren ohne Un⸗ terſchied der Qualität zu 50 Mark für Damenſchuhe und 70 bis 75 Mark für Herrenſchuhe abzugeben. Dieſe Zwangs⸗ verkäufe gingen unter Kontrolle von Polizeibeamten vor ſich. In Wiesbaden ſind die Obſtypreiſe infolge eines ſanf⸗ ten Druckes auch erheblich zurückgegangen. Auch andere Lebensmittel wurden im Preiſe erheblich herabgeſetzt. Eier wurden zu 80 Pfennig verkauft. Von einer ähnlichen Aktion wird aus Höchſt berichtet. f Tu. Stuttgart, 28. Juni. In Heidenheim, wo im An⸗ ſchluß an Teuerungsdemonſtrationen in den letzten Tagen ungeſetzliche Zuſtände geherrſcht haben, rückten Samstag in der Frühe Abteilungen der Reichswehr und der Ver⸗ kehrswehr ein und beſetzten die Stadt. Die Rädelsführer des bisherigen Aktionsausſchuſſes, die von der radikaliſier⸗ ten Arbeiterſchaft zur Kontrolle der amtlichen Stellen ein⸗ geſetzt worden waren, wurden in den frühen Morgenſtun⸗ den in Haft genommen. Ueber die Stadt iſt der Ausnahme⸗ zuſtand verhängt worden. Die Auslieferung der an die Arbeiterſchaft verteilten Waffen wurde bis heute mittag 12 Uhr verlangt. nicht gekommen. Die Arbeiterſchaft hat die Arbeit noch nicht wieder aufgenommen.. 0 WT. B. München, 28. Juni. Der Miniſterpräſident emp⸗ fing die Vertreter der chriſtlichen und der freien Gewerk⸗ ſchaſten, die Klagen über die Lebensmitteltenerung vor⸗ brachten. Den Vertretern wurde mitgeteilt, daß die Regie⸗ rung alles daran ſetze, um ungerechtfertigte Preiserhöhun⸗ gen zu vermeiden und ſobald wie möglich einen Abbau der Preiſe herbeizuführen. Vor allem werde die Regierung darauf bedacht ſein, daß die Brotpreiſe unter keinen Um⸗ ſtänden erhöht werden. 5 5 Zu weiteren Ruheſtörungen iſt es bis jetzt Glücks. f — Die Sibylle auf der Teck. Heimatgeſchichten, beſonders ſolche, die uns in die 8 ten des ſagenhaften Altertums führen, werden imme⸗ gerne geleſen. Sind es aber ſolche, die ſich an unſere bekannteſten Heimatberge knüpfen, ſo gewinnen ſie unſer beſonderes Intereſſe. Wer kennt nicht das Sibyllenlo unter dem Teckfelſen mit den vielen— Er⸗ zählungen, die ſich im Volksmunde darüber bis in die heutige Zeit erhalten haben. Die wohl zutreffendſte Faſ⸗ ſung hat ihnen Carl Mayer⸗Kirchheim in ſeinem ſoeben im Selbſtverlage erſchienenen Heimatbuch„Unter der Teck (Preis Mk. 5.50) gegeben. Er erzählt uns: a f Tag für Tag gingen ſie im ein und aus, die vielen, vielen, die ihren Rat und ihre Hilfe ſuchten. Sie ſaß im weiten Saal und lauſchte all den Bitten. Dabei ſchauten ihre Augen ſcharf ger 1 aus. Und dann ſprach ſie feſt und beſtimmt, ohne Skocken Sie hatte ja mit ihren hellen Augen in die 8 geſehen: ſie wußte alles! N 1 Den Armen und Unglücklichen gab ſie von ihren eigenen Schätzen. Da war kein einziger, der unbeſchenkt von ihr gegangen. Darum erklang auch ihr Ruhm immer lauter: ſie war die weiſeſte und gütigſte Frau von ganzen Land! In ihrer Nähe ſchwand Not und Sorge Das ganze Tal erlebte durch ſie eine Zeit des ſchönſten ö 1 1 Auf einmal kam es ganz anders. Als ihre drei U groß geworden waren, bauten ſie ſich auf dem Wielen⸗ ſtein ein eigenes Schloß. Es tat nicht lange gur. 3 Augenblicke gab's Händel im Schloß droben, daß man. in allen Dörfern des Tals hörte. Da zog der Aelteſte weg und baute ſich eine Wohnung auf die Teck. Der Jüngſte aber erſtellte ſich eine Burg auf dem Diepolds felſen. Er war der ſchlimmſte von allen. Den Bauern ſtahl er die Frucht vom Acker weg. In dunklen Nächten paßte er mit ſeinen Mannen unken auf der Landſtraße die Kaufleute ab. Ahnungslos kam Wagen um 4 näher. Ein Hornruf genügte—, und ſchon umringten dunkle Geſtalten den ganzen Zug. Gierig riſſen ſie und Waren an ſich. Wehe dem, der ſich wehrte! Uli 4 ſich aufs Pferd ſetzten ſie ihn und ſteckten ihn ins dun Burgverließ. Da mochte er ſchmachten ſein Leben me f 1 2 Sibylle. i 3 Noch mehr freute es den„Rauber“, wenn 2 Brüdern oder gar der Mutter etwas ſtehlen konnte.„ ſie auch ſeufzte und trauerte; er lachte vor Freude darm“ daß ihm ſein Fang gelungen war. icht Sie aber ſchämte ſich ihrer Kinder und wollte n* 5 mehr da leben, wo ſie ihre Schandtaten verübten. chlo Abends fuhr ſie mit einem feurigen Wagen zum 7 5 tor hinaus und durch die Lüfte himoeg. Katzen gingen voran. Ihre Haare ſprühten Funke ganz unheimlich wurde es einem bei ihrem Anblick. 3 der Sibyllenkappel bei Linſenhofen ſah man 5 man letztenmal. Seitdem iſt ſie verſchwunden. Doch ſieh 0 noch die Spur ihres Wagens: das Getreide wich ume kräftiger als irgendwo. Sogar das Laub der chönſte und Weinberge, über die ſie gefahren, iſt chen der ganzen Gegend. usch, Den Weg zu ihrem Schloß fand noch kein Ae dec Wdel ſo viele ihn ſchon ſuchten. Es liegt tief unter de und iſt voll Gold und Edelſtein. Ein ſchwarzer ſitzt davor und zerreißt jeden, der näher kommt. 11 noch Das Buch enthält eine Reihe ſolcher, zum Ten wie nirgends gedruckter Sagen aus der Kirchheimer Bild des . Auf m es überhaupt in gemütvoller Art ein getreues Bt Tech⸗ an Abwechslung in Natur und Geſchichte ſo reiche? landes gibt. 1 Deutſchland. Die deutſchen Delegierten in Spa. 5 parla⸗ Berlin, 28. Juni, Nach Spa werden, wie mam en Unter, mentariſchen Kreiſen annimmt, als unſere offlalte ler Hein händler der Kanzler Fehrenbach und der Vizekanz auch del geben. Natürlich wird ſich in ihrer Beglektung Zr, u Außenminiſter, Dr. Stmons, befinden, der von wird ſu⸗ Melchior begleitet ſein dürfte. Auch Dr. Geßtahho⸗Mang nach Spa begeben, um die Forderung des 200. Heeres zu vertreten. Felſenſchloß der Sunn 4 3 lde ngüt Jen 8 biege Aus us e: lung Süddeutſchlands. Die Franzoſen verſolgen konſequent bald mehr, bald weniger offen ihren Plan der Zerſchlagung Deutſchlands und der Lostrennung des Südens vom Norden. Alle mög⸗ lichen Mittel werden in Verfolgung dieſer Idee angewandt, Drohungen und„Liebesgaben“. Zu letzteren iſt auch fol⸗ gende Nachricht zu zählen, die zeigt, wie wenig die Feinde für uns Deutſche Verſtändnis haben und in welch unver⸗ ſändlicher Weiſe auch für ſiddeutſche Art ſie aus den ab und zu auftretenden Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Nord und Süd für ſich Nutzen zu ziehen können glauben. London, 28. Juni.„Daily Mail“ meldet: Es wurde in bulogne Marſchall Joch die Ermächtigung erteilt, den ſüddeutſchen Regierungen auf Antrag und im Bedarffalle bie Beibehaltung der bewaffneten Einwohnerwehren bis auf Widerruf zuzugeſtehen. Senſationsmeldungen her die Rote Armee. 5 T. U. Berlin, 28. Juni. Der„Lokalanzeiger“ veröffent⸗ licht Einzelheiten über die Vorbereitungen eines neuen inksradikalen Puſſches. Nach dem Beſchluß der internatio⸗ nalen Kommuniſtenkonferenz in Konſtanz ſollten bis zum 5. Juni alle Vorbereitungen zur Erringung der politiſchen Macht getroffen ſein. In Deutſchland, Oeſterreich, Polen und Italien ſoll dann der Generalſtreik und ſchließlich der hewaffnete Aufſtand losbrechen. Nach einer Zuſammenſtel⸗ lung, die einem Kurier der Roten Armee in Halle abgenom⸗ men wurde, verfügt die Rote Armee über 10570 Maſchinen⸗ gewehre, 290 Flamenwerfer, 700 Minenwerfer und 420 Ge⸗ NN SNN 5 r 1 „ ſchütze. m(Es wäre intereſſant zu erfahren, woher der„L. A.“ die ge. gahlenangaben nimmt. Wenn er glaubt, durch ſolche ſen⸗ e fationelle Meldungen einen Druck auf die Entente in der Entwaffnungsfrage ausüben zu können, täuſcht er ſich ſründlich. Die Meldung wird nur ein Anlaß mehr für die zntente ſein, Deutſchland Böswilligkeit in der Frage der luslieferung der Waffen vorzuwerfen.) Die Abſtimmung in Oſt⸗ und Weſtpreußen. 150 Keine Aufſchiebung. ſte Warſchau, 28. Juni. Der Vorſchlag Polens, den Ter⸗ den gin der Abſtimmung in Oſt⸗ und Weſtpreußen zu verſchie⸗ s- n, wurde von den Alliierten abgelehnt. Die Abſtimmung rn rfolgt alſo am 11. Juli. i 1 Die Ablehnung des polniſchen Vorſchlags entſpricht der ten ſerechtigten Erwägung, daß die Bevölkerung dieſer Gebiete 15 erlangen barf, ohne weiteren Verzug, ihr ſtaatliches Schick⸗ en ul entſchieden zu ſehen. Für eine weitere Hinauszögerung J 0 ag nicht der mindeſte berechtigte Grund vor, ſie würde nur ie Erregung weiter geſteigert und die Beſatzungskoſten un⸗ 5 ötig erhöht haben. Wenn die Polen trotzdem einen ſol⸗ en Vorſchlag gemacht haben, ſo iſt das lediglich aus der krkenntnis heraus geſichehen, daß die Ausſichten für ſie höchſt ngünſtig ſind. Die Bevölkerung der in Betracht kommen⸗ en Bezirke Allenſtein und Marienwerder iſt ganz über⸗ piegend deutſch und will bei Deutſchland bleiben. Auch von en dort wohnenden Polen ſind viele gar nicht gewillt, pol⸗ iſche Staatsbürger zu werden. Ueber dieſe Lage iſt man uch in Polen zweiſellos gut unterrichtet. Man möchte des⸗ alb die Entſcheidung auf einen ſpäteren Termin verlegt ehen, anſcheinend in der Hoffnung, daß Zwiſchenfälle noch ie Situation ändern könnten. Solche Zwiſchenſälle könn⸗ en aber, da an eine Aenderung in der Stimmung der Be⸗ ölkerung nicht zn denken iſt, nur in Gewaltmaßnahmen be⸗ ehen, die den Willen der Bevölkerung nicht zu ſeſnem Rent ommen lienen. Solchen Beſtrebungen nachzugeben, wäre mit dem Friedensvertrag garnicht vereinbar geweſen. N 2 5. Der Freiheitskampf der Türken. Die Türkei und der Frieden. W. T. B. Paris. 28. Juni. Wie der Londoner Verteeber es„Temps“ berichtet, wird die Antwort der türkiſchen Re⸗ kerung auf die Friedens vorſchläge folgende Hauptpunkte thalten: 1. Die Türkei weigert ſich, Thrazien u. Smyrna n Griechenland abzutreten, und verlangt, daß die türkiſch⸗ kiechiſche Grenze ſo bleibe, wie ſie 1913 war. 2. Die Tür⸗ erkennt die Unabhängigkeit Armeniens an und will ihm nen Teil der Provinzen Wan, Bitlis und Erzerum ab⸗ eten, verlangt aber dafür eine Entſchädigung. 3. Die Tür⸗ erkennt die Regierung i Hedſchas an und ſtimmt den kandaten in dien und? eungtamien zu, verlangt aber, ß der ti kiiche Delegierte ui: den gleichen Rechten in die Kenzfeſtebungskommiſſton aufgenommen werde. 4. End⸗ nimmt die Türkei im Grundſatz die internationale Kon⸗ ble der Meerengen an, verlangt aber in der Kontroll⸗ iſſion Sitz und Stimme. Die türkiſche Friedensdelegation wird die Antwort auf ſinanziellen und militäriſchen Klauſeln erſt ſpäter über⸗ teln, da am 23. Juni vorerſt nur ein Teil der Bemerkun⸗ in zum Friedensvertragsentwurf von Konſtantinopel nach eſailles abgegangen iſt. 5 Griechiſcher Vormarſch in der Türkei. Baſel, 28. Juni. Wie aus Smyrna gemeldet wird, hat griechiſche Offenſive gegen die türkiſchen Nationaliſten Junen. Nach griechiſchen Meldungen wurde der in der gend von Akhiſſar zuſammengezogene Feind frontal und der Seite angegriffen und zieht ſich nun in Unordnung ück. Akhiſſar iſt am Mittwoch von den weiter nach Nor⸗ vorrückenden Griechen beſetzt worden. Die türkiſchen * . 1 den nionaliſten haben einer weiteren Meldung zufolge die zenn leuerung des Waffenſtillſtandes mit Frankreich abge⸗ iber, t. Die Feindſeligkeiten ſind wieder aufgenommen wor⸗ 0 I 8 ie Nationaliſten haben einen heftigen Angriff gegen icht 6 Stadt Merſing eingeleitet. 5 190.. Armenien und die türkiſchen Nationalisten. loß⸗ Uharis, 28. Juni. Wie die Times aus Konſtantinopel lo Uitetet, iſt die Lage in Cilieien dadurch verworrener ge⸗ vilde Aden, daß mit Unterſtützung Frankreichs eine armeniſche 5 uclik gegründet wurde. Der Präſident dieſer Repu⸗ Auf Rupenian richtete an Muſtapha Kemal Paſcha eine m ale in der er ihn aufforderte, ſeine Truppen aus dem 811 Ine Cilieiens zurückzuziehen, der an der im Friedensver⸗ man tze feſtgefetzten und von Armenien beanſpruchten Grenz⸗ hier bie liegt. Er fügte hinzu, es würden Maßregeln zur Ver⸗ jume erung eines eventl. weiteren Vormarſches der türki⸗ Truppen getroffen. Kemal Paſcha wies in ſeiner Ant⸗ 0 darauf hin, daß die türkiſchen Nationaliſten ſich in dem feuſtillſtandsabkommen verpflichtet hätten, die Arme⸗ in der Türkei unter ihren Schutz zu nehmen, doch habe c unfreundliche Haltung der Armenier die Nationaliſten Tel igt, dieſe Verpflichtung vorläufig nicht innezuhalten. zudel id E.. London, 28 Junj. Der Vertreter des„Temps“ ide, daß der indiſche Nationaliſtenführer Camani einen ch e an den Vizekönig von Indien richtete, um gegen die non r lachen Friedens bedingungen Einſpruch zu erheben. Er . wie rent, er habe ſeinen muſelmaniſchen Freunden geraten, des 10 megierung Indiens ihre Unterſtützung nicht mehr zu Ted⸗ eu wenn die Friedens bedingungen nicht gemäß der Er⸗ gung des engliſchen Miniſteriums abgeändert würden. Notabeln des Stammes Senniſt erhoben in einem Schrei⸗ in an den Vizekönig gleichermaßen Einſpruch und ſtell⸗ li Lin Ultimatum bis zum 1. September, andernfalls ſie 0 degierung die Mitarbeit verſagen würden. unter die gebotenen Feiertage gehört. Das Peter⸗ aulfeſt zählt zu den älteſten des Kirchenkalenders. arla⸗. 3 5 f e aden und Nachbargebiete. dee 5 Peter und Paul, der 29. Juni, der dem Andenken Kale bol den Apoſtelfürſten gewidmet iſt, hat von jeher als 5 ſich del. Kirchenfeſt einen beſonderen Rang eingenommen dann, ud auch heute noch gefeiert, wenn der Tag auch nicht r 0 mit dem Reichsverband deutſcher Berufsſoldaten. In früheren Zeiten hielt der Papſt an dieſem Tag in beiden Baſiliken zu Rom feierlichen Gottesdienſt und ungeheuere Züge bewegten ſich zu den Gräbern der beiden Apoſtel, die nach kirchlicher Ueberlieferung an ein und demſelben Tage des Jahres 64 den Märtyrertod erlitten haben. Auch mancherlei Bauern⸗ und Wetterregeln knüpfen ſich an den Peter⸗ und Paul⸗Tag. Der Landwirt wünſchr ſich ſchönes Wetter, denn: Schön zu Paul, füllt Taſchen und Maul.— Dagegen: Regen an Peter und Paul, wird die Weinernte faul. —* Frühdruſchurämien. Wie wir von einer informier⸗ ten Seite hören, verlangt die ſchwierige Lage der Getreide⸗ verſorgung auch in dieſem Jahre wieder außerordentliche Maßnahmen. Es iſt deshalb beabſichtigt, die Druſchaktion des vorigen Jahres zu wiederholen, und man glaubt, am beſten zu gehen, indem man die Prämien für den Früh⸗ druſch für Mitte Juli, Auguſt und September bereitſtellt. Den einzelnen Ländern wird dabei die Möglichkeit gelaſſen, die angeſetzten Termine gemäß den Witterungsverhältniſſen zu verſchieben.. — Aufhebung des Heuausſuhrverbotes. Laut einer amtlichen Mitteilung wird von der Durchführung des Ver⸗ bots der Ausfuhr von Heu aus Baden nuch anderen deut⸗ ſchen Ländern künftighin abgeſehen. Damit ſind ſämtliche Beſchränkungen des Verkehrs mit Heu im Inland beſei⸗ tigt. Die Ausfuhr von Heu nach dem Reichsausland iſt auch weiterhin unterſagt. —* Die ordentliche Vetrreterverſammlung des badiſchen Lehrervereins findet a. 1. u. 2. Aug. in Offenburg ſtatt. Pro⸗ feſſor Dr. Peters von der Handelshochſchule in Mannheim wird über Schulaufbau nach Begabungsunterſchieden ſpre⸗ chen. Ferner wird u, a. der Lehrplanentwurf, die Neuge⸗ ſtaltung des Sc f 8 rage auf der Tagung behande — Der Besiſche Sängerbundestag findet am 26. Sep⸗ tember in Konſtanz ſtatt. Die dortigen Bundesvereine ver⸗ anſtalten zu Ehren der auswärtigen Vertreter am 25. Sept. im oberen Konzilſaal ein Feſtbankett. 00 [geienes unge dünn wWerdan Bundestag der Militäranwärter. e Karlsruhe, 28. Juni. Der Bundestag der deutſchen Militäranwärter befaßte ſich in ſeiner fortgeſetzten Bera⸗ ratung mit der Frage einer Verſchmelzung des 5 s ent⸗ ſpann ſich hierüber im Beiſein des Vorſitzenden eine ſehr ausgedehnte Ausſprache, die aber am Freitag nicht mehr zu Ende gführt werden konnte. Vonſeiten des Bundes deutſcher Militäranwärter wurde zu dieſer Frage erklärt, daß er den Einigungsbeſtrebungen wohlwollend gegenüber ſtehe, den Zeitpunkt einer Verſchmelzung aber noch nicht gekommen glaube. 21 ze Mannheim, 28. Juni. Der ſozd. Reichstagsabgeordnete Oskar Geck⸗Mannheim hat im Reichstag eine Anfrage ein⸗ gebracht, in welcher Auskunft gewünſcht wird, wie weit die Vorarbeiten zur Durchführung der Neckarkanaliſation ge⸗ diehen ſind und bis zu welchem Zeitpunkt mit der Inan⸗ griffnahme der Kanalarbeiten gerechnet werden kann. ze Mannheim, 28. Juni. Das ſtädtiſche Hochbauamt hat den Vorentwurf einer etwa 1000 Wohnungen umfaſſen⸗ den neuen Siedlung ausgearbeitet. Zunächſt iſt die Erſtel⸗ lung von 336 Wohnungen geplant, die einen Aufwand von etwa 28 Millionen erfordern werden. Frau Legationsrat Dr. Bumiller, geb. Lanz, hat aus den Sammlungen ihres verſtorbenen Gatten zahlreiche natur⸗ und völkerkundliche Gegenſtände aus Afrika und Aſien der Stadt als Geſchenk überwieſen. kicHeidelberg, 28. Juni. Auf eigenartige ergötzliche Weiſe iſt man hier eines Diebes habhaft geworden. In einem Häuschen, in das in Friedenszeiten ſelbſt der Kaiſer zu Fuß zu gehen pflegte, war einem Gaſt ein Hoſenknopf ab⸗ geſprungen. Als er ſich bückte, ſah er durch die Ritze in die Nehenzelle und bemerkte, wie dort ein Mann viele Geld⸗ ſcheine zählte. Sofort wurde ein Schutzmann alarmiert, der dann auch nach einiger Zeit den Geldzähler in Empfang nahm. Man hatte es mit einem Dieb, einem verheirateten Gärtner aus Sattelbach, zu tun, der 10 000 M. geſtohlene Geldſcheine bei ſich trug.— Ein ſtudentiſches Stimmungs⸗ bildchen wird im„Heidelb. Tagbl.“ gegeben. An einem der letzten Morgen lagen auf einer Wieſe an der Hirſchgaſſe mehrere Muſenſöhne in ſchwerem Rauſch. Um den Ernüch⸗ terungsprozeß zu beſchleunigen, waren mehrere Komilitonen mit der Gießkanie tätig, um die feſt Schlummernden wie⸗ der zum Leben zurückzurufen. zei Bretten, 28. Juni. Der Gemeinderat beſchloß zur Errichtung eines Denkmals und einer Anlage eines Ehren⸗ friedhofs für die Gefallenen den vorläufigen Betrag von 75 000 Mark auszuwerfen. zee Philippsburg b. Bruchſ., 28. Juni. Der auf der Rheinſchanzinſel ausgeführte Diebſtahl von zwei ſchweren Ochſen hat ſehr raſch Aufklärung gefunden. In Speyer wurden die beiden Diebe verhaftet. Auf der Fahrt nach Karlsruhe ſprang einer der Verhafteten bei Graben⸗Neu⸗ dorf aus dem in voller Fahrt befindlichen Zuge heraus, konnte aber alsbald wieder feſtgenommen werden. Ein anderer der Diebe hatte ins Gefängnis verſucht, ſich die Pulsader zu öffnen. f 5 ** Durlach, 28. Juni. Nachdem die Eierablieferung im Landbezirk nicht einmal die Hälfte des Auforingungsſolls erreicht hat und in Güte der Pflichtteil nicht aufzubringen zu ſein ſcheint, hat der Kommunalverband Durlach⸗Land ſcharfe Maßregeln und Anzeige der ſäumigen Hühnerhalter bei der Staatsanwaltſchaft angedroht. Der Kommunalver⸗ band macht ausdrücklich darauf auſmerkſam, daß die Eier für Kranke, Kinder und ſchwangere Frauen beſtimmt ſind. * Freiburg, 28. Juni. Der Bad. Blindenverein hielt jüngſt hier ſeine Jahrestagung ab, zu der auch Vertreter der Regierung, der Stadt, der Univerſität und des Caritasver⸗ bandes erſchienen waren. Nach dem Geſchäftsbericht zählt die Blindenorganiſation in Baden z. Zt. über 400 Mitglie⸗ der. Etwa 1400 Gemeinden geben Unterſtützungen. Die im letzten Jahr gegründete Einkaufsgenoſſenſchaft entwickelt ſich ſchön. N * Lörrach, 28. Juni. In einer Vertreterverſammlung der Landwirte des Bezirks Lörrach in Kandern wurde be⸗ züglich der Getreide⸗Zwangsbewirtſchaftung gegen die An⸗ gabe der Erntefläche proteſtiert, welche kürzlich von der Regierung angeordnet worden iſt. Die Landwirte erklä⸗ ren ſich bereit, alles verfügbare Brotgetreide durch ihren Verband direkt an die Verbraucher⸗Oganiſation abzufüh⸗ ren, unter der Bedingung, daß zeitgemäße Preiſe bezahlt würden und die Rationierung für die Erzeuger ſelbſt auf⸗ gehoben wird. Ein bäuerlicher Vertreter aus dem Amt Müllheim erklärte, daß die Landwirte des ganzen Bezirks * St. Blaſien, 28. Junf. Der Bahnbau Titiſee—St. Blaſten, bei dem beſondere Geländeſchwierigkeften zu über⸗ winden ſind, geht langſam vor ſich. Ueberall an der projek⸗ tierten Daßnlinie hallt der Wald von den täglichen Spren⸗ gungen wieder. Der große Durchbruch nach Aha iſt faſt vollendet. Auch mit den Brückenbauten iſt begonnen. Verbeſſerung der Gemeindefinanzen. Die ernſte Lage der Finanzen der Gemeinden, insbe⸗ ſondere der Städte, ſo ſchreibt das„K. Tagbl.“, hat ſich durch die übereilte Reichsfinanzreform in bedenklicher Weiſe verſchärft. Den Gemeinden wurde am 1. April 1920 die Umlageerhebung aus Einkommen vom Reich unterſagt und damit ihnen die ergiebigſte Einnahmequelle, die geradezu das Rückgrat der Finanzen bildete, weggenommen und der bierfür beſtimmte Erſatz aus dem Ertraa der Reichsein⸗ kommenſteuer kann den Gemeinden noch gar nicht zur Verfügung geſtellt werden und der Zeitpunkt, bis wann dies möglich ſein wird, läßt ſich überhaupt noch nicht an⸗ geben. Die Reichseinkommenſteuer, die zwar vom 1. April d. J. ſchon in Kraft iſt, wird aber früheſtens auf Ende dieſes oder Anfang des nächſten Jahres einen Ertrag ab⸗ werfen. Aus dem Ertrag der Reichseinkommenſteuer ſol⸗ len aber die Gemeinden Erſatz für den Entgang der Um⸗ lagen aus Einkommen in der Weiſe erhalten, daß ihnen aus der Reichskaſſe ein Betrag erſetzt wird, der dem Um⸗ lageaufkommen aus Einkommen im Jahr 1919 zuzüglich einer Steigerung von 25 Prozent gleichkommt. Ta die Höhe dieſes Erſatzbetrags zahlenmäßig noch nicht feſtſteht, iſt die Aufſtellung des Gemeindevoranſchlags ungemein er⸗ ſchwert; es kann ebenſo wenig ſchon jetzt beſtimmt werden, wie viele Einnahmen die Gemeinde ſich über den Erſatz vom Reich hinaus beſchaffen muß. Unter dieſen Umſtänden iſt es den Gemeinden nicht zu verdenken, wenn ſie von jeder Möglichkeit, auch wenn im einzelnen Fall etwa Bedenken dagegen beſtehen ſollten, ſich weitere Einnahmequellen zu erſchließen, Gebrauch machen. Nach dem Landesſteuergeſetz dürfen die Länder und Ge⸗ meinden bekanntlich vom 1. April 1920 an keine Einkom⸗ men⸗ und Vermögensſteuer mehr erheben. Das Reich hat aber wegen der Vermögensbeſteuerung nur den Zugriff auf den Ertrag des Kapitalvermögens für ſich in Anſpruch genommen, die Beſterung der Liegenſchafts⸗ und Be⸗ triebs vermögens, jedoch nur in der Form einer Exrtrags⸗ beſteuerung, den Ländern und Gemeinden überlaſſen. Ba⸗ dei kat ſich bis jetzt noch nicht endgültig ſchlüſſig machen knnen, in welcher Form es dleſe Beſtenerun, durchführen will. Das veraltete und ungerechte Soſtem der Ertrags⸗ eſtcuerung eignet ſich hierzu keineswegs. Wohl aus die⸗ ſem Grund hat die badiſche Regierung dem Landtag den uyn ihm auch angenommenen Geſetzesvorſchlag unterbrei⸗ tei, zunächſt einmal ein Jahr, 1. April 1920/1, das Liegen⸗ ſchafts⸗ und Betriebsvermögen, wie es nach den Beſtim⸗ mungen des Vermögensſteuergeſetzes, jedoch ohne Schulden⸗ obzug, feſtgeſetzt worden iſt, mit dem bisherigen Steuerſar von 13 Pfg. für 100 M. Steuerwert zu beſteuern. In die⸗ ſem Geſetz werden die Gemeinden ermächtigt, im Steuer⸗ jahr 1920 bis zu 150 Prozent jener Umlageſätze vom Liegen⸗ ſchafts⸗ und Btriebsvermögen zu erheben, die im Steuer⸗ jahr 1919 erhoben worden ſind. Um ihre Wirtſchaft weiter⸗ führen zu können, muß ſich die Stadt Karlsruhe ſchon jetzt Einnahmen verſchaffen, und ſie will deshalb die Steuerwerte des Liegenſchafts⸗ und Betriebsvermögens zum bisherigen Umlagefuß zur Gemeindebeſteuerung heranziehen, aber vor⸗ erſt noch von einer Erhöhung des Steuerfußes bis zum geſetzlichen Höchſtbetrag abſehen. Es wird nach dem Be⸗ ſch ruf des Bürgerausſchuſſes vom 23. Juni ein Steuerfuß von 101 Pf. für 100 M. Steuerwert erhoben und damit ein Ertrag von jährlich etwa 5 Millionen Mark erzielt. Eine weitere Einnahme iſt den Gemeinden vom 1. Ok⸗ tober v. J. durch das Reichsgeſetz über die Grunderwerb⸗ ſteuer entzogen worden. Bis zum Inkrafttreten des Reichs⸗ geſetzes über Grunderwerbſteuer unterlag in Baden der Eigentumserwerb an Grundſtücken einer Verkehrsſteuer von 2½ Prozent des Verkaufswerts. Dazu konnten die Gemeinden, die mehr als 20 Pfg. Umlage aus 100 M. Lie⸗ genſchaftsvermögen erhoben, einen Gemeindezuſchlag von % Prozent zu der Staatsſteuer erheben. Die Reichsgrund⸗ erwerbſteuerx belaſtet den Uebergang des Eigentums an in⸗ ländiſchen Grundſtücken mit einer Abgabe von 4 Prozent. Bei dem dem Umſatz entzogenen Grundſtücksbeſitz der toten Hand iſt alle 20 Jahre eine Steuer von 2 Prozent zu ent⸗ richten. Von der Steuer behält das Reich die Hälfte und von jener des gebundenen Beſitzes, und überläßt es den Ländern, über die Verwendung des Reſtes Beſtimmung zu treffen, wobei es ihnen freiſteht, ihn ganz oder teilweiſe den Gemeinden zu überlaſſen. Nach dem dem Landtag der⸗ zeit vorliegenden Geſetzentwurf beanſprucht die badiſche Re⸗ gierung den freigegebenen Anteil des Steuerertrags ganz für ſich und verweiſt die Gemeinden auf die ihnen geſetz⸗ lich zugebilligte Erhebung eines Zuſchlages von 1 Prozent, wovon wohl alle Städteordnungsſtädte Gebrauch machen müſſen und werden.(Karlsruhe hat in der erwähnten Bürgerausſchußſitzung den Zuſchlag beſchloſſen. D. Red.) Auch die badiſche Regierung wird von dem ihr zuſtehenden Recht, einen Zuſchlag von 1 Prozent für die Staatskaſſe zu erheben, Gebrauch machen. Dadurch wird die bisherige Be⸗ ſteuerung des Grundſtücksumſatzes von 3 Prozent verdop⸗ pelt. Von der geſamten Steuer mit zuſammen 6 Prozent entfallen dann, ſoweit der freie Grundbeſitz in Betracht kommt, je 2 Prozent auf Reich, Staat und Gemeinde. Die neu eingeführte alle zwanzig Jahre eintretende Beſteue⸗ rung des gebundenen Grundbeſitzes kommt erſtmals im Jahr 1929 zur Erhebung. Der Ertrag des bisherigen halb⸗ prozentigen Gemeindezuſchlags ſchwankte in Karlsruhe im Jahr zwiſchen 24673 M. und 225 117 M. Der Anteil der Stadt Karlsruhe an dem Ertrag der Grunderwerbſteuer wird ſich künftig ſomit vervierfachen. In die Karlsruher Steueroroͤnung, die den Beſtimmungen des Reichsgeſetzes angepaßt iſt, ſind auch die Vorbehalte des Landesgeſetzent⸗ wurfs übernommen worden, um eine völlige Uebereinſtim⸗ mung im Vollzug mit dem Reichsgeſetz zu erzielen. Nicht ganz unbedenklich iſt es, daß die Steuerordnung über die Erhebung eines Gemeindezuſchlags ſchon jetzt mit Rückwirkung vom 1. Oktober 1919 in Kraft treten ſoll, ber er der badiſche Geſetzentwurf vom Landtag verabſchie⸗ det iſt. Es iſt zwar anzunehmen, aber doch nicht ganz ſicher, daß der Geſetzentwurf im Landtag keine weſentlichen Aen⸗ derungen erfahren wird.. Rußland und Polen. Die Offenſive der Ruſſen gegen die Polen. T. U. Haag, 28. Juni. Die Offenſive der bolſchewiſtiſchen Roten Armee ſcheint nunmehr zur Tatſache geworden zu ſein. Der amtliche Moskauer Bericht vom 26. Juni beſagt, daß infolge des Eindringens der ruſſiſchen Kavallerie in die Frontlinie folgendes Reſultat erzielt wurde: Die zweite polniſche Armee iſt außer Gefecht geſetzt, die dritte polniſche Armee in der Gegend von Kiew iſt von ihren hinteren Ver⸗ bindungen abgeſchnitten worden, die ſechſte Armee in der Gegend von Polock hat an ihrer rechten Flanke die Stütze. verloren und ihren Rückzug begonnen. Ausgehend von dem Eindringen in die polniſche Front hat die ruſſiſche nieder⸗ ſchmetternde Offenſive auf der ganzen Frontlinie begonnen. Die dritte polniſche Armee hat auf die Gefahr hin, ganz in unſere Hände zu fallen, den Konvei, Depots und Lager ver⸗ nichtet. Ihr Rückzug hat ſich in eine Flucht verwandelt. Ein Teil der Armee befindet ſich in unſeren Händen, ein Teil hat ſich in Feldern und Wäldern verſteckt. Dem Reſt gelang es, ſich einen Weg über Kopoſten zu bahnen. Jeden⸗ falls exiſtiert die dritte polniſche Armee nicht mehr. Die ganze Gegend von Juto iſt von brennenden Automobilen und Kriegsmaterial angefüllt. Wir haben 70 Geſchütze, 250 Maſchinengewehre und ungezählte Gewehre und Munition erbeutet. Gegenwärtig iſt die 6. polniſche Armee im Rück⸗ zug. Die zweite Armee hat ſich zurückgezogen, um ſich auf⸗ zufriſchen. Die Rote Armee marſchiert auf der ganzen Front vorwärts. Sie hat die Bahnlinie Amrutſch⸗Halatin⸗ Winitza⸗Manika überſchritten. T. U. Baſel, 28. Juni. Das polniſche Hauptquartier macht bekannt, daß eine bolſchewiſtiſche Offeuſive erneut an eini⸗ gen Stellen der Front ausgebrochen ſei. Bolſchewiſtiſche Streitkräften gelang es, weſtlich Kiew etwa 15 Kilometer vorzurücken. Der Koſakengeneral Budinny leitet gegen⸗ wärtig die Angriffsoperationen der Roten Armee, die zur⸗ zeit mehr als 33 Diviſionen gegen die polniſche Front ge⸗ worfen haben.. ———ͤ—ũ— ͤ——. 85 E Kleine Nachrichten. Berlin, 27. Juni. Der Reichskanzler chef der Reichsregierung 1. Juli ds. Js. ab in eine G. m. b behält aber ihren und Zentrumsblatt bei. Prag, 27. Juni. Der neue Kohlenvertrag mit Deutſch⸗ a 31. Dezember 1920 in liefernde Kohlenmenge beträgt, wie bisher, 4000 Tonnen ſchleſiſche Steinkohle, Kladnoer oder Til⸗ 000 Tonnen Braunkohle und 15 000 bis 20000 Tonnen aus Nieder⸗ land tritt vom 1. Juli bis Kraft. Die von Deutſchland zu wogegen Deutſchland 4000 Tonnen ſener Steinkohle um 101 Koks, hiervon ſchleſien, erhält. Wien, 27. Juni. tigung für zwei Milliarden angenommen. Paris, 27. Juni. ſein, für Frankreich Kohlen zu erlangen. will am Dienstag abreiſen und bis nach von Spaa in Berlin bleiben. Paris, 27. Juni. angenommen. London, 27. Juni. Lords, daß Großbritannien engliſche Regierungspolitik habe gegen 1918 derung erfahren. London, 27. Juni. derry hat ſich bedeutend gebeſſert, Amſterdam, 27. Juni. eröffnen und perſönlich eine Botſchaft richten. Liſſabon, 27. Juni. Amtliche Hekanntmachungen Eingefaugen bezw. zugelaufen ſind: 1 Hund, Wolf, männlich, braun und ſchwarz bei Heinrich Zimmermann Ehefr, Seckenheimerſtr.28. 1 Hund, Spitzer, weiblich, ſchwarz und gelbe Füße bei Otto Sawall, hier Bürgermeiſter⸗Fuchs⸗ ſtraße 68. 1 Hund, Rehpiaſcher, männlich, ſchwarz und. Joſef braun bet Heiurich Klein, Kleine Riedſtr. 19. 1 Hund, Pinſcher, weiblich, rotgelb bei Götz, Emil⸗Heckelſtr. 15. 1 Hund, Schnauzer, langhaarig, männlich, ſchwarz⸗gelbe Farbe, bei Leonhard Krämer hier, Riedfeldſtr. 97. 1 Hund, Rieſenſpitz, männlich, ſchwarz mit braunen Flecken, bei Wilhelm Greiner, hier U 5, 10. 1 Hund, Schnauzer, männlich, grau⸗hraun, bei 5 Friedrich Goth, Meßplatz 1. 1 Hund, Rotweiler, männlich, ſchwarz⸗ braun, bei Martha Schweizer, Gartenfeldſtr. 43. 1 Hund, Boxer, männlich, gelblich, bei Blanka Kumpf, hier K 4, 8. f f 1 Hund, Rotweiler, Rüde, ſchwarz, bei Daniel Ebinger. Ackerſtr. 14 a. 8 1 Hund, Dackel, männlich, ſchwarz, bei Ludwig Heiß, hier E 5. 5. 1 1 Hund, Dobermann, männlich, ſchwarz und Contardtſtr. 6. gelb, bei Fran Max Kühnpoſt, 1 Hund, Foxterier, männlich, weiß, ſchwarze Ohren, bei Peter Reuther, Chamiſſoſtr. 1/8. 1 Hund, Pinſcher, männlich, hellbraun mit grauen Streifen, bei Katharina Hecht, Eichbaum ſtraße 12. 1 Hund, Dobermann, weiblich, rehbraun, bei Ludwig Gerard, Kfm. Steinſtr. 1. 1 Hund, Rottweiler, männlich, ſchwarz und braun, bei Kaſpar Sürth, Augartenſtr. 64. grau, bei Karl Spohn, Welſchengärten 6. 1 Hund, Spißer,(Baſtard, männlich, ſchwarz⸗ braun, bei Wilhelm Schardt, Wachtſtr. 27. 1 Hund, Schnauzer, Rüde, rechtes Ohr hängend rötlich, gelbweiße Bruſt, bei Peter Barth, Neckarau Rathausſtr. 17. ö 5 i Mannheim, den 28. Juni 1920. Bad. Bezirksamt— Polizeidirektion Finkommenſteuererhebung durch Johnabzug. Nach Anordnung des Reichsfinanzminiſters treten die Beſtimmungen über die Erhebung der Einkommenſteuer durch Lohnabzug ſoweit es ſich um Sachbezüge handelt, erſt mit dem 1. Auguſt ds. Js. in Kraft. Der Abzug iſt daher mit dem 1. Auguſt ds. Js. in Kraft. Der Abzug iſt daher bis dahin, insbeſondere auch bei landwirtſchaftlichen und häuslichen Dienſtboten, nur vom Barlohn zu berechnen und zwar mit 10 vom Hundert dieſes Lohnes. 5 Mannheim, den 28. Juni 1920. Hauptſteueramt. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Gefunden und auf dem Rathaus Zimmer 7 abzuholen iſt ein Geldbetrag. Seckenheim, den 28. Juni 1920. Bürgermeiſteramt: f Lo ch. 8 Das Einſperren der Tauben N während der Erntezeit betr. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Renntnis, daß die Beſitzer von Tauben ver pflichtet ſind, letztere in der Erntezeit, das iſt vom 1. Juli bis 1. Anguſt d. Js, ein. zuſperren. Zuwiderhandlungen werden auf Grund des§ 143, Ziff. 1 P., Str.⸗G.⸗B. an Geld bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen beſtraft. 5 Seckenheim, den 28. Juni 1920. Bü⸗germeiſteramt: 2 hat den Preſſe⸗ Miniſterialdirektor Rauf cher auf deſſen Wunſch beurlaubt. N i Köln, 27. Juni. Die„Köniſche Volkszeitung“ iſt vom H. umgewandelt, bisherigen Charakter als katholiſches Die Nationalverſammlung hat das einmonatige Budgetproviſorium mit der Kreditermäch⸗ Der neu ernannte franzöſiſche Bot⸗ ſchafter Laurent erklärte einem Vertreter des„Matin“, eine ſeiner Hauptanſtrengungen werde darauf der Konferenz Die Kammer hat die Kredite für den Völkerbund in Höhe von 769 Millionen Franken Im Oberhaus verlangten geſtern bei Verhandlung der meſopotamiſchen Frage verſchiedene ſo raſch als möglich einen arabiſchen Staat errichte. Lord Courzon erklärte, die (Amtlich.) Die Lage in London⸗ doch ruht das Geſchäfts⸗ leben noch. Hie und da fallen noch vereinzelt Schüſſe. 5 Wie aus San Franziska gemeldet wird, will Präſident Wilſon am Montag den demokratiſchen Konvent telephoniſch von Waſhington aus an die Delegierten Das neue Miniſterium, das von Antonio Maria Silva präſidiert wird, wird aus mehr 1 Hund, Baſtard(Wolf mit Dackel), männlich N — gebildet werden. Nom,* Juni. In der warfen Ui — Trieſt, 27. Juni. oder verwundet wurden. groß. in der Abßimmung in ſchieben, den Alliierten abgelehnt. 7 8 —·———ů ¶ů—ů—— Loanvon, 28. Juni. haben die Sinn⸗ 44444 ⁰ 2: erichtet„ 80 en, 28. Juni. es ſetz über die Einverleibung gefunden hat. her Wahl des Präſidenten ſultate ausſtehen. Kandidat 178 Stimmen. Teheran, 28. Juni. ſterpräſident überreicht. miſſion angenommen wird. 0 7 keine Aen⸗ der La und Onkels Pflege, hebenden Trauergesänge, oder weniger extremen Abgeordnten des Blocks der Linken Nacht auf den 26. Juni ibekannte aus einem Auto eine Bombe gegen eine Wirtſchaſt und verurſachten Schaden. und ein Soldat wurden verletzt. In Menduza explodierte eine Ladung mit Exploſivpſtoſſen, wobei einige Perſonen getötet Der 2 Derlin, 23. Juni. Der poll und Weſtpreußen zu ver⸗ Urde, der„Frankfurter Abßimmung am 11. Juli erfolgt. (Reuter.) Der Landtag hat das Ge⸗ Nordſchleswigs in Däne⸗ mark einſtimmig angenommen. ten, ſobald die ſormelle Uebertragung der Souveränitätt über die erſte Zone an Dänemark durch die Entente atiago de Chile, 28. Juni. bekannt gewordenen Reſultaten entfielen bei der 124 Stimmen auf Bogormo und 104 Stimmen auf Aleſſandri. Um gewählt zu ſein, benötigt ein (Havas.) Der perſiſche Mini⸗ hat dem Schah neuerdings f Bis jetzt iſt noch nicht bekannt, ob die De⸗ Lokales. — Der Tag der Siebenſchläfer(27. Juni) zählt zu den ſog. Lostagen, die das Barome der nachſten Zeit bilden. Daher be ndmann heute ängſtſieh den Himm Danksagung. Für die 80 zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem allzufrühen Hinscheiden unseres lieben, unvergeſlichen Sohnes, Bruders, Schwagers Joseph Sauer sprechen wir allen unseren innigsten Dank aus. Ganz besonderen Dank den hochwürdigen Herrn Geistlichen für die trostreichen Krankenbesuche, den ehrwürdigen Schwestern für ihre anfopfernde dem(Jesangverein Liedertafel für die er- ge, seinen Arbeitskollegen. vom Heizhaus, den Mitgliedern des Verbandes vom Verkehrspersonal und allen denen, die durch ehrende Worte seiner am Grabe gedacht haben. Innigen Dank auch für die vielen Blummenspenden und das so zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte. Seckenheim, den 28. Juni 1920. Familie Sauer. Ein Maurer Zeit von 7 angerichtete Schaden iſt niſche Vorſchlag, den Ter⸗ Zeitung“ uſolge, von bleibt alſo dabei, daß die In Fermoy(Graf⸗ ner den Brigadegeneral und zwei Offiziere ngen genommen. Die Offiziere ſind inzm eder nach Fermoy ückgekehrt, aber der Aufenthalt zeueral Lucas iſt(ſtatt 13.60 Mk.) Es wird in Kraft tre⸗ Nach den bis⸗ Es ſollen noch 126 Re⸗ 2 eine Demiſſion Wochen folgen ſoll. Proteſt gegen den Lebens Pfiſter in Widdern, Oberamt Neckarſulm, e mberfen Bürgerverſammlung ſtellte ſich einmütig auf dei Unruhe und Erregung zu bemerken. Der nächſte Trau port aus dem Lager Ulm wird erſt in einiger Zeit gehen. Die Kriegsgefangenen ſollen deshalb bis zu ihre Abruf auf ihrer Arbeitsſtelle verbleiben. — Wir machen die Mieter Seckenheims an Stelle noch einmal beſonders auf den heute Abend „Hirſch“ in öffentlicher Verſammlung ſtartfindenden* trag des Herrn Hauptlehrer Kamm f merkſam. Herr Kamm gilt als einer der beſten der Wohnungs⸗ und Bodenfrage, deren verwickelte Pio leme er in tiefſchürfender Weiſe unterſucht und mit men ſozialen Empfinden zu löſen verſucht. —. 20 7 nitteluncher aus den Eine vom Stadtſchulthe“ 11 Stand ie allernot⸗ die us Mannheim aus Mannh ein Verantwortlich 5—— obe für die Redaktion Gg. Immermaln, für das Wetter tet nicht nur oh er Sonnen⸗ „* 1 5 Alleiniger Herſte ler: Carl Gentner, Göppingen(Wü gibt ſofort auf allen Elſeuteile ſchönften Silberglanz. rttbg) rlsausſchuß für oport u. Leibos⸗ Houng Heute Abend gung im Load zum log. Im S untag loge 5 riedhof ein g„ 90 Im Lager . Se n mei⸗ Anzeiger 251 für Sitelieber ber fans eta, Verbanfzgrupferſtiat Hafer, Hirſen, Hühne:weichfutter oder Zuch⸗ ſauenfutter, Miſchfutter fü Rindoſeh, Gelb⸗ zübenſchnitzel, Zuckerrüdenſchnitzel, Natal mais, Seyfſamen, Fleiſchfuttermehl. Diejenigen Mitglieder, beſtelt haben, wollen ihre Fäſſer bereit ſtellen. a 1 fl. Kreuz mit den 9 Mur loren. Abzugeben f Belobnung ße Friedrichkr er Vorſitz nde. 2. Stock vorrätig: Turnoberein Seckengeim E. U. gegr. 1898 Sonndag, den 4. Juli d 28., nach mittags 3 Uhr, im Ga ten des heſigen Schloͤßchen Schauturnen unt! Mitwirkung der Kapelle Schüßler Die verehrl Einwoh erſchaft Seckenheims wird hiermit zu recht zahlreichem Beſuch freundlichſt eing⸗loden. Der Turn at. Reichsbund der Krisgsbeschädigten, Kriegstsilnehm., Krisgstinterbliebenen und Kriegsgefangenen Hezirksgrupp' geckenheim. Unſern Mitgliedern zur Renntuis, daß bei Fran Rath, Untere Gartenſtraße, nach⸗ ſtehende Waren zu folgenden Pteiſen in der Zeit bis Mittwoch Abend 7 Uhr erhältlich ſind: Doſenmilch pro Doſe 9.40 Mk. Kernſeife das Doppelſtück 7.50 Mk. Der Obmann. Morgen Abend punkt 7½ Uhr findet im Saale bes„Kaiſerhofes“ eine mitglieder⸗Oersamwlung ſtalt. Es werden ſpiechen die Kamerahes, Weber und Ppenatgel über das Milktär⸗ ver ſargungsgeſet und den 2. Lundes⸗ tag in Würzun es. Doe auch bie Ilves⸗ heimer Rameraden und Kameradinnen ſich iftigter-Dereinigung Semonbelm. Heute Abend 8 Ahr Oeffenil. Mieter-Perſammlung im Saale zum„Hirſch“. 8 Herr Hanpilehrer Kamm aus Mannheim ſpricht über das Thema: In dir Naushbeſitz ein Gewerbe oder eine Kaplialsenlaze? ö Mieler Seckenheims! Männer u. Frauen! Wieder ergeht unſer Ruf en Euch alle! Er⸗ ſcheint zahl eich zu dieſer Verſammlinug! Anfang pünkilich 8 Uhr. Fußball⸗Vereintgung Seckenheim. Heute Abend ½7 Mr auf un⸗ ſerem Platze Wettspiel der 2. Manuſchaft gegen diejenige von Ale⸗ monig Rheinau, Das Sportpublikum laden wir zu zahl⸗ reichem Beſuche freundlichſt ein. N Der Spielausſchuß. ffalhol. Arbeiter-Derein Helhenbeim. 25 Heutr Abend 8 Uhr findet im Schweſternhaus i Gertrauensmänner⸗Ssizung ſtatt, wozu die Vert auensmänner zu pünkt⸗ lichen und nollzähligem E': ſcheinen eingeladen werden. 6 Der Vorſtoyn Olg Pferdedeg e e )J Aozugeben Fried richſtraße 115. 0 eee. Ulster l. in grosser 25 Sie preis we 5 1. für Tec. Jskob E. die Apfelwein 3 f 03.4* Der Por ſtand. Ineb d f ' act Ein neus Schlalzimmet, eiche 1 beſteh: 2 Betiſtellen mit Draht isch, 1 Schrank, 2 Nachttisch, ein Wale eit Spiegel, ein Wäſche. Schrank mer 18 prima Arbeit, ein ſchönes Sofa, nen 1 2 2tür. pol. 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