10 8 Abounementeprets: Monatlich 4.— 4 m hen 1 Jahrg 1 Durch die Poſt bezogen pro Quartal u, d.„Jahrg. 12.— Met ausſchl. Dgeelgen m dende . i mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. mi 8 ee die! bi! ſeleuu Tagesſchau. zul ei ig geſtrige Nachricht über ein Abkommen der unabh. S deme— 5 mit den Bolſchewiſten wird vom„Vorwärts“ 10 er n,: 3 gef der Konferenz in Boulogne iſt die Kohlenfrage er⸗ daß dtebandelt worden und ein Beſchluß geht darauf hin, lung ze. Ueberwachungskommiſſion auf unbedingte Erfül⸗ A dringen muß. nelder Straßburger Sondervertreter der„National⸗Ztg.“ et, daß aus verſchiedenen Ecken Lothringens immer 14 letter das„Los von Elſaß“ erſchallt. 5 die ſſe Neklamen 2.50 Mk. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Voſtſcheckkonto! Karlsruhe Nr. 19819. 0 Einflyßreiche Poli⸗ eunb gen die Trennung Lothringens vom Elſaß an. Der dathrd hierfür liegt vor allem darin, daß das Departement dem ingen nicht wie die übrigen verwaltet wird, ſondern Loth Weneralkommiſſariat in Straßburg untersteht. Die von auger verlangen, daß ihr Departement von Metz, bezw. Paris aus verwaltet wird. Die Konferenz in Boulogne. Sec. Paris, 29. Juli. Die Beſprechungen zwiſchen Lloyd Stunde und Millerand in Boulogne dauerten genau drei en und waren um 5.30 Uhr abends beendet. Der wurden keine offiziellen Mitteilungen gemacht. erklärte Millerand den Journaliſten, daß die Be⸗ ſch⸗punngen ſich um zwei Punkte gedreht haben, 1. die ruſ⸗ Lenkſch ache Frage und 2. die Vorſchußfrage hinſichtlich Geor chlands. Was die erſte Frage betrifft, ſo wird Lloyd der ge der Räteregierung mitteilen, daß der Vorſchlag Fondo nbernfung einer internationalen Konferenz nach iller zur Regelung der Oſtſragen auch die Zuſtimmung uf öftands gefunden habe. Die Räteregie ung mätzte aber eh eſer Konferenz in erſter Linie die polniſche Frage zur Bedimdlung bringen. Wenn die Moskauer Regierung die ellenzungen annimm. wird Millerand die Bedingungen dung die er für notwendig erachtet, um die Sowjetregie⸗ Auſicht anerkennen. Lloyd George hat ſich der franzöſiſchen ſchewit angeſchloſſen und alle Verhandlungen mit den Bol⸗ in diſten unterbrochen. Polen kann daher hoffen, nicht werden kten Verhandlungen mit den Ruſſen erdrückt zu. Ip fich wh Boulogne, 29. Juli. Lloyd George und die bri⸗ ord, elegierten ſind geſtern abend um 6.30 Uhr an eines Torpedobootes nach England abgereiſt. i Die Boulogne⸗ Konferenz. N getroll Baſel, 29. Juli. Millerand iſt in Boulogne ein⸗ ſter Hen. In ſeiner Begleitung befanden ſich Finauzmini⸗ ſterial arſal, Marſchall Foch, General Deſticker und Mini⸗ begal direktor Berthelot. Millerand und ſeine Begleiter dunggn ſich zum Hafen, um Lloyd George an der Lan⸗ tung brücke zu empfangen, der auch bald darauf in Beglei⸗ Verri es Miniſters des Auswärtigen, Lord Curzon, Sir Unl ugton, ferner Cavans, ſowie einer Reihe anderer Per⸗ ensteiten in Boulogne eintraf. Der„Temps“ vom hoſſen tag abend ſchreibt zur Konferenz von Bouloane: Wir aufrichtig, daß Frankreich nicht zwiſchen einer Poli⸗ wähllglands und einer Politik der Vereinigten Staaten zu haben wird. Wenn aber, mas wir nicht wünſchen, che Wahl erfolgen muß, dürfen wir die triftigen derade, die uns den Vereinigten Staaten nähern, nicht ußten Die Vereinigten Staaten ſind ſich ſo wie wir und z daß eine große Demokratie, wie die unſrige, ihre ſätze und Einrichtungen verleugnet, wenn ſie wegen ange gr. das dich materieller Vorteile mit einem Regime paltiert, Verneinieng jeder demokratiſchen Doktrin darſtellt. In gut informierten Kreiſen nimmt man an, daß die rom „Temps“ wiedergegebene Meinung die Abſicht Millerands in Boulogne wiederſpiegelt. g Wichtige Beſchlüſſe in Boulogne. T. U. Boulogne, 29. Juli. Auf Antrag Marſals wurde in Boulogne ein bedeutungsvoller Entſchluß gefaßt, der ſich auf die Anwendung der Beſtimmungen über die Koblen⸗ lieferungen Deutſchlands bezieht. Die Wiedergutmachungs⸗ kommiſſion wird damit beauftragt, die Durchführung dieſer Beſtimmung von Spa vollſtändig ſicherzuſtellen und zwar ſowohl die Ausführung der deutſchen Kohlenlieferungen als auch die von den Alliierten zu gewährenden Vorſchüſſe. Deutſchland hat am 1. September der Wiedergutmachungs⸗ kommiſſion Goldſcheine im Werte von 60 Millionen Mark zu übergeben, die am 1. Mai 1921 fällig ſind mit einem jährlichen Zins von 6 Prozent. Nach dem 1. September hat Deutſchland im Verhältnis ſeiner Kohlenlieferungen und der entſprechenden Vorſchüſſe der Alliierten gleiche Scheine zu übergeben. Die Vorſchüſſe werden ſich nach den Kohlenlieferungen richten. Die Wiedergutmachungskom⸗ miſſion kann, um ſich die notwendigen Mittel zu verſchaffen, dieſe Scheine veräußern oder ſie flüſſig machen mit oder ohne Indeſſement der intereſſierten alliierken Mächte. End⸗ lich kann die Wiedergutmachungskommiſſion, um die Höhe der zu gewährenden Vorſchüſſe raſcher beſtimmen zu kön⸗ nen, einen Preis von 40 Goldmark pro Tonne zugrunde⸗ legen vorbehaltlich einer nachträglichen Abrechnung. Auf dieſe Weilſe wird das franzößſche Schatzamt die gemäß dem Uebereinkommen von Spa in Wentſchland zu leiſtenden Vorſchüſſe durch eine einfache Bankdiskontoperation auf Waren ausrichten. In franseöſiſchen Kreiſen zeigt man ſich über dieſe Löſung, die dem Wunſch der franzöſiſchen VBer⸗ treter entſpricht, ſehr befriedigt. Die Pariſer Preſſe. T. U. Paris, 29. Juli. Die Blätter ſind ſehr ſchlecht auf die unerwartete Konferenz zwiſchen Millerand und Lloyd George zu ſprechen und warnen vor Uebereile. Sie ſehen ein, daß ſich Frankreich nicht abſeits halten kann, dringen aber andererſeits darauf, daß der Sowjetregierung Be⸗ dingungen geſtellt werden, u. a. Anerkennung der ruſſiſchen Schulden, ſowie nach demokratiſchem Prinzip auch das Volk zu Rate zu ziehen. Daß das ruſſiſche Oberkommando die polniſchen Parlamentäre erſt am 30. Juli erwartet, erweckt Mißtrauen. Polniſch⸗ruſſiſcher Kriegs ſchauplatz. Der polniſche Heeresbericht. Warſchau. 29. Juli. Heeresbericht vom 27. Juli. Die vierte feindliche Armee greift weiter heftig beiderſeits der Eiſenbahnlinie Bialiſtock an. Nach Einnahme von Sokolka wurden unſere Abteilungen gezwungen, die Linie des Sokol⸗ ka⸗Fluſſes aufzugeben. Gegenwärtig wird nördlich der Eiſenbahnſtation Ozarnavies gekämpft. Gleichzeitig dringt der Feind am Narew in der Gegend von Semienowka und der Stadt Nares, die weſtlich von Kruſchani iſt, ein. Der Feind hat die Zone unſerer Abteilungen durchbrochen und hat unſere Reſerven bei der Ortſchaft Bialy⸗Las an der Chauſſee Kruſch—Bjelſk angegriffen. Die Truppen des Oberſten Anders haben bei Kruſch nach ſehr heftigem Kampfe den Feind aus Dolga hinausgedrängt. Während des ganzen Tages griff der Feind unſere Stellung am Brückenkopf Boreſa—Kartuska und nördlich am Brücken⸗ kopf in der Gegend von Sielee an. Poſenſche Infanterie hat trotz der beträchtlichen Ueberlegenheit der feindlichen Infanterie und der Ermüdung durch mehrtägigen Kampf in verſchiedenen Gegenden nicht nur alle Angriffe des Fein⸗ des abgewehrt, ſondern auch in örtlichen Gegenanariffen dem Feinde beträchtliche Verluſte beigebracht. trächtlichen Artillerie tatkräftig unterſtützt. Bore und Kartuſchke brannten vollſtändig nieder. aufgegeben. das in voller Ordnung geräumt wurde. wieſen. lungen nicht ſtottaeſunden. *geroehend genommen batten, herausgedrängt. de gekämpft. No. 169 Der Angriff des Feindes murde durch ein orkanartiges Feuer ſeiner be⸗ Die Ortſchaften Im Zuſammenhang mi dieſen Kämpfen im Norden haben die Abteilungen unſerer polniſchen Truppen Pinſk An⸗ griſſe des Feindes bei der Ortſchaft Motel wurden abge⸗ Nördlich des Pripjet haben bedeutende Kampfhand⸗ In der Gegend von Brodn ſuchte die berittene bolſchemiſtiſche Armee, verſtärkt durch Infan⸗ lerie⸗Diyiſtonen, ihr Tätigkeitsfeld nach Norden und Süden neeudegnen. Südlich non Brody wurden die Bolſchewiſten durch Geoenengriffe aus dem Dorfe Mafdan, das ſie vor⸗ Am Ufer Sereth wurden am Unterlauf des Zbruetz erbittert Schlechte Stimmung der Meißruſſen gegen die Polen. Warſchau, 29. Juſi. Der Preſſeonsſchuß des Miniſteri⸗ ums des Aeußern teilt mit: Am 26. Juli kam bei der Ober⸗ der Okkupation und 1 worden ſei, es unmöglich ſei, ein früheres Datum als fen werden. 5 Weiteres Vordringen der Ruſſen. offenſiv vorzugehen. Folge zu leiſten. Es macht ſich geblich ein ſtarker Widerſtand und eine Kluft zwiſchen Regierung und der Armee bemerkbar, welch letztere vie von zariſtiſchen Offizieren befehligt wird. 8 Weiterer Rückzug der Polen. der Zalwa unter dem Druck der rück. Auch in der Gegend von ebenfalls weiter zurückgeſchoben. Der neue polniſche Oberbefehlshaber. T. U. Wien, 29. Juli. in der Verhandlung ſtand. Die erſten poimichen Band T U. Markgrabowa. Banden der polniſchen „„„é MK Armee, die, von den Ruſſen ſind nördlich von Sakalarzewo gef Fochſche Ratſchläge für die Polen. Paris, 29. Juli. durchſchlugen, woren. nicht den Willen des Siegers aufzwingen laſſen. ſten polniſchen Heeresleftung eine Depeſche aus Moskau an, nach der wegen der ſeindlichen Stimmung der weißruſſiſchen Bevölkerung gegen die Vertreter der polniſchen Regierung, die durch die Verfehlungen der polniſchen Truppen während während des Rückzuges veranlaßt den 30. Juli für die Ueberſchreitung der Front durch die volni⸗ ſchen Vertreter feſtzuſetzen. Sie werden nach der Uebernahme durch die Fronttruppen nach Baranowitſchi geleitet werden, wo ſie mit den Vertretern der Roten Armee zuſammentref⸗ T. u. Markgrabowa, 29. Juli.(N. B 3.) Nach ſoeben hier eingetroffenen Meldungen iſt die ruſſiſche Armee nicht ge⸗ neigt, dem Befehl der Moskauer Regierung, nicht weiter an⸗ der fach T. U. Kopenhagen, 29. Juli. Wie aus Warſchau gemeldet wird, ziehen ſich die Polen bei Sereszttezeko und weſtlich Roten Armee weiter zu⸗ Krzemienodewolcysk hahen die Polen ihre Front infolge der bolſchewiſtiſchen Angrifſe Für die polniſche Armee wurde als neuer Generalſtabschef General Kozowadowski ernannt. Der General ſtand in öſterreichiſchen Dienſten und komman⸗ dierte eine Diviſion der Armee Auffenberg. Er trat erſt als Unterhändler hervor, als die öſterreichiſch-polniſche Löſung den an der oſthrenziichen Greunzel erſten be⸗ drängt, ſich in Gruppen knapp bis zur oſtpreußiſchen 1 tet Pa Der Sonderberichterſtatter des„Ma⸗ tin“ in Boulogne hat mit Marſchall Joch geſtern über die Lage in Polen gesprochen. Foch ſagte, er ſei zuverſichtlich. Polen habe die Mittel, die Armee an einer beſtimmten Stelle feſtzuhalten. Er habe Polen den Rat gegeben, nicht aggreſ⸗ ſiv zu ſein, aber es müßte würdig bleiben und dürfe ſich J Weff en Bild trägſt du im Herzen? 19 Roman von Erich Ebenſtein. Fortsetzung.(Nachdruck verboten.) reicht dann— gerade als ſie die erſten Häuſer der Stadt noch en,— tat ſie etwas, das ihr eine Viertelſtunde zuvor 0 dun unmöglich erſchienen war: Sie blieb ſtehen, ſah a 88. ins Geſicht und ſagte heftig: lulche Nas ſoll das alles bedeuten, Felix? Ich ertrage eine ſteng Behandlung nicht länger! Ich habe ein Recht, wenig⸗ 0 enheit von dir zu fordern! Was hat dich ſo ver⸗ ekundenlang ſah er ſtumm auf ſie nieder, aber kein eines Geſichtes veränderte ſich. Dann antwortete er in demſelben kalten Ton wie früher:„Ich hoffe, „Sie wollen mich nicht ernſtlich zwingen, Dinge zu nen die für Sie und mich gleich peinlich ſein müßten. duge alls Lehne ich es ab, auf Auseinanderſetzungen ein⸗ 5 w, die heute keinen Zweck mehr hätten!“ irres ore Lampelius zitterte am ganzen Leib, während ein olz a ackern in ihren Blick trat. Dann aber richtete ſie ſich den u und ſagte bitter:„Alſo gerichtet, ohne gehört wor⸗ b int Ich danke Ihnen, Herr Rittmeiſter!“ Ihre Ihnen war trotzdem klar und deutlich. Nur h tte ich von (he Si woll zumindeſt erwarten dürfen, daß Sie prüfen— war ine verurteilen.“ Damit drehte ſie ihm den Rücken und urg Dunkel verſchwunden, ehe Breda ſich von ſeiner Be⸗ erholt hatte. ſtand lange und ſah ihr nach, obwohl er nur einen ber Hä aften Umriß von ihr ſehen konnte, der haſtig längs bruck 1 uſer hinglitt. Der ſtolze und zugleich ſo wehe Aus⸗ rt izrer Augen hatte ſich kief in ſein Inneres gegraben und 5 einen Schleier zerriſſen 15 32 let tauſend Worte nicht vermocht hätten, bewirkte dieſer 1 5 Blick: er richtete den Glauben an die Reinheit ihrer Nei ihm wieder auf. An, es konnte nicht ſein, wie man ihn hatte glauben bebt allen! Alles mußte anders zuſammenhängen!— 6 In das behagliche Einerlei des Alltags fielen gleich Alarm⸗ ſchüſſen Kriegserklärung um Kriegserklärung. Im Oſten und Weſten war die Fackel des Krieges entzündet worden und warf ihren blutigroten Schein weithin über die geſegneten Fluren des Vaterlandes. blickte beklommen hinab auf den weiren Kiesplatz vor dem herzoglichen Reſidenzſchloß, wo dichtgedrängt Bataillon an Bataillon gereiht ſtand. marſchmäßig ausgerüſtet. Front ab, während die Regimentskapelle das„Deutſchland, Deutſchland über alles“ ſpielte. Truppen, der Herzog hielt eine Anſprache. Hurrageſchrei erſchütterte für einen Augenblick die Luft, dann marſchierten ſie ab, ernſt, 5 Zu Sieg oder Tod, wie es das Schickſal dem einzelnen be⸗ ſtimmt haben mochte a noch konnte es Magelone nicht faſſen. Wechſel zwiſchen den ſtillen Tagen auf f VIII. s Ueber Nacht gleichſam hatte die Welt ſich verwandelt. Magelone ſtand am Fenſter ihres Wohnzimmers und Alle in feldgrauen Uniformen, alle Der Herzog, begleitete von den Generalen, ſchritt die Der Feldbiſchof ſegnete die Brauſendes aber mit leuchtenden Augen. Seit Tagen wiederholte ſich dies Schauſpiel, und immer Zu jäh war der Hirſchenau und dem führen darf! Mögen andere, die dazu mehr Befähigung haben, über den Karten ſitzen und Pläne ausklügeln,“ war ſeine beſtändige Antwort auf die Vorſtellungen des Herzogs. Und er hatte ſeinen Willen durchgeſetzt. Trotzdem ge⸗ rade in dieſen Tagen der kleine Erbprinz draußen in Haller⸗ ſtein von neuem ſchwer erkrankt war und Heſſolda ihn, alle Zerwürfniſſe vergeſſend, beſchwor, ſeinen Entſchluß doch wenigſtens aufzuſchieben, bis das Kind außer Gefahr ſei. Kühl, faſt ungeduldig, hatte er ſie abgewieſen. Weib und Kind— wer durfte jetzt daran denken, wo ringsum dem deutſchen Reich Feind um Feind erſtand? Wenn einer ſeiner Soldaten ihm damit gekommen wäre, er hätte ihn vor ein Kriegsgericht geſtellt. 5 Magelone, die an dieſem Tag nach Hallerſtein gekommen war, um Heſſolda zu beſuchen und ſo Zeugin der Szene wurde, konnte nicht umhin, ihren Schwager zu bewundern. Wie ein antiker Held kam er ihr vor. Sie begriff, daß das Volk ihm, der früher wenig beliebt geweſen, nun allenthalben zu⸗ jubelte, daß ſeine Soldaten für ihn durchs Feuer gingen. Aber ſie begriff auch, als ſie danach in Heſſoldas tod⸗ trauriges, blaſſes Geſicht ſah, daß während dieſer Minuten etwas in der Erbprinzeſſin geſtorben war, das nie wieder le⸗ bendig werden konnte. ü Leben jetzt in der Reſidenz hier, das einem aufgeſtörten Bienenſchwarm glich. Was hatte ſich in den Tagen, ſeit ſie hier war, nicht alles ereignet! Zuerſt die Aufregung über den unerwarteten Entſchluß des Erbprinzen, der durchaus da⸗ rauf beſtand, kein Kommando im Generalſtab zu übernehmen, ſondern mit den Truppen ins Feld zu ziehen. Umſonſt, daß der Herzog ſich bemühte, ihm klar zu machen, welche Verpflichtungen ſeine Stellung ihm aufer⸗ abreiſte, traf die arme Heſſolda ein zweiter Schlag. v. Seilern, der bisher die Behandlung ihres Kindes geleitet hatte, teilte ihr ſchonend mit, daß er in Anbetracht der Ver⸗ hältniſſe gezwungen ſei, in die Heimat zurückzukehren, um dort ſeiner Geſtellungspflicht nachzukommen. a Gerade an dem Tag, da der Erbprinz dann ins Feld Dr. Zwar hatte der Herzog, der ſeiner Schwiegertochter gern lege, wie koſtbar ſein Leben für das Land ſei und daß er auch in dem ihm beſtimmten Wirkungskreis ſeiner Pflicht gegen das Reich voll und ganz genügen könne. „Ich bin Soldat durch und durch und fühle, daß ich gefällig ſein wollte und ſelbſt überzeugt war, daß ſein Enkel⸗ kind keinen beſſeren Händen anvertraut werden könnte, ſo⸗ fort verſprochen, Schritte bei der Nachbarregierung zu tun, um für Dr. von Seilern einen Urlaub zu erwirken. Aber das ging natürlich nicht im Handumdrehen, und ſo mußte von ihn noch! Hatte nie aufgehört, ihn zu lieben... nur als ſolcher etwas Tüchtiges leiſten kann! Der Geiſt unſerer Armee iſt mein Werk; ich habe es mir in jahrelanger Arbeit wohl verdient, daß ich ſie nun auch ſelbſt zum Sieg! Seilern fürs erſte doch der Mobiliſierungsorder Folge leiſten. „ Gortſetzung folgt.) Die Engländer laden Munition für Polen aus. W. T. B. Danzig, 28. Juli. Geſtern Nachmittag hat ein Kommando engliſcher Soldaten mit der Ausladung des für Polen beſtimmten Munitionsdampfers„Triton“ begonnen. Bei einer Beſprechung des Generals Mayking mit den Vertretern des Transportarbeiterverbandes wies der Ge⸗ neral darauf bin. daß es nicht ausgeſchloſſen ſein würde, — künftig engliſche Arbeiter nach Danzig holen W.. Zur Lage im Oſten. Tl. London. 29. Juli. Der Sonderberichterſtatter des Daily Telegraph“ meldet aus Warſchau: Gegen die Polen haben die Ruſſen 36 Diviſionen mit Kavallerie im Felde. Außerdem ſteht ihnen eine große Reſerve zur Verfügung, aus der ſie etwaige Verluſte ſofort wieder gutmachen kön⸗ nen. Die Polen dagegen haben keine Munition mehr. Die Armee iſt geſchwächt durch die andauernden Strapazen und hat den Vormarſch nach Warſchau nicht mehr aufhalten kön⸗ nen. In acht Tagen ſind die Ruſſen vorausſichtlich in War⸗ ſchau. i Der Termin. Warſchau. 29. Juli. Die Preſſeabteilung des Miniſte⸗ riums des Acußeren iſt beauftragt, mitzuteilen, daß die Un⸗ terſtellung, als ob die polniſche Oberſte Heeresleitung den 30. Juli als Datum des Zuſammentritts beſtimmt habe, er⸗ funden ſei. Polniſcherſeits ſei überhaupt kein feſter Termin feſtgeſetzt worden. Kundgebung für Sowjet⸗Rußland in Prag. W. T. B. Prag, 27. Juli. Geſtern fand hier eine große Kundgebung der ſozialiſtiſchen Arbeiterſchaft ſtatt gegen die kriegeriſchen Abſichten Englands und für den Frieden mit Sowjet⸗Rußland. In einer von der Verſammlung enge⸗ nommenen Entſchließung wird die Regiernug kategoriſch aufgefordert, ohne Rückſicht auf die Entente mit der ruſſi⸗ ſchen proletariſchen Regierung in freundſchaftliches Ver⸗ hältnis zu treten. Zugleich wird erklärt, daß ſich das Pro⸗ letariat der ſchärfſten Mittel bedienen werde, um jede Un⸗ terſtützung eines kriegeriſchen Einfalles zu verhindern. Deutſcher Reichstag. a... Berlin. 28. Juli. Haus und Tribüne ſind heute ſchwächer beſetzt. Die Beſprechung der Ergebniſſe der Verhandlungen in Spa wird fortgeſetzt. 9 5 Abg. Streſemann(D. Vp.): Von einem Erfolg in Spa kann nicht geſprochen werden angeſichts der ſchweren Laſten, die uns auferlegt worden ſind. Bedauerlich iſt, daß die Friedensbedingungen immer noch nicht allgemein be⸗ kannt ſind. Verlangt muß werden die Veröffentlichung unſerer Gegenliſte. Wenn wir in Spa nicht genügend vor⸗ bereitet eintraten, ſo trifft allein die Schuld die Vorgüngerin Jer fetzigen Regierung. In Genf ſollten wir ſelbſt mit Vorſchlägen kommen können. Nach Anſicht aller Parteien iſt der Friede von Verſailles unerfüllbar. Er ſteht mit der Lanſing⸗Note und dem Wilſon⸗Programm nicht in Ein⸗ klang. Es iſt unſere Pflicht, auf dieſe Unerfüllbarkeit hin⸗ zuweiſen. Wenn Lloyd George Beſorgnis wegen des Be⸗ ſtehens der Regierung hegt, ſo darf er nicht das Inſtrument (Reichswehr) der Regierung aus der Hand ſchlagen, das ſie ſtützt. Herr Stinnes verdient Dank mit ſeinem Auftreten. Stinnes ſah die Atmoſphäre für ein wirtſchaftliches Zu⸗ ſammengehen mit Frankreich als noch nicht genügend ge⸗ klärt an. Dieſe Anſicht wird von allen wahren Freunden einer deutſch⸗franzöſiſchen Annäherung gebilligt. Im übri⸗ gen hat die Großinduſtrie im Beſten ſelbſt entſchieden, ſich gemeinſam mit der Arbeiterſchaft gegen jede Lockerung der Beziehungen zum Reich auszuſprechen. In der Drohung der Beſetzung des Ruhrgebietes ſehen wir keinen bloßen Bluff. Die Kohlenfrage hängt allein von Oberſchleſien ab. Deutſch⸗ land ohne Oberſchleſien kann den Vertrag von Verſaäilles nicht erfüllen. Ich finde indeſſen, daß unſer Transvport⸗ weſen den Anforderungen nicht gewachſen ſein wird. Des⸗ halb müſſen die Lebensmittel für die Bergarbeiter auch den Transportarbeitern und ſpeziell den Eiſenbahnern zugute kommen. Wenn ſich einige Delegierte bezüglich Schleſiens auf das Wort der Gegner verlaſſen haben, ſo dürfte man ihnen deshalb nicht den Vorwurf mangelnder nationaler Würde machen. Den Miniſter des Auswärtigen bitte ich, bei ſeinen Reden nicht nur an die Psychologie des Auslan⸗ des zu denken. Ich bedauere, daß geſtern nicht einfach er⸗ klärt wurde, der Krieg iſt durch die Mitwirkung aller Völ⸗ ker hervorgerufen worden. Der preußiſche Militarismus hat keine arößere Schuld als derjenige anderer Nationen. In der Fahnenfrage iſt doch etwas zu viel entſchuldigt wor⸗ den, etwas weniger in dieſer Richtung wäre beſſer geweſen. Zur Verſtändigung zwiſchen uns und Frankreich muß die einſeitige Begünſtiguna Polens zum Nachteile Deutſchlands aufhören. Auch der franzöſiſche Geſandte in München gehört hierher. Aber über allem ſteht die Angſt vor Preußen, das jetzt genau ſo demokratiſch iſt, wie alle übrigen deutſchen Staaten. In Süddeutſchland möge man nicht vergeſſen, was man dieſem Preußen ſchuldia iſt. Was die rote Brücke an⸗ geht, welche der Bolſchewismus üher Polen ſchlagen wird, ſo ben ich der Anſicht, daß der Bolſchewismus nichts weiter iſt ats ein verkannter Imperialismus. Er will ſich über einen größeren Länderkomplex ausdehnen, um ſeine Lebens⸗ kraft zu beweiſen. Wenn Herr Breitſcheid ſo energiſch für Rußland eintritt, ſo hat er das Recht verwirkt, über natio⸗ nale Begeiſterung Andersdenkender ſich zu entrüſten.(Zu⸗ ſtimmung, Proteſt, großer Lärm.) Ueber Leiſtungen des Bolſchewismus iſt mir nicht bekannt geworden. Aus bol⸗ ſchewiſtiſchen Zeitungen geht hervor, daß nur Armut und Hunger herrſchen. Wir wollen die ruſſiſche Staatsmacht an⸗ erkennen, werden uns aber gegen ihre Propaganda aufleh⸗ nen. Wenn ich auch in einzelnen Punkten nicht mit Miniſter Dr. Simons übereinſtimme, ſo beſitzt er doch im großen und ganzen mein Vertrauen und meine Partei wird die Regie⸗ rung nach wie vor unterſtützen. Haußmann(Dem.]: Wenn die gezwungene Herab⸗ ſetzung der Reichswehr nicht den nötigen Proteſt erregt, ſo lieg das darin, daß zahlreiche Vorkommniſſe der letzten Zeit Anlaß gegeben haben, im Auslande Mißtrauen zu erwecken und im Inlande Aerger und ſchwere Bußen zu veranlaſſen. In einer Veröffentlichung der Transportarbeiterzeitung werden die Kohlenbedürfniſſe Frankreichs ganz anders an⸗ gegeben, ſo daß Frankreich ſchon jetzt 65 Prozent ſeines Ve⸗ dürfniſſes gedeckt hat, Deutſchland nur 48 Prozent Alles in allem verſtehe ich die Stellungnahme der Delegation in Spa. Wegen der Unterzeichnung kann ihr kein Vorwurf gemacht werden. Durchaus einverſtanden und bedauere es, daß die Rechte dieſen Fachminiſter in dieſer Form angriff. Seine Ausführungen waren wahr und zuverläſſig. Die in Spa gefundenen An⸗ knüpſungspunkte zur Entente müſſen weiter benutzt werden. In dem franzöſiſchen Geſandten in München erblicke ich keine Gefahr für Deutſchland, denn Bayern wird ſchon rechtzeitig ſagen:„Führe uns nicht in Verſuchung!“ Die Neutralitäts⸗ erklärung iſt zu billigen. Wenn der Abg. Hvetſch geſtern Rußlands Zukunft in der Demokratie geſehen hat, ſo ſtimme ich dem zu und nehme dasſelbe für Deutſchland in Anſpruch. „Aba. Boehm(D. By.) auf der Trihüne ſchwer verſtänd⸗ lich: Der Außenminiſter hat ſich in Spa recht geſchickt be⸗ nommen. Trotz aller Courtoiſie war in Spa nicht mehr zu erreichen. Ich gebe gerne zu, daß die Zugeſtändniſſe in Spa das Maß deſſen überſchreiten, was wir leiſten können. Speziell Bayern wird unter dem Kohlenabkommen ſehr In der Angelegenheit des franzöſiſchen zu leiden haben. Geſandten hat ſich die baneriſche Pegieryng korrekt henom⸗ men und dem Reichsgedanken Treue erwieſen. riſche Einwohnerwehr trägt abf Charakter. 5 Die baye⸗ * 6 Mit dem Miniſter Dr. Simons bin ich olut keinen militäriſchen bolſchewiſtiſchen Armee gegen das imperlaliſti ſche Polen und ruft allen Kommmniſten und Sozialiſten der Welt zu, zu ege der Weltrevolution beizutragen und den Kapi⸗ talismus und den Imperialismus zu ſtürzen. Abg. Müller⸗Franken(Soz.) verteidigt ſeine Regierung gegen die im Laufe der Debatte laut gewordenen Vorwürfe. Streſemann habe von der demokratiſchen Frage geſprochen. Das Ausland merke nur noch nicht viel davon, wohl aber noch immer von der lebendigen großpreußiſchen Schnauze. (Unruhe rechts.) Redner wendet ſich dann gegen die Unab⸗ hängigen. Die optimiftfſche Auffaſſung des Miniſters Dr. i 8 tber die Zuſt in Rußland könne er nicht tei⸗ ine Fraktjo e dem Mehrheitsantrage zuſtim⸗ men im Sinne der 5 eiführung der allgemeinen Mit⸗ arbeit. Auf die Weltrevolution könne der deutſche Arbeiter nicht warten. Inzwiſchen werde er verhungern. Abg. Toni Sender(U.S.): Der Weg zum Erfolg meiner Partei geht über die Entwaffnung des deutſchen Imperia⸗ lismus. Die Zukunft gehört der Arbeiterſchaft. Alle kapi⸗ taliſtiſchen Experimente und Verſuche, der Welt aufzuhel⸗ fen, haben keinen Zweck, ebenſo wenig der Völkerbund. Das Gerede von Deutſchlands Versklavung ſei nur ein Gerede. Sie verlangt die Sozialiſierung des Kohlengebietes, damit die Arbeiter die Gewißheit haben, daß ſie nicht privatkapita⸗ liſtiſchen Intereſſen dienen. Sie ſchließt mit einer Begrü⸗ ßungsrede an den Bolſchewismus. 5 Abg. Hergt(D. N.) wendet ſich gegen die Verwahrung des Reichskanzlers wegen des Vorwurfs der Verletzung der nationalen Würde und der Ermangelung der erforder⸗ lichen Feſtigkeit. Auch ſeine Partei ſei ſich des ganzen Ern⸗ ſtes der Situation bewußt geweſen; aber die Delegation ſei gewiſſermaßen kochend nach Spa gegangen und habe ſich raſch abgekühlt. Mau hat eben nur unter dem Eindruck der Bajonette gehandelt. Aber warum ſei man auf dieſe Ge⸗ fahr des Einmarſches nicht vorbereitet geweſen? Wenig⸗ ſtens die Miniſter aus dem alten Kabinett mußten es wiſ⸗ ſen.(Proteſte und großer Lärm.) Aber wurde nicht unter⸗ zeichnet, ſo lag im Falle des Einmarſches ein Rechtsbruch vor, der uns in den Augen der Welt zugute gekommen wäre. Jedenfalls ſei die Unterzeichnung keine nationale Tat geweſen, und nur eine ſolche werde in der Folge wieder die erforderliche Begeiſterung wecken können. Von einem Mißtrauen gegen die Regierung könne keine Rede ſein, denn nach außen hin müßten die Deutſchen alle einig ſein, aber die Hoffnungsloſigkeit des Reichskanzlers könne er und ſeine Partei nicht teilen. Genf und die Löſung der Oſtfra⸗ gen ſtänden noch bevor, daher müßten wir der Regierung heute den Rücken decken. Vizekanzler Dr. Heinze: Unſere Aufgabe iſt es geweſen, den Einmarſch zu verhindern. Unſer Volk liegt ſchwer darnieder. Dieſes Volk zum nationalen Widerſtand aufzu⸗ rufen, hätte die Regierung nicht verantworten können und wird es auch in Zukunft nicht tun. Miniſter Dr. Simons: Der Abg. Hergt hat uns nicht den Rücken gedeckt, er iſt uns in den Rücken gefallen. Wir haben die Verſchlechterung der Friedensbedingugnen nicht angenommen, ſondern wir haben dagegen angekämpft. Ge⸗ genüber den Abgeordneten Streſemann und Müller⸗Fran⸗ ken ſtellt der Miniſter ſeine Ausführungen über den Bolſche⸗ wismus richtig. Auch aus der Aſche würden neue Halme aufſprießen. Gegenüber der Entente ſtehe ich auf dem Standpunkt: wir müſſen uns bemühen, den Forderungen nachzukommen. Rußland gegenüber müſſen wir die Ver⸗ hältniſſe nehmen, wie ſie ſind. Abg. v. Schoch(D. V. P.) ſpricht ſeine Freude über die verfaſſungsmäßige Haltung der bayeriſchen Regierung in der geſamten Frage aus. Wenn England und Italien dem Beiſpiel Frankreichs folgen ſollten, ſo würde er ſich freuen, wenn die Geſandten die Münchener Kunſtſtätten und das Hofbräuhaus beſuchen(Heiterkeit); ſollten ſie ſich aber in die Politik miſchen, ſo ſei er überzeugt, daß der geſunde bayeriſche Menſchenverſtand ihnen bald begreiflich machen werde, ſie ſeien nur läſtige Ausländer. Der Antrag der Deutſchnationalen, der der Regierung das Bedauern über ihre Unterzeichnung ausſpricht, wird abgelehnt. Der Antrag der Mehrheitsparteien, der die Gründe der Regierung zu ihrem Verhalten in Spa billigt, wird gegen die Deutſchnationalen und Unabhängigen ange⸗ nommen. Außerdem haben die Unabhängigen einen Antrag auf ſofortige Sozialiſierung der Kohlenbetriebe eingebracht. Miniſter Dr. Simons findet den Antrag, ſo ſympathiſch er der Regierung ſei, zurzeit für undurchführbar, da er in die Abmachungen der Entente ſtörend eingreifen könne. Abg. Ledebour(U. S.) meint, das ſei nicht zu befürchten. Der Antrag wird abgelehnt. Interpellation der Mehrheit wegen Abtretung des Weichſel⸗ üufer⸗Streiſens. Abg. Fleiſcher(Ztr.) begründet die Interpellation und erklärt, nach den ihm zuteil gewordenen Informationen aus Paris habe die Entente die in Frage kommenden fünf Dörfer bereits den Polen zugeſprochen.(Alge neiner Prv⸗ teſt.) Das ſei eine Verletzung der Verträge und ein Grund, die Reviſion des geſamten Friedensvertrages zu verlangen. Oſtpreußen ſei der Zutritt zur Weichſel im Friedensover⸗ trage zugeſichert. Hier werde eine Kette unaufhörlicher Konflikte geſchaffen. Er erwartet ſchärfſten Proteſt in Pa⸗ ris. Die Entente dürſe ihren eigenen Frieden nicht ſabo⸗ tieren.(Bravo! auch auf den Tribünen.) Miniſter Dr. Simons: Es gibt nur eine Löſung, nämlich die Zuteilung des geſam en Gebietes an das Deutſche Reich. Trotzdem hat der Oberſte Rat die 50⸗Kilometer⸗Zyne und die fünf Orte als einen gewiſſen Brückenkopf Polen zuge⸗ ſprochen. Der Beſchluß verſtößt gegen das Völkerrecht. Das Auswärtige Amt hat alles nur Mögliche getan, um dieſe Vergewaltigung hintanzuhalten. Er erhebe ſchon jetzt Pro⸗ teſt gegen dieſe Verletzung des Völkerrechtes. Im übrigen werde die Behandlung der Polen auf unſerem Gebiet genau der entſprechen, welche unſere Landsleute auf polniſchem Gebiet erfahren würden. ö Abg. Schulze⸗Bromberg(N. N.) bedauert, daß man erſt in ſo ſpäter Stunde zum erforderlichen Proteſt gegen dieſe neue Vergewaltigung komme.„Hände weg von der Weich⸗ ſel!“ müſſe die Loſung ſein. Die Regierung müſſe hier ein⸗ i der Entente klar machen:„Hier gibt es kein iktat.. Abg. Pohlmann(Dem.) gibt ebenfalls ein Treugelöbnis Weſtpreußens zum Reich ab. Er bedauert, daß das Selbſt⸗ beſtimmungs recht nicht geachtet werden ſolle und bittet, daß das Hohe Haus in dieſem Falle wenigſtens Einmütigkeit bekunde. N Abg. Everling(D. V. P.) erwartet, daß jeder Deutſche für den deutſchen Oſten eintritt. Es gäbe ein altes Naturgeſetz, das lautet:„Irret Euch nicht, Gott läßt ſich nicht ſpotten.“ Abg. Ledebour(U. S.) ſchließt ſich dem Proteſt ebenfalls an. Ein Proteſt fei freilich nötig, aber nicht Gewalt. Wun⸗ dern aber könne man ſich eigentlich nicht, denn die Kappiſten, die Nährväter des Unfriedens im Oſten, ernteten jetzt, was ſie früher geſät hätten. Abg. Schulze⸗Weſtpreußen(Soz.) hofft, daß ſich die Nach⸗ richt aus Paris nicht bewahrheiten würde. Sollte ſie aber wahr ſein, ſo wäre das einfach ungeheuerlich. f Damit wird die Beſprechung der Interpellation geſchloſ⸗ en. 0 i 1 Morgen nachmittag 1 Uhr: Zweite Beratung des Ent⸗ wurfs über die Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit und zweite Leſung des Reichsnotetats.— Schluß ½9 Uhr. abends.. 1 Einverſtändnis mit dem Reichsrat die Zahl der von der Das Mißtrauensvotum der Deutſchnalionalen. 2 Berlin, 29. Juli. Die Fraktion der Deutſchnatſon 3 Volkspartei hat folgenden Antrag eingebracht: d „Der Reichstag wolle beſchließen: e Der Reichstag ſpricht ſein Bedauern darüber aus, er die Vertreter der Reichsregierung entgegen den von i le vor ihrer Abreiſe gegebenen Zuſicherungen in Spa u Unterſchrift unter Abmachungen geſetzt haben, die unn, führbar ſind und an deren Durchführbarkeit ſie nach i die Erklärungen ſtarke Zweifel hegten, daß ſie ferner ihre die terſchrift zu Abmachungen gegeben haben, die eine wein in Einſchränkung der deutſchen Selbſtbeſtimmung durch frei ma. Kommiſſionen und Kontrollen zur Folge haben.“ 4% näh Demgegenüber haben die Sozialdemokraten, das alle trum, die Deutſche Volkspartei und die Demokraten mir Reichstag folgenden Antrag eingebracht: N Wi „Der Reichstag würdigt die Gründe, aus denen 8 Reichsregierung die Abmachungen von Spa unter zeic er und erwartet von allen Beteiligten ohne Unterſchied, 0 Fre ſie alles, was in ihren Kräften ſteht, rückhaltslos tun ern die Reichsregierung bei der Erfüllung der übernomm laſſ Verpflichtungen zu unterſtützen.“ a nic 8—— zur E 1 Das Geſchäftsgebahren der 1 Kriegsgeſellſchaften. Die Der Hanſa⸗Bund ſchreibt uns: End Vergeblich wird ſich mancher die Frage vorgelegt hal der welchem tatſächlichen Zweck die Krlegsgeſellſchaften. noch zu dienen haben. In der Oeffentlichkeit iſt immer i ſich der auf dieſes, das Wirtſchaftsleben und insbeſondere 0 tuel Wiederaufbau unſerer Volkswirtſchaft ſtörende Element! ei gewieſen worden; es wurde den Kriegsgeſellſchaften Ni kauſmänniſche Handlungsweiſe und unwirtſchaftliches baren in reicher Fülle nachgewieſen. Die Zweckwid rich ber! ihrer Maßnahmen verſpürten Handel, Gewerbe und Ju abe, ſtrie an allen Ecken und Kanten, ohne daß ſich die Regiel bur hätte bereitfinden laſſen, etwas gegen dieſe ſcheinbar ge 1 ligten Inſtitutionen zu unternehmen. Endlich, dem Du der Oeffentlichkeit nachgebend, hatte ſich die Regierung Su Oerbſt vergangenen Jahres dazu verſtehen müſſen, Da Denkſchrift zu veröffentlichen, die Aus kunft gibt, über bn bei den Kriegsgeſellſchaften gezahlten Gehälter. Es iſt u r zuviel geſagt, wenn man allein die Ergebniſſe dieſer d ſchrift als eine einzige Ungeheuerlichkeit der Geldverſchi ſam dung bezeichnet. Es iſt ein ſauſendes Bergab, auf den unſer Wirtſchaftsleben befindet, eine langſame kunſtgere Erdroſſelung gegen die ſich aller Fleiß kaufmänniſcher“ gewerblicher Schichten des Volkes vergeblich zur ſetzen wird, ſolange ſie nicht Breſche gelegt haben in einengenden und umſchnürenden Ringmauern unſt Wirtſchaft. der Was faul iſt, muß hinweg ohne Zögern und Erbarn Gerade in letzter Zeit wurde die Oeffentlichkeit wieder den durch Prozeſſe und Verurteilungen von früheren Ange den ten von Kriegsgeſellſchaften auf ein wohlorganiſiertes dur, ruptionsſyſtem aufmerkſam gemacht. Unwiderſprochene b ſtellungen von geradezu fabelhaften Dividendengewin ant und Verteuerungen der zwangsbewirtſchafteten Probi gele durch das Geſchäftstreiben der Kriegsgeſellſchaften ſetzen and mer wieder die Oeffentlichkeit in Aufregung. Der Ruf 0 Sparſamkeit erſchallt laut und eindringlich von ami l ö und nicht amtlichen Stellen, aber es fehlt die ener ale Hand, die dem Rufe die Tat folgen läßt. Davon haben gere Kriegsgeſellſchaften ſeit ihrem Beſtehen zu profitieren“ J wust. Die angebliche Rückſicht auf den Kriegszweck hat a ei nach Rückkehr normaler Verhältniſſe das Geſchäftsge ne ren der Kriegsgeſellſchaſten ins dunkle zu hüllen gewußt 8 Im April vorigen Jahres wurde vom Hanſa⸗Bund, Unt die Nationtlverſammlung das Erſuchen gerichtet, auf held Wege der Geſetzgebung anzuordnen, daß die Kriegsg war. ſchaften und verwandten Organiſationen Bilanzen und Sir ſchäftsberichte in den erſten drei Monaten eines jeden Sch ſchäftsjahres zu veröffenltichen haben. Bro Während ſouſt die Geſetzgebungsmaſchine heute in land haſtetem Tempo läuft, dauerte es wochenlang, bis Ruß die amtlichen Stellen in Uebereinſtimmung mit den A hei ſchen des Hanſa⸗Bundes auf Veranlaſſung des Reichs f 00 daran gingen, einen Ausſchuß zur Ueberwachung des 0 ſchäftsgebarens der Kriegsgeſellſchaften zu bilden. In Jau Ans ſchuß ſollten auch Mitglieder der Nationalverſammi Geb, vertreten ſein. 90 Cho! Es bedurfte im Frühjahr dieſes Jahres einer beſo Leid ren Interpellation, um die Regierung zu veranlaſſen, gehe 5 tionalverſammlung zu ſtellenden Mitglieder eines g ſuchungsausſchuſſes auf 21 feſtzuſetzen. Der volle Außſehg ſchlh ſollte ſich aus 7 Mitgliedern der Reichsregierung, 14 Ne Kren rungsvertretern und 21 Mitgliedern der Nationalverſaß lung zuſammen ſetzen. 5 a un Die Nationalverſammlung iſt anseinandergegangen, 1 daß ſich der Ausſchuß gebildet har. Nunmehr hat uh Wi Hanſabund veranlaßt geſehen, an den Reichstag das 31 ſuchen zu richten, ſofort die Bildung und den Zuſamm or tritt eines Unterſuchungsausſchuſſes zur Prüſung deze 0 ſchäftsgebahrens der Kriegsgeſell ten uſw. einzuleiten Die ſüddeutſchen Negierunge ban gegen die Zwangswirtſchaft Der Ruf nach Aufhebung der Zwangswirtſchaft. 55 vor allem der ausbeutenden und preisverteuernden Kriſ fell geſellſchaften wird immer lauter. Es wäre ſchle 7 und unverſtändlich, daß dieſe Geſellſchaften immer noch Unweſen treiben können, wenn eben nicht die darin den zenden Herren einen gar ſo großen Einfluß beſai Sie beziehen mit dem zahlloſen Heer der faſt beſcheh darg gungslos Angeſtellten ihre fetten Pfründen weiter und ſu und en ſich ihres Daſeins, befriedigt, daß es ihnen vergönnt dug das ganze wirtſchaftliche Getriebe vom Rohſtoff an die gewerbliche oder induſtrielle Verarbeitung und Den teilung durch den Handel bis zum unmittelbaren Nam brauch unter ihre Kontrolle zu bringen. Was daß deutet, hat man ſcheints bisher noch nicht recht bebe i man wird es aber noch erfahren, wenn das Wirtſchal leben einmal wieder in geſetzmäßigere Bahnen kommt blaß dann Tauſende von kleineren oder mittleren Geſchl wan leuten auf der Strecke bleiben. beide „Item, es kann und darf nicht ſo weitergehen. ef ſüddeutſchen Staaten haben ſich nun zune Tg zuſammengeſchloſſen, um die Frage der Z wan ih send bewirtſchaftung gemeinſam zu regeln. 1 0 24. Juli traten die Ernährungs⸗ und Landi m ſchaftsminiſter von Bayern, Württembe egi Baden und Heſſen in Würzburg zu einer Beraln 0 unter dem Vorſitz des bayeriſchen Landwirtſchaftsm icher ſters Wutzlhofer zuſammen. Zunächſt wurde aer einbart, daß bei allen Schritten in den Ernährunſ dert und Zwangswirtſchaftsfragen künftig Bayern die A nm rung übernehmen ſolle. Nach fünfſtündiger Beratun ir C 2 a U verlangen die ſoforklge uſhebung der Zwangsbewirtſchaftung für Eier, Oelfrüchte, „Kleinvieh, Tabak, Flachs und Hanf. Die Aufhebung Zwangsbewirtſchaftung ſoll bei der Kartoffel erſt am 15. aptember beginnen. Die Zwangsbewirtf aſtung ſoll aufre 15 on if leu alten bleiben bei Brotgetreide, Milch, Butter, Käſe, Ko Spa und Brennholz, Zucker, Kleie und elaſſe, bei Bauſtoffen p ähnlichen kechniſchen Artiteln des täglichen Bedarfs. I„Die ſüddeutſchen Staaten waren ſich bei der Faſſung diese, Beſchluſſes klar, daß ſie ihn mit allem Nachdru u erlin vertreten müſſen. Zu dieſem Zwecke einigte 8 ſich weiter dahin, daß ſämtliche ſüddeutſchen Er⸗ das 9 allrugge. bzw. Landwirtſchaftsminiſter gemeinſam in den raten] minttächſten Tagen in Berlin beim Reichsernährungs⸗ Wuiſter vorſtellig werden und dieſem den Beſchluß der enen] der urger Miniſterkonferenz zu unterbreiten haben mit ede Frabeſtimmten Erklärung, daß Süddeutſchland in dieſer chan mage eine geſchloſſene Einheitsfront bildet. Der Reichs⸗ lahährungsminiſter ſoll darüber nicht im Zweifel „ 6 ge⸗ f aſſen werden, daß, wenn er dem Würzburger Beſchluß 1 bur zuſtimmt, die ſüddeutſchen Staaten die in Würz⸗ baſt nach eingehenden Beratungen gefundene Einheits⸗ in 5 zur Richtſchnur ſelbſtän digen Vorgehens Die hy Frage der Zwangsbewirtſchaftung machen werden. 9 End Würzburger Miniſterkonferenz ſtellt demnach in ihrem der Zhebnis eine Art Ultimatum in der Frage WII Zwangsbewirtſchaftung Berlin gegenüber dar. In 0 deurg haben die Vertreter der ſüddeutſchen Staaten ul bin ausgeſprochen, daß z. B. bei Kartoffeln even⸗ eine bei beſonders ungut verſorgten Induſtrieplätzen n gewiſſe Umlagepflicht weiterverlangt werden kann. 0 bern ttemberg hat bei der Fleiſchbewirtſchaftung bei Käl⸗ abe einen gewiſſen Vorbehalt gemacht, im allgemeinen ud ſind die Richtlinien klar und deutlich in dem Würz⸗ 90 7 Beſchluß gezogen, der noch dadurch eine weſenk⸗ Siddunterſtreichung bedeutet, als dieſer Zuſammenſchluß da utſchlands zu einer Ernährungseinheitsfront von 5 Are er ſein ſoll. Man einigte ſich nämlich in Würz⸗ chez auch dahin, daß zwangsläufig alle vier Wo⸗ 5 9 5 die ſüddeutſchen Ernährungsminiſter zu gemein⸗ en Beratungen zuſammentreten ſollen. Verband und Bolſchewismus. Web hat nach Blättermeldungen neulich geſagt, Polen 6 Deutf aufhören eine Schranke zwiſchen Rußland und 80 Ichland zu ſein, es werde eine rote Brücke für den Siegeszug des Bolſchewismus nach dem Weſten wer⸗ durch ine eigentümliche Beleuchtung erfahren dieſe Worte 5 die Zuſchrift, die ein deutſcher Anſiedler in Ruß⸗ 1 lernte den Bolſcheswismus an ſeiner Wiege kennen 10 weilt, der„Deutſchen Tagesztg.“ zugehen läßt. 6 altn daß man ſich die Auffaſſung des Deutſchruſſen in 9 gerad Einzelheiten zu eigen machen müßte, ſind ſie doch 5 1 5 ſehr beachtenswert. 5 eine z fand in Zeitungen Deutſchlands, ſo ſchreibt er, , buderherrlichung des Bolſchewismus. Iſt man denn 5 Unterſnnig geworden? Will man Deutſchland ganz dem belde gange preisgeben? Jawohl, die Rote Armee kämpft 5 wurmhaft, ſie geht mit Rieſenſchritten vorwärts. Aber 05 Weil ſie hungert, weil ſie mit jedem Br t t, den ſie vorwärts kommt, wieder einen Biſſen übe gewinnt, weil ihre Etappe eine Wüſte iſt! Ruß⸗ ardas Land der Getreideausfuhr, hat kein Brot; hei 15 das Land des Holzreichtums, hat nichts zu des ſchäge„Rußland, das Land der unermeßlichen Natur⸗ In J Faul, iſt bettelarm. Das Volk lebt in Verzweiflung und mm Gevaßtit Und der „ Chol ter hat auch ein Einfehen und ſchickt ſeine Trabanten n Landwirtſchaft und Induſtrie ſind ruiniert, erſa no ls iht Truppen vorwärts zu hetzen, weil's dort en, If dungen eſſen gibt— ſo lange, bis auch hier die Seg⸗ ſich Wiſte ihrer Herr ilden eine das, mu gemacht haben. 2 , I: N ö„ 1 9 10 00 eic wie ſteht man in Deutſchland zu dieſer lawinen⸗ ber 9 eranbrauſenden Gefahr? Binnen kurzem wird 5 ben habtger die Rote Armee durch Polen hindurchgetrie⸗ g fad 255 22 555 5 W 1 Wilson 3 nicht zu begreifen. an ha. ft Spier Taktik auch nicht einen Deut gelerpk. Ueber ba f aft 55 duf der einen, Oſtpreußen auf der anderen Seite Keri ſtellu er Horizont nicht mehr hinaus. Mit der Welt⸗ hlech n Wir ſind ein mitteleuropäiſcher Staat noch Ei, dit Punktum. 50 ö tente großes Rußland iſt bekanntlich der En⸗ Lagez„ein Dorn im Auge; es könnte doch eines 6 darg gefährlich werden. Darum ging die Entente eiligſt ind ſi und dem Rieſenland ringsherum Stückchen abzuzwacken 0 19 unt i nug ufferſtaaten daraus zu machen. Aber nicht ge⸗ an a war. Was dem urſprünglichen Rußland blieb, 1d Denifch zu viel. Deshalb drückte man dem General en% danon in das Schwert in die Hand und lieferte ihm das Jabſt en, Munition uſw. Man zwang Rußland zum behe i dimord, Als die Denikinſchen Aktien dann zu fark tſche einen Höhe gingen, ſteckte ſich die Entente im Ge⸗ int 0 Vafſen hünter die Bolſchewiki und gab auch ihnen esch 0 wandt und Munition— und ſiehe, das Kriegsglück Leibe 0 ſich Die Ententemänner können ſich die Hände u. eh„Sie haben ihr Ziel erreicht. Rußland iſt nach zune lan e digem Bürgerkrieg zerſchlagen, vernichtet und für ang 8 bälle ungefährlich Und die Entente iſt unſchuldig delimg i unſchuldig. Sie hat ihr Beſtes für die Her⸗ wit nd 8 Ruhe in Rußland getan. 17 0 degier wir ſind immer noch ſo dumm, daß wir meinen, eran bun u gen, die einen alten Verbündeten ſo behandelten, cher„uns, dem Feinde, auch nur ein bißchen ehr⸗ de ii chen entgegentreten? Nein und abermals nein! Was il ert ſi och die franzöſiſchen Staatsmänner? Wie äu⸗ e d zum zich die franzöſiſche Preſſe?„Die„Voches“ ſind Agtoch zu arrogant, ſie bleiben uns noch gefährlich. e noch tieſer demütigen.“ Dieſe Sprache iſt at und der gegenwärtig vorübergehend in Deutſch⸗ fehlende Koßle zu ſinden, geht doch viel zu weit. jeh a geh laſſen. ehrlicher als die in Spa gewechſelten Höflichkeitsphraſen und Handdrücke, in ihr drückt ſich die wahre Abſicht Man wird mit uns genau nach dem Eine an ſich die Entſendung der Entenke aus. bewährte ruſſiſchen Rezept verfahren. unſcheinbare Tatſache bewies es mir: von Cntentevertretern nach München. Während man durch unerhörte, beſonders die Ar⸗ beiterſchaft belaſtende Forderungen Deutſchland planmäßig dem Bolſchewismus in die Arme treibt, bereitet man in München einen Herd der„Gegenrevolution“ vor. Und nun wartet man in Ruhe ab. Gehts los, dann läßt man mit einem Schwall ſchöner Worte die„Ge⸗ genrevolution“ ſpringen. Es wird dasſelbe wie in Ruß⸗ land; Deutſchland begeht Selbſtmord. Und auch uns gegenüber wird die Entente ſich für völlig unſchuldig erklären. g g „Erſatz für Kohle.“ Durch das Kohlenabkommen von Spa iſt Deutſchland in eine äußerſt ſchwierige Lage in bezug auf die Kohlen⸗ beſchaffung gedrängt worden. Kein Wunder, daß alle Kreiſe nach einem Ausweg ſuchen. Unabhängig von den Verſuchen, die Kohlenförderung zu ſteigern, hofft man von der Wiſſenſchaft auf einen Erſatz für Kohle. Es iſt dem Menſchen ja im Laufe der Zeit gelungen, eine ganze Reihe von Kraftquellen, die in der Natur ge⸗ bunden ruhen, frei zu machen und für induſtrielle oder techniſche Zwecke als Arbeitskraft zu gewinnen. Die rerblüffendſte Errungenſchaft in der Wiſſenſchaft in den letzten zwei Jahrzehnten iſt die Entdeckung des Radiums und die Auffindung verſchiedener radioaktiver Minera⸗ hien. Dieſe Stoffe haben die Eigenſchaft, ſich langſam zu zerſetzen und bei der Zerſetzung Energie in Form von Strahlung von ſich zu geben. Es iſt nur natürlich, daß bei der Suche nach einem Kohle⸗Erſatz auch an dieſes Ge⸗ biet der Wiſſenſchaft gedacht wird. 1 Unter der ſenſationellen Ueberſchrift:„1 Gramm Materie= 3000 Tonnen Kohle“ veröffentlicht Hans Dominik im„Berliner Tageblatt“ Ausführungen, die auf den erſten Blick den Anſchein erwecken, als ob es bereits gelungen ſei, durch Auffindung neuer Energie⸗ quellen die fehlende Kraft der Kohle zu erſetzen. In Wirklichkeit handelt es ſich um Laboratoriums verſuche in der Röntgenröhre, die zuerſt der engliſche Gelehrte Rutherford vorgenommen hat und die auf die Zer⸗ trümmerung von Atomen hinauslaufen. Die Ergebniſſe dieſer Verſuche, ſo intereſſant ſie auch ſind und ſo wert⸗ voll für die theoretiſche Wiſſenſchaft ſie werden können, geſtatten doch noch nicht die Annahme, daß es nun auf dieſem Wege in abſehbarer Zeit gelingen werde, durch Zertrümmerung von Atomen praktiſch verwert⸗ bare Kraftquellen frei zu machen. Bei ſeinen Verſuchen hat Rutherford Stickſtoff⸗ gas in die Kathoderöhre gebracht und dieſes Gas dann mit Kathodenſtrahlen, die mit großer Geſchwindigkeit fliegende Elektronen ſind, durchleuchtet. Es iſt ſo theore⸗ tiſch ein Bombardement von Elektronen auf die Stickſtoff⸗ atome hervorgerufen worden, durch das ein Teil der Stickſtoffatome zertrümmert worden iſt. Am Schluß des Verſuchs ſtellte es ſich heraus, daß ein Teil des Stickſtoffs verſchwunden war und daß dafür Waſſerſtoff; und Helium in der Röhre gefunden wurden. Auf ähn⸗ liche Weiſe iſt auch die Zertrümmerung des Chloratoms gelungen. Ohne Zweifel eröffnen dieſe Erfolge des wiſſenſchaftlichen Verſuchs einen ungeheuren Ausblick in neue wiſſenſchaftliche Zukunftsmöglichkeiten. Aber daran zu denlen, auf dieſe Weiſe einen Erſatz für die uns Das „Berliner Tageblatt“ hat über dieſe Errungenſchaft eine Anzahl hervorragender deutſcher Gelehrten befragt, die ſelbſtverſtändlich die ungeheure Bedeutung der Erfolge Rutherfords hervorheben und auch nicht beſtreiten, daß 2 . durch die Zertrümmerung der Atome rieſige Energie⸗ quellen frei werden können, aber die meiſten von ihnen warnen vor Ueberſchätzung der augenblicklichen prak⸗ tiſchen Anwendung. e 4 5 8 Berlin, 29. Juli. In der Schlußſitzung des Studenten⸗ tages in Göttingen wurde dem Profeſſor Nikolai die Wür⸗ digkeit abgeſprochen, weiterhin an deutſchen Volksſchulen Vorleſungen zu halten. In der Frage der Ausländer an den Univerſitäten wurde beſchloſſen, die ſkandinaviſchen Länder und die Niederlande beſonders zu berückſichtigen, hingegen für die Studierenden aus dem Oſten, beſonders aus Sopfetrußland, grundſätzlich die Hochſchulen zu ſperren. Baden und Nach bargebiete. — Die deutſche Valuta iſt in den letzten Tagen, nachdem ſie ſich über die Klippen von Spa ganz leidlich hinübergeret⸗ tet hatte, plötzlich ganz auffallend geſunken. Für das eng⸗ liſche Pfund Sterling mußten vor einer Woche etwa 145 M. bezahlt werden, am 24. Juli ſtand es auf 167 M. Der Grund wird vielfach in der Gefahr im Oſten erblickt, wo die bolſchewiſtiſchen Siege über die Polen die Möglichkeit neuer kriegeriſcher Verwicklungen, in die Deutſchland hin⸗ eingezogen werden könnte, näher gerückt haben. Das Aus⸗ land aber, das im Beſitz großer deutſcher Geldmengen iſt, ſcheut aus dieſem Grunde die Kapitalsanlage in Deutſchland und brachte, wie es ſcheint, erhebliche Beträge an deutſchen Werten auf den Geldmarkt. Da nun Rußland ſeine Bereit⸗ willigkeit zum Waffenſtillſtand kundgegeben und auch in die Friedens konferenz in London eingewilligt hat, ſcheint die Lage als weniger bedrohlich angeſehen zu werden und un⸗ ſere Valuta hat ſich bereits wieder merklich erholt. Es würde nun darauf ankommen, was aus dem Waffenſtillſtand wird und ob die Friedensneigung der Moskauer Regierung aufrichtig iſt. 7* 5 ** Karlsruhe, 29. Juli. Die uns aus parlamentariſchen Kreiſen gewordene Mitteilung, der Landtag werde noch in dieſer Woche ſeine Arbeiten abſchließen können— durch Einſchiebung einer Abendſitzung am Freitag und einer Sitzung am Samstag—, ſcheint ſich nicht verwirklichen zu Es wird kaum möglich ſein, die Anforderungen im 1. Nachtrag zum Staatsvoranſchlag im Haushaltausſchuß noch in dieſer Woshe endgültig durchzuberaten. Das Ple⸗ num des Landtags wird ſomit auch in der erſten Auguſtwoch, zuſammentreten müſſen.. 9 8 8 erſte Spatenſti 20. Juli. Am nächſten Montag wird der zu dem Kraftwerke bei Horkheim getan gann. Aber noch viel größeres wurde in dieſen denkwürdi⸗ werden, das im Rahmen der Neckarkanattſation ausgeführt 1 1 600 Ren Beſchäftigung bieten wird. Horkheim, württembergiſches Pf 5 ö Kreiſe Heilbronn. rgiſches Pfarrdorf, gehört zum * Seidelberg, 29. Juli. Der Poli He berg, 29. 9 zei gelane es, einen Oſtgalizier dingſeſt zu machen, der mit Mehl Schleichhandel trieb, ein größeres Quantum konnte beſchlagnahmt und der Luiſenheilanſtalt zugeführt werden. * Breiſach 29. Juli. Der Gemeinderat beſchloß, ſich an den Beichsfiskus um Schadloshaltung zu ee die Stadt infolge des Verſafller Friedensvertrags ihren linksrheiniſchen Waldbeſitz von rund 550 Morgen im Wert von mehreren Millionen verloren Hat. Schopfheim, 20. Juli. In der Gemarkung Elben⸗ ſchwand kam es zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen hei⸗ miſchen Bewohnern und ſolchen von Zell und Schönau. Eine ärmere Familie hatte von einem Bauern einen Schlag Heidelbeeren zum Abernten gekauft. Dieſer S e von einer Anzahl Zeller Arbeiter wider te lig, dem hinzukommenden Waldhüter, der es verhindern wollte wurde das Gewehr abgenommen. Einige Tage ſpäter ka⸗ men die Zeller Arbeiter in noch größerer Anzahl in den Beerenſchlag, und als der Elbenſchwander Waldhüter mit einer Anzahl Einwohner ſeiner Gemeinde kam, erfolgte ein ſcharfer Zuſammenſtoß. In angeblicher Notwehr gab der Waldhüter einen Schuß auf die Angreifer ab, wodurch einer am Arm verletzt wurde. Daraufhin warfen die Zeller Arbeiter mit Handgranaten gegen die Elbenſchwander und ſchoſſen aaf ihrem Rückzug mit Revolvern auf die Bauern, ohne ernſtl.h zu treffen. Das Bezirksamt Schopfheim hat nach dieſem Vorfall ein verſtärktes Gendarmerieaufgebot veranlaßt. 5 ** Waldshut, 28. Juli. Wie die„Frankf. Zig.“ in ihrer Mittwoch⸗Nummer meldet, verteilt die Ammendorfer Pa⸗ pierfabrik für dieſes Jahr 40 Proz. Dividende und 20 Pro⸗ zent Sondervergütung. Da braucht man ſich über das teure Papiernicht mehr zu wundern!— Hilfslos wie ein Kind ſteht man derartigen Wuchergewinnen gegenüber. 5 Konſtanz, 29. Juli. Durch ein umfangreiches Feuer iſt der Dachſtuhl des großen Doppelhauſes des Gaſthofs zum„Bahnhof“ eingeäſchert worden. Das Gebäude gehört der Brauerei Bilger in Gottmadingen 3 Sonntags gedanken 4 Noch einmal friſch erwach' Erinnerung! 5 Steigt wieder auf, ihr wunderbaren Zeiten! Laß ich euch ſo vorüber an mir gleiten. 1 Wie wird das Herz von Neuem froh und jun! Vor 6 Jahren!— Vom blauen Himmel ſengte die Sonne hernieder auf das Aehrenfeld. Wie traumverſunken ſchwieg die Welt. Golden wogten die reifenden Felder. Es war die Zeit der Ernte.— Da ſchmetterte die Kriegstrompete und aus Millionen Kehlen erklangen vaterländiſche Lieder von der Wacht am Rhein, von den Vöglein im Walde und der deutſchen Hei⸗ mat, wo es ein Wiederſehen gibt.„Krieg“ ſchmetterte die Trompete durchs deutſche Land und in den reiſenden Gefil⸗ den wechſelten die Männer die Senſe mit dem Schwert und zogen gegen den Rhein im heiligen Gefühle, Haus und Herd, Weib und Kind zu ſchützen. 4 Damals war es auch Sonntag, als die Erſten gingen. Die große, emſige Arbeit der deutſchen Mobilmachung be⸗ gen Tagen geſchaffen: der Hader ſchwieg, die Kleinlichkeiten des Tages verſanken vor dem Gedanken an das Vaterland und unſerem Volke wurde wieder ſo warm ums Herz, wie in dem Jahre 1813, da man erſtmals ausgezogen war, ein Deutſches Reich zu gründen, einig, frei und groß. Das wa ein Erwachen des Volkes, ein Sicheinigfühlen, eine Brüder⸗ lichkeit, wie es bis dahin die Weltgeſchichte noch nie geſehen. Das war nicht die Mobilmachung eines Heeres, das war die Sammlung eines ganzen Volkes, deſſen Fluten und Drängen nach dem Rhein dem innerſten Bewußtſein ent ſprang: daß die Heilighaltung deutſchen Namens und deut⸗ ſchen Herdes auf dem Spiele ſtehe.———— 4 Mobilmachungs⸗Sonntag! 6 Jahre ſpäter.— Iſt es mög⸗ lich, iſt es faßbar, daß dieſes Kernvolk von 1914 einig 12 ſtark noch aus tauſend Wunden blutend im alten Hader ſich quält? Soll das heilige Opfer der Heldenkämpfer von 1914 umſonſt gebracht ſein?— 5 Aus den Gräbern heraus dringt heute an das deutſche Ohr ernſt und ſchwer das mahnende Wort: Wahret und hütet die Heimat derer, die für euch und das Vaterland ge⸗ kämpft, gelitten und geſtorben! Laßt wieder die herrliche. Zeit erſtehen, wo Zwietracht, Haß und Neid der deutſchen Einigkeit gewichen war, nicht ſollt ihr zum Schwerte greifen, ſondern deutſche Not und deutſches Elend ſoll euch einen! 5 1“ Mutter Germania trauert am heutigen Sonntage. Und Theodars Körners Worte ſprechen ihre Klage: i Deutſches Volk, du herrlichſtes von allen, Deine Eichen ſtehen, Du biſt gefallen! Vermiſchte Nachrichten. Kriegsgefangenenheimkehr. T. U. Berlin. 29. Juli. Wie man dem„Lok⸗Anz.“ aus Swinemünde meldet, iſt dort der Dampfer„Bagdad“ mit Kriegsgefangenen aus Rußland eingelaufen, der außerdem 17 Engländer an Bord hat, die er unterwegs als Schiff⸗ brüchige aufgenommen batte. Es handelt ſich um die Be⸗ ſatzung des engliſchen Motorſchoners„Margarete Hanny“, der mit Holz beladen im Finniſchen Golf in Brand gera⸗ ten war. Die engliſchen Schiffsleute hatten bei ſtürmiſcher See 8 Stunden im Boot zugebracht. bis ſie ſchließlich von dem Dampfer„Bagdad“ geſichtet und aufgenommen wurden. Deutſchland und der Völkerbund.. W. T. B. Haag. 29. Juli.„Nieuwe Courant“ meldet aus London: Im Unterhaus erklärte Lloyd George in Erwide⸗ rung auf eine Anfrage, betreffend den Zeitpunkt des Ein⸗ tritts Deutſchlands in den Völkerbund, in den nächſten Wochen werde es ſich zeigen, ob es Deutſchland mit der Er⸗ füllung des Friedensvertrages ernſt ſei. Wenn Deutſchland tatſächlich zeige, daß es ſein letztes tun wolle, beſonders um die Beſtimmungen über die Entwaffnung und die Koßhlen⸗ lieferungen auszuführen, ſo zweifle er nicht daran, daß eine Einladung zum Beitritt zum Völkerbunde in kürzeſter Zeit erfolgen werde. f Das Schickſal Südtirols. T. U. Wien. 29. Juli. Wie die T.⸗U. erfährt, ſteht die An⸗ gliederung Südtirols an Italien nahe bevor. Im italieni⸗ ſchen Parlament wird darüber in den nächten Tagen ein Geſetz eingebracht werden. Die Jorm der Angliederung iſt jedoch ſchwierig zu finden. Die Deutſchen Tirols verlangen vollſtändige Autonomie. Die Tiroler Italiener wollen ſich jedoch von den deutſchen Gebieten nicht trennen, da ſie fürch⸗ ten, im andern Falle den Fremdenverkehr zu verlieren. ö Einzug des Könias von Griechenland in Adrianopel. T. U. London, 29. Juli. Der„Erchange⸗Telegraph“ mel⸗ det den feierlichen Einzug des Königs von Griechenland in Adrio novel. Die Nafjonoliſten. in erſter Linſe die An⸗ hänger Dſchaſer⸗Tajars ſind in. Eile geflüchtet und befinden ſich auf dem Wege nach Kirkiliſſe. Verurteilte Zuckerſchieber.. Tt. Berlin, 29. Juli. Die Neuruppiner Strafkammer verurteilte, wie dem„Berl. Tagbl.“ berichtet wird, den Buchdruckereibeſiter Martin Böcler aus Wittenberge und ſeinen Faktor Koch zu je einem Jahre Zuchthaus und Ehr⸗ verluſt bei ſoſortiger Rerbaſftyne, weil ſie guckerkärten her⸗ * geſtellt und dieſe in den Jeudel deren haben,.* Steuerabzug von Lohn⸗ und Gehaltszahlungen. Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt: Im Reichsanzeiger vom 24. Juli ds. Js. iſt nun das Geſetz vom 21. Juli zur ergänzenden Regelung des Steuerabzugs vom Arbeitslohn veröffentlicht worden. Vom 1. Auguſt ab ſollen die erleichternden Beſtimmungen zur Anwendung kommen. Bis dahin gelten unverändert die bisherigen Vorſchriften, nach denen ſeit 25. Junt 10 Prozent der Lohn⸗ und Gehaltszahlungen als Ab⸗ ſchlagszahlungen auf die Einkommenſteuer einzubehalten waren. Eine Rückwirkung iſt den neuen Beſtimmungen nur inſofern beigelegt, als unterſucht werden ſoll, wie hoch ſich der Steuerabzug für die Zeit vom 25. Juni bis 31. Juli berechnet hätte, wenn die neuen Beſtimmungen ſchon von Anfang an Geltung gehabt hätten. Ergibt ſich bei der neuen Berechnung ein kleinerer Betrag als tatſächlich in dieſen 5 Wochen beim Einzelnen abgezogen worden iſt, dann ſoll der bisherige Zuvielabzug auf die künftigen Abzüge angerechnet werden. Da aber teils wegen Unkenntnis der geſetzlichen Beſtimmungen, teils wegen des Widerſtands gegen den Lohnabzug nicht immer ſchon vom 25. Juni ab der Steuerabzug vorgenommen wurde, wird für die Zeit vom 25. Juni bis 31. Juli bei Zugrunde⸗ f 9 der neuen Beſtimmungen nur ſelten zuviel abge⸗ worden ſein.. gn) den neuen, am 1. Auguſt in Kraft tretenden Be⸗ ten tüngen, wird der Abzug nur noch an den Lohn⸗ un Sehaltsbeträgen vorgenommen, die für den einzelnen nehmer täglich 5 Mk., oder wöchentlich 30 Mk., den monatlich 125 Mk. überſteigen. Der abzugsfreie Be⸗ trag erhöht ſich für jede zum Haushalt des Arbeitnehmers zählende Perſon(Ehefrau und minderjährige Kinder) um 1,50 Mk. täglich oder 10 Mk. wöchentlich oder 40 Mk. monatlich, andererſeits erhöht ſich der Steuerabzug für die größeren Einkommen. Er beträgt beiſpielsweiſe bei einem Jahreseinkommen von 15 000—30 000 Mk. 15 Prozent jeder einzelnen Zahlung, bei einem ſolchen von 30 000—50 000 Mk 20 Prozent u. ſ. f. und ſteigt bei 5 3 305 ſofort nach Erſcheinen veröffentlicht. einem Jahreseinkommen von 400 000 bis auf 50 Prozent. Durch dieſe ergänzende Regelung des Steuerabzugs ſind die bisher beklagten Härten und Ungleichheiten be⸗ ſeitigt und damit die Gründe für den vielfach beobachteten Widerſtand gegen den Steuerabzug weggefallen. Der Steuerabzug muß von jetzt an allgemein und gleichmäßig durchgeführt werden; er bedeutet nicht nur keine Sonder⸗ belaſtung der Lohn⸗ und Gehaltsempfänger, weil ja Ab⸗ ſchlagszahlungen auf die künftige Einkommenſteuer in „Form des Abzugs vom Lohn oder Gehalt von allen Steuerpflichtigen verlangt werden, ſondern in Wahrheit eine erhebliche Erleichterung. Es ſollte einleuchten, daß es leichter iſt, die Steuer in kleineren Teilbeträgen all⸗ den ganzen Steuerbetrag in kurzer Zeit erlegen zu müſſen. Da die Beſtimmungen über den Steuerabzug auf Reichs⸗ eſetz beruhen und Ausnahmen im Geſetz nicht vorgeſehen find, ſind weder die Finanzämter, noch das Landesfinanz⸗ amt in der Lage, die geſetzlichen Beſtimmungen abzu⸗ ändern oder Ausnahmen zu bewilligen. Befreiungsgeſuche und dergleichen ſind daher zwecklos und ſchon aus Rück⸗ ſicht auf die überlaſteten Steuerbehörden zu unterlaſſen. Eine Beſcheidung in jedem einzelnen Fall wäre aus Mangel an Zeit ſowieſo undurchführbar. Hinzuweiſen iſt ſchließlich noch darauf, daß nach 8 50 des Eink. Str. Geſ. der Arbeitaeber dem Reich für ö 2„* N 1 mählich zu entrichten, als bei Empfang des Steuerzetkels 1 1 1 ö 0 der roten Armee gekämpft haben. die Durchführung des Steuerabzugs haftet und daß dieſe Haftung auch für die Zeit vom 25. Juni bis 31. Juli grundſätzlich beſtehen geblieben, d. h. durch das Ergän⸗ zungsgeſetz vom 21. Juli nicht geändert worden iſt. Die Ausführungsbeſtimmungen zu dieſem Geſetz werden Bolſchewiſtiſcher Einfall in Deutſchland? Die„Magdeburgiſche Zeitung“ meldet: In der Nacht vom 22. zum 23. Juli brachte ein Kurier ein Exemplar einer Uebereinkunft, die in Memel am 17. Juli zwiſchen dem Abgeſandten der Sowjetregierung, Joffe, und dem dem Vorſitzenden der S. U. P. D, Hilſerding, und Dr. Levi abgeſchloſſen war, nach Magdeburg. In dem Bericht heißt es u. a.: Nach Ueberſchreiten der Grenze durch die Sowjettruppen wird ſofort die bolſchewiſtiſche Republik aus⸗ gerufen, vorerſt in Königsberg, Tilſit, Danzig, Breslau, Stettin, Frankfurt⸗Oder, Ratibor, Gleiwitz, Köslin, Stral⸗ ſund. Dieſe Städte und das dazwiſchen liegende Gebiet dienen als Operationsbaſis und Aufmarſchgelände der ſich ſammelnden deutſchen roten Armee, die unter ruſſiſches Kommando geſtellt wird. Oberkommandierender iſt General Jantſcheff. In dieſem Gebiet treten ſofort folgende Maßnahmen in Wirkſamkeit: 5 1. Verwaltung und Polizei. Es werden alle Regierungspräſidenten, Oberpräſidenten, Polizeipräſiden⸗ ten und Landräte, die nicht Mehrheitsſozialiſten ſind, ihres Amtes entſetzt. Mehrheitsſozialiſtiſche Beamte vor⸗ ſtehend aufgeführter Kategorien erhalten je einen Kom⸗ muniſten und einen Unabhängigen als Beirat. Für die abgeſetzten Beamten werden vorläufig Stellvertreter er⸗ nannt, die von dem Großen Rat, der im Ständehaus zu⸗ ſammentritt, beſtätigt werden müſſen. Mittlere oder höhere Beamte, ſoweit ſie aktive oder Reſerveoffiziere ſind, ſind zu entlaſſen. 9 2. Juſtiz. Die Revolutionstribunale treten als Volks⸗ gerichte ſofort in Wirkſamkeit. Abgeurteilt werden zuerſt politiſche Verbrechen. Die Richter ſind ſofort auf die Sowjetregierung zu vereidigen. 5. Kommunale Behörden. In den Städten ſind ſofort Bürgerverſammlungen einzuſetzen. Die Magiſtrate werden ſoſort durch Kommiſſionen der in den Orten be⸗ findlichen kommuniſtiſchen und unabhängigen Truppen überwacht werden. 4. Wirtſchaftliches. Sämtliche In du ſtrie⸗ betriebe gehen ſofort ohne Gewalt in den Beſitz des Staats über. Kriegswirtſchaftlich wichtige Betriebe un⸗ terſtehen den militäriſchen Gruppenkommandos, die ſich Faritätiſch aus Ruſſen und Deutſchen zuſammen⸗ ſetzen. Die Zwangswirtſchaft wird aufgehoben. Bäcke⸗ reien, Fleiſchereien und Konſumverein werden Staats⸗ betriebe. Lebensmittel jeder Art gelten als beſchlag⸗ nahmt für Zivil und Militär. Lebensmittelzuſchüſſe wer⸗ den aus der polniſchen Ernte entnommen, die Dritteln nach Deutſchland geſchafft werden. 5. Oeffentliche Sicherheit. Den Sicherheits⸗ dienſt übernehmen mit der Polizei kommuniſtiſche Ord⸗ nungstruppen, die aus Leuten der deutſchen Bataillone der roten Armee beſtehen, die bereits in Rußland bei Der Nachrichtendienſt wird aufgehoben. Er iſt neu zu organiſieren und un⸗ terſteht Regierungskommiſſaren, die für ihre Tätigkeit dem Großen Rat perſönlich verantwortlich ſind. Die zu zwei —— 1 1 ö ſie alles vor ſich aus, was ſich dem Proletariat entgeh ö rote Meme beſchüzt das Prölckartar dor rrus peu durch das Unternehmertum und ſammelt um ſich freiheitlich gefinnten Arbeiter, die zwangsweiſe zu beiterbataillonen zuſammengeſtellt werden. Sie ſorgl Ruhe und Ordnung und ſchützt das Eigentum Proletariats. Sie ſchützt die Beſchlußkommiſſionen Staats und der Gemeinden. Mit Waffengewalt 10 0 ſtellt. Die halbamtliche„Deutſche Allgemeine Zeitung“ ſtätigt im weſentlichen die Angaben der„Magdebun Zeitung“ mit der Einſchränkung, daß„nur“ eine g ſprechung Levis und Hilferdings mit Jofff dem erwähnten Sinne ſtattgefunden habe. Es ſei dur. ſickert, daß von einem Einmarſch bolſchewiſtiſcher Tru abgeſehen werden ſolle, da Deutſchland ohnehin dem 9 ſchen is mus verfallen ſei. Letzte Drahtnachrichten 2 Berlin, 29. Juli. Der deutſchnationale Antrag— das Bedanern des Reichstages bezüglich der in Spa geg nen Unterſchrift ausſpricht, wurde gegen die Stimmen 0 Deutſchnationalen abgelehnt. Dagegen wurde der Al der Mehrheitsparteien, der das Verhalten der deu Delegation in Spa billigt, gegen die Stimmen der Gin hängigen und Deutſchnationalen angenommen. öch Berlin, 29. Juli. Das Reichs miniſterium erlieſf vorn die Reichswehr folgenden Befehl: Unter einem mehr beite weniger großen Deckmantel werden zur Zeit in Deutſiß den von verſchiedenen Organiſationen militäriſche Werbn Mer betrieben, vor denen in der Oeffentlichkeit nicht nach des lich genug gewarnt werden kaun. Auf der einen Sei Dire chen gewiſſenloſe Werber aktive und entlaſſene Heeren Eine hörige zur Bekämpfüng der Anzeichen des Bolſchewiſ per geheimnisvollen Formationen zuzuführen, die von Of Mar ßen, vom Baltenland und von Finnland gegen das ho tor wiſliſche Rußland zu Felde ziehen wollen. Nehnliche Bf beit bungen ſind ſcheinbar im Gange, um den ſüdruſſiſchen 2 gen revolutionären auf der Krim Freiwillige zuzuft Hier ſcheint von Ungarn aus eine Hand im Spiele zu nah, Auf der anderen Seite wird auch von bolſchewiſtiſchen 9 ſen Kanonenfutter für die rote Garde geſucht. a ꝗion. Werbungen für weiße u. rote Garde müſſen auf das schl eine bekämpft werden. 1 prof Berlin, 29. Juli. Wie mehrere Blätter aus M4 melden, iſt es in der früheren Provinz Poſen zu Unt 1 gekommen. In mehreren kleinen Orten gelang es ſich! ſchen Poliziſten und Provokateuren, die deutſche Ben h rung aufzureizen. Polniſche Gendarmeriepoſten wurden waffnet und gefangen geſetzt. Gemeindegebäude und den ämter wurden beſetzt. Herbeigerufenes volniſches Ni Unr verhaftete 100 bis 170 Deutſche, die, nachdem man ſie 2 handelt hatte, nach der Poſener Feſtung gebracht aa auß Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Gefunden und auf dem Rathaus Zimmer 7 abzuholen iſt ein Geldbeutel mit Inhalt. Seckenheim, den 30. Juli 1920. Bekanntmachung und Einladusg. Am Donnerstag, den 5 Ang 1920, nachm. 6 Uhr findet im Rathausſaale eine Sitzung des Bürger⸗Ausschusses ſtatt. Die verehrl. Mitglieder werden dazu mit dem Erſuchen um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen eingeladen. Cäeilien⸗Verein 5 Seckenheim. Heute Abend ½9 Uhr Gesang⸗Probe für Herren. Um vollzähliges und wo ſie ihrer Aburteilung wegen Landesverrat entgegen fig Berlin, 29. Juli. Nach einem Telegramm in den T geublättern aus Poſen entziehen ſich viele Polen dee hebung zum Heeresdienſt, indem ſie erklären, Deutſh ſein. Täglich deſertieren Hunderte von Soldaten, die ihren Waffen über die Grenze gehen. l N Die Lage in Albanien. At T. U. Rom, 28. Juli. Einem amtlichen Berichte zu dine unternahmen die Albanier einen großen Angriff aufg Wos lona. Sie drangen an mehreren Stellen in die Drahtven Fra ein. Nach neunſtündigem Kampfe konnten ſie mit Hilſeh 0 Schiffsartillerie zurückgeworfen werden und erlitten U wg heure Verluſte. In Valona trafen 2000 Freiwillge fer alles Sizilianer, ein. Laut„Giornale d'Italia“ und dre polb Romano“ waren die letzten Streiks und Tumulte n ind jugoflaviſches Geld geſchürt. Große Summen kamen dcr von amerikaniſchen Bankiers in Ankona. Man hat beg 1 faſt überall Aktionen gefunden, welche ſich von Trieſt Eir ganz Italien ſowie Albanien erſtrecken. Giolitti hal min Feinde: die Spekulanten, den Sozialismus und die J nun flaven. Dem„Popolo Romano“ zufolge befinden 1 dr Lager der albanischen Rebellen zahlreiche fremde Frei 90 ge, die unaufhörlich hetzen und eine Verſtändigung da deu treiben. Die feindlichen Truppen ſind mit Maſchinenge ks ren und Handgranaten jugo⸗flaviſcher, griechiſcher und“ 15 zöſiſcher Herkunft verſehen. 8 5 wie wie Todes-Anzeige Verwandten, Bekannten und Freunden die traurige Mitteiluni dal meine liebe Ehefrau, unseſt Bürgermeiſteramt: Gegenſtände der Tagesordnung:.. Koch. 1. Ankauf des Pfiſterſchen Bierkellers. 5 N treubesorgte Mutter und Gro 9 3 2. Außer ordentlicher Holzhieb. et Der Vorſtand. mutter 5 5 N 3 3. Wegherſtellung in der Rohrlach. 3 5 rau 1 Wir bringen hiermit zur öffentlichen 9 e N f 8 N 4. Beſetzung der Rektorſtelle hieſiger Schule.. 27 2 1 3. e ee ad 5. Gehaltstarif für die Gemeindeangeſtellten. Rleeacker Eva Würthwein 55 dem Jiegenhirtendienſt betraut wurden 6. Beſoldung des Bürgermeiſters. i(14 ar) zu verkaufen geb. Bauer der Mit dem Austrieb der Ziegen auf die 5 2 8 9 eines Gemeindezuſchlags zur Grunderwerbs⸗ Schloßfte. 25. eg i 40 10 euer. j ni de * 5 am Montag, den 2. Augnſt 8. Deegleichen zur Hundstaxe. Junge 5 asen langem schweren Leiden 84 1 1 N begonnen. 5 5. entschlafen ist. 5 f Seckenheim, den 30. Juli 1920 9. Erhöhung der Gebühren für Sandabgabe. zu verkaufen ö 1920 Fre Bür ermeiſteramt: 5 10. Desgleichen für Familiengräber. Joh. Schneider Seckenheim, den 30. Juli 1„ : Roch. 25 S 15 e b)! Mit I. die trauernden Hinterbliebenen? ot i 112. Desgleichen der Volksbadegebühren.— Jakob Würthwein! Seckenheim, den 27. Juli 1920. Ein gut 5 Familie Philipp Würthwein mn Tabakfelderbegehung betr. N: b lte f. 5. v. Am Donnerstag, 1 5. Nuaug 1920 Gemeinderat: ga, Radl 5 8 45 l nadel ma 2 4 5 a amstag, den 31. Juli, nachmitta, wird damit begonnen, das Tabakfeld der Koch Niedſtraßße 48 e e eee Schloß 1 Gemarkung Seckenheim, Neckarau, Rheinau und Mannheim links des Neckars zu be⸗ gehen, um feſtzuſtellen, ob alle mit Tabak bepflanzten Grundſtücke angemeldet ſind. Dies wolle den Tabakpflanzern in orts⸗ üblicher Weiſe bekannt gegeben und dabei be⸗ ſonders darauf aufmerkſam gemacht werden, dass bis zu diesem Tage jedes Grundstück an den beiden kurzen Seiten mit einem Bolzpfahl versehen sind, auf welchem deut lich der vollständige Dame des Pflanzers zu lesen ist. f Begonnen wird in der Zell, Eichwald, Oberfeld. Mittelfeld und daran anſchließend das Niederfeld. Mannheim, den 29. Juli 1920. Hauptſteueramt. 8 Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. a Seckenheim, den 30. Juli 1920. 55 Buürgermeiſteramt: Noch:; Anträge zur 5 Zu der am Fountag Mittag 3 Uhr im Lokal ſtattfindenden 2. 5 Verſammlung laden wir alle Mitglieder höfl. ein. Erſcheinen aller iſt ſehr notwendig, da die Bandes Generalberſammlung ſowie die Wahl der Delegierten ſt , Ranarien- und Logelschutz⸗ Jerein Seckenheim. Morgen großes Um 9 Uhr D caloß wirtichaft achtfes. Well fleiſch wozu freundlichſt einladet N. Reinhard. stralle 59 aus statt. iche ſal ullabrer-beſeſ F̃oulllanhelk⸗ 2 7 5 Einladung. an . Zu unſerem am Fountag, 9 70 0 Augnum, findenden Ernte⸗ Wall, verbunden mit Reisenfahe g im Saale des„Reichsadlet 5 Das attfinden. Vorſtand. Rechnungen- in ſauberer Ausführung liefert . Zuamerm laden wir unſere Mitglieder, ſowie und Gönner des Vereins freundlichſt Aufaug 7 Uhr. Da wir von Einladungskarten ommen haben, bitten wir hier vo nehmen. Der 2