1 0 Abonnementspreis: mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Monatlich 4.— 4 mit Trägerlohn. Dycch die Poſt bezogen pro Quartal 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich * qusen und Edingen Donnerstag, 9. September 1920 Juſerationspreis: Die einſpaltige Petttzeile 60 Pfg., Neklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Voſtſcheckkontu: FNarlsrnhe Nr. 19819. No. 204 Tagesſchau. Kit lr Reichskanzler hat an den deutſchen Bevollmächtig⸗ eld, ein Sa Abſtimmungsbezirk Oberſchleſien. Fürſten Hatz⸗ 10 Bebrechreiben gerichtet, in dem es heißt: Um der äu de⸗ nihrer und atis zu wehren, die durch den Tod ihrer Er⸗ lien ad druch zahlloſe Gewalttaten über zahlreiche Fa⸗ irg noreingebrochen iſt, haben die Regierungen einen lesen ber zunächſt 10 Millionen Mark bereitgeſtellt. Ober⸗ ar Wille. Deutſchland zu erhalten, iſt unſer Wunſch und. cht kane. Dazu wollen wir alles tun, was in unſerer 1 0 ſteht. g 1 ab der Lage in Oberſchleſten wird geſagt, daß ſie au⸗ geſpaunt ſei. Die Blätter beſprechen gleichzeitig bſichten der Entente, die Abſtimung in Ober⸗ u verſchleppen. Mu„Berliner Lokalanzeiger“ berichtet wird, ſind ch tunitionsfabrik Schleißheim bei München durch d Leucht drei Munitionshäuſern etwa 30 000 Patronen kugeln geraubt worden. Aenmialeswirtſchaftliche Ausſchuß des Reichstages nahm ucht, 10 eine Entſchließung an, die die Reichsregierung sgeſellſcr aßnahmen zu treffen, um die bei den ende ſchaften entſtandenen Ueberſchüſſe, ſoweit die aſſen babe derer dunngen nicht andere Rechtsanſprüche ge⸗ keteag dere für die Allgemeinheit ſicherzuſtellen. Ein degsgeſell eutſchnationalen auf Aufhebung ſämtlicher anlaß ſchaften und Aufhebung der Ausfuhrabgaben er die den Reichswirtſchafksminiſter zu der Erklärung, G im Zuſammenhange mit dieſem Antrag vorge⸗ hend ge ründe berechtigt finde und daß der Antrag ern⸗ . ie 5 werden ſolle. 9 den deng über atin“ aus Reims meldet, iſt ein Militär⸗ getöt 5 Bitſch abgeſtürzt. Die beiden Inſaſſen wuc⸗ 8 d. der ande wird gemeldet: Mrogens 6,30 Uhr wurde der Tanzen Küſte ein leichter Erdbebenſtoß verſpürt. r kana wiederholten ſich am Dienstag morgen die adeligen Tagen bemerkten Erdſtöße. 5 kein do 9 Ws 2 Es iſt noch 8 verzeichnen. Der König und die Königin üblichen Ferienaufenthaltsort nicht verlaſſen. Deutſchland. Die deutſch⸗polniſchen Verhandlungen. rſchau Eine polniſche Darſtellung. f eütſchers. Sept. Amtlich wird verlautbart: Die vol⸗ e Den Verhandlungen, deren der deutſche Außen⸗ ichste imons, in ſeiner Rede vom 1. ds. Mts. vor be agsausſchuß Erwähnung tat, reichen bis zu An⸗ 0 Jahres zurück und betreffen Fragen des Ver⸗ irtſchaft, ſowie der Auseinanderſetzung und al tels für die Uebernahme der Verwaltung in kals preußiſchen Gebieten durch die polniſche Re⸗ Vieſe Verhandlungen haben zu keinem kontre⸗ 8 geführt, lediglich infolge des ablehnenden er deutſchen Regierung, die letzthin noch im die Konferenz abgebrochen und ihre Delegier⸗ aris abberufen hat. Die Bemühungen der zu⸗ I unolniſchen Stellen um eine Anknüpfung neuer 0 migen ſind bis zum heutigen Tage fruchtlos ge⸗ oft über den Gegenſtand und den Zeitpunkt ungen eine Verſtändigung erzielt war, trat und mühevolle Erörterungen. Demgegenüber vertrat und vertritt die polniſche Regierung nach wie vor den Stand⸗ punkt, daß eine ſchnelle Regelung der polniſch⸗deutſchen Be⸗ ziehungen im Wege von Verhaadlungen in gleicher Wetſe für Polen wie für Deutſchland unumgänglich iſt. Dieſe Auffaſſung teilen auch die Verbündeten Polens, deren Ver⸗ mittelung die polniſche Regierung in dieſer Frage wieder⸗ holt angerufen hat. Berückſichtigt man dieſe Unterbrech⸗ ung der Verhandlungen ſowie die Tatſache, daß die bereits durch das Dekret des Miniſterrates vom 10. April ds. Is. zugeſtandenen Vergünſtigungen im Durchgangsverkehr durch den weſtpreußiſchen Korridor nur aus dem Grunde noch nicht in die Erſcheinung treten, weil die deutſche Re⸗ gierung bisher ungeachtet der polniſchen Genehmigung direkte Züge auf der Linie Czersk⸗Konitz noch nicht verkeh⸗ ren läßt, ſo kommt man zu der Feſtſtellung, daß die deutſche öffentliche Meinung, die angeblich durch die Schwierigkei⸗ ten bei der Ausreiſe oder Durchreiſe durch Polen empört iſt, ſich mit ihren Beſchwerden und Forderungen nach Ber⸗ lin nicht aber nach Warſchau wenden möchte und wenn ihre Fordexyngen ſich Luft machen, ſo darf man wohl der Hoff⸗ nung Ausdruck geben, daß die dem franzöſiſchen Konſulat gegenüber angewandten Methoden keine weitere Anwen⸗ dung finden. Für gedankenloſe und barbariſche Handlun⸗ gen eines von Agitatoren aufgeſtachelten Pöbels, gegen wen ſie ſich auch richten mögen, finden wir in Ueberern⸗ ſtimmung mit dem Urteil aller ruhig und unparteiiſch Den⸗ kenden lediglich Worte der Verurteilung, nicht aber der Er⸗ klärung. 0 Die italieniſch⸗deutſche Wirtſchaftskonſerenz. Mailand, 8. Sept. An der italieniſch⸗deutſchen Wirtſchafts⸗ konferenz, die im Borromäiſchen Schloß der Iſola Madre im Langenſee tagt, nahmen von deutſcher Seite außer dem Verpflegungsminiſter Dr. Hermes der Kommiſſar des Fi⸗ nanzminiſteriums Ritter und der Generalkonſul Schmidt teil. Ohne ſich tätig zu beteiligen, wohnen der Konferenz auch ein Vertrauensmann Lloyd Georges und ein franzö⸗ ſiſcher Botſchaftsbeamter bei. Italien iſt durch den Verpfle⸗ gungskommiſſar Soleri und andere Sachverſtändige vertre⸗ ten. allem die Ausführung der wirtſchaftlichen Abmachungen von Spa. Italien hat 7 Proz. der Deutſchland zu gewährenden Nahrungsmittelanleihe aufzubringen, die für jede Tonne Kohle etwa 40 Goldmark ausmachen ſoll. Nach den Verein⸗ Nach dem„Corriere della Sera“ hat die Zuſammenkunft auf dem Langenſee auch politiſche Bedeutung, da zum erſten Mal ſeit dem Kriege italieniſche und deutſche Miniſter zur Löſung praktiſcher Fragen zuſammenkommen. Dieſer Mei⸗ nungsaustauſch könnte zu einer innigen Zuſammenarbeit zum Wohle der Friedensſache führen. Die Reichsgerichtsentſcheidung im Kapp⸗Putſchverfahren. Die Reichsgerichtsentſcheidung über die Einſtellung des Verfahrens gegen die Teilagehmer des Kapp⸗Putſches lau⸗ tet:„Das Verfahren wird eingeſtellt gegen den Unter⸗ ſtaatsſekretär Freiherrn von Falkenhauſen, den Rechtsaa⸗ walt Bredereck, den Kapitäneutnant Lenſch, den Pfarrer Dr. Traub, da nach dem Ergebnis der Vorunterſuchung dieſe Angeſchudigten nicht als Urheber oder Führer des hochverräteriſchen, gegen das Reich gerichteten Uaterneh⸗ mens anzuſehen ſind. Die vom angeſchuldigten Regierungs⸗ präſidenten von Jagow beantragte Einſtellung des Ver⸗ fahrens wird abgelehnt, da nach dem gegenwärtigen Stande der Vorunterſuchung dieſer angeſchuldigte Urheber jeden⸗ falls als Füßrer des hochverräteriſchen, gegen das Reich Dieſe italieniſch⸗ deutſche Zuſammenkunft bezweckt vor barungen der deutſchen Regierung mit der Wiedergutma⸗ chungskommiſſion in Paris hat die Regierung von Rom bei ihrer Staatsbank, der Banca d'Italia, Deutſchland auf den 1. September ein Guthaben von 21 Millionen Lire eröffnet. gerichteten Unternehmens verdächtig erſcheint. Aus dieſem Grunde wird der Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls oder Erteilund eiaes Freigeleits abgelehnt. e 957 Dic oſtpreußiſchen Ruſſenfrage. e Baſel, 8. Sept. Der Botſchafterrat hat ſich am Montag ubend mit der Frage des Abtransports der ruſſiſchen In⸗ ternierten aus Oſtpreußen beſchäftigt, und zwar auf Ver⸗ anlaſſung der Ententemilitärkommiſſion in Deutſchland, die einen gewaltſamen Aufſtand der Ruſſen an der polniſchen Grenze befürchten, wenn der polniſch⸗litauiſche Konflikt zum Kriege zwiſchen beiden Staaten führen ſollte. Unter den Ruſſen werde Stimmugng für eine Revolte gemacht, die bei etwaigen Ausbruch auch auf Deutſchlands Ruhe nicht ohne Einfluß bleiben könne. Der Botſchafterrat be⸗ ſchloß, dringende Maßnahmen für den Abtransport der Ruſſen nach dem Innern Deutſchlands zu treffen und eine fortwährende Kontrolle ausüben zu laſſen. Der Verkehr mit den Ruſſen ſoll überwacht werden. Die Hausbrandverſorgung im Winter.. Berlin, 8. Sept. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat auf eine Anfrage über die Hausbrandverſorgung im Winter geantwortet, daß der Reichskommiſſar für die Kohlenver⸗ teilung beſtrebt iſt, die Hausbrandverſorgung wenigſtens im Rahmen der Zuführen des Vorjahres zu halten. Die Preiſe für Braunkohlen und Braunkohlenerzeugniſſe ſind bereits vom 1. Auguſt ds. Js. ab auf einen mäßigen Be⸗ trag herabgeſetzt worden. Wann der Preisabbau ſeinen Fortgang nehmen werde, laſſe ſich noch nicht ſagen. Polniſch⸗ruſſiſcher Krieg. Bevorſtehender Waffenſtillſtand. Krakau, 8. Sept. Die Lage an der Front läßt den Rück⸗ ſchluß zu, daß man unmittelbar vor dem Eintritt des tar⸗ ſächlichen Waffenſtillſtandes ſteht. Abgeſehen von kleinen Gefechten bei Lemberg und Breſt⸗Litowsk, die jedoch nir⸗ gends über Vorpoſtenplänkeleien hinausgegangen ſind und bei denen nur wenige hundert Mann zum Einſatz kamen, herrſcht faſt an der ganzen Front Waffenruhe. Der Be⸗ ginn der Verhandlungen in Riga wird für den 9. oder 10. September erwartet. In Wirklichkeit erſcheint aber der polniſch⸗ruſſiſche Krieg im Augenblick ſchon beendet. Aus beſonderen Gründen. Warſchau, 8. Sept. Aus beſonderen Gründen iſt am Montag ein amtlicher Heeresbericht nicht veröffentlicht worden.— Der in Minsk zurückgebliebene Teil der Frie⸗ B iſt am 5. September in Warſchau eingetrof⸗ en. 0 i Aufſtände gegen die Sowjetherrſchaft. Riga, 8. Sept. Nach Mitteilungen, die in Riga einge⸗ troffen ſind, kam es an verſchiedenen Punkten Sowjetruß⸗ lands zu blutigen Erhebungen gegen die gegenwärtige Re⸗ gierung In der Umereung von Moskan wurden ſolche Revolten mit der rößten Grauſamkeit unterdrückt. Auch in. der Garniſon von Zarizyn brach unter den roten Truppen eine Meuterei aus, die von langer Hand vorbereitet worden war. Es gelang den Aufſtändiſchen, die Revolte in all ihren Einzelheiten vorzubereiten. Die Stadt Zarizyn iſt gegen⸗ wärtig von den aufſtändiſchen Truppen beſetzt, denen ſich auf⸗ ſtändiſche Bauern angeſchloſſen haben. Moskau hat Letten und Chineſen entſanoͤmt, um der Bewegung Her zu werden. 1 850 10% 5 05 Roman von Erich Ebenſtein. b 8„duch.(Nachdruck verboten.) 100 ß hatte ich auch nie ein Recht, wie man nie ein Fubre laß dieſen Brief an mich zu richten, Hoheit! Das 1 bei dem Andenken meines Vaters, der mir das 3 5 auf Erden war!“ 44 458 2 a 5 e Ihnen ja, mein Kind!“ g in zu ber, durch das traurige blaſſe Geſicht der jungen mer noch tief beunruhigt, fuhr fort:„Selbſt wenn muner geweſen wäre, hätte dieſer unſelige Brief e 8 8 da die Gefühle, denen er entfloß, ag in 7 1 * ie bone ſenkte den Kopf tief auf die Bruſt.„Darin wid Lore,“ kam es leiſe über ihre bleichen Lippen. r zie aufhören, Sie zu lieben!“ ener hat es lä a Wei a den Mu ängſt getan, Hoheit! Ich weiß es aus ſeinem n all died. und gerade dies war das einzige Glück, das 7 dieſer langen, trüben Zeit erfuhr!“ le d ih ie erzählte der Prinzeſſin wortgetreu alles, was der iche jener letzten Unterredung im Wintergarten des 1 Wecloſſes geſagt. ſam agelones Antlitz breitete ſich, während ſie ſprach, ihe t ler Schimmer. Ihre bleichen Wangen röteten ie kaurigen, erloschenen Augen bekamen Glanz. Es rmte und küßte ſie wie eine Schweſter. . Ihnen,“ ſagte ſie ſchlicht.„Sie haben durch und chtigkeit meinem mutloſen Herzen wieder eine Zu⸗ 3 Glauben an Glück gegeben. Möge Gott es eee eee 482251 NR V Iidie Gräfin den Aufregungen dieſer beſchwerlichen und traurigen g ö Reiſe nicht allein ausſetzen! Wenn ſie geſtattet, werde ich ſie⸗ Roſenſchwert, der noch immer am Fenſter ſtand, wandte ſich jetzt um und trat zu ihnen. „Hoheit werden verzeihen, wenn ich zum Aufbruch mahne. Aber die Zeit verrinnt, und wir müſſen fort.“ „Wir? Wollen Sie mich denn auch ſchon verlaſſen, Pa⸗ pa Roſenſchwert?“ Ich...“ er ſah Lore warm an,„ich kann doch nach Belgrad begleiten. Anders würde mein Junge es nicht wollen. Und— auch ich möchte ihn noch einmal ſehen...“ Seine Stimme bebte. Seine klaren Augen blickten um⸗ flort. 98 Magelone drückte ihm die Hand. „Das iſt recht, Papa Roſenſchwert! Reiſen Sie beide mit Gott!“ f n „Und du, Lore?“ fragte er, zum erſtenmal wieder die vertrauliche Anrede aus vergangenen Tagen gebrauchend. „Nimmſt du mich mit?“ Statt aller Antwort warf ſie ſich aufſchluchzend an ſeine Bruſt. „Nun, nun,“ beruhigte er ſie, die eigene Bewegung ge⸗ gewaltſam bezwingend.„Wir wollen den Kopf oben behal⸗ ten und vernünftig überlegen, mein Kind. Das Nötigſte, was du zur Reiſe brauchſt, haſt du wohl hier und kannſt du raſch zuſammenpacken. Es handelt ſich alſo nur darum, ob du vor⸗ her noch einmal nach Hauſe willſt, um dich von deiner Mutter zu verabſchieden...“ „Nein! Nein!“ unterbrach ihn Lore leidenſchaftlich.„Ich kann ſie jetzt nicht wiederſehen... noch nicht...“ „Gut. Ich verſtehe das. Dann nehme ich dich alſo gleich nach Neugedingen mit; wir verſtändigen Tante Dina, du ſchläfſt dich ein paar Stunden aus, und morgen mit dem erſten Zug fahren wir.“ 127544 * K Si.e waren fort. Magelone ſtand am Fenſter und horchte dem verklingenden Schlitten nach, der in der Dunkelheit ver⸗ wunden war. g e Ae Ein unſägliches Glücksgefühl dehnte ihr Herz. Nun würde alles gut werden— war ſchon gut! Sie konnte wieder frei atmen, wieder an Liebe und Treue glauben, wieder lieben, wo ihr Herz zur Liebe drängte! J Und in bezug auf Lore hatte ihr Inſtinkt doch recht be⸗ halten! Alles war nur Klatſch und Mißverſtändnis geweſen! Das tat ſo wohl! Arme Lore! Nun ging ſie Schwerem entgegen, das niemand ihr abnehmen konnte. Auch ſpäter— wie ſchreck⸗ lich, ſolch eine Mutter zu haben! Aber ich will ſie entſchä⸗ digen, ſo gut ich kann, durch doppelte Liebe und Freundſchaft, dachte Magelone. Es klopfte ſchüchtern an die Tür. Sie wandte ſich um. Ah, richtig— da war ja noch zugeſchloſſen! Thereſe vermutlich. Sie ging hin und öffnete die Tür. Es war wirklich die Kammerfrau, die trotz der heute wiederholt erhaltenen Abweiſungen es abermals wagte, an⸗ zufragen,„5 Ihre Hoheit denn nicht endlich doch etwas eſſen würden? Das Abendeſſen wäre bereit ä Zu ihrer Verwunderung kam diesmal keine ungeduldige Antwort, ſondern ein ſtrahlendes Lächeln, wie man es ſeit langen nicht an ihrer Herrin geſehen. Aber natürlich, Thereſe! Laſſen Sie Frau Mittendrein nur raſch ihre Kunſtwerke auftragen. Ich habe wirklich ganz anſtänd ig Appetit.“ a Thereſe ſtaunte im ſtillen über dieſen unerwarteten Stim⸗ mungsumſchlag. Was mochte ihn bewirkt haben? Der Be⸗ ſuch des alten Barons oder— die plötzliche Abreiſe der Grä⸗ fin Lampelius, die ſich niemand im Hauſe erklären konnte? „Nun müſſen Hoheit heute bei Tiſch ganz allein ſein,“ begann ſie vorſichtig taſtend,„aber hoffentlich kehrt die Grä⸗ fin doch morgen wieder zurück?“ „Nein. Sie wird wohl länger fortbleiben, die Arme! Sie reiſt zu ihrem Bräutigam, der ſchwer verwundet in einem Feldſpital liegt.“ 5 Gortſetzung folgt.) F Aus aller Welt Eigenartige bolſchewiſtiſche Handelsbeziehungen zu Italien Rom, 8. Sept. Das„Ciornale d'Italia“ faßt die Er⸗ gebniſſe der bisherigen italieniſch⸗bolſchewiſtiſchen Handeks⸗ beziehungen wie folgt zuſammen: 1. Italien tauſchte gegen 4000 gefangene Ruſſen 303 in Rußland zurückgehaltene Italiener aus. Die Italiener ſind ausgehungert und in Lumpen gehüllt in Italien angekommen, während die Ruſ⸗ ſen neu eingekleidet unb mit zwei Paar neuen Schuhen ausgeſtattet in ihre Heimat zurückkehrten, wo ſie letztere zu 20 000 bis 30 000 Rubel per Paar verkaufen können; 2. das italieniſche Schiff„Carco-Raſchia“, das die ruſſiſchen Gefangenen zurückbeförderte, ſtieß auf eine bolſchewiſtiſche Mine, wobei ſechs italieniſche Seeſoldaten ums Leben ka⸗ men; 3. Italien lieferte Rußland mediziniſche und andere Produkte. Es empfing dafür eine Ladung ſehr altes und ſchimmeliges Getreide. Bildung einer„Roten Armee“ in Italien. Zürich, 8. Sept. Ueber die äußeren Umſtände, unter denen ſich in Oberitalien der Verſuch der Bewaffnung des Proletariats abſpielt, meldet der Mailänder Berichterſtatter der„Neuen Züricher Zeitung“ u. a.: In den Betrieben ſol⸗ len die Arbeiterkompagnien gebildet werden, die an der Front als Unteroffiziere gedient haben. Man unternimmt alſo ſyſtematiſch die Bildung der roten Armee ſo wie ſie vom „Avanti“ täglich an Hand des ruſſiſchen Vorbildes als das gegebene Mittel zur Verwirklichung der Diktatur des Pro⸗ letariats empfohlen wird. Der Triumpf des militäriſchen Geiſtes iſt unverkennbar. Unter dem Druck der Vorgeſetzten bequemen ſich die Arbeiter in den beſetzten Fabriken zu einer ſtraffen Disziplin. Es wird faſt überall wieder, ſo gut es geht, gearbeitet, und man hat ſogar damit begonnen, feh⸗ lende Rohſtoffe unter den Fabriken auszutauſchen. Beſon⸗ ders augenfällig präſentiert ſich der militäriſche Apparat nach außen. Die Wachen werden bewaffnet. Einige ſind mit Hellebarden aus der guten alten Zeit verſehen; andere tra⸗ gen Schußwaffen, vom Revolver angefangen bis zum Vet⸗ terli⸗Gewehr, und moderne Karabiner. In Seſto am Gio⸗ vanni kann man ſogar Rotgardiſten ſehen, die den Stahl⸗ helm tragen, mit den Sowjetabzeichen als Kokarde. Zu den Verſammlungen werden die Arbeiter mit militäriſchen Sig⸗ nalen gerufen.. Die Lage in Ungarn. Budapeſt, 8. Sept. In den letzten Tagen macht ſich ern immer ſchärferer Gegenſatz zwiſchen Monarchiſten u. Anr:⸗ monarchiſten geltend. Die monarchiſtiſche Partei hat ſich nunmehr ganz klar in drei Gruppen geſchieden, denen eine große bürgerlich⸗bäuerlich⸗republikaaniſche Gruppe gegen⸗ überſteht, deren Einfluß von Tag zu Tag wächſt. Hoethy, das Haupt der ſtärkſten monarchiſtiſchen Gruppe, ſcheint nach und nach zu der Anſicht zu kommen, daß bei den gegen⸗ wärtigen wirren Verhältniſſen im Lande ein König nicht die geeignete Perſönlichkeit ſei, um die Ruhe und Ordnung zu verbürgern und ſeine Ratgeber bringen ihn immer mehr zu der Aaſicht, daß nur ſeine Perſon ſelbſt die Ord⸗ nung verbürge und eine andere Löſung unerwünſcht ſei. Nur aus Gegenſatz zu Horthy hat daher Stefan Friede, der bisher als Schrittmacher für den Erzherzog Joie ge⸗ golten hat, den Kariismus auf ſeine Fahne geſchrieben und ſchart die Anhänger des legitimen Königs, gegen die er früher ſchonungslos Front gemacht hatte, nun um ſich. dra der Regierung wächſt die Schwierigkeit von Tag za Tag. Man rechnet bamit daß dieſes Kabinett aufgelöſt werden wird, um einem Kabinett Bethlen Platz zu machen, das einer ſcharlen bürgerlick⸗-agrariſchen Oppoſition gegenüber ſtehen würde. a Die Kriegsgefangenen in Sibirien.. Tokio, 8. Sept. Werſchne⸗Udins? hat an die Regierung von Tokio das Geſuch gerichtet, ſie ſolle die Heimſchaffung von 30 000 öſterreichiſchen und deutſchen Kriegsgefangenen, welche ſich noch immer im öſtlichen Sibirien befinden, über⸗ nehmen. Der japaniſche Kommandant gab zur Antwort, daß eine ſolche Operation im gegenwärtigen Augenblick wegen des Kohlenmangels ſehr ſchwierig ſei, außerdem fehle es an rollendem Material und die transſibiriſche Eiſenbahn ſei mit heimreiſenden japaniſchen Untertanen überfüllt. Badiſche Politik. 8 Die Kohlenverſorgung Süddeutſchlands. Das Kohlenkontor verſchickt das nachſtehende Rundſchrei⸗ ben an Kohlenhandlungen: „Die Wirkung des Abkommens von Spa auf die Kohlen⸗ verſorgung Süddeutſchlands tritt jetzt, nachdem die noch aus dem vorigen Monat ſtammenden Zufuhren zur Ablieferung gebracht ind, fühlbar in Erſcheinung. Die uns zur Verfü⸗ gung ſtehenden Ruhrerzeugniſſe haben eine erhebliche Ver⸗ inderung erfahren, welche wir auf etwa ein Drittel der Geſamtmengen veranſchlagen und durch welche die guten Sorten beſonders betroffen werden. Da wir zunächſt die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Betriebe in gewiſſem Umfange ſicherſtellen müſſen, ſo müſſen die Lieferungen an die übrigen Verbraucher eine um ſo ſtärkere Einſchränkung erfahren. Wir ſind deshalb nicht in der Lage, Aufträge noch in bisherigem Umfange entgegen zu nehmen und müſſen Sie bitten, Ihre Abrufe hinſichtlich der Mengen und Sorten den Verhältniſſen anzupaſſen und auf das geringmöglichſte Maß zu beſchränken. Wir behalten uns vor, diejenigen Aufträge, für deren Ausführung keine Ausſicht beſteht, zurückzugeben. Sobald wir aus der Geſtaltung der Lieſerung einen beſſeren Ueberblick gewinnen, hoffen wir, Ihnen mit genaueren An⸗ gaben dienen zu können.“ 5 Abg. Stock legt ſein Amt nieder. Der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Stock aus Heidel⸗ berg, der nach dem Kapp⸗Putſch als parlamentariſcher Staatsſekretaär in das Reichsideheminiſterium eingetreten 975 844, wie die„Badiſche Poſt“ berichtet, ſein Amt nieder⸗ legt. Baden und Nachbargebiete. — Die Badiſche Landeskunſtſchule in Karlsruhe. Das Staatsminiſterium hat beſchloſſen, mit Wirkung vom 1. Ok⸗ tober ds. Js. an die Akademie der bildenden Künſte und die Kunſtgewerbeſchule in Karlsruhe zu vereinigen und die auf dieſen Zeitpunkt an den beiden genannten Anſtalten im Dienſte befindlichen Lehrer und Beamte an die Landeskunſt⸗ ſchule zu verſetzen. Das Staatsminiſterium hat ferner be⸗ ſchloſſen, die Profeſſoren Ule und Rieger an der Kunſtge⸗ werbeſchule aus Anlaß der Aufhebung dieſer Anſtalt in den einſtweiligen Ruheſtand zu verſetzen.. — Die Vorprüfung der Forſtkandidaten beginnt am 18. Oktober. Die Anmeldungen zu dieſer Prüfung ſind unter Anſchluß bis ſpäteſtens 10. Oktober bei dem forſtlichen In⸗ ſtitut der Univerſität Freiburg einzureichen. —“ Zur Viehausfuhr aus Baden, find in verſchiedenen Tageszeitungen vor einiger Zeit Artikel erſchienen, in denen der Befürchtung Ausdruck gegeben wurde, daß das nach den Stationen Kork, Breiſach und nach anderen in der Nähe des Rheins gelegenen Orten verſchickte Vieh in das Elſaß und in die Pfalz verſchoben würde. Hierzu wird in einer amtlichen Preſſenotiz mitgeetilt, daß die in den in Betracht kommenden Bezirken angeſtellten Erhebungen er⸗ gaben, daß in keinem Falle eine unberechtigte Ausfuhr von Vieh über den Rhein feſtgeſtellt werden konnte und daß es nach den getroffenen Ueberwachuagsmaßnahmen auch aus⸗ eſchloſſen ſei, daß Vieh in größerem Umfange nach dem Efaß oder der Pfalz verſchoben werden kann. Hiergegen iſt von Mannheim im Einverſtändnis der dortigen Schlacht⸗ bofdirektion eine größere Stückzahl Vieh nicht badiſcher Herkunft nach der Pfals ausgeführt worden. i 8 5 ö ö Zu den verſchwundenen franzöſiſchen Waggons in Kartsruhe. Die vor einigen Tagen verbreitete, aus Frankfurt a. M. datierte Meldung, in Karlsruhe ſeien 240 dort wegen Mu⸗ nittonstransportes von den Eiſenbahnarbeitern angehaltene franzöſiſche Eiſenbahnwagen ſpurlos verſchwungen, iſt, wie wir an zuſtändiger amtlicher Stelle erfahren, von Anfang bis zu Ende erfunden. 5 ke Karlsruhe, 8. Sept. Die Finanzlage der Albtalbahn, dic von bier nach Herrenalb und nach Pforzheim⸗Brötzrn⸗ gen führt. macht es unmöglich, daß die Baha in ihrem jetzt⸗ gen Verhlileis werter betrieben werden tann. Um eine Beßtiebeerngenva zu verhindern fand letzter Tage e wc Beſprechung des Kreisausſchuſſes Karlsruhe mit den Ser⸗ tretern der an der Albtalbahn liegenden badischen und würt:embergiſchen Gemeinden ſtatt. Die Aktionäre der Albtalbahn erklärten ſich zu weitgehendem Enlgegenkori⸗ men bereit, wean der Kreis Karlsruhe die Bahn zu übec⸗ nehmen gedenke. Die Gemeindevertreter erklärten ſich da⸗ mit einverſtanden einen Betriebszuſchuß zu gewähren. Der Kreisausſchuß wird nun entſprechende Verhandlun den mit der Bahnverwaltung einleiten. k Karlsruhe, 8. Sept. Unter Leitung der Karlsruher Ruderregatta⸗Vereinigung wird am 19. September im Rahmen der Badiſchen Woche auf der üblichen Regatta⸗ ſtrecke im Stichkanal des Rheinhafens die Karlsruher Herbſtregatta ſtattfinden. Geſtern ahend fand der Melde⸗ und Neanungsausſchuß dazu ſtatt. Es haben ſich zu den 10 ausgeſchriebenen Rennen gemeldet: der Heidelberger Ruder⸗ klub, die Rudergeſellſchaft Heidelberg, der Heilbronner Ruderklub, die Rudergeſellſchaft Heidelberg, der Heilhron⸗ ner Ruderverein und die beiden hieſigen bürgerlichen Rudervereine, der Karlsruher R.⸗V. von 1879 und der Rheinklub„Alemannia“. Ausgefahren werden Rennen in den bekannten Bootsgattungen, in Einer, Vierer und Achter. Zu vollen Rennen liegen je drei Meldungen vor, ſodaß es vollbeſetzte Felder geben wird. * Mörſch b. Ettlingen, 7. Sept. Die Ruhrepidemie greift, wenn auch langſam, ſo doch ſtetig um ſich. Bis jetzt ſind 12 Todesfälle vorgekommen. Die Zahl der Ruhrerkrankun⸗ gen hat ſich auf 50 bis 60 erhöht. * Mannheim, 8. Sept. Der Mannheimer Herbſt⸗, Hauptpferdemarkt, der am Sonntag und Montag auf dem ſtädtiſchen Viehhof ſtattfand, war mit Pferden ſtark be⸗ ſchickt; es waren über 1000 Tiere dem Markte zugefahren worden. Der Markt war von fremden Intereſſenten ſtark beſucht. Mit dem Markte fand eine Prämiierung ſtatt. Geſtern wurde auch ein Schlachtviehmarkt abgehalten. Die⸗ ſem waren 786 Tiere zugeführt worden und zwar 280 Ochſen, 275 Kühe und Rinder, 100 Farren, 58 Kälber, 55 Schafe und 18 Schweine. Wie auf den letzetn der wieder⸗ eingeführten Märkte waren die Preiſe wieder ſehr hoch. z Heidelberg, 8. Sept. Das Mitglied der Schriftleitung des„Heidelberger Tagblattes“ Goldammer berichtet ſeinem Blatte aus Berlin, daß die Antwort des Reichsverkehrs⸗ miniſters auf die Eingabe der hieſigen Ortsgruppe des Süd⸗ weſtdeutſchen Kanalvereins um Schonung des Heidelberger Landſchaftsbildes dahin zu verſtehen ſei, daß beſtimmt keine Koſten geſcheut würden, das Heidelberger Landſchaftsbild zu retten und ſomit im Sinne des Kanalvereinsprojekts zu verfahren. In der Frage der Linienführung zwiſchen Mann⸗ heim und Heidelberg iſt abſolut noch nicht entſchieden, wenn auch die Rheinau⸗Linie, die von der Bevölkerung am meiſten gewünſcht wird, zurzeit die geringſten Ausſichten hat. Die Hauptſchuld daran tragen gewiſſe Mannheimer induſtrielle und ſtädtiſche Intereſſen, die ſomit eine recht unverhältnis⸗ mäßig große Berückſichtigung finden. Immerhin ſteht das zweite Projekt des Kanalvereins, die Seckenheimer Linie, als Kompenſationsprojekt im Vordergrunde, ſo daß man wenigſtens hoffen kann, daß ſich die verſchiedenen Wünſche und Intereſſen auf dieſer auch für Heidelberg noch annehm⸗ baren Linie zuſammenfinden. zen Adelsheim, 9. Sept. Ein ganz beſonders freches Gau⸗ nerſtück vollführte der angebliche elſäſſiſche Flüchtling Her⸗ mann Bauer aus Königshofen(Elſaß). Derſelbe verübte vor 14 Tagen im Gaſthaus zur„Sonne“ hier einen Zech⸗ betrug u. a. und erhielt dafür auf dem Wege der Strafver⸗ fügung 14 Tage Gefängnis, die er im hieſigen Amtsgerichts⸗ gefängnis verbüßte. Während ſeiner Haft erfuhr er, daß kürzlich ein junger Menſch aus Merchingen wegen Dieb⸗ ſtahls eingeliefert wurde. Vergangenen Montag wurde Bauer aus dem Gefängnis entlaſſen, ging ſofort zu den Angehöri⸗ gen des Unterſuchungsgefangenen nach Merchingen, ſtellte ſich dort als Gefangenenwart Zimmer von Adelsheim vor und verlangte für den Inhaftierten zur Stellung eines Verteidigers Geld wie auch zu den Vorführungen des Ge⸗ fangenen gute Kleider. Von den Angehörigen des letzteren wurde ihm beides in reichlichem Maße gegeben, zuſammen im Werte von zirka 1000 Mark, worüber der Gauner mit dem Namen und Stand des Gefangenenwarts Zimmer qui⸗ tierte. Mit dieſer Beute verduftete der ſaubere Bruder. Geſtern kamen nun die Leute von Merchingen nach hierher, um nachzuſehen, ob alles in Ordnung ſei. Zu ihrem Schrecken mußten ſie aber erfahren, daß ſie einem ganz geriebenen Verbrecher in die Hände gefallen ſind. Als beſonderes Kenn⸗ zeichen iſt anzuführen, daß dem Täter an der rechten Hand die drei mittleren Finger zur Hälfte fehlen; auch in bezug ſeines Ausſehens iſt zu bemerken, daß der angeblich 44jäh⸗ rige, einem 26jährigen gleicht. Er iſt von mittlerer Statur, blond und hat Schnurbartanflug. Hoffentlich gelingt es, die⸗ ſen gemeingefährlichen Menſchen in Bälde auf längere Zeit unſchädlich zu machen. z Durbach(A. Offenburg), 8. Sept. An Fiſchvergiftung ſtarb nach eintägiger Krankheit der von Lierbach gebürtige verheiratete Steinbrecher Andreas Spinner im Alter von!“ 49 Jahren. Sein Sohn Heinrich, der ebenfalls von den Fi⸗ ſchen gegeſſen hatte, liegt noch krank darnieder, doch iſt Hoff⸗ nung vorhanden, daß wenigſtens dieſes Leben erhalten bleibt. nik Villingen, 8. Sept. Von einem Inſaſſen des Gene⸗ ſungsheims Kirneck wurde beim Ganter⸗Denkmal auf dem Tiſch ein mit Stein beſchwerter Zettel gefunden, der folgen⸗ den Wortlaut trug:„Meine Leiche liegt im Walde, alt 35 Jahre. Dem Finder 1700 M., die in der Hoſe eingenäht ſind. Gez. A. K. E. Adje, mein Leben.“ Ob es ſich dabei wirk⸗ lich um den letzten Willen eines des Lebens Ueberdrüſſigen oder um einen Akt ſträflichen Uebermuts handelt, iſt, wie der„Schwarzwälder“ mitteilt, noch nicht aufgeklärt. zun Lörrach, 8. Sept. Seit Juli 1919 ſind auf Veranlaſ⸗ ſung des Bezirksamts über 100 Perſonen wegen Schiebe⸗ reien aus dem Bezirke Lörrach ausgewieſen worden. u Waldkirch, 9 Sept. Bei der dritten Bürgermeiſter⸗ wahl iſt Herr Akziſor Schmid mit 104 Stimmen zum Orts⸗ vorſtand gewählt warden.„ a Freiburg, 8. Sept. Wie der Polizeibericht meldet, lie⸗ ßen ſich in einer der letzten Nächte zwei Landwirte aus Um⸗ kirch grobe Ausſchreitungen gegen Poſten der Sicherheits⸗ polizei zuſchulden kommen, ſo daß die Koſten gegen die Land⸗ wirte gewaltſam vorgehen mußten. Hierbei wurde einer der Angreifer verletzt.— Ein Metzgermeiſter aus Unter⸗ alpfen bei Waldshut verſuchte, in einem Perſonenwagen nahezu 550 Kilogramm Fleiſch hierher zu bringen, um es abzuſetzen. Da der Metzgermeiſt keine Handelser⸗ lanbuis beſaß, wurden Fleiſch und Wagen beſchlagnahmt. 70, Geburtstag. Der bekannte Bibelforſcher Friedrich De⸗ litzſich, Sohn des früheren Leipziger Theoo zieprofeſſors Franz v. Delitzſch, feierte am 3. September den 70. Geburtstag. De⸗ litzſch hat ein vorzügliches Aſſyriſches Wörterbuch zur Keilinſchrift und eine Seits Grammatit herausgegeben. 1902 erſchien von ihm die Schrift Bibel und Babel, die eine ganze Literatur für und wider(über 1700 Schriften und Artikel) her⸗ vorgerufen hat. Kaiſer Wilhelm II. Schrift e ſpr ich aber ei bie Adn. E rauf in war anfangs über die Jahr d in j d Letzte Draht (Eigener Sonderbericht.) Magdeburg, 9. Sept. Im Munitionsdepot Ger Magdeburg ereignete ſich eine ſchwere Exploſion, 3 Arbeiter getötet wurden. Die Urſache iſt noch mittelt. Bern, 9. Sept. Anläßlich ſeiner Rückkehr nach hat Lloyd George den Bundspräſidenten Motta für legenheit gedankt, daß er ſich mit ihm über interne Fragen hatte ausſprechen können und für die gaſtli nahme in der Schweiz. Motta erwiderte in glei Worten mit dem Ausdruck der Genugtuung, daß Schweizer Volk dem engliſchen Miniſterpräſidenten hat freundſchaft gewähren können. 0% Amſterdam, 9. Sept. Einer Meldung des„Telege eh ond London zufolge, wird der Völkerbundrat der am aan K in Paris zuſammentritt, wichtige Fragen, in der Hau ark diplomatiſchen Charakters erledigen. Er wird ſich ul Frage der Alandsiaſeln und mit der Frage der Mae der Belgier in den Gebieten von Eupen und Malie ſchäftigen. Der Stuttgarter Generalſtreil 1 e N 2 n das deutſche Wirtſchaftsleben een Von Fritz Bokämper. ad Die Niederlage der Streikenden in Stuttgart wa ene t auszuſehen und war notwendig. Seit Monaten ah Autorität der Geſetze und der Behörden durch gew Drahtzieher und Hetzer zu untergraben verſucht b 10 edi und ein Sieg dieſer Radikaliaskis hättle den Aufta tet für ein allgemeines Chaos, was dieſen Leuten erwünſchte Gelegenheit geboten hätte im Trüben ft können. it dankenswerter Energie hat die Regierung ihren Standpunkt durchgeſetzt. Dies wird ſeine Wirkung nicht verfehlen und kann einen u punkt bedeuten für unſer ganzes Wirtſchaftsleben. 10 1 Die Tatſache, daß die einzelnen Forderungen u willigt wurden, iſt nicht von ſo erheblicher Bedeut gegen hat der Streik erwieſen, daß die Macht der niſtiſchen Elemente doch nicht ſo erheblich iſt, wie Arbeiterſchaft in der Propaganda vorzumachen Bedauerlich iſt die politiſche Unreife und Unſelbſt mit der die Arbeiter Leuten wie Hörnle und Gen einen ſolch unſinnigen Streik gefolgt ſind. Wann unſeren Arbeitern einmal die Augen geöffnet, nen den ſie mal ſehen, daß dieſe Hetzer und gewiſſen ten pagandiſten ſich Arbeiterführer nennen und doch 1 N die nicht arbeiten wollen. Man ſehe ſich heute in del, trieben um, dann wird man ohne Mühe heraus die Arbeiter, die Hetzen und schüren und Unruhe von Neuem in die Arbeiter hinheinhämmern, wee en den meiſten Fälle.: ſolche Leute ſind, die in Bezug beitsleiſtung tief unter dem Durchſchnitt ſtehen. n 0 ben allen Grund das Akkordſyſtem zu bekämpfen 7 f den ihrer tüchtigen Arbeitskameraden. Das nen Leute dann Solidarität, wenn der Tüchtige fün fel liche quemen mitſchaffen muß. Warum ſind denn m e duſtriellen Betriebe heute ſo wenig leiſtungsfähig die rum ſind denn die Warenpreiſe ſo hoch? Wei 1 1 beitsleiſtung des Einzelnen ſehr nachgelaſſen hat ine die Betriebsleitungen bisher kein Mittel und kein! lichkeit hatten die Arbeitsleiſtung zu rationieren. een In dieſer Beziehung iſt in Stuttgart die e ein weſentliches Stück vorwärts gekommen. geſperrten oder ſtreikenden Arbeitern werden een nicht wieder eingeſtellt, die ſich ſchwere Verfehlun die Ordnung des Betriebes oder die Strafgeſetze Schulden kommen laſſen. Die Arbeitgeber können. Reinigung ihrer Werke von den unruhigen Eleme nehmen. Damit iſt eine Beſtimmung von ungehen weite und Bedeutung geſchaffen. Der Weg 51 0 lichen Wiedereinführung der Arbeitsdisziplin iſt ſchritten worden, und läßt in uns die Hoffnung men, daß doch allmählich Arbeits leiſtung und ne das notwendige Gleichgewicht gebracht werden, oh eine Geſundung nicht zu denken iſt. Vermiſchte Nachrichten. Die neue Konferenz in Genf. London, 8. Sept. Wie der„Evening Standard hat die engliſche Regierung auf Grund der Verein des Oberſten Rates in Spa der franzöſiſchen un 3 ſchen Regierung auf den 24. September eine neu e menkunft für die Behandlung der Abrüſtungs⸗ Gen lenfrage mit Deutſchland in Genf vorgeſchlagen. an ſchon vor der Konferenz in Spa als nächſter Zum kunftsort vorgeſehen worden. Gleichzeitig ſollte n ſel die internationale Finanzkonferenz zuſamleſtet 1 Lloyd George wird in Genf von Lord Curzon hegen Frankreich, Italien, Belgien, Japan und Griechen er den eine vollzählige Vertretung entſenden. Deutſchlands werden der Reichskanzler Fehrenbach niſter des Aeußern Dr. Simons, der Finanzminin Ar ſowie andere Kabinettsmitglieder geladen. 8 0 programm ſieht eine Ergänzung der Beſchlüſſe von in dem die Deutſchen über die Ausführung des vertrages und der ſpäteren Abkommen über die ab und die Kohlenlieferungen Rechenſchaft abzulegen ale Das Blatt fügt bei, Deutſchland habe auf a Möglichſtes getan, um die in Spa abgelegten gen zu erfüllen. Dr. Simons werde daher bewei 1 daß das in Spa abgegebene Wort hinſichtlich der die lieferungen aufrichtig gehalten wurde. Auch fü ae rüſtung könnten die Leiſtungen als befriedigend werden. Die Genfer Zuſammenkunft wird ſich dah abel de ſächlich mit der Entſchädigungsfrage zu befaſſen 9 Die franzöſiſche Politik in italienischer Belen Rom, 8. Sept. In Linem beachtenswerten Artig ſich der„Meſſagero“ mit den Beziehungen Italien che reich, indem er gegen die gegenwärtige französich rung ſcharfe Töne anſchlägt. Er ſchreibt: Frankre wl imſtande, Italien bei den Schwierigkeiten der gegen Stunden wirkſame Hilfe angedeihen zu laſſen. unh lebe in einem Zuſtande der vollſtändigen Iſolie, von ſeinem Militarismus herrührt; das italie 5 II * u die, 5 Thomas erklärte auf dem ge kongreß der Gewerkſchaften in Portsmouth, die Nu ten hätten nur das eine Ziel, den Krieg mit e verhindern. Die Möglichkeit eines ſolchen Krieg vorhanden. Die Gefahr werde erſt aufhören, 5 mit der Räteregierung zu einer Verſtändigung werde. Die Gewerkſchaften hätten das Recht, 1 liſchen Regierung unverzüglich die Bekanntgabe en densbedingungen bezüglich Rußlands zu verlangen de ſei es gleichgültig, wenn gewiſſe Empfindlichkei 5 liierten verletzt würden. Auch die Gewerkſchaften ten, daß die polniſche Unabhängigkeit geſichert 15 die iriſche Frage ſagte Thomas, vor einiger Ze Sonderkongreß der Trade Union die Politik, ch folgendermaßen feſtgelegt: Anerkennung der und Wahrung der Rechte der Ir rlands von Eng ö 5 1 dal Noll folge 3 3 ge m U geung der friſchen Arbeiterſchaft, mit Lloyd Bürgerkaterbandlung zu kreten, ſei die Lage ernſt und Ferſchütteteg ſei zu befürchten, der das britiſche Welt⸗ Der lern könne.. ug eines Wende des Kongreſſes kündigte darauf die Schaf⸗ n ſolle, ſuondetdes rates für Arbeit an, der kein Kriegsrat * iterbewe ern eine Organiſation zur Kordinierung der 8 eren 9g in allen Sektionen der Gewerkſchaften diterſchaft Verſtändnis der gemeinſamen Intereſſen der a ng aller Handelsverträge durch Amerika. Slaatzde, Sept. Aus Waſhington wird gemeldet, daß aler? partement den fremden Mächten die Aufhe⸗ ch solcher Wandels verträge notiſizieren wixd. Es werden f rträge annulliert werden. Die Lage in China. pt. Meldungen aus Shanghai beſagen, daß 8 tei eine unabhängige Republik in Tſchung⸗ der ad, Der chineſiſch⸗ſapaniſche Militärvertraa sekinger Regierung gekündiet werden. botke da Abgelehnte deutſche Anträge. 1 beirigen S, Sept. Aus Paris wird gemeldet, daß in 5 gzeutſchen Kitzung der Botſchafterkonferenz der Antrag far en, Regierung in Oſtpreußen eine Miliz errichten 1 ien i die Bevölkerung gegen die dort internierten ai wurde etwaige ſeindliche Einfälle zu ſchützen abge⸗ es eiber Die Konferenz war der Anſicht, daß Deutſch⸗ Loden denügende Machtmittel verfüge, um den deui⸗ 0 und die deutſche Bevölkerung ſchützen zu können. on in Bet der Chef der interalliierten Militärkom⸗ dere Maß erlin wurde beauftragt, ſeſtzuſtellen, ob be⸗ ungung nahmen in Oſtpreußen nötig ſeien, unter der wür erbelaß keine Verletzung des Verſailler Vertrages chen eageführt würde. Ferner wurde der Antrag der Kale g onterung, die Lage in Oberſchleſien durch eine Meinwendmmiſſion prüfen zu laſſen, abgelehnt. Auch Weines Aug der deutſchen Regierung gegen die Ernen⸗ i llötretun merikaners zum Schiedsrichter in der Frage ie erach deutſcher Luftfahrzeuge wurde als nicht be⸗ kalles a et. Wenn Amerika den Friedensvertrag von dikaner 15 nicht ratifiziert habe, ſo könne doch ein ie den Beend ein Schiedsrichteramt in Angelegenhei⸗ 9 erſailler Friedensvertrag betreffen, ausüben. Mailand. 9 Erdbeben in Italien. muten; Sept. Das am Dienstag vormittag 7 Uhr 1 i nörd Oberitalien verſpürte Erdbeben hatte ſeinen and der dlichen Toscana. Beſonders ſtark wurde die 0 Arbeitentarmorbrüche von Maſſa und Carrara mit rſpredoͤrfern heimgeſucht. Nach den erſten ſich e Di echenden und unvollſtändigen Berichten ſollen fer vollſtändig zerſtört ſein. 8 6 en beim Einſturz der Brüche verſchüttet. Die wers auch beben angerichteten Verwüſtungen ſollen be⸗ d Die Dört Tale der Verſigila außerordentlich ſchwer n liegen fer Liffizzano, Vignetta und ein Teil von Flo in Trümmern. In Rivercaglia, Forli und ſoll kein Haus mehr unverſehrt ſein. Aus Spezia ſind Truppen nach der Erdbebenzone lle verfügbaren Aerzte reiſen in das nörd⸗ 12555 Es wurden bereits mehrere Tote geborgen. uh wegen Opfer und die Tragweite des Bebens ſind berbindn der Unterbrechung der Telegraphen und Tele⸗ kais, gung noch nicht zu überſehen. n pt. Nach dem Matin“ wurden bei dem zal Dberitalten der Ort Fivizzano, der 17000 cbt, vollkommen zerſtört. Da die Verbindun⸗ der hen ſind, liegen nähere Einzelheiten ber das „9 inwohner noch nicht vor. Die Streiklage in Italien. N.. den Meta 9 Sept. echniſch aufgenommen haben. Trotz der Abweſenheit der Be Perſonals wird fleißig gearbeitet. Die, lichen Gewegung befürchten nur ein Eingreifen der aatwortunewalt. Sie erklären, daß ſie in dieſem Fall die le. ng für allfällige Sabotage nicht übernehmen eas erall in; ö Katina wird gearbeitet, doch handelt es ſich um eine N ich mie cabtiſche Produktion. Die Angeſtellten er⸗ n. mit der Bewegung ſolidariſch und verließen die 0 55 Unternehmer und Arbeitgeber bleiben nach iſtiſch. Sie erklären, daß ſie eine klare Situa⸗ glorbe buernden Ungewißheit vorziehen. Die Führer tabſſen iw undes und die Leitung der Sozialiſtenpartei Alandutrieder letzten Sitzung, den Industriellen der den. Sol 5 Tage Friſt zur Löſung des Konflikts zu r ollte eine negative Antwort eintreffen, ſo wer⸗ ue cebund und die Parteileitung nächſten Frei⸗ inzubah Sitzung abhalten, um eine allgemeine Bewe⸗ nen, welche die Eroberung der Arbeiterkon⸗ Induſtrie und ſodann die Sozialiſierung der ſchittel zum Ziele hätte. Die Haltung der In⸗ — 5 keine andere Löſung zuzulaſſen. 1755 Die techniſchen Angeſtellten in den ten weigern ſich nach wie vor, den Ar⸗ Fabrikation zu helfen, ſodaß die Arbeiter a Lage gekommen ſind, zumal ſie feſtgeſtellt dec Es b Produktion teurer zu ſtehen kommt, als dehaftliche eſtehen bei den Arbeitern Bedenken, ob eine N Ausbeutung ohne Mithilfe der techniſchen rhaupt möglich iſt. Nach dem„Corriere della a er atern eine Miniſterzuſammenkunft zur Be⸗ c we ichun Lage ſtatt. Das Verlangen der Arbeiter auf N et en, Wu der Betriebe, oder Leiſtung von Staats⸗ Ai. Der adde abgelehnt. Unruhen haben ſich nicht er⸗ Die Zeiezeneralſtreit in Trieſt iſt abgebrochen wor⸗ tungen ſind wieder erſchienen. — öni ſie* ws“ meldet aus Viſp: Lloyd George habe ze ſei gewillt, die Freilaſſung des Bürger⸗ Cork anzuordnen, falls die Sinnfeiner ſich mor 00 ſie von nun an in Irland keine Poliziſten 9 0 werden. Sollte dieſes Verſprechen gegeben ere ſin rde nicht nur der Bürgermeiſter, ſondern auch nſeineriſche Hungerſtreiker freigelaſſen werden. Plan e 4 25 . an einer Neuregelung des Sicherheits weſens 1 B. Be im Reich. entern erden, N 0 Si ! rd Ne an * Neinzund Beruppen, 5. Herk eifübrung einer klaren Be⸗ Heitlic eamtengliederung, 4. Schaffung eines feſten übenchen Beamtenkörperé, der in geſchloſſenen Ver⸗ den Staat verteilt werden ſoll, 5. Beibehal⸗ ernierung in den zwölf von den vorgeſehenen aſtjahren, ſodaß aur wenig mehr als 100 Proz. Rense ae wohnen, 6. eine den Zugeſtänd⸗ e entſprechende ſtarke Bewaffnung. deren Einige Arbeiter⸗ . In den beſetzten Fabriken wurden igkeit arbeitern Betriebsräte eingeführt, die bereits Erweiterung übrigens in Aüsſicht ſteht, 7. einheitlſche Lek⸗ tung durch die Oberpröſidenten mit Hilfe eines ihnen zu dieſem Zwecke unterſtelten Beamtenkörpers, 8. Schaffung eines beſonderen Polizeiſchulweſens. Der erſte Teil der Neuordnung ſoll noch vor Ende dre⸗ ſes Monats nach Genehmigung durch das Staatsmini⸗ ſterium und die Landesverſammlung durchgeführt werden. Die heutige Sitzung ließ die Uebereinſtimmung der Er⸗ ſchienenen in allen weſentlichen Punkten erkennen. Eine nochmalige und entſcheidende Stellungnahme ſolle am 15. September unter dem Vorſitz des Miniſters ſelbſt erfolgen. — Der Entwurf des neuer Polizeigeſetzes iſt, wie wir hören, bereits in Bearbeitung und ſoll in kürzeſter Friſt edr Landesverſammlung vorgelegt werden. Neue Kabinettsſitzung über Oberſchleſien. Berlin, 9. Sept. Wie die„Voſſiſche Zeitung“ erfährt, fand geſtern, Mittwoch, abermals eine Kabinettsſitzung ber Oberſchleſien ſtatt. Man hält es für möglich, daß ſich dadurch erneut die Einberufung des Reichstagsausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten nötig erweiſen dürfte. Ablehnung des Moskauer Programms im weſtfäliſchen Induſtriegebiet. Haagen, 9. Sept. Eine in Haagen(Weſtfalen) ſtattgefun⸗ dene Konferenz der Kreisleitung und Ortsvorſtände des weſtfäliſchen Induſtriegebietes kam faſt einſtimmig zur Ab⸗ lehnung der 1 Bedingungen Moskaus. Auch die Genoſſen aus den Betrieben wandten ſich ſcharf gegen Däumig und Genoſſen. Die endgültige Entſcheidung ſoll durch Urab⸗ ſtimmung herbeigeführt werden. i Angehaltene Waffenſendung f Berlin, 8. Sept. Auf dem Neuköllner Induſtrie⸗ kanal bei Berlin hielten die Arbeiter einen mit 26 Geſchützen und einigen Schmiedewagen beladenen Kahn an, deſſen Ladung für die Reichswehr in Oſtpreußen beſtimmt, die aber in Stettin nicht weiterbefördert, ſon⸗ dern nach Berlin zurückgeſandt worden war. Als dies feſtgeſtellt war, gaben die Arbeiter die Ladung frei. a i Volſchewiſtiſche Meuterei. i Danzig, 8. Sept. Beim Abtransport von 200 Bol⸗ ſchewiſten aus Oſtpreußen kam es im Danziger Hafen auf dem Dampfer„Odin“ zu einer ſchweren Meu⸗ terei. Während der führende deutſche Unteroffizier an Land Proviant einkaufte, wiegelte der deutſche(1) Schiffskoch die Ruſſen auf, die die Kommandobrücke ſtür⸗ men wollten. Die deutſchen Wachſoldaten gaben Feuer; der Koch wurde getötet. Das Schiff mußte ſoſort ſeine Reiſe fortſetzen. Dor Vorſall wird auf deutſchem Boden unterſucht werden. b E a Der Mittellandkanal.* Berlin, 8. Sept. Der Mittellandkanalausſchuß der preußiſchen Landesverſammlung nahm einen Antrag an, daß das mitteldeutſche Industriegebiet durch einen Sei⸗ tenkanal oder durch Verbeſſerung der Schiffbarkeit der Elbe und der Saale an den Mittellandkanal angeſchloſ⸗ ſen werden ſolle.(Der Mittellandkanal ſoll bekanntlich Rhein und Elbe durch den Dortmund⸗Emskanal und die kanaliſierte Weſer zwiſchen Wolmirſtedt(Elbe) und Ruhrort(ein) verbinden.) Der Krieg in Irland. Man kann ſchon beinahe von einem Krieg zwiſchen Irland und Großbritannien ſprechen. Die Schwierigkei⸗ ten, die heute Großbritannien aus dem ſtetig ſich ver⸗ „ ſchärfenden Freiheitskampf der Iren erwachſen, zehren an Englands Kräften und beeinträchtigen den Schim⸗ mer ſeiner Herrſchaftsmacht bei allen den Raſſen, die aus dem Zwang des britiſchen Weltreichs herausſtreben. Die ägyptiſche Unabhängigkeitsbewegung und die ara⸗ biſchen Aufſtände in Meſopotamien haben jetzt die engliſche Regierung zu abermaligen Verſprechungen, dieſen Völkern„Selbſtverwaltungsrechte“ zu gewähren, genötigt; darüber hinaus ſah ſich England jedoch ſchon länger enötigt, ſehr beträchtliche Truppenkräfte gegen den ara⸗ biſchen Volkskrieg aufzubieten. Aus engliſchen Zeitungs vermerken iſt zu entnehmen, daß zu dieſem Zwecke In⸗ dien ſchon in beſorgniserregendem Grad von Streit⸗ kräften entblößt werden mußte und daß trotzdem jetzt neuerdings aus dem britiſchen Mutterland noch dazu Truppen der heimatlichen Garniſonen mit der Beſtim⸗ mung nach Meſopotamien eingeſchifft werden mußten. Der Verzweiflungskampf der Iren trifft die briti- ſchen Gewaltherren alſo gerade jetzt in einer für ſie ſehr ungünſtigen Zeit. Die Iren ſind voll Zuverſicht auf einen Erfolg ihres mit äußerſter Entſchloſſenheit und rückſichtsloſeſter Einſetzung von Gut und Leben geführ⸗ ten Kriegs. Wer jedoch die Jahrhunderte lange Leidens⸗ geſchichte Irlands, den Verlauf und Ausgang ſeiner zahl⸗ reichen Befreiungsverſuche kennt, der weiß, daß der vor nichts zurückſchreckende Herrenwille Englands noch nicht ſein letztes Wort geſprochen hat. f b. Die in ihrer iriſchen Heimat e zählt knapp 5 Millionen. Der weitaus größte Teil des iriſchen Volks wohnt— der unter der engliſchen Gewalt dauernd gewordenen Notlage des grünen Ei⸗ lands entwichen— zerſtreut in allen Teilen der Welt, vor allem in den Vereinigten Staaten, wo ſie in vier⸗ bis fünffach ſtärkerer Zahl, als in Irland ſelbſt, an⸗ ſäſſig ſind. Dieſe Iren in den Vereinigten Staaten ſind gefährliche Gegner der engliſchen Herrſchaft über Irland. Sie bringen die großen Geldmittel auf, ſie 0 bieten den Freiheitskämpfern in der iriſchen Heimat den wichtigſten Rückhalt. Von ausſchlaggebender Bedeu⸗ tung könnten ſie dann werden, wenn es ihnen gelingt, auf die auswärtige Staatsleitung der Vereinigten Staa⸗ ten Einfluß zu gewinnen. Wären die Vereinigten Staaten ein Land mit parlamentariſcher Regierungsweiſe— was ſie bei der Einflußloſigkeit ihrer Volksvertretung auf die ungewöhnlich ſelbſtherrlich eingerichtete oberſte Gewalt im Staat nicht ſind—, ſo hätte ſich der Wille eines ſo zahlreichen und ſo einheitlich gerichteten Bevölkerungs⸗ leils, wie ihn die Iren in Amerika darſtellen, ſchon längſt geltend machen müſſen. Wie die Dinge jedoch einmal liegen, hat Präſident Wil ſon mit ſeiner bisherigen un⸗ bedingten Ergebenheit gegenüber England den Wider⸗ ſpruch der Iriſch⸗Amerikaner, obgleich der viel kraft⸗ voller erhoben wurde, als der der Deutſch-Amerikaner, einfach in den Wind ſchlagen können. Anders ſtehen die 5 jedoch, wenn die Ziele der auswärtigen Staats⸗ eitung werden ſollten. Anſätze dazu ſind vorhanden. wieder einmal denen Englands entgegengeſetzt Eine ernſtere Hemmung dürfte die engliſche Regrerung in der Kriegsmüdigkeit ihres eigenen Volks und in. der Abneigung ihrer Arbeiterſchaft gegen einen neuen Krieg erblicken. Aber auch bei der Einſchätzung der Wirkſam⸗ keit dieſes inner⸗engliſchen Widerſtands gegen volle Ge⸗ waltanwendung mahnen die Lehren der engliſchen Ver⸗ gangenheit zur Vorſicht. Volk und Staat der Engländer konnten zur Aufrechterhaltung ihrer Oberherrſchaft über die iriſche Nachbarinſel zu jeder Anſtrengung und zu un⸗ barmherzigſter Gewalt doch immer wieder mitgeriſſen werden, ſo oft bisher Irland eine Gunſt der Zeitlage zur Gewinnung ſeiner Unabhängigkeit zu benutzen ver⸗ ſucht hat. 99 So ſind auch jetzt wieder, um den Freiheitswillen Irlands endgültig zu brechen, von England, das bekannt⸗ lich„als Beſchützer der kleinen Nationen gegen die deutſche Gewaltherrſchaft“ in den Krieg zu ziehen vorgab, anſtandslos Z3wangsgeſetze gegen Irland erlaſſen worden, die an rückſichtsloſer Härte und Mißachtung der perſönlichen Freiheit die Willkür des alten ruſſiſchen Beamtenſyſtems weit in den Schatten ſtellen. Der Lon⸗ doner Berichterſtatter des„Nieuwe Rotterdamſchen Cou⸗ rant“ teilt einige dieſer Beſtimmungen mit:. „Jeder Ire kann vor das Militärgericht gebracht werden für eine Handlung, die noch nicht ungeſetzlich war, als ſie begangen wurde, aber die durch eine ſpätere Verfügung dazu gemacht worden iſt. Der frühere Bewohner eines Hauſes, in dem verbotene Dokumente gefunden werden“ kann als Beſitzer der Dokumente angeſehen werden, ſelbſt wenn er ſchon vor Monaten ausgezogen war. Zeugnisverweigerung iſt ein Ver⸗ gehen, das das Kriegsgericht mit Gefängnis beſtrafen kann. Das Kriegsgericht kann ſeine Sitzungen nach Belieben hinter geſchloſſenen Türen abhalten. Die Militär⸗ oder Marinebehör⸗ den können nach Gutdünken die Blockierung irgendeines Teils von Irland anordnen. Jeder Tre iſt verpflichtet, ihnen dabei jeden Beiſtand zu verleihen. Es iſt perboten, unter den Auſpizien der gäliſchen Liga pa der Unterricht zu geben. Jeder, von dem man annimmt, daß er in einer Strafſache Zeugnis ablegen kann, kann ohne weiteres arretiert wer⸗ den, und er muß den Beweis für ſein Unvermögen ſelbſt bei⸗ bringen. Andernfalls kann er von dem Kriegsgericht zu 100 Pfund Sterling oder 6 Monaten Gefängnis verurteilt werden. Beteiligung an einer für ungeſetzlich erklärten Organiſation und der Beſitz irgend eines Dokuments, das ſich auf ſie bezieht, werden ſchwer beſtraft. Jeder Freigeſprochene kann ins Ge⸗ fängnis geworfen werden, wenn es ihm nicht gelingt, eine Bürgſchaft für ſein künſtiges Wohlverhalten beizubringen uſw.“ Dieſe Zwangsgeſetze machen die überwältigende Mehr⸗ heit tatſächlich rechtlos und laſſen ihren verzweifelten Kampf auch mit den bedenklichſten Mitteln erklärlich erſcheinen. Was nun der Entrüſtung über die grau⸗ ſame Behandlung des Oberbürgermeiſters von Cork, deſſen todesmutiger Patriotismus auch im eng⸗ liſchen Volk viele Bewunderer hat, ihre beſondere Schärfe verleiht, iſt die Tatſache, daß Mr. Mae Swiney ein Opfer eben dieſer ungeheuerlichen Zwangsgeſetze iſt. Er wurde verhaftet, als er im Rathaus ſeiner Stadt an der Sitzung eines der republikaniſchen Gerichtshöfe teilnahm. Da aber zum Unglück für die engliſche Re⸗ gierung in dem Prozeß, der gerade vor dem republika⸗ niſchen Gericht abgehandelt wurde, die größte engliſche Verſicherungsgeſellſchaft, die allmächtige„Pru⸗ dential“, eine der Parteien war, konſtruierte man ſchnell einen anderen Anklagegrund und ging nun gegen den Oberbürgermeiſter vor, weil man in ſeinem Pult den Schlüſſel einer bei der Polizei gebräuchlichen Geheim⸗ ſchrift und einige für die Reichsſicherheit gefährliche Pa⸗ piere fand. Daß der Beſitz eines ſolchen Schlüſſels ſeitens des Hauptmagiſtrats einer großen Stadt nichts außergewöhnliches war und daß die gefährlichen Pa⸗ piere in nichts anderem beſtanden, als in ſeiner eigenen Antrittsrede als Bürgermeiſter und in verſchiedenen Be ⸗ ſchlüſſen des Gemeinderats, die längſt veröffentlicht wor⸗ den waren, tat nichts zur Sache, und der Kriegsrat verurteilte Mace Swineh in geheimer Sitzung und ohne Zuziehung bürgerlicher Zeugen zu zwei Jahren Gefäng⸗ nis. Der Oberbürgermeiſter wies die Anerkennung der Geſetzlichkeit dieſes Kriegsgerichts zurück und griff zu dem einzigen Mittel, das ihm blieb, zum Hunger⸗ ſtreik. Er begann ihn am 12, Auguſt und wurde fünf Tage nachher nach London gebracht, wo er ſeitdem weiter⸗ gehungert hat, da das Kabinett die Freigebung ver⸗ weigerte, obwohl es ſich kaum verhehlen kann, daß der Märtyrertod Mac Swineys für es ſelbſt die ſchlimm⸗ ſten Folgen haben wird. f Wenn Mac Swiney ſtirbt, wird dieſer Mann wohl recht behalten. Es iſt jedenfalls bemerkenswert, wie un⸗ ter dem Einfluß dieſer Zwangsgeſetze die Anhänger Eng⸗ lands in Irland immer mehr auf Belfaſt und das nordöſtliche Ulſter zuſammengeſchrumpft ſind. Dies Unioniſten des Südens haben die Union offen preis⸗ gegeben und ſelbſt unter den Unioniſten von Ulſter ma⸗ chen ſich Anfänge einer gleichen Bewegung geltend. Lloyd George hat kürzlich im Unterhaus erklärt, Dominion Home Rule(Selbſtregierung in der Weiſe der großen Kolonien) ſei entweder eine Löſung ohne Inhalt oder eine Staatsform, in der vollkommene Unabhängigkeit eingeſchloſſen liege und die eben deshalb für Irland unmöglich ſei. Und nun hat die Konferenz der Gemä⸗ ßigten, deren meiſte Mitglieder Unioniſten waren, in Du⸗ blin unumwunden erklärt, Dominion Home Rule ſei die einzige Möglichkeit der Verſöhnung, das einzige Mit⸗ tel, das Band zwiſchen Irland und Britannien zu er⸗ halten. Vor ein paar Monaten wäre eine ſolche Hal⸗ tung der Gemäßigten noch ganz unmöglich geweſen. Die Sache liegt eben ſo, wie der bekannte Führer O' Co n⸗ nor ſie auf dieſer Konferenz charakteriſierte, wenn er ausrief:„Wir ſagen dem Herrn Lloyd George, daß wir ſein Säbelregiment nicht haben wollen. Wenn die Regierung noch weiter auf dem Weg vorwärts geht, dann werden wir alle verfluchte Republikaner werden.“ London, 8. Sept.„Daily Mail“ meldet aus der Schweiz, Lloyd George habe erklärt, der Bürgermeiſter von Cork und 11 andere Hungerſtreikende der Irländer könnten nur freigegeben werden gegen die beſtimmte 0 geg 1 1 1 1 Sicherheit, daß die Anſchläge gegen die Polizei auf⸗ hören. Davon ſei bis jetzt keine Rede. f * . Bunte Mappe. Das Wettrennen um den erſten Platz im Berliner Tele⸗ fon⸗Adreßbuch ha teine merkwürdige Blüte gezeitigt. Lange Jahre hindurch war das Aachen⸗Berliner Brunnenkontor der erſte Anſchluß⸗Inhaber im Telephon⸗Adreßbuch. Dann nannte ein findiger Buchdrucker ſeine Firma„Aaabe⸗Ex⸗ preß“ und rückte damit vor das Aachen⸗Berliner Brunnen⸗ kontor, die ſich A.⸗A.⸗A.⸗Reklame nannte und damit das Fernſprech⸗Adreßbuch von 1919 eröffnete. Das hat den „Aabe⸗Expreß“ nicht ſchlafen laſſen, und in der Ausgabe von 1920 hat er ſich unter der folgenden Firma„A. A. A. A.“ (Alle Arten Akzidenz⸗Arbeiten) vor die A.⸗A.⸗A.⸗Reklame eintragen laſſen. Im nächſten Telefon⸗Adreßbuch wird nun ſicher ein anderer tüchtiger Neklamemann kommen, der ſei⸗ nen Betrieb auf fünf große A ſtellt, um ruhmreich an der Spitze der Berliner Telephonteilnehmer marſchieren zu kön⸗ en. Der Prinz als Geiſtlicher. Prinz Georg von Bayern, der älteſte Sohn des Feldͤmarſchalls Prinz Luitpold von Bayern, der während des Krieges dem 1. Schweren Reiter⸗Regiment als Oberſtleutnant angehörte, hatte ſich nach Friedensſchluß dem geiſtlichen Stande gewidmet und war im vorigen Jahre in ein Jeſuitenkloſter in Innsbruck eingetreten. Von dort kommt jetzt die Nachricht, daß der Prinz zum Diakonus ge⸗ weiht worden iſt. Prinz Georg hatte, wie erinnerlich, im Februar 1912 mit der Erzherzogin Iſabella von Oeſterreich in Wien eine Ehe geſchloſſen, die ſchon ein Jahr ſpäter durch die päpſtliche Kurie wieder gelöſt wurde. in Die Kindesleichen in der Tonne. Wie wir ſeiner⸗ zeit meldeten, war im Januar der Kaufmann Hecklau in Berlin mit ſeiner Frau unter dem Verdachte verhaftet wor⸗ den, ſeine beiden zwölf und acht Jahre alten Kinder durch Erſticken in einer Tonne ermordet zu haben. Frau Hecklau, die kurz vor ihrer Entbindung ſtand und anſcheinend ſtark unter ſeeliſchen Depreſſionen litt, legte ein Geſtändnis ab, durch das auch ihr Mann erheblich belaſtet wurde. Bald dar⸗ auf ergab ſich aber, daß ſie in verſchiedenen Punkten zu ihren und ihres Mannes Ungunſten die Unwahrheit geſagt habe. Das Verfahren gegen den Kaufmann wurde daraufhin ein⸗ geſtellt, während ſeine Frau noch in Unterſuchungshaft blieb. Dem Verteidiger der Frau Hecklau gelang es jetzt, durch Experimente mit der gleichen Tonne nachzuweiſen, daß die Kinder beim Spielen in die Tonne hineingeklettert ſeien und dabei erſtickt wären. Mit Zuſtimmuns des Staats⸗ auwaltes hob der Unterſuchungsrichter daraufhin den Haft⸗ befehl gegen Frau Hecklau auf und verfügte ihre ſofortige Freilaſſung. Das bekannte Hoſpiz auf dem großen St. Bernhard, wo die das Gebirge überſchreitenden Reiſenden umſonſt beher⸗ bergt und verpflegt werden, während es ihnen freiſteht, ihren Dank durch ein Almoſen zu bezeugen, das in die Opferbüchſe des Kloſters gelegt wird, iſt heute das Ziel gewiſſenloſer Ausflügler geworden. An den Samstagen zumal bringen Fahrzeuge aller Art, darunter ſchwerbeladene Laſtwagen, Hunderte von Perſonen zum Großen Sankt Bernhard hin⸗ auf, die, nachdem ſie ſich an Speiſe und Trank in üppigſter Weiſe gütlich getan haben, die Wagen wieder beſteigen und ohne Dank und Abſchied nach Hauſe fahren. An einem Abend, als das Hoſpiz mehr denn 600 Reiſende beherbergt hatte, fanden ſich in der Opferbüchſe ganze 15 Franken. Allem Anſchein nach haben ſich im Kanton Wallis geſchäftstüchtige Reiſebureaus aufgetan, die Reiſegeſellſchaften für die Fahrt nach dem Großen Sankt Bernhard zuſammenſtellen, und die ſich von den Teilnehmern für die Verpflegung, die das Ho⸗ ſpiz umſonſt liefert, anſtändig bezahlen laſſen. Der Miß⸗ brauch der Gaſtfreundſchaft hat bereits einen ſolchen Um⸗ fang angenommen, und die Spekulation auf die Wohltätig⸗ keit des Hoſpizes wird ſo ſchamlos betrieben, daß ein Schwei⸗ zer Blatt Maßnahmen gegen den Unfug fordert, Maßnah⸗ men, die um ſo eher am Platz ſind, als auch die reichſtbe⸗ dachte Wohlfahrtseinrichtung einem ſolchen Maſſenandrang gegenüber mit ihren Mitteln bald zu Ende kommen muß Luftpoſtverkehr zwiſchen der Schweiz und Deutſchland. Baſel, 8. Sept. Wie die„Basler Nachrichten von maß⸗ gebender Stelle aus Bern erfahren, hat das deutſche Reichs⸗ poſtminiſterium die ſchweizeriſche Oberpoſtdirektion eingela⸗ den, ſofort Verhandlungen zwiſchen beiden Ländern über 6 eines Luftpoſtverkehrs BaſelDarmſtadt zu eröffnen. i 5 2. Das Reichsnotopfer. Die Reichsgeſetze, die uns die neue Republik in bunter Folge beſchert hat, ſind an Kompliziertheit und Uaklarheit kaum noch zu übertreffen. Dieſe Mängel gelten aber ins⸗ beſondere für die neuen Steuergeſetze, die in Haſt und Ueberſtürzung entſtanden und auf eine logiſche Folge kei⸗ nen Anſpruch machen köunen. Selbſt dem juriſtiſch Gebil⸗ deten iſt es heute nicht leicht gemacht, ſich aus der neuen Steuergeſetzgebung herauszufinden. Woher ſbll aber erſt der Laie die nötigen Kenntniſſe nehmen, um ſich vor Ueber⸗ ſteuerung zu ſchützen? In faſt allen größeren Städten fin⸗ det man darum heute ſogenannte Steuerberatungsbüros, deren Benutzung in komplizierten Fällen ratſam iſt. Die mehr oder minder hohen Koſten hierfür können ſich unſere Leſer aber ſpareag, wenn ſie ſich den von der Nationalen Treuhand⸗ und Reviſionsgeſellſchaft in Frankfurt a. M. herausgegebenen und im Verlag von K. u. H. Greiſer, G. m. b. H., Raſtatt, erſchienenen Steuerkatechismus zu⸗ legen. Das Heftchen kann man für 6 Mark von der ge⸗ nannten Firma beziehen und wird es in ſeiner klaren, für jeden Laien leichtverſtändlichen Aufmachung ſein Scherf⸗ lein dazu beitragen. belehrend und aufklärend zu wirken und ſomit ſeinem Beſitzer zum Vorteil gereichen. Am Sonntag, den 5. September, fand im Gaſt⸗ haus zum„Hirſch“ die vom Vorſtand des Medizinalver⸗ bands Seckenheim einberufene außerordentliche General- verſammlung mit der Tagesordnung:„Eventuelle Auflöſung des Verbandes“ ſtatt. Nach den einleitenden Worten des Vorſitzenden Herrmann gab derſelbe die mit der Kranken⸗ kaſſen⸗Kommiſſion Mannheim gepflogenen Verhandlungen betreffs Erhöhung des Aerzte⸗Honorars bekannt, wonach die Aerzte⸗Kommiſſion unabänderlich an ihren Forderungen feſthält, welche folgende Erhöhungen vorſteht: 125% auf die am 18. Januar d. Js. vertraglich feſtgeſetzten Pauſchal⸗ ſätz., ſodaß ab 1. Juli bezahlt werden müſſe, für eine ein- zelne Perrſon 22.50 Mk. und für eine Familie 67.50 Mk. pro Jahr, außerdem für Extraleiſtungen bis 10 Mk. 100%, über 10 Mk. 125% und für Geburtshilfe 300%. Nach dieſen Ausführungen, welche allgemeines Staunen hervor⸗ rief, nahm der Kaſſter Ruf das Wort und ſtellte feſt, daß die Vorſtandſchaft an eine Auflöſung des Verbandes nicht gedacht habe, ſondern dieſelbe nur zur Tagesordnung geſtellt habe, um die Mitglieder mehr für die Verſammlung zu intereſſteren, denn es wäre geradezu unverantwortlich, einen ſo ſozial wirkenden Verein ohne weiteres aufzulöſen und er hoffe, daß die Ausſprache eine neue Tagesordnung gäbe, welche heißen müſſe— Erhöhung der Beiträge. Zu dieſem Zweck habe er einen Voranſchlag aufgeſtellt, nach welchem folgende Beiträge erhoben werden müßten. 1. für eine einzelne Perſon 5 Mk. und für eine Familie 10 Mk. monatlich. Der von Ruf verleſene Vocanſchlag ergab nach Gegenüberſtellung der Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1921 einen Ueberſchuß von 165 Mk, dagegen wäre für das laufende Jahr durch die rückwirkenden Forderungen der Aerzte und dadurch, daß die erhöhten Beiträge erſt vom 1. Oktober erhoben werden könnten, mit einem Defizit von 1,775 Mk. zu rechnen. Bei der darauffolgenden Dis⸗ kuſſion ſprachen ſich alle Redner gegen die Auflöſung aus und die darauf folgende Abſtimmung ergab demnach eine Ablehnung derſelben. Hierauf wurde die Erhöhung der Beiträge zur Tagesordnung geſtellt. Als erſter Redner ſprach Herr Rudolf. Er begrüßte es freudig, daß ſich die Verſammlung einſtimmig gegen die Auflöſung ausſprach und hoffe, daß die Verſammlung ebenſo einſtimmig, die von Kaſſier Ruf aufgeſtellte Erhöhung der Beiträge an⸗ nehmen werde. Weiter bedauerte er, daß es viele Fa⸗ milien gäbe, die dem Verband noch fern ſtehen, was für dieſelben, bei den hohen Arzt⸗ und Medikamentenkoſten bei etwaigen Krankheitsfällen ſehr verhängnisvoll werden könne. Er iſt der Anſicht, daß die Gemeinde dem —————.— Verband einen größeren Zuſchuß geben töne, ſelbe der Gemeinde fehr große Laſten abnehun Ruf gab darauf bekannt, daß der Verba Jahr einen größeren Zuſchuß erhalte, es dem Bürgerausſchuß am heutigen Donnerstaß Beratung des Voranſchlags Gelegenheit gegebeſt noch etwas zu erhöhen. Herr Schuh wünſchh Zuſchuß zu den Krankenhauskoſten erhöht werd der Beitrag für einzelne Perſonen auf 6 Mi werde, da ein einzelnes Mitglied leichter mehr fal als eine Familie. Kaſſier Ruf erwiderte darauf! der Zuſchuß zu den Krankenhauskoſten erhöht wee die Beiträge für eine Familie auch noch mehr en Hn den müßten. Nach der weiteren Ausſprache, a noch einige Mitglieder beteiligten wurde zur 10— geſchritten, welche folgende Erhöhung der Beit 0 J. 4 Für die einzelne Perſon 6 Mark, fur eine 1 — Kindern 9.50 Mark und für die Familie 10 Mon lich. Im weiteren Verlaufe der Verſammlung! Wunſch geäußert, daß die Echöhung der Beiträge Anlaß zum Austritt aus dem Verband, ſonder 1 ein Anſporn zum Eintritt für alle dem Verein!“ ſtehenden ſein werde. N Die Um 6 Uhr ſchloß der Vorſizende die ſeht] uns verlaufene Verſammlung. 2 de i——— 0 t Bezüglich des Lebensmittelamtes wird uns 900 le. 1 Die Regierung hat ſich, da die weitere Au 1 Leb ge tung der Zwangswirlſchaft in allen ihren Teile in Sl möglich ſich erwieſen hat, entſchloſſen, dieſelhe feitsle meiſten Gebieten aufzuheben und ſie nur no ein kö und Milch zu beſchränken. Dadurch wurde l end Handel die Möglichkeit gegeben, ſeine Tätigkeit— zunehmen und überall wo er ſich frei entfalten f 1 es ihm auch gelungen, weſentlich zur beſſeren 0 della der Bevölkerung beizutragen. Aus dieſem G 6 Asher! die meiſten Städte und Gemeinden ihren 10 Leser handel aufgegeben und ihre Vorräte dem fk M K vn zum Weitervertrieb übergeben. Sie haben d Wen Intereſſe der Bürgerſchaft gehandelt. eas Anders aber ſind die Verhältniſſe in unſerer hider 5 i f% beitisch Hier kann man ſich anſcheinend zu einem dere 0 e, fe gehen nicht entſchließen. Immer noch iſt die B jfermu; der Gemeinde in Tätigkeit zum Schaden nig lan freien Handels, ſondern noch viel mehr zum% 5 Bevölkerung. Unwillkürlich drängt ſich einem u knie auf, welche Gründe hier dafür maßgebend ſind, g aach Einrichtung noch weiter aufrecht erhalten wird, Taufe ſtand, daß die Gemeinde noch Vorräte hat, kam i damn ſchlaggebend ſein, denn dieſe Vorräte würde— 103 ein del ſicherlich übernehmen. Es müſſen andere N ſchlaggebend ſein. Bietet der Handel durch die vielleicht eine fette Pfründe für diejenigen, bug boten ſchäfte beſorgen und ſoll dieſen die Pfründe mög a erhalten werden? Wo bleiben die Rückſichten auf meinheit? Iſt die Allgemeinheit vielleicht dazu 50% U b delsgeſchäfte der Gemeinde beſorgen, oder 1285 anſäſſigen Geſchäftsleute die, die man durch 111 1 ge beſtand dieſes örtlichen Verkaufsgeſchäfts ſchünſ W be een dieſen die große Mehrheit der Einwohnerſch 10 hen tragenden? er lie Wie lange ſoll das ſo noch weitergehen? 0 ug Verantwortlich für die Redaktion Gg, Aimmerm 0 wer nk. er Lebensmittelamt. Der Reichsminiſter für Ernährung und Land wirtſchaft teilt uns heute folgendes mit: „Die Ablieferung von Brotgetreide und Gerſte aus der neuen Ernte an die Reichsgetreide⸗ ſtelle ſind bislang noch durchaus unbefriedi⸗ gend. Trotz der Mitte Juli feſtgeſetzten aus⸗ reichenden Getreidepreiſe und trotz der beſon⸗ deren Zuſchläge für frühzeitige Lieferung ſinde bisher erſt rund 130 000 t Brotgetreide und Gerſte an die Reichsgetreideſtelle geliefert, während bis zu dem gleichen Zeitpunkt im * Brieftauben Uerein „TLuftbote“ gegr. 1911. „Goldenen Hirſch“ Herr Köppel, Frauen ſind dazu eingeladen. Jahre 1918 bereits rund 500 000 t einge ⸗ gangen waren. Das Vorjahr, in dem die Ablieferungen noch ungünſtiger waren, kann zum Vergleich uicht herangezogen werden, weil damals die Lieferungszuſchläge erſt an⸗ fangs September nachträglich bewilligt wur⸗ den. Wenn nicht alsbald ſeitens der Land⸗ wirtſchaft eine ſehr erhebliche Verſtärkung der Fußball⸗Vereinigung Bente Abend ½ Ahr Monats- Versammlung ſe. „Hirſch“ erweiterte Seckenheim, Illleler-Dereinigung§eatenbeim. Heute Abend 8 Uhr im Saal zum öffentl. Mieter⸗Verſammlung Geſchäftsführer Mannheimer Mieter⸗ Vereinigung ſpricht über Mieterrecht und Mieterſchutz. Freie Ausſprachen und Anfragen. Alle Mieter Seckenheims, Männer und Um ½',8 Uhr im Nebenzimmer zum Vorſtands. u. Ausſchußſitzung. Wegen wichtiger Beſprechung pünktliches und vollzähliges Eiſcheinen erforderlich. J dae Einladung.„ de Freitag, den 10. Herten, e de im Saale des„Deutſchen Hofes.. aa Liebtbſider-Oortpagz Avends 7 Uhr: Je Steinkohler e Aeg (Richtlinien zur Seh 3 nachmittags s übt n N. 1 ef der Wanderungen und dentſche Eintrittspreiſe: abends 1 Mark, 50 Pfg. Karten im Vorverkauf 15 1 8 Hof und bei Herrn Werle, Jie d Hierzu laden wir jedermang aa 5 ber Bilaungsausschuss der 8 c fer Turnverein Seckenheim Ablieferung einſetzt, ſo muß die geſamte Ver⸗ ſorgung der Bevölkerung mit Brot in dem ſpäteren Verlauf des Wirtſchaftsjahres als gefährdet angeſehen werden und iſt es noch weniger möglich, den Plan, durch genügende Reſerven die Brotverſorgung unter allen Um⸗ ſtänden ſicherzuſtellen, zu verwirklichen. Erſt recht iſt es dann ausgeſchſoſſen, die dringend wünſchenswerte Verbeſferung des Brotes durch niedrigere Ausmahlung des Getreides herbei⸗ zuführen und ebenſo die kaum weniger dring⸗ liche Erhöhung der Brotration ins Auge zu faſſen“. Kommunalverband Mannheim⸗Land. —— Vorſtehendes bringen wir hiermit zur allgemeinen Renntnis. Seckenheim, den 9. September 1920. Lebensmittelamt. Doulscher Ciſonbabner-Verband. Es kann bei Chriſtoph Weſch Moſt- u. Tafelobſt beftellt werden. Liſte liegt auf. Die Mitglieder, beſonders die Spieler werden um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen gebeten. Der Vorſtand. Monats-Versammlung im Lokal. Anſchließend Rammers [Der Vorſtand. Wasser- dente Pfeledecken mit und ohne Futter, sowie wasserdichte Wagendecken hat zu verkaufen Johann Rheinsehmidt Winelmstraße 5. 8 1295 U. 0 gegr. Die Curnstunde der Schülerinnen heute Abend aus. Am Sonntag, den 12. d. Mts., uach⸗ mittags 3 Uhr, findet auf dem Sportplatz der Mannheimer Turngeſellſchaft im Schloß⸗ garten die Austragung der Reis ſchild⸗ Wettkämpfen ſtatt und zwar im Mann⸗ ſchafts⸗Fünfkampf. Wir laden hierzu unſere aktiven und paſſtven Mitglieder, ſowie Freunde der Turnſache herzl. ein. Der Turnrat. Moraen Abend nach der Turnſtunde Turnrat-Sitzung. Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorſtand. auch faßweiſe zu haben bei Wllhelm Sponagel Küferei. Bellellungen von Kelterobſt werden bei demſelben angenommen. 1 Der Vorfland. Mannheim 2 unter Garantie der Stadtgemeinde? aste 0 mündelsicher. Wuln 8 annahme von Spareinlagen; tag“. een Die ee zingung. 820% died h, dunabmestelle: Gg. Leonh. Bünler he Hen wohnhaft an den Planken. 6 Giroverkehr kostenlos,% e Kostenlose Einzahlungen auf te b 0 0 Ludwigshafen a./ Rh. Nr. 629. 105 Baden) Nr. 1788. Wie Hypotheken gegen mäss ige frol. Wah Mannhein spesen. und provisions A0 0 W 2 80% es Enorm billig! lte Nie prima Deutsohe NKernssife 8u lee N00 Doppelstück. 6.40 2 Sto läge Prima Patztücher St. 2.50. f 0 e Prima Waschbürsten el“ Fibre, St. 3.50 u. 2.90 geber 5 5 pr. Schrubber, Fibre 4.50 No. 2 u in 8 5 sowie sämtl. Kurzwaren] Abzugebe 0 N zu staunend billig. 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