92 fduntsblatt der Bürgermeisferämfer Seckenheim, dlvesheim, Neckarhausen und Edingen al. 4 N ie K ai Abonnementspreis: Monatlich 4.— 4 mit N Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Neklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Poſtſcheckkonto! Karlsruhe Nr. 19819. No. 246 J. 5 Trägerlohn. Diecch die Poſt bezogen pro Quartal * Jahrg. 12. Pik ausſchl. Beſtelgeld.— Geſcheint t 11h ö mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Freitag, 29. Oktober 1920. 9.9 Machtpolitik fremd. Dagegen beſteht wohl ein Anſpruch Frankreichs auf die Hegemonie auf dem Kontingent. Frank⸗ reich hat eine gewaltige Militärmacht, verſtärkt durch die Rechte aus der Militärkonvention mit Belgien und aus dem engen Verhältnis zu Polen. Daß alle dieſe militä⸗ riſchen Machtentfaltungen notwendig wären, um das zer⸗ ſchmetterte Deutſchland niederzuhalten, das wird die Welt nicht mehr halb ſo lange glauben. Deutſcherſeits iſt jeden⸗ falls kein Hindernis mehr vorhanden, um dem großen Ge⸗ danken der Abrüſtung zum Siege zu verhelfen. Wir warten darauf, daß die großen Militärmächte von heute dem Bei⸗ lich haben, und ſie follen bedenken, was von polnkiſchen Ver⸗ ſprechungen zu halten iſt. Alles in allem liegen die Dinge ja ſchlimm, aber es gibt keine Regierung, kein Parlament, das heute dem deutſchen Volke ein Daſein des Auskommens, der Behaglichkeit und der Fülle verſchaffen kann. Ach, die jeweils Regierenden können es immer am beſten Einſt un⸗ ter Bethmann und heute unter Fehrenbach Noch einige Bemerkungen über die Wahlen, aus denen hervorgeht, daß es möglicherweiſe mit denen zum preußiſchen Landtag noch gute Weile hat. War es aaders zu erwarten? Von der Präſidentenwahl iſt nicht die Rede. Das Wort hat ſodann darauf Arr Dei der Reichsfinanzminiſter, Dr. Wirths Rede, mit der er ſei⸗ ſpiel folgen, das wir nach ihrem Verlangen gegeben haben. nen Reichshaushalt, dieſes ſo außerordentlich ſchwer zur Nach dem Friedensvertrag ſoll die deutſche Abrüſtung nur Welt gekommene Kindlein, dem Hauſe in den Arm legte, iſt die Einleitung einer allgemeinen Rüſtungsbeſchränkung in gewiſſem Sinne eine große Ueberraſchung für jene, die ſein. Wir haben ein Recht darauf, daß im Geiſte dieſer Be⸗ den Redner nicht zum erſten Male hören. Er ſpricht heute ſtimmung gehandelt wird. 3 5 4 ganz erſtaunlich, ſozuſagen Jutl, ſodaß verſchiedene Leute zu In der Kohlenfrage ſind wir nicht hinter dem zurück⸗ dem Eindruck kommen können, daß dieſen Mann ſein eigener geblieben, was verlangt wird. Die deutſchen Wirtſchafts⸗ Etat ernſthaft das Gewiſſen geweckt hat. Gutmütige werden intereſſen haben zurückſtehen müſſen. Jetzt iſt ganz Frank⸗ ſich fragen, ob das alles Verſtelung oder Ernſt iſt, da Dr. reich überreichlich mit Kohlen verſorgt.(Hört, Hört!) Da⸗ Wirths Forderungen, wenn man das Kir beim rechten Na⸗ gegen wird bei uns ein Hochoſen nach dem anderen aus⸗ men nennen will, in der Er. ing einer Diktatur des geblaſen, leiden Induſtrie und Verkehr ſchwere Not, wächſt Reichsfinc ⸗miniſters innerhalb der Reichsregierung hin⸗ die Zahl der Arbeitsloſen bedenklich. Ueberall die ſchwer⸗ auslaufen. Der Reichsfinangmiaiſter würde dabei der eigent⸗ ſten Bedrängniſſe, überall ſchwere unlösbare Aufgaben. liche Reichskanzler werden. Und es hat Reichsfinanzminiſter Am handgreiflichſten zeigt ſich unſere Bedrängnis in dem gegeben und wird auch wieder welche geben, denen das ſchon Beſetzungsgebiet. In Strömen fließt aus dieſer Wunde hätte paſſen können und auch gepaßt hätte. Um ſo hoher das deutſche Leben. Troſtlos hoch ſind die Ausgaben der on eſem Angriff wurden aufs genaueſte getroffen. Ziele willen würde ſich ja etwas Verſtellung ſchon lohnen. Beſatzung. Geht es ſo weiter, ſo frißt der franzöſiſche Mi⸗ Wien und Proviant ſoll in großen Mengen zur Verfü⸗ So ſpricht Dr. Wirth außerordentlich erbanlich von dem litarismus mit dem Neſt des deutſchen Wohlſtandes auch Lehen.. 1 5. 25 Spartanertum des Reichshaushaltes, den er in der Zukunft die letzte Hoffnung Frankreichs auf Reparationen. Ent⸗ 8——˖ einzubringen gedenkt. Man wird Augen machen! Man fragt ſetzliche Prüfungen ergeben ſich für große Teile unſerer De 5. ſich, was die Genoſſen dazu ſagen werden, und will Dr. Bevölkerung. Der Reichskanzler erinnert an die Verwen⸗ eutſcher Reichstag. Stimmungsbild. Tagesſchau. unden, 28. Okt. Im Hölz⸗Prozeß wurden nach dem iilzuch der Geſchworenen die Angeklagten teilweiſe der waöflizten Brandſtiftung und teilweiſe der Beihilfe zur it 0 ait kung für ſchuldig befunden. Die Angeklagten wur⸗ 1 gn uchthaus von vier Jahren bis zu nenn Monaten . 1 verurteilt. e 4 5 8 353 5 0 it b dn, 28. Okt.[Drahtmeldung.) Der Bergarbeiter⸗ ente i den England ist beigelegt. Die Verhandlungen zwi⸗ lden Er. Bergarbeitern und der Regierung haben zu einem litt diebnis geführt. Die Bergarbeiter haben ſich bereit aug ie Arbeit ab 1. November aufzunehmen. Die Re⸗ ing ewährt ihnen eine ſoforkige Lohnerhöhung von 2 Noe 5 3 5 nee s. 28. Ort. Aug Moskan gnd bier Mel. 9 getroffen wonach im Kreiſe der Sowjets höchſte tion ung herrſcht, da man den Ausbruch einer Gegen⸗ a beit befürchtet. Die Räteregierung bat die ſchärſſten i itsmaßnahmen angeorgnet. a Wlenbagen, 28. Okt. Nach Berichten der„Berlingske en ans Helſingfors hat der Sowjetkongreß in Moskau 0 i in Kürze den Generalangriff auf allen Fronten gaufzunehmen. Enver Paſcha ſoll mit der Offen⸗ dh a 0 70 1 8 denten und Indien beginnen. Die Vorbereitun⸗ — — —— Wirth wirklich zur Not auch gegen ſie regieren? dung ſchwarzer Truppen. Zerſtörte ee er⸗ f Sitzung sbericht. heben erſckütternde Anklagen(Ifui⸗Rufe). Wann wird die . Welt ſie hören? Mit diefe: teln ſäen unſere Nachbarn Mittwoch, 25. Oktober nachmittags 1 Uhr. a im Weſten die Saat des Hanes. In Spa wurde uns zu⸗ Am Regierungstiſche: Reichskanzler Fehrenbach, Si⸗ geſagt, daß über die Frage der Neparation verhandelt wer⸗ mons, Wirth und Scholz. den ſolle. Wir warten heute noch darauf. Auf der Gegenſeite Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Leſung des Reichs⸗ hat man geradezu phantaſtiſche Ziſern angekündigt. Wir Haushalts; mit ihr verbunden werden die Interpellationen wiſſen heute noch nicht einmal, welche Grenzen Deutſchland über die Entwaffnung der Bevölkerung und über die Ver⸗ endgültig haben wird. Das Schickſal Oberſchleſiens harrt nichtung der Dieſelmotoren. 5 l 5 noch der Entſcheid ig Der polniſche Vergrößerungswahn Reichskanzler Fehrenbach: Hoffentlich wird die mühe⸗ bemüht ſich mit den brutalſten Milteln um dieſen allzu⸗ volle Arbeit, die dem Reichstage bevorſteht, dem Lande zum deutſchen Beſitz. Segen gereichen. Durch die neuen Beſtimmungen von Reichskanzler nbach fortfahrend: Vielfach heißt es, Spa ſollen wir aus den Reihen der tapferen weſtlichen daß Kräfte am VN. e ſind, die un beeinflußte Entſcheidung Völker geſtrichen werden. Man hat uns nur eine kümmer⸗ zu verhindern. An die Alliierten ergeht die Aufforderung, 1 e liche Polizeitruppe gelaſſen, die kaum die Ruhe im Innern dieſe Gewalten abzuwehren. Wir hoffen, daß unſere Lands⸗ 0 tit E ſichern kann. Das Schickſal laſtet ſchwer auf uns. Das Aus⸗ leute in Oberſchleſien treu zum Reiche halten werden.(Bei⸗ Ant land ſollte uns daher den kalten Hohn erſparen. Nach allem, fall.) Den beſonderen Verhältniſſen Oberſchleſiens werden deen, ö was Deutſchland geleiſtet hat, hat es immer noch Anspruch wir Rechnung tragen. Dem Reichstag wird ein Geſetzent⸗ halb bäpielt auf die Achtung der Völker. Unſere Lage iſt die: Wir ſind wurf zugehen, der der bberſchleſiſchen Bevölkerung das ale trie militäriſch gebrochen, politiſch ſtillgelegt, und ringen wirt. Recht einräumt, über ihre bundesſtaatliche Selbständigkeit er oper. ſchaftlich mit dem nackten Leben. Ein Volk in dieſer Lage zu beſchließen. Was die Oberſchleſier von den polniſchen Ikusriert darf keinem Abenteuer ausgeſetzt werden. Der kleinſte Verſprechungen zu halten haben, wiſſen ſie ſelbſt. öm t Fehler kann die größten Folgen haben. Wir ſtehen mitten in einer Ernähruagskriſe. Es wird it be de Der Reichskanzler warnt vor Verſtößen gegen die frem⸗ ſchwer ſein, über den Winter hinwegzukommen. Das Ka⸗ dann! den Kommiſſionen. In den politiſchen Abgrund hätte es binett hat an dieſen Schwierigkeiten keine Schuld. Es hat ieden uns geführt, wenn wir im ruſſiſch⸗polniſchen Kriege nicht lediglich die Erbſcha ſeiner Vorgänger»bernommen. Der 10 dieſe ſtrengſte Neutralität gewahrt hätten. Unbeirrt durch die Abbau der Zwangswirtſchaſt hat nur zur Feſtſtellung der adgstos pa Fata Morganismen ſind wir den geraden Weg gegangen. Tatſache geführt, daß die Zwangswirtſchaft längſt zuſam⸗ W auf 15 Gegenüber allen Anfechtungen haben wir unſere Politik mengebrochen iſt. Keine Regierung beſitzt die Mittel, ſie iger Sch durchgehalten. Wir haben Anſtrengungen geſehen, die die gegenwärtig wieder aufzubauen. Der Reichskanzler richtet dle dölen deutſchen Arbeiter vor den Kriegswagen ſpannen wollten.] die Aufforderung an alle Landwirte, das ihre zu tun, da⸗ lu de t, Der geſunde Geiſt unſeres Volkes wird ſolchen Verſuchen mit unſer Volk auch dieſen Winter glücklich überſteht. Wer auf die Dauer begegnen. Unſere äußere Politik iſt zwangs⸗ den Hunger des Volkes in Gold ummünzt, ſchafft ſich Teu⸗ läufig. Einen deutſchen Militarismus gibt es nicht mehr. felsgeld. Keine Regierung kann heute dem deutſchen (Lachen bei den Unabhängigen.) Man ſoll nicht verſuchen, Volk Behaglichkeit und Fülle ſchenken. Nur Charlatane den weſenloſen Schatten des deutſchen Militarismus zu be⸗ können das verſprechen. 3 ſchwören, um den eigenen Militarismus zu verdecken. Mi⸗ Ein Teil unſerer Bevölkerung bat leider den ruſſiſchen litäriſch ſind wir gegenwärtig bedeutunaslos und jeder Terroriſten ſein Ohr geöffnet. Die deutſchen Arbeiter lngehe verboten) 2 echt 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. ichte ihr der Herr die Hand.„Willkommen“, G Men glz„Achtunddreißig Damen, darunter viele f 15 0 geige nzendſten Zeugniſſen, haben ſich auf meine bat, gemeldet. Aber Ihre Handſchrift gefiel mir a liegt 10 viel Charakter und Schwung in Ich leſe namlich wie ein Seher aus d tänſche mich nie.— Darum hot mich hehn elmehr Jyre Jugend, nicht geſtört! Aber I enen Sie doch Platz!“ de Las 3 nämlich wieder“, erklärte die Dame. belt acht Frau Müller, n der ich Ihnen ſchrieb ku schw Jahre bei uns.“„Und ich trenne mich lobte er, aber mein Mann, von dem ich geſchie⸗ Mn U e b 8 den. gibt keine Ruhe. Wir gehen viede: zu⸗ Mein Mädelchen, mein Friedel, gecti nt ihre f 8 und forſchend über Gertrud glitten. le en, li ich mir lern. ieber Freund. Und wenn ich mi e peselte ihm zu. V. d fin, Präſidenten, verwandt?“ Ae e er. Sehr trau g für das Kind und ich ate er, während ſeine Blicke unheimlich 1 da e Ihnen aber ſchon längſt erklärt, Frie⸗ 5 alen— 99 einen Wechſel, einen fröhlichen, jun⸗ led aſo anſehe, würde ich es verſuchen!“ rief die 0 buüppfte mit den Fingern, kniff die Augen e aue 0 Sieden Meinhard, mein Fräulein,“ ſagte er. 4 e vielleicht mit dem bekannten Staats⸗ ſtehe allein,“ erwiderte Gertrud mit ſchmerz⸗ Ayfinden bitter.„Weshalb?“ Er ſchien etwas verlegen. Jedoch die Hausdame übernahm die Antwort: „Herr Berndt iſt etwas komiſch. Er iſt eiferſüchtig, wirklich! Natürlich im beſten Sinne. Er verwöhnt uns alle mit ſeiner Güte; aber wir müſſen uns ihm mit Haut und Haaren verſchreiben.“ „Aber, Liebſte, Beſte! Was ſprechen Sie? Was ſoll die junge Dame denken?“ unterbrach er ſie ſchnell. „Nein, die Sache liegt ſo. Ich habe keine Verwandten und wenig Freunde; und ich ſehe es nicht— ſehr gern, wenn meine Damen einen großen Anhang haben.— Ich denke dann ſtets, ſie widmen ſich nicht mit dem ganzen Herzen meinem Kinde.“ Gertrud wußte nicht recht, ob Zuſtimmung oder Mißtrauen in ihr überwog; aber ſein Ton klang aufrichtig. Sie neigte den ſchönen Kopf.„Ich kann es nicht verſtehen; aber ich ſtehe allein. Sie hätten nichts zu befürchten, nachdem ich meine Pflichten ein⸗ mal übernommen habe.“ In ſeinen Augen glänzte es plötzlich auf. Seine kurze fette Hand klopfte vergnügt das Knie. „Schauen Sie“, warf die Müller etwas gereizt ein,„was wir beſprachen. Wenn Sie Fräulein en⸗ gagieren, hätten Sie keine Wiederkehr eines Gatten zu befürchten!“ „Wer ſagt Ihnen, daß Fräulein Meinhard ganz frei iſt?“ Vielleicht iſt ſie längſt verlobt?“ „Ich bin nicht verlobt, wüßte auch nicht, was meine perſönlichen Verhältniſſe mit der Gewiſſenhaf⸗ tigkeit meiner Pflichterfüllung zu tun hätten?“ „Sagen Sie das nicht,“ erwiderte er ſchnell,„wenn ich eine Dame in mein Haus aufnehme, möchte ich ſie doch recht, recht lange bei uns ſehen, am liebſten für immer. Der Gedanke, ſie bald verlieren zu kön⸗ nen, iſt mir gräßlich.“ 5 „Ich kann verſtehen, daß Sie für Ihr mutterloſes Töchterchen derartige Erwägungen haben. Die Er⸗ ziehung würde unter dem Wechſel leiden.“ „Meine Friedel iſt nicht mutterlos,“ antwortete er und ſeufzte,„nur iſt meine arme Frau ſeit zehn Jah⸗ ren in einer Anſtalt.“ 1 „O,“ meinte Gertrud bedauernd und fragte ablen⸗ kend:„Habe ich auch den Schulunterricht ihrer Toch⸗ ter zu leiten, Herr Berndt? Ich habe kein Lehrer⸗ innenexamen gemacht.“ „Das tut nichts. Die Kleine iſt mit der Schule durch. Sie iſt fünfzehn Jahre alt, ſehr zart und ſoll mir nicht gequält und überanſtrengt werden,“ ſagte wieder Frau Müller.„Unſer Hausarzt wünſcht, daß ſie nur ſpielend weitergebildet wird.“ 6 5 „Und wie geſchieht dies, gnädige Frau?“ „Wir leſen mit ihr, plaudern mit ihr ein wenig Engliſch und Franzöſiſch, belehren ſie auf Reiſen. Das Kind iſt ſehr dankbar und aufnahmefähig. Ein ſüßes Geſchöpfchen“ Sie ſah den Vater an, der ſich die Augen wiſchte und ihr gerührt zunickte.„Sie ſollen Friedel gleich kennen lernen.“ Herr Berndt erhob ſich und drückte auf einen Knopf. Rufen Sie Fräulein Friedel,“ befahl er einem Stubenmädchen. a Gleich darauf kam ein auffallend zartes Geſchöpf⸗ chen, an dem eigentlich alles zu ſchmal und zu klein war, außer großen, braunen, merkwürdig reif und ernſt blickenden Augen. Die engbrüſtige Geſtalt war in ein faltiges Kinderkleidchen aus mattblauer Seide gehüllt. Eine gleichfarbige Rieſenſchleife ſaß in dem ſpärlichen, blonden Haar, das aufgelöſt auf den Rük⸗ ken herabhing. Anfangs blieb das Mädchen wie ein⸗ geſchüchtert ſtehen. [Fortſetzung folgt.] Haben in Rüßkänd ſelbſt erfahren, wie die Denge dork tke⸗ gen. Die deutſche Regierung hat keine Neigung, die ruſ⸗ ſiſchen Methoden anzuwenden. Solche Methoden der Ge⸗ walt werden wir auch mit Gewalt abwehren(Beifall). Recht freier politiſcher Betätigung wird nicht angetaſtet, aber auch das Geſetz muß beachtet werden. Die Kommu⸗ niſtiſche Partei bekennt ſich zur Moskauer Gewaltpolitik. Solche Grundſätze haben den Bürgerkrieg zur Folge. Wer zu Moskau ſchwört, will den Umſturz des Reiches durch blutige Gewalt und Bürgerkrieg. Er ſtellt ſich damit außerhalb der Rechtsordnung. Für ruſſiſche Agitatoren, die den Bürgerkrieg predigen, iſt in Deutſchland kein Raum(Lebhafter Beifall). 8 Der Reichskanzler fordert weitgehendſte Sparſamkeit. Das deutſche Volk kann kein faules Glied in ſeiner Wirt⸗ ſchaft dulden. Das Regierungsprogramm geht dahin, die Induſtrie und Landwirtſchaft mit allen Kräften zur Wieder⸗ herſtellung der deutſchen Arbeitsfähigkeit mohil zu machen, den höchſten Nutzeffekt zu erzielen, unſere Verkehrspolitik zu ſanieren und unſere Finanzen zu ordnen, ſowie eine Arbeiterpolitik nach ſozialen Grundſätzen zu treiben. In der Frage der Sozialiſierung des Kohlenbergbaues wird die Regierung die Anregungen des Kohlenrates und des Reichswirtſchaftsrates ſorgfältig prüfen. Die Vorlage wird dem Reichstag demnächſt zugehen. Die Reichstags⸗ wahlen in den Abſtimmungsgebieten werden gemeinſam mit den preußiſchen Landtagswahlen ſtattfinden. Sollten dieſe ſich verzögern, ſo finden die Nachwahlen zum Reichs⸗ tag früher ſtatt. Das Zuſammengehörigkeitsgefühl iſt ſtärler geworden. Das beweiſen die Abſtimmungen in den Grenzgebieten und in Kärnter(Beifall). Wir müſſen jetzt alle Kräfte zu poſitiver Arbeit zuſammenfaſſen. Wir brauchen die Mit⸗ arbeit aller Parteien, wenn wir das erreichen wollen, was uns allen Ziel iſt, ein geſunder lebensfähiger Staat.(Leb⸗ hafter Beifall.) N Reichsfinanzminiſter Dr. Wirth: Es iſt unerhört, daß unſere Laſten immer noch nicht feſtgelegt ſind. Wir ſind immer noch im ungewiſſen. Wir befinden uns in einer Sklaverei. Der Finanzminiſter beſpricht die Ergebniſſe der Konferenz von Brüſſel. Es genügt nicht, daß die Aerzte die Urſache der Krankheit feſtſtellen, ſie müſſen auch die Mit⸗ tel zur Behandlung angeben. Die in Brüſſel aufgeſtellten Forderungen der Sparſamkeit ſind für Deutſchland zu ſpät ekommen. Das deutſche Sparprogramm war ſchon vor rüſſel fertig. An Steuerbewilligungen hat kein Staat ſo viel getan, wie Deutſchland. Eine Geſundung iſt aber erſt möglich, wenn eine klare Feſtſetzung der deutſchen Leiſtungen und der deutſchen Leiſtungsfähigkeit gegeben iſt. Prüfen Sie doͤn Etat an allen Ecken, aber arbeiten Sie raſch. Auch die Beſoldungsvorlage muß möglichſt bald erledigt werden. Es iſt eine Lebensfrage, daß möglichſt raſch eine einheitliche und ausreichende Beſoldungsreform im Reich, in den Ländern und Gemeindeg durchgeführt wird. Mit dem Grundſatze von Reichsausgaben für Ernährungszwecke muß möglichſt bald gebrochen werden. Es iſt eine Tragödie, daß in dem Augenblick, wo die Ar⸗ beiterwelt auf den politiſchen Gang der Dinge großen Ein⸗ fluß hat, der Mehrwert der Arbeit an die Alliierten abfließt. —— Der Figanzminiſter gibt dann eine Ueberſicht über die Schuldverhältniſſe des Reiches. Die Lage des Reiches iſt überaus ſchwierig. Es iſt nicht notwendig, daß man ein ſo hartes Los ſtumm erträgt; darum werden wir alles daran ſetzen, uns gegen dienſes erbarmungsloſe Schickſal zu weh⸗ ren und es ſo zu meiſtern verſuchen. Wenn Poſt und Eiſen⸗ bahn ihre Preiſe ſo erhöhen könaten wie die Induſtrie, ſo würden die Betriebsverwaltungen im Golde ſchwimmen. Die Betriebsverwaltungen leiden außerordentlich an der ſchematiſchen Durchführung des Achtſtundentages.(Zuſtim⸗ mung rechts). Es muß wenigſtens dann gearbeitet wer⸗ den, eine Anweſenheit von acht Stunden genügt nicht. Die Steuergeſechgerne ann noch nicht abgeſchloſſen ſein. Vor⸗ her gilt es aber, daß die beſtehenden Steuergeſetze energiſch rchgeſührt werden, ſonſt ſtehen die Einnahmen auf dem Papier. Die Moral muß gehoben werden, wenn die Steuern eingehen ſollen.(Abg. Mittelmann: Wie iſt es mit dem früheren Finanzminiſter?) Auch vor dieſer Perſon wird die Unterſuchung kein Halt machen. Zur Herbeiführung einer ſparſamen Wirtſchaft muß die Stellung des Finanzminiſters geſtärkt werden. Der Finanzminiſter kündigt eine Novelle Ne Reichsnotopfergeſetz an durch die ein großer Teil des Reicksnotopfers ſofort flüſſig gemacht werden ſoll. Ernſte Erwägung bedarf die Frage eines allgemeinen Dienſtjahres. Auf dem Gebiete der Wirtſchaft müſſen wir zu Taten ſchrei⸗ ten. Verzweiflung darf nicht in unſere Gemüter einkehren. Ueber die Gräber uaſerer Gefallenen müſſen wir vorwärts ſchreiten, dem Lichte und der Freiheit entgegen!(Beifall). Das Haus vertragt ſich auf Donnerstag 1 yr: Weiter⸗ beratung. Schluß nach 4 Uhr. Deutſchland. 8 Die Dieſelmotoren. Berlin, 28. Okt. In der Frage der Dieſelmotoren liegt, wie die„B. Z. am Mittag“ hört, bis zur Stunde keine amt⸗ liche Aeußerung der Entente vor, die einen Verzicht ihrer Forderung enthalten würde. a 1 Statt abgeliefert— abgeſchoben. Berlin, 28. Okt. Der„Vorwärts“ erhält von zuverläſ⸗ ſiger Seite aus Prenzlau Nachrichten über Vorgänge bei der dortigen Waffenablieferung, die ein ſofortiges Einſchreiten des Reichskommiſſars dringend notwendig machen ſollen. Das in Prenzlau liegende 1. Bataillon des Reichswehrregi⸗ ments 5 hatte Befehl, die abgelieferten Waffenvorräte zu vernichten und alsdann der Treuhandgeſellſchaft zu über⸗ weiſen. Nach den Mitteilungen des„Vorwärts“ ſoll dieſem Befehl ein anders lautender Geheimbefehl entgegengeſtan⸗ den haben. Der Waffenmeiſter des Bataillons habe den größten Teil der Waffen nicht vernichtet, ſondern beiſeite ge⸗ ſchaft und nach und nach mit Laſtautomobilen und Geſpannen abgeholt und verſchoben. Ein Reſt der Waffen wurde von dem Arreſtaufſeher, in deſſen Privatraum die Waffen unter⸗ gebracht waren, ordnungsmäßig abgegeben. An der Waf⸗ fenablieferung haben ſich noch ein ehemaliger Kaſernenwär⸗ ter und ein alter Feldwebel beteiligt, die jetzt plötzlich auf unbekannte Veranlaſſung verhaftet und in Unterſuchungs⸗ haft genommen ſind, und zwar wegen Diebſtahls. f Grenzübertritte ehemaliger Sicherheitspoliziſten. Berlin, 28. Okt Nach einer Mitteilung des Preſſedienles der preußiſchen Staatsregierung ging am 14. Oktober ein unbewaffneter Trupp von 120 Mann und 2 Offizieren von der ehemaligen freiwilligen Polizeitruppe, die am 8. Oktober auf Wunſch der Entente aufgelöſt wurde, und am 15. ein Trupp von 3 Offizteren und 300 Mann nördlich von Endt⸗ kuhnen über die Grenze. Es fanden ferner Einzelübertritte von insgeſamt 150 Mann ſtatt. Grenzüberſchreitungen mit Geſchützen, Maſchinengewehren und Minenwerfern haben nach Feſtſtellungen des Regierungspräſidenten von Gumbin⸗ nen nicht ſtartgefunden. 5 Reichs wirtſchafts⸗ und Reichskohlenrat. Berlin, 28. Okt. In der geſtrigen Sitzung des gemein⸗ 5 Unterausſchuſſes des Reichswirtſchaftsrates wurde die Beratung der Sozialiſierungsfrage fortgeſetzt. b 5 Der Vorſitzende Edler von Braun führte aus, den Ein⸗ druck, daß eine Reihe gemeinſamer Geſichtspunkte bereits gefunden ſei. Die Arbeitnehmer hätten betont, daß die bis⸗ N 5 Vorſchläge der Arbeitgeber das brennende Sehnen r Arbeiterſchaft nicht erfüllen. Dieſes Streben könne aber Aur zu einem Teil erfüllt werden, ſoweit die Wirtſchaftlich⸗ keit des Betriebes und die Volkswirtſchaft dies zulaſſe. Er b 22 erſt einmal zu prüfen, was bei einem Ausbau des enden zu belaſſen und was abzuändern ſei. Dann 10 4 e Paälfl Müller— Afgeſtelltenverkreter der Schfffahrt — ſchlägt vor, daß Arbeitgeber⸗ wie Arbeitnehmergruppen in geſonderten Kommiſſionen zuſammentreten, um praktiſche Vorſchläge zu finden und dieſe dann erſt in der gemeinſamen Sitzung des Unterausſchuſſes zu prüfen. Er hoffe, daß hier ein Mittelweg gefunden werde. 1 Herr Umbreit— Arbeitnehmer— hält an den Forderun⸗ gen der Arbeitnehmer feſt. 8 N 1 Der Generaldirektor Silverberg bedauert die geſtrigen Ausführungen des Herrn Werner und bittet dafür zu ſor⸗ gen, daß bei den Verhandlungen auch vonſeiten der Angeſtell⸗ ten wirtſchaftspolitiſche Linien jane gehalten werden. Er wehrt ſich energiſch gegen die Reſolution der Arbeitnehmer⸗ vertreter, ebenſo gegen den Paſſus über Herrn Stinnes. Herr Paul Müller ändert ſeinen Antrag dahin ab, daß an die Stelle der getreunten Kommiſſionen eine gemiſchte Kommiſſion treten ſoll. Es folgt eine längere Geſchäftsordnungsdebatte, in deren 0 Verlauf beſchloſſen wird, einen Verſtändigungsausſchuß, be⸗ ſtehend aus 7 Perſonen, zu bilden, von denen je drei den Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu entnehmen ſind, wäh⸗ rend als ſiebentes Mitglied ein Vertreter der Abteilung III des Reichswirtſchaftsrates beſtellt werden ſoll. a Es werden darauf vonſeiten der Arbeitgeber gewählt die Herren Stinnes„Dr. Silverberg, Generaldirektor Vögler; vonſeiten der Arbeiternehmer die Herren Wageger, Werner, Imbuſch, und als Vertreter der Abteilung III des Reichs⸗ wirtſchaftsrates Dr. Berthhold.. Darauf vertagt der Untergusſchuß ſeine Verhandlungen is zum 10. November, nach mittags 4 Uhr. a Der Fall Auguſtin. Der am 1. Oktober aus dem Reichsdienſt ausgeſchiedene Dr. E. Auguſtin nimmt nunmehr in einere längeren Er⸗ klärung, ie er uns übermittelt zu den letzter Zeit über ihn verbreiteten Anſchuldigungen Stellung. Darin erklärt er einmal, daß ein dienſtlicher Verkehr zwiſchen ihm und dem Ackerbauminiſterium in dem Sinne, daß er Wünſche oder Anträge dieſer Geſellſchaft zu bearbeiten gehabt hätte, über⸗ Haupt nich beſtanden habe. Er habe lediglich anweiſungs⸗ gemäß der Geſellſchaft Auskunft übor»ein formale Dinge erteilt, und zwar im ausdrücklichen Auftrage deines damali⸗ gen Vorgeſetzten Dr. Ramm, des jetzigen Staatsſekretärs im Laudwirtſchaftsminiſterium. Dieſer Auftrag ging dahin, die landwirtſchaftliche Betriebsſtelle für Kriegswirtſchaft, deren Geſchäftsführer Dr. Ran war, und die Ackerbau⸗Ge⸗ ſellſchaft, deren Aufſichtsrats orſitzender er noch jetzt iſt, nach Kräften zu unterſtützen. De. Auguſtin beſtreitet ſodann ent⸗ ſchieden, daß die Ueberwei ung von Geld an ſeine Frau in irgendeinem Zuſammenhaug mit der Erteilung der Einfuhr⸗ genehmigung für Bindegarn geſtanden habe. Bei dieſer An⸗ gelegenheit habe er lediglich pflichtgemäß ſeine Unterſchrift geleiſtet, nachdem ſich ſämtliche in Betracht kommenden Stel⸗ len für die Notwendigkeit dieſer Einfuhr im Intereſſe der Sicherſtellung der bevorſtehenden Ernte ausgeſprochen hat⸗ ten. Dr. Auguſtin legt ferner Wert auf die Feſtſtellung, daß er von der Ueberweiſung des Geldes auf das Konto ſeiner Frau erſt Kenntnis erhalten hat, nachdem ihm dieſerhalb vom Miniſter Hermes am Abend des 14. Juni Vorhaltungen gemacht worden wären. Auch er weiſt auf die Rolle hin, die der Staatsſekretär Dr. Ramm in der Angelegenheit geſpielt habe, indem er gegen den ihm angekündigten Beſtechungs⸗ werſuch an einem Beamten des Miniſteriums keinerlei Schritte unternahm. Dr. Ramm ſcheini ferner dem Miniſter⸗ präſident und Landwirtſchaftsminiſter Braun die Tatſache, daß Dr. Auguſtin zum 1. Oktober aus dem Reichsdienſt aus⸗ ſcheide verſchwiegen zu haben, ſonſt hätte Herr Braun auf dem Parteitag in Kaſſel den Fall nicht ſo, wie geſchehen, aus. ſchlachten können. Daß er ihn ferner mit der Preisfeſtſetzung für Stickſtoffdüngemittel in Verbindung gebracht habe, ſei zum mindeſten eigentümlich, da das Dr. Auguſtin unterſtellte Stickſtoffreferat niemals mit der Feſtſetzung der Stickſtoff⸗ düngepreiſe unmittelbar befaßt geweſen ſei. Dr. Auguſtin vertraut garauf, daß die eingeleitete Unterſuchung ſich auf alle ihn btreffenden Behauptungen erſtrecken werde. Sie liege auch im Intereſſe des mitbeſchuldigten Miniſterialſekretärs Funke, der als einwandfreier und beſonders tüchtiger Beam⸗ tr allſeitig anerkannt werde. Irgendeine geſetzwidrige Hand⸗ lungsweiſe oder eine geſetzwidrige Verausgabung von Gel⸗ dern aus der Preisausgleichskaſſe ſei weder von ihm, noch vom Miniſterialsſekretär Funke als dem verantwortlichen Kaſſenführer begangen worden. Ausland. Die Litauer mobiliſieren. 8 Paris, 28. Okt. Litauen hat eine Mobiliſationsordre er⸗ laſſen, welche der General Zeligowski damit motiviert, daß die Regierung von Kowno die Abſicht hätte, die Territorien von Wilna, Grodno und Lida zu beſetzen. Die griechiſche Throufolgefrage. Paris, 28. Okt. Der„Temps“ erfährt zu der griechiſchen Thronfolgefrage aus Athen, daß der Miniſterrat eine Pro⸗ klamation an das Volk gerichtet hat, in welcher dem Schmerz über die„verlorene Jugend des Königs“ Ausdruck verliehen wird. Die Proklamation teilt mit, daß Prinz Paul zur Thronfolge berufen wird, daß jedoch wegen ſeiner Abweſen⸗ heit vom Lande und angeſichts der Lage der Nation gegen⸗ über der Dynaſtie des Exkönigs Konſtantin die Regierung die aufgelöſte Kammer wieder einberufen werde, um einen Regenten zu ernennen. Die Wahl des Admirals Cunduriet⸗ tis zum Regenten kann als ſicher angenommen werden. Rom, 28. Okt. Eine Athener Depeſche des„Temps“ mel⸗ det, daß Venizelos, welchem die Kammer zweifellos die Prä⸗ ſidentſchaft übertragen werde, ſkruppellos alle Mittel an⸗ wenden würde, um die Wahlſchlacht zu gewinnen. Indeſſen ſei die Lage für Venizelos nicht ſehr günſtig, denn die Kon⸗ ſtantinpartei, die Sozialiſten und die Wählerſchaften der neuen Provinzen ſeien entſchieden gegen ihn, ebenſo viele ſeiner früheren Anhänger. 2 Polen und Danzig. Drahtnachrichten. (Eigener Sonderbericht.) 0 Verſchärfung der engliſch⸗franzöſiſchen Reibungen. Paris, 28. Okt. Das engliſche Entgegenkommen in bezug auf die Behandlung des deutſchen Eigentums in England läßt den Gegenſatz zwiſchen London und Paris von neuem zutage treten. Die franzöſiſche Preſſe iſt über den engliſchen Schritt entrüſtet. Nach dem„Echo de Paris“ hat die fran⸗ zöſiſche Regierung die Abſicht, dagegen bei dem engliſchen Miniſterium des Aeußern zu proteſtieren und die Botſchaf⸗ terkonferenz mit der Frage zu beſchäftigen, ob denn der Ver⸗ trag von Verſailles nicht auch ein Vertrag unter den Al⸗ liierten und nicht bloß ein Vertrag der einzelnen Parteien mit Deutſchland ſei. Nach der Auffaſſung des„Echo“ iſt der Augenblick ernſt, denn zwiſchen dem britiſchen Handels⸗ geiſt, der ganz klar für den ſofortigen Profit arbeite, aber den politiſchen Nutzen für eine Friſt von 10 bis 15 Jahren vernachläſſige, und der nationalen franzöſiſchen Politik werde ber Zwieſpalt von Tag zu Tag größer. i „Der„Matin“ ſchreibt: Die Mitteilung über dieſen Be⸗ ſchluß wurde vor drei Tagen nach Berlin gegeben. Die fran⸗ 19255 Dicſer Beſchtuß hat zwei Folgen: 1. glot er Privilegium zum Schaden der anderen alliierte ſeinen Handel mit Deutſchland; 2. bedeutet 5 ohne vorherige Verſtändigung der Alliierten den auf eine ganze Anzohl von Druckmitteln. 0 Das„Journal“ ſagt: Die Blockade iſt das Druckmittel, aber eine Blockade iſt nicht möglich, den deutſchen Privatintereſſen geſtattet, ſich na flüchten. Dieſe Kundgebung iſt umſo be in einem Augenblick erfolgt, in dem Frankreich eine Verſtärkung ſeines Drackes zu erreichen. 5* 1 1 Baſel, 29. Okt.(Drahtme dung) Die Bröſſehe tungen melden: Die deutſchen Sactwerſtändigen den Alliierten am 14. Dezember in Brüſſel s. men. Die Feſtſtellungsakten ſollen bis zum abgeſchloſſen ſein. 1 8 5 Danzig, 29. Okt.(Drahtmeldung.) Die Bert 11 genblätter berichten, daß in Hafen von Danzig! e Kreuzer eingelaufen ſind. Köln, 29. Okt.(Drahtmeldung Die Garne Worms und Zweibrücken ſind jetzt mit ausſchließln zen Truppen beſetzt. 1 München, 29. Okt.(Tiatz meldung.] Nach 2 amtlichen Meldung, ſcheint die Gefahr des Bause Dieſelmo tore abgewende zu ſein.„ 8 e Der Staatshaushalt von Sowfe⸗ Das engliſche Sozialiſtenblatt„Daily 9 öffentlicht den Staatshaushalt für das e 0. 1919, den Lenin für Suren duftend 5 f f 1. Produkt fon a Nationaliſierte Induſtrie Zuckermonopo k Branntweinmonopol Holzmonopob 0 Nahrungsmittel Steuern darauf Erwerbung der Na rungen 3. Urans port. Einnahmen 923, 302 1 4. Andetze Poſten Steuern 2213 Krongüter.„ 461 Domänen 54117 Andere Einnahmen 847 Erziehung 8 Oeffentliche Arbeiten— Heer 1 750 58 Andere Ausgaben Eiſenbahnen Flußſchiffahrt 7 Die Gefamteinnahmen dieſes bolſchewiſtiſchen plans ſtellen ſich alſo auf 20 349 Millianegg Geſamtausgaben erreichen die Höhe von 50 10 geh Rubel für das erſte Halbjahr 1919.„ eines halben Rechnungsjahrs beträgt dei! Millionen oder rund 30 Milliarden Rubel Einnahmen ergeben die Steuern nur den e 2193 Millionen Rubel oder 11 Prozent e einnahmen. Der Fehlbetrag der ſozialiſt 0 ſtrie beträgt nahezu 3000 Millionen Ru 957 4 111 terbilanz der Eiſenbahn ſtellt ſich auf m Millionen Rubel oder 80 Prozent. Die die Armee ſtellen fich auf 12 401 Millionen az eigenartige Illustration des bolſchewiſtiſchen pon, Die weitere beträchtliche„andere Ausgabe ie Millionen Rubel verſchlingt wahrſcheinlich organiſation in Moskau. Der für das 0 wartete Fehlbetrag von 31000 Millionen alt 0 ſich nach dem„Daily Herald“ in Wirklichen Millionen Rubel.— „e Vadiſche Politik. 95 Aus dem Bad. Landtag. atiſche f Karlsruhe, 28. Okt. Die Deutſch⸗Demok gte hat im Landtag folgenden Antrag eingeben tag wolle beſchließen, das Arbeitsminiſter die 0% in Anwendung der Ermächtigung durch g 10% ſchutzordnung vom 9. Juni 1920(R. G.⸗Bl. de 90 Pachteinigungsämter für das Gebiet des Landern errichten.— Die Beratung der neuen Gememnerg Juſtizausſchuß des Landtags nimmt am Do it eit. Anfang. Von jeder der drei groß Parteien tut erſtatter für das ſehr umfangrei⸗ K Geſetz gan, ö 1 a esam 90 e Mannheim, 28. Okt. In einer Venige Linksunabhängigen wurde über das unabhalzet ſei Tribüne“ mitgeteilt, daß dieſes ſehr verſchn kalen das Erſcheinen einſtellen müſſe. Die Rade, neu aber, daß innerhalb 4 Wochen die„Tribüne ſtiſch erſcheine. 3 Vaden und Nachbargel e 4 * Karlsruhe, 28. Okt Die Franzose burß Pfalz die weſteuropäiſche Zeit eingeführt Je gent die Züge in Baden, wo die mittelenropczal 1 30 bis 40 Minuten Verſpätung aus der l 119 Heidelberg, 28. Okt. Die hieſige oe einen ledigen Metzger aus Riedingen bei den Unterſtützungsſchwindel betrieh. Erz, 8 Bezirks 895 prochenſ und als elſaß⸗lothringiſcher Geſamtbetrage von 2587 Mark eingefammelt gleiter ging flüchtig. 5 , Friedrichsfeld(A. Weinheim), 2. zöſiſcher Kraftwagen mit 2 franzöſiſchen zöſtſche R Alen wguben er eugliſchen Regie 1 5 5 abend von Heidelberg kon 0 Schrank einem Eiſe Finedte das Anke und Wärf es zur Seite. Es flucht beschädigt. Die Inſaſſen blieben unverletzt. Ae. Ott. Das Elektrizitätswerk A. G. beabſich⸗ Alttzenkapital auf 3 Millionen Mark zu erhöhen. beh. darüber ſoll in einer Generalverſammlung In ember im hieſigen Rathausſaale gefaßt werden. berg., 28. Ott. Zwei Mädchen im Alter von 9 und 1 el rangen von einem fahrenden Straßenbahnwagen az ber das Gleiſe. Hierbei ſtürzte das§jährige Boden und wurde von dem Straßenbahnwagen ri ſo ſchwer verletzt, daß es kurze Zeit darauf ſtarb. ee kee Geſpielin, die ebenfalls zu Boden gefallen war, e ichten Verletzungen davon. ee. bes tbeim, 28. Okt. Der Bürgerausſchuß hat den 1 75000 Landhotels zum„Drei König“ zum Betrage een 6 ark beſchloſſen. Damit wird einer der an⸗ en e aſthöfe des badiſchen Oberlandes eingehen. Zu⸗ e ee dem Staate überlaſſen bleiben, gier das ge⸗ Ie dandamt einzurichten. Wird dieſes Projekt fallen enn wird der Gemeinderat das Anweſen gur umbauen laſſen. i nen 45. ö 1 4 e en, Nur, Gene eus engere Sang Firma J. Burger Söhne) völlig zerſtört ein zahlreiche Holzſchnitzerwaren, Maſchiuen uſw. u wurden, iſt der Schaden ſehr beträchtlich. a ches 28. Okt. Für einen Teil der bisber von den Ali Pfarrämtern Gerbach, Kleinlaufenburg und aid bedienten Orte iſt ein neuer Paſtorations⸗ 0 woe Sitze des Diaſporapfarrers in Todtmoos lat eden. Er umfaßt folgende Orte: 1. aus dem St. Blaſien: Todtmoos; 2 aus dem Amtsbezixt Herriſchried, Hegſchür, Niedergebisbach und 5 3. aus dem Amtsbezirk Waldshut: Engel⸗ is geten und Strittmatt. Der Paſtorationsbezirk küldet einen Teil des Kirchenbezirks Schopfheim. Gerichtsſaal. Der Karlsruher Poſtſcheckſchwindel. 155 essen be. 27. Okt. Der dritte Tag des Schwurge⸗ liis un gegen die Verüber des großen Poſtſcheck⸗ 0 Aud deren Mitangeklagte wurde durch eine groß⸗ lier. doklagerede des Vertreters der Staatsanwalt⸗ At ütransky eingeleitet. Der Redner gab einen d bes r die Vorgänge beim Poſtſcheckamte im Auguſt 0 ür rach dann die den Geſchworenen vorgelegten fentliche Hartwig, Bühler und v. Reckow beantragte „icer Ker Ankläger, die Schuldfragen nach Fälſchung li naürkunden zu bejahen. Bei Dürr erſuchte er, ach Beihilfe und Hehlerei zu bejahen. Da Dürr lictvertig fei, könne man ihm mildernde Um⸗ legen. Böhmer ſei wegen Beihilfe und Hehlerei herben doch könnten ihm mildernde Umſtände ge⸗ und e Auch bei Schneider ſeien die Fragen nach bach d. Hehlerei zu bejahen, die Entſcheidung der lem mildernden Umſtänden ſtelle er den Geſchwore⸗ un be ür Schneider müſſe auch die Frage nach Be⸗ dle Engbt, werden, dagegen überlaſſe er den Geſchwo⸗ ſich ſcheidung darüber, ob die Angeklagte Elſa von ei zer Begünſtigung und Hehlerei ſchuldig gemacht er liege zweifellos Begünſtigung und Heh⸗ B benſchekene Schneider Hehlerei. Höferlin ſei we⸗ lberng älſchung und Betrugs zu beſtrafen. Die Frage een g en Umſtänden könne in das Ermeſſen der Ge⸗ N kameftellt werden. derte Verteidiger zu Wort. Rechtsanwalt Dr. 0 hen und plädierte für die Bewilligung von der chaſtänden— Rechtsanwalt S. Becker verlangte N enfalls die Bejahung der Frage nach mildern⸗ 0. Seine Jugend, ſeine bisherige gute Füh⸗ dlafürne ungünſtigen Erziehungsverhältniſſe ſeien ind ſein, Auch Rechtsanwalt Raphael Strauß bean⸗ lle nachn Klienten Viktor von Reckow die Bejahung ü 155 mildernden Umſtänden. Rechtsanwalt Dr. b Minde uchte darzutun, daß ſein Mandant Dürr in ugefrnich teingeweiht daß er lediglich ein Werk⸗ de n. lagten Hartwig, Bühler und von Reckow war. en, a wegen Beihilfe und wegen Hehlerei verur⸗ 129 Aan zu bef jeden Fall ſei die Frage nach mildernden liter bei we eſahen. Rechtsanwalt Diebold erklärte, dem oh Vb Hef der eine Beihilfe noch eine Hehlerei bewieſen. e chworenen trotzdem eine Schuldfrage bejahen Can d en dm Angeklagten Böhmer mildernde Um⸗ g werden. Darauf wurde die Vormittagsſit⸗ 85 n der Nachmittaagsſitzung verteidigte neickele den Angeklagten Eugen Schneider und tee Hehlerei nachgewieſen ſei, auch eine Begün⸗ in den beiden unter die Anklagen geſtell⸗ ielleicht könne man in einem Falle von gung ‚prechen, ſie ſei aber nicht des Vorteils , Rechtsanwalt Raphael Strauß forderte für 5 die Verneinung beider Schuldfragen. Für 1 Helbe Rechtsanwalt Kramer⸗ Emmendingen. e und kele beantragte, bei Helene Schneider die i Nach(die Frage nach mildernden Umſtänden zu kibiger Erwiderungen des Anklagevertreters und fand die Rechtsbelehrung ſtatt. 1 est D a 8 U 1 t 4 i 1. e elfter e taten abend in ſpäter Stunde gefüllt. Es wurden 1 0 85h i 5 8 del, Fäpsige ehemalige Gewerbelehrer Hart⸗ ö Jab, hler und der 22jährige Kaufmann von 1 uhren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt, A er ger Höferlle zu 1 Jahr 6 Monaten Zucht⸗ aeialmann Dürr zu 1 Fahr e Wochen Gefäng⸗ W deni gehilfe Böhmer zu 8 Monaten Gefängnis ies Elfen Schäder zu 1 Jahr Gefängnis. Die ö Neige 3 Reckow, Roſer und Helene Schneider Der Fall Engelhorn. kaltes, Okt. Die Preſſeabtellung der badiſchen Aüngsumit: Mehrere unzutreffende und irrefüh⸗ 1 Findent den geben Anlaß zu folgender Feſtſtel⸗ Ats ent Robert Willi Eberhardt Engelhorn, der s Im Schwurgericht Karlsruhe von der An⸗ an dem Studenten Hans Kahn freigeſpro⸗ mittelbar nach der Hauptverhandlung in ˖ ageanſtalt Illenau untergebracht worden. nfiaden hat die Unterbringung auf Grund fürſorgegeſetzes verfügt, da Engelhorn für gefährlich iſt. Die da und dort aufgetauchte deb mit der Freilaſſung Engelhorns in ab⸗ echnet werde, enbehrt ſomit der Begrün⸗ Reiche Beute. glez, vettenkapitän Fr. Lützow(Berlin). Wang tet ug 57⸗ durch den Kanal von Brügge Wwerläßt um 1 Uhr nachts die Schleuſe und ole von Zeebrügge vorbei in die freie See. it u 57“ dient der Prüfung, ob alle Ver⸗ ſchließen, ob die Gewichte im Boot richtig ßes im Ruhezuſtand hin⸗ und herpendelt e. Daan gehts aufgetaucht weiter. Wir Netzſperre, die, mit kleinen Minen 1 breiter Ausdehnung von 37 Seemeilen und oten ausgelegt iſt. a it dunſtig hängt die Jannarnacht über der nicht ſichtbar, er ſpendet der Nacht nur 9 ſeinen Mandanten Hartwig als einen auf; EAnen dürftigen Lichtſchimmer. Wie Irkirchter känzen die Wellenkämme der mäßig bewegten See im blauweißen Meer⸗ leuchten hin und her. Der aufſteigende Morgen breitet einen dichten Nebel vor ſich her; wir laſſen„uB 57“ auf 33 m Waſſertiefe auf den Grund fallen, um zu warten, bis er vor⸗ über iſt. Aber auch gegen Mittag iſt er noch nicht gewichen. So laßt uns weiterfahren. Wir haben keine Zeit. Lautlos iſt die Fahrt. Alles iſt bereit, auf ein kurzes Kmmando das Boot zum Tauchen zu bringen, wenn plötzlich aus dem Nebel ein Feind herauswachſen ſollte. So müſſen wir am 1. Februar gegen Abend in die Nähe der engliſchen Küſte kommen, bei dem Induſtriegebiet der Tyne, wo die Städte Sunderland, Shields, Tynemouth und Newceaſtle dicht beieinander liegen. Bei anbrecheader Däm⸗ merung verrät uns der Feuerſchein von den zahlloſen Koh⸗ lenbergwerken, Hochöfen, Fabriken und Bahnhöfen die Lage der Städte. Von der niedrigen, gleichförmigen Küſte iſt im Dunſt nichts zu ſehen. Wir ſtehen im„war chaanel“, in der Fahrrinne dicht unter der Küſte... Um 3 Uhr morgens erſcheint dicht unter Land ein Geleit⸗ zug von 3 Dampfern, geſichert durch drei Bewacher. Es ſind kleine Dampfer unter 1000 Tonnen Raumgehalt, ſie haben nördlichen Kurs, fahren alſo offenbar nach den Shetland⸗ Inſeln, um hier, mit anderen Dampfern zu ſtark geſicherten Geleitzügen zuſammengefaßt, nach Norwegen geführt werden und von dort das ugentbehrliche Grubenholz f die engliſchen Kohlenbergwerke oder von Schweden Eiſen⸗ erze oder von Dänemark Butter, Eier uſw. zu holen. Ein Angriff auf ſie iſt nicht möglich; ehe wir herankommen, iſt der Gleitzug in Nacht und Nebel wieder verſchwunden. Wei⸗ ter iſt auffallenderweiſe zurzeit hier kein Verkehr. Grimmig lächelte Loß ſeiner Geſchützbedienung zu. Das nächſtemal wird gicht gewartet, auch nicht bei kleinen Seg⸗ lern! Mein Gott, wir haben es ja gewußt, wie oft iſt die ritterliche und menſchliche Geſinnung von Übootsfahrern mißbraucht worden, wieviel Kameraden haben ſchon durch Ubootsfallen den Tod gefunden! Loß ſieht ſchon im Geiſt das ernſte Geſicht ſeines Flottillenchefs, wenn er ihm dies Erlebais meldet und hört den harten Vorwurf, ſein Boot micht ſo dem Zufall auszufſetzen. Doch jetzt weiter. Auftauchen, Oelmaſchinen anſtellen, Halbe Fahrt voraus. Seht da, voraus eine Rauchwolke; ein einzelner Dampfer! Er iſt anſcheinend von ſeinem Gleitzug abgekommen. Nur ein Bewacher iſt bei ihm. Getaucht nähert ſich„UB y“ von Oſten her, damit die aufgegangene Morgenſonne dem Dam⸗ pfer das Sichten des Sehrohrs und der Blafenbahn des Torpedos erſchwert.„1. Rohr fertig— los!“ Nach 35 Sekun⸗ den ſteigt am Dampfer eine hohe Waſſerſäule empor. Der Dampfer fällt vorn tiefer, das Vordeck wird überſpielt, die Maſchine, die unverſehrt geblieben iſt, arbeitet kurze Zeit weiter und durch die Falrt, die der Dampfer hat, gleitet er ſchräg nach vorn wie ein Üboot in die Tiefe, die ganze Be⸗ ſatzung mit ſich nehmend. Nach wenigen Sekunden iſt er verſchwunden. Es war ein tiefbeladener Dampfer von etwa 2000 Tonnen. Der Bewacher wirft einige Waſſerbomben, die uns aber nicht merklich ſtören.. „ Am 3. Februar kommt nachts Land in Sicht, es iſt die Nordoſtſpitze Schottlands. Das Leuchtfeuer, das ſonſt unun⸗ tenbrochen den Weg weiſt, iſt gelöſcht. Loß iſt zum Anbruch der Morgendämmerung auf der Brücke geweſen, um nach Angriffsobjekten, verdächtigen Fahrzeugen, feindlichen Ubooten, nach Wind, Wetter und Kurs zu ſehen. Es gibt nichts zu tun. Er geht zur dürf⸗ tigen Morgentoilette, denn Friſchwaſſer iſt rar, unter Deck. Plötzlich hörte er von oben Rufe und Kommandos. Im Nu iſt er wieder oben. Der Wachoffizier ſchreit ihm entgegen: „Sehrohr Steuerbord querab. Wir gehen Aeußerſte Kraft woraus, Ruder liegt hart Backbord.“ Da kommt ſchon die Blaſenbahn des feindlichen Torpedos, auf 2 m läuft ſie an unſerer Seite vorbei, wir ſehen das Metall des Torpedos durch das Waſſer ſchwimmer.„Verdammig, Du Aas!“— ziſchte es dem Ausguckpoſten durch die Zähne. Loß hat wie⸗ er ſein ſiegesgewiſſes Lachen:„Es gibt nichts, was nicht ar gehen kann.“ n (Am 3. Februar ſtehen wir vor dem Pentlandfirth, der Enge zwiſchen Schottland und den Orkney⸗Infeln. linter Land zieht ein großer Dampfer vorüber, der als Lazarett⸗ ſchiff erkannt und deshalb unbehelligt gelaſſen wird. Abends gehts, teils getaucht, teils über Waſſer durch den Pentlandfirth. 5 Loß ſehnt ſich nach ſeinem alten Tätigkeitsgebiet, der Iriſchen See!; dort iſt mehr Verkehr und dort ſind immer größere, überſeeiſche Dampfer von 3000, 5000, 10 000 Ton⸗ nen und mehr anzutreffen. So laßt uns einen ſchnellen Ent⸗ ſchluß faſſen, die Iriſche See iſt unſer iZel. Nordwärts geht der Kurs; wir wollen England nördlich umſchiffen und nicht wie ſonſt gewöhnlich, durch den engliſchen Kanal fahren. In der Morgendämmerung ſehen wir drei kleine Segler nahe der Küſte. Loß, deſſen ritterlicher Geſinnung es wider⸗ ſtrebt, ſo kleine hilflos ausſehende Fahrzeuge ohne weiteres mit Mann und Maus zu verſenken, läßt die Beſatzungen durch mehrere Gewehrſchüſſe auffordern, von Bord zu gehen. Nachdem dies geſchehen, werden zwei von ihnen durch einige wohlgezielte Schüſſe aus dem Geſchütz verſenkt. Er fährt zum dritten: auch dieſer ſcheint verlaſſen. Seine Beſatzung rudert im Rettungsboot nahe an uns vorbei; es ſind nur wenige Männer, auch ein Menſch in Frauenkleidern ſieht zu uns herüber und ein kleiner Hund bellt uns an. Das Se⸗ gelſchiff ſieht alt und unordentlich aus; es iſt offenbar in größter Haſt, aus Angſt vor dem Üboot, verlaſſen worden. Unſer Geſchütz wird gerade gerichtet— da, zum Teufel, was iſt das?— fallen an der Bordwand des armſeligen Segel, ſchiffs ein paar Klappen herunter 2 Geſchütze mit ihren Be⸗ dienungen werden ſichtbar und ſchon ſitzen mehrere Schüſſe in unſerer Nähe! Eine Übvotsfalle! „Alles rein ins Uboot!“„Schnelltauſchen!“ Ruder hart Steuerbord!“„Große Fahrt voraus!“ In Minuten iſt„UB 57“ unter Waſſer. Hält das Boot dicht? Kein Treffer im Druckkörper? Gott ſei Dank, nein. „Auf 40 Meter Tiefe gehen!“ Oben ſchlagen noch die Granaten ein. Dazu kommen die Waſſerbomben mit ihrer Ladung von 2—900 Kilogramm mo⸗ dernſten Sprengſtoffs, die der Segler über Bord geworfen hat. S— ſ—.—ſᷣ— Bruch! Donnerwetter, ſind das Bomben! Vor einem Jahr waren die Waſſerbomben die reinen Knall⸗ erbſen dagegen. Mehrere Gläſer ſpringen, in der elektri⸗ ſchen Lichtleitung fällt die Sicherung heraus, es wird ſtich⸗ dunkel im Boot. Schnell die Notbeleuchtung anſtecken! Allmählich hören Schüſſe und Waſſerbomben auf; nach 10 Minuten fahren wir auf 40 Meter Waſſertiefe weiter. Hört Ihr auch mit dem Unterwaſſerſchallempfänger keine Geräuſche von Schiffsſchrauben in unſerer Nähe? Wenn nicht, dann laßt uns auf Sehrohrtiefe, auf 12 Meter, gehen, damit wir das Sehrohr über Waſſer herausſtecken und einen Rundblick nehmen können. Aber vorſichtig, womöglich iſt uns die Falle gefolgt. Aber nein, wir ſind ihr entkommen. „uB 57“ hinterläßt auch keine Oelſpur, die dem Feind un⸗ ſeren Weg verraten könnte. Wir haben Duſel gehabt! Kein Treffer im Druckkörper, kein Oelbunker getroffen oder von Waſſerbomben leck geſchlagen! Kinder, das hätte auch an⸗ ders ablaufen können. Vermiſchtes. Skandal in einem Berliner Kabarett. In Liebans Klein⸗ kunſtbühne hat das Gaſtſpiel des Celly de Rheydt⸗Balletts nach einem wüſten Krach ein plötzliches Ende gefunden. Der Ehemann der Celly de Rheydt, der frühere Oberleutnant Semelow, geriet mit den Inhabern des Lokals in Streit, weil drei Gäſte, die eine Viertelſtunde vor Schluß des Pro⸗ gramms in das Lokal kamen, nur den halben Preis für einen Stdvlan zu zahlen brauchten. Semelow unterſagte dem Bal⸗ tt. das gerade auftrat, das Woitertanten und wollte ſich ſcheßlich Für unter gänz bdeſkfimmten i bereit erklären, das Wiederauftreten zu geſtatten. Semelow beſtand darauf, daß er nicht wie bisher neben einer Monats- gage von 15 000 M. die halbe Bruttoeinnahme an Eintritts⸗ geldern bekomme, ſondern das Lieban für die täglich ein⸗ gehenden Pfändungen ſeiner Bezüge ihm keinerlei Abzüge mehr mache. Die Steuerbehörde verlangte u. a. 90⁰⁰ Mark rückſtändige Steuern von Semelow. Lieban abe de ſich, dieſem Verlangen nachzukommen, und wandte ſchließlich an das Publikum unter Klarlegung der Sachlage Das Publikum ergriff Partei gegen Semelow und pfiff ihn ort ergreifen dus, als er zu ſeiner Rechtfertigung das W wollte. 1 Unter Menſcheufreſſern. Ein Norweger, ein Engländer und 10 Eingeborene, welche Waren transportieren ſoll⸗ ten, wurden nach einer Kabelmeldung aus Weſtauſtralien an die Mündung des Flyriver von einem Sturme abgetrie⸗ ben und fielen einem dort hauſenden Kannibalenſtamm in die Hände. Im Auguſt ſollen die 12 Mann bei einer großen religtöſen Feier, die nur alle neun Jahre ſtattfindet, von den Kannibalen verſpeiſt worden ſein. Die Kannibalen hat⸗ ten mit allerlei Zeremonien vom Himmel die Entſendung der Opfer gefordert. Eine Expedition unter ſtarkem nrilt⸗ täriſchm Schutz iſt an Ort und Stelle abgegangen. 3 Ein deutſcher Gelehrter verhungert. In Wien ſtard die⸗ ſer Tage, wie man der„Voſſ. Ztg.“ berichtet, einer der be⸗ deutendſten Vertreter der theoretiſchen Meteorologie. Dr. Max Margus, der bahnbrechende Theorien über Sturm, Gewitter und Höhen aufgeſtellt hat, im 61. Lebensjahre an Hungerödem. Viele Jahre lang bei der Wiener meteorolo⸗ iſchen Zentralanſtalt tätig, ging er bei Kriegsausbruch t benſion und verweigerte, trotzdem dieſe nur 429 Kronen be⸗ trug, jede fremde Hilfe. Ein Zeitbild. Man ſchreibt der Südd. Korr.: Ich ſitze in einem Berliner Reſtaurant der Jägerſtraße, das ob ſeiner Delikateſſen berühmt iſt. Der Wiſſensdrang des Provinz⸗ ters hat mich dahin geführt, um die Lebensart der Reichs⸗ bauptſtadt an„der Quelle“ zu ſtudieren. Nicht unweit von mir ſaßen an einem Tiſch vier Herren und aßen und tranken. Ein dort verzehrter Hummer erregte meine beſondere Auf⸗ merkſamkeit. Ich frug den Kellner, was eine ſolche Portion koſte.„1000 Mark“, war die Antwort. Die vier Herren aßen und tranken fortgeſetzt: Schinken und Paſteten, Sekt und Südweine und Liköre. Schließlich gingen ſie. Ich fragte den Kellner, was die Herren nun eigentlich für eine Rech⸗ nung gemacht hätten. Er ſagte: 21000 Mark. Ich ſetzte die ungläubige Mine des Provinzlers auf, aber der Ganymed im Fracke rechnete mir die einzelnen Poſitionen vor. Da hätten Sie ja, ſagte ich zu ihm, 2100 Mark Trinkgeld bekom⸗ men? Mein Kellner bejahte befriedigten Blicks. Was wa⸗ ren das nun für ſchamloſe Kriegsgewinnler und Schieber, frug ich den Kellner, haben Sie eine Ahnung? Mein Ganp⸗ med ließ ein ironiſches Lächeln über ſeine markanten Züge gleiten und ſagte: Das waren keine Kriegsgewinnler, ſon⸗ dern— Kellner aus dem Hotel„Adlon“. Sie wollen mich wohl zum beſten halten? Durchaus nicht, entgegnete der Gefragte. Das Hotel„Adlon“ hat einen täglichen Umſatz von 300 000 Mark, das macht für das Kellner⸗ uſw. Perſonal ein Trinkgeld von 30 000 Mark. Nun können ſie ſolche Früh⸗ ſtücke begreifen Traurige Heimkehr. Traurig geſtaltete ſich die Heim⸗ kehr eines Kriegsgefangenen in Güſten bei Deſſau. Nach ſechsjähriger Gefangenſchaft kehrte der Maurer Hoffmann aus Sibirien in ſeinen Heimatsort zurück. Trotzdem er öfters geſchrieben hat, iſt von ſeinen Angehörigen niemals eine Nachricht von ihm eingetroffen. Bei ſeiner Heimkehr erfuhr er, daß ſein Vater geſtorben und zwei Brüder gefallen ſind, ſeine Mutter wurde erſt kürzlich bei einem Automobil⸗ unglück getötet. Als er ſich nun beim Meldeamt anmelden wollte, wurde ihm das Rad ſeines Bruders, das er benutzt und im Hausflur des Nathauſes untergeſtellt hatte, geſtohlen. Lokales. — Ein ſtenographiſches Prüfungsamt ſoll demnächſt in Karlsruhe errichtet werden, wie ein ſolches bereits in Mann⸗ heim beſteht. Das Prüfungsamt wird zuſammengeſetzt aus dem Vorſitzenden oder deſſen Stellvertreter, einem Vertreter der Arbeitgeber, 2 Vertretern der Arbeitnehmer und den Sachverſtändigen. Die Prüfungen werden in der Regel zwei Mal im Jahre, im April und Oktober abgehalten. Der Ter⸗ min wird in den Tageszeitungen bekanntgegeben. Die Ge⸗ bühr beträgt 10 Mark. Das Syſtem iſt bei dem Geſuch um Zulaſſung, das bei der Handelskammer eingereicht werden muß, zu nennen. Die Prüfung ſelbſt beſteht in der Auf⸗ nahme eines 5⸗Minuetn⸗Diktats von gleichbleibender Ge⸗ ſchwindigkeit. Es wurden 5 Stufen vorgeſehen: 120, 160, 180, 200 und 240 Silben die Minute. Als Diktatſtoff in den Ab⸗ teilungen 1 bis 4 werden Geſchäftsbriefe, Dienſtſchreiben und dergleichen, in Abteilung 5 parlamentariſche Reden verwen⸗ det. Für die Verwertung iſt lediglich die Uebertragung maßgebend. In den Zeugniſſen werden 3 Noten erteilt:„ſehr gut“,„gut“,„ziemlich gut“. Jeder ſchwere Verſtoß gegen den Satzbau und die deutſche Rechtſchreibung ſowie jeder ſinn⸗ ſtörende Uebergangsfehler wird als ganzer Fehler gerechnet. Kleinere Verſtöße als/ und ½ Fehler. Die Uebertragungs⸗ eit beträgt in den Stufen 1—5: 60, 80, 90, 100, 120 Minuten. hlerzahl für die Note„ſehr gut“: 1, 2, 3, 4, 5 Fehler. Je⸗ dem Prüfling iſt geſtattet, ſich in zwei aufeinanderfolgenden Abteilungen zu beteiligen. E Keine Höchſtpreiſe für Nährmittel. Die bisher in Geltung geweſenen Höchſtpreiſe für Nährmittel wie Grieß. Teigwaren, Graupen und Hafernährmittel ſind außer Kraft geſetzt worden. Eine Feſtſetzung neuer Höchſtpreiſe wird nicht mehr erfolgen, vielmehr ſollen alle Preiſe für Nähr⸗ mittel nur durch vertragliche Bindung der Erzeuger, ſowie der Groß⸗ und Kleinhändler feſtgeſetzt werden. N Fußball. Vgg. Seckenheim a— V. f. B. Heidelberg — e „4(A. H.)— 1 5 Bei herrlichſtem Fußballwetter trafen ſich obige Mann⸗ ſchaften zum fälligen Verbandsſpiel in Heidelberg. Secken⸗ heim mit Erſatz für linken Verteidiger und Torwächter. Platz in ſchlechter Verfaſſung, vor allem ſehr uneben. Spiel teilweiſe offen. Heidelberg kann in der 15. Minute durch einen Schuß von links, den der Torwächter am Bo⸗ den liegend, nur ſchwach abwehren kann, erfolgreich ſein. Pauſe 1: 0 für Heidelberg. Nach Wiederbeginn iſt Seckenheim etwas im Vorteil, kann jedoch nichts zählbares erringen. In der 35. Minute erzielt Heidelberg ein wei⸗ teres Tor. 5 Minuten ſpäter kann Seckenheim erfolgreich ſein. Ein in letzter Minute getretener Eckball konnte nicht ausgenützt werden, da der Schiedsrichter den Schlußpfiff ertönen ließ, obwohl ca. 10 Minuten an vergeuteter Spielzeit hätten nachgeſpielt werden müſſen. Das Tempo ſeitens S. hat etwas zu ſpät eingeſetzt; 11 ließ die Verteidigung die befreienden Schläge ver⸗ miſſen. 13 1 3 5. 5 43 . 8 Ianibetilch Tür die Ncbafflon: Ph. Deffcen, Secenhei —.——— Kleines Feulleton. . Hundert Mark. Die„Münchener Neueſten Nachrichten“ folgende Plauderei eines Mitarbeiters: Ich habe hundert Mark— eigen ſchönen, echten, blauen Lappen, und weil ich ihn dem Glück zu verdanken habe, will ich ihn auch dem Glück opfern und mir ein paar ſchöne Tage auftun. Eine Woche Urlaub habe ich auch gerade, das trifft ſich vorzüglich. Geteilte Freude iſt doppelte Freude. Alſo ich ſpielte den„noblen Kerl“, ſauſe gleich mit dem Auto zu meinem Freund Kraxler und lade ihn gönnerhaft ein, mit mir ins Gebirge zu fahren. Zuerſt kaufen wir noch tüchtig Proviant ein, eine Rieſenſalami, Schokolade. Sar⸗ dinen, eine Flaſche Kognak, wenn es jemanden ſchlecht wer⸗ den ſollte oder ſo. Das Fräulein an der Kaſſe erſchrak, als ich mit dem Hundertmarkſchein zahlen wollte. Aber ich hab's nicht billiger. Zuerſt ſah ſie mißtrauiſch den Schein an, dann wurde der Lehrling zum Wechſeln geſchickt. Nach einer Viertelſtunde kam er ſchweißtriefend zurück, er hatte bis zur Poſt laufen müſſen, weil niemand wechſeln konnte Und daun los ins heilige Lad Tirol! Ich habe jetzt zwar keine hundert Mark mehr, aber faſt noch hundert Kronen D ein Vermögen. Das Uebernachten koſtet eine Krone, das Mittageſſen eine Krone, das Frühſtück, der Wein und der Kaffe zuſammen eine Krone, macht für Zwei ſechs Kronen im Tag. Da kann man ſich da und dort ſchon noch etwas Beſonderes leiſten und manches„Viertele“ genehmigen. Und bis die Woche zur Neige geht, habe ich immer noch ein funkelndes Zwanzigmarkſtück in der Taſche. Nicht zum Um⸗ bringen war das Geld— es war nämlich im„Unglücksjahr“ 1913. Um die zwanzig Mark kauſte ich noch ein Kiſtl Zigar⸗ ren, ein paar Hemden und zum Schluß lud ich noch einige Freunde zu einer Flaſche Wein ein. Heute habe ich wiederum hundert Mark—. Wieder einen ſchönen, echten blauen Lappen. Berlin, 7. Februar 1908 ſteht darauf. Alſo garantiert Friedensware. Eigentlich hätte ich mir da ellerhand Nützliches und Notwendiges kau⸗ fen wollen, eine Zahnbürſte, eine Unterhoſe uſw. Ich hätte veröffentlichen Hinein ins Vergnügen. Alſo zuerſt wollte ſch mit meiner Freundin ins Kabarett gehen, weil ſie ſo etwas noch nicht geſehen hat. Aber ich habe ja nur hundert Mark, da fange ich lieber gar nicht an. Ich bin wieder ins Gebirge und habe ſelbſtſüchtigerweiſe keinem Menſchen etwas davon ge⸗ ſagt, auch meinem Freund Kraxler nicht Aus alter Gewohn⸗ heit habe ich mir zuerſt den Proviant gekauft. Keine Sa⸗ lami, ſondern nur Kriegswurſt, ein Stück Käſe, eine Büchſe Kondensmilch, gerade das Allernötigſte. Das Wechſeln iſt diesmal ſchnell gegangen und ich habe nur noch ein paar ſchmutzige Fetzen in der Hand, die ich kummervoll in die Taſche ſtopfe. Am Samstag abend fahre ich hinaus in Gottes herrliche Wunderwelt, die Bruſt voll küner Ent⸗ würfe. Der Reſt— auch der Reſt von hundert Mark— iſt Schweigen. Jedenfalls ſah ich mich mangels„Betriebs⸗ ſtoffes“ ſchon am Sonntag abend zu einer Notlandung ge⸗ zwungen, abwohl ich eigentlich am Montag hätte blau machen wollen. Ausreichnen kann es ſich jeder ſelber. Er braucht nur die Preiſe in den Feinkoſtgeſchäften und im Fahrplan zu ſtudieren, das Ergebnis von hundert Mark ſubtrahieren, dann ergibt ſich jene dem glücklicheren Vor⸗ kriegszeitalter unbekannte Zahl, die man heute mühelos in 24 Stunden verſchlafen und vergeſſen kann oder vielmehr muß, wenn man einen Blick in die Wunderwelt der Berge tun will.. 5 2 2 Vunte Mappe. Das Merkblatt für Eheſchließende. Soeben veröffentlicht das Reichsgeſundheitsamt den Wortlaut des neulich bereits angekündigten Merkblattes für Eheſchließende. Dieſes Merkblatt ſoll der Standesbeamte den Verlobten und denen, deren Einwilligung zu der Ver⸗ ehelichung nach dem Geſetz erforderlich iſt, vor Anordnung des Aufgebots aushändigen. Nach einleitenden Sätzen über die Bedeutung der Geſundheit für Ehe und Nachkommen⸗ ſchaft werden als beſonders unheilvoll die Tuberkuloſe (Schwindſucht) ſowie die Geſchlechts⸗ und Geiſteskrankheiten bezeichnet; nicht minder verderblich wirken Trunkſucht und Morphium⸗ oder Kokainmißbrauch. Für jeden, der heiraten will, iſt es heilige Pflicht, daß er ſich vorher vergewiſſert, ob ſer Prüfung tragen neben den Bertopten 2, tung auch die Eltern der Brautleute und B perſonen und ſonſtige Elternvertreter, die 11 lich jederzeit für das Wohl ihrer Pflegebefohle verpflichtet ſind. 1 ſoll Verlobter und Verlobte, jeder von beiden, 15 191 Arzt, der ihr Vertrauen genießt, gehen und ih 1 verſtändiges Urteil bitten. Zu Beſorgnis lieg vor, denn der Arzt muß Verſchwiegenheit wan ſogar ſtraf icher Verfolgung aus, wenn er nerlegt. Ju Regel wird die ärztliche Une die Beſtätkgung der Heiratsfähigkeit bringen. die bange Sorge, untauglich für die Ehe zu been! ärztliche Unterſuchung behoben, in vielen d wertvoller ärztlicher Rat zur Behebung eine e lichung nicht weiter hinderlichen Leidens ges folg Von dem Ergebnis der ärztlichen Befragung 05 Brautleute gegenſeitig, bevor ſie den engaülſih ul zur Verehelichung faſſen, unterrichten, oder stin mittlung ihrer Eltern, Vormünder oder ſgäßt, le vertreter Kenntnis geben. Wer dies unterlä ſchweres Unrecht, das ſich bitter rächen kann en Wer aber weder rein menſchlichen Gef aufe Rufe des Gewiſſens Gehör gibt, der ſei 9125 eine. gemacht, daß nach dem bürgerlichen Geſetzbu 1 nichtig erklärt werden kann, wenn einer von e e bei der Eheſchließung nicht hinreichend über keit und die entſcheidenden Eigenſchaften des en richtet war. Wer den andern ſchuldhaft anf auch ſchadenerſatzpflichtig, ja er ſetzt ſich lee 9 ſtrafrechtlicher Verfolgung aus. Mögen dieſe Leun bei allen, die es angeht. Beachtung und Befolgn Es war im Herbſt 1914 zu Begtun des Stehe in der Pikardie. Auch unſer Areillerie Stan Stabskuh zugelegt. Zu unſerem Bedauern gen Zeitlang morgens feſtſtellen, daß ſie ſchon eh, und als Täter kamen nur die im gleichen„ein tierten Infanteriſten in Frage. Ich ließ 10 ba ein. Stall anbringen mit der Aufſchrift:„Kuh auch meine Steuern davon berappen können. wenigſtens. Aber nein. Der Teufel reite! 2 (inen Teil 2 h nmitten der wichtige Schritt zur Verehelichung mit ſeinem Geſund⸗ heitszuſtand ſich vereinbaren läßt. Für das Geſchehen die⸗ aber jut“. nächſten Morgen die Kuh wieder gemolken Kreide auf der Tafel die Worte zugeſetzt wal Amtliche Bekanntmachungen Futtermittelpreiſe. Durchſchnitte der höchſten Tagespreiſe des Monats September 1920(einſchl. 5% Zuſchlag). Gemäß 8 9 Ziffer 3 des Reichsgeſetzes vom 13. Februar 1875, betr. die Naturalleiſtungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Faſſung vom 24. Mai 1898(R. G. Bl. S. 357 u. fg.) ſind von der Heeresverwaltung für im Monat Oktober verabreichte Futtermittel zu vergüten. Für Für 190 gen⸗ Saſer] S 8d (100 Kilogramm) Für Wieſenheu Im Amtsbezirk Mannheim 4 346,50 4 73,0 4 115,50 Statiſtiſches Landesamt gez. Lang. Die Statuten der Handelskammer Mannheim betr. Das Statut der Handelskammer Mannheim vom 31. Juni 1879 /Staatsanzeiger No. 23 S. 277) in der Faſſung vom 8. Mai 1911(Staatsanzeiger Karlsruher 8 No. 133) und vom 29. Januar 1918(Staatsanz. Karlsruher Zeitung No. 30) wird 75 5 3 und 4 geändert wie folgt: er 3: 5 Die Zahl der Mitglieder beträgt 39, wovon 6 aus den außerhalb des Kammerſitzes nieder⸗ gelaſſenen Wahlberechtigten zu wählen find und 1 aus den im Kammerbezirk ins eee eingetragenen Ge⸗ iner enſchaften. er 4: Von den 32 aus dem am Kammerſitz nieder⸗ elaſſenen Wahlberechtigten zu wählenden itgliedern ſind 24 aus der Zahl der Wahl⸗ berechtigten der Induſtrie und des Groß⸗ handels einſchließlich des Bank⸗, Verkehrs⸗ und Verſicherungsgewerbes, 7 aus der Zahl der Wahlberechtigten des Einzelhandels(Wahl⸗ berechtigte, in deren Betrieb der Verkauf in offener Verkaufsſtelle überwiegt) und 1 aus der Zahl der Wahlberechtigten des Handels⸗ vertretergewerbe zu wählen. Karlsruhe, den 20. Oktober 1920. Miniſterium des Innern. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffent⸗ lichen Kenntnis. Mannheim, den 25. Oktober 1920. Bad. Bezirksamt— Abtlg.! Faiür den Nachweis der Kriegergrabſtätten des In⸗ und Auslandes und für die Kriegergräberfür⸗ ſorge iſt das Zentralnachweiſeamt für Kriegerver⸗ luſte und Kriegergräber(Z. A. K.) Berlin N. W. 7 Dorotheenſtraße No. 48 die allein zuſtändige Behörde. Durch Artikel 225 des Friedensvertrages haben ſich die alliierten und aſſozkierten Regierungen ver⸗ pflichtet, die auf ihren Gebieten gelegenen deutſchen Kriegergrabſtätten mit Achtung zu behandeln und inſtand zu halten. Nach den bisherigen Feſt⸗ 1 liegt kein Grund für die Annahme vor, daß die Ententeregierungen dieſer Verpflichtung nicht nachzukommen gedenken. Um eine geordnete Grabpflege zu gewährleiſten, werden in Frankreich und auch in Belgien, zum Teil auch in anderen Ländern, die im Kampfgebiet zerſtreut liegenden Kriegergräber und auch einige kleiner Friedhöfe zu Sammelfriedhöfen e Das Zentral- nachweiſeamt erhält ſpäter über die ausgeführten Umbettungen beſondere Protokolle und über die fertiggeſtellten Friedhöfe Liſten durch die Entente⸗ regierungen zugeſandt. Da bei den Umbettungen die Grabſtätten in einheitlicher Weiſe hergerichtet werden, erſcheint es zwecklos und dürfte den Geſamteindruck ſtören, wenn Angehörige Sonderwünſche bezüglich der Errichtung von Grabdenkmälern ſchon jetzt durch⸗ zufüg gedenken. us dem Vorſtehenden erhellt, daß ſichere Auskunft in vielen Fällen erſt nach Beendigung der Umbettungsarbeiten, alſo wohl kaum vor Jahresſchluß erteilt werden kann. Infolge der politiſchen Verhältniſſe im Oſten iſt auch über künfte 19 958 1 e Aus⸗ nfte zur Zei ufig unmö 1 Berlin, den 7. Oktober 1020 Reichsminiſter des Innern. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffent⸗ Kenntnis. f i nheim, den 21. Oktober 1920. Bad. Bezirksamt— Abt. I. Stentrabzug. Da die Poſtanſtalten nicht immer in dem ihrem Bedarf entſprechenden Maße mit Steuer⸗ marken verſehen ſind, ſo kann es vorkommen, daß der Arbeitgeber einem austretenden Arbeitnehmer ſeine Steuerkarte nicht mit den vorſchriftsmäßig eingeklebten Marken für die einbehaltenen Steuer⸗ 5 beträge übergeben kann. In dieſem Fall iſt es bis auf weiteres zuläſſig, daß der Arbeitgeber den einbehaltenen Steuerbetrag unter Angabe des Wohnſitzes, den der Arbeitnehmer am 1. April 1920 ehabt hat, bar an das für den Arbeitgeber zu⸗ tändige Finanzamt abfüht. Der Arbeitgeber muß dem Arbeitnehmer dann auf Verlangen eine Be⸗ ſcheinigung erteilen über den Betrag der abgeführt worden iſt, den Zeitpunkt der Abführung, die Kaſſe, an die abgeführt worden iſt und den Zeitraum, für den die abgelieferten Beträge einbehalten worden ſind. Mannheim, 26. Oktober 1920. Finanzamt. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Volksbad. Das Volksbad in der Friedrichſchule iſt bis auf Weiteres wie folgt geöffnet: N Für Frauen Freitag Na! mittags von 2 bis 8 Uhr. Für Männer Samstag Nachmittags von 2 bis 8 Uhe. Sonntags geſchloſſen. Seckenheim, den 29. Oktober 1920. Gemeinderat: Koch. Kaminreinigung betr. Mit dem Reinigen der Kamine iſt heute begonnen worden. Seckenheim, den 29. Oktober 1920. Bürgermeiſteramt: Koch. Aufmachen von Holz und Wellen betr Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß alle Arbeiter die beim Holzfällen im Walde beſchäftigt werden wollen, ſich beim Arbeitsamt(Gemeindekaſſe) Luiſenſtr. 3 dahier anzumelden haben. Bor Aufnahme der Arbeit haben ſich dieſelben auch bei dem Unternehmer zu melden und dabei die vom Arbeitsamt er⸗ haltene Beſcheinigung ſowie die Quittungs⸗ und Steuerkarte abzugeben. Seckenheim, den 28. Oktober 1920. Gemeinderat: Koch Wir weiſen hierdurch ausdrücklich darauf hin, daß die Wohnungskommiſſion lediglich nur an ſolche Intereſſenten Wohnungen zu⸗ weiſen kann und darf, die vom Mieteinigungs amt durch ergangene Entſcheidung als Woh⸗ nungsſuchende anerkannt wurden. Es iſt alſo völlig zwecklos an die Wohnungskom- miſſton heranzutreten, bevor das Mieteinigungs⸗ amt entſchieden hat Anträge an letzteres ſind auf dem Rat⸗ haus Zimmer 7 zu ſtellen. Seckenheim, den 28. Juli 1920. Gemeinderat: Koch Wir btingen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß bei Stellung von Aaträgen auf Mietzinserhöhung jeweils, eine Ertrags⸗ berechnung von dem Antragſteller vorzulegen iſt. Formulare ſind auf dem Rathaus Zimmer Nr. 7 gegen Zahlung der Gebühr von 50 Pfg. erhältlich. Anträge, die ohne fragliche Berechnung einkommen, müſſen zurückgeſtellt werden. ö Seckenheim, den 28. Oktober 1920. Mieteinieungsamt 5 Lebens mittelamt. Rohlen-Husgabe. Morgen Samstag, den 30. ds. Mts erhalten bei der Kohlenhandlung Valt. Heierling, Riedſtr. ie Haushaltungen mit der Nr. 276 bis 850 gegen Abgabe des Abſchnittes 7 des Kohlenaus⸗ weiſes je 2 Ztr. Union⸗Brikett zum Preiſe von 14.55 Mk. pro Zentner in folgender Einteilung: Nr. 276 bis 350 von 8 bis 9 Uhr vorm. „ 81 42⁵ 9 10 426 500 10 11 501 575 2 576 650 8 4 5 nachm. 65⁵¹ 725. 726 800 „ 80¹ 7 850 7. 7 6 57 7. Wir machen die Haushaltungen der eingeteil⸗ ten Nummer nochmals darauf aufmerkſam, daß die vorgeſchriebene Zeit unbedingt eingehalten werden muß, um längeres Warten zu vermeiden. Die Kohlen der eingeteilten Nr. müſſen an dieſem Tage beſtimmt abgeholt werden. Bei evtl. Nichterhalt der Kohlen muß dies un⸗ mittelbar am nächſten Tag auf unſerm Büro ge⸗ meldet werden. Spätere Reklamationen finden keine Berückſichtigung. g Seckenheim, den 29. Oktober 1920. Lebensmittelamt. Butter- Ausgabe. Morgen Samstag Vorm. von ½9 bis 12 Uhr erhalten die Butterbezugsberechtigten, das ſind ſämtliche Haushaltungen mik Ausnahme der Kuhhalter/ Pfd. Butter pro Kopf der Haushal⸗ tung zum Preiſe von 18 Mk. pro Pfd. und zwar: Nr. 1801-3000 von ½9—11 Uhr Nr. 1600 von 11—12 Uhr Der Oebensmittelausweis iſt vorzuzeigen. Die Kranken können ihre zuſtehenden Zulagen ebenfalls in Empfang nehmen. Seckenheim, den 29. Oktober 1920. Lebensmittelamt. 1. * Achtung! Achtung! Uerpächter! Zu einer Beſprechung zwecks Pachtgeld⸗Regulierung werden die Verpächter und Verpächterinnen auf heute Abend 8 Uhr im Gaſt⸗ haus zum„Löwen“(Nebenzimmer) eingeladen. Um vollzähliges Erſcheinen bitten. J. A.: Die Verpächter. Verein Hundeſport Seckenheim. D Am gonntag, den 31. ds. Mis. nachm. 3 Uhr findet im Lokal Reichsadler (Saal⸗Eckzimmer) die 8 Monats-Uersammlung ſtatt. Tages⸗Ordnung: Auszahlung des Garantiefonds an die Mit⸗ glieder die bei der letzten Verſammlung nicht anweſend ſein konnten. Stellungnahme zur Abhaltung einer Weihnachtsfeier dieſes Jahres und einer Hunde⸗Ausſtellung im Jahr 1921, (betreffs Terminſchutz). Wiederbeſtellung von Hundefutter welches auch an Nichtmitglieder verkauft werden kann. Pünktliches und vollzähliges Eiſcheinen, ift dringend erwünſcht. Der Vorſtand. Neue Fahrpläne zu haben in der brmmherel Zum ann. Jedermann. Katalog frei GS. 8 Sonutag Nachm. 3 Uhr mitgſieder-Oersant Feblc Pürforſchal zen, Die llebungs sii, für Turner und Zöglinge finden ab von ½8—1½10 Uhr ſta Der L. 5 fcnde-Hab Zur Kinderpſl empfehle Kufeke's Kindermehf Or. Klopfers Kinde Dr. Detker's gem. Zwieback 5 1 I IIIIHiz uc Loeflunds Malz-Suphegch Kondensierte 1 RMilchflaschen, Sadethermometef, grell Puder. Lanolin-Kine Olystirballspſ. il Fr. Wagnef Aae W. Loge Germania- Pr g rl b e 11 in ſaubsrer Aus führung erm Druckerei Zim, Brauner(b fiindorteumm verloren. Abzugeben Schloßſtraße 37. Fahrrad mit gutem Gummi zu verkaufen. Näheres in [der Geſchäfts ſtelle.(b ſſetallbetten Stahldiahtmatratzen, Kinderbetten, Polster an Eisenmöbelfabrik, Suhl in Thür Eilliger Möbelverkauf. 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