* 9 r r. An Nun e nn ne ern eee s * - n ne n * fimtsblutt der Bürgermeisterämtfer Seckenheim. Ilvesheim. fleckarhausen und Edingen .. ͤ 12.— Mk. ausſchl. Boſtelgen. 15 21. Jahrg. mit Ausnahme der rr eee eee Tagesſchau. Wie die„Poſt“ meldet, hat die Nede des Reichsfinauzmi⸗ kiſters Wirth im finanzpolitiſchen Ansſchuß des Reichswirt⸗ ſtsrates in den führenden Kreiſen der Eiſenbahnerorga⸗ niſation ſtarke Verſtimmung hervorgerufen, da Reichs⸗ inanzminiſter Wirth von Aufwendungen des Reiches in öhe von 7 Milliarden geſprochen habe, während das Fi⸗ tanzprogramm der Regierung, das Staatsſekretär Schrö⸗ entwickelte, mit einer Zunahme von 2% Milliarden rech⸗ zete. Die Eiſenbahnerorganiſationen wollen gegen die Rede beim Reichswirtſchaftsrat Einſpruch erheben. Die Verhandlungen der deutſchen Finanzminiſter ſollen Mittwoch in Berlin fortgeſetzt werden. Das Reichskabinett wird ſich in ſeiner heutigen Sitzung mit der Frage der Deckung der für die Beamten und Eiſen⸗ bahner erforderlichen Summen befaſſen. Die Unſtimmigkeiten zwiſchen den Aerzten und den Kran⸗ kenkaſſen Groß⸗Berlins wurden durch einen Schiedsspruch, der die freie Aerztewahl zuſichert, beſeitigt. Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit Trägerlohn. Durch die Poſt 9 pro Quartal rſcheint täglich onn⸗ und Feiertage. Die neue kommuniſtiſche Taktik. Die Kommuniſten ſind in der letzten Zeit wieder ſehr rührig geworden. Von Neuem tragen ſie radikale Paro⸗ len in die Arbeiterſchaft und rufen zu allerlei Aktionen auf, die aber nicht etwa den planmäßigen Auftakt zur bolſchewiſtiſchen Revolution bilden, ſondern vielmehr weiter keinen Zweck haben, als neue Erbitterung in den Kreiſen der radikalen Arbeiter zu ſchaffen. Wenn in lensburg die kommuniſtiſchen Demonſtrationen einen blutigen Verlauf nahmen, ſo glaubten die Kommuniſten damit ihr Ziel erreicht und die Arbeiterſchaft in helle Empörung verſetzt zu haben. Daß ſie noch weiter gehen und ſchon jetzt wieder Gelegenheit eines revolutionären Umſturzes ergreifen werden, iſt nach Lage der Dinge tat⸗ ſächlich nicht anzunehmen, denn die Kommuniſten ſind beſtrebt, möglichſt zu vermeiden, daß die Einwohnerweh⸗ ren in Bayern und Oſtpreußen mit der Exlaubnis der Alliierten weiter aufrecht erhalten bleiben dürfen. Sie wiſſen ganz genau, daß ſie der Reichsregierung eine er⸗ wünſchte Gelegenheit zur Rechtfertigung der Beibehal⸗ tung der Einwohnerwehren geben würden, wenn ſie jetzt die Arbeiterſchaft zum Kampf aufrufen und damit die Gefahr einer bolſchewiſtiſchen Umwälzung in Deutſch⸗ and vor aller Welt hinmalen würden. Aus dieſem Grunde verſchieben die Kommuniſten ihre revolutionä⸗ ren Aktionen bis zu einer beſſeren Zeit, die ihre Aus⸗ ſichten auf Erfolg günſtiger geſtaltet als jetzt, wo immer⸗ hin noch die Einwohnerwehren in Bayern und Oſtpreu⸗ ßen unter Waffen ſtehen. Wenn man dieſe Gedankengänge der Kommuniſten in Betracht zieht, ſo kann man durchaus nicht verſtehen, aus welchem Grunde ſie die Maſſen und insbeſondere die Arbeitsloſen zu unvernünftigen Ausſchreitungen antrei⸗ ben. Offenbar glauben ſie, daß ein energiſches Vorgehen der Sicherheitstruppen gegen die Arbeiterſchaft ihnen neuen Agitationsſtoff bieten würde. Seitdem Noske don der Bildfläche ſo ziemlich verſchwunden iſt, waren auch die radikalen Arbeiter, ſoweit ſie ihren ganzen Haß die Perſon Noskes konzentriert hatten, einigermaßen beruhiat. Dieſe Berubigung, die immer mehr bei der ——— Vorſchüß leiſten. Die Befriedigng der fr Dienstag, 11. Januar 1921. Arbefterſchaft um ſich griff, und die es verhinderte, daß die Kommuniſten vollkommen die Oberhand in der deutſchen Arbeiterbewegung erhalten würden, hat bei den Kommuniſten ſchwere Bedenken erregt. Es würde ihnen eher in ihre Pläne hineinpaſſen, wenn wieder möglichſt viele Arbeiter bei Straßenkämpfen von den Truppen ge⸗ tötet würden, denn dann könnten ſie ſich in den Volks⸗ verſammlungen wieder über den ſogenannten Arbeiter⸗ mord in Deutſchland auslaſſen. Die Vorgänge in Flens⸗ burg haben ſo ziemlich den Beweis erbracht, worauf es den Kommuniſten jetzt ankommt. Die„Rote Fahne“, das Zentralorgan der kommuniſtiſchen Partei in Deutſch⸗ land, hat von Anfang an die Vorgänge in Flensburg zu einer Agitation wildeſter Art ausgeſchlachtet. Da die Unabhängigen und Mehrheitsſozialiſten in Flensburg energiſch von den Kommuniſten abgerückt ſind, werden ſie jetzt von ihnen als gemeine Arbeiterverräter und als lahme Opportiniſten behandelt. die den- eee en eg propaganda auf Grund des Blutvergießens in Flens⸗ burg ſcheint aber bei den Kommuniſten noch nicht groß genug zu ſein, denn immer und immer wieder ſchicken ſie die Arbeitloſen vor und verleiten ſie zu Gewalttaten ge⸗ gen die öffentliche Ordnung. In Dresden haben ſie die Arbeitsloſen mit ziemlichem Erfolg auf den Plan ge⸗ ſchickt, indem ſie einen fürchterlichen Skandal im ſächſi⸗ ſchen Landtag vollzogen. Auch die Kundgebungen in der Berliner Stadtverorndetenverſammlung beweiſen deut⸗ lich genug, daß die Kommuniſten es unter allen Um⸗ ſtänden auf Zuſammenſtöße ankommen laſſen wollen. In der letzten Sitzung der Berliner Stadtverordneten⸗ verſammlung wurden die Tribünenbeſucher von dem Stadtverordnetenvorſteher Dr. Weyl aufgefordert, die Tribünen zu räumen. Die Kommuniſten haben jedoch ihrem Anhang auf den Tribünen eingeſchärft, daß ſie ſich den Anordnungen des Stadtverordnetenvorſtehers wider⸗ ſetzen und dennoch auf der Tribüne bleiben ſollten. Hätte der unabhängige Stadtverordnetenvorſteher Weyl dann die Gelegenheit wahrgenommen, die Sicherheitspolizei herbeizurufen und die Ruheſtörer zu entfernen, ſo wäre ſchon wieder ein fürchterlicher Krawall entſtanden. Wo man jetzt hinblickt, rufen die Kommuniſten in den Groß⸗ ſtädten durch die Arbeitsloſen Unruhen und Krawalle hervor. Es wird nicht mehr lange dauern, ſo nehmen die Ausſchreitungen derart überhand, daß es überall zu Blutvergießen kommen muß. Wenn dieſes eintritt, ſo iſt der Wunſch der Kommuniſten erfüllt. Dann können ſie wieder die Reichswehr und Sicherheitspolizei als Bluthunde verſchreien und die Empörung der Arbeiter⸗ ſchaft benutzen, um Generalſtreiks zu veranſtalten und auch ernſtere revolutionäre Verſuche zu unternehmen. Die jetzige Ruhe und Ordnung paßt nach Auffaſſung der Kommuniſten durchas nicht für die Ziele der bolſchewiſti⸗ ſchen Revolution. Man will Empörung und Auflehnung verurſachen, indem man die Arbeitloſen und die Radi⸗ kalen zu Demonſtrationen auf die Straße ſchickt. Die Sicherheitsorgane ſollen unter allen Umſtänden gezwun⸗ gen werden, von der Waffe Gebrauch zu machen, damit dann die Arbeiterſchaft ſich veranlaßt ſieht, den Kampf gegen den ſogenannten weißen Terror aufzunehmen. Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg., Reklamen 2.50 Mk. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. — Feernſprechanſchluß Nr. 16. No. 8. Die Unabhängigen und die Rechksſozialiſten wollen die Taktik der Kommuniſten nicht mitmachen. Sie wiſ⸗ ſen nur zu gut, daß bei Arbeiterunruhen die Kommuni⸗ ſten die maßgebende Rolle ſpielen würden, und das möch⸗ ten ſie unter allen Umſtänden verhindert wiſſen. Es ge⸗ hört alſo wirklich nicht viel dazu, wenn jetzt die Unab⸗ hängigen und Mehrheitsſozialiſten ſich dem Anſchein hin⸗ geben, als wären ſie nicht ſo ſchlimm und gefährlich wie die Kommuniſten. Hierüber kann man tatſächlich im Zweifel ſein. Tatſache iſt doch, daß die Unabhängigen und Mehrheitsſozialiſten ebenſo imſtande ſind, aus ihren Regierungsgelüſten heraus das ſchlimmſte Unheil anzu.: richten. Wenn die Kommuniſten durch ihre Putſchtak⸗ tik die Empörung der Bevölkerung gegen ſich gerichtet haben, dann treten die Unabhängigen und Mehrheits⸗ ſozialiſten auf den Plan und ſpielen ſich als die Freunde der Ruhe und Ordnung auf, damit die Arbeiterſchaft ſich ihnen zuwendet. In Wirklichkeit aber haben ſie genau dieſelbe Hetztaktik verfolgt wie die Kommuniſten. Sie arbeiten wiſſentlich den Kommuniſten in die Hände, weil ſie letzten Endes darauf rechnen, daß das unſinnige Vor⸗ gehen der Radikalen ihnen ſelbſt Vorteile verſchafft und die Maſſen des Volkes in ihr Lager hinein treibt. Wenn die Unabhängigen und Mehrheitsſozialiſten ein Intereſſe daran hätten, daß der Terror der Kommuniſten energiſch bekämpft würde, ſo würden ſie ſich offen für die Ein⸗ wohnerwehren und für die Orgeſch ausſprechen. Das tun ſie aber nicht, weil ſie haben wollen, daß das Bür⸗ gertum ſich mit den Kommuniſten herumſchlägt. Sie ſelbſt, die ſich dann im Hintergrunde halten, ſind zur rechten Zeit wohl auf dem Plan, um die Nutznießer des Bürgerkrieges in Deutſchſand ſpielen zu können. Deutſchland. Reichskanzler Fehrenbach an die dentſchen Haudwerker. Karlsruhe, 10. Jan. Die 1. Januarnummer des Bundesorgans der deutſchen Zimmermeiſter enthält einen Neujahrsgruß des Reichskanzlers Fehrenbach an das deutſche Handwerk, in dem es heißt: Das Hand⸗ werk, ehedem die Stärke und der Glanz mittelalterlichen Städtelebens, hat im Laufe der wirtſchaftlichen Ent⸗ wicklung ſchweren Schaden gelitten. Aber daß es zu den Strebepfeilern unſeres wirtſchaftlichen Aufbaues gehört und noch immer imſtande iſt, die tüchtigen Meiſter zu ernähren, hat es gerade in den ſchwerſten Zeiten unſeres Vaterlandes gezeigt. Meine wärmsten Wünſche dem ehrbaren deutſchen Handwerk. 5 Die Rücktrittsabſichten 85 deutſchen Botſchafters in aris. 1 8 Verlin, 10. Jan. Wie unſer Berliner Vertreter er⸗ fährt, ſind im Auswärtigen Amt bisher noch keine offi⸗ iellen Mitteilungen über die Rücktrittsabſichten des beutſchen Botſchafters in Paris, Dr. Mayer, eingegan⸗ gen. Es ſteht aber mit Sicherheit feſt, daß Dr. Mayer in kürzeſter Zeit von ſeinem Poſten zurücktreten wird. 2 Von anderer Seite erfährt unſer Berliner Vertreter, daß die Gründe für die Rücktrittabſichten Dr. Mayers in der Spannung zu ſuchen ſind, die gegenwärtig wegen der gelten f e ee eee e Die Tochter des Ministers. Roman von Ern ſt Georgy. Machbruck verboten. Urheberrecht 1918 durch Greiner u. Comp., Berlin. N„Ja, Fräulein Leni. Mir fallen die Augen zu. Schlafen Sie wohl. 1 „Gute Nacht, Sie Schlafratz!“ „Spät in der Nacht, faſt ſchon gegen Morgen, war Gertrud endlich in einen ſchweren, fieberhaften Schlaf verfallen, aus dem ſie erſt gegen neun Uhr, in Schweiß gebadet, erwachte. Mit müden Bewe⸗ gleich z ſich gewaltſam zufſammenraffend, zog ſie ſich 8 Schuhgeſchäft zu ſuchen. Das 0 one Kurbad war noch ſo leer, daß man eigentlich . en ihr raſch herankommenden Herrn neben Kopf und „Georg!“ N Weib, wie biſt du doch ſchön! Wie jung ſiehſt du noch aus, meine Märchenprinzeſſin! Und nicht ein⸗ mal an mich reißen kann ich dich, nachdem ich dich zehntauſend Jahre entbehren mußte.“ Er ſprach ha⸗ tig, halblaut, durchglüht von Leidenſchaft. Seine heißen Hände hielten die ihren mit krampfhaftem, ſeſtem Druck. Seine Augen lohten ſie an mit glitzern⸗ dem, verzehrendem Blick. 8 Ueberwältigt ſchaute ſie in dies Antlitz, das ihr vorgeſchwebt jahrelang, Tag und Nacht, nach dem ſie ſich ſo oft, ſo oft geſehnt hatte in verzweifelter Stimmung, in immergleicher Treue.„Georg!“ ſagte ſie wieder, aber vergehend in Qual und Schmerz. Sie fand in dieſef verheerten Geſicht mit den roten, entſtellenden Narben nichts wieder von der betörend lachenden Anmut, der beſtrickenden Liebenswürdig⸗ keit des einſtigen Offiziers. 15 Obgleich er ſich den Vollbart hatte abnehmen laſ⸗ ſen, und wie früher, nur den kleinen, flotten Schnurr⸗ bart trug, war er kaum wieder zu erkennen. Seine weiche, helle Stimme klang grell, wie zerbrochen. Und die Art, wie er zu ihr niederſchaute, wie er ſie anſah, wie er ſprach, wirkte erkältend, ernüchternd. Ein eiſiger Schauer überrieſelte ihern Rücken. Lang⸗ ſam zog ſie ihre Hände aus den ſeinen. Die Taſche war ihr entglitten und zu Boden ge⸗ fallen. N Wieſener bückte ſich und hob ſie auf.„Komm bloß hier weg“, meinte er nach zornigem Rundblick. „Wir erregen Aufſehen, man gafft uns an. Und das halte ich nicht aus. Allein will ich dich haben. . Sie 5 de chte nach. Ob das Gaſthaus am Thumiee.! del ich eine hübſche ſaubere Wirtſchaft mit herrlichen Rundblick!“ 5 5 5 „Alſo gut—— Großgmain. Mir iſt alles gleich — Kutſcher!“ Jetzt, wo er einen des Weges kom⸗ menden Wagen ſehr laut anrief, hatte ſeine Stimme einen häßlichen, rohen Klang. f 8887 Das Gefährt hielt.— Sie ſtieg ein. Er folgte 9 nachdem ſie dem Roſſelenker Beſcheid geſagt atte. N 6 Und dann ſaßen ſie nebeneinander und rollten durch die immer wärmer ſtrahlende Maienſonne. Wieieſener ließ keinen Blick von ihr. Er hielt wie⸗ der ihre Hand, und allmählich wuchs das Glück des Wiederſehens in ihm zu einem wahren Rauſch, der rote Nebel vor ihm wallen ließ.„Gertrud—— Gertrud“, murmelte er im Ueberſchwang. i Sie ſaß gequält, vernichtet, denn in ihr fand ſein aufloderndes Empfinden keinen Widerhall. Im Ge⸗ genteil, ganz langſam erſtarb etwas in ihrem In⸗ nern, ſo daß ein dumpfer Schmerz ſich emporrang, der Ueberraſchung, Hoffnung, Sorge erſtickte und N überwucherte.— g „Warum ſprichſt du nicht? Sieh mich doch an! Sitz doch nicht da wie ein Oelgötz, Mädel! Wir h: ben uns doch über ſieben Jahre nicht geſehen!- Freuſt du dich denn gar nicht?— Menſch, Mädel!“ „Sag doch nicht Mädel zu mir, Georg!“ flehte ſie gepeinigt, denn plötzlich dachte ſie an all die Er⸗ zählungen, die ſie in Buenos Aires vernommen 9 75 r ſtutzte, ſah ſie an und lachte rauh auf,„Ach Miniſterstochter nicht Mä ſo, ich vergaß. Wir 1 5 hier in ziviliſtertem ande, g ter 5 7 . 5 4 Einwobnerwehrkrage zwiſchen Bayern und Frankreich beſteht. Dr. Mayer, der in erſter Line bayeriſcher Polt tiker iſt, ſoll angeblich die Abſicht haben, deswegen nach Bayern zurückzukehren, weil er der Auffaſſung iſt, daß die Mißſtimmung in Bayern gegen Frankreich auf grundſätzlichen Irrtümern beruhe. Dr. Mayer habe den Eindruck gewonnen, daß es keineswegs in der Abſicht Frankreichs liege, Bayern gegenüber eine feindſelige Hal⸗ kung einzunehmen. Die bayeriſchen Angriffe gegen den franzöſiſchen Geſandten in München halte er perſönlich für einen recht bedauerlichen Fehlgriff. 35 Die bevorſtehenden wee im Auswärtigen Aus⸗ Aus parlamentariſchen Kreiſen erfährt unſer Berli⸗ ner Vertreter, daß bei den am Dienstag ſtattfindenden Verhandlungen im Auswärtigen Ausſchuß des Reichs⸗ tages nicht nur die Entwaffnungsangelegenheit, ſondern 5 auch in erſter Linie die Frage der Erneuerung des Koh⸗ 5 kenabkommens von Spa, die Frage des Ausgleichsver⸗ fahrens und die Abſtimmung in Oberſchleſien beſprochen 8 werden. Die Unabhängigen ſtehen jetzt mit ihren An⸗ griffen gegen die Außenpolitik ſo ziemlich allein da, da 05 die Mehrheitsſozialiſten nicht gewillt ſind, die unabhän⸗ gige Oppoſition mitzumachen. Die beiden ſozialiſtiſchen Fraktionen wollen, wie verlautet, ganz beſonders die An⸗ 8605 an die Regierung richten, ob ſie die Machtmittel in der Hand habe, Bayern zur Auflöſung ſeiner Einwohner⸗ wehren zu zwingen, oder ob Deutſchland der Gefahr einer Beſetzung des Ruhugebiets durch die Franzoſen ausge⸗ ſetzt werden ſoll. Ueber die Brüſſeler Konferenz dürfte vorausſichtlich nur ein kurzer Bericht von der Regierung gegeben werden, da bisher noch kein abgeſchloſſenes Bild über den Stand der Beratungen vorliegt. Beſprechungen mit Staatsſekretär Bergmann in Berlin, Staatsſekretär Bergmann wird nur auf wenige Tage in Berlin bleiben und dann wieder nach Paris zurück⸗ kehren, um die Verhandlungen über die Erneuerung des Spaabkommens zum Abſchluß zu bringen. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, hängt die Anweſenheit Dr, Bergmanns in Berlin nicht nur mit der Frage der Brüſ⸗ ler Konferenz, ſondern auch ganz beſonders mit den ö ierigkeiten zuſammen, eine Einigung in der Repa⸗ rationskommiſſion über die Kohlenlieferungsfrage her⸗ beizuführen. Man nimmt an, daß es den Bemühungen Dr. Bergmanns gelingen wird, einen Kompromiß zu⸗ e zu bringen 3 Keine Erhöhung der Eiſenbahutarefe. Berlin, 10. Jan. Von einem Berliner Korreſpon⸗ denzbüro wird verbreitet, Staatsſekretär Stieler vom Reichsverkehrsminiſterium habe bei den letzten Verhand⸗ lungen über die Beamtengehälter im Reichsfinanzmini⸗ ſterium eine Verdopplung der Perſonen⸗ und Güter⸗ tarife in Ausſicht geſtellt. Dieſe Nachricht iſt unrichtig. Der Staatſekretär hat lediglich im Laufe der Diskuſſion aufgeführt, wenn das jetzige Defizit von 15 Milliarden durch Tariferhöhungen ausgeglichen werden ſolle, würde mindeſtens eine Verdoppelung ſämtlicher Tarife erfolgen müſſen. Er hat jedoch nicht geſagt, daß eine derartige Abſicht im Reichsverkehrsminiſterium beſtehe, vielmehr betont, daß ſich gegen eine ſolche Belaſtung des Wirt⸗ ſchaftslebens die ſchwerſten Bedenken erheben müßten. Daß Tariferhöhungen in Ausſicht ſtehen, iſt bekannt. Jedenfalls iſt mit einer ſtarken Erhöhung der Güter⸗ tarife zu rechnen und auch eine Erhöhung der Perſonen⸗ fahrpreiſe wird ſich nicht ganz umgehen laſſen, aber nur mit aller Vorſicht und in mäßigen Grenzen erfolgen kön⸗ nen. 5 Kein Zuſammengehen der Sozialiſten bei den Preußen⸗ n wahlen. Berlin, 10. Jan. Wie unſer Berliner Vertreter er⸗ fährt, hat der preußiſche Landesvorſtand der mehrheits⸗ ozialiſtiſchen Partei ſich an die unabhängigen Sozial⸗ mokraten gewandt und ihnen vorgeſchlagen, bei den am 20. Februar ſtattfindenden Preußenwahlen gemein⸗ ſam mit den Mehrheitsſozialiſten in den Wahlkampf zu ziehen und Liſtenverbindungen einzugehen, da durch die Wahlagitation der Kommuniſten ſonſt eine allzu große Zerſplitterung bei den Arbeiterwählern eintrete, die ſehr leicht die Gefahr eines reaktionären Wahlſieges in Preußen heraufbeſchwören könnte. Die Unabhängi⸗ gen haben ſich aber geweigert, den Mehrheitsſozialiſten eine ſolche Zuſage zu machen. Baden und Nachbargebiete. Milchlieferungs verträge. Von landwirtſchaftlicher Seite ſchreibt man uns: In letz⸗ ter Zeit wurde viel von Milchlieferungsverträgen geredet und geſchrieben. Wenn man das Für und Wider einge⸗ hend prüft, ſo kommt man zur Anſicht, daß die Verträge bei richtiger und ſinngemäßer Anwendung geeignet ſind, den Uebergang von der Zwangs wirtſchaft in die freie Wirt⸗ ſchaft zu bilden. Wer die Verhältniſſe in der Milchwirt⸗ ſchaft kennt, kann nicht wünſchen, daß die Zwangs wirt⸗ ſchaft eines Produktes, das für die Ernährung der Kinder und Kranken unbedingt nötig iſt, aufgehoben und bei den heutigen Verhältniſſen vollſtändige Freiheit gewährt wird. Der Verband badiſcher landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaf⸗ ten, Karlsruhe, fordert im Genoſſenſchaftsblatt ſeine Mit⸗ glieder auf, Milchlieferungsverträge mit den in Betracht kommenden Bedarfsſtädten abzuſchließen. Zu einem ge⸗ deihlichen Zuſammenarbeiten auf vertraglicher Grundlage ſollte allerdings der Milchhöchſtpreis beſeitigt werden, und an ſeine Stelle eine freie Vereinbarung zwiſchen beiden vertragſchließenden Teilen treten. Hierfür kommen Richt⸗ preiſe in Betracht, die von den landwirtſchaftlichen Organi⸗ ſationen im Benehmen mit den Städten feſtgeſetzt werden müßten. Die Regierung ſelbſt kann einen zu hohen Ver⸗ brauchspreis in der Stadt hintanhalten, wenn ſie die Städte verpflichtet, die Milch nicht über einen beſtimmten Preis hinaus zu verkaufen. In dem Vertrag ſelbſt verpflichten ſich die Kuhhalter ſämtliche im eigenen Haushalt und Stall nicht benötigte Milch an die örtliche Sammelſtelle(Genoſ⸗ ſenſchaft) abzuliefern. Die abzuliefernde Menge wird von Zeit zu Zeit von dem beſtellten Ortsmilchausſchuß und den Landwirten vereinbart. Die Unetrzeichneten verpflich⸗ ten ſich, bei einer Strafe von 50 Mk. für jeden Fall, dte Abgabe von Milch und Milcherzeugniſſen an Hamſterer und ortsfremde Perſonen zu unterlaſſen. Für die bezeich⸗ neten Kuhhalter hört nach Abſchluß des Vertrages die Zwangswirtſchaft im Sinne des Miniſterialerlaſſes vom 14. Auguſt 1920 auf. Dieſer Vertrag wurde vom Verband eee UAlrgichen Gemeinden. den. Land. .... E G0 100 Prozent Milch kamen ar Hoffentlich folgen die anderen Gemeinden bald nach, da⸗ mit die Milchverſorgung der badiſchen Städte wieder eine beſſere wird. a 5 5 ** Karlsruhe, 10. Jan. Wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, veranſtaltet ſeit einigen Monaten ein an⸗ geblicher Journaliſt Ihling öffentliche Vorträge gegen die Fremdenlegion. Für jeden Vortrag verlangt er 100 M., außerdem hat er ſchon Sammlungen nach den Vorträgen ver⸗ anſtaltet und verſucht, von den Behörden Geldmittel zu Propagandazwecken gegen die Fremdenlegion zu erlangen. Ihling iſt am 1. Mai 1879 in Tiefenort an der Werra ge⸗ boren. Die von amtlicher Seite über ſein Vorleben einge⸗ zogenen Erkundigungen geben Veranlaſſung, vor ihm zu warnen. zen Karlsruhe, 10. Jan. Die Einwohner der Gemeinde Blankenloch haben 116 Zentner, die Einwohner der Ge⸗ meinde Graben 162 Zentner Kartoffeln unentgeltlich für hieſige arme kinderreiche Familien zur Verfügung geſtellt. Die Gemeinden Elſenz, Münzesheim, Obergrombach und Richen haben zum gleichen Zwecke Kartoffeln zu ermäßigten Preiſen geliefert. Der Verwaltungsrat der Herm. Sielcken⸗ Stiftung hat der Stadtverwaltung zu den Koſten der Fe⸗ rienkolonie und der Schülerſpeiſung einen Betrag von 20000 Mark zur Verfügung geſtellt. ** Ettlingen, 10. Jan. Wie der„Badiſche Landsmann“ berichtet, haben ſich die Verkaufsverhandlungen ges alten Schloſſes mit der Kongregation der Niederbronner Schwe⸗ ſtern zerſchlagen. Die Kongregation wäre nicht in der Lage geweſen, die Mittel zur Wiederherſtellung des Schloſſes auf⸗ bringen zu können. ze Oberömisheim b. Bruchſal, 10. Jan. Der Maurer Valentin Krämer aus Wallſtadt iſt unter dem Verdachte, den Raubmord an dem Schwanenwirt Holzmüller begangen zu haben, in Mannheim verhaftet worden. zn Mannheim. 10. Jan. Ein junger Schiffer wurde hier verhaftet, der vor kurzem vor einem Hotel in Oberlahnſtein die franzöſiſche Fahne herabriß. In dem Hotel wohnten zwei franzöſiſche Offiziere. zr Heidelberg. 10. Jan. Auf dem Königſtuhle in der Nähe des Kohlhofes wurde die Leiche eines unbekannten Mannes im Alter von etwa 25 Jahren gefunden. Die To⸗ desurſache konnte nicht feſtgeſtellt werden. * Kühlsheim(Amt Wertheim), 10. Jan. In der Ge⸗ neralverſammlung der Elektrizitätsgenoſſenſchaft wurde einſtimmig beſchloſſen, das Werk an die Gemeinde abzutre⸗ ten. Der Verkaufspreis beträat— einſchlileßſch der Ma⸗ ſchinen, Materialien und Vetriebsvorräte— 200 000 Mark. kee Buchen, 10. Jan. In Dumbach iſt der Typhus aus⸗ gebrochen, an dem mehrere Perſonen erkrankt ſind. Auck ein Todesfall iſt bereits vorgekommen. zee Freiburg, 10. Jan. Am 7. Januar früh kurz nach 1 Uhr wurde in der Schaffhauſerſtraße ein 18 Jahre alter Kaufmann auf dem Heimweg von einem Unbekannten, der ſich hinter einer Plakatſäule verborgen hatte, überfallen und mit einem Beil auf den Kopf geſchlagen. Der Täter be⸗ mächtigte ſich der Geldmappe des jungen Mannes, der ſick aber des Verhrechers erwehrte, indem er ihm einen Fuß⸗ tritt auf den Leib und einen Fauſtſchlaa unters Kinn ver⸗ ſetzte nod dem Wegelagerex die Geldmappe wieder entriß un Freiburg, 10. Jan. Das amtliche Blatt des Bundes Deutſcher Zimmermeiſter(Erſcheinungsort bisher Berlin) wird jetzt in Freiburg herausgegeben. Verantwortlicher Schriftleiter iſt der Syndikus des Badiſchen Zimmermei⸗ ſterverbandes, Hans Schlöder, hier. Vor kurzem fand hier mit Vertretern des Verbands baur.⸗pfälz. Zimmermeiſter eine Beſprechung des Verbandes Badiſcher Zimmermeiſter ſtatt. Die Verhandlungen hatten das Ergebnis, daß die beiden Verbände zu dem„Verbande badiſch⸗pfälziſcher Zim⸗ mermeiſter“ verſchmolzen wurden. Der Verband wird ſei⸗ nen Sitz in Freiburg haben. Die badiſchen Zimmermei⸗ ſter haben eine Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft badiſcher Zimmermeiſter gegründet. Den Vorſtand der Genoſſen⸗ ſchaft bilden die Herren Fr. Ambs, Bernhard Birkle und Hans Schlöder. ſämtlich in Freiburg. zen Freiburg, 10. Jan. Nach den neuen Veförderungs⸗ vorſchriften der ſtädtiſchen Straßenbahn wird das Fahrgeld auf den Afachen Betrag der bisherigen Preiſe erhöht. * St. Georgen(Schwarzw.), 10 Jan. Schuhmachermei⸗ ſter Schuler hatte eine unbedeutende Fußwunde und erlitt beffch e eine Blutvergiftung, die den Tod des Mannes her⸗ eiführte. Oehningen, 10. Jan. Der frühere Unternehmer der Auto⸗ linfe Steißlingen—Radolfzell—Oehningen, Hübſch, iſt wegen Schmuggel mit Arzneimittel verhaftet worden. Im Zuſam⸗ menhang damit wurden auch zwei Grenzaufſeher feſtgenom⸗ men.. zel Ueberlingen. 10. Jan. Der hieſige„Linzgaubote“ hat ſich, wie er bekannt gibt, mit dem 10. Januar 1921 an den Intereſſenkonzern„Schwäb. Volksbote“, Ulm—„Oberſchw. Anzeiger“, Ravensburg—„Freie Stimme“, Radolfzell, an⸗ geſchloſſen, ſo daß ſich jetzt das gemeinſame Gebiet vom He⸗ gau bis zur ſchwäbiſchen Alb erſtreckt, Lokales. —* Frühiahrsprüfung der Rechtskandidaten. Die Ab⸗ haltung der Frühjahrsprüfung der Rechtskandidaten iſt für die erſte Hälfte des Monats März in Ausſicht genommen. Die Anmeldungen zu dieſer Prüfung ſind im Laufe des Mo⸗ nats Februar beim Juſtizminiſterium einzureichen. — Entführung von Kindern. Aus verſchiedenen Tei⸗ len des Landes hört man, daß bald da bald dort kleinere und halberwachſene Kinder von der Straße weg in Autos genommen und wegverbracht werden. Der Grund des Auf⸗ greifens und Wegverbringens der Kinder iſt zwar nicht ge⸗ nau bekannt,, jedoch iſt zu vermuten, daß ſie zu unſittlichen Zwecken mißbraucht werden ſollen. Die Eltern ſollten des⸗ halb darauf achten, daß ihre Kinder nur in Begleitung Er⸗ wachſener außerhalb geſchloſſener Ortſchaften und an we⸗ nig beſuchten Orten ſich bewegen. Gemeindeſſeuer vom reichsfleuerfreien Einkommens teilen. Es gibt wenige Arten unter den ſeit 1918 erlaſſenen Steuern, die ſo durchaus unſoztal erſcheinen, wie gerade die im letzten Jahre ſich immer mehr verbreitende Gemeinde⸗ ſteuer vom reichsſterberfreien Einhommen. Man ſtelle doch ur folgende Betrachtung an: Das Reich hat beim Einkom⸗ menſteuergeſetz vom 20. März 1920 ganz richtigerweiſe ver⸗ verdnet, daß jeder Steuerpflichtige mit einem Betrage von 1500 Mark von vorhin ſteuerfrei bleibt, daß dieſe Befrei⸗ ung für jede der Haushaltung angehörende Perſon(Ehe⸗ frau und minderjährige Kinder) ſteigt um 500, Mark, und daß ſchließlich bei minderjähwrigen Angehörigen unter 16 Jahren, wenn das ſtenerbare Einkommen des Haushal⸗ tungsvorſtandes nicht über 10000 Merk betröat, der ſteuer⸗ freie Betrag noch um je 200 Mark ſich erhöht. Das war eine jedenfalls notwendige ſoziale Rückſicht, die ja auch von den alten Einkommenſteuergeſetzen, allerdings mit anderen Beträgen, genommen wurde. Nun ollen die Gemeinden gerade dieſe Rückſicht außer acht geſaſſen und gerade dieſe freigelaſſenen Beträge mit einer Sonderſteuer belegen. Man braucht ſich nicht zu wundern, wenn ſolche Steuer- ſelben Einkommen 10 Aber die Finanzubte der Gemeinden ſind kn einer faßt märchenhaften Weiſe geſtiegen; man hat ihnen faſt alle die Steuermöglichkeiten genommen, die ihnen früher zuſtanden, ſie im weſentlichen auf Zuſchläge zu Reichsſteuern verwie⸗ ſen, deren Höhe ſie ſelbſt nicht beſtimmen können, deren Eingang andererſeits— wie jetzt— durchaus ungewiß iſt. So würde ihnen jede Möglichkeit einer Beſteuerungsart fehlen, mit deren Anwendung ſie imſtande wären, ihre Ein⸗ nahmen mit ihren Ausgaben durch zweckentſprechende An⸗ paſſung des Satzes in Einklang zu ſetzen. Solche Möglich⸗ keit ſchaffte ihnen wenigſtens teilweiſe, ihre Nöte voraus⸗ ſehend, das Reich ſelbſt mittels 8 30 des Landesſteuergeſetzes vom 30. März 1920:„Die Wohnſitzgemeinden können ſchließen, eine Steuer von demjenigen Mindeſteinkommen, das von der Einkommenſteuer nicht erfaßt wird.“ Letzteres iſt bisher nicht geſchehen. Muß es nicht, wenn man vom erſten Eindruck urteilt, außerordentlich befremden, wenn das Reich ſo die Beträge einer Gemeindeſteuer unterwirft, die es von ſeiner eigenen Einkommenſteuer aus wohl er⸗ wogenen ſozialen Gründen freigelaſſen hat? Muß nicht noch ein nachfolgender Satz des 8 30 Landesſteuergeſetzes viel mehr in Erſtaunen ſetzen, wenn dieſes Geſetz als zu⸗ läſſigen Höchſtſatz der ſteuerung angibt:„Den böchſten Prozentſatz mit dem ſie zur Einkommenſteuer herangezogen ſind“? Wenn alſo jemand ein ſteuerbares Einkommen von 12 000 Mark hat, von dem er unter Frei⸗ laſſung von 1500 Mark Exiſtenzminimum 1550 Mark Ein⸗ kommenſteuer zahlen müßte, ſo verſteuert er die letzten 100 Mark ſteuerpflichtigen Einkommens mit 20 Prozent, wäb⸗ rend er die erſten 1000 Mark nur mit 10 Prozent zu ver⸗ ſteuern hatte; jetzt ſoll nun der freigelaſſene Betrag von 1500 Mark durch die Wohnſitzgemeinde mit 20 Prozens Steuer herangezogen werden können! Solcher Anſchern kann ſehr leicht aufreißend wirken, und damit werden in 8 Grade die überall hervortretenden grundſätzlichen Widerſtände durch nicht ausreichend eindringende Partei⸗ betrachtung leicht verſtändlich. a Wirkilch liegt aber alsdann ein Urteil nach dem Schein vor, geleitet von grundſätzlichen Erwägungen bei einer Steuerart, deren praktiſche Durchführung aus ganz an⸗ deren Beweggründen erfolgt, die auf Grund ganz andere Erwägungen verteidigt werden kann, als die bisherige Aus⸗ führung vermuten läßt. Man muß nämlich vor allem un⸗ terſcheiden zwiſchen dem eigentlichen Steuerobjekt und dem Steuermaß. Denn es iſt klar, daß niemand ſeine Steuer tatſächlich zu zahlen hätte vor den reichsſteuerfreien Ein⸗ kommensteilen allein, ſondern rom geſamten Einkommens⸗ teile. Ferner verſteht ſich ganz von ſelbſt, daß bei ſonſt gleichen perſönlichen Verhältniſſen der betreffenden Steuer⸗ pflichtigen der reichsſteuerfreie Betrag prozentual von um ſo geringerer Bedeutung iſt, je größer das ſteuerbare Ein⸗ kommen an ſich iſt. Demnach entfpricht es nur einer ge⸗ botenen ſteuerlichen Gerechtigkeit, wenn die gleichen ſteuer⸗ freien Einkommensteile mit ſtark progreſſiven Sätzen herangezogen werden; das geſchieht aber am heſten in der Art, daß man den letzten anwendbaren Prozentſatz des Ein⸗ kommenſteuertarifs auf dieſe Summe anwendet, da ja dann z. B. ein Einkommen von 8000 Mark mit 17 Prozent, ein Einkommen von 15 000 Mark mit 24 Prozent belaſtet wird, beides ungerechnet Freiteile. Es entſpricht dann ſchließlich den erforderlichen Rückſichten, daß beſtimmte niedrige Ein⸗ kommensgrößen ganz freibleiben, daß die weiteren nächſten V in irgendeiner Weiſe geringer belaſtet werden. Mindeſtforderungen auf: in erſter Linie iſt beſtimmt, daß der nach§ 20 Abſatz 2 und 4 des Einkommenſteuergeſetzes 2 freibleibende Abzug für die zweite und jede weitere Perſon (unter 16 Jahren) der bei einem Einkommen von nicht über 10000 Mark 700 Mark beträgt.(200 Mark mehr als 500 Mark), daß dieſer Anteil von der Gemeindeſteuer freizu⸗ bleiben hat. Sodann darf die Steuer von Perſonen, die infolge von Freiteilen von der Reichseinkommenſteuer be⸗ freit ſind, bei der Gemeindeſteuer von reichsſteuerfreien Perſonen nicht mehr als den höchſten Prozentſatz betragen, mit dem ſie zur Einkommenſteuer herangezogen ſind. Die infolge des tatſächlichen Unterlaſſens der Reichsein⸗ kommenſteuer⸗Veranlagung über ihre Haupteinnahmen durchaus unſicheren Gemeinden hatten nun in ſteigendem Maße von der in Rede ſtehenden Gemeindeeinkommen⸗ ſteuer weitgehenden Gebrauch gemacht, daß ſich kaum mehr eine vollſtändige Aufzählung machen läßt; das diesbezüg⸗ liche Material iſt auch noch nicht ausreichend geſammelt. Intereſſante Entwürfe oder fertige Steuerordnungen von 1920 liegen vor, unter anderem aus: Jena, Waldenburg (Mai), Heidelberg(September), Gotha, Rüſtringen(Ok⸗ tober), Glauchau, Hildesheim, Breslau, Offenburg, Dres⸗ den, Deſſau, Kiel(November), Caſſel, Karlsruhe, Wies⸗ baden, Zittau, Wurzen, Leipzig, Plauen i. V.(Dezember). Alſo iſt bereits hinreichend Stoff vorhanden, zum Teil ſo⸗ gar mit wichtigen ſtatiſtiſchen Angaben, um die z. Zt. vor⸗ herrſchende Ausgeſtaltung der Gemeindebeſteuerung von reichsſteuerfreien Einkommensteilen darſtellen und kritiſch betrachten zu können 8 In der Regel haben die angeführten Städte tatſächlich von dem ihnen zuſtehenden Rechte Gebrauch gemacht, den Höchſtſatz des betreffenden Einkommens anzuwenden, Größtenteils beſteht dieſer Satz uneingeſchränkt für alle die⸗ jenigen Einkommen, die überhaupt der Gemeindeſteuer un⸗ terworfen werden. Ein Teil der Städte hat den Höchſtſat nur als oberſte Grenze angenommen, während die unteren Stufen zu einem geringeren Prozentſatz herangezogen wer⸗ den. Karlsruhe hat z. B. im Gemeinderat beſchloſſen, daf der Höchſtſatz erſt bei Einkommen über 10 000 Mark an⸗ gewendet werden ſoll, während geringere Einkommen von den reichsſteuerfreien Einkommensteilen nur 10 Prozent zu entrichten haben. In Jena werden von 6000—7000 Marl Einkommen 6 Prozent erhoben, in Rüſtringen von dem⸗ i in Prozent. In beiden Städten ſteigt dann auf je 1000 Mark der Satz um je 1 Prozent ſo, daß in Jena bei Einkommen von 32 000 Mart 31 Prozent, in Rüſtringen bei Einkommen von 1020 000 Mark 23 Proz. erreicht werden. Hiernach tritt in Jena bei Einkommen über 32000 Mark, in Rüſtringen bei Einkommen über 20 000 Mark der Höchſtſatz ein. Ein anderes Verfahren ſchlägt Glauchau ein, indem es grundſätzlich awar den Höchſtſatz anwendet, bei Einkommen bis zu 24000 Mark aber verringert um 4 Prozent, bei Einkommen bis 30 000 Mark verringert um 8 Prozent. Wenn man die Ergebniſſe im einzelnen zuſammenſtellt und beſonders die verſchiedenartigen Beſtimmungen ver⸗ gleicht, die in den einzelnen Städten diesbezüglich in Gel⸗ tung ſind, ſo lernt man ſehr viele Möglichkeiten kennen, wie die Belaſtung der kinderreichen Jamilien gegenüber den Ledigen vermieden werden kann. Das geht ſo weit, daß z. B. ein Einkommen von 15 000 Mark eines verhei⸗ rateten Haushaltsvorſtandes mit 2 Kindern belaſtet wird mit 85—210 Mark oder ganz frei iſt, während ein lediger Selbſtändiger 345 Mark zu zahlen hätte. Es kann alſo gar keine Rede davon ſein, daß die Gemeindeſteuer von reichs⸗ ſteuerfreien Einkommensteilen zu ungerechter Laſtenver⸗ tetlung zuungunſten kinderreicher Familien führen könnte; durchgängig werden die niedrigen Einkommen ſogar weit⸗ zehendſt teilweiſe bis 25 000 Mark und noch darüber frei⸗ zelaſſen. So ſind alle grundſätzlichen Widerſtände allein bon Parteirückſichetn diktiert, und der Grund hierzu liegt im weſentlichen an der verfehlten Benennung der Steuer im Landesſteuergeſetz, daß ſie genannt wird:„Steuer von den reichsſteuerfreien Einkommensteilen“ ſtatt„Steuer nach den reichsſteuerfreien Einkommensteilen“, „ A i e erer N . Diesbezüglich ſtellte ſchon das Landesſteuergeſetz 1 1 f ! f i Sera erben d ee. . * * d di e F ar SN 2 — 7 S eee,,, y ⁊ 2A AAA AAKS DAK SS FBAS S8 7: AHA RR FAS Ad FCinfefyg und Ertafung nach dem nenen Arbeilsrech. Von Dr. jur. Roeder, Berlin. 5 [Nachdruck verboten.) Infolge der Veränderung der wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe und der Flut der Geſetzgebung über das neue Arbeits⸗ recht werden ſich viele unſerer Leſer in dieſer Materie, be⸗ ſonders ſoweit ſie Entlaſſungen betrifft, nicht zurechtfinden. Zweck der nachſtehenden Zeilen ſoll es daher ſein, hier auf⸗ klärend zu wirken. Hierbei iſt ſtreng zu unterſcheiden zwi⸗ ſchen ehemaligen Kriegsteilnehmern reſp. reichsdeutſchen Zi⸗ vilinternierten und nicht Kriegsteilnehmern. Nach der letzten Verordnung vom 12. Februar 1920 dür⸗ ſen Entlaſſungen aus Anlaß von Wiedereinſtellung von riegsteilnehmern uſrb. nur zur Verminderung der Arbeit⸗ nehmerzahl vorgenommen werden, wenn dem Arbeitgeber nach den Verhältniſſen des Betriebes keine Vermehrung der rbeitsgelegenheit durch Verkürzung der Arbeitszeit zuge⸗ mutet werden kann. Hierbei braucht jedoch die Wochenar⸗ beitszeit nicht unter 24 Stunden herabgeſetzt werden. Der rbeitgeber iſt im Falle der Arbeitsſtreckung berechtigt, Ge⸗ balt oder Lohn der mit der verkürzten Arbeitszeit beſchäftig⸗ ten Arbeitnehmer entſprechend zu kürzen. Die Verpflich⸗ tung des Prinzipals darf jeweilig nur auf die Dauer von drei Monaten und nur inſoweit ausgeſprochen werden, als ihre Durchführung dem Prinzipal infolge der beſonderen erhältniſſe ſeines Betriebes möglich iſt oder durch Arbeits⸗ elegenheit möglich gemacht werden kann. Sind die vor⸗ tehend genannten Arbeitnehmer ſeit ihrer Rückkehr, alſo länger als drei Monate, beſchäſtigt, ſo ſinden für die Ent⸗ laſſungsverhältniſſe die nachſtehenden Grundſätze Anwen⸗ dung: 5. 1. Gewerbegehilfen, Arbeiter uſw. Denſelben kann jeder zeit unbefriſtet vom Arbeitergeber gekündigt werden.§ 12 Gew.⸗Ordn. lautet:„Das Arbeitsverhältnis zwiſchen Ge ſellen oder Gehilfen und ihren Arbeitgebern kann, wenn nicht ein anderes verabredet iſt, durch eine jedem Teile frei⸗ ſtehende, 14 Tage vorher erklärte Aufkündung gelöſt werden erden andere Aufkündigungsfriſten vereinbart, ſo müſſen ſie für beide Teile gleich ſein. Vereinbarungen, welche dieſer Vorſchrift zuwider laufen, ſind nichtig.“— Daneben ſchreib noch 8 133 a Gew.⸗Ordn. für die Verhältniſſe der Betriebs⸗ beamten, Werkmeiſter und Techniker vor, daß, wenn nich etwas anderes vereinbart worden iſt, das Dienſtverhältnie der vom Gewerbetreibenden gegen feſte Bezüge beſchäftigter Perſonen, die ſich in der angegebenen gehobenen Stellung befinden, von jedem Teile mit Ablauf jeden Kalenderviertel⸗ jahres nach ſechs Wochen vorher erklärter Aufkündigung aufgehoben werden kann.“(In den Schaltjahren am 17 ebruar, Mai, Auguſt und November, in anderen Jahren am 18. Februar, 19. Mai, Auguſt und November.) Vor Ablauf der vertragsmäßigen Aufkündigung können Gewerbegehilfen uſw. entlaſſen werden, wenn ſie zur Fort⸗ ſetzung der Arbeit unfähig werden(Krankheit), wenn ein wichtiger Grund vorliegt(Beleidigung gegen den Arbeitge⸗ ber, gegen ſeine Familie oder Tätlichkeiten gegen den Arbeit⸗ geber reſp. deſſen Angehörige) wenn eine Handlung gegen die Been Sitten begangen iſt(Diebſtahl, Betrug oder ähnliche ergehen), wenn ſich der Angeſtellte einem liederlichen Lebenswandel hingibt, wenn der Arbeitnehmer die Arbeit unbefugt verläßt oder beharrlich ſich weigert, ſeine Verpflich⸗ tungen zu erfüllen, wenn der Angeſtellte ſich einer vorſätz⸗ lichen und rechtswidrigen Sachbeſchädigung zum Nachteile des Prinzipals ſchuldig macht(§ 123 Gew.⸗Ordn.). Was die unfähige Fortſetzung der Arbeit(Krankheit) an⸗ belangt, ſo löſt dieſer Umſtand das Arbeits verhältnis nicht von ſelbſt auf, ſondern ſie bietet dem Prinzipal nur die Mög⸗ lichkeit, zu kündigen. Das muß jedoch während der Krank⸗ 55— 57 ſonſt gilt das Dienſtverhältnis als fortgeſetz e kung, daß inforge der am 19. Januar zuſammenkreten⸗ den Miniſterpräſidenten⸗Konferenz der Alliierten für die Fortſetzung der Brüſſeler Verhandlungen nur vier Tage Zeit übrig bliebe, dürfte unbegründet ſein, weil, wie ſchon betont, nicht der geringſte Zuſammenhang zwi⸗ ſchen den Verhandlungen in der Entwaffnungsfrage und den Verhandlungen in der Entſchädigung beſteht. Im übrigen iſt noch nichts Offizielles darüber bekannt, daß der 19. Januar als endgültiger Termin für den Zu⸗ ſammentritt der alliierten Miniſterpräſidentenkonferenz feſtgelegt iſt. Vielmehr iſt es möglich, daß die alliierte Miniſterpräſidentenkonferenz erſt ſpäter oder überhaupt nicht zuſammentritt. 5 0 Warſchau, 10. Jan.(Drahtmeldung.) Wie aus zu⸗ berläſſiger Quelle mitgetilt wird, fanden in den Werken von Prjansk(Gouvernement Orel) ſchwere Arbeiter⸗ unruhen ſtatt. Die Stadt befand ſich mehrere Tage in den Händen der Aufſtändiſchen. Aus Moskau entſandte Truppen warfen den Aufſtand nieder, 300 Perſonen wur⸗ den erſchoſſen. i f Nach einer Meldung aus Odeſſa hat ſich die Bevölke⸗ cung Odeſſas gegen die Sowjetregierung erhoben. Die Bewegung dehnt ſich in der ganzen Gegend des ſchwarzen Meeres aus. V Berlin, 11. Jan.(Drahtmeldung.) Wie die Mor⸗ genblätter berichten, lehnen die Eiſenbahner die Regie⸗ rungszugeſtändniſſe in der Gehalts⸗ und Lohnfrage⸗ ab. Sie berufen gemeinſam mit den Kommuniſten öffent⸗ liche Proteſtvæſammlungen gegen die bürserliche Regie⸗ rung für Diers tag mittag ein, 5 Berlin, 11. Jan.(Drahmeldung.) Wie die Mor⸗ genblätter berichten, hat die neue Elektrizitätsarbeiter⸗ bewegung am Freitagabend zu drei Betriebsrätever⸗ ſammlungen geführt. Als Redner ſprechen ſich für einen neuen Streik, beginnend am 15. Januar, aus, falls nicht bis zum 13. Januar die wegen Sabotage entlaſſenen Arbeiter wieder eingeſtellt ſind. ö Berlin, 10. Jan. Die Rückkehr des Vorſitzenden der interalliierten Militärmiſſion, General Nollet, nach Ber⸗ lin, wird in einem Teil der Preſſe damit in Zuſammen⸗ hang gebracht, daß angeblich eine Entſcheidung der alliier⸗ ten Regierungen in der Entwaffnungsfrage vorliege. Wie unſer Berliner Vertreter von beſtinformierter Seite erfährt, iſt dies vollkommen unzutreffend. General Nol⸗ let wird vielmehr in den nächſten Tagen mit der Reichs⸗ regierung in weitere Verhandlungen über die Entwaff⸗ nungsangelegenheit eintreten. Er hat an die deutſche Regierung das Erſuchen gerichtet, eine genaue Aufſtel⸗ lung darüber zu geben, bis zu welchem Zeitpunkt ſie in der Lage ſei, das Entwaffnungsabkommen von Spa reſt⸗ los durchzuführen. Paris, 11. Jan.(Drahtmeldund.)„Echo de Paris“ meldet: Am Samstag bewegte ſich ein vieltauſendköpfi⸗ ger Zug von Arbeitsloſen durch die Straßen von Paris und veranſtalteten Kundgebungen für eine kommuniſti⸗ ſche Arbeiterrepublik. Wien, 11. Jan.(Drahtmeldung.) Der„Secolo“ meldet aus Bukareſt: Die rumnäniſche Regierung er⸗ ließ einen Funkſpruch nach Moskau, mit dem Erſuchen um Zurücknahme der ruſſiſchen Truppen von der Grenze Beſſarabiens. Der Miniſterrat hat inzwiſchen den Jahrgang 1912 unter die Fahnen gerufen. Die Stulle. Von Hans von Kahlenberg. Sie iſt nationale Eigentümlichkeit, wie der Biergenuß, im gleichen Maßſtab, nach Nietzſche, verantwortlich für viel „ſaufte Entartung“.—„Wieviel verdrießliche Schwere, Lahmheit, Feuchtigkeit, wieviel Bier iſt in der deutſchen In⸗ telligenz!“ ruft der große Umwerter aller Werte aus. Im Frieden hieß es: der Deutſche lebt von Butterſtullen; von Tartines ſagten die Franzoſen, von Sandwiches die Eng⸗ länder. Naivere Reiſende ſuchten dieſe häusliche Gewohn⸗ heit auch im Ausland durchzuführen, ſie erſtanden an Bahn⸗ höfen und an Büfetten gewiſſenhaft Tartines, über deren Preis ſie dann mild erſtaunt, eigentlich betrübt waren Für die gleichen zweieinhalb Frank ungefähr verzehrten eben die Dortigen ſchon ziemlich komplottes Dejeuner, beſtehend aus einem handfeſten Fleiſchgericht, aus Käſe, Früchten, zuwei⸗ len gar einer halben Flaſche Wein. Der Deutſche kaute trau⸗ rig ſein Schinkenbrot— ſtets ohne Butter. Dieſe romaniſche Schlamperei! Das Brot war hart und alt— hatte halt auf ihn, den biderben Teutonen, gewartet! Der Schinken zäh und grünlich. Wirklich tragiſch wirkte die größere Geſell⸗ ſchaft von Landsleuten, Grünlingen, eines Abends bei Maxim, die nach langer erregter Vorberatung im Flüſterton auch dort die obligate Platte mit„kaltem Aufſchnitt“ be⸗ ſtellte. Die koſtete eine Unſumme, wie exotiſche Dinge zu tun pflegen— und man hatte doch gerade ſparen wollen! Des⸗ wegen zum Beiſpiel trinkt man in Sizilien bayeriſches Bier oder beſteht in Capri auf Rollmops. Maxim, Capri und Si⸗ zilien gehören vorläufig der Vergangenheit an— die Stulle aber blieb Gegenwart. Sie wurde allgegenwärtig, konkur⸗ renzlos herrſchend. Sie liegt auf dem Schreibtiſch des Reichsminiſters. Sie ſchämt ſich nicht im Parkett des gro⸗ ßen Schauſpielhauſes, es riecht nach ihr ſelbſt in den Logen, ſie ſchmiegt ſich Wagner und Beethoven ein, im Kino graſ⸗ ſiert ſie.„Von der Etſch bis an den Belt. Ach, Belt und Etſch ſind nicht mehr! Sie erſetzte den Speiſewagen, ſie be⸗ liefert das Picknick. Sie iſt„Diner“,„Souper“,„hors doeu⸗ vre“ und„piece de réſiſtance“. Nirgends gibt es etwas an⸗ deres als ſie. Kuchen iſt unerſchwinglich, Obſt teuer und ſchlecht. Obgleich die Fruchtbäume trugen wie in jedem Jahr und weder der Regen noch der Sonnenſchein bis jetzt tarifiert iſt. Nun, Wildenten koſten ja z. B. auch 20 M., und wir züchteten und mäſteteten die Enten nicht! Oder eine Rehleber 20 M. ſicher, weil Rehſtall und Rehabwartung ſeit der letzten Lohnſteigerungen ſonſt nicht mehr einträglich wäre. Die Stulle iſt das Wahrzeichen unſerer Ernährung ge⸗ worden. Bis zur Abendſuppe, im beſten Falle bis zum Nach⸗ mittagsſchafgarbeaufguß, kriegt der arbeitende und ſchwer arbeitende Menſch gemeiniglich nichts anderes in den Leib. Die Stulle iſt Mittagsmahl bis in die beſten Kreiſe, bis zu Leuten mit ſteifem Hut und Stärkekragen hinauf. Das Schulkind zieht mit ihr zur Schule, der Miniſterialdirektor verſpeiſt ſie mit Schmalz oder mit Harzer Käſe, die Abwart⸗ frau ſtippt ſie in den Kaffe⸗Erfatz, und ich wette, ſelbſt Adolf Hoffmann und Sinowjew alias Aepfelbaum nahmen ſie bis zu den Fleiſchtöpfen Moskaus auf Vorrat mit. Es geht nicht ohne! Sie wäre ehrwürdig, das Palladium unſeres Volkes, wenn ſie ſein müßte. Aber muß ſie ſein? Dort, wie Hamiet ſagen würde liegt der Haſe im Pfeffer. Wir wollen es milde anfaſſen, unſeren jetzigen ſchlechten Nerven und unſerer Grantigkeit gemäß, und fragend Müßt ſchä igungsfr angelege ei N 8 ſie ſein? Damals als es eben doch alles gab, als ein Pfund 8 „q 1 beeren 20 Pfg. koſteten und Orangen 12 und 50 Pig. gingen — alſo damals— wir waren groß, reich und lebensluſtig mußte ſie damals wirklich ſei? 5 Ich bin mir bewußt, eine Ungeheuerlichkeit auszuſprechen und ſtark gekratzte Nerven aufs äußerſte zu reizen— frü war ſie das Zeichen der Erfindungsarmut, der Gleichgültig⸗ keit und Trägheit einer Perſönlichkeit, die wir gewöhnt ſind. nur mit dem Heiligenſchein zu ſehen— der deutſchen Haus⸗ frau. 1 Die Stulle war bequem, ſie tat's auch. Sie füllte, ſtopfte⸗ Deshalb war ſie. Sie war nämlich keineswegs alles ſchla⸗ gend, jedes Murren erſtickend, überwältigend billig, war nicht das Billigſte. Auch damals ſchon. Dünner Zichorien⸗ aufguß koſtete ja eigentlich auch nicht weniger als Hafer⸗ grütze und nahrhafte Mehlſuppe, und für das viele fade und ſaure Bier hätten wir am Ende ſchon einen ganz ſüffigen luſtigen Landwein gehabt. Wer kennt ſie nicht— Famikien⸗ und Freundesbeſuche aus vergangenen ſeligen Zeiten! Man kam an, freute ſich, vom Hausherrn lärmend begrüßt, die Kinder ſprangen vor Glück. Menne und Fido wedelten. Nur ſie, des Hauſes Perle und Krone, blieb eigentlich bekümmert unfroh, geiſtesabweſend. Geſetz. Nervös.„Was haſt du denn, Linchen?“ fragte man dumm. Oder:„Stimmt's irgendwie mit Kurten nicht, Aennchen?“— Das war's nicht! Es war keineswegs Ibſen oder Strindber“ Nicht mal L' Arronge und Blumenthal.— Es war das Ar endbrot für die Gäſte. Dieſe Menſchen, die Karl ſo frenetiſch begrüßte (er hat's gut, er iſt ja nicht verantwortlich), wollten ja wo möglich zu Abend eſſen! Und in des deutſchen Hauſes tiefe ſten Gründen, in Kellern und Bodenräumen entſtand dann ein langatmiges Rumoren, Geraſſel, Türwerfen, Meſſer⸗ klirren. Mine oder Stine rannten backofenrot, mit aus den Höhle getretenen Augen rum. Stundenlang blieb Linchen blieb die liebe,„ſchaffige“ Käte abweſend. Sie hat im Hauſe zu tun— ſolch eine Tüchtige, die Muſterhausfrau mein Schatz und kontrollierender Schutzengel. Es wurde halb acht es wurde auch acht Uhr, die Scherze des braven Hausherrn lahmten erſichtlich, die Kinder fingen an, ſich zu knuffen und „rüdig“ zu werden. Das Baby, ehrlicher als die andern ſchrie unverfälſcht heiſchend, zeternd. Wir machen ſoviel Mühe, entſchuldigen ſich die höflichen Gäſte. Nein, dieſe gute Käte! Sie nimmt's viel zu ſchwer. Sie iſt zu gewiſſen⸗ haft! Käte und Minna, bis zum Schlagfluß angelaufen und atemlos, treten ſchließlich auf: der Abendbrottiſch. Der Haus⸗ herr wird zuſehends wieder jovialer: Brot, Butter, Schlack. wurſt, Prekopf, Radieschen, Käſe.— Da iſt ſie ja! Sie iſt's1 In fünf Stunden unter Aſſiſtenz dreier dienender Engel gebar ſie das holde Wunder— die Stulle. 1 So war's einmal. Und heute? Es ſoll ſich ein Bund der Erneuerung der Männerkleidung gebildet haben, und ich las allerlei Verheißugsvolles über ſeine Abſichten und Pläne. Sicher müſſen deutſche Männer bekleidet werden Vor allen Dingen— und das ſcheint mir noch viel wichtiger — müſſen ſie ernährt werden. Ich rühre da an die einzige im Deutſchen Reich vielleicht noch beſtehende Unumſtößlichkeit. Aber mir ſcheint die Stulle dieſem Zweck am ungenügend⸗ ſten, am koſtſpieligſten u. wenig äſthetiſch zu entſprechen Es geht durchaus nicht länger, daß unſere Männer und Söhne. bis vier, fünf und ſechs Uhr auf der Reiſe, von Stullen leben. Dann noch hundert mal lieber, wenn alles andere am Koſtenpunkt ſcheitern ſollte, die warme, dicke Suppe, die Mineſtra des Italieners, des ärmſten Erdarbeiters oder Hozhackers, worin ja ſchlechterding alles Platz findet, vom würzigen Unkraut am Wegrand bis zur fetteſten Rinder⸗ bruſt. Und eine Scheibe trockenes Brot. Sie wäre geſünder. ſchmackhafter und nahrhafter. Wenn die nötigen Lokale feh⸗ len in jedem Geſchäftsſtadtteil, müſſen ſie eben gefunden werden, wie in London, in Paris auch. Der Arbeiter, der Droſchkenkutſcher hat ſich längſt ſeine Suppenkeller geſchaf⸗ fen. Er iſt ſo dumm nicht! Der beſſere Herr, der mit Ueber⸗ zieher und Oberhemd, frißt ſeine Stulle aus der Schublade oder aus Zeitungspapier. Das iſt unwürdig, ungeſund und töricht. Es wimmelt ja ja von weiblichen Weſen die Be⸗ ſchäftigung ſuchen und ſich dutzendweis und hundertweis, wie ich höre, ohne Lohn, für das bloße Eſſen anbieten. Hier wäre gleich ein Beruf für ſie, Mädchen und Frauen. f beſten ſtände eine reſolute Hausmutter dem Betrieb vor. Bewunderungswürdiges und Vorbildliches hat in ſolchen volkstümlichen Speiſewirtſchaften der Züricher Frauenver⸗ ein geleiſtet. Sang⸗ und klanglos. Man gehe hin und tue desaleichen! a 5 f i Die Stulle— ihres Mannes Stulle im Kontor und Werk⸗ ſtatt, im Theater, in Schule und Haus iſt ein Armutszeug⸗ nis für die deutſche Frau. Nicht unſere handgreifliche wirt⸗ ſchaftliche Armut beſcheinigt ſie, ſondern die andere, die ſchlimmer iſt. Ja, ich bezeichne ſie direkt als Liebloſigkeit! Ein Stückchen von der Liebloſigkeit, Anmutloſigkeit und Knickerei, die unendlich viel Unheil geſtiftet hat. mehr als Pflichtgefühl, Rechtlichkeit und ein Ueberfluß an„Gemüt je wieder gutmachen können. Sie iſt eine Gemütsroheit. Vermiſchtes. Zementgewinnung aus Aſche. In unſerem Zeitalter der chroniſchen Kohlennot iſt für das deutſche Wirtſchaftsleben im allgemeinen und für unſere Induſtrie im beſonderen die Frage der ſparſamen Wärmewirtſchaft einer möglichſt weit⸗ gehenden und den letzten Reſt erfaſſenden Aus nutzung der e e eee. Brennſtoffrückſtände von hervorragender Wichtigkeit. Eine bedeutſame und ausſichtsreiche Erfindung auf dieſem Gebiete iſt vor kurzem dem Leiter des Zementlaboratoriums am Verſuchs⸗ und Materialprüfungsamt der Techniſchen Hoch⸗ ſchule in Dresden, Dr. Ing Heiricht Lufſchitz, gelungen. nämlich die Erzeugung von Portlandzement und einer An⸗ zahl hydraulicher Bindemittel aus Braunkohlenaſche Dieſer Abfallſtoff bleibt bei der Verbrennung von Braunkohle in normalen Keſſelfeuerungen, ſowie bei der Vergaſung in Generatoren zurück und wird in vielen Induſtriezweigen als höchſt läſtig empfunden, da ſeine Fortſchaffung recht koſt⸗ ſpielig iſt oder aber ſeine Ablagerung einen aroßen Raum in Anſpruch nimmt. Die Braunkohlenaſche als eigentlicher Tonſtoff enthält die Grundbeſtandteile für die Erzeugung hydraulicher Bindemittel und zuweilen auch Kalk, der ſeinerſeits wieder bekanntlich für die Zementherſtellung er⸗ forderlich ſind. Enthält die Braunkohlenaſche keinen Kalk, ſo kann ſie immer noch als wertvolles Streckungsmittel für Portlandzement dienen. Dem genannten Forſcher war es auch möglich, aus einer Braunkohlenaſche einen Weißkalk von ſtarker Waſſerfeſtigkeit zu gewinnen. Wichtia für die Möglichkeit der Zementgewinnung aus Aſche iſt ferner deren Gehalt an Schwefel. Beträgt dieſer mehr als nur einige Prozent, ſo muß er ausgeſchieden werden, da Schefelſalze in Zementen für baugewerbliche Zwecke äußerſt ſchädlich wir⸗ ken. Mit Hilfe eines beſonderen, von ihm erſonnenen und patentrechtlich geſchützten Verfahrens gelang es Dr. Luft⸗ ſchitz, aus einer Braunkohlenaſche. die 20 Prozent Schwefel⸗ fäureanhydrid enthielt, dieſen Beſtandteil bis auf einen ge⸗ ringen Reſt zu entfernen und ſomit einen Portlandzement mit nur etwa 1 Prozent Schwefelverbindungen herzuſtel⸗ len. Bei der heutigen Knappheit und Verteuerung der Bau⸗ ſtoffe entſteht alſo hier als ein wahrer Phönix aus der un⸗ ſcheinbaren und ſeither ſo mißachteten Aſche ein vielverſpre⸗ chender Helfer aus der Not unſeres Baugewerbes und Wohnungsmangels. 15 Den Farbwerken Bayer u. Co. iſt es gelungen, ein Mit⸗ tel herzuſtellen, um beim Saatgetreide die ſchädlichen Spo⸗ ren zu zerſtören und gleichzeitig die Keimkraft des Getrei⸗ des zu erhöhen. Des ferneren haben die Farbwerke ein Mittel in den Verkehr gebracht, um Wollſachen dauernd ge⸗ zen Mottenfraß au ſi chern. b 44 munlliche Befanntmachungen. 3 85 Die 1 der Umſatzſleuer für das 1 a Kalenderjahr 1920 betr. 5 Aufgrund des.§ 144 der Ausführungs⸗ beſtimmungen zum Umſatzſteuergeſetze werden die zur Entrichtung der Umſatzſteuer verpflichteten erſonen, die eine ſelbſtändige gewerbliche oder berufliche Tätigkeit ausüben, die Geſellſchaften und ſonſtigen Perſonenvereinigungen im Bezirk Wein⸗ 135 heim und Mannheim⸗Land aufgefordert, die vorgeſchriebenen Erklärungen über den Ge⸗ ſamibetrag der ſteuerpflichtigen Entgelte im Jahre 1920 bis ſpäteſtens Ende Januar 1921 — Ende des auf den Steuecabſchnitt folgenden Monats— den Skeuereinnehmereien ihres Wohnorts ſchriftlich einzureichen. 9 Als ſteuerpflichtiger Gewerbevetrieb gilt auch der Betrieb der Land⸗ und Forſtwirtſchaft, der 5 4 88 der Fiſcherei und des Gartenbaues, ſowie der Bergwerkbetrieb. Ebenſo iſt ſteuerpflichtig die Vermietung von eingerichteten Zimmern. Tie Ab⸗ lſicht der Gewinnerzielung iſt nicht Vorausſetzung 1 15 das Vorliegen eines Gewerbebetriebs im Sinne des Umſatzſteuergeſetzes. Auch 5 8 55 freier Berufe Hunde Rechtsanwälte, Schriftſteller, Künſt⸗ ler uſw.) ſind ſteuerpflichtig. 35 Auch kleinſte Betriebe ſind ſteuerpflichtig, eine [Steuerbefreiung für Betriebe mit nicht mehr als 313000 Mark Umſätze beſteht nach dem Umſatzſteuer⸗ geſetz vom 24 Dezember 1919 nicht mehr. 7 Die Steuer wird auch erhoben, wenn und ſo⸗ weit die ſteuerpflichtigen Perſonen uſw., Gegen⸗ zſtände aus dem eigenen Betriebe zum Selbſtge⸗ 5 oder Verbrauch entnehmen. Als Entgelt 1 5 gilt in dieſem Falle der Betrag der am Orte und zur Zeit der Entnahme von Wiederverkäufern be⸗ zahlt zu werden pflegt. 3 Die Einreichung der Erklärungen kann durch berforderlichenfalls zu wiederholende Ordnungsſtra⸗ i fen bis zu je 500 Mark erzwungen werden. Um⸗ mz wandlung in Haft iſt zuläſſig Wer meint, zur (eErfüllung der Aufforderung nicht verpflichtet zu ſſein, hat dies dem unterzeichneten Finanzamt recht⸗ f 9990 unter Darlegung der Gründe mitzuteilen 1s 202 der Reichsabgabenordnung). Das Umſatzſteuergeſetz bedroht denjenigen der 7 über den Betrag der Entgelte wiſſentliche unrichtige Angaben macht u. vorſätzlich die Umſatzſteuer hinter⸗ zieht, od. einen ihm nichtgebührenden Steuervorteil fkerſchleicht mit einer Geldſtrafe bis zum 20 fachen Betrage der Gefährdeten oder hinterzogenen Steuer, oder mit Gefängnis. Der Verſuch iſt ſtrafbar. Zur Einreichung der ſchriftlichen Erklärung ſind beſondere Vorbrucke zu verwenden, dieſelben können von jedem Steuerpflichtigen bis zu 2 Stück bei den Steuereinnehmereien des Wohnortes koſten⸗ los entnommen werden. Steuerpflichtige ſind zur Anmeldung der Ent⸗ gelte verpflichtet auch wenn ihnen Vordrucke zu Liner Erklärung nicht zugegangen ſind. a Bei Nichteinreichung einer Erklärung, die im übrigen durch eine Ordnungsſtrafe geahndet werden kann, iſt das Finanzamt befugt, die Veranlagung aufgrund ſchätzungsweiſer Ermittlung vorzunehmen. Nähere Auskunft erteilt Finanzamt Mannheim Abt. für Umſaßzſteuer, Schloß rechter Flügel, 2. Stock, Zimmer 3, 832 Mannheim, den 5. Januar 1921. Finanzamt. 9 1 a Tagesordnung zu der am Donners kag, den 13. Januar 1921, vorm. 9 Ahr ftallfindenden 1 Bezirksralsſitzung. „ I. Oeffentliche Sitzung. 1 b Verwaltungsſachen. 1. Den Wirtſchaftsbetrieb des Daniel Seizinger 18— Alphornſtr. 53. 2. Geſuch des Nikolaus Demmerle hier um Er⸗ laubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft ohne Branntweinſchank in dem Hauſe Emil Heckelſtr. 18„zum Zillerthal“. Geſuch des Hermann Daniel hier um Erlaub⸗ nis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft ohne Branntweinſchank in dem Hauſe Langſtr. 40 a Ge den vier Jahreszeiten“ betr. 4. Geſuch des Johannes Renſch hier um Erlaub⸗ nis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft ohne Branntweinſchank in dem Hauſe I 6, 1.„zur Burenſchenke“ betr. Geſuch des Auguſt Schuh in Mannheim⸗Rheinau um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirt⸗ Dae ohne 8 in dem Hauſe elaisſtr. 169„Prinz Karl“ in Mannheim⸗ Rheinau betr. „Geſuch des Ludwig Schneider hier um Er⸗ laubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft mit Branntweinſchank in dem Hauſe Linden⸗ hofſtr. 29„Reſtauration“ betr. Geſuch des Joſef Johann hier um Erlaubnis zum Betriebe der Realgaſtwirtſchaft im Hauſe 3, 13„zum Darmſtädter Hof“ betr. „Geſuch des Karl Hermann Fiſcher in Mann⸗ heim um Erlaubnis zum Betrieb der Real⸗ gaſtwirtſchaft in dem Hauſe O0 5, 9/11 „Schweizer Nof betr. Geſuch des Kaſpar Nagel hier um Erlaubnis Zum Betrieb der Realſchankwirtſchaft mit Branntweinſchank in dem Hauſe P 5, 9„zum grünen Eichbaum“ dahier betr. „ Geſuch der Eva Brand in Mannheim⸗Käfertal um Erlaubnis zum Betrieb der Realſchank⸗ wirtſchaft mit Branntweinſchank in dem Hauſe obere Riedſtr. 2„zum Hirſch“ in Mannheim⸗ Käfertal betr. Geſuch des Karl Wollmershäuſer hier um Erlaubnis zum Ausſchank von Branntwein in der Wirtſchaft Peſtalozziſtr. 37 hier„zur friſchen Quelle“ betr. II. Nichtöffenkliche Sitzung: Foſtſehurg der Gebühren für die Ortsſchätzer der Ortsviehverſicherungsanſtalt Mannheim⸗ Sandhofen betr. Beſprechung des Ergebniſſes der Neugewinnung von Wohnungen aufgrund des Erlaſſes Mini⸗ 1 0 des Innern vom 286. Auguſt 1920 en Wohnungsmangel betr. . de betr.„die Verpachtung der Ge⸗ meindejagden“. Die Akten liegen während 3 Tagen zur Einſicht der 8 8 Bezirksräte auf diesſ. Kanzlei auf. 2 annheim, den 8. Januar 1921. a Bad. Bezirksamt— Abt. I. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim, I. Termin zur Wahl der Beisitxter des ewerbegerichts Mannheim iſt auf Mittwoch 75 9. Februar 1921 Js II. Die Gemeinde Seckenheim bildet einen Wahlbezirk. Die Wahl findet im Rathaus Zimmer 6 ſtatt. III. Zu wählen find in Seckenheim je 2 Beisitzer aus dem Kreiſe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Beiſitzer aus den Arbeitgebern werden mittels Wahl der Arbeit⸗ geber, die Beiſitzer aus den Arbeitnehmern mittels Wahl der Arbeitnehmer auf die Dauer von 3 Jahren beſtellt. Wiederwahl iſt zu⸗ läſſig. Wählbar als Beiſttzer ſind Arbeitgeber und Arbeitnehmer, welche das 30. Lebensjahr vollendet haben. Perſonen, welche zum Amte eines Schöffen unfähig ſind(Gerichtsver⸗ faſſungsgeſetz 88 31, 32) können nicht berufen werden. Mitglieder einer Innung, für welche ein Schiedsgericht in Gemäßheit des§ 81 b Nr. 4 und der§§ 91 bis 95b der Gew.⸗Ordg. errichtet iſt, ſowie deren Arbeiter ſind nicht wählbar. Die in Seckenheim nach Alfter IV wahl⸗ berechtigten Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden hlermit aufgefordert, bis längstens Freitag, den 21. Januar 1921 einschliesslich getrennte Wahlvorschlagsiüsten für die von ihnen zu wählenden 2 Beisitzer beim Ge⸗ meinderat Seckenheim einzureſchen. Jede Vorſchlagsliſte muß 2 Namen ent⸗ halten und muß von mindeſtens 20 wahl⸗ berechtigten Arbeitgebern bezw. Arbeitnehmern unterzeichnet ſein. Unterzeichnet derſelbe Wähler mehr als eine Vorſchlagsliſte, ſo wird ſein Name auf keiner der von ihm unter⸗ ſchriebenen Liſten mitgezählt. Die Liſten müſſen in einer Aufſchrift genau diejenige Wählergruppe bezeichnen, von welcher ſie aus⸗ gehen(Arbeitgeber oder Arbeitnehmer) und müſſen auf weißem Papier gedruckt oder ge⸗ ſchrieben ſein. Liſten, welche den vorbezeichneten Er⸗ forderniſſen nicht entſprechen, ſind ungültig. Bei Einreichung der Vorſchlagsliſten der Arbeitnehmer iſt gleichzeitig in genügender Weiſe nachzuweiſen, daß die Vorgeſchlagenen, ſowie diejenigen Perſonen, welche die Vor⸗ ſchlagsliſten unterzeichnet haben, auch wahl⸗ berechtigt ſind. g IV. Wahlberechtigt sind Arbeitgeber, welche das 20. Lebensjahr vollendet und in Seckenheim Wohnung oder eine gewerbliche Niederlaſſung haben und in die Wählerliſte eingetragen ſind. Die Wählerliſten ſind bereits aufgeſtellt. Juriſtiſche Perſonen üben ihr Stimmrecht durch ihte geſetzlichen Vertreter aus. Als Arbeitgeber gelten diejenigen ſelb⸗ ſtändigen Gewerbetreibenden, welche mindeſtens einen Arbeiter regelmäßig das Jahr hindurch oder zu gewiſſen Zeiten des Jahres beſchäf⸗ tigen. Den Arbeitgebern ſtehen die mit der Leitung eines Gewerbebetriebes oder eines be ⸗ ſtimmten Zweiges desſelben betrauten Stell⸗ vertreter der ſelbſtändigen Gewerbetreibenden gleich, ſofern ihr Jahresarbeitsverdienſt an Lohn oder Gehalt 30 000.— Mk. übenſteigt. Die der Zuſtändigkeit des Gewerbegerichts unterſtellten Hausgewerbetreibenden ſind, wenn ſie regelmäßig die Rohſtoffe und Halbfabrikate ſelbſt beſchaffen und im letztverfloſſenen Jahre nicht bloß vorübergehend mindeſtens zwei gewerbliche Arbeiter gleichzeitig beſchäftigt haben, als Arbeitgeber, andernfalls als Arbeiter wahlberechtigt und wählbar. Wahlberechtigt ſind ſolche Arbeitnehmer welche das 20. Lebensjahr vollendet und in dem Bezirke des Gewerbegerichts Wohnung oder Beſchäftigung haben. Als Arbeitnehmer ſind auch wahlberechtigt Betriebsbeamte, Werkmeiſter und mit höheren techniſchen Dienſt⸗ leiſtungen betraute Angeſtellte, deren Jahres⸗ arbeitsverdienſt an Lohn oder Gehalt 30 000.— Mk. nicht überſteigt. Auch weibllche Perſonen ſind zur Teil⸗ nahme an den Wahlen berechtigt. ichtberechtigt sind: 1. Ausländer; 2. Perſonen welche die Fähigkeit zur Begleitung öffentlicher Aemter infolge ſtraf⸗ gerichtlicher Verurteilung verloren haben; 3. Perſonen, gegen welche das Haupt- verfahren wegen eines Verbrechens oder Ver⸗ gehens eröffnet iſt, das die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Begleitung öffentlicher Aemter zur Folge haben kann; f 4. Perſonen, welche infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Ver⸗ mögen beſchränkt ſind. 5. Die Wahl iſt unmittelbar und geheim, ſie findet nach den Grundſätzen der Verhält⸗ niswahl ſtatt; fie erfolgt unter Leitung von Wahlausſchüſſen. Seckenheim bildet einen Wahlbezirk für ſich. Die Arbeitgeber üben ihr Wahlrecht in demjenigen Wahlbezirk aus, in welchem ſie ihre gewerbliche Nlederlaſſung haben. Die Arbetineymer wählen in dem Wahlbezirk, in welchem ſie zur Zeit der Vornahme der Wahl wohnen. Den Arbeitern, die nicht in Secken⸗ heim wohnen aber in Seckenheim beſchäftig! ſind, ſteht die Auswahl des Wahlbezirks frei Das Wahlrecht iſt nur in Perſon und durch Stimmzettel auszuüben welche handſchriftlich 2 anberaumt. oder im Wege der Verolelfältigung herzuſtel- len ſind und nicht mehr als 2 Namen ent⸗ halten dürfen. Die wahlberechtigten Arbeitgeber, welche ſich zur Stimmabgabe einfinden, werden nur dann zur Wahl zugelaſſen, wenn ſie in die Wählerliſte eingetragen ſind. Sie müſſen ſich auf Verlangen des Wahlausſchuſſes über ihre Perſon ausweiſen. 8 Die wahlberechtigten Arbettnehmer, welche zur Wahl erſcheinen, haben dem Wahl⸗ ausſchuſſe vort Stimmabgabe eine Beſcheini⸗ gung zu übergeben, in welcher beſtätigt wird, daß der Arbeiter dem Deutſchen Reiche ange⸗ hört, das 20. Lebensjahr vollendet hat und im Gewerbegerichtsbezirk Seckenheim wohnt, oder, falls der Arbeiter außerhalb des Gewerbe⸗ gerichtsbezirks wohnhaft iſt, in dem Betriebe des beſcheinigenden Arbeitgebers beſchäftigt iſt. Verweigert der Arbeitgeber die Ausſtellung der Beſcheinigung, ſo genügt eine Beſcheinigung der Krankenkaſſe oder der Polizeibehörde. Die Anerkennung anderer Ausweiſe(3 B. Arbeitsloſenkarte) bleibt dem Ermeſſen des Arbettsausſchuſſes überlaſſen. VI. Die wahlberechtigten Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden hiermit zur Ausübung ihres Wahlrechts eingeladen. Seckenheim, den 10. Januar 1921. Gemeinderat: Koch. Die badiſche Polizeigruppe II Mannheim gibt einige Pferde an Landwirte leihweiſe ad. Die näheren Bedingungen können bei uns in Erfahrung gebracht werden. Seckenheim, den 11. Januar 1921. Bürgermeiſteramt: Roch. Morgen Minnwoch. 12. Jannar 1921, abends von 5— 7 Uhr werden im Rathaus Zimmer 5 on bedürftige Ein⸗ wohner verſchiedene Wäſchenücke für Kin⸗ der und Erwachſene zu einem billigen Preis gegen Baarzahlung abgegeben. Seckenheim, den 11. Januar 1921. Fürſorgeamt. Koch. Arbeitergeſangverein Vorwärts 7 Seckenheim. Jabres-Generalbersammlung fiudet am Hamstag, den 15. Jaunar 1921, abends 8 Uhr im Lokal„Dent ſcher Hol“ ſtatt. Tagesordnung: Geſchäfts⸗ und Kaſſenbericht, Wahl des Geſamt⸗Vorſtandes. Feſtlegung der Veranſtaltungen, Anträge— Verſchiedenes. Anträge ſind ſchriftlich ſpäteſtens bis 13. 1. 1921 beim Vorſtand einzureichen. Um 7½ Uhr findet Uorstands⸗Sitzung att Aktive, ſowie paſſive Mitglieder werden gebeten pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. Am Donnerstag, den 13. Januar 1921 «23S 2% Pfobe Pünktliches und vollzähliges Eiſcheinen erwartet Der Vorſtand. Sammel⸗Anzeiger zur für Mitglieder der Jandw. Ein g. Nerkanfsgeuefſenſchaft Der Verein vergibt ſeine Fuhren pro 1921. Reflektanten wollen Ihre Offerten bis zum 15. ds. Mis. Nachm. 5 Uhr beim Vorſtand verts einreichen. Der Vorſtand. Zentrunspartti Seckeuheim. Morgen Mittwoch Abend ½8 Uhr im Schweſternhaus Diskussions-⸗Abend mit Vortrag von Herrn Kapl. Höner, wozu freundl. einladet Der Vorſtand. Fußball⸗Vereinigung Serckenheim. Alle Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins werden zu der am morgigen Abend den 12. ds. Mts. um ½8 Uhr im Saale des Lokals ſtattfindenden heater⸗Abend hoͤfl eingeladen. Das am Samstag anläßlich der Weih⸗ nachtsfeier mit Bomben ⸗Erfolg zur Abwick⸗ lung gebrachte Programm kommt auch an dieſem Abend, ohne eine weſentliche Aenderung zu erfahren, zur Vorführung. Kinder unter 14 Jahren haben infolge begrenzter Raummöglikeit keinen Zutritt. Kein Wirtſchaftsbetrieb. Eintrittspr. M. 2.50 Saaleröffnung 7 Uhr. 5 Der Vorſtand zu verkaufe. Och. Scholl, 9 Herrn Oswald Seitz im verſchloſſenem Kou⸗ Cd. Klkchenchor Cäcilien⸗Verein Seckenheim. Seckenhe im. Heute Abend 8 Uhr 5 1855 Abend punkt Probe gamt- P für die Damen Gesamt- robe Pünktliches und voll⸗ im Lokal II. Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Hülbol. Arpclter-Uoreln ockenbolm. Unſere Ceneral- Versammlung findet Kauntag, den 16. Jannar 1921, nachmittags 3 Uhr im Gaſthaus zum „Engel“ ſtatt. Tagesordnung: 1. Rechenſchaftsbericht und Entlaſtung. 2. Neuwahl des Vorſtandes. 3. Anträge und Verſchiedenes. Anträge ſind ſchriftlich, ſpäteſtens bis 13. Januar 1921 beim Vorſtand einzureichen. . Der Vorſtand. „Arbeiter Jugenu- Secengelm. Mittwoch, den 12. Januar abends ½8 Uhr » Lichtbilder-Oortrag im Saale des Lokals zum„Lamm“ über Wanderungen durch Salzkammergut und Oberbapern. Eintritt 1 Mark. Hierzu ladet freundl. ein Die Leitung. 00 Curnerbund„Jahn“ Fechenheim E. B. gegr 1899. Wir laden unſere aktiven und paſſtven Mitglieder zu der am Freitag, den 14. Januar 1921, abends 7½ Ahr, im Lokal zum„Kaiſerhof“ hier ſtattfindenden ordentlichen Hauntverſammlung ergebenſt ein. Die Tagesordnung hierfür iſt wie folgt feſtgeſetzt: . Tättgkeitsbericht. „ Turnbericht. „Kaſſenbericht. . Entlaſtung des Geſamtvorſtandes. Neuwahl desſelben. Anträge u. Wünſche der Mitglieder. Verſchiedenes. 5 Etwaige Anträge ſeitens der Mitglieder zur Hauptverſammluang müſſen nach§ 10 unſerer Satzungen 8 Tage vorher ſchofftlich beim Turnrat eingereicht werden. Im Hinblick auf die große Wichtigkeit der Hauptverſammlung bitten wir die geſamte Mitgliedſchaft um pünktliches und vollzähliges zähliges Erſcheinen er⸗ wartet Der Vorſtand. AO Erſcheinen. Der Vorſtand. Die regelmäßigen Uebungs⸗Stunden für Turner und Zöglinge finden von jetzt ab wieder Dienstags und Freitags, abends von ½8 Uhr ab ſtatt. Die Leitung. Ainder-Näbrmittal! Zur Kinderpflege empfehle Kufeke's Kindermehl Dr. Klopfers Kindernahrung Dr. betker's gem. Zwieback Maizener Illiichzucker! 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