N Ne noch nicht feſtgelegt. der 0 tung einer europäiſchen Verſöhnung, des Friedens und des nehmen. Der Belagerungszuſtand in Bayern vor dem Reichstag. fident als hervoragenden Sozialpolitiker bezeichnete, und des verſtorbenen früheren Reichskanzlers von Bethmann 5 Ausſchuß verwieſen. auf Grund des Art. 48 Abſ. 4 für Bayern getroffenen gehabt habe, das Reich von einem Eingriff abgeſehen len und der Ausnabmezuſtand in Bayern fallen. Er ſieht angenehm und Sanatoriums Schloßblick?“ 5 gründlich ausgeheilt!“ 3 . 5 3 3 1 9 Hmtsblatt der Bürgermeisterdmter Seckenheim, Zwesheim Neckarhausen und Edingen ———.—— Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint tägl. mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 21. Jahrg. — ich Freitag, 21. Januar 1921. J nſerationspreis: Die einſpaltige Petit zei, 60 Pfa. Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Anfnahme f No. 17 Raba z Fernſprechanſchluß Nr. 16. Tagesſchau. Berlin, 20. Jan. Der deutſche Bevollmächtigte für den Abſtimmungsbezirk Oberſchleſien in Oppeln teilt der „Deutſchen Umſchau“ auf eine Anfrage mit, daß jetzt mit einer Abſtimmung Mitte Mrz gerechnet werden kann. Was n tz der einreiſenden Abſtimmungsberechtigten be⸗ trifft, ſo wird in weitmöglichſtem Maße gegen jede Gefähr⸗ dung Vorſorge getroffen. Ihr Aufenthalt in Oberſchleſien wird ſich aus transporttechniſchen Gründen auf mehrere Tage erſtrecken müſſen. In Hamburg ſind die Großhandelspreiſe für Genußmit⸗ tel ſtark im Fallen begriffen, beſonders für Kaffee. Kakao und Reis. In Hamburger Kreiſen wird außerdem die 2 der Zahlungseinſtellung verſchiedener Firmen be⸗ prochen. Die nächſte Vollſitzung des vorläufigen Reichswirtſchafts⸗ rates findet Ende Jannar ſtott. Der genaue Termin iſt Jn weiten Schichten herrſcht das Gefühl, daß Briand in franzöſiſchen Politik eine Kursänderung in der Rich⸗ Der bayeriſche Staatsſekretär Schweyer gab ein Bild der Verhältniſſe in Bayern und rechtfertigte die Beibe⸗ haltung des Belagerungszuſtandes in Bayern. Sie ſei unter dem ſozialdem. Miniſterium Hoffmann erlaſſen worden. Die Ausſprache wurde von baveriſchen Abgeordneten beſtritten, wobei die bürgerlichen Vertreter für die Auf⸗ rechterhaltung der Verordnung über den Belagerungs⸗ zuſtand eintraten, während ſich die Sozialdemokraten da⸗ gegen wandten. Das Arbeitsprogramm des Reichstages. Aus parlamentariſchen Kreiſen erfährt unſer Ber⸗ liner Vertreter, daß der Reichstag bei ſeiner nunmehri⸗ gen Tagung neben der Verabſchiedung des Reichshaus⸗ halts ſich mit einer Reihe innenpolitiſcher Fragen zu beſchäftigen haben wird. In erſter Linie iſt das ganze Programm der Neuregelung der Arbeitszeit und des obligatoriſchen Schieds verfahrens ſowie der Ein⸗ und Wiederaufbaus durch Arbeit und Ordnung bedeutet. Mit Briand triumphiert die gemäßigte Tendenz. Lloyd George und Curzon treffen Sonntag abend in Paris ein, um an der Sitzung des Oberſten Rates teilzu Die engliſche Regierung hat dem ungariſchen Kabinett und dem Reichsverweſer den dringenden Ratſchlag erteilt, die zum Tode verurteilten Volkskommiſſare zu beguadigen. n gut unterrichteten Kreiſen verlautet, daß die Begna⸗ gung ſofort nach Beendigung der Verhandlungen mit der Sowjetregierung erfolgen wird. Deutſcher Reichstag. Berlin, 19. Jan. Nach längerer Pauſe nahm der Ausfuhrpolitik noch vollkommen ungelöſt. Die deutſche Volkspartei richtet ihre Beſtrebungen in erſter Linie darauf, eine Verbeſſerung der Außenhandelsbeziehungen durch Verminderung der Ausfuhrabgaben herbeizuführen. Außerdem ſoll endlich eine Löſung in der Sozialiſie⸗ rungsfrage und in der Regelung des Arbeitsverhält⸗ niſſes herbeigeführt werden. Das eigentliche Wirtſchafts⸗ programm der Reichsregierung wird damit ſeiner Ver⸗ wirklichung entgegengehen. 8 Deutſchland. Die deutſchen Leiſtungen. Berlin, 20. Jan. Die deutſche Denkſchrift über un⸗ ſere Leiſtungen aus dem Friedensvertrage, die in Brüſſel Reichstag am Mittwoch ſeine Arbeiten wieder auf. Präſident Loebe begrüßte die Erſchienenen und ge⸗ dachte im folgenden des 50. Jahrestages der Reichsgrün⸗ dung, ferner des verſtorbenen Abg. Legien, den der Prä⸗ Hollweg. Hierbei kam es zu einem Zwiſchenfall, da die Kom⸗ muniſten, die ſich nicht von den Sitzen erhoben hatten, unter ihrem Führer Adolf Hoffmann Zurufe, wie: Kriegshetzer, Kriegsſchuldiger machten. Das ganze Haus brach hierauf in lebhafte Pfui⸗Rufe aus. 5 Sodann wurden einige kleine Geſetzentwürfe an einen Hierauf wurde ein Antrag der Unabhängigen betr. die Außerkraftſetzung der von der bayeriſchen Regierung Maßnahmen beraten. Die Reichsregieurng ließ durch den Reichsminiſter Koch die Erklärung abgeben, daß mit Rückſicht auf die beſonderen Verhältniſſe in Bayern, das ſchon unter einer Kommuniſtenherrſchaft zu leiden habe. Wenn auch in Bayern Beruhigung eingetreten ſei, wird die Aufhebung der Verordnung erfolgen müſ⸗ überreicht worden iſt, iſt vom auswärtigen Amt ver⸗ öffentlicht worden. Die Denkſchrift gibt folgende Zu⸗ ſammenſtellung über die getätigten Lieferungen und Leiſtungen aus dem Friedensvertrag und ſeinen Vorver⸗ trägen, die auf die geſamten Wiederherſtellungsverpflich⸗ tungen anzurechnen ſind: 1 Gruppe A. Goldmark Sachleiſtungen der deutſchen Bergverwal⸗ a tung 199 284 Eiſenbahnwagenpark in den Abtretungs⸗ gebieten 245 632 430 Rollendes Eiſenbahnmaterial 1 889 625 000 Eiſenbahn⸗Fahrzeugerſatzteile 3 097 000 Landwirtſch. Maſchinen(Koenalieferung) 28 928 966 Handelsflotte. 7 810 302 827 Induſtrielle Maſchinen uſw. für den Wie⸗ deraufbau 966 330 Tiere 227 555 913 Kohlen und Koks 655 955 300 Ammoniak 2 851 204 Farbſtoffe und Chemiſch⸗Pharmaceutiſche Erzeugniſſe 925 525 008 Summe A: 10 300 641 259 Poſtſcheckkonto: Karleruhe Nr. 19819. r Gruppe B.— Saargruben 5 1 056 947 000 Reichs⸗ und Staatseigentum 4481 552 938 Wert der abgetretenen 5 Eiſenbahnbrücken über den Rhein, ſoweit ſie nicht zum ehe⸗ maligen Reichslande Elſaß⸗ Lothringen gehören 8 582 350 Ueberſeekabel 85 418 979 Rücklaßgüter 2 497 790 000 Summe B: 8 130 294 267 Gruppe O. (Koſten, die gemäß Artikel 23 des Frie⸗ densvertrages auf die erſten 20 Milliarden Goldmark bezahlt werden können) Goldmark Einfuhr von Lebensmitteln u. Rohſtoffen 2 209 811746 Rheinland⸗Beſatzung. 450 000 000 Interalliierte Kommiſſionen 40 152 300 Summe O: 3 739 464 046 Insgeſamt: 22 170 399 572 Keine Verlängerung der Abſtimmungsfriſt in Ober⸗ e ſchleſien. N „Oppeln, 20. Jan. Von interalliierter Seite wird mitgeteilt, daß es unzutreffend iſt, daß die Abſtimmung am 13. März ſtattfinden ſoll. Eine Verlängerung der Friſten, welche im Abſtimmungsreglement vorgeſehen ſind iſt nicht zu erwarten. Das vorliegende Abſtim⸗ mungsreglement iſt unabänderlich. Hierzu bemerkt die „B. Z.“: Der Pariſer Botſchafterrat iſt alſo über den deutſchen Einſpruch wegen der getrennten Abſtimmung, die dem Verſailler Vertrag widerſpricht, einfach zur Ta⸗ gesordnung übergegangen. Damit hat er den Bruch des Vertrages ſanktioniert. Nach der franzöſiſchen Phraſe⸗ ologie würde das bedeuten, daß der Vertrag aufgehört hat zu beſtehen. Jedenfalls muß eine Beſtätiung der Kommiſſionsmeldung aus Paris abgewartet werden. Gütliche Löſung der Eutwaffnungsfrage in Ausſicht. Wie unſer Verliner Vertreter von maßgebender Seite hört, ſind die Ausſichten für eine friedliche Löſung der Frage der Entwaffnung und insbeſondere der bay⸗ riſchen Einwohnerwehrfrage auch jetzt noch nach dem er⸗ folgten Umſchwung in der franzöſiſchen Regierungspoli⸗ tik günſtig. In Berliner Regierungskreiſen hegt man die Auffaſſung, daß das neue Kabinett Briand, das in erſter Linie die Beziehungen Frankreichs zu England feſtigen ſoll, nicht darauf ausgeht, die Stellungnahme Frankreichs gegenüber Deutſchlands zu verſchärfen. Frankreich und die deutſche Kohle. Vie unſer Berliner Vertreter zuverläſſig erfährk, iſt bei den Beſprechungen über die Erneuerung des Kohlen⸗ abkommens von Spa und über die unzulängliche Wag⸗ gonbeſtellung für die Kohlenlieferungen von franzöſi⸗ ſcher Seite auf die naheliegende Löſung hingewieſen wor⸗ den, daß ein Teil der an Frankreich zu liefernden Kohle in Deutſchland bleiben ſoll, damit die deutſche Induſtrie in der Lage iſt, für die Wiederautm„ masleiſtungen Die Tochter des Miniſters. Roman von Eruſt Georgy. 55 achöruck verboten)::(101 „Urbeberrecht 1918 urch Greiner u. Comp., Berlin. Gertrud war nicht zu erblicken. ee 105„Dienſtboten ſitzen nicht am Herrſchaftstiſch“, er⸗ wog er bitter, aber ich werde ihr die Stellung wie⸗ dergeben, die der Miniſterstochter zukommt. Mit entſchloſſenen Schritten näherte er ſich dem Flecke, auf dem die Damen in vollen Zügen die Schönheit der Natur genoſſen. „Kennen Sie den Herrn, der da auffällig herüber⸗ ſtarrt und jetzt auf uns zukommt, Baronin?“ ä Unwillig riß dieſe den Blick los von den maleri⸗ ſchen Felsblöcken, gegen die hohe Waſſermaſſen to⸗ 8 heranbrauſten und dann in ſpritzender Giſcht erſchäumen.„Nein!“— Was mag er wollen?— fein aus!“ „Kurz darauf ſtand er vor ihnen und zog d t „Habe ich die Ehre Bar e br n ſehen g. Frau Baronin von Graunitz „So iſt mein Name“, beſtätigte ſte. %»Dann geſtatten gnädigſte Baronin gütigſt, daß ich mich vorſtelle: Do N 5 Baden e rf Bortor Ernſt e aus Baden „Wie? Doktor 9 derne aus Baden-Baden? Dann ſind Sie wohl der Inhaber des bekannten fragte ſie belebt. „Der bin ich allerdings“, entgegnete er erſtaunt. Welch ein Zufall!“ rief ſie erfreut.„Dann hebe Ihnen herzlich zu danken, Herr Doktor, denn Sie 9 Er lächelte zerſtreut, ungeduldig.„Ich bin ſehr erfreut über Ihr Lob, bekenne aber, daß ich von die⸗ ſer Verwandtſchaft nichts ahnte!“ „Meine liebe Freundin, Fräulein Wald“, ſtellte die Baronin vor und machte eine einladende Hand⸗ bewegung.„Aber ſetzen Sie ſich zu uns als Lands⸗ mann und ſagen Sie uns, welchen Zweck oder viel⸗ mehr— womit wir Ihnen irgendwie dienlich ſein können?“ r Hoerne verneigte ſich vor der Geſellſchafterin, die ihn noch immer mißtrauiſch muſterte.„Ich geſtatte mir, Ihrer gütigen Aufforderung nachzukommen, Frau Baronin. Ein eigenartiges Wiederſehen hat mir die Gewißheit gegeben, daß die älteſte Tochter Seiner Exzellenz, des Miniſters Meinhard— Fräu⸗ lein Gertrud Meinhard— ſich in Ihren hm— Dienſten befindet“, ſagte er mit erregter Stimme und bemerkte das Staunen, ja, das Entſetzen auf den Geſichtern der Damen. „Wie, Was? Meine Gertrud iſt die Tochter eines Miniſters?“ rief Frau von Graunitz. »Unſere Jungfer iſt aus vornehmem Hauſe?“ „Allerdings, meine Damen.“ .„Alſo habe ich mich doch nicht getäuſcht, wenn ich in ihr immer etwas ganz Beſonderes ſah!“ „Ja; aber das iſt doch unerhört“, ſchalt die Wald, „was muß da vorgefallen ſein, daß ſo etwas möglich iſt! Wir haben das Mädchen als Stewardeß eines Dampfers, der von Buenos Aires nach Genua fuhr, kennen gelernt!“ „Es liegen eigenartige Familienzerwürfniſſe vor,“ ſagte Hoerne,„aber was ich Ihnen angab, iſt haben meine Tochter, di Frau Senator Horrbecken, SS ᷣ ͤœl32J a. 8 N 2 Meinhard ein makelloſer Menſch iſt!!⸗ gewiß, iſt ebenſo zweifellos, wie das Fräulein „ „Daran zweifle ich gar nicht, im Gegenteil, ich habe ſie nie für etwas anderes gehalten“, erklärte die Ba⸗ ronin ernſt. Und nun wird mir das ganze Trauer⸗ ſpiel klar.“ Sie wandte ſich an ihre Geſellſchafterin. „Waldchen, wie ich vermutete! Das törichte Mädel hatte ihr Herz an dieſen um die Ecke gegangenen Offizier gehängt und ſich um ſeine willen mit ihrer Familie überworfen. Jetzt, wo er ſeinem verfehlten Leben ein Ende gemacht hat, holt man ſie zurück. Dies iſt doch ſicher Ihre Aufgabe, Herr Doktor?“ Blaß ſtarrte er ſie an.„Wie meinen Sie ſoeben? Ift Wieſener tot? Das heißt— ich neue ich ſpreche von einem Offizier,“ ſtieß er hervor. 3 er erſchoß ſich in Reichenhall, m Mai dieſes Jahres, nach einem Wiederſehen mit Ger⸗ trud!“ Hoerne ſprang auf und ſetzte ſich wieder ſchwach hin.„Und wie ertrug ſie es? Wie trägt ſie es?“ Beide Damen tauſchten einen Blick, ſchüttelten die Köpfe und zögerten mit der Antwort. Der junge Arzt merkte und verſtand ihre Unſchlüſ⸗ ſigkeit. Er lockerre den Kragen, atmete tief und ſagte: „Gertrud Meinhard war die Geſellſchafterin meiner treuen toten Mutter. Sie war mir—— ſehr viel; aber als ich von meiner damaligen weiten Reiſe zu⸗ rückkehrte, war ſie verſchwunden. Seither ſuche ich ſie—— ſuche ſie—— in der ganzen Welt.“ Er Die greiſe Baronin hatte ihn nicht aus den Au⸗ gen gelaſſen. In aufwallendem Gefühl ſtreckte ſie ihm ihre zarte runzlige Hand entgegen.„Herr Doktor“, ſagte ſie gerührt,„Sie haben ſie gefunden, und ich ſchwieg überwältigt. glaube, Sie kommen zur richtigen, zur guten Zeit. ii IEBun Berlin, 20. Jan. d des d ſchen Eiſenbahnerverbandes, der zur Beſchlußfaſſung zielen war. ner zu erzielen. gelöſter Flucht befinden. Letzte Drahtnachrichten. in Waren und Wirtſchaftswerten für Frankreich zu ar⸗ beiten. Die auf dieſe Weiſe für die franzöſiſchen Wirt⸗ ſchaftsintereſſen in der deutſchen Induſtrie verwandten Kohlenvorräte ſollen dann auf die Lieferungsziffer an⸗ gerechnet werden. Von deutſcher Seite würde eine der⸗ artige Löſung auf das Lebhafteſte begrüßt werden. Polen verſichert ſeine Friedfertigkeit. 5 Wie unſer Berliner Vertreter hört, hat die polniſche Regierung gegen die letzten deutſchen Noten wegen der polniſchen Truppenanſammlungen an der deutſchen Grenze und wegen der Putſchvorbereitungen in Ober⸗ ſchleſien eine an die alliierte Botſchafterkonferenz gerich⸗ tete Gegenkundgebung erlaſſen, in der darauf hingewie⸗ ſen wird, daß die deutſcherſeits aufgeſtellten Behaup⸗ tungen lediglich auf Mißtrauen beruhten. Die polniſche Regierung verſichert, daß ſie keinerlei feindſelige Abſich⸗ ten gegen Deutſchland hege, und daß die in der Nähe der deutſchen Grenze befindlichen polniſchen Truppen im Zuſtande der Demobilliſierung ſeien, was mit der Liqui⸗ dation des ruſſiſch⸗polniſchen Krieges notwendig zuſam⸗ Eutſchließungen des Vorſtandes des deutſchen Eiſen⸗ 5 bahnerverbandes. Der erweiterte Vorſtand des deut⸗ über das Verhandlungsreſultat in Berlin zuſammen⸗ getreten iſt, hat den in den 16er Ausſchuß entſandten Mitgliedern durch den nachſtehenden, einſtimmig gefaß⸗ ten Beſchluß ein Vertrauensvotum ausgeſtellt. Der er⸗ weiterte Vorſtand des deutſchen Eiſenbahnerverbandes iſt nach Kenntnisnahme des Ganges der Verhandlungen davon überzeugt, daß ein beſſeres Ergebnis nicht zu er⸗ Er iſt ferner der Meinung, daß ſeine Ver⸗ treter im 16er Ausſchuß ihre Pflicht voll erfüllt und alles aufgeboten haben, um das beſte für die Eiſenbah⸗ Aus dieſem Grunde ſpricht er dieſen Kollegen ſein volles Vertrauen aus. Eine weitere Ent⸗ ſchließung wendet ſich gegen die zur Zerſplitterung füh⸗ rende, in Moskau gebildete Gewerkſchaftsinternationale. Die Entſchließung hat folgenden Wortlaut: Die Vor⸗ gänge in der letzten Zeit, insbeſondere anläßlich der jetzt zum Abſchluß gekommenen Eiſenbahnerbewegung ver⸗ anlaßten den erweiterten Vorſtand, mit aller Deutlichkeit auszuſprechen, daß die Propaganda für die in Moskau gebildete Gewerkſchaftsinternationale und die Befolgung der von ihrer Leitung empfohlenen Richtlinien mit Na⸗ turnotwendigkeit zur Zerſplitterung der Gewerkſchafts⸗ mitglieder, zur Lahmlegung der Aktionsföhigkeit und da⸗ mit ſchließlich zur Spaltung der Gewerkſchaften führen muß. Unter Berückſichtigung dieſer Tatſache ſieht ſich der erweiterte Vorſtand veranlaßt, in Anlehnung an den bereits in Nummer 49 des„Deutſchen Eiſenbahner“ ver⸗ öffentlichten Aufruf des Vorſtandes zu erinnern. Mitglieder, die eine ſolche rung des Verbandes betreiben, ſind nach dieſer Veröf⸗ Alle Schwächung und Zerſplitte⸗ fenklichung als ſchädlich zu betrachten, gegen die der Vor⸗ Rund mit allen ſtatuariſch zuläſſigern Mitteln vorzu⸗ gehen hat. Der erweiterte Vorſtand des Eiſenbahnerver⸗ undes ſteht auf dem Standpunkt, daß der Verband nur dann ſeine Aufgaben erfüllen kann, wenn er die volle Selbſtändigkeit ſeiner Entſchließungen hat, für die das Statut und die Beſchlüſſe des Verbandstages maßgebend ſind. Dementſprechend kommt als Funktionär nur in Betracht, wer ſeine Tätigkeit in der Gewerkſchaft nicht von der Weiſung außerhalb des Verbandes ſtehender Perſonen oder Stellen abhängig macht, ſondern ſich ſtreng auf den Boden der oben klar gelegten, von unſe⸗ rem Verband beſchloſſenen gewerkſchaftlichen Grundſätze ſtellt.— Die Abſtimmung über die vorſtehende Ent⸗ Maß ng erfolgte abſatzweiſe, und zwar wurde der erſte ſatz gegen 4 Stimmen und der zweite einſtimmig an⸗ genommen. Das Abſtimmungsreſultat bringt klar und deutlich zum Ausdruck, daß die Drahtzieher der Mos⸗ kauer Internationale mit ihrer Zerſplitterungsarbeit im Deutſchen Eiſenbahnerverband auf Granit beißen. Ausland. Sforza auf der Pariſer Konferenz. Paris, 19. Jan. Da die Pariſer Konferenz der Mi⸗ niſterpräſidenten verſchoben werden mußte, iſt Giolitti an der Teilnahme verhindert, weil die Pariſer Tagung mit der Wiedereröffnung der italieniſchen Kammer zeit⸗ lich zuſammenfällt. Graf Sforza wird bei der Tagung Italien auf der Pariſer Konferenz vertreten. Giolitti hat bereits die Richtlinien der italieniſchen Tendenzen ausgearbeitet. 8 e Schwere Niederlage der Griechen. Paris, 20. Jan. Der„Chigaoo Tribune“ wird aus Konſtantinopel gemeldet, daß die griech. Armee an der Front von Bruſſa in den drei Tagen dauernden Gegen⸗ angriffen der Türken bei Iskiſchehir eine ſchwere Nieder⸗ lage erlitt. Vier griechiſche Diviſionen in einer Stärke von 60 000 Mann ſollen geſchlagen ſein; eine Diviſion verlor 6000 Gefangene, die Griechen ſollen ſich in auf⸗ Dresden, 20. Jan.(Drahtmeldung.) Im ſächſiſchen Landtag wurde geſtern ein Antrag behandelt, der die Be⸗ Epietgeſe des Räuberhauptmanns Hölz und ſeiner Spießgeſellen betraf. Alle Parteien, mit Ausnahme der —— 4444 ͤ ͤ ͤ—-᷑:n᷑ meinen. Inn Vordergründe ſtand die Frage der Ab. ſchaffung der kurzen Schichten. i i worden ſei, das jedoch mißglückte.. N Berlin, 19. Jan. Seit einigen Tagen iſt eine ſtän⸗ dige Aufwärtsbewegung der Mark an ſämtlichen Aus⸗ landsbörſen, ſo vor allem in Newyork, Paris, Zürich und Amſterdam, feſtzuſtellen. Die Gründe dafür liegen teils in der Newyorker Markſpekulation, teils in dem Abſchluß des neuen holländiſchen Deviſenabkommens. Die er⸗ freuliche Bewegung zeigte ſich auch heute bei den Berli⸗ ner Großbanken im Vormittagsverkehr während des Auslandshandels, für den in den letzten Tagen vergeblich Abnehmer geſucht wurden. Es iſt anzunehmen, daß die ſtete Aufwärtsbewegung der Mark in den nächſten Ta⸗ gen ſich weiter fortſetzen wird. 3 Wirtſchaftliches. Die neue Erhöhung der Poſtgebühren. Berlin, 20. Jan. Das Reichskabinett hat, wie die „B. Z.“ erfährt, die Geſetzesvorlage über die Erhöhung des Brief⸗ und Paketportos bereits verabſchiedet. Die Vorlage geht nunmehr dem Reichsrat und dann dem Reichstag zu. Die neuen beantragten Sätze ſind gegen⸗ über den bisherigen um 50—100 Prozent erhöht wor⸗ den. Die Erhöhung der Telegraphengebühren geſchieht im Verordnungswege. Dagegen muß die angekündigte Erhöhung der Telephongebühren auch vorher von den geſetzgebenden Körperſchaften genehmigt werden. Dieſe beiden Maßnahmen, ſowie die Erhöhung der Eiſenbahn⸗ tarife ſind noch nicht vollſtändig ſpruchreif. Im Stadium der Vorbereitung befinden ſich auch die Steuerpläne des Reichsfinanzminiſteriums. Man muß damit rechnen, daß die Vorlagen noch nicht ſo ſchnell in den Reichstag kommen, da im Hinblick auf den preußiſchen Wahlkampf die politiſchen Parteien das, wenn auch nicht entſchuld⸗ bare, aber doch begreifliche Beſtreben haben dürften, ihr Votum hinauszuſchieben. 95 Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 19. Jan. Präſident Kopf eröffnete um 9 Uhr 25 die Sitzung und verlas die Eingänge, darunter ein Schreiben des Arbeitsminiſters Rückert, durch das Rückert ſein Amt als Arbeitsminiſter niederlegte. Darauf wurden eine Anzahl Kurze Anfragen erledigt. Dann trat das Haus in die Tagesordnung ein, die Beratung des 2. Nachtrage zum Staatsvoranſchlage für 1920/1. Ohne Ausſprache wurden die Einnahmen und Ausgaben für die Hauptabtei⸗ lungen(J.) Landtag, II.(Staatsminiſterium) und III.(vor⸗ maliges Miniſterium des Auswärtigen) genehmigt. Ueber Hauptabteilung 6(Juſtizminiſterum) berichette Abg. Marum(Soz.) und wünſchte, daß mehr Arbeiter zu den Schwurgerichten herangezogen würden. Abg. Wittemau (tr.) trat dieſem Wunſche bei und verlangte die Erhöhung der Zuſtändigkeit der Gemeindegerichte auf 300 M. Abg. Leſer(Dem.) bezeichnete das Fürſorgeerziehungsweſen n; Baden als zurückgeblieben und beſprach das Disziplingaz⸗ Arteil gegen den Leiter der Fürſorgeanſtalt in Flehingen. Juſtizminiſter Trunk rechtfertigte die Verſetzung des Ufs⸗ herigen Leiters der Flehinger Anſtalt in das Amt eines Jugendͤgerichtshelfers in Karlsruhe. Abg. Martzloff(Soz.) bemängelte die Ernährungsverhältniſſe in den Gefaäng⸗ niſſen. Abg. Dr. Mayer⸗Karlsruhe(D. N.) forderte eie volkstümliche Rechtspflege und erklärte, auf dem Gebiete der Fürſorgeerziehung ſei durch das Geſetz vom Juli 1918 in Baden ein guter Fortſchrit gemacht worden Die Fkrforge⸗ anſtalten der chriſtlichen Bekenntniſſe ſeien zu unterſtützen, da ſie dem Staate auf pädagogiſchem Gebiete eine große Laſt abnehmen. Nachdem noch zwei Kurze Anfragen waren, vertagte ſich das Haus zur Weiterberatung au heute nachmittag 4 Uhr. Schluß der Sitzung 1 Uhr. In der Nachmittagsſitzung wurde die Ausſprache über die Fürſorgeanſtalten fortgeſetzt. Abg. Röckel(Ztr.] ſor⸗ derte in den Anſtalten eine ſittlich religiöſe Erziehung. Abg. Kahn(Soz.) brachte Beſchwerden gegen die Zuſtände ans dem Schwarzacher Hofe vor. Juſtizminiſter Trunk erklärte, die Anſtalt habe bei einem Beſuche einen guten Eindruck gemacht, ebenſo auch was man über die Behandlung und Beköſtigung der Zöglinge habe ſehen können. Es ſei an⸗ geordnet worden, daß durch die Staatsanwaltſchaft in Mos⸗ erledigt worden bach über die Revolten auf dem Schwarzacher Hofe ein Er⸗ mittelungsverfahren eingeleitet werde, an das ſich ein Schöffengerichtsverfahren anzuſchließen habe. Bis dahin ſollte man mit einem Urteile zurückhalten. Abg. Klara Siebert(Ztr.): Den Auſtalten müſſen wir das Anrecht zur Erziehung zubilligen, wenn die Eltern verſagen. Nach kurzen Ausführungen der Abhgg. Dr. Mayer⸗Karlsruhe(D. N.), Wehner(Soz.) und Holdermann(Dem.), machte Ober⸗ regierungsrat Dr. Umhauer Mitteilungen über das Für ſorgeerziehungsweſen und teilte mit, daß beabſichtigt ſei, daß Mtlieu zu erforſchen, aus dem die Fürſorgezöglinge ſtam⸗ men. Außerdem ſei eine pſychiatriſche Beobachtungsſtation für Zwangszöglinge geſchaffen worden. In Flehingen weill man die Anſtaltsleitung einem pädagogiſch geeigneten Arzte anvertrauen. Unterernährte Zöglinge wurden nicht in der Anſtalt gefunden. In der Angelegenheit ergriffen noch Abgg. Dr. Schoſer(Itr.), Juſtizminiſter Trunk? und die Abgg. Dr. Glockner(Dem) und Dr. Bock(Dem.) das Wort. Dann wandte ſich der Abg. Weißmann(Soz) gegen die Erhöhung der Beſchäftigungszeit der Aufſeher in den Strafanſtalten auf 9 Stunden. Daran ſchloß ſich eine aus⸗ führliche Ausſprache, in der Juſtizminiſter Trunk dem Abg. Weißmoann erwiderte. Um 78 Uhr ſtellten die Preſſever⸗ treter ihre Tätigkeit ein. Der Juſtizetat wurde angenom⸗ men. Nächſte Sigung Donnerstag 9 Ut. e Nene Eingänge im Badiſchen Landtag. eie Karlsruhe, 20. Jau. Im Badiſchen Landtag iſt wäh⸗ rend der Weihnachtspauſe wieder eine ſehr große Reihe von Geſuchen zugegangen. Die meiſten der Geſuche ſtammen von ſtädtiſchen und ſtaatlichen Arbeitern, Angeſtellten, Beamten, Kriegsbeſchädigten, Kriegshinterbliebenen, Rentenempfän⸗ gern und Penſionären und haben das neue Beſoldungsgeſetz, die Gewährung weiterer Teuerungszulagen und die Er⸗ höhung der Bezüge der Ruhegehaltsempfänger und Hinter⸗ bliebenen zum Gegenſtand. Weiter ſind Geſuche eingegan⸗ gen von dem Verein der Badiſchen mittleren Juſtizbeamten über ihre fachlie eunsbildung, von den Naturheilvereinen einer Reihe bad! Städte, um Exrichtung von Lehrſtühlen für Naturheillehre und das Naturheilverfahren an den Lan⸗ desuniverſitäten, vom Verband deutſcher Architekten⸗ und Ingenieurvereinen über die ſtärkere Heranziehung der Tech⸗ niker in leitende Stellungen für den wirtſchaftſichen Wieder⸗ aufbau Deutſchlands Der badiſche Waldͤbeſitzerverband hat ein Geſuch über die Aenderung des Enteignungsgeſetzes vor⸗ gelegt: von einer weiteren ſehr großen Anzahl evangeliſcher Kirchengemeindeyretretungen liegen Einſprüche gegen den Geſetzentwurf über die religiöſe Erziehun Kinder vo: Abt demokrati⸗ — ſchen Partek haben im N Zen Miniſter Rückert zweifellos beſeelte, allein nicht getan die die Teilnehmer der Feier, als ſie nach ihrer Beendigung Hundert dene rend das Hauptgebäude und einige Nachbarhäuſer leere 7 eim Landkag Iöbrmeſche An⸗ frage eingebracht, die die bedeutende Einſchränkung des Ex⸗ preßgutsverkehrs zum Gegenſtand hat und die Reaierung gefragt wird, was ſie zu tun gedenke, um die in Süddeutſch⸗ land beliebte, von dem Handel allgemein gewünſchte Be⸗ förderungsmöglichkeit in bisherigem Umfang zu erhalten. Weiter haben die Abgg. Martin(Ztr.] und Gen. eine förm⸗ liche Anfrage über die Einrichtung eines großen Pachthof⸗ autes auf dem Truppenübunasvlatz Heuberg durch die Reichsvermögensverwaltung geſtellt. Badiſche Politik. 1 Rücktritt des badiſchen Arbeitsminiſters. a Karlsruhe, 19. Jan. Wie ſchon gemeldet, iſt Arbeits miniſter Rückert von ſeinem Amt zurückgetreten. Er hat damit für ſeine Perſon die Folgerung aus einer Lage gezo⸗ gen, die nachgerade unhaltbar geworden war. Der Zuſam⸗ menbruch des Siedlungsunternehmens im Hagenſchieß bat erſtmals die Aufmerkſamkeit weiter Kreiſe auf dieſe Dinge gelenkt. Es iſt dabei gleichgültig, ob den ſeitherigen Arbeits⸗ miniſter ein perſönliches Verſchulden trifft, oder nicht, jeden⸗ falls war er als der zuſtändige Reſſortminiſter für die Ge⸗ ſchäftsgebahrung der Siedelungs⸗ und Landbank, die zu einem erheblichen Teil mit ſtaatlichen Geldern arbeitete, ver⸗ antwortlich. Dazu kam, daß der Eindruck ſich immer mehr beſchäftigte, es ſei der bisherge Arbetsminſter auch an⸗ deren in ſein Reſſort fallenden Aufgaben nicht gewachſen. Vor allem ſind hierzu zu rechnen, die außerordentlich wich⸗ tigen Kanaliſierungs⸗ und Waſſerkraftfragen, insbeſondere die Ausnützung der badiſcſchweizeriſchen Oberrheinwaſſer⸗ kräfte. Dann aber auch das Gebiet der Meliorierung und Kulturverbeſſerungen, auf dem trotz des vorliegenden drin⸗ genden Bedürfniſſes nach Verbeſſerung des Kulturlandes auch in den letzten zwei Jahren manches zu wünſchen übrig ließ. Auch wegen der mit Staatsgeldern neu ges ten der Auſſicht des Arbeitsminiſteriums unterſtehenden Geſell⸗ ſchaft mit beſchränkter Haftung insbeſondere die Torfgewin⸗ nung— und die Bauſtoff G. m. b. H. find erſt in den letzten Tagen heftige Anariffe erfolgt, ohne daß allerdings hier bis jetzt eine völlige Klarſtellung möglich geweſen wäre, die für unſer Land geradezu zu Lebensfragen geworden ſindn. Die Ueberzeugung, daß es mit dem ehrlichen Wollen, das — ſet, befeſtigte ſich immer mehr in allen Kreiſen, die einen Einblick hatten. Die deutſch⸗demokratiſche Landtagsfraktion Und die Zentrümsfraktion gaben dieſer Ueberzeugung an der zuſtändicen Stelle auch offen Ausdruck und ſo kam es, daß Herr Miniſter Rückert zurücktrat.— Politiſche Folgen wird dieſer Schritt nicht haben. Keine der Koalitionsparteien wünſcht einen Wechſel des politiſchen Syſtems. Es wird da⸗ her Sache der Sozialdemokratie ſein, einen Nachfolger für den zurückgetretenen Arbeitsminiſter vorzuſchicken. Wer es ſein wird, iſt angeſichts der erwähnten bedeutungsvollen Aufgaben, die das Arbeitsminiſterium in der nächſten Zeit zu leiſten haben wird, nicht gleichgültig. Es muß ein Mann ſein, der das nötige wirtſchaftliche Wiſſen, aber auch den rich⸗ tigen Blick für die vraktiſchen Tatſachen mitbringt und der praktiſche Fragen nicht mit mehr oder minder ſchönen Theo⸗ rien löſen will. Hoffentlich gelingt es der Sozialdemokratie, einen ſolchen Mann zu finden! ö 44 Der zurückgetretene Miniſter Rückert ſaß ſein den Revo⸗ lutionstagen des Jahres 1918 im bad. Kabinett. Niemand wird leugnen, daß er das Beſte gewollt hat. Wenn er es nicht in allen Zweigen ſeines einſtigen Arbeitsgebietes erreichte, ſo lag die Schuld daran. daß er ſich einer Aufgabe gegenüber ſah, der er nicht in vollem Umkang gewachſen war. g eee. 5*„ Karlsruhe, 20. Jan. In Abgeordnekenkreiſen des ba⸗ diſchen Landtags werden als Nachfolger des zurückgetrete⸗ nen Arbeitsminiſters Rückert ſolgende Perſonen genannt: Abgeordneter Stadtrat Maier⸗ Heidelberg, 1. Vizepräſident des Landtags, ferner die früheren Landtagsabgeodneten Arbeiterſekretär Böttger in Mannheim und Stadtrat Dr. Engler in Freiburg, der bekanntlich als Staatsrat früher der Badiſchen Regierung angehörte. Baden und Nachbargebiete. * Karlsruhe, 20. Jan. Zu ſchweren Skandalſzenen kam es am Schluſſe der Reichsgründungsfeier am Dienstag abend. Eine Anzahl junger Leute hatte ſich vor der Feſt⸗ halle, in welcher unter Beteiliaung der weiteſten Bevölke⸗ rungskreiſe die von der Staatsregierung veranſtaltete Reichsgründungsfeier abgehalten worden war, eingefunden, die. verließen, mit Schreien und Johlen empfingen, die Internationale ſangen und ſchließlich die ruhig heim kehrenden Paſſanten überftelen, mit Fäuſten und Gummi⸗ knüppeln bezw. Totſchlägern bearbeiteten. Die Skandal⸗ macher entkamen. f Karlsruhe, 20. Jan. Die automatiſchen Telephon⸗ räume im Hauptbahnhof mußten geſchloſſen werden, weil Diebe in einer der letzten Nächte die Fernſprechapparate ſamt den Kaſſen abmontiert und geſtohlen hatten. 1 ik Bretten, 20. Jan. In Wöſſingen und Derdingen wurde ſämtlicher Tabak zum Preiſe von 600 bis 700 Mark für den Zentner verkauft. i 1 al Heidelberg, 20. Jan. Wegen zweifachen Mordes wurde der Landwirt Johann Fritz Fromm von Bammental vom hieſigen Schwurgericht abgeurteflt. Fromm hatte im Jul v. J. auf offenem Feld den Landwirt Ziegler erſchoſſen und auf die älteſte Tochter des Ziegler, mit der Fromm ein Ver⸗ hältnis unterhielt, ebenfalls einen Schuß abgegeben, der den 1751 5285 1 N Um 1 Uhr nachts wur as Urteil gefällt und Fromm wegen zweifache otſchlag zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. N 5 N f zu Heidelberg, 20. Jan. Eine außerordentliche General⸗ verſammlung der Portland⸗Zementwerke Heidelberg⸗Mann⸗ heim⸗Stuttgart A. G. ſtimmte der Erhöhung des Aktien⸗ kapitals von 22,60 Millionen auf 34 Millionen zu. Der Geſchäftsgang des Unternehmers iſt zur Zeit verhältnis⸗ mäßig gut, ſodaß für das laufende Geſchäftsjahr wieder 10 Prozent Dividende zur Ausſchüttung kommen dürfte. ai Heidelberg, 19. Jan. Die Heidelberger Studenten ſchaft veranſtaltete aus Anlaß des Gedenktages der Reichs gründung abends einen Fackelzug nach dem Bismarckdenk⸗ mal. Die Heidelberger Burſchenſchaft richtete an die dent ſchen Studenten in Oeſterreich eine Erklärung, in der ſie der Deutſchen außerhalb des Reichsgebietes gedenkt. N 3 z Heidelberg, 20. Jan. Dem Landwirt Ernſt Ziegler in Sandhauſen wurden 11 Zentner Kartoffeln geſtohlen, die er auf freiem Felde eingegraben hatte. 1 e Lauf bei Achern, 19. Jan. Geſtern vormittag brannte es in dem Hauſe des Landwirets Wilhelm Graf. Ein Hund verbrannte in den Flammen, das Großvieh konnte gerettet N werden Heu und Strohvorkröte ſind mit dem ganzen Hauſe an Der Brand ſoll durch Kurzſchluß entſtanden ſein. ö* en Rillingen, 20. Jan. In dem Anweſen des Gaſthauſeß zum Löwen brach aus noch unbekannter Urſache Jener aus, dem die Scheune des Gaſth zuſes zum Opfer fiel, wüäh⸗ wurden. Der Geſomtſchaden wird auf meh uſend Mark geſchätzt. Bei den Löſch 1 auch die Moftorene chw aen fich Sade Amand krerrigter wurden dürch tmfalken der froßen 2 Felerwehr⸗ leiter 6 Schüler mehr oder weniger verletzt. Bei eini beſteht Lebensgefahr. 5. 5. 5 r Freiburg, 20. Jan. In einem hieſigen Hauſe ſtürzte er etwa 70jährige Oberſtleutnant a. D., Freiherr v. Rot⸗ berg die Treppe hinab und war ſofort tot.— Aus den Drei⸗ ſam wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes geländet. Dem Kind war der Hals durchgeſchnitten. Es liegt ſomtt Tötung vor. Die oder der Täter ſind ſind noch nicht bekannk. f. Schlatt b. Engen, 20. Jan. Drei mit Masken ver⸗ ehene 7 79 1 in das Anweſen des Landwirts ſoßbrugger und verlangten mit vorgehaltenem Revolver Geld. Dem Beſitzer des Hofes gelang es, zu ent⸗ 8 und 385 zu hülen. Die Einbrecher ergriffen graufhin die Flucht und ſind unerkannt entkommen, ohne etwas erbeutet zu haben. 5 g , Müllbeim, 20. Jan Pon amtlicher Seite wird fetzt beſtätig! daß am Diestag den 1. Februar der Perſonenzug⸗ verkehr piſchen Müllheim und Mülhauſen i. E. wieder aufgenom en nerd. Es verkehren in jeder Richtung vie⸗ durchlauſende Perſonenzüge mit zweiter, dritter und vierter Klaſſe, über deren Verlehrszeiten die Stationen Auskunkt geben. Im Bahnhof Neuenburg erfolgt für ſede Zugrich⸗ tung die dentſche und die fran⸗üſene Paß⸗ und Zollprüfung. z Auggen b. Müllheim, 20. Jan. Einen guten Fang hat in dem nahen Ort Hach die Gendarmerie gemacht, in⸗ em ſie den ſchon längſt geſuchten Ein⸗ und Ausbrecher, Otto Gerbacher, verhaftete. Der Verbrecher hat ſeit ſeinem Aus⸗ bruch aus dem Zuchthaus ſchon zwei Morde auf dem Ge⸗ wieſſn. Auf ſeine Ergreifung war eine Belohnung von 7000 Mark geſetzt. * Lörrach, 20. Jan. Um eine Entlaſtuna der Grenzbahn⸗ höfe herbeizuführen wurde von Regierungsſeite angeord⸗ net, daß die zollamtliche Vorabfertigung von auszuführen⸗ dem Umzugsgut grundſätzlich am Verſendungstage vorge⸗ nommen und dabei im Benehmen mit der Ortspolizei⸗ behörde die polizeiliche Prüfung auf das Vorhandenſein von Waffen uſw. vorgenommen wird. 6 * Ronſtanz, 20. Jan. Die Silberſchieber entfalten fort⸗ geſetzt eine eifrige Tätigkeit. Beſonders wird von Frank⸗ furt a. M. aus ein ſchwunghafter Handel mit ausländiſchen, meiſt belgiſchem Silbergeld betrieben. Es ſind hauptſächlich Ausländer, vorherrſchend Polen, die das Geld vom Aus⸗ lande eingeführt nach Konſtanz bringen, um es hier über die Grenze zu ſchaffen. In fjüngſter Zeit wurden hier drei Leute verhaftet und ihnen 5000, 4150 und 51000 Franken abgenommen. Weiter ſind zwei Kraftwagen, in denen 60 000 und 47 000 Franken über die Grenze gebracht wurden, beſchlagnahmt worden.— Wegen Salvarſanſchiebereien be⸗ finden ſich hier 20 Perſonen in Unterſuchungshaft. Ferner wurde hier eine Schmugglerbande verhaftet: unter den feſt⸗ genommenen Perſonen ſind alle Stände und Geſellſchafts⸗ 1 vertreten. e Turnen, Spiel und Sport. Die Sportverhältniſſe im Schwarzwald. Im Laufe des geſtrigen Tages und der vergangenen Nacht ſind im ganzen Schwarzwald Schneefälle eingetreten. Im nördlichen Schwarzwald liegt heute die Schneegrenze bis 4—500 Meter. Von der Hornisgrinde— Unterſtmatt — Badener Höhe werden 20—25 Zentimeter Schneehöhe, darunter 5—10 Zentimeter Pulverſchnee auf altem gefrore⸗ nem Schnee gemeldet. Die Temperatur lag heute früh in dieſer Höhenlage zwiſchen 2 und 3 Grad. Seit heute mit⸗ tag ſchneit es im nördlichen Schwarzwald weiter. Vom Kur⸗ haus Sand und Hundseck werden 15—20 Zentimeter trok⸗ kener Schnee gemeldet Die Skibahn iſt fahrbar bis Wte⸗ denfelſen. Ebenſo werden gute Schneeſchuhbahnen von Freudenſtadt(Kniebis 30 Zentimeter) und vom Ruhſtein gemeldet. Vom Feldberg meldet man 45—50 Zentimeter Schnee, darunter 10 Zentimeter pulverigen Neuſchnee. Die Skibahn iſt fahrbar bis ins Höllental. Am Sonntag kommt die Rodelmeiſterſchaft vnn Baden in Friherg zum Austrag. Dort ſind die Schneeverhältniſſe ſeit geſtern gleichfalls gün⸗ 5 5 Neuſchneedecke iſt durchſchnittlich 15—20 Zentimeter ark. Der Viehſchmuggel nach dem Ausland. Der ungünſtige Stand unſerer Valuta verleitet Schieber, Wucherer, Schleichhändler und Schmuggler, alles, was in Deutſchland erreichbar iſt, nach dem Aus⸗ und zu verſchieben. Der zu erwartende hohe Gewinn läßt bei dieſen Elementen jede Rückſicht auf das Wohl des Volkes in den Hintergrund treten. Alle Bevölke⸗ rungsteile, denen der Wiederaufbau unſerer Volkswirt⸗ ichaft am Herzen liegt, müſſen deshalb mit allen Mit⸗ teln darauf hinarbeiten, dieſe gemeingefährlichen Be⸗ ſtrebungen unmöglich zu machen. In letzter Zeit wurde ſehr viel über Verſchiebungen von Vieh nach dem Ausland geklagt. Die Intereſſenten⸗ kreiſe haben den Reichskommiſſar für die Ueberwachung der Ein⸗ und Ausfuhr auf die das Allgemeinwohl ſchädi⸗ genden Folgen aufmerkſam gemacht Durch den Vieh⸗ ſchmuggel nach dem Ausland wird unſere Ernährung ſchwer gefährdet. Der Reichskommiſſar hat in Verbin⸗ dung mit den Intereſſentenorganiſationen wiederholt Beſprechungen veranſtaltet. Es wurden verſchiedene Vorſchläge gemacht, durch die dem Schmuggel begegnet werden ſoll. Die Grenzüberwachung allein genügt nicht. Es iſt deshalb vorgeſehen, daß der Viehtransport bei Nacht verboten werden ſoll. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Schmuggler in der Hauptſache die grüne Grenze be⸗ nützen. Außerdem iſt angeordnet, daß in den Grenz⸗ gebieten jeder Viehtransportteur im Beſitz eines Aus⸗ weiſes ſein ſoll, der Aufſchluß gibt über Zweck und Um⸗ atz des jeweiligen Viehtransportes. Die Landwirte ſind gehalten, ihren Viehbeſtand in eigens zu dieſem Zweck angelegten Büchern einzutragen und den Kon⸗ trollbeamten vorzulegen. Alle Vorſchriften der Regie⸗ rung und des Ueberwachungskommiſſärs allein ſind aber nicht imſtand, dem Viehſchmuggel wirkungsvoll zu be⸗ 3 wenn nicht die Mitarbeit aller Kreiſe ſichergeſtellt Der Reichsausſchuß des Reichstags hat auf Antrag Waldſtein beſchloſſen, daß Viehſchmuggel und unerlaubter Viehhandel mit Zuchthaus von 1—15 Jahren und mit Geldſtrafe von mindeſtens 20 000 M. beſtraft werden soll. Wenn irgendwo abſchreckende Strafen angebracht ſind, dann hier, wo es ſich um die Unterbindung der ge⸗ meingefährlichſten Beſtrebungen handelt, die unſere Er⸗ Fiohen mit Fleiſch Milch und Fett auf das ſtärkſte be⸗ — 1 „ 198 Vermiſchtes. Felder van ente! Ein 3 auf die S nabe 2 22 Perſonen aus. Der 85 Jahre alle Portier Valentin wurde zur Herausgabe der Schlüſſel und Oeffnung des Tores ge⸗ zwungen. Darauf ſtellten ſie den alten Mann 1% Stunden in eine dunkle Ecke und zwangen ihn unter Todes⸗ androhungen ſtillzuſtehen, damit er niemand zu Hilfe rufen konnte. Sie hatten auch die Telephondrähte durchſchnitten. Ein Automobil fuhren ſie in Grund und Boden. Den Ar⸗ beitern der Gummifabrik verboten ſie, zu Hilfe zu kommen, da ſie ſonſt erſchoſſen würden. Schönbeck ſei von der Roten Armee beſetzt.. 25 f 3Eein großer Liebesgaben⸗Schwindel. i Große Schiebungen, die unter dem Deckmantel der Wohl⸗ tätigkeit vorgenommen worden ſind, hat die Landespolizer in Berlin aufgedeckt. Eine angeblche Deutſchamerikanerin. Miß Virginia Moll, hatte vor längerer Zeit den Reichsein⸗ fuhrbehörden mitgeteilt, daß ſie amerikaniſche, durch freie Liebestätigkeit geſammelte unbeſchränkte Geldmittel für die Aufbeſſerung der Ernährungsverhältniſſe Deutſchlands zur Verfügung habe, und daß für dieſes Geld Lebensmittel im Auslande aufgekauft und bedürftigen Bevölkerungsgrup⸗ pen und Wohltätigkeitsanſtalten als„Liebesgaben“ unent⸗ geltlich übermittelt werden ſollten. Auf Grund dieſer An⸗ gaben wurde ihr eine Einfuhrgenehmigung für etwa 100 Waggons Lebensmittel, Tabak uſw. erteilt, deren Werte in die Millionen gehen. Da es ſich um Liebesgaben handelte, wurde dafür größtenteils Zollfreiheit gewährt. Es han⸗ delte ſich aber vielmehr um eine gwöhnlche Lebensmittel ſchiebung. Geldgeberin war zunächſt die Schweizer Export⸗ firma Wyler Sohn in St. Gallen, deren Inhaber bei der Commerz⸗ und Privatbank in Berlin ein Konto hatte. Spä⸗ ter trat dieſe Bank ſelbſt als Geldgeberin in die Erſchei⸗ nung. Es war ein Proviſionsſatz von 1 Prozent für den Monat ausbedungen bei einem Beleihungskapital von zu⸗ letzt 1½ Millionen Mark. Dem Depoſitenkaſſenvorſteher Flatow wurden für den Nachweis des Beleihungsgeſchäfts 10 000 Mark gezahlt. Den Ankauf der Waren beſorgte die Kopenhagener Firma L. Hirſchfeld u. Co. in Brüſſel und Antwerpen, den Vertrieb in Deutſchland deren Vertreter, der Kaufmann Mautner aus Wilmersdorf. Um die Ein⸗ fuhrbehörden ganz ſicher zu machen, trat Miß Moll mit Hirſchfeld und Mautner als Vertreter der„Wirtſchaftshilfe⸗ Amerikaniſcher Unterſtützungsverein, Sitz Berlin“ auf. Dieſe Wirtſchaftshilfe errichtete in einer Berliner Ein⸗ und Ausfuhrüberwachungsbehörde mit deren Genehmigung ſo⸗ gar eine Küche für die 1000 Angeſtellten. Sie lieferte eine Kücheneinrichtung für 6000 Mark und ſtellte ein überaus billiges Mittageſſen, beſtehend aus drei Gängen, für 4 Mk. her. Der größte Teil der dazu benötigten Lebensmittel wurde im Inlande gekauft. Das beſondere Vertrauen der Einfuhrbehörde erwarb ſich die„Wirtſchaftshilfe⸗ durch die Veranſtaltung einer Weihnachtsfeier für die Angeſtellten der Behörde, wofür das amerikaniſche Komitee 18 000 Mark für Kuchen, Aepfel und Nüſſe und 63 000 Mark für Liebes⸗ gabenpakete bezahlte. Zu der Feier erſchienen auch Miß Moll und Mautner als Vertreter des gar nicht exiſtieren⸗ den amerikaniſchen Unterſtützungskomitees, ſowie der Syn⸗ dikus der Miß Moll, Rechtsanwalt Dr. Funk aus Köln am Rhein. 3 Bes Schwindel würde dadurch aufgedeckt, daß Beamte des Landespolizeiamtes auf eine Kakabladung aus Hamburg aufmerkſam wurden, die als Liebesgabe zollfrei eingeführt wurde. Dadurch kam man auf die Spur der Schwindler. Von den hundert für die Einfuhr freigegebenen Waggons waren bisher nur etwa dreißig über die Grenze gekommen. Die Einfuhr der anderen Waggons wurde ſofort geſperrt. Die in Berlin bereits auf Lager befindlichen Waren, Kon⸗ densmilch, Rinderfett, Kakao, Mehl, Tee, Kaffe uſw. ſind beſchlagnahmt worden, ebenſo die Bankkonten der beteilig⸗ ten Perſonen. Miß Moll und Mautner ſind in Unterſuch⸗ ungshaft genommen worden. 8 5 c Lokales. e Faſtuacht in Baden. Die badiſche Regierung be⸗ abſichtigt von einer Erneuerung des in den letzten Jahren beſtehenden Faſchingsverbots abzuſehen und Koſtüm⸗ und Maskenbälle zu geſtatten. Das Maskentreiben auf den Straßen wird jedoch auch an dieſer Faſtnacht unterſagt ſein. Wie von zuſtändiger Seiter hierzu noch mitgetetlt wird, ergab eine Umfrage des Miniſtertums des Innern, daß eine gleichmäßige Durchführung des in den letzten Jahren beſtandenen Karnevalsverbots im ganzen Lande nicht möglich wäre. Bei der Freigabe der Faſchingsver⸗ anſtaltungen wurde vorausgeſetzt, daß mit Rückſicht auf die Zeitlage größere öffentliche Veranſtaltungen, wie große Umzüge auf den Straßen, nicht unetrnommen werden. Den Bezirksämtern bleibt es überlaſſen, falls ſie Ausſchreitun⸗ gen befürchten, die Faſchinsveranſtaltungen zu verbieten. —k Höhere Preiſe für Tabak, Zigarren und Zigaretten. Aus Kreiſen des Tabakgewerbes wird uns geſchrieben: Die Erhöhung der Banderolenſteuer, die am 1. April in Kraft treten wird, wird das geſamte Tabakgewerbe nötigen, neue Verkaufspreiſe feſtzuſetzen. Man erwartet, daß die große Tabakmeſſe, die im Zuſammenhang mit der Frankfurter Frühjahrsmeſſe vom 10. bis 16. April ſtattfindet, bei der Neuorientierung beſonders wertvolle Dienſte leiſten wird. —* Voſtverkehr mit Amerika. Demnächſt gehen folgende Verkehrsdampfer nach Amerika ab: 1. Dampfer„Susque⸗ . von Bremerhaven nach Neuyork am 22. Januar, oſtſchluß beim Poſtamt 2 in Emmerich am 20. Januar 5 Uhr nachmittags für Einſchreibbriefe und am 21. Januar 1 Uhr nachts für andere Sendungen, beim Poſtamt 1 mn Hamburg am 21. Januar 12 Uhr mittags und beim Poſt⸗ amt 1 in Bremen am 21. Januar 11 Uhr abends für alle Sendungen; 2. Dampfer„Gelria“ von Amſterdam nach 5 1 Rio de Janeiro, Santos, Montevideo u. Buenos Aires am 2. Februar, Poſtſchluß beim Poſtamt 2 in Emmerich am 31. Januar 5 Uhr nachmittags für Einſchreibbriefe und 12 Uhr nachts für andere Sendungen, beim Poſtamt 1 in Hamburg am 31. Januar 8 Uhr vormittags für Einſchreibbriefe und 7 Uhr nachmittags für andere Sendungen. Die urſprüng⸗ lich auf den 15. Januar feſtgeſetzte Abfahrt des Dampfers „Mount Clay“ von Hamburg nach Neuyork ſoll voraus⸗ ſichtlich am 20. Januar ſtattfinden, bei pünktlicher Abfahrt würde der Poſtſchluß beim Poſtamt 1 in Hamburg am 19. Januar etwa 12 Uhr mittags für Einſchreibbriefe und 10 Uhr abends für andere Sendungen eintreten. 1 Fussballogg. Seckenheim. Die Weihnachtsfeier, ſo⸗ wie der Theaterabend der Fußballogg. haben durch ihre Glanzleiſtungen ohne Zweifel all das bisher gebotene weit übertroffen. Die künſtlerich geſchulte Kapelle brachte vor⸗ zügliche Ouvertüren, Fantaſten, ſowie Caparettſchlager und flotte Walzer und Märſche zum Vortrag. 23 Nummern vervollſtändigten das Programm. Auf die Einzelheiten einzugehen iſt unmöglich. In kurzen Worten ein Ueberblick: Schon bei der Saalöffnung um 7 Uhr, war der Saal mit dem 1. An⸗ ſturm der Beſucher bereits überfüllt und mußten bis zu Beginn der Feier der weitaus größte Teil der Eingeladenen wieder umkehren. Das alte Klagelied, eine noch immer fehlende Feſthalle, wo alle Vereine ihre beſondere Feſtlich⸗ keiten abhalten könnten, kam on dieſem Abend ſicher von den meiſten Beſuchern in Erwähnung. Programmäßig er⸗ öffnete der Vorſitzende Herr K. Erny die Feier und grüßte mit dankenden Worten für den Beſuch die Anweſenden und heiteren Darbietungen. Grimmelhauſen“ chon der Titel bürgt für den humor⸗ vollen Inhalt des Stückes, welches auch von den Darſtellern und gab einen kurzen Rückblick auf die Vereinstätigkeit und ſchloß mit dem Mahnruf, auch fernerhin der Fagne und des Volkes zuteil werden ſolte blau⸗welß treu zu bleiben. Ein ſchöner Prolog, geſprochen von Herrn Guſt. Weber, gab die Einleitung der ernſten „Bürgermeiſterwahl von prächtig wiedergegeben wurde ſodaß der Lacherfolg nur durch Mahnrufe gedämpft werden konnte. Höchſt orſginell wirkte, Herr Friedel Rudolf mit ſeinem Koſtüm⸗Couplet „Der Dorfkavalier“. Erſt nach mehrmaliger Wieder⸗ holung des Schlußreverains gab ſich das Publirum mit feinem Schnadahüpfl zufrieden.„Das Lügenneſt“, kurzer Inhalt: In der Gaftwirtſchaft von Bierbauch treffen ſich täglich fidele Geſellen, die ſich der Unterhaltung und des Uitkes wegen die Hucke vollügen. Zufällig kommt nun ein Fremder in das Lügenneſt, der auch gerne lügt. Der verulkte 2 von den Gäſten derart, daß ihnen ſchwarz und grün vor den Augen wird. Schließlich fallen die Lügen⸗ peter noch auf eine Wette des Fremden hinein, welche letzterem Gelegenheit gibt, ſich von der Zahlung der Zeche zu drücken. Die Spieler wurden mit Beifall würdig belohnt. Fah planmäßig trifft unter ſtürmiſchem Geräuſch punkt 10 Uhr die Flugpoſt ein mit deren gefahrvoller Führung Herr Pilot Hch. Jakoby betraut war. Mit Sturzhelm Pilotenkoſtüm und Fallſchirm bewappnet übernimmt ge⸗ nannter die Verteilung der Briefſendungen an eine große Anzahl der Anweſenden und verurſachte der Inhalt den größten Heiterkeitserfolg. Nach Ueberreichung eines Ehren⸗ geſchenkes an den Spielleiter von ſeitens des 1. Vorſitzenden trat eine kurze Pauſe, die durch die kunſtvoll eingerichtete Lichtreklame angezeigt wurde, der 2. Teil ein. Nach einem vortrefflich geſpielten Einleitungs⸗ Marſch, welcher mit wirklich fantaſtereicher Hingabe geſpielt wurde, eröffnete das Glockenzeichen den Beginn des humoriſtiſchen G ſamt ⸗ ſpieles:„Onkel Deibchens Beſuch in der Dorfſchule“ Herr Karl Link als repräſentative Lokalgröße bekannt, war als Onkel Deibchen ein Original für ſich, die 3 Schuljungen und Lehrer nicht minder, wer hier keine Tränen gelacht, dem waren ſicher während den Jahren der Zwangswirtſchaft die Tränen verloren gegangen. Stür⸗ miſcher Beifall durchſtrömte längere Zeit das durchaus vollbeſetzte Haus.„Das luftige Kleeblatt vor Gericht. Wie alle zu Theaterſrücken verfaßten Gerichtsſzenen ur⸗ komiſche Lacherfolge hervorrufen, ſo auch hier. Aber die Rollen waren gut verteilt, ſodaß ſich die Spieler mit einem Geſamtlob und dem Beifall des Publikums degnügen müſſen, denn ſtets verſtand es der eine, den anderen zu übertreffen.„Die Jugendzeit“ ſowie„Wer uns getraut“ geſungen von Bariton Herrn Ph. Blümel verfehlten nicht hre Wirkung, ebenſo das Couplet von Fräulein Elſa Harms„Ich bin Friſeuſe“. Die Verſteigerung des Chriſt⸗ baumes, die zugkräftige Bieter und ſpendierende Käufer fand, wurde nun unter allgemeiner Zufriedenheit vor⸗ genommen und jeder, der am Schluſſe einen Ac als ſein Eigentum betrachten durfte, war mit Eß⸗ und Trinkwaren damit mehr oder weniger reich geſegnet.„Um Wurſt und Schinken“ bildete neben weiteren Muſtkeinlagen den Schluß der Veranſtaltung. Was in dem letztgenannten humoriſtiſchen Geſamtſpiel an ftollen Streichen geboten wurde, ging über das Gewohnte. Lachſalve auf Lachſalve veranlaßte die Spieler, kleinereß Kunſtpauſen einzufügen, aber die Lachmuskeln traten bei jedem Witz in heftige Tätigkeit. Die Mitwirkenden gaben ſich auch große Mühe, die in dem Inhalt verkörperte Handlung in Mimik und Witzen wiederzugeben. Mit einer kurz gefaßten Schluß⸗ anſprache dankte der 1. Verſitzende den Anweſenden für ihren Beſuch und ermahnte auch fernerhin unſere Ber⸗ anſtaltungen zahlreich zu beſuchen. Es ſei an dieſer Stelle allen Mitwirkenden herzl. gedankt für ihre Mühe und Aufopferung, die ſte ſich zu dieſer Veranſtaltung gegeben haben. K. R. 9 männer- Gesangverein. Der Männer⸗Geſangverein Seckenheim(gegr. 1861) hielt am Montag, den 17. Jan. ſeine ordentliche Hauptverſammlung ab. Nach dem Ge⸗ ſchäftsbericht des Vorſitzenden zu ſchließen hatte der Verein unter der Leitung ſeines rührigen Dirigenten Herrn Real⸗ lehrer Fr. Steinecker im abgelaufenen Vereinsjahr recht gute Erfolge erzielt. Es würde zu wei führen, hier auf Einzelheiten einzugehen Geſagt ſei ur, daß der Geſamt⸗ vorſtand, mit Ausnahme des Schriftführers der ſein Amt niederlegte, nach ſeiner Entlaſtung einftimmige Wi derwahl erfuhr. Den Hauptpunkt der Tageso du ang bildete die Aus ſprache über das im Jahre 1921 abzuholtende bofäbr. Stiftungsfest, welches gleichzeitig mit dem Fängertag des Bad. Pfalzgau-sängerbundes, verbunden mi Konzert und Wertungsſingen, hier abgehalten werden ſoll. Der Ausſchuß wurde gebildet und als Tag der Veranſtaltung der 29. Mal beftimmt. Die Vorarbeiten hierzu ſind in vollem Umfange aufgenommen und werden wir alles daran ſetzen unſeren Bundesbrüdern angenehme Stunden zu bereiten. M. Turnerbund„Jen“ Heckenheim. Die gut be⸗ ſuchte Hauptverſammlung unſeres Vereins nahm einen ſchönen und für die Turn⸗ und Pereinsſache günſtigen Verlauf. Nach& ſtattung der einzelnen Tätigkeitsberichte die ein umfaſſendes Bild des reichen Arbeitsfeldes des Vereins gaben und daraus zu erſehen war, daß man trog allgemeiner verworrener Verhältniſſe in unſerem Volksleben und mancher Hinderniſſe die ſich der Turnſache im Laufe des Jahres entgegenſte ten, Fortſchritte verzeichnen konnte ſodaß der Verein innerlich gekräftigt mit Zuverſicht in das neue Vereinsjahr eintreten kann. Nach Eatlaſtung des Geſamtvorſtandes wurden die Neuwahlen getätigt. Der Turnrat beſteht aus folgenden Mitgliedern: Peter Vogler, J., Valt. Heierling II. Vorſitzender; Phil. Schnabel I., Peter Kager II. und Karl Kreutzer III. Turnwart; Wilhelm Hirſch, Kaſſier; Karl Schulz 1, Emil Sichler II. Schrift⸗ führer; Martin Kegel J., Karl Schläfer II. Zeugwart; Gg. Kegel, Spielwart; Gg. Hauck und Alb. Rieſenacker Sportwarte; Schreck Ludwig, Schläfer Adam, Hauck Wilh. und Ruck Franz Beiſitzende. 5 1 Möge der neue Turnrat im Verein mit ſeinen Mit⸗ gliebern zum Segen der Turnſache wirken und allgemein die Unterſtützung finden die ihr im Intereſſe der Ju Vor dem Ziel un erer Ho nung? Von Ingenieur Robert Dietrich ⸗ Berlin. Im folgenden wird über das, was der Berliner In genieur W. von Unruh über ſeine neue Erfindung mitge teilt hat, berichtet, er ſagt, daß es ſich nunmehr erweiſer müſſe, was es mit dieſem„Stromerzeuger“ auf ſich habe. Wenn man in den vielen uns zur Verfügung ſtehender Schriften, welche die Entwicklung der Menſchheit aufzeich nen, nachblättert, ſo wundert man ſich wohl über die primi⸗ tiven Einrichtungen, die den Generationen vergangenen Jahrhunderte dienten. Aber der nie raſtende Geiſt fördert. die Vervollkommnung jeglicher Dinge bei faſt allen Völkern die ſich gegenſeitig anſpornten und ihre Zeitgenoſſen mi wichtigen kulturellen Erfindungen beglückten. Lange genug ſtand man anfangs den ungebändigten Elementen ohnmäch⸗ tig gegenüber fand aber doch immer mehr Mittel und Wege, ſich der zum Teil verheereden Naturkräfte zu bedienen. Es wurden zwar arge Mißgriffe gemacht, denen nicht ſelter Menſchenleben zum Opfer fielen. Doch beherzte Männer, die aus allen gelernt hatten, gingen unentwegt auf der Bahn kühner Forſchungen weiter. Sämtliche Kulturſtaaten kön⸗ nen Angehörige aufweiſen, die die Wiſſenſchaft in jeder Be⸗ Ziehung förderten und ſtets neue Ziele ſuchten und fanden. So brachte man die Technik zu der heutigen, unamſtrittenen Höhe, beſeitigte alles Primitive u. kannte nach keiner Seite hin Begrenzungen. Wer erinnert ſich nicht der zahlreichen Kataſtrophen, die ihr Urſache in den niedergehenden Waſſer⸗ mengen hatten, wenn ſchwere Unwetter die Kraft der Natur⸗ gewalten bewieſen und die Bewohner ganzer Ortſchaften und Landſtriche aufs höchſte gefährdeten. Um ſolchen Ver⸗ wüſtungen zu ſteuern, baute man Talſperren(rieſige Sam⸗ melbecken) und regulierte nunmehr den Abfluß in beliebiger Weiſe, wobei man die Waſſerkräfte auf Waſſerräder einwir⸗ ken läßt, die ihrerſeits wieder maſchinelle Einrichtungen an⸗ treiben. So findet die einfache Verwertung einer ſtarken Naturkraft ſtatt und gleichzeitig die Verhütung ſchwerer Schädigung des nationalen Eigentums. Ebenfalls nicht unbekannt iſt der gefährliche Charakter ſchwerer Gewitter, denen früher nicht nur zahlreiche Men⸗ ichen zum Opfer fielen, ſondern auch wertvolle Güter. Nun find wir längſt in der Lage, die r elektriſchen Spannungen und Stromſtärken, die durch atmoſphäriſche Entladungen freiwerden, mittels richtig angelegter Blitzab⸗ leiter zur Erde abführen zu können. Der Häuſfigkeitsfaktor ſchwerer Blitzſchäden hat inzwischen einen verhältnismäßig niedrigen Wert angenommen. In dieſer Erkenntnis bemeſ⸗ en auch die Feuer⸗Verſicherungsgeſellſchaften die Prämie für Imobilien. die gegen Blitzſchlag geſichert ſind, weſentlich niedriger. Gegenwärtig ſind zahlreiche Techniker damit be⸗ ſchäftigt, die atmoſphäriſche Elektrizität, dieſe ungeheuere, bisher unausgenützte Naturkraft, die Rieſenwerte verkör⸗ pert, in Feſſeln zu ſchlagen und in den Dienſt der Menſchheit zu ſtellen. Man hat bereits praktiſche Verſuche angeſtellt und ſogenannte Strahlengerüſte in Form von hohen Maſten gebaut welche die Elektrizität gewiſſermaßen„aufſaugen“ ſollen, um ſie dann in entſprechende Sammler abzuleiten. Gelingt dies in größtem Maße, ſo werden in derart geſchütz⸗ ten Gegenden ſolche„Sauger“ die Anhäufung der atmoſ⸗ phäriſchen Elektrizität mehr ooͤer weniger verringern und ſomit auch die Unglücksfälle reduzieren. Gleichzeitig führt dies aber auch zur Gewinnung von elektriſcher Energie und bedeutet eine Bereicherung des Volksvermögens, was ge⸗ rade für uns ein großer Vorteil werden könnte. Wir haben es alſo in dieſem Fall mit einer komplizierteren, noch der Vervollſtändigung harrenden Ausbeute einer Naturkraft zu tun, als es beim Waſſer zutrifft. Aus den kleinſten Anfängen heraus iſt die Elektrizität heute in einem Rieſenumfang in den Dienſt der Menſch⸗ 5 geſtellt. Ueberall findet der elektriſche Strom Anwen⸗ Fung. Er ſchafft uns jene ideale Wohnungsbeleuchtung, die Ens, dat der Glühfaden in den elektriſchen Birnen in fat luftleerem Raum brennt und ſomit von der Luft gänzlich abgeſchloſſen iſt, nicht wie bei der Gas⸗ und Petroleum⸗Be⸗ leuchtung den Sauerſtoff entzieht und Kohlenſäure abgibt. e iſt jegliche Feuersgefahr auf ein Minimum be⸗ 1 ränkt, weil wir es nicht mit offenen Flammen wie bei den brigen Beleuchtungsarten zu tun haben. Ferner haben die meiſten, vor allem die größten induſtriel⸗ len Betriebe elektriſchen Maſchinenantrieb, der ſich billiger als Dampfmaſchinenantrieb ſtellt, wenn beſtimmte Voraus⸗ ſetzungen gegeben find. Im allgemeinen beziffert man den Wirkungsgrad bei elektriſchem Antrieb auf rund 80 v. H. Um dieſen Wert zu erhöhen, baute man große Elektrizitäts⸗ Werke und Ueberland⸗Zentralen. Letztere vornehmlich dort, wo entweder ſelbſt große Kohlenmengen gefördert werden konnten(Mitteldeutſches Braunkohlengebiet) oder ein gün⸗ ſtiger Kohlentransport auf dem Schienen⸗ bezw. Waſſerwege genügende Kohlenvorräte gewährleiſtet. Die Ueberland⸗ zentralen geben ihren Strom auf weite Entfernungen ab. Berlin bezieht z. B. ca. 40 000 Kilowatt aus dem Kraftwerk Golpa. Die Spannung dieſes Stromes beträgt rund 100 000 Volt und wird im Umformerwerk Rummelsburg⸗Berlin auf die Verbrauchsſpannung von 220 Volt herab trans formiert. Die Zentraliſierung der* iſt gewiß von großem Nutzen, jedoch K N Bedingung, daß ſtete Betriebsbercitſchaft gegeben iſt. vifft dies nicht zu, z. B. bei einem Streik, ſo werden alle augeſchloſſenen Stadie und Ortſchaften ſchwer davon betroffen. Jeglicher Straßenbahn⸗ verkehr und die induſtriellen Betrieb müſſen ruhen, gemein⸗ nützige Anſtalten und viele Familien ſind ohne Licht. Dann zarſchieren die Reſerven auf: Gas, Petroleum, Spiritus, Sar bid, Magneſium, Stearin und dergleichen. Schädigungen ſchwerſter Art ſind auf allen Gebieten die unausbleiblichen Folgen, die manchen Vorteil illuſoriſch machen. Trotzdem gibt es keine Wahl mehr zw hen Zentraliſation und De⸗ zentraliſatton. Im Intereſſe Deutſchlands muß eine Er⸗ ſparnis im Verbrauch der Kohle eintreten, was beſonders durch die Zent traliſation der Kraftwerke geſchehen kann. Dieſen wird die im rheiniſch⸗weſtfäliſchen und oberſ chleſiſchen Bezirk geförderte Kohle zugeführt— aber auch die in Mit⸗ teldeutſchland gewonnene Braunkohle. Doch die Haupt⸗ mengen der zutage gebrachten Kohlen müſſen wir benutzen, um den Verpflichtungen an das Ausland nachzukommen. Eher oder ſpäter findet ſowohl bei uns wie auch in anderen Ländern einmal der gänzliche Abbau der Kohle ſtatt, wenn der Bedarf ſo weiter zunimmt, wie es im letzten Jahrhun⸗ dert der Fall war. Da indeſſen ohne Kohle ein geregeltes Wirtſchaftsleben undenkbar iſt, erſteht den Forſchern ein neues Ziel, welches erſt erreicht iſt, wenn ein gleichwertiger oder beſſerer Erſatz für Kohle gefunden iſt und der prakti⸗ ſchen Verwertung zugeführt werden kann. Es iſt von Her⸗ zen zu begrüßen, daß in allen Zonen Männer nach dieſem Ziel Umſchau halten, das Mutter Natur noch ſo ſorgſam verhüllt hält. Es hat den Anſchein, als wäre der Hebel an der richtigen Stelle angeſetzt worden. Unſere Lehre von der Phyſik und Chemie ging bisher dahin, daß es zirka 90 Elemente gibt, die das Weltall aus⸗ machen. Man nennt ſie Atome und ſtellt ſich darunter Stoffe vor, die ſich nicht mehr teilen laſſen. Jedoch ſcheint dieſer Standpunkt ſchon arg ins Wanken gekommen zu ſein. wie Rutherford, Bohr, Aſtor u. a. bewieſen haben. Man veiß, daß ſich das Atom des Urans freiwillig in zwei wei⸗ tere bekannte Elemente: Blei und Heliumgas ſpaltet, wobei eine rieſige Energie frei wird. Wenn 1 Gramm Radium zerfällt, ſo geſchieht dies unter Ausbeutung von rund zwei Milliarden Kalorien, welche gleiche Wirkung wir durch Ver⸗ brennung von einer vielhunderttauſendfachen Menge Kohle erzielen. Der Unterſchied iſt überwältigend. Und fetzt geht die Wiſſenſchaft daran, geeignete Mittel zu finden, die die gewaltſame Zertrü mmerung der Atome bezwecken. Das Ziel kennt man; den Weg noch nicht. Die Wiſſenſchaft ſtellte ſeſt: jedes Atom irgend eines Stoffes enthält als integrie⸗ renden Beſtandteil Elektronen, und zwar in Bewegung von einer Größenanordnung, die nahezu der Lichtgeſchwindig⸗ keit entſpricht. Somit wäre jedes Atom ein kleines Plane⸗ tarium, relativ ebenſo wenig maſſivr wie unſer Sonnen⸗ ſyſtem. Man zertrümmert die Atome mittels Alfa⸗Strahlen (zweifach poſitiv gehaltene Helium⸗Projektile). In geſetz⸗ mäßige Bahnen gezwungene Energie iſt der Stoff und nicht mehr tote Maſſe. Der Engländer Rutherford hat Stick⸗ ſtoff⸗Atome durch Alfa⸗Strahlen zertrümmert. Man kam zu der Annahme, daß u. a. Waſſerſtoffatome enſtanden ſeien, und glaubt den Schluß herleiten zu können, daß tatſächlich ganz neue Energiequellen zu ſchaffen wären, deren Bedeu⸗ tung unermeßlich werden könnte. Wie auf verſchiedenen Gebieten ſchon große Ueberraſch⸗ ungen zutage getreten ſind, muß man in der Atom⸗Theorie darauf gefaßt ſein, daß man ſich im Bereich der ungeahnten Möglichkeiten befindet. Es darf wohl angenommen wer⸗ den, daß ſich mehr als hundert Forſcher mit der Verwirk⸗ lichung dieſer Idee befaſſen. In dem Vertrauen zu den Männern der Wiſſenſchaft verankert ſich unſere Hoffnung, baldigſt von der jetzt faſt allein zur Verfügung ſtehenden Ur⸗ ⸗Kraft⸗Quelle: der Kohle, befreit zu ſein. Der Berliner Ingenieur W. von Unruh wies auch, als ich ihn kürzlich aufſuchte, mit wenigen Worten auf die von ihm gemachte Erfindung, den„Stromerzeuger“, hin und 1 mich mit ſeinem wiſſenſchaftlichen Mitarbeiter Prof. E. A. Krauſe be⸗ kannt. Dieſer gab mir über das Weſen der Erfindung, die ſich auf der Atom⸗Zerſtörung aufbaut, einige Erläuterun⸗ gen über den„Stromerzeuger“. Sie bezogen ſich aber mehr auf die Wirkung als auf die Urſache, ſo daß nur das Reſul⸗ tat bekannt wurde. Nach dieſem gab der„Stromerzeuger“ bereits eine Leiſtung von 10 Kilowatt von ſich, angeregt durch drei kleine Batterien von zirka je 7 Volt bei etwa 2 Ampere, die die ſogenannten„Reizſtröme“ lieferten. Da die Patentanſprüche noch nicht feſt umſchrieben ſind, war es bisher nicht möglich, von den Einzelheiten Kenntnis zu erhalten, zumal der bereits erprobte Apparat einer Um⸗ konſtruierung unterzogen war und jetzt unter Beſeitigung erkannter Mängel im Umbau iſt. Nachdem nunmehr die Aufmerkſamkeit weiter Kreiſe auf dieſe neuartige Erfindung gelenkt worden iſt, liegt es Herrn W. v. Unruh und Herrn Prof. E. A. Krauſe ob, durch äußerſte Kraftentfaltung den „Stromerzeuger“ ſchnellſtens wieder zuſammen zu bauen und den Fachkollegen eheſtens vorzuführen. Herrn Patent⸗ Ingenieur Mintz, der die Patentbearbeitung in Händen hat, fällt aber die Aufgabe zu, durch umfaſſende Maßnahmen den Patentanſpruch auf den„Stromerzeuger“ und ſeine Ein⸗ zelheiten weiteſtgehend auszudehnen, ſo daß kein Grund mehr beſteht, die Befürchtungen bezüglich der Patentver⸗ letzungen als Wall gegen fachmänniſche Einſichtnahme auf⸗ recht zu erhalten, wie es jetzt geſchieht. In den nächſten Ta⸗ gen glaubt man den Apparat in der umkonſtruierten Weiſe fertig zu haben. Allſeitig erwartet man dieſen Termin int böchſter Spannung und dann wird es ſich zeigen, wer recht arhabt hat: Optimiſten oder Peſſimiſten. Es gibt jeden⸗ talls etm sroße Anzahl von Zweiflern, die der Erfindung bes Brrrn. Unruh keinen Wert beimeſſen und von Miß⸗ rauen erſüdi ſind. In dieſer Angelegenheit muß ſchnell⸗ ſtens Klarbett geſchafft werden., ich glaube, daß dies nur obiektip durch Herrn W. v. Ur und vornehmlich ſeinem Mitarbeter Herrn Prof. E. A. nie geſchehen kann. Die Oefſeutlichkeit iſt alarmiert worden und hat nun ein Recht, Bewetſe zu verlangen, wo der Glaube an Ueberwältigendes verſagt. Wir wünſchen ſehunlichſt den. Zeitpunkt heran, an weichem unparteiiſche Fackgelehrte den„Stromerzeuger“ vorgefithit erhalten und mit den grundlegenden Einzelhei⸗ ten vertraut gemacht werden, damit wir aus ihren Urteilen entnehmen können, ob wir das Ziel unſerer Hoffnung er⸗ reicht daben, oder nur durch ein Irrlicht vom rechten Weg abgekommen ſind. Verantwortlich fur die Redaktion: Ph. Deffren, Seckenheim. —— elle Ss l 2 Hasen Ortsgruppe Seckenbheim. Morgen Jamstag, 22. Jannar, abends 8 Uhr findet im Lakal zum Badischer Bauernbund. 0 flegel Cure Fussböden!! (Plaksntant) entlaufen. Haupfſtraße 207. 2 n 3 llegel Aud ummnmnumn/ O b. Rirchonchor Genercl. Uersammlung gan. ee — S S— Ol I Ale dur, Abend vun: r 2. Kaſſenbericht. 0 3 2 1 0. pro 0 8 Uhr Aber nur mir 2 3. Wahl des Geſamtvorſtandes. f Leid Fir Nils garantiert rein. Mk. 17.50 Etr. Probe 22888 4. Umſatzſteuer. 5. Wünſche und Anträge. Der Vorſtand. Sammel⸗Anzeiger du für Miiglieder der Jandw. 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Her zer, Schloßſtr. 17 weit dies noch nicht erfolgt iſt, baldigſt ab⸗ ehemaliger Kriegsgefangener Ortsgruppe Heckenheim. 5 Tanz⸗Vergnügen Anaaadadaaedndaudaaadddnanagaeddata hannah am Sonntag, den 23 Jaunar 1921, abends 7 Uhr ien Kaiſerhef, wozu un⸗ ſere Mitglieder, die Damen und Herren des Volksbundes, ſowie Freunde Gönner freund⸗ lichſt einladen. Der Vorſtand „Turnverein Seckenheim gegr. Einladung! Am Samstag. 22. d. Mts., abends 7 Uhr findet im Lokal zum„Schloß“ unſer dies jähriger f Vereins- all Wir beehren uns, unſere aktiven und paſſtoen Mitglieder nebſt Ang hörige zu dieſer Veranſtaltung freundlichſt einzuladen. 1898 ſtatt. Garantiert reines blütenweiles Schweine- schmalz per Pfd. Mk. 15.50. Süg-Margarine per Pfd. Mk. 14.—. Felnst. Reps- u Salatöl Zu billigsten Tages preisen Sämtliche Hülsenfrüchte und Suppen- artikel zu herabgesetzten Preisen. Frisch eingetroffen: la. gemischtes Dörrobst, Nudel, Macearoni, feinste Schokolade, Tee und Kakao, frisch gebrannten Kaffee. 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