die Augen offen, ſuchen hinter die Geheimniſſe der Kor⸗ 8 * 222 8 5 42285 5. imtsblart der Bürdermeisterämtfer Seckenheim. Jlvesheim ſleckurhausen und Edingen Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit Trägerlohn. 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— onn⸗ und Feiertage. Al. Jahrg. mit Ausnahme der Durch die Poſt bezogen pro Quartal rſcheint täglich Montag, 31. Januar 1921 Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 60 Pfg- Reklamen 2.50 Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Mk. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. No. 25 Politiſe e Wochenſchau. Die deutſche Mark ſteigt immer noch, trotz der unge⸗ eueren Forderungen der Franzoſen auf der Pariſer Konferenz. Vielleicht iſt das Programm Lloyd Georges Schuld an dem Optimismus der Börſe, vielleicht ſind es andere Gründe. Oberſchleſien iſt uns doch auch nicht ſicherer geworden, im Gegenteil von Tag zu Tag mehren ſich die Nachrichten, daß große Waffenſchiebungen polni⸗ ſcherſeits und von den Franzoſen unterſtützt, wenig⸗ ſtens mit mehreren zugedrückten Augen, über die ober⸗ ſchleſiſche Grenze ſtattfinden.. Es iſt in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden. Die Polen haben erkannt, daß ein Aufſtand nur gelingen könne, wenn er überraſchend kommt. Die Ueberraſchung fiel fort, weil er zu früh bekannt ward. So herrſcht jetzt Ruhe, aber, wie es ſcheint, eine Ruhe, die zu Be⸗ denken Anlaß geben muß. Es iſt ſelbſtverſtändlich(in Oberſchleſien rechnen alle Deutſchen damit), daß noch vor der Abſtimmung Korfanty einen neuen Streich un- ternehmen wird. Er geht dabei durchaus eins mit der volniſchen Regierung, die ja nur in der Lage war, die Truppen⸗Konzentration an der Grenze zu befehlen, die nur über die Hallertruppen, die Korfanty in Oberſchle⸗ ſien untergebracht hat, zu verfügen. Welcher Art die neuen Pläne ſind, weiß man nicht. Aber man iſt unter den Deutſchen nicht müßig. Man ſucht nach Abwehr⸗ maßnahmen. Mit Waffen darf und kann man ſich nicht wehren, da die Waffen abgeliefert werden mußten. Es blieb allein übrig, eine Art Aufpaſſer⸗Organiſation zu ſchaffen. Die Deutſchen in Oberſchleſien wiſſen nämlich, daß ſie allein nur dann neue Pläne Korfantys verhin⸗ dern können, wenn ſie ſie durchkreuzen. So halten ſie fantyſchen Maßnahmen zu kommen. Sie rechtzeitig auf⸗ zudecken, iſt eine Aufgabe, unblutig, aber doch das Beſte, um ſchwere Tage zu verhüten. Denn wenn die Beſatzung auf die neuen Putſch⸗Pläne der Polen hingewieſen wird, muß ſie, ſo ungern ſie es auch tun mag, doch eingreifen, muß wenigſtens ſo tun, als ob ſie Oberſchleſien neutral halten will. Die Deutſchen halten zuſammen, und in dieſem Zuſammenhalt liegt ihre Stärke. Wenn Kor⸗ fanty auch droht, er werde ſpäter die Führer alle zur Rechenſchaft ziehen, er werde die„Verräter“ beſtrafen, ſo laſſen ſich weder die Verräter noch die Führer der deutſchen Sache durch ſolche unverblümten Drohungen einſchüchtern. Noch iſt Oberſchleſien nicht polniſch. Und nach dem Willen der Deutſchen wird es niemals polniſch werden. Alſo iſt es durchaus berechtigt, wenn man über ſolche Phraſen Korfantys lächelt. Dieſer oder jener läßt ſich vielleicht einſchüchtern. Aber der Stamm der Werber und Führer, der Stamm derer, die für das deut⸗ ſche Oberſchleſien arbeiten, bleibt feſt und er hat das ganze Volk hinter ſich. 7 Während in Oberſchleſien die Abtrennung urdeut⸗ ſchen und niemals polniſch geweſenen Gebietes durch die b Franzoſen propägiert wird, fordern ſie in Paris ünge⸗ heuere Entſchädigungen. Die deutſche Regierung ſtellt ſich demgegenüber auf den Standpunkt, daß es nach wie vor im dringendſten Intereſſe Deutſchlands iſt, die Höhe ſeiner Wiederherſtellungsſchuld ſo bald als möglich ken⸗ nen zu lernen. 5 Es hat ein vertragsmäßiges Recht darauf, daß ihm dieſe Kenntnis bis zum 1. Mai 1921 verſchafft wird. Andererſeits verkennt Deutſchland nicht, daß zur Zeit die Feſtſetzung der Schuldſumme ſchwierig iſt. Die deutſche Regierung würde daher bereit ſein, auf die Ein⸗ haltung der Friſt zu verzichten, wenn es ihr gelänge, ſich bei den alliierten Regierungen über Teilleiſtungen Deutſchlands während der nächſten 5 Jahre zu verſtän⸗ digen. In dieſem Sinne hat ſie den Plan der fünf Jahreszahlungen als Ausgangspunkt der weiteren Ver⸗ handlungen angenommen. Die deutſche Regierung ver⸗ langt nun, daß bei den Verhandlungen über dieſen Plan die zahlenmäßige Höhe der Jahresleiſtungen einſtweilen vorbehalten und ihre Bewertung und die für die Bemef⸗ ſung für Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit maßgebenden, in Brüſſel näher bezeichneten Umſtände erörtert werden und daß über die Höhe der Geſamtſchuld auch bei dem Zuſtandekommen der Vereinbarung über die Annuitä⸗ ten nicht etwa erſt nach Ablauf der fünf Jahre, ſondern ſo bald als möglich weiter verhandelt wird. e In dieſen Tagen wird man zu den deutſchen Fragen zurückkehren: Entwaffnung, Kohle, Reparationen und, wenn möglich, Wiederherſtellung des Handels mit Mit⸗ teleuropa. Die Entſcheidung in der Entwaffnungsfrage, die nach einem rein demonſtrativen Vorgeplänkel einer Kommiſſionsverhandlung überwieſen worden war, wer⸗ den wir vorausſichtlich jetzt auch kennen lernen. Dann wird man ernſtlich über die Reparationen und über die Kohle ſprechen. Ziffernmäßige Entſcheidungen bezüglich der Reparationen zu fällen, liegt der Konferenz eigent⸗ lich nicht ob, aber ſie wird jedenfalls die weitere Marſch⸗ route der Brüſſeler Sachverſtändigen, die Reparations⸗ politik, zu beſtimmen haben, d. h. ſie wird nun entſchei⸗ den müſſen, ob das fünfjährige Proviſorium des Planes Seydoux' angenommen oder mit der Feſtſetzung eines forfait, einer Vergleichsſumme, verbunden oder welches Syſtem ſonſt angewendet werden ſoll. Erſt wenn man ſich darüber geeinigt hat— und eine Einigung wird bei den auseinander klaffenden Meinungen und der Schwie⸗ rigkeit dieſes ſchickſalsvollen Problems nicht leicht zu er⸗ zielen ſein— wird man über die Wiederherſtellung des Handels mit Mitteleuropa ſprechen können, die den Eng⸗ ländern vor allem am Herzen liegt. Aber es iſt zu be⸗ fürchten, daß die Konferenz, die eigentlich nur eine Woche dauern ſoll, nicht mehr die Zeit finden wird, ſich damit zu befaſſen. ö Der deutſche Reichstag beſchäftigte ſich nach Erledi⸗ gung verſchiedener kleiner Angelegenheiten in eingehen⸗ der Debatte mit der Reform der Rechtspflege. Nach Mit⸗ teilungen des Reichsjuſtizminiſters iſt damit zu rechnen, daß die Rechtsreformen nun endlich in Fluß kommen. Das, was der Reichsjuſtizminiſter allgemein über das Rechtsleben und die geplanten Reformen geſagt hat, kön⸗ nen wir zu einem großen Teil unterſchreiben. Durchaus richtig war der Hinweis auf den Zuſammenhang der ge⸗ ſtiegenen Kriminalität mit der Geſetzesüberproduktion, die zu einer Rechtsentfremdung geführt hat— nicht nur, weil ſich ſelbſt die Juriſten kaum noch in dieſem Wuſt von Geſetzen zurechtfinden, ſondern auch, weil viele von dieſen Geſetzen mit den Lebenstatſachen ſo im Widerſpruch ſtehen, daß ſie täglich und von Jedermann übertreten werden. Eine Summe von Geſetzen und Verordnungen wird ja anerkanntermaßen ſelbſt von denen nicht einge: halten, die über die Wahrung des Rechts zu wachen ha⸗ ben. Erſt eine Vereinfachung der Geſetzgebung und die Uebereinſtimmung der Geſetze mit dem Rechtsgefühl kann das Rechtsbewußtſein des Volkes wieder befeſtigen. Das wird die Aufgabe der nächſten Reformen ſein müſ⸗ ſen, die zugleich auch den ganzen Rechtsapparat einfacher zu geſtalten und vor allem auch den Richter ganz auf ſeine eigentliche richtende Tätigkeit zu konzentrieren und von allen formalen Bureauarbeiten zu befreien haben. Daß bei der Strafgeſetzreform mit der reinen obejktiven Ver⸗ geltungstheorie gebrochen wird, und die Perſönlichkeit des Angeſchuldigten in ihrem Weſen und ihrer ſozialen Entwicklung den eigentlichen Maßſtab der Beurteilung bilden ſoll, bedeutet einen grundlegenden Fortſchritt, ſetzt aber auch voraus, daß die Richter der ihnen damit über⸗ tragenen ſozialen Aufgabe gerecht werden, da ſie nicht bloß nach dem Paragraphen, ſondern nach dem Leben urteilen. Darüber aber herrſcht wohl volle Klarheit, da weder das reine Berufsrichtertum noch das reine Volks⸗ richtertum allein die ihnen zugedachten Aufgaben erf. len können. Der gelehrte Richter mit ſeiner Rechtskennk⸗ nis wird immer einen unentbehrlichen Grundpfeiler un⸗ ſerer Rechtſprechung bilden müſſen, aber ebenſo uneni⸗ behrlich iſt auch das Laienrichtertum als Mittler des Ver⸗ trauens zu den Gerickten. Werden die nötigen Garau⸗ tien für die gleichmäßige Heranziehung aller Volkskreiſe als Laienrichter gegeben, ſo wird das Zuſammenwirken die beſte Gewähr für eine gute und volkstümliche Rechts ⸗ pflege bilden.„ Tages ſchaun. Proſeſſor Einſtein wird, wie die T.⸗u erfährt, am nächſten Mittwoch in einer Privatgeſellſchaft in Paris einen Vortrag über das Relativitätsprinzip halten. Alle wiſſenſchaftlichen Kapazitäten ſind zu dieſem Vortrag eingeladen. Es iſt das erſte Mal, daß nach dem Kriege ein deutſcher Gelehrter, wenn auch nur in engem Kreis, in Paris ſpricht. 5 Die Abendblätter in Paris melden gleichzeitig, der inter⸗ alliierte Uebermachungsausſchuß in Berlin habe in Königs⸗ berg verſleckte Kanonen entdeckt. darunter ſolche neueſter Konſtruktion. General Nollet hat dem Oberſten Rat ſofort hiervon Mitteilung gemacht. Brüſſel, 29. Jan. St. March ſchreibt im 19. Sieele“ daß bisher allein Belgien eine genane Aufſtellung ſeiner Kriegsrechnung bei der Waffenſtillſtandskommiſſion einge reicht habe. Sie beträgt 25 Milliarden Papierfranken, die 10 Milliarden Goldmark gleichgeſetzt ſind. 5 — Das alte Lied. N Roman von Fr. Lehne. 6. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Sie nahm das Briefblatt las es langſam durch und bemerkte dann ruhig:„Warum nicht? Er ſchreibt doch ſo vertrauenerweckend; warum ſollte ich nicht?“ g„Mein Kind, ich erkenne Dich nicht wieder! Meine ſonſt ſo klug und vernünftig denkende Reni läßt ſich durch den Glanz des Goldes blenden und bedenkt nicht, daß zum Glück einer Ehe gegenſeitige Liebe die Hauptbedingung iſt! Das haſt Du doch ſelbſt vor nicht allzu langer Zeit geſagt— wie? Oder weißt Du das nicht mehr?“ 9„O gewiß,“ verſetzte ſie mit einem leiſen An lug von Trotz in der Stimme,„gewiß! Ich ſagte aber doch, daß ich einen armen Mann ohne Liebe nicht heiraten würde— wohl aber einen ſehr reichen— und das bietet ſich mir jetzt!“ „Ohne Liebe! Kind, Du weißt ja nicht, was es be⸗ deutet, ohne Liebe!— Regina, für ſo berechnend und materiell hätte ich Dich nicht gehalten— ich habe Dich wirklich nicht ſo erzogen, daß Du einen ſolchen Alters⸗ unterſchied, wie er in dieſem Fall beſteht, ſo gänzlich überſehen kannſt!— Du haſt kein Herz, wenn Du in dieſer wichtigen Frage ſo nüchtern vorgehen kannſt!“ Und traurig ſchüttelte er den Kopf. f 15 8 biſt Du im Irrtum, lieber Vater— ich und ein Herz haben!— Aber ſiehſt Du, ich bin ſo lebens⸗ durſtig— ich möchte ſo viel ſehen von der ſchönen Welt— und möchte ſo viel Gutes tun an Euch, 3 uch, 45 allen Menſchen, und das könnte ich doch dann. Kail önnte Offizier werden, wie er ſo gern möchte—“ „Bitte, Kind, wenn Du etwa denkſt, ſcher Kindesliebe zu opfern—“ W Ich denk' nicht daran! Es iſt mein freier Wille! J. achte und verehre den Grafen und wenn er auch. 5 Dich aus fal⸗ fiel ſie ihm in die Rede,„opfern? doch ſeine Frau. Ich glaube nicht, daß ich das je⸗ mals zu bereuen habe. Ich habe dann Euch hier— da⸗ wird doch herrlich ſein, nicht war, Mutting?“ Und ſie beugte ſich zu ihr, die während der ganzen Zeit ſtumm dageſeſſen hatte— ſo war ſie erfüllt von all' dem. „Regina, Kind, wie ſoll ich es Dir denn klar machen, daß es nicht zu Deinem beſten iſt, daß ich Dir ab⸗ rate von jener Heirat? Nein, ich kann es nicht zugeben, daß Du— ſo jung— es iſt wider die Natur—“ Und aufgeregt ging der Pfarrer im Zimmer auf und ab. „Warum, Vater? Sei nur gut und ſage ja! Du ſiehſt doch, wie ſehr ich mich darauf freue—“ „Ja, leider, Du unerfahrenes, törichtes Kind! Du kannſt ja nicht ahnen, was es heißt— verheiratet ſein! Immer an einen gleichgültigen Menſchen gekettet ſein, während das Herz nach Liebe ſchreit— und jene Stunde wird auch Dir kommen— ſie kommt jedem, auch dem blaſierteſten Menſchen. Denn Liebe könnteſt Du doch unmöglich für Deinen alternden Gemahl empfinden— dann hilft kein Gold, kein Rang, den Schrei des kran⸗ kens Herzens zu erſticken— nochmals Kind, überlege es Dir! Ich kenne Dich!“ Regina war doch nachdenklich geworden bei des Va⸗ ters eindringlichen Worten. Er hatte wohl recht. Aber ſo oder ſo. War ſie nicht verheiratet, würde ſie da nicht auch Sehnſucht nach einem anderen gleichfühlenden Her⸗ zen haben? Dann war ſie entſchieden ſchlimmer daran! „Ich weiß alles, Vater. Mein Entſchluß ſteht un⸗ widerruflich feſt. Ich bin mir klar! Schreibe ihm, daß er uns willkommen ſein ſoll.“ Sie hängte ſich an ſeinen Hals, da ſie ſah, wie ſeine Augen feucht wurden.. „Vater, noch bin ich bei Euch,“ flüſterte ſie ihm in ſein Ohr,„Euch hab ich doch ſo lieb, daß ich einen an⸗ 8 gar nicht noch lieber haben kann!“. . Das tel Veſche. Bra 1 1. EI e Lia in Curer Nähe! Schreibe wäre es ihm geweſen, hätte er gehört:„Vater, gib ig mir, ich hab ihn ja ſo lieb, daß ich ohne ihn ſterben müßte!“ 17 Wie anders hatte er ſich doch für ſein geliebtes Kind gedacht! So ging ſie dahin, einem Leben voller Glanz 1 und Reichtum entgegen— mit einem alternden Gatten, das junge Weib, unbewußt des Opfers, das ſie brin⸗ gen würde.— Regina war ſein Kind, ein Stück ſeines heiß empfindenden Herzens. Er kannte ſie und fürchtete darum für ſie und deshalb ſagte er nochmals: 5 „Laß ab, mein Kind, laß ab von Deinem Vorhaben! Es iſt eitel Trug; kein Glück kann Dir erblühen!“ 5 e iſt mein feſter Wille, Vater; ich weiß, was ich wi 1 „Nun denn— aber ſag mir zuvor, Du weißt keinen, der Dir vor allen wohlgefällt, an den Du denkſt?“ Lächelnd ſchüttelte ſie den blonden Kopf. f „Nein, Vater, niemand! Mein Herz iſt frei.“ „Gut, dann werde ich, wenn auch ſchweren Herzens, fein Und Du Regina, wirſt ihm eine treue Gattin ein.“ 5 Da ſah ſie auf, betroffen von dem ernſten Ton. „Vater,“ ſagte ſie dann plötzlich,„Vater— und wenn doch die Liebe einmal kommen ſollte, die Liebe zu einem anderen Manne?“ 5 „Dann bete zu Gott, mein Kind, daß er dieſen Kelch an Dir vorübergehen laſſe und Dich wiederum auf den rechten Weg führe. Doch eine ehrliche, treue Frau darf ſolche Gedanken gar nicht in ſich aufkommen laſſen. Du 5 f haſt es ſo gewollt und darfſt weder nach rechts noch nach links blicken.“ „Wie kam ich nur auf dieſe törichte Frage? Nein, Vater—“ ſie umſchlang beide Eltern,„einmal ſoll es ja doch ſein, daß ich von Euch gehe— und ich bekomme es doch ſo gut! Alſo freut Euch mit mir! Ich blei um gleich Oherſchleſier! Nach mehrfachen Wahrnehmungen herrſcht bei Ober⸗ d ſchleſiern noch vielfach Unkenntnis darüber, daß die Friſt für die Eintragung in die Stammliſten am 3. Februar 13921 abends 6 Uhr endet. Da verſpütet eingehende Au⸗ träge auf Eintragung in die Liſten unweigerlich zurück⸗ gewieſen werden, gehen ſomit Säumige ihres Abſtim⸗ mungsrechtes verlu tig. f a Deut cher Reichstag. Berlin, 28. Jan. Eine tröſtliche Ankündigung machte der Reichstagspräſident zu Beginn der heutigen Sitzung: Die Redezeit für jeden Abgeordneten ſoll fortan nach dem Beſchluß des Aelteſtenausſchuſſes auf 54 Stun⸗ den beſchränkt werden, damit der Reichstag his zum näch⸗ ſten Freitag ſeine Aufgaben ſo weit erlesegt hat, daß er in die Wahlferien gehen kann. Die Kommnniſten ſträu⸗ ben ſich zwar dagegen mit Händen und Füßen, aber die anderen Parteien ſind mit dieſer Rege frieden. Bei der Weiterberatung des Heeresetats r Valkspar⸗ 5 teiler Brüninghaus für beſchleunigte! ung ver noch in Feindesland befindlichen Kriegs ein und redet den ſchwarz⸗weiß⸗roten Farben das Wort, die ſich eines gut erprobten Anſehens im Ausjande erfreuen würden. Der Reichswehrminiſter Geßler, der unn end⸗ lich zu ſeinem Reſſort ſprechen kann, gibt einen Heber⸗ blick über unſere ſchwierige militäriſche Abrüſtung in⸗ . f mitten des allgemeinen Wettrüſtens. Die Jung dieſer * 53 gefährlichen Aufgabe der Abrüſtung war nur durch das lovale Verhalten der Offiziere und Soldaten. Auch über das Schwierige ſeiner eigenen Stei gibt der Miniſter offenherzig Auskunft und präziſiert knapp ſein Verhältnis zu den verſchiedenen militäriſchen Ver⸗ einigungen, dem Frontbund, dem Reichsverband deutscher Berufsſoldaten und dem Deutſchen Offiziershbund. Im allgemeinen kann der Miniſter dem Heere das Zeugnis ausſtellen, daß ſein Auftreten zu Beanſtandungen keinen Amlaß gegeben habe. Das hindert den Unabhängigen Künſtler freilich nicht, gegen das Heer zu wettern, das ein Hort der Reaktion ſei. Reaktion iſt ein bequemes Wort, die Maſſen gruſelig zu machen, ohne daß man damit beſtimmte Begriffe zu verbinden braucht. Däumig 58 pflichtet ihm natürlich bei: Nicht einen Pfennig für die Soldaten der Ebert⸗Republik! Die Redner der übrigen Parteien haben mehr Verſtändnis für die von der Selbſt⸗ erhaltung auferlegte Pflicht, um ſich wenigſtens gegen unſinnige Uebergriffe irgend welche kleinen Staaten weh⸗ ren zu können. Die auferlegte Redebeſchränkung macht ſich wohltätig bemerkbar. Redner um Redner taucht am Pult auf, um für unſer kleines Heer einzutreten. Die Abſtimmung üher den Heeresetat, die ſich ſofort an die allgemeine Ausſprache auſchließen ſollte, brachten die Unabhängigen und Kommuniſten durch Obſtruktion zum ſcheitern, indem ſie den Saal verließen und ſo die Be⸗ ſchlußunfähigkeit des eiführten. Hauſes her 8 . Hauptausſchuß. ee Berlin, 29. Jan. Der Hauptausſchuß genehmigte vorgeſtern abend den Ergänzungsetat des Ernährungs⸗ miniſteriums und den Notetat für 1920. Dabei wurde folgende Entſchließung angenommen: Der Mais iſt im Austauſch gegen Getreide den Erzeugern im Verhältnis von einem Ztr. Getreide höchſtens zu 1½ Ztr. Mais zu liefern unter entſprechender Berückſichtigung der kleineren Wirtſchaften ſowie im Austauſch gegen Schlachtſchweine unter entſprechender Berückſichtigung der Preisverhält⸗ niſſe. Für den Handelsſchiffneubau wurden im Notetat des Wiederaufbauminiſteriums 400 Millionen bewilligt. Auch der Notetat des Miniſteriums des Innern und des Reeichspoſtminiſteriums wurde genehmigt. Im Hauptausſchuß des Reichstages teilte die Regie⸗ kung bei der Beratung des Etats des Reichswehrmini⸗ ſteriums mit, daß von den beſtehenden Bekleidungsäm⸗ tern diejenigen in Breslau, Stettin, Münſter, Kaſſel und Wilhelmshafen zur Auflöſung beſtimmt waren, da nicht mehr genug Aufträge vorhanden ſind; den Angeſtellten iſt vorſorglich gekündigt. Dagegen proteſtierten die ſozia⸗ liſtiſchen Mitglieder des Ausſchuſſes. Der Antrag, die Aemter beſtehen zu laſſen, ſowie ein Antrag des Zen⸗ trums, mindeſtens das Amt in Wilhelmshafen beſtehen zu llaſſen, gehen an den Unterausſchuß. Für die Durch⸗ führung des Geſetzes für die Elektrizitätswirtſchaft be⸗ willigte der Ausſchuß 250 Millionen. Morgen ſetzt der Hauptausſchuß die Beratung fort. Von der Pariſer Konferenz. Nahe Entſcheidungen der Wiedergutmachungsfrage. Paris, 28. Jan. Der Donnerstag wurde von der Pariſer Miniſterkonferenz in der Hauptſache zu priva⸗ ten Beſprechungen mit den einzelnen Delegationen be⸗ nutzt. Lloyd George hat ſich mit Briand eingehend über die Wiedergutmachungsfrage ausgeſprochen. In Frank⸗ reich und auch England hat ſich das Mißbehagen der öffentlichen Meinung verſtärkt. Man hat den Eindrae, daß die Konferenz verfrüht war und man Löſungen überſtürzen will, die noch gar nicht reif ſind. Jwifehen Frankreich und den übrigen Alliierten beſtehen gerade in der Wiedergutmachungsfrage ſtarke Intereſſengegen⸗ ſätze, die durch keine Löſung überbrückt werde: 2 55 2911: ——— die öffentliche Meinung Frankreſces mit der: Abmächün⸗ gen von Boulogne nicht zufrieden geben Kune. Er ſchlug vor, ſich an die Abmachungen von Genf zu halten, indem man ſtatt der damals vorgeſehenen Konferenz in Genf eine ſolche nach London einberufe. Lloyd George hielt aber an ſeinen Ausführungen feſt und es gelang nicht, eine Grundlage für eine Einigung zu finden. Ein Aus⸗ ſchuß wurde damit betraut, bis heute eine Baſis für eine Verſtändigung auszuarbeiten. Die heutige Sitzung dürfte demnach in der Wiedergutmachungsfrage von entſcheiden⸗ der Bedeutung ſein. Lloyd Georde droht mit Abreiſe. Paris, 29. Januar. Nach Informationen aus gut unterrichteten engliſchen Kreiſen hätte Briand in der geſtrigen Sitzung der Konferenz u. a. folgendes ausge⸗ führt: Die franzöſiſche Regierung kann auf eine Ver⸗ minderung der franzöſiſchen Anſprüche erſt dann einge⸗ hen, wenn nachgewieſen iſt, daß die Zahlung der vollen Summe unmöglich iſt. Wenn wir eines Tages Opfer bringen müſſen, ſo muß dieſes Opfer klar in die Erſchei⸗ nung treten. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen drohte Briand Lloyd George mit einer neuen Miniſterkriſe in Frankreich. Der engliſche Miniſterpräſident erwiderte darauf: Das iſt ein neuer Grund, um die Angelegenheit difinitiv zu erledigen. Wir haben Ihnen verſchiedene konkrete Vorſchläge gemacht und den Text von Boulogne unterbreitet. Sie ſchlagen uns nichts Poſitives vor. Wenn Sie in der Negation verbleiben, ſo wird die engliſche Delegation abreiſen. e Die deutſchen Entſchädigungsleiſtungen. Paris, 29. Jan. Der Pariſer Korreſpondent der „Central News“ telegraphiert, der Vergleich zwiſchen den Steuern, die in Paris gezahlt werden, und denjenigen, die in Deutſchland zu zahlen ſind, haben bei den Dele⸗ Man hat in Paris auch den Eindruck, daß die beſſer hätte vorbereitet werden ſollen. Aus dem Erpoſé Doumers iſt noch zu wähpen, deeß er als Strafmaßznahmen bei Nichtausführun d ve: jöhr⸗ lichen Ratenzahlemgen eine finanzielle ev genundalng Kouſevenz —ꝛů.——— e feſtgeſtelten te 125 bezeichn B gierten einen gewaltigen Eindruck hervorgerufen. Trotz⸗ dem ſtießen Briand und ſeine franzöſiſchen Kollegen auf harte Oppoſition, als ſie von Deutſchland Zahlungen verlangten. Lloyd George und die belgiſchen Delegierten ſind im Prinzip damit einverſtanden, ſind aber der An⸗ ſicht, daß man von Deutſchland ſtatt Geldzahlungen die Zahlungen teils in bar und teils in Naturalien verlangen müſſe, wobei ſie in erſter Linie an Kohlen denken. Die franzöſiſchen Bergleute ſind gegen Einfuhr deutſcher Koh⸗ len, da viele franzöſiſche Kohlengruben bereits mit ver⸗ kürzter Arbeitszeit tätig ſind, weil die Nachfrage gerin⸗ ger iſt als Produktion. 0 05 Staatsſekretär Bergmanns Miſſion unentſchieden. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, iſt es auf den Einfluß Frankreichs zurückzuführen, wenn Staatsſekre⸗ tär Bergmann bisher noch nicht Gelegenheit hatte, vor dem Oberſten Rate die deutſchen Vorſchlage zu erörtern. Man nimmt an, daß es doch noch zu einer Hinzuziehung Staatsſekretär Bergmanns kommen wird, de England den Wunſch hat, die Darlegungen Bergmanns im Ober⸗ ſten Rat entgegenzunehmen. Die franzöſiſche Regierung ſoll ſich aber immer noch ſträuben, ihn vor dem Oßerſten Rat erſcheinen zu laſſen. Joffe geht nicht nach Paris. Aus unterrichteten Kreiſen erfährt unſer Berliner Vertreter: In Pariſer Blättern wurde behauptet, der Vertreter der ruſſiſchen Sowjet⸗Republik bei den Rigaer Friedensverhandlungen, Joffe, ſolle zu den Beratungen des Oberſten Rates hinzugezogen werden. Dies iſt ſiche⸗ rem Vernehmen nach vollſtändig aus der Luft gegriffen, denn einerſeits denkt man in Paris nicht daran, Joffe zur Teilnahme an der Konferenz des Oberſten Rates ein⸗ zuladen, während auf der anderen Seite die Sowjet⸗Re⸗ gierung ſich auf keine Auseinanderſetzung mit dem Ober⸗ ſten Rat einlaſſen würde. 5 Deutſchland. Unterſuchungsausſchuß gegen Hermes. Berlin, 29. Jan. Nachdem der Reichstag am 15. Dezember 1920 den Antrag der unabh. Sozialdemokra⸗ ten angenommen hat, für die Prüfung der gegen den Reichsernährungsminiſter Dr. Hermes erhobenen Vor⸗ würfe einen Unterſuchungsausſchuß einzuſetzen, hat ſich der Geſchäftsordnungsausſchuß des Reichstages mit der Regelung des Verfahrens für die Durchführung dieſes Beſchluſſes befaßt. Er ſchlägt vor, den Unterſuchungs⸗ ausſchuß mit 8 Mitoliedern zu beſetzen und jeder der 8 Fraktionen einen Sitz zuzubilligen. Gemäß den Be⸗ ſtimmungen der Verfaſſungen ſoll der Ausſchutz einen Arbeitsplan ſelbſt aufſtellen. 5 Wieviel Beamte gibt es in Deutſchland? Die Entente hatte in Brüſſel allerle! Fragen an Deutſchland gerichtet, darunter auch die Frage nich der Zahl der Reichsbeamten für das Jahr 1920, verglichen mit der von 1912. An dieſer Frage hat aber nicht Hing die Entente, ſondern auch der deutſche Steuerzaher ein Intereſſe. Die von der Reichsregierung erteilte Balwart umfaßt eine Reihe von Tabellen, die der gewöhnliche Zei⸗ tungsleſer natürlich nicht beachtet. Sie ſind aber gußer⸗ ordentlic, wichtig.“ der beſchränkt ſich die Schußtab⸗ le auf die„planmäßig“ angeſtellten Beamten. Nicht ohne Staunen erſieht man, daß deren Zahl ſich 1913 von 189 918 auf 688 023 im Jahre 1920 vermehrt hat. Der Steuerzahler muß aber ebenſogut die nicht planmäßig an⸗ geſtellten Beamten und Arbeiter bezahlen. Aus den ein⸗ zelnen Tabellen ſind dieſe von der Poſt und Eiſenbahn erſichtlich. Rechnet man wenigſtens dieſe auf der Schluß⸗ tabelle hinzu, ſo gelangt man zu folgendem Ergebnis: 1918 betrug die Zahl(abzüglich Elſaß⸗Lothringens) 977 016, 1920 aber ſchon 1409 866. Die Zahl hat ſich alſo um eine halbe Million vermehrt, obſchon die Größe des Reiches ſich erheblich vermindert hat. Wäre die Zahl der nicht planmäßigen Beamten und Arbeiter der übri⸗ gen Miniſterien bekannt. ſo. 55 15 gerade⸗ d — Arbeitgeberverbände eine Arbeitsgemeinſchaft füddeutſch nen ſind. Schließlich wurde noch die Einrichtung von Spru a konnte no meinden eine gewalkſße Menge Bermten und Arbeſter angeſtellt haben, ſo kann man die Geſamtzahl für das Reich vielleicht auf 3 Millionen ſchätzen. i Demnach käme jetzt auf 20 Reichsdeutſche ein„öffent⸗ lich Angeſtellter“. Ein 25 5 Verhältnis iſt in der Welt⸗ geſchichte ſicher noch nicht dageweſen. Hier bietet ſich eine Handhabe zu großen Erſparniſſen, denn wenn 20 Ein⸗ wohner(Frauen, Kinder und Greiſe mitgerechnet), je einen Beamten erhalten müſſen, ſo iſt es klar, daß Deutſchland aus ſeinem Finanzelend nicht herauskom⸗ men kann. 15 Dentſch⸗Oeſterreichs Anſchluß un Deutſchland. Wien, 29. Jan. In einer Verſammlung der Eiſen⸗ bahnerorganiſationen aller Parteien beſchloß geſtern mit den Organiſationen der Feſtbeſoldeten und Gewerbetrei⸗ benden eine machtvolle Anſchlußkundgebung in Wien und den übrigen Städten Deutſch⸗Oeſterreichs zu veranſtal⸗ ten, in einem Umfang, wie das bis jetzt noch nicht geſche⸗ hen iſt. Die Kundgebung ſoll die ganze Welt überzeugen, daß das geſamte Deutſch⸗Oeſterreich den Anſchluß will. 5 Oeſterreichs Not als Spekulationsobjek.. Wien, 29. Jan. Die Meldungen über den Verlauf der das öſterreichiſche Proviſorium betreffeden Bera⸗ tungen der Pariſer Konferenz haben hier eine große Ent⸗ täuſchung hervorgerufen, die nur noch durch eine geringe Hoffnung gemildert wird, daß doch noch eine einiger maßen befriedigende Löſung hervorgehen könnte. Ins⸗ beſondere wird der franzöſiſche Plan einer indirekten Kreditgewährung wenig ſympathiſch aufgenommen wer⸗ ven, da man in ihr einen ſtarken Beigeſchmack von ſpeku⸗ lativen Finanzgeſchäften zu finden glaubt, bei deren Ausführung am Ende mehr Nachteile als Vorteile für Oeſterreich ſich ergeben können. Man iſt der Meinung, daß ſolche Anregungen, die gerade Frankreich insbeſon⸗ dere betreibt, indem es das Abſchlußverbot immer von neuem in Erinnerung ruft. Aber der von Eng⸗ land begünſtigte Gedanke, die Hilfe auf das Privatkapital abzuwälzen, findet wenig Beifall. 5 Aus dem Saargebiet. Franzöſierung des Saargebietes. b Saarbrücken, 29. Jan. Wie von zuverläſſiger Quelle berichtet wird, haben die Franzoſen im Saargebiet und den dazu gehörenden Teilen der Rheinpfalz bisher über 1200 Wohngebäude und Fabriken käuflich erworben. In günſtiger Zeit haben franzöſiſche Induſtrielle wiederum deutſches Land u. Güter in der Gegend von Saarbrücken gekauft, ſo daß die Franzöſierung des Saargebietes be⸗ ſtändig Fortſchritte macht. 2 Slaaarpoſtwerkzeichen. 0 Saarbrücken, 29. Jan. Als erſtes Saarpoſt⸗Wert⸗ zeichen im Saargebiet iſt ſoeben eine 40⸗Pfennig⸗Karte ausgegeben worden. Die eingedruckte Marke trägt die Ueberſchrift„Saargebiet“ und als Bild die charakteriſti⸗ ſchen Wahrzeichen der Induſtrielandſchaft, Lagerbalken und Fördergerüſt. Bisher dienten im ſaarländiſchen Poſt⸗ zerkehr bekanntlich die reichsdeutſchen und bayeriſchen Wertzeichen mit dem Ueberdruck„Saarge biet... Wirtſchaftliches. Arbeitsgemeinſchaft ſüddeutſcher land⸗ u. forſtwir ticher N Arbeitgeber verbände. 5 denen 50 R 2 4 Die ſüddeutſchen Land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Arbeit⸗ geberverbände(Bayern einſchl. der Rheinpfalz, Württem⸗ berg, Baden und Heſſen) haben über in gemeinſamer Ta⸗ gung zu Stuttgart eine gründliche Ausſprache üher die Ar⸗ beitsverhältniſſe in der Landwirtſchaft gepflogen. Einſtim⸗ mig wurde beſchloſſen, daß die Land⸗ u. u e e Land⸗ und forſtwirtſchaftlicher Arbeitgeberverbände bilde Der Vorort dieſer Arbeitsgemeinſchaft iſt der Landesver⸗ band der land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Arbeitgehervereini⸗ gungen Bayerns. Auf der Tagung wurden verſchieden Beſchlüſſe gefaßt, darunter ein ſolcher, daß die landwirtſchaf lichen Arbeitgeberverbände zu Land⸗ u. forſtwirtſchaftlichen Arbeitgeberverbänden unter Einbeziehung der privaten und ſtaatlichen Forſten ausgebaut werden. Ferner ſollen die Arbeitgeberverbände ſich auch auf die landwirtſchaftlichen Nebenbetriebe ausdehnen und vor allem ſollen die Gärtne⸗ reien, Käſereien, Molkereien und Torfwerke eingezogen werden und der Staat mit ſeinen Gärten und Gütern ſollte ebenfalls den landwirtſchaftlichen Arbeitgeberverbänden zu⸗ gehören. 1 Ein weiterer Beſchluß befaßte ſich mit der Arbeitszeit. Die Tagung betonte, daß bei einer künftigen Regelung eine Erhöhung der Arbeitszeit eintreten müſſe, und daß die Dienſtbotentarife keine Beſtimmung über die Arbeitszeit enthalten dürfen. Die Arbeitszeit in den landwirtſchaftlichen Nebenbetrieben und ländlichen Gewerbebetrieben ſoll den natürlichen Bedürfnieſſn entſprechend wie die Arbeitszeit im der Landwirtſchaft geregelt werden. Der jetzt vorliegende Entwurf über die Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Ar⸗ beiter ſei für die Landwirtſchaft unannehmbar. l 1 „Ein weiterer Beſchluß ſprach ſich dahin aus, daß Kran⸗ ken⸗ und Invalidengeld und ſonſtige reichs⸗ und landesge⸗ ſetzliche Laſten den landwirtſchaftlichen Arbeitern und Dienſtboten nach den geſetzlichen Beſtimmungen anzurech⸗ kammern für Land⸗ und Forſtwirtſchaft bei den Schli tungsausſchüſſen, dort wo ſie noch nicht beſtehen, als not⸗ wendig bezeichnet. 85 3 Baden und Nach bargebiete. 0 Karlsruhe, 29. Jan. Hier fand zwiſchen Vertretern zes Reiches, der badiſchen, württembergiſchen und heſſiſchen Regierung, Vertretern des Südweſtdeutſchen Kanalvereins und der am Neckar gelegenen Städte eine Ausſprache über die Geſamtfinanzierung des Neckarkanals ſtatt. Die Aus-. ſprache drehte ſich um die Bildung einer Finanzgeſellſchaft, knen breiteſter Grundlage den Kanalbau durchführen zu 5 N 1 1 4 8 W Hane a beſtimmt war, p n K Fan M E n 1 . en a 8 . elne 8 — T 1 * N dN e * * * AAS 3 RAR. 5 3 3 beitszeit. 5—. i 0 2 3 5 3 Auß Mannheim, 20. Jau. Die Firma Brown, Boveri u. e. gewährt den ſtimmberechtigten oberſchleſiſchen Arbei⸗ und Angeſtellten ihres Betriebes Erſatz der Reiſekoſten und garantiert Lohn und Gehalt für die ausgefallene Ar⸗ Eine Anrechnung auf den tarifmäßigen Erho⸗ lungsurlaub findet nicht ſtatt.(Dieſes Vorgehen der annheimer Firma verdient weitgehende Nachahmung.) i Mannheim, 29. Jan. In Landau in der Pfalz iſt beim Polizeigerichte, das deutſche Zivilperfonen wegen Vergehens 977 die Beſatzungsmacht und gegen die Verordnungen der nteralliierten Rheinlandskommiſſion aburteilt, ſeit eini⸗ ger Zeit ein ſchwarzer franzöſiſcher Offizier als Richter tätig. Seit kurzem iſt dieſer Offtzier auch am Berufungsgerichte in Landau als Richter beſchäftigt. Dieſer ſchwarze Franzoſe benutzt bei den Gerichtsverhandlungen jede Gelegenheit, um die weißen Angeklagten zu verhöhnen, ſo daß er von den andern Richtern deshalb zurechtgewieſen wird. 0 * Baden⸗Baden, 29. Jan. Bei genügenden Anmeldun⸗ gen wird das hieſige Landesbad auf 1. März 1921 wieder er⸗ öffnet werden. Es dürfte nicht überall bekannt ſein, daß das Landesbad auch Privatperſonen(Penſionspreis 14—17 M) aufnimmt. Aufnahmegeſuche ſind an das hieſige Besirks⸗ amt zu richten. i zu Baden⸗Baden, 28. Jan. Der Stadtrat hat eine Neu⸗ ordnung der Kurtaxe beſchloſſen, die künftig die Bezeichnung „kurörtliche Fremdenabgabe“ erhalten und im Ertrag etwa 3 5 Hälfte der vorjährigen Einnahmen geſteigert wer⸗ n ſoll. * Altenheim b. Offenburg, 29. Jan. Dem 19 Jahre alten Fußballwettſpieler Jokal Brehm von hier wurde beim Fuß⸗ bollſpielen derart auf den Leib getreten, daß der Unglück⸗ liche an den Folgen geſtorben iſt. f * Freiburg, 29. Jan. Die Täter, die in der Nacht zum 15/16. Januar bei dem Landwirt Mosbruck in Schlatt bei Singen einen ſchweren Raub verſuchten, ſind verhaftet wor⸗ en. Es handelt ſich um den Kutſcher Franz Ehinger von Singen, den Fabrikarbeiter Wilhelm Wahler von Grafen⸗ hauſen und einen Kutſcher Franz Xaver Eiſenhardt, ferner um zwei Dirnen aus Schlatt. N Freiburg, 29. Jan. Wie der„N. Zür. Ztg.“ mitgeteilt wird, hat der ſchweizeriſche Bundesrat die Auslieferung des Täters des Raubmordverſuchs im Schnellzug Baſel—Frank⸗ furt, Mutſchler, der ſich nach Baſel flüchtete, bewilligt. Sie wird demnächſt erfolgen. ö e Müllheim, 29. Jan. Das Rebenverſuchsgelände, das hier vom Staat im Anſchluß an das Freiburger Weinbau⸗ inſtitut errichtet werden ſoll, iſt jetzt in Angriff genommen worden. Vor allem ſollen umfaſſende Verſuche im Ame⸗ rikanerreben gemacht werden. Furtwangen, 29. Jan. Die Nachricht des„Schwarz⸗ wälder Tagebl.“ über umfangreiche Holzſchiebungen und da⸗ mit in Verbindung ſtehende Verhaftungen in Vöhrenbach wird als unrichtig bezeichnet. Gegen den Urheber des fal⸗ ſchen Gerüchts iſt Strafantrag eingeleitet. ne Engen, 29. Jan. Wegen Betrugs wurde der 28;jährige Ernſt Röſch verhaftet. Er hatte einer Wirtsfrau 600 M. unter der Angabe abgeſchwindelt, er ſolle eine Maſchine in ngen in der Güterhalle einlöſen und habe das Geld ver⸗ loren. Röſch hat ſchon früher wiederholt ähnliche Schwin⸗ deleien begangen. ö f 0 ** Neuhauſen b. Engen, 29. Jan. Vorgeſtern abend ge⸗ gen 7 Uhr brannte ein Teil des hieſigen Kalkwerks nieder. Der Beſitzer erleidet einen erheblichen Schaden, da der Be⸗ trieb auf längere Zeit ſtillgelegt werden muß. Es wird randſtiftung vermutet. ai Pfullendorf, 29. Jan. Die hieſige Sparkaſſe gibt ſoeben ihr Rechnungsergebnis für 1920 bekannt. Danach betrug das Vermögen 15 434991 Mark, die Schulden betrugen 14 779 481 Mark, das Reinvermögen 655 509 Mark, der Rein⸗ gewinn 64 284 Mark. u Singen a. H., 29. Jau. In der Nacht zum 16. Januar wurde in Schlatt u. K. bei dem Landwirte Amand Moos⸗ rugger von einer maskierten unbewaffneten Bande ein aubmordverſuch gemacht. Der Gendarmerie iſt es gelun⸗ gen, die Räuber in der Geſtalt von drei Burſchen aus Sin⸗ en und zwei übel beleumundeten Frauensperſonen aus chlatt dingfeſt zu machen. u Konſtanz, 29. Jan. Vor einigen Tagen ging die Notiz durch die Preſſe, von einem ſchweren Raub, den damals vermummte Männer beim Landwirt Frey im Einöldhof bei Waldſtein bei Pfullendorf verübten. Die Räuber traten den ewohnern mit Revolvern entgegen und einer verſetzte rey ſchwere Schläge auf den Kopf; ſie nahmen Lebensmit⸗ tel und etwa 15000 M. Dieſer Tage wurde nun in Kon⸗ ſtanz ein Schuhwarendiebſtahl verübt. Es wurden zwei bie⸗ ſige Männer verhaftet, wobe! ich Ferausſtellte, daß ſie Mit⸗ täter am Raube im Einödhofe ſeinn. Es wurden dann weitere vier Männer fei nommen. o daß 6 Täter, die an dem Raube bei Einödhof teiligt waren, hier im Gefängnis itzen. Sie haben den Raub unter Führung eines gewiſſen Franke ausgeübt. r dran, Konſtanz, 29. Jan. In der Nacht auf den 20. Januar rangen 6 vermummte Räuber auf einen Einödshof ein, ſchlugen den Hofbeſitzer nieder und raubten Lebensmittel m Werte von etwa 1500 M. und entkamen. Dieſer Tage wurden zwei Perſonen wegen eines Diebſtahls verhaftet. Olle Erhebungen ergaben vier weitere Diebſtähle und im aufe der Unterſuchung konnten auch die 6 Perſonen er⸗ e werden, die den Raub auf dem Einödshofe begangen 0* Konſtanz, 29. Jan. Die Dauerpaſſagiercheine, die im ezirk Lörrach verſuchsweiſe eingeführt wurden, ſollen dem⸗ nächſt für den ganzen deutſch⸗ſchweizeriſchen kleinen Grenz⸗ kentehr eingeführt werden. Im Zuſammenhang damit ſol⸗ en auch die Gebühren neu feſtgeſetzt werden. e Gegen die Verteuerung der Gütertarife. 8 ſcheint geplant zu ſein, zur Deckung des Eiſen⸗ öhen. Gegen eine ſo ſtarke und ſchematiſche Erhöhung werden von der deutſchen Induſtrie und dem deutſchen andel eid ernſteſten Bedenken erhoben. b Es ſoll gewiß nicht verkannt werden, daß die Eiſen⸗ bahnverwaltung vor der Notwendigkeit ſteht, für ihr Mil⸗ larden⸗Defizit eine Deckung zu beſchaffen. Mit einer Erhöhung der Eiſenbahnfrachten wird man ſich alſo abzufinden haben. Dieſe darf aber keine allge⸗ ce ſchematiſche ſein. Eine durchgehende 100prozen⸗ 108 Erhöhung der Gütertarife würde nur alle Preiſe 3 in die Höhe treiben und damit die von allen Sei⸗ en als notwendig bezeichnete Preisſenkung aufhalten. ziel eher wäre darüber zu ſprechen, verſchiedene Prozent⸗ ſätze der Frachterhöhung für die einzelnen Tarifgruppen 0 der Tragfähigkeit der Güter zu vereinbaren. Es ird außerdem zu verlangen ſein, daß auch die Erhöhun⸗ gen bei zunehmender Entfernung ſtaffelförmig herab⸗ dem iſt darauf hinzuweiſen, 25 niſſe der letzten bei hre, die di n⸗Defizits alle Güterfrachten um 100 Prozent zu er⸗ daß die Er⸗ iſenbahnver⸗ —— ———— Sees 1 4 1 keitt richfiges Bild übẽr die künftig nötigen Aus⸗ geben, weil 1. anzunehmen iſt, daß die unnötige Perſonalver⸗ mehrung im Laufe der Zeit verſchwindet; 2. die durch die Verluſte im Kriege und durch die Abgabe des beſten Materials auf Grund des Frie⸗ densvertrages herbeigeführte Verſteuerung der Unterhaltungs⸗ und Betriebskoſten infolge Auf⸗ beſſerung und Erneuerung des Betriebsparks mehr und mehr in Wegfall kommt; a ö 3. die Preiſe für die hauptſächlichſten Materialien — ausgenommen allerdings die Kohle— in der ind Zeit ſchon beträchtlich heruntergegangen ind: N 4. die Wirkung der Frachterhöhungen ab 1. Dezem⸗ ber v. J. bisher noch nicht in Erſcheinung treten konnte, weil die Feſtſtellung der Ergebniſſe ſehr lange dauert; a 5. der Verkehr in den letzten Monaten eine Zunahme erfahren hat und auch weiter erfahren wird, wenn mehr Kohle für die Induſtrie zur Verfügung ſteht, wodurch wieder eine Verbilligung des Betrie⸗ bes entſteht. a Man darf annehmen, daß der Ausſchuß der Verkehrs⸗ intereſſenten dieſen Erwägungen ſich nicht verſchließen und nur ſolchen Frachterhöhungen zuſtimmen wird, die nach genauer Prüfung der Sachlage wirklich unumgäng⸗ lich nötig ſind. * 4 Aus der Vorgeſchichte der geplanten Tariferhöhungen ſei noch folgendes mitgeteilt: Der Reichstag hat gegen Ende des vorigen Jahres die Einſetzung eines Ausſchuſſes zur Unterſuchung und Beſeitigung des Defizits der Reichseiſenbahn durchgeſetzt, In dieſem Ausſchuß ſind Mitglieder des Reichstages und Einnahmen eingeſetzt. Die Entſchließung, die dieſer An⸗ fang Dezember gefaßt hat, geht dahin, daß eine ſtarke Tariferhöhung unvermeidbar wäre. Dabei iſt zum Aus⸗ druck gebracht, daß die Tariferhöhung nicht in allgemei⸗ nen prozentualen Zuſchlägen beſtehen könnte, ſondern nach Gütern abgeſtuft werden müßte. Es wurde dazu erläuternd bemerkt, daß die Abſtufung nach Entfernun⸗ gen ſelbſtverſtändlich ſei, wie das bereits am Tarif vom 1. Dezember v. J. durchgeführt iſt. 1 5 i Auf Grund dieſer Entſchließung hat nun der Mini⸗ ſter der ſtändigen Tarifkommiſſion die Weiſung gegeben, durch Tariferhöhungen 9 Milliarden hearuszuwirtſchaf⸗ ten, da bisher angenommen wurde, daß die Einnahmen aus Gütertransporten ſich auf 9 Milliarden beliefen, lag der Schluß nahe, daß dieſe 9 Milliarden durch eine 100⸗ prozentige Tariferhöhung herausgewirtſchaftet werden könnten. Inzwiſchen hat ſich herausgeſtellt, daß die Ein⸗ nahmen aus Gütertransporten im Jahre 1920 neun Milliarden überſteigen werden. Außerdem hat man ſich bereits auch im Schoße der Tarifkommiſſion darüber ver⸗ ſtändigt, daß nicht auf jede Tarifpoſition 100 oder 75 oder 50 Prozent aufgeſchlagen werden könnten, ſondern daß man auf die Beſonderheiten des Wirtſchaftslebens weitgehende Rückſicht nehmen müſſe. 5 2 Die Tariferhöhung ſoll zum 1. April 1921 eingeführt werden. Anfang Februar ſoll die ſtändige Tarifkom⸗ miſſion mit dem Ausſchuß der Verkehrsintereſſenten ta⸗ gen und am 15. Februar der proviſoriſche Reichseiſen⸗ bahnbeirat, d. h. die Zuſammenfaſſung der früheren Lan⸗ deseiſenbahnräte, zuſammentreten. Nach Abſchluß der ganzen Vorbereitungen wird der Miniſter jedenfalls das Material auch dem oben genannten Ausſchuß zur Beſei⸗ tigung des Defizits vorlegen. 3 Es folgt hieraus für die badiſchen Intereſſenken, daß es notwendig iſt, ſich möglichſt unverzüglich an die badi⸗ ſchen Mitglieder des Ausſchuſſes der Verkehrsintereſſen⸗ ten und des proviſoriſchen Reichseiſenbahnbeirates zu de⸗ ren Information zu wenden. a 0 0 Es wird nach allen Erfahrungen des ganzen Schwer⸗ gewichtes der badiſchen Wirtſchaft bedürfen, um die Be⸗ rölchtiaung badiſcher Intereſſen durchsuſetzen.„ gesessen, Um Irrfümer zu vermeiden, teilen wir unſeren Abon⸗ nenten mit, daß die Zeitungs⸗Trägerinnen mit dem Einkaſſieren des Betrages für Monat F bruar in den nächſten Tagen beginnen werden. Verlag des„Neckar⸗Boten“. G SGοο⁵οοοο,ẽE, S οοο Vermiſchtes. Für über zwei Millionen Mark Fahrräder wurden im Jahre 1920 in München geſtohlen oder als geſtohlen ange⸗ SGG . meldet. Sa en ie Trennung zwiſchen Kirche und Staat. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, will die ſäch⸗ ſiſche Regierung, die bekanntlich aus Unabhängigen und Mehrheitsſozialiſten zuſammengeſetzt iſt, die Trennung zwiſchen Kirche und Staat durchführen. Sie hat ſich des⸗ halb an die Reichsregierung gewandt und ſie um eine ſchleunige Weiterführung der Verhandlung zwiſchen dem Reiche und den Einzelſtaaten über das Reichskonkordat⸗ geſetz durchzuſetzen.„ N 1 1 42 5 48 8 . Fälle von Schlafkrankheit in Köln. 8 fin fine e mehreren Krankenhäuſern in der letzten Zeit wiederho Fälle von Schlafkrankheit vorgekommen. Es handelt ſich um Gehirnerkrankungen, vielfach in Anſchluß an Influenza. mit mehr oder weniger ausgeſprochenen Lähmungserſchei⸗ nungen, manchmal mit tödlichem Ausgang. Es ſind Vor⸗ kehrungen zur Bekämpfung der Krankheit getroffen. ö U⸗Bootkapitän König nicht verſchollen. Die telegraphiſche Meldung von dem Tode des bekannten Handelsubootfüh⸗ rers Kapitän König, die in ſeiner Vaterſtadt eingetroffen war, beſtätigt ſich erfreulicherweiſe nicht. Es handelt ſich um eine Perſonenverwechslung. Kapitän König, der Führer der „Deutſchland“, iſt als Leiter der Nautichen Abteilung des Norddeutſchen Lloyd in Bremen tätig. Wie auf Anfrage in Bremen erklärt wurde, befindet ſich Kapitän König, der überhaupt nicht mehr zur See fährt, gegenwärtig zur Er⸗ holung in Brockendorf in Schleſien. 8 Städtiſche Marmelade als Dünger und Schnaps. Dur ein kleines Mädchen kam die Behörde in Frankfurt auf eine Geheimfabrik zur Herſtellunga von Spirituoſen. Ein Pole hatte unter dem zementierten Hofraum des Grund⸗ ſtücks Lahnſtraße 76 zwei Räume zu einer Schnapsfabrik eingerichtet, in der in zwei Brennkeſſeln mit je 250 Litern Faſſungsvermögen wöchentlich dreimal Schnaps gebrannt wurde. Die Rohmaterialien hierzu bezog man vom Frank⸗ furter ſtädtiſchen Lebensmittelamt. Es war verdorbene Marmelade. Die Marmelade wurde zunächſt in zahlreichen Fäſſern, man zählte 15, mit je drei Zentnern Inhalt, zum Gren gebracht, bis die ganze Herrlichkeit buchſtäblich zum Himmel ſtank. Aus dieſer ſtinkenden Maſſe brannte dann der Pole mit ſeinen Helfershelfern die edelſten Schnäpſe. Der Pole war gerade damit beſchäftigt, neue Schnapsſorten aus Rübenſchnitzeln zu brauen, als ihm die Behörde die „Fabrik“ verſiegelte.— Wie verlautet, ſollen ſich in Frank⸗ furt noch zahlreiche andere ähnliche Unternehmungen be⸗ finden, die von Polen— die ja in derlei Sachen über reiche Erfahrungen verfügen— eingerichtet wurden. Die Mar⸗ melade war vom ſtädtiſchen Lebensmittelamt als Dünger an die betreffenden Perſonen abgegeben worden. Lokales. f — Der Kampf gegen den Wucher. Im 2. Halbjahr 1 wurden wegen Wuchers in Deutſchlaud 22 4 Verfahren an⸗ hängig gemacht. Davon haben 8 188: ner Verurtei⸗ lung geendet. Von dieſen Verurtetſungen bestanden 188 in Geldͤſtrafen, die übrigen in Treihelteſtraſen. Fuchthaus⸗ ſtrafen wurden nur in wenigen Allen rechänge. 5 12 Lebensmittel, Düngemittel, Umzugsgut uns leeren Mdel⸗ Wagen. a Mitteilungen aus der Gemeinderatssitzung vom 27. Januar 1921. Der Zdwiſchenbeſcheid des Bad. Arbeitsminiſteriums Karlsruhe vom 29. Dezember 1920 wonach der Ge⸗ 3 1 1 meinde zur Anlage von Kleingärten ein Zuſchuß von 4270 Mk. bewilligt wurde, wird mitgeteilt. 2. Die an die Steinzeuawarenfabrik zu zahlende Ent⸗ ſchädigung für die Straßenbeleuchtung entlang dern Fabrik wird entſprechend erhöht. 3. Das Fußballſpielen in den Straßen iſt zu verbieten; den Rindern ſtehen die Spielplätze an den Wörtel. wieſen zur Verfügung. 5 4. Die leerſtehende Wohnung der Bahnhofſtraße 7 ſoll der Familie Joſeph Gropp zugewieſen werden. 5. Der Enbau eines Schweineſtalles in einem Gemeinde⸗ haus kann nicht genehmigt werden. 6. Die Stumpenverſteigerang vom 24. Januar 1921 wird genehmigt. 7. Zum Rechen der Waldſtreu ſollen Anmeldungen ent⸗ gegengenommen werden. 8. Die Verſteigerung des Aufbereitens von Stammholz wird genehmigt. 9. Der Verkauf und Ankauf eines Farren wird genehmigt. Die belehrenden Lichtbildervorträge zweier Vereine bleiben ſteuerfrei. Für die Lernmittel⸗ und Lehrmittelverwalter wird die Vergütung entſprechend erhöht. Schulſchwämme ſollen nicht beſchafft werden. Zum Antritt des angeborenen Bürgerrechts wird Rarl Erny Sattler, zugelaſſen. Als O tsbürger werden aufgeuommen: Ludwig Dollinger, Bäckermeiſter Karl Barth, Frachtfuhrmann Jakob Schmitt, Bahnarbeiter Adolf Knodel, Sattler Die Farrendungverſteigerung wird genehmigt. Ein Grundſtück wird geſchätzt. 14. 15. 16 Verſchiedene Rechnungen werden ange wis ſen. 3 Geſchäftliches. Welche Hausfrau denkt nicht, wenn der Januar ſich ſeinem Ende zuneigt, an die Veranſtaltungen, welche die Firma Herm. Schmoller& Co. in Mannbeim in Vorkriegszeiten um dieſe Zeit unter dem Namen„Wei ßſe Woche“ geboten hat. Im feſtlich dekorierten Hauſe waren alle dieſe Artikel ausgelegt, welche das Herz einer deutſcher Hausfrau er⸗ Da lagen die blütenweißen Damaſte, Tiſchzeuge, freuen. Handtuchſtoffe, Stickereien, Wäſche und alles andere was zur Neueinrichtung oder Ergänzung des Haushaltes nötig war. Leider iſt die deutſche Induſtrie noch nicht ſo weit, um eine derartige Veranſtaltung im gleichen Rahmen zu arrangieren. Trotzdem hat die Firma Hermann Schmoller & Co. alle Anſtrengungen gemacht, ihrer Kundſchaft zu ermöglichen, ihre Beſtände in Weißwaren, Wäſche, Da⸗ 2 5 955 1 ma en, Handtüchern, Tiſchzeugen zu ganz außergewöhnlich billigen Preiſen zu ergänzen. Die Firma veranſtaltet in den nächten Tagen unter dem Namen„Weiße Woche“ einen großzügigen Verkauf oben genannter Artikel. abzuwarten. Die Preiſe werden alles bisher Gubotene in den Schatten ſtellen und empfi hlt es ſich, den Beginn dieſes Sonderverkaufes Elly win filmen. Von Fritz Hermann. Elly iſt das entzückendſte und hübſcheſte Geſchöpf, das ich kenne. Elly hat das brünetteſte Haar, die braunſten Augen, die edelſte Naſe, die roteſten Lippen, die graziöſeſten Hände, die kleinſten Füße, die ſchlankſte Figur.. Ich muß das be⸗ n weil Elly filmen will. Nebenbei Elly iſt meine rau. In der letzten Woche war ich in Berlin, um der Auf⸗ nahme eines meiner neuen Filme beizuwohnen. Elly iſt eiferſüchtig, da ich dort mit den Stars von Ber⸗ lin zuſammenkomme. Und Elly hat mir verſprechen mäſ⸗ ſen, als wir uns heirateten, daß ſie ſich niemals künſtleriſch betätigen will. Ich liebe Frauen, die ſich künſtleriſch be⸗ tätigen, aber meine Frau ſoll die Kunſt im Hauſe pflegen. Meinetwegen die Kochkunſt. g Einer der Sterne, für die ich ſchreibe, braucht einen neuen Filmſtoff. Es ſoll was ganz Beſonderes ſein, das menſchlich packt uſw. Gut.. Ich beginne zu ſchreiben. 8 Elly kommt ins Zimmer und ſetzt ſich in meine Nähe. Ich klappere lauter auf der Schreibmaſchine; denn ich'enne doch meine Frau.. wenn ſie lautloſen Ganges ins Zim⸗ mer kommt.. Vorſicht. i i „Entſinnſt du dich, Fritz...“ i 2 Wenn ich mich einer Sache entſinnen ſoll, iſt es meiſt eine Sache, die erſt in die Zukunft weiſt. „Enſſinnſt du dich eines Verſprechens, das du mir ein⸗ mal törichterweiſe abnahmſt, als du mich heiraten wollteſt?“ „Gewiß, es war das Verſprechen, mich zu lieben und mir treu zu ſein, Elly.“ „Das meine ich natürlich nicht. Ich ſollte dir verſprechen, Elly verſchwinder wieder. Nach drei Minuten zwei neue ... Wenn ich Ruhe haben will, muß ich ihr helfen. „Ich will dir einen vorſchlagen, Elly, „Bitte!“ g „Was meinſt du zu Lore Len?!“ 1 „Lore Ley? Lore Ley...? Das iſt doch 5 „Venn dir der Name nicht gefällt, mußt du allein weiter fuchen, Kind. Oder lege dir eine Liſte an, und wir ſprechen En verſchwinder,— Elly erſcheine wleder. 3 „Lore Ley iſt gut.“. „Alſo.. Was willſt du noch???: „Noch eine einzige, ganz kleine Bitte, Fritz. Gib den 5 28 der... Du weißt ſchon... Schreib den Film i 5 4 „Aber Kind! Erſtens habe ich den Film verſprochen“ „Du nimmſt es mit Verſprechen doch nicht ſo genan Bei meinem Verſprechen iſt's dir auch möglich geweſen. „Zweitens wird der Film nicht für dich paſſen. und drittens...“ 2 5 „Er paßt, verlaß dich drau.“ „Gut alſo. Aber nun laß mich.“ 5 Elly(Lore Ley) triumphiert. 5 „Der Film gehört mir? Ja? Dann wollen wir ihn zu⸗ 0 durchſprechen, ich könnte dir vielleicht meinen Rat geben“ 2 3 Ich klappere ſchnell noch einen Fluch in die Maſckine und wende mich dann Elly zu. Ich werde ſie doch nicht los, bis ſie nicht wenigſtens den Inhalt„ihres“ Films kennt. „Es iſt ein Abenteuerfilm, liebes Kind(Elly klatſcht in 5.... im erſten Akt biſt du die Geliebte des Grafen Stratten.“ 55 „Kann man das nicht ändern, Fritz... Es iſt doch pein⸗ RW 0 Du dienſt der Kunſt, Lore Ley! Elly verſtummt. Dann:„Wer iſt denn Stratten?“ „Ein Lebemann“ 8 ö „Er ſpielt doch aber nur ſo?“ 55255 5 Selbſtverſtändlich Im zweiten Akt beraubſt du deinen Mann und flüchteſt. Du mußt von einem Auo auf einen in voller Fahr dahinraſenden Eiſenbahnzug ſpringen „So tun, meinſt du?? e verz gt. 4 dem Film ver⸗ . 55 zen Räubern ver⸗ Sie hat geweink. 9 4 —4 74 Aus dieſem Grunde ni 5 Luſt zu bekommen, zur Bühne zu gehen..“ E„Nein.“ fd... 8 3 5— jetzt hast bn Suſte⸗ 3 5 Sie 15 dwerde ſo leicht ſchwindelig.“(Elly i 8 11 7 15 13 überlegt. n 8 3 iſt's ja gut.“ 0 1„Macht das denn. 8 3 b „Kannſt du nicht einmal aufhören und mig anhören, F 5 a 5 r. 5 zieder für 1. kt“ 5. 1 83 8* CCC ö„Der dritte Akt ſpielt im Löwenkäfig. Ich denke mir für die a den Schlußeffekt etwa ſo, daß du deinen Kopf in den Rachen „Ein Bild haſt du auch von ihr bekommen“ 5 lesſt. „Gewiß, in der Hauptrolle meines letzten Films. Das 00 zi 5 5„ 5 iſt nur eine Anſtandspflicht, die ſie erledigte.“ ö„Ganz richtig, legen? 1 ie Günſebaut des „Und jetzt ſchreibſt du ihr wieder einen Film und wirſt„„Selbſtverſtändlich es geht doch um die Gänſehaut de wieder ein Bild geſchenkt bekommen?“„ Die Geſellſchaft will deck n!! „Möglich.“ e 5 i 0 6 b Elly iſt ganz verzagt. F Und im nächsten Akt, Fritze“ i„Nach einem Bilde von mir fragſt du nalürlich nicht.“„Im nächſten Akt wirſt du en 2 ver „Aber Elly, hier auf meinem Schreibtiſch ſteh'n ſchon folgt und mußt am Blitzableiter einen Fabrikſchornſtenis in zwei, eins in meiner Brieftaſche..“ die Höhe klettern, das könnteſt du ja bei uns ſchon übern „Was du alles drin haben magſt.“ In ſchwindelnder Höhe. Verſtehſt du..“ 5 „Aber Kind“ 5 Ich bin allein Elly iſt verſchwunden Ig ch glaube dir nichts.“ Nach langer Zeit kommt ſie wieder. Si 25 Was willſt du?“„Weißt du, Fritz. Ich bin eine anſtändige Frau, ich will 15„Filmen Fritz!“ mein einmal gegebenes Wort auch halten...(Ganz klein⸗ Weiter nichts?“ laut.) Ich hatte mir das Filmen allerdings etwas leichter Elly iſt ſprachlos. Zunächſt. Dann:„Willſt du damit ſagen gedacht. 5 (und ſchon lächelt ſiel, daß ich filmen darf?“ 5„Ja, Elly 5 „Ja. Aber es iſt nicht leicht.“ 8 Nochmals ſich umwendend. 1 „Das weiß ich, Fritz. Aber“(Dies„Aber“ bedeutet:„Die Löwen könnteſt du nicht ſtreichen?“ Ich bin ſchön und jung und elegant, ich werde erreichen, was„s ii mai„ 4 ich will)„Und bei deinen Beziehungen.“„Und den Blitzableiter?. „Ich werde ſehen..“„Nein. In die Höhe mußt du ſchon klettern, wenn du ein „Wann fährſt du wieder noch Berlin?“ Stern werden willſt, Lore Ley. n f „Wünſchſt du es?“ Ich bekomme einen zornigen Blick und bin allein. Ellys Ja.“ i Luſt zu filmen ſcheint ſehr wackelig geworden zu ſein. 5 e 8 „Sehr eilia. M „Du müßteſt dir zuerſt einen Künſtlernamen ausdenken. 7 Ausland. 3 1 das zieht nicht, Kind.“. Verbilligung der franzöſiſchen Kohle. „Gut!. 0 7 0 4 Elly verſchwindet. Ich atme auf und werde nun wohl Von unterrichteter Seite erfährt unſer Berliner Ver⸗ Ruhe haben. Elln ſitzt in ihrem Zimmerchen und zer⸗ treter, daß die franzöſiſche Regierung mit allen Mitteln bricht ſich den Kopf un einen Künſtlernamen. beſtrebt iſt, die auf die Wiedergutmachungsſumme ange⸗ 5 a 1 0 rechneten Beträge für die deutſchen Kohlenlieferungen De icht wir gleich ei Namen auf. Sie ſind unſchön. nach Möglichkeit herabzudrüken. 5 „Nein, Kind, orig r müſen die ſchen ſein.“ tritt jetzt überall eine amtlicherſeits geförderte Herab⸗ ſetzung der Kohlenpreiſe in Frankreich ein, was um ſo leichter erklärlich iſt, als Frankreich bekanntlich gegen⸗ wärtig einen großen Ueberfluß an Kohle beſitzt. Die Franzoſen wollen daher mit allen Mitteln durchſetzen, daß die deutſchen Kohlen ſo billig wie möglich angerechnet werden, denn Frankreich hat weder Verwendung für die großen Kohlenlieferungen im eigenen Lande noch genü⸗ über kurz oder lang eine neue Kriſe eintreten. führung der Eiſenbahnverbindung zwiſchen Aegypten bauen. N ſie heute abend durch“ gende Abſatzmöglichkeiten im Auslande. Pilindski reiſt nach Paris. 3 Warſchau, 29. Jan. Nachdem Briand in einem Tele gramm Pilſudski die franzöſiſche Einladung wiederhol hat, bereitet man hier die Abreiſe des Staatschefs nach Behörden haben ſich bereits wegen der Durchreiſe durch Deutſchland nach Berlin gewandt und von dem Reichs⸗ f verkehrsminiſterium ſind die üblichen Erleichterungen zugeſtanden worden. Der geplante Beſuch des Staats⸗ chefs in Brüſſel wird im Anſchluß an den Beſuch in Paris nicht ſtattfinden, da König Albert zur boereffenden Zeit Foo a 3 Kriſenſtimmung in Frankreich. Paris, 29. Jan. In den Wandelgängen der Kammer herrſchte eine gewiſſe Animoſität und die Wiedergut⸗ machungsfrage hielt alle Gemüter in Aufregung. Bei ſeinem Erſcheinen wurde Doumer mit Fragen beſtürmt, aber er erklärte, ſich nicht äußern zu wollen. Man be⸗ fürchtet neue Verzögerungen in der wichtigen Frage. Die Folgen wären für das Kabinett Briand kritiſche, denn Kammer und Senat verlangen Reſultate und wenn Briand die Konferenz mit leeren Händen verließe, dürfte Die verſchwundenen Heringsſchwärme. Kopenhagen, 29. Jan. Die Befürchtung der Fiſcher, daß durch die letzten Stürme die Heringsſchwärme ver⸗ trieben würden, hat ſich beſtätigt. Die Fiſcher, die wäh⸗ rend des Sturmes mit dem Fang beſchäftigt waren, be⸗ richten, daß die Heringsſchwärme durch den Sturm aus⸗ einandergejagt worden ſind. * Berlin, 29. Jan. Da die während des Krieges errichtete Brücke über den Suezkanal wieder abgebrochen wer⸗ den muß, iſt der Beſchluß gefaßt worden, zur Fort⸗ und Paläſtina einen Tunnel unter dem Suezkanal zu 5 2E 3 8 2 2 London, 29. Jan.(Drahtmeldung.) Aus Belfaſt wird gemeldet, daß zwei engliſche Poliziſten ermordet wurden. Ein dritlen wurde verletzt. f Vermiſchtes. Einträgliches Schüttlerhandwerk. In Gelſenkirchen ver. haftete die Polizei einen angeblichen Kriegsbeſchädigten Georg Drees aus Bielefeld, der in Gelſenkirchen und in Wattenſcheid als„Schüttler“ auf das Mitleid der Straßen⸗ paſſanten ſpekuliert hatte. Es wurde feſtgeſtellt, daß der Schwindler innerhalb zweier Stunden nicht weniger als 260 M. an milden Gaben verdient hatte. Später fand man ihn in einer Wirtſchaft, wo er ſich von den Strapazen ſeine! Beruſes erholte und in vergnügter Stimmung ſich an be⸗ legten Schinkenbrötchen gütlich tat. 8 4 855 5 Ein Schurkeuſtreich. Ju enkölln wohnte ein unglück⸗ licher Vater, der einen ohn in Kriegsgefangenſchaft darben batte, und da er wußte, daß ſein Junge in Avignon ſaß, ſo wurde er von quälenden Gedanken über das Schickſal des Feldgrauen noch umſo mehr gepeinigt. Ex plante, den Sohn befreien zu laſſen, wobei es ihm auf die Koſten nicht ankam. Im gleichen Hauſe wohnte eine ehrbare Gürtlersfamilie, deren Sohn— der Werkzeugmacher Bruno Helbig— ſich lange in engliſcher Kriegsgefangenſchaft befunden hatte und ſich erbötig zeigte, die Befreiung des Soldaten zu bewirken. Mit 3000 Mark von dem Vater ausgexüſtet, reiſte er nach Frankfurt. Da machte er die Bekauntſchaft des Schloſſers Max Böing, der einen ge dlichen Cafetier, bei dem er drei Wochen wohnte, un Heber und Anzüge beſtahl. H. und B. gingen nun ſyſtema, vor, um den Vater in Neukölln um etwa rund 15 000 M. zu prellen, indem man ihm in Brie⸗ fen und Telegrimmen vorgaukelte, daß der Sohn ſchon in einem Keller untergebracht ſei, daß man ihn bereits über die Grenze gebracht habe uſw. Der Vater wurde geiſteskrank und ſtarb, der Sohn iſt heute daheim, aber ſeine Rückkehr war keineswegs den Angeklag⸗ ten zu verdanken, die wegen ſortgeſetzten Betrugs zu je Jahr Gefängnis und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt wurden. — Verantwo tlich fur die Redaktion: Ph. Deffren, Seckenheim. inlliche behanmmocbüngen. Fernhaltung unzuverläſſiger Perſonen vom Handel betr.„ Es wird erneut zur öffentlichen Kenntnis ge⸗ bracht, daß gemäߧ 1 der bad. Verordnung vom 19. April 1916 zum Handel mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs, wozu faſt alle Gegenſtände gehören, eine beſondere Erlaubnis des Bezirks⸗ amis der gewerblichen Niederlaſſung erforderlich iſt Es iſt dabei gleichgültig, ob es ſich um Eröffnung eines neuen oder um Uebernahme eines beſtehenden Geſchäftes handelt. Jeder Inhaber bedarf dieſer Erlaubnis und hat bei Nichtbeachtung gemäß 8 2 der angeführten Verordnung neben einer Gefängnis⸗ ſtrafe bis zu einem Jahr oder Geldſtrafe bis zu 10 000 Mk. ſowie auf Grund von 8 1 der Reichs⸗ verordnung vom 23. Sept. 1915 die Unterſagung bezw. Schließung ſeines Gewerbebetriebes zu ge⸗ wärtigen. Mannheim, den 28. Januar 1921. Bad. Bezirksamt— Abt. III. Bekguntmachungen der Gemeinde Seckenheim Infolge des heerſchenden Strohmangels ſoll auch in dieſem Jahre an alle Einwohner ob Bürger oder ficht, Streu verteilt wer den. Alle Rindoich⸗ und Ziegenbeſitzer, ſo⸗ fern ſie Streu benötigen, werden aufgefordert, ſich am ieustag, den 1. u. Mittwoch. den 2. Febrnar 1921, j weils var⸗ mittags don 8—12 Uhr auf dem Ra: haus Zimmer 7 anzumelden Spätere Anmeldungen können nicht berückſichtigt werden. Seckenheim, den 28. Januar 1921. Gemeinderat: Woch 0 mehr Lebersmitteslamt. U Betriebswerkſtätte betr. Die Firma H. u. W. Kilthau beabſichtigt auf ihrem Anweſen Innere Wingertſtraße 11 in Käfer⸗ thal eine Betriebswerkſtätte(Autog. Schweißerei und Schloſſerei) zu errichten. Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen bei dem Bezirksamte oder dem Stadtrat binnen 14 Tagen vom Ablauf des Tages an vorzubringen, an welchem das dieſe Bekanntmachung enthaltende Amtsverkündigungsblatte ausgegeben wurde, widri⸗ genfalls alle nicht auf privatrechtlichen Titeln be⸗ ruhenden Einwendungen als verſäumt gelten. Die Beſchreibungen und Pläne liegen wäh⸗ rend der Einſprachsfriſt auf den Kanzleien des Bezirksamts— Zimmer No. 29— und des Stadt⸗ rats— Zimmer No. 101— zur Einſicht offen. Mannheim, den 24. Januar 1921. Bad. Bezirksamt— Abt. V. Kirchweihfeſt betr. Durch Entſchließung des Bezirksrats vom 27. Nov 1920 iſt das Kirchweihfeſt der Gemeinde Wallſtadt vom 4 auf den 2. Sonntag im Au uſt uſammen mit der Gemeinde Ladenburg und den Käfertal und Waldhof verlegt worden. 2 Abwiebackmehl⸗Ausgabe. Morgen Nachmittag von 1 Uhr ab wird auf die Zwiebackmarke 2 auf Wunſch Zwieback mehl ausgegeben zum Preiſe von Mk. 1.45 das Pfund. Zwieback, ſowie Weißbrot und Kranken⸗ mehl ſind ab 1. Februar bei Herrn Bäcker⸗ meiſter Ullrich, Schloßſtraße zu erhalten. Lebensmittelamt. Weizengries⸗Ausgabe. Morgen Nachmittag von 1 Uhr ab wird zu gleicher Zeit mit Zwiebackmehlausgabe an alle Michbezugs berechtigten gegen Vorzeigung des Milchausweiſes 1 Pfund Weizengries zum Preiſe von Mk. 2.— ausgegeben. Obensamittelamt. Holz⸗ Ausgabe. Solange Vorrat reicht wird der Holz verkeuf, 1 Zentger geſchninenes Hartholz zum Tela nge ahnung ng gulung bheims teile ich hierdurch höfl käuflich erworben habe und lch bitte freundl. Gleichzeitig gestatte ich mir und Lebensm zu billigen Tagespreisen zu empfehlen und bemerke, daß die Eröffnu Uebernahme des Geschäfts durch mich heute Montag stattfindet. Mit Hochachtung Marie Schwarzwälder Der verehrl. Einwohnerschaft Secken- ich das seither von Herrn Peter Seitz, Ecke Schloß- u. Hildastraße betriebene Rolonialwaren⸗ Geschäft in erweiterter Form weiterführe. . das meinem Vor- gänger geschenkte Vertrauen gütigst auf mich übertragen zu wollen. Kolonial- Waren Seckenheim. mit, daß Diejenigen Theaterſpleler die bei det Weihnachtsfeier und dem Theaterabend mit⸗ wirkten, werden hiermit gebeten, morgen Abend 7 Ahr im Lokal zum„Stern“ zu einer wichtigen Besprechung zu erſcheinen. Anſchlie ßend Shun ler Veranügungagommiſſio dasselbe Gelegenheit ihr Rollenmaterial an den Spiele leiter abzugeben. Vollzähliges Eiſcheinen er⸗ wartet Die Leitung. sämtliche Junger Mun ſucht K. FJ. U a 2 0 0 ittel Mbobl. Ilmmor. Reonerabteilung. Näheres in der Ge⸗ Dienstag Abend 78 ng bezw. cäftsſtelle.(oUbrim Schweſternhaus 8. i 1— n 0 un robe. ſofort für tagsüber geſucht. Wo ſagt di⸗ G.ſchäftsſtele.(b Der Vorſtand. — Witwye. Heute Abend ½8 Ubr zum letzten Mal Kanthölzer, Schwarten rauhe und Hobelbretter) Bau⸗, Hag⸗ Buchenſtämme und Hopfenſtangen, Zu verkaufen: 1 paar Minltät⸗Stlefel paar Militär-Schuhe Größe Ne. 42. Zu erfragen in der „Lanen Retter der — 1 Paris für Anfang nächſter Woche vor. Die polniſchen Leider traf das alles nicht zw Fußball⸗Veretnigung Die Theaterſpiele, werden gebeten bei dieſer Menschheitl! Pleiſe von Mk. 14— pio Zentner fortgeſ tt Verkauf an. de nba. 5 von 18 mm bis 10 em Einſchnitt in verſchiedenen Längen und Breiten zu Tagespreiſen abzugeben. Gaorg Bühler, Zimmermeister. Geſchäftsſtelle.. Metallbetten 1 Stahldrahtmatratzen, Hente Abend? 3 Kinderbetten, Polster an Jedermann Kata Ama EA log fre i Mitglirdrrverſammlu im Gafthaus zul,