i beachtet worden 1 det* Zur Erreichung dieſes Zweckes werden die von uns .—ðꝗꝛᷓ—ᷓ— w fimtsblam der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ilvesheim teckarhausen und Edingen Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal 21. Jahrz. 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Gonn⸗ und Feiertage. Dienstag, 1. Februar 1921 Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfa Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. No. 26 —Fernſprechanſchluß Nr. 16. Sadesschu. Wie unſer Berliner Vertreter hört, iſt zur Zeit noch keine Antwort vonſeiten der Alliierten auf die deutſchen Proteſt⸗ noten gegen die polniſchen Vorbereitungen militäriſcher Art eingegangen. Auf der Zeche Weſtende in Duisburg konnte mit 5 der Verſchütteten eine Verſtändigung erreicht werden. Das Landgericht verurteilte die Kaufmannsehefrau Emma Gebhardt aus Stuttgart wegen Uhrenſchmuggels aus der Schweiz nach Deutſchland zu 4 Monaten Gefängnis und 286 100 Mark Geldſtrafe. Die internationale Elbekommiſſion berät gegenwärtig die Regelung des Tranſitverkehrs. Man berichtet aus Tokio, daß die Japaner eine Neviſion des Bündnisvertrags zwiſchen England und Japan vorſchla⸗ en werden, nach dem Japan ſeiner Verpflichtungen ent⸗ oben werde. Die Kriegsentſchädigung. Es iſt mit Dank und Genugtuung zu begrüßen, daß durch eine zwiſchen dem Reichskanzler, dem Miniſter des Aeußern und dem Reichsfinanzminiſter vereinbarte öf⸗ ——ů fentliche Erklärung über unſere Haltung gegenüber den Geldforderungen der Verbandsmächte den vielfachen Mutmaßungen und widerſprechenden Berichten ein Ende gemacht worden iſt. Die Erklärung wird auch dazu bei⸗ tragen, manche ernſte Befürchtungen, die durch allerhand Meldungen der jüngſten Zeit erweckt worden waren, zu zerſtreuen. Daß wir eine Kriegsentſchädigung bezahlen müſſen, und zwar eine ſehr hohe, haben wir gewußt. Freilich iſt es ſo manchen unter uns noch nicht ſo recht zum Bewußtſein gekommen, was uns in dieſer Richtung bevorſteht, und die nächſte Zeit wird eine böſe Ernüchte-⸗ rung bringen. Es kann aber keine Rede davon ſein, dag wir uns irgendwie auf die phantaſtiſchen Ziffern ein⸗ laſſen können, die namentlich in der franzöſiſchen Preſſe ſtetig genannt worden ſind und die nun auch der fran⸗ zöſiſche Finanzminiſter in ſeinem Vorſchlag aufgegriffen hat. Wenn die jetzt in Paris geführten und ſpäter fort⸗ g zuſetzenden Verhandlungen uns zum Bewußtſein deſſen, was wir werden zahlen müſſen, und die Franzoſen zum Bewußtſein deſſen, was zu zahlen wir imſtande ſein wer⸗ 1 den, bringen werden, iſt die Möglichkeit einer Verſtändi⸗ gung gegeben. Allerdings iſt eben Vorausſetzung dafür, daß endlich einmal die franzöſiſchen Staatsmänner den Mut finden, ihren eigenen Landsleuten die Wahrheit, die ſie ſelbſt längſt kennen, auch wirklich zu ſagen und ſo 89 Boden fruchtbringender Verhandlungen vorzuberei⸗ en. a 89 aufgeſtellten Gegenforderungen, die bei uns überhaupt erſt die Möglichkeit größerer Zahlungen ſchaffen, weſent⸗ lich beitragen. Die Unterhaltungskoſten der Beſatzungs⸗ armeen im Weſten ſind ſo ungeheuerlich, daß eine Be⸗ chränkung auf vernünftiges Maß ſchon einen beträcht⸗ lichen Teil der Summen freimachen würde, die man von ö — . Geht uns infolge polniſch⸗franzöſi rung über den Standpunkt, den ſie in dieſer Hinſicht e uns erwartet. Ferner aber brauchen wir Handelsſchiffe, um überhaupt Handel treiben und damit Geld zur Ab⸗ tragung der Kriegsentſchädigung verdienen zu können. Der Verſailler Frieden hat ja auch in dieſer Hinſicht ge⸗ radezu irrſinnige Verhältniſſe herbeigeführt, indem un⸗ ſere guten Handelsſchiffe in fremden Häfen verroſten und vermodern, weil überreichlich Tonnage vorhanden iſt, während wir infolge des Tiefſtandes unſerer Wäh⸗ rung die an ſich niedrigen Frachtſätze fremder Schiffs⸗ Unten nicht bezahlen und uns ſomit am Welthandel nicht, beteiligen können. Eine weitere Vorausſetzung der Er⸗ haltung unſerer Leiſtungsfähigkeit iſt die Beſeitigung eines anderen Punktes des Verſailler Vertrages. Wir ſind darnach verpflichtet, den anderen Ländern die Meiſt⸗ begünſtigung zu genwähren, während uns Gleiches ver⸗ ſagt üſt, daß unter ſolchen Umſtänden unſer Handel nicht, aufzublähen vermag, liegt auf der Hand. Ebenſo klar iſt, daß eine vollig gerechte und unparteiiſche Abſtimmung in Oberſchleſien gewährleiſtet wird, was mit dem Ver: bleib Oberſchleſiens beim Deutſchen Reich ee ſcher Umtriebe und infolge der Vergewaltigung des Rechts Oberſchleſien verloren, dann iſt Bergbau u. Induſtrie in Oberchleſien der Vernichtung preisgegeben und Deutſchland zahlungs⸗ unfähig. Und ſchließlich müſſen unſere Feinde einſehen, daß man die Neigung Deutſchlands, ſeine Bereitwillig⸗ keit zur Abtragung einer den Umſtänden entſprechenden Kriegsentſchädigung nicht fördert, wenn mon ihm uner⸗ ſchwingliche Laſten aufbürdet.. 28 Es iſt erfreulich, daß die Erklärung unſerer 1 n⸗ nimmt, keinen Zweifel beläßt. Rom iſt nich“ an einm Tage gebaut worden und ein großer Baum fkäll: nicht auf den erſten Arthieb. Es wird noch mancher Ver⸗ handlung, der Aufklärung mancher Mißverſtändniſſe, der Ueberwindung mancher Hinderniſſe bedürfen, bis men auch bei unſeren Gegnern lernt, die Verhältnite ſe en ſehen, wie ſie wirklich ſind. Vielleicht tragen die Der handlungen in Paris dazu bei, uns der Lsung einen Schritt näher zu bringen. Die Hauptſache is, daß wu ſere Regierung feſt bleibt und Deutſchlands Sache as! Würde vertritt. Deutſcher Reichstag. ſteht es ſehr ſchlecht. Wie der Berichterstatter Tr. Blun erklärt, brauchen wir zu unſerer Brotperkorgung Bitz zur neuen Ernte faſt noch 200 000 Tonnen Getreide 10 Milliarden mehr müſſen wir an das Ausland zahlen, als wenn wir unſeren Bedarf im Inlande erzeugen könn⸗ . 0 T — Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Abgeorndeter Duſche von der Volksparter erinerk an de ruhmredigen Verſprechungen des Wirtſchaftsminiſte⸗ riums Schmidt, die ſo kläglich Fiasko erlitten haben. Die OIlnke verſucht, von ihrem Standpunkt aus, die ver⸗ lorene Poſition zu verteidigen. Reichsernährungsmini ſter Hermes will beſchwichtigen und gibt die beruhigende Versicherung ab, daß unſere Brotgekreideverſorgung ge⸗ ſichert iſt. Vom 15. Febr. ab ſoll es ſogar 200 Gramm Bro mehr geben. 3—. Dann wird der Etat des Reichswehrminiſters her⸗ vorgeholt. 7 05 Haus am Ende zu ſchmach beſucht iſt. 8 Der Hauptensſchuß des Reichstags. N i Berli, 80. Jan. Der Hauptausſchuß des Reichs⸗ 5 Seſchöftigte iich weiterhin mit dem Wiedergufbau⸗ terien. Wie Peglerung teilte mit, daß bisher 212 lioneit Mark im Vorentſchädigungsverfahren aus⸗ gaht werben find. Ueber die Verwendung deutſcher ider zuin Wiederaufbau in Frankreich ſeſen die Ver⸗ en noch nicht odgeſchloſſen. An fachlichen Enz⸗ zend bisher nur für 5 Milliarden Papler⸗ Gicferanatangebote der Reparationskommiſſtor Abergebhen worden. nur un tezuhr 120 Millionen Mark. N Wohnungsausſchuß. Berlin, 29. Jan. Der Wohnungsausſchuß des Reichs⸗ zags beſchäftigte ſich heute mit der Aufbringung der Mit⸗ del für den Wohnungsbau. Es lag ihm der Regierungs⸗ entwurf vor, der eine Mietſteuer vorſieht, ferner ein Gegenentwurf des Reichsrats, der eine Grundſteuer for⸗ derte. Bayern hat im Reichsrat Ortszuſchläge zur Ein⸗ kommenſteuer vorgeſchlagen, hat ſich aber, als es damals, nicht durchdrang, der Vorlage des Reichsrats angeſchlof⸗ ſen. Reichsarbeitsminiſter Braun verteidigte ſeine Vor⸗ ſungsänderndes Geſetz handele. Das Finanzminiſterium ſoll über die Durchführbarkeit der einzelnen e heute noch gehört werden. Die Weiterberatung wur jedoch auf Montag vertagt. N. Die Wahlferien des Reichstags. 5 Weiterberatung der 8 8 Ausſchüſſe. eee, Berlin, 31. Jan. Der Reichstag läßt bekannklich am Freitag den 4. Februar eine Pauſe in ſeinen Arbeiten eintreten, um den Reichstagsabgeordneten Gelegenheit zu geben, ſich an dem Wahlkampf in Preußen zu betei⸗ ligen. Dieſe Wahlferien werden vorausſichtlich bis zum 22. Februar dauern. Wie wir aus parlamentariſchen Kreiſen hören, ſoll dieſe Zeit aber parlamentariſch nicht 92900 ungenutzt bleiben. Die bedeutenderen Reichstags⸗ ausſchuüſſe werden ihre Arbeiten fortſetzen, damit das Plenum beim Wiederzuſammentritt reichen Arbeitsſtoff vorfindet. a 5 80 275 N eee Abſtimmung kommt es nicht, da das Die Beſtellungen betrugen bis ge? Lage und betonte, daß es ſich dabei nicht um ein verfaf⸗ 8 5 1 1 1 5 5 N 7 12—' 5 5 Das alte Lied. Roman von Fr. Lehne. 7. JFortſetzung.(Nachdruck verboten.) Der Pfarrer faßte ihre beiden Hände und ſah tief in die leuchtenden Augen. „Wie Du willſt mein Kind! Möge es Dir zum Segen 5 gereichen 1* „Negina war allein. Sie ſah die ſchöne herrliche Villa, ſich darin als Herrſcherin— und daneben den alten Gatten. Ihr Lieblingslied fiel ihr ein— das vom alten König und dem jungen Pagen— bah, man war nicht mehr im Mittelalter— ſie würde ſchon glücklich werden, Lins gewiß. Und ein feſter Zug grub ſich um ihre feinen Tippen. Sie wollte ihre Jugend und Schönheit nicht in unnützer Sentimentalität vertrauern, bis der Rechte kam. Wer ſollte dies ſein? Vielleicht jener ſchöne, brünette Offizier, den ſie ſchon einmal hatte zurechtweiſen müſſen, weil ſeine Bewunderung gar ſo aufdringlich war? Er 15 ihr dennoch gut— aber er hatte kein Geld und einen Namen——„Maria Regina, Gräfin Roden⸗ berg,“ ſagte ſie da ganz laut mit einem ſeltſamen, trium⸗ Phierenden Lächeln,„wie ſchön das klingt, wie ſtolz und vornehm! Ja, ich will's!“ Und ihre hohe Geſtalt reckte ſich, als ob ſie ſchon jene Stellung inne hätte! 8* Nun war ſie verlobt mit ihm. Ungeheures Staunen hatte dies hervorgerufen. Kopfſchütteln und— Neid!— Aber ümmert darum, ſchritt ſie hocherhobenen Haup⸗ tes ihren Weg.„Wie ſtolz und hochmütig iſt ſie ge⸗ worden,“ ziſchelte es um ſie her. Aber was ging ſie das an? Sal. e waren die Glückvünſche geweſen, die ſie bekommen ulfreundinnen, von denen ſie nicht mehr 8 Har, weil die ſich beſſer dünkten als die arme Pfarrerstochter, hatten ſich zu ihr gedrängt— aber 0 tte ſie alle abfallen laſſen. Nicht aus Hochmut, „ N 15 U 1 dern der zukünftigen Gräfin Rodenberg. Und der Dia⸗ lonus, wie er ſie anſchaute— ſie konnte deutlich in ſeinen Augen leſen: nun doch ohne Liebe! Aber freilich ein Graf, und wenn es auch ein alter Mann iſt, iſt doch etwas anderes!— Sie fühlte ſich froh und glück⸗ lich— und ihr Verlobter trug ſie auf Händen. Jeden Wunſch las er ihr von den Augen ab, und kein Tag verging, an dem er ſie nicht mit einem koſtbaren Ge⸗ ſchenk überraſchte— nichts war ihm gut genug für ſeine ſchöne Braut, die er mit faſt wahnſinniger Zärt⸗ lichkeit liebte. Und das war das Einzige, was ſie manchmal mit Bangen erfüllte. Bei ſeinem Verlobungskuß, den er mit brennenden Lippen auf den roten Mund gedrückt hatte, war ſie bis ins Innerſte zuſammengeſchauert, und der Gedanke war ihr gekommen: wird das immer ſo ſein? Würde ſie das Gefühl auch gehabt haben, wenn jener hübſche, brünette Offizier ſie geküßt hätte? Aber weit wies ſie das weg; dennoch war ſie erfinderiſch im Auf⸗ ſuchen von Gelegenheiten, nicht mit dem Verlobten allein zu ſein, um ſeine Liebkoſungen nicht erdulden zu müſſen, die ihr peinlich waren. Einmal fragte er ſie: „Mein ſüßes Herz, ſag', liebſt Du mich denn? Du biſt ſo kühl, während ich—“ „Ja, Adalbert,“ ſagte ſie,„ich bin Dir von Herzen gut und dankbar!“ ö „Dankbarkeit will ich nicht, Renee, ich will Deine Liebe! Mir genügt nicht bloß das Gutſein.“ b „Dann weiß ich nicht, was Du willſt—“ „Du biſt zu kalt—“ s „Das iſt meine Natur, Adalbert, dagegen kann ich nicht—„Undine“ ſagt man öfter zu mir.“ i „Nicht einmal haſt Du mich geküßt,“ ſagte er mit leiſem Vorwurf in der Stimme.„Du haſt gewiß einen die geliebte Tochter fortzu ſo ſtolz und doch ſo demütig anden lieb ii beſtimmt, das wird es kein, uhr zan ſeinen Lippen hingen. „Wenn das der Fall wäre, Adalbert,“ entgegnete ſie auf ſeine Worte,„dann würde ich Dir mein Wort nicht gegeben haben. Mein Herz iſt frei, und nun bitte, quäle mich nicht mit unbegründeter Eiferſucht; das könnte ich niemals vertragen.“ ö Er ſchwieg daraufhin, nahm ſich aber vor, die Hoch⸗ zeit ſo viel wie möglich zu beſchleunigen, damit ſeine Renee, wie er ſie mit Vorliebe nannte, endlich ganz ſein war. Und mit dieſem Vorſchlag ſtieß er auch auf keinen Widerſpruch. Beſonders der Frau Pfarrer war es lieb, da ſie ſich durch den vornehmen Schwiegerſohn doch etwas gedrückt fühlte. Regina war ebenfalls damit einverſtan⸗ den; denn der Brautſtand bereitete ihr doch ein Un⸗ behagen, ohne daß ſie es ſich ſelbſt eingeſtehen wollte.— Graf Rodenberg wollte einer Frau den Rhein zeigen; den Winter beabſichtigte er in Rom zuzubringen, was bei Regina große Freude hervorrief. Denn es war ja immer ihr höchſter Wunſch geweſen, zu reiſen, die Welt kennen zu lernen. Und all dieſes Gute wurde ihr durch den Mann an ihrer Seite geboten. 5 Faſt wie Rührung überkam es ſie, als ſie ſah, wie bei ihrer ſichtbaren Freude es wie Sonnenſchein über ſein Geſicht flog. Er war doch ſo gut, und im Stillen gelobte ſie ſich, ihm ein treues, liebevolles Weib zu ſein! So verging die Zeit wie im Fluge, und der Hochzeitstag war herangekommen. Regina war eine ſchöne, impoſante Braut, und die Kirche faßte die Zahl der Zuſchauer nicht, die gekommen 1 waren zu ſehen, wie Pfarrer Hartmann ſeine Tochter mit dem alten Grafen Rodenberg vermählte. Gar köſt⸗ liche, eindringliche Worte waren es, die er ſprach, zu. weilen von ſo innerer Bewegung ergriffen, daß er kaum weiter reden konnte— es wurde ihm ja ſo unſagbar ſchwer, geben, die da vor ihm ſtandd, deren tränengefüllte Augen 7. 2 3 3 Die Geburtsſtunde des neuen 1 Europa. Iſt das neue Europa überhaupt ſchon geboren? Ein Blick auf den Oſten mit ſeinen unfertigen Staaten lehrt, daß es unter tauſend Wehen ſich erſt geſtaltet. Will man alſo von ſeiner Geburtsſtunde reden, ſo möchte man den⸗ ken; wir ſtehen mitten in ihrem Verlaufe. Doch nein! Die„Geburtsſtunde der heutigen Größe Frankreichs und des neuen Europa“ war der 29. Oktober 1899. So ver⸗ kündet Stephan Lauzanne, der politiſche Hauptſchrift⸗ leiter des„Matin“ in einem Buch Les hommes que j'ai pvus(Die Männer, die ich ſah). Damals war der Buren⸗ krieg eben ausgebrochen; die franzöſiſche öffentliche Mei⸗ nung war von Haß gegen England erfüllt. Auf verſchie⸗ denen Kolonialgebieten drohte ein Zuſammenſtoß mit England. Das vorhergehende Jahr hatte die„Schmach von Faſchoda, geſehen. Da habe Deutſchland durch eine Unterredung des Fürſten Bülow mit dem franzöſiſchen Geſchäftsträger in Berlin, Marquis de Noailles, Frank⸗ reich ein Bündnis gegen England angeboten. Wenn das dem franzöſiſchen Volk bekannt geworden wäre, hätte es begeiſterte Aufnahme gefunden. Denn in Pariſer Volks⸗ verſammlungen habe man nichts mehr von Hetze wegen Elſaß⸗Lothringens hören wollen. Delcaſſés aber habe Eklſaß⸗Lothringen und die Revanche gewollt. Er habe den Präſidenten überzeugt. Deutſchland habe die kühle Antwort erhalten: Frankreich habe keinen Vorſchlag ge⸗ macht, Deutſchland müſſe ſich erklären, was es Frankreich bieten wolle, unbeſchadet des ruintn⸗franzöſiſchen Bünd⸗ niſſes. Darauf ſei von Deutſchland keine Antwort er⸗ folgt. Delcaſſe habe dann unermüdlich an dem Bünd⸗ nis gegen Deutſchland gearbeitet. Das etwa ſind die Hauptpunkte der breiten Darſtellung Lauzannes, die die „Deutſche Tageszeitung“ nach Schweizer Blättern gibt. Dias deutſche Bündnisangebot ſteht in ſchroffem Wi⸗ derſpruch mit allem, was man bisher über die Haltung Deutſchlands während des Burenkrieas weiß, insbeſon⸗ deere mit der Darſtellung, die Fürſt Bülow ſelbſt in ſeiner „deutſchen Politik“ gibt. Bisher war bekannt, daß von Rußland bei Deutſchland und bei Frankreich eine Ein⸗ miſchung, nötigenfalls auch mit Machtmitteln, zu Gunſten der Buren angeregt wurde, was aber Deutſchland ab⸗ lehnte. Bis auf weiteres wird man der Darſtellung von der Geburtsſtunde des neuen Europa keinen Glauben ſchenken dürfen. Es wäre nicht das erſtemal, daß ſich im Kopfe eines Mannes vom„Matin“ die Dinge anders malten, als ſie wirklich waren. Die Geſchichte von dem diurch Delcaſſes Bemühen abgelehnten deutſchen Angebot paßt zu gut zu dem Beſtreben des ganzen Buches, Del⸗ keaſſe, Marſchall Joffre und Poincars, die Vorbereiter und bhbinzuſtellen und Delcaſſs als den größten unter ihnen. Nicht nur für franzöſiſche, auch für enaliſche Augen ſtrah⸗ len ja Frankreich und Delcaſſe in noch hellerem Glanze, wenn ſie dem deutſchen Verſucher nicht erlegen ſind, Deutſchlands Haltung im Burenkrieg aber wird verdäch⸗ tigt. Beides kann nichts ſchaden in Tagen, wo die alte von Delcaſſs geſchaffene Herzlichkeit zwiſchen London und Paris geſtört iſt. N Daß Delcaſſs und die anderen ſeit langer Zeit plan⸗ mäßig den Tag der Rache vorbereitet haben, das iſt uns Deutſchen ja nichts neues. Daß auch Neutrale, deren Urteil nicht durch Deutſchland beeinflußt war, die Dinge nicht anders anſahen, bezeugen die belaiſchen Geſandt⸗ ſchaftsberichte faſt auf jeder Seite. Die Regierungen der Gegner wollten davon nichts wiſſen, Deutſchland wurde allein als Störenfried hingeſtellt. Dieſe Auffaſſung bil⸗ det die Grundlage des ganzen Friedens von Verſzailles. Allmählich kommen aus Feindesmun die Zeuaniſſe, die dieſe Grundlage erſchüttern. Vor kiergem hat Lloyd Ge⸗ arge erklärt:„Je mehr man de) dofren lieſt und die Brfefe, die in den verſchiedenen Lätid A Darüber geſchrie⸗ ben worden ſind, was ſich vor dem 1 Auguſt 1914 be⸗ geben hat, um ſo mehr begreift man; daß niemand an Es war etwas, in das wir hin! hineingetaumelt oder geſtolpert ſind.“ Jetzt bekundet ein Franzoſe, daß Männer wie Delcaſſs, Joffre, Poincars die Revanche von langer Hand ſeit einem Vierteljahrhun⸗ dert vorbereitet haben. Und dieſer Franzoſe kommt nicht aus den Kreiſen des verſtorbenen Jaurés und der Frie⸗ densfreunde, ſondern aus der Redaktionsſtube des„Ma⸗ tin“, und diee Vorbereiter der Revanche werden nicht ge⸗ kadelt, ſondern als Frankreichs größte Männer ver⸗ herrlicht. Das darf man nicht vergeſſen, wenn die Frage vom deutſchen Unrecht erörtert wird. 1 5 Die Abſichten Frankreichs. 5 Paris, 30. Jan. Die franzöſiſche Regierung hakte, 985 als ſie ſich geſtern zur Konferenz und zur geſtrigen Sitzung begab, keineswegs die Abſicht, die Reſultate der 19 früheren Beratungen aufzuheben und auf die Vorteile du verzichten, die Frankreich eingeräumt worden waren. 5 Was das Boulogner Projekt vom Frühjahr 1920 be⸗ wenn er die Frankreich auferlegten Verpflichtungen ge⸗ kannt hätte, würde er die Regierung nicht übernommen haben. Die franzöſiſche Regierung ſei, ohne die Methode von Boulogne zu verwerfen, der Anſicht, daß das Pro⸗ jekt vom Juli 1920 kein definitives Abkommen darſtelle und daß auf die in San Remo, Boulogne und Spa ge⸗ fundenen Faſſungen ein vollſtändiges Einvernehmen auf⸗ gebaut werden muß. Das Programm, das geſtern mit der Zuſtimmung Lloyd Georges unterbreitet worden iſt, logne aufgeſtellt worden ſind. Das Programm von Bou⸗ logne hat Anuitäten in 12 Aßſchnitter Deutſchland muß vom 1. Mai 1921 ar: ö 5 5 ö 8 1 den Fan — Erfüller der Revanche als Frankreichs größte Männer. ſeltender Stelle zu jener Zeit aus eßlich Krieg wollte. Hen oder vielmehr trifft, ſo iſt es nicht zutreffend, daß Briand erklärte, umfaßt: 1. Anuitäten, entſprechend denen, die in Bou⸗ 85 bis 1930, 1931 ünb T ftärbeff in ben ice den Jah⸗ von ren. 3. Ergänzende Anuitäten, die durch eine Taze 10 bis 15 Prozent der Ausfuhr erhoben werder Der Beſchluß der Konferenz von Paris. 9 Paris, 31. Jan. Miniſterpräſident Briand Ba. inf —.— gen Mitgliedern der Preſſe mitgeteilt, daß die eee der militäriſchen Sachverſtändigen in der en ö frage von dem Oberſten Rat angenommen ſeien, eln ſchließlich der Sanktionen, die ſogar noch etwas verschärft worden ſind. Der Vorſchlag ſehe ein Geſetz vor das die deutſche Regierung dem Reichstage vorleſen ſoll. Unter den angedrohten Strafmaßregeln befinden ſich die Be⸗ beſetzung und die Verweigerung der Aufnahme Deudſch⸗ lands in den Völkerbund. Dieſer letzte Vorſchlag ion dan Curſon gemacht worden ſein. 5 Lloyd George gegen einen Vorſchußf an Oesterreich. Rotterdam, 31. Jan. Nach Meldungen aus Parls habe Lloyd George im Geſpräch mit amecikeriſchen und engliſchen Journaliſten geäußert, es ſei zwecklos, Oeſter⸗ Das Land müſſe auf Deutſchland. Der Kompromiß beim Betriebsrütegeſetz. f Aus parlamentariſchen Kreiſen erfährt unſer Ber⸗ liner Vertreter: Im ſozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichstages werden gegenwärtig die wichtigſten Einzel⸗ beſtimmungen des Betriebsrätegeſetzes für die Teilnahme der Betriebsräte am Aufſichtsrat und die Einſicht in die Bilanz behandelt. Bei den bisherigen Beſprechungen hat ſich gezeigt, daß die Sozialdemokraten ſehr weit⸗ gehende Forderungen ſtellen, die dem Betriebsrätegeſetz ſehr ſchwere Rückwirkungen auf die Führung und Hand⸗ habung verleihen würde. Demgegenüber werden alle bür⸗ gerlichen Parteien gezwungen ſein, gemeinſam auf dem Wege des Abſchluſſes von Kompromiſſen eine einiger⸗ maßen erträgliche Löſung des Betriebsrätegeſetzes zu er⸗ möglichen. 5 Die Zenſur im beſetzten Gebiet. Landau, 31. Jan. Der„Landauer Anzeiger“ wurde wegen Abdrucks des Artikels„Ein Gruß an das deutſche Volk“ von Sven Hedin auf 3 Tage verboten. g Wiesbaden, 31. Jan. Der deutſche Polizeipräſident in Wiesbaden ließ deutſchnationale Plakate mit einem großen Friedrichskopf durch deutſche Schutzleute abrei⸗ ßen, trotzdem der Anſchlag durch die franzöſiſche Zenſur genehmigt worden war. 19 8 Unterredung mit Scheidemann. Paris, 31. Jan. Scheidemann erklärte dem Korre⸗ ſpondenten des„Eclair“, Deutſchland ſei zu arm, um große Anſtrengungen machen zu können. Es müſſe aber ſeine Verpflichtungen hinſichtlich der verwüſteten Gebiete erfüllen. Das Verlangen der Entente nach Entwaffnung findet Scheidemann berechtigt. Briand habe in ſeiner miniſteriellen Erklärung die wirtſchaftliche Lage Deutſch⸗ lands zu optimiſtiſch geſchildert. Die Alliierten u. die Entſchädigungsſumme Von maßgebender Seite erfährt unſer Berliner Ver⸗ treter: Die durch das franzöſiſche Vorgehen bei den Schadenerſatzverhandlungen im Oberſten Rat herauf⸗ beſchworene Diskuſſion hat den einen Vorzug, daß ſie die Klarheit der Situation gefördert und womöglich auch den Fortgang der Verhandlungen beſchleunigt hat. Wie von engliſcher Seite feſtgeſtellt wird, können nicht einmal mehr die Beſchlüſſe von Boulogne fur mer über die Höhe der Schadenerſatzforderungen als maßgebend anerkannt werden, da gegenwärtig überhaupt keine Möglichkeit be⸗ ſteht, die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands zu prüfen. Von dieſem Standpunkt ctsgehend, haben die anderen Alliier⸗ ten es gegenüber Frankreich durchgeſetzt, daß die Sach⸗ verſtändigen⸗Konferenz in Brüſſel überhaupt nicht mehr die Frage der Höhe der deutſchen Kriegsentſchädigungen zu prüfen haben wird. Es iſt überhaupt fraglich, ob ange⸗ ſichts dieſer Sachlage an eine Fortſetzung der Verhand⸗ lungen der Sachverſtändigen gedacht werden kann. Der jetzt entſtandene Plan der Einberufung einer neuen Kon⸗ ferenz der alliierten Miniſterpräſidenten in London weiſt zumindeſt darauf hin, daß die Brüſſeler Verhandlungen eigentlich als erledigt angeſehen werden könne. 1 Ausland. Frankreich und die ſchwarzen Beſatzungstruppen. Wie unſer Berliner Vertreter erfährt, hat Frankreich j ei d ſprechungen bei der Neuregeſung der 8 Beſehung bes Rheinlandes auf das entſchiedenſte abgelehnt, die in Vorſchlag gebrachte Zurückziehung der ſchwarzen Truppen vorzunehmen. Die Franzoſen er⸗ klären, daß ſie es in der Hand hätten, Ausſchreitungen ſchwarzer Soldaten zu verhindern, und daß die Disziplin der Senegaltruppen und der Marokkaner durchaus gut ſei. Eine gänzliche Zurückziehung der ſchwarzen Trup⸗ pen aus dem beſetzten Gebiet würde ſich mit den mili⸗ täriſchen Intereſſen Frankreichs nicht in Vereinbarung bringen laſſen. ö 1 300 England für Erhaltung der oberſchleſiſchen Induſtrie. London, 31. Jan. Das ergliſche Kapital wünſcht K Franzöſierung der oberſchleſiſ 1 ———— n Induſtrie. Auf ſetzung des Ruhrgebiets, die Ausdehnung der Möeein⸗- FF 4 Beſprechungen über die Frage der Neckarkanaliſation. e Unterhauſe ein Antrag eingebrächt werden, was die eng⸗ Aſche Regierung zu tun gedenke, um angeſichts der fran⸗ zöſiſchen Unterhandlungen mit oberſchleſiſchen Berg⸗ werksbeſitzern die Intereſſen des engliſchen Handels und der Induſtrie zu ſchützen. 5 8 Internationales Vorgehen gegen Wucherer und Kriegs⸗ . gewinnler. * Prag, 31. Jan. In Kürze werden in Prag Bera⸗ tungen mit Vertretern der Nachbarſtaaten über gemein⸗ ſame Maßnahmen gegen Wucherer und Kriegsgewinnler, 5 die mit ihrem Vermögen in einem anderen Staate ſteuer⸗ ſächlich um die gegenſeitige Auslieferung ſolcher Perſonen handeln. In den letzten Tagen hat bereits eine Vorbe⸗ ratung mit öſterreichiſchen Beamten ſtattgefunden. Badiſche Politik. Bapern gegen eine Vereinigung Badens und Württembergs. München, 29. Jan. Die Zuſammenſchlußbewegung zwi⸗ ſchen Baden und Württemberg ſcheint in gewiſſen Kreiſen Nervoſität hervorzurufen. Offenbar erblickt man in dieſer Bewegung den Wunſch, etwaigen Vormachtsbeſtrebungen Bayerns vorzubeugen. So klagt die München⸗Augsburger Abendzeitung über die mangelnde Anerkennung der Ver⸗ dienſte, die ſich Bayern als Ordnungszelle erworben hat. Die Beſtrebungen einer mit der Spitze gegen Bayern gerich⸗ teten badiſch⸗württembergiſchen Vereinigung ſeien weder den freundnachbarlichen Beziehungen untereinander noch der Vertretung gemeinſamer ſüddeutſchen Intereſſen zu⸗ träglich, ſondern die Souveränität der ſüddeutſchen Inter⸗ eſſen habe die Richtſchnur zu ſein, wenn die in ſo glücklicher Weiſe von Süddeutſchland begonnene allmähliche Wieder⸗ geſundung unſerer innerpolitiſchen Reichsverhältniſſe nicht wieder zu Bruch gehen ſollte. 8. 1 8 e ee. 5 5 Oberſchleſieeern! Karlsruhe. 31. Jan. Die Karlsruher Zeitung ſchreibt amtlich: Aufgrund von Meldungen aus Oberſchleſien ſcheint ſich da und dort in den Kreiſen der Abſtimmungsberechtigten die Neigung geltend zu machen, von der Reiſe zur Abſtim⸗ mung mit Rückſicht auf etwaige Gefahren Abſtand zu neh⸗ men und deshalb ſich nicht in die Liſten der Abſtimmungs⸗ berechtigten eintragen zu laſſen. Demgegenüber aber muß mit allem Nachdruck darauf hingewieſen werden, daß einmal die Eintragung in die Liſte der Abſtimmungsberechtigten keineswegs zur Reiſe nach Oberſchleſien verpflichtet und daß ferner der interalliierte Ausſchuß angeſichts der ſehr. nachdrücklichen deutſchen Vorſtellungen ſich ſeiner Aufgabe während der Abſtimmung für Ruhe und Sicherheit zu ſor⸗ gen nicht wird verſchließen können. Im übrigen iſt die Befürchtung, bei der Reiſe zur Ab⸗ ſtimmung Schaden zu nehmen eine ſpätere Sorge. Wer jetzt die Eintragung in die Abſtimmungsliſten verſäumt, 5 7 hiernach unter keinen Umſtänden zur Abſtimmung reiſen. „Die Friſt für die Eintragung in die Stammliſten läuft am 3. Februar 1921 abends 6 Uhr ab. i Wirtſchaftliches. 3 Karlsruhe, 31. Jan. Die Preſſeabteilung der badiſchen Regierung teilt mit: Am 27. und 28. Januar fanden im Arbeitsminiſterium hier Beſprechungen mit den Vertretern der Reichsregierung und den Regierungen der Neckarufer⸗ ſtaaten ſtatt. Die Beſprechungen betrafen Einzelfragen, die auf den kürzlich in Dresden abgehaltenen Verhandlungen über den Uebergang der Waſſerſtraßen auf das Reich un⸗ erledigt geblieben waren, insbeſondere die Bewertung der Neckarwaſſerkräfte, die Verwendung ihres Ertrags und die Verteilung etwaiger Ueberſchüſſe. Wenn in dieſen Punkten auch jetzt noch kein abſchließendes Ergebnis erzielt werden konnte, ſo ergab ſich doch eine Annäherung der Auffaſſungen, die eine Löſung der ſchwebenden Fragen erhoffen läßt.— Weiterhin wurde unter Zuziehung von Vertretern des ſüd⸗ weſtdeutſchen Kanalvereins, der an der Neckarkanaliſation hauptſächlich beteiligten Städte und der Handelskammer Mannheim die Frage der Finanzierung der Neckarkanaliſie⸗ rung beſprochen, wobei von den Vertretern des Reiches die Gründung einer Aktiengeſellſchaft vorgeſchlagen wurde. Die Mehrheit der Aktien ſoll das Reich übernehmen; daneben ſollen die Länder und andere öfentliche Verbände ſich nach Maßgabe ihres Intereſſes an der Aufbringung des Aktien⸗ kapitals beteiligen. Privatkapital ſoll dagegen in der Haupt⸗ ſache durch Uebernahme von Schuldverſchreibungen beteiligt werden. Vor Feſtſtelluna der Einzelbeiten iſt eine weitere Fühlungnahme mit den beteiligten Kreiſen in Ausſicht ae⸗ nommen. Auch die Verhandlungen über die Finanzierunas⸗ fragen laſſen einen günſtigen Fortgang der Angelegenheit erwarten. Baden und Nach bargebiete. e Mannheim. 31. Fan. Die Intendantenſtelle am hie⸗ ſigen Nationaltheater ſoll nach einem Beſchluß des Stadt⸗ rats zur Bewerbung ausgeſchrieben werden. Für die Zeit bis zum Amtsantritt des neuen Intendanten ſollen die wee h von einem ſachmänniſchen Dienſtverweſer geführt den. 4 * Manheim, 31. Jan. Der Bankbeamte Hugo Maler und der Techniker Max Rebmann fälſchten auf einem Koyf⸗ bogen des Schweizeriſchen Bankvereins in Baſel Anwel, ſungen auf die Dresdener Bank in Mannheim und in Ber⸗ lin über 220 000 M. und 590 000 M. Der Schwindel gelang nicht und die beiden Betrüger wurden wegen des Verſuchs von der hieſigen Strafkammen zu Gefängnisſtrafen von it N einem Jahre verurteilt.— Der 18jährige Kurt Bauer au? Ulm veranlaßte eine Ulmer Bank unter Vorlegung eines Kontobuches mit gefälſchten Einträgen, ihm auf einen un⸗ gedeckten Scheck 7000 M. auszuzahlen. Einem Mannheimer Autohändler gab Bauer zur Bezahlung von Autos, die er fir Südamerika kaufen wollte, 4 Schecks über 550 000 M. und ließt ſich dann ein Darlehen von 15000 M. geben. Die Schecks waren nichts wert. kammer zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. 4 Mannheim⸗Rheinau, 1. Febr. In der Brikettfabrik von Hugo Stinnes geriet der 42 Jahre alte Taglöhner Kon⸗ vad Kneis von Reilingen in das Räderwerk einer Trans⸗ wißſlon und wurde totgedrückt. 5 5 e Heidelberg, 1. Febr. Die Blätter melden von einen Wunderdoktor Müller⸗Czerny aus Bad Homburg, der in Ztegelbauſen ſein Weſen treibt und zu deſſen Maſſenhellun? gen hunderte herbeiſtrömen, um ſich durch ihn von ihren Kreyfen, Brüchen und anderen Gebrechen befreien zu laſſe ze der Stiftsmühle empfing Müller⸗Czerny die Leute mit den Worten:„Männer ſetzt die Hüte auf, Frauen, nehmt ſie ab! Ihr ſeld alle geheilt! Damit m die„Geheil⸗ ten“ raus aus dem Lokal und die näch 1 25 Bauer wurde von der Straf⸗ 1 —* 0 222 —. eee „5 2029 Erntge behaupteten tatſächlich, von ihren Beſchwerden be⸗ freit zu ſein. Der Wunderdoktor nimmt für die Behand⸗ lung kein Honorar, verkauft aber ſeine g en und macht zabet. ein gutes Geſchäft. Er behauptet, eine„göttliche Sen⸗ dung“ zu haben und dem ganzen deutſchen Volke helfen zu wollen. Ueber den Wunderdoktor können wir folgendes Guſtav Adolf Müller⸗Czerny iſt Frankfurter mitteilen: und hat in ſeiner Vaterſtadt jahrelang ein Wochenblättchen unter dem Titel„Für Wahrheit und Recht“ herausgegeben. Dieſes Blättchen hatte einen ſehr dürftigen redaktionellen Jraakt, aber recht viele Intereſſenten, hauptſächlich von rankfurer Vergnügunslokalen, zweiten Kalibers. Der Schwerpunkt des Blattes lag in den manchmal etwas pikan⸗ ten Briefkaſten mit allerhand perſönlichen Stichen und An⸗ zapfungen. Müller⸗Czerny war ſeit Jahren in Frankfurt im ufe geſtanden, daß er„ſpinne“. Nicht minder bekannt war es, daß er ein etwas loſes Mundwerk beſitzt. 1 a Eberbach, 31. Jan. Aus Koblenz iſt ein amerikaniſcher General mit Begleitung im Kraftwagen eingetroffen, um an dem Verhör der im hieſigen Gefängnis internierten Ent⸗ hrerbande teilzunehmen und den Standpunkt der amerika⸗ niſchen Behörde zu vertreten. Die Frauen der beiden an dem Ueberfall Beteiligten und dabei verhafteten Deutſchen aus Speyer ſind in den letzen Tagen ebenfalls hier geweſen, um ihre Männer zu beſuchen und ihnen Lebensmittel zu bringen, Letzteres wäre nicht nötig geweſen, denn die Ver⸗ hafteten werden in ausreichendem Maße verpflegt. Die Rauen erzählen, ſie hätten von dem Unternehmen ihrer änner keine Kenntnis gehabt. Da ſie durch die Verhaftung ihrer Männer in Not geraten ſind, ſo wandten ſie ſich an die ſranzöſiſche Militärbehörde mit dem Erſuchen um Unter⸗ ützung Dieſe wurde ihnen jedoch verſagt. Weiterhin wird noch bekannt, daß der Deutſch⸗Amerikaner Bergdolt ſich bis 1920 in den Vereinigten Staaten verborgen gehal⸗ ten hatte, nachdem er im Jahre 1917 dem Geſtellungsbefehl in die amerikaniſche Armee nicht Folge leiſtete. Im Jahre 0 wurde er dann verhaftet und zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Bergdolt gelang es, aus dem Gefängnis zu ent⸗ liehen und mit gefälſchten Päſſen traf er nach abeneuerlicher ahrt in Deutſchland ein Seit einem Jahr hat Bergdolt mit ſeinem Begleiter, dem Chauffeur Stecher, in einem hieſigen Hotel gewohnt. Die Familie Bergdolts ſtammt aus Sins⸗ deim, wo ſein Großvater Ehrenbürger war, und Stecher iſt aus Hüffenhardt gebürtig. Das Vorkommnis hat zahlreiche amerikaniſche Reporter aus Berlin hierher geführt. * irtiingen, 1. Febr. Der Milchſtreik in Mörſch iſt nach einer Bürgerverſammlung beendet worden. Es wurde den Landwirten ein Literpreis von 2 Mark bewilligt. Offenburg, 31. Jan. Der Stadtrat hat beſchloſſen mit einem Koſtenaufwande von 550000 M. die abgebrannte landwirtſchaftl. Halle wieder aufzubauen. Freiburg, 31. Jan. Kreisſchulinſpektor a. D. Jobann Joſevb Otto konnte am Freitag mit ſeiner Gemahlin das Jeſt der goldenen Hochzeit begehen. a 1* Freiburg. 31. Jan. Die badiſchen Hochſchulen haben ch einmütig gegen die vom preußiſchen Finanzminiſter an⸗ geregte Erhöhung der Unterrichtshonorare von 8 auf W M. für die Wochenſtunde ausgeſprochen. . Weihbiſchof Or. Knecht⸗Freiburg f. Freiburg, 31. Jan. Weihbiſchof Dr. Knecht iſt heute mor⸗ gen gegen halb 3 Übr ſanft entſchlafen. ö Weihbiſchof Dr. Fr. J. Knecht hat in Bruchſal am 7. Okt. 1839 das Licht der Welt erblickt, wo er auch die Volks⸗ ſchule und das Lyzeum beſuchte. Im Jahre 1855 bezog er die reiburger Univerſität und widmete ſich dem Studium der Theologie. Vier Jahre darauf erhielt Weihbiſchof Dr. Knecht die Prieſterweihe, und er wirkte zuerſt als Vikar in urmersheim und Raſtatt, ſpäter an Sankt Martin in reiburg und wurde dann als Pfarrkurat nach Emmendin⸗ gen berufen. Aber nur kurze Zeit war er dort ſeelſorgeriſch tätig, denn 1866 wurde dem Entſchlafenen die Pfarrei Buch⸗ olz übertragen und von dort leitete er auch die Redaktion s im Jahre 1865 gegründeten„Freiburger Boten“. Nach kurzer Tätigkeit in Gengenbach, von 1869 ab, wurde er Pfarrer von Reichenbach bei Lahr, wo er 8 Jahre hindurch wirkte. Er wurde dann 1882 in das Freiburger Domkapi⸗ tel berufen und hat von dieſem Tage ab die Freiburger iſchofsſtadt nicht mehr verlaſſen. Seiner in dem genann⸗ en Jahr erfolgten Ernennung zum Domkapitular folgte 1890 die Inſtallation als Domdekan und 1894 wurde der Dahingegangene vom Papſt zum Weihbiſchof der Erzdiözeſe Freiburg ernannt. Die Biſchofsweihe erfolgte am 4. April 1894 im Liebfrauenmünſter durch Erzbiſchof Roos unter * biſttens des Biſchofs Haffner von Mianz und des Weih⸗ chofs Marbach von Straßburg. Nicht nur als Seelſorger und durch ſeine biſchöfliche Tätigkeit, ſondern auch als Päda⸗ goge und pädagogiſcher Schriftſteller iſt der Verſtorbene in weiten katholiſchen Kreiſen bekannt geworden. In zahl⸗ reichen Schriften und Broſchüren trat er für die Unab⸗ hängigkeit der Schule vom Staate ein und betonte mit allem achdruck das Recht der Eltern auf die Erziehung ihrer t nder. In etwa 20 Sprachen iſt ſein 1883 vollendeter„Prak⸗ iſcher Kommentar zur Bibliſchen Geſchichte“ überſetzt wor⸗ den. Von ihm iſt auch„Das katholiſche Inſtitut für Mäd⸗ chen“ im Jahre 1890 gegründet worden. Ein Hauptaugen⸗ merk hatte Weihbiſchof Dr. Knecht früöneitig auf die Seel⸗ ſorge der Katholiken in der Diaſpora gerichtet und der diſche Zweig des hierin tätigen Bonifatiusvereins iſt von Tum beſonders gefördert worden. a f Das Abkommen der Alliierten. ö Paris, 31. Jan. Der Text des im Laufe der Kon⸗ ns von den Alliierten beſchloſſenen Abkommens iſt 3 Präſidenten der deutſchen Delegation überſandt wor⸗ en. Der Begleitbrief lautet: i a Paris, 29. Jan. 1921. Herr Präſident! Die Kon⸗ ferenz der Alliierten iſt in der Zeit vom 24. bis 29. Jan. in Paris zuſamengetreten und hat folgende Entſchließung 1 angenommen: 5 5 1505 Was die Entwaffnung Deutſchlands anbelangt, 25 en die Alliierten die Schlußfolgerungen der beiliegen⸗ en Note gebilligt. l 2 88 N Was die Reparation anbelangt, haben die Alliier⸗ en die ebenfalls in dem beiliegenden Dokumente enthal⸗ 1 0 1 1 — k— — u—==— d e Skigelände und nicht zuletzt eine neue, Trotz der hohen Zähl Jer geaenartla ausgelieferten und zerſtörten Kriegsmaterials ist die E.ꝛtwaffuung Deutſch⸗ lands weit davon entfernt, beendet zu ſein. Insbeſondere ergeben ſich bedeutende Ueberſchüſſe daderrch, daß die Re⸗ duktion auf die hunderttauſend Mann Heeresſtärke nicht mit der Ablieferung des dieſer Reduktios entſprechenden Materials Schritt gehalten hat und große Mengen Ma- terial bei den Truppen, in den Depots und Arſenalen ſich aufgehäuft haben. Insbeſonder? verlangt die deutſche Regierung als Erſatzmaterial und ais Uebungsmaterial Quantitäten zu behalten, die die durch den Vertrag feſt⸗ geſetzten weit überſteigen. Schileßlich vekinden ſich noch zahlreiche Waffen in den Händen der Zivilbevölkerung Endlich hat die deutſche Regierung in ihrer Note vom 24. Dez. 1920 ſich geweigert, die Entſcheidung der Bot⸗ ſchafterkonferenz vom 18. Nov. 1920 auszuführen und hat die Auslieferung des Artilleriematerials von Küſtrin, Boyen und Königsberg aufgeſchoben. Was die Neichs⸗ wehr anbelangt, wird die deutſche Regierung aufgefor⸗ dert, die Abſtimmung über das neue Reichswehrgeſetz zu beſchleunigen, nachdem ſie die nötigen Aenderungen dorgenommen hat, um dieſes Geſetz in Uebereinſtim⸗ mung mit dm Friedensvertrage zu bringen. Dieſe Ent⸗ ſcheidung ſoll vor dem 15. März 1921 getroffen werden, um ſo die Organiſation der Reichswehr(eine Armee von 100 000 Mann) in Uebereinſtimmung zum Friedensver⸗ trage zu bringen. Insbeſondere iſt der Ueberſchuß an Beamten und Offizieren der Zentralverwaltung zu un⸗ terdrücken. Dieſe Dispoſitionen müſſen vor dem 15. April 1921 getroffen werden. E Der Winterſport im Schwarzwald. Von J. Cahn mann, Karlsruhe. Das Winterſportleben, das ſich von Jahr zu Jahr mäch⸗ tiger ausdehnt, das heute ſchon im wirtſchaftlichen Leben unſeres Landes eine bedeutende Rolle ſpielt und deſſen günſtige Reſultate, durchaus nicht allein dem Hotel⸗ und Verkehrsweſen zugute kommen, hat ſich bereits allerorts wieder rege entfaltet, nachdem nun einmal droben im Ge⸗ birge die bleibende hohe Schneedecke vorhanden iſt und auch im Tal und Flachland der Winter mählich ſeinen Einzug be ält. Neben der Schweiz, Tirol und den bayeriſchen Alpen kann mit Recht der Schwarzwald die Hochburg des Winter⸗ ſportes in Mitteleuropa genannt werden. Seine vielfache Geſtaltung, die dichten Tannenwaldungen, freien Höhen⸗ kämme, reizvollen Halden, behaglich ausſchauenden Matten. die vielgewundenen Bergſtraßen und die zablreichen ver⸗ ſteckt liegenden Seen und Schluchten, die einſt, vom Novem⸗ ber bis weit in den April hinein wie abgeſtorben im tiefem Schnee zu liegen ſchienen, locken mit ihren früber nie ge⸗ kannten Reizen nunmehr auch im ſtrengen Winter. Der Sport auf Schneeſchuhen und Schlitten hat all die Herrlich⸗ keiten des Winters erſt erſchloſſen, ſie einem großen Publi⸗ kum zugänglich gemacht. Es iſt ein friſches, fröhliches, vor allem aber ein geſundes Leben das dort oben in der weißen Landſchaft regiert und jauchzt. Wer ſich nur ein einziges Mal ſeinem Zauber hingegeben, wer in flinke Fahrt hinunter über die weiten Schneeflächen oder cu glitzerndem Stahle dahingeeilt iſt, der muß dieſen Sporr, dieſe geſunde Betätigung in der freien Natur, in dec reinen, kräftenden Winterluft über alle Maßen lieben. dieſe Gr⸗ neralſanitätsübung für Seele und Körper, die gerade wi. Stadtmenſchen ganz beſonders benötigen. Im Folgenden wollen wir verſuchen, eine knappe Ueser⸗ ſicht über die hauptſächlichſten Winterſportgebiete des Schwarzwaldes zu geben. Die den nördlichen Gebirge aufſuchen, benützen zunächſt nur auf kurze Zeit bie Eiſsn⸗ bahn der Linie Frankfurt—Karlsruhe— Baſel. ſtezgen in Baden Baden, Bühl oder Achern aus, benützen eige Neben ⸗ bahn und erklimmen auf mehr oder weniger anſteigenden, doch breiten und gefahrloſen Wegen die Hornikgrinde, Ba⸗ dener Höhe den Ruheſtein oder vergnügen ſich auf den weiten Uebungsfeldern der Hundseck, Herrenwies uſw. Prächtige Skifahrten laſſen ſich von Bühlertal aus aber den Mehliskopf nach Hundseck, über den Hochkopf nach Unterſt⸗ matt und von hier aus hinauf zur 1166 Meter hohen Grind: nach dem Mummelſee, Seekopf, Ruheſtein, Schliffkopf 470d der Zuflucht ausführen. Die Hornisgrinde, als beliebte der Skiberg des nörblichen Schwarzwaldes, wird vornehn: 17 von Karlsruhe, Mannheimer, Heidelberger und Straß burger Skiläufern aufgeſucht, während Kniebis und Schlirf⸗ kopf mehr das Ziel Stuttgarter Winterſportler iſt. Nuch Herrenalb, Dobel, Freudenſtadt und Kaltenbronn mit ihrem abwechslungsreichem Terrain locken bei genügender Schneelage ſtets viele Freunde des Skilaufs und Rodel⸗ ſportes. Im ſüdlichen Schwarzwald wählt man am ge⸗ eignetſten Freiburg, die Perle des Breisgaus, zum Aus⸗ gangspunkt winterſportlicher Bergfahrten. In kaum eine Stunde befördert einem die Höllentalbahn in 600 bis Meter Höhe über dem Meeresſpiegel und von Poſthald⸗ Höllſteig, Hinterzarten und Titiſee— die letzteren beiden Stationen haben ſich bereits ſelbſt zu Winterſportplätzen ene. wickelt—geht auf teils ſcharf und ſteil ſich aufwärts winder den, teils überaus bequemen und nur ganz allmählich an⸗ ſteigenden Wegen in das Hauptſkigebiet des Schwarzwaldes. zum 1500 Meter hohen Feldberg, der höchſten Erhebung des Gebirges. Auf den ſchneegepolſterten, großmächtigen. wel⸗ ligbewegten Hochflächen des Berges tummeln ſich nom frühen Winter bis um die Mitte des April ſtets vieſe Hun. derte, um hier die nicht gar einfachen Anfangsküpte der Skiſportes, das Stehen und Gehen, Fallen und Wie dsrauf. ſtehen, Wenden, Bremſen und Springen zu erlernen. Wie den Sportlern ſelbſt, ſo iſt aber auch den Nichntkilawern ſtändig Abwechslung und Unterhaltung zur Feuer ge⸗ boten, ſei es, daß ſie den kunſtgerechten, ſchznen Jetbeaun. gen eines geübten Führers zuſehen, ſei es, daß de dic an den drolligen, verzweifelten Verſuchen des Anfengerte 22. götzen. In die Tauſende wächſt die Zahl de. zerren von dem raſtlos tätigen Skiklub Schwarzwal weils un ce⸗ bruar veranſtalteten Skiwettkämpfe auf der Neftden des Feldberges verſammeln. Prächtige Skaahrten Laſſen ſich von der höchſten Erhebung des Since aldes aus denden nehmen. Ueber die kahlen Bergrücken dirwen abren vet volle, mit Markierungszeichen verſehene Store aden Richtungen, nach dem ſtolzen Herzogendarn gare; Scatter matte, nach dem Stübenwaſen, über der Norſcrat went Schauinsland mit ſeinem unvergleichlichen Sie tere, nach Todtnauberg, nach Bernau, St. Blaſien unk onzeven ſchan; nen Punkten. Aehnliche Gelände⸗ und Schrernerger de wie das Feldberggebiet, findet man auf dem det Sch 5 im Wieſental ſich ſteil erhebenden Belchen, den Blauen d Badenweiler und dem Kandel bei Waldkirch.. An der Schwarzwaldbahn iſt es vor allem das idylliſche Städtchen Triberg, das in wenigen Jahren, dank ſeiner günſtigen Lage und Schaffung ausgezeichneter Winterſport⸗ einrichtungen ſich eines mächtigen Aufſchwunges im Win⸗ ter zu erfreuen hat und gleichſam ein deutſches St. Moritz geworden iſt. Eine mehrere Kilometer lange Rodelbahn mit elektriſchem Aufzug, ausgedehnte Schlittſchuhfelder, ab⸗ 7. 7 üaig angelegte Bosleiabbabn, laden bier den Svorts⸗ 1 — freund zur Ausübung vielſeitiger Wintervergnügen em. Außer den ſchon genannten Höhen und Tummelplätzen haben eine Reihe von Schwarzwaldorte, wie Furtwangen, Schönwald, Schonach, Villingen, Donaueſchingen, Schluchſee und andere einen weithin bekannten Ruf als Winterfriſchen erlangt. Neben idealen Skigeländen finden ſich dort groß⸗ artige Rodelbahnen und herrliche Eislaufplätze, auf welchen das fröhliche, bunte Treiben in der winterfriſchen Luft keine Grenzen kennt. Daß es an den verſchiedenen Win⸗ terſportplätzen an Unterhaltung nie gebricht, dafür ſorgen die rührigen Kurvereine und die Ortsgruppen des jetzt gegen 4000 Mitglieder zählenden Skiklubs Schwarzwald, unter deren Leitung in jeder Saiſon bedeutungsvolle Bob⸗, Ski⸗ und Rodelrennen veranſtaltet werden. Aber auch den Wünſchen jener Sportsfreunde wird Rechnung getragen, welche dem munteren Treiben die Einſamkeit vorziehen und ſich nach einer Skitour über winterſtille Schwarzwaldhöhen ſehnen. Der Klub hat es ſich angelegen ſein laſſen, das geſamte Gebirge mit einem Markierungsnetz zu ver eden. ſo daß ein Fehlgehen auf den oft einſamen Bergkämmen nunmehr ſo gut wie ausgeſchloſſen iſt. Hat man die ſtäßh⸗ lende Winterluft zur Genüge eingeſogen und ſich lange genug auf Schnee und Eis getummelt. dann laden zablloſe Winterhotels und Gaſthöfe, von den einfachſten bis zu denen, die allen Anſprllchen gerecht zu werden vermögen, zur behaglicher Raſt und Ruhe. Solche aber, die ihre Be⸗ dürfniſſe nach Möglichkeit zurückſchrauben wollen und die Stille und Zurückgesogenheit lieben, ſuchen am Leſten in Geſellſchaft einiger Fleichſtrebender“ Freundz eine jener weitabgeſchiedenen Skihütten auf, wo die Weaterabende bei frohem Liederklauge, dei Aultarrer- uns Zupfgeigen⸗ begleitung, bei Schnadabſtpfeln aut nderle: Zerzen nen ganz beſonderen Retz gewädren und d ze den ſchönſten Stunden des Lebens werden. — 8 5. 3 . Vermiſchtes. 5 Wohnungsnot und Richterſpruch. e Die Wohnungsnot dauert unvermindert fort; Behörden und Gerichte ſind an der Arbeit, die Härten zu mildern, die gegenſätzlichen Intereſſen der Vermieter und Mieter durch Schlichten und Richten auszugleichen. Die nicht genügende Kenntnis der Betroffenen vom Verwaltungs⸗ und Rechts⸗ gang bringt Irrungen und Verärgerungen, die durch Ein⸗ ſicht in die behördlichen Zuständigkeiten vermieden würden. Beſonders geneigt ſcheint man den Gerichten aufzuladen und anzurechnen, was man an Unannehmlichkeiten in Kauf bekommt. Mit Unrecht! Wenn der Vermieter mit Geneh⸗ migug des Mieteinigungsamtes dem Mieter ordnungsge⸗ mäß gekündigt, dieſer darauf aber nicht rechtzeitig geräumt hat, dann entbehrt ſein Fortbenützen der Wohnung der rechtlichen Unterlage, er wohnt unberechtigt weiter, ſelbſt wenn er gerne auszöge, aber dies nicht kann, weil er eine andere Wohnung nicht findet. Nimmt der Vermieter nun die Hilfe des Gerichtes in Anſpruch, ſo iſt dies nicht befugt, die Klage nicht anzunehmen; es muß vielmehr nach den Ge⸗ ſetzen unterſuchen und nach Recht entſcheiden; es würde un⸗ geſetzlich und pflichtwidrig handeln, wenn es ſeine Mitwir⸗ kung verſagte oder ſtatt nach Recht und Geſetz nach Billig⸗ keit oder gar nach Willkür entſchiede, nur weil der Mieter noch keine andere Wohnung hat. Gelangt das Gericht zu einem den Mieter zur Rämung verurteilenden Erkenntnis, ſo iſt damit aber nach den geltenden Beſtimmungen noch nicht geſagt, daß nun der Mieter unter allen Umſtänden auch räu⸗ men, ausziehen muß, die Vollſtreckng von Räumungsurtei⸗ len findet vielmehr nur beſchränkt und zwar dann nur ſtatt, wenn der Mieter nicht wohnungslos wird, andernfalls darf ihn der Gerichtsvollzieher nicht herausſtellen. Dieſe Ver⸗ waltungsordnung mildert aus Zweckmäßigkeitsgründen den vom ſtrengen Recht geforderten Spruch des Richters, den dieſer nicht verweigern darf. Nur inſoweit kan auch der Rich⸗ ter mitwirken, Härten zu mildern, als er auf Antrag des Mieters eine den Umſtänden nach angemeſſene Friſt zur Räumung gewähren kann. Von dieſer Möglichkeit machen die Gerichte denn auch ausgiebigen Gebrauch. Es iſt hier⸗ nach unbillig und unrecht, dem Richterſpruch aufzubürden, was die widrigen Wohnungsverhältniſſe verſchulden. Lokales. Ernährungsminiſter Dr. Hermes, daß vom 15. Februor ab die Brotration um 200 Gramm erhöht wird und datz dieſer Zuſtand das ganze Wirtſchaftsjahr durchgeführt werden ſoll. — Eiſenbahnverkehrsſperre. Zulaufgenehmigung für Wagenladungen für Kehl Ort und Uebergang Frankreich durch Eiſenbahngeneraldirektion Karlsruhe iſt nicht mehr erforderlich. — Der Kampf gegen den Schleichhandel. Durch die Fahndungsbeamten bei den Landespreisämtern Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und Konſtanz wurden im Monat De⸗ zember vorigen Jahres beſchlagnahmt: 15 639 Kg. Mehl, 44 Sack Miſchmehl, 47 496 Kg. Getreide, 116 Kg. Zucker, 28 Kg. Gries, 242 Liter Milch, 38 Kg. Butter, 32 Kg. Rahm⸗ käſe, 605 Stück Weißbrötchen. 19 528 Kg. Hafer, 1108 Kg. Grünkern, 75 Kg. Miſchfrucht und 136 776 Stück Zigarren. — Erhöhung der Kriegsbeſchädigtenrenten. Das Reſchs⸗ verſorgungsgeſetz iſt Gegenſtand eingehender Beratungen des 19. Ausſchuſſes des Reichstages, der eigens für die Behand⸗ lung der Kriegsbeſchädigtenfrage eingeſetzt iſt. Eine Einigung des Ausſchuſſes iſt bisher inſoweit erzielt worden, als man übereingekommen iſt, die Teuerungszulage zu er⸗ höhen, die abzugsfähige Grenze nach§ 63 hinaufzuſetzen und die Einkommensgrenze für den Bezug der Elternrente nach § 45 ebenfalls zu erhöhen. Der Ausſchuß iſt ſich in ſeiner Mehrheit darüber einig, daß dieſe Veränderungen auf Grund des§ 87 vorgenommen werden ſollen, ohne daß es nötig iſt, eine Geſetznovelle einzubringen. Ueber die Höhe der Verbeſſerungen ſchweben noch Beratungen, die in den nächſten Togen abgeſchloſſen werden ſollen. — Erhöhung der Brotration. Im Reichstaa erklärte f Geſchäftliches. Wenn ich an die Vergangenheit denke An frühere gute Zeiten. Wie war es da ſo wunderſchön Da hatte man noch Freuden. Wer damals keinen Garten hatte Konnt auf den Marktplatz laufen Und konnte ſich für wenig Geld Seinen Bedarf dort kaufen. So manche Frau fragt heut ihren Mann Was ſoll ich kochen Morgen Wenn ich nur Gemüſe hätte, Dann hätt' ich keine Sorgen. Einen Troſt den gibt es hier Niemand braucht zu klagen Braucht auch nicht für vieles Geld In Stadt hinein zu fahren. Alles kauft man hier am Platze Gut und nicht ſo teuer. 5 In dir Obſt⸗ und Gemüſehandlang Riedſtr. 4 Von Leonhard Obermeier. h 1 2 5 5 N ſich zur Aufzucht eignen, abzugeben. Vermiſchtes. Seltſamer Lazarettbetrieb. f Das„Militär⸗Wochenblatt“ veröffentlicht folgendes Ein⸗ ſeſandt: 8 5 riegsverletter(Schuß durch Leber und Becken), wurde ich vor kurzem krank und wandte mich nach mehrtägigen Schmerzen eines Samstags vormittags— wie vorgeſchrte⸗ ben— an das zuſtändige Verſorgungsamt im Süden Ber⸗ lins. Dort wurden ärztlicherſeits juncte Vereiterungen meiner alten Verwundung vermutet. Wit dem ärztlichen Begleitſchreiben:„Sofortige Lazeretlaufnaßme dringend er⸗ forderlich“, erreichte ich nach einigen Irrfahrten mit hohem. Fieber die mir bezeichnete Kraulegſammelſtelle in Gegend des Halleſchen Tores. Von dort üderwies man mich dem „Lazarett Schloß Charlottenburg“. Nach längerer Fahrt er⸗ reichte ſch dieſes Samstag natzmittag. Auf den Hinweis auf meinen Krankenſchein emufing mich dort der gemütliche Türhüter erſtaunt:„Da kommen Ste um 6 Uhr nachmittags zu ſpät. Es iſt kein Betrieb mehr.“ dich mies auf meine mutmaßliche innere Vereiterung und die Notwendigkeit ſo⸗ fortiger ärztlicher Behandlung.„Nun ja, kommen Sie mor⸗ gen, beſſer übermorgen, am Montag, ſo gegen 10 Uhr vor⸗ mittags, wieder, denn vorher erſcheint hier niemand. Auch die Schweſtern, die ich in meiner Not anging, rieten mir dringend— wenn ich zu Hauſe gut untergebracht ſei— Montag wiederzukommen. Montag, 9 Uhr vormittags, be⸗ grüßte mich der gemütliche Alte:„Setzen Sie ſich in den Schloßpark. Vor 10 Uhr vormittags kommen die„Herren Stationsleiter“ und die„Herren Krunkenwärter“ nicht.“ Um 10 Uhr vormittags berichtete ich dem Stationsleiter meine Krankengeſchichte und wurde aufgenommen“. Um 12 Uhr mittags aber entließ mich der unterfuchende Arzt wieder, weil ich„wegen Lebererkrankung“ nicht in dieſes „orthopädiſche Lazarett“ gehöre. Ich ſolle mich von der mir wohlbekannten Krankenſammelſtelle einem geeigneten La⸗ zarett überweiſen laſſen. Etwa 5 Uhr nachmittags kam ich auf dieſem Wege endlich ſchachmon im Varnlſonfazarett Scharnhorſtſtraße an: aber ern au nächſten Vormittag (Dienstag] beſichtigie mich dert ein Arzt. Nachmittags hatte ich 39, Grad Fieber. Indeſſen. das Glück war mit mir, denn die erſte Diagnoſe auf innere Vereiterung erwies ſich als irrig. So kam ich trotz Not und Schmerzen doch lebend durch diefe„Behandlung“.— Ließe ſich die Lazarettunter⸗ bringung von Kriegsverletzten und Kranken nicht vielleicht etwas vereinfachen und beſchicunigen?“ 5 4 Furchtbare Tat. Des Schickſals fürchterlichſte Tragik Wurde einer in St. Blalſe wohnenden Familie zuteil. Der Landwirt Bernhard, der vor ſechs Jahren als deutſcher Kriegsgefangener nach Sihirten transportiert worden war. Tebrte, nachdem er ganz Sibirien und Europa zu Fuß Jurchwandert hatte, wieder heim. Als er auf ſeinem Hofe onkam, traf er mit Einbrechern zuſammen, die im Stalle eue Kuh geſchlachtet hatten. Räubern niedergeſchlagen. Am ahnende Frau ihren Mann tot im Stalle. In der Haut der geſchlachteten Kuh war die Leiche des Heimgekehrten mie abgeſchnittenem Kopfe eingewickelt. Die Frau wurde ver Schrecken wahnſinnig und mußte in eine Irreuanſtalt verbracht werden. Ein aufregendes Abentener, das mit furchtbaren Entbeh⸗ rungen und Gefahren verbunden war, haben drei amerika⸗ Aiſche Offiziere überſtanden, die in einem Ballon durch einen Sturm 2000 Kilometer weit in die ſchneehedeckten Wüſte⸗ neien von Nord⸗Ontario verweht wurden. Indianiſche Läu⸗ fer brachten einen Brief von der Mooſe⸗Faktorei, einer Poſt⸗ tation der Hudſon⸗Bay⸗Geſellſchaft, in dem die Ballonfahrer ihre Erlebniſſe ſchilderten. 1 8 vorhandenen Ballaſtes abgeworfen hatten, waren ſie im dich⸗ ten Nebel herabgegangen, hatten den Ballon verlaſſen und Hefanden ſich in der unendlichen Schneewüſte, wo ſie ohne jede Orientierung herumirrten. Sie wären verloren geweſen, wenn ſie nicht einem Indianer begegnet wären, der ſie zu dem Lager eines Trappers führte; dieſer brachte ſie dann zu der Mooſe⸗Faktorei. Durch ihre Wanderung bei 40 Grad Kälte und ohne Nahrung, die vier Tage dauerte, waren ſie Jo erſchöpft, daß der eine der Offiziere die anderen flehent⸗ lich bat, ihm den Hals abzuſchneiden und ſein Fleiſch als Nahrung zu verwenden. Aber die beiden anderen tröſteten den Verzweifelten, und ſo beſchloſſen ſie. zuſammen zu ſter⸗ hen. Rührend iſt die Geſchichte von dem Schickſal der drei Brieftauben, die ſie mit ſich führten. Zwei der Tierchen wurden verſpeiſt; das dritte aber, das ſich in dem Mantel des einen ein Neſt bereitet hatte, dauerte ſie, und ſo wurde die Taube mit einer Botſchaft abgeſchickt; doch hat man bis⸗ her keine Spur von ihr. Nachdem die drei Flieger in völlig erſchöpftem Zuſtand in der Mooſe⸗Jaktorei angekommen waren, mußten ſie nach notdürftiger Erboluna, von india⸗ Bernhard wurde von den Morgen fand die nichts⸗ Nachdem ſie jedes Gramm des —ꝓ———— 1 1 N 1 1 f 1 ö ö 1 f ö 1 N 1 4 g 1 niſchen Führern vegleitet, elf Tage anf der älteſte iſt gut genug für mich. der nächſten Eiſenbahnſtation, die 300 Kilometer von der Mooſe⸗Faktorei entfernt iſt, zurücklegen. N„ Aus dem Leben der großen Sängerin Adelina Patti wird erzählt: Die verwöhnte große Sangeskünſtlerin, der die Stimme bis ins höhere Lebensalter bewahrt blieb, war be⸗ ſonders ſchwierig geworden, ſeitdem ſie bei der Königin Viktoria eine Art von Hoffähigkeit erlangt hatte, und be⸗ reitete ihrem Impreſario oft entſprechende Ungelegenheiten. So erklärte ſie ihm eines Tages, die weite Winterreiſe nach einer ſüdoſteuropäiſchen Reſidenz, wo ihr Konzert angeſagt und der Saal ausverkauft war, ſei zu anſtrengend und müſſe unterbleiben. Widerrede half nichts; die letzte Stunde zur Abreiſe aber nahte. Da lief ein Telegramm aus der fernen Hauptſtadt ein:„Hieſiger Adel rüſtet großen Empfang für Frau Patti her. Vertreter der Regierung werden mit Schlit⸗ ten, Fackeln, Militärmuſik am Bahnhof ſein. Bitten draht⸗ 0 liche Angabe des Eintreffens“. Das ſchlug durch; die Diva war rechtzeitig unterwegs und fand ſich bei der Ankunft auch 0 nicht enttäuſcht. An 60 Herren in ordengeſchmückten Gala⸗ uniformen und feierlicher Haltung harrten des Zuges, bei deſſen Einlaufen die hinter ihnen aufgeſtellte Dorobanzen⸗ kapelle die Nationalhymne anſtimmte. Weißgekleidete Mäd⸗ chen ſtreuten Roſen, und beim Verlaſſen des Wagens bekam die Patti eine feurige Rede zu hören. Der Doyen des Adels, ein würdiger Greis, brachte ihr die Huldigung ſeines Standes dar, worauf es, Muſik voran, im Triumphzug zum Hotel ging. Nicht nur die große Adeline, ſondern auch ihr rühriger Impreſario ſind hernach befriedigt geſchieden, denn die Koſten des Empfanges betrugen nur wenige hundert Franken. Ihr höchſter Poſten ſtellte ſich auf 240 Franken Leihgebühr der Uniformpracht, während die Statiſten der dortigen Bühnen, ihre Träger, mit einem Franken nebſt einer Zigarre auf den Mann ſchon abgefunden waren und ſo weiter in ſinkender Skala. U Ein Vater von ſeinem Sohn überfallen. Ein eigenarti⸗ ger Vorfall paſſierte einem Landwirt aus Altenroda bei Nebra. Dieſer, ein bejahrter Mann, fuhr mit ſeinem Ge⸗ ſpann in Begleitung ſeines 23jährigen Sohnes Getreide nach Laucha. Auf dem Heimwege bedrohte der Sohn plötzlich ſeinen Vater mit dem geladenen Revolver und forderte den Erlös des Getreides, 2300 Mark. Der alte Mann, über⸗ raſcht von dieſem ganz unerwarteten Angriff, gab das Geld her und wurde dann unſanft vom Wagen entfernt.— Höher geht's nimmer. Ein Streik der Tänzer, das Neueſte in unſerer Zeit, iſt in Verden ausgebrochen. In einer ſtark beſuchten Proteſt⸗ verſammlung wurden die Sgalbeſitzer, ſowie die Muſiker wegen allzu hohen Forderungen ſcharf angegriffen. Neben einem Eintrittsgeld von 2 Mark wird von den tanzluſtigen Männern ein Tanzgeld von 7 Mark und von den Damen 4 Mark gefordert. Die Muſiker berufen ſich, wie dem „Hannov. Kur.“ geſchrieben wird, auf ihren Tarif, der aber von den Tanzluſtigen als zu hoch bezeichnet wird. Schon am zweiten Weihnachtsfeiertage kam es zu einem Teilſtreik der Tänzer. Die Tanzluſtigen beſchloſſen, falls keine ſchnelle Einigung der ſtreitenden Parteien erfolgt, die betreffenden Tanzfäle zu meiden oder ſich anderen zuzuwenden.— Es geht auch ohne Tanzen! Die neuen Reichen. Sitzt da während der Feiertage in einem Osnabrücker Gaſthaus ein Herr mit ſeiner Ehehälfte. Man will etwas Gutes trinken, man hat's ja, Gott ſei Dank! „Kellner, bringen Sie uns eine Flaſche recht alten Bor⸗ deaux!“ Wütend fährt ſeine Frau dazwiſchen:„O natürlich, Den kannſt du ſelbſt trin⸗ ken. Kellner, bringen Sie mir eine Flaſche neuen Bordeaux!“ Die Verpfändung des ſtolzen Habsburger Gobelinſchatzes macht weitere Fortſchritte. Jetzt hat die Wiener Regierung holländiſchen Geldleuten eine Anzahl der beſten Stücke zur Nezahlung von 60000 Tonnen amerikaniſchen Weizens ver⸗ pfänden müſſen. Und die„Newyork Times“ bringen in threr Vitderbetlage, in einer techniſchen Vollendung des Tlefdruckverfahrens, wie ſie für europäiſche Augen heute Anerhört tf. ſchon die erleſenſten Tapiſſerien in Wieder⸗ ange. Da ſind Werke des 16. Jahrhundert aus Flandern, des 17. Jahrhunderts aus Frankreich: Ludwig XIII., der Meitſtunde nimmt, das Bildnis des deutſchen Kaiſers Jaleph JJ. Bald wird ja all das im Beſitz amerikaniſcher Sömmler und Muſeen ſein. 5* N Ein Beethoven⸗Denkmal in Argentinien. Eine Gruppe ergentiniſcher Komponiſten hat einen Ausſchuß gebildet, der die Vorarbeiten für die Errichtung eines Beethvoen⸗Denk⸗ als treffen ſoll, das im Jahre 1927 zur Erinnerung an den hundertſten Todestag des großen deutichen Tondichters er⸗ richtet werden foil. — ſchätzen wurde zum Teil vernichtet. meſle don Paris lagern. 8 e—— Der elfläbrige„gommuniſt. Ju einer Straßenbatz Berlins ereignete ſich jüngſt ein kleines Begebnis, das keines g Kommentars bedarf und zeigt, welch erſchreckende Wirkung die heutigen politiſchen Verhältniſſe in den Köpfen mancher Kinder anrichten. In einem überfüllten Straßenbahnwagen ſteigt eine ältere Dame ein, die etwas unſicher auf den Bei⸗ nen iſt. Ein Herr ſteht deshalb ſofort auf und bietet ihr höflich ſeinen Platz an. Statt der Dame ſetzt ſich jedoch ein elfjähriger Junge, wie ſelbſtverſtändlich hin und ver⸗ tieft ſich in ein Buch.„Höre mal“, ſagt nun ärgerlich der höfliche Herr,„ich habe den Platz für die alte Dame freige⸗ 1 macht, ſtehe mal gefälligſt wieder auf“. Ganz empört ſieht darauf der Junge den Herrn an und erwidert laut:„Ich bitte mir aus, mich mit„Sie“ auzureden. Außerdem bin ich Kommuniſt!“ Alle ſind über dieſe Dreiſtigkeit mit dem poli⸗ tiſchen Einſchlag ganz ſprachlos, ſo daß niemand dem Bengel die einzig richtige Antwort gibt. Da rettet ein etwa 173ähri⸗ ger junger Mann die Situation und liefert den Beweis, daß wenigſtens noch ein Teil der heutigen Jugend weiß, was früher Sitte war und heute auch noch Sitte ſein ſollte. Er tritt an den Jungen heran, ſchlägt ihm das Buch über die Ohren und zieht ihn etwas unſauft von dem Sitz herunter, ſo daß nunmehr die Dame Platz nehmen kann. Trotzig ſteht der Junge im Wagen, jedoch wagt er nicht mehr, ſeine eigen⸗ artigen kommuniſtiſchen Ideen von der Gleichberechtigung der Menſchen nach bekanntem Muſter etwa durch einen ter⸗ roriſtiſchen Gewaltakt zu verteidigen. 9 Das Schloß Burg an der Wupper ſteht in Flammen. Das erſte Stockwerk mit ſeinen unermeßlichen Altertums⸗ Es ſcheint nach den letz⸗ ten Meldungen, daß der größte Teil des Schloſſes noch ge⸗ rettet werden konnte, trotzdem die Löſcharbeiten unter emp⸗ findlichem Waſſermangel leiden. Zu der Erfindung des Ingenieurs von Unruh über die Atomzerſtäubung erfahren die Leipz. N. N. von gutunter⸗ richteter Seite, daß die Erfindung in der phyſikaliſch⸗tech⸗ niſchen Reichsanſtalt in Berlin unterſucht worden und Herrn von Unruh mehrmals Gelegenheit gegeben worden iſt, den Apparat vorzuführen. Es iſt ihm aber niemals ge⸗ lungen, auch nur eine Andeutung der behaupteten Elektri⸗ zitätserzeugung nachzuweiſen. Auf die Frage, warum der Apparat verſage, antwortete er mit der Behauptung, die zur Auslöfung des Vorganges dienenden Schwachſtrom⸗ batterien ſeien nicht ſtark genug und ließen ſich nicht rich⸗ tig„beſtimmen“. Dabei hatte er die Batterien ſelbſt mit⸗ gebracht, nachdem zuvor eine Vorführung des Apparates mit Akkumulatoren, die die Reichsanſtalt zur Verfügung ſtellte, ebenfalls ergebnislos geweſen war. Eine weitere Klärung der Frage wurde dadurch verhindert, daß Herr von Unruh ſich krank meldete. Da Herr von Unruh die An⸗ gelegenheit bereits durch Monate hingeſchleppt hatte, ehe er ſich zur Vorführung des Apparates einſtellte, lehnt die Reichsanſtalt es ab, ſich auf weitere Vorführungen ein⸗ zulaſſen. Die ganze Schaltung des Apparates entbehrt einer vernünftigen Grundlage. Die Erklärung der be⸗ haupteten Wirkung durch Atomzerſtörung iſt eine Irrefüh⸗ ung mit Schlagworten aus der modernen Atomphyſik. Im der Anordnung des Apparates iſt nicht das geringſte zu erkennen, was auf eine Atomſpaltung hindeutet. Es iſt von ihm jedenfalls auch gar nicht verſucht worden. der phyſikaliſch⸗techniſchen Reichsanſtalt eine ſolche Erklärung zu geben. Demnach muß, wie das Reichsminſterium des Innern bemerkt, dringend davor gewarnt werden, irgend welche Hoffnungen an den Krafterzeuger des Ingenieurs von Unruh zu knüpfen. Londoner Zuſammenkuuft der bentſchen und allitertes i Miniſterchefs. 5 5 Paris, 81. Jan. Die Vertreter ber olliierden en rungen werden ſich nicht, wie urſprünglich derg⸗jehen war, in Genf, ſondern in London gegen Ende Febraar mit den deutſchen Miniſtern treffen, nach dem die orien⸗ taliſchen Fragen geregelt ſein werden. Der Kohlenüberſchuß in Frankreich. Paris, 31. Jan. beten erſchien geſtern eine Abordnung der Stadt Paris und bat um Auskunft darüber, was mit den 700 000 Tonnen Kohlen geſchehen ſolle, die innerhalb der Bann⸗ 5 Der Miniſter erklärte, man Rabe verſucht, mit den Eiſenbahnen und anderen großen Feſellſchaften ein Abkommen zu ſchließen, damit dieſe die Porräte übernehmen. Dante. lich für die Nedaktion: Ph. Deffren, Becken. In dem ſtädt. Fuh hof, Seckenheimer⸗ ſtraße 184, ſind Mutterkälber die Mannbeim, den 28. Januar 1921. Süädt. Gutsverweltung. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß in der Gemeinde Edingen die Maul⸗ und Klauenſeuche erloſchen iſt. Seckenheim, den 29. Januar 1921. dem inn. Bau- und Spargenossenschaft E. G. m. k. J. Seckeuhein. General- Versammlung am 10. Februsr 1921, abende 7 Mor im Bürgerausſchußſaal des Rathauſes. Tagesorduung:. 1. Bericht des Aufſichtsrates und Vor andes 2. Koſſenbericht und Bllanz. 3. Aenderung der Satzungen. Betreff§ 2 und 32 d. 4. Wahl der Aufſichtsrats mitglieder. Es ſcheiden aus durch Los: Pfarrer Kunz Pfarrer Joſt Frau Kreutzer Ww. N 2 Geſcht mit G ſellſchaft ſtallfabrer-Goſoldschaft uolllollhaln biſcht hin! Am Samstag, den 5 Febr., abends 591 veranſtaltet obige im Saale „Re ichsadlers“ einen Masken- Ball wozu freundlichſt einladet die mit ober ohne Gummi zu verkaufen. uguſt Bürgermeiſteramt: Koch. 8 Turnerbund„Zahn“ Jeckenheim E. V. gegr. 1899 Einladung. Am Samstag, den 5. ds.. abends 7 Uhse beginnend, findet im Lokal zum„Kaiſerhof“ unſer dies jähriger Vereins⸗ Wall ſtatt. Wir laden hierzu unſere ſämtlichen aktiven und paſſtoen Mitglieder, ſowie Freunde und Gönner des Vereins freundlichſt ein und bitten um zahlreiche Beteiligung. Der Vorſtand. 5 2 Bettſtellen Mod. Füchenelnricht. d 850 und 150 Pe. Schlaf⸗ mit Hrohrnaakratzen zu verkaufen.(5 zimmer 1950 M., 2 hochh. eich. geſtrichene Betten, Wo ſagt die Ge⸗ na a. Bettſtelle und Roſt ſchäftsfelle. 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Die Einladungskarten für Mit⸗ nebſt Angehörigen ſind im Lokal, Der Vorſtand. Badischer Bauernbund. Ortsgruppe Seckenbeim. Die Badiſche Land wirtſchaftskammer veran⸗ ſtaltet am i i 2. und 3. Februar in Seidelberg in der Stadthalle einen landwirtſchaftlichen Vor⸗ n s werden dabei folgende Vorträge ſtattfinden: 2. Februar: Dr. Freſe⸗Ludwigshafen uber „Herſtellung, Anwendung und Wirkung der neuen Stickſtoffdünger“. Exzellenz Edler von Braun⸗Berlin über: mea afl Lage der deutſchen Land⸗ aft“. 3. Februar: Saatzuchtinſpektor Meisner Karls ruhe über: „Neuzeitlichen Kartoffelbau“. Oekonomierat Direktor Dr. Hamann⸗Darm⸗ * 1 1 8 i Die zukünftige Bedeutung der landwirtſchaft⸗ lichen Berufsvertretung“. 5 05 1 Rat Direktor Dr. Aereboe⸗Hohenheim über; „Die neuzeitlichen Aenderungen der Produktions- bedingungen und ihr Einfluß auf die landwirt⸗ des Zutritt. Verkaufsgenafftuſchaſt Die Mitglieder wollen ihre Lagerhalter die Zinſen pro 1920 ausbezahlt. Sammmlel⸗ Anzeiger aur für aligliener der Lend Kix 8. im Lager abholen; gleichzeitig werden beim ſetle und zwar nachmittags von 2—5 Uhr l Der Vorſtand. Eine Peitſche gefunden. Zu erfragen im Lager. ſchaftliche Betriebsorganiſation“. Die Vorträge finden. zwiſchen 9¼ bis 12 Uhr ſtatt; am Nachmittag von 2—4 Uhr iſt eine Beſprechung über die Vorträge. Eintrittskarten werden am Eingang ausge geben zum Preiſe von 7 Mk.(Tageskarte) und 10 Mk.(für 2 a 5 Eintritt zum Vortragssaal von der Bienenſtr. aus durch den Eingang 4. Die Mitglieder werden erſucht ſich zahlreich zu beteiligen. Der Vorſtand. — Kontobüͤcher für die An⸗ Cäͤeilten⸗Verein Seckenheim. Heute Abend 8 Uhr Gesang⸗Probe Febraüchlor Hor zu verkaufen. Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle. (b Druckerei Zimmermann. 2 Jüngeres ehrl. fleißges Ein j ingeres für die Namen. U ter abzugeben. Vollzähliges Eiſcheinen er⸗ zählizes Eis cheinen er⸗ 2-3 öonner ölroh zu ber kaufen. Wo fag] geſucht. Wo ſagt di] Tages ſofort geſucht. ſofort 7 5 für tagsüte[für einige Stunden 55 Beim Miniſter für öffentliche Ar⸗ Tunaikütcallacher Vortrags- Kurs. — Rechnungen in ſauberer Ausführung liefeet ſchusllſtens⸗ Een