0 Minuten nach der Feuereröffnurig Hmtsblaft der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ilvesheim, Neckarhausen und Edingen 4 2 4 2 f g 1 J 5 — 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— mit Ausnahme der 2. Jahrg. Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal rſcheint täglich onn⸗ und Feiertage. Donnerstag, 6. Januar 1921. Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. — Fernſprechanſchluß Nr. 16. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. No. 4 Tagesſchau. Der Aelteſtenausſchuß des Reichstages beriet geſtern über den Antrag der Unabhängigen, den Reichstag ſofort einzu⸗ bernfen. Die Kommuniſten unterſtützten den Antrag, wäh⸗ rend alle anderen Parteien ihn ablehnten. Die im beſetzten Rheinland und in pfälziſchen Städten vorgenommene Abſtimmung der Eiſenbahner ergab eine Soprozentige Mehrheit für den Streik. Die interalliierte Rheinlaudkommiſſion wird bei Ausbruch eines Streiks der Eiſenbahner im beſetzten Gebiet den Belagerungszuſtand verhängen und den Eiſenbahnern das Streikrecht entziehen. Aus Hamborn wird gemeldet: Seit dem 3. d. Mts. liegen ſämtliche Betriebe der Auguſt Thyſſenhütte ſtill da die ge⸗ ſamte Belegſchaft von 13 000 Mann ſich am Streik beteiligte. Nach einer Warſchaner Drahtung haben die Verhandlun⸗ gen zwiſchen dem bulgariſchen Miniſterpräſidenten und der polniſchen Regierung das Ergebnis gehabt, daß eine direkte Eiſenbahnverbindung von Danzig über Warſchau. Lemberg, Bukareſt nach Warna geſchaffen werden ſoll. Es war einmal. — Schluß.— N i Und noch eine andere für die engliſche Eigenliebe et was ſchmerzliche Feſtſtellung. In einem im Herbſt 1918 im„London Magazine“ veröffentlichten Aufſatz über die Skagerak⸗Schlacht erklärt der ehemalige engliſche Mari: neminiſter Churchill ſeine Befriedigung darüber, daß die deutſchen Torpedos in der Schlacht wenig Erfolge zu verzeichnen gehabt hätten. Dann heißt es weiter:„Die ſtärkere Marine verläßt ſich hauptſächlich auf die Stärke des ſchweren Geſchützes in der Schlachtlinie. Darauf gründet ſich unſere ganze Auffaſſung vom Seekrieg. Die erſte Seemacht verläßt ſich auf das Geſchütz, die zweite muß ihre Hoffnung auf den Torpede ietzen.“ Und nun lobt Jellicoes Geheimbericht gerade daa verblüffend gute Schießen der deutſchen ſchweren Nrtiglerie.„Die deut. ſchen Schiffe ſchienen ſchon innerhald von zwei bis drei 1 aſt jeden Fall ihr Ziel zu erfaſſen und Treffer zu erzieten auf der ſehr großen Schußweite von 1e 0 M deutſche Feuerſyſtem gab fraglos ganz ers Reſultate.“ In dieſem Zuſammenhang iſt daran zu er⸗ innern, daß der Verluſt der neun Schlachtfveuzer auf engliſcher Seite faſt ausnahmslos auf die ſchw⸗ren Ex⸗ ploſionen zurückzuführen geweſen iſt, die an Bard der Engländer durch deutſche Granaten verurſacht wurden, und die faſt augenblicklich die Schiffskörper zerriſſen. Sie ſind meiſt auf die Entzündung der neben den Ge⸗ ſchützen und in den Türmen liegenden Bereitſchaftsmuni⸗ tion zurückzuführen, die deshalb leicht explodierte, weil das Geſchützpulver nur in Seidenbeuteln und nicht wie auf deutſcher Seite in Meſſingkatuſchen enthalten wor. Churchills Wort von der„erſten Flotte der Welt“, die ſich auf ihr Geſchütz verlaſſen müſſe, erfährt jedenfalls durch den Jelliceoſchen Bericht eine ſehr eigenartige Be⸗ leuchtung. Von 1805 bis 1914 hat das„meerbeherr⸗ ſchende“ England von dem Ruhme von Trafalgar ge⸗ zehrt und hat es mit Ausnahme der ungefährlichen Be⸗ ſchießung von Küſtenſtädten vorgezogen, niemals die Probe auf das Exempel zu machen. Und trotz Prahlereien, in der Skagerak⸗Schlacht geſiegt zu haben, iſt die engliſche Flotte einem zweiten ähnlichen Zuſam⸗ nentreffen mit der deutſchen vorſichtig ausgewichen. Die Veröffentlichung dieſer„Geheimberichte“ hat nun höchſt überflüſſigerweiſe bei uns einige vorlaute Verteidiger des Herrn von Tirpitz mobil gemacht, die unter der Spitzmarke:„Admiral Tirpitz gerechtfertigt!“ den Nachweis erbracht ſehen, daß die Tirpitzſche Flot⸗ tenpolitik auf der rechten Bahn geweſen ſei. Dieſe Here, ſchaften hätten lieber ſchweigen ſollen. In dem Schluß wort zu ſeinem Bericht ſagt nämlich Admiral Scheer ausdrücklich, die Schlacht habe ergeben,„daß ſelbſt der glücklichſte Ausgang einer Hochſeeſchlacht England in die. ſem Kriege nicht zum Frieden zwingen werde,.. daf das vielmehr nur durch Niederringen des engliſchen Wirtſchaftslebens zu erreichen ſei“. Nur der U⸗Bosts⸗ krieg konnte die Entſcheidung bringen. Gleichzeitig warnte Admiral von Scheer vor jeder„abgeſchwächten Form“ dieſes U⸗Bootskrieges. Nachdem alſo unſert Hochſeeflotte Englands Preſtige erſchüttert und die auf gutes Schießen unſerer Artillerie zurückzuführenden Schiffsverluſte des Gegners eine nochmalige entſchei⸗ dende Schlacht unwahrſcheinlich gemacht hatten, vielmehr mit einer Zurückhaltung der engliſchen Flotte zu rech⸗ nen war, mußte die andere Waffe, der U⸗Bootskrieg, energiſch gehandhabt werden. Hier aber, wie in der zu ſchwachen Bewaffnung unſerer Kreuzer liegt die ſchwere Schuld des Admirals v. Tirpitz, in der Tatſache nämlich, daß wir als der ſchwächere, eventuell auf die Verteidi⸗ gung zur See angewieſene Teil, mit nur 24 U⸗Booten in den Krieg eingetreten ſind. Tirpitz hat ſich in den Jah⸗ ren vor dem Kriege mit einer verhängnisvollen Zähig⸗ keit dem Ausbau unſerer U⸗Bootsflotte widerſetzt. Es iſt bekannt, daß in den erſten Tagen des Krieges, als 10 U-Boote zu einer ſeltſamen Streife in die Nordſee auf die Reiſe geſchickt waren und 4 U-Boote gegen die Linie Dover— Calais angeſetzt wurden, nur ein einziges U. Boot bei Helgoland verwendungsbereit blieb. Durch Verzicht auf den Bau eines einzigen Linienſchiffes hätten wir mit einer hinreichenden Zahl von U⸗Booten in den Krieg eintreten können. Die noch viel größere Schuld, daß während des Krieges und nachdem die vorher unge⸗ ahnte Verwendungsmöglichkeit des U⸗Bootes ſich erwie⸗ ſen hatte, der Ausbau unſerer U⸗Bootsflotte nur ſehr langſam gefördert worden iſt, während man ſich im Volk phantaſtiſche Zahlen von Hunderten von U-Booten zu⸗ flüſterte: dieſe Schuld verteilt ſich offenbar auf mehrere Schultern. Welche Männer ſich darin zu teilen haben, das feſtzuſtellen wäre eine wichtigere Aufgabe für einen Unterſuchungsausſchuß geweſen als die Frage nach dem Eintreten Amerikas in den Krieg. Wie die Dinge nach der Skagerrak⸗Schlacht lagen, als unſere Hoffnungen gegen England ſich hauptſächlich auf den U⸗Bootskrieg ſtützen mußten, ergibt ſich aus der von Admiral Scheer mitgeteilten Tatſache, daß, trotzdem im Januar 1917 der verſchärfte U⸗Bootskrieg beſchloſſen, erſt im Februar 54 U⸗Bode in Auftrag gegeben worden ſind, und daß eine größere Beſtellung von 95 Booten erſt im Juni 1917 er folgt iſt. Das Ergebnis iſt das geweſen, daß erſt fn Ende 1918 der Zugang fertiger U-Boote ſo ſtark wurde daß er den großen Abgang deckte, und daß der Beſtand einen erheblichen Zuwachs erhielt. Ende 1918, als der Zuſammenbruch erfolgte! e N Dieſe Tatſache, daß wir auch zur See von der Hand in den Mund lebten, daß unſere berühmte„Organiſa⸗ tion“ verſagte, daß wir unſere Situgtion überhaupt nich! verſtanden und daß, während unſere Bevölkerung von rieſigen Zahlen unſerer U-Boote träumte, die rechtzeitige Beſtellung von U-Booten verſäumt wurde, das iſt das peinliche Gegenſtück zu der Anerkennung des Feindes fün unſere ſtrategiſchen und artilleriſtiſchen Leiſtungen in 2 Skagerrak⸗Schlacht. Eine Anerkennung, die wir, vor nehmlich durch eigene Schuld ohnmächtig wehrlos und. ehrlos am Boden liegend, uns heute nur noch als eine Kriegserinnerung an die Wand hängen können, mif der Ueberſchrift: Es war einmal 8 Deutſchland. Keine ſofortige Einberufung des Reichstages. Der Antrag der Unabhängigen auf ſoforkige Ein, berufung des Reichstages dürfte wie wir hören keine Bo rückſichtigung finden. Der Aelteſtenausſchuß des Reichs- tages ſteht mit ſeiner Mehrheit auf dem Standpunkt, daß es einem Mißtrauen gegen die Reichsregierung aleich⸗ käme, wenn zur Bevormundung der Regierungspoliti das Haus zuſammen berufen würde, ohne daß ein von der Regierung ſelbſt eingebrachter Beratungsſtoff vor: liegt. Eine Einberufung des Reichstags iſt erſt dann beabſichtigt, wenn die notwendigen Vurkagen dem Hauſe zur Beratung vorgelegt werden könne. Die Bergarbeiter gegen jede Kohlenpreis erhöhung. Wie unſer Berliner Vertreter hört, haben die Vor⸗ ſtände der Bergarbeiter⸗Organiſationen zu der Frage der Kohlenpreiserhöbung Stellung genommen und ſind zu dem Schluß gekommen, ſede ſpeilete Schohhtng der Kohlenpreiſe auf das Entſchiedenſte zu bekämpfen, dt durch die Verteuerung der Kohle eine Verbilligteng 8 15 Produktion unmöglich gemacht werde. Tae unge teueren Unkoſten der Rohſtoffe ſeien daran ſchuld daß die Un ternehmer nicht in der Lage ſeien, der Arbeiterſchaft an genteſſene Löhne zu zahlen. 5 Kabinettsrat über die Eutwaffunung. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, wird Ende die ſer Woche eine Sitzung des Reichskabinetts zu den Ent waffnungsforderungen der interalliierten Militärkom miſſion Stellung nehmen. Insbeſondere handelt es ſich um die Frage, ob ſich aus der gegenwärtigen Lage dit Zweckmäßigkeit ergibt, ſich auf weitere Auseinander⸗ ſetzungen mit den Alliierten einzulaſſen, oder ob die Ent waffnungsforderungen erfüllt werden ſollen. Die Lag 5 wird keineswegs als entſpannt angeſeden. Vielen ſtehen ſehr unangenehme politiſche Wirkungen des on flikts bevor, wenn auch eine Beſetzung des Ruhrgebiet? vorläufig nicht in Frage kommen ſollte. Es geht jedock Die Roman von Ernſt Georgy. (Nachdruck verboten.)(89 Urheberrecht 1918 durch Greiner n. Com: Verlin. Eine Folge dieſer Stimmung war das Schreiben en Frau Doktor Wieſener.— Was Gertrud in Ita⸗ e ehne Murren hingenommen, das Speiſen an 3 0 Joeuriertafel gemeinſam mit Kammerdienern, und dem höheren Hotelperſonal, ſchien ihr aiich in Deutſchland unmöglich. Gertrud bat Frau von Graunitz um eine Ab⸗ änderung, und die gütige Baronin wandte ſich ſo⸗ gleich an den Hotelwirt. Es wurde nunmehr der „netten, bildſauberen Perſon, die ettoas ſo Feines an ſich hatte“, geſtattet, mit den beiden Buchhalterin⸗ nen und dem Geſchäftsführer gemeinſam die Mahl⸗ zeiten einzunehmen. Der Zufall wollte, daß dieſer Mann, der hier den ſtolzen Titel Direktor führte, den gleichen Poſten in dem großen Hotel in San emo innegehabt, in dem die drei deutſchen Damen monatelang wohnten. Auch dort war er denn ſtillen, blaſſen Fräulein Meinhard immer mit großer Lie⸗ benswürdigkeit begegnet und hatte oft Gelegenheit geſucht, ſich mit ihr angere Zeit zu unterhalten. Herr Lindner war von Geburt Bayer, ſtammte aus einer in der Nähe Reichenhalls begüterten wohl⸗ habenden Familie und hatte, nach jahrelangem Auf⸗ enthalt in England, Frankreich und Italien, die Ab⸗ ſicht, ſich ſelbſt ein paſſendes Hotel zu kaufen, um es in vornehmer Weiſe zu führen.— Höchſt überraſcht und erfreut trat er Gertrud nach ihrer Ankunft ent⸗ gegen und begrüßte ſie mit der gleichen Höflichkei wie hre Herr 1 eee Tochter des Miniſters. Mit mehrwöchigen Stationen in Bellaggio und Luzern waren die drei nach Norden gereiſt und ſtaun⸗ ten, den ſo überaus gewandten und gefälligen Direk⸗ tor auch hier wieder vorzufinden. „Ich werde viel Ausflüge machen und viel mit meinen Verwandten zuſammen ſein,“ erklärte ihm die Baronin.„Meine brave kleine Gertrud, die ohnehin ſolch ein kleiner ſtiller Einſiedlerkrebs iſt, wird ſich ſehr einſam fühlen. Ich wäre Ihnen ſehr dankbar, wenn Sie ſich ihrer annehmen und ihr ein wenig die prächtige Umgebung zeigen wollten, Herr Direktor.“ ö Er lächelte verbindlich und warf einen Blick auf das Mädchen, das jäh errötete, ſich aufrichtete und hochmütig den Kopf in den Nacken warf.„Es wird mir ein beſonderes Vergnügen ſein, gnädige Baro⸗ nin,“ entgegnete er, ſich verneigend.„Jetzt iſt hier noch ſo ſtille Zeit, daß ich oft über mich verfügen kann. Ich hoffe, Fräulein Meinhard wird mir ge⸗ ſtatten, zuweilen den Führer zu machen.“ „Dieſe ihm zugewieſene Aufgabe übernahm der hübſche, fein und ruhig auftretende Mann bereits in den folgenden Tagen mit feinfühliger Unauffällig⸗ keit. Gewandt verſtand er es mittags und abends während der gemeinſchaftlichen Mahlzeiten die Un⸗ terhaltung zu leiten und Gertrud beſtändig daran zu beteiligen. Die Art, wie er ſie behandelte, wirkte auf die Kellner und übrigen Hausangeſtellten zurück. Un⸗ willkürlich räumte man der Grausnitzſchen Jungfer eine Sonderſtellung ein und ließ ſie, wie es ihrem Wunſche entſprach, völlig unbehelligt. 1 Gertrud durchſtreifte die herrliche Bergwelt den Umgebung, wanderte weit bis ins Salzburgiſche hinein, und ihre blaſſen Wangen rö. netten Plan ausgeheckt.“ Formen gewannen bei der äußerſten Ruhe und gü⸗ ten Pflege an Fülle. Stundenlang verbrachte ſie im Leſeſaal oder ſonſt mit Buch und Handarbeit im Kurpark in der lichten, noch karg wärmenden Früh⸗ lingsſonne und beobachtete die in dieſer Höhe erſt langſam hervorſproſſenden grünen Triebe. Köſtlich herbe, würzige Luft drang in die vom weichen Süd⸗ winde und Glutenhauch Italiens ſchlaffen Organe und belebten die Nerven und die Willenskraft. Früh am Morgen, ungefähr zehn Tage nach ihrer Ankunft in Reichenhall, ſtand Gertrud in dem Schlaf⸗ zimmer ihrer Herrin und ordnete mit geſchickten Hän⸗ den deren weiße Haare. Sie bemerkte nicht, daß die Baronin ſie im Spiegel mit Entzücken bei ihrer Tä- tigkeit beobachtete. l 5„ „Hören Sie, mein Kind, ich freue mich, wie Innen der Aufenthalt hier gut tut,“ ſagte dieſe plotzlich. „Sie haben ein ganz anderes Ausſehen bekommen!!! „Frau Baronin beanſpruchen mich ja auch leider ſo wenig, daß ich wie jeder Kurgaſt hier lebe,“ ent⸗ gegnete Gertrud lächelnd. i 13 „das ſollen Sie auch. Das iſt mein ausdrückliͤ⸗ cher Wunſch!“ betonte die alte Dame.„Ich will durchaus, daß aus dem kleinen Automaten, der im⸗ mer ſo eifrig und— das ſoll kein Tadel ſein— ſo ſachlich um mich beſchäftigt war, endlich wied 1 Menſch wird! Mir ſcheint, wir ſind auf dem Wege! Und meine gute Wald hat da mit mir 1 4 „Fräulein Wald?“ meinte das ſchöne Mädchen Telegramm geſandt: pen konzentrieren. keinesfalls an, daß die Angeiegenhert noch werterdm diktatoriſch behandelt wird. e e Bayern gibt noch nicht nach. Beriln, 5. Jan. Wie die„N. B. Z.“ von zuverkäſſi⸗ ger Stelle erfährt, beabſichtigt die bayeriſche Regierung keineswegs ſich mit der neuen energiſchen Forderung den Entente nach Aufhebung der Einwohnerwehr zafczeden zu geben und ſich dieſer Forderung zu fügen. Mam raub! in München noch immer, durch neuerliche diplomotiſche Verhandlungen und entſprechende Vorſtellungen eine Aenderung des Ententeſtandpunktes herbeizuführen and wenigſtens einen Aufſchub in der Entwaffnung erreicher zu können. Man hat beſchloſſen, bei der Reichs regie⸗ rung weitere Schritte zu unternehmen. In den nächſter Tagen werden in Berlin Beſprechungen ſtattfinden; der bayeriſche Miniſterpräſident, Dr. v. Kahr wird ſich hier, her begeben, um Beratungn mit der Reichsregierung Scheidemann an die ungariſche Regierung. Berlin, 5. Jan. Der Vorwärts meldet aus Kaſſel: Genoſſe Scheidemann, der von führenden Genoſſen Un⸗ garns über die dortigen Verhältniſſe informiert wurde hat an den ungariſchen Miniſterpräſidenten folgendes Ungariſches Miniſterium Buda⸗ peſt. Die Todesurteile gegen die führenden Volkskom⸗ miſſare erregen Entſetzen, erwecken aber auch Empörung über die Gewalttaten bei der ſozd. Arbeiterſchaft. Po⸗ litiſche Einſicht und das Gefühl der Menſchlichkeit ſpre⸗ chen gegen die Vollſtreckung des Urteils. Anſchließe mich allen, die gegen dieſes Urteil ihre Stimme erheben. Scheidemann, Reichstagsmitglied. Ausland. Zwieſpalt im Ententelager über die Eutſchädigungs⸗ r.. frage. 5 5 be Paris, 5. Jan. Nach dem geſtrigen„Temps“ it der alte Gegenſatz zwiſchen Frankreich und England in der Entſchädigungsfrage neuerdings wieder zutage ge⸗ treten. Die franzöſiſche Regierung will auch heute nock eine genaue Feſtſetzung der Geſamtſumme, die Deutſch⸗ land zu zahlen hat, vermeiden, während England ener⸗ giſch darauf dringt, daß ſpäteſtens bis 1. Mai die Ge⸗ ſamtſumme endgültig feſtgelegt werde. In den erſten Jahren ſoll Deutſchland nur mäßige Raten bezahlen: man bemüht ſich gegenwärtig eifrig, noch vor Zuſam⸗ mentritt der Brüſſeler Konferenz eine Annäherung die ſer beiden gegenſätzlichen Auffaſſungen herbeizuführen. Wie neuerdings in Pariſer informierten Kreiſen wieder⸗ holt verlautet, iſt Frankreich geneigt, eine Herabſetzung der monatlichen Kohlenlieferungen durch Deutſchland zu⸗ zuſtimmen, verlangt aber dafür, auch eine Entgegen⸗ kommen hinſichtlich des Preiſes. 5 2 2 54 Berlin, 5. Jan. Drahtmeldung. In Paris haben geſtern die Beratungen über das Problem der Entwaff⸗ nung Deutſchlands begonnen. Die engliſche Regierung hat ihre grundſätzliche Auffaſſung durch das Reuter⸗ Bureau bekannt gegeben. Demnach erkennt man den guten Willen der Reichsregierung an und will man ihr auch die nötige Zeit bewilligen, einen Abbau in Ruhe zu bewerkſtelligen. 3 Beolſchewiſten an der beſſarabiſchen Grenze. Paris, 5. Jan. Aus Bukareſt wird gemeldet, daß die Bolſchewiſten längs der beſſarabiſchen Grenze Trup⸗ Das rumäniſche Oberkommando hat bei den bolſchewiſtiſchen Truppen reichliches Material feſtgeſtellt. Auch General Budjenny hat hier ſeine Truppen verſammelt. 3 8 Riga, 5. Jan. Auf dem Kongreß der lettiſchen ſeozjaliſtiſchen Partei in Riga, an dem 150 Delegierte teilnahmen, wurden die 21 Bedingungen der kommu⸗ niſtiſchen Internationale mit allen gegen 10 Stimmen abgelehnt. Es wurde beſchloſſen, an der bevorſtehenden Konferenz in Wien teilzunehmn: e Beſchlagnahme des Großgrundbeſitzes in der Tſchechei. Prag, 5. Jan. Die Regierung gibt eine Liſte von 742 Gütern des Großgrundbeſitzes von über 150 Hektar in Böhmen, Mähren und Schleſien und von 402 Gütern des Großgrundbeſitzes in der Slowakei heraus, die auf Grund des Bodenreformgeſetzes für die Durchführung der Bodenreform beſchlagnahmt werden. Der Ueber⸗ nahmepreis iſt der Durchſchnitt der 1913—15 bei frei⸗ händigem Verkauf erzielten Preiſe bei Gütern im Aus⸗ maß von mehr als 100 Hektar. Ohne Entſchädigung er⸗ 1 5 Wirtſchaftliches. 1 ehreren Berliner Blättern wird von gut unterrich folgt die Beſchlagnahme bei Stiftungen, die auf Adels⸗ rechten beruhen, ferner bei Grundbeſitz von Angehörigen feindlicher Staaten und der Habsburgiſch⸗Lothringiſchen Dynaſtie. In der Liſte befinden ſich als bekannte Adels⸗ eſchlechter folgende: Althan, Aehrenthal, Auerspperg, eaufert, Bergſtolz, Clam, Clary, Coulenhoune, Crey in Böhmen, Czernin, Dahlberg, Dezm, Fürſtenberg, Harrach, Haugwitz, Kinſky, Kolowrat, Lichtenſtein, Lon⸗ kowitz, Metternich, Salm⸗Reifferſcheidt, Schaumburg⸗ Lippe, Schönborn, Schwarzberg, Sternberg, Kruhn, Hohenſtein, Turn und Taxis, Taubmannsdorf, Wallen⸗ ſtein, Weſtfalen, Windiſchgrätz, Fürſt Lichnowsky, An⸗ Draſſy, Balleſtrem, Hungady, Coburg⸗Gotha, außerdem eine Anzahl Klöſter und Bistümer, ſowie das Hochmei⸗ ſtertum und Deutſchmeiſtertum des deutſchen Ritter⸗ ordens. Von privaten ſind die Mannesmannröhren⸗ werke, die Witkowitzer Eiſenwerke, die Deutſche Boden⸗ bank, die verſchiedenen Rothſchilds und eine Anzahl Eiſen⸗ und Hüttenwerke in der Liſte. Von dieſer Güter⸗ beſchlagnahme werden, wie nun einmal die Beſitzverhält⸗ niſſe liegen, in Böhmen, Mähren und Schleſien überwie⸗ gend die Deutſchen, in der Slowakei in der Hauptſache die Magyaren betroffen. 0 Teilweiſe Aufhebung der Getreide⸗Zwangswirtſchaft. ſtehen wir gegen viele Länder weit zurück. Mit beſtrebt ſind, trotz Zeit mit einem Geſetzenkwurf bekreffend die remweryr Aufhebung der Getreide⸗Zwangswirtſchaft zu beſchäfti⸗ gen haben dürfte. Die durchaus ungenügende Abliefe⸗ rung des Brotgetreides durch die Landwirte und die ge⸗ ringen Beſtände an Getreide u. Mehl, die etwa bis Ende März des neuen Jahres reichen, haben die zuſtändigen Behörden und wirtſchaftlichen Körperſchaften gezwungen, zu einer Abänderung der Zwangswirtſchaft Stellung zu nehmen. Wie verlautet, iſt in Ausſicht genommen, für die neue Ernte einen Teil des Ertrages zur Ernährung der Bevölkerung ſicher zu ſtellen. Der verbleibende Reſt ſoll durch die landwirt'Paftlichen Verbände und Genoſ⸗ ſenſchaften dem freien Handel zugeführt werden. Auch die Reichsgetreideſtelle ſoll der geplanten Neuordnung nicht abgeneigt ſein.. Baden und Nachbargebiete. 5 Die Lage des Arbeitsmarktes. Die Arbeitsmarktlage in Baden geſtaltet ſich weiterhin ungünſtig. In der Berichtswoche vom 23. bis 30. Dezember 1920 iſt die Zahl der Erwerbsloſen auf 4315 geſtiegen, auch die Zahl der weiblichen Erwerbsloſen iſt um ein Geringes in die Höhe gegangen. Die Urſache der Zunahme liegt in der Verſchlechterung, die jeweils um den Jahreswechſel in der Wirtſchafslage eintritt; leider iſt in abſehbarer Zeit keine Ausſicht auf Beſſerung vorhanden. Durch den nie⸗ deren Waſſerſtand des Rheines traten in der letzten Zeit wiederum Stockungen in der Zufuhr von Kohlen auf, die zu vorübergehenden Betriebseinſchränkungen geführt haben. Die Stockungen konnten jedoch, ſoweit wir feſtſtellen konn⸗ ten, inzwiſchen wieder behoben werden. 5 5 Die Lage in den einzelnen Berufszweigen iſt ſolgende: In der Landwirtſchaft iſt die Lage immer noch gleich. Mäd⸗ chen, die melken können, werden in größerer Anzahl geſucht, ſonſt gleicht ſich Angebot und Nachfrage ziemlich aus. Die Induſtrie der Steine und Erden hat ſich durch die ungünſtigen Witterungsverhältniſſe, die größtenteils ein Arbeiten im Freien nicht zulaſſen, verſchlechtert. In der Metall⸗ und Maſchineninduſtrie wird teilweiſe über Rohmaterial geklagt. Der Beſchäftigungsgrad iſt hier beſonders für Schloſſer, Eiſendreher und Chauffeure äußerſt ungünſtig. Geſucht werden vorwiegend Kupferſchmiede und einzelne Facharbeitskräfte. 5 Das Spinnſtoffgewerbe iſt größtenteils voll beſchäftigt. Ungünſtig iſt dagegen die Gelegenheit für Heimarbeit, beſon⸗ ders für die Seideninduſtrie des Hotzenwaldes.. Die Papierinduſtrie iſt ebenfalls ungünſtig beſchäftigt. Die Lederinduſtrie weiſt ſehr viele ſtelleſuchenden Satt⸗ ler, Tapeziere und Polſterer auf. Für die Holzinduſtrie können immer noch Arbeitskräfte zugewieſen werden. Beſonders ſind es Möbelſchreiner und Holzdreher, die geſucht werden. Der Bedarf kann in der letzten Zeit nicht mehr voll gedeckt werden. 8 Während das Nahrungsmittelgewerbe noch vollſtändig dar⸗ niederliegt, und Bäcker und Metzger in großer Zahl als Stellenſuchende vorhanden ſind, iſt im Genußmittelgewerbe (Tabakinduſtrie) noch immer eine große Nachfrage. beſon⸗ ders nach Zigarrenmachern, Sortierern und Sortiererinnen zu verzeichnen. a a In der Bekleidungsinduſtrie macht ſich eine Stellenloſig⸗ keit unter den Schneidern und Schuhmachern geltend. Be⸗ ſonders die Städte Mannheim, Karlsruhe und Freiburg weiſen eine größere Zahl von ſtellenloſen Schneidern und Schuhmachern auf. Für die übrigen Berufe gleichen ſich Angebot und Nachfrage aus. Das Baugewerbe liegt augenblicklich vollſtändig darnie⸗ der. Es werden nur Maurer, die auf Granit arbeiten kön⸗ nen, in größerer Zahl geſucht. 1 15 Vervielfältigungsgewerbe ſucht nur einige Spezial⸗ arbeiter. Im Handelsgewerbe hat die Nachfrage nach Arbeitskräf⸗ ten in den letzten Tagen bedeutend abgenommen. Die Zahl der Erwerbsloſen iſt gerade in dieſem Stande immer noch eine äußerſt große. g 5 Der Arbeitsmarkt im Hotel⸗ und Wirtſchaftsgewerbe iſt ſehr flau. Für private häusliche Dienſte werden dagegen noch Haus⸗, Küchen⸗ und Zimmermädchen, ſowie Köchinnen in ſehr großer Zahl verlangt. * Das Hagenſchießunternehmen. Karlsruhe, 6. Jan. Die demokratiſche„Badiſche Poli⸗ tiſche Korreſpondenz“ beſchäſtiate ſich in drei Artikeln mit dem Hagenſchießunternehmen der Badiſchen Siedelungs⸗ und Landbank. Die demokratiſche Korreſpondenz kommt dabei zu folgendem Schluß: Jetzt iſt die Zeit für die Ab⸗ wicklung des Hagenſchießunternehmens gekommen. Die Regierung muß die Sache in die Hand nehmen. Von einer Beſiedelung des Hagenſchießwaldes kann keine Rede mehr ſein, da die Mittel fehlen. Ob das Gelände wieder auf⸗ geforſtet wird, ob ein oder zwei Gutshöfe errichtet werden, oder ob, wie das Juſtizminiſterium beabſichtigt, eine Ge⸗ fangenenkolonie dort entſtehen wird, ſteht dahin. Das Ge⸗ ſellſchaftskapital iſt verloren: Sonſtige Gläubiger dürfen nicht beſchädigt werden. Der Hauptleidtragende iſt der Staat, der eine gute Abſicht ſchlecht gelohnt ſieht, er wird den nackten Boden zunehmen müſſen, und die aus den Holzbeſtänden erhofften Millionen ſind infolge einer ſtraf⸗ baren Mißwirtſchaft in nichts verronnen. Die Forderung der Bankfirma Arens u. Walter muß der Staat erwerben, damit eine ruhige Abwicklung möglich iſt, die ihn in den Stand ſetzt, für ſein Holzguthaben noch etwas herauszu⸗ ſchlagen. Die Land⸗ und Siedlungsbank iſt aufzuheben. Damit darf aber der Siedelungsgedanke nicht tot ſein. Es iſt ihm auch weiterhin ernſte Beachtung 1 ſchenken, aber unter Berückſichtigung der badiſchen Verhältniſſe. Hier haben wir im Gegenſatz zu dem zum Teil dünnbevöl⸗ kerten Flachland im Norden, wenig Land, das ſich für die Errichtung geſchloſſener Siedlungen eignet. Einige klei⸗ nere Projelte die in Ausſicht genommen ſind, mögen im Laufe der Airchgeführt werden. Im übrigen wird es genügen, wenn die Forſt⸗ und Domänenverwalutng den Walddörfern Luft ſchafft durch Abholzung, vielleicht in größerem Umfange wie bisher. Im Lande Baden müſſen wir eine intenſive Landwirtſchaft treiben, dazu iſt auch der Wald nötig. Bezüglich der landwirtſchaftlichen. er Be⸗ ſchaffung von Gelände allein iſt es nicht getag. zn Karlsruhe, 5. Jan. Auf das Glückwunſchſchreiben des Badiſchen Frauenvereins an die frühere Großherzogin Luiſe aus Anlaß deren 83. Geburtstages hat Großherzogin Luiſe durch ein Schreiben gedankt, dem wir folgendes entnehmen: „Jemehr die Zahl der Jahre zunimmt und je weniger es ihrer ſind, die mir Gott noch beſtimmt hat, um ſo mehr wächſt in immer gleicher alter Treue die Dankbarkeit für dieſe Kundgebung, die mir ſy außerordentlich wertvoll, troſtreich und wohltuend iſt. Möchten ſie Alle davon überzeugt ſein, daß mir Ihr Schreiben auch diesmal von tief empfundenem Wert geweſen iſt bei dem Eintritt in mein 83. Lebensfahr, eine Zahl, die in unſerer ernſten vielſagenden Bedeutung viel in ſich ſchließt. Mein treuer Badiſcher Frauenverein iſt und bleibt für mich auch jetzt unter den veränderten Ver⸗ hältniſſen und in meinem hohen Alter die unverſiegliche Quelle eines freudenreichen Miterlebens alles deſſen, was es für unſere Badiſche Heimat iſt und bleibt. Ich bin tief dankbar, auch weiterhin alles teilen zu dürfen, was ihn be⸗ trifft, und ebenſo tief dankbar für das, was ſie alle in un⸗ ermüdlicher Tätigkeit leiſten und zielbewußt durchzuführen mancher Schwierigkeiten und mancher Sor⸗ N 5. Jän. Wie 8 wurden in Lauterburg von Zollbeamten 4 Deutſche feſtge⸗ nommen, die beim Schmuggel von pharmazeutiſchen Pro⸗ dukten, die ſie aus Deutſchland in das Elſaß bringen wollten, ertappt worden waren. Die Verhafteten heißen: Tanzleh⸗ rer Wilhelm Luginsland aus Köln, Handelsmann Robert Ehrle aus Durlach, Karl Reile, Zahnarzt aus Baden⸗Baden, und Franz Reinhardt, Geſchäftsmann aus Karlsruhe. zar Karlsruhe, 5. Jan. Der 6jährige Sohn eines Brau⸗ meiſters hatte auf der Straße ein geladenes Terzerol ge⸗ funden und damit geſpielt, bis ſich die Waffe entlud. Dabei drang ihm die Kugel über dem linken Auge in den Kopf ein. Die Verletzung führte den Tod des Jungen herbei. ** Karlsruhe, 5. Jan. Der hieſige Viehmarkt am 3. Jan. war befahren mit 261 Stück Vieh und zwar 37 Ochſen, 42 Bullen, 49 Kühen, 4 Kälbern, 27 Schweinen und 102 Ferkeln. Bezahlt wurde für das Pfund Lebendgewicht bei Großvieh 4,20 bis 8,90 M., bei Kälbern zwiſchen 9 und 11 M., bei Schweinen zwiſchen 15,60 M. und 16,20 M. Ferkel wurden mit 6 bis 8 M. das Pfund lebend bezahlt. Der Geſchäftsgang war langſam, daher wurde der Markt nicht geräumt. en Mühlhauſen bei Wiesloch, 5. Jan. In einer der letz⸗ ken Nächte iſt die Zigarrenfabrik von M. Mohr Witwe nie⸗ N Die Entſtehungsurſache iſt noch nicht aufge⸗ ärt. *r Mannheim, 5. Jan. Der Sunlicht⸗Geſellſchaft 1914 hat ein in Holland lebender Deutſcher, der in geſchäftlichen Beziehungen zur Firma ſteht, eine bedeutende Summe zur Verfügung geſtellt, um jeder hilfsbedürftigen Kriegerswitwe des Werkes 1000 M. und jedem unterhaltungspflichtigen Kinde 500 M. auszuzahlen. ** Mannheim, 6. Jan. Eine 27jährige Krankenſchwe⸗ ſter aus Winzenhofen hat ſich am Neufahrstage durch Ein⸗ ſpritzen einer giftigen Flüſſigkeit entleibt. Wahrſcheinlich geſchah die Tat infolge geiſtiger Umnachtung. * Mannheim, 6. Jan. In der Neujahrsnacht würde bei einer Schlägerei der 20jährige Schloſſer Jakob Burk⸗ hardt ſchwer verletzt, er erhielt einen Lungenſtich, der ihn bewußtlos machte. ze Hockenheim, 5. Jan. Der Realſchüler Johann Wei⸗ zenberger iſt im Krankenhauſe zu Heidelberg an den⸗ bei einer vor kurzem hier ſtattgefundenen Ofenexploſion er⸗ littenen Verletzungen erlegen. ka Heidelberg, 5. Jan. Geſtern früh hat ſich eine un⸗ bekannte Perſon im Neckar ertränkt.— Vor kurzem hat ſich ein 26 jähriger Polizeibeamter hier erſchoſſen. z Tau berbiſchofsheim, 6. Jan. Oberamtmann Dr. Klotz, der Vorſtand des Bezirksamtes Tauberbiſchofsheim, iſt in die oberſte Verwaltung der Neckarkanaliſierung mit dem Sitze in Heidelberg berufen worden. Vorläufiger Dienſtverweſer des Amtsvorſtandes Dr. Klotz iſt Amtmann Ludwig Veſenbeck in Konſtanz. a * Zell i. W., 6. Jan. Der Doppelraubmörder Klinke, der im Oktober vom Schwurgerichte zu Konſtanz zum Tode verurteilt worden war, rechnet auf ſeine Begnadigung und läßt ſich das Eſſen gut ſchmecken. An ſeine Angehörigen ſchreibt er reumütige aber zuverſichtliche Briefe. de Löttſtetten 5. Jan. Durch unvorſichtiges Umgehen mit einer Piſtole, wurde der 17 Jahre alte Ludwig Anker⸗ brand von ſeinem 18 Jahre alten Bruder Karl ſo ſchwer in den Unterleib geſchoſſen, daß er bald darauf verſtarb. Der Täter wurde verhaſtet. a Kollnau, 5. Jan. Am Sylveſterabend iſt hier die 15 Jahre alte Thereſe Haberſtroh freiwillig in den Tod gegan⸗ gen. Das Mädchen ſollte in nächſter Zeit in Zwangs⸗ erziehung kommen. Man fand ſie am Neujahrsmorgen auf dem Bahngleiſe zwiſchen Buchholz und Denzlingen tot. ** Radolfzell, 6. Jan. Drei Singener Bürger hatten gegen den Leiter des Wohnungsamtes Johann Weigand, den Vorwurf der Beſtechlichkeit erhoben. Weigand ſtrengte deshalb vor dem hieſigen Schöffengericht einen Beleidi⸗ gungsprozeß an, der geſtern zur Verhandlung kam. Der Kläger W. wurde koſtenpflichtig abgewieſen, da das Ge⸗ richt aufgrund der Beweisaufnahme zu der Ueberzeugung kam, daß die gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen der Wahrheit entſprechen. a Konstanz, 6. Jan. Die„Konſtanzer Zeitung“ hatte vor kurzem einen Artikel, der die Zuſtände in den Ber⸗ liner Schieberhotels gebracht. Dagegen hat dann die Kon⸗ ſtanzer Hotelvereinigung Proteſt erhoben und über die „Konſtanzer Zeitung“ den Boykott verhängt. Gegen dieſe Maßnahme, durch die durch wirtſchaftliche Druckmittel die Freiheit der Preſſe erſtickt werden ſoll, hat die Ortsgruppe Konſtanz des Verbandes Badiſch⸗pfälziſcher Redakteure auf das Nachdrücklichſte Einſpruch erhoben. Außer der Kon⸗ ſtanzer Zeitung“ verurteilt auch das andre Konſt. Blatt, 895„Konſtanzer Nachrichten“ das Verhalten der Hotelbe⸗ er. 1 8 Lokales. — Fahrpreisermäßigung zu Gunſten des Jugendſports betreffend. Zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung für Jugendſport iſt die Vorlage von Ausweiſen erforderlich. Zur Ausgabe dieſer Ausweiſe hat ſich bereit erklärt: 1. Dex Badiſche Landesausſchuß für Leibesübung und Jugendſchutz in Karlsruhe, Schloßplatz 1, für die bürger⸗ lichen Vereine einſchließlich der religtöſen Vereine. 2. Die Zentralkommiſſton für Sport und Körperpflege zu Händen des Herrn Sitt in Karlsruhe, Adlerſtraße 8, für Arbeiter und Sportvertreter. Sollte es ſich um Ver⸗ einszweige handeln die nicht einer der beiden Körperſchaf⸗ ten angehören, ſo wären die Vereine auf dieſe Korporatio⸗ nen aufmerkſam zu machen, nötigenfalls iſt die Vermitt⸗ lung des Verkehrsbüros der Eiſenbahngeneraldirektion in Anſpruch zu nehmen. —Kriegerehrungen. Von zuſtändiger Seite wird Uns geſchrieben: Zur Erreichung einer würdigen Ehrung unſe⸗ rer gefallenen Helden kann an Aufklärung im Lande nicht genug geſchehen. Gerade das pietätvolle Gefühl der Dank⸗ barkeit und der Erinnerung an unſere Gefallenen wird bei der vielfachen ſachlichen Unkenntnis der Hinterbliebenen über ſchöne Ehrungsmöglichkeiten oft geſchäftlich ſehr zum Nach⸗ teil der Ehrenden und der Allgemeinheit ausgebeutet. In Baden wird z. B. zur Zeit durch ein Geſchäftsunternehmen eine jeweils örtliche Sammlung der Photographien von Ge⸗ fallenen unter gemeindlicher Förderung veranlaßt. Das Er⸗ gebnis der Sammlung wird zu einem Bilde(Photographie) zuſammenaeſtellt, an die Angehörigen abgeſetzt und das neue Geſamtbild gewiſſermaßen als Erinnerungsmerkmal dem Rathaus für die genoſſene Förderung von der Firma koſten⸗ los zur dauernden Aufhängung geſtiftet. Abaeſehen von dieſer geſchmacklich nicht einwandfreien öffentlichen Ehrung werden den Angehörigen hierdurch nicht unbetröchtliche Sum⸗ men zu einem der Hauptſache nach privaten Vorteil entzo⸗ gen und die Gemeinde um würdiger anwendbare Mittel ge⸗ bracht. Es ſei daher heute an die Möalichkeit der Einholung jedweder beliebigen Auskunft über Kriegerehrungen beim 5 des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe er⸗ unert.. — Von der Rebveredelunoganſtalt in Durlach. Nach einer Bekanntmachung des Badiſchen Miniſteriums des In⸗ nern ſoll in der Rebveredelungsanſtalt Durlach mit ihrer vielſeitſaen Anlagen Unterricht im Weinßaru erteilt werden Es iſt ein tliähriger Lehrgang vom 15. Januar 1921 an vor⸗ geſehen. Ein umfaſſender Lehrplan. in dem die neuzeit⸗ lichen Forderungen ganz beſondere Berückſichtigung finden 5 e 0 5 0 1 . 5 g 3 fur enge nraktiſchc ue kdebrekiſche Ausbildung en auen Jr chern des Weinbenos.(s werden nur Winzerſöhne im Min⸗ deſtalter von 17 Jahren angenommen. —* Beſuch der babiſchen höheren Schulen. Im Schuljahr 19190 wurden die Gymnasien von 5070 Schülern und 278 Schülerinnen beſucht; die Realgymnaſien von 5090 Schülern und 278 Schülerinnen: die Realprogymnaſien von 722 Schülern und 412 Schülerinnen; die Oberxealſchulen von 6400 Schülern und 230 Schülerinnen; die Realſchulen von 4580 Schülern und 2110 Schülerinnen: die höhere Bür⸗ gerſchule in Hornberg von 38 Schülern und 40 Schülerin⸗ nen. Die höheren Schulen für die weibliche Jugend wur⸗ den von 7255 Schülerinnen beſucht. Am Schluſſe des Schul⸗ jahres wurden von den Gymnaſien 372, von den Realgym⸗ 5 von den Oberrealſchulen 398 Reife⸗Zeugniſſe er⸗ Zum ſtampf gegen das Schiebertum. Durch die Fahn⸗ dungsabteilung beim Landespreisamt Karlsruhe wurden im Monat November 33 Zentner Mehl, 59 Zentner Brotgetreide, 7 Zentner Hafer und 14 Pfund Butter beſchlagnahmt. i — Herabſetzung der Höchſtpreiſe für Süßigkeiten. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat für den Verkauf von Süßigkeiten neue Höchſtpreiſe feſtgeſetzt, die gegenüber den bisherigen Preiſen bedeutend niedriger ſind. Vom 3. Januar 1921 ab dürfen für 1 Pfund nur noch folgende Preiſe, gültig auch für die aus Kommunalver⸗ bandszucker hergeſtellten Waren, gefordert werden(die ein⸗ geklammerten Preiſe ſind Großhandelspreiſe, die nicht ein ⸗ e Kleinhandelspreiſe): A. Karamellbonbons, ragses und Karamellfiguren: Gruppe 1(9,85) 12,20 M., Gruppe 4(13,58) 16,80 M.— B. Konſervekonfekt: Gruppe 1 (10,40) 12.80 M., Gruppe 2(11,3) 14.— M.— O Fondants und Deſſertfondants: Gruppe 1(13,33) 16,40 M. Gruppe 2 (15,50) 19,20 M., Gruppe 2(22,70) 28.— M.— D. Kompri⸗ mate: Gruppe 1(11,30) 13,60 M., Gruppe 2(15,50) 18,80 M. — E. Türkiſcher Honig(13,23) 16,40 M.— F. Kandierte Agarwaren(12,69) 15,60 M.— G. Weiche Schaumzucker⸗ waren mit Schokoladeüberzug(24,09) 30.— M.— H. Harte Schaumzuckerwaren: Gruppe 1(18,80) 23,20 M., Gruppe 2 (20,50) 25,20 M., Gruppe 3(23,35) 28,80 M.— I. Gummi⸗ paſtillen(21,80) 26,80 M. Die Zuckerwaren, die vom Her⸗ ſteller unmittelbar an Verbraucher abgeſetzt werden, dürfe uur zum Großhandelspreiſe verkauft werden. Letzte Drahtnachrichten. d te(Eigener Sonderbericht. Brüſſel, 5. Jan. Drahtmeldung. Am letzten Mon⸗ tag iſt hier eine Note Englands überreicht worden, in der edie franzöſiſche Forderung auf Wiederaufnahme der Zahlungen Deutſchlands unterſtützt und damit ge⸗ rechnet wird, falls Deutſchland ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt, die Beſchlagnahme des deutſchen Eigen⸗ tums in England in vollem Umfang durchzuführen. Da aber z. Zt. im Verfolg der Brüſſeler Konferenz die grundſätzlichen Beſprechungen in Paris wieder aufge⸗ nommen werden, will England das Ergebnis zunächſt abwarten, ehe es die Drohung wahr macht. Saarbrücken, 5. Jan. Der Eiſenbahnerverband des Saargebietes veranſtaltet eine Urabſtimmung unter den Eiſenbahnbedienſtenten und Arbeitern, um geſtützt auf den Ausfall die Zahlung der Bezüge in Franken zu ver⸗ langen. Soweit ſich ſchon jetzt überſehen läßt, bedeutet das Ergebnis der Abſtimmung eine überwiegende Mehr⸗ heit für die Beibehaltung der Mark als Zahlungsmittel. Saarbrücken, 5. Jan. Die Induſtrie des Saarge⸗ biets ſteht infolge des unſozialen Verhaltens der fran⸗ zöſiſchſten Direktionen vor einer ſchweren Kriſe. Auf einem Werke, das vollſtändig in franzöſiſchem Beſitze iſt, wurde annähernd 300 Arbeitern rückſichtslos gekündigt, weitere Kündigungen ſollen auf anderen Werken bevor⸗ ſtehen. Der Arbeiter hat ſich infolge dieſes ſchroffen Vorgehens eine ſtarke Erregung bemächtigt; auch unter den Bergarbeitern gärt es. 5 5 Die Berliner Morgenblätter berichten: Wegen Spionage und Landesverrat zu Gunſten der Entente wurde in Berlin eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen. Weitere Ver⸗ haftungen ſtehen bevor. Die Delegierten der großen Beamten verbände ſind ge⸗ ſtern früh in Berlin eingetroffen. Geſtern begannen die Verhandlungen der Regierung mit den Beamtenvertretern über die neuen Zugeſtändniſſe der Reichsregierung aun die Beamtenſchaft. N Nach den Berliner Morgenblättern iſt das Reichskohlen⸗ penſum an Frankreich bereits am 28. Dezember für den Monat Dezember geliefert geweſen.. Die Berliner Morgenblätter melden aus Wien: Die öſterreichiſche Bundesregierung teilte der Ententekommiſ⸗ ſion in Wien mit, daß es ihr ohne die erbetene finanzielle Hilfe die Auszahlung der am 1. Febrnar fälligen Gehälter und Löhne nicht möglich ſei. g Die Finanzkataſtrophe Polens macht weitere Fortſchritte Die bisherige finanzielle Unterſttzund durch 1 5 0 5 Frankreich iſt völlig unzureichend. Gehälter für die Regierungsbeamten können im nächſte. 2 gent n im nächſte. Monat ache Die Stärke unſeres Heeres. Die von der Entente anbefohlene Herabminderung 5 der geſamten deutſchen Landſtreitkräfte iſt nunmehr durchgeführt. Statt 800 000 Mann Friedensſtand ver⸗ fügen wir heute nur noch über ein„Heer“ von 96 000 Mann. Faſt 40 000 Offiziere ſind entlaſſen, nur noch 4000 im Heere verblieben. Wir haben keine ſchwere Ar⸗ tillerie, keine Flieger und Luftſchifferformationen mehr. Die allgemeine Wehrpflicht iſt abgeſchafft. Alle Offi⸗ ziere und Mannſchaften des Beurlaubtenſtandes ſind entlaſſen. Unſere deutſchen Feſtungen an der Weſtgrenze ſind zerſtört, alle modernen Anlagen, Forts, Unter⸗ ſtände, Panzertürme ſind geſprengt, Kabelleitungen, militäriſche Eiſenbahn⸗ und Förderbahnlinien ſind im bbau begriffen. Nur die Feſtungen an der Oſt⸗ und Südgrenze des Reiches ſind in verteidigungsfähigem Zu⸗ ſtande geblieben. Alle modernen Betonbauten der Weſt⸗ Feſtungen ſind zerſtört.„ Unſere Beſtände an Waffen entſprechen am 31. De⸗ zember dem Stande des neuen Reichsheeres, wie ſie der Friedensvertrag bezw. das Protokoll von Spa feſtſetzen. 50 000 Geſchütze, 5 Millionen Handfeuerwaffen, 60.000 Maſchinengewehre ſind zerſtört. Alle Induſtriebetriebe, die Kriegsgeräte hergeſtellt hatten, ſind auf Friedens⸗ arbeit umgeſtellt, darunter die Rieſenbetriebe des Staa⸗ tes 12 die Weltfirmen Krupp und Ehrhardk. Unſere Lenkluftſchiffe, 14000 Flugzeuge, 26 000 Flugm . 27* halten ſind abgebrochen öder im Abbruch fe n g Trotz alledem will uns, wie bekannt, die Enkenke nicht einmal an der Oſt⸗ und Südfront das im Frie⸗ densvertrag feſtgeſetzte Maß von Verteidigungsmöglich⸗ keiten belaſſen. In Ergänzung deſſen, was die letzte Note der deutſchen Regierung über die Feſtungsfrage in dieſer Beziehung der Oeffentlichkeit mitteilte, können wir heute noch folgende Angaben nachtragen. Es war beantragt weden 55 e der Feſtung Königsberg 390 Geſchütze zu belaſſen ⸗ bewilligt wurden 20; N„ e der Feſtung Pillau 75— bewilligt wurden 367 der Feſtung Swinemünde 32— bewilligt 32; der Feſtung Ulm 171— bewilligt o: der Feſtung Küſtrin 168— bewilligt o der e Glogau 20— bewilligt o 1 der Feſtung Ingolſtadt 32— bewilligt C6. Und das alles, obwohl Artikel 180 des Friedensder⸗ trages beſagt: Das Befeſtigungsſyſtem an der Süd⸗ und Oſtgrenze Deutſchlands bleibt in ſeinem jetzigen Zuſtande beſtehen. Deutſchland ſollte nicht nur Feſt⸗ ungen, ſondern Feſtungsſyſteme behalten. Die Kriegs⸗ erfahrung hat gelehrt, 928 eine Feſtung ohne Artillerie eben keine Feſtung iſt, und daß Feſtungs ſyſteme ohne Geſchütze keine Feſtungsſyſteme ſind. Die Forderun⸗ gen der Entente gehen jedoch dahin, daß wir, abgeſehen von Königsberg, Pillau und Swinemünde, wo uns zuſammen 80 Geſchütze bewilligt werden ſollen, keine Geſchütze in den Feſtungen mehr haben ſollen. Dabei entfallen auf Königsberg nur 20 Geſchütze. Damit hört Königsberg auf, eine Feſtung zu ſein. Auch die Feſtung Küſtrin, der heute bei der großen Nähe der öſtlichen Landesgrenzen der Schutz von Berlin zufällt, ſoll kein Geſchütz haben. Damit iſt Berlin einem Einfalle von Oſten ſchutzlos preisgegeben. Das ganze Feſtungsſyſtem in Schleſien ſoll ohne Geſchütz, d. h. ohne Feſtungen blei⸗ ben. Auch Süddeutſchland muß auf ſeine feſten Plätze Ingolſtadt und Ulm verzichten, für die keinerlei Ge⸗ ſchütze bewilligt werden. Das deutſche Heer iſt nun auf 100 000 Mann reduziert; die kleinen Garniſonen ſind weit über das ganze Land zerſtreut. Nun ſollen auch noch unſere Grenzen wehrlos gemacht werden! Das iſt der Sinn der Forderungen der Entente. 5 rungen, die ſich mit dem Sinn der Art. 167 un Vertrages nicht zu decken vermögen.. 8. Dem halte man gegenüber, daß z. B. an unſerer Oſtgrenze wohl rund 150 000 Polen in ſieben Diviſio⸗ nen ſtehen, während der ganze Wehrkreis 3 der don Ber⸗ lin bis nach Schleſien hinunterreicht, ſage und ſchreibe neun Batafllone umfaßt. Daß ferner z. B. Frankreich allein an Flugzeugen drei Jagdregimenter, fünf Bomben⸗ regimenter und ſieben Beobachtungsregimenter mit dem ganzen 928 Kampf⸗ und 512 Beobachtungsflugzeugen beſitzt. Und man wird danach beurteilen können, wie die Entente die uns ſelbſt im Friedensvertrage belaſſene Möglichkeit der Grenzſicherung verſtanden wiſſen will. In Wahrheit ſind ſie uns durch die Entwaffnung un⸗ ſerer Feſtungen eine völlige Wehrlosmachung des Lan⸗ des gegenüber feindlichen Ueberfallsverſuchen auf, ab⸗ wohl alle Länder öſtlich der neuen Reichsgrenze in Waf⸗ fen ſtarren 8 e 5 4 4 Das Reichsverſorgungsgeſetz. In dieſen Tagen iſt das Reichsverſorgungsgeſetz vom 12. Mai 1920 mit dem Erſcheinen ſeiner Ausführungs⸗ beſtimmungen in Vollzug getreten. Es regelt nach neuen ſozialen Grundſätzen die Verſorgung der Teilnehmer am letzten Kriege und der Angehörigen der heutigen Wehr⸗ macht, ſowie ihrer Hinterbliebenen. Es tritt an die Stelle der bisher gültigen Verſorgungsgeſetze: des Offi⸗ zierspenſionsgeſetzes von 1906 und des Militärhinter⸗ bliebenengeſetzes von 1907. Im Gegenſatz zu dieſen macht es keinen Unterſchied in der„ Mannſchaften und Offizieren, ſowie zwiſchen i und Friedensdienſtbeſchädigung. Es gewährt koſtenlos alles, was den Kranken geſund machen oder ſein Leiden mildern kann, alſo ärztliche Behandlung, Arzneien, wenn nötig Kur und Verpflegung in einer Heilanſtalt oder tel, ſowie ihre Inſtandhaltung. Blinde erhalten einen Führerhund und eine jährliche Abſchlagsſumme für ſeine Verpflegung. Solange der Kranke erwerbsunfähig it, erhält er, um ihn und ſeine Angehörigen vor Not zu ſchützen, Kranken⸗ oder Hausgeld. Kann ein Kranker ſeinen früheren Beruf nicht mehr ausüben, iſt aber für einen anderen geeignet, ein Fall, der bei Kriegsbeſchä⸗ digten oft eintritt, ſo wird er zur Wiedergewinnung oder Erhöhung ſeiner Erwerbsfähigkeit unentgeltlich in die⸗ ſem neuen Berufe ausgebildet. Bleibt trotz ärztlicher Kunſt und der ſozialen Fürſorge der Berufsausbildung die Erwerbsfähigkeit des Beſchädigten gemindert, ſo er⸗ hält er eine Rente, deren Höhe ſich nach der Minderung ſeiner Erwerbsfähigkeit, ſeinem Beruf, Familienſtand und Wohnſitz richtet. Je mehr die Erwerbsfähigkeit ver⸗ mindert iſt, je größer die Zahl ſeiner Kinder unter 18 Jahren und je teurer der Wohnort iſt, um ſo höher ſſt empfänger zwiſchen 480 und 6682 M. im Jahr, wozu zurzeit noch eine Teuerungszulage von 25 v. H. hinzu⸗ kommt. g i Schwerbeſchädigte erhalten neben der Rente einen Beamtenſchein; das heißt, eine Anwartſchaft darauf, als Beamter angeſtellt zu werden, wenn ſie dazu geeignet und nicht imſtande ſind, ihren alten oder einen ähnlichen Beruf in wettbewerbsfähiger Weiſe auszuüben. Stirbt ein Rentenempfänger, ſo wird zur Beſtreitung der Ko⸗ ſten ſeiner Beerdigung ein Sterbegeld gewährt. Außer⸗ Gemeinſchaft gelebt haben, ſeine Gebührniſſe guf ein Vierteljahr weiterbezahlt. 1 Iſt der Tod die Folge einer Dienſtbeſchüdigung ſo erhalten Witwe und Waiſen eine Hinterbliebenenrente. Dieſe iſt, unabhängig von der Rente des Verſtorbenen, otoren „ kern öder wäre er es nach dem Ausſcheident-Nug dent weir, tärdienſt geworden, ſo erhalten auch die Eltern, gegebe⸗ ſchen macht ſich eine ſehr ernſthafte Streik einem Badeort, künſtliche Glieder und andere Hilfsmit⸗ die Rente. Sie ſchwankt für einen kinderloſen Renten⸗ dem erhalten diejenigen, die mit ihm zuletzt in häusſicher ſo bemeſſen, daß die Hinterbliebenen vor Not geſchützt 8 5 ſogar die Großeltern bei Bedürftigkeit eine ente. 5 S Um die gewaltigen Koſten zu mindern, die dleſe Ver⸗ ſorgung infolge der großen Zahl der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen dem Reich auferlegt— es ſind etwa einundeinhalb Million Kriegsbeſchädigte und zwei Mil⸗ lionen Hinterbliebene zu verſorgen— und um die Rente für die wirklich Bedürftigen auch in ausreichender Höhe gewähren zu können— ein völlig erwerbsunfähiger, hoch⸗ qualifizierter Arbeiter mit 6 Kindern unter 18 Jahren in einer Großſtadt bezieht z. B. einſchließlich Teuerungs⸗ zuſchlag für dieſes Jahr 13 365 M.— beſtimmt das Ge⸗ ſetz, daß beim Vorhandenſein anderweitiger Einnahmen je nach der Höhe derſelben ein mehr oder weniger großer Teil der Rente ruht. Bei einem ſteuerpflichtigen Jah⸗ reseinkommen von 14000 M. ruht die ganze Rente; nur kleinere Zulagen kommen zur Auszahlung. 5 Gegen dieſe Beſtimmung des Geſetzes im beſonderen laufen verſchiedene Kriegsbeſchädigten⸗Organiſationen Sturm ohne Rückſicht darauf, daß der Gedanke ſo ſozial wie möglich iſt, und daß nur unter dieſer Einſchränkung das Reich in der Lage iſt, die Koſten für den heutigen teueren Lebensunterhalt der wirklich notleidenden Kriegsbeſchädigten aufzubringen. Statt eines Teiles der monatlich zahlbaren Renten kann zum Erwerb oder zur wirtſchaftlichen Stärkung eigenen Grundbeſitzes auch ein Kapital ausgezahlt werden, deſſen Größe, außer von 5 1 der Rente, vom Alter des Empfängers ab⸗ ang 5. 5 0 läßt es den Offizieren des Fridensſtandes, denen es auch ihre wohlerworbene Penſion rauben würde, dee Wahl zwiſchen dieſen und den bisher für ſie geltenden Beſtimmungen. Den Offizieren des Beurlaubtenſtandes aber räumt es dieſe Vergünſtigung. nicht ein. endet die Verſorgung nach dem alten Geſetz mit den. Dezember 1920. Um die damit für viele verhunene Härte einigermaßen abzuſchwächen, beſtimmt das Geſezů daß ihnen eine einmalige Abfindungsſumme auszuzah⸗ len iſt, die das Dreifache des Unterſchieds zwiſchen dem 3 3 Jahresbeitrag der nach dem alten und neuen Geſetz zu zahlenden Gebührniſſe beträgt.— Zur Durchführung des Geſetzes ſind für die nächſten Jahre jährlich 5½ Milliarden erforderlich, das ſind auf den Kopf der Bevölkerung jährlich nahezu 100 Mark. Politiſche Nachrichten. Ein Rückzug der Sozialdemokrutie. Aus parlamentariſchen Kreiſen hört unſer Berliner Vertreter, daß die mehrheitsſozialiſtiſche Reichstagsfrak⸗ tion es vorläufig aufgegeben hat, wegen der Entwaff⸗ nungsfragen Oppoſition gegen die Außenpolitik des Rei⸗ ches zu treiben. Die vorübergehende Abſicht maßgeben⸗ der ſozialdemokratiſcher Kreiſe, die Reichsregierung in ernſthafte Verwicklungen hineinzutreiben, iſt aufgegeben worden. Die mehrheitsſozialiſtiſche Reichstagsfraktion ſteht augenblicklich auf dem Standpunkt, daß ſich keine Möglichkeit finden würde, einen Erfolg verſprechenden Vorſtoß gegen die Reichsregierung zu unternehmen, und daß ein parlamentariſches Vorgehen der Sozialdemokra⸗ tie durch die geſchloſſene bürgerliche Mehrheit des Reichs⸗ tages abgeſchlagen würe. 5 Die Verhandlungen über die Beamtenbeſoldung. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, werden die am 3. Januar geführten Verhandlungen zwiſchen den zuſtändigen Regieungsſtellen und den Vertretern der Beamtenſchaft noch fortgeſetzt werden müſſen. Das Er⸗ gebnis der Beratungen ſoll noch den zuſtändigen Or⸗ ganiſationen vorgelegt werden. In Kreiſen der Beam⸗ tenſchaft hält man die Zugeſtändniſſe der Regierung für unzureichend, aber man erkennt ohne Weiteres an, daß es Sache des Reichstages wäre, die bisher getroffene Regelung der Beamtenbeſoldung zu verbeſſern. Inzwie⸗ iimmung bei den Eiſenbahnern bemerkbar. Die Ergebnif de vorgenommenen Urabſtimmung haben eine überwälti⸗ gende Mehrheit für den Streik erbracht, aber die bis⸗ herigen Abſtimmungen müſſen zunöchſt nur als Probe⸗ manöver bezeichnet werden, weil ſie in einem Stadium der Verhandlungen vorgenommen worden ſind, welches die dringende Notwenigkeit der Geltendmachung der Forderungen der Beomtenſchaft durch einen Streik nicht vorausgeſetzt. Aus ieſem Grunde legt man in Regie rungskreiſen den vorgenommenen Abſtimmungen ni allzuviel Wert be.* Rumänien vor einem bolſchewiſtiſchen Angriff? Paris, 5. Jan. Einige Abendblätter melden, nach einem Budapeſter Telegramm ſeien 5 rote Diviſionen am Dujepr verſammelt. Der König von Rumänien hat infolgedeſſen die Jahresklaſſen 1914 und 1915 unter die Waffen gerufen; die Eiſenbahner ſeien m Das Schisma in der Tſchecho⸗Slowakei. 5 Prag, 5. Jan. Während der Papſt erſt wenige Tage vor Weihnachten noch erklärte, ſeine Hauptſorge ſei das beklagenswerte Verhalten eines Teiles des tſchecho⸗ſlowakiſchen Klerus und insbeſondere hervorhob, daß er durchaus nicht beabſichtige, die Strenge des Cöli⸗ bats zu mildern, treibt die tſchechiſche Nationalkirche ihr Weſen weiter. ihrer Religionsgemeinden in Prag zuſammentreten, um die Lehre dieſer Kirche feſtzuſtellen. Andererſeits mächt die katholiſche Kirche gegen die ungehorſamen Prieſter von ihren Machtmitteln Gebrauch. So wurden durch Urteil des erzbiſchöflichen Gerichts in Prag bis⸗ her 5 Geiſtliche ihres Poſtens enthoben, ſämtliche wegen Abfalls und Verehelichung. Dieſe Strafverhängung ißt jedoch ohne Wirkung, da die Landeskirche dieſe Strafen nicht anerkennt.„ *— 4 5 10 1 5 4 0 Da das Geſetz Offiziere und Mannſchaften gleichſtellt Am 9. Januar wird der Vertretertag 1 ſſe bei dern bene. Seckenheim, den 6. Januar 1921. Fftele Turnerschaft Seckenheim. Auf die morgen Freitag Abend 8 Uhr im„Deutſchen Hof“ ſtattfindenden e e wollen wir auch an dieſer Stelle aufmerkſam machen. Vollzähliger Beſuch iſt im Hinblick auf die großen Aufgaben, die die freie Turnerſchaft für unſer Volk zu leiſten hat, dringend nötig. Die kraftvolle Entwicklung der freien Turnſache im verg Jahr, darf kein Anlaß ſein nachzulaſſen in dem Willen, den hohen Zielen unſerer Bewegung näher zu kommen,. Wir müſſen bemüht ſein, immer mehr die Erkenntnis in die Kreiſen der werk⸗ tägigen Bevölkerung zu tragen, daß jede Erziehungsmaß⸗ nahme verſagen muß, wenn ſte nicht getragen wird von einer hohen ſittlichen Idee, einer hohen, die Menſchheit von Selbſifucht und einem blindem Triebleben nachgehenden Neigung, befreienden Weltanſchauung. Nur mit körperlich geſunden, geiſtig und ſittlich kräftigen Menſchen kann das hohe Werk, an dem die freie Turnerſchaft bewußt mit⸗ arbeitet vollendet werden, das der Menſchheit bringen ſoll, eine höhere, friedlichere und lebensfrohere, verſönlichere 85 irdiſchen Zuſammenlebens. Nur gemeinſamem ollen kann es gelingen, ein ſo hohes— ja das höchſte— Werk das überhaupt ein hochſtrebendes Menſchentum ſich zur Aufgabe machen kann, zu vollenden. Welche Wege beſchritten, welche Mittel angewendet werden müſſen, um das Werk zu fördern, darüber zu befinden iſt Sache der gemeinſamen Vereinsarbeit, vor allem der Richtung weiſenden Jahresverſammlung. Daher darf keiner fehlen. Fußball. Am vergangenen Samstag(Neujahrstag) hatte der hieſige Rath. Jungmännerverein die Städte⸗Mannſchaft der Kathol. Jungmänner⸗Vereine Kaiſerslautern hier in Seckenheim zu Gaſt. Nach einer kurzen Anſprache von einigen Mitgliedern des hieſigen Vereins und nach Ueber⸗ reichung eines Lorbeerkranzes mit Schleife, wurde um ½½3 Uhr der Ball durch Herrn Schiedsrichter Auguſt Rudolph freigegeben. Seckenheim hatte Anſtoß. Der Ball kam gleich in die Hände der Gäſte und Kaiſerslautern konnte ſchon in der 3. Min. durch den links Außen in Führung gehen. Das Spiel war an ſich ein ſchönes und ruhiges. Beiderſeits wurden ſchöne Glanzleiſtungen vollbracht. Seckenheim war ſtets Ueberlegen, jedoch in der Stürmer⸗ reihe fehlte der Schuß, was bei Kaiſerslautern hervorzu⸗ heben ſei. Kaiſerslautern konnte in der 30. Min. das 2. Tor für ſeine Farben erzielen. Nach einigen Momenten vor Kaiſerslautern Tor ging es in die Pauſe. Gleich nach Halbzeit konnte Kaiſerslautern das 3. Tor erzielen, das jedoch hätte verhütet werden können, wenn keine Uneinig⸗ keit in der Verteidigung vorgekommen wäre. 10 Minuten vor Schluß konnte Kalſerslautern nochmal erfolgreich ein⸗ fenden. Seckenheims Sturm raffte ſich nochmals zuſam⸗ men und konnte auch kurz vor Schluß das Ehrentor für ſeine Farben erzielen. Zu der Mannſchaft ſelbſt: Kaiſerslautern war voll und ganz auf der Höhe, be⸗ ſonders der links Außen ſei hervorzuheben, der brillant geſpielt hat. Seckenheims Mannſchaft hätte, wenn der Schuß im Sturm nicht gefehlt hätte, voll und ganz den Sieg davon tragen müſſen. Die Mannſchaft an ſich hatte ein ganz ſchönes Spiel an den Tag gelegt. Beſonders gut war die Verteidigung, hatte aber den einen Fehler, ſie rückte immer ſtets zu weit auf, und dadurch den Tor⸗ wächter zu wenig unterſtützt und das waren alle für den Torwächter unhaltbare Bälle. Torwächter iſt gut u. ver⸗ tritt voll und ganz ſeinen Platz, jedoch muß auch er von der Verteidigung unterſtützt werden und das fehlte am Samstag und daher kam er nicht richtig zur Geltung, der ſonſt aber immer mit Ruhe und Ueberlegenheit ſpielt. Schiedsrichter war dem Spiel gewachſen. Er legte ein unparteiiſches Spiel vor, das auch am Schluſſe durch beide Mannſchaften bekundet wurde mit einem 3. fach kräftigen Hipp⸗Hipp⸗Hurra! Der Zauberlehrling. Aus dem ſinnreichen Gedicht„Der Zauberlehrling“ un⸗ ſeres größten deutſchen Dichters Goethe iſt herauszuleſen, wie der Meiſter Herr über die Kräfte iſt, die er durch ge⸗ heimnisvolle Willensäußerung auch in lebloſen Dingen zu wecken vermag, damit ſie ihm dienſtbar werden zu vorbe⸗ dachten höheren Zwecken. Der Meiſter belebt die Natur, ruft die Geiſter wach, wo er ſie braucht, und weckt Rieſen⸗ kräfte in unſcheinbaren Körpern. Haben ſie ſeinem ſchöpfe⸗ riſchen Willen entſprochen, ſo genügt ein Wort, um ſie wie⸗ der in den Kreis ihres natürlichen Daſeins zurückzuban⸗ nen. Der Lehrling hat dem Meiſter ſchon manch Wunder⸗ bares abgeguckt und abgelauſcht. Zum Kern der Dinge vorzudringen, iſt ihm freilich nicht gelungen. Dennoch meint er, die Natur, die er nicht verſteht oder mißverſteht, gleich⸗ falls meiſtern zu können, die geheimnisvollen Kräfte des Alls planlos in den Dienſt ſpieleriſcher Willkür zwingen zu können. Der Lehrling beſchwört den Beſen, daß er lebe, Eimer hole und damit vom Brunnen Waſſer bringe. Und — welch ein Hochgenuß für den Lehrling— die Formel wirkt, der Beſen gewinnt Leben, bekommt Arme und Beine und gehorcht; packt flink die Eimer, lauft zum Brunnen und bringt Waſſer; er bringt unermüdlich Eimer auf Eimer. Vergebens Dank und Ablehnung weiteren Dienſtes; der Lehrling findet die Formel, welche den Beſen des Zaubers entkleidet, nicht. Er bittet, ſchimpft, weint, flucht. Nützt alles nichts! Verzweifelt greift er zum Beil, um den ver⸗ hexten Beſen zu zertrümmern. Aber— o Graus! Jedes Stück des zertrümmerten Beſens gewinnt ſelbſtändiges Le⸗ ben, bekommt Arme und Beine, eilt fort, Eimer zu holen und— Waſſer zu bringen. Dem Erſaufen nahe in der anſchwellenden Flut, gellen nun des Lehrlings Hilfe⸗ rufe ins Weite, ſie gelten dem Meiſter, daß er komme, dem Spuk ein Ende mache, die freventlich hervorgerufenen Gei⸗ ſter beſchwöre. Und der Meiſter erſcheint. Sein Wort bannt die entfeſſelten Kräfte, die Gefahr iſt vorbei.——— Wenn wir heute unſere politiſchen Verhältniſſe betrach⸗ ten, in der die„Herrſchaft des Proletariats“ nahe daran iſt, in dem Kommunismus elend zu erſaufen, ſo erkennt man, was uns Goethe mit ſeinem ſchalkhaften Lehrgedicht ſagen wollte. Es iſt wunderbar, wie alles hier ſo treffend zu⸗ ſtimmt. Mit Sehergabe zeigt der große Weiſe aus Weimar, welche Gefahren durch die ſtaatsmänniſche Unfähigkeit der Regierungslehrlinge heraufbeſchworen werden. Alle bis⸗ herigen ſozialvolitiſchen Einrichtungen haben die Maſſen ausgeſprochener Künſtler. nicht befriedigt, ſondern im Gegenteil die algemeine Un zufriedenheit bis zur Siedehitze geſteigert! Die Führer verſuchen jetzt alle möglichen Beſchwörungsformeln, es nützt aber alles nichts, die Wogen ſteigen immer höher und es iſt nur mehr eine Frage der Zeit, wann ſie zum Verder⸗ ben unſerer geſamten Volkswirtſchaft über uns zuſammen⸗ ſchlagen werden. Mit der Volkswirtſchaft geht es reißend bergab, groß iſt die Verwüſtung in der Staatswirtſchaft. Jede frühere Null zeigt ihre„Macht“— bis der Meiſter gerufen wird, der ſie in das Nichts der Vergangenheit ihrer unfähigen Perſönlichkeit zurückwirft.— Ein vorgeſchichtlicher Fund. In Predmoſt, am Stmtdende der bekannten mähriſchen Pforte, eine halbe Stunde von dem Eiſenbahnknotenpunkt Prerau, iſt in den letzten Jah⸗ ren die hervorragendſte Niederlaſſung Mitteleuropas aus der Steinzeit und eine der wichtigſten überhaupt, aufge⸗ deckt worden. Näheres darüber befindet ſich in dem Be⸗ richt von Dr. Karl Abſolon, Kuſtos am Landesmuſeum in Brünn. Es fanden ſich in einem Grabe in Hockerſtellung zwanzig Menſchen vom kindlichen bis zum Greiſenalter, ne⸗ ben Knochen vom Mammut. Ein Kind hatte Schmuckbei⸗ gaben, bei einem Skelett lag der Kopf eines Eisfuchſes. Das Ganze befand ſich unter einer Kalkſteinklippe, die dem Mammutjäger als Schlupfwinkel und ſtändige Wohnſtätte gedient hat und in der er ſeine Familie in einem regelrech⸗ ten Grabe beſtattete. Der Skelett⸗Typus wurde als Miſch⸗ typus aus dem Jungpaläolithikum beſtimmt und ſtellt wahr⸗ ſcheinlich eine Kreuzung von dem im Neandertal gefunde⸗ nen Menſchen mit dem des ſüdfranzöſiſchen Aurignaemen⸗ ſchen dar. Ein erwachſenes Paar iſt das beſterhaltene und vollſtändigſte foſſile Menſchenſkelett überhaupt. Charakte⸗ riſtiſch für dieſen Urmenſchen ſind die flache fliehende Stirn und die ſtarken, zuſammenfließenden Ueberaugenwülſte. Das Ungeheuerlichſte an dem Fund iſt aber das rieſige Mammutleichenfeld, das ſich hier öffnete, gering geſchätzt etwa 1000 Tiere. An ausgezeichnet erhaltenen Backenzäh⸗ nen des Mammut fanden ſich allein etwa 2000, Und vieles davon lag ſo ſorgfältig aufgeſchichtet, daß der Uxmenſch die Knochen abſichtlich ſortiert haben muß. Die Mammutlei⸗ chen ſcheinen ihm nicht als Nahrung gedient zu haben, ſon⸗ dern nur die Knochen und Zähne als Material für ſeine Werkzeuge. Von dieſen wurden etwa 40 000 Stück aufge⸗ deckt, in mannigfaltigſter Form aus Hornſtein, Feuerſtein, Bergkriſtill, Jaſpis u. a. hergeſtellt, aber beſonders viele auch aus Knochen. Aus den Wadenbeinen des Löwen und Bären hat ſich der Predmoſtmenſch ſeine Dolche bereitet. Küchengeräte, wie Löffel, finden ſich in großer Zahl. Rätſel⸗ haft ſind vorläufig noch mehrere„Schaber“ aus Mammut⸗ rippen, noch rätſelhafter die gezähnte Gabel aus Elfenbein. Die Angeln ſind geſchickt aus Elfenbein und einem Mam⸗ mutbackenzahn geſchnitzt. Der Predmoſtmenſch— er wird auf etwa 80 000 v. Chr. angeſetzt— war aber auch ſchon ein Viele Geräte verzierte er mit geometriſch eingeritzten Strichen, Punkten Grübchen, er be⸗ deckte Knochen mit kombinierten Zeichnungen, die oft aus unzähligen Strichen beſtehen. Ein Mammutſtoßzahn iſt mit der ſtiliſierten Zeichnung einer weiblichen Geſtalt bedeckt; die anſcheinend ſchwangere Frau iſt nackt und reich täto⸗ wiert. Ja, es fanden ſich fünf aus Mammutfußknochen ge⸗ ſchnitzte kleine Statuetten ſolcher Schwangeren. Das deutſamſte Stück aber iſt wohl die aus Mammutzahn ge⸗ ſchnitzte Statuette eines Mammuts, nun im Landesmuſeum zu Brünn, bisher die einzige plaſtiſche Darſtellung dieſes Rieſentiers aus der Hand ſeiner Zeitgenoſſen, von erſtaun⸗ licher Naturwahrheit in der Charakteriſiſtik des gewaltigen Körpers. Nach dieſen Leiſtungen war der Predmoſtmenſch kein wilder Höhlenbewohner mehr, wenn er auch durch ſeine Schädelbildung noch an ſeine Ahnen erinnerte, ſondern hat mit ſeiner künſtleriſchen Begabung den Fortſchritt des Men⸗ ſchengeſchlechts bekundet. 8 1 Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim 1 Zur Fortführung des Vermeſſungswerks And Lagerbuchs der Gemarkung Friedrichsfeld iſt Tagfahrt auf N Dienstag, den 11. Jannar 1921, 5 Vormittags 9 Uhr in den Räumen des Grundbuchamts zu Friedrichsfeld beſtimmt. Das Verzeichnis der ſeit der letzten Fortführungstagfahrt, alſo ſeit dem 15. April 1920 eingetretenen, dem Grundbuchamt be⸗ kannt gewordenen Veränderungen im Grund⸗ eigentum liegt während einer Woche vor der Tagfahrt zur Einſicht der Beteiligten in den Räumen des Grundbuchamts auf, etwaige Einwendungen gegen die Eintragung dieſer Veränderungen im Vermeſſungsamt u. Lager⸗ buch ſind in der Tagfahrt vorzutragen. Die aus dem Grundbuch nicht erſichtli⸗ chen und noch nicht zur Anzeige gebrachten Veränderungen im Grundeigentum ſowie blei bende Kulturveränderungen ſind anzumelden Form der Grundſtücke dem Fortführungsbe amten vorzulegen, widrigenfalls die Fortfüh⸗ rungsunterlagen auf Koſten der Beteiligten von amtswegen beſchafft werden. Friedrichsfeld, den 30. Dezember 1920. Bürgermeiſteramt: Vorſtehendes bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis. 5 Seckenheim, den 4. Januar 1921. Bürgermeiſteramt: Koch. Schmitt. 5 Volksbad. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß ab dieſer Woche das Volksbad wieder geöffnet iſt und zwar wie folgt: Freitags für Frauen u. Samstags für männer ſeweils in der Zeit von nachmittags 2 bis 0* abends 8 Uhr. f Seckenheim, den 6. Januar 1921. Bürgermeiſteramt: i Noch. und die Meßbriefe über Aenderungen in der Fußball⸗Vereinigung Seckenheim. Famstag, den 8. Jaunar findet unſere Weihnachts⸗FJeier im Lokal zum„Stern“ ſtatt. Wir laden hiermit unſere Mitglieder nebſt Angehörigen freundlichſt ein. Ein gediegenes und reichhaltiges Pro⸗ gramm verſpricht einige angenehme Stunden. Nichtmitglieder haben keinen Zutritt. Saaleröffnung 7 Uhr. Anfang ½8 Uhr. Der Vorſtand. NB. Programm im Vorverkauf bei Frieſeur Herrn Hch. Werle, Ad. Wehnert, 7 Keppler und Lokal ab Freitag Nachm. 4 Uhr. Heute Abend 7 Uhr beginnend Theater⸗ Probe für ſämtliche Mitwirkende. Um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen bittet Der Spielleiter. Verein Hundeſport Seckenheim. Am Fonntag, den 9. Jaunar, nach- mittags punkt 3 Uhr findet im Lokal „Reichsadler“ Saal⸗Eckzimmer unſere dies⸗ jährige General-Cersammlung ſtatt. Tagesordnung: Geſchäfts⸗ und Kaſſenbericht, Bericht⸗ erſtattung. Wahl des Geſamtvorſtandes. Abhaltung der Schau am 28. März 1921. Etledigung verſchiedener Anträge. Verſchiedenes. Es iſt Pflicht eines jeden Mitgliedes pünktlich zu erſcheinen. Am Samstag Abend 8 Uhr im „Reichsadler“ Nebenzimmer Vorstands⸗Sitzung. Die Herren Vorſtandsmitglieder werden Frlnde deln bell zur Kulte, bu Scheckkonten— provisionsfrei. Gewährung von Darlehen. Einzug von Wechseln und Schecks. IEEE Kassenstunden: Bezirks-Sparkasse unter Bürgschaft von 6 Gemeinden— mündelsicher. Filiale Seckenheim. deln eigenes bold! Annahme von Spareinlagen mit täglicher Verzinsung. Eröffnung von laufenden Rechnungen, An- und Verkauf von Wertpapieren, sowie Ver- wahrung und Verwaltung von solchen. Einlösung von Zinsscheinen und verlosten Effekten. Einlösung und Beschaffung von ausländischem Geld. Beschaffung von Devisen zu günstigen Kursen. 8—12 Uhr und 1—3 Uhr, Samstags von 8—1 Uhr. Arbeiter ⸗Geſangverein „Vorwärts“ Seckenheim. Heute Abend 8 Uhr Probe Pünktliches Erſcheinen aller erwartet Der Vorstand. Schönes Taliorſchwein zu verkaufen. b Anzuſehen von 5 bis 6 Uhr abends bei Blumenschein, (Station). 2 Enterich gegen Enten um ⸗ enlwelet lun Sowie von zutauſchen oder zu verkaufen.(b Ueckarauerftr. 4. Brot- und 1 1 1 15 U Lebensmittel- Ausweis Nr. 162 verloren.(b Abzugeben auf dem Lebensmittelamt. Empfehle: Schweineschmalz Pfd. Mk. 17.—, feinstes Salatöl und Repsöl, Süßrahmmargarine (Pfund-Würfelh, Limburger Käse, kl. Käse St Mk. 4.50, Dosenmilch gezuckert und ungezuckert, feinste Nudel und Maccaroni, Hörnchen, Reis, weill. Gries, Suppen- gerste, Sago, beste Haferflocken in Paket und offen, Hafermehl, neue Erbsen, Bohnen, Linsen, Flammer's Seife 2 Stück 400 Cr. Mk. 8.60, Welschkorn ganz und geschroten. Gg. Röser. Welſchkorn eingetroffen. J Ein, Roſenſtraße 32 Rechnungen in ſauberer Ausführung liefert ſchnellſtenz. gebeten, vollzählig und pünktlich zu erſcheinen. „ Der Vorſtand. —Hepsöl per Liter Mk. 25.— eingetroffen. Städtische Sparkasse Mannheim unter Garantie der Stadtgemeinde Mannheim mündelsicher. Annahme von Spareinlagen; tagweise Ver- zinsung. Annahmestelle: Gg. Leonh. Bühler, Seckenheim wohnhaft an den Planken. Scheck- und Giroverkehr kostenlos. Kostenlose Einzahlungen auf Postscheckkonten: Ludwigshafen a./ Rh. Nr. 629.— Karlsruhe (Baden) Nr. 1788. Hypotheken gegen mässige Zinssätze, spesen- und provisionsfrei. Haden Metallbetten für Hausarbeit für Stahldiahtmatratzen, ſofort oder 15. Januar Kinderbetten, Polster an geſucht. Jedermann. Katalog frei . Duckerei Zimmermann. 0 Rothermel, heuostheim Sisenmsbelfabrſc, Joh. Crny. Roſenſtraße 32,