Tagesſchan. keis, 20. Okt. Wie aus Soſia gemeldet wird, haben treter der Entente der bulgariſchen Regierung eine 0 1 kreicht, in welcher ſie die Auslieferung von 507 Mi⸗ 45 Zivilperſonen verlangt. Auf der Liſte befinden koner ehemalige König Ferdinand und der frühere ſoraſtdent die ſich angeblich beide in Deutſchland be⸗ owie der ehemalige Generaliſſimus Jepow. tenden. 20 Ott. Daily Telege zufolge, lol als König Todes bariſchen Thron entwederr ein ſkandinaviſcher en* zweite Sohn des Königs der Belgier ans⸗ delt n iin fors, 20. Okt. Die frauzöſiſche Flotte iſt im a den Meer eingelaufen und hat ihren Kurs auf genommen. „Lie Entwertung des Geldes. n 2 ern deutsche Lektion lieſt Dr. Heim den Papiergeldham⸗ f überall„Regensburger Anzeiger“. . dumm eine Entwertung des Geldes eingetreten und daß Papiergeld bekannte bayeriſche b Wi 9152 Nbänaben bereits den Staatsbankerott in verſteckter und Ae apier Form. Es wird die Stunde kommen. wo der henblicterfetzen aus der Notenpreſſe herausfällt. Dieſer len, ab kann veelleicht noch ſahrelang hinausgeschoben ben er die Wirkungen werden dadurch nicht hinaus⸗ e deine Und welches find die Wirkungen? Ich glaube, 1 antrobigen Ausführungen kann ſich feder die Frage berdorten. Je wertloſer unſer Geld wird, deſto kommt man dafür und um ſo mehr ſteigen die t 50000 Mark kann man ſich in einem Jahre nur iſt den dem kaufen, was man ſich beute kaufen kann. en 15 Einſperrung des Geldes eine Dummheit ſon⸗ k. Wer Geld einſperrt, erleidet Verluste, ohne daß Iperrt. Tatſächlich iſt heute eine Unſumme Papierzettel lar. Für den Geldverkehr würde ein Umlauf von 10 lter n Noten in Deutſchland vollſtändig genügen. Aaumladen ſind überflüſſig. Da nun durch den hohen I deeeren 8790 unſer Geld beſonders im Ausland und in der er ſch ge im Inland entwertet wird ſind die Geldein⸗ lo, I und Helbit der größte Schaden. Varm das Geld in 4 ais. and vielfach eingeſperrt wird, iſt ja gar kein Ge⸗ Ceteran will dadurch den Steuern entgehen. Was Wi gitern einſparen, verlieren ſie am Geldwert. Uebri⸗ ie Zeie r noch mit einer weiteren C(fahr zu rechnen. In N war wiederholt zu leſen, es ſei eine Abſtempe⸗ Veſahn Papiergeldes in Ausſicht genommen. Eine egt 5 iſt die, daß eines Tages das Papiergeld zuſam⸗ Uleterten rd. Das iſt nämlich das ausbleibliche Ende des bereſten Stgatsbankerolls. In anderen Staaten hat eitet.(aögeſtempelt und das Papiergeld um die Hälfte was ähnliches, in vielleicht ſchärſerer Form, Fol, kommen und muß kommen. Es iſt die unaus⸗ ie G ge der Entwertung und an dieſer Entwertung zeldeinſperxer die Hauptſchuld. Die ſicherſte Geld⸗ inand und Boden und jeglicher Sachbeſitz. Wenn t Line ges, frei verfügbares Geld haſt, ſo benütze es in fei zur Heimzahlung von Schulden. Nun gibt es 5 mulauberger, die ſagen ſich, daß ſie für ein ſchulden⸗ n zehnfach büßen, wenn einmal wieder unſere en eſunden. Dann werden die Schulden ſchwe⸗ kn ſein, weil dann das Geld wertvoller und in⸗ 8 Amper wird. Haſt ou keine Schulden, ſo gibt es Anlage als as Geld zur Verbeſſerung der Wirt⸗ Abonnementspreis: Monatlich 4.—& mit Trägerlohn. Diecch die Poſt dezogen pro Ouartal 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. hält, bi der der Eſelskluge ſelbſt ſich den größten Schaden Donnerstag, 21. Oktober 1920 ſchaft zu verwenden, in erſter Line zur Verbeſſerung von Grund und Boden. Wer heute einen Pflug braucht, muß ihn anſchaffen, ſelbſt wenn er 300 M. ſtatt 30 M. hinlegen muß. Und warum? Weil die 200 M. Papierzettel, die er in ſeiner Truhe hat, jeden Tag weniger wert werden, und mir iſt ein Pflug um 300 Mark heute noch lieber wie 300 M. Papierzet⸗ tel. Alſo heraus mit den überflüſſigen Papierzetteln, ver⸗ wendet ſie zur Verbeſſerung eurer Betriebe trotz aller Teue⸗ rung! Das Einſperren des Geldes iſt Eſelsklugheit. die nicht an⸗ tut. Die beſten Wertpapiere ſind jene, für die eine Deckung in realem Beſitz beſteht. Das ſind in erſter Linie unſere Pfandbriefe. Dann kommen die Aktien von Induſtrieunter⸗ nehmen, die ihren Gegenwert in Fabrikgebäuden, Häuſern und Grund und Boden haben. Dann kommen als beſte Anlageform unſere Darlehenskaſſenvereine und die land⸗ wirtſchaftlichen Sparkaſſen Am wenigſten Kredit haben heute das Reich und die Länder. Das kommt durch den außer ordentlich niedrigen Kursſtand aller Staatspapiere zum Aus⸗ bruck. Die ſchlechteſte Anlage aber in der Papierzettel, der Ainslos im eigenen Kaſſenſchrank liegt. e Deutſcher Reichstag. Berlin, 20. Okt. Am Miniſtertiſch: Dr. Heinze, Koch, Wirth, Scholz. Präſident Löbe heißt die Abgeordneten nach den Ferien willkommen. Er gedenkt dann unſerer ſchle⸗ ſiſchen Volksgenoſſen, die unter ſchweren Bedrohungen leiden müſſen, aber trotzdem treu zu ihrem Lande und ihrem Volke geſtanden haben. Möge bald der Tag kommen, an dem ſie erlöſt werden von fremder Beſetzung und fremdem Druck, an dem wieder Ordnung und Friede ihnen gegeben werden kann. Beif.)) Der Präſident ſtellt dann feſt, daß der Reichstag den Proteſt der Regierung gegen die Verfälſchung der Volks⸗ meinung in Eupen und Malmedy unterſtützt. Zu der un⸗ geheuren Zumutung der Zerſtörung der Dieſelmotoren wird der Reichstag ſelbſt Stellung nehmen, um dieſen Anſchlag egen ein arbeitendes Volk zurückzuweiſen.(Lebh. Beifall.) Mit Genugtuung blicken wir auf die Deutſchen in Kärnten, die ein Bekenntnis zum Deutſchtum angelegt haben. Die Bekundung der Treue im Nordeg, Oßen und Süden be⸗ reitet den Tag vor, an dem alle Deutſchen eng verbrüdert wieder die Hände ineinander legen können(Lebh. Beifall.) Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt Abg. Lede⸗ bour(U. S.) einen Antrag der Unabh. Sozialdemokratiſchen Fraktion(Zuruf: Welcher? Heiterkeit), auf die Tagesord⸗ nung au ſetzen, in dem Einſpruch erhoben wird gegen die Ausweiſung der Ruſſen Sinowjew und Laſowski.(Heiter⸗ keit bei den bürgerlichen Parteien.) Wir ſind grundſätzlich gegen ſolche Ausweiſungen, weil wir grundſätzlich gegen die Anwendung terroriſtiſcher Mittel ſind.(Schallende Hei⸗ terkeit.)— Präſident Löbe ſtellt feſt, daß der Antrag nur auf die Tagesoroͤnung geſetzt werden kann, wenn kein Wider⸗ ſpruch erfolgt.— Abg. Schutz⸗Bromberg(D. Ntl.): Auch wir ſind der Anſicht, daß die Sache raſch erledigt werden muß und daß er mit ſofortiger Ausweiſung erledigt werden muß.( Heiterkeit.) Es iſt aber nicht nötig, daß jetzt gleich darüber verhandelt wird. Wir widerſprechen daher dem Antrag.— Der Präſident ſtellt ſeſt, daß nach dieſem Wider⸗ ſpruch der Antrag heute nicht erledigt werden kann. Er ſoll aber auf die Tagesordnung der morgigen Sitzung kom⸗ men, Auf der Tagesordnung ſtehen dann 35 kleine Anfragen, die zum Teil ſchon vor Monaten eingebracht worden ſind. Auf die Anfrage von Dr. Philipp(D. Ntl.) wegen Ver⸗ breitung des Abe des Vereins zur Abwehr des Antiſemitis⸗ mus durch die Reichszentrole für Heimatdieaſt wird von der Regierung geautwortet, daß die Schriſt als Nachſchlage⸗ Huch aufgefaßt worden ſei.— Auf die Aufrage Gruber (Sozd.) über Einſtellung von Münchener Zeitfreiwilligen wird entgegnet, daß die Zeitfreiwilligen nicht mehr vor⸗ handen ſind. Die übrigen Anfragen werden in der nächſten Sibung, Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Neklamen 2.50 Mk. Poſtſch Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. eckkon to: Karlsruhe Nr. 19819. 0 2 e. 245 Der eugliſche Rieſenſtreik. London, 20. Okt. Tauſende von Arbeitern der verſchiede⸗ nen Induſtrien haben die Arbeit bereits eingeſtellt. Die Blätter ſchätzen die Zahl der Ende dieſer Woche Feiernden, einſchließlich der Bergleute, auf zwei Millionen. In den Häfen des Südens ſind ſchon Stockungen eingetreten. Die mit Exportwaren beladenen Dampfer liegen feſt. 250 000 Klempner und Metallarebiter, ſowie Angehörige der ande⸗ ren Berufszweige ha in Südwales die Arbeit plötzlich eingeſtellt. In Man ſind 70000 Arbeiter der Baum⸗ wollſpinnereien und branche von der Arbeits⸗ einſtellung bedroht. arbeitern iſt in Sheffield auf eine Woche gekündi worden. Die Stahlwerke in Leeds ſind geſchloſſen wo In Weſt⸗Schottland und in Glasgow iſt die Lage in der Induſtrie beunruhigend. Die Baumwollſpinnereien von Blackburn, die die Arbeit zum Teil ſchon eingeſtellt hatten, ſind ausnahmslos von einer gänzlichen Unterbrechung der Arbeit bedroht. London, 20. Okt. Der Bergarbeiterſtreik iſt in vollem Umfange ausgebrochen. Tauſende von Arbeitern haben ihre Arbeitsſtellen verlaſſen, und am Montag ſind etwa eine Million Arbeiter ohne Arbeit. Dazu kommt, daß zahl⸗ loſe Fabriken wegen Kohlenmaygels ebenfalls ſtilliegen. In Lancaſhire werden in dieſer Woche 20000 Baumwollarbeiter arbeitslos ſein, und in Norkſhire ebenfalls etwa 20 000 Eiſenbahnarbeiter. Der Streik beginnt bereits, das geſamte Erwerbsleben zu lähmen. Lloyd George hat einen Aufruf an die Bevölkerung erlaſſen, worin es heißt, daß die Re⸗ gierung alle Mittel anwenden werde, um den Streik abzu⸗ würgen und in dem dann nochmals auf die verſchiedenen Vorſchläge zur Beilegung des Streiks eingegangen wird. Die Regierung werde ihr äußerſtes tun, um eine geregelte Kohlenverteilung vornehmen zu können. Jeder Haushalt könne dazu mithelfen, indem er Kohlen ſpare. Jede Fabrik könne ein gleiches tun, wenn ſie dafür ſorge, daß die vor⸗ Handenen Kohlenmengen ſo ſtark wie möglich geſtreckt wür⸗ den. Die Kohlenration für Privatverbraucher iſt auf einen Zeutner pro Woche feſtgeſetzt worden. Am Dienstag wird Robert Horne das Parlament mit einer Rede über den Minenarbeiterſtreik eröffnen. Die meiſten Parlaments⸗ mitglieder ſind bereits in London eingetroffen. Die Leitung der Eiſenbahnerfachvereinigungen hielt am Samstag eine Verſammlung ab, in der beſchloſſen wurde, die Landesdele⸗ gierten zuſammenzurufen, um eventuell die Bergarbeiter zu unterſtützen. Gleichzeitig wurde aber in die verſchiede⸗ un Diſtrikte eine Mitteilung an die Eiſenbahner entſandt, in der auf die Gefahr aufmerkſam gemacht wurde, in der ſich die Eiſenbahner befinden würden, wenn die Bergarbei⸗ ter eine Niederlage erlitten. Das Militär iſt in den Ka⸗ ſernen konzentriert; Urlaub wird nicht erteilt. Im Laufe der vergangenen Woche ſind von ausländiſchen Firmen Be⸗ ſtellungen im Werte von 15 Millionen Pfund Sterling annulliert worden. Der bekannte Arbeiterführer Clynes rät energiſch zur Annahme des urſprünglichen Regierungs⸗ vorſchlages, nach dem die Lohnfrage einem unparteiiſchen Ausſchuß überwieſen werden ſoll. London, 20. Okt. Die Lage im Bergarbeiterſtreik neigt ame am zweiten Streiktag ſehr zu einer Verſchlimmerung. Die verſchiedenen Beratungen und Konferenzen haben kein poſitives Reſultat gebracht. Man erwartet von der heuti⸗ gen Parlamentsſitzung die entſcheidende Wendung der Bei⸗ legung oder Verſchärfung des Konflikts. Unter den Eiſen⸗ bahner⸗ und Transportarbeiter⸗Gewerkſchaften hat ſich eine Bewegung zum Eintritt in den Streik bemerkbar gemacht. Sollte ſich der Bergarbeiterſtreik in die Länge ziehen, ſo dürfte er zu einem Maſſenaufgebot der Arbeiterſchaft führen. In London kam es bereits anläßlich von Arbeitsloſende⸗ monſtrationen zu ſchweren Unruhen. Die Erwerbsloſen zogen vor das Regierungsgebäude und warfen die Fenſter 80 die heute stattfindet beantwortet werden. menſtoß. Es wurden etwa 50 Perſonen verhaftet. ein. Als die Polizei eintraf, kam es zu blutigem Zuſam⸗ D 5 8 5. ie Tochter des Miniſters. Roman von Erni Georgy. Ulthensk verboten.) 25 1 8 Br errecht 1918 durch Greiner n. Comv., Berlin. 5 flamme o das predige ich Mutter immer“, warf 1 den N„Egon hat ganz recht. In der aller⸗ 1% bendten nt haben ſich wirklich nur noch die Ver⸗ % ben 1 70 7 Trude erkundigt. Die Fernſtehenden M ſer halicht mehr nach ihr. Und Erna Ellring⸗ % eue T 3 N e ele erf, Tante Adele erzählt, ſie habe aus ſicherer 9 7 0 Ain ei fahren, daß Fräulein Meinhard ganz plötz⸗ 900 e dalſch anatorium gebracht werden mußte.“ % ie das und Traſch um unſeren Namen! Ge⸗ 1 0 war mir und Vater am allermeiſten ver⸗ 1 ue. Wir 2 Aale Eelen froh ſein, wenn es dabei bleibt“, Kp Ae d. on. 10 haft. drei verſtummen, denn im Gange wurde es 1 Her. Hausherr kam zu Tiſch. 7 Mieharen fare ſind im Wohnzimmer, Exzel⸗ 0 be ſie das Mädchen draußen ſagen, das der Prablegen baff 1 00 a Attiſtdent begab ſich in ſein Arbeitszimmer, e nz dann mappe in den Schreibtiſch zu verwah⸗ 67% die Sei ging er nach dem Speiſezimmer, wo 5 inen bereits entgegentraten. 155 Fünftes Kapitel. water Brude a od r war verſchwunden. Gertrud mußte ieder fen u i 5 1 Len deaubel ihrer Vermieterin noch verſchiedene en tum orien, die neugierig zu ihr in das „Alſo ſo'n vornehmen Offizier haben Sie zum Bruder“, meinte ſie, mit den Augen ſchnell den ge⸗ öffneten Koffer durchforſchend.„Ich kenne mir aus. Ich habe immer zu mein' Mann geſagt:„Du, Her⸗ mann“, hab' ich geſagt,„unſer neues Fräulein, die is was ganz Feines, da kann mir keiner ein X für ein U machen.“ Und Hermann verſteht doch auch was von ſein' Gewerbe. Der ſieht doch auch, daß all Ihre Sachen Schneiderarbeit ſind!— Und was Ihre Koffer und Ihre Handtaſche is, ſowas ſieht man doch auch nur bei hohe Herrſchaften.“ „Soſo— ja— ja“, war die einſilbige Antwort der jungen, ohnehin überreizten Dame. „Ins ganze Haus zerbrechen ſe ſich die Köpfe, warum Sie woll hier ſind, Fräulein“, fuhr Frau Flübbe fort.„Na nu, wo der ſchöne Leutnant hier war, wer'n ſe ſchon ſich die Münder fuſſelig reden. Aber wenn ſie, und da ſollten ſie mich nur kommen. „Es kann ſich doch auch woll'ne feine Dame mit ihren Familienanhang verkrachen“, werde ich ihnen ſagen.„Und was meine Mieterin is, die es hoch⸗ anſtändig, und der ſchneidige Herr war man bloß ihr Bruder. von wegen andere Geſchichten is nich. Das gibt's bei Flübbes nich! Er war nur'ne knappe halbe Stunde da und ich nebenan.“ Fertig!“ Gertrud faßte ſich an den Kopf.„Sehr richtig“, ſagte ſie ſchnell.„Aber bitte, liebe Frau Flübbe, laſſen iSe mich bloß all die Briefe fertig ſchreiben. Ich möchte ſie mitnehmen, wenn ich zu Tiſch gehe.“ „Mein Gott, ſo'ne Eile. Ich mach ja ſchonſt, daß ich rauskomme“, murrte die Wirtin und ſchlurrte be⸗ leidigt davon. Das Mädchen ließ ſich kraftlos in einen Stuhl fallen und ſtarrte vor ſich hin in die Luft. Gedanken kamen und gingen. Haß, Empörung, Zorn rangen mit weichern Gefühlen. Der Beſuch des Bruders hattet alles neu aufgewühlt. Unabläſſig rannen ihr die Tränen, ohne daß ſie es merkte, über die Wangen. Endlich wurde ſie ſtil⸗ — raffte ſich auf und kniete neben ihrem Koffer nieder.— „Ihre Hände gruben kn den Kleidern und Wäſche⸗ ſtücken, die ihr Mutter und Schweſter ſo wohlbedacht und ſorgſam ausgewählt und gepackt hatten. Nichts Ueberflüſſiges; aber alles Notwendige war im beſten Zuſtande und reichhaltig vorhanden. Ein kleiner Lederkaſten barg ihren hübſchen, aber ziemlich wert⸗ loſen Junamödchenſchmuck. Ein größerer verſchloſ⸗ ſener Kaſten, den ſie ihr glücklicherweiſe mitgeſandt, enthielt ihre köſtlichen Beſitztümer. 5 Mit einem an der Uhrkette befeſtigten Schlüſſel⸗ chen öffnete Gertrud Meinhard den Behälter— und W auf. a lagen ſie, in Seidenpapier gehüllt, die Licht⸗ bilder des Mannes, den ſie liebte, ſo lange ſie 7 5 ken konnte. Liebte, obgleich ſie ſeine Schwächen durchſchaute und tadelte, ſeine Fehler mit Bangen erkannte und fürchtete. Sie wickelte die Schutzdecken ab und verſenkte ſich in den Anblick der teuren Züge, der berückenden, lachenden Augen, des weichen Mun⸗ des, der von einem ſtarken, braunen Schnurrbart be⸗ ſchattet, ſo gütig lächeln konte und dabei zwei blen⸗ dend weiße Zahnreihen freigab. „Ach, Georg!— Georg!“ ſtöhnte ſie leiſe, voller Sehnſucht. (ortſetzung folgt.) 3 i 5 —— Mpeitslöſendemonftrationen in London. London, 20. Okt. Bei der Demonſtration der Londoner Arbeitsloſen kam es zu einem Bombardement mit Steinen auf allen öffentlichen Gebäude. Die Menge zog daraufhin von Downingſtreet nach Trafalgar Square, wo ſie mit roten Fahnen winkte und den dortigen Polizeikordon zu durch⸗ Frechen ſuchten. Vor dem Nelſon⸗Denkmal wurde die Menge durch Poliziſten mit ſchweren Knüppeln abgedrängt. Im Strandhotel wurden zwei Juwelierläden geplündert und dabei für einige tauſend Pfund Sterling Waren ge⸗ ſtohlen. Die Polizei übernahm daraufhin den Schutz der anderen Läden. Es ſind Gerüchte im Umlauf, das aus Anlaß des Kohlenarbeiterſtreiks Neuwahlen ausgeſchrieben werden ſollen. Die Stellung Lloyd Georges erſcheint jedoch ſtark, als daß man ſolchen Gerüchten Glauben ſchenken unte. An der Newyorker Börſe iſt der Sterlingkurs in Meſen Tagen erheblich gefallen. Wirtſchaftliches. 1 Selbſthilfe der Rudolfſtädter Arbeiterſchaft. Rudolfſtadt, 20. Okt. Da die Kartoffellieferung der Stadt Rudolfſtadt ſehr mangelhaft iſt und die Landwirte ſich meiſtens weigern, vertragsfreie Kartoffeln zum vereia⸗ barten Preiſe abzugeben, entſchloß ſich die hieſige Arbeiter⸗ ſchaft am Sonnabend, zur Selbſthilſe zu greifen. Morgens gegen 7 Uhr ſammelten ſich auf dem Marktplatz etwa 150 mit Handwagen und Säcken ausgerüſtete Arbeiter und zo⸗ 1 in geſchloſſenem Zuge nach Catharinau(S.⸗M.). Dort ellten ſie dem Schultheißen ein Ultimatum, worauf dieſer e Bauernſchaft zur Beratung zuſammenberief. Die Bauern beſchloſſen einſtimmig, Kartoffel in jedem gewünſch⸗ u Quantum herauszugeben, ſoweit dies ihre Vorräte er⸗ ubten. Durch dieſes Entgegenkommen wurden 661 Zeat⸗ 55 Kartoffeln zum Preiſe von 20 Mark abgegeben. Am achmittag zogen wiederum etwa 400 Perſonen mit 180 Handwagen nach Kolkwitz(S.⸗M.) und erreichten nach Ver⸗ Fandlung mit dem Schultheißen die Abgabe von etwa 700 entnern. Weder in Vatharinau noch in Kolkwitz iſt es zu wiſchenfällen gekommen. Am nächſten Sonntag ſollen dere Ortſchaften aufgeſucht werden, wenn die Bauern bis Hahin nicht freiwillig genügend Kartoffel nach Rudolfſtadt liefern. 72 Unterſuchung der Kriegsgeſellſchaften. Vor einigen Tagen iſt im Reichstag der Ausſchuß zur 4. terſuchung des Geſchäftsgebahrens der Kriegsgeſellſchaf⸗ zen zum erſten Male zuſammengetreten. Endlich! kann man en. Denn der Wunſch, daß einmal unbarmherzig hinter e Geſchäftspraktiken der Kriegsgeſellſchaften geleuchtet wer⸗ de, iſt ſeit Jahr und Tag in allen Volkskreiſen gleich ſtark. Unter den Parteien hat die demokratiſche die Führung in die⸗ er Sache gehabt. Sie hat bereits am 1. Juli einen Antrag Hamm und Genoſſen eingebracht, worin die Reichsregierung aufgefordert wird,„die gemäß den Beſchlüſſen des Reichsrats vom 26. September und der Nationalverſammlung vom 28. Sktober 1919 aus Mitgliedern der Reichsregierung, des Reichsrats und der Volksvertretung zu bildenden Kommiſ⸗ f zur Prüfung des Geſchäftsgebahrens, der Ergebniſſe und der Frage der Liquidierung der Kriegsgeſellſchaften un⸗ verzüglich ins Leben zu rufen und zu gemeinſamer Bera⸗ Kung mit dem Reichswirtſchaftsamt über die ſofortige Inau⸗ iffnahme der Unterſuchung, namentlich zu dem Zwecke des aues der noch beſtehenden Geellſchaften zu verſammeln.“ Nach dieſem Antrag iſt inzwicen gehandelt worden. Zu⸗ müchſt hat der Volkswirtſchalt!!“ Ausſchuß des Reichswirt⸗ ſchaftsrats drei Unterausſchüſſe eingeſetzt, die ſich mit dem Weſchäftsgebahren der Kriegsgeſellſchaften, der Ernährungs⸗ geſellſchaften und mit ihrer Li uidierung beſchäftigen. Jeder Dieſer Unterausſchüſſe hatte einen Vertrauensmann, einen „Treuhänder“ eingeſetzt, welche ehrenamtlich die Vorarbeiten Fr die Nachprüfung erledigen ſollen. Dieſe drei Treuhänder waren auch im Ausſchuß erſchienen, der am Freitag tagte und ich aus Mitgliedern des Reichsrats, der verſchiedenen 5 Sminiſterien und des Reichs rats, zuſammenſetzte. Vor Eintritt in die Tagesordnung ſtellte ſich der neue Reichskommiſſar für die Erſparniswirtſchaft, Dr. Carl, dem Ausſchuß vor und ließ ſehr deutlich durchblicken, daß die Nachprüfung des Geſchäftsgebahrens der Kriegsgeſellſchaften Furchaus vor ſein Forum gehöre. Es ſcheint ſich hier eine gewiſſe Rivalität hinter den Kuliſſen vorzubereiten, denn bisher hat unwiderſprochen das Reichswirtſchaftsminiſterium die Sache in der Hand gehabt und es war auch der Staats⸗ Jekretär Hirſch aus dieſem Miniſterium, den den Ausſchuß leitete. Einſtweilen wurde aber die Rede des Reichskom⸗ miffars Dr. Carl ohne Erwiderung zur Kenntnis genommen. Bei den Ausführungen der drei Treuhänder über die Vorarbeiten, die ſie für die Vorbereitung der Unterſuchung gz machen hätten, kam leider ſehr beſtimmt und einmütig um Ausdruck, daß es unmöglich ſei, alle Einzelheiten der früheren Verwaltung in den Kriegsgeſellſchaften nachzuprü⸗ en; das würde eine Arbeit ſein, die unabſehbar lange dauern önne, ohne daß man über den Erfolg ſtcher ſei. Dagegen ſei es ſehr zweckmäßig und notwendig, die noch beſtehenden und Heute noch tätigen Kriegsgeſellſchaften einer Unterſuchung nber ihr Geſchäftsgebahren zu unterziehen. Natürlich fand dieſe Auffaſſung von Seiten der Parteivertreter im Ausſchuß unächſt wenig Zuſtimmung. Aber ſchließlich ſind Treuhän⸗ er Männer, die ſeit Monaten auf dieſem Unterſuchungsge⸗ iet gearbeitet haben und denen man ſchon glauben darf, daß ie mit Fleiß und Gewiſſenhaftigkeit verſucht haben, auch die ſchweren Verfehlungen der Vergangenheit in der Kriegswirt⸗ schaft aufzudecken. Wenn das nun wirklich unmöglich iſt, ſo muß man ſich, wie mit ſo vielen auch damit abfinden, daß wenigſtens die beſtehenden Kriegsgeſellſchaften für den hof⸗ fentlich recht kurzen Reſt ihrer Tätigkeit kein allzu großes Unheil mehr durch ihr Geſchäftsgebahren anrichten können, wenn ſie jetzt ſofort und energiſch einer Sachverſtändigen⸗ Unterſuchung unterzogen werden. 3 Millionen⸗Nebenverdienſte eines Reichsangeſtellten. Der Verein gegen das Beſtechungsweſen Berlin, ſchreibt Der Reichsausſchuß für Oele und Fette machte von Mitt 1919 bis Mitte 1920 große Importe für die Volkser⸗ nährung, darunter 25 000 Tonnen argentiniſche Leinſaat. Die Ware lag in 5 Dampfern, deren Maſchinen ſabottiert waren im La Plata. Die Dampfer mußten daher über den Ozean geſchleppt werden. Dieſe Transporte hatte der Reichsaus⸗ ſchuß gegen Totalverluſt zu verſichern. Das Riſiko war bei Der Notwendigkeit, die Dampfer zu ſchleppen, ſehr hoch. Um⸗ kadung und Transport in Dampfern unter eigenem Dampf kam mangels Schiffsraum nicht in Frage. In beſonderer Verhandlung im Reichsſchatzminiſterium wurde ein Ver⸗ icherungswert von 200 Millionen Mark und eine Verſiche⸗ rungsprämie von 5 Proz. feſtgeſetzt. Die Hälfte des Riſikos deckte das Reich durch Selbſtverſicherung bei der ſtaatlichen „Deutſchen Verſicherungsbank“. Die andere Hälfte ſollte Der Privatverſicherung übertragen werden. In das letztere Geſchüft hat ſich Dr. jur. Franz Müntze aus Berlin⸗Wilmers⸗ Dorf als Vermittler eingeſchoben. Dr. Müntze iſt Leiter der ſtaatlichen Feuerverſicherungsſtelle der Kriegsgeſellſchaf⸗ ben, als Vertrauensfachmann auf Privatdienſtvertrag mit dem Detſchen Reich angeſtellt und auf die Bundesrats⸗ rerordung vom 3. Mai 1917 verpflichtet. Er bezieht 40 000 —.— Gehalt und unterſteht dem Reichsſchatzamt. Dr. Müntze ö ptet, es ſei ihm die außerdienſtliche Vermittlung von andern als Feuerverſicherungen geſtattet, andernfalls hätte er ſeine Anſtellung abgelehnt. Er iſt nunmehr nebenbei als Vermittler der Verſicherungsgeſellſchaft Thuringia, Zweig⸗ —— Fortua, in Berlin tätig. Die Leinſaat⸗Transportver⸗ cherung, die nicht unter ſeine Dienſtpflicht fiel, wurde Dr. Müntze„zufällig“ vom Direktor Fuhrmann und von dem Verſicherungschef Herkner des Reichsausſchuſſes für Oele und ansetragen. Sofort aing Dr. Müntze zur Thuringia 50 Hi Hör ihr im Alſtrage des Reſchsansſchüſſes das Geſchäfk a unter der Forderung einer perſönlichen Proviſion von 10 Prozent. Die Thuringia erhielt die Verſicherung zuſammen mit 5 anderen Berliner Geſellſchaften. Dieſe Proviſion hat Dr. Müntze am 7. Juli 1920 mit 525 000 Mark erhalten. Direktor Hillmann der Thuringia(Fortuna] hat ausgeſagt, Dr. Müntze habe ihm gegenüber„durchblicken laſſen“, daß er von ſeiner Proviſion„Abgaben“ zu machen hätte, an wen habe er nicht geſagt. Weitere 200 000 Mark Proviſion für an⸗ dere Transportverſicherungen erhielt Dr. Müntze am 6. Aug. von der Thuringia. Im ganzen erhielt Dr. Müntze für Verſicherungen des Reichsausſchuſſes vom März 1919 bis Juli 1920, in knapp 15 Monaten, eine Million Mark Pro⸗ viſion. Auf dieſen Bericht des Vereins hin hat das Reichsſchatz⸗ miniſterium om 15. Oktober die ſofortige Entlaſſung des Dr. Franz Mütze aus ſeiner Stellung als Leiter der ſtaatlichen Feuerverßcherunggſtelle der Kriegsgeſellſchaften verfügt. Die verheerenden Wirkungen des Schleich⸗ und Ketten⸗ 2 handels.. Karlsruhe, 20. Okt. Seit der Aufhebung der Zwangs⸗ wirtſchaft für Fleiſch⸗ und Kartoſfelverſorgung hat ſich im Lande ein Heer von Händlern niedergelaſſen, das ohne Handelserlaubnis arbeitet und ſich kein Gewiſſen draus macht, auf Koſten der Bevölkerung wucheriſche Geſchäfte durchzuführen. Die zuſtändigen Organe der Staatsverwal⸗ tungen ſind daher aufs neue angewieſen worden ihre ganze Aufmerkſamkeit den handelsbeſchäftigten Perſonen zuzu⸗ wenden. Der Schleichhandel mit Getreide, Mehl und mit Butter hat in verſchiedenen Gegenden des Landes einen außerordentlich ſtarken Umfang angenommen. Ein ſchwung⸗ hafter Kleinhandel mit Mehl und Butter hat ſich entwickelt. Die Durchlöcheruna der Zwangswirtſchaft für Mehl und Brot ſtellt die Verſorgung der Bevölkerung mit dieſen Nah⸗ rungsmitteln ſtark in Frage. Wie bei Mehl und Brot⸗ getreide übt die Schleichverſorgung mit Milch gleichfalls verheerende Wirkung aus. In einem amtlichen Preſſenotiz wird ausgeführt, daß in einer Anzahl Gemeinden eine weit Kärkere Verſorgung der Bevölkerung mit Milch c worden ift, als zur Zeit tunlich iſt, während ſich die Milch⸗ verſorgung in den großen Städten des Landes von Woche Inu Woche ſchlechter geſtaltet. Es wird betont, daß ein der⸗ artig egoiſtiſches Verhalten ia moraliſcher Beziehung nicht weniger verwerflich iſt, wie der Ketten⸗ und Schleichhandel zu Zwecken perſönlichen Eigennutzes. Bei einigermaßen guten Willen aller verantwortlichen Perſonen und In⸗ ſtanzen des Landes und der Gemeinden müſſe es gelingen, mit der Brot⸗ und Milchverſorgung dieſen Winter durchzu⸗ halten und das Land vor neuen ſchweren Erſchütterungen zu bewahren. Um den beſtehenden Vorſchriften zur Dur führung zu verhelfen, wurden Gendarmerie, Polizei⸗ und Fahndungsbeamte ſtrengſtens angewieſen alle Geſchäfts⸗ lente(Müller und Bäcker uſw.), die ſich den geſetzlichen Vor⸗ ſchriſten widerſetzen, unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen. „ 7 2427 Vadiſche Politik. Zum Beginn der Landtagstagung. Karlskuhe, 20. Okt. Bei der heute nachmittag in der 1. Sitzung des Landtags in Ausſicht ſtehenden Wahl des Präſidiums dürften, wie wir hören, aller Vorausſicht nach die bisherigen Mitglieder des Kammervorſtandes, Präſi⸗ dent Dr. Kopf, die Vizepräſtdenten Maier⸗Heidelberg und Ihrig⸗Mannheim wiedergewählt werden. 5 5 5 In der„Karlsr. Ztg.“ beſpricht Landtagsabg. Weißmann den Arbeits⸗ und Beratungsſtoff, welcher dem Landtag zur geſetzlichen Erledigung obliegt. Zunächſt iſt zu beraten der Teil des Hauptbudgets, welcher die ſogen. fachlichen Aus⸗ gaben der inzwiſchen bekanntlich auf fünf verminderten Miniſterien enthält. Im Anſchluß hieran ſind wahrſchein⸗ Lich die finanziellen Anforderungen der Regierung für die außerplaumäßigen Beamten des Staates Baden zu prüfen, da die Beſoldungsordnung ſich nur mit den planmäßigen Beamten beſchäftigte. Ob bei dieſer Gelegenheit die von dem Zentrumsabg. Dr. Schofer erhobene Forderung auf Einführung der zweijährigen Haushaltperiode zur Ver⸗ handlung kommt, hängt von der Stellung der einzelnen Par⸗ teien hierzu ab. Grundſätzlicher Widerſtand ſcheint ihr nicht zu begegnen. Dann iſt die neugeſchaffene Beſoldungsordnung ſelbſt bis zum Schluß dieſes Jahres der verſprochenen Reviſion zu unterziehen. Schon erhalten die Abgeordneten entſpre⸗ chende Petitionen und im Juli d. J. hat man ja auch im Landtag durch den Mund der Berichterſtatter erklären laſ⸗ ſen: wenn tiefgehende Ungerechtigkeiten zu finden wären, würden ſie bei der Nachprüfung im Winter ausgeglichen. — Arbeit in Hülle und Fülle gibt dann die neue Gemeinde⸗ ordnung. Unerledigt geblieben ſind ferner von der letzten Tagung das Landwirtſchaftskammergeſetz, deſſen Ausſchuß⸗ beratung allerdings ſchon ziemlich weit gediehen iſt, das Geſetz über eine zu errichtende Verbraucherkammer und eine Anzahl kleinere Geſetze und Vorlagen. Wahrſcheinlich wird auch, ſo ſchreibt Abg. Weißmann, die leidige Hagenſchieß⸗ angelegenheit zur Sprache kommen. Abs, Duffner(Ztr.) iſt zur Berichterſtattung an den Landtag beauftragt. Auch der Bericht des Abg. Dr. Gothein(Dem.) über das badiſche Siedelungsgeſetz dürfte demnächſt erſcheinen und es iſt ſicher, daß die noch zur Beſichtigung einladende Karlsruher Aus⸗ ſtellung über die Ausnützung der Waſſerkräfte ihre Nach⸗ wirkungen bezüglich der Beſchlüſſe des bad. Landtags haben wird. Ob die Debatte über die ſogenannte Umformung des Parlamentarismus ſich zu einſchlägigen Taten verdichten, wird, laſſe ſich noch nicht ſagen. TT — Soszialdemokratiſcher Parteitag in Baden⸗ Baden. Baden-Baden, 20. Okt. Die badiſche ſozialdemokratiſche Partei hat auf Freitag den 25. November nachmittags 5 Uhr einen Parteitag nach Baden⸗Baden einberufen. Neben ver⸗ ſchiedenen rein geſchäftlichen Angelegenheiten ſtehen auf der Tagesordnung mehrere Referate, darunter ein ſolches des Landtagsabgeordneten Marum⸗Karlsruhe über die Arbeit des Badiſchen Landtags und des Stadtrats Grumbach⸗Jrei⸗ burg über die Schafſung einer Gemeinde⸗ und Städteord⸗ nung. Weiter ſollen Stabtverordnetenobmann Pfeifle⸗ Mannheim über die Reorganiſation der Kreisverfaſſung und Reichstagsabgeordneter Oskar Geck⸗Mannheim über die Auf⸗ gaben der Sozialdemokratie beim Wiederaufbau Deutſch⸗ lands treffen. 1 Vaden und Nac Der Chef der Heeresleitung bei den badiſchen Reichswehr⸗ . 5 truppeu. Der Chef der Heeresleitung, Generalleutnant v. Seeckt, unternimmt zur Zeit eine Beſichtigungsreiſe innerhalb des Wehrkreiſes V, dem die württembergiſchen und badiſchen Truppenteile angehören. Generalleutnant v. Seeckt traf am Montag in Stuttgart ein und hatte zunächſt dienſtliche Be⸗ ſprechungen mit dem Beſehlshaber des Wehrkreiſes V, Ge⸗ neralleutnant Reinhardt. Amn Wienstag fand eine größere Uebung ſämtli eu der Garniſonen Stuttgart, Lud⸗ wigsburg und ſomi der Garniſonen Tü⸗ 1 0 ing des Infanterieſührers r. Kapiſch, tall, um Mitt⸗ ine Böſſchtigng des Neiker⸗ das bekanntlich zum großen Maunſchaſten beſteht, vorgenommen. ſeulnaut v. Seockt, in deſſen Begleitung ſich lanten noch 3 Offiziere des Reichswehr⸗ n, am 21. Oktober einer Uebung aller un Ulm beigewohnt hat, trifft er am ber in Konſtanz ein, wo er ſich nach⸗ fizieren der Standorte Konſtanz, Donau⸗ Auch bier findet eine bargebiete. ßer ſeinem 2 Umtiſtievriums k: Truppen der& Freitag den 25. mittags nit den f eichingen und Villingen beſpricht. f Hebüng ſemtiicher Truppen f 23 Okköde Kommandeur des Reichswehrſchützenregiments Am Nachmittag kehrt der Chef der Heereskeiine gart zurück, von wo er am 24. Oktober die Berlin antritt.. 5 . Kohlendergban in Baden. en Offenburg 20. Ott. Im hieſigen Tagen Mitteilungen über die Kohlenförderung im rigen Berghauptener Revier, die im November vo* wieder aufgenommen wurden. nachdem ſie Jahn ehm brach gelegen hatte, gemacht. Danach iſt die Gröflah Wen ſehr einfach. Wie in der Zeit als 1753 durch weck ub er der Leyenſche Bergkaappen das Kohleufeld en, igungel hat man Stollen aufgebrochen und durch Abzwer en en Stollen nach beiden Seiten, ſogen. Querſchläge ae 5 in die Stollen eingebaute Schächte ſogen. Geſchz! 97 0 geholt, was man bisher mit Pickel, Schaufel nor ausholen konnte. Es ſind das ſeit November 55 hres monatlich rund 200 bis 300 Tonnen gewef hra, es hat früher Jahre gegeben, in denen J gegen 10000 Tonnen Kohle gefördert wurden. 0 ode 1850 bis 1859 betrug die Produktion 100 dr von 1870 bis 1879 ſogar 102 000 Tonnen. Die nehmerin in dieſem Kohlenrevier, die Spie Waldhof bei Mannheim, erwägt, den ehemafigew feder 1900 angelegten Croßherzog⸗Friedrich⸗Scha zumachen. Nach Anſicht des badiſchen Berge ig Ziervogel iſt hier das einzige Feld, in dem regelmäßig gelagerte Kohle vermutet werde 0000 alten Plänen nach zu ſchließen liegen hier abbauwürdige Kohle. 9880 N Begiun der Arbeiten zur Karlsenhe, 21. Okt. Mit den Arbeiten liſierung iſt in der Ladenburgerſtufe ſeit 10 5 worden. Die Zahl der Beſchäftigten 8 teilung der Preſſeabteilung des Min rium in den nächſten Wochen auf 200 bis 900 kgeſtaff. Die zunleſt ausgeſchrrebenen Erdarbeiten umſe eue ö ſchachtung und Bewegung von etwa. 60 000 Ku 7 den. Außerdem werden die erſten Steinlieler nüächſten Tagen ausgeſchrieben. 5 a. 2. * Karlsruhe, 21. Okt. Für auswärtige A es von Intereſſe ſein, zu erfahren, daß die ch Mittig der bad. Kunſthalle bis auf weiteres nur 11 i Samstags und Sonn! as von 11 bis 1 Uhr un geöfinet ſind. An den übrigen Wochentagen w halle wegen des eingeſchränkten Dienerperſonc bleiben. 5 e„ eee a Maunheim, 20. Okt. Die Firma Brom Cie. ſucht einen Nachtwächter, der mindeſten Kaution zu ſtellen hat. Außerdem ſoll der if zwei Wachhunde ſtellen.— In einer Fabri brannten durch Selbstentzündung Heu⸗ und aim Wert von 40 000 M.: nieder. „* Heidelberg, 20. Okt. Schon wiederum pot zwar im Stadtteil Neuenheim, eine Wohnung beſucht worden. Sie ſtahlen große Menge berbeſtecke und Kleidungsſtücke im Wert von .„20. Okt. Im Alter von 55 Stadtpfarerr Bopp geſtorben. Nahezu 25 Seelſorger der hieſigen kathol. Gemeinde m arte hriger Bezirksvorſitzender der Zentrums 7 blick auf die weiter geſtiegenen Produktions ke preis auf 150 M. ſeſtzuſetzen. Die Landwirte Hefordert, den Milchhamſtern die Tür zu Milch auf dem geordneten Weg abzuliefern. ** Bonndorf, 20. Okt. Bei der Sener un litt ſo ſchwere Kopfverletzungen, da tar ſekration und Inthronifation des neuen Fritz auf Donnerstag den 28. Oktober feſt e Freiburg, 20. Okt. Der Kathol. Frauen Sonntag den 21. November in allen Städten Gemeinden Badens und Hohenzollern in den Müttervereinen und Jungfrauenkongrege Frauentag ab. 1 l zen Waldshut, 20. Okt. Der Gemeinder gung des Regierungsrats des Kantons 2. Der Brücke Waldshut—Kobleuz in Angriff befürwortendem Sinn an das Bezirksamt ein Konſtanz, 20. Okt. Im weiteren Veil gung hatte ſich das Schwurgericht auch mit de Radolfzeller Gefängnis zu befaſſen. Dort montag der 33jährige verheiratete Kaufmanſete aus Offenbach a. M., der 41jährige verheirg Heinrich Se Rudolf Hockmann aus Fiſchbach ve nis auszubrechen, hatten den Gef and niedergeſchlagen. Durch das H Leute wurde Schlimmeres verhütet. Das urteilte Lippe zu 2 Jahren Zuchthaus, ren Zuchthaus und Hoffmann zu 1 J Tagung der freien Vereinigung der Bad. 1 er Direktor des Oberverſicheru Rat Neff, mehrere Landtagsabgeordnete u treter benachbarter Kranken n Württem Nach Eintritt in die Tagesordnung erz a tungsdirektor Sigmund⸗Karlsruhe den Ja zu ee die Tätigkeit des Verbandsauschuſſes, den ßen ao iſt, daß dem Verband im letzten Jahr 10 K 460 i treten ſind, ſo daß dem Verband heute i glieder angehören, das ſind rund 82 500 m Verhandlungen ſchweben über den Teuerungszulagen ablehnend geg dem Bericht auſchließenden Aus rungsvertreter mit, daß die 2 zum Verſorgungsgeſetz der Kriegsbeſcht Entwurf vorliegen. In der Frage der Er hung der Verban a ein Antrag, de. Veſtrag für alle Kaſſen en. Mitglied zu erhöhen mit 204 gegen 140 Stine men. Genehmigt wurde meiter eine& über die Neuzuſammenſetzung 8 Ver 8 Die nächſte Haptverſammlung findet in Die ſich aun Sonntag an dieſe Verhaunt ſende Hauptverſommlung hörte ein! 5 den, Hof, über den Stand der. enn ſchluß daran wurde eine Eulſchtezzn ge Imftk, daß dic Verſante Auf das Tebhafkeſt in die A lergteſchaft Badens ſich ohne jeden Grun mengen des Leipziger Verbanes an der allgemei 0 widrigen Arbeitseinſtellung beteiligt hat. Bein . A rdeniſterium ſollen die nötigen Schritte un. . um die den Krankenkaſſen geſetzlich —5 Sachleiſtungen der Gewährung von ärzt⸗ und Arznei auch in bar abzugelten.— Im wei⸗ 0 der Tagung wurde dann noch in einer Ent. en Wunſche Ausdruck gegezen, daß die von ee aufgeſtellte Novelle zur R. V. O. recht e Jeder wird. Angenommen wurde ferner eir Dan rtskrankenkaſſe Buchen, die Wochenbeihilfe be⸗ nersfrauen nicht zu gewähren und eine Neu⸗ lee.“ nen Beſitzes bei der Regie⸗ Nen Der Erbfolgeſtreit der ue F. 3 5 Fruktionstafeln des Reichstages waren kürzlich 0 luer der U. S. P. D. angekündigt, je eine für 158. e 0525 der Nuke a gel tagen, der ſich„u be Ci nennt. Der rechte Flügel bechel 5 ſſe des Parteitages in Halle und ut 1 Spaltung zu befaſſen; jedoch wurde gefaßi. Es wurde nur ein Proteſt angenom⸗ ie des rege Sinowjews und Loſowskis. In 11 rechten zlügels der II. S. P. D. rechnet man 351 Froktion ungefähr 60 Abgeordnete zäh⸗ Mitteleber des rechten Flügels vertreten die arde auch in der Fraktionsſitzung be⸗ ich zwe vor ein Vizepräſident des Reichs⸗ 55 Die Uaabhüngigen batten bekanntlich Ditt⸗ tat der nach dem Wunſche des rechten Flügels alen F cdepräſident bieiben ſoll. Die Abgeordneten ger n. 2 lügels ind weiter der Meinung, daß. wenn idgeht. Gralkton Abgegrdnete, die dem linken Flü⸗ n e ſollten, dieſe durch Mitglieder 8. P. fetzt werden müſſen, dardie Wahl zum erh! war. Es iſt aber kaum anzu⸗ wer 255 e Volkspartei Anſpruch auf utſchhe Reichstage erheben ſollte, die 1 machen wird. Der linke Flügel Eichhorn), der zu einer Fraktions⸗ ie bentrat, bürfte ſchätzungsweiſe 20 Abgeordnete 1109 ten des linken Flögels ſind der Mei⸗ . P. D. zu führen. a i 0 Das Loch im Weſten. 18 br 15 Okt. Infolge des in den letzte chen das wish ſich greifenden Schleichhandels und Schie⸗ N en dem beſetzten und dem unbeſetzten Ge⸗ ein den Rheinbrücken ein verſtärker Ueberwach⸗ 0 en Trichtet. In verſchiedenen Rheinſtädten ſind e 1 Jagen nicht weniger als 50 Perſonendverhaf⸗ Wiebe 1 5 8 im Werte. von vielen Millione 2 55 N.. er See Durch 11 Sturz der Marktvalnta haben e kerkopfgebie! wieber wilde Aufkäufe ein⸗ * i kommen Frauzoſen ſcharenweiſe über den 1 1150 aller Art in Piaſſen auſznkaufen. Hand en Aufkäufen der Kubländer blüht auch wie⸗ c 3 ſobaß ſcharſſte An üer 8 en 5 1 e ee 4510 Nac 8 ner Sone werten 5 Okt. Nos 3 a dem Reichs⸗ nach den bigz: z igen ftati schen Feſtſtellun⸗ 5 e inderertsa von 20 Pro⸗ 05 m Verfa au reinen. Oft. Aus Saia wird gemel tet, daß der 517 K zkitär⸗ und 0 5 Anſsgen der Enteate t N grunter den König Ferüigand, anszuliefern, au verſacht, die Annelengraeit auf dem en enge 30 schen den e ken w 8 Atags bericht Taue ſehr zel Lunge und große deſäcchiet das Ableben ae— 5.— ö„ Wurnschafts pelt 1 0 i ener landwirtſchaftlichen Produktion.“ ga un hat in der„Nordd. Volksſtimme“ die übe ae ugs der landwirtſchaftlichen Produktion in 0 hat er err das 5 Gebiet des Deutſchen Rei⸗ N echnet: Die du anfläe in Million. Hektar 1919 1,13 4.32 1,13 U 4,39 3,56 2,99 8 bdeant 18,58 957 bet bei alſo von 1914 bis 1919 bei Winter⸗ ba bei Winterroggen 30,2 Proz., bei Som⸗ 8 2 und bei Hafer 31,9 Proz.— Dieſe Zah⸗ u Higende? Mahnung: für die Hebung der ö Produktion zu ſorgen. Zur Hebung der 0 vern 5 eukklen iſt erforderlich, jedes land⸗ 95 chen endbare Fleckchen Erde in 5 Want noch Wie iſt es da zu rechtfertigen, daß i atzen de viele tauſende Hektar guter Boden auf er landwirtſchaftlichen Verwertung entzo⸗ 85 e durch Zwangs wirtſchaft. u 0 hat der Oberbürgermeiſter der Stadt be n der dortigen Stadtverordnetenſitzung er⸗ g 10 f Köln durch die zwangsmäßige Nahrungs⸗ 0 15 12 10 Verluſte erlitten habe: bis zum 1. 15 bis zum 31. März 1918 weitere 12 1 1 Sept. 1918 weitere 23 Mill. M. und bs r 248 halben Jahre bis zum Be⸗ e a 1 eine Kriegsgeſellſchaft? 5 Abgeordnete Dr. Stubmann hat im ng 15 kleine Anfrage geſtellt: Nach einer t 5 rteg zan zſchun für pflanzliche und 8 fü zu Berlin die Mitglieder ſeines 0 1 ſetllofe Waſchmittel auf den 23. und 24. zu einer Beſprechung nach Baden⸗Baden ei bienenen ſollen an Taggeldern 250 M. s noch freie Bahnfahrt 1. Klaſſe erhalten 1 Feste zung in der Lage, darüber Aus⸗ ö a b dieſe. richtig iſt? Iſt bereit, den Fall zu prüfen und derglei⸗ ſchaft immer noch beſtehenden Organiſation it mit ſchärſſten Mitteln ein Ende zu 1 e Aachen führt die Rationierung der Kartoffeln wieder ein. Aachen, 20. Okt. Die Stadt Aachen hat die Kartoffel- rationierung wieder aufgenommen, damit wie es in der Ankündigung heißt, die von ſtädtiſcher Seite zur Ausgabe gelangenden Kartoffeln gleißmäßig an die Bevölkerung verausgabt werden können. Kleine politiſche Nachrichten. Die Oxforder Profeſſoren an die deutſchen Kollegen. Paris, 20. Okt.„Matin“ meldet aus London, daß eine Anzahl Profefforen der Univerſität Oxford ſich an ihre deutſchen Kollegen gewandt haben, um zu einer Wiederauf⸗ nahme der Beziehungen zu kommen, hauptſächlich im Jater⸗ eſſe gemeinſamer wiſſenſchaftlicher Arbeit zum Vorteile einer beſſeren Verſtändigung und Wiederherſtellung der Sympathien, die vor dem Kriege geherrſcht haben. An⸗ geſichts dieſes Schrittes ſpricht ſich das Pariſer Journal ab⸗ n 1 1 erſönlichkeiten der 1 e. e 5 8 3 Wie die Dresdener Reuge Nachrichten 4 150 iſt 15 1 ein engliſcher Hauptmann namens Cork eingetrof⸗ fen, der im Auftrage des engliſchen auswärtigen Amts die frühere engliſche Geſandtſchaft in Dresden übernehmen ſoll. 1 Beſtätigung dieſer Meldung war bisher nicht zu er⸗ angen. Am 27. Oktober beginnt im bayerſchien Landtag eine etwa zweitägige große politiſche Aussprache, die der Mi⸗ „ö“. mit„ Darlegungen eröffnen wird. * Prinz Heinrich von Preußen nahm, wie Hamburger Blät⸗ 177 melden, an einer Tagung der Haſenbautechniſchen Geſell⸗ ſchaft in Hamburg teil. Einer der Redner ſprach über Dan⸗ zig und gab dabei der Hoffnung Ausdruck, daß die alte Han⸗ delsſtadt an der Oſtſee wieder deutſch werde.„Nein“, ent⸗ gegnete der Prinz,„nicht nur deutſch, ſondern auch königlich⸗ preußiſch“. Wenn Miniſter heiraten Die ſozialdemokratiſchen Vereinigungen Berlin⸗Dahlem ſind an zuſtändiger Stelle dagegen vorſtellig geworden, daß daß Wohnungsamt dem Reichsernährungsminiſter Hermes, der ſich vor einigen Wo⸗ chen vermählt hat, eine 10⸗ Zimmerwohnung als Privatwoh⸗ 78 zur Verfügung geſtellt habe, trotz der Wohnungsknapp⸗ beit. 5 Ein Landesvertäter. Der Strafſenat des Reichsgerichts verurteilte den Former Franz Studzinski, einen ehemaligen deutſchen Kriegsteilnehmer und jetzigen Bürger der 1 855 ſchen Republik, wegen verſuchten Verrats militäriſcher Ge⸗ heimniſſe zu 2 Jahren Zuchthaus und fünfjährigem Ehr⸗ verluſt. Studzinski hatte ſich im November 1919 in Poſen von einem polniſchen Offizier beſtimmen laſſen, nach Deutſch⸗ land zu reiſen und Art, Zahl und Stellung der deutſchen Truppen an der Grenze auszukundſchaften. Ein Brief mit ſolchen Nachrichten führte zur Entlarvung des Angeklagten. Eines ſozialiſtiſchen Landrats Glück und Ende. Der 8 Landrat des Kreiſes Oſt⸗Havelland, der Mehrheitsſozialiſt Reicherd, iſt von ſeinem Amte beurlaubt worden und dürfte nicht mehr auf ſeinen Poſten zurückkehren. Eine große Rolle ſpielt hierbei auch die vor einiger Zeit gebrachte Notiz über die unwürdige Behandlung einer Stenvptbpiſtin durch Rei⸗ cherd. Ferner ſoll er bei Viehverſchiebungen, die jetzt die Gerichte beſchäftigen werden. Reicherd iſt von Beruf Bier⸗ Drauereiarbeiter aus Spandau. e Bunte Mappe. Beherzigenswerte Worte. 1 0 O arme Me Wo iſt dein Gott? Mancher glaubt in ſeinem goldenen Kalb⸗Glauben, er könne erſt ein ſrommer Chriſt werden, wenn er viele Pans Papierfetzen ſicher in ſeinem Kaſten liegen habe, o ener Ju⸗ daslohn wird bald dahin ſein! Verſchließt eure Türen dem Wucherteufel, der eure Seele in ewige Nacht und Verdamm⸗ nis bringt— widerſtehet dem Teufel, ſo fliehe er von euch, heißt es in der Schrift. Mancher bietet euch einen Judas⸗ lohn ſür eure Frucht, eure Kartoffeln, eure Milch, eure But⸗ ter! Gott gebe euch die Ernte und das Heu alles, in ſeiner Macht liegt es, euch alles zu nehmen, euch eine Mißernte das nächſte Jahr zu ſchenken. Gott läßt ſeiner nicht ſpotten! Das Ende kommt! Geht in euch und zeigt durch gute Ab⸗ lieferung und mäßigen Preis, wie ihr verkaufen könnt, ohne Schaden zu erleiden, den niemand will. Nichts geſchenkt will man von euch, aber eure Brüder wollen leben! Zeiget ſo⸗ fort, noch dieſen Monat, euren guten Willen, ihr werdet ernen Lohn bekommen, ſonſt iſt euer Lohn dahin. Ich möchte nur als Chriſt zum Chriſten reden und flehe euch im Namen deſſen, vor dem ihr eure Knie beugt, an, zeigt, daß ihr euren Herrn und Heiland nicht bloß auf den Lippen ſlondern im Herzen habt! Heute iſt es vielleicht noch Zeit! Zeigt euch menſchlich, zeigt, daß ihr Chriſten ſeid. Oder laßt ihr euch, die ihr die Kirchen, Verſammlungen und Gebetsſtunden be⸗ ſuchet und betet:„Unſer täglich Brot gib uns heute“, von denen beſchämen, die an keinen Gott und an keine Vergeltung im ewigen Leben glauben, aber mehr Herz und Charakter beſitzen und mehr abliefern als ihr, die ihr Gott anrufet! Diejenigen aber, die Gott erkennen und um Gottes Liebe willen und einſt ſelig ſterben wollen, müſſen in der heutigen fündigen Zeit mit gutem Beiſpiel vorangehen oder wer ſoll dann vorangehen? Zeigt mit der Tat, daß ihr Chriſten ſeid und geht mit gutem Beiſpiel voran! Der Wucherteufel zerfrißt das ganze Mark und Bein un⸗ ſeres Volkes ſowohl in Stadt als auf dem Lande. Meinen heutigen Aufruf möchte ich an die Landwirte richten und zwar an die Landleute, welche noch Gottesglauben haben wollen. Durch das ganze Land geht ein Jammerſchrei um das tägliche Brot, um Kartoffeln und Milch. Vom Moſt will ich nicht reden, ohne Moſt kann man leben, aber Brot, Naben und Milch iſt der Armen Nahrung und die einzige Nahrung unſerer Jugend! unſerer! Deutſchlands Zukunft! Mit Fingern wird die ſpätere Weltgeſchichte auf euch deuten, auf diejenigen, welche den Hungrigen kein Brot gaben. Das iſt ſchlimmer als die Blockade unſerer Feinde! Ihr bringt den Tod! Zu einem Entſetzen erregenden Ende muß es führen, wenn die Preiſe von Kartoffeln und Brot auf un⸗ erſchwingliche Weiſe geſteigert werden und auch Milch und Butter nur in die Hände der Reichen gegeben wird, die Wu⸗ cherpreiſe bezahlen können! O ihr Landleute! Denkt ihr nicht daran, daß der Jammer, unter dem die Städte und das Volk ſeufzen, auf euer Haupt zurückfällt? . Anutiſemitiſcher Hausſchmuck. Als die Kinderärztin Frl. r. Käthe Neumark das Haus Holzhauſenſtraße 75 betrat und au der Wand im Treppenhauſe ein Plakat mit der Aufſchrift:„Kauft nicht bei Juden und ihren Warenhäu⸗ ſern“ und dem Zeichen des Blutopfers gewahrte, vernichtete ſie das Plakat. Frau Marie Holzer, die Mieterin des Hau⸗ ſes, erſtattete gegen die Aerztin Anzeige wegen widerrecht⸗ licher Entfernung des Plakats und Beleidigung, worauf Frl Dr. N 5 a Sie erhob dagegen Einſpruch. In der Schöffengerichtsver⸗ handlung ſtand der Beſchuldigten Frl. Dr. Anna Schultz als Rechtsbeiſtand zur Seite, die ihr höchſtes Bedauern zum Ausdruck brachte, daß ein Richter einen ſolchen Strafbefehl erlaſſen habe. Auch ſei bedauerlich, daß man die Anzeigerin nicht mit den Prozeßkoſten belaſten könne, deng ſtrafrechtlich verfolgt gehöre derjenige, der ſolche Plakate anklebe. Sie beſtritt, daß die als Zeugin geladene Pen⸗ ſionsinhaberin Holzer überhaupt das Recht zur Stellung erſetzen. eumark einen Strafbefehl über 5 Mark erhielt. eines Strafanträges im vorliegenden Fall habe. Die Zeugkn Holzer erklärte, daß ſie ſich zum Anttſemitismus bekenne, daß ſie dem Schutz⸗ und Trutzbund angehöre und freireligiös ſei. Es liege ihr fern, die Religion der Juden antaſten zu wollen, aber ſie habe in der Handlungsweiſe der Beſchul⸗ digten eine Entſernung fremden Eigentums und eine leidigung ihres Glaubensbekenntniſſes erblickt. Die Juden hätten ja an ihren Türen auch ihre Zeichen— die zehn bote— und es wäre ihr wohl ebenſo ergangen, wean ſie bei einer jüdiſchen Familie ein ſolches Zeichen abgeriſſen hätte. Frl. Dr. Neumart machte demgegenüber geltend, daß die Juden an den Türen das Glaubensbekenntnis ange⸗ bracht hätten, hieree aber handle es ſich um nichts anderes als eine Hetze, Frl. Dr. Schultz bemerkte, die Zeugin Holzer habe es gewagt, den Glauben eines Volkes auf eine Hö mit nationaler Hetze zu ſtellen. Sie müſſe die Zeugin ob ihrer ſittlichen Anſchauungen bedauern, weiſe es aber ganz entſchieden zurück, wenn die Zeugin erkläre, die Juden ſeien nicht deutſch. Die Juden hätten ihr Blut für das Vaterland genau ſo wie die Chriſten hingegeben. Sie be⸗ antrage die Freiſprechung der Angeſchuldigten. Das Ge⸗ richt kam zur eee des Verfahrens und legte di Koſten der Stele kaſſe auf. Ein Strafantrag wegen Sach⸗ beſchädigung. dir allein in Frage hätte kommen können, ſet nicht geſtellt. 85 eee 25 orurteile. 08. Von Heinrich Schmedding. 0 es Vorurteilsloſigkeit gibt? Was überhaupt teilslos iſt 2 3 Ich will die beiden Fragen mit drei Beiſpielen zu 1 worten ſuchen! 188 Meine Tochter hat eine beſſere Erziehung aggeſſen; Mei Tochter verkehrt in angeſehenen Familien. Meine Tochter iſt klug, unterhaltend, kenatnisreich, geradegewachſen und auch ſonſt nicht häßlich. Meine Tochter iſt der Liebling aller die mit ihr in Beziehungen treten dürfen. Man reißt ſi um ſie, obwohl ſie impertinent ſein kann.— Geſtern hat. ſie in einer Anwandlung von Sentimentalität ihrer Mutter eine Herzensbeichte abgelegt auf die Frage meiner Frau, wen von ihren Freunden und Freundinnen ſie am liebſten habe. Wer, glaubt man, ſprang aus der Herzenskönigs⸗ wahl heraus? Der Soha der Milchfrau, die im Souter⸗ rain des Nebenhauſes einen kleinen Laden hat. Der Sohn der Milchfrau iſt ein ungeſchlachter Kerl, mit einem Aus⸗ druck allergröbſten Kalibers. Dabei eckig in ſeinen Be⸗. wegungen; häßlich, wenn er ſchweigt, häßlich wenn er ſpricht Und wenn er ſpricht, ſo gehts langſam wie ſein Denken. Er wird es nicht weit bringen. Die Beziehungen zu ihm gelten nicht als Ehre, unbegchtet, unbegnadet bei den Men⸗ ſchen wandelt er ſein irdiſches Daſein ab. Nur meine Toch⸗ 55 hat ihn ins Herz geſchloſſen. Iſt das nicht vorurteils⸗ 0 Daß meine Tochter vier, der Sohn der Milchfrau drei Jahre alt iſt, ſei der Vollſtändigkeit halber noch beigefügt. Zweites Beiſpiel: Meine Frau hatte vor ihrer Ehe noch nicht geliebt. Als ſie mich zum Gatten nahm, nahm ſie einen jungen Mann von dreißig Jahren, der ſich kurz vorher erſt entlobt hatte, nachdem er fünf Jahre lang glühend geliebt und Liebe empfangen hatte. Der junge Mann beichtet ſeine Sünden, wie ſich's gehört, erzählte auch von ſeiner erſten Braut, die alle Tugenden der Schönheit und des Geiſtes in ſich vereinigte, die alle Künſte betrieb und tüchtig war in der Hauswirtſchaft, nie in der Philoſophie, einer Braut, die nur den einen Fehler hatte, daß ſie den jungen Mann ſeiner Schwiegermutter zum Opfer brachte und ihn entließ, als die Schwiegermutter ihn lange genug verleumdet hatte. Dieſe Brautſchaft beichtete der junge Mann, und erwartete klopfenden Herzens das Urteil. Aber die zweite Braut und neugebackene junge Frau lächelte ein mildes Lächeln; ſprach nichts von Verzeihen, um ſo mehr von Vertrauen und von ihrem redlichen Willen, die erſte nach Kräften zu Und als der neue Hausſtand eingerichtet. durfte der junge Ehemann es wagen, die Oelbilder, die ihm ſeine erſte Braut ſelbſt gemalt hatte, an den Wänder der Diele aufzuhängen. Dort hingen ſie diskret im Halb⸗ dunkel; aber ſie hingen. Doch eines Tages— es war nach zwei Jahren glücklichſter Ehe— fand der Mann die Bilder ſeiner erſten Braut von der Diele verſchwunden; dafür ſchmückten ſie jetzt ſein Arbeitszimmer. Und der, die die Bilder umgehängt hatte, war ſeine Frau Iſt das etwa nicht vorurteilslos? Daß ich's nicht zu ſagen vergeſſe: zwei Wochen vor der Umgruppierung der Bilder war die erſte Braut geſtorben. Drittes Beiſpiel: Mein Onkel hatte ein anſehnliches Vermögen und keine Familie. Und es war nichts natür⸗ licher, als daß ich mich gut mit ihm hielt; denn ich war der einzige erbberechtigte Verwandte. Aber wie es ſo geht: eine Reihe von Zufälligkeiten hatten ſeinen Aerger entfacht und ſeine Zurückhaltung gegen die Menſchen in Mißtrauen und Mißgunſt verwandelt. Und ich tat nichts, um ſeiner Stimmung eine andere Richtung zu geben. Im Gegen⸗ teil: ich war eigenſinnig genug, ihm zu opponieren; ja, ich wagte es, ihm ſeinen Menſchenhaß vorzuwerfen. Selbſt an dem Tage, an dem ich von Heimat, Eltern und Onkel Ab⸗ ſchied nahm, um die Welt zu bewandern, kam es zwiſchen Onkel und Neffen zu einer heftigen Auseinanderſetzung. Der jugendlich⸗ideale Neffe reizte mit herausfordernd hin⸗ geworfenen Behauptungen über Leben und Menſchheit den leidenſchaftlichen Widerſpruch des Onkels. Und der Onkel hätte mich zweifellos zur Tür hinausgeworfea, wenn ich nicht von ſelbſt unter Proteſt den Schauplatz des Streites verlaſſen hätte. Seit dieſer Zeit habe ich nichts mehr von dem Onkel gehört. Er verleugnete mich ſogar, wie ich aus Nachrichten von dritter Seite vernehmen mußte. Ich war alſo Luft für ihn und durften vermuten, daß ſein Haß gegen mich unauslöſchlich ſei. Da, eines Tages erhalte ich eine Urkunde, die mich in den Beſitz des geſamten Vermögens meines drei Wochen vorher plötzlich verſtorbenen Onkels letzte. Dreihunderttauſend Mark hat der Onkel, allem aa zum Trotz, mir hinterlaſſen War das nicht der Höhepu der Vorurteilsloſigkeit? Der gute Onkel! Er hatte eben keine Zeit mehr gebabt ſein Teſtament zu machen. —* Aus dem Winterfahrplan. In einer in Mannheim abgehaltenen Beſprechung mit Vertretern des dortigen Bürgermeiſteramts und der Handelskammer Mannheim über den Winterfahrplan teilte der Vertreter der Eiſen⸗ bahngeneraldirektion Karlsruhe mit, daß für die Schnell⸗ züge, die im Winterfahrplan auf der Strecke Karls⸗ ruhe— Frankfurt und zurück, die anſtelle der Hamburger Schnellzüge D 85/886 verkehren ſollen,. Wa⸗ gen Mannheim— Frankfurt a. M. in Ausſicht genommen ſind, ſodaß die Reiſenden nicht mehr gezwungen ſein wer⸗ den, in Friedrichsfeld umſteigen zu müſſen. Die Eiſenbahn⸗ generaldirektion Karlsruhe erklärte ferner, daß es nicht in ihrer Abſicht liege, die Züge D 85/86 ſtändig über Heidelberg zu leiten, wie das im Winterfahrplan der Fall iſt, um zu verſuchen, dieſem Zugpaar weiteren Verkehr zuzuführen, was durch eine Anſchlußverbindung mit den Zügen D 32/8 Mannheim. Würzburg. Berlin und zurück erreicht werden ſoll. Im kommenden Sommerfahrplan ſollen dann wieder durchgehende Hamburger Schnellzüge über Mannheim zur Einführung gelangen, die dann bis Freiburg geführt wer⸗ den. Der den Zug D 85 während des Winters erſetzende Zug D 93 wird um 7.25 Uhr in Karlsruhe abfahren und um 10.32 in Frankfurt a. M. eintreffen. Während der Ge⸗ genzug D 94 nach furſnabe des Berliner Anſchluſſes um 8.50 Uhr in Frankfurt a. M. abfahren und um 11.52 im Karlsruhe eintreffen wird. Die Einlegung weiterer Schnell züge bat die Generaldirektion abgelehnt. r 8 5 1 5 Vermiſchtes. 264 Kinos in Berlin. Im„Statiſtiſchen Jahrbuch der Stadt Berlin“ wird eine intereſſante Gegenüberſtellung von Kino und Sprechbühne veröffentlicht. Berlin beſaß nach dieſer Statiſtik am 1. Januar 1920 264 Kinos mit 117 000 Plätzen, hingegen nur 84 Theater mit 44000 Plätzen. Das Verhältnis in der Provinz zeigt noch mehr die Vorherrſchaft des Kinos. In Berlin beträgt das Verhältnis 1: 27. Prinzeſſin Hilda von Luxemburg hat ſich mit dem Herzog Philipp von Württemberg auf Schloß Hohenburg verlobt. Die Prinzeſſin zählt 23 und der Herzog 27 Jahre. Der„Rote Rasputin“. Aus ruſſiſchen Kreiſen wird be⸗ richtet, daß ſich Lenin unter dem Einfluſſe einer gewiſſen Frau namens Olga Wotokoff beſinde, welche auf ihn denſel⸗ ben Einfluß ausübt, wie ſeinerzeit Rasputin auf den Zaren. Man nennt ſie allgemein den„Roten Rasptin“. Die geſtohlenen Perlen der Pola Negri— falſch! Als kürzlich gemeldet wurde, daß der großen, Kinodiva Pola Negri für eine Million Brillanten und Perlen geſtohlen wurden, haben kundige Thebaner die Meldung bereits mit einem vielſagenden Lächeln begleitet. Es war berechtigt, denn nur das Nichterſcheinen der Berliner Zeitungen iſt ſchuld daran, daß man bisher noch nicht weiß, daß die Bril⸗ lantendiebe gefaßt worden ſind, und daß ſie dabei ihrer Ent⸗ rüſtung darüber Ausdruck gegeben haben, daß ſich der Dieb⸗ ſtahl ſo ſchlecht gelohnt habe. Die Perlen der Diva ſeien alle unecht geweſen. Schwerer Raubüberfall auf eine Villa. Ein ſchwerer Raubüberfall wurde auf eine Villa in der Galandrelliſtraße zu Lankwitz verübt. Es hatte ſich eine Bande von 5 Mann Zzuſammengeſchloſſen, von denen der Haupttäter, der Kellner Albert Hermann aus der Koleuieſtraße 36 als Staatsanwalt Schülke und der Dreher Harzmann als Staatsanwaltsſekre⸗ tär, ſowie drei Beamte der Berliner Stcherheitspolizei als Kriminalwachtmeiſter auftraten. Von Berlin fuhren die Verbrecher in einem Automobil nach Lankwitz und drangen vormittags 9 Uhr in eine Villa in der Galandrelliſtraße ein, legten ein gefälſchtes Schreiben des Berliner Polizeipräſi⸗ diums vor und wollten eine Durchſuchung nach gefälſchtem Gelde und eine Beſchlagnabmung der geſamten Wertſachen vornehmen. Ein Beamter der Sicherheitspolizei war nur zum Schein bei dieſem Raubüberfall tätig und hatte vorher die Lichterfelder Kriminalpolizei davon in Kenntnis geſetzt. Die Polizei hatte das Grundſtiick mit Beamten beſetzt, die in dem Augenblick in die Villa eindrangen, als die Verbrecher das Grundſtück mit ihrer Beute verlaſſen wollten. Es ent⸗ ſpann ſich ein heftiges Feuergefecht. Hierbei wurde der Haupttäter, der angebliche Staatsanwalt durch einen Schuß getötet, ein anderer Verbrecher durch Schüſſe verletzt. Die übrigen konnten verhaftet werden. Eine gediegene Pleite. Ueber das Vermögen der Firma Julius Hofmann, Manufakturwarenhandel in München, t ſtder Konkurs erötſnet worden, aber erſt nachdem die Gläubiger Vorſchüſſe dazu geleiſtet hatten, denn nach ein⸗ jährigem Geſchäftsbetrieb ſind 3 Millionen Mark Schulden, keine Waren und als einziges Guthaben 2000 polniſche Mark vorhanden. Der aus Thüringen ſtammende geſchei⸗ terte Geſchäftsmann iſt erſt 18 Jahre alt und war zuvor Handlungsgehilfe in München. Zwei Banken räumten ihm Blankokredite ein, die eine 200 000 Mark, die andere gar ½ Million. Er hat 9 Millionen in dem einen Jahr umgeſetzt, aber ſehr mangelhaft Buch geführt. Als die Banken zur Rückzahlung drängten. Forderungen und Waren ſich verpfänden und die letzteren in einem Münchener Warenhaus aus verkaufen ſießen, war der Zu⸗ ſammeabruch fertig. D der Schuldner bot, wie vor dem Kon⸗ kurs, mit Verwandte f ilis einen Zwangs vergleich von 10 v. H. an. Ein ze Pleite! 5 —— 2—— Ein Frauecnmord. Nach einer kleinen Paufe in der Reihe von Kapitalverbrechen der letzten Zeit läßt ein Leichenfund auf eine neue furchtbare Tat ſchließen, deren Einzelheiten zurzeit noch in Dunkel gehüllt ſind. Arbeiter beim Untergrundbahnbau an der Bellealliancebrücke lan⸗ deten im Berl Landwehrkanal vor dem Hauſe Gitſchinerſtr. 109 ein großes Paket. Als ſie das Paket öffneten, bot ſich ihnen ein grauſig er Anblick. Das Palet eathielt die Rücken⸗ ſeite des rechten Geſäßteiles, der, wie die gerichtliche Unter⸗ ſuchung ergeben hat, von einer Frauenleiche ſtammt. Das etwa 50 mal 60 Zentimeter grüße Stück Fleiſch war in graues und braunes Papier eingewickelt und mit einer ſtarken Hanſſchnur zuſammengebunden. Der Gerichtsarzt, Medizinalrat Dr. Stoermer, der den Leichenteil einer ge⸗ nauen Unterſuchung unterzog, kam zu der Ueberzeugung, daß es ſich um den Teil einer Frauenleiche handelt, und zwar um ein Stück Rücken, die rechte Geſäßhälfte und ein Stück des rechten Oberſchenkels ſowie des Unterleibes. Aus der ziemlich ſtrafſen Muskulatur und der glatten Haut wird geſchloſſen, daß es de um eine Perſon von etwa 20 bis 30 Jahren handelt. Es beſteht die Möglichkeit, daß die⸗ ſer neue Leichenfund mit dem im Grunewald zuſammen⸗ hängt. Nicht ausgeſchloſſen iſt es, daß es ſich um eine Frauensperſon handelt„die ihres Zuſtandes wegen eine weiſe Frau aufgeſucht hat und bei einem verbotenen Ein⸗ griff verſtorben iſt. Nach den neueren Ermittelungen, die jetzt Kriminalkommiſſar Lehnerdt und Bezirksoberwacht⸗ meiſter Quboß leiten, ſcheint der Fund mit dem Leichenfund im Grunewald doch nicht in Verbindung zu ſtehen. Die fehlenden Teile, die man ebenfalls noch im Landwehrkanal vermutet, ſind noch nicht zum Vorſchein gekommen. Bis man auch ſie gefunden hat, wird es ſehr ſchwer ſein, einen Anhaltspunkt zur Feſtſtellung der Perſönlichkeit zu er⸗ mitteln. 250000 Mark geſtohlen! Die„Meßlenburgiſche Warte“ meldet aus Schwerin: Im vergangenen Jahre wurde von der Hypotheken⸗ und Wechſelbank das Fehlen eines großen Geldbetrages feſtgeſtellt. Mehrere Beamte gerieten in Verdacht, die Summe geſtohlen zu haben. Nunmehr hat ſich herausgeſtellt, daß als Täterin eine Angeſtellte in Be⸗ tracht kommt. Sie hat 250 000 Mark geſtohlen und ihrem Schwager in Münſter die Summe zum Teil geſchickt. Bei dieſem wurden 50000 Mark beſchlagnahmt. Bei der Diebin wurden noch 75000 Mark gefunden. Norddeutſche Meſſe für Landwirtſchaft und Fiſcherei. Eine norddeutſche Meſſe für Landwirtſchaft und Fiſcherei wird entweder ſchon in dieſem Jahre oder im Herbſt 1921 mit der Kieler Woche für Kunſt und Wiſſenſchaft, die alle Jahre wiederkehren ſoll, verbunden werden. Die Kunſt⸗ und Wiſ⸗ ſenſchaftswoche will man in Zukunft volkstümlicher aus⸗ bauen und Veranſtaltungen ei zuführen, die mehr der hreiten Maſſe zugänglich gemacht werden follen. 3— Aus der ABC⸗Klaſſe. Ein Lehrer ſchreibt uns: Neu⸗ kich mußte ich in einer ABC⸗Klaſſe unterrichten. Zur Ein⸗ führung fragte ich ein paar der Kleinen, wie ſie heißen und was der Vater ſei. Da komme ich auch zu einem Knirps, der beinahe dicker als lang iſt und frage:„Na, Fritzl, was iſt denn dein Vater?“—„Eluleſperrk; lautet die pr zupte Antwort. ae eee tickt fünfmal in der Sekunde, dret⸗ Jede Taſchenuhr hundertmal in der Minute, achtzehntauſendmal in der Stunde. Wie lange beſitzen Sie Ihre Uhr? Wie oft hat ſie in dieser Zeit getickt? * Das Erbauen des Vatikans hat zweihundert Jahre in Anspruch genommen und fiel in die Regierungszeit von dreiundzwunzig Päpſten 1 5 Wußlen, Sie ſchon, daß es in e 17 den unſere Dichter ſo gerne beſingen, erſt ſ ten Jahrhundert gibt? * Wußten Sie chen— um von etwas Pre 0 reden—, daß ein ausgewachſener Ochſe nicht i. Pfund Fleiſchextrakt lleiert?. eln, Wußten Sie ſchon, daß die erſten 1 17 Preußen geerntet wurden, nirgends nde 1 im— Berliner Lustgarten? 4 9 „Wenn jen die beiden Zeiger der w ſtehen, wieviel Zeit vergeht, bis ſie wien 5 ſtehen kommen?“— Fragen Sie dies Ihr 1 werden ein Dutzend falſche Antworten 5 it die einzig richtige hören. Und die lautet: nuten und/ Minuten.“ 2 Und dann fragen Sie Ihre Bekannten erechl 100 „Wie oft im Tage lden Tag zu 24 Stunden ird al die Zeiger der Uhr über einander?“— Es wi worten hageln. Die einzige richtige heißt 6 I es nicht glauben will, probiere es aus, inde der Uhr entſprechend oft dreht. 58 Wußten Sie ſchog, daß in der ganze nicht vorkommt? Deutſche Kinderhiſfe Schon während des Krieges hat di der Geſundheitszuſtand der Kinder bei 1 5 Jugendfreunden aller Art vielfach bange So, uin Zukunft erweckt. Seit Beendigung den aber, da zu dem Mangel an Lebensmitteln 1 geheure Preiserhöhung derſelben 1 niſſe ſich ſo weſentlich verſchlimmert und. Mittelſtand hinein ausgedehnt, daß z.. 1 Vaterland in dieſer Beziehung ein wah! 5 ſteht. Viele Tauſende von Kindern jeden 15 ‚ bedenklicher Weiſe unterernährt, viele Ta 1. Rhachitis, Skrfuloſe, Tuberkuloſe und au h 10 Krankheiten ergriffen und die Zahl der 1 Kindesalter hat erhetlich zugenommen. d da Wenn auch von Seiten des Ausle 0 UN meinden und wohltätigen Vereinen durch, Nahrungsmitteln für Kinder, durch Spal Verbringung in Erholungsaufenthalte* iſt, ſo reicht das doch bei weitem nicht ſtand in nachhaltiger Weiſe abzuhelfen, cht 5 vom ganzen Deutſchen Volk ein energiſ 25 0 ſchehen, um Mittel für das notleidende Deshalb hat ſich eine Anzahl großer fahrtsverbände, unter ihnen namentlich aller Konfeſſionen des Deutſchen Roten 91 Landesftrauenvereine, vereinigt, um im 1. 10 Reich gleichzeitig eine allgemeine Sammll N die den Namen führt:„Deutsche 1 sammlung für das notleidende 1 Ueber den Zeitpunkt sowie zur Durchführung kommenden Zenn noch an dieser Stelle bekannt— el Verantwortlich für die Redaktion: Ph. 1 gyn“ „eben 2 Gesang ⸗Uexein Tiederiafel“ Seckenheim. Die Gedenktafel unſerer im Weltkriege gefallenen Vereinsmitgliedern, ausgeführt von Profeſſor Heckel in Heidelberg, iſt von morgen ab bei unſerem Mitgliede Herrn Wieſer, Hauptſtraße, ausgeſtellt „Turnverein Seckenheim 1889 8 Abenb 72 ie fr 110 Wellurner des Bezirksturnfeſtes. bittet Deronüaungs-Geſoldchaf Heute Abend 8 Uhr Vorstands-Sitzung im„Deutſchen Hof“. Morgen Abend 8 Uhr Monats-Versammlung Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen del 1010 Der Vorſtand. Freitag von 6—7 Uhr Schülerturnen Den /½8—9 Uhr Turner und Zöglinge. Zahlreiches Erſcheinen erwartet Die Leitung. Irele Lulea Folfonheim. Heute Abend 8 U a anlage 5 lle Turnerinnen. Vollzähliges Erſcheinen wird erwartet. erwartet Fußball⸗Vereinigung 5 5. Abend 8 Ahe bei unſerem Mitglied Albert Bühler zum„Deutſchen Hof“ Spieler⸗OJersammlung. Vollzähliges und pünktliches Erſcheinen Seckenheim. Herren,, zu decken. Der Spielausſchuß. Die Leitung. Sammel⸗Anzeiger Hauptstr. 113. 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Tagesordnung: 1. Bericht über die Bezirks⸗Konferenz 2. Verbandsſpiele betr. 3. Verſchiedenes. Um zahlreiches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. ſtets zu haben in der Druckerei Zimmermann. Ansichtskarten r ed a Laden Städtische Sparkasse, 5 Kaen. mit 2 Schaufenstern Mannheim dieſer Woche wie folgt gon lie 5 unter Garantie der Stadtgemeinde Mannheim Freitag, den 2 Trans, 4 0 J 2u M On. W mündelsicher. r Fr 1 ei Georg Bühler Iimmormelſer Annahme von Spareinlagen; tagweise Ver- 3 den 25 dee 6. zinsung. i u. PFauntag, den 24.„ en eee 110 Annahmestelle: Gg. Leonh. Bünler, Seckenheim für 1B bet ah 0 wohnhaft an den Planken. Scheck- und Seckenheim, den 21. era amt: Ade Großer Transport Giroverkehr kostenlos. 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