untsblatt der Bürgermeisterämfer Secken — 20. die Ge nenſtzeit etappenweiſe im Rahmen des Möglichen ſete fährdung der nationalen Verteidigung herab⸗ err: — ſigelin, 12. Nov.(Drahtmeldung.) Aus Moskau wird g ſMhen Aareldet, daß es einem bedeutenden Teil der Wran⸗ 8 1 UArmee gelungen iſt, ſich in die Krim zurückzuziehen. . 0% g 5 n E 2 ae Die Kohlenreform. Lung Parteien des Reichstages dringen auf eine Beſchleu⸗ 10 rat der Löſung der Kohlenfrage. Der Reichswirt⸗ 5 eis 10 und der Reichskohlenrat ſollen in den nächſten 9. ber ſcheidende Beſchlüſſe über den Geſetzentwurf tref⸗ 2. ußf den geſetzgebenden Stellen des Reiches zur Be⸗ * ein ung vorzulegen iſt. Im Ruhrkohlengebiet verhan⸗ 1801 leter Unterausſchuß von Unternehmern und Arbeiter⸗ en über eine Kohlenreform, die den Bergmann an inge ern rügen beteiligen und gleichzeitig die Produktion 1 9 8. del. Dem Unterausſchuß gehören von Unterneh⸗ werde Stinnes, Dr. Vögler und Silverberg, von Ar⸗ le tretern Umbuſch, Werner und Wagner an. Die e mer des Ausſchuſſes haben ſich ſtrengſte Verſchwie⸗ . emüber den Gang der Verhandlungen zugeſichert. ber ſind die Grundlinien, auf denen man eine Eini⸗ heiter beizuführen gedenkt, bekannt geworden. Den Berg⸗ 5 ple, ſoll die Hälfte des Ertrages der Kohlenproduktion 5 + g Naber der Kohlenförderung geknüpft ſein. Neue Koh⸗ igtemem Rückgang der Förderung fübren müſe. In F. heim, Ilvesheim, te und Edingen Neckarhausen Mahrg. Trägerlohn. Die 1. Mt ausſchl. Tagesſchau. 1 8 ö ice dn; 12. Nov.[Drahtmeldung.) Das Zentrum, die ben en lk spartei und die Dentſchdemokratiſche Partei bel Reichstag den Antrag eingebracht, der Reichstag les Gldließen, die Reichsregierung um ſchleunige Vorlage Reigteſezentwurfes zu erſuchen. durch den ein nationaler für die Opfer des Krieges eingeführt wird. 1 kunt n„12. Nov.(Drahtmeldung.) In einer Ver⸗ 0 zung nahm der Allgemeine Bankbeamtenverein Stel⸗ ide an Ablauf des gültigen Reichstarifes. Der Vor⸗ lil mann vertrat die Schaffung einer wirtſchaftlichen ö von 5000 M. für Verheiratete, 4000 M. für Ledige age M. für Jugendliche u. zwar vor Ablauf des Tarif⸗ den 8. Sollten dieſen Forderungen nicht entſprochen N ſo ſei mit einem Lohnkampf zu rechnen. nchen, 13. Nov. Im Finanzausſchuß des Land⸗ kum ite der Finanzminister mit, daß das Finanzmini⸗ re blk endgültig abgelehnt habe, den Penſionären der echten Betriebe auf ihre Bezüge irgendwelche neuen 0 daß zu gewähren. Weiter teilte der Finanzminiſter Tuprgauf der letzten Finanzkonferenz in Berlin beſchloſ⸗ lerurden ſei, die Zuſtimmung zu einer Erhöhung der g. ugszulage für Beamte zu verſagen. b 101 el, 13. Nov. Wie„Etoile Belge“ vernimmt, ſteht Un monatliche Militärdienſtzeit nicht auf dem Pro⸗ 8 neuen abinetts. Das Kabinett ſoll aber gewillt tete die Di deige eſen werden. Die Steigerung der Löhne ſoll an eine erzeſellen der Geſamtheit zur Erſchließung übertra⸗ öpfunn Da nach einem halben Menſchenalter mit der zu. der gegenwärtig in Betrieb befindlichen Gru⸗ isch echnen iſt, ſo würde die letztgenannte Beſtimmung deu dine allmähliche Soszialiſierung des Bergbaues be⸗ een Unternehmerſeite wird mik Nachdruck betont, ine ſofortige Vollſozlaliſierung des Bergbaues unfehl⸗ Kreiſen beurteilt man die Ausſichten des Kom⸗ en wer zicht als hoffnungs os Es darf aber nicht ver⸗ N kreig den. daß die ſofortige Vollſozialiſterung weit über 0 tneh der Bergleute hinaus eine Maſſenforderung der nehmerſchaft geworden iſt. Es iſt deswegen durchaus aifße Abonnementspreis: Monatlich 4.— 4 mit die Poſt bezogen pro Ouartal ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich 2 mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. ä—. n—... Dividenden und Gewinnanteilen auszuſchütten. ni 0 5 1 cht gewiß. daß eine Einiaung zwifszer Bergwerks⸗ Montag, 15. November 1920. erationspreis: Die einſpaltige Petitzetle 60 Pfg., lame 2.50 Mk. Bei öfterer Aufnahme TNadatt. No. 260 Fernſprechanſchluß Nr. 18. Voftſcheckken 9 Farlsruze Nr. 19818. unternehmern and Bergarbeitern für die iin Reichskäg du beſchließende Kohlenreform maßgebend ſein wird. In England iſt es gelungen, den Vergmann an einer Steigerung der Kohlenproduktion zu intereſſieren. Die Ge⸗ winne der engliſchen Bergwerksunternehmer und die Ge⸗ winnebeteiligung der Bergleute ſoll ausſchließlich auf der auszuführenden Kohleumenge begründet ſein. Die Be⸗ lieferung des Inlandsbedarfes zu den bisherigen mäßigen Preiſen ſoll die Grundlage des Kohlenbergbaues bleiben. Nur die überſchießenden Mengen ſollen zur Ausfuhr zur Verfügung ſtehen. Die Preiſe für Ausfuhrkoſten ſind keiner Beſchränkung unterworfen. Unternehmer und Berg⸗ leute ſind alſo in gleicher Weiſe daran intereſſiert, daß mög⸗ lichſt viel Kohlen über den Eigenbedarf des Landes hinaus gefördert werden.— Eine Uebertragung der engliſchen Koh⸗ lenreform auf Deutſchland ſcheitert an den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages und ſeines Nachläufers. des Koh⸗ lenabkommens zu Spa. Deutſchland iſt verpflichtet, die ihm auferlegten 2 Millionen Tonnen monatlicher Kohlentribute zum Inlandspreiſe abzuliefern. Ein den deutſchen In⸗ tereſſen entſprechende Preispolitik auf Koſten des Auslan⸗ des kommt alſo für uns nicht in Betracht. Die jetzt im Ruhrgebiet angeſtrebte Löſung der„obleufrage droht die Unternehmerſchaft und die Bergarbeiter an hohen Kohlen⸗ preiſen auch für das Inland zu intereſſieren. Auch beſteht die Gefahr, daß die Ueberlaſſung der einen Hälfte der Er⸗ träge an die Arbeiterſchaft notwendige Inſtandſetzungsarbei⸗ ten behindert. Ohnehin iſt der Kohlenbergbau durch die Sozialiſierungspläne dazu gedrängt worden, möglichſt we⸗ nig Mittel auf die Bergwerke zu verwenden und dafür mög⸗ lichſt viel an Gewinnen flüſſig zu machen und in 5 5 5 e end⸗ liche Klärung des Kohlenproblems hat volkswirtſchaftlich die große Bedeutung, daß wir dann energiſch an die Aufſchlie⸗ zung neuer Kohlenfelder herangehen und damit eine ſtei⸗ gende Ausbeute für die Zukunft ſicherſtellen können. Deutſchland. Gegen die willkürliche Beſetzung von Betrieben. Berlin, 13. Nov. In letzter Zeit von einer beſtimmten Gruppe Arbeitsloſer unternommene Verſuche, unter ge⸗ meinſchaftlichem Hausfriedensbruch in Betriebe einzudrin⸗ gen, um die Belegſchaften zur Arbeitsniederlegung zu ver⸗ anlaſſen, haben wie die„Berliner Volkszeitung“ erfährt, maßgebende Kreiſe der Arbeiterſchaft dazu veranlaßt, den Polizeipräſidenten um energiſches Eingreifen gegen dieſen Unfug zu erſuchen. Der Polizeipräſident richtete in dieſem Sinne eine Warnung an die Arbeitsloſen. i Oberbürgermeiſter Wermuth. a Berlin, 13. Nov. Geſtern iſt der Oberbürgermeiſter Wer⸗ muth vom Oberpräſidenten der Provinz Brandenburg in ſein Amt als Oberhaupt der neuen Einheitsgemeinde Berlin eingeführt worden. Daran ſchloß ſich die Einführung der 1 5 Mitglieder des Magiſtrats durch den Oberbürger⸗ meiſter. Die Erhöhung der Berliner Straßenbahnfahrpreiſe. Berlin, 12. Nov. Aus einer Unterredung, die der Ber⸗ liner Verkehrsdezernent, Baurat Dr. Adler, hatte, geht u. a. hervor, daß jetzt vorbehaltlich der Zuſtimmung der neuen Stadtverordnetenverſammlung beabſichtigt iſt, die Erhö⸗ hung des Straßenbahntarifs auf 80 Pfennig und zum 1. Januar 1921 auf 1 Mark für jede Fahrt grundſätzlich zu be⸗ ſchließen. Die vergeſſene Abwicklungsſtelle. Berlin, 13. Nov. Von gut unterrichteter Seite erhält die „Berliner Volkszeitung“ eine Zuſchrift, nach der in Berlin noch immer eine öſterreichiſche Abwicklungsſtelle beſtehe, die zur öſterreichiſchen Geſandtſchaft in keinem Verhältnis ſtehe. Deutſchland unterßalte eine analoge Einrichtung in Wien, die charakteriſtiſcherweiſe im Etat nicht zu finden iſt. Ars Leiter der öſterreichiſchen Stelle wird ein Oberſt Gümſte genannt, der in Verbindung mit dem ſchweizeriſchen Aufent⸗ haltsort des Exkaiſers Karl ſtehen ſoll. 8 N Polniſches Sehnen nach Kattowitz. London, 13. Nov. Der„Exchange Telegraph“ meldet aus Wien: Take Jonesei hat letzthin in Paris verſucht, die Polen zur Aufgabe Teſcheus zu bewegen, was Polen unter der Vorausſetzung zuſagte, daß Kattowitz ohne Rückſicht auf die Abſtimmung an Polen falle. Dieſen Plan habe aber der entſchiedene Einſpruch der engliſchen Regierung vereitelt. Bevorſtehender Hamburger Theaterſtreik. Hamburg, 12. Nov Das Deutſche Schauſpielhaus in Hamburg und das Schillertheater in Altona haben erklärt, auf die Forderungen der Bühnenangeſtellten, die ſchon ſeit Wochen in eine Lohnbewegung eingetreten ſind, nicht ein⸗ gehen zu können, während alle anderen Theater ſie be⸗ willigt haben. Nachdem der Tarifausſchuß einen letzten Einigungsverſuch gemacht hat, ſind jetzt die Bühnenange⸗ hörigen der beiden genannten Theater in den Streik ge⸗ treten. Die Angehörigen ſämtlicher Hamburger Theater haben ihre Zuſtimmung zu einer Arbeits einſtellung ihrer 75 Kollegen gegeben. Ausland. Die Feier der Republik in Straßburg. Straßburg, 13. Nov. Am Mittwoch fand auf dem Broglt⸗ Platz die 50jährige Gedenkfeier der dritten Republik ſtatt, wobei die Straßburger Frauen den 9 Regimentern kleine Fahnen überreichten. Die Abordnung der Frauen nahm in elſäſſiſcher Tracht an der Feierlichkeit teil, die unter An⸗ weſenheit des Generalkommiſſars Alapetite und des Mi⸗ litärgouverneurs von Straßburg General Humbert mit dem Vorbeimarſch der Truppen endete. e D' ununzio beſetzt Bukkari. e London, 13. Nov. Nach dem„Daily Expreß“ haben ſich die Truppen d' Annunzios neuer wichtiger ſtrategiſcher Stellun⸗ gen an der Küſte bemächtigt. Sie haben Bukkari beſetzt und ſind dabei in Konflükt mit jugo⸗flawiſchen Streitkräften ge⸗ raten. a i 8 1 5 Santa Margherita. e eee 1 Rom, 13. Nov. Südſlawien hat gänzlich unerwartet die von den Italienern geſtelltllen Forderungen angenommen. Heute reiſt Giolitti nach Santa Margherita, nachdem er vor⸗ geſtern die Kammer eröffnet hatte und die Erhöhung des Brotpreiſes ankündigte, über die Nitti bekanntlich gefallen Af. 5 Billige amerikaniſche Lebenshaltung. 8 London, 13. Nov. Wie Reuter aus New⸗Nork meldet, wer⸗ den die Preiſe für zahlreiche Artikel herabgeſetzt. Die Volks⸗ küchen ermäßigen ihre Preiſe um 28 Prozent.. ö Süddeutſche Demokratentagung. Heidelberg, 13. Nov. Das Ergebnis der Friedrichshafener und Ulmer Tagung Süddeutſcher Parlamentarier der Deutſch⸗demokratiſchen Partei hatte den Wunſch aufkommen laſſen, dieſe Beſprechungen fortzuſetzen, und die Fühlung unter den demokratiſchen Landtagsfraktionen der ſüddeut⸗ ſchen Länder deuernd aufrecht zu erhalten. Dieſem Wunſche verdankt die Heidelberger Tagung, die heute ihren Anfang nahm, ihr Entſtehen. Es hatten ſich dazu zahlreiche Vertre⸗ ter der Deutſch⸗demokratiſchen Landtagsfraktionen aus Ba⸗ den, Bayern, Württemberg und Heſſen, die Reichstagsabge⸗ ordneten, die demokratiſchen Mitglieder der Regierungen dieſer Länder, darunter der württembergiſche Staatspräſi⸗ ent Dr. Hierber und die Mitglieder des Reichswirtſchafts⸗ rates, ferner der Präſident des badiſchen Handels, Geh. 1 8 2 Die Tochter des Miniſters. 25 Roman von Ern ſt Georgy. hesbuck verboten.)(6 g rheberrecht 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. erk wie anders war dieſes Einſtellen in das Ar⸗ en deer. Ohne peinliches Verhör! Nicht wie bei lererzahlreichen Beſuchen wurde ſie auf Herz und beugnj geprüft, nach Elternhaus, Bildungsgang, * ſſen befragt. Papiere wurden weiter nicht bob gt. Ein bear kurze Angaben genſigten. Wie Wett at ihrer ger nerten Seele dieſe Unperſön⸗ Long 6— Gegenkeiſtung. Arbeit— Lobn! . len at einer wahren Luſt war ſie am nächſten Mor⸗ it dem Glockeuſchlage acht Uhr im Geſchäft te 5 gutt angeſchafft.— ere der allererſlen Zeit machte die neue Tätigkeit md. Meinhard viele Freude. Alles war ihr be 8 wirkte wie eine Abwechſelung Zufſfriſchend. Aich. 8 mit drei ſungen Mädchen an einem langen Aden Jede batie Leim und Minſel. Klebesettel, diele und Nadeln ſowie re eckige Glanzkarton⸗ kurden vor und nehen ſich liegen.—Die Waren Alben ihnen zugeteilt. Nun bieß es ſie ſauber zu weiße den und Gros recht zierlich und ſchnell in Ain aufzunäben. Die feinen Roſamenterien kein aut aufgeklebt. Unſere veue Folloain: Fräu⸗ b. All einhard.“ So wurde Gertrud eingeführt. zue ſchüttelten ihr die Hände, begrüßten ſie wie leichen.. 2 Es ging wie ein ſchmerzhafter Stich durch ſie; aber ſie biß die Zähne zuſammen. Schweigend, aufmerkſam der Arbeit hingegeben, mühte ſie ſich in den erſten Tagen, alles richtig zu erfaſſen und abzu⸗ ſehen. Vor ihr und um ſie herum brauſte das Trel⸗ ben des Geſchäftes atem⸗ und pauſenlos. Gertruds Kopf ſchwirrte und ſchmerzte. Sie verſtand nicht, daß die Mädchen bei dieſem Wirrwarr noch leiſe Unterhaltungen führen konnten. Der Leimgeruch, der Dunſt benahm ſie. Ihre Finger taten ihr weh. Sie ſtach ſich oft, beſchmutzte ſich, und vor allem, ſie verzählte ſich anfangs unausageſetzt. Sie wurde blei⸗ cher und matter von Tag zu Tag. Abends war ſie meiſt zu matt, um noch zu eſſen. Sie ging um halb neun ins Bett und verfiel d inn in einen Dämmerzuſtand, der nicht Schlaf war und nicht erfriſcht. „Immer Mut, aller Anfang iſt ſchwer!“ ermu⸗ tjate Frau Kern und verſuchte. ſie durch Eier und Malzbier zu kräftigen.„So gings der Lene genau und allen andern auch.“ „Sie ſind ja nicht geſcheit, Fräulein Trude,“ ſo ſchalt ihre Tochter,„jeden Tag zehn Stunden arbei⸗ ten und keine Abwechſelung. das hält kein vernünfti⸗ der Menſch aus. Sie müſſen raus, müſſen mal ein Vergnügen haben. müſſen ſich einen netten Herrn anſchaffen, der Sie ausführt.“ 10„Lene hat nicht ſo Unrecht“, beſtätigte die Mut⸗ er. „Hat Sie denn noch keiner mal in eine Konditorei aufgefordert?“ fragte Lene lachend und ſchaute ſie ſpitzbübiſch an.„Unſere Herren haben doch ſonſt ihn 5 5 See e eee eee, eee eee 8 2 5 ————̃— „Bis jetzt noch nicht“, antwortete die Gefragte abwehrend, und ihr Antlitz wurde hart und ver⸗ ſchloſſen. 5 Mutter und Tochter ſahen ſich an.„Ich muß doch mal Erk fragen, woran das liegt?“ ſagte Lene, als Gertrud ſich zurückgezogen hatte und in ihrem Zimmer verſchwunden war. Nach einigen Tagen brachte ſie Beſcheid.„Bei Angelt u. Berchows kann kein Menſch ſie ausſtehen. Sie finden ſie hochmütig und hundeſchnäuzig und haben ſie die„verwunſchene Prinzeſſin“ getauft. Erk tut ſie leid. Er meint. wir ſollten ihr aut zureden, daß ſie ſich mit dem Perſonal beſſer ſtellt.“ „Das können wir fa tun, Lene; aber die läßt ſich nicht umkrempeln“, ſchloß die Mutter betrübt. 8 Zehntes Kapitel. „Entſchuldigen Sie gütiaſt.“ Er murmeſte es wie geiſtesabweſend, als er eine Dame ſtark geſtoßen hatte. Dann ſprang er von der Straßenbahn mitten im Fahren ab. 8 285 Alles ſchalt und wetterte hinter ihm drein. Jedoch er hörte es nicht. Wie geſagt, ſtürzte er durch die Menge der Menſchen, die jetzt in der Mor⸗ genfrühe dieſes größte Geſchäftsviertel der Hanſa⸗ ſtadt belebte Mancher Blick ſtreifte erſtaunt das von Sonne und Wind tiefbraune Geſicht des jungen Man⸗ nes in der kleidſamen Uniform eines Schiffsarztes, die hier wohlbekannt war. 5 Nachdem er faſt zwanzig Minuten hin⸗ und her⸗ geeilt war, ohne die Geſuchte zu finden, ſchritt Dok⸗ tor Ernſt Hoerne langſam und verſtimmt weiter. 2 Fortſetzung folat.). e. ß rr... 3 iffmergtefftat Encelhärd aus Mannheim, der Vizepraſt⸗ dent er baiſchen Lanwirtſchaftskammer, Abg. Oekonomierat Bürgereiſter Sänger aus Diersheim und der Präſident des Badiſchen Landesverbandes, der Handwerker⸗ und Gewerbe⸗ vereinigungen, Abg. Gewerbeerat Niederbühl aus Naſtatt eingefunden.. Abg. Konrad Haußmann aus Stuttgart eröffnete die Ta⸗ gung. Er wies in ſeiner Ausſprache darauf hin, wie die Ver⸗ hältniſſe der Zeit die Abhaltung dieſer Tagung rechtfertig⸗ ten, die aus der Ueberzeugung heraus entſtanden ſei, daß ein zweckmäßiges Maß von Initiative im Intereſſe der Reichs⸗ politik notwendig ſei.— Die Verſammlung wählt dann den Vorſitzenden der badiſchen demokratiſchen Fraktion, Abg. Dr. Glockner⸗Karlsruhe zum Leiter der Tagung, der nach herzlichen Begrüßungsworten auf den Ernſt der Zeit hin⸗ wies und an den genius loei, die Ruine des Schloſſes er⸗ innerte. Ein Troſt ſei in dieſer Zeit die nationale Einheit geblieben. Wir glauben, ſo fuhr der Redner fort, an die Zukunft des deutſchen Volkes und bleiben daher feſt in der politiſchen Arbeit, die wir übernommen haben. Möge ſie dem Vaterlande z Segen gereichen.(Lebhafter Beifall.) Das erſte Referat der Tagesordnung erſtattete der badi⸗ ſche Kultusminiſter Hummel, anſtelle des durch Krankheit am Erſcheinen verhinderten Abg. Dietrich⸗Karlsruhe und zwar über Kanaliſierung und Elektrizitätsfragen. Die Fra⸗ gen, ſo betonte der Redner, ſind Lebensfragen für Süd⸗ deutſchland. Bayern, Württemberg, Baden und Heſſen müſ⸗ en ein einheitliches Wirtſchaftsgebiet bilden und müſſen die da und dort einander widerſtrebenden Intereſſen ausglei⸗ chen. Damit verfolgen wir nicht praktikulariſtiſche Intereſſen, ſondern es leitet uns die Sorge, um den wirtſchaftlichen Wiederaufbau des ganzen Reiches. Die Rhein⸗Donauver⸗ bindung, die Neckar⸗Donauverbindung und die Schiffbar⸗ machung des Oberrheins von Baſel nach Mannheim ſind die Fringendſten Aufgaben auf dem Gebiete zer füddeutſchen Waſſerwirtſchaft. Die ſüddeutſchen Regierungen müſſen den Verſuch machen, einen gemeinſamen Weg zu finden, der dieſe Fragen einer gedeihlichen Löſung eutgegenführt. Die Ausſprache über die von dem badiſchen Redner dar⸗ gelegten Richtlinien war gründlich und ergiebig. Sie wurde eingeleitet von dem Vorſitzenden des ſüddeutſchen Kanalver⸗ eins, Abg. Dr. Bruckmann aus Heilbronn. Er betonte die Notwendigkeit der füddeutſchen Kanalprojekte unter den allerweiteſten Geſichtspunkten zu betrachten. Eine Politik der lokalen Intereſſen dürfe nicht getrieben werden. Di⸗ ſtarke Betonung der Gemeinſchaft der Intereſſen aller ſüd⸗ deutſchen Stagten an den Fragen des Ausbaus der Waſſer⸗ ſtraßen war das Ergebnis der wichtigen Debatten, an der ſich Politiker und wirtſchaftliche Sachverſtändige aller ver⸗ tretenden Länder beteiligten. Insbeſondere ſtimmte auch Miniſterialdirektor Dr. von Graßmann aus München der Auffaſſung zu, daß einer Rivalität zwiſchen den verſchiedenen Kanalprofekten und deren organiſatoriſchen Vertretungen künftig unterbleiben müſſe. f Das Ergebnis der Ausprache wurde in folgenden ein⸗ ſtimmig augnom: en Reſolution niedergelegt. Die erſte Entſchliezung von Bruckmann⸗Heilbronn hatte folgenden Wortlaut: Die ddeutſchen Demokratiſchen Ab⸗ geordneten des Reichstages und der Landtage und des Reichswirtſchaftrates erklären als dringendſte Lebensfrage der ſüddeutſchen Li er die Ausführung der Waſſerſtraßen und den Ausbau der Waſſerkräfte und treten deshalb ein für den Bau des Rhein⸗Main⸗Donau⸗Kanals, des Rhein⸗Neckar⸗ Donaukanals und des Oberrke zals, der Kanaliſterung der oberen Donau von Nmens bz. in und des Douau⸗ Bodenſeekanals. 5 b ein zuſammenhängendes Netz, das ſich eingliedern muß in die internationalen Waſſerwege Europas, wie ſie die Zukunft bringt. Sie verlangen deshalb, daß ihre Ausfühkung allen Anforderungen genügt, die man an die modernen Groß⸗ ſchiffahrtswege ſtellt. 5 a Der zweite Antrag des Abg Vielhauer Baden) verlangt: In jedem Gliedſtgat iſt ein Asſchuß einzuſetzen, beſtehend aus landwirtſchaftlich⸗ kulturellen, techniſch nd volkswirt⸗ 5 ſchaftlich erfahrenen Sachverſtändigen, die prüfen, wie die Dandwirtſchaft von den von den Kanälen berührten Gebieten urch dieſe Kanalbauten beeinträchtigt wird. 5 8 Um halb 8 Uhr abends wurde die Verſammlung auf Samstag vertagt.. Bab iſche Politik. Angriffe gegen den Abg. Mager. Heidelberg, 12. Nov. Das„Heidelh. Tagbl.“— dem wir die volle Verantwortung für die Richtigkeit der Meldung überlaſſen müſſen— weiß zu berichten, daß der deutſch⸗ nationale Landtagsabgeordͤnete Mager deidelberg mit einer Ententekommiſſion verhandelt und dieſe zu veranlaſſen ver⸗ ſucht habe, ſie ſolle bei der Reichsregierung darauf bringen, daß eine nach dem VBerſailler riedensvertrag an die En⸗ tente aus! ernke Luftſchiffhalle einſchllezlich auer An⸗ bauten und Nebengebäude der Eutente überlaſſen werde, während die Reichsregierung ſich nach dem genauen Wort⸗ laut des Verſailler Vertrages auf den Standpunkt geſtellt habe, daß nur die eigentliche Halle, nicht aber die Anbauten auszuliefern ſeien. 5 genaunte Abgeordnete habe dieſen Schritt getan als Vertteter einer Heidelberger Firma, die die Luftſchifſhalle von der Eutente zurückgekauft habe und natürlich Wert darar legte, möglichſt viel aus dieſem Ge⸗ ſchäft herauszuſchlagen. 5 Ne RNuheſtandsbenmten und Beamtenhinterbliebenen 5 im Penſtonsergänzungsgeſetz. Der Reichstag wird ſich demnächſt mit dem Entwurf eines Geſetzes betreffend Ergänzung und Regelung von Bezügen der Penſtonäre und Hinterbliebenen zu beſchäf⸗ tigen haben, der in der Preſſe noch ſehr wenig gewürdigt worden iſt. Dieſer Geſetzentwurf erweckt in den Kreiſen der betroffenen notleidenden Männer und Frauen die größ⸗ ten Beſorgniſſe; denn wenn er Geſetz wird, ſo werden die gerechteſten Anſprüche der Ruheſtandsbeamten und Be⸗ amtenhinterbliebenen im Reich und nach des Reiches Vor⸗ gang in den Einzelſtaaten und in den Gemeinden, die ſich alle ſelbſtverſtändlich nach dem Reiche richten müſſen, nicht befriedigt. Darum hat der Allgemeine Deutſche Penſionär⸗ verein gemeinſam mit dem Deutſchen Beamtenbund an den Reichsfinanzminiſter und ebenſo an die verfaſſungsgebende Preußiſche Landesverſammlung eine Bittſchrift gerichtet, in der die gerechten Wünſche der Bittſteller mit ausführlicher, wiſſenſchaftlich überzeugender Begründung vorgetragen lind. Aehnliche, in allem Weſentlichen übereinſtimmende Bittſchriften ſind von verwandten Vereinen wahrſcheinlich in allen Einzelſtaaten an die Regierungen und Volksvertre⸗ tungen ergangen. „Die hauptſächlichſte nHärten und Ungerechtigkeiten der bisherigen Geſetze und Verordnungen und der Geſetzent⸗ würfe, die jetzt den Volksvertretern zur Beratung vorliegen, find folgende: a 1 Es iſt ein Unterſchied gemacht zwiſchen Alt⸗ und Neu⸗ penſionären, d. h. ſolchen Beamten, die vor dem 1. April 1920(in Preußen 1. April 1919) und ſolchen, die nach dieſem Tage in den Ruheſtand getreten ſind oder künftig treten. 2. Auch die Witwen der Alt⸗ und Neupenſtonäre ſollen nach dieſer Teilungsgrenze unterſchiedlich behandelt werden. 3. Die Ruheſtandsbeamten ſollen geringere Teuerungs⸗ zulagen erhalten als die im Dienſt ſtehenden Beamten. 4. Es wird kein ausreichendes Mindeſtmaß des Einkom⸗ mens(Exiſtenzminimum) für Ruheſtandsbeamte und Be⸗ amtenhinterbliebene feſtgeſetzt. Einjge Beiſpiele mögen zur Beranſchaulichung der Ungleichheiten dienen, die der maß⸗ gebende Entwurf des Reichs ruhegehaltsgeſetzes vorſieht. 1. Ein Penſionär der 1. Beſoldungsgruppe(Wächter und elt im Reichsdienſt bisher ein höchſtes Ruhe⸗ 2 Sie betrachten dieſe Waſſerſtraßen als ten. Die gehalt don 1275 Mark, dazn eine Tenerumsznrage von 3000 Mk., zuſammen 4275 Mark. Ein Altpenſionär dieſer Gruppe ſoll künftig beziehen: bisheriges Ruhegehalt von 1275 M., Zuſchuß dazu 2400 M., Teuerungszuſchlag 2025 M., zuſammen 5700 M., nach Abzug der Einkommenſteuer 5280 Mark. Dagegen ſoll der Neupenſionär derſelben Gruppe ein höchſtes Ruhegehalt von 6075 M. und einen Teuerungs⸗ zuſchlag von 2025 M., zuſammen 8100 M. erhalten, alſo 2400 M. mehr als der Altpenſionär, der vielleicht nur einen Tag vor ihm zuruhegeſetzt worden iſt. Der im Dienſt ſtehende Beamte wird zu einem Endgehalt von 6000 M. einen Ortszuſchlag von 3000 M. in Ortsklaſſe A und einen Teuerungszuſchlag von 4500 M., zuſammen 13 500 M., er⸗ alten. l Was ſind das für Ungleichheiten innerhalb derſelben Beſoldungsgruppen, während doch unzweifelhaft feſtſteht, daß die Altpenſionäre dem Staate die gleichen Dienſte ge⸗ leiſtet haben wie die Neupenſionäre und jetzt unter der all⸗ gemeinen Teuerung und der Entwertung des Geldes genau ſo ſehr leiden wie die Neupenſionäre und die im Dienſt ſtehenden Beamten. 5 Für Witwen ohne Kinder(die verſorgungsberechtigten Kinder bekommen beſondere Bezüge) ergeben ſich für die drei ausgewählten Beamtengruppen entſprechende Unter⸗ ſchiede, z. B.: Die Witwe eines Oberſekretärs erhielt bisher 4440 Mark, die eines Altpenſionärs ſoll künftighin 5582 M., nach Abzug der Steuer 5122 M. erhalten, die eines Neu⸗ penſionärs 6633 M.. Es iſt ganz klar, daß Altpenſionäre und Witwen mit den ihnen im Regterungsentwurf zugedachten Bezügen nicht auskommen können. In Mannheim wenigſtens haben die Vertreter aller Parteien des Bürgerausſchuſſes kürzlich, als die Beſoldungen und Ruhegehälter für die ſtädtiſchen Be⸗ amten und Arbeiter neu geregelt wurden, ſich einſtimmig dafür ausgeſprochen, daß für einen verheirateten Mann ein Exiſtenzminimum von 15000 M. erforderlich ſei. Mögen die Abgeordneten im Reichstag und in den einzelnen Land⸗ tagen der Ruheſtandsbeamten und Beamtenhinterbliebenen Menſchlichkeit vertreten, gegen die sentwürfe, für die gerechten Wünſche, en der Penſtonärvereine ausgeſprochen ſind. eben und Nackhargebiete. Wahlergebnis der evangeliſchen Generalſynode. Karlsruhe, 13. Nov. Nach dem bisherigen Ergebnis der am letzten Sonntag vorgenommenen Wahlen zur evang. geliſchen Gen node werden die Poſitiven 33 Sitze, die Liberalen 17 e, die Volfkskirchliche Vereinigung 3 Sitze Und die Landes lirchliche Vereinigung! Sitze erhalten. Das Verhältnis iſt genau dasſelbe wie bei der letzten außer⸗ ordentlichen Generalſynode; dort hatten die Poſitiven von insgeſamt 85 Sitzen 50 inne, bei der neuen Synode haben ſie von insgeſamt 57 Sitze 33 inne. Die Ernennung von 6 Abgeordneten zur Generalſynode durch die oberſte Kirchen⸗ behörde ſteht noch aus, ſie wird aber an dem Verhältnis der Sitze nichts ändern, da ſie ſich nach dem Wahlergebnis richtet. 4 85 ** Baeuchſal, 12. Nov. Der Rhein hat zur Zeit einen derart niederen Waſſerſtand, daß die Verbindungsfähre zwiſchen Rheinhauſen und Speyer nicht mehr fahren kann. Der Verkehr wird durch Nachen aufrecht erhalten. Heidelberg, 12. Nov. Die Polizei verhaftete hier einen 19 jährigen Kontoriſten, der in dem Geſchäft, in dem er an⸗ geſtellt war, rund 250 000 M. unterſchlagen hat. Die Unter⸗ ſchlagungen hatte er teilweiſe durch gefälſchte Schecks be⸗ werkſtelligt. Als er verhaftet wurde, beſaß er noch 11559 Marf.— Ein Arbeitsloſer Bäcker wurde beim Betteln ver⸗ haftet. Bei ſeiner Durchſuchung fand man bei ihm 2315 M. — Bei einem Diebſtahl in einem hieſigen Lazarett wurde Bettbezüge, Wolldecken uſw. im Wert von über 17000 M geſtohlen. * Heidelberg, 12. Nov. Der Bürgerausſchuß bewilligte 3 150000 M. für die Erbauung von 32 ländlichen Klein⸗ wohnungen im Stadtteil Kirchheim und von 10 im Stadtteil Wieblingen. Ferner wurden für den Bau von 12 Wohn⸗ häuſern mit 12 Wohnungen im Stadtteil Neuenheim 1200 000 Mark bewilligt. Weiterhin erklärte ſich der Bür⸗ gerausſchuß mit der Erhöhung der Gehälter des Stadt⸗ thegterperſonals einverſtanden. Durch die Erhöhung der Gehälter wächſt der ſtädtiſche Zuſchuß für die laufende Spiel⸗ zeit auf nahezu 350000 Mark. Eine weitere Vorlage zur Ezrichtung einer ſtändigen Feuerwache, wofür die alte „Heuſcheuer“ am Marſchſtall mit 800 000 Mark hätten umge⸗ baut werden müſſen, wurde zurückgeſtellt. z Heidelberg, 15. Nov. Die Werber zur Fremdenlegion ſcheinen in der letzten Zeit hier ſehr ſtark ihr verbrecheri⸗ ſches Weſen zu treiben. Wie von amtlicher Stelle dem „Hoͤlb. Tageblatt“ geſchrieben wird, ſind in den letzten Ta⸗ gen 13 jugendliche Leute von hier ſpurlos verſchwunden, die jedenfalls den franzöſiſchen Agenten in die Hände gefallen ſind. In Handſchuhsheim wird eine geheimnisvolle Ge⸗ ſchichte erzählt, wonach junge Leute auf der Landſtraße bei Handſchuhsheim von den Inſaſſen eines Kraftwagens über⸗ fallen worden ſeien. ** Weinheim, 12. Nov. Eine Kundgebung gegen die hohen Lebensmittelpreiſe wurden von den geſamten, in den hieſigen Betrieben beſchäftigten Arbeitern veranſtaltet. Ein unüberſehbarer Demonſtrationszug bewegte ſich durch die Straßen der Stadt. Im Zuge wurden Tafeln mit Anſchrif⸗ ten getragen:„Nieder mit den hohen Fleiſchpreiſen“, ** Mannheim, 12. Nov. Ein fideles Gefängnis ſcheint das Amtsgerichtsgefängnis in Ludwigshaſen bisher geweſen zu ſein. Der dort angeſtellte Gefüngnisoberaufſeher Gut⸗ mann iſt verhaftet worden, weil er einen Mühlenbeſitzer und einen Metzgermeiſter gegen entſprechendes Entgeld zwet bezw. drei Tage früher aus dem Gefängnis entlaſſen hatte. Man erzählt ſich, daß Schieber Wchuerer uſw., alſo Leute mit Geld, im Gefängnis herrlich und in Freuden gelebt ha⸗ ben. Außer an den beſten Eßwaren und Flaſchenweinen ſoll es auch nicht an entſprechender Damengeſellſchaft gefehlt haben. Außerdem ſoll der betreffende Oberaufſeher verhaf⸗ teten Schiebern und Wucherern in den Abendſtunden, wenn die Luft rein war, Ausgang verſchafft haben. 5 ** Breiſach, 12. Nov. Sein hundertjähriges Veſtehen konnte geſtern das Lehrinſtitut St. Urſula hier feiern. Es wurde ſeinerzeit als eine Zweigonſtalt des kreſburger Ur⸗ ſulerinnenkloſters gegründet, das wegen Nichtanerkennung der gemiſchten Volksſchule 1877 gufgehoben wurde. „ Pfoßren, 15 Nov.(B. Villingen). Der verheiratete 30jährige Landwirt Franz Wolf ſtürzte von der Tenne in die Scheuer und war ſofort tot. 2 zun St. Blaſien, 12 Nov. Der ſeit dem Brand ſeines An⸗ weſens in Bernau⸗beierle verſchwundene Seſtermacher Wilhelm Töpfer iſt bisher nicht ermittelt worden. Die Un⸗ terſuchung des Brandplatzes förderte nur die verkohlte Leiche der Frau des Befitzers zutage. 5 5 i Homberg b. Stockach, 15. Nov. Durch Feuer ſind Wohnhaus und Schenne des Landwirts Emil Dreher voll⸗ ſtändig eingetzſchert worden. Außer dem Viehbeſtand konnte nichts gerettet werden. e Säcki gen, 13. Non. Zu der äſcherung des Wai⸗ ſenhauſes in fickenbach wird noch berichtet, daß die darin untergebraeen Kinder nur das nackte Leben retten konn⸗ 1 zute Ernte, ſämtliche landwiriſchaftliche Ma⸗ ſchinen, viele Sebens⸗ und Futtervorräte und die Beklei⸗ dungsvorrte der Kinder wurden von den Flammen ver⸗ nichtet. Außer dem Viehbeſtand iſt nichts gerettet worden. Singen 13 Nov. Auf der Station Hohenkrhen waren kürzlich aus einem plompier en Eiſenbahnwagen 3 große Bal uch im Wert von ewa 5000 Mark aeſtoblen anzupaſſen haben, mit dieſen ſteigen worden. It angeheitertem Zuſtand kieß 3 der an dem Diebſtahl beteiligten Perſonen 5 gener Wirtſchaft ein unbedachtes Wort fallen, Gendarmerie Nachforſchungen anſtellte, drei haften und das geſtohlene Tuch wieder beibrin Die Maſern haben unter den Kindern der Vo art Ueberhand genommen, daß die erſten vier ſchloſſen worden ſind. * Ueberlingen, 12. Nov. Nach einer Mit „Seeboten“ iſt der Winzerverein Meersburg in en zielle Schwierigkeiten geraten, zuſammenhäng 5 kulationskäufen in fremdländiſchen Weinen ten. rechnung mit nachfolgenden Valutaſchwierigke 85 2 Aenderung des Landwirtſchaftskammergeſ Karlsruhe, 15. Noy. In letzter Zeit hahe die Handelsgeſchäfte der badiſchen Landwirtſchaſ in der Preſſe Anlaß zu Erörterungen gegeben blick darauf iſt ein Beſchluß von Intereſſe, den e verband der deutſchen landwirtſchaftlichen Gen Vert e. V.(Berlin) in ſeiner letzten Sitzung über bah 5 der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsverh ch Landwirtſchaftskammern gefaßt hat. Der u iſt dabei folgende Forderungen auf: 1. Grundsätzlich geplanten Neuorganiſation der Landwirt lichen eine beſondere Vertretung der landwirtſchaft 10 ſenſchaften zu fordern. 2. Für das Geſetz eine B organiſation der Landwirtſchaftskammer iſt afteke mung zu fordern, durch die den Landwirtf. eine unmittelbare geſchäftliche Betätigung, dun beitsgebiet des ger iſchaftlichen Bezugs⸗ Verbif ſchäftes übergreift, unterſagt wird. 3. Den den 0 zu empfehlen, dafür Sorge zu tragen, daß bei denz nen Wahlen zu den Landwirtſchaftskammern 15 we er Zahl genoſſenſchaftliche Vertreter gewäh einsam Zu den Punkten 1 und 2 iſt bereits eine geſperb gabe des Reichsverbandes ſowie des Generale en deutſchen Reiffeiſengenoſſenſchaft an den Rei f Innern abgeſandt worden. Dien Neuregelung an erfolgt durch ein Reichswirtſchaftskammergeſes 9g wegen, das zur Zeit von der Reichsregierung wird. Soziales. Stellung der Eiſenbahnbeamtenſchaft zum Beam er Karlsruhe, 13. Nov. Das im Artikel waſande verfaſſung vorgeſehene Reichsgeſetz über donde amten vertretungen zur Wahrnehmung der ſönlichen und Standesinetreſſen der geſamten eſtellt konnte bisher im Entwurf noch nicht ſerkigg uche Hieraus hat ſich, wie uns die Gewerkſchaft Oiſenbal bahner, Landesverband Baden,(Badiſcher ein An band) ſchreibt, für die großen Reichsbetriebe f ſig im Wege der Verorbnung der Beamten n ßen Betriebsverwaltungen jene Vertretung, fen. Zwiſchen der Perſonalvertretung und kehrsverwaltung beſtehen nun noch eine ve Punkte, vor allem hat ſich die Reich sverkehr anz, drei Punkten zu jeder Verſtändigung außet 5 1. Das Reichsverkehrsminiſterium forderk lung der Beamtenſchaft in drei verſchiedene nämlich in höhere, mittlere und untere Bea rſonal mäßige Vertretung der Beamtenſchaft, die zung beim Reichsverkehrsminiſterium lehnt Auseinanderreißen der Beamtenſchaft entſchtr durch eine derartige Verſchiebung des Mache nötige Beunruhigungen in die Beamtenſche wurde.„die Ar 2. Das Reichsverkehrsminiſterium lehnt ngen, von Beſtimmungen über Betriebsverſammluſgelr amte, wie ſie analog den Beſtimmungen des rein geſetzes gefordert werden, ab. Die Perſonalu darauf nicht verzichten, weil z. B. es ein Betriebsverſammlung die Gelegenheit einer Beamte und Arbeiter gemeinſam 1 zu geben, während der Beamtenſchaft dieſes. halten werden ſoll, der 0 3. Die Perſonalvertretung fordert wiede der gt Betriebsrätebeſtimmungen für die Arbeiten. 1 1 eiſenbahnverwaltungen eine Verknüpfung vo ug. Dae beſtimmungen mit der Beamlenräteverodnn ehe 5 waltug lehnt dieſe Forderung glatt ab Di 5 0 tretung kann darauf umſoweniger verzichten, Beau 0 ordnungsentwurf uhne Schlichtungsweſen agchen tretung zu einem bloßen Dekorattonsſtück it 9 Eutſcheidung einer Meinungsverſchieden hei tung, alſo dem Arbeitgeber allein, Vorbehalte Die Perſonalvertretung hat, nachdem Reichsverkehrsminiſter perſönlich zu einer menden Haltung zu bewegen, mißlungen ſſt, e kehrsminiſterium offigiell mitgeteilt, daß an ihre Auffaſſung in jenen Differenzpun! auch dieſe Grundlage zu weiteren Verhand Peomteräteneroröͤnung bereit iſt. Die gleitende Lohnſtala⸗ Von Karl Muhs.„ on E 2 berge In be ſſen 51e 0 für 5 8 J r 410 lten, 15 f Der Gedanke hat zweifellos eiwas ht an ſich; wird er durchgeführt, dann nehm alle Lohnſtreitigkeiten, und allen Ar ſichert eine auskömmliche Lebensführung 93 Möglichkeit müßte bei der techniſchen aiſchaf, lichen Entwicklungsſtufe der Volkswingla! aus beſtehen. Bei der gleitenden Loher den N ſich der Lohn in einen feſten, von andi Preisbewegung unbeeinflußten Bearpe, einen weiteren, der ſich nach der n ne Preiſe in einem beſtimmten Zeitabſ. richten hat. Die Preiſe werden daue einheitlichen ne ue feſtgeſtellt 20 in Laufe ein Ander von 00 uf E weikeres eine Steigerüng der Efſtkömmeft Rfalls 20 Proz. ein. i Geſundung unſerer Preis⸗ und Einkom⸗ hältniſſe wäre jedoch durch die gleitende Ala nur dann zu erreichen, wenn ſie die Ur⸗ ener zu beſeitigen oder ihre weiteren Aus⸗ Aigen zu paralyſieren vermöchte. Dies iſt aber der Fall. Der maßgebliche Grund der Preis⸗ ungen in der Gegenwart liegt zweifellos in cht ausreichenden Erzeugung; dieſe hat einen el an Waren zur Folge auf Grund deſſen die age nach Waren bei weitem nicht befriedigt zen kann. Die zu heftige Nachfrage treibt die ie in die Höhe. Während wir ſie in den Kriegs⸗ durch die kriegswirtſchaftliche Organiſation biſſen Grenzen zu halten vermochten, wenig⸗ für die wichtigſten Lebensmittel, iſt ſie beſon⸗ der Nachkriegszeit infolge der Vermehrung eldes und der Einkommen dringlicher denn je in Gütermarkte aufgetreten und hat die bekann⸗ reiserſcheinungen bewirkt. Erfahren nun die üömmen mittels der gleitenden Lohnſkala eine ſſerung, wenn in einem Zetitabſchnitt die Preiſe dann iſt dadurch keineswegs die Urſache der ſteigerung beſeitigt; denn dieſe liegt ja in der eichenden Verſorgung des Marktes und den 10 Geſtehungskoſten einerſeits und den relativ emal hohen Einkommen andererſeits, auf deren laſſung die den Preiſen in der Bewegung ö ſelgende erhöhte Nachfrage erſt zuſtandekommen g. Die gleitende Lohnſkala läßt nun die Urſache keisbewegung nicht nur unverändert beſtehen, un verſtärkt ſie, indem ſie die formale Kauftraft gohne den Markt durch eine dem Bedarf ent⸗ dende Güterverſorgung und Verbilligung der ſuut onskoſten zu entlaſten. Es iſt darum un⸗ lich, aus dem gegenwärtigen Preisdilemma her⸗ ommen, indem die Einkommen erhöht werden eine formale Anpaſſung an die Preiſe. Der ihn kann niemals gehoben werden durch rein ale Veränderungen, die das Ausmaß der tat⸗ Gütererzeneung außer acht laſſen. In die⸗ ie äußert ſich aber die Anwendung der glei⸗ Lohnſtala, und der bekannte Sozialpolitiker Rann hat vollkommen recht, wenn er behaup⸗ bei einer Verallgemeinerung dieſes völlig iſchen Syſtems eine ſteigende Schrauben⸗ g der Löhne in Wechſelwirkung mit den Aan die unausbleibliche Folge wäre. la Wirtſchaftspolitikern, die der gleitenden lata freundlich gegenüberſtehen— der Grund⸗ it ſicherlich ſehr ſompathiſch— die aber die üglichteit und Schädlichkeit ihrer Wirkung Nänzlich überſehen, iſt nun der Vorſchlag ge⸗ orden, die prozentuale Anpaſſung nicht nach fadividuellen Einkommen vorzunehmen, ſon⸗ 5. a zu einem fixierten Mindeſtunterhaltsbetrag ziehung zu ſetzen. Nehmen wir an, daß der n einem Monat um 10 Prozent geſtiegen iſt Je das Unterhaltsminimum in einem Orte auf 15 berechnet iſt, dann erfährt beiſpielsweiſe ommen von 15 000 M. nicht eine Aufbeſſe⸗ m 10 Prozent 1500 M., ſondern wird nur kun brozent des obigen Mindeſtbetrags erhöht, 500 M. Eine ſolche Behandlungsweiſe der den Lohnſtala würde zwar die ſchädlichen irkungen, die in einer formalen Stärkung der amen ohne entſprechende Hebung ihrer inneren ia liegen, abſchwächen, aber doch nicht aus 1 ſchaffen. Jedenfalls vermag auch dieſer weder die Wirtſchaftslage und Verſorgung itnehmer zu verbeſſern, noch günſtig auf die zung einzuwirken. Das Gegenteil iſt der Fall, mit verändert ſich der grundſätzliche Stand⸗ degenüber der Lohnſkala nicht. Vermiſchte Nachrichten. Ein deutſches Land. i te 18. Nov. Wie die„Schleſiſche Zeitung“ aus Sdet, richteten die Bewohner des Dorfes Brzeſowie gats regierung das Erſuchen um Abänderung dez n Birkhagen, da es ſich um ein deutſches Land Rücktritt des Bürg⸗rmeiſters von Eupen. 15. Nov. In der Sitzung der Stadtverordneten u teilte der Bürgermeiſter Dr. Graf Metternich u neſich nicht entschließen könne, den belgischen ung leiſten und daß deswegen der Gouverneur ſeine ben zum 1. Dezem. dieſes Jahres angeordnet habe, ener el 1 alſtreikdrohung franzöſiſcher Bergarbeiter. 1. B 5. Nov. Aus Paris wird gemeldet: Die fran⸗ 1 0 E Varbeiterſchaft machte geſtern abend bekannt, daß, Jlerſteßergwerksgeſellſchaſten ſich nicht bis heute abend in, hen könnten, die Frage der Lohnerhöhung zu be⸗ Montag der Generalſtreik erklärt werde. Ruſſiſches Gold. Gon 130 000 Melker Tuch, wofür 70 000 P Kiweld gezahlt werden ſollen. Dem Verlangen der n Goldgrube zu erhalten, kam Kraſſin nicht nach. eld bat die erwähnte Firma in Skandinavien ruſſi⸗ Daunterſuchen laſſen; es enthielt 25 Prozent Wis⸗ worgelhin iſt der Kaufvertrag von der Firma auf⸗ n. aubsabſchluß zwiſchen der Türkei und Armenien 5. Nov. Meenftilataud zwiſchen der Türkei(den Anhängern Wel Paſchas) und Armenien am 7, November worden, Die armeniſchen Truppen räumten ſer des Arcayky, die Türken beſetzten Alexan⸗ 5 Dieine Umgebung während der Friedensverhand⸗ de Türkei verbürgt die Aufrechterhaltung der die Sicherheit der Bevölkerung. 1. ſtreik. Vor der Donnerstag⸗Aufführung„Der in Halle verlangten die 40 Chorſänger, mit hundärtig vor dem Schlichtungsausſchuß über Ge⸗ erhandelt wird, die ſofortige Auszahlung Mark auf die en erwartende a ſſes von 1000 Nach Meldungen aus Konſtantinopel Gägenerhöhung. Da der Intendant bie 40000 Marr nicht ohne Zuſtimmung des Magiſtrats auszuzahlen imſtande war, traten die Chorſänger in den Streik. Das Publikum wurde befragt, ob es die Operette ohne Chor hören wolle oder ſein Eintrittsgeld zurückverlange; faſt ausnahmslos wurde die Aufführung ohne Chor gewünſcht. Das Publikum zeichnete die Darſteller, die ſich Mühe gaben, die Vorſtellung 71 2 5 Chor annehmbar zu machen, durch lebhaften Bei⸗ aus. Gute Zeit für Einbrecher. Der Lichtmangel in Berlin, zu dem 1800 Mann und ihre Drahtzieher eine Millionen⸗ ſtadt verurteilten, kommt wenigſtens einer„Klaffe“ zuſtat⸗ ten. Die Einbrecher nutzen die Finſternis mit einem Eifer aus, der ſchon nicht gut mehr übertroffen werden kann. Der Erfolg entſpricht denn auch ihren Bemühungen und der Gunſt der Umſtände. Aus einem Geſchäftshaus am Spittelmarkt 14 holten ſich die Verbrerher, die durch eine eingedrückte Scheibe eindrangen, für eine halbe Million Seidenſtoffe verſchiedener Art heraus. In der Wilhelm⸗ ſtraße erbeutete eine Bande für 150000 Mark Damenklei⸗ dungsſtücke. Ulſter uſw., in der Neuen Schönhauſerſtraße für 50 000 Mark und in Alt⸗Moabit für 40 000 Mark Schuh⸗ waren. Wohnungseinbrecher erbeuteten in der Bendler⸗ ſtraße für 250 000 Mark, am Schleswiger Ufer bei zwei Familien für über 150 000 Mark, am Kurfürſtendamm eben⸗ falls für 150 000 Mark, in der Friedrichſtraße für 80 000 Mark, in der Grünauer Straße für 50 600 Mark, in der Nachodſtraße und in der Naſſauiſchen Straße für je 30 000 Mark Sachen aller Art, Teppiche, Kleidungsſtücke, Silber⸗ zeug und dergleichen. Zahllos ſind die Einbrüche, bei denen F e ganz ſo hoch iſt, aber immer noch in die Tau⸗ nde geht. 5 Verhandlung gegen einen ſchleſiſchen Kreisvikar. Vor der Strafkammer in Gleiwitz begann am 1. ds. Mts. die Verhandlung gegen den Kreisvikar Dr. von Potkammer wegen Körperverletzung und Vergehens gegen das Ver⸗ einsgeſetz. Dr. von Pottkammer hakte in einer Verſamm⸗ lung der Oberſchleſiſchen Volkspartei, die am 27. Juli ſtattfand und in der es zu erregten Szenen zwiſchen deutſch und polniſch orientierten Verſammlungsteilnehmern kam, mit einem Revolver in die Menge geſchoſſen, wobei ein Klempner am Fuße verletzt wurde, ſodaß er längere Zeit krank darniederlag. In der Freitag⸗Verhandlung wurde der Vikar zu einem Jahr Gefängnis und 150 Mark Geld⸗ ſtrafe verurteilt. 5 . Beſtialiſches der Münchener Revolutionäre. Geſtern wurde in die Anklage gegen den Kommerzienrat Hans Göggl(München) eingetreten. Dabei kamen Schreck⸗ niſſe aus der Zeit der Münchener Räterepublik zum Vor⸗ trag. Herr Göggl iſt Eigentümer mehrerer großer Fabrik⸗ unternehmungen in Bayern. Er hat Ende 1919, alſo un⸗ mittelbar vor Ausrufung der Räterepublik dem Dr. Thal⸗ berg, der ihm als zuverläſſiger Anwalt mit großen Be⸗ ziehungen in induſtriellen Kreiſen des Auslandes geſchil⸗ dert worden war, einen Betrag von 535 000 M. in Reichs⸗ ſchatzwechſeln ausgehändigt. Als Grund hierfür gab er an, daß die polttiſchen Verhältniſſe, die nach Ausbruch der Re⸗ nolution in Bayern und ſpeziell in München herrſchten, in ihm den Beſchluß gereift hätten, ſeine Unternehmungen, wenn möglich an einen Ausländer zu verkaufen, um der ihm fortgeſetzt angedrohten Enteignung vorzubeugen. Des⸗ halb habe er den zufällig in München anweſenden Dr. Thal⸗ berg mit der Vermittlung des Verkaufs beauftragt. Bei dieſer Gelegenheit habe Thalberg ſelbſt angeregt, ob er ihm nicht Geld oder Effekten zur Aufbewahrung übergeben wolle; er habe dies dann getan, weil allgemein bekannt war, daß die Ausländerguthaben von einer etwaigen Be⸗ ſchlagnahme durch die Räterepublik nicht betroffen würden. Von einer Verbringung des Geldes durch Thalberg in die Schweiz, ebenſo wegig von einer Steuerflucht ſei gar keine Rede, weil Eingang und Ausgang der Schatzwechſel ord⸗ nungsmäßig verbuchk wurden. Auf Befragen ſeiner Ver⸗ teidiger ſchilderte dann der Angeklagte in ergreifender Weiſe die Drangſalierungen, denen er als bekannter Großindu⸗ ſtrieller vom Tage des Revolutionsausbruchs an ausgeſetzt geweſen und die ſeinen Entſchluß gereift hätten, ſein Le⸗ benswerk, das er durch die mühevollſte Arbeit auf die jetzige Höhe gebracht habe, ſelbſt auf die Gefahr hin zu verkaufen, daß er nicht einmal den Materialwert als Preis dafür er⸗ halte. Als er am Tage des Revolutionsausbruches von Berlin nach München gekommen ſei, habe man ſeine hoch⸗ ſchmangere Tochter gewaltſam aus dem Automobil heraus⸗ geriſſen und derart roh behandelt, daß eine vorzeitige Ge⸗ burt und der Tod des neugeborenen Kindes die Folge ge⸗ weſen ſei. An ihn ſelbſt ſei das Verlangen geſtellt worden, ſeine Jabriken ſeinen Arbeitern zur Verfügung zu ſtellen, und es ſei ihm gedroht worden, ihn nicht etwa an die Mauer zu ſtellen, ſondern an der Wand aufzuſpießen. Auch mit der Enteignung ſeines geſamten Vermögens ſei er fortgeſetzt bedroht worden, und dieſe Drehungen ſeien für ihn beſon⸗ ders gefährlich geweſen, weil der Finanzminiſter der Räte⸗ republik, Manner, damals Lehrling bei der Pfälziſchen Bank, war, die das Vermögen ſeiner Firma verwaltete. Von den furchtbaren Erregungen dieſer Tage ſei er nieder⸗ gebrochen und habe deshalb dankbar das Anerbieten des Dr. Thalberg angenommen, einen Teil ſeines Vermögens vor dem drohenden Raub zu ſichern. Der Direktor der Pfälziſchen Bank, Dr. Fuchs, beſtätigte die Richtigkeit dieſer Angaben und teilte insbeſondere mit, daß auch die Pfälziſche Bank, ebenſo wie andere Banken und ein großer Teil des Publikums, um jene Zeit bemüht geweſen ſei, Barbeſtände und Effekten vor den Eingriffen ungeſetzlicher Gewalthaber in Sicherheit zu bringen. Prokuriſt Scherbauer, der die Schatzwechſel auf Veranlaſſung des Angeklagten von der Bank abgehoben hatte, bekundete, daß Abhebung und Ueber⸗ gabe an Thalberg lediglich erfolgt ſei, weil man ſie bei die⸗ ſem für ſicherer aufgehoben hielt, als bei der Bank. Ein Sittenbild unſerer Zeit. e Wegen Diebſtahls bezw. Hehlerei waren der Schlächter Jankowski, der Kaufmann Jackiſch, deſſen Ehefrau und der Goldwarenhändler Wilhelm Brandenburg in Berlin an⸗ geklagt. Die Ehefrau des Angeklagten Jankowski iſt eine der gemeinfährlichſten Dirnen, welche ihre Opfer in einen totenähnlichen Schlaf verſenkte und ſie dann ausplünderte. Die Ermittelungen des Kriminalkommiſſars Dr. Niemann deckten erſchreckende Sittenbilder auf. In etwa 100 Fällen war es der Frau Jankowski, die in Verbrecherkreiſen den Spottnamen„Die heilige Franziska“ trug, gelungen, ſich an Herren heranzudrängen, bei denen die ſichtbaren Bril⸗ lantringe Schlüſſe auf den Inhalt ihrer Brieftaſche zu⸗ ließen. Sie gab ſich dabei als„unverſtandene Frau“ oder als Arztwitwe aus und— am nächſten Morgen fanden ſich die Opfer in dem Rinnſtein der Ziegelſtraße, in einem Hausflur der Friedrichſtraße oder in einer Droſchke in Halenfee, aus einem narkotiſchen Schlaf erwachend, wieder. Unter den Opfern befanden ſich u. a. ein mehrfacher Mil⸗ lionär und ein Abgeordneter der U. S. P. D.— Wie ſie zu⸗ gab, hatte ſie ihre Opfer mit Chloroform, das ihr angeblich der Mttangeklagte Jackiſch beſorgt, betäubt bezw. einen Giftſtoff in den Wein getan. Die Jankowski wurde, nach⸗ dem ſie das Geſtändnis abgelegt hatte, infolge eines Ver⸗ ſehens des Unterſuchungsrichters wieder aus der Haft ent⸗ laſſen und iſt ſeitdem ſpurlos verſchwunden. Welchen Um⸗ fang dieſes verbrecheriſche Treiben der J. gehabt haben muß, geht daraus hervor, daß ſich bei dem Kriminalkom⸗ miſſar Dr. Riemann noch eine große Anzahl goldener Uhren und Brillantringe befinden, deren Beſitzer ſich aus gewiſſen Gründen noch nicht gemeldet haben.— Das Ge⸗ richt erkannte gegen Jankowski auf 2½ Jahre Zuchthaus, gegen Frau Jackich auf 3 Monate und gegen Brandenburg, der die erbeuteten Schmuckſachen angekauft hatte, wegen Hehlerei auf 1 Jahre Gefängnis.„„ 8 ar Herabsetzung der Polizeiſtunde Das vollſtändige Jehlen von Niederſchlägen in den letzten Wochen hat dazn geführt, daß die Waſſerkraftanlagen, vor allem das Murg⸗ werk in immer größeren Umfange ihre Dampfreſerven in Anſpruch nehmen mußten. Der dadurch bedingte ſtarke Kohlenverbrauch iſt um ſo bedenklicher, als er zuſammen⸗ trifft mit einem außerordentlichen Sinken des Rheinwaſſer⸗ ſtandes. Der Haupttransportweg für Kohlen iſt damit in dem gleichen Augenblick nicht mehr leiſtungfähig geworden in dem die Eiſenbahnen infolge der alljährlich im Herbß eintretenden ſtärkeren Ananſpruchnahme für andere Güter nur in beſchränktem Umfange für den Kohlenverſand herangezogen werden können. Das Miniſterium des In⸗ nern und das Arbeitsminiſterium haben deshalb die Po⸗ lizeiſtude, wie es in Preußen bereits geſchehen iſt, allgemein mit Ausnahme der Samstage und der Vortage von Feier⸗ tagen auf 0 Ußr herabgeſetzt f Mitteilungen aus der Gemeinderatssitzung vom s. u. 12. Hovemb. 1920. 1. Gegen einen Tauſch von Kleingärten iſt nichts ein⸗ zuwenden. 2. An dem Gemeinderatsbeſchluß vom 26. v. Mts, wonach nur über 18 Jahre alte Erwerbsloſe bei den Waldarbeiten beſchäftigt werden ſollen, wird feſtgehalten. Es wird beſchloſſen, daß gegen die Rückſtandsſchuldner der Kartoffelvorſchüſſe mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln vorgegangen werden ſoll. „Die Holzfällarbeiten ſind um 4 Uhr Nachmittags einzuſtellen. Bei den Arbeiten dürfen keine Angehörige mithelfen; überhaupt ſind nur zur Krankenkaſſe ge⸗ meldete Arbeiter zu beſchäftigen. Holz darf vom Schlag nicht mitgenommen werden. Im Betretungs⸗ falle iſt Anzeige zu erſtatten und bei Wiederholung hat Entlaſſung zu erfolgen. „Für Wohnungen in den Gemeindegebäuden werden die Mieten ab 1. April 1920 feſtgeſetzt. N Die Abortgrube im Hauſe Luiſenſtr. 3 ſoll vergrößert werden. Im Gemeindewald ſollen 100 ebm Nutzholz gefällt werden. .Die Verſteigerung der Lagerplätze bei der Waldſpitze und beim Fröſchloch wird genehmigt. .Der Antrag des Vereins Hundeſport um Aufhebung des Zuſchlags zur Hundetaxe wird abgelehnt. Von der Verfügung des Bezirksamts Mannheim vom 18. Oktober über den Gabholzbezug in hieſiger Oe⸗ 3 meinde wird Kenntnis genommen. .Der Nachtragsvertrag mit der Bahnbauinſpektion Mannheim über Lieferung von Waſſer wird genehmigt und vollzogen. 5 . Der Landesgruppe Baden⸗Pfalz der vereinigten Ver⸗ bände heimatstreuer Oberſchleſier wird ein Beitrag bewilligt. . Bahnarbeiter Auguſt Eder wird zum angeborenen Bürgerrecht zugelaſſen. . Die Farrendungverſteigerung wird genehmigt. Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung ge⸗ nehmigt. Des Kindes Spiel. In des Kindes Spiele liegt Sehr oft ein tiefer Sinn. Die Löſung manchen Rätſels find't Man auch verſteckt darin. Ein Landwirt hat mir heut erzählt, Es wird wohl war auch ſein, Und wenns nicht ganz genau ſo wär So macht es nichts, es iſt fein. Er baut' auf ſeinem Felde Mohn, Und dieſer ſtand ſehr gut; Doch eines Tag's wurd er geköpft, Welch Frevel, Uebermut? Man bracht ihm auch die Kund ins Haus Wär Uebeltäter wär'n; Der Schütz, er hatte ſie geſehn Und konnt es auch beſchwör'n. Schulbuben warn es, große Zahl. Na wart, ſchlimm wirds euch gehn! Sie wurd'n verhört, ſie waren es, Sie tatens eingeſtehn. Warum? weg'n was? ihr Lotterbub'n Köpft ihr denn meinen Mohn? Ein böſen Streich wollt ihr mir ſpiel'n, Der Teufel ſoll euch hol'n! Das wollten ſie nun grade nicht, Nur Krieg wollten ſie ſpiel'n; Auf freiem Feld, mit tapf'rem Mut Der Entent entgegen zieh'n. Zum Krieg führ'n gehören immer zwei, Es muß ein Gegner ſein. Genau als wenn man heiraten will, Das geht auch nicht gut allein. Doch Niemand wollt Entente ſein, Deshalb traf es den Mohn; Und Mohnköpf fielen links und rechts, Da gab es kein Pardon. Nun hat der Landwirt andre Sprach; Das habt ihr brav gemacht Und weil der Mohn nun einmal auf Drum ſchnell nach Haus geſchafft. Die Buben halfen alle mit, War's Strafe oder Lohn? Der biedre Landwirt ſchenkte auch Als Lohn noch ihnen Mohn. O Jugendzeit, o ſchöne Zeit, O Kinderhimmel du! Ich denk an dich ſolang zurück Bis ich einſt geh zur Rah. Eingeſandt. Unter di⸗ſer Rubrik erſcheinenden Artikel übernehmen wir keine 5 Verantwortung. Die Redaktion. Anfrage. Wie lange ſoll dieſer Unfug noch fort ⸗ beſtehen, daß man einem wegen fortgeſetztem Diedſtahl zu längerer Gefängnisſtrafe Verurteilten, eine öffentliche Kohlenverkaufsſtelle überläßt? Soll das etwa eine Be⸗ Patzel. lohnung ſein für beſondere dem Vaterlande geleiſtete Dine? 3 iner für Viele. Fünf und ſieben. Von Fritz Müller. Das Wort Bilanz iſt magiſch. Schon unſer Handels⸗ lehrer in der Schule ſprach es mit einem leiſen Schauer aus. Dabei wackelte ſein Zwicker, ſeine Augen erhielten einen ſtrengen Glanz, und ſeine rechte Hand klopfte dampfhammer⸗ artig aufs Katheder. Seitdem kann ich„Bilanz“ weder hö⸗ ren noch leſen, ohne Zwickerwackeln, Augenglänzen und Händehämmern zu ſehen. Und es gibt mir immer wieder einen Ruck, wie in der Schulbank damals:„Müller, ziehen Sie Bilanz!“ In den Zeitungsangeboten wimmelte es von zfäh gen, bilanzkundigen, bilanzperfekten Leuten, die ihre Dienſte anboten.„Jeder Windhund nennt ſich jetzt Bilanzmenſch“, ſagte Buchhalter Vater,„wir haben keinen im Kontor, der im Bewerbungsbrief nicht mit Bilanzen rumgeworfen hätte. — 5 es hochkommt, iſt von tauſend aber einer ein Bilanz⸗ E „Woher kommt das?“ fragten meine Lehrlingsaugen. „Kann man auf Dichter lernen, einen Maler für ſich er⸗ ſchwitzen? Warum nicht? Weil das Kunſt iſt! Einen Tram⸗ bahnzuſammenſtoß berichten, einen Engel durch Schablonen auf die Decke pinſeln, kann man lernen. Lernen kann man Soll und Haben und die Zinskontenrechnung. Bilanzen aber lernt man nicht. Die kann man oder kann man nicht. Die Bilanz iſt eine Kunſt. Nur wenige ſind auserwählt, junger Mann.“ Wahrhaftig, auch ihm wackelte der Zwicker, glänzte ſtreng das Auge und hämmerte aufs Pult die Hand:„Mül⸗ ler, ziehen Sie Bilanz!“ Ich hielt es für eine Ohrentäuſchung von der Schule her. wMüller, ziehen Sie Bilanz— natürlich nicht die große“, lächelte Buchhalter Vater,„vorerſt tut's für Sie die Monats⸗ ſammenſtellungen der Debitoren M.⸗P. Auch eine Art ilanz, weil die Summe aller Kontenſalden gleich ſein muß dem Debitorenkontenſaldo im Hauptbuch— Sie verſtehen?“ Ja, das verſtand ich. „Alſo hopp. Hier ſind die Unterlagen. Wär' mir recht, wenn Sies bis morgen fertig hätten.“ Ich ſtrahlte. Ich ging mit bilanzgeſpreizten Beinen, mir die Hände zu waſchen. Chirurgenartig muß man das be⸗ ginnen. Auch Bilanzen dulden keine Infektion. Heraus⸗ fordernd warf ich Blicke durchs Kontor:„Menſchen, ſeht ihr nicht, ich ziehe jetzt Bilanz.“ Wahrhaftig, mir hämmerte die Hand, ein unſichtbarer Zwicker wackelte auf meiner Naſe. Ich rumorte feierlich auf meinem Pult. Schwarze Tinte, rote Tinte, Federhalter, Bleiſtifte, Lineal in Reih und Glied, die Kontenblätter im rechten Winkel ſauber aufgeſchichtet— die Inſtrumente ſind in Ordnung, beginnen kann die ſichere Hand des berühmten Operateurs! „Was machen Sie für komiſche Vorbereitungen, junger Mann?“ fragte der alte Buchhalter milde. Ich ziehe doch Bilanz.“„„ „Ach ſo. Na ja. Uebrigens, je weniger man Aufhebens macht, deſto ſicherer vermeidet man den Bilanzteufel.“ Bilanzteufel, was war denn das? „Erklären hilft da nichts. Sie werden ihn ſchon kennen lernen. Es kommt ihm auf die Dauer keiner aus. Die Klügſten ſind gut Freund mit ihm. Je mehr ſich einer mit ihm balgt, je mehr verfitzt er ſich in ſeine Garne. Gelaſſen⸗ heit iſt das einzige, was er nicht vertragen kann. Da ver⸗ zieht er ſich!“ 5 Ich ſah es ſchon, auch der Weg zu den Bilanzen guten Lehren gepflaſtert. i „Und was ich ſagen wollte, Sie addieren ſonſt nicht ſchlecht, feuchten nicht den Bleiſtift an, wie alte Weiber tun, babbeln nicht, wie die kleinen Kinder, aber hüten Sie ſich vor der Additionsgenickſtarre.“ „Erklären hilft da nichts. Sie werden ſie ſchon kennen lernen. Es kommt ihr auf die Dauer keiner aus. Und nun: Kopfſprung jn Mann!“ Ich machte Lonfſprung in die Monatsziffern. Ich ſchwamm mit raſchen Stößen. Ich zerteilte Ziffernheere. Ich faßte Ziffernbataillone zuſammen. Ich kommandierte, wie Bi⸗ lanzengenerale kommandieren. Ich ordnete alles auf die große Endſchlacht hin, auf den Augenblick, wo Saldenſumme gegen Salda ſtimmen mußte. bilanzfähi⸗ iſt mit * Die Zeit verſänk. Wie bei feder ernſten Arbeft wckßd ſie weſenlos. Es ſchlug ſieben, ich wußte nichts. Die Räume leerten ſich, ich wußte nichts. Der Hausverwalter Vogel lapperte mit Schlüſſeln, ich wußte nichts. Erſt bei ſeinem Abzug hörte ich ihn brummen:„Streber!“ „Nein, Vogel, Streber bin ich nicht, ich bin Bilanzler.“ „Streber“! beharrte er. „Nehmen Sie's ſofort zurück! „Ja, wenn fortgeh'n, damit ich auch zu mei'm Tarock komm'!“ 44 ie S — Sie den Schlüſſel. Geh'n Sie zum ch“, wünſchte er. 5 den mehr als einer narriſch worden. llles laſſen ſi⸗ zen docht nicht g'falln.“)“ „Gefallen? 5 „No ja, wie Ihr oft umgeht mit den Zahlen, grad um⸗ einanderſchmeißen tut Ihr den ganzen Tag mit ihnen, jetzt gar auch noch in der Nacht, kein Wunder, daß Sie narriſch werd'n, die Zahlen—.“ „Die Zahlen dürfen's meinetwegen!“ 8. „Sag'n S' das nicht! Wenn erſt die Zahlen narriſch ſind, ſo werd'n es die Menſchen doppelt— gute Nacht!“—. Die Kontenſalden waren aufgereiht. Wenn jetzt die Summe mit dem Hauptbuch ſtimmte! Hurra, es ſtimmte nein, bis auf eine Mark! Lächerlich, die eine Mark, bei den Millionenziffern! Mann konnte ſie ja ſtillverſchwiegen än⸗ dern! Gott, eine Mark, die leg' ich aus meiner Taſche drauf— und morgen früh Herrn Vater„Stimmt, Herr Vater“ ruhig ſagen. Ruhig? Nein, die zugedeckte Mark wird ſich nicht begra⸗ ben laſſen. Wird bei der nächſten Monatsbilanz an die Mauer klopfen:„Heda, ich lebe!“ Gewiß, man kann einen zweiten dämpfenden Bewurf auftragen— hilft nichts, es klopft durch die dritte Bilanz:„Heda ich lebe noch, hüte dich, ich kann nicht ſterben, ich werde bei der Jahresbilanz mit dem Kopf durch die Mauer rennen, den Zeigefinger auf dich hingeſtreckt: Der da war es, der!“ Gewiß, man kann auch für die Jahresbilanz noch eine extrafalſche Mauer zie⸗ hen, daß es ſtimmt. Eines Tages aber wird man ſeinen Poſten wechſeln. Auch wenn man bis ans Ende ſich ver⸗ biſſen hat in ſeinen Platz, einmal mußt du ſelber hinter jene Mauer, durch die du's dann von draußen in dein Grab wirſt reden hören:„Bei ſeinem Nachfolger iſt es aufgekommen. Er hat betrogen—.“„Gott, um eine Mark!“—„Betrogen iſt betrogen. Schreibts auf den Perſonalakt:„Hat um eine Mark betrogen, weil er die Gelegenheit zu mehr nicht fand.“ Schon gut, ich habe die Bilanz nicht ſtimmend gefunden. Ich werde morgen zu Herrn Vater ſagen:„Stimmt um eine Mark nicht, nur um eine Mark.“—„Nur“? wird er antwor⸗ ten und ſeine Augenbrauen heben,„nur, junger Mann? Ob eine Bilanz um eine Mark nicht ſtimmt oder um eine Million, iſt gleich mein Sohn. Sie ſtimmt nicht, damit iſt ſie falſch und faul!“ Gut, ſo will ich ſelber doch nicht faul ſein, nicht die Waf⸗ fen ſtrecken. Und müßt' ich mir die Nacht auch um die Ohren ſchlagen. Wohlan, wohlauf, wo ſteckſt du, Fehler, wo? Ich Schultern etwas, das „Erklären hilft ifel. Es kommt ihm auf die Dauer keiner aus. Gefaſſenheit iſt das einzige, was er nicht vertragen kann.“ Hm, Gelaſſenheit, Ruhe alſo, Ruhe. Addiert hinauf, hin⸗ ab. Hinab, hinauf. Ruhe, Ruhe. Komiſch, wie die Zahlen ſchauen. Die Fünſer und die Siebner waren wir doch ſonſt vertraut. Hat die ſpäte Stunde ſie gewandelt? Fremd ſehen ſie mich an, ſo fremd. Sind das wirklich Fünfer, echte Sie⸗ bener? Hat ſie mir einer nicht unter der Hand vertauſcht? Und dann, was iſt das eigentlich, eine Fünf? Und woher weiß man deun im Grunde, daß fünf und ſieben zuſammen völf ben? 2 3 denn geſagt? Der Lehrer in 11 m? Und dem und dem? zanze Kette eine falſche Reihe wäre, bis hinab e? Wenn fünf un igehn wären? Wer kann im letzt behaupten? Mathematik? Las aufgebaut auf dieſe Well. n, wenn i 8 daß. Schule! Wir haben um dich irrezuführen„liebe 38 wenig Mitleid, es iſt ja meine erſte Bi gebildete— aber immerhin, ſei für diesmal wollen wir es gn über dein Genick! Ich wiſchte übe rmein Genick. Ich fragte ſchüchtern:„Was hatt' ich denn da hi Additionsgenickſtarre;: zähle nochmal dieſe „Tat ich doch ſchon fünfmal!“—„Tus ein e „Aber es kommt doch nur dasſelbe raus“, „Tu, was wir ſagen, oder—“—„Nein, ner will ja.“— Ich addi fremd an. Die Zahlen fügten ſich. Die mir zu. Gutmütig nickten ſie. Ha, was w Mark weniger! Kann nicht ſein. voraddiert. Aber wenn's nun doch die Bilanz, ſtimmte, ſtimmte Ich addiere vorſichtig. addiere ich. An einer Stelle hielt ich; fünf en fünf und ſieben iſt— iſt zwölf, ja freilich, zwe ſonſt? kaun man nur ſo dumm, ſo hirnverbran Fluche nicht, du biſt der erſte nicht, den wir, iſt gleich dreizehn zählen ließen, wenn wir Hurra, hurra, iſt zwölf, iſt zwölf, die Bilanz ſtimmt. dierte. ſo um. Der Vogel, vom Tarock daheim, f feuſter und nickte:„Narriſch, narriſch, ga 5 „Nein, glücklich bin ich!“„Ja, ja, iſt of geh'n S aber heim und machen ſich einen ka „Es ſtimmt, Herr Vogel, ſtimmt!“„Iſt nur jetzt ſelber einſehn. Alſo ganz kalt und ten erneuern. Hab'n Sie ſemand z Haus, der wie wird ſich meine Mutter freuen ſchad's weiter nichts, daß S' narriſch wo wird ſchon alles wieder gut. Jetzt aber Ich tanzte über die Steintreppe ins Ir ſtillen Straßen. Ich ging bilanzerhoben Pflaſter, vorbei an den vertrauten Häuſern, Türmen. Und Pflaſter, Häuſer, Türme n Seht, da kommt er, der Büilanzler, ſeht, die erſte Bilanz geſtimmt hat Mutter war noch auf. Mutter eſſen auf, Mutter ſtrich mir ohne Vorwur 5 die der Nachtwind nicht ganz kühlen hatte „Mutter, denk dir, ſie ſtimmt, meine „Ja, Bub, ja.“„Mutter, denk dir, fünfm habe ich gezählt: fünf und ſieben iſt d 1„Ja, Bub, ja.“„Mutter, den Mal hab ich's gefunden.“„Was, Bub, wa iſt, und nicht dretzehn, Mutter.“ Sie ſah mir feſt ins Auge: Wie ich du noch oftmals dreizehn zählen müſſen, ausbekommſt.“ „Wie meinſt von Bi—lan—zen, Mutter.“ „Ich auch, mein Sohn.“ Vermiſchtes. Die Einbrecher au der Hektographiern Bekanntmachung der Gemeinde Seckenheim Am Freitag, den 19. November 1920, vormittags 11 Uhr werden im Gemeinde⸗ haus dahier Bahnhofſtraße 7 zwei abgängig fette Ziegenböcke öffentlich meiftbietend verſteigert. Seckenheim, den 13. November 1920. Bürgermeiſteramt: Reichabund der Kriegsbeſchädigten, Ariegsieil⸗ nehmer und Kriegshinte⸗bliebenen. Heirksgruppe Heckenheim. Der Reichsbund No. 20 und 21 iſt ein⸗ getroffen und kann bei den Mitgliedern Math. Frey, Kolonialwarenhoͤlg., Luiſenſtr. Auguſt Ulrich, Bäckerei, Schloßſtraße Jakob Erny, Kolonialwarenhdlg, Gundſtr abgeholt werden. Der Obmann. geliebte Mutter, Roch. ü Achturig Mieter! Nach der Auffaſſung des Mieteinigungs⸗ Verſteigerung. Wegen Wirtſchaftsaufgabe ver⸗ Frau geb. Eder T odes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Be- kannten die schmerzliche Nach- richt, daß es Gott dem Allmäch- tigen gefallen hat, meine innigst- unsere Großmutter und Schwiegermutter Katharina Heidenreich nach längerem Leiden im Alter Eiu Herd 90 60, billig zu ver⸗ kaufen. Näheres in dec [Geſchäfisſtelle. Rinderschuh verloren. Abzugeben gegen Belohnung(b Naupfiſtr. 105, 2 St Eia komplettes Schlaf Zimmer m. Federbetten, Waſchkommode mit Spiegel, hell eichen geſtr. ſolide Arbeit, ein neuer Waschtisch, 1 Küchen · gute Die Zahlen ſahen in. Aber hatte ich nicht vorhin dreizehn ir, e 5 917 amtes muß der 100prozentige Aufſchlag des Waſſergeldes in Zukunft anteilweiſe von den Mietern getragen werden. Wer alſo als Mieter ſchon bisher das Waſſergeld ent⸗ richtet hat, muß nun den doppelten Betrag bezahlen. Wer aber ſeither keine! Woſſerzins zu zahlen hatte, braucht nur den Auſſchlag, alſo nur die Hälfte zu entrichten. Wo in ſolchen Fällen vom Vermieter das ganze Waſſergeld verlangt wird iſt dies als Miet⸗ preiserhöhung zu betrachten und entſprechend zu verfahren. Mieter vereinigung Jeckenhein. Sammel⸗Anzeiger aur für Miigltezer der Jenn Eis Berkasfögtnssesſchal Im Lager vorrätig: Hühnerweichfutteß, Schweinemaſtfutter, Steck⸗ rübenſchnitzel, Biertreber, Futterkalk, zleiſch ⸗ futtermehl. Im Lager ſind noch einige Zentner Saatkartoffeln(Odenwälder Blaue.) Die Viehwaage kann von heute ab wieder benutzt werden. Der Vorſtand. Intereſſenten zur gefl. Kenntnis, daß ich meine neuhergerichtete Branntweinbrennerei mit Dampfbetrieb zur Benutzung empfehle. N Hochachtungsvoll ſteigere ich am Dienstag, den 16. ds. Mts., nachmmittags 1 Uhr, Wörtſtraße 18 gegen Barzahlung Ulle, dlüble, Bünte. ler. Gegenſtände. 6 ubelm Eder. 777CCCCCGTCTCGCCGTCTGTÿ’U? FAF Fe maschinen zum Nähen. Sticken und Stopfen. Unühertroffenes deutsch. Erzeugnis. Alleinverkauf bel: 5 Martin Decker, A 3, 4. Fernr. 1298 F. achmännische Reparaturwerkstätte für alle Fabrikate und Systeme 7FFFFFEEFFTTCTTCTb ee 2 320 Schlafzimmer von Mk. 2400 an Wohnzimmer„ 2600„ Preiswerte Küchen. S Möbelschreinerei und Möbelgeschäft 79 Konrad Sponagel. Wilden Slorchuß. Mannbelm 2.7 „ flubler und wirhchafaberd. ſowie noch verſchiedene andere] 555 von 72 Jahren, wohlversehen mit den hl. Sterbesakramenten, zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Seckenbheim, 15. November 1920. In tiefer Trauer: 69 Heidenreich, Frau u. Kind. Die Beerdigung findet Mittwoch, den 17. d. 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