die 5 sblatt der Bürgermeisteramter Seckenheim, divssheim, Neckarhausen und Edingen Abonnementspreis: Monatlich 4.— 4 mit Trägerlohn. Di ech die Poſt bezogen pro 891100 Mittwoch, 3. November 1920. 12.— Mk. ausſchl. Boſtellgeid.— Erſcheint täg li mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Tages au. 5(Drall meldung.) Im Reichsaus⸗ in Neſchen Zentrumspartei, der am Sonntag und 1 Berlin zuſamment rat, gab der frühere Reichs⸗ 0 iter Erzberger aus eigenem Entſchluſſe die Er⸗ eic ladaß er ſich bis auf weiteres der Ausübung ſei⸗ Vin zasmandats enthalte und auch an den Verhand⸗ der Fraktion ſich nicht mehr beteiligen werde. dere 2. Nov. Das„Echo de Paris“ bringt Audentuu⸗ igne Geheimſitzung des Rates der nationalen Ver⸗ Mun Das Blatt bemerkt, daß die Generäle in Ueber⸗ ö Dien mit Präſident Millerand nicht nur für die zwei⸗ ler Fuſtzeit eintreten, ſondern auch für eine Verſtär⸗ ite ſstzungsarmee. Auch ei der Beſchluß gefaßt W behalte una des Ruhrgebietes nach wie vor im N en. 4. Der gigantiſchſte Truſt. berg eliegender Gedanke iſt natürlich, den geſamten au und den Abſatz ſeiner Produkte zu verſtaat⸗ 5 die Frage der größeren Arbeitsleiſtung des gegenwärtigen Staats⸗ und Privatbergbau umiſſion mit einem non liquet beantwortet wird, Linſtimmig der Auffaſſung„daß die ganze Behör⸗ alt In, die Anſtellungs⸗, Avancements⸗ und Ge⸗ niſſe, das Etat⸗ und Rechnungsweſen, kurz die huren roͤnung in den normalen Staatsbetrieb mit ehe kratiſchen Auffaſſung ſchwere Hinderniſſe für N. Ausdtliche Ausnutzung der Bergwerke bedeutet. dehnung des ſtaatlichen Betriebes iſt unökono⸗ r er abzulehnen, ſolange nicht die nötige Los⸗ 0 wirtſchaftlichen Tätigkeit des Staates von ſei⸗ . und verwaltungsmäßigen, ſolange nicht der beieb, bürokratiſchen Traditionen in den wirtſchaft⸗ 0 Miſſi en des Staates erfolgt. Die Verhandlungen zulen haben neben allen Vorzügen der ſtaatlichen lichtevaltung derartig eklatante Beiſpiele für die kin eit dieſes langſamen Staatsorganismus erge⸗ 1 Altan zweifel an der Notwendigkeit einer völligen fdgba ſchon bei dem gegenwärtigen Umfang des 0 dual berhaupt nicht beſtehen kann. Ueberhäu⸗ Vechſelszerten Beamten mit Kleinarbeit, unzweck⸗ A el der Stellen, abſolut ſehr geringe, im Ver⸗ der ivatinduſtrie direkt lächerliche Beſoldung, Un der freien Betätigungsmöglichekit, weitgehender bie zac tantwortungsfreudigkeit in finanziellen Fra⸗ dochtes Vorgeſetztenverhältnis bis herauf zur Ab⸗ lle inn arlament, jahrelanges Verhandeln über 1 verde der Privatinduſtrie in wenigen Stunden ent⸗ le,. kurz, in allem Kontrolle ſtatt Vertrauen 2 cee. ſelbſtändigen Handeln, das ſind die Kenn⸗ Auipetganiſation, in der ſelbſt die Tüchtigſten und er zutereſſierteſten, ſoweit ſie dort verbleiben, nur en inſchränkung einen befriedigenden Wirkungs⸗ piſe in die ſelbſt der Ehrgeiz und das Pflicht⸗ ichen Beamtentums trotz der ſtändigen Ver⸗ aint und des Antriebes durch die konkurrie⸗ dals duſtrie eine wirklich wirtſchaftliche Orientie⸗ teh ringen können.“ dig ſierden Sätze ſind dem vorläufigen Bericht der 4 1 Sie tungs kommiſſion vom 15. Februar 1919 ent⸗ beg legen in überaus trefflicher, grundlegender 5 eine Verſtaatlichung des Kohlenbergbaues Ralinde dar. Auch die ſozialiſtiſche Gruppe der Aber ſchterungskommiſſion, deren Vorſchläge neben 2 daben Leitſätzen jetzt zur Erörterung ſtehen, 9. lenbe gegen, daß ſie eine Verſtaatlichung des deut⸗ Tabaues vorſchlägt. In Wahrheit ſtellt aber Die von ihr geplante Organiſation trotz der anders gearte⸗ ten Stellung der Beamten und der beſchränkten Zuſtändig⸗ keit des Reichs einen Reichsbetrieb dar, und auf jeden Fall den gigantiſchſten Truſt, der je geſchaffen worden iſt, deſſen naturnotwendige Bürokratiſierung zu verhängnisvollen Folgen für die Produktivität des deutſchen Kohlenbergbaus ſühren muß. Wer die Entwicklung unſeres Kohlenbergbaus genau verfolgt hat, wird herausgefunden haben, daß die na⸗ türliche Entwicklung der Konzentration ihre ganz beſtimmten Grenzen gezogen hat, wie ſie etwa durch eine Organiſation von der Größe der Gelſenkirchener Bergwerks⸗A.⸗G. gege⸗ ben ſind. Man hat erkannt, daß ein weiterer Zuſammen⸗ ſchluß zum Schaden für die Produktivität ausſchlagen muß. Der von der ſozialiſtiſchen Gruppe der Kommiſſion vorge⸗ ſchlagene Truſt„Deutſche Kohlengemeinſchaft“ muß alle Schäden des Zentralismus und des Bürokratismus in ſich enthalten. Die Verwaltung in ihm wird größer ſein, als die Wirtſchaft, und ſtatt der Führer wird man Räte ſchaffen. Die rieſigen Verwaltungskoſten, wie ſie die Deutſche Kohlen⸗ gemeinſchaft auf jeden Fall beanſpruchen wird, werden die Kohlenpreiſe nicht verbilligen. Der Truſt ſtellt einen Staat im Staate dar, deſſen rückſichtsloſe Beherrſchung des geſam⸗ ten Wirtſchaftslebens größer ſein wird, als ſie vom Kohlen⸗ ſyndikat ausgeübt wurde. Daß man in ſozialiſtiſchen Creiſen nicht meinwirtſchaft⸗ liche Regelung, ſondern B. lichung des Kßhlenbergbaus wünſcht, beweiſt die Aeußerunga von Wels au' dem jüngſten ſozialdmokratiſchen Parteitag. Wels ſagte, daß die Sozial⸗ demokraten unter Ablehnung der„Rathenoulnen Rezepte“ die„ſofortige vollſtändige Verſtaatlichung des Kohlenberg⸗ baus fordern“. In dieſem Zuſammenhang ſci daran erin⸗ nert, daß der frühere Reichswirtſchaftsminiſter Rudolf Wiſ⸗ ſell(in ſeinem in ben„Sozialiſtiſchen Monats heften“ vom 7. Juli 1919 erſchienenen Aufſatz„Wir kommen doch wieder hoch!“) die Sozialiſierung des Bergbaus als den ſchwerſten Schaden für den Gedanken des Sozialismus betrachtete. Wiſſell dachte damals an die notwendigen Preiserhöhungen für Kohle und meinte, daß die Gegner nach vollzogener So⸗ zialiſierung hätten ſagen können, daß die Lohnforderungen ohne Sozialiſierung nicht in dieſer Höhe gekommen wären. Es ſteht feſt, daß die jetzt geplante Sozialiſierung des Koh⸗ lenbergbaus auch unter den heutigen Umſtänden zuminde⸗ ſtens keine Herabſetzung des Kohlenpreiſes zeitigen wird. Was Wiſſell damals in hypothetiſcher Form ausſprach, trifft ſicher zu, wenn man das Experiment der Sozialiſierung des Kohlenbergbaus gemacht hat. n Deutſchland. Die deutſche Note über die Dieſelmotoren. Am Samstag iſt in Paris die deutſche Note über die Dieſelmotoren übergeben worden. Die Note ſeſbſt gibt eine Darſtellung des tatſächlichen Sachverhalts. In dem ur⸗ ſprünglichen Blaubuch der Interalliierten Militär⸗Kon⸗ trollkommiſſion vom November 1919, die das Verzeichnis der als Kriegsmaterial zu betrachtenden Gegenſtände ent⸗ hielt, haben die Dieſelmotoren gefehlt. Erſt vier Monate ſpäter, im April 1920, ſind die Dieſelmotoren nachträglich in die Liſte eingetragen worden. Nach Anſicht der Inter⸗ alliierten Kontrollkommiſſion ſoll nunmehr für Deutſchland die Verpflichtung beſtehen, dieſe Dieſelmotoren, gleichviel, ob ſie ſich im Eigentum des Reiches oder in Privathand be⸗ finden, zu zerſtören und eine Neuherſtellung in Zukunft zu unterlaſſen. Demgegenüber weiſt die deutſche Regierung darauf hin, daß Artikel 188 Abſatz 3 nicht von einer„Zer⸗ ſtörung“ ſondern von einem„Abbrechen“ der Unterſeeboote ſpricht. Artikel 189 ſetzt ausdrücklich auseinander, daß die Wiederverwendung der aus dem Abbruch der Ueberwaſſer⸗ ſchiffe und Unterſeebvote herrührenden Gegenſtände, Ma⸗ ſchinen und des Materials zu gewerblichen Zwecken zuläſſig Junſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 dag Neklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme Nadatt. No 250 ———. a Fernſprechanſchluß Nr. 16. Vaſtſcheckkonto! Karlsruhe Nr. 19819. iſt. Wenn das für die eingebaut geweſenen Maſchinen gilt, ſo muß es erſt recht für die noch nicht verwendet geweſenen Anwendung finden. Die deutſche Regierung weiſt ferner darauf hin, daß es ſich bei dem ſchnellaufenden Dieſelmotor keineswegs um eine ausgeſprochene Kriegsmaſchine han⸗ delt. Der Dieſelmotor wurde ſchon vor dem Kriege für die Induſtrie gebaut und in ihr verwendet. In einer An⸗ lage wird vom techniſchen Geſichtspunkt aus klargeſtellt, daß der von der Interalliierten Kontroll⸗Kommiſſion aufge⸗ ſtellte Begriff eines beſonderen U⸗Boot⸗Motors auf Irrtum beruht. Nach dem Gutachten des Vereins deutſcher Inge⸗ nieure erſcheint gerade die Verwendung des ſchnell laufen⸗ den Dieſelmotors im Hinblick auf Gewicht, Raumbedarf und Koſten auf den verſchiedenſten gewerblichen Gebieten dringend notwendig. Wenngleich die deutſche Regierung glaubt, daß allein aus rechtlichen Gründen die Behand⸗ lung der Dieſelmotoren als Kriegsmaterial nicht aufrecht zu erhalten iſt, ſo hat ſie in der Note beigegebenen Denk⸗ ſchrift noch eine beſondere Zuſammenſtellung über die wirt⸗ ſchaftlichen Folgen zur Kenntnis gegeben, die ſich für die deutſche Wirtſchaft aus der Zerſtörung der Dieſelmotoren ergeben würden. Sie weiſt darauf hin, daß es ſich bei den zu vernichtenden Mengen allein um einen Materialwert von 1½ Milliarden Mark handelt, mit deſſen Zerſtörung ein weiterer indirekter Schaden von mindeſtens dem glei⸗ chen Betrag verbunden ſein würde. Viele Betriebe müßten ſtillgelegt werden, Tauſende von Arbeitern würden ihr Brot verlieren. Die Denkſchrift ſchließt mit dem Hinweis, daß Deutſchland darauf angewieſen iſt. die vorhandenen Werte und Hilfsmittel bis aufs letzte auszunutzen. Nur wenn die Arbeitsfähigkeit der deutſchen Induſtrie erhalten und wei⸗ terentwickel! wird, kann Deutſchland die ihm durch den Friedensvertrag und das Protokoll von Spa auferlegten Verpflichtungen erfüllen. Aufſehen erregende Verhaftungen. München, 2. Nov. Der ehemalige Reichswehrſoldat Dog⸗ ner, der durch ſeine abenteuerlichen Erzählungen bekannt geworden iſt, wurde von der Münchener Polizei verhaftet. Der belgiſche Spitzel Fracheur wurde in dem Fraktions⸗ zimmer der Unabhängigen gleichfalls feſtgenommen, und zwar auf Veranlaſſung der Ententekommiſſion, in deren Dienſt er ſtand. Der parlamentariſche Ausſchuß vertagte die weitere Unterſuchung der Angelegenheit auf nächſten Mittwoch. 2. 3 8 Denlſchland Polen. Warſchau, 2. Nov. Wie der Wertreter des„Gaſt Service“ erfährt, trifft der Vizeminiſter für Handel und Gewerbe Dr. Straßburger in den nächſten Ttgen in Berlin ein. Bei den Berliner Beſprechungen ſollen alle wirtſchaftlichen Frachen des Eiſenbahn⸗ und Telegraphenweſens im Zuſammenhang erörtert werden, um eine neue Grundlage für die Wieder⸗ anknüpfung der wirtſchaftlichen Beziehungen zu Dentſchland zu ſchaffen. Auſtralien und Deutſchland. Melbourne, 2. Nov. Der auſtraliſche Premierminiſter Hughes erklärte im Parlament, daß er die Wiederaufnahme des Handels mit Deutſchland erſt nach einem Jahre befür⸗ worten werde. Ausland. Ausdruck engliſchen W e bei der frauzöſiſchen Bot⸗ a Paris, 2. Nov. Ueber die Behandlung der deutſchen Gut⸗ haben in England hat in London eine Ausſprache zwiſchen dem engliſchen Staatsſekretör Lord Curzon und dem franzö⸗ ſiſchen Geſchäftsträger de Fleurian ſtattgefunden, infolge⸗ deſſen ſich, wie der„Petit Pariſien“ ſchreibt, die Erregung über die Angelegenheit etwas gelegt hat. Nach dem Bericht des Geſchäftsträgers an das Pariſer Außenminjſterium hat SETCTTITU.TET!1C1!CwC0ͤ WTTC0CCC0T0G0TGTGCGbTGGTCTGTbTbTbTbTb—T———b bb Tochter des Miniſters. drug Roman von Ernſt Georgy. lebe verboten.)(36 0 8 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. e eren, die Menſchen ſind eben verſchieden“, 3„Jeder hat ſeine Vorzüge ö d lachte. Sie fuhr mit der Hand leicht Ag ange des Mädchens.„Warte nur, du 10 erſt kennen lernen.“ 5 10 * 1 ben e 1 n ſi . ſhrhe aupt 0 N n ein ſehr übermütiges und wildes, un⸗ en Fräuli, das glaube ich Ihnen nie!“ enes mir auch nicht denten!“ ſagle Berndt; haüher dem Male fühlte er ſich ſeiner Hausdame .„Lerückt.„Können wir wirklich, was man de ſehr l—— luſtig ſein?“ ume rl. Meine Eltern behaupten immer, daß u der bei allen Streichen war, als meine 5 Sie Brüder?“ fragte der dicke Mann Gi ſtützte ſich auf die ſchmale, mit Klema⸗ . überwucherte Balkonwand. s kurze Wörtchen klang herbe. Die fei⸗ amen wieder den Ausdruck kühler Ent⸗ „Sie haben wohl viel Trauriges erlebt?“ forſchte er aus wirklicher Gutmütigkeit weiter. Elfriedes ſcharfer Verſtand ileß die Dinge ahnen, die nicht berührt werden durften.„Papa“, befahl ſie herriſch,„du ſollſt nicht quälen. Fräuli, bitte, leſen Sie doch weiter.“ Raſch nahm Gertrud den Roman wieder zur Hand, aus dem ſie vorlas. Berndt wanderte ſeuf⸗ zend, unzufrieden durch die Gartenwege. Er lang⸗ weilte ſich, war unbefriedigt, hatte ſich manches an⸗ ders gedacht und grübelte, wie er es anfangen ſollte, um zum Ziele zu kommen. Elfriede lag regungslos und lauſchte. Sie fühlte ſich ſehr matt, litt an Beklemmungen und ſpürte, wie ihr Herz in ſchweren Schlägen gegen die Bruſt häm⸗ merte. Sie kannte dieſe Zuſtände und nahm ſie ge⸗ duldig hin. Ihre Gedanken glitten von dem Gehörten ab und beſchäftigten ſich mit Gertrud und deren geheimnis⸗ vollem Schickſal. Das feine, ſchöne Mädchen kam ihr wie eine verwunſchene Prinzeſſin aus dem Märchen 250 aber ihr Feingefühl verhinderte ſie, Fragen zu ellen. „Herr Hofrat, ich ſorge mich um Elfriede“, ſagte Gertrud einige Tage ſpäter zu dem Arzt, den ſie hinausbegleitete. „Erfüllen Sie dies arme Daſein mit Heiterkeit und Lebensfreude, liebes Fräulein“, meinte der alte Herr.„Sie ſind mir zu ernſt, zu ſchwerblütig, und das kluge Kind lieſt Ihnen die Sorgen vom Geſicht ab. Die andere Dame, dieſe Frau Müller, die in den früheren Jahren mit der Familie hier war, verſtand ſich ausgezeichnet mit Elfriede.“ „Iſt dies ein Vorwurf, Herr Hofrat?“ fragte Ger⸗ trud bang. RRE 8 eee eee eee „Nein; aber eine Richtſchnur für ſie, liebes Fräu⸗ lein. Sie ſind jung und unerfahren, daher geſtatten Sie einem Greiſe wohl Offenheit. Sehen Sie, dieſer Berndt iſt ein äußerſt gutmütiger, ſchwer reich ge⸗ wordener Spießbürger, der an einem ſchweren Kreuz ſchleppt. Er hat die gemütskranke Frau und dies unglückliche Kind, deſſen Tage gezählt ſind.“ Gertrud fuhr entſetzt zuſammen.„Um Gottes⸗ willen, Herr Hofrat, halten Sie den Zuſtand denn für ſo bedrohlich?“ „Wir ſind unter uns und was ich dem armen Va⸗ ter verſchweige, kann ich Ihnen ſagen. Das Leiden hat außerordentliche Fortſchritte gemacht. Leider! Ich fürchte, die arme kleine Maſchine wird ſchneller, als wir vermutet, ſtille ſtehen. Sie haben ſchwere Pflichten auf ſich genommen, Fräulein, zeigen Sie ſich ihnen gewachſen.“ „O, wenn ich helfen könnte!“ ſtieß ſie erſchüttert aus. „Dazu bin ich da“, ſagte er kurz,„aber Sie müſ⸗ ſen mich unterſtützen. Hüten Sie die Kleine vor je⸗ der Aufregung. Seien Sie nicht nur pflichttreu und liebenswürdig, ſondern fröhlich, herzlich. Das wirkt auf Vater und Tochter, die jetzt beide unter Ihnen leiden!“ „Beide? Herr Berndt vielleicht; aber Elfriede?“ Gertrud ſah ihn zweifelnd an. „Doch dieſes frühreife kränkliche Geſchöpfchen iſt unheimlich klug. Sie fühlt den Vater bedrückt, un⸗ befriedigt und ſtatt die Schuld in äußeren Umſtän⸗ den zu ſuchen, beginnt ſie, ihn anzuklagen. Sie mißt ihn an Ihnen, und dadurch verliert er. Das darf nicht ſein. Vater und Tochter haben ſich angebetet, und die vorige Hausdame war die dritte im Bunde. So herrſchte die Sonne, die notwendig iſt!“ — S000 2 Sörd Curzön anerkannt, daß engliſcherſeits ein Frrtum bei der Ueberreichung der Note, die zuerſt in Berlin und dann in Paris erfolgt ſei, gemacht worden wäre, und dem Be⸗ dauern der engliſchen Regierung darüber Ansdruck gegeben. Ebenſo erkennt England an, daß die übrigen Alliierten durch nichts verpflichtet ſeien, den§ 18 des Verſailler Vertrages aufzuheben. 5 Am Vorabend der amerikaniſchen Präſidentenwahl. Newyork, 1. Nov. dattfindenden Wahlen, an dem in der ganzen Union die Wahlmänner für die Präſidentenwahl gewählt werden und ſomit die Entſcheidung über Wilſons Nachfolgerſchaft gefällt wird, bezeichnet die„New Republic“ die Wahlſtimmung des Landes als ſchwankend zwiſchen Gleichgültigkeit und lindem Aerger. Der Wahlfeldzug ſei von allen in der amerikani⸗ ſchen Geſchichte erlebte der unbefriedigendſte und nichtiaſte und habe das niedrigſte Niveau erreicht. Außer der Präſi⸗ dentenwahl werde am 2. November noch die Wahl eines neuen Repräſentantenhauſes ſtattfinden. Ferner ſind zu wählen 9 Senatoren und 38 Staatsgouverneure. a 8 Der franzöſiſch⸗engliſche Streitfall. London, 2. Nov. Das engliſche Amt ſoll von Frankreich eine Note erhalten haben, die in ziemlich barſchem Tone ab⸗ gefaßt iſt. Es wird darin geſagt, daß keiner der Alliierten den 8 18 des Friedensvertrages auf eigene Fauſt auslegen olle. Der Verſailler Vertrag, der die Unterſchrift aller alliierten Mächte trägt, könne nur durch eine vorherige Be⸗ ratung mit Frankreich abgeändert werden. Der bereffende Paragraph müſſe in ſeiner Vollſtändigkeit angewandt wer⸗ den und England habe keinesfalls die Befugnis, auf Rechte zu verzichten, die ihm auf Grund dieſes Paragraphen ein⸗ geräumt wurden. Frankreich weiſt damit die engliſche Be⸗ hauptung zurück, wonach den verſchiedenen alliierten Re⸗ gierungen freigegeben iſt, nach eigenem Ermeſſen Schritte unternehmen, welche ſie für notwendig erachten. Es läßt ſich noch nicht ſagen, welchen Eindruck dieſe franzöſiſche Proteſtnote in den engliſchen Regierungskreiſen gemacht gat. Nach dem erſten Eindruck zu urteilen, dürfte der groß⸗ ſprecheriſche Ton unangenehm berührt haben. Auffallend N beſonders jene Stelle, die beſagt, daß jede Vertragsände⸗ dung erſt nach einer vorherigen Beratung mit Frankreich erfolgen könne während es doch heißen müßte, nach einer vorherigen Beratung mit allen Alliierten, die den Friedens⸗ vertrag unterzeichneten. In der Note kommt die franzö⸗ kiche Monalität, ſich als den den tonangebenden Sieger hin⸗ mſtellen, ſehr zum Ausdruck. Ein internationales Heer der Bolſchewiſten. Notterdam, 2. Nov. Wie„Nieuwe Rotterdamſche Cou⸗ vant“ aus Sewaſtopol meldet, haben die Bolſchewiſten ein Internationales Heer an der Wolga, das aus Chineſen, Magyaren und Deutſchen und anderen nichtruſſiſchen Trup⸗ pen beſteht, gebildet. Mann. Angeblich ſollen vier ähnliche Heere in Bildung begriffen ſein. Das deutſche Eigentum in England. Die Mitteilung eines Berliner Korreſpondenten, daß eine Londoner Erklärung bevorſtehe, wonach England auf das im Verſailler Vertrag erhaltene Recht verzichte, im Fall einer abſichtlichen Nichterfüllung der Entſchä⸗ digungspflicht, ſich an deutſchem Privateigentum ſchad⸗ 108 zu halten, entſpricht, wie die„Frankf. Ztg.“ aus London erfährt, mit ſtarken Einſchränkungen den Tat⸗ —. 5 Der Schritt bedeutet ein teilweiſes Aufgeben er bekannten Zuſatzbeſtimmung des Friedensvertrags, jedoch iſt die wichtige Erläuterung notwendig, daß nur das nach Wiederaufnahme des Handelsver⸗ kehrs von deutſcher Seite exportierte Eigen⸗ tum oder neuentſtandene Bankguthaben in Betracht kommen. Ausgeſchloſſen von dem Ver⸗ zicht bleibt das im Krieg beſchlagnahmte Privatgut. Die dringend erforderliche Freigabe des letzteren ſteht leider anſcheinend nicht in nächſter Aus⸗ ficht. Der Zweck des obengenannten Verzichts iſt die Erleichterung des Handelsverkehrs, der durch die Gefahr der Konfiskation ſtändig beunruhigt würde. Die franzöſiſche Regierung erhebt in einer halbamtlichen Erklärung im„Journal des Debats“ gegen den Beſchluß der engliſchen Rigierung Widerſpruch. Tas Londoner Kabinett habe den Botſchafterrat durch ſei⸗ nen Vertreter in Paris von der getroffenen Entſchei⸗ dung und der der deutſchen Regierung gemachten Mit⸗ teilung in Kenntnis geſetzt. Es ſei deshalb ſehr wahr⸗ ſcheinlich, daß der Botſchafterrat in einer ſeiner näch⸗ ſten Sitzungen mit der Frage befaßt werde. Er werde zu prüfen haben, ob der Schritt der britiſchen Regie⸗ rung rechtlich begründet ſei und er werde auch die Folgen dieſer Entſcheidung, indem er ſie in den allge⸗ meinen Rahmen des Friedensvertrags und in das durch den Friedensvertrag vorgeſehene Syſtem der Zwangs⸗ maßnahmen ſtelle, abzuwägen haben. Der„Matin“ ſagt, der Beſchluß bedeute einen Ver⸗ zicht auf gewiſſe durch den Friedensvertrag feſtgelegte Zwangsmanßahmen gegen Deulſchland ohne Zuſtimmung der Verbündeten und ſei geeignet, England zum Schaden der übrigen Verbündeten Handelsvorrechte mit Deutſch⸗ land zu ſchaffen.— Das war ja allerdings die eng⸗ liſche Abſicht.— Im„Temps“ wird, wohl auch auf amt⸗ liche Veranlaſſung, darauf hingewieſen, daß man in Deutſchland das engliſche Vorgehen als eine Abſchwächung des Verſailler Friedensvertrags betrachten werde, die eine Aenderung des Vertrags überhaupt ermögliche. Und das zu gleicher Stunde, wo in Berlin die deutſche Bankiertagung ſtattfinde, auf der betont wurde, daß der Frieden, ſo wie er heute iſt, auf die Dauer nicht bleiben könne; zur gleichen Stunde, wo in Hannover auf der Tagung der Deutſchnationalen Volkspartei die Reviſion des Friedensvertrags gefordert wird! ö 1 1 Am Vorabend der am 2. November Die Mannſchaftsſtärke beträgt 100 000 Der Londoner„Evening Stand“ hebt demgegenüber hervor, die engliſche Regierung habe bereits im De⸗ zember v. Is. bekanntgegeben, daß deutſche Eigentums⸗ rechte, die nach Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen erworben worden ſeien, der Beſchlagnahme nicht unter⸗ liegen. Die neueſte Entſchließung der engliſchen Regie⸗ rung gehe noch weiter. Das ſei hauptſächlich auf die immer dringender werdenden Vorſtellungen der eng⸗ liſchen Intereſſenk te ſe zurücgz führen. Daß die Be⸗ ſtimmungen des Verſailler Vertrags, ſoweit ſie ſich auf England bezogen, aufgehoben worden ſeien, ſei haupt⸗ ſächlich geſchehen, um die Räder des engliſchen Hau⸗ dels zu ölen. Einſichtige Perſönli⸗ keiten des franzö⸗ ſiſchen Handels würden es gerne ſehen, weun die fran⸗ zöſiſche Regierung in dieſer Oeziehung dem Beiſpiel Englands ſolgen würde, das ein Schritt vorwärts auf dem Weg der Wied della; normaler Wirtſchafts⸗ beziehungen in Curopa ſei. a. Soziales. Die Beſoldungsreform der Beamten. Berlin, 1. Nov. Die Verhandlungen des Beſoldungs⸗ ausſchuſſes ſind jetzt ſo weit gediehen, daß die Frage der Poſt⸗ und Eiſenbahnſekretäre beraten werden kann. In der letzten Sitzung kam die Frage der Aſſiſtenten zur Sprache, die bekanntlich in der Sekretärklaſſe(6) eingeſtuft ſind. Reichsfinanzminiſter Dr. Wirth gab eine Erklärung ab, nach der die Anſprüche der Aſſiſtenten auf dem Wege des Etats erledigt werden ſollen. In den Verhandlungen iſt jetzt eine kleine Unterbr un eingetreten, doch wird der Beſoldungsausſchuß bereits in den nächſten Tagen ſeine Verhandlungen wieder anfnehmen. Er wird ſich dann mit den Klaſſen 7—9 zu befaſſen haben. Aus dem Handwerk. Das Lehrlingsweſen im Handwerk. Bei den Jugendlichen herrſcht gegenwärtig infolge man⸗ gelhafter Erziehung während des Krieges und ſeit der Re⸗ volution und infolge einſeitiger Beeinfluſſung derſelben ſei⸗ tens gewiſſer Arbeitnehmerkreiſe große Abneigung gegen die Lehre bei Handwerksmeiſtern. Dieſe klagen täglich mehr über die Unfügſamkeit der Lehrlinge. Dazu kommt, daß ſich die berufenen und unberufenen Stellen neuerdings mit der Lehrlingsfrage befaſſen. Hier die Innungen, Handwerks⸗ kammern, Landesgewerbeamt und Miniſterium des In⸗ nern, dort der Schlichtung zausſchuß, Demobilmachungskom⸗ miſſar, Betriebsrat, Gewerkſchaften, Gewerbeaufſichtsamt u. Arbeitsminiſterium: ein Tohuwabohu— ganz der heutigen Zeit entſprechend. 5 Da jedenfalls die Lehre im Kleinbetrieb eine beſſere Hand⸗ ausbildung als der Großbetrieb vermittelt und mehr als dieſer zur Material⸗Oekonomie und zur Betätigung der eigenen Initiative erzieht, ſo iſt es lebhaft zu begrüßen, daß endlich zwecks Klärung der viel umſtrittenen Frage gerade von einem bekannten Handwerksführer, dem Reichstagsab⸗ geordneten und Präſidenten der Handwerkskammer Karls⸗ ruhe. Herrn Iſenmann, an die Reichsregierung folgende Anfrage geſtellt wurde: f Iſt der Reichsregierung bekannt, daß die Demohilmach⸗ ungskommiſſare, Schlichtungsausſchüſſe, Betriebsräte und Gewerkſchaften in ungeſetzlicher Weiſe in das Lehrlingswe⸗ ſen im Handwerk ſelbſtändig eingreifen, obwohl in den 88 103 e und 103 g der R. G. O. den Handwerkskammern, in den 88 81 a, 83 und 93 den Innungen(Mitwirkung des Geſellen⸗ ausſchuſſes nach§ 103 h) Rechte und Pflichten bezüglich der Erlaſſung und Ueberwachung von Vorſchriften über die Re⸗ gelung des Lehrlingsweſens übertragen ſind? N Iſt der Reichsregierung bekannt, daß durch dieſe Eingriffe in die den Innungen und Handwerkskammern zuſtehenden Rechte die Stellung der Innungen ſowie insbeſondere die der Handwerkskammern als geſetzliche Intereſſenvertretung des Handwerks mißachtet und untergraben wird, daß in⸗ 5 in den Handwerkerkreiſen große Beunruhigung latz gegriffen hat und die ordnungsmäßige Ausbildung eines geſunden und tüchtigen Nachwuchſes im Handwerk in Frage geſtellt iſt? Was gedenkt die Reichsregierung gegen dieſe Mißachtung der noch beſtehenden Reichsgewerbeordnung zu tun? f Baden und Nachbargebiete. Kraukenkaſſen des Landesverbandes der Badiſchen Gewerbe⸗ und Handwerkervereinigungen. Raſtatt. Am 26. Oktober ds. Is. hielt der erweiterte Vorſtand der Krankenkaſſen des Landesverbandes badiſcher Gewerbe⸗ und Handwerkervereinigungen, Sitz Raſtatt, unter Leitung des 1. Vorſitzenden, Herrn Gewerberat Niederbühl, eine Sitzung ab, die eine umfangreiche Tagesordnung auf⸗ zuweiſen hatte. Der Vorſitzende gab hierbei unter anderem bekannt daß man beabſichtige die ſozialen Einrichtungen des Verbandes, mit welchen der hadiſche Verband an der Spitze aller gewerblichen Organiſationen Deutſchlands marſchiert, insbeſondere der Krankenkaſſe, auf ganz Süddeutſchland auszudehnen. Der Vorſtand gab hierauf ſein Einverſtänd⸗ nis, und dies umſouehr, als hiermit der Anfang gemacht werden ſoll, eine ſehr notwendige Einheitsfront für das ſüd⸗ deutſche Handwerk zu ſchaffen. Des weiteren gab man auch zu der Verſchmelzung der Krankenkaſſe ſelbſtändiger Gewerbetreibender in Triberg mit der Kaſſe des Verbandes, unter den von der Kaſſenver⸗ waltuna geſtellten Bedingungen, ſeine Zuſtimmung. Ebenſo fand auch der Vorſchlag der Kaſſenverwaltung auf Erhöhung einzelner Leiſtungen und Einführung wei⸗ terer Beitragsklaſſen, wonach nun auch im Krankheitsfall ein höheres Krankengeld gewährt wird, die Genehmigung. Eine Reihe Geſuche um Bewilligung von Entſchädigun⸗ gen mußten abgelehnt werden, da auf Grund der Satzung kein Anſpruch an die Kaſſe vorlag und der Vorſtand nicht die Verantwortung übernehmen wollte in ſolchen Fällen der Satzung zuwider zu handeln. Zu größeren Heilmitteln wurden Beihilfen bewilligt, ebenſo wurden auch einige Darlehensgeſuche genehmigt. 4 a Karlsruhe, 2. Nov. Vor kurzem hat in badiſchen Städten wie in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg ein „Prophet“ Mariarty Verſammlungen abgehalten, die über⸗ all einen ſtarken Zulauf hatten. Wie aus München gemel⸗ det wird, hat die dortige Polizeidirektion dem„Propheten“ das Auftreten in der bayeriſchen Hauptſtadt verboten. Die Genehmigung des Anſchlags verſagt und den Vortrag ver⸗ boten; ſie erblickt in dem Vortrag eine verbotene Wahr⸗ . die vor allen Dingen in unſere jetzige Zeit nicht aßt. z Karlsruhe, 2. Nov. Geſtern vormittag etwa um 10 Uhr wurde ein hieſiger Schuhmachermeiſter bei der Hed⸗ wigsquelle auf Gemarkung Ettlingen überfallen und mit vorgehaltenem Revolver ſeiner Barſchaft in Höhe von etwa 200 Mark Papier⸗ und 30 Mark Silbergeld, einer Taſchen⸗ uhr mit Goldrand und Kette beraubt. Der bis jetzt noch nicht ermittelte Täter iſt etwa 35 Jahre alt und 1/68 aroß. kr Karlsruhe, 2. Nov. Wie erſt jetzt bekannt wird, wur⸗ den am 24. Oktober auf der Fahrt von Karlsruhe bis Im⸗ mendingen einem Eiſen bahnbeamten 2729 000 M. geſtoh⸗ len, worunter ſich auch drei ämerikaniſche Banknoten zu je 100 Dollar befanden 8 8 3 d Mannheim, 2. Nov. Der Stadtrat hat g sonen, darunter gegen zwei Redner in der Prateſ kung des Wirtſchaftlichen Schutzverbandes vom die behauptet haben, daß ſich Beamte des Won ele beſtechen ließen, Strafantrag wegen Beamte geſtellt. 4 Mannheim, 2. Nov. Ueber Aufſehen Schiebungen eines Eiſenbahnbeamten berichtet heimer Volksſtimme. Sie teilt mit, daß de tär Paul Schwarz in Friedrichsfeld nach T, Sinshem fuhr und dort einen Wagen Kartoffeln der Abficht, ſie in Friedrichsfeld um 4 M. teure. 0 Erſtehungspreis zu verkaufen. Das Stationsante hat den Wagen ohne Verſandgenehmigung 10 denken nach Friedrichsfeld abrollen laſſen. fel 5 heimer Großfirma habe einen Teil der Kartoffſh! nommen, ein anderer Teil war ſchon verdorben.. derwertig, als er von Schwarz gekauft worden abet dem Rangierbahnhof Seckenheim beſchlagnahm zung Fahnder des Landespreisamts die Kartoffelſend er! Mannheimer Volksſtimme bemerkt dann weiter, delt fende Beamte habe auch mit Gerſte und Obſt ge. die„Volksſtimme“ ſodann weiter mitteilt, iſt deg ſekreär Otto Becker aus Berlin gelegentlich der an einer Großſchieberet dort ſelbſt von einem ieſer Fahnder verhaftet worden. Die Schieberei, N amte beteiligt geweſen ſein ſoll, nahm in Man Ausgang und endete in Polen. Der Oberzoll den Stempel der Reichsausfuhrſtelle benützt uhr Frachtbrieſe abzuſtempeln, reſpektive zur Auefſhun nehmigen. Für jede Abſtempelung und Unterze le er ſich 100 Mark bezahlen laſſen. Es ſoll ſich Ne 12 Frachtbriefe handeln. Die Richtigkeit dieſer kieße ſich augenblicklich nicht nachprüfen. a Mannheim, 2. Nov. Der Arbeiter aus Biblis veruntreute in der Fabrik vo 215 Spiralbohrer und einen Mikrometer im von rund 79 000 M. Außerdem ſtahl er Boh 420 M. von 400 M. und 64 Reibahlen im Werte von 2 ond Strafkammer verurteilte ihn zu einem Jahr 7 ſängnis. f a Tauberbiſchofsheim, 2. Nov. am 10. November 1820, iſt hier ein dreifa es öffentlich im Anblick von vielen tauſenden Zuſche ſtreckt worden. Der 25jährige Andreas Geyer, ſe Ehefrau des Müllers Stephan Trappold, Therenſg haber, und deren Dienſtmagd, die 27jährige rüste Hilbert aus Dittwar wurden auf dem Blutge, ei richtet. Die Ehefrau Trappold hatte mit Gagen dag liches Verhälnis unterhalten und alle drei e an g der Nacht vom 7. Juni 1818 den Ehemann& drei pold, ein Müller von Beruf, ermordet. e waren geſtändig. 95 zr Oberwittſtadt b. Tauberbiſchofsheim, 2. de He Suche nach neuen Trinkwaſſerquellen für unſaſere beging der Wünſchelrutenforſcher v. Gräve v. Griedel kung. Nach den Wahrnehmungen des Herrn ie beſl 01 ſich im Boden der Gemarkung auch Bodenſch⸗ ug ö an Bühl, 2. Nov. Der Schreinermeiſter fegen e wollte einen Treibriemen auf die Transmiſßen ft brach die Leiter, auf die er geſtiegen war, Boden und ſtarb an den Verletzungen. f bei 47 Hinterzarten, 2. Nov. In dem Torfwen zu zarten hat man mit der Gewinnung von Ta Ager zwecken befriedigende Reſultate erzielt. E her etwa 12 000 Zentner Brenntorf zum Abtransdoe von ſachkundiger Seite vorgenommene Unerſr Beweis geliefert, daß der hier gewonnene beſten Torfmoore in Oberbayern und der nister kommen ſoll. Vor kurzem war Arbeitame nz mit mehreren Beamten des Arheitsminiſteri ſichtigung des Torfwerkes hier aun end. n de 4 Freiburg, 1. Non. Ein Fabrikarbeit feln Reiſigbrechen von einer Tanne abſtürzte, iſt Gruft letzungen des Rückenmarkes und an einen Jahre geſtorben.— Zwei Volksſchüler von 13 und 1 e ft ten in Zähringen mit einer ſcharfen Patron. 555 lich auf einem Schutthaufen gefunden hatte wurde bei der Exploſion der Patrone an verletzt, der andere verlor das linke Auge. ts * Triberg, 2. Nov. Der wegen Verdgaft 9 ligung an der Mordſache Grünewald in tigen ehen Geſelle des wieder freigelaſſenen verdäch tm Zimmermann Erhard Jach von Schwenning wieder auf freiem Fuß geſetzt worden. * Triberg, 2. Nov. Der 60jährige H hard Hoch wurde bei der Blockſtation 62 lokomotive überfahren und getötet. ume ** Gommers dorf, 2. Nov. Bei der Bü Dish. 1 wurde Landwirt Adam Beck gewählt. unf germeiſter Michael Gärtner hatte 27 J meinde vorgeſtanden. Lokales. Milchnot. zu freien Milchlieferungsverträgen Zwangswirtſchaft in der alten Weis Die Vertreter des badiſchen Bauernve b doch vor jedem Zwang und jedem Landwirtſchaft. Sie führten aus: Alle Ver los, ſolange die Regierung nicht eine au politik einſchlage. Die bisherige Taktik 7 zu einer vollſtändigen Erlahmung der de ein führt. Die Fortſetzung dieſer Taktik werd Nl, digen Stillſtand der Milchlieferung und dzren, 9 chu enz Prei“ gwa den punkte handzuhaben. Vor einer Ueberſchätzung des Geldes 1106 giwarnt werden. Vor allem iſt das en werfen, da heute von einer Deckung der 5 ges 5 lichen Gelderſatzmittel nicht mehr ernſtli c, daß den kaun. Dies kommt darin zum Ausd je 6 intner wertloſer wird und inſolgedeſſen Balu teurer werden. Warenverteuerung und ö rung haben dieſelbe Urſache, die in der er mit Banknoten zu ſuchen iſt. Dies iſt des des Leitartikels des letzten Vereinsblattes Vereins. Es wird dann an die Ausführ vereinsdirektors in Ettenheim und 55 g die Breſſe ac gangen en Darl 1% 8 ie ſuler Heim angerrfpff. Zum Schluſſe heißt es:„Dir iſt heute ein internationales Problem. Steigt inſeres Geldes im Ausland, ſo ſteigt auch der Wert 6 r übrigen Länder. Fällt unſer Wert, ſo fallen eldwerte der anderen Länder. Nur beſteht der daß ſich unſere Kurſe immer mehr dem Null⸗ un ſo daß unſere wirtſchaftlichen Verhältniſſe bald herreichs und Rußlands gleichen werden. Dieſem 0 1 Elend vorzubeugen, iſt es vielleicht noch Zeit. achten wir nicht die Ratſchläge, die uns von hünbrern in unſerem eigenen Intereſſe gegeben t wir nicht eines Tages vor der mit wertloſen n gefüllten Truhe ſtehen und uns dabea der nern, die ſchon ſo oft in unſerer Geſchichte der kzehnte eine Rolle geſpielt haben: Zu ſpät!“ ö. 154 den Nährwert des Vollbieres. Aus landwirt⸗ ber reiſen wird uns geſchrieben: Der Reichsrat em Erkenntnis geleitet, daß einzig durch ein gutes eunzn bedenklichem Maße um ſich greifenden kinab entgegenzutreten ſei, eine Erhöhung des Henkes auf 30 Prozent Gerſte feſtgeſetzt und zu⸗ 0 r dellung eines 8⸗prozentigen Vollbieres geſtat⸗ herd Freund des ſchäumenden Gerſtenſaftes wird un artete Löſung der„Bierfrage“ mit Freude be⸗ 1 Maio zugleich mit Genugtuung feſtſtellen, daß das gu mige heul ier nahezu alle Bedingungen erfüllt, die man niſche Nationalgetränk ſtellen kann. Zwar iſt der imwürzegehalt, der vor dem Krieeg 10—12 Pro⸗ Wie nicht erreicht, aber dennoch ick hinſichtlich Manlichkeit und des Nöhrwertes des Bieres ein gro⸗ itt zu verzeichnen. Aufgrund der wißenſchafl⸗ ir zuchungen eines Rubner, Eltzbacher und anderer a6 Nahrungsmittelphyſtoldgen iſt bekanntlich das 6 windige alkoholhaltige Getränk, das neben den Nice c. unweſentliche Nährwerte entbält. So hat ber Analyſe ergeben, daß 60—70 Prozent des Nähr⸗ wederſte im Bier wiederkehren, während der Reſt ertvolles Futtermittel der Volkswirtſchaft erhal⸗ Ann Lon diefem Geſichtspunkt aus bat ſich auch der te ſeiner Entſchließung zu Gunſten eines ſtärker lers Bieres leiten laſſen. Ob in abſehbarer Zeit zwe Steigerung des Stammwürzegehalts erfolgen Tprolelhaft, fällt auch nicht allzuſchwer in die Wage, ſungzventige Bier auch in ſeiner Wirkung auf die In dorgänge die Bedingungen, die man an ern stellen berechtigt iſt, erfüllt. U 177 te Drahtnachrichten. 5 an Teen i 15 7 Nesetermeiſterg Wermuth durch den Oberpräſiden⸗ ce 1000 5 ö nation Eſcherich“ in beſonderen Aufruſen nicht (Eigener Sonderbericht.) 8 Nor. Der Oberpräſident hat die Wahl der B.⸗Stadträte Dr. Löwenſtein und Emil Eichhorn lust. Alle übrigen Stadtratswahlen wurden be⸗ Montag den 8. November ſoll die Einführung 0 N 1 Erlaß gegen die Organiſation Eſcherich. N fund. Während ſich der preußiſche Juſtizmini⸗ Ehrelr die Organisation Eſcherich erklärte, erläßt ag ußiſche Miniſter des Innern, Severing, folgende inn einem Erlaß an die Oberpräſidenten: Feintigung und Wirkung der„Organiſation Eſche⸗ e de immer mehr wachſende Gefahr für die öffent⸗ „ Afaderbet und Ordnung dar. Einerſeits fordert nalieder, ſondern darüber hinaus die Allgemein⸗ ägehorſam trotz aller Straſen gegen die Staats⸗ Leſchem ſie geltend macht, daß auf Seiten der Or⸗ ncherich die Macht ſei, andererſeits rufe ſie durch duch alt ihrer Agitation nicht nur den Widerſpruch. ſetztewieſenermaßen den Zuſammenſchluß der auf Di tem Boden ſtehenden Klaſſe der Bevölkerung nzeichen mehren ſich in bedrohlichem Maße, 9 ai einer Weiterverfolgung dieſes Weges zu ſchwe⸗ Meuf erungen des Stagtus kommen kann. Im Hin⸗ zerſuche ich unter Bezugnahme auf meinen an die 1019920 rpräſidenten gerichteten Drahterlaß vom 15. ihe Umtliche der Organiſation Eſcherich gehörigen verbundenen oder auf gleichem Boden ſtehen⸗ ier gemäß 8 2 des Reichsvereinsgeſetzes aufzulöſen, 0 Mbp ie Verſammlungen zu verbieten und zu ver⸗ uf n gebotener Weiſe gegen die Zeitungsanzei⸗ und dergleichen vorzugehen. e„ Stillegung der Borſigwerke. ihn Nov. Infolge der Arbeitsverweigerung von eo Pacldert Mann der Belegſchaft der Borſigwerke in * Dad. ind geſtern die geſamten Werke ſtillgelegt durch ſind 5000 Arbeiter brotlos geworden. ze Münchener Mörderzentrale-Afſäre. in Nov. Zu den bereits gemeldeten Verhaf⸗ 1 Mordanſchlagaffäre viel genannten Reichs⸗ noch dane in München erfährt das„Berliner r is daß der gleichfalls verhaftete Belgier gar dien ſt, ſondern ein Münchener aus dem Vorort Weinimens Bracher, der wegen Schokoladenſchiebe⸗ ger Zeit geſucht worden iſt. 7 2 talien billigt das engliſche Vorgehen. N 1 Nov. Wie die Agentur„Volta“ berichtet, hat 0 NN gebe Regierung es abgelehnt, ſich dem franzöſiſchen Ve.das britiſche Vorgehen betr. Verzicht auf wirt⸗ en. altungsmaßnahmen gegen Deutſchland an⸗ R . für den Bürgermeiſter von Cork. an 287„Die„Daily Mail“ berichtet aus Dublin, ſeſſe k eine Gruppe von Sinnfeinern gebildet hat, iſt, den Tod des Bürgermeiſters zu rächen. a Anse te e fich lege auf das Leben Llond Georges und ande⸗ 1 dſtärk rden befürchtet, iſt deren perſönlicher 1 en. t w 10 10. Was Orgeſch will. Vorſtigen Nummer des roten„Tag“ nimmt der d ch Dr. Georg Eſcheriſch der bekannte Grün⸗ 0 Volz Organiſation, ſelber in einer„Wege und um dis verföhnung⸗ überſchriebenen Betrachtung dichten is gefliße tlic aufrechterhaltene Mißdeutung enge öffentlich zu entkräften. Er betont, daß nach Pa, einer Lorganiſation die r Ausſchal⸗ men, ie ce baterlür ten Deut⸗ geiolſaſſen ſoll, die auf dem Boden der Ordnung der lelllt ſind, in rückhaltloſer Unterordnung unter i Pror Programmpunkten Geltung zu verſchaffen. ern arammpunkte ſind: b von der Verfaſſung. Perſonen, Arbeit und Eigentum. 5 des Deutſchen Reiches und Ablehnung je⸗ ernnungsbeſtrebungen. 0 lebebaltung von Ruhe und Ordnung und Ab⸗ ch 5 Rechts⸗ oder Linksputſches. zſagte Dr. Eſcherich,„kann doch wohl nicht türmen, daß mir und meiner Organiſation peufiſche Abſicht fern liegt. Deshalb iſt das rlellchen Miniſters des Innern eine offenſicht⸗ ſtelnebung, gegen die ich mit allen geſetzlich er⸗ ankämpfe. Aus Punkt 1 aabt harnor, daß meine Organiſation verfaſſungstreun it Alle ich unkergs⸗ ſchobenen Abſichten auf den Sturz der Weimarer Verfaſſung ſind glatt aus der Luft gegriffen. Wir verfolgen unſere Ziele nur auf verfaſſungsmäßigem Wege. Ich bin öfters verdäch⸗ tigt worden, ſeparatiſtiſche Neigungen zu haben. Demgegen⸗ über erkläre ich, was ich ſchon hundertmal öffentlich, erſt füngſt auf dem großen Landesſchießen in München, ausge⸗ ſprochen habe, daß ich und meine Organiſation rückhaltlos zum Reiche ſtehen. Wenn trotz dieſer vielfachen offiziellen Erklärungen immer wieder das Gegenteil behauptet wird, ſo iſt das nichts weiter als eine gemeine Verleumdung, die man verbreitet, weil man nichts Poſitives gegen meine Or⸗ ganiſation vorzubringen weiß.“ Dr. Eſcherich benutzt die Gelegenheit, um zugleich Zeug⸗ nis für ſeine bundesſtaatliche Geſinnung abzulegen„Bayern beanſprucht nicht die Führung im Reiche. Eine Vergewal⸗ tigung Preußens liegt uns fern. Die hiſtoriſche Bedeutung Preußens erkenne ich nicht bloß für die Vergangenheit, ſon⸗ dern für die Zukunft an. Aber wir Bayern erwarten aller⸗ dings, daß Preußen endlich wieder zu geordneten Zuſtänden zurückkehrt. Es iſt Preußens eigene Schuld, wenn ihm die Führung aus den Händen geglitten iſt.“ Dr. Eſcherich bezeichnet weiter als eine der vornehmſten Aufgaben ſeiner Organiſation den Kampf gegen den Bolſche⸗ wismus. Großen Wert lege er darauf, daß nicht bloß die Bürgerſchaft, ſondern auch die Arbeiter zu ihm kommen. Sie haben ebenſoviel zu verlieren wie wir: Ehre, Anſehen, Schutz von Perſonen, Arbeit und Eigentum. Vom Par⸗ teiweſen wird keine Geſundung des ſchwer daniederliegen⸗ den Vaterlandes kommen. Wir müſſen uns um Ziele ſam⸗ meln, die fenſeits aller Parteiſchranken liegen. Die Frauen und die Jugend müſſen uns helfen, daß wir wieder vor⸗ wärts kommen auf den Bahnen, die uns aus den Partei⸗ niederungen heraus zur Höhe führen. Seine Organiſation werde in allen Fragen das moraliſche Moment in den Vor⸗ dergrund ſtellen. Sie denke nicht daran, ſich zum Vorſpann irgendwelcher Intereſſen mißbrauchen zu laſſen.„Wir müſ⸗ ſen aus dem Sumpf unſerer Tage heraus:; das iſt unſer einziger Leitſtern!“ 5 25 2 65 Zu ſpät. . Skizze von Hertha Pohl(Krappitz, O.⸗S.). Ueber dem Wieſengrund flattern milchweiſe Nebelſtreifen. Das Laub der Erlen⸗ und Haſelnußſträucher, die in den Waſ⸗ ſerſpiegel des kleinen Flüßchens ſchauen, nimmt eine dunkle Färbung an. Die Dämmerung beginnt die Landſchaft zu verhüllen. Ein verſchwiegener Wieſenpfad ſchlängelt ſich durchs Ge⸗ lände. Dort wandert ein junger Menſch. Sein gleichmäßiger Schritt pocht dumpf gegen den ſumpfigen Boden. Den Kra⸗ gen ſeiner dünnen Sommerjacke hat er hochgeſtellt. Die feuchte Kühle der nebligen Luft macht ihn fröſteln. Ein grüner Strahlenſtern zittert über der dunklen Waſ⸗ ſerfläche. Es iſt der Widerſchein der Schlagbaumlaterne eines Dörſchens. Gelbliche Lichtvierecke— die erleuchteten Fen⸗ ſter— ſchauen traulich durch die Dämmerung. Nur die Hütte am Ausgang einer Nebenſtraße liegt im toten Dunkel. Dort wohnt die Taglöhnerin Marianne Wirbik. Unter der unverhüllten Fenſterluke, die mit einem Strohſeil verdichtet iſt, bleibt der junge Menſch ſtehen. Behutſam klopft er gegen die Scheibe.„Hee, Mutter— macht auf⸗ Ich bin s, der Albert“.— Eine Weile ſtille, dann ſchlürft ein Schritt zur Tür. Ein wirrgrauer, tuchumwickelter Kopf ſpäht hinaus, nickt. Albert Wirbik drückt ſich an der Mutter vorbei ins Innere der finſteren, mit muffiger Luft gefüllten Küche. Ein Streichholz flammt, dünner Kerzenſtrahl flackert. Die Alte ſetzt ſich ſchwer atmend ins offene armſelige Bett. Ihre dürre Hand hält die Jacke über der eingeſun⸗ kenen Bruſt zuſammen. Sie zittert von innerem Froſt ge⸗ ſchüttelt, huſtet bellend.„Mein Gott, wie mir das auf der Bruſt liegt.“ Als der Huſtenanfall vorüber iſt, ſchlürft ſie zum Tiſch.„Haſte Geld?“. Der junge Menſch wirft ein paar ſchmutzige, zerknitterte Scheine unkuſtig auf den Tiſch. Mit dem Taſchenmeſſer ſchneidet er einen dicken Brotrand ab, in den er gierig beißt. „S iſt das letzte Geld“, meint er trocken und mit gemachtem Gleichmut.„Se haben mir gekündigt in der Fabrik. Der Magaziner hat mich erwiſcht, wie ich'ne Jhperee im Pa⸗ pierſaal anſteckte und ſchlug gleich Krach. Andere machens auch“, er zuckte die Achſeln.„Aber da ſieht's kein Menſch. Der Schiemeck hat mich ſchon lange auf'n Strich, weil ich ihn auf der Straße nicht grüße. Na, meinetwegen—. Er lacht hart und trocken auf und gibt den Geldſcheinen einen un⸗ wirſchen Stoß. Einer flattert herunter. Nach dem bückt ſich die alte Frau haſtig und ächzend. a „Mein Gott, was ſollen wir jetzt anfangen“, jammert ſte dabei.„Mit dir hat man nichts als Aerger. A armer Menſch muß ſich ducken. Was willſtin jetzt machen— hee?— Aufm Bau warſte vier Wochen— dann a paar Tage im Sägewerk. Und nu hatt' ich dich glücklich in der Fabrik untergebracht. So ſcheenes Geld haſte ver..“, ſie muß mit einem erſtick⸗ ten Schluchzen abbrechen. Ihre rauhen Hände preſſen ſich vor die ſchrerzende Bruſt.„Ich kann— niſcht mehr tun bin ſo krank,“ murmelt ſie zitternd nach Luft ringend. Der Junge antwortet nichts. Er ſchleudert die Stiefel von den Füßen und wirſt ſich auf den mit Strohgemülle gefüllten Sack im Winkel. Einmal wälzt er ſich mit hartem Ruck auf die andere Seite, aber bald atmet er tief und gleichmäßig. Und eine Viertelſtunde ſpäter ſchnarchte er. Die Sonne ſteht wie ein mattgoldner rieſiger Stern am klarblauen Herbſthimmel. Weiße Gänſeherden ſchnattern auf dem Stoppelfeld. Eine kleine, freche Ziege naſcht im Kraut⸗ feld. Sie trägt ein Glöckchen um den Hals. Das ſchellt fröh⸗ lich jetzt hier, jetzt dort.„Zick, zick, zick!“ lockt die Hüterin ein hübſches, ſchwarzbraunes Mädel, das faul in der Sonne liegt und mit der Gerte tändelt. Ihre funkelnden Augen beobachten die halbwüchſigen Burſchen, die am Feldrain ſitzen und Karten ſpielen. Der Wirbik iſt auch darunter. hat eine Zigarettr in den Mundwinkel geklemmt. „Trumpf, Trumpf und noch amal Trumpf!“ Die Karten flie⸗ gen. Er hat das Spiel gewonnen. Aber keine freudige Erregung durchblitzt ſein farbloſes, altes Geſicht mit der Stumpfnaſe und den ſchmalen, aufgeſprungenen Lippen. „Albert, de Mutter kommt!“ Der helle Ruf der Ziegen⸗ Hüterin fliegt ſpöttiſch herüber. Der junge Menſch blinzelt verſtohlen den grauen, von kühlem Sonnenlicht überglänz⸗ ten Feldweg hinab. Dann wirft er ſich auf die andere Seite. „Gib Karten!“ ruft er barſch ſeinen Nachbar an.„Albert! Jeſſes er hört niſcht— Albert! Menſch, de Mutter ruft dich,“ der Schmiede ßranzek gibt dem ſich taub Stellenden einen Puff. Da blickt er ſeig mit halbgeſchloſſenen Lidern herum. Die Wirbiken lehnt keuchend an einem Baumſtamm, der ein⸗ m, vom ſcharſen Nordoſt kahlgezupft, in der Nähe ſteht. Ihr großes, helles Tuch, das ſie dreizipfelig um Kopf und Schultern geschlungen hat, flattert von Zeit zu Zeit auf. Dann ſieht man, daß die welken Hände den Bettelſack halten und ein Bündelchen dürre Stecken. „Ich war in der Fabrik“, berichtete die Alte mit heiſerer Kranken ime.„Beim Direktor.— Er nimmt dich wieder an, aber du ſollſt ins Bureau kommen und— ſelbſt a Mund aufmachen, hat er gemeent.“ Sie läßt eine abwartende Pauſe eintreten. Ibre trüben Augen flehen bang aus dem gelben gedunſener Geſicht. N „Hm— m., Hätt ich Hitze!“ Der Albert gibt ſich einen trotzigen Kak eund(echt rauh. Die Fome raden griuſen zu⸗ ſtimmend und ſchadenfroh. Aber der Schmiede⸗Franzek legt ihm die warme kräftige Hand auf die Schulter.„Nu, Albert — was is groß dabei. Dein Mutter iſt krank, Menſch“, er bricht ſtotternd ab, blutrot im Geſicht. Die Ziegenhüterin hat ſich neugierig herangſchlichen und mit einem geſchickten Schwung ihrer Gerte ihm die Mütze übers Geſicht geſchleu⸗ dert. Alle lachen. Na warte Hexe!“ Der hübſthe, blonde Burſche ſchießt in die Höbe. 5 i 5 —„Fung nrrch,“ ſie täntzelt auf und ad. Ihr roten zerriſſener Rock flattert. Dann fliegt ſie wie der Wind übers Stoppek⸗ feld. Ihr Spottlachen klingt ſilberhell wie das Glöcklein ihrer Ziege jetzt hier, jetzt da. In Albert Wirbiks ſtumpfem Blick glüht plötzlich ein heißer Funke. Er ſchüttelt die kalte Hand der Mutter, die ſich mahnend vorſtrekt, unwillig ab „Laß mich zufrieden..“ g Auch die nächſten Tage ſind klar und ſonnig. Aber der große Diamant leuchtet kalt aus ſeiner blauen Höhe. Die jungen Burſchen, die wieder beim Kartenſpiel auf dem Weg⸗ wand hocken, hauchen in die ſteiſen Finger. Der Wirbik hat ein ſchlechtes Blatt. Er kaut finſter an ſeinem Zigarren⸗ ſtummel. Heut hat er einen klebrigen Fünfmarkſchein un⸗ term Salznapf gefunden— den letzten. Er ließ ihn in die Taſche gleiten. Die Mutter merkte es nicht. Sie lag mit dem Geſicht nach der Wand und rührte ſich nicht. Nur ab und zu gurgelte ein heiſerer Ton über die trockenen Lippen. Am Sonntag„da ging es ihm gut. Da brachte die Magd aus der Mühle, in der die Mutter in beſſeren Zeiten arbei⸗ tete, ein Körbchen warmes Eſſen. Weiße Klöße, kräftiges Rauchfleiſch und Kraut. Die Mutter murmelte matt und demütig:„Vergelt's Gott“. Ihr Mund zuckte verlangend. Aber als Albert das Eſſen ans Bett brachte, hob ſie nach wenigen Biſſen abwehrend die kraftloſe Hand. Da ſtürzte ſich der Junge darüber— ſeit acht Tagen war es die erſte kräftige Mahlzeit— und aß mit Gier. „Spiel aus, Wirbik, Du biſt dran“, mahnt einer der Bur⸗ ſchen, den in lüſternen Vorſtellungen Verlorenen. Das Spiel noch, und dann muß ich heem. Um ſechſe geh ich auf de Schicht.“ Die Karten werden langſamer aus den kalten Hän⸗ den geſchleudert. Der Albert wirft den Schellenkönig hin, deſſen feiſtes, freundliches Geſicht ihn ärgert.„Schluß!“ Er erhebt ſich und reckt ſich gähnend. Ihn friert. Der leere Magen macht ſich unangenehm bemerkbar.„Weun es dun⸗ kelt, hole ich ein paar Pflaumen vom Nachbarsgarten“, über⸗ legt er, ſpuckt und brennt die letzte Zigarette an. Sie will nicht recht ſchmecken. Dann ſchiebt er, die Hände in den Hoſentaſchen, die Dorfſtraße hinan. Beim Wegkreuz bleibt er einen Augenblick überlegend ſtehen— was ſoll er in der Hütte der jammernden Mutter—. Kurz entſchloſſen ſchwenkt er auf einen Wieſenpfad ab und wirft ſich auf die abgegraſte, gelbliche Raſenfläche. Erſt als die ſinkende Sonne wie eine roße, rubinrote Ampel in den aufſteigenden Nebeln hänat, chleicht er mit ſteifen Gliedern heim. Im Nachbarhaus, einer großen Bauernwirtſchaft, wird Kohle abegladen. Wenige Hände regen ſich, um den ſchwar⸗ zen Berg im Keller zu verſtauen. Knechte und Mägde ſind in der Kartoffelernte. Aus der offenen Küchentür kommt der kräftige Geruch praſſelnder Speckſtücken gezogen. Die Bäuerin bereitet das Abendeſſen. Der Burſche, der un⸗ ſchlüſſig am offenen Tor ſtehen geblieben iſt, zieht den Ge⸗ ruch gierig ein. Dann gibt er ſich einen Ruck, langt nach der Schippe und ſtemmt ſie mit finſter gefaleter Stirn und ſcheuem Blick in den Kohlenberg. „Nu ſeht vok, der Albert arbeetet“, die Bäuerin ruſt es mit halbem Spott zum Fenſter hinaus.„Du warſt doch ſonſt immer ſo großartig.“— Der Eifrige ſieht nicht auf. Er ſchaufelt mit einer wahren Wut, ſchleppt aufgehäufte Körbe an die Kellerluke und wälzt ſie mit den harten Hand⸗ flächen durch die Oeffnung. In einer Stunde iſt die ſchwere Arbeit getan. Schwitzend und ſchmutzig drückt ſich der Junge am Haustor herum. Endlich bringt ihm die Bäuerin Brot und einen Geldſchein. Sie nickt ihm— noch ein wenig miß⸗ trauiſch— zu.„Wenn de arbeeten willſt, komm morgen um a ſechſe. Da fahren wir in de Kartoffeln—“ Der Burſche nickt mit geſenktem Blick. In einem Scheu⸗ nenwinkel haut er das kräftige Gebiß ins Brot. Dann trabt er die Straße hinan. Die Mutter wird warten. Den ganzen Tag hat er ſich nicht fehen laſſen. Es drängt ihn plötzlich zu der Gebrechlichen, die in den letzten Tagen nack⸗ ter Not kein böſes, aufreizendes Wort zu ihm ſprach. „Mutter!“ ruft er auf der Schwelle, noch atemlos vom raſchen Lauf:„Da is Geld“, er ſchwenkt den Papierſchein im letzten Streifen des vergehenden Lichtes, das durch den offenen Türſpalt fällt.„Und da Brot— und morgen geh ich auf Arbeit.“ Nun ſteht er vor dem Bett ung bohrt ſeine Blicke erwartungsvoll durch die Dunkelheit. Jetzt wird ſie ihn„een guten Jungen“ nennen, vielleicht nach ſeiner Hand faſſen oder wenigſtens erleichtert aufſeufzen. a Aber nichts— die Frau in den elenden Kiſſen bleibt ſtumm. Den Jungen würgt jähe Angſt.„Mutter! Nu, Mutter, hört Ihr!“ Er faßt nach der Hand, die ſt⸗ über dem Bettrand hängt und ſchleudert ſie im gleichen Augen⸗ blick mit dumpfem Aufſchrei zurück. Er hat eine eiſige Toten⸗ hand berührt. Mit ſtierem Blick weicht der junge Menſch Schritt um Schritt zur Tür zurück. Eine Weile drückt er ſich reglos an die Wand. Dann wendet er den Kopf ſchrrällig und ſieht über die Schalter auſ das Bett im dämmigen Win⸗ kel. Plötzlich hebt er den vom Kohlenſtaub geſchwärzten Handrücken und fährt damit über die Augen, in die das brennende Naß ungewohnter Tränen ſteigt. Es zieht ihn wie mit unſichtbaren Händen an das Lager der Verſtumm⸗ ten. Und die ſchmutzigen Hände, die noch immer unbewußt den Geldͤſchein umkranmpfen, ſtreichen über die kalten Wan⸗ gen der Toten.„Mutter!“ d „Ich arbeite in der Abteilung für Schwangerſchaftsunter⸗ ſtützung des Vaterländiſchen Frauenvereins, wo ſich neulich folgendes zutrug: e, Es erſcheint eine„Wehrmannsbraut“ von 20 Jahren. nehme alle Perſonalien auf und frage ſie nach dem Nam des Bräutigams. 1 „Paul“, lautete die Antwort.. zUnd der Familienname?“ i Worauf ſie ſchüchtern erwidert:„Den weiß ich nicht, mußte ſo ſchnell wieder weg.“ 4 . Dezirks-SPparkaſſe — Filiale Seckenheim— Luiſenſtraße. Ein guter Nat in ſchlechter Zeit! Wer bares Geld zu Hauſe hält und ſeine Zahlungen nur in bar leiſtet und empfängt, ſchadet ſich und die Allgemeinheit. gedenke wohl: 1. Bares Geld im Hauſe lockt die Diebe. 2. Feuersbrunſt und Verderb drohen täglich Deinem Schatze, ſtändig lieſt man in der Zeitung von der Ver⸗ nichtung großer Geldſummen infolge Brand, Diebſtahl, Mäuſefraß uſw. Kannſt Du mit Gewißheit ſagen, ob Du nicht falſches Geld gehamſtert haſt! Mehr als je blüht heute der Weizen des Papiergeldfälſchers. Durch Geldanhäufen zu Hauſe entwertest Dn Dein eigenes Geld. Das Geld gehört dem Oerkebr. Hältst Du es zutück, 30 muss neues gedruckt werden um den Uerkehrsbedarf zu beinedigen und das deber⸗ mass des Geldumlaufs trägt zur Teuerung bel. Bringe deshalb Dein Geld auf die Kaſſe, nütze die Vorteile des Scheck und Ueberweiſungsverkehrs aus. Dein Geld trägt auf der Kaſſe Zinſen und Du trägſt bei die Teuerung aufzuhalter. Nähere Auskunft erteilt bereitwilligſt die hiesige Filiale der Pezirks⸗parkaſſe, Tuiſenſtraße 8 — .— .... ̃—.. e „TT.... .————— 5 — —— Auswanderer nach Venezuela. Von Theodor Meſſerſchmidt, Altona, ehem. Normalſchul⸗Direktor und ⸗Inſpektor in Venezuela. Etwaige Annahmen, daß der jungfräuliche, produktiv un⸗ endlich reiche Boden Venezelas faſt alles hervorbringe, was des Menſchen Magen ſättigt, je nach den Niederungen oder Höhenzügen des Landes, ſind unbedingt richtig, nicht aber die, daß man gemächlich ſeine Tage dahinleben könne— bei⸗ leibe nicht, alles will erarbeitet, errungen ſein durch eiſer⸗ nen Fleiß, Energie und Ausdauer. Das gilt ſowohl für den . als auch für den Kaufmann, Arbeiter und Hand⸗ werker Der Raum geſtattet hier nicht, auf jeden einzelnen Be⸗ ruf einzugehen, weshalb ich mich auf einzelne beſchränken werde. Vorausſchicken will ich eine ernſte Warnung an alle die, die etwa„auf gut Glück“, ohne genügende Subſiſtenz⸗ mittel für die erſte Zeit, oder gar ohne friſchfröhliche Ar⸗ beitsluſt ins Ungewiſſe ſich hineinjagen möchten, ſie werden ihr Wagnis oft bitter zu büßen haben; es muß ein„ganzer“ Mann ſein, und ſich vor keiner Arbeit ſcheuen, dann mag es ſchon gehen, verhungert iſt ja noch niemand dort. Für den Kaufmann gilt dieſe Warnung ganz beſonders. Schon in Friedenszeiten gelang es den auf gut Glück nach Venezuela ausgewanderten deutſchen Kaufleute in den allerſeltenſten Fällen, feſten Fuß in ihrem Beruf zu faſſen. Die deutſchen Kaufhäuſer laſfen ſich ihr Perſonal von den Mutterhäuſern(Hamburg uſw.) kontraktlich kommen. So. iſt es noch heute. Deutſche Lehrer werden überhaupt kaum Gelegenheit nden, ſich beruflich zu betäitgen, es ſei denn, daß ſie(wie er Verfaſſer einſt von der venezolaniſchen Regierung), ähn⸗ lich wie die Handlungsbefliſſenen, kontraktlich für dort an⸗ ſäſſige deutſche Großkaufleute, Konſuln, reiche, eingeborene Familien uſw. als Lehrer und Erzieher der Kinder ver⸗ pflichtet werden. Die Lehrer der deutſchen Schule in der Hauptſtadt Carace; unterſtehen dem Kultusminiſteirum in Berlin. Deutſche Aerzte können immerhin ein Fortkom⸗ men finden, müſſen ſich aber an einer der Univerſitäten. entweder in Caracas oder in Maracaibo oder Merida(im Staate Los Andes) einer Nachprüfung(Approbotion) unter⸗ ziehen. Auch Techniker, Ingenieure, Bahnarbeiter, dürften ſich behaupten können, desgleichen Wagenbauer(Stell⸗ macher), Schmiede, Sattler, Goldarbeiter, Lithographen, Photographen, Hutmacher, Schneider, Friſeure, Glasarbei⸗ ter uſw., vor allem aber der tüchtige Landmann. Dahin⸗ gegen haben Maurer und Zimmerleute, Brauer uſw. ſelten Ausſicht auf Anſtellung. Jeder muß aber in ſeinem Berufe eine ausgezeichnete, tüchtige Kraft ſein, um die Eingeborenen bei weitenm zu übertreffen. Der Bauer, d. h. der tüchtige, fleißige, kräftige Landmann, dürfte am beſten vorwärts kom⸗ men, um ſo mehr, wenn die venezolaniſche Regierung ſich der Einwanderung geneigt und in der freien Ueberlaſſung geigneter Landſtriche Ackergerüte und Vieh großzügig und nobel zeigt. Den verlockenden Verheißungen oft ſehr ge⸗ wiſſenloſer Agenten wolle man ſtets recht ſkeptiſch gegen⸗ überſtehen, worauf ich in meinen Vorträgen, die ich in Al⸗ tona und Hamburg hielt, aufmerkſam zu machen nie ver- gaß. Die berufenſten Beurteiler und Ratgeber ſind auf alle Fälle: der deutſche Generalkonſul von Caracas, anderſeits die venezolaniſchen diplomatiſchen Vertreter in den Groß⸗ ſtädten unſeres Vaterlandes. Eerste Zeit des Anfenthälkes leben zu können. Vor dem Welt kriege waren Lebensmittel, wie Kaffee, Kakao, Reis, Zucker, Fleiſch, Bohnen uſw. äußerſt billig— das iſt heute auch anders geworden und die ſchon vor 1914 teuren Möbel, Klei⸗ dungsſtücke uſw. ſind heute um ein Mehrfaches geſtiegen, allerdings nicht in dem Maße, wie hier. Oft hört man von unerfahrenen Leuten die Meinung äueßrn, den Urwald urbar zu machen; leicht geſagt— ſchwer vollbracht. Unter den ſengenden Strahlen der Tropenſonne Tag um Tag die Axt an die Urwaldrieſen zu legen, die aus dem ſchier undurchdringlichen Dickicht ausſtrömenden Mias⸗ men und Gaſe einzuatmen— das alles untergräbt die Ge⸗ ſundheit; und die erſten Pioniere der Urbarmachung wer⸗ den gar leicht vom Fieber dahingerafft, nicht allein in Vene⸗ zuela, ſondern in all jenen Ländern unſeres Planeten, in denen gewaltige Urwälder ſich dehnen und Allſonne ihre Gluten herniederſenkt. Für den Landmann gibt es in dem Rieſenreich Venezuela auch unermeßliche Strecken Landes ohne Urwälder und Sümpfe, um ſich vorteilhaft anzubauen. Vor der Auswanderung iſt es durchaus ratſam, ſich mit der ſpaniſchen Sprache wenigſtens etwas vertraut zu machea, Das aber merke ſich jeder Emigrant, daß„leben“ dort drü⸗ ben„arbeiten“ und nochmals„arbeiten“ heißt, man muß ein ganzer Mann ſein, Ausdauer, Arbeitsfreudigkeit, Mut. Geduld und eiſerne Willenskraft ſein eigen nennen und alleweil nüchtern ſein. Der 9 wird durchweg geſund bleiben an Leib und Seele. Nichts iſt verderblicher und un⸗ heilvoller als der Alkohol, der Rauſchtrank, der in vielen Fällen auch noch geſchlechtliche Exzeſſe nach ſich zieht, die beſonders in den Tropen oft genug entſetzliche Folgen haben. Vermiſchtes. Die Tochter aus Eiferſucht ermordert. Das Verbrechen an der 15 Jahre alten Tochter Margarethe des Juſtizwacht⸗ meiſters Elfe zu Lindow in der Mark, deſſen Aufklärung bisher noch immer nicht gelang, iſt jetzt in ein neues Licht getreten. Wie erinnerlich, wurde unter dem Verdacht des Mordes der eigene Vater der Ermordeten, der mit ſeiner Tochter ein ſträfliches Verhältnis unterhalten haben ſoll, verhaftet, ſpäter aber wieder auf freien Fuß geſetzt. Neue Verdachtsmomente aber führten bald wieder zu einer neuen Feſtnahme. Seitdem ſaß Elfe in Neuruppin in Unter⸗ ſuchungshaft. Ein anderer Unterſuchungsgefangener, deſſen Bekanntſchaft er dort machte, ließ ſich in Berlin dem Krimi⸗ nalkommiſſar Dr. Jahnke vorführen und machte dieſem Angaben, die den Juſtizwachtmeiſter Elfe ſehr ſchwer be⸗ laſten. Wie der Mann angibt, hat ſich Elfe im Unterſuch⸗ ungsgefängnis zu Neuruppin ihm gegenüber als Mörder ſeiner Tochter bekannt. Er habe ſich wiederholt an ihr ſitt⸗ lich vergangen, und eines Tages, nachdem er mit ihr Kahn gefahren ſei, habe er ſie aus Eiferſucht, und weil er fürchtete, daß ſie ihn verraten könnte, erdroſſelt. Dieſe Angaben wer⸗ den jetzt auf ihre Richtigkeit hin geprüft. Der Kampf gegen die Schieber. Der Frankfurter Krimi⸗ nalpolizei gelang es, drei Diebe von Geheimrezepten zur Herſtellung von Farben, die ins Ausland verſchoben werden ſollten, in dem Augenblick abzufaſſen, als der Verkauf ab⸗ geſchloſſen werden ſollte. Es handelt ſich um Millionenwerte. Die Verhafteten ſind ein Wirt und zwei Poſtaushelfer.— Ein Frankfurter Schieber namens Wilhelm Starke, der ſich durch Diebſtahl falſche auf den Namen Reichwein lautende Ausweispapiere verſchafft hatte, wurde von einem Krimi⸗ ſchoben. Der letzte Diebſtahl war ein Waggon Werte von 400 000 Mark. Sechs Perſonen ſind als in Haft genommen worden. Serum⸗Diebſtahl. Aus der Wohnung des 90 praktiſchen Arztes Dr. Goldſchmidt ſind bedeukende Serum im Werte von mehreren hunderttauſend. ſtohlen worden. Es handelt ſich um Cholera⸗, y berkuloſe⸗ und Grit eſerum, das in der Haud brechern großen Schaden anrichten kann. Ein Maun, der ſich Nägel in den Kopf ſchlögt⸗ Dr, Henri Reynes aus Marſeille hielt kürzlich in ziniſchen Akademie einen Vortrag über einen 0 Neuraſtheniker, der, um Selbſtmord zu begehen, 1 inſamen Villa mit einem Stein zwei 4 Jentunt 11 Nägel in den Kopf ſchlug, die die Schädeldecke dun und in das Gehirn eindrangen. Nachdem die 925 1 worden waren, ſteckte der Patient durch eines 00 Stricknadel. Das Wunderbare an der agen bound der hartnäckige Selbſtmörder von ſeinen beiden S verſuchen keine üblen Folgen davontrug. Gift ſtatt Schokolade. Große Enttäuſchung erlelnen 0 ungetreue Bahnangeſtellte. luf dem Güterbabne 10 J Llln waren zwei große Kiſten angekommen, zn eiſe e Begleitpapi ere fehlten. Auf noch nicht geklärte 2 5 diese verſchwunden ſo daß die beiden Kiſten 1 „überzählig“ hätten geführt werden müſſen.— angeſtellte Klotz unterließ es jedoch, die Kiſt zählig zu melden und kam mit Kollegen übete ſchwinden zu laſſen. Art der Verpackung und Kiſten ließ darauf ſchließen, daß ſie Schokol e und für dieſe waren auch bald willige 1 Ein Kutſcher fuhr mit einem Rollwagen vor, eten auf und brachte ſie zu einer vorh 5 berabrede Hier machte man ſich ſofort dabei e Ban dein um die„füße Beute“ in Auge 1 Zu nehmen 10 aber gab es lange Geſichter. Statt der erwarte 8 fande: i ſie in den Kiſten große irdene Töpfe n tzeichen, Totenſchädel mit zwei gekreuzten Die Kiſten uthielten haup ich Strychnin u. Eifte, außerdem auch noch 5 mittel vers ſchiedene 12 lab ganzen für 100 000 M. Der Reſlektant auf 1e h nun natürlich nicht mehr in Frage, und die 21 daran, für die Giftſtoffe neue Abnehmer a d J war 10 05 1 e als 8 die S 1 ſich 415 Ar 1 1 hei ſch 705 und nahm die an Ne. Verſchiebung Betekl e Für eine viertel Million Kriegsanleihe 505 7 10 2 Bei einem Einbruch in Hamburg wurden vor isch 5 für eine halbe Million B⸗prozentige öſterreicht 16 anleihen der Serie 245 mit den Zinsſcheinen 01 lizei Diebſtahl wurde auch der Berliner Kriminal beghen 1 N det und geſtern beobachtete nun ein Fabn du ge Nin 0 einem Lokal in der Eiſennacherſtraße, wie ten. eh f rreichiſche Kriegsanleiheſcheine abzuſetzen 15 5 1 e te ſich heraus, daß es die in Hamburg geſto e Ver Wertpapiere wurden beſchlagnahmt 49 9—— 70 genommen. Die Verhafteten nannte nſich al 115 K als, wurden aber auf dem Polizeipräſiduim eg 1 Vor allen Dingen wolle der Auswanderer ſich mit einer Eſenktauge e Slate it aus dem Schweinfur⸗ t vorbeſtrafſte Lewinski und ein Sable Summe Geldes verſehen, mindeſtens 6000 bis 10000 M., ter Gefängnis ausgebrochen geweſen und hat geſtohlene t, der der K iet als 1 li Baer Wen— der Valuta weren— die ihm ermöglicht, die Eiſenbahnaß lee im e erte von etwa 2 Millionen Mark ver⸗ eke unt iſt. ——— Ins. Bekanntmachung Reichsvereinigung— Fed der Gemeinde Seckenheim ehemaliger Kriegsgefangenen Gefunden und auf dem Rathaus Zimmer 7 abzuholen ſind verſchiedene Geldbeträge und ein Kinder⸗ ſtrumpf. Seckenheim, den 2. November 1920. Bürgermeiſteramt: och. Wir bringen hiermit zur öffentlicher Kenntnis, daß im Stalle des Albert Volz, Neckarauerſtraße 15, Maul⸗ u. Klauenſeuche“ ausgebrochen iſt. Das Gehöft Neckarauerſtr. 15 iſt Sperrgebiet im Sinne der 88 161 ff. Ausführungsbeſtimmungen zum Viehſeuchen⸗⸗ geſetz. Die Gemeinde Seckenheim iſt Beobachtungs⸗ gebiet gemäߧ 165 ff Ausführungsbeſtimm⸗ ungen. Seckenheim, den 2. November 1920. Bürgermeiſteramt: Koch Die Taobatpflanzer werden wiedbelhol! davon in Kenntnis geſetzt, daß bis zum 15. Oktober ds. Is. auf allen abgeernteten Todes-A Vewandten, Freunden u. Be- kannten die traurige Nachricht, dal unsere liebe Mutter, mutter und Urgroßmutter Frau W. Schmich WW. sehen mit den hl. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag, nachm Trauerhause, Hildastr. 42 aus statt. zeige Morgen Abend Groll- Ortsgruppe Seckenheim. Monats-Versammlung. Wegen Wichtigkeit der Beratungsgegenſtände wird um vollzähliges Erſcheinen erſucht. Der Vorſtand. eingetroffen. und morgen. koſtet 3.65 Mk. Fußball⸗Vereinigung Lebensmittelamt⸗ 7/3 Uhr vom Tabakgrundſtücken auf welchen keine Nachernte (Geize) erzielt oder geerntet werden wollen, die Tabakſtengel entfernt oder um⸗ gehackt ſein mußten. Di jenigen Grundſtücke auf welchen eine Nachernte an Geizen oder Nachtabak erzielt werden ſollte, waren bis ſpäteſtens 15. Ok⸗ tober 1920 der Steuereinnehmerei mittelſt einer Tabakfluranmeldung anzumelden. Seckenheim, den 2 November 1920. von ſafel-, Bürgermeiſteramt: eröffnet habe. Koch Mütterberatungsſtunde. Die nächſte Mülterberatungsstunde zu welcher Kinder mit den Anfangsbuchſtaben A bis K gebracht werden können, findet morgen Donnetstag, den 4. hovember 1920 Vertreter: J 5 e Geschäfts⸗Eröffnung Dem werten Publikum, Firmen und Ge- schäftsleuten zur gefl. Kenntnis, dass ich in Mannheim- Neckarau eine Waagenbau- u. Reparaturwerkstätte Dezimal- und Brückenwaagen Geschäftsprinzip; fachgemàße Ausführung bei billigster Berechnung. Durch langjährige praktische Erfahrungen im In- und Ausland bin ich in der Lage, allen Anforderungen gerecht zu werden. Ph. Schaaf, Sigmund Oppenheimer. estern im Alter von 89 Jahren Sp 1255 kurzer Krankheit, öfters ver- ö Seckenheim. 0 il. 0 Sterbesakra- 15. 10 sangb menten, sanft entschlafen ist. 15 1 17 7 1 e. Seckenheim, 3. November 1920 licht Wie e utſcher Hof“ b Spieler- Versammlung.— In tiefer Trauer: Vollzähliges und pünktliches Erſcheinen 5 N Fam. Transier 5 Der Vorftand. in grosser Aus Derarügungs Gefellichaft 5„el 1019. Morgen Abend 8 8 Aulgerord. gd ederber sammlung im„Peu ſchen Hof“. Erſcheinen aller dringend notwendig. Der Vorſtand. zu haben bei 1 8 Schreibwarennandli raub. Lnge Läufer, Einleg:“ 8680686 Tafel-, Vieh-, Brücken- u langj. Waagenbaumstr. Adlerstraße 15 voll an das Nachmittags von 3 bis 4 Uhr im Rathausſaal ſtatt. Seckenheim, den 3. November 1920. Bürgermeiſteramt: Koch D* Wahl in die evang. Landes ſunode für den 4. Wahlkreis findet hier ſtatt am Fountag, den 7. November l. J., von 1 vormittags bis 5 Uhr nachmittags im Ronftrmandenſaal. Die Wahlvorſchlagsliſten ſind am Kircheneingang angeſchlagen, liegen beim Pfarr⸗ aut auf und finden ſich in den größeren Tagesblättern des Amtsbezirks. Wahlordnung 2 Seckenheim, den 1. November 1920. Evangel. Kirchengemeinderat: ſeunz. ELLE Grosser Preisabschlag I la. Piasava-Strassenbesen in echter Friedens- qualität per Stück 15.60 und 13.50 2 la. e 2 la. Kokos-Handfeger m. Bark per Stück 8 la. Scheuertücher in Friedensqualität, in weissen d u. dunk. Farb. z. Aussuchen p. St. 5.90, 4 90, 3.95 A la. Fensterleder sind wieder eingetroffen — per Stück 16.—, 14.—, 11.75 u. 10.75 n Maler- u. Tüncher-Pinsel, sowie sämtl. Bürsten- waren in grösst. Auswabl 2. d. billigst. Preisen 8 Gross verbrauch. So. Wiederverkäufer erh. Rabatt. liegt beim Pfarramt auf. 2 Bürsten-Centrals Mannheim.- G 5, 14. Tel. 7675, vis-à-vis Apollo-Theater. Ger. aagen von der kleinsten bis zur größten, Dezimal repariert Waggon Waagen u gesicht vertrauens- Waagen-Spezialueſchüfl riß oog „„(Bergstr.) NB. 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