Atsplatt der Bürgermeisterdmfer Seckenheim, Ilvesheim, Neckarhuaus Abonnementspreis: 5 Whrg. aa, Tägesſchau. Nannen, 21. Ort. Eine Konferenz der Vertreter der 1 erun ſchen Partei Bayerns hat u. a. zu der Frage der Wies der Diefelmotoren Stellung genommen. Auf 10% Beſchluſſes fordert die Landesleitung der kom⸗ e ber Partei die Arbeiter auf, ſich nicht an der Jer⸗ A deen für das dentſche Wirtſchaftsleben ſo hochwichti⸗ di, Miegelmotore zu beteiligen und dahingehenden Auffor⸗ 5 an mit allen Kräften zu widerſtreben, ebenſo bei der * ahme ſolcher Motoren keine Hilfe zu leiſten. fte 65 her 21 2 5 t 7. 21. Ok or 14 Tagen erſchien ein franzö⸗ Riel aller mit 5. Mann auf der Oberpoſtdirektion in ade rin erklärte, innerhalb 40 Minuten müſſe ein Zim⸗ 1 ſünnt ſein. Der Oberpoſtdirektor mußte ſich dem gen. Seitdem richteten die Franzoſen in Speyer sloſe Kontrolle der aus⸗ und e eantber dee,. el 1 2 a niſiden 1 70 ange 1 uc tſchaſtswahl N 1 n 10 boreine b Nner N 0 kerſcſche bez 1 kecſidenten in ſtaatsrechtlicher Beziehung und über belt aufzufriſchen. Die„Deutſche Allgemeine utlichibt bierüber: 25 iſt die Stellung eines Präſidenten erſt elf er Unabhängigkeitserklärung geſchaffen wor⸗ urch die bittere Not hervorgerufen, durrch die eckten Papiergeldes und infolge der föderaliſti⸗ fungen der Einzelſtaaten, wurde die Antipathie an d abſolutiſtiſch anmutende Schöpfung überwun⸗ lee nicht vergeſſea, daß die Anabhängigkeits⸗ 1 1 nde egen die Perſon des engliſchen Königs ge. ent Jebung war, woraus ſich dem Amerikaner im bt erk Antipathie gegen das monarchiſtiſche Syſtem lärt Alexander Hamilton, der Berater George und der geiſtige Schöpfer der Verfaſſung, ich einen Präsidenten auf Lebeaszeiten; er nicht doch. Soziel erreichte er aber, daß dem 55 geſamte Regierung in die Hand gelegt und gatsnigokeit von der Legislative und den Einzel⸗ tlie, geſichert wurde. Die noch heute vor⸗ 0 ungsrechtliche Macht des Präſidenten geht des früheren Königs von Preußen. Ihm Oberbefehlshaber, wodurch er ſich ſogar Einfluß auf die ſtrategiſchen Pläne verſchaf⸗ Grund ſeiner Eideskormel hat der Präſi⸗ 5 dafür zu ſorgen, daß die Geſetze getreulich a rden. Er iſt alſo auch befugt, bei drohendem 5 4.— 5 mit Trägerlohn. Diecch die Poſt bezogen pro OQuarta 12.— Ml. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Aufruhr im Lande ſelbſt aufzubieten. Beſchränkt iſt ſeine Macht durch das Recht des Kongreſſes, Geſetze zu erlaſſen und das Budget zu bewilligen Weniger ſichtbar, aber viel⸗ leicht am wirk mien ii eine apegungsfreiheit durch die öffentliche Mein ung gehemmt. Er muß ſein Ohr am Bo⸗ den haben, wie de. ausdruck heißt. Es ſind letzten En⸗ des die großen elm siote. die mit ihrem Einfluß auf das geſamte 61 e Venen die Macht in der Hand haben. Der Kamp de Truſes war bei jeder Präſidentſchafts⸗ wahl der Schlachal, mit dem man die Maſſen fing. Ein⸗ mal gewöhlt. tand faſt jeder Präſident bis jetzt ziemlich ohnmächtig dieſer Macht gegenüber. Die Wahl wird in⸗ direkt gebhandhant. Man traute nicht dem Urteil der Maſſe und hof'te, S8urch die Schaffung von Wahlmännern, die als Vertrauenslentc der Einzelſtaaten ihre Stimmzettel an die Präſiden len des Senats einſchicken, die Möglichkeit zu ge⸗ winnen, den wirklich Tüchtigſten zum Präſidenten zu wäh⸗ len. Doch die Wahlmänner haben im Laufe der Jahre jede Selbſtändigkeit verloren, und in Wirklichkeit gibt der Ur⸗ wähler, wenn er ſeinen Wahlmann wählt, ſeine Stimme direkt für den Präſidentſchaftskaadidaten. Die Einzelſtaa⸗ den dürfen ſo viele Wahlmänner wühlen, als ſie Mitglieder für den Senat und das Repräſentantenhaus ſtellen. Bei der Stimmenobgabe entſcheidet die»ſolgte Mehrheit. Hier⸗ aus hat ſich“e eee gell entwickelt meiſt aur zwei Kan⸗ didaten aufzuſtel. en. b mic der Bilduy der zwei großen Parteien in engem Haſemmenhang ſteht. as Zweipartei⸗ ſyſtem iſt in der Verſaßſung nirgends ergelegt. Und doch hat die Partei mit ihrer gewaltigen eteimaſchine die theoretiſche Wahltechnik an Bedeutung weit überholt. Die Anhängerſchaft eines Kandidaten, die ihn nur wegen ſeiner Perſönlichkeit wählt, iſt gering im Vergleich zu der zahl⸗ loſen Menge, die nur den Sieg der Partei erſtrebt. Denn mit dem Siege der Partei werden auch alle öffentlichen Aemter neu beſetzt. Im Wahlkampfe ſelbſt bedient ſich der Kandidat gleichfalls der Partei und ihrer Maſchine. Mit allen Mittela der Agitation, die in keinem Lande raffinier⸗ ter ausgebildet iſt, als in den Vereinigten Staaten, wird er populär gemacht. Film, Flugzeug, farbenprächtige Umzüge müſſen herhalten. Wir ſelbſt ſind durch zuviel Wahlkam⸗ pagnen hindurchgegangen, um uns nicht ein Bild davon ma⸗ chen zu können. Doch auf einen Unterſchied muß hinge⸗ wieſen werden: bei uns herrſcht tödlicher Exnſt im Wahl⸗ kampf vor, drüben ein Gemiſch aus humoriſtiſchem Volks⸗ feſt, ſportlichem Wettkampf und politiſcher Rekiame. Schon die Bilder, deren ſich die Wahlſprache der Zeitungen be⸗ dient, weiſen in der Hauptſache auf den portlichen Charak⸗ ter hin. Cox, heißt es, macht den Fehler, die Kampagne zu früh zu beginnen, er wird beim Finiſh erichöpft ſein. Bei einem erſten Auftreten als Kandidat der repubifcaniſchen Parket machte Harding den Eindruck eines ſehr fähigen Kämpfers. Wichtig iſt es, daß die Kandidaten zu Tages⸗ fragen Stellung nehmen; In Bulletins, die i Rieſenlettern auf der erſten Seite der Zeitung prangen, ſtellt der künftige Präſident ſeine politiſche Urteilsfähigkeit zur Schau. Reden von der Plattform eines Eiſenbahnwagens herab ſpielen bei den vielen Rundfahrten eine große Rolle. Folgendes Ge⸗ ſchichtchen fand ich kürzlich in einer demokratſſchen Zeitung Neuyorks:„In Marion hatte ſich der Präfidentſchaftskan⸗ didat Cox dem Heer der iha belagernden Reporter durch Flucht entzogen. Zuletzt wußte man im Hotel von ihm, daß er auswärts zum Lunch gegangen war, ſeitem fehlte jede Spur. In zwanzig Automobilen wurde die Jagd auf ihn gemacht. Schließlich wurde er in einem nahen Wäldchen aufgefunden, gerade damit beſchäftigt, für ſich und ſeinen Sohn am offenen Fenſter ein Kotelett zu braten.„Jun⸗ gens“, rief er ſeinen Verfolgern eatgegen,„ihr habt gewon⸗ nen, gegen euch kann ich nicht an!“ Schnell wurden aus der Standt zwanzig friſche Koteletts geholt, die Cox ſelbſt zube⸗ reitete. Der Präſidentſchaftskandidat bewies ſich alſo als ebenſo guter Koch wie als vorzüglicher Politiker. Dieſe Stimmung iſt für die Wahlkampagne charakteriſtiſch. Der unverwüſtliche amerikaniſche Humor und der friſche optimi⸗ Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzetle 60 Pfg., Freitag, 22. Oktober 1920. Voſtſcheckkonto! Karlsruhe Nu. 19819. en 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. No. 240 ſtiſche Geiſt, der ſtets jenſeits des Ozeans herrſcht, midern verknüpft ſiad. Deutſcher Reichstag. Stimmungsbild. Berlin, 20. Okt. Die Mittwochsſitzung des Reichstags war gegen die bolſchewiſtiſch⸗kommuniſtiſchen Ruſſen Sino⸗ jew Loſowsky gerichtet. Es wäre zweifelhaft, ob dieſe bei⸗ den Herren es wirklich verdienen, daß im Reichstag große Reden über ſie gehalten werden. Es wäre beſſer geweſen, man hätte die ganze Angelegenheiten mit einigen kurzen Erklärungen abgetan. Statt deſſen gab man das Aufgebot eines großen Tages. Der Herr Reichskanzler hat ſeinen hiſtoriſchen Kanzlerplatz eingenommen, und ein halbes Dutzend Miniſter hielt treue Wacht auf der Regierungsbank. Als Vertreter der alten Unabhängigen ſprach Herr Roſen⸗ feld, der in ſeiner Rede die Ausweiſung der beiden Ruſſen mißbilligte. Seine verworrenen Darlegungen konnten nie⸗ mand überzeugen. Der Außenminiſter Dr. Simons ging ausführlich auf die Sachlage ein und ſtellte feſt, daß die bei⸗ den Herren die Bedingungen, die ſie eingegangen waren, in gröblichſter Weiſe verletzt hatten. Der Außenminiſter rechtfertigt die Haltung der Regierung und ſtellt im übri⸗ gen feſt, daß das deutſche Volk Wert darauf legt, in gutem Einvernehmen mit dem ruſſiſchen Volke zu leben. An dieſe Erklärung ſchloß ſich der Reigen der Parteiredner. Der greiſe Mehrheitsſozialiſt Eduard Bernſtein bedauert das Vorkommnis, lehnt aber den unabhängigen Antrag ab. Der deutſch⸗natl. Abgeoroͤnete Wulle fordert die ſofortige Durch⸗ führung der Ausweiſung. Er verlangt aber auch die Aus⸗ weiſung des Sowjetvertreters Kopp und der zahlreichen ruſſiſchen Agenten, die im Lande ihr Weſen treiben ſollen. Der Zentrumsredner Dr. Bell ermahnte zur Ruhe und Sachlichkeit und vertrat nachdrücklichſt den Standpunkt der Regierung. Für die deutſche Volkspartei ſprach Dr. Ma⸗ trotzki, der die Hetzarbeit der Linksradikalen geißelt. Von der Regierung verlangte er weitgehendſte Wachſamkeit gegenüber dem Kommunismus. Nachdem der Demokrat Pe⸗ terſen ebenfalls die Haltung des Kabinetts gebilligt hatte, trat der Neukommuniſt Schoenen auf den Plan. Seine Uebertreibungen und ſeine roſigen Schilderungen der Lage in Rußland riefen ſtürmiſche Heiterkeit hervor. Dem Schlußantrag machte die Ausſprache ein Ende. Der Antrag wurde gegen die kommuniſtiſchen Gruppen abgelehnt. Sitzungs bericht. e Berlin, 20. Okt. Am Miniſtertiſch: Dr. Heinze, Simon und Koch. Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht eine ſchleunige Anfrage des Abgeordneten Adervold(U.S.) betr. die Ausweiſung Sinojews und Loſowkb. Der Antrag fordert den Reichs⸗ tag auf, gegen die Ausweiſung der beiden Ruſſen Proteſt zu erheben und die Reichsregierung zu erſuchen, für ſofortige Aufhebung dieſer Ausweiſungsverfügung und für die Aen⸗ derung der Geſetzesbeſtimmungen Sorge zu tragen, auf⸗ grund deren Ausländer als läſtig ausgewieſen werden kön⸗ nen. Abg. Dr. Roſenfeld(U. S.) begründet den Antrag. Schon im Jahre 1906 wurde im Reichstag verlangt, daß Auswei⸗ ſungen nur aufgrund von Gerichtsurteilen zuläſſig ſein ſol⸗ len. Sinojew und Loſowky ſeien jeden Augenblick von Po⸗ lizeibeamten umgeben, ſelbſt einen gewiſſen Ort würden ſie nur mit Erlaubnis der ſie bewachenden Spitzel aufſuchen können.(Heiterkeit) Ein neuer Geiſt muß endlich in Deutſchland ſeinen Einzug halten. Die Ausweiſungen ſind offenbar nur der Auftakt zu weiteren Verfolgungen der Ar⸗ beiterſchaft. Die deutſchen Arbeiter werden aber den ihr durch die Entwicklung vorgeſchriebenen Weg unbeirrt wei⸗ ter gehen.(Bravo bei den U.S.) d Miniſter des Aeußeren Simons: Der Tatbeſtand iſt fol⸗ gender: Im vergangenen Sommer iſt eine deutſche Kommif⸗ d . Tochter des Miniſters. i. Urne„ oman von Ernſt Georgy. hebe erboten.)(26 0 0 5 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. eri er als halbwüchſiger Kadett, als flotter 0 0 5 als Rennreiter! In Uniform und Zivil, 17 en mit zu Fuß! Und alle Bilder waren be⸗ 1 olammte Widmungen von zarteſter Liebe!— Sie liebe. a aus jenen glücklichen Tagen ihrer Ju⸗ on N. 0 ft, di r noch unverſucht, noch im Beſitz der 00 dende e ihm den nötigen Wechſel und die viel⸗ 0 N 1 teigtdnukunft ſicherte.— Die beiden oberſten er ſah ſie ſchon die Veränderung. Auf dem ten den Infanterieofſizier, deſſen Antlitz e de 78 5 ieſener in Tropenuniform dar und Mer ad aufgenommen. Unter dem Bilde ſtand: 4. N Aglücg aſtra— dem einzigen Lebensziel und . 1 nend entgegen!“ een auf bob ſich. Sie legte all die Photo- a das ban i den Tiſch und nahm die mit rotem 9 ſähghatte fte umſchnürten Briefe zur Hand.— gte 4 8 en ie alles mit ſich herumgetragen und 1 a affnun müſſen in all den Jahren. Von ſelig⸗ 1 0 dl unde zu tieſſter Verzweiflung war ſie ge⸗ ſägtelſcha tate äußerlich die ruhige ſichere Dame A n us Eit. die Haustochter ſpielen müſſen! Ehe b einher 90 ſchrieb, war ſie wie in einem böſen Alelebt erzegaugen. Aber ſchon ſein erſter At. ne Zeiſe von neuem. N 0 1000 5 en waren voller Liebe, voller Zuver⸗ K c ein u ein anderer geworden. Gedulde dich Verkrugeis zwei Jahre, meine über alles ge⸗ i und ich hole dich zu mir. Und deine orgen in kleinen Linien verriet. Das Eltern werden, von meiner Läuterung überzeugt, dich mir, vorausgeſetzt, daß du ſtarr und treu bleibſt, mitgeben in dieſe ſchöne Welt der Wunder, wo wir uns ein wunderſchönes Märchenglück der Ehe auf⸗ bauen werden“, hatte er geſchrieben. Und ſie glaubte, vertraute, hoffte! Bis das Schlimmſte kam! Der Abſturz! Was eigentlich ge⸗ ſchehen war, erfuhr ſie nie. Sie hörte nur, daß Georg Wieſener aus dem Offizierkorps ausgeſtoßen wäre, und daß Frauenſachen mitgeſpielt hatten. Seine Angehörigen ſagten ſich von ihm los. Die Freunde und Kameraden gaben ihn auf. Er war verfehmt. Entſetzliche Wochen waren gefolgt, in denen auch ſie an ihm verzweifelte. Bis eines Tages aus Ar⸗ gentinien, aus Buenos⸗Aires, ein Brief an ſie ge⸗ langte. Er enthielt nur folgende Worte: „Gib mich nicht auf, wenn Du noch einen Funken Liebe in Dir fühlſt! In dieſem ungeheuerlichen Falle bin ich unſchuldig und erleide mein Schickſal unver⸗ dient. Aber nunmehr iſt der Mann in mir erwacht. Ich werde mich emporarbeiten und das Leben zwin⸗ gen. Vertraue mir, wenn Du es noch vermagſt und willſt. Mein Herz gehört nur Dir. Um Deinetwillen nehme ich den Kampf auf! Ich ſchreibe nicht mehr, ehe ich mein erſtes Ziel erreicht habe. Erſt dann werde ich anfragen, ob Du noch frei biſt für mich und ob ich mich vor Dir rechtfertigen darf. f Unverändert und ewig Dein Georg.“ Das einſame Mädchen preßte den Brief an die Lippen. Sie wollte treubleiben und glauben, wenn auch die Welt gegen ihn war. Wie ſie für ihn, ſo war jetzt Georg Wieſener für ſie das Ziel alles Strebens! — So viel hatte Gertrud längſt vom wirklichen Da⸗ ſeinskampfe, ſchon im Elternhauſe, gehört, daß ſie gegenden fühlte ſie ſich vor chen! Nur nicht gefragt werden. ſich von ſeinem Leben einen Begriff machen konnte. Kohlentrimmer oder Heizer, im beſten Falle Zwi⸗ ſchendeckspaſſagier, bis er drüben landete. Dann Ar⸗ beiter, Pferdeknecht, Hirt, Kellner oder Träger, bis er ſich das nötige Geld zuſammengeſpart hätte, um etwas Beſſeres anzufangen. So lebte er in jener Welt. Und er ahnte nicht, daß ein Schlag auch ſie aus ſicherem Hafen des Elternhauſes zu gleichem Kampfe ins Lebensmeer getrieben hatte. Er wußte nicht, daß ihr dieſer Gedanke das gleiche Geſchick zu erleiden wohltat und ſie ſtärkte. Ebenſo und mehr noch als der Trotz! ö Sorgſam packte ſie Bilder und Briefe wieder ein, verſchloß den Kaſten im Koffer und machte ſich daran, ihre Stellungsgeſuche zu vollenden. Ihre Finger bebten noch. Die Gedanken ſchweiften immer wieder ab. Es dauerte lange, bis ſie die neun Schreiben beendigt hatte. Sie machte ſich zum Fortgang bereit, der Magen wollte ſein Recht. Gertrud trug ein einfaches rehbraunes Frühlings⸗ koſtüm, einen gleichfarbigen Hut mit ſchöner Feder, dazu Schirm, Handſchuhe und Stiefel, die ihr durch Sitz und Material ſofort das Anſehen einer Dame verliehen. Die Bläſſe ihres Geſichtes, der leuchtende, erregte Blick ihrer Augen zogen die Aufmerkſamkeit faſt aller Vorübergehenden auf ſich. Langſam ging ſie vorwärts. In dieſen Stadt⸗ 5 Ueberraſchung ſicher. Hier traf ſie weder Verwandte noch Bekannte. Sorg⸗ fältig mied ſie die Straßen, in denen ſie Begegnun⸗ gen ausgeſetzt war. Ja, ſie war ſchon zuweilen ſchnell in Häuſer gegangen oder von der Straßenbahn ge⸗ ſprungen, wenn irgend eine Perſon ſie an frühere Freunde gemahnte. Nur niemand ſehen oder ſpre⸗ 1 1 Mon bon Wewerfſcharten nach Rußland gezogen, ur gte dor⸗ tigen Verhältniſſe genauer kennen zu lernen. Schon da⸗ mals war die Zuſammenſetzung einer Kommiſſivn von ent⸗ gegengeſetzter Seite in Ausſicht genommen. um 20. Auguſt wurde drei ruſſiſchen Gewerkſchaftsführern die Einreiſe er⸗ laubt, auf die Bitte einer Abonrdnung deutſcherGewerkſchafts⸗ führer wurde noch vier weiteren Herren die Einreiſeerlaub⸗ nis auf vier Wochen gegeben. Am 10. Dezember erſchienen die Zugelaſſenen in Hamburg mit einer großen Anzahl nicht Zugelaſſener Perſonen. Letztere wurden in Hamburg zurück⸗ behalten und ſpäter nach der Tſchecho⸗Slowakei bezw. nach Rußland zurückgeführt. In der Zwiſchenzeit haben ſie aber in Hamburg ſchon eine ziemlich lebhafte Agitation betrie⸗ ben. Am 18. Dezember war die Einreiſeerlaubnis für die vier abgelaufen. Es war zur Bedingung gemacht, daß die Herren ſich auf die Verhandlungen ökonomiſcher, ſozialer und wirtſchaftlicher Art beſchränkten, eine politiſche Betäti⸗ gung und Teilnahme an politiſchen Verſammlung ſollte nicht zugelaſſen werden. Letztere Bedingung haben die Her⸗ ren nicht gehalten. Daher habe ich Herrn Loſowky eine Warnung zukommen laſſen müſſen. Ohne den Beſcheid der italieniſchen Regierung in Berlin abzuwarten, iſt Herr Lo⸗ ſomky nach Halle gegangen. Daher hat das Kabinett be⸗ ſchloſſen, bei der preußiſchen Regierung die Ausweiſung Lo⸗ ſowkys nachzuſuchen. Bei der Tätigkeit dieſer beiden Her⸗ ren handelte es ſich um hochpolitiſche Angelegenheiten. Der Miniſter berichtet dann über die Verhandlungen mit Sino⸗ jews. Nach Kenntnisnahme des Berichtes Sinojews in Halle beſchloß das Kabinett, ſein weiteres Auftreten durch die Ver⸗ anlaſſung der Ausweiſung zu verhindern. Da wir auf den Waſſerweg angewieſen ſind und nur eine ſpärliche Schiffs⸗ 350 genheit zur Verfügung ſteht, ſoll die Ausweiſung zum Oktober erfolgen. Wir hatten guten Grund, die Aus⸗ weiſung zu beantragen. Die Ausführungen Sinojews in Halle könnten die Frage nahe legen, ob nicht der Staatsan⸗ walt einzuſchreiten hätte. Die deutſchen Gewerkſchaften 17 5 turmhoch über den ruſſiſchen. Es war nützlich, das feſtzuſtellen. Die deutſchen Arbeiter werden ſchließlich doch erkennen, daß die ruſſiſchen Methoden nicht die richtigen ſind. Auf die Dauer wird die Selbſtdisziplin der deutſchen Arbei⸗ terſchaft über die hemmungsloſen terroriſtiſchen Aufhetzun⸗ den Siojews den Sieg erringen. Abg. Eduard Bernſtein(Soz.): Die deutſche Republik muß ein Aſyl für Verfolgte und Unterdrückte ſein. In dem Falle Sinofew liegt keine éigentliche Ausweiſung vor; Die bewilligte Friſt war abgelaufen. Sinojew und Lo⸗ zowsky ſind nicht als Verfolgte und Unterdrückte zu uns gekommen, ſie ſind ſelber Verfolger und Unterdrücker. Das ändert die Sachlage. Meine Fraktion kann dem Antrag icht zuſtimmen.(Den ſeinen Platz wieder einnehmenden Nedner begrüßen die Unabhängigen mit lärmendem Zuruf wie Schuft! Die Mehrheitsſozialiſten erwidern u. a.: Blut⸗ gierige Hunde!) 8 Abg. lle(D. N.): Als Herr Ledebour und die Seinen im Halle das Lokal verließen, erklärte Herr Apfelbaum, das wären die Agenten der Bourgeoiſie.(Heiterkeit.) In der „Freiheit“ habe ich geleſen, daß auch Apfelbaum ein Agent der Bourgeoiſte ſei, das Spielzeug von Stinnes.(Heiter⸗ keit.] Vielleicht wird Herr Apfelbaum auch noch die Frak⸗ tion Eichhorns als Agenten der Bourgeoiſie bezeichnen und ihre Beſeitigung mit Stumpf und Stil fordern. Die er⸗ Frütkende Mehrheit des deutſchen Volkes hält die Auswei⸗ fung dieſer beiden ruſſiſchen Verbrecher für eine ſelbſtver⸗ ſtändliche Pflicht der Regierung. Wir bedauern, daß man Die beiden Herren überhaupt hereingelaſſen hat. Wir brau⸗ chen keine ruſſiſchen Juden, wir brauchen keine bei uns! Deutſchland darf nicht als Verſuchskaninchen für ruſſiſch⸗ bolſchewiſtiſche Experimente dienen. Abg. Dr. Bell(Ztr.): Wir wollen mit dem ruſſiſchen Volk im auten Einvernehmen leben. Die Regierung hat gut und weiſe gehandelt, als ſie die Einreiſeerlaubns gab; keine Regierung kann aber dulden, daß zum Bürgerkrieg gehetzt wird. 1 Abg. Dr. Marotzki(D. V.): Es iſt eine Eigenſchaft der Radikalen, immer nach links zu ſchauen. Die Reden der beiden Ruſſen haben uns viel Aufklärungsmaterial gegeben, wir werden davon in weiteſtem Maße Gebrauch machen. Sinojew und ſeine Regierung haben ſich als grimmigſte Feinde der chriſtlichen und deutſchen Kultur gezergt. Es iſt an der Zeit, ihn zu entfernen; er predigt Anwendung des blutigſten Terror. In Rußland ſchreien Millionen um Befretung. von dieſem Terror. Wir rerlangen von den deutſchen Staatsmännern wachſame Bekämpfung des Kom⸗ muntsmus. Auch die Unabhängigen ſtehen auf dem Stand⸗ punkt der Diktatur des Proletariats, und ſo ſegeln gerade auch unſere Gewerkſchaften immer mehr im radikalen Fahr⸗ waſſer. an die bürgerliche Rechtsauffaſſung. Wir rufen der Regie⸗ rung zu: Handelt, ehe es zu ſpät iſt!(Bravo.) Abg. Dr. Peterſen(Dem.): Die Stellungnahme ker Re⸗ . iſt durchaus einwandfrei, ſie konnte nicht anders handeln. N Abg. Koenen(U. S. links): Wir begrüßen den Präöſi⸗ denten der dritten Internationale als den Führer der Weltrevolution heute und weiterhin.(Heiterkeit) Er hat in Petersburg Taten vollbracht.(Zuruf: Untaten!) Ihre Angriffe reichen nicht an die Fußſpitze dieſes Mannes heran. Wir haben ejitzt eine wüſte antibolſchewiſtiſche Hetze von der Freiheit bis zu Wulle. Freiheit für jeden Mann, auch für die Ausländer! Unter großer Heiterkeit wendet ſich der Redner an die Neukommuniſten, denen er nahe ſteht und Kurzſichtigkeit vorwirft. 1 Der unabh. Antrag wird darauf gegen die Stimmen der kommuniſtiſchen Gruppen abgelehnt.— Das Geſetz gegen die Kapitalflucht wird auf Antrag des Abg. Walbſtein (Dem.) einem Ausſchuß überwieſen. Das Haus vertagte ſich auf Mittwoch den 27. Oktober, 1 Uhr nachmittags: Interpellationen über die Dieſelmoto⸗ ren und über das Ergebnis des Entwaffnungsgeſetzes. Schluß 6.15 Uhr. Deutſchland. Die Rückgabe der franzöſiſchen Fahnen von 1870/71. Paris, 21. Okt. Der„Matin“ ſchreibt: Um die Rückgabe der franzöſiſchen Fahnen, die die Deutſchen im Kriege von 1870/1 weggenommen haben, zu erwirken, da dieſe Fahnen am Tage der 50⸗Jahrfeier der Republik in Paris ſein ſollen, hat der Miniſterpräſident Herrn De Celles, den General⸗ ſekretär des von den Deutſchen zurückzugebenden Gutes, nach Berlin geſandt, der dort von einem Sachverſtändigen des Kriegsminiſteriums unterſtützt werden ſoll. Ein geſcheiter Vorſchlag. München, 21. Okt. In der geſtrigen Sitzung des Wirt⸗ ſchaftsausſchuſſes des Landtags machte der Abgeordnete Schlitenbauer einen Vorſchlag, um die Gefahr der Beſetzung des Ruhrgebiets zu beſeitigen. Er erklärte, man ſolle das Ruhrgebiet in eine wirtſchaftliche Einheit zuſammenfaſſen und für die Kohlenbergwerke eine Beteiligung amerikani⸗ ſchen Kapitals bis zu 25 Prozent herbeiſühren. Dieſes ame⸗ ritkaniſche Kapital würde ſich der Beſetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich wohl zu widerfetzen wiſſen. Ausland. Drohender Bürgerkrieg in Italien. T. U. Mailand, 20. Oktb.(Tel. Union). In Italien droht ein Bürgerkrieg, wenn die Regierung nicht eine ſtarke Hand zeigt. In politiſchen Kreiſen wird der Sturz Gio⸗ littis vorhergeſagt. Das Auftreten Sinojews war eine Kampfanſage Nitti und drei ſozjaliſtiſche Delegierte ſelen ſich verbunden haben, um die Abdankung des Kabi⸗ nekks Giölitti zu erzfwiffgeff. Von alderer Sefke ird ge⸗ meldet, daß Orlando bei der erſten ſich bietenden Gelegen⸗ heit die Macht an ſich reißen wird. Allerlei herumſchwir⸗ reude Gerüchte zeigen, daß Italien vor ernſten Schwierig⸗ keiten ſteht. Die Regierung will alle öffentlichen Verſamm⸗ lungen verbieten, um weitere Unruhen zu verhindern. Die Situation in Pulogna wird täglich ernſter.. f Der Bergarbeitertreik in England. ö RNotterdam, 21. Okt. Der„Mancheſter Guardian“ berich⸗ tet, daß es im Grubenbezirk von Neu⸗Südwales zu größe⸗ ren Unruhen gekommen iſt. Die ſtreikenden Bergleute ver⸗ anſtalteten revolutionäre Kundgebungen, die großen Um⸗ ſang annahmen. Polizeimannſchaften und Militär gingen gegen die Demonſtranten vor, in deren Beſitz ſie Waffen fanden. Zwiſchen den Arbeitern und den Polizeimaunſchaf⸗ ten entſtand ein Feuergefecht. Von welcher Seite die Schüſſe zuerſt gefallen ſind, weiß man nicht. Eine größere Anzahl Demonftranten ung auch Poliziſten wurden verwundet. An⸗ geblich ſoll es auch Tote gebeben haben. 5 Badiſcher Landtag. Seitzungsbericht. 8 Karlsruhe, 20. Oktober. Nach der über zweimonatigen Sommer⸗ und Herbſtpauſe trat am Mittwoch nachmittag der Landtag wieder zuſammen. Präſident Dr. Kopf be⸗ grüßte die faſt vollzählig erſchienenen Abgeordneten, gedachte der vor hundert Jahren erfolgten Grundſteinlegung des Ständehauſes und gab im folgeuden eine große Anzahl neuer Eingänge, darunter 38 Geſuche aus Veamtenkreiſen, aus Gemeinden, Veebänden und Genoſſenſchaften bekannt. Auf Vorſchlag des Abg. Dr. Schofer(Ztr.) wurde die Wahl des Präſidiums durch Zuruf vorgenommen und dieſes einſtimmig in folgender Zuſammenſetzung wiedergewählt: Präſident Abg. Dr. Kopf(Ztr.), 1. Vizepräſident Abg. Maier ⸗ Heidelberg(Soz.), 2. Vizepräſident Abg. Ihrig (Dem.). Zu Schriftführern wurden gewählt: die Abg. v. Gleichenſtein(tr.), Richter(Soz.), Kölblin(Dem.), und Schöpfle(D. N.), letzterer anſtelle des Abg. Mager(D. N.). Darnach wurden die Mitglieder der einzelnen Ausſchüſſe beſtimmt. Gewählt wurden: zum Vorſitzenden des Ver⸗ faſſungsausſchuſſes Abg. Dr. Glockner(Dem.), zum Stell⸗ vertreter Abg. Wittemann(Ztr.), zum Vorſitzenden des Geſchäftsvrdnungsausſchuſſes Abg. Kölblin(Dem.) und zum Stellvertreter Abg. Geck(Soz.), zum Vorſitzenden des Haus⸗ haltungsausfchuſſes Abg. Marum(Soz.) und zum Stell⸗ vertreter Abg. Dr. Glockner(Dem.), zum Vorſitzenden des Ausſchuſſes für Geſuche Abg. Horter(Soz.), zum Stellvertr. Abg. Schneider⸗ Heidelberg(Ztr.), zum Vorſitzenden des Ausſchuſſes für Eiſenbahnen Abg. Duffner(Ztr.) und zum Stellvertreter Abg. Kölblin, zum Vorſitzenden des Ausſchuſſes für Rechtspflege Abg. Dr. Zehnter(Ztr.) und zum Stell⸗ vertreter Abg. Strobel(Soz.). f Weiter teilte Präſident Dr. Kopf mit, daß Frau Platenius(Dem.) ihr Amt infolge zu ſtarker Inan⸗ ſpruchnahme in Freiburg niedergelegt habe. Stelle tritt das frühere Mitglied des Bad. Landtags Dr. Bock in Müllheim. Hieruf wurde die Sitzung ge chloſſen. Nächſte Sitzung unbeſtimmt. 1 Aus dem Badiſchen Landtag. Karlsruhe, 20. Okt. Die Deutſch⸗demokratiſche Fraktion des Landtags hat ſich heute konſtituiert. Anſtelle des ſett⸗ herigen Vorſitzenden, des Abg. Dietrich, der am 6. Juni in den Reichstag gewählt wurde und der deshalb gebeten hatte, von einer Wiederwahl ſeiner Perſon abzuſehen, wurde der Abg. Dr. Glockner zum Vorſitzenden gewählt. Zu ſeinem Stellvertreter wurde der Abg. Kölblin, zum Schriftführer Abg. Dr. Leſer gewählt, Mehrere Mitglieder der Zentrumsfraktion des Landtags haben einen Antrag eingebracht, bie Regierung möge im Hinblick auf das große Intereſſe des Hagenſchießunterneh⸗ mens dem Landtag einen Bericht vorlegen, worin Aufkunft darin gegeben wird, ob und in welchem Umfang Mißgriffe bei dieſem Unternehmen vorgekommen ſind. Der demokratiſche Abg. Vielhauer hat mit Unterſtützung ſeiner Fraktion folgende kurze Anfrage eignreeicht:„Was gedenkt die Regierung zu tun, um bei der Ausführung der geplanten Kanalpojekte die Jatereſſen der Landwirtſchaft zu wahren?“— Die demokratiſchen Heidelberger Abgg. Dr. Leſer und Dr. Gothein haben im Landtag folgende kurze Anfrage eingereicht:„In der Tages⸗ wie in der Fachpreſſe iſt füngſt eine beunruhigende Nachricht über den zunehmen⸗ den Verfall des Heidelberger Schloſſes verbreitet worden. Darin heißt es, namentlich ſei der Otto⸗Heinrichsbau ge⸗ fährdet, und es war die Forderung erhoben, die kuaſtver⸗ ſtudigen Kreiſe Deutſchlands ſollten mit allem Nachdruck die ſofortige Reſtaurierung dieſes ſchönſten Teiles des Schloſſes fordern, der ſie bekanntlich mit Recht widerſtreben, und der gegenüber ſie die beſtmögliche Erhaltung dieſes bedeutendſten Werkes der deutſchen Frührengiſſance wün⸗ ſchen. Wir frangen an: 1. Werden die laufender Ueber⸗ wachungs⸗ und Untrhaltungsarbeiten am Otto⸗Heinrichs⸗ bau— wie Schutz vor Abbröckelungen, vor Eindringen von Regenwaſſer, Erneuerung ganz ſchadhafter Steine und der⸗ gleichen— auf die gleiche Art und im nämlichen Umfang wie früher durch das Schloßbaubüro durchgeführt? 2. Ge⸗ denkt die Regierung die Frage einer Sicherung der Baſſade des Otto⸗Heinrichbaus gegen die Gefahr des Einſturzes, ihrer großen Bedeutung entſprechend, weiter zu verfolgen? * Beguadigungen nach Abbau der Zwangs wirtſchaft. Das bad iſche Juſtiaminiſterium hat den Straſvosſtreckungsbehör⸗ der anheimgegeben, nach Aufhebung der Zwangswirtſchaft den Nachlaß oder die Milderung der Strafen wegen Ueber⸗ tretungen der Beſtimmungen über die Zwanaswirtſchaft, be⸗ ſonders wenn leine Widerſpenſtigkeit v.. egt, im Gnaden⸗ awege zu beaulreu en. S f e aden und Nach bargebiete. Zur Kartoffel verſorgung. Karlsruhe, 22. Okt. Sämtliche landwirtſchaſtliche Orga niſationen haben ſich einmütig auf den Standpunkt geſtellt, daß eine geregelte Kartoffelverſorgung für die Aufrechterhal⸗ tung eines geordneten Wirtſchaftslebens notwendig ſei und denigemäß die Landwirte zur prompten Ablieferung der Kartoffeln aufgefordert. Auch das Bauernvereinsblatt, aus deſſen Leitartikel wir bereits die Stelle wiedergegeben ha⸗ ben, worin der Bauernverein für eine reichliche Verſorgung der Minderbemittelten eintritt, ſchreibt in demſelben Ar⸗ tikel u. a., daß jetzt der Augenblick gekommen ſei, wo die Bauern zur Tat ſchreiten müßten, wo ſie zu zeigen hätten, daß ſie tatfächlich für die freie Wirtſchaft reif ſeien. Weiter heißt es in dem Artikel:„Wir müſſen die Preiſe ſo geſtal⸗ ten, daß wir ſelbſtverſtändlich auf unſere Produktionskoſten kommen, andererſeits aber der Konſument in der Lage iſt, dieſen Preis zu bezahlen. Regierung, Landwirtſchaftliche Organisationen und Konſumentenorganiſationen haben nun gemeinſam einen Höchſtpreis von 25 M. für den Zentner Kartoffeln frei Station feſtgeſetzt. Wir Bauern haben nun die moraliſche Pflicht, uns unter allen Umſtänden an dieſen Preis zu halten. Daraus folgt, daß wir den wilden Auf⸗ käufern und den Kartoffelgroßhamſtern„die uns zum Scha⸗ den der notleidenden Städte mehr bieten, als wir Kraft der e Vereinbarung zu verlangen haben, die Türe an weiſen ha⸗ An ihre eff. Es ſſt nicht ftr erf Hrattſche Pfrrchr, bietet, uns ar e Vereinbarung zu halten, eine Ehrenpflicht.“ Unter keinen Umſtänden, weiter ausgeführt, dürften die ſich heute in der den Konſumenten im Stiche gelaſſen werden, ganz klar, daß zu Zeiten, wo die Not an die Lande men ſollte, der Konſument dieſelben dann im würde. 1 1 nden“ z Karlsruhe, 21. Okt. Von Beamten des et amts wurde in Mannheim ein Kaufmann ver ages ſuchte, einen Eiſenbahnwagen mit 70 Ballons Bahn ſoll an dem * Walldorf bei 8 zwiſchen dem Gelegenheitsar 5 0 0 5 Verlau iesloch, 21. Okt. J beiter eſſer 0 1 1 gekommen war, ausgeſperrt hatte, ſeinem Vate 7 führte. terſchiehn 21. Okt. Umfangreiche Güt zu Se 5 schlag 0 300 000 M. nach Mannheim verkauft. eines dritten Wagens mit Schmalz wandert d 250 000 M. in ſeine Taſche. Für Schiebergeſ dem Angeklagten allein bei einer Ludwigs ker etwa zwei Millionen Mark Akkreditive, darung Million von zwei badiſchen Städten zur Ver 2 Gericht verurteilte den Schieber zu 13 Jahre. 5 ir Heidelberg, 21. Okt. Infolge unglückliche a verhältniſſe nahm ſich ein 42Z jähriger Gärtner ſchießen bas Leben. den den z Boxkerg, 21. Okt. In Unterſchüpf wur ei 15 Pfarremt von Angehörigen der dortigen 1 Meßwein umſonſt zur Verfügung geſtellt. 1 den, n Gerichtſtetten b. Walldürn 2. Okt Jie Tagen wurde hier eine Levensmittelſammlun hel tativen Anſtalten Mannheims vorgenommen, 5 Kartoffeln und noch etwa 10 Ztr. andere Lebe„ Grünkern, Hülſenfrüchte, Obſt, Mehl, Eier un lich geſpendet wurden. Die Spender ſtellten 901 werke und brachten die Lebensmittel an die fernte Bahuſtation Eubighei den in den Bezirk falls Lebensmitte gleich güſtige Erge ke Freiburg ſeitzer letzten Sitz ſan und Kok 7 ſcheint. Dieſe Schiebung wurde von 6 Perſe in deren Mittelpunkt die 27jährige Schweizerin gd ziker aus Luzern, die ſchon wiederholt in naß f Schieberprozeſſe verwickelt war, ſtand. Sal rene kain waren natürlich geſälſcht und einige darauf herein. Da auch der Schleichhandel 1“ geſetzlich beſtraft wird, ſo erhielten die Mar Jahr Gefängnis und 5000 M. Gelsſtrafe, die“ klagten, ein Mechaniker, zwei Kaufleute mehrmonatige Gefängnisſtrafen und G 3000 und 1000 M. f 1 Ae Freiburg, 21. Okt. Unter der Auſſieeh kommiffärs ſind die großen Munitionsvorral. rd Freiburger Garniſon in die Luft geſprengt 8 Enkentekommiſſton erſtattete dem Botſchafteren i die deutſchen rechtsrteiniſchen Feſtungen 1 gere anlagen gemäß dem Friedensvertrag nunmehr ere den ſeten. U. a. die Feſtungen Iſtein un linksuſſſot Auch die Niederlegung der hauptſächlichſten o Jeſtungswerke iß unter Auſſicht der Entente endigt. 5 * Emmend igen, 21. Okt. Wegen Ue Richtpreiſe wurde ein nach Kollnau beſtim Kartoffeln belchſagnahmt. Als der Wagengg wurde, kamen noch vier Säcke Gerſte zum aunlez ** Singen a. H., 2. Okt. Aus noch unter zen entgleiſten die Lokomotiven des hier einfahren zugs mit Perſonenbeſörderung. Die enteleiſ e ö tiven riſſen die folgeaden Wagen ebenfalls ane die zum großen Teil ſtark beſchädigt wurden. du 0 komotive ſtellte ſich auer über das Gleiſe, um a strömenden Dampf wurde der darauf bef ſchwer verbrüht, während das übrige Lokomo nicht allzuſchweren Verletzungen davon kam ter den Maſchinen ein Perſonenwagen lief, roße Zahl Arbeiter befanden, ſo war das en onen auf das änßerſte gefährdet. Die meiſte trugen denn auch Verletzungen davon. Auch! Wagen gab es noch Verletzte, deren Zahl ſo 30 beziffert. Die Schwerverletzten wurden er Eng% Krankenhaus Singen verbracht. Da infolge den auch mehrere Güterwagen zertrümmert wo den viele Güter beſchädigt. zum Teil vernichtee⸗ ache bot das Bild einer wüſten Trümmerſle ache der Entgleiſung iſt noch nicht feſtgeſtellt. lüge z Ueberlingen, 21. Okt. In dem Er 10 a1 Badiſchen Landesverbandes der Gewerbe⸗ un dige vereinigung, St. Leonhard, fand letzter 1 tigung zahlreicher Handwerker und Gewer Lehmoͤrahtbauweiſe an dem neuen fertiggeſte Heimſtättenkolonien des Landesverbandes ſiſch Regierung, das Landesgewerbeamt, die Te Karlsruhe hatten Vertreter entſandt; ferner z Anzahl Bezirks⸗ und Ortsbaukontrolleure her Bec von Städten erſchienen. Ueber das Reſultat inden N. ge wird mitgeteilt, daß dieſe einen günſtigen Die Koſten ſür Maurerarbeiten bei der te ſollen gegenüber dem Maſſivbau um mindeſt niederer zu ſtehen kommen. f Tagungen in Baden. Karlsruher Kreisausſchuß⸗ Sitzung, In der Kreisausſchußſitzung vom 8. D unter anderem folgende Beſchlüſſe gefaßt: Zeit mit dem Aufſichtsrat der bad Lokale! — di 0 u Die Kreisſtraßen⸗ und Wegwarte Ind se Anträgen auf Lohnerhöhung an den mernde ff getreten. Da dieſen im Hinblick auf die danerden. die Berechtigung zum Teil nicht verſagt 180 10 ſchließt der Kreisausſchuß, die Teuerung allich Darte in den Städten auf 40 Mark mo fen a Kind unter 15 Jahren und in den Landon monatlich feſtgeſetzt. Der Kreiskaſſe erm neue Regelung ein Mehraufwand von 1“ eſel lich. Es ſoll verſucht werden, den forte * WAs en fond dkrch n minder wichtiger e der Kreisfürſorge einzuſchränken. 0 Erlaß des Miniſteriums des Innern vom 18. 1 Dawonach die Darlehensgrenzen bei der Gewäh⸗ ie arlehen an ſelbſtändige Angehörige des Mittel⸗ . ünd urch den Krieg in eine wirtſchaftliche Notlage A de, auf 5000 Mark für den Regelfall und 8000 Nen en Ausnahmefall erhöht werden, wird Kenutnis ben Uebertragen werden die Kreisbaumwartſtel⸗ an ge Imtsbezirk Bruchſal dem Landwirt Hermann late zlsdorf und die Wärterſtrecke Nr. 17 an der en kr. 9 dem Wilhelm Schwechheimer von Leo⸗ Aal Die Landkrankenpflegerinnen, welche in geit Gemeinden des Kreiſes angeſtellt ſind, bezie⸗ m Cßeeüb ren, die mit der herrſchenden Teuerung em mderklang ſtehen. Es wird daher den Anſtel⸗ 4 uſgeſt n eine vom Badiſchen Frauenverein neuer⸗ ntellte Gebührenordnung zur Einführung und 0 einne des Wartegeldes empfohlen. Zu letzterem und uz 1 delfalle ein Kreisbeitrag bis zu 300 Mark jähr⸗ werden.— Aus der Kreishilskaſſe werden ge⸗ Darlehensgeſuche im Geſamtbetrage von 15 700 img Darlehensgeſuche abgelehnt. In zwei Fällen f zuſchüſſe bewilligt. b Lokales. eie Heizung in den Eiſenbahnzgen. Die Preſſe⸗ 0 a iſchen Regierung teilt mit: Die Heizzeit Nartem Jahre auf die Zeit vom 15. Oktober 1920 An 1921 beſchränkt. Die Züge werden erſt geheizt, Na zenwärme unter acht Grad Celſius finkt. Das ung mabteilungen früher anzuſtrebende Maß der berarvon 15 Grad Celſius wird auf 10—12 Grad üg dgeſetzt. Von der Heizung der Vorortszüge, Triebwagenzüge und der Nebenbahnzüge, leinaten weniger als eine Stunde betragen, muß I ene en dagegen vollſtändig abgeſehen werden. er. Fahrplan für die ſtaatlichen Kraft. genlinzen. ſaazenlirt vom 24. Oktober 1920 tritt auf den ſtaatlichen heiten ſin den ein neuer Fahrplan in Kraft. Die Ver⸗ cher Etrd aus den auf den Halteſtellen„isgehängten klttellereckenfahrplänen zu erſehen und auch bei den her staat der Bahnhöfe zu erfahren. Die Jahrpläne Aeeiſentlicher Kraftwagenlinien ſind außerdem auch e genbahnkursbuch für Baden“ enthalten. iter wanderung Minderjähriger. Das badiſche von um empfiehlt den Vormundſchaftsgerichten ausn dem Vorhaben Jugendlicher Kenntnis haben, Tan enächandern wollen, mit dem Reichswanderungsamt⸗ „ eafalzſtgelegenen Zweigſtelle ins Benehmen zu treten, iche 5, bevor ſie über die Anträge entſcheiden, eine Jeußerung dieſer Behörden einzuholen. Als m S r Baden kommen in Betracht: St.(Raphaels⸗ nge deutſcher kath. Auswanderer Charitas adhetef beim, Schloß, öſtl. Flügel 30 und el. 06 1 N f 4 Drahtnachrichten. d(Eigener Sonderbericht.) N 5 Nechee in den Lohnſtreitigkeiten im Ruhrbergbau. I unter rbeitsminiſterium tagte am Dienstag den 19. egel der Leitung des Miniſterialrats Dr. Sitzler löste Schlichs von Lohnſtreitigkeiten im Ruhrbergban dhe Mitichkungsausſchuß. Als Beiſitzer nahmen der kes niſter des Innern Severing und der Vor⸗ ie Deeichskoglen verbandes Generaldirektor Kön⸗ Ruch, er Schlichtungsausſchuß fällte nachſtehenden kellun zu dem die Parteien bis zum 30. d. Mts. end⸗ hne nehmen werben: 89 für werden mit Wirkung vom 1. Oktober 1920 ab i FPfelede Schicht für die unterirdiſch Beschäftigten be, Ffennig für die Stunde für die Arbeiter über in die Jar die Arbeiter unter 20 Jahren beträgt die 0 einig Gälfte dieſer Sätze. Verheiratete Arbeiter Aludes Tarinührer ihrer Familie im Sinne des 8 8, lassgeld z vertrages erhalten vom 1 Oktober ab ein haben des von je 3 Mark pro Schicht, das nach den Aa ume Kindergeldes behandelt wird. Das Kinder⸗ 0 5 Mark je Schicht und Kind erhöht.“ er Durchführung ſind, wie in der Verein⸗ wird, in der Arbeitsgemeinſchaft zu regeln. 4 r 1 N 1 * 7[Drahtmeldung.) Aus dem Reichs⸗ rar wird gemeldet: Die Freigabe des Fleiſches ig ſinnloſe Abſchlachtung des Viehbeſtandes daß aus Oſtpreußen und Süddeutſchland, n de. da f „ 8. beet.(Drahtmeldung.] Unter den lothringi⸗ ſemacht. z hat ſich eine neue Lohnbewegung be⸗ Die Vertreter der Arbeitnehmer ſtehen in den Grubenbeſitzern. Die Arbeiterſchaft „bei der Ablehnung ihrer Forderungen treten. „Secolo“ un earn nz deen erben 2 iim eine 8 Der„Corriere d'Italia“ meint da⸗ „ une. iktatur Italien vor dem Kommunismus Kuel Rußl 5 22. ands Winterfeldzug. 1 gabe he[Drahtmeldung.] Die Somjetregierung Naßnahmen für den Winterfeldzug. Durch u. agierung werder alle Arbeiter, Bürger und u dieebensſe mabilifert. In den großen e männlichen Arbeiter im l en erſen. m Moskauer Milk örbezirk %, nen 1 esche Diviſior en ans serüſtet, and in Marſch geſetzt zu werden. 1 eutſchlands Entkleidung. en on Eliza JIchenhäuſer. e v N er lisſchicken, daß ich nicht prüde bin, und daß em muß ſegt, als Aſketentum predigen zu wollen. „als zich geſtehen, daß ich es höchſt peinlich emp⸗ e ſeit Krb von meiner Ferienreiſe, die mich zum hatte riegsbeginn aus Deutſchlands Gauen her⸗ ofahreurückkehrend an einem unſerer ſchönſten anend beide Ufer, von einem Ende bis zum en bepöl td balbnackten Männern, Frauen und en, war lkert ſah. Soweit ſie ſich im Waſſer her⸗ ur gesunde der Anblick natürlich nur erfreulich, da iich ſich 3 natürlichen Bedürfnis entſpricht und 8 Gefupts Unſittliches iſt. Ein ungeſundes und mit bl. dokumentierte ſich dagegen in den un⸗ angetaneinimalſter oder auch gar keiner Bade⸗ endes Tanen Männlein und Weiblein, die ſich helcgant gens, häuslich niedergelaſſen hatten. Da tern aufazlleidete Dämchen einträchtig neben nack⸗ Andlager den Bänken vor den Badekabinen, und er reizvoperren in„Full dreß“ zu Füßen mehr entkleideter Badepuppen. Ich habe dieſe Entkleidungstoiletten zu einem Requiſit der die Seebäder aufſuchen⸗ ſollen und ein ganz eſchäftiaten Herr- ſchäfkent f cht mehr damit, pikante Badeanzüge im ſſer vorzuführen, ſondern lagert ſich auch noch maleriſch außerhalb der Fluten in Gewändern, die keine ſind, im Freien hin. Und dieſe Entkleidungsmanie ſcheint ganz Deutſchland ergriffen zu haben, denn auch in den Groß⸗ und ſelbſt in den Kleinſtädten werden die Röcke immer kürzer, die Strümpfe immer durchſichtiger, das Dekollete immer tiefer. Gewiß, auch im Ausland geht die Mode ähnliche eWge, aber ſie be⸗ ſchränkt ſich doch mehr auf gewiſſe Kreiſe— in Frankreich z. B. gehen die jungen Mädchen heute noch ſehr einfach und ſchlicht gekleidet, und in Amerika ſind wiederholt von Geiſt⸗ lichen und Standesbeamten Bräute, die in zu kurzer oder ausgeſchnittener Toilette zum Traualtar ſchreiten wollten, zurückgewieſen worden—, ein Beweis, daß ſie dort noch nicht ſo zur Selbſtverſtändlichkeit geworden find wie bei uns. Und ſchließlich ſteht es uns, die wir den tieſſten Fall erlitten, den eine große Nation erleiden kann, am wenigſten an, ſolche Maskeraden aufzuführen. Sie paſſen zu unſerer verzwei⸗ felten Lage eben ſowenig wie die expreſſioniſtiſchen, die Nackt⸗, Venus⸗, Eva⸗ und ſonſtigen Tänze, mit denen wir förmlich überſchüttet werden, und ebenſowenig wie die unzähligen anderen frivolen Vergnügungsſtätten mit ihren pikanten Vorführungen„die ſich täglich aufs neue auftun. Daß das Ausland— und zum größten Teil haben wir es ja leider mit dem ehemaligen feindlichen Ausland zu tun— uns ſo ungünſtig beurteilt und ſo wenig Verſtändnis für unſere Not zeigt, liegt, abgeſehen von dem durch den Krieg großgezüchteten Haß, ſicherlich nicht zum wenigſten darin, daß der Deutſchland bereiſende Ausländer dieſe Not nicht ſieht, um ſo mehr aber die Verſchwendungsſucht und Hemmungsloſigkeit in der Genußſucht gewiſſer Bevölke⸗ rungsſchichten. Er lernt nicht die Not der Enterbten des Schickſals, nicht die der armen Reichen, aber dafür die Uep⸗ pigkeit der neuen Reichen kennen. Die blutleeren, bleichen Geſichtchen der in Höfen und Kellern verborgenen deutſchen Stadtkinder, die abgezehrten, ſorgenvollen Geſichter der Müt⸗ ter, die ſich in ſiebzehnſtündiger Arbeit aufreiben, um ihren Kindern notdürftige Kleidung und Nahrung zu geben, die hohlwangigen Männer, die womöglich noch mit einem Lei⸗ den aus dem Krieg behaftet, ſich das Gehirn zermartern, wo ſie bei den hohen Preiſen das Geld zur Erhaltung der Fa⸗ milie hernehmen ſollen, dieſe zahlloſen tragiſchen Schickſale, die in Arbeiter⸗, Handwerker⸗, Schriftſteller⸗, Offiziers⸗, Aka⸗ demiker⸗, Rentierkreiſen(ich meine natürlich die Kleinrent⸗ ner, die ſich in einem arbeitsvollen Leben mühſam für ihr Alter eine kleine Rente erſpart hatten) gleich häufig ſind, dieſe traurigen Geſtalten ſieht der Fremde nicht. Aber die aufdringliche Elegauz der neuen Reichen, die iich gerade in den von Fremden bevorzugten Stadtteilen beſonders breit macht, die zum Berſten gefüllten, geräuſchvollen Muſikcafes und Dielen, Reſtaurants und Bars, in denen die Sektpfrop⸗ fen nur ſo knallen, der Tanzrauſch der ganz Deutſchland er⸗ griffen hat, die Zucht⸗ und Sittenloſigkeit, die ſich im öffent⸗ lichen Gebaren der männlichen Jugend der Welt, in der man leicht Geld verdient und ſich nicht augweilt, und ihrer Freundinnen, zeigt dieſe uns entwürdigenden Bilders Sie entrollen ſich dem Fremden und er urteilt danach. Er glaubt, daß, wo ſo üppig gelebt wird, auch unerſchöpfliche Quellen vorhanden ſind, nimmt an, daß alle ſo üppig leben.(Eine Londoner Dame ſagte mir:„Ich bin erſtaunt, wie gut man ſich in Deutſchland anzieht. Wenn ich in London ausgehe, kann ich auch meine alten Kleider tragen, wenn ich in Ber⸗ lin aus meiner Peuſion au, bie Straße hinaustrete, iſt alles ſo elegant, daß ich mich das nicht getraue.“ Die Dame wohnt natürlich auf dem Kurfürſtendatam und beurteilt ganz Ber⸗ lin und Deutſchland nach ihren Erfahrungen auf dem Kur⸗ fürſtendamm.) 8 e Der Ausländer glaubt, wo ſo viel getanzt, kabarettelt, „gedielt“, geſchlemmt wird, die Lage nicht ſchlimm, das Ge⸗ fühl der Scham über unſeren Fall und die Demütigungen, die wir ſtändig zu erleiden haben, nicht groß ſein kann. Und er ſieht noch etwas, was ſein Urteil über uns ver⸗ vollſtändigt, die Korruption, die ihre teufliſche Hand überall hinſtreckt. Was man ehedem für ein Unding bei uns hielt, die Beſtechung, iſt als Kriegserrungenſchaft bei uns einge⸗ kehrt; wir haben, wie es ſchon im letzten Kriegsjahr bezeich⸗ nenderweiſe hieß, von Amerika„en revanche“ für unſere Or⸗ ganiſation ſeine Korruption bekommen. Trotz der offiziellen Abſchaffung des Trinkgeldes, iſt niemals ſo ſehr wie jetzt alles durch das Trinkgeld, zu deutſch, durch Beſtechung zu erreichen. ö Die Entkleidung Deutſchlands iſt in den Augen des Aus⸗ landes alſo eine vollkommene, nicht allein eine phyſiſche, ſondern auch ein pſychiſche und moraliſche. Tatſächlich aber betrifft ſie doch nur eine gewiſſe Schicht, die leider ſo ſehr an der Oberfläche ſchwimmt, daß ſie dem äußeren Bild ihr Ge⸗ präge gibt. Von den Entbehrungen und entſagungsvollen Lebenshaltungen von Millionen ſtiller beſcheidener Menſchen weiß das Ausland nichts, nichts von der unentwegten deut⸗ ſchen Arbeit in Wiſſenſchaft, Technik, Kunſt und Induſtrie, vom verzweiflungsvollen Ringen ehrlicher Patrioten um die wirtſchaftliche und moraliſche Geſundung des Reiches, vom Idealismus und Heroismus einer Jugend, die bereit iſt, auf alle Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten und teils im eigenen Vaterland, teils in fernen Gefilden in Siedlungs⸗ gemeinſchaften verſucht, im Geiſte der Brüderlichkeit Gemein⸗ ſchaftsideale zu verwirklichen. Aber die Gefahr der inneren Demoraliſation wächſt, wenn die unbeaufſichtigte heran⸗ wachſende großſtädtiſche Jugend durch die Verführung zu frivoler Lebensauffaſſung korrumpiert wird. Darum Front gegen die Entkleidung Deutſchlands von Sitte und Anſtand und Kampf um die Wiedergewinnung von Ehrlichkeit, An⸗ ſtändigkeit, Zucht und Sitte. In der preußiſchen Landesver⸗ ſammlung iſt kürzlich ein Vorſtoß nach dieſer Richtung ge⸗ macht worden mit der Anfrage der Abgeordneten Dr. Faß⸗ bender und Genoſſen über die Entſittlichung des Volkes durch Nacktvorſtellungen und mit dem Antrag der Abgeordneten Mentzel und Genoſſen gegen die unſittliche Literatur. Unter⸗ ſtaatsſekretär Meiſter gab die Erklärung ab, daß die Re⸗ gierung bereit ſei, an der Bekämpfung der Unſittlichkeit mit⸗ zuwirken. Es wäre zu wünſchen, daß ſie in der Bevölkerung ſelbſt die nötige Unterſtützung dabei finde, da auf dieſem Ge⸗ biet Erziehung und Beiſpiel ausſchlaggebend ſind. Vermiſchtes. Der Mord in der Villa Scheer. Zu dem graueahaften Mord in Weimar erfahren wir noch folgendes: Admiral Scheer war kürzlich in Eiſenach zum Deutſch⸗ nationalen Jugendtag. Dort wurde er mit den übrigen Teilnehmern von einem Teil der Eiſenacher Arbeiterſchaft gröblichſt inſultiert. Wenige Tage danach ſpricht in ſeiner Weimarer Wohnung ein junger Menſch vor, der ſich er⸗ kundigt, ob Admiral Scheer ſchon aus Eiſenach zurückgekehrt ſei. Als das Mädchen zur Einlaßpforte zurückkehrt, iſt der junge Mann ſpurlos verſchwunden. Am übernächſten Tage erſcheint er wieder und begehrt den Admiral zu ſprechen, der aber in die Stadt gegangen war. Am Mittwoch wird von einem jungen Mann das Haus photographiert. Am Mordtage wird ein Menſch mit einem vollſtändig verbun⸗ denen Kopf ſchon in den Vormittagsſtunden in der Nähe des Hauſes geſehen, das in den Mittagsſtunden geöffnet iſt, während es von etwa ½3 Uhr ab geſchloſſen gehalten zu werden pflegt. Die Küche des Hauſes liegt im Kellergeſchoß. Gegen ½3 Uhr ſchließt das Mädchen die Türen ab und trägt, da gegeſſen iſt, das Geſchirr in die Küche hinab. Um dieſe Zeit muß das Mädchen erſchoſſen worden ſein. Ein Kopfſchuß hat es ſofort getötet. Der Mörder hat die Er⸗ mordete in den Kartoffelkeller geſchleift und eine wollene Decke über die Leiche gebreitet, die Tür verſchloſſen und den Schlüſſel in einen Nebenkeller geworfen. Da dos Mädchen Aſchk Jürſſckkehrt, begior ſich Frau Admiral! Scheer zur Küche. Der Mörder läßt ſie hereinkommen und tötet auch ſie durch einen Kopfſchuß. Ihr Ausbleiben fällt zunächſt nicht auf, da ſie ſich immer mit in der Küche beſchäftigte. Der Admiral hat ſich im oberen Stockwerk ein wenig zur Ruhe gelegt. Tochter und Kinderfräulein mit dem Kleinen ſind im Zimmer, als es ſtark an der hinteren Haustür läutete. Da ſie erwarten, daß das Mädchen öffnet, bleiben ſie ruhig bei ihrer Handarbeit. Als es nochmals läutet, öffnet jedoch die achtzehnjährige Tochter. Die Einlaß Begehrende iſt die Schweſter des Dienſtmädchens, ſie betritt mit einem Kind auf dem Arm das Haus. Als die Tochter des Admirals nach der Küche eilt, um nach dem Mädchen zu ſehen, wird ſie durch einen Bruſtſchuß niedergeſtreckt. Die Beſucherin und ihr Kind, von dem Schuß und der blutenden, ſchreienden Tochter erſchreckt, ſchreien nun gleichfalls, worauf der Ad⸗ miral mit den Rufen:„Was iſt denn? Was gibt's denn?“ hinzukommt. Jetzt fällt der letzte Schuß. Der Verbrecher hat die Herrſchaft über ſeine Nerven verloren und ſeinem Leben ein Ende gemacht. Ein Japaner über deutſche Kultur. 85 Ein Mitarbeiter des„Daily Chronicle“ hatte eine höchſt intereſſante Unterredung mit einem japaniſchen früheren Profeſſor, der ſeit zehn Jahren zum erſten Male wieder zu Studienzwecken Europa bereiſt. Die Aeußerungen des ja⸗ paniſchen Herrn, die ſich umſo eigenartiger ausnehmen, weil 227 engliſches Blatt es iſt, die ſie veröffentlicht, lauten wie olgt: Das deutſche Volk ſcheint nicht zu begreifen, daß jetzt der pſychologiſche Moment gekommen iſt, um deutſche Kultur im Oſten zu verbreiten. Seine augenblickliche Politik der Ein⸗ ſiedler⸗Zurückgezogenheit iſt ein großer Fehler. Die deutſche Nation ſchreibt all ihr Unglück den Militariſten zu und macht ihre Profeſſoren für die militäriſchen Inſpirationen verant⸗ wortlich. Trotz ihrer hallenden Sprache in den früheren Ta⸗ gen verſagten die Univerſitätsprofeſſoren in der Kriſis, und es war der verachtete bürgerliche Diener, der Mann der Praxis. der die Laſt in den ſchweren Tagen trug. Nun ſchäuen ſie ſich das Reſultat an. Seloſt die Kaffee kelner blicken auf die Offiziersuniform herab. Ein ungelernter Arbeiter verdient 70 Mark am Tage, ein Mann am Lift 33000 Mark im Jahre und die am beſten bezahlten Profeſ⸗ ſoren 34000 Markl Dieſe Lehrer, deren Gedanken einſt ſo kühn waren, ſind heute beſchränkt und konſervativ. Sie wei⸗ gern ſich, japaniſche Studenten an den Univerſitäten zugn⸗ laſſen, weil die Leute, die dort ihre Heranbildung genoſſen hatten, Japan nicht derart beeinflußten, daß es dem Krieg fernblieb.(Sie überſehen hierbei unſere Vertrags verpflich⸗ tungen.) Ich bin der Anſicht, daß Deutſchlands einzige Aus⸗ ſicht auf endliche Erholung keineswegs in dem vergeblichen Wettbewerb der ſiegreichen Länder des Weſtens liegt, die des wirtſchaſtlichen Wiederaufbaues ebenſo dringend bedürfen, ſondern darin, daß es ſich nach dem Oſten wendet. 3 allein durch den Einfluß im Oſten wird Deutſchland ei wieder groß werden!(Der„Daily gibt dieſe Worte in Fett⸗ druck wieder.) In China und in Japan iſt es, wo Deutſch⸗ land die Kapitalien finden wird, um ſeine induſtriellen Un⸗ ternehmungen in Gang zu bringen. Darum iſt es nötig, daß Deutſchland Kultur im Oſten verbreitet. Es iſt Selbſtmord von Deutſchland, wenn es ſich in ſeine Schale einſchließt, ja⸗ paniſche Studenten von ſeinen Univerſitäten fernhält und Schutzzölle auf die Ausfuhr ſeiner Literatur erhebt. Deutſch⸗ lands jetzige geiſtige Verfaſſung iſt tragiſch. Das Volk hat das Vertrauen in ſeine eigene Ziviliſation und den Stolz auf ſeine Nationalität verloren. Und einſtmals waren die Deutſchen ſo patriotiſch! Aber ich ſehe einen Hoffnungs⸗ ſchimmer. In der Kunſt ſcheint Deutſchland verzweifelt etwas Neues, Beſſeres zu ſuchen. Beobachte die Kunſt eines Volkes und ſeine Arbeiterbewegung, und Du haſt den Finger am Pulſe des nationalen inneren Lebens, und deſſen, was das Volk erſtrebt. In der Kunſt Deutſchlands erblicken wir einen ſchwachen Strahl der Hoffnung für Deutſchland. In ſeiner ſozialen Lage ſehe ich nur Trübes und Verwirrung. So kann es nicht weiter gehen. Die Weltbewegung für die organiſierte Arbeit, die die nationale Politik regiert, iſt in Deutſchland Amok gelaufen. In dieſen Angelegenheiten aber richten ſich alle Blicke, auch die Japans, nach England, das die Führung übernehmen und das Beiſpiel geben ſoll. Der Mann, der dieſe Worte ausſpricht, die wieder ſo voll den Wert der im Krieg ſo tief geſchmähten und verläſterten deutſchen Kultur anerkennen, hat, wie„Daily Chronicle“ feſtſtellt, ſeine wiſſenſchaftlichen Titel auf der Harvard Unj⸗ verſität errungen und iſt ein abſoluter Anhänger der eng⸗ liſchen Kultur.. Wirtf chaftliches. Die Lage des Arbeitsmarktes. Die Arbeitsmarktlage weiſt auch in der Berichtswoche vom 7. bis 13. Oktober wieder eine kleine Beſſerung in be⸗ zug auf die Zahl der Erwerbsloſen auf: es werden zurzeit noch 3327 Männer und 319 Frauen unterſtützt. Während in Mannheim, Heidelberg und Pforzheim die Erwerbsloſig⸗ keit in der letzten Zeit ſtändig zurückgegangen iſt, mußte in Karlsruhe eine Steigerung feſtgeſtellt werden; in Freiburg iſt ſie ziemlich auf dem gleichen Stande geblieben. Es ſtehen auch in dieſer Woche der teilweiſe ermöglichten ſtärkeren Be⸗ ſchäftigung auf der anderen Seite wieder Betriebseinſchrän⸗ kungen gegenüber. In Erwartung weiterer Preisſenkun⸗ gen war die Zurückhaltung in der Erteilung von Neuauf⸗ trägen für die ganze Lage recht ungünſtig. Auch iſt die In⸗ duſtrie vielſach durch die geringe Kohlenzufuhr ſehr gehemmt. Um Arbeitsgelegenheit zu ſchaffen, mußte man daher an vie⸗ len Orten zu Notſtandsarbeiten greifen. In der Landwirtſchaft hat in der letzten Zeit der große Andrang ſtellenſuchender Aufſeher und Verwalter nachge⸗ laſſen; ein gewiſſer Mangel beſteht noch an tüchtigen Knech⸗ ten und landwirtſchaftlichen Arbeitern, da die weniger ge⸗ eigneten Arbeitskräfte, die nach Möglichkeit immer wieder untergebracht werden können, mitunter ſchon nach wenigen Tagen ihre Arbeitsſtellen wieder verlaſſen. Weibliche Ar⸗ beitskräfte können auch ſtets noch beſchäftigt werden. In der Metall⸗ und Maſchineninduſtrie iſt die Nachfrage nach Ar⸗ beitskräften ſehr zurückhaltend, da ſich die Betriebe infolge Kohlenmangels nicht im erforderlichen Maße entfalten kön⸗ nen. Für die Holzinduſtrie werden wieder mehr Fach⸗ arbeitskräfte als bisher geſucht. Die Lage im Nahrungs⸗ und Genußmittelgewerbe iſt mit Ausnahme der Zigarrenin⸗ duſtrie, die allerdings durch das Tabakſteuergeſetz auch einige Einſchränkungen erfahren hat, immer noch recht ungünſtig. Die Bekleidungsinduſtrei, das Baugewerbe ſowie das Hotel⸗ und Wirtſchaftsgewerbe ſind verhältnismäßig ruhig, das Ver⸗ vielfältigungsgewerbe dagegen nach wie vor ſehr ſchlecht. Im Handelsgewerbe ſcheint die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften zuzunehmen; trotzdem iſt hier die Arbeits⸗ loſigkeit noch ſehr groß. Der private Haushalt fordert nach wie vor weibliche Hausangeſtellte in großer Zahl an. Inzwiſchen mußten mehrere Ziegelwerke, die nur für Som⸗ merarbeiten eingerichtet ſind, ihre Betriebe einſtellen oder ſind im Begriff, dies in der nächſten Zeit zu tun: bis jetzt kamen dadurch etwa 32 Männer zurEntlaſſung. Einſchrän⸗ kungen wurden in einer Lederfabrik infolge Arbeitsmangels und in einigen Zigarrenfabriken infolge des Tabakſteuerge⸗ ſetzes vorgenommen: es wurden davon zuſammen rund 250 Arbeitskräfte betroffen. Andererſeits ſteht für die nächſten Tage die Inbetriebnahme einer Arbeitsſtätte bevor, in wel⸗ cher etwa 40 Männer eingeſtellt werden dürften. Erwerbsloſenunterſtützungen wurden in dieſer Woche 224 923 M. ausbezahlt; an Kurzarbeiterzulagen wurden in 1 1 Zeit an 518 Männer und 132 Frauen 37 350 M. ewilligt. Mit Notſtandsarbeften waren in der Berichtswoche 2056 Erwerbs loſe beſchäftigt. e e 3 2 3—: REE C.— 98288——— SS8383J33VVEEVUFCC0C0õãõãéĩà5! 8 Ji. ²˙˙.. ſTſrf TTT!!!.— 8 ————— 8.—— 2— 5——— 5 2— ä—— — Der Kuß im Dunkeln. Von Hermann Lingk. Wie konnte es nur geſchehen? Sie waren bei den Pfänder⸗ ſpielen angelangt. Die Stimmen der Mädchen klangen er⸗ regt und ſchwirrend wie helle Glocken, die Geſichter brann⸗ ten von ungeſtümer Luſtigkeit. Augen blitzten und von weich geſchwellten Lippen lachte, zwitſcherte und plapperte es unaufhörlich. Köpfe voll weichen, vollen Haares neigten ſich geſchmeidig und bäumten ſich luſtig empor, weiche Nackenlinien, fein gemeißelte kleine Hände, das raſche be⸗ hende Spiel voller Glieder und runder Formen kreiſte wie ein toller Wirbel vor ſeinen Sinnen. 5 Dann hatten ſie ihn plötzlich ergriſſen, mit tauſend Fangarmen ihn gefaßt, gedrängt, geſchoben, bis er im dunklen kühlen Korridor ſtand, allein und benommen. Von drinnen hörte er wie ein fernes Brauſen das Gelächter der Mädchen, die berieten, welche Strafe ihn treffen ſolle, um ein Pfand auszulöſen. Da war es auf einmal gekommen. Ein Raſcheln, ein Kniſtern, einige trippelnde Schritte in der Dunkelheit. Dann hatten ſich von hinten zwei Arme über ſeine Schultern gelegt und blitzſchnell zwei Hände auf ſeine Augen gedrückt. Doch er hätte auch offenen Auges nichts erkennen können. Mit einem Ruck wandte er ſich und hielt ein Mädchen in den Armen, auf deſſen hingebende Lippen er die ſeinen preßte.——— Dann plötzlich riß ſich die Unbekannte don ihm los und eilte hinaus. Er blieb zurück in einem Taumel ſeligſter Empfindun⸗ gen. Seine Lippen ſchmeckten noch die Friſche und Süße, die ihm von den Frauenlippen entgegen gebracht waren, jeine Hände fühlten den ſchmiegſamen, ſchlaaken Leib. In ſeiner rechten Hand, die ihren Kopf gehalten, brannte ihm das Gefühl ihres Haares und ihm war, als fühlte er noch die Spangen, als fluteten noch immer glutvolle Wellen ihrer Geſtalt, ihrer Hingebung auf ihn ein, ſekundenlang, obwohl er wieder ganz allein in dem finſteren langen Korridor ſtaad, der ihm ſo fremd war, daß er augenblicklich vergaß, woher die Unbekannte gekommen und wo auch die Tür war, aus der er hierher verbannt war. Denn auch das Gelärm der Mädchen klang jetzt fern und unbeſtimmter: Plötzlich ſtieß man von irgend einer Seite eine Tür auf und das helle Licht der Stube drang auf ihn ein. Er trat in die Stube zurück mit dem Gefühl, ſtundealang draußen verharrt zu haben. Da umbrauſte ihn wieder die übermütige Luſtigkeit der Mädchen, die ihn ſo taumelig gemacht. Aber ſeltſam, jetzt war aller Rauſch von ihm gewichen. Sein Ohr ſchmerzte das Gekicher und Geſchnatter, ſein Auge verwirrte die ge⸗ ſchäftige Beweglichkeit, das Zerren und Necken empfand er albern und läſtig.. Und während ſich kreiſchend die Mädchen um ihn be⸗ mühten, raante auf ſeinen Lippen der Kuß der Unbekann⸗ ten, fühlten ſeine Arme noch die ſüße Laſt der ſekunden⸗ langen Hingebung der Fremden: ſeine Augen aber ſuchten und forſchten mit raſchen, faſt mißtrauiſchen Blicken in der Reihe der Mödchen nach ihr, der Rätſelhaften, Unbekannten. Indes, ſo viel er zu raten und enträtſeln ſuchte, nicht eine verriet ſich von den gi len. Alle waren gleich erglüht von Neckluſt und Spiel, alle gleich erregt und lachbereit, keine trug das Ausſehen eines beſonderen Erlebniſſes an ſich. Und er wußte, daß er nicht früher zu innerer Ruhe kom⸗ men werde, als bis er Gewißheit erlangt habe, wer die Heimlige geweſen ſei. Ja, er ſchalt ſich nachträglich, daß er ſie nicht feſtgehalten, oder nach irgend einem Erkennungs⸗ zeichen bei ihr flüchtig geforſcht habe, daß nicht der Zufall ähm eines gegeben habe. Denn nicht nur, daß es ihn reizte, eines der Mädchen kennen zu lernen, das ſeine offenbar; Neigung zu ihm in ſo heimlicher Weiſe ihm zu verſtehen ge⸗ geben. Er ſelbſt auch fühlte ſich in ſeiner ſeeliſchen Ver⸗ faſſung beunruhigt und verwirrt und faſt ſchien es, als ob das ſtille Geheimnis zwiſchen ihm und der Fremden in ihm ein Gefühl der Zuneigung für ſie zurückgelaſſen habe. Gewiß, er würde ſie entdecken. Und wenn ſein Scharf⸗ blick ſie ihm nicht verraten oder ſie ſich ſelbſt„ſtellen“ würde, ſo vertraute er dem Zufall. Und ſiehe, der Zufall ließ ihn nicht im Stich. Plötzlich nämlich, als man ſchon zum Aufbruch rüſtete, entdeckte er auf ſeiner Schulter ein hellblondes Haar. Da er mit keinem der Mädchen o nahe in Berührnug gekommen, außer mit der einen, ſo mußte es von dteſer ſtammen und es galt, jetzt ſogleich nach der Beſitzerin dieſes Blondhaares zu forſchen. Df ä ken aber nit zwar die ere, wenn anch micht„anf Haar“ gleiche, ſo doch recht ähaliche Haarfarbe beſaßen. Das Haustöchterchen Coa. Und deren Freundin Jutta. Er War ſehr froh, in ſeinen Ermittelungen bereits ſo weit getommen»in ern, denn vo dieſen beiden kam nur das Haustöchterchen in Frage, da, Jutta glückliche Braut war, außerdem eine jügoniſche Fige„die mit der Ge⸗ ſtalt der Namenleſen im dunkle Korridor nicht im Eiu⸗ kbang ſtand. So war ihm klar wer ihn im Dunkeln überraſcht hatte. Du lieber Gott, daß er nicht früher daran gedacht hatte. Ihr Benehmen ihm gegenüber, die wiederholten Einladun⸗ gen, das willige Eingehen auf ſeine Intereſſen——— daß er nicht gleich daran gedacht hatte! Und noch bevor man Abſchied nahm, zog er das blonde Haustöchterchen beiſeite, zeigte ihm das lange jelidene Haar und ſagte „Gnädiges Fräulein, gehört Ihnen dies Haar? Denken Sie, ich fand es ſoben an meiner Schulter. Was das wohl bedeutet?“ Dabei ſah er das Mädchen ſcharf und bedeu⸗ tungsvoll an. Das Mädchen betrachtete das Haar, ſah in ſein Geſicht, errötete plötzlich und ſchüttelte den Kopf:„Ach nein, das ſollte ein Haar von mir ſein?“ Er nickte bedeutſam:„Sie ſind außer Fräulein Jutta die einzige Blondine— übrigens iſt Fräulein Jutta rötlicher, es iſt alſo von Ihnen.“ Aber das iſt doch nicht möglich“— ſagte ſie zögernd, „daß das Haar“— plötzlich brach ſie in helles Lachen aus: „Es iſt ſicher von Minna. unferem Dienſtmädel, ganz ſicher. Sie iſt Ihnen beim Ablegen der Garderobe behilflich ge⸗ weſen und da iſt das Haar—“ „Sie iſt vorhin im Dunkeln in den Korridor gekommen, hat ihre Hände mir auf die Augen gelegt— und ſich von mir küſſen laſſen.— Doch was haben Sie, Fräulein Eva, Sie werden bleich— was iſt geſchehen? Was iſt Ihnen?“ Er fing ſie auf. Da war es ihm, als ob der Duft ihres Haares— oder war es Täuſchung? Eva aber lächelte:„Es iſt ſchon wieder beſſer, es kam wohl vom Tanzen. Danke!“ Und dann kam es flüſternd von ihren Lippen:„Verraten Sie mich nicht, bitte!“ Er ergriff mit ſtürmiſcher Geſte ihre Hand und zog Eva an ſich:„Ich wußte es ja, Du— Du—“ ſtammelte er. Sie küßten ſich. Dann ſah er ihr mit raſchem Blick des Ver⸗ ſtehens und Einverſtändniſſes in die Augen. Sie erwiderte den Blick, bleich und doch lächelnd. Sie geſellten ſich zu den anderen. Als er dann um Eva, angehalten hatte und ſie allein waren. ſagte er unter Liebkofungen zu ihr:„Wie kommt es, daß Ihr ein neues Dienſtmädchen habt? Wo iſt die Blonde? Sag!“ Eyg lüchelte verlegen:„Warum? Sie mußte gehen— ſie naſchle.“ Er lächelte und erfaßte ihre Hand. Vermiſchtes. Das Ende einer Bierreiſe. Man kann heutzutage nicht vorſichtig genug ſein. Das ſagte ſich auch der Juwelier Katz aus der Alexanderſtraße in Berlin, bei dem ſchon mehrere Einbrüche verübt worden waren. Um die Spitzbuben endlich mal abzufaſſen, ſchlief er nachts auf einem hinter dem Ladentiſch aufgeſtellten Bett, legte neben ſich einen Revolver und hatte außerdem noch einen ſcharfen Polizeihund bei ſich. Eine Nachts ſchien die Racheſtunde gekommen zu ſein. K. hörte Geräuſch und ſtürmte mit Hund und Revolver auf die Straße. Dort traf er den Kaufmann Piortowski und den Schlächtermeiſter Adrian. Dieſe zogen ſich um die Ecke in die Voſtaireſtraße zurück. Herr Katz immer mit hoch⸗ gehaltenem Revolver hinterher. Schließlich ſtürzten ſich beide auf K. und enitriſſen ihm den Revolver, wobei K. zu Boden fiel. Das Schöffengericht Berlin⸗ Mitte hatte die „Einbrecher“ wegen gemeinſchatflicher Mißhandlung zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt, weil K. nicht unerhebliche Verletzungen erlitten hatte, vor allem dadurch, weil ihm jemand zwei Finger ins Auge gedrückt und dieſes ſehr be⸗ ſchädigt hatte.— In der Berufungsverhandlung vor der Strafkammer des Landgerichts J plädierte R.⸗A. Bahn auf Notwehr, da nicht erwieſen ſei, daß die Angeklagten den K. verletzt hätten, vielmehr andere aus der angeſammelten Menſchenmenge die Täter geweſen wären. Das Gericht ſprach die Angeklagten frei, indem es Notwehr annohm und ausdrücklich feſtſtellte, daß die Angeklagten nicht hätten ein⸗ recen motten; fre Härfeff ſich Anf erer ane f reiſe befunden und in das in demſelben Heenhell 0 Café Reichsdiele gewollt, in ihrer Angetrunke Lokalitiäten verwechſelt. „Der Hölz ist 10s“ alſo tönt die Kunde aus Slowakei herüber. Demnach dürfte dre Landy Pla Vogtland alsbald wieder als Bauernſchreck ae ern erſcheinen. Hoffentlich ſorgt die ſächſiſche Ne einen„würdigen“ Empfang. In dieſem Sinne 1 „Die Wolkenpnmpe“, ein neuer Band des Haas Arp, enthält folgende Verſe: 1 „ſternenminniger im rätſelgarten hats gebar. erde ſterniger ſchachbreit hats gebaut die roſenknoſpe das afterrohr lauſchert an quellenas ſteinen es quellert die kriſtallvögelſcharren aus den e geklopftes parzerque e 2 ſchwalbenſalde 1 geh 18 aus dem rieſengroßen holzgewehr ſauſt den Engel der bürſtet ſeine ferne lagerſtadt“ Inde lg Hans Arps Verſe werden von ſeiner Gemen 4 bild künftiger Gedichtsſchreibung“ gep ieſe Goethe! al Neues aus dem Reiche des Dadaismus. 0 7 der Oberdada.) Der Oberdada richtete an, 6 K Stoſch⸗Sarraſani folgendes Schreiben:„Liebe eln Sarraſani! Ich werde im Rahmen Deiner Pen ih er dadaiſtiſche Dichtungen und einen dadaiſtiſchen Nl vortragen. Die Kaiſerin Dada wird mitwir Kofſe Julchen langen tauſend Mark für jedes Auftreten. alter! Vereinbarung. Gruß von Hagenbeck(ſein 9 der Oberdada Baader.“ zeber O0 Hans Staſch⸗Sarraſani erwiderte:„Sieſtiſhen Warte mit Deinem Vortrage Deiner dadaie abholt date briefe, bis ich Dich mit meinem Nilpferdwager ic die Abholng mit dem Nilpferdwagen verlang 55 zweitauſend Mark. Farbe der Badehoſe Tem nach Vereinbarung. Kollegialen Gruß von Sar men Auguſten der Geſellſchaft! Hans Stoſch⸗ Unglaublicher Bureaukratismus. Eine ſchickt der„Köln. Ztg.“ folgenden, von zwei 5 ſchriebenen Brief der dortigen Güterkaſſe: il n „Die Eiſenbahnhauptkaſſe in Eſſen teilt une gien für den Monat April 0001 Mark zu wenig au f Frachten überwieſen hahen. Wir erſuchen Sie“ Ueberweiſung en die Hauptkaſſe in Eſſen.“ Die Gäterkaſſe in Oberhauſen ſieht ſich au wegen eines zu wenig gezahlten Pfennig ſchreiben. der von zwei Beamten unterſchriebe Porto koſtet. Die Reichseiſenbaßn macht feen Milliorden Schulden: ſie mendet für den vai 0 1 „e 100 Pf auf, um einen Pfennig einantreihehe 1 derertioen Bureonkratismus darf man fi ö, itzt“ der Eiſenßahn webeſſortſg nicht wur en, o gehören allerdings nicht zum Sparprogt t 0 radenkrämpfe ſtnd mitunter die Folge von g und leiden darunter beſonders ältere Leute. werden ſie nicht ſelten ſtändig, namentlich ing en, 4 die Befallenen das Bett wieder verlaſſen waere terem Falle nützt der Genuß eines warmen 0 vor dem Zubettgehen und die Durchwärmuncgehe welches aus wollener Unterlage und wollener ahn ſtehen muß, in faſt allen Fällen. Auch öftere inefe 1 i Eſſig haben ſich gut bewährt. Die kühlen le und vielleicht noch ein kaltes Schlafzimmer welche den Krampf hervorrufen. ler Mittel zur Entfernung von Splittern ung Zur Entfernung von Fremdkörpern, welche eingedrungen find, wird folgendes Mitten Mit einem kleinen Holzſtäbchen, welches mag prozentige kauſtiſche Pottaſchelöfung eingetagen man auf dem Nagel in einer Breite von einig hin und her, indem man der Lage des ren ſodann ſchabt man mit einem Glasſcherben m den Hornbrei, der ſich bei Berührung mit 905 5 det hat, zu entfernen. Die Applikation 51 man gil das Schaben wird ſo lange wiederholt,., Sammel⸗Anzeiger uur für Mitglieder der Jaubw. Fix-. Verkanfsgensſſenſchaft Diejenigen Mitglieder, welche Torfſtreu gebrauchen, können ihren Bedarf beim Lager⸗ halter anmelden. a Im Lager vorrätig: Tabakbindegarn, Reisfuttermehl, Schweine⸗ maſtfutter, Miſchfutter für Rindvieh, Biertreber Trockenſchnitzel, Leinſamen, Phosphorſ. 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