bel 9 170 105 N 3* 00 4 0 1 ind 12 0 Trögetlohn. Du ach dt Poſt b rägerlohn. Di. e Poſt bezo 12.— 207 ausſchl. Beſtellgeld.— mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Tagesſchau. 1 Jarig ud, 27. Sept. Nach einer„Secolo“⸗Meldung Ne 5 hat der Botſchafterrat bei den alliierten Kabinet⸗ eſtſetzung der Volksabſtimmung in Oberſchleſien de. Weite Novemberwoche beantragt. zw rr:. tin, 27. Sept. Der Reichswirkſchaftsminiſter ist es a worden, alle behördlichen Organiſationen des Me die 81 die Zahl der Beamten und ihre Verwendung ing hir ganiſationen überhaupt auf ihre Exiſtenzberech⸗ 5 n zu prüfen. 1 5 a 26. Sept. Der Reichsrat nahm am Sams⸗ die neue Verordnung über die Malzkontingente 0 onahereien au. Die Verordnung erhöht das bis⸗ kelumtengent ſämtlicher Brauereien gleichmäßig für e deutſche Reich auf 30 Prozent. 5 f 1 0 N. 27. Sept. Wie das„Berliner Tageblatt“ hört, Ae den ichskabinett heute einhellig in der Beſoldungs⸗ aden W eferentenentwurf annehmen und alle weiter⸗ 5 Rü ünſche, vor allem der Poſtbeamten, aus finan⸗ 0 Nuit ckſichten ablehnen.* 05 d, 27. Sept. Türkische Seeſtreitkräfte— wahr⸗ dem Ster Muſtafa Kemal Paſcha— kreuzen lebhaft ö auen warzen Meere. Sie kapern ſämtliche Schiffe, und Munition für General Wrangel mit ſich 1 aden Brüſſeler Verhandlungen. nander vergangenen Woche ſind die deutſchen Ver⸗ Brüſſel abgereiſt, um an den Verhandlungen tonalen Finanz⸗ und Wirtſchaftskongreſſes teil⸗ e deutſchen Delegierten ſind faſt ausſchließ⸗ er einzige Mann des praktiſchen Wirtſchafts⸗ g l, alſo Geſchäftsinhaber der Diskonto⸗Geſellſchaft AMhein ein Bankfachmann. Es wäre gut geweſen, wenn nüwirt ertreter der praktiſchen Wirtſchaft(Induſtrieller, in wäreder Kaufmann) der deutſchen Delegation beige⸗ dez a gent ſich allgemein darin, die Brüſſeler Konfe⸗ e ee eb ang deset 6 . Aae i der z mad chun dae d und en par müßten doch verfehlt, die Brüſſeler Verhandlun⸗ bleigßiges Bierbankgeſpräch hinzuſtellen, das ohne ben wird. Aitbebereiten Mal wird deutſchen Vertretern Gelegen⸗ Hats se vor Sachverſtändigen der übrigen Welt unſere ige age zu ſchildern, unſere Wünſche zu äußern und ehe daß wi machen. Es iſt durchaus die Möglichkeit ge⸗ ö utmad in Brüſſel die Summe angeben, die wir als Jun die Abchung leiſten können, und daß wir gleichzeitig porle zahlung dieſer Summe einen ausführlichen ala. fol, Natürlich iet die Brüſſeler Konferens nicht tronen Ab deutſchen Vorſchläge zu genehmigen oder f Wien Vorſchl äber es wäre doch die Gewähr geboten, daß ien Seften ae nicht totgeſchwiegen ſondern in der brei⸗ wW.sicteit der Weltwirtſchaftsvölker beſprochen 5 Antsblatt der Bürgermeisterdmter Seckenheim, Ilvesheim, leckarhausen 5 f 35 4 9 und Edingen Monatlich 4.— 4 mit n pro, Quartal ſcheint täglich Dienstag, 28. September 1920. ſchläge außerhalb des Rahmens der Brüſſeler Konferenz fal⸗ len würden. Es hieß damals. als der Plan und die Grund⸗ züge der Brüſſeler Verhandlungen feſtgeſtellt wurden, die notleidenden Länder ſollten einen ausführlichen Bereit über den Stand ihrer Wirtſchaft und ihrer Finanzen vor⸗ legen. Die Hauptquelle für die wirtſichftliche und finanzielle Not Deutſchlands iſt die Ungewißheit über das, was wir zu zahlen haben. Es iſt nicht zuviel geſagt, daß die Wirt⸗ ſchafts⸗ und Finanzreform in Deutſchland ſchon vor Jahr und Tag außerordentlich ſchwierig war und mit jedem Tag, der uns weiter im Ungewiſſen läßt, noch ſchwieriger mird. Wir wollen gewiß nicht mit dem Gedanken des wirtſchaft⸗ lichen Chaos und des Staatsbankeryttes ſpielen, aber wenn es ſo weiter geht, wird nach den Hoffnungsfrendigſten unter uns die Arbeitsfreude ausgeblaſen und das Vertrauen, die Kriſe doch endlich ſiegreich zu überſtehen, geraubt. Reichstag und Reichswirtſchaftsrat haben reichlich lange Sommerferien gemacht. Wohl ſind die wichtigſten Ausſchüſſe des Reichswirtſchaftsrates auch in den Ferien tätig geweſen, aber bis zur Stunde hat man nichts von ausführlichen Plä⸗ nen einer Finanz⸗ und Wirtſchaftsreform gehört. Man kann darüber ſtreiten, was vorzuziehen ſei: ein im Feuer der deutſchen öffentlichen Meinung geglühter und erhärteter Reformplan oder aber eine Ueberraſchung mit ſolchen Plä⸗ nen auf der Brüſſeler Konferenz. Es gibt zu denken, daß die einzelnen wirtſchaftlichen Intereſſentengruppen ſich bis⸗ her in der Oeffentlichkeit nicht zu ſolchen Plänen im Schoße des Kabinetts oder der Ausſchüſſe des Reichswirtſchafts⸗ rates ernſthaft behandelt worden wären. Mit allgemeinem Lamentieren würden wir höchſtens in einigen Ländern Aeußerungen eines platoniſchen Mitempfindens hervorru⸗ fen, nicht aber eine politiſche oder wenigſtens moraliſche Unterſtützung erhalten. Unſere Vertreter in Brüſſel wer⸗ den ſchwerlich die Rolle ſpielen, die dem Reich zukommt. Um ſo wichtiger iſt es, daß wir durch den Geiſt und die Billig⸗ keit unſerer Vorſchläge in Brüſſel hervortreten. * Von der Konferenz. Brüſſel, 27. Sept. In der Vormittagsſitzung der Finanz⸗ konferenz, die durch den Präſidenten der Konferenz Ador geleitet wurde, erſtatteten nach der Regelung der Geſchäfts⸗ ordnung die Vertreter der däniſchen, niederländiſchen, nor⸗ wegiſchen, ſchwediſchen, ſchweizeriſchen und ſpaniſchen Dele⸗ gation ihren Bericht. Für Dänemark ſprach Bankdirektor Glückſtadt. Aus ſeiner Rede konnten die Zuhörer den Ein⸗ druck gewinnen, daß die Finanzlage Dänemarks günſtig iſt. Auch die Ausführungen des Vertreters der holländiſchen Delegation zeigten, daß die finanziellen Grundlagen dieſes Landes gefeſtigt ſind. Sodann ſprach der Führer der nor⸗ wegiſchen Delegation. Hier allerdings ſtellt ſich das Bild der finanziellen Verfaſſung des Landes wenia günſtig dar. Ebenſowenig erfreulich waren die Mitteilungen, die von dem Vertreter der ſchwediſchen Delegation gemacht wurden. Trotz des Wunſches Schwedens, durch eine entſprechende Steuer⸗ politik die Bedürfniſſe des Staates zu decken, wuchſen ſeine Schulden. Die Situation, der ſich Schweden gegenüberſieht, führte der ſchwediſche Vertreter darauf zurück, daß in ſo großem Umfange den ausländiſchen Staaten Anleihen ge⸗ geben wurden. Auch das Bild, das die Schweizer Delegier⸗ ten über ihre finanzielle Lage gaben, war wenig erfreulich. Zu bemerken iſt, daß die Schweiz nicht als kapitalgebendes Land angeſehen werden will. Der Führer der ſpaniſchen Delegation gab über die finanzielle Verfaſſung ſeines Lan⸗ ges ein vorteilhaftes Bild. Spanien könne als finanzpoli⸗ tiſch durchaus gefeſtigter Staat angeſehen werden. In der Nachmittagsſitzung trugen die Delegierten der neuen europäiſchen Staaten die Berichte über die finanziel⸗ len und wirtſchaftlichen Verhältniſſe ihres Landes vor. Finnland an erſter Stelle bot das Bild eines Staates, der Dank ſeiner wirtſchaftlichen Reichtümer in der Lage ſein dürfte, die beſtehenden finanziellen Schwieriakejten mit Un⸗ Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme N f. — No 220 Fernſprechanſchluß Nr. 16. Poſtſcheckkonto! Karlsruhe Nr. 19818. terſtützung des Auslandes zu überwinden. Aber ſchon de nächſten Vertreter der Randſtaaten, Litauen und Eſtland, ſetzten die troſtloſe Lage, in der ſie ſich befinden, auseinander. Ueberall ſind die gleichen Grundlagen zu beobachten: Hohe Budgetzirkulation, gerigge Steuermöglichkeiten, große Wa⸗ reneinfuhr gegenüber einer kleinen Ausfuhr ſind die äuße⸗ ren Zeichen. Sodann ſprach der Vertreter der ſerbiſchen Delegation, nach dieſen der polniſche Finanzminiſter. Seine Rede bedeutete den Höhepunkt. Er trug den Bericht ſehr lebhaft vor. Die Lage Polens. wie ſie ſich den Zuhörern darbot, zeigt die troſtloſe Verfaſſung der polniſchen Finan⸗ zen. Wenig Aktioum, dagegen hohe Schulden, gewaltige Abgaben für die Induſtrie und die innere Verwaltung des Landes, wachſende Einfuhrziffern, ſteigender Notenumlauf bei ſinkendem Wechſelkurſe ſind die Merkmale für die pol⸗ niſche Finanzlage. Der Bericht der polniſchen Delegation hatte dieſen einen gewiſſen pol. Unterton gegeben inſofern, jals in ihm hervorgehoben wird, daß man eine Reorganiſa⸗ tion Polens erhofft, ſohald die Laſt des Krieges wegfällt zund die Abſtimmung in Oberſchleſien die Einfuhr der Kohlen ſortfallen läßt. Die Sitzung wurde um 5 Uhr 30 Minuten geſchloſſen. Die nöchſte Sitzung wird auf Montag vormittag 10 Uhr feſtgeſetzt. In dieſer Sitzung werden die Vertreter Belgiens, Frankreichs, Italiens und Griechenlands zum Worte kommen. a Die neue deutſch⸗däniſche Grenze. KNores hagen. 27. Sept. Die Zeitung„Heimdal“ in Apen⸗ rade meldet, daß die internationale Grenzkommiſſion ihre Arbeiten mit der Abſteckung der neuen Grenze zwiſchen Dänemark und Deutſchland beendet hat. 50 5 Terror in Oberſchleſien. e Hindenburg, 27. Sept. Auf der Caſtellen! eube kam es geſtern zu wüſten Auftritten, bei denen fünf Grubenarbei⸗ ter erheblich verletzt wurden. Vor einiger Zeit war ein Lehr⸗ hauer von der Grubenverwaltung wegen Mißhandlung eines Steigers friſtlos entlaſſen worden. Verhandlungen vor dem Schlichtungsausſchuß führten zu keinem Ergebnis; der Grubenverwaltung wurde nahegelegt, den Häuer auf einer anderen Balleſtremſchen Grube zu beſchäftigen. Die Verwal⸗ lung war damit einverſtanden, die Belegſchaft forderte jedoch die Wiedereinſtellung des Häuers auf der Caſtellenge⸗ grube und ſeine Unterſtellung unter den von ihm mißhan⸗ delten Steigers. Die Grubenverwaltung lehnte dieſes An⸗ ſinnen zunächſt ab, gab jedoch, nachdem zwei weitere Steiger mißhandelt worden waren, nach. Trotzdem trat die Beleg⸗ ſchaft geſtern früh in den Ausſtand. Sie vergriff ſich tätlich an allen Beamten, derer ſie habhaft werden konnte. Der um Hilfe angerufene Kreiskontrolleur von Hindenburg ent⸗ ſandte acht Mann franzöſiſcher Infanterie, unterſtützt von Abſtimmungs polizei, nach der Grube und leitete Schlich⸗ tungsverhandlungen ein, die geſtern mittag zur Einfahrt der Mittagsſchicht führten. Die ſtrafrechtliche Verfolgung der gewaltätigen Elemente, die ſich in der Hauptſache aus jugeadlichen Perſonen zuſammenſetzen, iſt eingeleitet. Die Verwaltungen der Gruben bitten um Schutz gegen die ſich immer mehr bemerkbar machenden terroriſtiſchen Beſtre⸗ bungen gewiſſer Kreiſe der Arbeiterſchaft. Seit geſtern früh befindet ſich die Belegſchaft der Laura⸗ grube in Kattowitz und der Deutſchlandgrube in Schwien⸗ tichlowitz wegen Lohnforderungen im Ausſtand. Die Gru⸗ ben ſind von der Sicherheitspolizei beſetzt, die Notſtandsar⸗ beiten werden von den Beamteg ausgeführt. Die Lage im Oſten. Warſchau, 27. Sept. Amtlicher Heeresbericht vom 24. Sept.: Nördlich des Pripjet dauert die Verfolgung des Feindes fort. Bei der Aktion gegen Zaslaw vernichteten * monde micht hiergegen ein. daß ſolche Vor⸗ di 1 e 1 17 Tochter des Miniſters. 5. dcdrug vatoman von Ern ſt. G 8 1 1255 regungslos. Ihr Mund war feſt ver⸗ Ihre Augen flammten ihn an, und aus Verauklen Glühen las er eiſige Abwehr, haß⸗ Wieder tung! b e a. Face etwas wie Zorn in ihm auf; aber lang. Dann ertrug er den Ausdruck Hbortlichen„ das rote Wahrzeichen ſeiner unverant⸗ ö(dc oke er ſchben Ausſchreitung nicht mehr. Haſtig 3 hinmurich um und verließ undeutlich etwas vor 9. Bei nd. das Zimmer. Die däuſch der Tür hob Frau Meinhard den Tränen abwiſchend, erhob ſie ſich.„Ar⸗ Das vergibt er ſich nie! Das vergällt ihm ines Daſeins. Er, der ſonſt ſo ritterlich 0 Blickes er Auffaſſung ſcheint es beſſer, du gehſt e de ertrud mit ſchneidender Stimme und e Mut. Bann ab, der ſie gefangen gehalten. ungsſer umarmte ſie weinend.„Er war un⸗ fähig, ſein Gallenſteinleiden ind, zidige ihn doch nicht immer!. hi werte die kenne ihn. Er tut mir ja ſo leid!“ 8 rde, erde Frau. Wenn er bloß darüber Ned de du denn gar nicht an mich, Mutter?“ b ſein Kind. Er war ſo glückſelig über N 3 . boten, aber ſeine Nerven, ſeine Ueberarbeitung, ſeine Enttäuſchung— alles ließ ihn die Haltung verlieren. Er iſt immerhin ein alter Mann.“ „Bitte, Mutter, laß mich allein,!“ bat Gertrud müde. Frau Meinhard ſchaute ſie an.„Willſt du nicht mit mir zu ihm kommen? Sei ein gutes Kind, Ger⸗ trud!“ Dieſe lachte kurz und hart auf.„Sage ihm, daß ich ihm eine halbe Stunde Zeit gebe, ſich bei mir zu entſchuldigen, aber nur eine halbe Stunde.“ „Du biſt nicht bei Sinnen!“ rief Frau Meinhard heftig.„Ich beklage Vaters Tun, i! verurteile es ſogar; aber ich wünſche nicht, ihn gedemütigt zu ſe⸗ hen! Dein Ton war nicht der richtige, und die Em⸗ pörung über deine Erklärung, daß du Jeorg Wieſe⸗ ner liebſt, war begreiflich. Verſtehſt du denn nicht, daß du dich mit dieſer Liebe wegwirfſt?“ „Ich verſtehe nur, daß ich mich wegwerfen würde, wenn ich den dicken alten guten Stellfreth. ſeines Titels und ſeines Reichtums wegen heiratete,“ ent⸗ gegnete Gertrud.„Aber ich bitte dich, Mutter, laß mich jetzt allein!“ Ihr Ton klang ſo gequält, ihr Antliß ſah ſo ge⸗ peinigt aus, daß Frau Meinhard ſich langſam zum Ausgang wandte.„Du biſt ja rähig,“ meinte ſie unſicher,„aber Vater wird ſich zerfleiſchen. So gehe ich denn zu ihm; aber ſobald ich ihn ruhiger weiß, hole ich dich zu ihm.“ „Eine halbe Stunde.— Ich warte eine halbe Stunde,“ wiederholte das Mädchen kumpf. 0 Die Mutter vieließ das Gemach, die Tür hinter ſich zuſchlagend. Zuerſt langſam, dann mit angſt⸗ 1 14488 3 2 beſchwingten Schritten ging ſie in das Zimmer des Gatten.— Sie fand ihn im Schreibſeſſel, die Arme auf die Platte geſtützt und den Kopf in die Hände ge⸗ preßt, ſo daß ſie nur die weißen Haare ſah. i Zart ſtrich ſie über das geliebte, jetzt ſo tief ge⸗ ſenkte Haupt. Aber er rührte ſich nicht, und ſie wagte nicht ihn anzureden. So ſetzte ſie ſich ſtill auf die . Lehne und fuhr ſort ihn ſchweigend zu ſtrei⸗ eln. Mathilde litt mit ihm, wie mit der ſtolzen, trotzi⸗ gen Tochter, deren Starrſinn herauszufordern ſie ſtetz vermieden hatte. Sie kannte die beiden Menſchen am beſten und zitterte aus Furcht, daß dieſe Stunde nicht mehr gutzumachen ſei. Eine halbe Stunde hatte Gertrud geſagt. Und ſo folgten ihre Augen ſorgenvoll dem Laufe des Zez⸗ gers auf der Schreibtiſchuhr. Die Minuten ſchwan⸗ den. Eine Viertelſtunde verging. „Franz,“ ſagte ſie leiſe,„Gertrud hat eine ſchlechte Wahl getroffen. Es wird Zeit dazu gehören, bis ſie ihr Herz von Georg freimacht. Wir dürfen ſchon um Stellfreths willen ſie jetzt zu nichts zwingen. Wir müſſen, wenn wir all erſt ruhiger ſind, vernünf⸗ tig mit ihr ſprechen und ſie überzeugen. Du wirſt ſeyen, in einigen Wochen oder Monaten wird ſie mit Freuden einwilligen, Stellfreths Frau zu werden.“ Da er noch immer ſchwieg, fuhr ſie fort, ihr wach⸗ ſendes Zittern unterdrückend:„Vielleicht— liebſter, beſter Franz, du warſt etwas zu heftig, nicht wahr? — Vielleicht wäre es gut, wenn wir beide jetzt noch einmal zu unſerem Kinde gingen und ihr in Güte zu⸗ rüden 2%(Fortſetzung folgt.) unſere Truppen die 24. Sowfetdiviſton, machten dreihündert Gefangene und erbeuteten eine Batterie, 35 Maſchinenge⸗ wehre und Train. Auf der ganzen Froat nördlich des Pripjet entbrannte eine erbitterte Schlacht. Unſere Abtei⸗ lungen rücken ſiegreich gegen Bereſa⸗Kartuska und Roc⸗ zany vor. Großpolniſche Abteilungen brachen den hart⸗ näckigen Widerſtand des Feindes und beſetzten Wolkowiec. Im Abſchnitt Booſicwica griff der Feind trotz der unge⸗ heuren Verluſte, die er geſtern erlitten hat, hartnäckig wei⸗ ter an, wobei er immer wieder neue Regimenter in den Kampf führte. Alle Angriffe wurden vollſtändig abgeſchla⸗ gen. Nach längeren Kämpfen wurde von unſeren Truppen Odolsk beſetzt. Bei Kuznica rückten unſere Truppen bis an die Forts von Marodne vor und trieben den Feind vor ſich her. Unſere Nordgruppe überſchritt den Njenen und beſetzte Druskaeniki. Die Beute konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Nördlich der Linie Sciay⸗Suwalki be⸗ feſtigen die Litauer ihre Stellungen und beſchießen unſere Abteilungen mit Artillerie. Die bisherigen Kämpfe mit den Litauern waren nur ganz leichter Natur. Unſere Trup⸗ pen, die geſtern Soiny einnahmen, beſtanden nur aus einer einzigen Brigade. Auch die beiderſeitigen Verluſte an To⸗ ten und Verwundeten ſind ganz minimal und überſchreiten kaum fünf Verletzte. Wrangel ſucht in Ungarn Freiwillige. Warſchan, 27. Sept. Der Warſchauer Vertreter des„Az Eſt“ erfährt aus ſicherer Quelle, daß General Makarow, der Vertreter Wranegls in Warſchau, ſich wegen Aufſtellung eines Hilfskorps aus ungariſchen Freiwilligen an die unga⸗ riſche Regierung gewandt habe. Makarow will dieſes Korps mit den beiden„weißen“ ruſſiſchen Korps zuſammen auf⸗ ſtellen und ſo ſchnell wie möglich an die Wrangelfront trans⸗ portieren. Wie der Korreſpondent aus diplomatiſchen unga⸗ riſchen Kreiſen erfährt, wird ſich die ungariſche Regierung in ihrer nächſten Stzung mit dieſer Frage beſchäftigen. Verwundung des bolſchewiſtiſchen Heerführers Budjenny. Lublin, 27. Sept. Hieſige Zeitungen berichten überein⸗ ſtimmend, daß General Budjenny am 21. d. M. in dem Ge⸗ fetch bei Klewan ſchwer verwundet wurde. Eine Flieger⸗ bombe, die in der Nähe ſeines Hauptquartiert explodierte, verletzte 10 Perſonen ſeines Stabes und verwundete ihn udrch einen Splitter in die linke Bruſtſeite. Den Ober⸗ befehl hat General Karpilow übernommen. Ausland. Die Neibungen zwiſchen der Politik von Downing Street und Quai d Orſay. Baſel, 27. Sept. Der„Newyork American“ meldet auf Grund von Informationen von maßgebender Stelle aus Brüſſel, Frankreich werde der geplanten internationalen Auleihe nur dann zuſtimmen, wenn 60 Proz. davon Frauk⸗ reich zugewieſen werden. Die franzöſiſche Regierung wird außerdem vorſchlagen, daß Oberſchleſien von franzöſiſchen Truppen beſetzt bleibt, bis der Geſamtbetrag dieſer Anleihe zur Verfügung geſtellt wird. England widerſetzt ſich hart⸗ näckig dieſer Forderung und beſtehe auf der ſofortigen Vor⸗ nahme der Volksabſtimmung in Oberſchleſien. Der Pariſer Korreſpondent der„Newyor Times“ beſtätigt, daß der fran⸗ göſiſch⸗engliſche Gegenſatz ſich täglich verſchärft. Die Lage ſei heute ſchlimmer als je, weil der mühſelig verdeckte Zwie⸗ ſpalt, der durch das Ausſcheiden der engliſchen Mitglieder aus der oberſchleſiſchen Kommiſſion verurſacht wurde, immer noch nicht erledigt iſt, obwohl Verhandlungen zwiſchen Lord Derby und Paleologue darüber ſtattgefunden haben. In Anbetracht dieſer Tatſache iſt die amerilaniſche Preſſe davon überzeugt, daß man in Brüſſel zu keiner Einigung kommen werde und die Konferenz nicht die Macht haben werde, ihre Entſcheidungen durchzuſetzen. 55 Italieniſche Torpedoboote auf der Donau. Wien, 27. Sept. Bekanntlich iſt die Donau durch den Friedensvertrag von St. Germain zum internationalen Fluß erklärt worden. Die Internationaliſierung bezieht ſich allerdings nur auf Handelsfahrzeuge und nicht auf Kriegsſchiffe. Wenn Kriegsſchiffe der ſiegreichen Staaten bisher die Donau befahren haben, ſo geſchah dies auf Grund der Waffenſtillſtandsbedingungen, die nach dem Inkraft⸗ treten des Friedensvertrages ihre Gütigkeit verloren haben. Zur Zeit befinden ſich zwei italieniſche Torpedoboote, die vom Schwarzen Meer in die Donau eingefahren ſind, in Budapeſt. Von italieniſcher Seite iſt nunmehr der Wunſch ausgeſprochen worden, mit dieſen beiden Booten Wien einen Beſuch abzuſtatten. Allerdings iſt es zweifelhaft, ob die Waſſerverhältniſſe der Donau den Fahrzeugen mit großem Tiefgang die Fahrt geſtatten werden. Sozial⸗Politik. 3. Bad. Gautag des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegs⸗Hinterbliebenen. Karlsruhe, 27. Sept. Am Samstag begann im Landtags⸗ ſitzungsſaal der 3. B. Gautag des Reichs bundes der Kriegs⸗ beſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen. Die Beteiligung an der Tagung, der auch mehrere Frauen anwohaten, war eine recht ſtarke Gauleiter Eberle⸗Karls⸗ ruhe begrüßte bei Eröffnung der Tagung beſonders die Vertreter der badiſchen Regierung, die Miniſter Remmele und Rückert, ferner die Vertreter der Stadt Karlsruhe, der militäriſchen Behörden, der Oberpoſtdirektion, der Verſorg⸗ ungs⸗ und Fürſorgeſtellen, der Siedelungsſtellen uſw. In ſeinen weiteren Ausführungen dankte der Gauleiter dem bisherigen 1. Gauvorſitzenden, Rechtsanwalt Stein, und teilte mit, daß durch rege Zuſammenarbeit es möglich war, innerhalb eines Jahres die Mitgliederzahl um 30000 zu vermehren. Die Verſammlung gedachte dann durch Erhe⸗ ben von den Sitzen der im Kriege Gefallenen und der noch in Gefangenſchaft befindlichen Kameraden.. Namens der Regierung bewillkommte Arbeitsminiſter Rückert die zur Tagung Erſchienenen und betonte, die Re⸗ gierung begrüße den Reichsbund als den Zuſammenſchluß derer, die draußen unendliches geopfert haben und ſie wün⸗ ſche, daß auch weiterhin Regierung und Reichsbund aut zu⸗ ſammen arbeiteten. Das bad. Arbeitsminiſterium werde es auf jeden Fall um guten Willen nicht fehlen laſſen. Zum Vorſitzenden der Bundestagung wurde hierauf Eberle⸗Karlsruhe, und zr deſſen Stellvertreter, Engelhard⸗ Heidelberg, beſtimmt. Den Geſchäftsbericht des Gauvor⸗ ſtandes erſtattete Kam. Delyp⸗Karlsruhe. Er erwähnte, daß die Mitgliederzahl des Gaues Badens auf 50 000 ange⸗ wachſen iſt. Unter ihnen befinden ſich 28 000 Kriegsbeſchä⸗ digte, 12 000 Kriegshinterbliebene und 10000 Kriegsteilneh⸗ mer. Die Zahl der Ortsgruppen hat ſich um 188 vermehrt und beträgt in 56 Bezirksgruppen zuſammengefaßt heute 388. Der Geſchäftsverkehr des Gaues war ein außerordent⸗ lich ſtarker. In ſeinen weitecen Ausführungen bemerkte der Berichterſtatter, der Zentralverband der Kriegsbeſchädigten würde es gewiß noch einmal bedauern, daß er die ausge⸗ ſtreckte Hand des Reichsbundes nicht angenommen, ſondern ſich mit den Kriegervereinen zuſammengeſchloſſen habe. Als bedauerlich bezeichnete er es, daß die Rentenanträge jahre⸗ lang unerledigt blieben und die Verſorgungsämter nicht in der wünſchenswerten Weiſe arbeiteten.— Im weiteren Verlauf der Tagung wurde der inzwiſchen eingetroffene 1. Bundesvorſitzende, Schliemann⸗Berlin, begrüßt. Ge⸗ ſchäftsführer Delpy berichtete danach über die Warenabtei⸗ lung. Der Wareneinkauf betrug etwas über drei Millio⸗ nen Mark, der Warenverkauf über 2 Millionen Mark. Die Errichtung der Warenabteilung habe ſich ſehr bewährt.— Am Samstag nachmittag fand eine nichtöffentliche Sitzung att. Ueber die Beratungen am Sonntag, die das neue Reichsverſorgungsgeſetz und die Kriegsbeſchädigtenfürſorge in Baden betreffen, werden wir noch berichten. 5 0 A. 2* Baden und Nachbargebiete. „Landzuweiſung und Landverteilung in Baden. Dieſer Tage ſprach eine Abordnung des Bauernverban⸗ des Wertheim beim Arbeitsminiſterium vor wegen Land⸗ zuteilung aus grund⸗— ſtandesherrlichem— und kirch⸗ lichem Großgrundbeſitz an landarme Gemeinden. Die Ver⸗ handlungen fanden im Geiſte gegenſeitiger Verſtändigung ſtatt. Arbeitsminiſter Rückert gab die Grundzüge der be⸗ reits am 2. Februar d. J. dem Parlament vorgelegten Aus⸗ führungsbeſtimmungen üher Landzuweiſung und Landver⸗ teilung in Baden bekannt und ſtellte die wirkſame Unter⸗ ſtützung der Regierung in dieſen Aufgaben in Ausſicht, ſo⸗ Es iſt zu hof⸗ bald die Verordnung in Nells fen, daß auf dieſe Weise be Tungselemente, die in gen rb! werbszweigen keine oder ke ie en mehr finden zu ausreichender Cen. Scholle gelangen. 85 . Süddeutſche Hausfraffenkagung. Heidelberg, 28. Sept. Die Südd. Hausfrauenorganiſa⸗ tion hielt in den letzten Tagen eine aus Baden, wie aus Bayern und Württemberg ſtark beſuchte Tagung ab, zu der auch aus Saarbrücken, Zweibrücken, Mainz, Worms und einigen norddeutſchen Städten Vertretungen erſchienen waren. Die Tagung wurde eingeleitet mit einem Eröffnungsvortrag von Frau Luiſe Kieſſelbach aus München über die Berufsorganiſation der Hausfrauen, in welchem die Rednerin den Grundſatz aufſtellte, daß die Hausfrauenor⸗ ganiſation ſich einen größeren Einfluß im Hinblick auf ihre Bedeutung in der Volkswirtſchaft verſchaffen müßten. Der Zuſammenſchluß der Hausfrauen trage auch weſentlich zu einer beſſeren Verſtändigung zwiſchen Stadt und Land bei. An den Vortrag ſchloß ſich eine Ausſprache, in der auch die Frage der Entlohnung angeſchnitten wurde. Hierbei wurde es als wünſchenswert bezeiehnet, daß den Frauen ein über den Haushaltungsetat hinausgehender Anteil an dem Ver⸗ dienſt des Mannes zugeſprochen werde, die aber keine Ent⸗ lohnung für die Hausfrauentätigkeit darſtellen dürfe.. In der Haupttagung ſelbſt, bei der auch die Stadt, die Schulverwaltung und das Bezirksamt vertreten waren, ſprach zuerſt Frau Mohr⸗Heidelberg über die hauswirtſchaft⸗ liche Ausbildung der Töchter. Die Rednerin betonte, daß in den Mädchenfortbildungsſchulen allein eine praktiſche Ausbildung im Haushalt nicht erzielt werden könne; das ſei nur durch Einrichtung eines häuslichen Lehrjahres im An⸗ ſchluß an die Schulentlaſſung möglich. In der ſich an dieſen Vertrag anſchließenden Debatte wurde beſonders eingehend das Gebiet der„Haushilfe“ erörtert, und hiebei auch die Frage der Entlohnung geſtreift. Im Zuſammenhang damit ſtand die Frage der Uebernahme der ſchweren Arbeiten, wie Kohlentragen, Bodenſpäne, Fenſterputzen uſw., für die man männliche häusliche Hilfskräfte in zwei württbg. Orten bei⸗ gezogen hat. Die männliche Haushilfe würde manche Schwierigkeiten im Beizug der weiblichen Haushilfskräfte erleichtern. Den zweiten Vortrag hielt Frau Kromer aus Mannheim über die Frau im Reichswirtſchaftsrat. Im Anſchluß an ihre Ausführungen wurden Entſchließungen angenommen, in denen ſich die Hausfrauen gegen die Preis⸗ treiberei und den Wucher wenden. Sie fordern, daß das Ausfuhrverbot ſo lange aufrecht erhalten wird, bis die Be⸗ völkerung und der Handel mit Kartoffeln eingedeckt ſind. Gegenüber dem Verbot der Einfuhr von Getreide ſprachen die Hausfrauen ihr Befremden aus. In der weiteren Dis⸗ kuſſion wurden zahlreiche Wünſche vorgetragen; man erfuhr dabei u. a., daß die Zuckerbewirtſchaftung im nächſten Jahr freigegeben werden ſoll.. 1 Hagenſchioß. Diurch die Preſſe gehen neuerdings weider eine größere Anzahl von Artikeln über die Geſchäftsgebaren der Badiſchen Siedelungs⸗ und Landbank, insbeſondere über das Siede⸗ lungsunternehmen im Hagenſchießwald bei Pforzheim. Es wird darin immer wieder die Regierung aufgefordert, die Oeffentlichkeit über die ganze Angelegenhet aufzuklären. Dieſes Verlangen iſt ſelbſtverſtändlich vollkommen berech⸗ tigt, es beſteht aber auch kein Grund zu der Annahme, daß irgend etwas vertuſcht werden ſoll. Zur Zeit liegen die Dinge ſo: Veranlaßt durch eine Anfrage der deutſch⸗demo⸗ kratiſchen Fraktion hatte ſich der Landtag der Sache ange⸗ nommen und ſodann einen Unterſuchungsausſchuß aus Ver⸗ tretern aller Fraktionen zur Prüfung der ganzen Materie eingeſetzt. Dieſer Ausſchuß hat ſeine Arbeiten ſofort begon⸗ nen und führt ſie auch jetzt, in Abweſenheit des Plenums, weitere. Sobald die Unterſuchung, die mit aller Gründlich⸗ keit geführt wird, abgeſchloſſen iſt, wird der Ausſchuß dem Plenum des Landtags und damit der Oeffentlichkeit über das Ergebnis Bericht erſtatten. Man darf dieſen Bericht mit großem Intereſſe entgegenſehen, wird ihn aber abwar⸗ ten müſſen, ehe man ein anſchließendes Urteil über die un⸗ erfreuliche Angelegenheit 1 ec Karlsruhe, 28. Sept. Von den durch Vermittlung des Bad. Frauenpereins zu einem längeren Erholungs⸗ aufenthalt in Schweden untergebrachten badiſchen Kiadern ſind letzter Tage weitere 27 Knaben und Mädchen aus ver⸗ ſchiedenen Städten des Landes nach nahezu 4monatlicher Abweſenheit wieder wohlbehalten heimgekehrt. Trotz der viertägigen ermüdenden Reiſe fielen die Heimgekehrten durch ihr blühendes, geſundes Ausſehen überall auf. Auch dieſe Kinder waren in gleicher Weiſe wie die bereits am 30. Auguſt zurückgekehrten vor ihrer Heimreiſe von den Pflegeeltern in Schweden und vom ſchwediſchen Roten 8 mus reich mit Kleidern, Wäſche und ſonſtigen Koſtbarkeiten beſchenkt worden. Der Reſt der noch in Schweden befindlichen Kinder wird in den nächſten 10 bis 14 Tagen ebenfalls zurückgeleitet werden. ** Karlsruhe, 27. Sept. Am kommenden Donnerstag findet im Miaiſterium des Innern eine Konferenz über die derzeitige Kartoffelverſorgung ſtatt, an der auch Vertreter der Landwirtſchaft, des Handels und der Verbraucher teil- nehmen werden. z Friedrichstal b. Karlsruhe, 27. Sept. Die Aufräu⸗ mungsarbeiten, der durch das Eiſenbahnunglück hervorge— rufenen Streckenſperrung, konnten erſt am Freitag zu Ende geführt werden, worauf dann die Strecke für den Schnell⸗ zugsverkehr wieder freigegeben wurde. ** Pforzheim, 27. Sept. Am hellichten Tage wurde ein Kontorlehrling, der auf einer Bank 14000 M. erhoben hatte, von zwei Männern überfallen, welche verſuchten, dem Lehr⸗ ling die Ledertaſche mit dem Geld zu entreißen. Auf die Hilferufe des jungen Mannes flüchteten die Räuber. „e Freiburg, 28 Sept. Den im Juni ds. Is. vom Wuchergericht zu Freiheits⸗ und Geldſtrafen verurteilten Zuckerſchieberinnen der Kartenausgabeſtelle des Lebensmit⸗ telamts wurde bis auf drei der Hauptichuldigen Strafauf⸗ ſchub auf Wolverhalten erteilt. Die Geldſtrafen wurden allen erlaſſen. Dieſe weſentliche Milderung des Gerichts⸗ Urteils, die, wie die Freib. Ztg. bemerkt, in weiken Kreiſen der Bevölkerung einiges Befremden erregen dürfte, iſt die Folge von Guadengeſuchen, die von den Verurteilten an das Juſtizminiſterium gerichtet worden ſind. ** Badenweiler, 27. Sept. Der Bleibergbau durch die Gewerkſchaft„Glückauf Schwarzwald“ in be⸗ ſchränltem Umfang wieder aufgenommen worden. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Geſchichte des Badenweiler Bergbaues, deſſen letzte Wiederaufnahme in den 90er Jah⸗ ren durch Mangel an Kapital und die dem Bleibergbau zungünſtigen Verhältniſſe eingeſtellt werden mußte. Für den Quellenſchutz der Badenweiler Quellen iſt jede Rück⸗ ſicht vorgeſehen. N * Konſtanz, 27. Sept. Das badiſche Pionierbataillon Nr. 14, das ſeit Errichtung der Reichswehr den Namen — wa geſetzt ſei. dle und landarme Bevölke⸗ in und induſtriellen Er⸗ dende Lohnmöglichkeit erbsmöglichkeit auf der iſt hier Die Ernteausſichten für Wein lauten etwas de in letzter Woche auf 6000 Tonnen „Bad. Reichswehrpionierbakaillon Nr. 313“ führt fangs in Konſtanz ſtand, dann nach Neu⸗Ulm jetzt nach 70jährigem Beſtehen aufgelöſt. Und Lorbeeren haben ſich die badiſchen Pioniere im und im Weltkriege auf allen Kriegsſchauplätzen el Lokales. — Zur Petroleumverteilung wird in einer Preſſenotiz mitgeteilt, daß dieſe für die kommenden neugeregelt worden iſt und daß bei der vom Rei nach Anhörung der Länder allmonatlich erfolgen ſetzung der zur Verteilung gelangenden ſichtigt werden ſollen. Die Gewerbetreibenden künftig Petroleum auf Anweiſung des Gew amts beziehen. — Haushaltungsſchule. Die Eröffnung des kurſes an der Haushaltungsſchule des Kreiſes h Bühl beginnt am Montag den 8. November und g Anmeldungen bis ſpäteſtens 15. Oktober zu erfolgen res ſiehe Anzeigenteil.) 1 —* Zn Lage des Arbeitsmarkts teilt der al mit, daß die erhoffte Beſſerung bisher noch ni ar! ten iſt. Die Zahl der Erwerbsloſen konnte 5 1 3. Septemberwoche um etwa 400 verringert werde! U das hauptſächlich darauf zurückzuführen, daß gag Anzahl Arbeitsloſer bei neu aufgenommenen beiten untergebracht werden konnten. Betrieb, kungen mußten infolge Abſatzſtockung wieder Fabriken vorgenommen werden.. —* Sparſames Brennen in Zentralheizungen el N ſichts der heutigen Kohlennot werden ſicherlb Hel ſitzer und Gebraucher von Zentralheizungen für jeden praktiſchen Rat auf dem Gebiete 5 Die„Wärmetechniſche Abteilung“ des Verbande tralheizungsinduſtrie E. V. Berlia W. 9, hat a ſtändnis mit dem Reichskohlenkommiſſar eine pra ralungsſtelle geſchaffen, die braucher gegen eine geringe Gebühr zur Ver An Die Beratungsſtelle übernimmt die ſachgemäße ge zung der Heizungsanlage, erteilt Ratſchläge für Jon Betriebseinſchränkung, für den Einbau von Petrole ee die Bedürfniſſe der Landbevölkerung in erſter 9 1 erben 85 25 ud jedem Zentralheſg 4 tungen, für die Verteilung des Brennſtoffes, an g terweiſung in der praktiſchen Bedienung der kurz: ſie ſteht mit allen fachmänniſchen Kunſtg Erfahrungen dem Laien zur Seite. Wer 1 ſtelle benutzen will tut gut daran, vor Eintri periode ſein Anliegen vorzubringen. e del gungen des Reichs finanzminiſters über unſere w loſe Lage mit dem drohenden Bankrott lockten lanten wieder zur Unterbringung ihres Gelds ickeichs Werten. Auch die großen Getreidekäufe des Nef Winterverſorgung trugen das ihrige bei, unſere f ſchlechtern. Immerhin gab es Anfangs der Woche enn der deutſchen Mark in Zürich, die am 20. abends 9 f 0 10.50 Rappen notierte, aber am 24. September, irt 9.85 Rappen fiel. Die Warnungen des Reichs wing vor einer weiteren Begünſtigung des Schiebertums ihtel, N 7 2 I all! Reichsbank zeig, 1 Kol f nach nicht unangebracht. Die weis vom 15. September ein ſtarkes Anwachſen de be Der Goldbeſtand iſt nur weſentlich verändert, Mi lauf der Banknoten hat ſich auf beinahe 59 höht. Der Privatdiskont ſtellt ſich im allgemeinen Börſe. Je ſchlechter die deutſche Valuta, deſta, Börſenhandel in Valutapapieren. Darin gab es ien Woche wieder eine gewaltige Hauſſe, beſonders in 4 Anleihen. Aber auch die deutſchen Induſtriealtien, unter der Valutahauſſe zu leiden pflegen, kauft, wobei der Bochumer Jahresabſchluß eine Bevorzugt werden von der Spekulation namentli der Jarbenfabriken, wie überhaupt chemiſche ihren rieſigen Verkaufspreiſen kein Wunder Zeitungen mit ihrem großen Bedarf an Druckers erte darunter ſchwer. Für Schiffahrtsaktien und Vonſhe immer gute Nachfrage. Der Anlagemarkt unſerer. eln deutſchen Anleihen beginnt noch mehr abzubröchee eee waren am Freitag in Berlin nicht no t anleihe 79.50, aber 4proz. Württemberger, die d chen auf 88 ſtanden, jetzt 83.20. N 8 Produhtenmarkt. anhaltend; die Einfuhr wird dadurch jeg Heu und Stroh bleiben teuer, Mais boſtet jet als 150 Mk. Ein zuverläſſiger Haferpreis 10 Warenmarkt. i Neues zu berichten. Das Geſchäft in Texti von England aus hat jetzt ein kräftiger aber in— 9 5 kann angeſichts der immer Erzeugungskoſten von einem weiteren Preisna ſein. Wolle iſt unbezahlbar und wird es wo wenn man die Höhe der Schafweidepachten! und Leder ziehen weiter an; die letzte Leipziger brachte eine Erhöhung um durchſchnittlich 10 10 die Preiſe für i radezu fantaſtiſch. Daß der Moſt ſehr teuer geſichts der Obſtpreiſe nicht zu bezweifeln. 5 Viehmarkt. Die Auseinanderſetzungen zwiſchen en jetzt beginnenden Portugieſerh, Verteurung der Viehpreiſe. Juchtvieh bleibt rat. Mk. iſt eine gute Kuh nicht zu erhalten, unte kein brauchbares Arbeitspferd. 5 5 Holzmarkt. Das Holzgeſchäft liegt im Arge niederliegen der Bautätigkeit verhindert einen 5 abbau immer noch nicht in durchgreifendem viel Spekulation im Handel. Die 5 Forderungen feſt(etwa 600 Mk. ab Station) handel ſcheint entſchloſſen zu ſein, mit ſeinen deſtens 100 Mark darunter zu bleiben. Kurzer Wochenbericht der Preisberichtſtelle des Deutſchen Landi vom 19. bis 24. September.„Poche Der Weltmarkt für Weizen zeigte in lebte sodaß kende, im. matte Haltung, die ſich und ameritaniſchen Märkten zum Ausdruck brachte ge yorker Lokopreiſe zeitweiſe einen Stand erkenn ſie zuletzt im März vor der großen Frühſahr zin men hatten. So war der Lokopreis für de Neuyork für kurze Zeit bis auf 268 Cents für un ſunken, gegen 292 Cents etwa 14 Lahe vorher, 9 im Mai. Beſonders machten die überraschend Eindt nachrichten Kanadas und noch mehr die Tatſa gener ſich in Auſtralien alles auf eine ſehr e 1 Rege In Argentinien iſt in einzelnen Diſtrikten etwa, im allgemeinen aber hält der beſorgniserregen rakter der Witterung an und die Befürchtungen zunächſt beſonders für die Leinſaat, ſind geſtie amerika e e der een er Eur bleibt, ſo iſt es Argentinien für ais. fuhr, die bekanntlich verboten, aber auf alte, auswärtigen Regierungen noch erledigt werden Mais über 90 000 Tonnen expediert würden. auf Abladung argentiniſchen Mais in nicht un . 7 n Die Valutanot befeſtigt den e b immer mh unde der„ und Viehhändlern ändern ige an der Tatſache 1500. 1 klobig! Wurtſchaftlicher Wochenüberblſe Geldmarkt. Eine ſtarke Verſteifung der Deviſenlg ie uns von der vorigen in die letzte Woche hinüber. 6 al Valuta, 0 5 00 In Zubdſen müſſen die; Vörbedingungen n die te nicht ucen nen d t bereits vom nächſten“ Monat 6 Tonnen Weizen freigegeben. roßhandelspreiſe für Kartoffeln. ln 28 Sept. Großhandelspreis für ſortiert bur 80 Mark je Jentner ab Verladeſtation. 5 b eh 23. Sept. Die Notierungskommiſſion notierte fol⸗ egzerpreiſe ab Stationen je Zentner: i auff ark, rote 28—30 Mark, gelbe 32—34 Mark, en Ageffeln Saatkartoffeln 38—42 Mark, gewerbliche 1 e f 587 8 ö 1 14. Sept. Marktnotierung 15 Kr. für 100 Kg. bones 65,25 Mk. für den Itr.(Kurs 870). 5 15. Sept. Marktnotierung 16 Kr. für den Ztr.(Kurs 1288). Azeugerpreis franko Bahnſtation 15,30 FJ 78,35 Mt. für den Itr.(Kurs 1024). 1 Kartoffelbörſe. 5 chen 85 Sept. Heute wurde zum erſtenmal eine vom Feger fel⸗Händlerverband Berlin⸗Düſſeldorf und von 0 Hartaz beſonders aber von den Händlern ziemlich ſtark 8 35 offelbörſe abgehalten, und zwar lagen Angebote zu 1 . ek für den Zentner vor aus Mecklenburg, Pom⸗ Sch aefen und Weſtpreußen. Nachfrage beſtand für gute nſicherheit bezüglich der demnächſtigen Beratung preiſe lähmten die Unternehmungsluſt. iſſe der Auswanderer in Rußland. Wir geben den Bericht eines kürzlich aus Sowjet⸗Rußland zurückgekehrten Aus⸗ wanderers, der in Rußland das wahre 8 Land der Freiheit und in Deutſchland das Plrungs Land der Knechtſchaft ſah. fab verliall, getragen von dem erlöſenden Gefühl der lichen zeben etwa 250 Perſonen am 13. Juni 1920 den ii Ein eden, um in Rußland ihr Ideal verwirklicht Der an Teil ging hinuber, am ihr Dandwerk auszu⸗ In. dere Teil, um ſich in der Gegend von Wyakka m 17. Juli kamen wir in Reval an, wurden ungeladen, ſondern fuhren nach mehreren Ver⸗ Daſelon zrweikägigem Still egen nach Hungerburg fund ſt verließen wir das Schiff, und innerhalb e en waren wir im Transportzug. In G ſich die Anſiedler von den Induſtriearbei nach Petersburg, letztere nach Moskau. leſer Hauptſtadt, welche überdies viel Spuren „an. Wir wurden als Kommuniſten ge⸗ Aal, Gefünur ein kleiner Teil kommuniſtiſch organi⸗ beit und bet wurden wir bisher von einem Ingenieur ir beſichdeſſen Ratgeber, einem Juden namens Le⸗ Vr ebenfetiaten die Fabrik und wurden mit dem Fa⸗ dar recht ur ein dicker Jude, bekannt. Die Verpfle⸗ den aren t mangelhaft, und wir vertauſchten mitge⸗ gegen Obſt, um uns über Hunger hinwegzu⸗ Weite glam ein 1 alles wäre gut. Statt beſſerer Verpfle⸗ An atürn ertreter der ruſſiſchen Regierung, Danile⸗ Nen, Verhac wieder ein Jude. Sofort war uns die hrächel ndeln vergangen. JIroniſch und mit höhni⸗ re itte er uns auf die Frage, betreffs des ſchlech⸗ „Was der Müller nicht ſtiehlt, ſtehlen an⸗ Klar und 5 121 2 10 hiberlentrog wird durch Häckſel erſetzt“ * Möir Kom wir, zurück in die Heimat zu fahren. Jetzt u ia gantterrevolutionäre und Eindringlinge, man ſäeichb feſticht gewollt. Wer an unſerem Elend ſchuld e ichen woſtzuſtellen. Selbſtverſtändlich Leute, die nicht Aale aber nichts g wurden am meisten beſchuldigt. Ce beſande ts bei dieſer Verhandlung erreicht. Zwei unter dieguf die Rückreiſe, da es ausgeſchloſſen war. a 3 Ernährung beſtehen konnten. Wir er⸗ 4 Pfund Brot, nebenbei ſei noch geſagt, daß ite Fund nur 400 Gramm ſind, und ein Liter anonatüch dot kennt der Ruſſe ſcheinbar gar nicht. Mee ſehr d vier Pfund Fleiſch oder Fiſch. Erſteres ae n wurde daß die Hälfte in noch rohem Zuſtande weg⸗ u(Ver mit Dieſe Waren erhielten wir zu billigem ins nicht k dieſer eintönigen Koſt zufrieden war? Wir en: B ür unverſchämte Preiſe konnten wir aber u mittlutter, 400 Gramm 3000 Rubel, ein Ei 250 ine Or Apfel 25 Rubel, eine einzelne Pflaume n beſchl chachtel Streichhölzer 125 Rubel uſw. Es en Grutoſſen, da der Abtransport nicht ſtattfand, wa 40 n. zunächſt bis Moskau zu fahren. Die⸗ rdert,„Mann durch. Der Reſt wurde endlich plötzlich und ſchließlich konnten von Moskau aus u kurz o lieb gewordene Heimat fahren. Einige ert. Andee vor, krank, mit Kriegsgefangenen ab⸗ ua bleibedere mußten noch im Krankenhaus inſolge 6 die Anſie„Jedoch ſind alle als„geheilt“ entlaſſen. Mia n. Nur edler enttäuſcht ſind, entzieht ſich unſerer nach aralns iſt uns bekannt, daß ſie ſtatt nach atow gekommen ſind. + tte. 1 Drahtnachrichten. Uhaucbeitsgept. Die demokratiſche Partei und die bür⸗ 0 ſünen Viemeinſchaft baben ſich für die Wahlen zum nnen eben vereinigt. Sie ſtellen in Wien im ſter Oft(innere Stadt) Landstraße) den ehe⸗ es Auswärtigen, Grafen Czernin als men l 21 . 0 Walen f lle runkighungen mit dem Auslande in ſeiner Pro⸗ defals vorübeerden Die amerikaniſche Regierung een Ganzergehende Maßnahme ein System, anf kwünſch mund Halbfabrikate als Zahlung für und genommen werden ſollen. e, Ver ee demiſchte Nachrichten. 7 ae er bewirtſchaftung und ihre Schattenſeiten. AAdeuf ed beborgenvoſte veröffentlicht einen neuen 1 ebiebördlich völlig unkundiger Bewirtſchaf⸗ e Bufter der Reichsfettſtelle. Große Mengen Eiſen aher, kondenſierter Milch und Sahne— dievaggons— wurden in mehreren Kel⸗ ren ie der Reichsfettſtelle dafür zur Verfü⸗ eineß ſich je Dort blieb die Milch monatelang lie⸗ i aide Käufernd ernſthaft darum kümmerte. Erſt 0. nge Laaer über die minderwertige Ware, die en 1 g in den naſſen Kellereien ſchlecht zu r werten, gab die Neichsfettſtelle die Ware en verd heit Ungezief zul beit u be kauf frei. Die Milch war aber inzwi⸗ geziefer ieſige Schwärme von Fliegen und genwär batten ſich in den Warenkellern ange⸗ die deig ſind Arbeiter der Reichsfettſtelle da⸗ erroſteten Milchbüchſen mit Sandpapier ng gebliche Mühe, denn der Inhalt iſt als utz 9755 mehr zu verwenden. Der genuß⸗ mittelfabriken zugeführt werden. es. 28 5 rote polniſche Armee. i Sept Nach pier aus Rußland einaetrof⸗ 1 Speiſekartoffeln, für 100 Kg. ine i die während geringe und rolſchalige vernachläſſigt wa⸗ Nac ae 1 Wolttagh erungen der Gewerkſchaften wegen Herabſetzung en ut drderten richtige Verpflegung, dann wollen Münſter verwendet iſt, ſi fenen Nachrichten wird in den von den Bolſchewiſten beſetz⸗ ten Gebieten aus den Polen, die länger im Sowjetheer ge⸗ kämpft haben, eine beſondere„rote polniſche Armee“ gebildet werden. London, 28. Sept. Nach einer Meldung aus London wurde Groduno von den Polen genommen. Neubildung des ruſſiſchen Heeres. Notterdam, 28. Sept. Der Nieuwe Rotterdamſche Cou⸗ rant meldet aus Helſingfors, daß die ruſſiſche Räteregierung eine Neubildung des ruſſiſchen Heeres voraimmt. Die Di⸗ viſionen der Weſtfront werden das Weſtheer, die auf der oſtgaliziſchen Front das rote ukrainiſche Heer, die auf der tauriſchen und der Donfront das Südheer und die auf der kaukaſiſchen Front das Oſtheer bilden. Die ſibiriſchen Trup⸗ pen werden in zwei Heere gruppiert, in das Weſt⸗ und in das Oſteer. Herr Trotzki iſt Oberbefehlshaber, ihm ſteht Iswolski zur Seite. 75 Ueber die Stimmung in England und Frankreich. Berlin, 27. Sept. Ein neutraler Diplomat, der auf der Durchreiſe aus London und Paris ſich einige Tage in Ber⸗ lin aufhielt, äußerte ſich einem Vertreter der Tu. gegen⸗ über über die Stimmung in England und Frankreich: Sie können ſich, ſo begann er, keine Vorſtellung machen, mit welchem Haß in London und Paris von den Deutſchen ſpricht. Obgleich England verhältnismäßig wenig unter dem Kriege gelitten hat und man in London heute wie im Frie⸗ den lebt, iſt der Haß womöglich größer als in Paris. Es iſt gefährlich, öffentlich deutſch zu ſprechen. Als ich mich im Zuge London— Dover mit einem Amerikaner in deutſcher Sprache unterhielt, verließen die Anweſenden unter lautem Proteſt das Abteil. In Paris verweigerte man mir in dem amtlichen Reiſeburean jede Auskunft über die Zugverbin⸗ dung nach Deutſchland unter der Begründung, daß man mit Deutſchland nichts zu tun haben wolle. In Frankreich be⸗ gegnet man der engliſchen Politik mit ſtarkem Mißtrauen und iſt der Anſchauung, daß die Engländer ſich unberechtigte Vorteile aus dem Verſailler Vertrag erwerben wollen. Trotz der hohen diplomatiſchen Kunſt Millerands fühlt ſich Frank⸗ reich bereits heute iſoliert. Da man in Paris mit einem deutſchen Revanchekrieg bereits innerhalb der nächſten fünf Jahre rechnet, ſo ſucht man ſich mit allen Mitteln die eng⸗ liſche Freundſchaft zu erhalten, da man glaubt, einem deut⸗ ſchen Anſturm nicht mehr gewachſen zu ſein. Die franzöſiſche Regierung iſt aber über die wirtſchaftliche Notlage in Deutſchland gut unterrichtet und weiß, daß eine Erfüllung des Verſailler Vertrags den Zuſammenbruch Mitteleuropas und eine ſchwere Kriſe für Frankreich bedeute. Trotzdem will ſie hartnäckig auf der Ausführung des Vertrages be⸗ harren, da nur auf dieſem Wege der Zuſammenbruch Frank⸗ reichs verſchoben, ja vermieden werden kann. In England beſchäftigt man ſich wenig mit der deutſchen Frage, die heute für das Inſelreich nur von ſekundärer Bedeutung iſt. Das Intereſſe der Engländer iſt vollauf durch die täglich ſtärker zutage tretenden innerpolitiſchen Gegenſätze und die Vor⸗ gänge in den Kolonien in Anſpruch genommen. Das eng⸗ liſche Volk iſt überzeugt, daß ſeine Regierung der Schwierig⸗ keiten Herr werden wird, und die Regierung ſcheint dieſe Anſchauung zu teilen. Solange England Herr ſeiner Ko⸗ lonien iſt, hat es die amerikaniſche Konkurrenz nicht zu fürch⸗ ten und fühlt ſich als unumſchränkter Hern dee Welt. N 5 Marconi in Fiume. 85 London, 28. Sept. Marconi iſt hierher gelangten Nach⸗ richten zufolge in Fiume angekommen und von d' Annunzio durch Verleihung eines Ordens ausgezeichnet worden. Mar⸗ 45 ſoll in Fiume eine Funkenſtation mit eigenen Mitteln anlegen. — 5 0 1 Exploſo:. Im Freihafengebiet von Danzig⸗Neufahrwaſſer flog in einem nach Polen beſtimmten Munitionszug ein Wagen mit Handgranaten infolge von Selbſtentzündung in die Luft. Drei Perſonen ſollen durch Splitter leicht verletzt ſein. 5 1 Auf der Themſe in London geriet ein großer Erdölbehälter in Brand und platzte. 8 Perſonen wurden getötet, ſehr viele verletzt. Der Schaden iſt ungeheuer. e Ein Wirbelſturm hat an der franzöſiſchen Mittelmeerküſte von Toulon bis Nizza großen Schaden angerichtet. Häuſer wur⸗ den abgedeckt und viele Schiffe in den Häfen losgeriſſen. Die Rhone iſt um 2 Meter geſtiegen. e, e ee ee Kölner Dombau⸗Lotterie. Der Kölner Dom iſt ein Sorgen⸗ kind. Aus dem Zuſtand gänzlichen Verfalls wurde er auf das eifrige Werben von Joſeph von Görres, der den nach⸗ maligen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen für die Wiederherſtellung zu begeiſtern verſtand, in den Jahren 1823 bis 1880 wieder in Stand geſetzt und ausgebaut. Am 15. Ok⸗ tober 1880 wurde in Gegenwart des Kaiſers Wilhelm J. und aller deutſchen Fürſten die Vollendung gefeiert. Die Baukoſten koſten betrugen ſeit 1823 22 Millionen Mark. Am 30. Juni 1887 wurde die berühmte 524 Zentner ſchwere Kaiſerglocke ge⸗ weiht, gegoſſen aus eroberten franzöſiſchen Kanonen, die der Kaiſer dem Dom zu dieſem Zweck geſchenkt hatte. Aber es zeigte ſich, daß der zum Dombhau verwendete Stein(vom Drachenfels) teilweiſe eine nicht ſehr große Widerſtandsfähig⸗ keit gegen die eee e beſizt, wogegen z. B. der weiße Sandſtein von Oberkirch in Baden, der beim Ulmer durch außerordentliche Härte aus- Nach einigen Jahren zeigten ſich ſchon wieder Spu⸗ ren der Verwitterung. Es wurde fort und fort ausgebeſſert. Jetzt iſt der Zuſtand lo daß der Dombauverein in Köln ſich genötigt geſehen hat, bei der preußiſchen Regierung eine Dom⸗ baulotterie mit dem Ergebnis von 8 Millionen Mark zu be⸗ antragen. In dieſer Höhe berechnet der Verein die Koſten für die Wiederherſtellung. Mangels genügender Mittel mußte im September vorigen Jahrs die Bauhütte vorläufig geſchloſſen werden. Der Dom kann aber, wie der Bauverein betont, einer geordneten, umfaſſenden Baupflege nicht länger entraten, ſonſt wäre die Erhaltung des herrlichen Bauwerks in würdiger Form ernſtlich in Frage geſtellt.“ 5 0 zeichnet. — Der Geldumlauf. Es iſt unerklärlich, wohin die gewaltigen Mengen Kleingeld wandern, die die Münz⸗ ſtätten verlaſſen; denn die Klagen über Kleingeldnot und Briefmarkenerſatz nehmen nicht ab. Obwohl die neuen Münzen kaum einen Metallwert haben, wird weiter ehamſtert. Berlin ſendet pro Woche 7 Millionen Stück Kleingeld in die Welt; alle Münzen haben Aufträge über „200 Millionen Stück Aluminiumgeld erhalten; 120. Millionen ſind bereits ausgegeben, aber kaum anzu⸗ treffen. Daneben werden wöchentlich 15 Millionen Stück Zink⸗ und Eiſenmünzen(5 und 10 Pfennig) geprägt. Der Metallwert der Aluminium⸗Fünfzigpfennigſtücke be⸗ trägt höchens 6 Pfennig, trotzdem werden ſie gehamſterk und gehandelt. Pfennigſtücke werden gegenwärtig nicht mehr geprägt; denn ihr Metallwert überſteigt den Kurs⸗ wert um über 500 Prozent; ſie würden alſo ſicher geham⸗ ſtert werden. Die Münzen arbeiten in Tag- und Nacht⸗ ſchichten. Berlin hat 54 Prozent von der Geſamtproduk⸗ tion übernommen und arbeitet mit drei Schichten. Die Kleingeldnot iſt alſo nicht Schuld der Münzen. Berück⸗ ſichtigt muß allerdings werden, daß das platte Land lange Zeit ohne Kleingeld war und jetzt große Sum⸗ men an ſich zieht.. 50 5 — Darlehen für die Poſtzwangsanleihe. Dem württ. Mittelſtandsbund iſt es gelungen, eine Berliner Mittelſtandsbank zur Darlehensreichung für die Fern⸗ ſprech⸗Zwangsanleihe bei außerordentlich günſtigen Be⸗ dingungen und niederem Zinsfuß zu gewinnen. Die Here gabe von 1000 Mk. Darlehen erfolgt zu einer Jahres⸗ gebühr von 25 Mk., von 200 Mk.⸗Nebenanſchlußleihe zu Mk. Für den Hauptanſchluß iſt ein einmaliger Koſten⸗ beitrag von 6 Mk. ſowie je 1 Mk. für jeden Nebenz ſanſchluß zu bezahlen. Antragsſormulare durch die Kaſ⸗ zſenſtelle des Bundes Stuttgart, Spittaſtraße 4. 8 — Schätzung des Neuen. Aus dem Oberamt Brackenheim wird berichtet: Der Heurige wird gut. Die Meyge wird wie olgt geſchätzt: Brackenheim 1200 Hektoliter, Cleebronn und Haberſchlacht je 1200 Hltr., Dürrenzimmern 2000 Hlte., Hau⸗ 105 a. J. 1500 Hltr., Kleingartach und Stockheim je 1000 Hltr. Meimsheim und Stetten je 800 Hltr., Neipperg 900 Hltr., Nordhauſen 400 Hltr., Niederhofen 30) Hltr., Weiler, Jaber⸗ feld, Michelbach je 200 Hltr. Die Weinleſe beginnt am 27 September; in Botenheim iſt ſie in vollem Gang. Es werde reiſe von 1000 Mark für das Hltr. genannt. 50 —* Sittliche Gefährdung der Jugend. Da ſich in der letzten Zeit wiederum der Straßen⸗ und Ladenhandel mit die Jugend ernſtlich gefährdenden Druckſchriften, Bildwer⸗ ken und beſonders mit Poſtſachen breit macht, hat das bad. Miniſterium des Innern die Ortspolizeibehörden angewie⸗ ſen, dieſen Mißſtänden beſondere Aufmerkſam zu widmen. Das Juſtjzminiſterium hat den Staatsanwaltſchaften und Gerichten gegenüber den gleichen Schritt unternommen. Ein Monarchenwort. Man erzählt, daß zu München ein bayeriſcher Pionier durch den Engliſchen Garten heim⸗ ging; er hatte ſich auf dem Uebungsplatz bei Sankt Em⸗ meran die Hand etwas gequetſcht. König Ludwig erblickte den Mann mit dem Arm in der Schlinge und fragte ihn leutſelig:„Wo ſind Sie verwundet worden?“—„Bei Sankt; Emmeran, Mafeſtät.“—„Ja“, ſagte der König feierlich und feſt,— Sankt Emmeran, das war ein heißer Tag; doch wir Bayern haben uns nicht ergeben.“ 5 „* Flugpoſtgebühren. Die Flugzeugzuſchläge für Poſt⸗ ſachen des Flugdienſtes Baſel— Frankfurt g. M., ſollen zu den gewöhnlich Gebühren betragen: Im Inland für Poſt⸗ karten 20 Pfg., ir Brieſe bis 20 Gramm 220 Pfg., bis 50 Gramm 80 Pfg. für Druckſachen bis 50 Gramm 80 Pfg., bis 100 Gramm 1.60 M., bis 250 Gramm 17 M. und bis 500 Gramm 4.80 M. und für Päckchen 9.60 M. Ausland: außer den gewöhnlichen Gebühren Zuſchläge für Poſtkarten 40 Pf. und für Briefe 40 Pf. für je 20 Gramm, Druckſachen 1 M. für je 50 Gramm.— Bunte Mappe. Ein köſtliches Bürokratenſtückchen ſpielte ſich, wie wir in der„Eiſenacher Tagespoſt“ leſen, dieſer Tage auf dem Eiſen⸗ acher Weſtbahnhof ab. Dort mußte ein D⸗Zug einen unfrei⸗ willigen Aufenthalt nehm, weil die Einfahrt zum Haupt⸗ bahnhof noch nicht freigegeben war. Dieſen Aufenthalt be⸗ nützte ein mit Reiſegepäck ſchwer belatenes junges Mäd⸗ chen zum Ausſteigen, da es ganz in der Nähe des Weſtbahn⸗ hofes wohnte. Vergnügt wallt die Maid über den völlig leeren Bahnſteig und will eben zur Treppe hinab, als ein donnernder Machtruf ihren Lauf unterbricht.„Halt!“ dröhnt ein Schaffner des D⸗Zuges hinter ihr her.„Wo wollen Sie hin?“—„Ich will nach Hauſe!“—„Hier können Sie nicht nach Hauſe; Sie dürfen hier nicht ausſteigen!“— „Aber warum denn nicht?“—„Weil wir hier nicht halten!“ —„Aber Sie halten doch hier!“—„Das iſt egal! Wir halten hier weder dienſtlich noch fahrplanmäßig; folglich dürfen Sie den Zug nieht verlaſſen!“—„Aber ich habe ihn doch ſchon verlaſſen!“—„Das iſt mir ebenſo ſchnuppe. Sie haben eine Fahrkarte nur bis zu einer fahrplanmäßigen Station, das iſt in dieſem Falle der Hauptbahnhof, und müſ⸗ ſen wieder einſteigen!“—„Ich ſoll wieder einſteigen und bin doch hier gleich zu Hauſe!“—„Das iſt mir ebenfalls Wurſt. Steigen Sie ein, und zwar ſofort. Wir fahren eben ab!“— Und ſchon ſchob der Schaffner das ängſtlich gewor⸗ dene Mädchen dem Zuge, dem es ſoeben entronnen war, wie⸗ der zu, als eine gewaltige Proteſtwelle durch die Wagen⸗ reihe lief. An allen Fenſtern ſah man die Paſſagiere ſtehen und lebhaft ihre Sympathien für die Ausgeſtiegene bekun⸗ den. Ein Herr, von dem eigenartigen Fall zu gleicher Zeit entzückt wie empört, nahm ſich beſonders ihrer an und ließ eine donnernde Brandrede gegen Bürokratismus, Buch⸗ ſtabenklauberei und ſonſt was los. Brauſender Beifall aus üllen Fenſtern belohnte den Kavalier. Wohin auch der Be⸗ amte das Mädchen ſchieben wollte, überall hielt man die Türen zu, ſchließlich ſah er ſeine Niederlage ein und gab die von ihm„Beſchlagnahmte“ frei. „Was heute alles möglich iſt! Im Wirtshaus zum Kloſter⸗ bräu in Kelheim erbat ſich ein Ehepaar etwas Butter, Auf einem Gefäßchen, das ſonſt beim Kaffeeſervieren als Zucker⸗ tellerchen dient, bekam es höchſtens acht Kubikzentimeter Butter, die in der Wirtſchaft ſelbſt gebuttert worden war, und mußte dafür 1,50 M. bezahlen. Bei ſolcher Berechnung käme das Pfund Butter auf etwa 90 M. zu ſtehen. Der Fall iſt der Landeswucherabwehrſtelle angezeigt worden. Nun geſchah das Ueberraſchendſte: Der Mann bekam dafür, daß er ſeine Pflicht getan, folgenden Strafbefehl: Nach einer Anzeige des Landeswucheramts(11) München vom 21. Auguſt ſind Sie beſchuldigt, am 21. Juli im Kloſter⸗ bräu in Kelheim eine geringe Menge Butter ohne Marken gekauft und ſich dadurch gegen die Min.⸗ Bekanntmachung vom 26. Jan. 1920(St.⸗A. 22)§ 46 III, 74 verfehlt zu haben. Als Beweismittel iſt bezeichnet: die Anzeige. Auf ſchrift⸗ lichen Antrag des Staatsanwaltes wird.. gegen Sie eine Geldͤſtrafe von fünf Mark feſtgeſetzt. Für den Fall der Un⸗ einbringlichkeit eine Gefängnisſtrafe von einem Tag. Sie haben die Koſten des Verfahrens zu tragen. Kelheim, den 2. September 1920. Der Amtsrichter.(gez.) Fulmann. „Iſt dies nicht lieblich? Der Delinguent bemerkt ganz richtig dazu: Das Landeswucheramt hat durch Plakate und Zeitungen das Publikum erſucht, bei jedem vorkommenden Fall wucheriſcher Preisüberſchreitung Anzeige zu erſtatten. Es hat betont, daß es auf dieſe Mitarbeit des Publikums angewieſen ſei und den feſten Willen habe, ſeine Pflicht zu tun, nämlich den Wucher zu bekämpfen. Dieſe Aufforderun⸗ gen können doch nicht ſo gemeint geweſen ſein, daß man auf ſolche Weiſe den übervorteilten Staatsbürger, der die Be⸗ hörde unterſtützt, auf Grund ſeiner eigenen Anzeige ſelbſt hereinleg enwill. Das Landeswucheramt hat eine Anzeige dazu verwendet, den Stiel umzudrehen, und den Anzeigen⸗ den, ihren eigenen Helfer, auf Grund ſeiner eigenen Mel⸗ dung dem Staatsanwalt auszuliefern. Und das bei einem Fall, der geradezu lächerlich erſcheint. Ob und in welcher Weiſe auch der Wirt, der dre Preisüberſchreitung bezichtigt wurde, Strafe erhielt, iſt nicht bekannt. 1 Für Vogelfreunde. Zum Sammeln von Wintervorräten für unſere Singvögel bietet ſich jetzt noch im Herbſt die beſte Gelegenheit. Es reifen draußen in Feld und Wald allerlei ölhaltige Samen und Früchte, ſowie Beeren der verſchie⸗ denſten Art. Wird den Kindern einige Anleitung gegeben, ſo legen ſie mit Freude ſolche Wintervorräte für die ge⸗ fiederten Sänger an. Dann iſt auch für den ſchneereichen Winter vorgeſorgt. Für manche Vögel eignen ſich Kürbis⸗ und Sonnenblumenkerne, die ſie mit Wohlbehagen verzeh⸗ ren, andere nehmen Mohn⸗, Hanf⸗ und Leinſamen ſehr gern. Auch die kleinen Samen des Wegerichs, der an allen Wegen wächſt, werden gerne genommen. Wieder andere verzehren die getrockneten Beeren des Hollunders und des Weißdorns ſowie Hagebutten. Die Freude, den hungern⸗ den Gäſten im Winter aus der Not helfen zu können, be⸗ lohnt die klein ühe, die man im Herbſt aufwendet, reich⸗ Iich und ret der nützlichen Vogelw 2 Verantwortlich für die Nedaktion Gg, Zimmermann, Seckenh in reger Gemeinſchaft Die Steigerung der landwirt⸗ ſchaftlichen Erzeugung. In der Zeitſchrift„Stahl und Eiſen“ gibt D. Rie⸗ del einen bemerkenswerten Ausblick auf die Möglichkeiten, die Ernteerträgniſſe durch geeignete Düngemittel, die die Forſchungen der letzten Jahre zutage gefördert haben, ſo zu ſteigern, daß das Schreckgeſpenſt der Uebervölke⸗ rung auf lange Zeit hinaus als gebannt gelten kann. Die deutſche Landwirtſchaft hat drei Jahrzehnte durch planmäßige Anwendung der Hilfsmittel, die ihr von der Wiſſenſchaft an die Hand gegeben wurden, dem hei⸗ miſchen Boden Ernten abgerungen, die man früher nie für möglich gehalten hätte. Seit der Düngewert der Thomasſchlacke erkannt und verwertet war, ſeit Kali und Chileſalpeter zu den ſtändigen Rüſtzeugen unſerer Land⸗ wirtſchaft zählen, hat die eigene Verſorgung mit Boden⸗ erzeugniſſen mit der gewaltigen Volksernährung von jähr⸗ lich 600 000 Köpfen nicht nur Schritt gehalten, ſondern ſſie ſteigerte ſich in einem erheblich höheren Prozentſatz als der Bevölkerungsſtand, ſo daß die früher ſo be⸗ deutende Auswanderung in den letzten Jahrzehnten faſt ganz aufgehört hat; der noch beſtehende Mehrbedarf an Getreide uſw. konnte durch induſtrielle Ausfuhr reich⸗ lich ausgeglichen und noch ein nach Milliarden zählendes Kapital im In⸗ und Ausland angeſammelt werden. Daß Deutſchland den Weltkrieg über vier Jahre trotz der Hungerblockade aushalten konnte und ihn zur Not viel⸗ leicht noch länger ausgehalten hätte, das iſt mit ein weſentliches Verdienſt des deutſchen Wirtſchaftsſyſtems, das nicht planloſen Raubbau treibt, ſondern zwar das Höchſtmaß vom Boden abverlangt, ihm aber auch in reichſtem Maße die Kräfte durch vekſtärkte Düngung wieder zuführt. Die deutſche Scholle war dank dieſem Syſtem bei Ausbruch des Kriegs mit ſolchen Kräften ſſo angereichert, daß es über die Notjahre, als kein Sal⸗ peter hereinkam und wegen der Eiſen⸗ und Kohlennot Kali und Thomasphosphat nur in ungenügenden Men⸗ gen gewonnen wurden, hinüberreichte. Wäre das nicht ſo geweſen, wir hätten, wie England rechnete, die Waffen ſſtrecken müſſen, ehe zwei Jahre um waren. Hätten wir die Entdeckungen, die während des Kriegs, im Jahr 1917 gemacht wurden, und die teilweiſe aller⸗ dings zunächſt für Kriegszwecke dienen ſollten, gleich 25 für die Landwirtſchaft ausnützen können, Deutſch⸗ and wäre nie in ſolche Lebensmittelnot gekommen. Für die Herſtellung von Sprengſtoffen wurde ein neues Ver⸗ fahren gefunden, den Stickſtoff der Luft zu„bin⸗ den“, ihn in eine feſte Form zu bringen. Dieſer Stick⸗ ſtoff iſt einer der wichtigſten Dünger für die Pflanzen. Bei den angeſtellten Verſuchen mit dem Luftſtickſtoff er⸗ 5 ſich bei Korn ein Mehrertrag von 3 Zentner, bei artoffeln von 25 bis 50 Zentner. Der Luftſtickſtoff wird die Einfuhr von Chileſalpeter überflüſſig machen. Allerdings braucht man zu ſeiner Herſtellung ſehr viel Kohle, da ein Truck von 200 Atmoſphären und über 700 Grad Celſius erforderlich ſind, um den Stickſtoff der Luft zu binden. Die Feinde haben uns unſere Koh⸗ len weggenommen, mit einer allgemeinen Verwendung des Stickſtoffs wird daher wohl zunächſt noch nicht ge⸗ frechnet werden können. Auch in dieſer Hinſicht werden wir Anlaß haben, über den Friedensvertrag und das Ab⸗ kommen von Spa nachzudenken. Eine weitere Entdeckung iſt die Gewinnung der Koh⸗ lenſäure aus Gaſen. Daß die Kohlenſäure für das Wachstum der Pflanzen von großer Bedeutung iſt, war bekannt. Die erſtaunliche Fruchtbarkeit der ſogenannten Steinkohlenzeit, die die haushohen Farne und Schachtel⸗ halme hervorbrachte, die wir heute als Steinkohle ver⸗ brennen, iſt, wie Dr. Riedel in ſeinem Aufſatz ſchreibt, auf den hohen Kohlenſäuregehalt der damaligen Atmo⸗ ſphäre zurückzuführen. Die Deutſche Landwirtſchaftsge⸗ f ——————ñ—6äÿẽ Gurken auf das 1, 7fache, ſellſchaft hatte ſchon in früheren Jahren Verſuche mit flüſſiger Kohlenſäure angeregt, die glänzende Erfolge hat⸗ ten, nur war die verwendete Kohlenſäure im Verhält⸗ nis zum Ertrag viel zu teuer. Aber ein Fingerzeig war gegeben. Anders wurde die Sache, als im Jahr 1917, auf Veranlaſſung des ſpäteren Reichstagsabgeordneten Ge⸗ neraldirektors Dr. Vögler, der Ingenieur Dr. Rie⸗ del gemeinſam mit der Dortmunder„Union“ den Ver⸗ ſuch machte, die in den ſogenannten Gichtgaſen der Hoch⸗ öfen enthaltene Kohlenſäure aufzufangen. Dieſe Abgaſe, die in Schwaden den Rieſenkaminen entſteigen, hatten in früheren Jahrzehnten faſt alles Pflanzenleben im weiten Umkreis um die Hochöfen vergiftet und vernichtet. Spä⸗ ter gelang es, durch ſinnreiche Verfahren ſie einzufan⸗ gen und zum Antrieb mehrtauſendpferdiger Gaskraft⸗ maſchinen zu verwenden. Riedel reinigte nun die Gicht⸗ gaſe von ihren ſchädlichen Beſtandteilen und leitete ſie in verdünnter Form zunächſt in Gewächshäuſer. Infolge der reichen Kohlenft führung ſtieg der Ertrag der je, bei Tomaten auf das Doppelte. Dann wurden Verſuche im Freien angeſtellt. Die Koh⸗ lenfäure wurde in durchlöcherten Zemenkröhren auf Aek⸗ ker geleitet. Darauf lieferten Lupinen 2, 7ſache, Spi⸗ ö 5 8 5585 8 1255 5 nat 2,5 und Kartoffeln 2, 8Sfache Erträge. Ein weiterer Verſuch der„Vergaſung“ auf einem 3 Hektar großen Feld hatte dasſelbe wunderbare Ergebnis. Dr. Riedel glaubt, daß bei umfaſſender Ausnutzung der Kohlenſäure eines Hochofens in deſſen Umkreis in einem Jahr 1½ Millionen Tonnen Kartoffeln mehr zu erzielen ſeien. Ein drittes Verfahren endlich beſteht in der Beſtrah⸗ lung der Saaten durch hochgeſpannten elektriſchen Gleichſtrom(60 bis 100 000 Volt) durch Drähte, die in einem Parallelabſtand von etwa 11 Meter 5 bis 6 Meter über dem Boden geſpannt werden. Die Mehr⸗ erträge waren bei dieſem Verfahren, das zuerſt in Eng⸗ land verſucht wurde, bei weitem nicht ſo hoch, wie bei der Vergaſung durch Kohlenſäure, doch wurde immerhin eine Steigerung bei Haſer um 50, bei Haferſtroh um 90 Prozent erreicht.— Die Anwendung des Vergaſungs⸗ und des Beſtrahlungsverfahrens wird, wenn der Er⸗ findungsgeiſt nicht auch hier weitere Entwicklungen ſchafft, was immerhin ſehr wohl möglich iſt, zunächſt wohl auf beſtimmte Gegenden beſchränkt ſein, wo die bis jetzt nö⸗ tigen Vorausſetzungen— Hochöfen und hochgeſpannte elektriſche Ströme gegeben ſind. Die Luft⸗Stickſtoffdün⸗ gung aber iſt überall möglich, ſobald die chemiſche In⸗ duſtrie in der Lage iſt, die nötigen Mengen zu beſchaffen. Dies iſt aber wiederum davon abhängig, ob wir das nötige Kapital und vor allem die Kohlen aufbringen. In dieſem Sinne iſt alſo die Ernährungsfrage eine Koh⸗ lenfrage. 3 Bunte Mappe. Was in einer Nacht in Berlin geſtohlen wird. Von Ein⸗ brechern wurde kürzlich in einer Nacht geſtohlen: Für 40 000 Mark Uhren, Ringe und Broſchen, für 50 000 Mark Schuh⸗ waren und Leder, für 30 000 Mark Lederwaren, für 15 000 Markphotographiſche Apparate, für 40 000 Mark Uhren, für 16 000 Mark Kolonialwaren, für 12000 Mark Lederwaren, für 7000 Mark Pelze uſw. Bureaueinbrecher, die es haupt⸗ ſächlich auf Schreibmaſchinen abgeſehen haben, und denen es an einigen Stellen gelang, bis zu 6 Schreibmaſchinen auf einmal zu ſtehlen, erbeuteten in der betr. Nacht wieder zwei Maſchinen. Groß iſt auch die Zahl der Wohnungseinbrüche. So ſtahlen Diebe bei einem Oberſtleutnant R. in der Motz⸗ ſtraße Teppiche und Silberſachen im Werte von 63 000 Mark; bei dem Oberingenieur R., der am Platz am Neuen Tor wohnt, für 60 000 Mark Teppiche uſw.; bei einer Witwe Sch. in der Hardenbergſtraße für nicht weniger als 150 000 Mark Tafelſilber, Perſerteppiche und Broſchen; bei einer Witwe K. in der Sophienſtraße für 20000 Mark; für ebenſo viel bei einem Kaufmann U. in der Schraderſtraße. Auch der Magiſtrat von Charlottenburg blieb von den Einbrechern nicht verſchont. Durch einen Kellereinbruch wurde ihm für 20000 Mark Leitungsdraht geſtohlen. 1 Veranſchlagung der Steuern u Zölle für 190. In der Schätzung der allgemeinen Finanzverune Reichseinnahmen aus Steuern und Zöllen im Nec 29020 werden folgende Zahlen angeführt: 15 1. Einkommenſleuer 12 Milliarden, wovon dee und Gemeinden zwei Drittel zu überweiſen ſind 2. Körperſchaftsſteuer 0,9 Milliarden, wovon ebe* Drittel den Ländern überwieſen werden. 110 555 Kapitalertragsſteuer im erſten Veranlagungsſall, 1 Jarden.* 4. Geſamteinnahme aus dem Reichsnotopfer für 10 Milltarden, wovon mit Rückſicht auf bare Borg a 75 Milliarden aus Zinſen für die Zeit vom le Ende März 1921 und 0,75 Milliarden Steuerbeträge entfallen dürften. Letztere Einnahme mahme von die zur Steuerzahlung Il perden, Ve Das geſamte Au 0 Reichsnolohſer 0 3. 1 gef. wird auf 45 Mi anden veraß 5. Beſitzſteuer 100 Millionen. unf 6. Erbſchaftsſteuer 620 Millionen, wovon ein 9 Länder zu überweiſen wäre. t l. 7. Umſatzſteuer 3650 Millionen,) wovon 15 Prozen dern und Gemeinden zugute kommen. 8. Grunderwerbsſteuer 220 Millionen die zur c 9. eichsſtempelabgaben 400 Millionen. 10. Abgaben vom Perſonen⸗ und Giterwerseh 8 5 5 gegen 445 Mill. im Vorjahr, wegen der 1 arife. u el 11. Die Kriegsabgabe vom Vermögenszuwache Maßgabe der Zahlungsſriſten mit 3½ Mulklarden f 1 1919 und 4½ Milliarden auf 1920 verrechnet. de 12. Jolleinnahmen 2,5 Milliarden einſchließlich Milliarden angeſetzten Goldaufgelds. 0 13. Kohlenſteuer 4,5 Milliarden. 14. Tabakſteuer 1 Milliarde. 15. Bierſteuer 130 Millionen. Mil 16. Weinſteuer 250 Millionen, bisher 100 4 „17. Schaumweinſteuer 100 Millionen, bisher e. die Steuer. iſt vervierfacht.. e Pens 18. Branntweinmonopol 320 Millionen. Die auh lionen Einnahmen aus der Verwertung von A wein reichen zur Deckung der Ausgaben nicht au ſchüft mit ausländiſchem Branntwein gleicht jed f etrag aus und ermöglicht es der Monopolvern 50 Millionen von der Hektolitereinnahme weitere der Reichskaſſe zuzuführen. 5„ 19. Zuckerſteuer 100 Millionen. 1 „20. Zündwarenſteuer infolge der Verdoppelung ſätze 50 Millionen, im Vorjahr 22 Millionen. 21. Leuchtmittelſteuer 15 Millionen. Ven 22. Spielkartenſteuer 12 Millionen, bisherige VVV e 2 Millionen. Fußballſport.* nigung 1 8 Allemania Ilvesheim 7 4 1 Verei g 7 9 ö Aa 5 4.— 2. Jugend Phönix e. Infolge des Regenwetters iſt das Spee aufgeweichten Platz etwas beeinträchtigt. del, ballſport konnte nicht gezeigt werden. 60 I Ilvesheim beginnt um 310 Uhr das Spiel ell fängt den Ball ab und wird ſofort dem geg g gefährlich. Ein Eckball bringt nichts ein.% Ilvesheim ebenfalls zum Angriff über und 6 10. Minute durch den Halblinken ein 20% N drängt nun, kann jedoch bis Halbzett m Wien e erringen. Pauſe 1:0 für Ilvesheim. Nach 0 ö hat Seckenheim noch mehr vom Spiel und 10 ge 5., 10, 22. und 37. Minute je ein Tor. Aug kann in der 30. Minute noch ein Tor 61 reſultat 4:2 für Seckenheim. Der Schien 5 war dem Spiel ein guter u eiter.„. Die 2. Mannſchaft von Seckenheim 0 überlegen, was auch in dem Reſultat zum Au N 4. Mannſchaft war ebenfalls überlegen g Die anderen Spiele fielen infolge de? Lebensmitte Hartholz⸗Uerkaul. Morgen Mittwoch findet in der Reit⸗ halle bet der Pfalz von vormittags 8—12 Uhr, den Reſt ab 2 Uhr, Verkauf von Im langen Hartholz ſtatt zum Preiſe von 1 Mk. pro Zentner. Es werden pro Haus⸗ Berlchterſtattung des Bezitksohmann K. Lauer über die Hauptverſamm⸗ lung zu Salzburg. Zahlreiches Erſcheinen erwartet Der Obmann. ö Beste Empfehlungen. haltung nur 2 Zentner abgegeben. Seckenheim, den 28. September 1920. Frole Turnerſchafl golhonbelm. 105 Lebens mittelamt. Einladung! bamen- 5 Kommenden Samstag, den 2. Okt. Auslandszucker 3 abends ½8 Uhr findet in unſerem Lolal zum„Deutſchen Hof“ ein Zuckermarken bei uns abgegeben haben, Unterhaltungs⸗Abend können denſelben morgen Mittwoch Nach- mit humoriſtiſchen und muſikaliſchen Dar⸗ Diejenigen Haushaltungen, die ihren Aus ⸗ landszucker noch nicht erhalten, jedoch ihre mittag von 3—4 Uhr gegen Vorzeigung des bietungen statt. Lebens mittelausweiſes auf dem Lebensmittel- Hierzu laden wir unſere Mitglieder mit amt in Empfang nehmen. der Bitte um pünktliches Erſcheinen freundl. Seckenheim, den 28. September 1920. ein. aus. Mittwoch Abend 78 Uhr Tages- Uersemmiung.. Herbsi-Nursg Zur gründlichen Ausbildung als Stenotypist(in), Buch- 5 halter(in) usw., sowie Fortbildungskurse in sämtlichen Fächern beginnen am e. öhfober. 8 Mässiges Honorar. Prospekte gratis. Privat-Handelsschule nes Schüritz 4, Abend- kurse nnd sende 6 Herren München Der Turnrot. Lebensmittelamt. Empfehle: Sihwärözwäld. Rirschwaſſer⸗ bübnat. 2 ſabenbille, Frieurichsdorſer Iwlebach 2: ohne Marken.:: deurg Nüser. Badischer Bauernbund. beseitigt S Sesso S Sees Se Hornhaul, Sehiwoielen u. Harzen Hrhdltliel in Sehachteln æu germania- Drogerie r Hſagner Maehf, M. Hollstiu. Ortsgruppe Seekenheim. GSG esse sehnell, sichert und sehmerlos Brunzen Mk. 6.— bei empfiehlt Heute Abend 8 Uhr im Reichsadler Corstands-Sitzung. 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