Abonnementspreis: Monatlich 4.—& mit l Dicch die Poſt bezogen pro Quartal 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. N ge cben, 11. Ott. Die beiden hier weilenden Reichs⸗ Unerwährten dem Vertreter der„M. N. N.“ eine län⸗ Ae ſcredung. Der Reichsminiſter des Junern Koch Mud auch zur Entwaffnungsfrage und meinte, die Uh eig ſei im Vergleich zu der wilden Bewaffnung le Em Segen. Im übrigen dürfe man nicht vergeſſen. nico nung der unerlüßlichen Leib ſichntze ane der 11 vom Reiche, ſondern von der Entente verlangt ſalſche iniſter gab ſeiner Zuverſicht zu der Geſundung ler Fe Verhältniſſe Ausdruck und warnte davor. die . erbältniſſe nach gewiſſen Senſationsberichten zu g e Nei mirsſchaſteminiſter Scholz äußerte ſich über flechun d ſprach ſeine Befriedigung über ſeine einſtündige Nea z mit dem bayerischen Miniſterpräſidenten Dr. v. dusfürdie außerordentlich aui verlaufen ſei. Durch nfpaungen des Miniſters über die Ausſichten des don Byte unſeres Wirtſchaftslebens ging ein ſtarker timismus. 1 Okt. Die„Times“ berichten aus Waſhing⸗ ober natignaſe Kongreß für Verkehrsweſen werde aner in Washington eröffnet und wenigſtens einen b Großer Die Vertreter Amerikas, Frankreichs, Ita⸗ Alven kitanniens und ſeiner Dominien werden daran ien wei Aufgaben hat die Konferenz zu erfüllen; ubereiung der Deutſchland weggenommenen Kabel, 2. Mi. liel“ ung einer internationalen Konferenz der Ver⸗ ind die ſpäter abgehalten werden ſoll. Die Ameri⸗ Almen entſchloſſen, alle früheren dentſchen Kabel an ſich Tuche Ta eine allgemeine Kontrolle über die traus⸗ ale dent elegrammleitungen zu übernehmen. Beſonders merit ſchen Kabel herrſcht ein großes Intereſſe, weil te diraſche Handelswel“ fordert, daß Amerika endlich Flarpekte Verbindung mit En ropa habe. Es wird Aattollter geführt, daß die engliſche Regierung alle Ka⸗ Mer erhalten Kenntnis von den amerikaniſchen Tele⸗ 175 e. 5 N dern und Städter verlragt euch! „el Aal, erk, Von H. W. Behm. ee. N Mu uhmet Naturforſcher Lamarck hätte der⸗ n mi nicht verarmt und zunächſt totgeſchwiegen 1e colin, wenn nur ein Hauch der Gegenwart, und kenstag berührt hätte. Er hatte nämlich 0 inder Pundert Jahren mit beſonderem Eifer und Vorliebe die Anpaſſung der Lebeweſen an bas 1 lin eurtete Lebensverhältniſſe gelehrt; auch ſchon Nitbeweernünftige Anſicht vertreken, daß auch der J es ordene Menſch gleichwohl dieſem Wandel de glei„ Au. dodo, unterworfen iſt. Als noch in golde⸗ f d ustagen der Bauer mit einem Packen Fer⸗ allet Rücken zum Viehmarkt pilgerte und ſo a dig wenwulſt auf dem Bahnſteig plötzlich 59 Wascar flünde und zum Ueberfluß noch allerhand 0 Aigle sige Eſſenzen zweifelhafter Wohlgerüche e terte da begannen die Naſenflügel des kul⸗ 0 10 ich Stadtmenſchen gar merklich gering⸗ Ne che aufzublähen. Das Gekeif der jungen 4 ſelchen en ihm das ſinfonegeſchwängerte Trom⸗ N Ned 15 verletzen. Heute möchte gar das lorg⸗ 7 Wete Salondämcher oe einen Ferkelſäug⸗ 5 usblatt der Bürgermeisterämter Seck Dienstag, 12. Oktober 1920. ling gerne ihrem Möpskein vorziehen, das zum Ueberdruß verhätſchelt das ſeidene Bettlager mit ihr teilte. Andere Zeiten, andere Menſchen; ja gewiß, aber wenn wir bei allem Wechſel des Geſchehenen nur Menſchen bleiben wollten, Bürger eines Vaterlan⸗ des, einer Scholle, die ſich gegenſeitig mit⸗ fühlend verſtänden.„ Statt deutſche Eintracht gibt es überhaupt nur noch deutſche Zwietracht. Letztere wächſt zum Rie⸗ ſenmaß empor. Nirgends deutlicher zu ſehen, als im wirtſchaftlichen Wechſelſpiel zwiſchen Stadt und Land! Bald ſchimpft der Städter auf den Bauern, bald der Bauer auf den Städter, bald ſchim⸗ pfen beide auf den Mephiſtopheles der Gegenwart, den Kommunalverband, deſſen Vertreter ſie als Ent⸗ ſprungene aus Mosbachs oder Illenaus Gefilden rühmen. Das iſt amüſant für einige Wenige, die hinter vollen Töpfen ſitzen, weil ſie es ſich leiſten können, aber bitter ernſt und trauzig für den ge⸗ ſamten größeren Teil des Volkes, der ſeine ohnehin verbrauchten Nerven dabei zu Grabe trägt. Wo bei liegt, iſt mit einem Federſtrich gewiß nicht leicht zu ſagen, aber ſehr wohl möglich zuſammenfaſſend dar⸗ zuſtellen. Falſche Methoden der Zwangs wirtſchaft verdroſſen den Bauern. Dieſer mag ſich dann und wann, was menſchlich nur verſtändlich iſt, durch be⸗ wußte Zurückhaltung von allerhand Nahrungsmit⸗ teln rächen. Zum Teil, aber auch nur zum Teil, leidet der Kommunalverband darunter. Er kann das Stadtvolk nicht genügend beliefern. Dieſes rückt dann, ſchön verärgert durch die hohen Bahn⸗ gebührniſſe, allenthalben wie ein giftgeſchwollener Bienenſchwarm dem Bauer zu Leibe. 2 Aber der Bauer kann ſchließlich auch nicht mehr hergeben, als er hat, manche unſerer Stadtgenoſſen meinen leider, dem Bauer würden täglich zentner⸗ weiſe die Kartoffeln in den Keller regnen, oder er würde die Butter aus dem Miſtbeet ſtampfen. Der deutſche, inſonderheit der ſüddeutſche Bauer, iſt von Natur aus gutmütig er läßt ſchon mit ſich reden, aber wenn die erwähnten Quellen verſagen, ſo trägt die letzte Schuld einzig und allein das noch bislang Wir alleſamt müſſen uns daran gewöhnen, daß der Brotkorb noch auf Jahre hinaus höher hängt, denn dieſem größten aller Zeitübel der Haſe im Pfeffer ungelöſte Problem der völkiſchen Eigenernährung. hundertfache Faktoren, die landwirtſchaftliche Ei⸗ Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Neklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. No. 232 Fernſprechanſchluß Nr. 16 Voftſcheckkonto! Karlsruhe Nr. 18818. Ailitürlichem Empfinden trafen. Auch heute noch. Dem Bauern hat man's vielfach arg gemacht. Nicht nur im Frieden ehedem, wo ihm das geflügelte Wort vom dummen Bauern zu größtem Unrecht und all⸗ zuoft umfing, ſondern gerade jetzt. Man machte amt⸗ licherſeits, wohl nicht böſen Willens, denkbar grobe Fehler. Man ſchätzte vorzeitig die Ernte ab, ſetzte Preiſe feſt, die, abgeſehen von der ſchlechter aus⸗ gefallenen Ernte, in gar keinem Verhältnis zu den Erzeugerunkoſten des Bauern ſtanden. Dieſer mußte, wenn nicht gerade mit erheblichem Verluſt, doch ſo abgeben, daß ihm kaum für ſeine ſonſtigen Eigen⸗ bedürfniſſe etwas übrig bleiben konnte, wollte er nicht hintenherum allerhand verkaufen. Das Saar⸗ gut, das er vielfach kaufen mußte, ſtand ihm teurer als die eigens abgegebene Ware gleicher Frucht. Keinem Bauern wird es einfallen, an der Erzeugnis⸗ ſteigerung beſonderes Intereſſe zu haben, wenn er beiſpielsweiſe im Preiſe vielfach geſtiegenen Kunſt⸗ dünger verwenden ſoll und zuguterletzt dies aus ſeinem Erzeugnis nicht entſprechend bezahlt heraus⸗ wirtſchaften kann; ganz abgeſehen davon, daß er um ein erhebliches Stundenmaß mehr als der durch⸗ ſchnittliche Induſtrie⸗ oder Sonſtbeſchädigte ſchuften muß. Alſo etwas mäßiger im Schimpfen auf die Bauern, ihr Städter! b N Aber gleichwohl auch den Bauern ein Wort, die für die heiße Not des Städters nicht ſo rechtes Ver⸗ ſtändnis zeigen. Die Papiergeldhamſterei muß auf⸗ hören, ſonſt wird die Rache furchtbar ſein. Was hungern heißt, haben wir gelegentlich im Felde ge⸗ lernt, als man Brenneſſeln kochte und mit dem Ka⸗ rabiner auf verirrte Spatzen ſchoß. Wer irgend noch entbehren kann, ſo daß er ſelbſt nicht hungern braucht, der gebe gern und willig und überfordere nicht. Die gefährdete Brücke zwiſchen Stadt und Land muß geſchloſſen werden, wenn wir zur ſozialen Geſundung ſchreiten wollen. Wir müſſen dies, denn die Not iſt rieſengroß, die uns in kom⸗ menden Wochen und Monden eutgegenwächſt. Es wird ein Winter furchtbaren und harten Entbehrens ſein. Wer es widerwillig leugnet, mag, falls er be⸗ gütert iſt, als herzlos, falls dies nicht zutrifft, als Dummkopf bezeichnet werden. Darum ein allſeitiges Verſtändnis für die Not der Städter, ihr Bauern, bis zum letzten unter Euch. 5 5 3 Was gibt es Edleres, als ein verarmtes, zertre⸗ vernichtet oder auf die lange Bank geſchoben. genproduktion raſch zu ſteigern, hat der Krieg lt 2 Alſo beſcheiden wir uns in unſerem Bruderzwi Wer einzig und allein auf den Bauern ſchimpft, kennt ſeine Seele nicht. Auf vielfachen Wanderfahrten und Wanderreden haben wir dieſe kennen gelernt und ſind oftmals lieber unter die Bauern, als unter die Städter gegangen, weil wir unter erſteren noch Men⸗ ſchen mit ungebrochenen Inſtinkten und unverbraucht⸗ kann, da er den Adel der Seele umſchließt. „ 7 8 f i K ie Tochter des Miniſters. 5 enn, Roman v 04 Wege verboten; on Ernſt Georgy. 1 echt 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. f A oo 185 427775 1 denn? Hat ſie denn irgend welche 6 do N 1 fach, 3 hatte ihr Sparkaſſenbuch mitgebracht eber, lieb er einige hundert Mark.“ ö enn ſie 55 gnädiges Fräulein, was bedeutet 1 7 wöhnt zavon leben ſoll. Meine Schweſter iſt err Oberleutnant, aber ſie gefällt ſich b mlichen Entſagung und Selbſternie⸗ ist he in überzeugt, daß ſie in Volksküchen WN entge nem mehr als beſcheidenen Zimmer (abten feet Dorothea. „ Fbreſſe nie denn noch nicht bei ihr? Wiſſen Sie 5 Mö ich hat rief er. . 10 ſie ſich abe geſtern durch reinen Zufall erfah⸗ 0 uche ingemietet hat und wollte heute nach⸗ mal n, ſie zu ſprechen und mir ihre Um⸗ —— anzuſehen. Dorothea ſeufzte.„Ich nicht ſagen, wie froh ich bin, daß Sie Mut Verantwortung etwas abnehmen. ie, d er verläßt ſich ſo feſt auf mich, ich u kann ich vor Sorge um Gertrud nicht in ei 0 5 kli 0 K 18 merſtehe ich das, gnädiges Fräulein. „Ich en. 1 darüber, daß Sie ſo viel Laſt durch e 1 davd r ſtehen tief in Ihrer Schuld.“ me ich iſt keine Rede“, unterbrach ſie ihn. auf. Gertrud liebt Sie von allen Geſchwiſtern am meiſten. Wenn ein Menſch etwas erreichen kann bei ihr, ſo ſind Sie es, Herr Ober⸗ leutnant.“. „Ich gehe ſofort zu ihr, und glauben Sie mir, ich laſſe mich nicht ſo leichten Kaufes abweiſen. Ich werde Trude, und wenn es mit Gewalt ſein ſollte, von ihrer abſchüſſigen Bahn zurückreißen“, erklärte er entſchloſſen. Dorothea legte erſchreckt die Hand auf ſeinen Arm. „Um Gottes willen“, rief ſie haſtig,„nur keine Ge⸗ walt! Nur keine Aufregung! Sie können Gertrud, die ja volljährig iſt, nur mit Weichheit, mit Liebe ge⸗ winnen. Von einer abſchüſſigen Bahn in dem Sinne, wie Sie zu fürchten ſcheinen, iſt bei ihr nicht die Rede.“ „Wer kann das wiſſen, wenn ſie erſt im Leben ſteht und keine Mittel mehr hat? Solche verwöhnten, ſorgſam gehüteten Töchter unſerer Kreiſe ſind am al⸗ lerwenigſten gefeit...“ f Wieder unterbrach ſie ihn:„Möglich; aber folgen Sie mir, die ich Ihre Schweſter gerade in ihrer jetzigen Verfaſſung beſſer kenne, als Sie ſelbſt, Herr Oberleutnant“, ſagte ſie lebhaft.„Unterlaſſen Sie es, den Warner oder den Lehrmeiſter zu ſpielen. Ver⸗ ſuchen Sie es lieber, Gertrud mit Weichheit und Liebe zu gewinnen. Es iſt der einzige Weg, der noch zu ihr führt.“ Die Schulglocke ertönte. Das Geſchrei der Kinder auf dem Hofe brandete noch einmal auf. Dann ſtrömten die Kinder in die Klaſſen zurück. Einige Neugierige, die vom Haustor aus die beiden Sprechenden beobachtet hatten, konnten noch erſpähen, daß„die Neumann“ dem feinen Offizier die Hand reichte. Er beugte ſich darüber und küßte ſie, ver⸗ 5 ſich abſchiednehmend und ſchritt ſporenklirrend avon. Mit finſterem Geſichte, in Gedanken verſunken, ſchritt Meinhard durch die breiten Straßen dieſer dicht bevölkerten Gegend des Berliner Nordoſtens. Er hatte durch Fragen das Ziel ſeines Weges er⸗ kundet und ſtand endlich vor der Mietskaſerne mit der durch Stuck und Farben, durch Erker und Balkone prunkvoll wirkenden Außenſeite. Es gab noch zwei Quergebäude und mehrere Seitenflügel. Ein rie⸗ ſiger„ſtummer Portier“, das heißt eine im Torgang angebrachte Tafel mit zahlloſen kleinen Schildern, verzeichnete Namen und Stockwerke der Mieter. Ta⸗ feln und Kreideaufſchriften und mit Reisnägeln an⸗ geheftete Zettel, auf denen Aftermieter und Schlaf⸗ burſchen geſucht wurden, nahmen einen Teil der Wand ein. Egon ſtand betroffen. Wie ſollte er die Schweſter hier herausfinden? Auf dem Hofe ſpielten zahlreiche Kinder. Keins konnte ihm Auskunft geben. Auch Männer und Frauen, die vorüberkamen, nicht. Un⸗ ſchlüſſig wartete er in dem Hofe, als ſich das Fenſter einer ebenartig gelegenen Wohnung öffnete. Eine dicke Frau rief ihn an. „„Sie ſuchen wen? Ich bin die Frau vom Haus⸗ verwalter!“ Er trat näher, die Hand zum Gruße an die Mütze legend.„Danke ſehr. Ja, ich möchte wiſſen, wo hier ein Fräulein Meinhard wohnt?“ „Das hab' ick mir gedacht“, entgegenete ſie.„Denn ſehen Se man hier in'n Seitenflügel rechts drei Treppen rauf. Bei Schneider Flübbe wohnt das Fräulein mit de ſeidenen Unterröcke.“ Das Fenſter flog zu. . f[Fortſetzung folat.) tenes und niedergerungenes Volk in der Vielheit ſeiner Einzelſeelen einig und hilfsbereit unter ſich zu ſehen! Auch heute noch iſt der Deutſche unbeſiegbar, wenn er einig iſt; unbeſiegbar nämlich in jenem Teil des Menſchendaſeins, den uns kein Teufel rauben Friede mit dem Ausland iſt hart, grauſam ſklaviſch. Wir müſſen ihn tragen, aber wir werden ihn um zehnmal leichter tragen können, wenn wir uns zu⸗ e gelegt. mächſt ſelbſt zum inneren Frreden finden, der all das entbehrt, was zur Stunde noch trennend und giftgenährt zwiſchen Bauern und Städtern brandet. Noch iſt es nicht zu ſpät. Handeln wir heute noch darnach. 5 5 Deutſchland. Miniſter Koch und Scholz über„Preußens Dezentraliſation“ München, 11. Okt. Der Reichsminiſter des Innern Koch und der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Scholz weilten ge⸗ ſtern in München. Dr. Scholz erklärte unſerem Vertreter gegenüber, daß er ſein Ziel verfolge, das Deutſche Reich in ſogenannte Wirtſchaftsprovinzen einzuteilen, wobei die Selbſtändigkeit der einzelnen Länder nach Möglichkeit und ſoweit es im Rahmen des Reiches zuläſſig iſt, gewahrt bleibe. Dex Reichsminiſter des Innern erklärte dem Ver⸗ treter der„Münchener Neueſten Nachrichten“, daß eine„De⸗ zentraliſation Preußens“, wie ſie jetzt in der preußiſchen Verfaſſung angebahnt werde, eine Vorausſetzung für eine durchgängige Dezentraliſation im Reiche ſei; nach dieſem notwendigen Grundſatz würden wri dann überall im Reich handeln können. Die verwickelten wirtſchaftlichen und poli⸗ tiſchen Verhältniſſe ſieht der Miniſter nicht allzu peſſi⸗ miſtiſch an und erklärte, daß die Regierung die Entwicklung wieder in die Hand bekommen habe. 1 Gegen eine vorſichtige„Dezentraliſation Preußens“ wäre an ſich und zur gegebenen Stunde, wie wir an dieſer Stelle ſchon mehrfach dargelegt haben, nichts einzuwenden. Heute ſcheint ſie uns für eine geſunde Reichspolitik vielfache poli⸗ tiſche Gefahren in ſich zu bergen. Wiſſen wir doch zu ge⸗ nüge, daß die Separatiſten und Preußengegner im Süden und Weſten des Reiches unter einer„Dezentraliſation“ letz⸗ ten Endes die Zerſchlagung Preußens propagieren. Schon aus dieſem Grund wird man die auflöſende Hand an Preu⸗ ßen nur legen können, wenn man ſie zugleich an Bayern legt. a Ein neuer Reichskommiſſar. 5 Berlin, 11. Okt. Zur Durchführung der Beſchlüſſe des Reichskabinetts vom 22. September über Maßregeln zur Ge⸗ ſundung der Reichsfinanzen iſt ein Reichskommiſſar ernannt worden, der dem Reichsfinanzminiſter beigeordnet iſt und unter der Mitarbeit der Miniſterien ſeine Tätigkeit aus⸗ zuüben hat. Dieſer wichtige Poſten iſt dem Präſidenten des 8 Unterweſer Dr. Karl übertragen wor⸗ den. f 8 Der Berliner Zeitungsſtreik. 1 Berlin, 11. Okt. Die Lage im Berliner Zeitungsgewerbe iſt unverändert. Die bürgerlichen Zeitungen ſtud nicht er⸗ ſchienen. Irgendwelche Verhandlungen finden vorläufig nicht ſtatt, und man wird aller Wahrſcheinlichkeit nach mit einer längeren Dauer des Streiks zu rechnen haben. Heute werden die Funktionäre der ſtreikenden Angeſtellten und der Ausgeſperrten zu einer Sitzung zuſammentreten, um über weitere Maßnahmen zu beſchließen. Streik der Gas⸗ und Elektrizitätsarbeiter in Chemnitz. Chemnitz, 11. Okt. Die ſtädtiſche Arbeiterſchaft von Chemnitz iſt Samstag abend wegen Lohnſtreitigkeiten in den Streik getreten. Infolge deſſen wurde das ſtädtiſche Elektrizitötwerk und das ſtädtiſche Gaswerk abends ſtill⸗ Die Stadt liegt im Dunkeln. Eröffuung des ſozialdemokratiſchen Parteitages. Kaſſel, 12. Okt. Der ſozialdemokratiſcheg Parteitag trat Sonntag abend uater Teilnahme von etwa 500 Delegierten . Oberbürgermeiſter Scheidemann wies in ſeiner egrüßungsanſprache u. a. darauf hin, daß die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei heute mehr denn je nicht nur gegen das deutſche, ſondern gegen das internationale Kapital im Kampfe ſtehe, von deſſen Geiſt der Vertrag von Verſailles durchdrungen ſei. Wir müßten in dieſem Kampf um die Sympathie und die Unterſtützung der arbeitenden Bürger der ganzen Welt bitten. Weiter erklärte Scheidemann, daß das Ziel der ſozialdemokratiſchen Partei nicht das Verblei⸗ ben in der Oppoſition ſei, ſondern die Gewißheit eines ſtärkeren Einfluſſes auf den Staat, als ſie ihn in der ver⸗ Foren Regierungs koalition hätte ausüben können. Zu orſitzenden des Parteitages wurden einſtimmig die früheren Reichskanzler Hermann Müller und Scheidemann gewählt. Müller, der ſodann den Vorſitz übernahm, ſagte, nur die ſozialiſtiſche Arbeiterklaſſe trage dazu bei, daß ge⸗ mildert werde, was in dem Verſailler Frieden unerfüllbar und unerträglich ſei. Was in Feindesland geſündigt ſei, müſſe wieder gut gemacht werden, aber wir müßten auch die Möglichkeit dazu erhalten. Der Völkerbund müſſe zum wahren Völkerbund gemacht werden. Erfreulich ſei, daß engliſche und belgiſche Soziäliſten der Hoffnung Ausdruck gegeben haben, auf dem nächſten Parteitag anweſend ſein zu können. Für Holland werde Troelſtra erſcheinen. Unter dem Beifall der Verſammlung wies Müller auf die Ver⸗ dienſte Brantings um den internationalen Sozialismus hin. Müller dankte insbeſondere den däniſchen Genoſſen für das Liebeswerk, das ſie an deutſchen Kindern getan hät⸗ ten. Es gebe eine große Zahl deutſcher Kinder, die däniſche ſozialiſtiſche Pflegeeltern hätten und die dieſen Liebesdienſt ihn ganzes Leben nicht vergeſſen würden.(Beifall.) Müller fuhr fort: Mit tiefem Schmerze müſſen wir feſt⸗ ſtellen, daß die urdeutſchen Danziger nicht mehr zu Deutſch⸗ land gehören. Hier ſind Deutſche gegen ihren Willen von Deutſchland losgeriſſen. Hier gilt es zuſammenzuarbeiten für einen wahren Völkerbund. Wir weiſen den Gedanken gewalttätiger Revanche weit von uns, wir wollen nur den Appell an das Recht.(Lebhafter Beifall.) Im Auftrage der däniſchen Sozialdemokraten nahm, von lebhaftem Beifall begrüßt, Stauning das Wort und wies darauf hin, daß es den Kampf gegen den Kapitalismus und Militarismus gelte. Die Abrüſtung müſſe das Ziel der Arbeiterklaſſe aller Länder ſein. Er freue ſich, daß das Grenzverhältnis zwiſchen Dänemark und Deutſchland durch Volksentſcheidung geordnet ſei. Die deutſche ſozialdemo⸗ kratiſche Partei habe den Dänen immer Gerechligkeit wider⸗ fahren laſſen. Die ſchwediſche Arbeiterſchaft habe reinen Tiſch mit dem Bolſchewismus gemacht und halte an den alten Grundſätzen der Sozialdemokratie feſt. Im Namen der Sozialdemokraten Danzigs und des Saargebiets er⸗ klärten zwei Vertreter, daß ſie trotz ihrer Losreißung von Deutſchland, die nur eine vorübergehende ſein dürfe, nicht aufhören würden, kerndeutſch zu denken und zu fühlen. Kommuniſten und Unabhängige unter ſich. Hannover, 12. Okt. Zu einer äußerſt erregten Ausein⸗ anderſetzung kam es am Samstag abend in einer von der K. P. D.(Spartakusbund) einberufenen Verſammlung in der Stadthalle, in der Dr. Paul Lewi lebhaft für eine Unter⸗ ſtützung Sowjetrußland ſprach. Als dann ein Redner der Kommuniſtiſchen Arbeiterpartei D. ſprach, wurde die De⸗ batte äußerſt ſtürmiſch. Der Redner wurde niedergeſchrien. Schließlich ſprachen drei Redner auf einmal, darunter auch einer von der U. S. P. D. Plötzlich wurde das Licht im Saale ausgedreht. Der Leiter der Verſammlung mußte mit ſeinem Hausrechte drohen, aber auch dieſes half nichts. Schließlich kam es noch zu Tätlichkeiten, worauf die Verſammlung ohne jeden weiteren Beſchluß auseinanderging. Nordweſtdeutſcher Haudwerkerbundestag. Hannover, 11. Okt. Eine gewaltige Demonſtration des Handwerkerbundes fand am Sonntag in Hannover ſtatt. Mehr als 30000 Handwerkermeiſter aus Nordweſtdeutſch⸗ land veranſtalteten einen Umzug durch die Stadt aus Anlaß der Tegung des nordweſtbentſchen Handwerkerbundes. Am Samet end Sonntag fand in Hannover die Tagung des nordweitdeutſchen Handwerkerbundes ſtatt, aleichzeitig taate 9 7 9 1 33 —— ᷑⁊F—— Leutnant Lepper, der im Gefängnis von in Oe! er niederſächſiſche Handwerkskammerkag. Meſer beſchloß, daß im Falle der Durchführung der Jenaer Be⸗ ſchlüſſe des Neichsverbandes des beutſchen Handwerkes keine beſonderen Fachverbandskartelle für Nordweſtdeutſchland errichtet werden dürfen, ſondern daß der nordͤweſtdeutſche Handwerkerbund zum Kartell des Fachverbandes auszubauen ſei. Der Gründung ds Verkehrsverbandes Niederſachſen ſteht der Kammertag wohlwollend gegenüber, überläßt es jedoch den einzelnen Handwerkskammern, ihren Beitritt zu erklären. Wirtſchaftspolitik. Ein europäiſcher Eiſentruſt. a a Wien, 12. Okt. Das„Neue Wiener Tagblatt“ meldet, daß nach engliſchen Berichten vor etwa 2 Wochen zwiſchen Thyſſen und Stinnes für Deutſchland, zwiſchen Crenzot für Frankreich und Belgien, ſowie dem amerikaniſchen Stahl⸗ truſt und der National Eity Bank für Amerika ein Vertrag geſchlchoſſen worden ſein ſoll über die Aufteilung des euro⸗ päiſchen Marktes unter die Vertragsteilnehmer mit Aus⸗ ſchluß von Rußland. Die Verhandlungen ſeien in Kopen⸗ hagen und Köln geführt worden. Der engliſche Vertreter der beſetzten Gebiet habe ſchon vor? Monaten au dieſe Verhand⸗ lungen aufmerkſam gemacht. Das Blatt bemerkt dazu, daß, wenn ſich die Nachricht bewahrheite, ein europäiſcher Eiſen⸗ truſt vorliege, der eines der ſenſationellſten Er⸗ eigniſſe der Wirtſchaftsgeſchichte ſei. Auch die die Alpine Montan Geſellſchaft beherrſchende italieniſche Gruppe würde ſich dem Einfluß dieſes Konzerns nicht entziehen können. Einfuhr von amerikaniſchen Milchkühen. 1 Im Spätherbſt vorigen Jahres tauchte in Kreiſen der Deutſch⸗Amerikaner der Gedanke auf, Deutſchland zur Lin⸗ derung ſeiner Milchnot Milchkühe zum Geſchenk zu machen. Es wurde zu dieſem Zwecke in Amerika eine rege Propa⸗ ganda entfaltet, in der zum Ausdruck kam, es läge in der Abſicht der Spender, 100 000 Milchkühe zu ſammeln und nach Deutſchland zu ſenden. Es wurde da offenbar dieſe große Zahl genannt, um eine Wirkung zu erzielen, ohne daß tat⸗ ſächlich Ausſicht beſtanden hätte, dieſe Ziffer jemals zu er⸗ reichen. In der Folgezeit iſt mit der deutſchen Regierung wegen der Lieferung dieſer Milchkühe verhandelt worden, wobei von vornherein der Gedanke, auch Futtermittel und kondenſierte Milch zu ſammeln, erwogen wurde. Im Laufe dieſer Verhandlungen ſtellte es ſich dann heraus, daß von einer Zahl von 100 000 Milchkühen auch nicht annähernd die Rede ſein könnte, ſondern daß höchſtens einige Tauſend in Frage kämen. Das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft ſandte einen Beamten nach Amerika, um die Sachlage zu prüfen. Ende Auguſt kam die Mittei⸗ lung, daß 2500 Kühe zum Geſchenk gemacht worden ſeien und ſchon wenige Tage ſpäter iſt der Beſchluß gefaßt wor⸗ den, die Einfuh zu genehmigen. aber noch nicht geklärt. Den deutſchen Vertretern in Ame⸗ rika iſt ein Angebot gemacht worden, wonach ſich der Trans⸗ portpreis pro Kuh auf 3500 Mark ſtellen ſollte. legenheit ſoll ſo beſchleunigt werden, daß Anfang Oktober der erſte Transport aus Amerita abgeht. Die Kühe ſtehen bis jetzt bei ihren Beſitzern und wurden noch nicht ge⸗ ſammelt. Bei den Vehandlungen iſt dann erörtert worden, ob die Ueberſendung von Milchkühen überhaupt zweckmäßig wäre und ob es nicht richtiger ſei, Futtermittel zu ſchicken. Dies erſchien als das beſſere Mittel die Milcherzeugung in Deutſchland zu ſteigern, iſt doch aus Mangel an Kraftfutter die Milchproduktion in Deutſchland auf die einzelne Kuh um die Hälfte zurückgegangen. Zudem iſt der Transport von Kraftfuttermitteln ſelbſtverſtändlich ſehr viel einfacher und billiger als der der Kühe. aus dieſer Meinung und haben die Umſtellung ihrer Pro⸗ paganda in dieſem Sinne vorgenommen. (Eigener Sonderbericht.) Wilna vos den Polen genommen. Kowuo, 12. Oktober. Die litaniſeh ließen Wilna nach orduungsmäßiger Räumung. Es waren am 9. Oktober erbitterte Kämpfe an der Fron! in Wilna hör⸗ bar.„Die Bevölkerung iſt zu einem großen Teil aus Angſt geflohen. Miliz hielt die Ordnung aufrecht. Die Kontroll⸗ kommiſſion des Völkerbundes iſt aus Suzwalki nach Wilna gexeiſt, um mit den litauiſchen Negierungsvertretern den Sachverhalt zu unterſuch Nach hartem Kampf hahen die Polen Wilna eingenommen. Sie haben die Linie Olänki Alt⸗Troki—MaſakoriemſkNegſchkazy angegriffen. Ihre Truppen ſind zuſammengeſtellt aus verpolten Bewohnern Oſtlitauens, die von General Geligomski geführt werden. Geligowski ilng eine neue Regierung ausgerufen, f elhet zien an der Gutsbeſitzer teilneh⸗ men a Pale, hefetzte Gebe mung findet. Ausland. Die Abſtimmug in Kärnten. K fut, 11. Okt. Geſtern fand in der Zone A des Abſtin ſtim in: gehietes Kärnten die Volksabſtimmung ſtatt. Nach d 5 eingclauſenen Nachrichten iſt es nir⸗ gends zu er un een Zwiſchenfällen gekommen. Die Be⸗ teiligung war ecge. Verkauf der öſterreichiſchen ſtaatlichen Induſtriewerke. Wien, 11. Okt. Wie die Blätter berichten, ſollen die ſtaat⸗ lichen Induſtriewerke, beſtehend aus den vormaligen öſter⸗ reichiſchen Heer⸗ und Munitionsbetrieben in Wöllerdorf uſw. an die Privatinduſtrie verkauft werden. Dieſe Unterneh⸗ mungen gehören mit zu den wertvollſten Betrieben, über die Deutſch⸗Oeſterreich verfügt, weil die Betriebe als Ver⸗ ſuchsobjekte der Sozialiſierung dienen. i Ueberſiedlung Graf Carolyis nach Deutſchland. Prag, 11. Okt. Graf Carolyi hält ſich noch in der Tſchecho⸗ Slowakei auf, doch wird er in der nächſten Woche den tſchecho⸗ſlowakiſchen Staat verlaſſen. Tag und Ziel der Reiſe werden geheim gehalten, da auf ſeinen Kopf von un⸗ gariſcher Seite ein Preis ausgeſetzt ſein ſoll. Sein zu⸗ künftiger Aufenthalt wird Deutſchland ſein. Die polniſchen Friedensbedingungen. Warſchau, 11. Okt. Ueber die polniſchen Friedens⸗ bedingungen verlautet folgendes: 5 1. Die beiden Parteien ſind ſich darüber einig, daß die Unabhängigkeit der Ukraine und von Weißruthenen, ſoweit dieſe Länder auf der ruſſiſchen Seite der Waffenſtillſtands⸗ linie liegen, anerkannt werden muß. 2. Man verpflichtet ſich gegenſeitig, ſich nicht in die in⸗ neren politiſchen Fragen zu miſchen. 0 3. Polen braucht ſeinen Teil der ruſſiſchen Schuld nicht zu bezahlen. 4. Rußland zahlt an die polniſchen Staatsangehörigen eine Vergütung für die durch den Krieg veranlaßten Schulden. 5. Rußland gibt die polniſchen Archive und hiſtoriſchen Wertſachen zurück, ferner auch die nach Rußland verſchlepp⸗ ten Maſchinen und Mobilien. Man erwartet, daß in Weiß⸗ ruthenien eine nationale Regierung gebildet wird. ö 51 Paris, 11. Okt. Der in San Sebaſtian verhaftete deutſche 2 pr Bayonne ſich be⸗ findet, übt ſeit acht Tagen einen 5 ungerſtreik aus.— Lepper — Die Transportfrage war Die Ange⸗ Die Amerikaner ſind durch⸗ iſt verhaftet worden, weil er die Gelder der e. zu unterſtützen, ſo ſoll auch das möglichſte ge fangenenhilfe in Paris unterſchlagen und verb! Zürich, 11. Okt. Das„Echo de Paris“ melden Foch habe ſich in Uebereinſtimmung mit dem drei Kriegsminiſterium für die Beibehaltung der Dienſtzeit ausgeſprochen. a Wirtſchaftliches. Wirtſchaftspolitiſche Tagesfragen. Aus landwirtſchaſtlichen Kreiſen wird 1 Vor kurzem fanden in Mannheim zwiſchen 05 wirtſchafklichen Vereinigung, Abteilung Baden, über wirtſchaftlichen Organiſationen Beſprechungen o nende Tagesfragen ſtatt über die Kartoffelve iat g Preisabbau und den Ausbau der Neckarkanalih h Vertretern landwirtſchaftlicher Organiſationen drücklich betont, daß die Kartoffelernte erſt el der Menge und Güte nach gut ausfällt un 5 5 ringſte Anlaß zur Kartoffelnervoſität vorliege. folge 15 5 zeuger, ſondern die Verbraucher ſelbſt wären al ee 8 großer Nachfrage die Urſache einer ungeſun 1 daß berei. In der Preisabbaufrage wurde beton erden 0 nicht an irgend einem Endgliede durchgeführt 15 und! Der Preisabbau wäre enger mit unſerem inne ige mol politiſchen Wirtſchaftsleben verbunden. Solauc ge Milliarden von Papiergeld neu auf den 1 würden, müßte die Geldentwertung immer greifen und auf unſere Valuta drücken. Da ſetzte Lohnerhöhungen unſere heutige Papier mung gefördert wird, kann nur durch äußerſte und Einfachheit und durch Erhöhung der 19 und Hebung der Produktion der Geldentwertuſt Einhalt geboten werden. Die Geldentwertung n in des großen Mangels an wirtſchaftlichen Güte sabben nicht mit Zwangsmaßregeln, wie der des Prei f terbunden werden. Unſer Volk lebt in gr ſchung. Durch den güterverzehrenden Krieg geworden und verſchleudert vollends in kran oe iſt 7 chafeinel zuſtande in Kaffees, Kinos und Theater alert ben krotteur ſein letztes Hab und Gut. Unſer Viefered mehr wie es erzeugt, gerät immer mehr in gland, verliert immer mehr an Achtung im Aus Will gräbt vollends das letzte Vertrauen in ſei ga und Geldkraft, und iſt deshalb ſelbſt die Urſa pn teuerung infolge der ſittlichen Verwilderung un aufbau kein Preisabbau: Hebung und Förde eſtal, 1 duktion iſt die erſte Vorausſetzung der Beſſe rde an ferer Verhältniſſe. Die Durchführung der Ne 8 dürfte auf die Hebung unſeres Wirtſchafts⸗ une bens einen großen Einfluß ausüben und an Jah. des Kohlenverbrauchs von 360 000 Tonnen im inkan führen. Bayern geht mit dem Ausbau der Kandis trotz größten Widerſtandes des Reichs ſelbitünd ung bewußt vor und erſchließt dadurch dem Liſtig al Produktionskräfte. 9 auch Baden tatkräf gelung der Neckarkonaliſution herangehen. a Badiſche Politin. Parlamentariertagung in Karlsruhe. 10 Karlsruhe, 11. Okt. Bei der Zuſammen kunft e ſchen Parlamentarier wurden einige bemerken; gehalten. Als Vertreter des ſüdweſtdentſchen e und des Rheinſchiffahrtsverbandes ſprach G eo baurat Profeſſor Rehbock⸗Karlsruhe den Aba isch badiſchen, württembergiſchen, heſſiſchen und ann! laments für ihr Erſcheinen ſeinen Dank aug din 0 die alsbaldige Inangriffnahme der Arbeiten ligten meinſames Vorgehen der an dem Plan beteinde Staatspräſident Trunk feierte in ſeiner R t Dr. 6 Techniker, und der badiſche Landtagspräſident ge tonte, ſo wie es in der Kraft des Parlaments ne beiten zur Schaffung neuer Waſſerwege u 1 tan enge Fühlungnahme der daran beteiligten Staabch ſchaftlichem Gebiete herbeizuführen. Das ſei ang, denn die Zeit könne nicht ausbleiben, 0 dieſe enge Zuſammenarbeit angewieſen ſei 8 der Frage des gänzlichen Zuſammenſchluſſe gu müſſe.— Für die heſſiſche Regierung ſpra 1 Brentano, der ausführte, die einzelnen Tändeg ale! kleinen Sonderwünſche zurückſtellen. Man rei wärts kommen durch die Vereinigung der chen tler den, Heſſen und Württemberg zu einheitlie hn 7, Der nächſte Redner war der Rektor der dehin, 1 . ſchule Profeſſor Ammann. Er wies darauf die Macht der Abgeordneten gegeben ſei, Mittel zu bewilligen, ſelbſt die Anforderung men dürfe nicht zurückſchrecken laſſen, wenn bare Zukunftswerte zu ſchaffen. Schließlich heimrat Dr. Bruckmann aus Heilbronn.„por, württembergiſchen Abgeordneten hob er Heland berg ſei zu der Mitarbeit bereit. Süddeutſch 1 in den großen und bedeutungsvollen Frage ah gehen, ſondern müſſe ſich mit Bayern zuſammes * ifa 0 ar Karlsruhe, 11. Okt. Aus Anlaß der Schi Waſſerkraftausſtellung in Karlsruhe trafen n „Badiſche Beobachter“ berichtet, am Donner igliez im Sitzungsſaale der Zentrumsfraktion Feſſen, Fraktionen und Parteiorganiſationen von Ache A berg und Baden. Sie hielten eine politlſcungen die eine erfreuliche Geſchloſſenheit der Auffa ng: Die Konferenz beſchloß folgende Vereinbarn er „In Karlsruhe verſammelte Mitglieder 5 heſſiſchen und württembergiſchen Zentrum klären im Hinblick auf die Bamberger Beſch 1 riſchen Volkspartei über ihre Stellung za Ne, halten an der Reichsverfaſſung, insbeſondere perme Reichspoſt, Reichs⸗iſenbahn und Reichsfinanz 3 Re und ſind der Auffaſſung, daß in der Not un Volkes energiſche Arbeit an der finanziellen lichen Geſundung dringender iſt als der e faſſungsfragen, der die Gefahr erneuter in terung in ſich birgt. ſtänd Sie werden einer Ausdehnung der Zufer Reiches und namentlich dem immer ſtärker Beſtreben der Reichsämter nach Uniformleſken matiſierung des wirtſchaftlichen und kultur in d dem ruheloſen Experimentieren mit Geſetzen i und Volksvertretung den ſtärkſten Widerſtanen An die Parteifreunde in Stadt und Lan, Aufforderung, der Partei treu zu bleiben! haltung des Reiches mitzuarbeiten, g ( 7 D N 01 Vaden und Nachbarge! Die Milchſchulden badiſcher Städte in Karlsruhe, 11. Okt. In der Frage der Frankenſchulden aus Milchlieferung der S badiſche Städte, hat der Landſtändiſche A Beſchluß gefaßt: Der Landſtändiſche Ausſchn verſtanden, daß zur Deckung der Zinsru 15 badiſchen Gemeinden aus der Milcheinfuh 6 folgender Weiſe gewährt wird: 1. Ein Betrag Franken(nach dem heutigen Kurs unge ſoll als eine Verpflichtung zur Rückzahlu 2. Ein weiterer Betrag bis zu 50 000 J heutigen Kurs gleich rund 500 000 Mark) zinsliches Darlehen gewährt werden. Dieſet an folgende Bedingugen geknüpft werden 0 mindeſtens zweijährige, vom 1. Oktober 192 er area. rprſchitden in Vereinbarung zwr⸗ Ae Milchſchuldengemeinden und ihren Gläubigern 0 genden. 2. Es muß mit den Milchſchuldgemeinden ö Miniſterium des Innern unter Zuſtimmung des deu ſeriums eine Einigung erzielt werden über die g f endgültigen Zahlungs verpflichtung und Leiſtung unde der Valuta⸗Hauptſchulden durch die Milchſchuld⸗ chen. Sicherſtellung oder Rückzahlung des nur en weiſe gewährten Betrages wird die Regierung Mind Wemeinsen in Verhandlungen eintreten. 4. Die 0 m müſſen ſich verpflichten, zur Abdeckung ihrer n zureichende Rücklagen zu machen, dahei ſoll ber„Tilgung dieſer Schulden zum Zeitpunkt des legen ss eichbaren Befriſtung erſtrebt werden. Mustündigung bei der Bad. Auilin⸗ und Sodafabrik. Jungen, 11. Okt. Die Direktion der Badiſchen Anilin⸗ 1 er kik teilt mit: Am Samstag nachmittag legte eine wei Belegschaft der Gasfabrik in Oppau dia Arbeit ent einer Lohnforderung nicht binnen einer halben u beg hrochen wurde. Die Stillegung dieſes wichtigen ge ˖ etriebes führte in kürzeſter Friſt zum Erliegen wen etriebes. Die Werkleitung wurde dadurch ile aß ie beiteiligten Arbeiter ſofort zu entlaſſen. Da Kutlaſtde Mehrheit der Belegſchaften des Werkes mit ehen ſolidariſch erklärte, mußte der ganzen Ar⸗ 5 des Werkes gekündigt werden. Die Angeſteclten⸗ 1 der kes ſtellte ſich reſtlos auf den von der Werk⸗ 5 er Frage eingenammenen Standpunkt. las rabe, 11. Ott. Der Landſtändiſche Ausſchuß hat eth die Beratung der Hagenſchieß⸗Angelegenheit zu Nate Es herrſchte dacaber Uebereinſtimmung, daß * ſchie Unternehmen nicht fortgeführt werden ſoll. wos ngelegenheit hat ſich noch der Landtag zu be⸗ Ven.(Dane förmliche Anfrage der Abgeordneten ⸗Maſſa Nor bn.) die Veranlaſſung geben wird. ie heim, 11. Okt. Der Grund- und Hausbeſitzer⸗ wen wurf. lelner Verſammlung am Freitag zum Reichs⸗ Ai aue über die Mietsſteuer folgende Entſchließung ſeöbildenommen: Der vorgelegte Geſetzentwurf über Ausbeſitg iſt nicht geeignet, die berechtigten Anſprüche f irtſchbere auf eine ordnungsmäßige und der heu⸗ Aer Gnaltslage entſprechende Verzinſung zu befriedi⸗ tienen newurf greift in unzuläſſiger Weiſe in die wohl⸗ K durch die noch ſtets wachſenden Unkoſten zu⸗ Reichs, des Landes und der Gemeinde ſchon bis belaſteten Rechte des Hauseigentümers ein. tun 85 em einen derart komplizierten und teuren n o 15 und Beamtenapparat mit ſich, daß ihn unſer N Umſt wer darniederliegendes Wirtſchaftsleben unter es it anden ertragen kann. Der Zweck des ganzen Unburch ich mehr als fraglich, denn die Wohnungsnot w neuer zu keiner Weiſe gemildert, wohl aber viele 0 dem Beamtenſtellen geſchaffen, durch deren Unter⸗ währe Volt neue unerträgliche Laſten aufgebürdet haste 25 auf der anderen Seite die Entrechtung des Fuß 9 ortdauert. Wir erheben deshalb den ſchärfſten n verlan das Geſetz in ſeiner vorgeſchlagenen Faſ⸗ Wüiſs. langen die Zurückzi⸗hung bezw. Ablehnung des Ir kkaſehurg 11. Okt. Der Geſetzentwurf über die reli⸗ urg i. 89 der Kinder hat die Freireligibſe Gemeinde d 10 0 Jr. folgende Entſchließung gefaßt: Die am 5. bbemei tagende Gemeindeverſammlung der Freireli⸗ meinde, Freiburg i. Br. erſucht die Freireligibſe l daßde Badens, an zuſtändiger Stelle darauf hin⸗ 8 er vom jetzigen badiſchen Stgatspräſidenten te Geſetzentwurf zur religiöſen Erziehung in Standpunkt freireligiöſer Geſinnung unan⸗ einer praktiſchen Auswirkung unſittlich iſt. dar e energiſche Stellungnahme der freireligiö⸗ a0 500 ine N 5 die babtinde gegen dieſen Geſetzentwurf, umſomehr Fe Körpe ſche Regierung offenbar unterlaſfen hat, auch reli cbahereten ausgeſtattete Landesvertretung gib en Gemeinde Badens gutachtlich zu hören. Vermiſchtes. Ana r der Familie des Admirals Scheer. A nach, Ort. Ein unerhörtes 1 ißt Aakeals eittag in der vierten Stunde an der Familie liralg cher begangen worden. Währen die Gattin ler des ich wit dem Dienſtmädchen und ihrer Tochter 1 de der bi auſes befand, wurde ſie von einem gewiſſen 0 Revolver als Dekorationsmaler wohnt, überfallen 1 ſchwererſchüſſen niedergeſtreckt. Frau Scheer er⸗ haus* Verletzung, an der ſie auf dem Wege zum bes Abirb. Das Dienſtmädchen war ſofort tot. Die b ſie inirals trug einen ſchweren Bruſtſchuß da⸗ ic cao 1 1 t urdta un 0 Lebensgefahr ſchwebt. Der Täter ſelbſt lückeit ort elt fa nachdem er ſein Geſicht bis zur i Tat in entstellt halle. Der Admiral, der ſich zur 18 einer der oberen Wohnung befand, eilte auf den erhiachter nech dem Keller, konnte aber nichts e. Hinderung der Tat tun. Die Unterſuchung iſt O al eb ken 10 4 ſridurch unf tige T * naſch, daß 3 il bübren N dl iu Gebe Aus Darmſtadt wird geſchrieben: In Igörich trefängnis ſist ein gewiſſer Anz, der in die ex Darmſtädter Künſtlerkolonie einen hat. Wohl aus alter Gewohnheit aus n Anz es fertiggebracht, an die Beſtitzerin ig rief zu richten, in dem er ſie nach ung wegen des Einbruchs um Zufendung eunden etchens“ bittet, da er ſich mit der Gefängnis⸗ könne! Miu ett nendiebſtahl bei Vola Negri wird aus Berlin de Filmſchauſpielerin Pola Negri, die in ellevueſtraße zwei Zimmer des zwei⸗ 55 wohnt, iſt während ihrer Abweſenheit um worden Pelze im Werte von einer Million Mark 8 voltheat Frau Negri beſuchte am Sonntag abend c. wohnt er, nachdem ſie ihre Zofe, die außerhalb an, beimk nach Hauſe geſchickt hatte. Als ſie gegen anke gebffeberte, fand ſie in ihrem Schlafzimmer Aichtal und ihres Inhalts beraubt. Die ſo⸗ te den, Kriminalpolizei entſandte noch gegen Wii abſperrenmmiſſar Gennat, der zunächſt alle Hotel⸗ N Witg eine en ließ. Es wurde feſtgeſtellt, daß der Nachſchlüſſel in das Schlafzimmer der u das Schrärden und in aller Ruhe nach den Schlüſ⸗ en Schlütenken und Geheimkaſſetten geſucht hatte. del g. ſcloß elbund unter Seidenpapier in der Kom⸗ aun und er ohne weitere Schwierigkeiten alle Be⸗ er sbolte ſich die wertvollen Schmuckgegen⸗ dee er Schauſpielerin heraus. Die unechten e ließ er zurück. Dem Dieb fielen u. a. 18 lach n mit 98 gelblichen Perlen, ein koſtbarer . ertvolle Handtaſche, ferner eine Maul⸗ ufuchs⸗ und ein Hermelinpelz in die ſchein nach wußte der Dieb mit den Ge⸗ rau Negri genau Beſcheid und hatte er⸗ etropoltheater beſuchen wollte. Den cht in den Rock⸗ und Manteltaſchen er bie Pelze und die Facke in einem u Koffer öder in einer Handtaſche fortgeſchafft haben muß. Da nun aber in der Zeit von Frau Negris Fortgang bis zu ihrer Heimkehr kein Fremder das Hotel mit einem größeren Gepäckſtück verlaſſen hat, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß ſich der Dieb mit ſeiner Beute noch im Hotel befindet. Es ſind daher Vorkehrungen getroffen worden, daß vorläufig niemand ohne Erlaubnis das Hotel verläßt. Gewiſſe ver⸗ dächtige Momente weiſen darauf hin, daß es ſich um einen raffinierten Hoteldieb handelt, der ſich ſeit einiger Zeit die Beraubung von Filmſchauſpielerinnen zur Spezialität er⸗ wählt hat. So iſt vor acht Tagen Frau Aſta Nielſen, die in dem gleichen Hotel zwei Zimmere bewohnt, ebenfalls um ein ſehr wertvolles Schmuckſtück beſtohlen worden. Pola Negri hat für Wiedererlangung der geraubten Gegenſtände eine Belohnung von 75 000 M. ausgeſetzt. —— Soziales. Die Dienſtboten und der Lohnab aug. Trotz aller Belehrung und Erörterung in der Preſſe hört man die Hausfrauen immer noch vielfach ſagen, es ſei ganz klar, man müſſe den Dienſtboten die Steuer eben erſetzen, ſonſt müßte man doch nur einen höheren Lohn bezahlen und dies käme auf dasſelbe heraus. 8 Klar iſt nur ſo viel, daß der Lohn der Dienſtboten ent⸗ ſprechend der allgemeinen Teuerung ebenfalls erhöht werden mußte, wobei ſelbſtverſtändlich das maßgebend iſt, was un⸗ ter Berückſichtigung der geſetzlichen Abzüge für Krankengeld uſw.(darunter fallen natürlich auch die Steuern) zum Ver⸗ brauch auch wirklich verbleibt. Nicht wahr iſt es aber, daß es keinen Unterſchied mache, ob der Arbeitgeber dem Dienſt⸗ boten die von dieſem an ſich geſchuldete Steuer wieder ver⸗ gütet, oder ob der Dienſtbote mit Rückſicht auf die Steuer⸗ pflicht einen entſprechend höheren Lohn bekommt und ſeine Steuer ſelbſt bezahlt. Hiefür nur ein kurzes Beiſpiel, und ſofort ergibt ſich der richtige Sachverhalt: Angenommen, ein Dienſtmädchen hatte bei Inkrafttreten der geſetlichen Beſtimmungen(25. Juni 1920) 60 M. monatlich Varlohn. Bei Abzug von 10 Proz. dieſes Betrages betrüge die einzubehaltende Steuer 6 M. für den Monat. Werden dieſe 6 M. dem Dienſtmad⸗ chen erſetzt, ſo hat es in Wahrheit eben einen entſprechend höheren Lohn, nämlich 66 M. Nun kommt die Schlußfolge⸗ rung: weil das Mädchen auf dieſe Weiſe in Wahrheit 66 M. Lohn hätte, ſo wäre die 10prozentige Steuer aus 66 M. zu erheben, betrüge alſo 6,60 M. und nicht nur 6 M., ſo daß ohne weiteres erſichtlich iſt, daß der Steuerfiskus 60 Pf. ver⸗ liert. Im ganzen macht dies aber über über 7 M. und bei Löhnen von 80 und 100 M. gegen 10 M., in einer einzigen Stadt alſo viele Tauſend Mark. Der formell richtige alſo, wenn man beiden Teile auf dieſe gerecht werden will, iſt, bei Zugrundelegung obigen Beiſpiels, einen Lohn von 67 M.(genau 66„70 M.) auszuwerfen, den dann das Dienſt⸗ mädchen ſelbſt zu verſteuern hat.. Nicht zum wenigſten kommt bei der Frage übrigens in Betracht, daß das Verantwortungsgefühl, ſtatt unterdrückt und hintangehalten zu werden, durch perſönliche Leiſtung von Opfern gefördert werden ſollte; denn nur durch eigene Mit⸗ arbeit aller Teile am Ganzen iſt eine Beſſerung unſerer Lage zu erhoffen Es wäre zu wünſchen, daß auch ſeitens der Behörden noch mehr auf den letzteren Geſichtspunkt hin⸗ gewieſen würde. e Das Ohrläppchen. In den Sommerferien meiner Volksſchuljahre war mein Troſt über die bald wiederbeginnende entſetzliche Schule der Glücksblick auf die kurzen Herbſtferien, die ich jedes Jahr in dem Heimatdorf meiner Mutter verleben durfte. Dort führte ich die paar Tage lang in den Rebhügeln mit den ro⸗ ten Sandſteinbrüchen ein Herrenleben. Die Luft erzitterte unter Piſtolenſchüſſen und Jauchzen, und am Abend ging die köſtliche Arbeit an den moſtduftenden Trotten bis tief in die Nacht hinein.. Daß ich es mit den Arbeiten im Rebberg allerdings nicht ſehr ernſt nahm, das vermerkte beim Traubenſchneiden ins⸗ beſondere die Großmutter mit ihrem hageren, ledernen Ge⸗ ſicht ſehr übel. Wenn ihr aber endlich die Geduld riß und ſie mir mit einem Stecken nachlief, dann rettete ich mich ſtets in das danebenliegende Rebſtück des Onkels Schack, wo ich immer ſehr freundlich aufgenommen wurde und vom Onkel ſelbſt noch die ſchönſten Stöcke gezeigt bekam. Beſonders empfahl er mir die mit den durchſichtigen, hellgrünen Trau⸗ ben, deren Beeren einen roſtigen Fleck hatten. Da ſei der Fuchs daran vorbeigeſprungen und habe ſie bewäſſert, meinte er dann lachend. Deswegen ſeien ſie ſo gut. Es war ein Ereignis, wenn der Onkel Schack, ein unter⸗ ſetzter Bauer mit glattraſiertem Geſicht und ſtruppigen, dun⸗ keln Haaren einmal lachte. So ſelten geſchah das. Aber er war freigebig und ſeine Trauben ſchmeckten beſonders gut. Er mochte mich gerne leiden, ſchnitzte mir kunſtvolle Haſel⸗ ſtöcke und weihte mich in die Jagdgeheimniſſe der Bauern ein. Nur einmal wurde er ſehr böſe. Das war, als ich ihn fragte, warum er am linken Ohr kein Läppchen mehr habe. Einen Schreck habe ich damals vor ihm bekommen, ſo zornig ſah er mich an und ſagte, ein kleiner Bub brauche nicht alles zu wiſſen. Als ich älter war und eine farbige Gymnaſtaſten⸗ mütze auf den langen Haaren trug, beſuchte ich jedesmal in den Herbſtferien den Onkel Schack in ſeinem kleinen, ſaube⸗ ren Haus am Dorfbach. Und jedesmal fragte er mich, ob ich auch Soldat werden und in den Krieg ziehen wolle, wenns losgehe. Immer ſagte ich:„Nein!“ Denn erſtens wollte ich es wirklich nicht, und zweitens wußte ich, daß der Onkel ſehr aufgeregt geweſen wäre wenn ich ja geſagt hätte. Und jedesmal war ſein letztes Wort:„Gelt, Student, nur nicht Soldat werden und in den Frieg ziehen müſſen! Geh lieber hinüber in die Schweiz!“ Als die Großmutter geſtorben war und mir andere Dinge köſtlicher dünkten als im Heimatdorf meiner Mutter herb⸗ ſten, da war der Onkel Schack der einzige Menſch unter den Verwandten, an den ich in der Ferne noch manchmal dachte. Er mußte irgend etwas Furchtbares erlebt haben, weil er ſo verſchloſſen und ſo bitter war. Viele Leute im Dorf hiel⸗ ten ihn für verrückt. Die älteren Männer aber ſagten, er ſei erſt nach ſeiner Rückkehr aus dem ſiebziger Krieg ſo ge⸗ worden. i Sie haben recht gehabt. Als Mann hat es mich noch einmal in die Gegend gezo⸗ gen, wo ich als Kind ſo viele frohe Tage verlebt. Der Onkel Schack lebte noch. Als alten Graukopf fand ich ihn wieder, im Grunde immer noch den gleichen. Auch im Häuschen hatte ſich nichts verändert. Die Türklinken blinkten und auf dem Fußboden knirſchte der rote Sand. Bei einem Krüg⸗ lein Wein erzählte ich ihm mancherlei von meinem Tun und meinen Fahrten. Nach und nach wurde er warm. Schließ⸗ lich kam auch das alte Thema vom Krieg zur Sprache. Wäh⸗ rend ich redete, ſann er mit eingekniſſenen Lippen über etwas nach. Auf einmal ſagte er: „Weißt du noch, wie du klein warſt und immer wiſſen wollteſt, warum ich links kein Ohrläppchen habe? Schau, heut' will ich dir's ſagen. Du biſt jetzt alt und geſcheit ge⸗ nug dazu. Du wirſt doch auch wiſſen, warum mich die Nar⸗ ren hier im Dorf für verrückt halten. Weißt du, warum? Weil ich ledig geblieben bin und keine von ihren Töchtern geheiratet habe. Und weißt du, warum ich nicht geheiratet habe? Kein Menſch hier weiß es. Ich hab ihnen immer geſagt, weil ich kein linkes Ohrläppchen hätte. Dann haben ſie gelacht, die Narren, und haben gemeint, es ſei ein Spaß. Es war aber kein Spaß!“ Er nahm einen Schluck, fuhr ſich über die grauen Bart⸗ ſtoppeln und erzählte: „Schau, im Kriege wird jeder Menſch entweder ein Feig⸗ king ader ein Stück Vieh. Du kannſt es dir nicht vorſtellen; eine Metzgerei iſt nichts daaeaen. Dieienigen. die nicht darüber nachdenken, ſind ja noch die Grücklichſten. Aber iich ich bin ſo einer von den Geſchlagenen geweſen, die immer über alles haben nachdenken müſſen und nichts haben ver⸗ geſſen können. Jetzt, wo ich alt bin, iſt es ja beſſer, aber ſchau“, und er klopfte mit der Fauſt vor die Stirne,„da drin, ſitzt es, es zwingt einen, man muß darüber nachdenken, und deswegen haben ſie mich närriſch geheißen, die Narren. Un⸗ menſchen ſind es!“ f N a Nach einer kleinen Pauſe fuhr er weiter fort:„Ich wäre vielleicht auch nicht ſo menſchenſcheu, wenn mir nicht das paſſtert wäre im Krieg“. 1 Er nahm noch einen tiefen Schluck und erzählte dann ohne Unterbrechung:„Nach der Schlacht von Nuits war es. Ein Dorf mußte noch geſäubert werden. Die Hauptarbeit war ſchon gemacht. aber der Feind ſchoß immer wieder aus dem Hinterhalt auf uns. Da wurde meine Kompagnie genen Abend hineingeſchickt, um es ihnen gründlich zu verleiden. Mit einem Hagel von Flintenſchüſſen von den Dächern her⸗ ab und hinter den Läden hervor wurden wir empfangen. Da ſehe ich, wie gerade eine Frau aus einem Manſardeu⸗ fenſter heraus auf mich ſchießt. Ich denke, es iſt eine Frau, weh getan hat mir ihre Kugel nicht, und ſtürze weiter, um mit Kameraden in ein Haus einzudringen, aus dem ſie hei⸗ es Waſſer ſchütteten. Wie ich hinein will, reißt es mir den elm vom Kopf. Ich drehe mich um, und da zieht gerads ein Weibsbild die Flinte aus der Ladenſpalte zurück. Ich denke, na, es war nur der Helm, und auf Weiber ſchieße ich nicht. Im gleichen Augenblick pfeift mir wieder eine Kugel am Kopf vorbei und ſchlägt in die Haustür, die die anderen immer noch nicht aufgebracht haben. Am Hals ſpüre ich et⸗ was Warmes. Die Kugel hatte mir ein Stück vom linken Ohr weggeriſſen. Meiſtens ſpürt man es ja gar nicht, wenn man verwundet iſt. Aber wenn man es ſpürt und noch Gewehr oder den Säbel halten kann, dann wird man unſin⸗ nig, blutdürſtig, halt wie ein wildes Tier. Ich renne in das gegenüberliegende Haus, aus dem der Schuß gekommen war, und ſtoße mit einem Tritt die leichte Türe ein. Mit einem Kolbenſchlag iſt im erſten Stockwerk ein Zimmer auf. Da ſteht mir gerade gegenüber in der Ecke eine junge Frau oder ein Mädchen, ich weiß es nicht, und legte auf mich an. Schon war ſie und groß, das weiß ich noch, und nicht ſchwarz, wie gewöhnlich die Franzoſenweiber, ſondern blond. Eine Sa- kunde lang ſteht ſie mir ſo gegenüber. Ich war wie gelähmt. Dann hat ſie geſchoſſen. Die Splitter von einem Bilderraßh⸗ men, den ſie traf, fuhren mir um den Kopf. Und im nächſten Moment hatte ich ihr mit dem Gewehr den Schädel einge⸗ ſchlagen. Von dem Augenblick an habe ich den ganzen Abend wie ein Wilder gewütet. Und als endlich alles ſtill war, und das Rückzugsſignal geblaſen wurde, hat es mich langſam überfallen. Ich hatte einem Mädchen den Schädel eingeſchla⸗ gen. Und was für einem Mädchen! Daß ſie mich hatte es ſchießen wollen, daran dachte ich nicht mehr. Wie blöde war ich geworden. Im Biwak bin ich eingeſchlafen wie ein Stück Vieh. Vierundzwanzig Stunden habe ich ſo geſchlafen und war nicht aufzuwecken. In dieſen vierundzwanzig Stunden, da iſt aber etwas mit mir vorgegangen. Leer iſt es in mir geworden, ganz leer. Ueberall bin ich teilnahmslos mitge⸗ gangen und hab immer nur an das Mädchen denken müſſen, dem ich den Schädel eingeſchlagen habe. Schau, ich kann mir es fetzt noch vorſtellen, wie ſie mich mit entſetzten Augen an⸗ geſtarrt, den Mund weit aufgeriſſen hat und dann in der Ecke zuſammengeſunken iſt.“ Der Onkel Schack hatte während der Erzählung ein ganz anderes Geſicht bekommen. Ein Schickſal lag auf feinen Zügen. Und ganz ſtill fügte er hinzu:„Deswegen hab ich nicht heiraten können, weil ich ein junges Weibsbild mit dem Gewehrkolben totgeſchlagen hab. Es iſt mir immer ge⸗ weſen, als ob, wenn ich heiratete, die aus dem Krieg einmal über den Rhein kommen und meiner Frau ſagen könnte: „Der Menſch hat mich totgeſchlagen, wie kannſt du ſo einen heiraten?“ „So, und jetzt weißt du es“, ſchloß er. 5 Ueber vierzig Jahre lang hat den Onkel Schack das Ge⸗ ſpenſt ſeiner Tat nicht verlaſſen. Als der Weltkrieg aus⸗ brach, war er ein Greis. Ich beſuchte ihn noch einmal. Der Alp war von ihm gewichen.„Was denkt Ihr vom Krieg?“ fragte ich ihn. „Es iſt ein Unglück“, ſagte er; aber heiter und feſt fügte er hinzu, während die Kanonen über den Rhein her brumm⸗ ten:„Es iſt beſſer, wir ſind drüben, als ſie hüben, und wenn 11 0 jung wäre, käm's mir aufs andere Ohrläppchen auch nicht an!“ Aber dreiundvierzig lebendige Jahre hat er über das eine Läppchen doch verloren. 5 *) Aus„Menſchen und Menſchlein“ von Anton Fend⸗ rich. Frauckhſche Verlagsanſtalt, Stuttgart. —— a* e Wo liegt Elbing? Was die hohen Reichsſtellen in Ber⸗ lin vom deutſchen Oſten wiſſen, hat uns, ſo klagt die El⸗ binger Leitung, ſchon oft ein Kopfſchütteln abgenötigt. Ber⸗ lin findet ſich bei uns nicht mehr zurecht. Bald weiſen die amtlichen Stellen alles kunterbunt durcheinander, dann wieder ſchieben ſie Elbing, Marienburg und andere Städte an Polen ab oder treiben ſonſt ungewollte Scherze. Be⸗ ſcheinigte doch ſogar der Berliner Polizeipräſident in einem Schreiben vom 30. Juli d. J. einer Elbinger Beamtenwitwe, daß ſie ihren Wohnſitz(Elbing) in einem vom Staate Preußen abgetrennten Ort hat! Noch beſſer treibt es jetzt der Reichskommiſſar für Kohlenverteilung. Da die Elbin⸗ ger Molkerei Schröter in ihren Meldekarten die Stadt El⸗ bing als im Regierungsbezirk Königsberg belegen bezeich⸗ net, wie das auch zutreffend iſt, fühlt ſich der Reichskom⸗ miſſar bemüßigt, ihr von erhabener und beſonders erleuch⸗ teter Stelle eine Belehrung zuteil werden zu laſſen. Das klaſſiſche Schriftſtück lautet: 5 „Auf Ihren monatlichen Meldekarten geben Sie regel⸗ mäßig Regierungsbezirk Königsberg an. Ich erlaube mir, Sie darauf aufmerkſam zu machen, daß Elbing nicht im Regierungsbezirk Königsberg, ſondern im Regierungs⸗ bezirk Danzig liegt, und erſuche Sie, in Zukunft die Kar⸗ ten dementſprechend auszufüllen. e . —* Poſt⸗Paketverkehr. In den Kreiſen des Publikums iſt es noch wenig bekannt, daß ſeit Mai dieſes Jahres die Reichspoſtverwaltung für Pakete ohne Wertangabe im Falle des Verluſtes dem Abſender bis zu zehn Mark für das 8 Kilo gegen drei Mark früher Erſatz leiſtet. Eine ertangabe in mäßigem Betriebe oder die Einſchreibung hat deshalb bei den Paketen in der Regel keinen Zweck, ſon⸗ dern verurſacht dem Abſender vermehrte Koſten. Die Poſt hat zudem in neuerer Zeit umfaſſende Vorkehrungen zur Sicherung der Paketſendungen getroffen. Hingewieſen ſei erneut darauf, daß ſtets in ein Paket ein Zettel mit der Adreſſe des Empfängers und des Abſenders gelegt wird fir den Fall, daß die Außenadreſſe in Verluſt gerät. 4 — Die Einfuhr für Salzheringe bleibt beſtehen. Im Anſchluß an den Beſchluß des volkswirtſchaftlichen Aus⸗ ſchuſſes des Reichstages und des wirtſchaftlichen Ausſchuſſes des Reichskabinetts betreffend Freigabe der Salzhering⸗ einfuhr iſt vielfach die Meinung verbreitet, daß die bisher beſtehende Einfuhrſperre für Salzheringe dadurch mit ſo⸗ fortiger Wirkung außer Kraft geſetzt ſel. Dieſe Annahme iſt irrig. Der Beſchluß geht dahin, die Einfuhr von Salz heringen vom 1.5 Dezember 1920 ab nicht mehr zentral durchzufühen, ſonden im Rahmen eines noch feſtzuſetzender Kontingentes dem freien Verkehr zu überlaſſen. Die näheren Beſtimmungen über die Regelung der Einfuhr nach dem 15. Dezember auf dieſer Grundlage ſind noch nicht er⸗ laſſen. Verhandlungen über ihre Ausgeſtaltung, ſind 1 Zeit im Gange. a r ——— 2 Verantwortlich für die Nedaltion Gg. Zimmermann, Secu Sie die Frau des„Oberdada“ 5 begraben wurde. Von Felix Neumann, Berlin. „Was rennt das Volk, was wälzt ſich dort?“ Der ſtille Friedhof zwiſchen den Berlner Vorortgemeinden Steglitz und Südende zeigte an dem herrlichen Herbſtnachmittag ein Antlitz, das unſchön und verzerrt wirkte, das geeignet war, die Weihe dieſer Stätte erheblich zu beeinträchtigen. Was war der Grund, daß ſich ein Menſchenſtrom über den Friedhof ergoß, daß die Buben auf die Bäume kletter⸗ ten, Neugierige ſogar auf Grabhügel ſtiegen und zahlreiche Beſucher ſcheinbar dem Wahne lebten, im Zirkus zu ſein, wo man ein Schauſpiel ſehen könne? Die am Donnerstag verſtorbene Frau des Führers der Dadaiſten, des Ober⸗ dada Baader, erhielt auf Koſten der Gemeinde Steglitz ein Armenbegräbnis. Folgende Anzeige im Seglitzer Lokal⸗ dlatt ging dem Ereignis voraus: 340. Bi, 28. Herrlicher Sonnentag vor Betanien und blauer Himmel.— Ich habe meinem toten Weibe die Stirne geküßt. Sie iſt heute nach⸗ mittag ein Viertel nach 2 Uhr eingeſchlafen. Der Tod iſt ein Märchen für Kinder, aber er ſchafft eine dadaiſtiſche Tat⸗ % ſache. Der Oberdada. % Wir danken unſerer Mutter. Sie hat Arbeit und Mühe getragen wie keine zweite Frau auf Erden. Hans. Theo. Berta. Fritz Baader. Am folgenden Tage folgte dann die Verkündigung, daß bie Beerdigung dann und dann ſtattfinden, ein Geiſtlicher nur ſprechen werde, wenn er freiwillig erſcheine, im übrigen der Oberdada ſelbſt ausführen wolle, was eine „dabaiſtiſche Tatſache ſei“ und warum am Grabe kein Grund zur Trauer vorliege! Um aber ganz Steglitz und Um⸗ gebung auch wirklich auf die Beine zu bringen, ging dann noch nachſtehendes Gedicht durch die Blätter: Als ich ins Heiligtum der Welt gedrungen, Da ſah ich ihren großen Lageplan. Mir ſangen ihn viel tauſend Engelzungen, iel tauſend Teufel zeigten mir ihn an, 5 Und taufend meiner Götter hielten mir die Leuchte. Und tauſend Götterkinder ſchützten ſie. And meine Stimme ſchwamm in Tränenfeuchte und vor mir ſelber fiel ich auf mein Knie. Dann prieſen mich, die ewig überwunden, Und prieſen mich als ihren Herrn und Ziel. Und ich befahl die neuen Willens ſtunden And ſtellte weit vor mich ein neues Ziel. 8 Anter dieſem Zeichen von 1905 werden die Worte ſtehen, 2 18 morgen am Grabe meiner Frau ſprechen werde. Baader. (Sopweit das Vorſpiel, dem ſich dann die monſtröſe Haupt⸗ handlung anſchloß. Ein ſchlichter ſchwarzer Tannenſarg, bhne jeden Schmuck, ohne Blumen und Kränze ward heran⸗ en Ihm ging Bader voran, ein mittelgroßer, un⸗ bedeutender Mann, deſſen Geſicht nervös⸗krankhaft zuckte. Ein Menſch, auf deſſen Stirn innere Zerriſſenheit und Un⸗ 0 ätheit geſchrieben ſtand, aber keine Rune auf geiſtige röß hindeutete. Der Oberdada trug einen kleinen bunten Blumenſtrauß in der Hand. Er ging im mehr als ſchlich⸗ em braunen Anzug, barhäuptig. Als die Träger den Sarg an die Grube gelaſſen hatten, ergriff er das Wort, während geben ihm die verſchüchterten, verwirrten Kinder ſtanden. Er erhob die Arme, gebot Ruhe und begann eine Rede, deren Inhalt überhaupt nicht wiederzugeben iſt, weil die Verworrenheit der Gedankengänge das Feſthalten eines Fadens nicht zuließ. Nur das ſoll hier Erwähnung finden, was von Intereſſe für die Allgemeinheit iſt. Zunächſt er⸗ Jäuterte Baader den Sinn des Wortes„Dada“. Er ſagte etwa:„Da⸗da iſt überall, dort, hier, da und da!“ Ein Murmeln ging durch die Menge, ſtellenweiſe erſcholl unterdrücktes Lachen. Merkſt Du nun, lieber Leſer, den Kiefen Siun des geheimnisvollen Wortes, deſſen Deutung o vielfache Möglichkeiten zuließ? Dann ging der Ober⸗ ada auf ſeine Frau ein. Nachdem, was man vernahm, die arme Frau den geſamten Lebensunterhalt für ſich, ie Kinder und den Mann beſtreiten müſſen und iſt zwei⸗ los ein Opfer dieſer aufreibenden Tätigkeit geworden. Baader betonte, daß er ſelbſt im„Geiſteskampf“ geſtanden babe und daher dieſe Dinge, die ſich mit dem profanen 8 befaßten, der Frau habe überlaſſen müſſen. Durch dieſe Ausführungen klagte ſich unbewußt der Führer einer wöllig verrückten, unfruchtbaren und zum Teil zerſetzend wäre gewiß noch am Leben, wenn der Mann ein wirklich Wikkenden Geiſtes richtung ſelbſt ſchwer aun. Die Aermſte⸗ deren letzter Gang zu einer Harlekinade entwürdigt wurde, — ſchaffender und nicht ein Menſch war, der mit umnebeltem Hirn durch eine Welt grauſamer Realitäten ſchritt. Aber weiter: In Baaders Augen iſt der Menſch nur ein Zellen⸗ ſtaat, nicht mehr, und nach dem Tode— was iſt dann? Atemloſes Schweigen. Wieder hab der Sprecher die Hände: „Nach dem Tode— daun, liebe Mitbrüder, iſt— alles gut, es hat keinen Zweck, ſich daruber Sorgen zu machen, dann — iſt— eben— alles aut!“ 0 Der Oberdada hat es ſich leicht gemacht mit dieſem Problem. Und nun geſchah noch etwas ganz Merk⸗ würdiges. Baader kletterte plötzlich in das Grab hinab und verſchwand dort für eine Weile. Die Anſichten, was er dort wolle, waren recht geteilt, am meiſten Beifall aber fand ein Zuſchauer, der in ruhigem Baß meinte:„Er ſoll mit ſeinem ganzen Dadaismus nur gleich drinne bleiben!“ Als die Rede Baaders zu Ende war, verlief ſich die große Menge, zertretene Grabhügel, zerſtampfte Wege kennzeichneten ihren Weg. i Ratgeber für die Pelzmode. Obwohl die Mode das Tra⸗ gen von Pelzen jetzt das ganze Jahr über zuläßt, ſo bringt doch erſt die kommende Zeit die eigentliche Pelzſaiſon, und dieſe ebenſo koſtbare wie wärmende Zier wird in dieſem — Pauſe wird Seckenheim. Jahr überall erſcheinen, ſelbſt als Garnierung an den Abendtoiletten. So leidenſchaftlich nun auch die Liebe zum Pelzwerk unter der Frauenwelt iſt, ſo herrſcht doch vielfach Mangel an Kenntnis der einzelnen Arten und der ſachge⸗ mäßen Behandlung. Bei dem„königlichen Pelzwerk“, dem Hermelin, iſt z. B. der kanadiſche Hermelin von dem ruſſi⸗ ſchen ſehr verſchwenden; der erſtere hat eine bläulichere Fär⸗ bung, iſt härter und kälter. Der ruſſiſche Hermelin dagegen iſt viel dicker. und wenn man mit den Fingern die Haare zurückſtreicht, kann man die Haut nicht ſehen. Die koſt⸗ barſte Art des Hermelin iſt vollkommen weiß, ohne jeden gelben Schimmer und hat wundervoll lange, ganz dicke Haare. Fuchs iſt ein Pelzwerk, das ſich nicht gut trägt; die beſten Fuchspelze haben dicke, dicht zuſammenſtehende, ziemlich kurze Haare und halten viel länger, als die Arten mit längren und loſeren Haaren. Fuchs ſoll gebürſtet, aber nie gekämmt werden. Dasjenige Pelzwerk, das ſich am beſten trägt, iſt Skunks. Die Dunkelheit des Skunkspelzes, auf die ſy viele ſo großes Gewicht legen, iſt eine reine Sache des Färbens. Der beſte Skunks iſt derjenige, der den mei⸗ ſten Glanz hat. Der Skunks von Opoſſum hat weder den Glanz noch die Haltbarkeit des echten Skunks, iſt aber ein guter Erſatz und ebenſo das Fell des jungen Bären, das ein ſehr ſchönes, dauerhaftes Pelzwerk darſtellt. Nerz iſt ein ebenſo ſchöner wie haltbarer Pelz, kleidet aber viele Damen nicht. Der ſehr beliebte Biberpelz iſt am beſten, wenn er wie Samt ausſieht, während die ſchlechteren Arten einen wolligen Eindruck machen. Seal wird beſonders viel für Pelzmäntel und Pelzſtolen verwendet, und neben dem echten Seehundsfell benutzt man das Fell der Biſamratte und des Kaninchens. Um dieſe beiden Erſatzarten vom echten Seal zu unterſcheiden, ſei erwähnt, daß Kaninchen an den Wur⸗ zeln des Pelzes ſchwarz iſt, während das Fell der Biſam⸗ ratte beim Schlagen in der Tiefe des Pelzes eine gold⸗ braune Färbung zeigt. Am beſten wird Pelz vom Staub durch leichtes Klopfen gereinigt, und zwar ſoll man dazu einen ganz leichten Stock verwenden. Pelz, der naß gewor⸗ den iſt, darf niemals am Feuer getrocknet werden, ſondern ſoll mit einem reinen Stück Tuch gerieben und warm auf⸗ bewahrt werden. Das Tragen von Pelz im Sommer iſt für ſeine Erhaltung nicht günſtig, denn die ſtarke Einwir⸗ kung der Sonne macht das Fell hart und gibt dem weißen Pelz einen gelben Schimmer. Zeine kürzen Röcke une archbrochenen Strümufe in der Kirke! Der Biſchof von Cadiz hat ſoeben ein öfſeutliches Verbot erlaſſen, durch das er allen Frauen, dezen Bruſt und Arme nicht vollſtändig verhüllt ſind, und die kurze Röcke oder durchbrochene Strümpfe tragen, das Betreten der Gottes⸗ häuſer im Bereiche ſeiner Dibzeſe unterſagt! Eine köſtliche Definition des Kuſſes finden wir in einem gleichwertige heim konnte zum Schluß buchen. Fußballvereinig. Seckenh. 1— Germania F * Im weiteren Verlaufe der Verbandsſpiele in Seckenheim obige Mannſchaften. man allgemein mit Spannung eutgegen. 2000 Zuſchauer umſäumten den Sportplatz. beginnt das Spiel mit dem Anſtoß Seckenheims ſofort dem gegneriſchen Tor gefährlich wird. i ſchiedene Schüſſe gehen ins Aus. 5 MN Seckenheim bereits durch ſeinen Halbrechte J.%, Schuß erfolgreich ſein. Langanhaltender Beifa 5 Friedrichsfelds zerſchellen an der Verteidigung 9 eine ſichere Beute des gut arbeitenden Torw 1 offen, Friedrichsfeld etwas im Vorteil. In 10 1 winkt der Ausgleich. Der linke Verteidiger ſpielt im Strafraum unfair, der dafür gehe e geht jedoch übers Tor. und iſt überlegen. In der 39. Minute kann Halbrechten wiederum erfolgreich ſein. Das Schickſal Friedrichsfeld iſt nun 43. Minute kann der Mittelſtürmer Seckenhein. zahl auf 3 erhöhen. die Zuſchauer verlaſſen befriedigt den Platz war zu Ende wie es wohl ſelten zu ſehen ige verlief von Anfang bis Ende ſpannend. Be ſchaften zeigten ſchͤne Kombination. gelegenheit verpaßt. Beſonders gegen Ende der 2. Halbzen heim abgeſehen von einzelnen gefährlichen Au geg dem Seckenheimer Tor, merklich überlogen u 5 mehr 0 ſpielende Mannſchaft geſtegt. e 2. Treffen mit 2: 0 für ſich entſcheiden und den erſten Platz in der Tabelle.. Die 3. Mannſchaft unterlag infolge Torwächters unverdienterweiſe mit 4 0. Die 4. Phönixplatz gegen 1. Jugend 11: 0, währen ae 03 als geſchlagen bekennen mußte. 41 A · Pikt. 08 Neckarhauſen 1. Mannſchaft 4:0.— Am vergangenen Sonntag trafen ſich auf d Vikt. 08 obige Mannſchaften. ein planloſes Spiel beider Mannſchaften, o Mannſchaft richtig zuſammenfand. Ein lim torig kann verwandelt werden. Viktoria beſſer zuſammen und drängte Umſtellung hat ſich, wie aus den letzten Erfo 1 2 4 f. Beiderſeits glänzten die Wente geh 0 iſt, bewährt. 00 Fußball. * * * * 5— r In de u duch —— nichts mehr erzielt. Einzelne ters 9 18 Nach Wiederbegian iſt das 10 0 Seckenheim legt nun 63 b Gert Stürmische 0 beſtegel,* cglalſ dee Alsbald erfolgt det S0 40 . Es ſtande Beiderſeits Gegner gegenüber. f zeit wg N nd 0 Mannſchaft gon Fußballvereinigte nach ſchönem meiſt uberleeg eh 5 9 Mannſchaft ſiegle in Manahen g laſſe. 100 125 Auemani⸗ 2 70 2. Mannſchalt ee em Gleich nach Nach Ha in deine Spielhälfte und tout. 0 „Frauenzimmerlexikon“ des 18. Jahrhunderts. Sie lautet: „Kuß oder Maulgen, auch Schmätzgen und Heitzgen genannt, iſt eine aus iLebe herrührende und entbrannte Zuſammen⸗ ſtoßung und Vereinigung der Lippen, wo der Mund von zwei Perſonen ſo feſt aneinandergedrückt wird, daß die Lip⸗ pen beim Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeſchmacks von ſich geben.“— Kurz and er⸗ ſchöpfend! feſtgeſetzt. Die Feſtſetzung der Umlage der Geb dudeperſech u 1% den Deckung der Laſten des Jahres 19 audebe de dach Die zur Deckung der Laſten der eb 0% anſtalt für das Jahr 1919 in dieſem Jahre z wurde vom badiſchen Miniſterium des Jugerſtchen i. W.— zwanzig Pfennig— von 100 M. Verse)“ ebe 15 ehen Amtliche iceneinrichtung urn] GF. fiirchonchor Bekanntmachungen 1 0 A„ee n e, Vettel. baer dee e, Perſonen 10 EE Anzelgs 0 e, a 5 Abend wont Auf Grund der Bundesratsverordnung vom bor m, rmorpl. 1 gan n dende i B. E 468 aer f Sennen de scbmerglche deck. pe, ö e g Gesangef, ob Findung mit§ 1 der Verordnung d. Miniſteriums richt, dall unser lieber Vater, n e 1 g aft ee des Innern vom 14. Oktober 1915 wird hiermit der Frau Thereſe Hartmann geb. Stögner, hier, O 3, 3 der Betrieb einer Konditorei, ſowie der 08 4 mit Back⸗, Zucker⸗ und Konditoreiwaren, owie jegliche mittelbare oder unmittelbare Betei⸗ ligung an einem ſolchen Haudel wegen Unzuver⸗ Left keit in Bezug auf dieſen Handelsbetrieb auf die Dauer von 2 Wochen mit Wirkung vom Mon⸗ tag, den 11. Oktober 1920 ab unterſagt. Mannheim, den 4. Oktober 1920. ad. Bezirksamt— Abt. III. 5 Maul⸗ und Klauenſeuche betr. Die Maul⸗ und Klauenſeuche in Neckarhauſen iſt erloſchen. Mannheim, den 6. Oktober 1920. Bad. Bezirksamt— Abtlg. II a. Grollvater und Schwiegervater Georg Gruber gestern früh um 9 Uhr im Alter von 79 Jahren sanft entschlafen ist. Seckenheim, den 12. Okt. 1920. lm Namen der trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch Nachmittag um 2 Uhr vom Trauerhause Rosenstraſle 24 aus Statt. zu verkaufen. Der Varſtand. Klinger, Mannheim 8 26(Hoi. Tel 4251. Elf Hummimantel Billiger Möbelverkauf zu verkaufen. 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