e untsblatt der Bürgermefsterämter Seckenheim, Awesheim, Hleckarhausen und Edingen —— Abonnementspreis: 1 Diecch die Poſt bezo mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Tagesſchau. kes. 25. Sept. Der Generalſekretär des Völker⸗ Aleahmat der deutſchen Regierung 5 zur de an der am 15. Oktober ds. Js. in Paris begin⸗ tel i- zung des vorläufigen Völkerbundsausſchuſſes für ſunernn und Tranſitfragen zugehen laſſen. Die deutſche Bear die dieſe Einladung angenommen hat, wird ſich N ite des betreffenden Reſſorts in Paris vertreten wunden iir Hauptpunkt der Tagesordnung betrifft Maß⸗ Wees r eine Erleichterung des internationalen Reiſe⸗ N ri 2 22 ee 105 Sept. Millerand antwortete auf die Glück⸗ n feine Juſtizminiſters u. a., das ſiegreiche Frankreich ö de eg Ruinen aufbauen und ſeine Wunden verbinden. e f zu erreichen, müſſe die vollſtändige Durchführung Ah tegenith Grundlage des Verſailler Friedensvertrages verl über eingegangenen Verpflichtungen von Frank⸗ de 57 den. 0 „25. Sept. Heute morgen fand ſich um 8 Uhr en am der 82. Gemeindeſchule, Turmſtraße 73, zu⸗ e begen on allen Lehrern wurde der lebhafteſte Wider⸗ 40% chekt. M. die Wahl des Genoſſen Dr. Löwenſtein ge⸗ r e den dan beſchloß einſtimmig eine Proteſtkundgebung er dee er oh Kicheſachmann und Raſſeufremden und ſchickte die 4 ne Angabe eines Grundes nach Hauſe. Oberſchleſien. Spelzen einem franzöſiſchen Soldaten erſchoſſen. len abe 25. Sept. Der Arbeiter Franzek wurde vor⸗ en end auf der Roſenberger Straße von einem fran⸗ 1 einer daten erſchoſſen Franzek ſtieß auf dem Wege aſamr Wohnung im Dunkeln mit franzöſiſchen Solda⸗ DI men, es kam zum Wortwechſel, wobei ein franzö⸗ 1* durch Revolverſchuß den Franzek nieder⸗ 80h eln gegen die oberſchleſiſchen Gewerkſchaftsführen „ golttiß 25. Sept. Gegen die Führer der Gewerkſchaften e nralit Parteien, die die Proteſtkundgebung gegen eh Weg tätsverletzung in Oberſchleſien am 17. Auguſt eörbar geleitet haben, u. a. gegen das Reichstagsmit⸗ 0 wericht iſt ein Verfahren vor einem interalliierten 1 0 eingeleitet worden. t U 6 Die Lage im Oſten. 2 Veorganiſation der bolſchewiſtiſchen Armee. n Gckert. Wie die von den ukrainiſchen Truppen ird efangenen der bolſchewiſtiſchen Armee aus⸗ gebende R. r ruſſiſchen bolſchewiſtiſchen Armee eine ie in derbrganiſation vorgenommen. Die politiſchen 16 itz in 5 er Roten Armee werden des Rechtes verluſtig E pläne gend einer Form einen Einfluß auf die Ope⸗ 1000 ßer RKaauszuüben. 1 0% ſungenten Armee kommt der bedeutende Mangel an b uit ug. i infolge der neuen Verluſte imm ſtärker zur baun Die In erpflegung der Truppen iſt ſehr mangel⸗ Ager Für endanz exiſtiert nur in ſehr elementaler „ Wcäßet Dien Winterfeldzug iſt Sowjetrußland nicht 8 im f oldaten wollen von einer Fortſetzung des ommenden Winter nichts hören. mene litaniſch⸗volniſche Kämpſe. ten Sept. Der amtliche polniſche Heeresbericht 1 8 meldet: Das dauernde Vorgehen der er lungen, die auf unſerem Territorium ſtehen, er Litau bormals feſtgeſtellte dauernde Neutralitäts⸗ poen er zu Gunſten der Sowjetarmee zwang un⸗ N zur Geagenaktion. Dabei murden Kopzowo Monatlich 4.— 4 mit n pro Ouartal ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich —— Montag, 27. September 1920. Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. N 219 —— Fernſprechanſchluß Nr. 16. 0. Voſtſcheckkonto! Narlsruhe Nr. 19819. ee und Solny genommen. Bisher wurden 1000 Gefangene ge⸗ macht, darunter 80 Offiziere. Der Rat der nationalen Verteidigung beſchäftigte ſich ge⸗ ſtern in einer mehrſtündigen Sitzung mit dem Verhöllnis zu den Litauern und faßte mehrere Beſchlüſſe, die dem Völ⸗ kerbund unterbreitet werden ſollen. 2 Ausland. Briand der Nachfolger Millerands. Paris, 25. Sept. Laut„Radical“ wird Briand der Nach⸗ folger Millerands auf dem Poſten des Miniſterpräſidenten und des Miniſters des Aeußern. Faſt ſämtliche Miniſter werden beibehalten werden, es wird jedoch noch ein Unter⸗ ſtaatsſekretariat für auswärtige Angelegenheiten errichtet werden, an deſſen Spitze der Abgeordnete Loblemaire ge⸗ ſtellt werden ſoll. Nach dem„Gaulbis“ ſoll der Kriegs⸗ miniſter Lefevre die Abſicht haben, zurückzutreten. Schließlich wird enoch berichtet: Beim Verlaſſen des Ver⸗ ſailler Schloſſes wurde der neue Präſident der Republik von einer großen Menſchenmenge jubelnd begrüßt. Vor dem Elyſée erwieſen Truppen die Ehrenbezeugungen. Dor, überreichte der Großkanzler der Ehrenlegion, General Du⸗ bail, dem neuen Prädenten die Inſignien des Großkordons der Ehrenlegion ſowie das Kollier des Ordens, auf dem die Namen aller bisherigen Präſidenten der Republik ein⸗ graviert ſind. Ruſſiſche Arbeiter für das franzöſiſche Wiederaufbaugebiet. Helſingfors, 25. Sept. In der letzten Zeit ſind zahkreich ruſſiſche Flüchtlinge aus Finnland eingetroffen, welche nach Frankreich weiterbefördert werden, um dort an den Wieder⸗ aufbauarbeiten in den zerſtörten Gebieten teilzunehmen. Der drohende Grübenſtreik in Eugland. Bergen, 25. Sept. Nach hier eingetroffenen Meldungen liegen in den engliſchen Oſthäfen zahlreiche ſkandinaviſche Dampfer feſt, die wegen des in Ausſicht ſtehenden Gruben⸗ arbeiterſtreiks keine Bunkerkohlen erhalten. Die Löſung der adriatiſchen Frage. Mailand, 25. Sept. Das Blatt„La Sera“ berichtet: Gio⸗ litti hat die Abſicht, die Verhandlungen mit den ſüdſla⸗ wiſchen Delegierten über die Löſung der adriatiſchen Frage perſönlich zu führen. Giolitti ſoll nun binnen kurzem eine Verſtändigung herbeiführen. Falls die Südſlawen wie⸗ derum Hinderniſſe in den Weg legen ſollten, ſo wäre Gio⸗ litti nicht abgereiſt, das neue Regime für Fiume vonſeiten der italieniſchen Regierung anerkennen zu laſſen, für dſſen Unabhängigkeit Italien Gewähr leiſten würde. Die Beilegung des Konfliktes in Oberitalien. London, 25. Sept. Die„Times“ meldet aus Turin: Die Arbeiter der beſetzten Fabriken ſtimmten geſtern über die Annahme oder Ablehnung des mit der Regieruag geſchloſ⸗ ſenen Vergleichs ab. Die Abſtimmung ergab, daß 334 für und 17 gegen die Annahme waren. Die Beulenpeſt in Fiume. 5 Mailand, 25. Sept. Mit Rückſicht auf die in Fiume feſt⸗ geſtellte Beulenpeſt hat Giolitti die unverzügliche Ab⸗ Abſendung von Heilmitteln nach Fiume angeordnet. Verſtärkung der Amerikaner im beſetzten Gebiet. „Köln, 25. Sept. Nach Nachrichten aus dem amerika⸗ niſchen beſetzten Gebiet ſteht für die nächſte Zeit eine Ver⸗ ſtärkung der amerikaniſchen Beſatzungstruppen bevor. Nach Neuwied kommt am 1. Oktober ein ganzes Regiment, die Andernacher Garniſon wird um 600 Mann verſtärkt. Die Wohnungsnot. Der Wohnungsmangel im Reiche, weit davon entſernt, mildere Formen anzunehmen, wächſt, infolge der Zunahme in der Bevölkerung, der neugeſchloſſenen Ehen uſw, und in Anbetracht der Tatſache, daß infolge des Rohſtoffmangels und der allgemeinen Arbeitsverhältniſſe die Errichtung von Wohngebäuden noch immer nur in den ſeltenſten Fällen möglich iſt, in ſolchem Maße, daß es ſich als notwendig er⸗ wieſen hat, das Geſetz über Maßnahmen gegen den Woh⸗ nungsmangel vom 11. Mai 1920 dahin zu erweitern, daß den Gemeinden ihre Aufgabe, möglichſt Abhilfe zu ſchaffen, er⸗ leichtert wird. Das Reichsarbeitsminiſterium hat infolgedeſſen den Ent⸗ wurf einer Verordnung ausgearbeitet, die ſie insbeſondere auf die Erhaltung des verfügbaren Wohnraumes und auf die Anzeige⸗ und Auskunftspflicht bezieht. Nach 8 1 des Entwurfs iſt es unterſagt, ohne vorherige Zuſtimmung der Gemeindebehörden Gebäude oder Teile von Gebäuden ab⸗ zubrechen, Räume, die bis zum 1. Oktober 1914 zu Wohn⸗ zwecken beſtimmt oder benutzt waren, zu anderen Zwecken, insbeſondere als Fabrik, Lager, Werkſtätten, Dienſt⸗ oder Geſchäftsräume zu verwenden, ferner mehrere Wohnungen zu einer Wohnung zu vereinigen. Die Zuſtimmung darf nur dann gegeben werden, wenn das Mieteinigungsamt ſich damit einverſtanden erklärt hat. Ueber die Anzeige⸗ und Auskunftspflichten wird beſtimmt, daß der Verfügungsbe⸗ rechtigte Anzeige zu erſtatten hat, ſobald eine Wohnung oder Fabrik, ein Lager, eine Werkſtätte, ein Dienſtbureau, Ge⸗ ſchäftsräume, Läden oder ſonſtige Räume unbenutzt oder ge⸗ kündigt ſind, oder ſonſt frei werden. Ferner muß er auf Verlangen jederzeit über die Zahl, Lage und Größe der Räume einer Wohnung, ſowie über die Anzahl der Per⸗ ſonen des Haushaltes Meldung erſtatten und dem Beamten der Gemeindebehörde über Wohnungen und Räume, ſowie über deren Vermietung Auskunft erteilen; auch muß er die Beſichtigung geſtatten. Als unbenutzt gelten Wohnungen und Räume, wenn ſie vollkommen leer ſtehen oder nur zur Aufbewahrung von Sachen dienen, ſofern dem Verfügungs⸗ berechtigten eine andere Aufbewahrung ohne erhebliche Härte zugemutet werden kann. Jeder, der außer der in dem Gemeindebezirke liegenden Wohnung noch eine oder mehrere andere Wohnungen beſitzt, hat der Gemeindebehörde Anzeige zu erſtatten und dabei an⸗ zugeben, welche Wohnung als ſeine Hauptwohnung ange⸗ ſehen werden ſoll. f Die 88 4—7 behandeln die Beſchlagnahme von Räumen. Die Gemeindebehörde kann zur Unterbringung wohnung⸗ ſuchender Perſonen unbenutzte Wohnräume oder andere un⸗ benutzte Räume, die zu Wohnzwecken geeignet ſind, ferner Wohnungen„die nicht als Hauptwohnungen angegeben wer⸗ den, unbenutzte oder benutzte Fabriken, Lager, Werkſtätten, Dienſt⸗ und Geſchäftsräume, Läden oder ſonſtige Räume, ſowie Gaſträume in Hotels, Fremdenheimen(Penſionen und dergl.) und Räume oder Nebenräume von Wohnungen, die im Verhältnis zur Zahl ihrer Bewohner als übergroß an⸗ zuſehen ſind, beſchlagnahmen. Oeffentliche in dem Eigentum des Reichs oder eines Lan⸗ des, oder in dem Eigentum oder der Verwaltung einer Kör⸗ perſchaft des öffentlichen Rechts ſtehende oder religiöſen oder anerkannt gemeinnützigen, mildtätigen Zwecken dienende Räume dürfen nur mit vorheriger Zuſtimmung der oberſten Reichs⸗ oder Landesbehörde in Anſpruch genommen werden. Bei der Beſchlagnahme iſt auf den Beruf, die Familie und die perſönlichen Verhältniſſe des Inhabers der Räume mög⸗ lichſt Rückſicht zu nehmen. Mit der Beſchlagnahme verliert der Verfügungsberechtigte die Befugnis, über die Räume zu verfügen, insbeſondere ſie einem anderen als dem ihm von der Gemeindebehörde zugewieſenen Wohnungsmieten⸗ den zu vermieten oder zu überlaſſen oder bauliche Aende⸗ rungen an ihnen vorzunehmen. Die Beſchlagnahme bleibt auch bei einem Wechſel der Perſonen der Verfügungsberech⸗ tigten wirkſam. Die Gemeindebehörde kann beſchlagnahmte Räume, an denen ſie berechtigt iſt, auf eigene Koſten bauliche Verände⸗ rungen durchzuführen, entweder ſelbſt weiter vermieten oder dem Verfügungsberechtigten für die Räume einen Woh⸗ Tochter des Miniſters. Az 15 Roman von Ernſt Georgy. Urhehe⸗ verboten.) 2 (cktstlich d. 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. gero dtieg eine glühende Röte in ihr Geſicht 3. Dann aber ſagte ſie raſch, mit hold ver⸗ „Ge ln:„Ja, ihr ſollt es wiſſen, Egons ollen g Wieſener, und ich, wir haben uns lieb w 6 U de Dieſes n uns heiraten.“ 1. rant 0 offene Bekenntnis entſetzte ihre Mutter 1 un e kraftlos in einen Seſſel niederſank. d„ murmelte ſie erſchreckt.„Wieſener? doch nicht möglich!“ uf Fuer, antwortete ſie etwas unſicher. ig Georg dich darein finden! Oh, ich weiß wohl, tabolz 9 aleichtſinnig war und manches auf dem N sten. um aber er war in ſchlechte Geſellſchaft ge ſerung ſich ſelbſt zu retten, um euch ſpäter ſeine Er iſt beweiſen, iſt er in die Kolonien gegan⸗ iſt ſchon in dieſem einen Jahr in Togo ein lwanach! ſſerer Menſch geworden. Fragt Egon blos Und an ſeinem neuen Unglück iſt er ein deen war bei der Nennung dieſes Namens 8 emporgefahren. Er näherte ſich be⸗ jetzt Tochter. Der Abglanz ihrer Liebe, der m Jleuchtendes Antlitz trat, reizte ihn zu faſt er Und dedorn. Fälror, du bildeſt dir ein— du glaubst“, ſtieß wude dacda ich jemals eine Ehe mit dieſem 1 cher und leichtſinnigen Spieler dulden g ß ich meine Tochter dieſem Patron an⸗ de, der ſchon vor Jahren nur Offizier ne, weil ſeine Mutter und ſeine Schwe⸗ 79 0 ſter ihr ganzes Vermögen opferten, um ihn vor der Ausſtoßung aus dem Heere zu bewahren? Biſt du wirklich meine Tochter? Schämſt du dich nicht, dein Herz an ein ſolches Subjekt zu hängen?“ „Vater, du gehſt zu weit. Georg hat ſchwer ge⸗ büßt. Seine Mutter und Erna haben ihm verziehen. Er hat ſich ſchon geläutert!“ rief Gertrud heftig. Der Präſident fühlte rote Nebel vor ſeinen Augen wallen; aber noch riß er ſich zuſammen. Mit un⸗ heimlicher Willensſtärke zwang er ſich zur Ruhe und erklärte tonlos:„Du biſt leider weit kindiſcher und unreifer, als ich befürchtete; daher ſpreche ich dir auch das Recht ab, über dein Schickſal irgendwelche Entſcheidungen zu treffen. Den Unfug mit dem al⸗ bernen Burſchen ſchlägſt du dir aus dem Kopfe. Baſta!— Ich aber telephoniere ins Hoſpiz und laſſe Stellfreth bitten, heute abend unſer Gaſt zu ſein. Ich werde ihm ſelbſt die Backfiſchliebe, voller Scham, daß ſie überhaupt möglich war, erzählen. Iſt er gütig genug, ſie dir zu verzeihen, und imſtande, ſich darüber hinwegzuſetzen, und ſeine Werbung aufrecht zu er⸗ halten, dann wirſt du dich ohne Widerrede mit ihm verloben!“ „Niemals!“ „Gertrud, geliebtes Kind!“ flehte die Mutter. „Niemals!“ wiederholte dieſe außer ſich. Ihre Blicke begegneten furchtlos und entſchloſſen denen des Vaters. Ich bin mündig, ich laſſe mich nicht zwingen. Ich werde Stellfreth niemals heiraten!“ „Du wirſt noch heute abend ſeine Braut!“ Der Präſident packte mit beiden Händen Gertrud und hielt ſie mit eiſernem Griffe.„Keinen Widerſpruch! — Wage kein Wort weiter, verſtanden?!“ Sie verſuchte, ſich durch heftiges Zerren frei zu machen. Ihr Zorn verlor jetzt jebes Maß.„Laß „ ter daſtehen mich ſofort los!“ befahl ſie gellend. mich doch nicht!“ „Treibe mich nicht zum Aeußerſten,“ ſchrie er jetzt ſinnlos und hob die Hand zum Schlage. „Franz!“ kreiſchte ſeine Frau, auf ihn zueilend, um das Schlimmſte zu verhindern. „Wage es nicht, mich zu ſchlagen!“ Gertrud bäumte ſich wild auf. Jedoch es war ſchon zu ſpät. Präſident Meinhards Rechte ſauſte auf die Wange der kreideweißen Tochter und fiel mit klatſchendem Geräuſch darauf nieder, eine dunkle Röte hervor⸗ rufend. Das Mädchen ſtand plötzlich wie gelähmt „Franz, du ſchlägſt eine Dame, deine erwachſene Tochter!“ Seine Gattin weinte laut, ließ ſich wiede; in den Stuhl fallen und verbarg ihr Geſicht in dem Taſchentuch, um die beiden Menſchen nicht mehr ſehen zu müſſen, die ſich da gegenüberſtanden wie un⸗ verſöhnliche Feinde. Es war lautlos ſtill in dem reizenden Mäd gen zimmer, das von zartem Blumenduft durchh⸗ war. „Du zwingſt Meinhards Hand war herabgeſunken. Wii. ſer ganz unvorhergeſehenen Entladung war Zorn verraucht. In ihm blieb etwas wie Ver derung, wie Scham über ſich ſelbſt. Niemals, ſo lange ſie lebten, hatte er ſeine ter berührt. Es war gegen ſeine Grundſätze, Mi chen zu ſchlagen. Ihre Erziehung hatte er ſeiner Frau überlaſſen und ſich nur immer an den heran⸗ wachſenden, feinen, lieblichen Geſchöpfen erfreut. Und nun? Wie ein Raſender hatte er— er!— gehan⸗ delt! War es denn möglich? Konnte er ſich derart vergeſſen? Wie mußte er nun vor Gattin und Toch⸗ 75 . F eee ee e,, e 4 —. nungſuchenden zuweiſen. Für die beſchlagnahmten Räume hat die Gemeindebehörde dem Verfügungsberechtigten von dem Beginn der Beſchlagnahme an eine angemeſſene Ver⸗ gütung zu gewähren, ſoweit ihm die Benutzung der Räume entzogen wird. Nach§ 16 des Entwurfs dürfen Wohnräume, insbeſondere auch möblierte Räume, nur mit vorheriger Zuſtimmung der Gemeindebhörde vermietet, überlaſſen oder in Gebrauch genommen werden. Die Schlußparagraphen behandeln die Verteilung des vorhandenen Wohnraumes, das Beſchwerdeverfahren und die Strafbeſtimmung. Die Strafbeſtimmung ſieht bei Zuwiderhandlungen gegen Be⸗ ſtimmungen der Verordnung eine Geldſtrafe bis zu 10 000 Mark oder Haft vor. Praktiſch werden dieſe Beſtimmungen zum Teil auf eine verſchärfte Handhabung der Zwangseinquartierung aus⸗ laufen. Es braucht kaum erwähnt zu werden, wie ſchwer beſonders die Hausfrauen ſich in ſolchen Fällen mit der Tat⸗ ſache abfinden müſſen, Fremden in ihren Heimen Zutritt zu gewähren. Das Beſtreben der Behörde, dieſem Gefühl Rechnung zu tragen, und unbillige Härten, wo es nur irgend möglich iſt, zu vermeiden, kann aber nicht ſoweit gehen, Fa⸗ milien, darunter Frauen und Kinder, die gleichfalls Anſpruch auf Schutz haben, obdachlos auf der Straße zu laſſen. Ge⸗ rade die Frauen dürfen keinen Augenblick vergeſſen, daß es ſich um keine unbillige Einſchränkung ihrer Freiheit han⸗ delt, ſondern um Maßnahmen, die nur durch die bitterſte Notwendigkeit erklärt, aber dadurch auch voll und ganz ge⸗ rechtfertigt erſcheinen müſſen. Wirtſchaftspolitik. Ethik und Wirtſchaft. Die wirtſchaftliche Lage, in der ſich das Volk ſeit dem Kriege und mehr noch ſeit dem Frieden von Verſailles be⸗ finget, iſt ſo trübe, daß niemand erwarten darf, allgemeine Regierungsmaßnahmen und Geſetze könnten ſie ohne Zutun des Einzelnen wieder heben. Jedermann weiß, daß es ſich in unſeren Zeitläuften zu einer wahren Virtuoſität heraus⸗ gebildet hat, Anordnungen zu umgehen und ſich zu perſön⸗ lichem Vorteil der Wirkung von Maßnahmen zu entziehen, die im Intereſſe der Allgemeinheit getroffen worden ſind und deren Nichtbefolgung ja doch früher oder ſpäter wieder auf den Einzelnen zurückwirken muß. Der anſcheinend ge⸗ ringfügige Umſtand, daß der Einzelne ſtets zu denken pflegt: „Auf mich kommt es nicht an; was ich tue oder laſſe, wie ich meine Lebensführung einrichte, kann für den großen Haus⸗ Halt des Reiches nicht von Bedeutung ſein“, trägt in Wahr⸗ heit einen großen Teil der Schuld, daß dieſer große Haus⸗ alt 5 zu dem beſtehenden Grade in Unordnung geraten onnte. 5 Es gibt wohl keinen Mann und keine Frau, die nicht oretiſch ganz genau wüßten, daß ſich ein Land durch die infuhr von Artikeln und Waren, wenn dieſer Einfuhr nicht eine entſprechende Ausfuhr entgegenzuſetzen iſt, dem Aus⸗ lande immer tiefer verſchuldet. Nur ſehr wenige werden aber durch dieſe Einſicht gehindert, ausländiſche Gebrauchs⸗ und Luxusartikel überall zu kaufen, wo ſie ihnen angeboten werden und ſie teilweiſe horrend zu überzahlen. Als Ent⸗ ſchuldigung vor ſich ſelbſt— und welcher ſchwacher Charak⸗ ter fände ſolche Entſchuldigungsgründe nicht— wird dann gewöhnlich angeführt, daß die langen Entbehrungen wäh⸗ rend des Krieges auf einen Erſatz an Genüſſen ein volles Anrecht gäben. Das Einzige, was hierbei zweifellos Tat⸗ ſache iſt, iſt die Charakterſchwäche. Denn wer den Wahn hegt, durch wahlloſe Genüſſe ſich für Entbehrungen ſchadlos zu halten, wird bald erkennen müſſen daß es ſich nur um eine ſehr vorübergehende Freude gehandelt hat, da bei der fort⸗ ſchreitenden Verermung und Verich! e des Landes ſehr bald der Augenblick kommen wird, wo neue Entbehrungen einſetzen müſſen, die unter Umſtänden jene Kriegsentbeh⸗ rungen weit in den Schatten ſtellen können. Bereits vor mehreren Monaten iſt eine Schätzung vor⸗ genommen worden, die damals den Wert der Einfuhr eini⸗ ger nicht lebens notwendiger Artikel ſeit Aufhebung der Blockade auf über 10 Milliarden Mark bezifferte. Es ſind alſo für Zigaretten, Apfelſinen, teures Pelzwerk und eine Reihe anderer Artikel, die zum Teil flüchtigem Genuß, zum Teil einem bloßen Luxusbedürfnis dienen, Milliarden und Abermilliarden über die Grenze gefloſſen. Es iſt durchaus der Einzelne, der ſich hier als den entſcheidendſten Faktor fühlen muß. Ebenſo wie der Einzelne erkennen muß, daß es auf ſeine eigene Arbeit— nicht auf die der Anderen— ankommt, ſo muß jeder wiſſen, daß es nicht genügt, Andere zum Verzicht zu veranlaſſen, ſondern daß die Dinge nicht ſchließt werden können, bevor er ſelbſt ſich zum Verzicht ent⸗ eßt. Es gibt vielleicht nichts, was gegenwärtig annähernd ſo wichtig iſt, wie dieſe anſcheinend unweſentliche Frage unſe⸗ rer täglichen Lebensführung. 8 6 Zuweiſung von Auslandsmehl. Berlin, 25. Sept. Nach einer Mitteilung des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſteriums ſoll dem Wunſche der Bevölkerung auf Zuweiſung von beſſeren Mehle dadurch entgegen gekommen werden, daß vermutlich wöchentlich der Bevölkerung eine be⸗ ſcheidene Menge geringer ausgemahlenen aus Auslands⸗ getreide hergeſtellten Mehles zum Einſtandpreis zugewieſen werden ſoll. Die Durchführung dieſes Planes, der noch in dex Erwägung iſt, würde eine Mehreinfuhr von ungefähr 000 Tonnen Auslandsmehles bedeuten. Das Reichs⸗ wirtſchaftsminiſterium geht in einer längeren Darlegung auf die Angriffe ein, die gegen das Miniſterium anläßlich ſeiner Weigerung auf Freigabe der Auslandseinfuhr ge⸗ richtet worden ſind und begründet dieſe Haltung u. a. da⸗ mit, daß die Einfuhr von etwa einer Million Tonnen eine Ausgabe von ſieben Milliarden Mark bedeuten würde, daß ferner das Pfund Auslandsweizenmehl nach dem derzeitigen Stande der deutſchen Währung auf ungefähr fünf Mark kommen würde, und daß dann neben dem freien Auslands⸗ mehl auch der Zwangswirtſchaft unterliegendes Inlands⸗ mehl im freien Handel ſein würde, was allerhand Schwierig⸗ keiten mit ſich bringen würde. Baden und Nachbargebiete. * Heidelbera, 25. Sept. Bei der Vergebung der In⸗ ſtallationsarbeiten für den Neubau der hieſigen medizini⸗ ſchen Klinik verlangte unter 10 Firmen der Höchſtfordernde 1.1 Millionen Mark und der Mindeſtfordernde etwas weni⸗ ger als 600 00“ Mark, ſomit ein Unterſchied von über einer halben Million. Ande e Firmen forderten 600 000 bis über 800 000 Mark. er Ottenhöfen, Amt Achern, 25. Sept. Geſtern nachmit⸗ tag hat ſich auf dem entlegenen Höhenweg von Baiers⸗ bronn hex ein Drama abgeſpielt. Ein gutgekleideter, in den 3ber Jahren ſtehender Mann, wie man hört ein Bruch⸗ ſaler namens Bottler, hat eine in ſeiner Bekleidung be⸗ findliche Dame, namens Frida Götz, gebürtig von Spandau, durch zwei Revolverſchüſſe ſchwer verletzt und ſich dann ſelbſt getötet. Die Schwerverletzte, die eine Medizinerin ſein ſoll, iſt nach ihrer Einlieferung ins Bezirkskraukenhaus in Freudenſtadt ihren Wunden erlegen. a Sasbach, Amt Achern, 25. Sept. Die Einweihung des Grabdenkmals für den verſtorbenen Prälaten Dr. Len⸗ der, den Gründer der Lenderſchen Anſtalt, findet nunmehr beſtimmt am Mittwoch, den 29. Sept. Sept., ſtatt. Vormit⸗ tags 11 Uhr iſt feierliches Requien, nachmittags 2 Uhr die Gedenkfeier auf dem Friedhof. * Waldshut, 25. Sept. Wie die Schwarzwälder Zeitung hört, ſind die Lonzawerke infolge des niederen Waſſerſtan⸗ des des Rheins und des dadurch ausfallenden Kraftſtromes und durch Ofenreparaturen uſw. gezwungen, gegen 300 tex in nächſter Zeit zu entlaßen: sünſtliche Kohle aus Noftorf. Der Brennſtoffmangel, hervorgerufen namentlich durch die Kohlenlieferung an unſere Feinde, zwingt uns zur beſſeren Verwertung der vorhandenen Brennſtoffe und zu Erſatzbrennſtoffen. So hat der Torf wieder überall neue Freunde gefunden, ſo ſucht man Abfallſtoffe wie Säge⸗ ſpäne, Lokomotivlöſche und ſogar die halbverbrannte Kohle (Aſchenreſte) als Brennſtoff auszunutzen. Die Aufgabe, hochwertigen Brennſtoff aus einem ſchon vorhandenen Brennſtoff herzuſtellen, ſcheint ſeiner Löſung entgegen zu gehen, und zwar wird hier in erſter Linie der Torf Verwendung finden. Jener Prozeß, der die Steinkohle in Tauſenden von Jahren werden ließ, wird künſtlich erzeugt und in fabrikatoriſcher Weiſe der Torf zur Kunſtkohle um⸗ gewandelt. Von dem an der Erfindung beteiligten Ingenieur Auguſt Bauſchlicher, der die Torfwerke Kremmen betreibt, wird geſchrieben: gende Mitteilungen: 8 „Es iſt gelungen, aus vegetabiliſchen Abfallſtoffen in 1—1 ½ Stunden eine künſtliche Kohle von hohem Heiz⸗ wert zu machen. Von beſonderer Wichtigkeit für die Fa⸗ brikation iſt dabei, daß das Produkt aus ganz naſſem Torf hergeſtellt wird, der direkt der Grube entnommen wird, daß alſo die Fabrikation auch in der ungünſtigſten Jahreszeit und ſelbſt im Winter erfolgen kann. Das Produkt aus naſſem Torf iſt ſogar erheblich beſſer, als das aus trockenem Torf, wie man im Lauf der Ver⸗ ſuche gefunden hat. Der neue Brennſtoff Gaſolkohle genannt, hat einen Heizwert bis zu 7500 Wärmeeinheiten, brennt mit langer Flamme, kann nach Bedarf ſofort ent⸗ zünd⸗ und entflammbar gemacht werden, wodurch das Anfeuerungsmaterial geſpart werden kann. Es iſt auch möglich, eine koksartige Kohle von geringerer Entflamm⸗ barkeit zu ſchaffen. Gegenüber der Naturkohle hat die Kunſtkohle die Ueberlegenheit, daß ſie ohne Schlacken⸗ rückſtände verbrennt und nur pulverförmige weiße Aſchen⸗ reſte hinterläßt. Die Kohlenerzeugung nach dem neuen Verfahren wickelt ſich über der Erde ab. Die Anlagen ſind daher bedeutend billiger als die Bergwerksanlagen, und infolgedeſſen iſt auch der Preis der Kunſtkohle nicht teurer, als der der Naturkohle.“ 5 105 Für das neue Verfahren der Herſtellung von Kunſt⸗ 3 iſt eine Gaſolkohle⸗Geſellſchaft in Berlin gegründet worden. i f . Deutſchland. Berlin, 25. Sept. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, handelt es ſich bei der Meldung, daß im Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium der Plan erwogen werde, ein wirtſchaft⸗ liches Dienſtjahr einzuführen, um eine rein perſönliche Un⸗ terredung des Reichswirtſchaftsminiſters mit einem Herrn der Preſſe. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat dabei ge⸗ äußert, daß er perſönlich den Gedanken eines wirtſchaft⸗ lichen Dienſtjahres, wie es in Ungarn bereits durchgeführt ſei, für ſehr wünſchenswert halte, daß aber das Kabinett und -die geſamte Regierung noch in keiner Weiſe mit dieſer Frage befaßt wurden. Reichsarbeitsminiſter Brauns im Induſtriegebiet. Bochum, 25. Sept. Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns verhandelte geſtern mit den Vertretern der vier Bergarbei⸗ terverbände über die Tariffordeungen, die u. a. eine Lohn⸗ erhöhung von 6,50 M. enthalten. Der Arbeitsminiſter er⸗ 1 klärte, eine Kohlenpreiserhöhung müſſe mit Rückſicht auf das geſamte Wirtſchaftsleben vermieden werden. Die Ver⸗ treter der Arbeiter fordern vor allem die Beſchleunigung der Sozialiſierung des Bergbaus, ſowie den Abbau der Preiſe. Der Arbeitsminiſter ſagte bezüglich der wirtſchaft⸗ lichen Wünſche der Invaliden eine wohlwollende Prüfung zu. Heute wird der Arbeitsminiſter eine Beſprechung mit den Vertretern des Zechenverbandes haben. Erhöhung der Alters⸗ und Invalidenrenten. Berlin, 25. Sept. Wie der Dresdener Mitarbeiter des „Berliner Tageblattes“ aus guter Quelle erfährt, wird dem Reichstag binnen kurzem ein Geſetzentwurf zugehen, der eine der Zeit entſprechende Erhöhung der Alters⸗ und In⸗ validenrente vorſieht. Die Erhöhung der Reaten ſoll dann noch in dieſem Winter in Kraft treten. Berlin, 27. Sept. In dem großen Magazin der Span⸗ dauer Niederlaſſung der Firma Orenſtein und Koppel brach geſtern ein Brand aus, der ſofort um ſich griff und un⸗ gefähr vier Stunden dauerte. Der Schaden beträgt, ſoweit es ſich ſchätzen läßt, über deine Million Mark. Einige Ar⸗ beiter und Arbeiterinnen wurden verletzt. 5 Der Mittellandkanal⸗Projekt augenommen. Berlin, 27. Sept. Im Kanal⸗Ausſchuß der Landesver⸗ ſammlung wurde in dritter Leſung mit 22 gegen 5 Stimmen die Mittellinie des Mittellandkanals angenommen und zwar einſchließlich einer vom Ausſchuß des mitteldeutſchen Induſtriegebietes geplanten Verbindung nach der Saale bis Bernburg. Regierungsſeitig wurde die Erklärung abgege⸗ ben, daß zur Speiſung der Mittellinie die Bode⸗, Ecker⸗ und Okertalſperre gebaut werden ſollen, ſowie das dann Energie⸗ quellen mit überſchläglich 11300 Pferdeſtärken auch auf der Mittellinie der Volkswirtſchaft zur Verfügung ſtehen. Reichspräſident Ebert in den Oſtmarken Königsberg, 25. Sept. Reichspräſident Ebert, Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Scholz, preußiſcher Handelsminiſter Fiſch⸗ beck und Staatsſekretär Goehrs ſind geſtern abend in Pillau eingetroffen und im Sonderzug nach Königsberg weiter⸗ gereiſt. Am Samstag wird der Reichspräſident die Vertreter der Behörden empfangen und im Laufe des Nachmittags eine Fahrt an die Küſte unternehmen. Am Sonntag vor⸗ mittag 10 Uhr findet die feierliche Eröffnung der Meſſe ſtatt. Verhaftung des eee 8 Republikaniſchen Führer⸗ undes. Stettin, 27. Sept. Wie der„Kämpfer“, das Blatt der hie⸗ ſigen Unabhängigen, meldet, wurde der Vorſitzende des re⸗ publikaniſchen Führerbundes, Stegemann, wegen angeblicher revolutionärer Umtriebe verhaftet. Große Mehlfälſchungen. Köln, 27. Sept. Das Kölner Organ der Unabhängigen, „Die ſozialiſtiſche Republik“, bringt aufſehenerregende Ent⸗ hüllungen über große Mehlfälſchungen auf dem Mühlenwerk Sybersberg bei Mülheim, das einen Teil der Mehlverſor⸗ gung der Stadt Köln hat. Durch Zuſatz großer Waſſer⸗ mengen— 240 bis 300 Liter auf 65 Doppelzentner Weizen — ſei erreicht worden, daß man bei einem abgeſchloſſenen Mahlprozeß von 2000 Sack Getreide 2068 gewonnen habe. Ein ſolcher Mahlprozeß erledigt ſich in 1 bis 1) Tagen. Die unmittelbare Verwäſſerung und Streckung des Getreides bezw. des Mehls, die ſchon jahrelang betrieben werde, ſei eine unerhörte Verſchlechterung des Mehls. Von dem an die Bäcker gelieferten Backmehl, das feucht war, konnten ſie kein anderes Brot backen, als dasjenige, worüber die Kla⸗ gen der Bevölkerung nicht mehr aufhören wollen.„Die ſozialiſtiſche Republik“ teilt weiter mit, daß man in das Mehl auch zuſommengekehrten Schmutz() getan hat. Das waltſame Befreiung. Es entſtand ein Ge während der Bäcker dafttr 219 M. bezahlen Blat bertangt eine„ ige us terſichung der heit, insbeſondere auch Lufſchluß, was mit dem ſigen Mehl geſchehen iſt. Die Tarifverhandlungen in der Seeſchiffahrt Hamburg. 27. Sert. Im Anſchluß an die ſoehen, ſchluß gekommenen Tarifverhandlungen in der iſt zwiſchen 3 dum Zentralrerein deutſcher Reden ö Verband! ei Verte über die Grundſätze zuſtande gekommen, nac Einkommen der Kapitäne auf deutſchen Seeſchiffen werden ſoll. Es hat zu einem beiderseits beg Ergebnis geführt und ſichert den Kapitänen e gemäßes monatliches Einkommen. Zur Förderung des Kleinwohnungs bau. Dresden, 26. Sept. In der geſtrigen Siſtung e veroroͤneten wurden 40 Millionen Mark zur tere Kleinwohnungsbaus bewilligt, ferner eine wel Be zu den bereits bewilligten drei Millionen duelte von Bekleidungsſtücken für die minderbemitte rung. Die erſte Sitzung der Brüſſeler Konferengg BVrüſſel, 25. Sept. Die erſte Sitzung dg Konferenz fand geſtern um 3 Uhr nachmittags mentsgebäude ſlatt. Sie wurde mit einer 1 Präſidenten der Finanzkonferenz, dem ehemaz zeriſchen Bundespräſidenten Ador eröffnet. 5 u l ſchäftigte man ſich mit der Feſtſtellung der Tag en. die Konferenz und mit anderen techniſchen Fragen Nach der Verſailler Präſidentenwahfe Paris, 27. Sept. Von einer Millerand aneh Seite verlautet, daß er die Abſicht habe, das 17 re. wenig zu ändern wie möglich, wahrſcheinlich de hand ſämtliche Mitglieder beizubehalten. Von an t ge doch wird ein Miniſterium Poincaré in Aus ſich welchem Briand Miniſter des Aeußern würde. 5 Nach der Präſidentenwahl geben die Kome neuen Geſichtspunkte. Von der Preſſe des natin wird weiterhin betont, daß das Ergebnis der 150 gültige Niederlage der eiaſt herrſchenden rade ein ſchene Partei bedeute. Das Frankreich von, anderes, und es bedürfe auch anderer Mänfgat Geſchloſſenheit und Eintracht dem Wiederaufbal den Willen des ganzen Volkes aufzugeben. würden immer wieder gern aufgenommen Berge Rückkehr wäre die politiſche Eintracht wieder chen geſtatten würde, die Hauptaufgabe der na 85 5 die Durchführung des Friedensvertra igen. (Eigener Sonderbericht.] Berlin, 25. Sept. Der„Vorwärts“ befaßt dem Londoner„Dailb Herald“ zugegangenen aus Berlin, wonach in weiten Kreiſen der Bedeutung beigemeſſen werde, daß ein rongbg f ſawohl in Bayern als auch in Oſtpreußen Helegen genwärtig fürchten, ſo heißt es in dem Tel bayeriſchen Reaktionäre offenbar, mit Pr weil Bayern augenblicklich für den kommenden, abhängig von den Lieferungen von Kohlen an bezirk ſei. Der Plan für einen Staatsſt müſſe deshalb im engen Zuſammenhang gt w zöſiſchen Abſichten auf das Ruhrgebiet gebrach 5 preußiſche Regierung habe den franzöſiſchen u Reaktionären in den letzten Wochen in die Ha dadurch, daß ſie verſäumte, der bayeriſchen Jo ihre Arbeit nötige Kohlen zu ſenden. Hy re Herald“. Der„Vorwärts“ ſagt dazu: Die Wa ſo gierung hat mit den Kohlenlieferungen für zu tun und wenn Bayern ſchlecht vorſorgt i euß Folge des Abkommens von Spa. Nicht die gierung, ſondern die franzöſiſche Regierung lands Zertrümmerung, indem ſie die Ko 0 Lande führt und um den verbleibenden glich e aller gegen alle entfacht. Auf die in dem e den ihne auch enthaltene Behauptung, daß Frankrei bayeriſchen Einwohnerwehren gegen die von,( Entwaffnung heimlich mit Geld unterſtütz + 2 „Vorwärts“ ſchließlich zu ſprechen und fen hauptung ſei eine Ungeheuerlichkeit und fr die franzöſiſchen Sozialiſten? 100 Me Die engliſche Regierung trifft Abwehr eh Baſel, 27. Sept. Wie die„Morning Poſt“ tn britiſche Regierung für den Fall eines Gen 8 Gegenmaßnahmen getroffen. Die„Techniß ft be d ſofort in Kraft treten. Ferner wurde beſchl 77 bahn durch militäriſche Inanſpruchnahme in ten, ſowie die Gruben durch Soldaten zu Blatt berichtet weiter, es ſei zu befürchten, dung mit dem Generalſtreik von den radi Verſuche gemacht würden, um die Regierung ein bolſchewiſtiſches Regime in England au ſeien daher alle Vorſichtsmaßregeln von griffen. Die Häfen, Indunreſentren Grubengebiete von Wales nm: große genten belegt worden. iken, i Die Beſetzung der italieniſchen Fabr gesch eh Mailand. 27. Sept. Die Fortdauer der en Fabriken durch die Arbeiter hat in Turin 5 1 ſammenſtößen geführt. Mehrere Polizeipa 10 von Fabriken aus beſchoſſen. Gegen aſern, ö Sturm auf eine Polizei⸗Kaſerne. Da die 11 1 ö in der Nähe liegenden Fabrik beſchoſſen wur 50 a tt herbeigeeilte Verſtärkungen der Polizeitrech, 1e. Panzerautomobile eingriffen, Maschine geile und Handgranaten geworfen wurden.„ Es Beſatzung der Fabrik die weiße Fahne hoch Tote und einige Verwundete. Lokales. Warum iſt das Brot ſo teuer Wir leſen in einer Korreſpondenz ein beachtenswert erſcheint. Danach wurde di von fachmänniſcher Seite folgendes 34 f Brotverteuerung durch die Reichsgetrei 0 das einerſeits auf eigener Erfahrung des, Mü ruht, andernteils ihm durch einwandfreie und Landwirte unterbreitet iſt: ndwir Vor dem 1. Mai ds. Is. erhielt der La für 100 Kg. Roggen 10 v. Bei 90 v. H. Ausmahlung kommt hinzu ö Verluſt 4,10 M., Mahllohn 10 M. Abz. 6 Kg. Kleie zu 25 M. je 100 Kg. Mi Mithin koſten 100 Kg fertiges Mehl ab Rog Der Bäcker mußte für einen Zentne ten Mark bezahlen. Danach betrugen die Unko, Nach dem 1. Mai erhielt der Landwirt e ee Preiſe von 41 M. noch eine Prä 0 A flo Zuzügl. wie oben 10 v. H. und 10 M. Mah 5 Ab 6 Kg. Kleie 5 100 Kg. Mehl ab Mühle koſten alſo 3 A* en chen f is de, bleuvioletter Farbe tragen. 9 . 0 aue Bedarf von 200 Gramm Mehl auf Kopf und 1 All und dada Reich rund 47 Millionen Sack zu 100 Kg. a haben wir je Sack rund 100 Mark mehr be⸗ millten, macht das aufs Jahr das nette Sümmchen niemarden und 700 Millionen Mark aus. 0 gſtatt die hier angeführten Zahlen auch auf badiſche fellttatter Verhältniſſe zu übertragen ſind, bleibe da⸗ adeſtell Bei der geſchäftlichen Verkettung mit der Reichs⸗ e in Berlin dürften ſie aber im allgemeinen auch en müſf n been laben geltend betrachtet werden. Auf jeden Fall geht ſeuerlicheführten Zahlen einwandfrei hervor, in welch cher Art dem deutſchen Volke das Brot verteuert e, Wie da daft der wucheriſche Zwiſchenhandel das Obſt ver⸗ . Jeweiglieſert ein Vorkommnis aus der Riedgegend 5 b 0 In Nauheim wurde ein Waggon Zwetſch⸗ n acht. einem Aufkäufer zu 40 M. der Zentner zuſammen⸗ cheſchllhenet we de Zwetſchgen ſollten nach dem Ruhrgebiet ver⸗ rden. Auf der Reiſe dorthin wechſelten die 1 ar nen dreimal ihren Beſitzer, ſo daß ſie zuletzt zu 120 0* Auduſtriegebiet an den letzten Händler abgeſetzt ah och draſtiſcher beleuchtet ein zweiter Fall aus wucheriſche Treiben ſolcher Händler. So r un dort Aepfel zum Preiſe von 40 Mark den Uhreund bot ſie, ohne einen Finger in der Sache weiter f Reiden im Induſtriegebiet zu 82 M. ab Nauheim an. ute alſo lediglich als Kaufvermittler pro Zentner n d. e llolcden Geſchäften iſt es kein Wunder, daß jeder Iliche„ Obſthändler, reſp. Schieber etabliert, daß ſich enzen Burſchen von 19—22 Jahren und verkrachte . Art zu dieſem Gewerbe herandrängen. ſenklaſſe e die Mitnahme von Traglaſten in die vierte Jugbeberrſcht bei vielen Eiſenbahnreiſenden Unklar kafländeeſondere iſt die Meinung verbreitet, daß auch ies o mitgenommen werden dürfen, die wegen ihres örber zwei Perſonen getragen werden müſſen, 3. ne, große Koffer uſw. Nach den einſchläqigen werden aber nur ſolche Traglaſten zugelaſſen, ver Fußgänger allein zu tragen vermag. Es ere Gepäckſtücke nicht mit in die vierte Klaſſe lemelnwerden, ſelbſt dann nicht, wenn es ſich um Ge⸗ eine ſchaftlich reiſender Perſonen handelt, von denen üerkarte gelöſt hat. Wenn die Traglaſt aus meb⸗ getragen beſteht, muß die ganze Laſt vom Reiſender N i nagen werden können. Wer hiergegen verſtößt, auf ziannehmlichkeiten qus. Auch ſollte ſchon mit Rück⸗ rand m häufige Ueberfüllung der Wagen vierter Klaſſe rugdehr Raum durch Mitführen unzuläſſiger Laſten e Neugausals ihm beſtimmungsgemäß zuſteht. berwaliuns gabe von Zweimarkſcheinen Die Reichsſchul⸗ Floſſenſche beginnt demnächſt mit der Ausgabe von Dar⸗ telle debeinen zu zwei Mark vom 12. Auguſt 1914, die aug roten Nummern⸗ und Stempelaufdrucks einen b Die ſonſtige Aus- mei⸗Mark⸗Scheine iſt unverändert geblieben. dne Anſchriften in der Eiſenbahn. chere dle Betrachtung von Dr. Robert Noobember. ſebes Sten bahnen, früher die gewaltigſte Einnohwe⸗ rns edenſates ſind heute ſo weit„ſozialiſiect“, daß ſle laßt ü 9 den Betrieb halb oder ganz einſtellen mit ö werall in deutſchen Städten die„ſozialiſierten“ ö nd% Dabei waren ſie früher bequem düunbe⸗ imm jetzt überfüllt, waren früher ſauber und ſind Wen, von er mehr Ungezogene in die sberen Klaſſen ne: Schmutz ſtarrend, aingen früher zünktlich und war auch früher ſchon ebenſo minderwertig wie a die völlig ungebildeten Aaſchriſten, mit ude bedeckt ſind. Ich denke mir, die Waggon⸗ e nahan den Wortlaut diefer Hinweiſe, Anordnungen e A N 9 9 7890 von ihrem jüngſten Lehrling verfaſſen imbahn verwaltung beauftragt eine ran dal auch mers damit, ſie zuſammenzuſtümpern. Viele 9 ſind 98 Ausländern, die des Deutſchen nicht völlig ron eincgefg t zu ſein, jedenfalls aber kaum eine ein⸗ fischt idem Manne, der die deutſche Sprache wirklich Aachen zerfen wir einmal einen Rundblick auf dieſe er Tiirachlicher Unbildung! 8 ing ür jenes Schrankes ſteht: Waſchgefäß. Als ob 1 0 im ganzen Reiche Waſch⸗Schale oder Waſch⸗ ner Subalber das iſt eins der kennzeichnendſten Merk⸗ nicht alternſeelen, daß ſie immer Angſt haben, ſie ſonde* genug wirken. Alſo ja nicht das übliche in ladies Kunſcgebilde, das kein Menſch ſpricht ntlicz lateiniſcher Blockſchrift dort ſteht, der ch⸗Laut urchs das in eins gedruckte ch ausgedruckt „Waſzhgefäsß“. 1 5 tet„Aus— Gott, wie feinſinnig! Aber: 1 denn unbedingt auf jeder 8 8 Waſch⸗Schrankes ſtehen, was dahinter chen, hinter 2. 7. i A ee die Fer e iſt der millionenfach angeſchriebene kel unter den Reiſenden„Zur Förderung iht Welche Geſundheit“ nicht auf den Boden ſpucken u zbaden, ſitzengebliebene Quartaner mag das aur lieder„Wockan nenne mir ſeinen Namen, und ich will ö Aeginder che“ abbilden laſſen und ſo lächerlich machen, Ueſterungsre ihn zeigen ſollen,— auch wenn er Gehei⸗ Pagundheiterat be der Eiſenbahg iſt.„Zur Förderung hen gehalte pflege“ kann eine Behörde eingeſetzt, ein n werden, aber durch nicht ſpucken wird doch lontliche Geſundheik“ nicht aber die aftent⸗ eulpllege gefördert!— Ein anderes Schild— g land reich an dieſen prächtigen Gebilden rte„Warm u. Kalt“, und zwiſchen beiden A nein Masſſig warm.“ Welcher Fatzke in r. ichen erh, en L . ande⸗ Furt t der den 555 ſich je ſo geſpreizt aus—(die Her⸗ A beAber N A bst doch Zonfabrik natürlich ausgenommen) Das die Lau, oder meinetharben Heiß— Warm— ch durch albgebildeten fürchten ja immer heimlich, deden deshaltn unfeines Wort bloßſtellen könnten, ündert/ ehe halb lieber die gewaltſamſten Dinge aus 0 e naiv zum Nächſten, Volkstümlichen und — Weiter im Text:„Es wird erſucht, „Es wird erſucht, die Kleider in der An⸗ „ihr Bangebüchſen vor der Natürlich⸗ dem Humor! Geht in den„Pinkelwin⸗ mten„Thüringer Hofes“ zu Leipzig, da Mann gezeigt, wie's zu machen iſt, wird Worten„Hoſen zu!“ Es iſt fürchterlich, zu ten unde ſuchte, es iſt lächerlich, immer todernſt in . Meeierlich in Alltagsdingen ſein zu wollen, urze Aaeen und Müllern, die ſtopfend⸗knöpfend ut die niebeugen aus dem„Häuschen“ kommen, „Kleidung zu ordnen“. Donnerwetter. ereing Hoſe, und keine„Kleidung“, ſo wenig eb„Anſtalteg“ ſindt 3 Aufſchrift für Aufſchrift durchzu⸗ oyf iſt überall derſelbe: Ein unfähiger und u, ö. quält ſich ab, in geſpreiztem Deutſch er de zumeiſt überflüſſig ſind und ausnahms⸗ n wär eutſcher Sprache viel kürzer und klarer e, und in. Nun iſt naſere Sprache eine ſchwie⸗ — egieri weiß wohl, daß ich nicht ohne weiteres ben hat nungsrat einen tadelloſen Stil verlangen dont doch dran da aber eigentlich die deutſchen Dich. ſaße Holz ozen einmal elneg Staatsauftraal Laßt 1 f en Wortlaut ſolcher Aufſchriften ver⸗ tend ihrer gie würden es gerne tun, ſchon um einer let lächerli raven Beamten nicht in den Augen aller geschieht werden zu laſſen, wie es durch dieſe e eee suse e N N daten Mann dalle Münchhauſen oder Ompteda, es git zwe Arken von Sprächfehlern, die naiven des Volkes und die geſpreizten der Halbgebildeten. Jene des Volkes ſind, falls es ihnen gelingt, die Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen, nichts anderes, als die Anzeichen, daß die Sprache ein lebendiger Körper iſt, der in dauernder Um⸗ wandlung Zellen abſtößt, Zellen umwandelt, Zellen neu an⸗ ſetzt. Jede ſprachliche Höher⸗ und Weiterentwicklung war einmal ein Sprachfehler, auch die berühmten Grimmſchen Lautverſchiebungen ſind in den damaligen Veröffentlichun⸗ gen des Allgemeinen Deutſchen Sprachvereins auf Bauta⸗ ſteinen wiederholt auf Runiſch gegeißelt worden. Man ſollte vieler dieſer„Fehler“ lieber ſprachpſychologiſch aufzeichnen und feſtſtellen, ſtatt ſie lehrerhaft zu ſchulmeiſtern und„beſ⸗ ſern“ zu wollen. Wobei denn doch auch gar zu oft aus den wohlweiſen Worten des Herrn Profeſſors Beckmeſſer eine Sprachauffaſſung hervorguckt, die vor lauter Richtigkeit die Lebendigkeit verloren hat. Vielmehr als es bisher geſchieht, ſollte dagegen unſer vortrefflicher Sprachverein jene zweikg Art von Sprachfehlern geißeln, auch wenn ſie weniger ge⸗ ſprochene und allgemeine Fehler, als gedruckte Behörden⸗ fehler ſind b des Namens, des Titels und der Anſchrift jene Sprachtöl⸗ pel aus ihren Amtsſtuben in das Licht der Oeffentlichkeit zerren, die regieren wollen, ohne deutſch zu können. Erſt wenn ſie dem Gelächter preisgegeben ſind, werden ſie zur Natürlichkeit zurückkehren, oder aber, falls ihnen dieſer Schritt— er iſt unſäglich ſchwer!— unmöglich dünkt, von Sprachkünſtlern ihre Befehle ins Deutſche überſetzen laſſen. Dann wird man nicht mehr von der ungebildeten Sprache der deutſchen Staatseiſenbahnen ſprechen können! Die Zukunft des Handwerks. 5 Es gab eine Zeit, und es iſt noch gar nicht ſo lange her, da galt jeder für einen ausgemachten Narren und rückſtändigen Menſchen, der noch an eine Zukunft des deutſchen Handwerks glaubte und der nicht die Katheder⸗ lehren der ſtark marxiſtiſch angehauchten Leuchten der Volkswirtſchaft nachbetete, daß das Handwerk unzeitgemäß, überlebt ſei, da jeder Kleinbetrieb unwirtſchaftlich arbeite und daher ein volkswirtſchaftlicher Schädling ſei, der mit Fug und Recht von dem modernen Großbetrieb mit ſeiner Anpaſſungsfähigkeit an die neuzeitlichen ſozialen und wirtſchaftlichen Verhältniſſen verdrängt werde. Eine Zeitlang ſchien dieſe Lehre durch die tatſächliche Entwick⸗ lung beſtätigt zu werden. Das Handwerk hatte eine ſchlechte Zeitu und taufend tüchtige Meiſter und ſozial wertvolle freie Exiſtenzen ſind der übermäßigen, durch das freie Spiel des Kapitals hervorgerufenen Ausbreitung der Induſtrie, die in letzter Linie den Zu⸗ ſammenbruch worden. f Die Lehre von dem naturgemäßen Verſchwinden des Kleinbetriebs in der modernen Wirtſchaftsentwicklung iſt aber durchaus unhaltbar. Das zeigte ſich ſchon in der Landwirtſchaft, bei der die Betriebszählung in den neun⸗ ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine erhebliche Zunahme der Kleinbetriebe feſtgeſtellt hatte. Die Unentwegten in der Volkswirtſchafts⸗Wiſſenſchaft mußten ſich jetzt wenigſtens zu dem Zugeſtändnis bequemen, daß ihre Lehre vom alleinſeligmachenden Großbetrieb aller⸗ dings auf die Landwirtſchaft nicht anzuwenden ſei. Und als auch das Handwerk ihnen nicht den Gefallen tat, ihrem„wiſſenſchaftlichen“ Syſtem zulieb zu ver⸗ ſchwinden, da machten ſie notgedrungen die weitere Ein⸗ ſchränkung, daß nur„gewiſſe Handwerkszweige“ dem Untergang verfallen ſeien, die übrigen werden in dem unaufhaltſamen Entwicklungsgang durch Unterordnung, durch Beſchränkung auf die„Flickarbeit“ ein kümmer⸗ liches Daſein behaupten können. Daß auch dieſe Anſicht durch die tatſächliche Enkwick⸗ lung widerlegt wird, daß vielmehr dem Handwerk ebenſo wie den Kleinbetrieben der Landwirtſchaft durch die Wie⸗ deraufnahme einer ſtraffen Organiſation und durch genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß, die man in dem Duſel der drei oder vier erſten Jahrzehnte der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts leichtherzig über Bord werfen zu dürfen glaubte, eine neue Blüte bevorſtehe, das gibt nun auch ein ſonſt ſo mancheſterliches und kapitaliſtiſches Blatt wie die„Frankf. Ztg.“ zu an⸗ geſichts der Tatſache, daß das deutſche Handwerk immer noch etwa fünfviertel Millionen ſelbſtändige Betriebe zählt, die rund elf Millionen Menſchen, alſo einem Sechſtel der Bevölkerung Deutſchlands Unterhalt geben. Es iſt dies ein weſentliches Verdienſt der mächtigen Orga⸗ niſationstätigkeit im Handwerk. Im vorigen Jahr iſt der Reichsverband des Deutſchen Handwerks gegründet worden. Er umſchließt die im Handwerks⸗ und Gewerbekammertag vereinigten Kam⸗ mern, die Innungs⸗ und Fachverbände des ſelbſtändigen Handwerks, den Deutſchen Genoſſenſchaftsverband, den Verband deutſcher Gewerbevereine und Handwerkerver⸗ einigungen und die ſogenannten Handwerkerbünde. Er iſt gegründet als berufsſtändiſche Spitzenvertretüng aller Organiſationen im Handwerk, um Ordnung und Aus⸗ gleich der Funktionen zu ſchaffen und eine gesch Regelung der berufsſtändiſchen Neuordnung des de werks vorzubereiten. Der Reichsverband und der Hand⸗ werks⸗ und Gewerbekammertag haben eine gemeinſame Geſchäftsſtelle in Hannover. Die Zahl der Mitglieder des Reichsverbandes beträgt etwa zwei Millionen Per⸗ ſonen; er iſt von allen Reichs⸗ und Staatsbehörden als Spitzenintereſſenvertretung des geſamten deutſchen Hand- werks anerkannt. Das iſt ein großer organiſatoriſcher Fortſchritt, der bereits andeutet, daß in das Handwerk neues Leben gekommen iſt. Der Reichsverband des Deutſchen Handwerks hat kürz⸗ lich in Verbindung mit dem Handwerks⸗ und Gewerbe kammertag eine Hauptverſammlung in Jena abgehal⸗ ten, die ſich eingehend mit der Frage befaßte, wie die geſetzliche Organiſation des Handwerks und Gewerbes neu zu geſtalten ſei. Unter Hinweis auf Artikel 164 der Verfaſſung des Reiches, der das Handwerk in Ge⸗ ſetzgebung und Verwaltung zu fördern verſpricht, ver⸗ langt eine Entſchließung ein neues Reichs⸗Hand ⸗ werkergeſetz, das als Rahmengeſetz unter Aufhebung des VI. Abſchnitts der beſtehenden Gewerbeordnung die Berufsvertretung des Handwerks und Gewerbes auf der Grundlage der Pflichtzugehörigkeit Innungs⸗ oder Fachverbänden und Handwerks- und Gewerbekau⸗ mern überträgt. Eine entſcheidende Abwendung von Nr Man ſollte unerbittlich mit voller Nennung Deutſchlands herbeigeführt hat, 5 geopfert. verhängnisvollen völligen Gewerbefreiheit im Handeven iſt ſchon im Jahr 1897 erfolgt, als eine Handwerker⸗ novelle die Zwangsinnungen ſchuf. Es hat damals her tige Meinungsverſchiedenheiten und Kämpfe gegeben, auch unter den Handwerkern ſelber, von denen ein Teil dar Gewerbefreiheit, wie ſie die Gewerbeordnung von. eingeführt hatte, nicht aufgeben wollte. Die Zeiten ha⸗ ben ſich inzwiſchen ſehr geändert, und man ſieht heute, wie die„Frankf. Ztg.“ betont, auch dieſe Doerr wi ſo manche, anders an als früher. Im Han 90 ſcheint kein Widerſtand mehr gegen die Pflichtzugehörig⸗ keit zu Innungen oder Fachvereinen vorhanden zu e, und das entſpricht ja auch den Verhältniſſen, dis 85 gebildet haben und außerdem den berufsſtändiſchen s danken ſtärker hervortreten zu laſſen. Die Entſchliefreng der Jenaer Tagung fordert, daß die Zuſtändigkeit den Berufsvertretungen des Handwerks über die Befugnis der heutigen geſetzlichen Intereſſenvertretungen hinau ſtark zu erweitern ſei. Man darf wohl behaupten, dar das Handwerk vor einer entſcheidenden Pe⸗ riode ſeiner Entwicklungsgeſchichte ſteht. Es; ſcheint kein Wahn, ſondern gut begründet zu ſein, das gibt das Blatt offen zu, daß ſich künftige Formen eines hö⸗ heren wirtſchaftlichen und ſozialen Gemeinſchaftslebene keineswegs bloß aus der Großinduſtrie ſondern auch aus dem mittleren und kleinen Gewerbe ergeben können. Wenn man bloß von heutigen Geiſteszuſtänden auf die Mög⸗ lichkeiten des künftigen Deutſchlands ſchließen wollte, dann wären die Ausſichten faſt überall ſehr trübe, aber es iſt ja gerade die Hoffnung auf die Wiederkehr und die Stärkung der Gemeinſchaftsgefühle, die uns durchhalten läßt. Es kann natürlich gar keine Rede davon ſein, daß das Handwerk irgendwie ſozialiſiert wer⸗ den könnte. Eine Entſchließung der Jenaer Tagung beſagt u. a., daß nur Unternehmungen mit monopolar⸗ tigem Charakter ſozialiſiert werden ſollten, und nur dann, wenn dadurch nicht nur eine gerechtere Vertei⸗ lung der Erzeugniſſe, ſondern auch eine erhö hte Pro⸗ duktion gewährleiſtet ſei. Sicherlich iſt der Geſichts⸗ punkt erhöhter Produktion heute, in der Zeit eines fürch⸗ terlichen Warenhungers nicht außer acht zu laſſen, aber daß er unter allen Umſtänden maßgebend ſei, wäre eine Verkennung der Sache. Die mittelalterlichen Zünfte in ihrer guten Zeit waren auch Sozialismus, aber die Ver⸗ mehrung der Produktion des einzelnen Handwerksmei⸗ ſters war ſo wenig ihr leitender Geſichtspunkt, daß ge⸗ rade das Umgekehrte richtig iſt: er ſollte gar nicht be⸗ liebig viel verdienen, ſondern ſich den Bedürfniſ⸗ ſen der anderen einordnen. Nun laſſen ſich na⸗ türlich dieſe Dinge nicht einfach auf die heutige Zeit übertragen, aber wenn die Gemeinſchaftsformen des Hand⸗ werks immerdar nur die erhöhte Produktion im Auge hätten, dann würden ſie recht eigentlich kapitaliſtiſch ſein und gerade das nicht erfüllen, was ſie für den geſella ſchaftlichen Aufbau leiſten ſollen.„ Otrganiſationen allein tun es nicht, ſondern es kommk auch auf die Menſchen an, die in ihnen wirken, auf den Geiſt, der das Ganze durchzieht. Dieſen rechten Geiſt 935 werden die Organiſationen beleben und pflegen önnen. 5 1 3 5— Kleines Feuille!!! Das Land der Ziegen. Von W. Rumpf. Papier und verſchmähte die Blätter. 1 Der Lehrer meinte, Ziegen ſeien Gebirgstiere, das läge ſo in der Natur, daß ſie nicht alles fräßen. Aber ſie ließ ſich auch nicht alles gefallen. Als der dicke Kaſpar ſie am Barte zupfet, ſtieß ſie ihn vor den Bauch, daß er die Beine in die Luft ſtreckte. Aus Rache nannte er Maxe eben Zickenmaxe, und der Name iſt ihm geblieben. Die Liebe zu den Ziegen auch. Als Fleiſchergeſelle hat er nicht vielen Ziegen die Gurgel abgeſchnitten. Ziegenfleiſch, ne, brr! Das nahm keig Kunde. Von saftigen Ziegenlämmern und von Ziegen⸗ milch hielten die Städter nichts; was die wert ſind, das wußte nur Maxe. Da kam der Krieg und mit ihm die Fleiſchkarte, die Milchkarte. Und der kleine Fleiſchermeiſter Fritſche kaufte Ziegen. Er verſtand ſich auf die Ziegenzucht. Er hatte Milech für die ganze Nachbarſchaft. Er handelte mit Lämmern; er ging ins Große. Bald hatte er fünfzig und nannte das eine Ziegenfarm, und die Leute liefen ihm das Haus eig nach Milch und nach Lämmern. Und dann die Ziegenwurſt. Großartig! Sie ging reißend ab. So viel Ziegen gibts ja gar nicht, ſagten böſe Zungen. Aber was verſtehen die davon, wieviel und was in ſo eine Wurſt hineingeht. Und dann die Häute! Damit war ſchon vor dem Kriege ein Ge⸗ ſchäft zu machen. Natürlich ſprach und ſpricht man heute auch nicht von Ziegenleder, das nennt man„Schäwro“ (Chevreaux) und dann bringts erſt recht Geld. „Der Fleiſchermeiſter Fritſche, der Zickenmaxe, iſt jetzt ein reicher Mann. Er fährt Auto, was machts, wenn auch die Fahrt für 500 Mark Benzin koſtet. Ein paar Häuſer hat er und ſeine Ziegenfarm iſt ein kleines Gut geworden. Das verdankt er den Ziegen.. Ueberhaupt die Ziegen. Fuhr man die Allee entlang, ſo konnte man ſehen, wie die Ziegen in den prächtigen Villen⸗ gärten auf den Raſenplätzen herumkletterten. Die Kom⸗ merzienrätin konnte ſich's leiſten, und Ziegenmilch war nahrhaft. Jetzt natürlich iſt ine Ziege in der feinen Villa nicht mehr ſtilgerecht. Man iſt eben zur Kuhmilch zurück⸗ gekehrt. Aber vielfach herrſchen die Ziegen. In manchem Orte ſammelt ſie ein Hirte morgens und abends und führt dann ſeine Herde auf die Weide und bringt ſie getreulich zurück, ganz wie in den Alpen, nur die Berge fehlen. In den Dörfern überall Ziegen, beim Bauer, beim Zimmerver⸗ mieter, beim Lehrer, beim Pfarrer, Ziegen, Ziegen. Wir wohnen im Lande der Ziegen. Aber die Ziegen ſind die Kühe der armen Leute.„ 4 Der Ernährungsplan. Berlin, 26. Sept. Der Wirtſchaftsausſchuß des Reichskabinetts nahm am Freitag unter dem Vorſitz des Reichswirtſchaftsminiſter die Beratung des Wirtſchaftsprogramms auf. Ueber die Ernährungslage berichtete der Miniſter: Das Syſtem der Erfaſſung und Verteilung aller wich⸗ tigen Nahrungsmittel, das während des Kriegs gute Dienſte geleiſtet hat, iſt im Lauf der Jahre und im Zuſammenhang mit dem Rückgang der allgemeinen Mo⸗ ral und Staatsautorität in erheblichem Grade abgenützt worden. Auf den Gebieten jedoch, auf denen die öffent⸗ liche Bewirtſchaftung noch unbedingt notwendig iſt, wird die Regierung die ſtaatlichen Machtmittel mit umſo grö⸗ ßerer Schärfe in Anwendung bringen. Dies gilt be⸗ ſonders für Getreide, Milch und Zucker. Auf anderen Gebieten, insbeſondere bei Kartoffeln und Fleiſch, muß die Regierung die Preis⸗ und die Marktverhältniſſe mit ſchärfſter Aufmerkſamkeit beobachten. Alle ſchöpferiſche Kraft der Selbſtverwaltung muß zur gemeinſamen Ab⸗ wehr wucheriſcher Ausbeutung wie auch ge⸗ werbsmäßiger oder privater Zurückhaltung von Lebens⸗ mitteln vereinigt werden. Eine verſtändnisvolle Zuſam⸗ menarbeit ſämtlicher Volkskreiſe kann viel dazu beitra⸗ gen, den Uebergang zu erleichtern. Zur Förderung des Ausbaues dieſer Bewegung finden in den nächſten Ta⸗ gen Beſprechungen im Reichsernährungsminiſterium ſtatt. Ein weſentliches Mittel in der Bekämpfung der be⸗ vorſtehenden Schwierigkeiten ſieht die Regierung in der Schaffung ausreichender Reſerven von Lebensmitteln. Am 1. Oktober 1920, dem Tag des Außerkrafttreteus der Fleiſch⸗Zwangswirtſchaft, wird die Reichs⸗Fleiſchſtelle über mehr als 70000 Tonnen ausländiſche? Fleiſch, ausländiſches Fett und ſonſtige Fleiſchwaren verfügen. Die wirkliche Fleiſchreſerve wird ſtändig au⸗ 30 000 Tonnen erhalten werden, die für drei Mongte die bisher wöchentliche Ausgabe von 125 Gramm Fleiſch auf den Kopf der Bevölkerung in den großen Bedarfs⸗ gebieten für den nötigen Fall ſicherſtellt. Daneben ſchreiht eine am 19. September 1920 erlaſſene Verordnung die Genehmigungspflicht für das Gewerbe des Viehhandels. den Schlußſcheinzwang beim gewerblichen Viehhandel, in gewiſſem Umfang die Genehmigungspflicht für das Flei⸗ ſchergewerde und den Aushang der Kleinhandelspreiſe in den Ladengeſchäften vor. Bei der Reichsfettſtelle würd vorläufig eine ſtändige Schmalzreſerve von 20000 Tonnen gehalten. Aus ihr werden neben dem, was der Bevölkerung infolge der Zulaſſung einer begrenzten Einfuhr durch den freien Handel zur Verfügung ſtehen wird, die bisherigen Rationen auf dem üblichen Weg weiter ausgegeben werden. An Kartoffeln ſteht aus den zwiſchen Erzeugern und Kommunalver⸗ bänden abgeſchloſſenen Lieferverträgen eine Reſerve von 3 2 Millionen Zentnern zur Verfügung. Hierzu tritt die von der Reichskartoffelſtelle ſichergeſtellte Reichsreſerve von 20 Millionen Zentnern. Dieſe mehr als 50 Millionen Zentner betragende Re⸗ ſerve bleibt nur unerheblich hinter der Menge zurück, die im Vorjahr von der öffentlichen Wirtſchaft 1 werden konnte. Mas⸗ Bevölkerung zur Verfügung 1 f efett werden der Bevöl⸗ garine und Kunſtſpei kerung im Wege des freien Handels in reichlicheren. Maß als bisher zugeführt werden. Die inländiſche Brotverſorgung wird be dem ſehr ungünſtigen Ausfall der Roggenernte auch im kommenden Wirtf chaftsjahr große Schwierigkeiten. bereiten. Zu ihrer Sicherung, beſonders im Hinblick auf die auf dringenden Wunſch der Bevölkerung und der meiſten Länder beſchloſſene Herabſetzung des Aus⸗ zmahlungs satzes bedarf es nicht nur der reſtloſen Ab⸗ lieferung der inländiſchen Ernte, die im Notfall mit den ſchärfſten Zwangsmitteln durchgeführt werden muß, ſſondern auch einer ſehr erheblichen Einfuhr pon zausländiſchem Brotgetreide. Die Genehmigung zur Ein⸗ ſchärfer und wirkungsvoller zu geſtalten. t für bie fuhr bon Amerkrürefcher Mehr Tarn als Pen Beranmter Gründen nicht erteilt werden, doch ſoll eine Wochenmenge von 125 Gramm gering ausgemahlenen, aus ausländi⸗ ſchem Getreide hergeſtellten Weizenmehls zu dem Ein⸗ ſtandspreis der Bevölkerung zugeführt werden. 4 „Der Wirtſchaftsausſchuß nahm von dieſem Bericht des Reichsernährungsminiſters Kenntnis in voller Einmütig⸗ 62 keit. Es ſoll verſucht werden, die eee Im Inland hängt ein großer Teil der zukünftigen Geſtaltung der Ernährungslage von dem verſtändnisvollen Zuſammen⸗ arbeiten ſämtlicher an der Verſorgung der Bevölkerung beteiligten Kreiſe, der Landwirtſchaft, des Handels und der Verbraucher, ab. Das Ziel dieſes Zuſammenwir⸗ kens muß die Schaffung eines Verbraucherſchutzes ſein. Die unmittelbare Verbindung zwiſchen Er⸗ zeuger und Verbraucher ſoll gefördert werden. Der Ausſchuß beſchloß, vom 15. Dezember 1920 ab die Einfuhr von Salzheringen innerhalb eines noch feſt⸗ zuſezenden Rahmens dem freien Handel zu überlaſſen. Neues vom Tage. Die Donaugeſellſchaften. Regensburg, 26. Sept. Nach der„Freien Donau“ will die engliſche Regierung die Donauſchiffahrtsgeſell⸗ ſchaften zuſammenlegen, um die Schiffahrt zu erleichtern (d. h. um die Aktien um ſo einfacher in die Hand zu bekommen. D. Schr.). Frankreich und Rumänien und Serbien ſollen ſich dem Plan widerſetzen. Leygues Miniſterpräſident. Paris, 25. Sept. Leyg ues iſt von Millerand zum Miniſterpräſidenten und Miniſter für auswärtige Angelegenheiten ernannt worden. Die übrigen Miniſter bleiben im Amt. Die Ueberraſchung über die Wahl Millerands iſt groß, wenn ſie auch in Anbetracht der Umſtände wohl be⸗ greiflich iſt. Allgemein wurde die Berufung Briands und Poincares erwartet. Allein Millerand, der ſein eigener Miniſterpräſident ſein will, mag wohl Anſtand genommen haben, einen ſo willensſtarken und zielſicheren Miniſterpräſidenten neben ſich zu haben wie Briand. Schwierigkeiten, wie Briand ſeiner Selbſtherrlichkeit viel⸗ leicht entgegengeſtellt hätte, hat Millerand von Leygues wohl nicht zu erwarten, denn dieſer hat ſich, ſo oft er bis⸗ her den Miniſterſeſſel drückte— im ganzen ſechs Mal —, ſtets als ein ganz brauchbarer Beamter erwieſen, iſt aber Dutzendware und lenkſam. Mit ſolch einem Mi⸗ niſterpräſidenten wird ſichs ſchon auskommen laſſen. Die übrigen Miniſter ſind in der Miniſterpräſidentſchaft Millerands als treue Gefolgsmannen bewährt; ſie aus⸗ zuwechſeln lag eigentlich kein Grund vor. Daß Poin⸗ care nicht in das Auswärtige Amt genommen wurde, iſt immerhin auffallend. Vielleicht hat die Erwägung den Ausſchlag gegeben, daß Poincare in Verbandskrei⸗ ſen ſich keineswegs einer ungeteilten Beliebtheit erfreut. Engliſche Kampfesweiſe. 2 Paris, 26. Sept. Nach Londoner Meldungen haben die britiſchen Poliziſten drei weitere iriſche Ortſchaften in Brand geſteckt, wobei viel Getreide vernichtet wurde. (Das iſt echt engliſch; wenn man mit einem Gegner nicht anders fertig werden kann, ſo greift man zu den. niedrigſten Banditenmitteln— Frauen⸗ und Kindermord im Burenland, Hungerblockade in Deutſchland, Brand⸗ ſtiftung und Lebensmittelzerſtörung in Irland.) Der Befehlshaber von Cork, General Stricklang, wurde von Sinn⸗Feinern angegriffen, ſein Wagenlenker ſchwer verwundet. Der General ſchoß die Angreifer nieder.(7) ee Krieg im dſten. a Warſchau, 26. Sept. Nördlich des Pripjet ent⸗ wickelt ſich eine große Schlacht an der ganzen Front. In der Gegend von Grodno dringen die polniſchen Trup⸗ pen in der Richtung auf Kartuskaja— Bereca und Ray 1 J * 1 verſtärken die Litauer ihre Stellun die polniſchen Truppen mit Artillerie. Tiflis, 26. Sept. 5 Kongreß in Baku, dem 1800 Bevollmächtigte ten, ſoll Enver Paſcha das Zuſammengehen (Havas.) 3 Auf de und Bolſchewismus empfohlen haben.— —— wie groß der Haß der Türken gegen Engla er 1 N Berlin, 26. Sep Reichs wird gemeldet, daß wegen der große Erregung herrſche. Der Reichsernähra 1 Verkehrsminiſter haben angeordnet, zu überwachen, um zu verhindern, daß 2* Kaxtoſfelkriſe. t. Aus verſchiedene den gabe der Kartoffeln Händler Kartoffeln Mengen und zu übermäßigen Preiſen au ſie ins Ausland zu verſchieben, wobei ſie Valuta noch einen großen Gewinn haben. durch Brennereien iſt verboten. In dieſer eine Beſprechung zwiſchen Erzeugern und Be Gewerkſchaftsverbände 85 Die Landwirte in Oberheſſen klärt, abzugeben. den Zentner Kartoffeln Händler bezahlen 75 ſtattfinden. f Schulſtreik in Berlin? „ Berlin, 26. opt. Infolge der Wahl des gen Dr. Löwenſtein zum Vorſtand des. von Groß⸗Berlin haben zwiſchen den Elt höheren und der Gemeindeſchulen Beſpre gefunden über einen allgemeinen Schulſtrel beiräte des Hohenzollern⸗Lyzeums in Wilm einiger Gemeindeſchulen haben bereits (Kinder nicht mehr in die Schule zu ſchicken. lich werden beſondere Schulen für kath ab Ho bis 80 Wo ernbe gen und be n aft 0 f infolge ino ft i un errichtet.. e ee 1 * Die Schwarzen bleiben. 7 1 d paris, 26. Sept. Nach dem„Journad e hat der franzöſiſche Miniſterrat ein erte a der deutſchen Regierung, die ſchwarzerg a 10 dem beſetzten Gebiet zu entfernen, abgelene m N Gegen Rheuma, 1 Hexenschuss, Kopf., Hals-, zahn. Schmerft guten 1 Erkältungserscheinungen benutzen Sie mi Carmol. Carmol tut wohl! Carmol sollte in keinem Hause fehlen. Machen Sie einen Versuch! Unsere Präparate sind in fast allen e Geschäften zu haben. Sollten Sie wider nicht bedient werden, so wenden Sie sic an uns, wir veranlassen dann Nötiges. Carmol-Fabrik, Rheinsberg, Mark ſhany weiter vor. Nördlich der Linje Seiny—Suwalki Bekanntmachungen Lebensmittelamt. 0 der Gemeinde Seckenheim. Es ſind 2 Leichenträgerſtellen neu Fisch-OUerkauf. 4„„ zu beſetzen. Geeignete Bewerber wollen ſich bis Mittwoch, den 29. ds. Mis. auf dem Rathaus Zimmer 7 melden. Seckenheim, den 21. September 1920. Gemeinderat: J. V.: Heierling. Morgen Dienstag wird auf dem Le⸗ 170 bensmittelamt eine kleine Menge friſcher Fee⸗ lachs und friſche Schellfſche ausgegeben 0 zum Preiſe von 3.75 Mk. pro Pfd. Seckenheim, 27. September 1920. Lebensmittelamt. Wir machen auf das im Neckarboten veröffentlichte und am Rathaus angeſchlagene Geſetz vom 7. Auguſt 1920 ſowie die Aus⸗ führungsbeſtimmungen vom 22. Auguſt 1920 über die Entwaffnung der gevölkerung aufmerkſam. Abzuliefern ſind ferner Armeepiſtolen und Armeerevolver. Ablieferungsſtelle iſt die Polizeiwache im Rathaus. Annahmeſtunden vor⸗ mittags von 8—12 Uhr, nachmittags von 2—6 Uhr. Seckenheim, den 16. September 1920 Bürgermeiſteramt: J. V.: Heierling. Wir weiſen hierdurch ausdrücklich darauf hin, daß die Wohnungskommiſſton lediglich nur an ſolche Intereſſenten Wohnungen zu⸗ weiſen kann und darf, die vom Mieteinigungs⸗ amt durch ergangene Entſcheidung als Woh⸗ nungsſuchende anerkannt wurden. Es iſt alſo völlig iwecklos an die Wohnungskom⸗ miſſion heranzutreten, bevor das Mieteinigungs⸗ amt entſchieden hat. Anträge an letzteres ſind auf dem Rat⸗ haus Zimmer 7 zu ſtellen. Seckenheim, den 28. Juli 1920. Gemeinderat: Milch⸗Oerteilung. Ab heute Montag hört der Milch. verkauf am Abend auf. Sämtliche Milchhändler verteilen alſo ab morgen Dienstag nur morgens von ½10—½½11 Uhr Milch. Die Kunden von Seitz erhalten ihre Milch für Dienstag alſo nicht mehr heute Abend, ſandern erſt morgen früh während der Zeit von 10/11 Uhr. Die Milch iſt während dieſer Zeit unbedingt 9 abzuholen. Die Milchausweiſe ſind ſtets vor⸗ zuzeigen. Seckenheim, den 27. September 1920. Lebensmittelamt.. Butter-Ausgabe. Morgen Diensta erhalten die Butterbezugsberechtigten, das ſind ſämtliche Haushaltungen mik Ausnahme der Kuhhalter ½ Pfd. Butter pro Kopf der Haushal⸗ tung zum Preiſe von 18 Mk. pro Pfd. und zwar: Nr. 2201 bis 2400 Der VLebensmitktelausweis iſt vorzuzeigen. Seckenheim, den 27. September 1920. Lebensmittelamt. — Rechnungen in ſauberer Ausfüheung liefert ſchnellſtens Koch. Gg. Zimmermann, Vorm. von 9 bis 10 Uhr] Todes-Anzeige Freunden, Verwandten und Bekannten die traurige Nachricht, dal mein lieber Gatte, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel Herr Karl Gimber nach schwerem Leiden heute Mittag 3 Uhr im Alter von 45 Jahren sanft entschlafen ist. Seckenheim, den 25. Sept. 1920. Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen: Frau Lisette Gimber nebst Kinder. Die Beerdigung findet heute Montag Mittag 5 Uhr vom Trauer- hause Luisenstraße 61 aus statt, Achtung Meiner werten Kundschaft zur Kenntnis, dal Herr Adolf Kern am 1. Oktober 1920 aus meinem Geschäft austritt. Ich bitte meine werte Kundschaft, Aufträge direkt bei mir oder in meinem Hause Friedrichstr. 37 abgeben zu wollen, da nach wie vor sämtliche Installationen für Licht- und Kraft- anlagen ausgeführt werden. Philipp Johann. f 4 9 (werden drei neue Garniſonen im Saargebi a 0 6d 0 ben 0 2 1 1 ul 0 Wirksamstes Mittel 2 f nlgung von Mäusen d t I empfiehit. 3 i 9 dun Cermania- Dr Fr. Wagner's Aist N 10 lnaber: W. Höll Heirat! AM de Tücht. ſold. Geſchäfts⸗ N 0 mann, 36 Jahre alt, ef evangl., ſucht paſſende welch alt un Lebensgefährtin nicht Haush pig unter 25 Jahren, welche felbſtäl 4 geſonnen iſt ein glückl. enehn du Heim zu gründen. Vom 1 gu 1 dc Lande bevorzugt. Ver⸗ 9 mögen erwünſcht. Nur a ernſtgemeinte Zuſchriften zu werden berückſichtigt. 5 Diskret. Ehrenſache. 15 Angebote unt. Nr. 1184 4 j dieſes Blattes.(b 6 0 a g 6 i Schöne 3 1 Winterkopfſalat⸗ zetzlinge zu verkaufen.(b J. Mörk,(Station).