. pp Amtsblatt der Bürdermefsteradmfer Seckenheim. quvesheim ſleckorhausen und Edingen 5 Abonnementepreis: Monatlich 4.— Mk. mit 21 0 0 Durch die Poſt bezogen pro Quartal „Jahrg. 2 f ausſchl. Beſtellged.— Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Trägerlohn. Inſerationcpreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfg. Montag, 14. Februar 1921 Reklamen 2.50 Mek. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. No. 37 5 Politiſche Wochenſchau. „Das Miniſterium Briand, welches noch vor 3 Wochen bei ſeinem Regierungsantritt 475 gegen 63 Stimmen er⸗ hielt, mußte ſich jetzt in der franzöſiſchen Deputierten⸗ kammer mit 3638 gegen 114 Stimmen das Vertrauen be⸗ ſtätigen laſſen, nach langem Hin und Her und nachdem die Sitzung ſich bis Mitternacht hinausgezogen hatte. Der größte Vorwurf, der Briand gemacht wird, iſt der, daß er in dem Pariſer Abkommen nicht genug gefordert und durchgeſetzt habe, daß er zu viel den Alliierten nach⸗ gegeben habe. Von den 296 Milliarden ſei man auf 226 zurückgetrieben worden. Mit welcher fanatiſchen Ver⸗ bohrtheit die franzöſiſchen Deputierten ihr Ziel verfolgen, geht aus den einzelnen Reden hervor. Keiner erwägt die Möglichkeit, ob Deutſchland denn überhaupt zahlen kann, ſondern mit der blinden Verranntheit eines wütenden Stieres hat man nur die Zahlungspflicht Deutſchlands im Auge. Von volkswirtſchaftlichen Erwägungen keine Spur. Intereſſant und für unſere Zukunftsausſichten wenig tröſtlich ſind die Worte des Berichterſtatters der inanzkommiſſion: 1 Herr de Laſteyrie erinnert daran, daß in ſeinem Be⸗ richt der Präſident der Reparationskommiſſion, Herr Louis Dubois, den verurſachten Perſonal⸗ und Güter⸗ ſchaden auf 200 Milliarden veranſchlagt hatte; in jenem Moment war jedoch die Frage des Wechſelkurſes noch nicht aufgeworfen. Herr de Laſteyrie ergeht ſich in zahl⸗ deichen Rechenexempeln, zu denen er als Baſis die Aus⸗ ührungen Loucheurs nimmt. Letzterer hatte erklärt, daß der Betrag von 200 Milliarden des Herrn Dubois in⸗ zwiſchen unrichtig geworden ſei. Wie dem auch ſei, das Parifer Abkommen beruht auf einem Opfer Frankreichs! Wenn Sie in Betracht ziehen, daß der franzöſiſche Handel bereits von 4 Milliarden auf 22 Milliarden geſtiegen iſt — gegen 6 bis 8 Milliarden vor dem Kriege— iſt anzu⸗ nehmen, daß der deutſche Außenhandel in demſelben Maßſtabe zunehmen wird. Dies geſtattet uns jedoch nicht, genau auszurechnen, was uns nach dem Abkom⸗ men von Paris zuſteht, weil das Kurproblem jede Rech⸗ nung umändert. Wir ſind durch das Sinken des fran⸗ zöſiſchen Kurſes im Nachteil, wenn der Frank ſteigt, werden wir weniger erhalten, das kommt daher, weil wir anſtatt Livres Sterling oder Dollars unſer Guthaben in Goldmark abheben werden. Hier liegt der Grund des roblems.. 5 Die ganze Frage iſt die: Wird Deutſchland bezahlen? Wenn es während fünfzehn Jahren die Raten bezahlt aben wird, kann man dann behaupten, daß es die Klau⸗ eln ausgeführt hat? Während das amtliche Deutſch⸗ la jammert und wehklagt, kennt das induſtrielle Deutſchland einen großen Wohlſtand. Die Not Deutſch⸗ lands täuscht die Alliierten. Ob es ſich nun um ſeine ſenbahnen oder um ſeine Finanzen handelt— alles iſt 3 a niſſen liegt. Trug. Deutſchland hat dank den Alliierten nur 100 000 Mann unter den Waffen(2), während Frankreich oder England 700⸗ oder 800 000 Mann unterhalten muß, dir der Induſtrie oder der Landwirtſchaft entzogen werden müſſen.(Beifall.) Deutſchland wird ſich demzufolge ſchnell erholen, und die Brüſſeler Sachverſtändigen haben die Zahlkraft von Deutſchland richtiger eingeſchätzt wie die Pariſer Konferenz. Ratenzahlung von drei Milliarden vorgeſehen, während das Abkommen von Paris nur zwei beſtimmt.. Im Jahre 1916, erklärte Briand, trat eine Wirt⸗ ſchaftskonferenz zuſammen. Sämtliche Alliierten nah⸗ men eine Reſolution in dieſem Sinne an. Sie können mir deshalb nichts vorwerfen. Herr de Laſteyrie ſchließt ſeinen Vortrag, indem er den Miniſterpräſidenten energiſch auffordert, den Al. lierten klar zu machen, daß Frankreich bis ans Ende ſei⸗ ner Konzeſſionen gegangen ſei und nicht weitergehen, wird. Ich hege Vertrauen, daß der Miniſterpräſident die Intereſſen Frankreichs zu verteidigen wiſſen wird.“ e So ſpricht man in der franzöſiſchen Kammer. Der Zweck der ganzen Uebung iſt ziemlich durchſichtig. Briand braucht eine Stütze für die kommenden Verhandlungen in London. In dieſer Beziehung konnte es ihm auch nur recht ſein, daß er ſo unſanft angefaßt wurde. Während deſſen großer Notenwechſel zwiſchen Berlin und München. f Bayern will ſeine Einwohnerwehren nicht auflöſen. Das iſt das Ergebnis der Beratungen, die zwiſchen dem Miniſterium und den Regierungsparteien gepflogen wor⸗ den ſind. Die Berliner ſozialiſtiſchen Blätter haben noch am Mittwoch abend verſucht, gegen Bayern ſcharf zu ma⸗ chen. Es iſt klar, daß es ſich nicht um bayeriſche Sonder⸗ beſtrebungen handelt, daß die Regierung in München ſich vielmehr dem Zwange beugen muß, der in den Verhält⸗ Die Frage wäre auch für das Reich ſelbſt weniger ſchwierig, wenn nicht die ſozialiſtiſche Preſſe ſeit Jahr und Tag einen ungerechten Verleumdungsfeldzug gegen die Orgeſch geführt hätte, an dem ſich auch die „Frankfurter Ztg.“ ſtark beteiligt hat. Als gehorſamer Parteiminiſter hat Herr Severing in Preußen die Or⸗ geſch verboten. Das iſt ein billiges Vergnügen, das nur dadurch geſtört wird, daß Severing mit dem Verbot gegen allerhand geheiligte Grundſätze ſeiner Partei verſtößt. Die Tatſache, daß die ſozialiſtiſche Preſſe Bayern wegen ſeiner Haltung in der Entwaffnungsfrage angreift, zeigt, daß die nationale Würde und Ehre wieder einmal dem Parteimoloch geopfert worden iſt. Wie ſich die Dinge weiter entwickeln werden, iſt noch nicht zu überſehen. Gewiß wird es die Stellung der deutſchen Regierung in London nicht erleichtern, wenn ſie auch mit den bayeri⸗ ſchen Sonderwünſchen bepackt iſt. f Zunächſt muß daran erinnert werden, daß die Reichs⸗ regierung in ihrer Dezembernote an den Verband die Notwendigkeit des Selbſtſchutzes für Oſtpreußen und Das alte Lied. 5 Roman von Fr. Lebne. 18. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) ſtehen können! Ehe h en ſie ſie doch d fahren geweſen, zu glauben, das Glück läge in d Reichtum! O Törin, die verkaufen— und viel Zort in ihr nach. War es Leben? D aber ger gelang es recht gehabt, Leirat bereue! Wer de ſah und hörte ja wurde. Glück 5 die zu einem berühmte a 5 berühmten dieren? 3 Aalen können? eumerkſamkeit ihres Gatten erzählen ggenen, vornehmen, ſchlichten We .— nl Weiſe darbrachte— und nicht unte ſich dem verſchließen? Alles konnte man haben; denn auf dieſer Welt gibt es nichts Voll⸗ Lntes denn gar nicht mehr zum Aushalten, dies Taran waren aber nur die Roſen ſchuld mit ihrem Blühen und Duften. Mit aller Macht zwang ſie lich ja, die böſen Gedanken zu meiden— nicht immer 8 ihr— denn nicht umſonſt iſt man . Jahre, und nicht umſonſt rollt das Blut ſo heiß aud ungeſtüm durch die Adern. O, der Vater hatte wohl 7090 wie ſie jetzt ſeufzend erkannte. Aber nein niemand ſollte ſehen, daß ſie litt— daß ſie ihre würde ſie auch für ſo töricht halten! wie allerorten ihr Glück geprieſen Glu— Ja, es war Glück! War nicht Mütter⸗ der ze ſund geworden dank der Fürſorge des Grafen, 8 3 Arzt und in ein heilendes, Bad geſchickt hatte? Konnten die Brüder nicht Und ſie hatte das in ihrem Egoismus ver⸗ Jeder Tag ihrer Ehe konnte von einer die er in der ihm Wie hatte Regina nur damals ſeinem Werben wider⸗ he Jetzt wäre es ihr unmöglich geweſen. Aber reilich, damals kannte ſie das Leben noch nicht ſo— und letzt hatte ſie ſchon über vier Jahre einer liebeloſen inter ſich. O, nur fort aus der Nähe ihres Mannes, faſt zu haſſen vermeinte— und vor deſſen Güte och die Augen niederſchlagen mußte wegen ihrer rebelliſchen Gedanken. Wie war ſie ſo töricht und un⸗ Rang ſie geweſen war, ſich zu zu billig! Höhnend klang das in bi Halte allen Grund, mit ihrem Lee Dieſelben hatten eine jährliche ö eee eee ieee eee Bayern betont und gefordert hakt. Ver Verband hat ſich 8 darauf nicht eingelaſſen, weil Frankreich Polen für einen ausreichenden Schutzwall gegen die bolſchewiſtiſche Flut hält. Wenn aber im Frühfahr dieſer Wall zerbricht, wird 1 es zu ſpät ſein, ihn zu ſtopfen. Die ungeheure Angſt Frankreichs vor der Wiedervergeltung läßt alle Franzo⸗ ſen Geſpenſter ſehen. Jedes Geſpenſt iſt ein bis an die Zähne bewaffnetes Preußen. Auch England will die eigenartige Lage Deutſchlands nicht verſtehen. Lloyd George weiſt darauf hin, daß nur wenig Waffen und nur wenig Kriegsmaterial in England vorhanden geweſen ſeien. Indeſſen hatte England damals keinen Krieg ver⸗ loren, es hat auch keine Umwälzung durchgemacht. Es iſt unwahrſcheinlich, daß England in Irland nur wenig Truppen unterhält. Gewiß, Deutſchland iſt nicht Ir⸗ land, wo jeder ſieht, daß England zur Aufrechterhaltung der Ordnung auch gerne erhebliche Truppenmengen untern Waffen hält. Daß der Verband im Rheinland über mehr Truppen verfügt, als der ganze Mannſchaftsbeſtand der Reichswehr ausmacht, das iſt oft dargelegt worden. Lloyd George hat gut reden. Er ſitzt in London, er hat den Krieg gewonnen und bis heute über kommuniſtiſche Putſchüberfälle nicht zu klagen brauchen. Anders liegen die Verhältniſſe in Bayern. Wenn die Einwohnerwehren aufgelöſt werden, wittern die Kommuniſten in ganz Deutſchland die Stunde der Entſcheidung. Das iſt eben die deutſche Gefahr, weil Deutſchlands Induſtriegebiete N dann ſchutzlos den Kommuniſten preisgegeben ſind. Lloyd George hat ſelbſt in Birmingham die Möglichkeit ange⸗ deutet, daß der Verband unter Umſtänden Deutſchland gegen die bolſchewiſtiſche Flut belfen müſſe. Wir lehnen die Hilfe ab, wir können das beſſer als England und die Franzdſen. Außerdem käme ſie auf alle Fälle zu ſpät. Die kommuniſtiſchen Putſche werden in Deutſchland los⸗ brechen, wenn die Bolſchewiſten vor Warſchau ſtehen. Ehe die Engländer und Franzoſen aus dem Rheinland nach Berlin gelangt ſind, ſind die roten Truppen Moskaus ſchon in Mitteldeutſchland. Ob ſich die Dinge ſo oder ſo entwickeln: nung, was morgen ſein kann. Solange der Boden des Reiches ſozial unterwühlt iſt, ſolange die Kommuniſten auf den Befehl Moskaus harren, uns zu verſeuchen, aus Deutſchland eine Wüſte zu machen, ſolange iſt die Geſell⸗ 93 ſchaft verpflichtet, ſich ſelbſt und den Staat zu verteidigen. Weiter kommt hinzu, daß die Politik des Verbands, ſowie die Drohung mit der Beſetzung des Ruhrgebietes den Bolſchewiſten in Deutſchland leider einen günſtigen Nähr⸗ boden verſchafft. Wenn Frankreich glaubt, nicht eher beruhigt ſein zu können, bis Deutſchland die letzte Pa⸗ trone abgeliefert und vernichtet hat, ſo vermag es dieſen Zuſtand viel eher heraufzubeſchwören. Es hätte ſich 1871 von Deutſchland wahrſcheinlich nicht ſo mißhandeln und bedrohen laſſen, ſondern hätte das Aeußerſte gewagt. zufrieden zu ſein. Unwillkürlich falten: „Lieber Gott, gib, daß ich ein gutes Weib bleibe und zufrieden bin. Vergib mir die böſen Gedanken und halte ſie fern von mir.“ Etwas ruhiger ſuchte ſie dann ihr Lager auf.—— Einige Tage ſpäter erhielt ſie einen Brief von Frau Eſchwege aus Rom. Ihr Gatte beobachtete ſie beim Leſen und bemerkte, wie ſie auf einmal ſo ernſt wurde. „Was iſt Dir, Regina?“ fragte er,„iſt Dir nicht gut, oder haſt Du unangenehme Nachrichten bekommen?“ „Eigentlich keines von beiden— etwas, das viel trauriger iſt—— Marcheſe Cornechi iſt tot— der junge, blühende Mann!“ „— und wie iſt 1 gekommen?— Nein, ich will nicht ſelbſt leſen— lies Du, bitte, vor,“ ſagte der Graf. Und Regina las:. „— Nun k Liebſte, muß ich Ihnen etwas ſehr Trauriges mitteilen— denken Sie, mein junger Freund Ceſare Cornechi iſt nicht mehr! Wie es mich erſchüttert hat, ich bin kaum noch zu mir ſelbſt gekommen. Seit jenem Sturz mit dem Pferde— kurz vor Ihrer Abreiſe von hier, Sie erinnern ſich doch noch?— war er leidend, da er die Vorſchriften des Arztes gar nicht befolgte. Wie oft habe ich ihn gebeten, nicht ſo unvernünftig zu ſein es hatte keinen Zweck! Gleichſam, als ob ſein Leben ihm nichts galt, ſtürmte er darauf los, daß ich in ſtändiger Angſt um ihn war— und ſo hat ihn auch ſein Geſchick ereilt. Nach einem tollen, wahnwitzigen Ritt kam er, zu Tode erſchöpft, zu mir, bekam einen Blutſturz— und keine Kunſt der Aerzte, nicht meine ſorgſamſte Pflege konnte ihn dem Leben erhalten. Bleich und ſtill lag er da, die ſchönen, ſonnigen Augen für immer geſchloſſen. Mein Schmerz war grenzenlos; eine Mutter hätte nicht tiefer empfinden können!— Allen, die davon hörten, ging es nahe; niemand konnte und wollte das Schreck⸗ liche glauben! mußte ſie die Hände 1 darf. 2 it. wohl. kein. Unrecht. „Und— liebe, teure Frau— ob ich wenn ich es tue— Ihr Name war ſein letztes Wort! Er hat Sie nie vergeſſen können!“ Etwas ſtockend las Regina jene letzten Zeilen, dann hielt ſie inne und blickte ihren Gatten an, der un⸗ bewegten Antlitzes zuhörte. „ wozu das?“ ſagte er da,„aber ſo ſeid Ihr Frauen, ſo etwas iſt intereſſant, iſt romantiſch, das gefällt Euch! — Und Du ſiehſt auch ſo angegriffen aus! Es geht Dir wohl recht nahe? Vielleicht hätteſt Du gar gewünſcht — ich wäre an ſeiner Stelle und—“ Da ſah ſie ihn mit einem Blick an, der ihn ver⸗ ſtummen ließ und ſagte: „Halt, Adalbert, vergiß Dich nicht. Ich begreife nicht, wie Du dazu kommſt, ſo— gefühllos, um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen, zu reden. Ich kenne Dich nicht wieder! Habe ich Dir Grund zu ſolchen Gedanken ge⸗ geben? Laſſe mich nicht wieder ſo etwas hören, ich bitte Dich.“ Als ſie Abends allein in ihrem Schlafzimmer war, preßte ſie die Hände an die klopfende Schläfe— es war doch unmöglich, was ſie da vor ein paar Stunden geleſen— ganz unmöglich! Tränen glänzten in ihren Augen— mit dem letzten Gedanken an ſie gedacht! Er hatte ſie alſo nie vergeſſen! Mit wehmütiger Freude er⸗ 8 gleichgültig geweſen— nun war er tot! kfüllte ſie dies Bewußtſein. Auch ihr war er nie ſo ganz Konnte nur ſo viel Schönheit vergehen?— Ganz deutlich ſtand ſein Bild vor ihren Augen. Nie wieder war ihr eine gleich intereſſante Männererſcheinung begegnet. Jene Abſchieds⸗ — und nun war er tot, der ſo heiß raffte ſie ſich auf— das ſtunde ſtand noch ſo deutlich vor ihren Augen, als ſei es geſtern geweſen— jedes ſeiner Worte tönte ihr nach um ihre Liebe geworben—— und ihr Gatte lebt noch! Faſt ſcheu ſah ſie ſich um, als hätte dies jemand laut geſagt. Dann i„nicht träumen und denken, Regina iſt geſährtſch“?. VVÜÜäll. 3 2 Coxtletz RM die bayeriſche Auffaſſung zieht das in Rech⸗ s 2 ſchen Arbeitsgebiete Plauen, Annaberg, Auerbach und Tagesſchau. Bergangene Woche marſchierte ein Trupp von 90 bis 40 jungen Leuten durch die Straßen von Metz, nachdem ſie auf ren Geſundheitszuſtand unterſucht worden waren. Ihre feldgrauen Kleider verrieten ihre Herkunft; ſie hatten ſich am Morgen zur Fremdenlegion anwerben laſſen. Es ver⸗ geht kaum ein Tag, wo ſich nicht Fremdenlegionäre in Metz einfinden. 5. i Die Pariſer Blätter heben hervor, daß das Vertrauens⸗ votum für Briand zugleich eine Warnung ſei, nicht mit einem ungünſtigeren Abkommen als demfenigen non Paris von London zurückzukommen. Der Sturz der Regierung wäre in dieſem Falle gewiß und würde jetzt unabſehbare Folgen nach ſich ziehen. Das Parlament habe deutlich ge⸗ ſagt, daß Frankreich die äußerſte Grenze ſeiner Zugeſtänd⸗ niſſe erreicht habe. a Die Agentur Havas meldet. daß Giolitti ſich an der Spitze der italieniſchen Delegation nach London begeben werde. Deutſchland. Ein Vertrauensvotum für Miniſterpräſidenten v. Kahr. München, 12. Febr. Die Korreſvondenz der Bayer. Volkspartei veröffentlicht eine Erklärung, in der ſie her⸗ vorhebt, daß die Taktik in der Entwaffnungsfrage ſtark von innerpolitiſchen Geſichtspunkten beſtimmt werde. In Berlin hält man Bayern für das Land der Seperation und Reaktion, das alle Kräfte im Volke ſammle, um die RNeeichsverfaſſung aufzuheben und den Zuſtand von 1914 wieder herzuſtellen. Bayern ſoll überwältigt und gede⸗ mütigt werden. Zu dieſem Zwecke hat man das nichtge⸗ 5 2 Keſſeltreiben gegen den bayeriſchen Miniſterpräſi⸗ denten am 5. Febr. in Berlin arrangiert. Es ſei Wahn⸗ ſinn von dieſer Regierung in dieſem Augenblick der Volks⸗ abſtimmung unannehmbare Forderungen an Bayern zu ſtellen. Bayern treibt keine Politik gegen das Reich, auch wenn es ſich im Gegenſatz zum Reiche befindet mit ſeinen Anſchauungen betreffs der Notwendigkeit der Einwohner⸗ wehren. Denn es verſtößt nicht gegen die Reichsver⸗ faſſung, wenn ſich eine Landesregierung in der inneren Politik im Gegenſatz zur Reichsregierung ſetzt. In Ber⸗ lin treibe man in völliger Verkennung der Abſichten und des Willens unſerer Feinde und in der falſchen Hoffnung auf Entwickelungen im Innern eine Politik, die zum Zu⸗ ſammenbruch nach innen und außen führen müßte. Bayern trage dafür nicht die Verantwortung. Die bayr. Regierung ſei an den Willen des Volkes gebunden. Man könne der bayer. Regierung nicht zumuten, daß ſie gegen den Willen des bayer. Volkes regiere. Auch in der Politik könne Unmögliches nicht verlangt werden. ö Berlin, 12. Febr. Die„Voſſ. Ztg.“ ſchreibt zu dem BVertrauensvotum der Bayer. Volkspartei für Herrn von Kahr: Wenn ſeine Partei ſelbſt ein Vertrauensvotum ausſpricht, ſo iſt damit die Gewähr gegeben, daß er auch weiterhin im Amte bleiben wird, und zwar auf Grund des Programms, das unter theoretiſchem Feſthalten an dem Rechte auf die Einwohnerwehr der Reichsregierung den nötigen Spielraum gewährt, um die Verhandlungen in London mit dem höchſt erreichbaren Maß von Autori⸗ tät zu führen. Es beruht aber auf einem Irrtum, wenn auswärtige Blätter wie z. B. die Kopenhagener Politiken München die Stadt Ludendorffs nennt und davon ſpricht, daß der altpreußiſche Monarchismus bei dem reaktionären Bayern Unterſtützung gefunden habe. Dieſe Auffaſſung iſt zwar auch in Deutſchland vielfach verbreitet, ſie ent⸗ fſpricht aber nicht den Tatſachen. Vielmehr haben gerade die Perſönlichkeiten, die jetzt in Bayern am Ruder ſind, die Pläne gewiſſer norddeutſcher Perſönlichkeiten durch⸗ kreuzt und laſſen ohne weiteres glauben, daß die bayer. Regierung die Anweſenheit Ludendorffs nicht als Erleich⸗ terung ihrer Poſition nach innen und außen empfindet. . Dr. Simons Reiſe nach Süddeutſchland. Wi.ie unſer Berliner Vertreter zuverläſſig erfährt, hat die Reiſe des Außenminiſters Dr. Simons nach Stuttgart und Karlsruhe und Darmſtadt große politiſche Bedeu⸗ tung. Dr. Simons will in mündlichen Unterhandlungen mit den einzelnen Miniſterpräſidenten den Standpunkt des Reiches in der Entſchädigungsfrage feſtſtellen und vor allem ſich Rückverſicherung in den Bundesſtaaten holen. Er ſtrebt eine volle Geſchloſſenheit für die Verhandlungen in London an. Da die Verhandlungen ſtrena vertraulich ſind, empfahl ſich ſeine Reiſe von ſelbſt. Die Reiſe wird drei Tage in Anſpruch nehmen. Sofort nach der Rück⸗ kehr des Außenminiſters werden die Sackventtändigen⸗ Beratungen zuſammengefaßt und an den Oberſten Rat weitergegeben werden. Für die Erhaltung der Reichseiſenbahnen. Dresden, 12. Febr. Auf der Reichsverkehrskonferenz in Bamberg hatte ſich auch der Reichsverkehrsminiſter Gröner, wie jetzt erſt bekannt wird, in der entſchiedenſten Weiſe für die Aufrechterhaltung der einheitlichen Reichs⸗ eiſenbahnverwaltung ausgeſprochen und erklärt, er ſei egen jede Ueberführung der Eiſenbahnen in kaufmänni⸗ ſche erwerbsgeſellſchaftliche Formen und würde dieſe auf das ſchärfſte bekämpfen. Anlaß zu dieſer Erklärung boten gewiſſe ſüddeutiche Pläne, wieder Landeseiſenbah⸗ nen einzurichten; auch bekannte Induſtrielle haben eine Umorganiſation der Eiſenbahn vorgeſchlagen. Teilweiſe Erhöhung der Erwerbsloſenunterſtützung? Dresden, 12. Febr. Gegenüber einer Erklärung der Berliner Regierung, daß keine Erhöhung. der Arbeits⸗ loſenunterſtützung bewilligt worden ſei, iſt hervorzuheben, daß nach amtlicher Mitteilung im Haushaltausſchuß des fächſiſchen Landtages eine ſolche Erhöhung von 10 auf 12 M. pro Tag vom Reichsarbeitsminiſterium der ſächſi⸗ Burgſtedt bewilligt worden iſt, und zwar rückwirkend ab 15. November 1920 f Aus Elſaß⸗Lothringen. 8 f Straßburg, 12. Febr. Der Senatsausſchuß für El⸗ N iß⸗Lothringen hat. Senator Collin mit erichts über die Sprachenfrage in — Anſtell wegen einer Beſſerung der Beziehungen zu gewinnen. Stellung als Direrkör ßer Verſicherungsgeſerrſchaft „Rhein und Moſel“ zurückgetretenen Handelskammer⸗ präſident Mathis iſt Direktor Helmer mit der Führung der Geſchäfte beauftragt worden.— In Neudorf bei Straßburg ſoll ein Denkmal für die im Weltkriege Ge⸗ fallenen errichtet werden. f 99 5 Trupvenbewegungen im beſetzten Gebiet. Kürzlich iſt, wie es ſcheint, von amtlicher deutſcher Seite die Meldung dementiert worden, die durch die deutſche Preſſe ging, daß jenſeits der franzöſiſchen und belgiſchen Grenze, aber auch im beſetzten Gebiet Truppen⸗ bewegungen zu beobachten wären. Tatſache iſt, wie jetzt feſtgeſtellt werden kann, daß tatſächlich in den letzten Tagen ſowohl im franzöſiſchen wie im belgiſchen Grenz⸗ gebiet Truppenverſchiebungen ſtattgefunden haben und im beſetzten Rheinland und im Saargebiet neue Truppen ſowohl aus Belgien wie aus Frankreich angekommen ſind. Man legt dieſer Truppenbewegung jedoch an zuſtändiger Stelle in Berlin keine Bedeutung bei. Es mag den An⸗ ſchein erwecken, als ob es ſich um eine Drohung gegen⸗ übbr Deutſchland handelt. Aber man kann dieſe Trup⸗ penverſchiebungen wohl mehr als einen Erſatz der alten Truppen auffaſſen. Es iſt denn auch nirgends. trotz dieſer Truppenbewegung ein ſtärkeres Aufgabot von Truppen beobachtet worden. 5 Franzöſiſche Stimmungsmache. Wie in Frankreich jetzt Stimmung gemacht wird, zeigt folgende Meldung, welche in franzöſiſchen Blättern er⸗ ſcheint und dartun ſoll, daß Deutſchland bequem eine e Belaſtung ſeines Außenhandels vertragen önne: Nach einem Bericht des Handelsdepartements macht ſich die deutſche Konkurrenz im ganzen lateiniſchen Ame⸗ rika ernſtlich bemerkbar. In Argentinien z. B. werden Kurzwaren deutſcher Herkunft um 15—30 Proz. billiger verkauft. In Chile nimmt die Fehl der deutſchen Han⸗ delsreiſenden zu. Man bietet Silberbeſtecke, Meſſerwaren, emailiertes Küchengeſchirr zu konkurrenzloſen Preiſen an. In Meriko endlich machen die Deutſchen ernſtliche An⸗ ſtrengungen, um ihren Platz wie vor dem Kriege wieder einzunehmen. Wiederaufnahme der Wohnungsbautätigkeit. „Berlin, 12. Febr. Das Reichsarbeitsminiſterium teilt mit: Der Reichstag hat in ſeiner Sitzung vom 3. Februar das Geſetz zur Förderung des Wohnungsbaues angenommen. Auf Grund dieſes Geſetzes ſind von der Reichsregierung 1½ Milliarden Mark als Vorſchuß für die Zuſchüſſe zu den Wohnungsbauten zur Verfügung ge⸗ ſtellt worden. Ihre Verteilung auf die einzelnen Länder erfolgt in den nächſten Tagen. Es darf daher mit der Wiederaufnahme der Wohnungsbautätigkeit in den näch⸗ ſten Wochen gerechnet werden. 55 Erna Morena und— Wilhelm Herzog. 1 Im„Vorwärts“ leſen wir folgende nachdenkliche Be⸗ trachtung: „Erna Morena fiel, wie immer, durch ihre aparte Toilette und ihren Hermelinmantel auf.“ Man ſchrieb es im„Tag“ im Bericht von einer beſſeren Feſtivität Berlins. Warum auch nicht? Aber es gibt Leute mit Grundſätzen, die das ſiört. Dazu ge⸗ hört die kommuniſtiſche„Hamburger Volkszeitung“. Sie druckt alſo wörtlich aus dem„Tag“ ab, inkluſive obiger Notiz und meint dazu mit geſträubter Feder:. „Goldgewänder, Silber, Hermelinmäntel, Diademe, wehende Reiher, ſchön„aus“ gezogene Frauen.. Zur ſelben Stunde ringen Millionen von Menſchen mit ihrem Elend, wiſſen Millionen von Menſchen nicht ihren Hun⸗ ger zu ſtillen, legen Hunderte von Menſchen ſelbſt Hand an ſich, weil ſie keine Rettung mehr ſehen aus all der Not. Proletarier in Not! Proletarier wacht auf! Be⸗ ſinnt euch auf eure grauenvolle Lage! Erwacht zum Denken— und handelt!„Verſchlemmen ſoll nicht mehr der faule Bauch, was fleißige Hände erwarben“. Zu dieſer Auslaſſung der„Hamburger Volksztg.“ be⸗ merkt nun wieder der„Vorwärts“:„An dieſem Abend ſoll Wilhelm Herzog, dem kommnuniſtiſchen Bürgerſchafts⸗ kandidaten in Hamburg und Ehegemahl beſagter Erna Morena der Biſſen im Munde ſtecken geblieben ſein...“ Ausland. Eugliſch⸗amerikaniſcher Zwiſchenfall. Paris, 12. Febr. Eine amerikaniſche Agentur hatte ein Telegramm ihres Londoner Korreſpondenten erhal⸗ ten, das in Amerika großes Aufſehen hervorrief. Der Korreſpondent kabelte, daß die amerikaniſchen Journa⸗ liſten in London von einem hohen Beamten des Auswär⸗ tigen Amts empfangen worden ſind, der ihnen erklärt habe, daß die Beziehungen zwiſchen England und Ame⸗ rika viel geſpannter ſeien als man annehm e, und daß ſie ſich auf einem Wege befänden, der zum Kriege führen müſſe. Das Telegramm wurde ſofort nach London zu⸗ rückgekabelt. Das Auswärtige Amt erklärt, daß kein engliſcher Be⸗ amter die amerikaniſchen Journaliſten empfangen und eine derartige Erklärung abgegeben habe. Der engliſche Geſchäftsträger in Waſhington wurde beauftragt, die Meldung zu dementieren. Wie ſich nun herausſtellt, hat dieſe Unterredung tat⸗ ſächlich ſtattgefunden, und zwar war es der engliſche Bot⸗ ſchafter in Waſhington. Sir Aucklond Geddes, der die amerikaniſchen Journoliſten empfangen und ihnen dieſe Erklärung gegeben hatte. Die Unterredung war jedoch privat und ſollte nicht veröffentlicht werden. Der Bot⸗ ſchafter verfolgte den Jweck, die Preſſe zur Mitarbeit an Gefahren für das Kleingewerbe. Des Kleingewerbe hat ſchon einmal während des Krie⸗ ges der wirtſchaftlichen Entwickelung der letzten Jahr⸗ zehnte vor einer ſchweren Erſchütterung geſtanden, als 6. ing der Mas ſich mit der Erfindu damals gelungen, die Kriſis zu überwinden, dank de ſenfabrikation der Induſtrie hervorzuheben wußte. f Heute ſteht der gewerbliche Mittelſtand, wie in einer Verſammlung der Deutſchen demokratiſchen Partei der Zähigkeit, mit der das Kleingewerbe ſeine Eigenarte nämilch die individuelle Arbeit im Gegenſatz zu der Maſ⸗ Reichstagsabgeordnete Knieſt(Kaſſel) ausführte, vor neuen Gefahren, die ſchon jetzt ſeine Eriſtenz gefährden. Infolge der Steuergeſetzgebung ſind den Städten ihre früheren Steuerquellen faſt ſämtlich genommen worden, ſo daß ſie die verbleibenden Quellen auf das ſchärfſte heranziehen müſſen. Zu dieſen gehört auch die Gewerbe⸗ ſteuer, und ſo iſt es kein Wunder, daß in einzelnen Städ⸗ ten Schleswig⸗Holſteins die Gewerbeſteuer bereits bis zu dreitauſend Prozent geſtiegen iſt. Auch die Folgen, die bei dem Uebergreifen der Weltwirtſchaftskriſis auf Deutſchland für den gewerblichen Mittelſtand entſtehen, ſind noch nicht zu überſehen. Während heute die Indu⸗ ſtrie in erſter Linie für die Ausfuhr arbeitet, wird ſie bei der zunehmenden Exportunfähigkeit verſuchen, ihre Pro⸗ dukte im Inland abzuſetzen und damit zu einer ſchweren Konkurrenz für das Handwerk werden. Schließlich droht noch die Kommunaliſierung, die für weſentliche Teile des erwerbsmäßigen Mittelſtandes in einzelnen Städten ge⸗ plant iſt. i 5 i Eine Rettung aus dieſen Gefahren iſt nur durch den genoſſenſchaftlichen Zuſammenhang möglich, da durch den gemeinſamen Fuhrwerkßeſitz, Materioſperkauf uſw. eine erhebliche Verbilligung und Erſparnis der Produktion eintreten könnte. Der genoſſenſchaftliche Zuſammenſchluß wäre auch ein wirkſames Mittel, um den Kommunaliſie⸗ rungsbeſtrebungen entgegenzutreten, da ſo die Vorteile der Kommunaliſierung mit den Vorzügen, die der freie Wettbewerb bietet, verbunden werden. Trotzdem iſt es zweifelhaft, ob dieſe Selbſthilfe allein ausreichen wird. Es iſt deshalb von den ſechzehn Gewerbevertretern im Reichstage der interfraktionelle Ausſchuß für Gewerbe⸗ politik gebildet worden, der ſich gleichfalls die Förderung und Unterſtützung des Mittelſtandes zur Aufgabe geſetzt hat. Er hat die Regierung auf die ſchweren drohenden Gefahren aufmerkſam gemacht und gefordert, daß die Fragen der Gewerbepolitik, die bis jetzt im Miniſterium für Handel und Gewerbe entſchieden werden, in einem ſelbſtändigen Reſſort, das dem Reichsmirtſchaftsminiſte⸗ rium angegliedert werden müſſe, zur Behandlung kom⸗ men. 1— 1 Badiſche Politik. ki Karlsruhe, 12. Febr. Der Haushaltsausſchuß des Badiſchen Landtags beſprach am Freitag vormittag die ge⸗ ſchäftliche Behandlung des Geſetzentwurfs über die Aen⸗ derung des Beſoldungsgeſetzes. Er ernannte zum Bericht⸗ erſtatter für die Aenderung des Geſetzes den Abg. Marum, für die Beſoldungsordnung den Abg. Dr. Leſer. Es ſoll zunächſt eine erſte Leſung baden werden, die aber nur informatoriſchen Charakter haben, und worin ein Beſchlu 175 7 5 3. e 295 ee ee Zeitpunkt e rache de usſchuſſes mit den Vertretun 1 Beamten und Lehrer ſtattfinden. g 1 z Karlsruhe. 12. Febr. Im Landtag hat die Zentrums⸗ fraktion folgenden Antrag eingebracht:„Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu erſuchen, bei der Reichsregie⸗ rung dahin zu wirken, daß die Zwangswirtſchaft für Flachs, Brennſpiritus und Zucker aufgehoben wird. Karlsruhe. 12. Febr. Wie wir erfahren, wird Reichs⸗ miniſter des Aeußern Dr. Simons auf ſeiner Reiſe nach den ſüddeutſchen Dienstag abend in Karlsruhe eintreffen, um mit dem Staatsminiſterium über ſchwebende Fragen zu konferieren. Vaden und Nachbargebiete. * Karlsruhe, 12. Febr. Fernſprechverkehrs Karlsruhe— Berlin hat die Handelskam⸗ mer Karlsruhe veranlaßt, ſich an die zuſtändigen Stellen mit dem dringenden Erſuchen um Herſtellung einer zweiten direkten Leitung zwiſchen Karlsruhe und Berlin zu wenden. Die Oberpoſtdirektion Karlsruhe teilte zu dieſem Erſuchen mit, daß auch nach ihrer Anſicht die Herſtellung einer neuen Verbindung zwiſchen den beiden Städten einem Verkehrs⸗ bedürfnis entſpricht und daß ſie dafür eintreten werde, da⸗ mit dieſe Leitung im Rechnungsjahr 1921 gebaut wird. er Karlsruhe, 12. Febr. Letzter Tage fand hier eine Zu, ſammenkunft der Vertreterinnen der Ortsgruppen und Frauenausſchüſſe der deutſchen liberalen Volkspartei ſtatt, in der Frau Baſſermann⸗Mannheim über die Notwendig! keit der Gründung eines Landesfrauenausſchuſſes ſprach, die dann auch beſchloſſen wurde. Vorſitzenden Frau Julie Baſſermann zur ſtellv. Vorſitzen⸗ den Dr. Marie Bernays, zur Schriftführerin Frau Alice Hoffmann. Der Frauenausſchuß plant für Anfang Apri einem politiſchen Aufklärungskurs, der in Heidelberg ſtatt⸗ finden ſoll. a Karlsruhe, 12. Febr. In der Zeit vom Anfang No⸗ vember 1920 bis zum Januar 1921 wurden durch die hie ſigen Gerichte 41 Perſonen wegen Preistreiberei, verbotenen Handels und wegen Zuwiderhandlung gegen die Vorſchriften 1 der Brot⸗, Fleiſch⸗ und Milchverſorgung teils mit Geld bi zu 2000 M., teils mit Gefängnis neben der Geldſtrafe b zu 4 Tagen rechtskräftig beſtraft. 1 z Grötzingen b. Durlach, 12. Febr. Der 11jährige Sohn des Maurers Ludwig Cautier ſtürzte eine Treppe hinunter und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er ſtarb. a Bruchſal, 12. Febr. Wie wir kürzlich berichteten, wu, 9 den unlängst auf dem hieſigen Bahnhof Poſtſtücke im Werte. ö Ergänzend ſei hier, mitgeteilt, daß es ſich um 7 Wertpakete handelt, darunta⸗ 5 5 Wertwagenſtücke aus Württemberg, außerdem ein Weng. wagenſtück mit 10000 M. Wertangabe von Karlsruhe ngei 0 von ungefähr 60 000 M. geſtohlen. München und eines vom Rheinland nach Feuerbach Stuttgart. Der Inhalt der Wertſtſcke beſteht zum Teil in Erzeugniſſen der Silberwareninduſtrie. * Mannheim, 12. Febr. Der hieſige Hausfrauen bund 1 befaßte ſich in einer ſtark beſuchten Verſammlung mit Wirkungen des Verſailler Vertrags auf die dentiche Haun, wirtſchaft, wobei auch ein Brenn⸗ und Brauverbot verlaug, wurde. Im Anſchluß hieran nahm die Verſammlung e Entſchließung an, in der an die Regierung das dringende 4 Erſuchen gerichtet wird, baldigſt ein energiſches Brenn 175 bot für Obſt, Kartoffeln, Getreide, iowie für ſonſtige Na rungsmittel zu erlaſſen, da wir ſonſt im kommenden 1775 mer vor einer Kataſtrophe ſtünden, die ihre Folgen ſong auf wirtschaftlichem, als auch auf moraliſchem Gebiet koholmißbrauch) zeigen wird. 5 un Mannheim, 12. Febr. Der 1 der Licht ziel erbreiung de Weiche dee, den e ener dier ae gate Hauptſtädten vorausſichtlich nächſten dem Die ſtarke Ueberlaſtung des Es wurde gewählt zur 8 * e Freiburg, 12. Febr. Die Strafkammer verurteilte den lährigen Eiſengießer Wilhelm Hämmerle wegen ſchweren Diebſtahls zu 3 Jahren Zuchthaus. Hämmerle hatte mit leichgeſinnten zwei Motore und einen Fernſprechapparat geſtohlen. Seine Helfershelfer wandern auf längere Zeit ins Gefängnis. en Freiburg, 11. Febr. Anläßlich ſeines 8s jährigen und ſeiner 60 jährigen verdienſtvollen Tätigkeit als Arzt, hat Die mediziniſche Fakultät der Univerſität Freiburg Med. Rat r. Guſtav Vetter in Waldkirch die Würde eines Ehren⸗ doktors verliehen. Die gleiche Auszeichnung wurde Bank⸗ direktor Kaufmann in Baſel für ſeine großen Verdienſte um die Organiſation der Kriegsbeſchädigtenfürſorge und Dor allen Dingen für die badiſchen Internierten in der Schweiz zuteil. Der Direktor der Frauenklinik Geh. Hof⸗ rat Prof. Dr Opitz wurde zum korreſpondierenden Mit⸗ glied der Niederrhein.⸗weſtfäliſchen Geſellſchaft für Geburts⸗ hilfe und Gynäkologie ernannt. k Emmendingen. 12. Febr. In Tuchfelden treibt au⸗ genblicklich ein Friedhofſchänder ſein Unweſen. Der Unbe⸗ kannte hat an einem Kindergrab zweimal den Grabſtein dertrümmert. Wolfach, 12. Febr. Das F jährige Töchterchen eines Land⸗ Wirts von Oberwolfach geriet unter das ſchwer beladene hrwerk, wurde überfahren und ſofort getötet. Gerichtsſaal. ur Karlsruhe, 12. Febr. Die Näherin Luiſe Berta Kuſche aus Freiburg hatte in Freiburg und in Karlsruhe einer Anzahl Perſonen vorgeſchwindelt, ſie könne ihnen Nah⸗ kungsmittel, insbeſondere Butter und Schinken liefern und ſich darauf Vorſchüſſe bezahlen laſſen. In üblicher Weiſe lieferte ſie ihren Auftraggebern nichts ab, ſodaß dieſe um re Vorſchüſſe geprellt wurden. In Karlsruhe bediente ſie ſich bei ihren Schwindeleien noch gefälſchter Briefe. Wegen Urkundenfälſchung und mehrfachen Betrugs wurde ſie zu einem Jahr 6 Monaten Gefängnis und zu 3 Jahren Ehr⸗ verluſt verurteilt.— Der Arbeiter Friedrich Metzger aus Nürnberg, der ſchon 22 Mal vobeſtraft iſt, machte hier zwei Einbrüche und ſtahl dabei 21 Paar Stiefel, die er dann ver⸗ kaufte. Unter Einrechnung verſchiedener früheren Strafen wurde Metzger wegen Diebſtahls im Rückfalle zu einer Ge⸗ ſamtſtrafe von 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt.— Der Koch Auguſt Scheible aus Ettlingen hatte den Abdruck eines Schlüſſelloches des Schloſſes der Woßnung eines hieſigen Automatenreſtaurateurs beſorgt. Dieſen Abdruck gab er dem Dreher Otto Deutſch aus Kiynenheim, der danach einen Schlüſſel anfertigen ließ. Mit Hjlfe dieſes Schlüſſels öffnete der Heizer Oskar Konrad Guldin aus Karlsruhe die Wohnung des Automatenreſtaurateurs, er⸗ brach dann die Schublade und entwendete eine Kaſette mit 7000 M. Während des Diebſtahls hatte Scheible Wache ge⸗ . ſtanden. Das geſtohlene Geld verteilten die Burſchen unter [ſich und verſubelten es dann in drei Tagen. Die Straf⸗ [kammer verurteilte den Guldin wegen ſchmeren Diebſtahls des min Rückfalle zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und zu 3 ge. Jahren Ehrverluſt, den Scheible wegen ſchweren Diobſtahls en. mn 2 Jahren Gefängnis und den Deutſch wegen Beihjlfe cht 11. Diebſtahl und Hehlerei zu 2 Jahren Ge⸗ . Lokales. Das Umlageverfahren. Karlsruhe, 8. Febr. Das bsherige Syſtem der Getreide⸗ dewirtſchaftung iſt, nachdem es von allen Kreiſen der Be⸗ völkerung, Erzeuger, Händler. Müller, Bäcker und Ver⸗ braucher auf alle nur denkbare Art und Weiſe durchlöchert worden iſt, in ſich zuſammengebrochen. Es hat nur noch auf dem Papier Beſtand. Deshalb ſollte die Getreidebewirt⸗ ſchaftung auf einer neuen Grundlage aufgebaut werden, da 560 aber, wie aus den Debatten der Ernährungsminiſter, des 1 Reichstags und der Landtage hervorgeht, die Mehrheit vor ten der Einführung der freien Wirtſchaft noch zurückſchreckt, ſoll für die Getreidebewirtſchaftung eine neue Form der Zwangswirtſchaft zur Anwendung gelangen. Es iſt das ſogen.„Umlageverfahren“, welches, unter Androhung ſchärfſter Maßnahmen und Geldſtrafen, den Landwirt zur Ablieferung einer beſtimmten Menge Getreides pro Hektar und zu einem beſtimmten Preis verpflichtet. Das Vereins⸗ blatt Nr. 3 des Bad. Bauernvereins widmet dieſem Syſtem einen längeren Artikel. Derſelbe ſpricht ſich gegen das Verfahren und für die freie Wirtichaft aus. Nach den Aeußerungen des Blattes wird auch das Umlageſyſtem nicht zum Ziele führen. Die freie Wirtſchaft, ſchreibt es, das einzig wirkſame Mittel zur Hebung der inländiſchen zroduktion, zur Schmäleruna der ausländiſchen Getreide⸗ einfuhr, und zur Behebung all der mißlichen Getreide⸗ erſcheinungen der Zwangs wirtſchaft, ſowie zur Wahrung der Moral. Lohn- und Gehaltsliſten. Die nach§ 40 des Reichs⸗ einkommenſteuergeſetzes aufzuſtellenden und laut amtlicher Bekanntmachung bei den Finanzämtern(Steuerkommiſſ.) Linzureichenden Lohn⸗ und Gehaltsliſten enthalten auch eine r die Angabe der Sachbezüge beſtimmte Spalte. Es wird arauf aufmerkſam gemacht, daß in dieſer Spalte nur die rt der Sachbezüge, alſo z. B. Koſt. Wohnung. Heizung, zienſtkleidung oder dergl. zu bezeichnen iſt; die Bewertung ieſer Bezüge für die Veranlagung iſt Sache der Steuer⸗ ausſchſfſſe. Sind jedoch für die Bezüge in Tarifverträgen 8 fer durch Anordnungen öffentl. Behörden Wertanſchläge eſtgeſetzt, ſo iſt erwünſcht, daß dieſe Anſchläge in den Liſten itaufgenommen werden, da ſie den Ausſchüſſen als An⸗ ltspunkte für die Bewerinng dienen können.— Im rigen ſei auch an dieſer Stelle darauf hingewieſen. daß 0 r alle von einem Arbeftgeber im Kolenderfahr 1920 ge⸗ gen Laßn oder Gehalt oder ſonſtiges Entaelt länger als mei Monate beichäftia ten Berſonen, alſo 3 B. auch über alle 8 Ges wirtſchaftlichen und häuslichen Dienſtboten. Loßhn⸗ oder HGBefaltsverzeichnfſe einzureichen ſind. Wer die Liſte nicht bechtzeitig einreicht, kann durch Geldſtrafen bis zu 500 M. zu angehalten werden. Vordrucke zu den Liſten ſind beim ſeinanzamt[Steuerkommiſſör), in Gemeinden auberflb 1 nes Amtsſitzes bei den tSeuereinnehmereien unentgelt⸗ ich zu erhalten. 3 Für ſchrittweiſe Abſchaffung der Brotfarte. Aus ſchlemen. wird gemeldet: In der Bremer Sandelskemmer Pars G. Seipio(Bremen, einer der Schöpſer der Reichs⸗ zer bestelle, vor, die Brotkarte ſtückweiſe abzuſchaffen in ber Weiſe daß zunächſt die oberſten Schichten der bemittel⸗ n Bevblrerung auf Grund des Steuerzettels von dem a 0„auf die Brotkarte ausgeſchaltet werden. Hierdurch will gJann allmählich zur völligen Beſeitigung der Brotkarte gel zur Ablöſung der ganzen Getreide⸗Zwangswirtſchaft n Reichsminiſter Hermes erklärte, er fühle, daß 5 955 Auffaſſung richtſa ſei. Die Regierung werde ihr fol⸗ leb müſſen, um wieder zur Geſundung des Wirtſchafts⸗ ens zu kommen. ö iniſter, daß die Kuontingentjerung Mängel une die Einfuhr rüc Wein nicht freigegeben werden. die Paſtanftalten 855 h Scleickbar ders. er Neichsvoſtminder habe, jedoch 14 Ueber die Einfuhr von Südfrüchten und Wein erklärte der Verfügungen an die Post und Tefearörpenandtarken unterſtütkt. Nach dieſen Norſchriften kann kein Zweifel darſber beſtebhen. daß zum Zmecke von Durchſuchungen und Beſchlagnahmen von noch nicht eingelieferten Paketen Gen⸗ darmen, Polizeibeamte uſw., wenn es ohne Störung des Poſtbetriebs angängia iſt, nötigenfalls im Einvernehmen mit den beteiligten Poſtanſtaften auch zu den Schaltervor⸗ räumen Zutritt haben. Das Betreten der Innendienſt⸗ räume der Poſt iſt ihnen dagegen nich geſtattet. f —“ Schulerhebungen. Beßördlicherſeits findet in den nächſten Tagen in den Volksſchulen der 5 größten Städte ſowohl für Südfrüchte als auch für e Bämchen im Hauſe der Frau Hurtig im Auge.) krampf und wurde höchſt uagnädig angeſehen. Mit Ute ex übrigens bereits früber einmal dem des Landes eine Erßebung über die wirtſchaftlichen und Ernährungsverhältniſſe der Schulkinder ſtatt. * Genehmigungspflicht zum Viehhandel und Kleinhan⸗ del mit Fleiſch. Der Reichsverband des Deutſchen Hand⸗ werks hat in einer Eingabe an den Reichsminiſter für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft darauf hingewieſen, daß in den Kreiſen des Fleiſchergewerbes die Befürchtung aus⸗ geſprochen worden ſei, es könnte den Fleiſchereibetrieben vorſteßenden Witwen non Fleiſchern bei der Verbeſcheidung von Anträgen nach§ 2 und§ 14 der Verordnung der Reichsregierung vom 19. September 1920 auf Erteilung der Genehmigung zum Ankauf von Vieh beim Viehhalter und zum Kleinhändel mit Fleiſch Schwierigkeiten bereitet wer⸗ den. Er hat deshalb um Anweiſung der zuſtändigen Behör⸗ den gebeten, von der Ablehnung von Geſuchen der genann⸗ ten Art Abſtand zu nehmen, da eine Ablehnung nament⸗ lich für Kriegswitwen eine durch nichts zu rechtfertigende Härte bedeuten würde. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat ſich mit der Erteilung der Erlaubnis 1 den dargelegten Fällen grundſätzlich einverſtanden erklärt... Die Bezirksämter wurden daher angewieſen, bei Verbe⸗ ſcheidung etwaiger von Metzgerwitwen, die eigenen Metz⸗ gereibetrieben vorſtehen. gemäß 82 und§ 10 der Verord⸗ nung vom 27. September 1920 über die Reoeſung des Han⸗ dels mit Vieh und Fleiſch eingreichter Anträge entſprechend zu verfahren. —e Vergebung von Stipendien. An unbemittelte, würdige Mädchen, die eine badiſche Haushaltungsſchule oder die Lui⸗ ſenſchule in Karlsruhe beſuchen, können mehrere Stipen⸗ dien vergeben werden, und zwar: 1. an katholiſche Mädchen aus Gemeinden der alten Markgrafſchaft Baden⸗Baden, 1 2. an katholiſche Waiſenmädchen aus den ehem. Fürſt⸗ biſchöflich Bruchſaler Orten, 1 3. an katholiſche Mädchen aus den vormals biſchöflich Konſtanzer Orten, 4. an evangeliſche Waiſenmädchen aus Orten der ehe⸗ maligen Markgrafſchaft Baden⸗Durlach und den Herrſchaften Lahr, Mahlberg und Lichtenau, an evangeliſche Waiſenmädchen aus den kurpfälziſchen Landesteilen, ſowie 6. an ſolche Töchter von Stagtsongeſtellten aus dem ganzen Land und ohne Rückſicht auf die Konfeſſion, welche die Luiſenſchule in Karlsruhe beſuchen. Bewerbungen ſind mit eingehender Begründung unter Anſchluß von Nachweiſen über Abſtammung und Reli⸗ gionsbekenntnis ſowſe von Geburt⸗ Schul⸗, Geſundheits⸗ und Vermögenszenoniſſen ſpäteſtens bis 5. März 1921 bei dem Miniſterium des Kultus und des Unterrichts einzu⸗ reichen. 8 Letzte Drahtnachrichten. Berlin, 12. Febr.(Drahtmeldung.) Die deutſche ehemals * Tageszeitung veröffentlicht den Plan einer kommuniſti⸗ ſchen Aktion üfr Groß⸗Berlin. Demnach ſallen bereits zum 1. März alle Vorbereitungen getroffen ſein und die deutſchen Kommuniſten ſeien nur des Winkes von Mos⸗ kau gewärtig. Der Plan ſieht eine Zernierung von Ber⸗ lin vor, indem in einem gewiſſen Umkreis bewaffnete Arbeiter nach Berlin einmarſchieren, während in weiterer Entfernung von der Stadt ein Verteidigungsgürtel ge⸗ ſchaffen wird. Es werden noch weitere Einzelheiten über die Gliederung der Truppen mitgeteilt, wozu auch die Er⸗ fahrungen beim Aufſtand im Ruhrgebiet verwendet wer⸗ den ſollen. Zugleich mit dieſem Plan veröffentlicht die „Deutſche Tageszeitung“ Kartenmaterial und erwähnt, daß die Veröffentlichung geſchehen ſei, um die preußiſche Regierung unter den ſtarken Druck der öffentlichen Mei⸗ nung zu ſtellen und zu einer ſcharfen Stellungnahme zu veranlo den. Berlin, 12. Febr.(Drahtmeldung.) Die Tatſache, daß Bayern ſich mit der Entwaffnung einverſtanden er⸗ klärt hat, wird mit ſtarkem Skeptizismus von der fran⸗ zöſiſchen Preſſe aufgenommen. Ein Teil der Preſſe glaubt an ein Manöver und meint, Dr. Simons habe erklärt, daß er Bayerns Einverſtändnis mitbringe und die Entwaffnung durchführe. Aber auf der Konferenz werde er erklären, daß eine Entwaffnung über ſeine Kräfte gehe und einen Bürgerkrieg hervorrufen möſſe. Berlin, 12. Febr.(Drahtmeldung.) Miniſter Simons hat geſtern den Vorſitzenden des wirtſchaftspoli⸗ tiſchen Ausſchuſſes des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates Direktor Heinrich Krämer, erſucht, den Vor“ im deut⸗ ſchen Fünfzehnerausſchuß zur Vorbereitung der deutſchen Gegenvorſchläge in der Reparationsfrage zu übernehmen. Die Ernennung Krämers zum Vorſitzenden dieſes Aus⸗ ſchuſſes deute darauf hin, daß die Reichsregierung eine möglichſt enge Verbindung des Reichswirtſchaftsrates für erwünſcht hält. Das Plenum des Reichswirtſchaftsrates iſt auf den 23. Februar einberufen. C 49 74 5 Bunte Mappe. Adolf Hoffmann und„Joethe“. In der ſozialiſtiſchen Halbmonatsſchrift„Der Firn“, weiß ein„alter Journaliſt“ allerhand ſelbſterlebte Geſchichten von Adolf Hoffmann, dem ehemaligen preußiſchen Kultusmini⸗ ſter, zu erzählen: Im preußiſchen Landtage ſprach Adolf Hoffmann von dem Kapuziner in den„Räubern“. Das hat ſeine⸗Kollegen, die den wahren Standort dieſes Kapuziners kannten, baß vergnügt. Aber wer Adolf Hoffmann öfter und an Orten hat reden hören, wo er ſich wirklich gehen ließ, dem kommt dieſe Landtags⸗Kapuzinerrede ziemlich unſchul⸗ dig vor. Es war in einer Verſammluna auf dem„Bock“, wo er den Ausſpruch tat:„Ja, Jenoſſea, hier muß ick mit Fauſten ſagen: Sein oder Nichtſein!“ Bei einer andern Gelegenheit nahm er ſich die Geiſtlichen tüchtig vor. Unter anderem ſagte er ihnen nach, ſie ließen ſich lediglich von den Intereſſen der Kirche leiten, das Volkswohl ſei ihnen „Heureka“(er wollte„Hekuba“ ſagen). In einer Freiden⸗ kerverſammlung in Moabit kennzeichnete er die Bereit⸗ willigkeit der Kirche, dem Staate jederzeit zu Willen zu ſein. Er verglich dabei den Staat mit Sir John Falſtaff, dem gegenüber die Kirche die Rolle der Ophelia ſpiele.(Er hatte offenbar die Scene zwiſchen Falſtaff und den gefälligen Ich bekam inen Lach Pech. Er„Ftferte“ ebenfalts in efner Freidenkerverſamm lung, das Wort:„Nacht muß ſein!“, legte es aber dem Eg⸗ mont in den Mund. Schiller ſcheint er überhaupt nicht ge⸗ wogen zu ſein, denn ich war häufig Zeuge, daß er Schiller⸗ worte„Joethen“ zuſchrieb. Wahrſcheinlich hat er aber ſei⸗ nen Fehler eingeſehen, denn noch bei einem Auftreten in letzter Zeit„übermachte“ er Goethes„Götz“—„Schillern““ Vielleicht geſchah das auch, weil er vor dem Kriege einmal Goethe unberechtigterweiſe bereichert hatte, indem er ſeinen Werken die„Minna von Barnhelm“ hinzugefügt hatte. Von einem Namen Leſſing ſcheint er überhaupt keine Ahnung zu haben, denn auch den„Nathan“, den er doch kennen ſo hat er großmütig, wie er iſt, dem Hebbel zugeſchrieben. bel ſcheint bei ihm einen Stein im Brett zu haben. Er ſtellte ihn agämlich einer andachtsvoll lauſchenden Freidenkerge⸗ meinde ſo vor:„Wiſſen Sie, Jenoſſen, der det Nibelungen⸗ lied jemacht hat!“ Hier wäre er allerdings vor verſammel⸗ tem Kriegsvolke beinahe berichtigt worden, denn eine junge 1 Fran in meiner Nähe ſtieß ihren Mann an und meinte halblaut:„Det is doch Wagner jeweſenl“ Vermiſchtes. Eiſenbahnunglück. Auf dem Hauptbahnhof in Leipzig ereignete ſich geſtern ein Eiſenbahnunglück. Der 1.40 von Dresden kommende Perſonenzug überfuhr den Prellblock, anſcheinend infolge Verſagens der Luftdruckbremſe. Infolge des Anpralles wurden die beiden Wagen 4. Klaſſe ineinandergeſchoben. Aus den Trümmern wurden eine tote Frau und gegen 50 Verwundete hervorgezogen. Die Verletzungen ſind zum Teil ſchwerer Natur. g f „ 2 D Ehrung. Dem Dr. phil. K. E. Marker kn London wurde von der Frankfurter Univerſität der Dr. h. c. rer. pol, ver⸗ liehen. Markel iſt der hochverdiente Oganiſator der Für⸗ ſorge für die Deutſchen Kriegsgefangenen. 1 Bettler als Valutaſchieber. An der Schweizer Grenze ſind gegenwärtig ſonderbare Valutaſchieber an der Arbeit. Sie paſſieren auf heimlichen Wegen morgens die Grenze und betteln mit großer Geſchicklichkeit Schweizer Gebiet ab. Mit Schweizer Münzen kommen ſie dann abends wieder nach Deutſchland und nutzen den ungünſtigen Stand dern deutſchen Valuta nach Kräften für ſich aus. Es wird he⸗ richtet, daß aus dieſer modernen Verdienſtmöglichkeit ſich viele ein ſchönes Tagesgeſchäft machen. 259 17 8 Krieg im Frieden. In Skagen iſt es zu ſchweren 15— 1 ſammenſtößen zwiſchen ſchwediſchen Schiffern und der Po⸗ lizei gekommen. Die Unruhen entſtanden dadurch, daß die Polizei mehrere betrunkene ſchwediſche Schiffer verhaften wollte 600 Schweden griffen daraufhin die Poliziſten an, denen däniſche Schiffer zu Hilſe eilten. Erſt nach mehrſtün⸗ digem Kampfe waren die Poliziſten Herren der Lage. 1 Perſonen wurden verletzt, darunter eine tödlich. 71352 Verſchwendungsſucht. Im Hotel„Briſtol“ in Wien kam ein Entente⸗Offizier verſpätet zum Fünf⸗Uhr⸗Tee. Er kan keinen Platz mehr. Da offerierte er für einen Stuhl 40 000 Kronen. Um dieſes Geld erhielt er das Gewünſchte, und gleichgültig legte er die Summe auf den Tiſch. In Wien verdient ein geiſtig Arbeitender jetzt im Jahr kaum mehr als 40 000 Kronen. Jener Offizier aber gab dieſes Jahres⸗ gehalt aus, um eine halbe Stunde in der Hotelballe ſitzen au dürfen.. Eine merkwürdige Ordensgeſchichte e granate hergeſtellt worden. Im das preußiſche Kriegsmini⸗ ſterium darauf aufmerkſam u machen, bemühte ſich Kellner um eine Zuſammenkunft t dem Kaiſer, und da er hörte, daß der frühere Kurdirekt e von Homburg. Feldſieper, per⸗ ſona grata beim Kaiſer we ſo beſuchte er dieſen eines Ta⸗ ges und ſtellte ihm 10000 Mark zum Beſten des Bades zu Verfügung. Eine ſolche tiftung mußte dem Kaiſer gemel⸗ det werden, da dieſer b enntlich häufig in Homburg weilte und großes Intereſſe n der Entwicklung ſeiner Reſidenz gezeigt hat. Kellner ei ärte im Laufe dieſer Unterredung, daß er auch längſt ſch das Eiſerne Kreuz am ſchwarz⸗wei⸗ ßen Bande verdiene, und ſowohl der Kurdirektor wie der Oberbürgermeiſter Homburgs ſagten zu, eine Ordensver⸗ leihung nach Kräften befürworten zu wollen. Tatfſächlich wurde Kellner auch nach langen Bemühungen dem Kaiſer vorgeſtellt, der Kaiſer hörte ſogar einen Vortrag des Bau⸗ rats über deſſen Erfindung an, aber die Auszeichnung blieb aus obwohl ſie vom Oberbürgermeiſter beim Oberhof ſchallamt des Kaiſers beantragt war. Nunmehr verklagte Baurat Kellner die Stadtgemeinde, bezw. die Kurgemeinde auf Rückzahlung der 100 000 Mark.— Das Landgericht wies indes die Klage ab, da es ſich nach§ 817 des Bürgerlichen Geſetzbuches um ein gegen die guten Sitten verſtoßendes Geſchäft handle und Ordensfägerei betrieben worden ſei. In der jetzigen Berufungsverhandlung vor dem Oberlan⸗ desgericht machte der Anwalt des Baurats u. a. geltend, daß Ordensjägerei abſolut nicht in Frage komme, denn wenn der Kläger gewollt hätte hätte er weit billiger zu einer Au zeichnung kommen können. Zum Beweis hierfür verlas e ein Schreiben des Kurdirektors Feldſieper an Kellner, wo⸗ rin ſteht,„daß von einem kleinen Staat in Deutſchland 15 5 hoher Orden— Bruſtſtern eventuell auch Halskreuz— ver⸗ liehen werden könne, wenn ein Betrag von 20 00050 000 Mark geſpendet werde. Allerſtrengſte Diskretion würde er⸗ beten.“—„Beſten Dank, muß verzichten“, ſchrieb Kellne zurück. Weiter hob der Anwalt hervor, daß Kellner bei der ganzen Sache argliſtig getäuſcht worden ſei, und daß ſich die Stadtgemeinde Homburg ungerechtfertigt bereichert hab Der Vertreter der Stadtgemeinde Homburg erklärte u. a., daß der Kläger doch an der Stadtgemeinde intereſſiert ge⸗ weſen ſei, denn er ſei ſogar Mitbegründer der jetzt in Ko kurs geratenen Aktiengeſellſchaft Homburg geweſen. Der Kläger ſei aus dem Auſſichtsrat hinausgewählt worden und da ſei es denn zu Zwiſtigkeiten gekommen. Feldſieper hab nur als Beauftragter des Klägers und nicht für die Stadt⸗ gemeinde gehandelt.— In der Verhandlung kam u. a. zu Sprache, daß der Kurdirektor Feldſieper der Gemeinde Ho burg auf gleiche Weiſe insgeſamt 1200 000 M. Stiftung gelder verſchafft hat, von denen ihm 10 Prozent Gewinnb teiligung zugeſichert, jedoch niemals bezahlt wurden. Hie auf hat der Kurdirektor ſchließlich verzichtet und iſt zum Dank dafür von der Stadt Homburg ſogar inbezug auf die Koſten des ſchwebenden Prozeſſes imſtich gelaſſen worden. Auch das Oberlandesgericht wies die Berufung des Kellne ſchließlich zurück. ſo daß die Stadt Hombura ihre 100 000 behält, Herr Kellner um ſeinen Orden und Herr Feldſieper um ſeine Proviſon gekommen iſt. 0 8 Der Arzt als„Mädchenhändler“. Daß die aufgeregte Phantaſie in dieſen unruhigen Zeiten Geſpenſter ſieht, iſt nichts ſeltenes. Hier einen Fall, der einer gewiſſen Komi nicht entbehrt: Das„Kahlaiſche Tageblatt“ hatte von dem Verſuch der Entführung eines jungen Mädchens in Kahle durch Automobiliſten, unter denen Mädchenhändler vermu⸗ Jetzt iſt die Sache aufge⸗ In der n 1 Vermiſchtes. Die Einwanderung nach Amerika. Waſhington, 11. Febr. hatte bekanntlich vor kurzem eine Bill beſchloſſen, die die Einwanderung in die Vereinigten Staaten für 1 Jahr unterſagt. Senator Semges hat dieſem Geſetz nicht zu⸗ geſtimmt und ſchlägt ein anderes Syſtem vor. Es ſoll alljährlich vom 1. April an die Einwanderung aus den verſchiedenen fremden Staaten zahlenmäßig beſchränkt werden, und zwar wird der Vorſchlag gemacht, dieſe Zahl auf 5 Proz. der Zahl der Volksangehörigen feſtzuſetzen, die ſich ſchon in den Vereinigten Staaten aufhalten. 5 Sächſiſche Parlamentsſitten. 55 In der ſächſiſchen Landtagsverhandlung vom 3. Febr. wurde als Punkt 2 der Tagesordnung die erſte Beratung über den Antrag des kommuniſtiſchen Abg. Ebert und Gen. betreffend die ſofortige Aufnahme der politiſchen und wirt⸗ Das Repräſentantenhaus ————— erzählt man ſich u. a. folgendes amſffante,„wahre“ Geſchicht⸗ chen Eine funge Frau aus Hefdelberg, die infolge Unter⸗ ernährung ihr Kind nicht ſtillen konnte, kam mit ihrem Leid zu dem Wunderdoktor. Der berührte ſie und ſagte:„Gehe hin, Du kannſt Dein Kind ſchenken!“— Und die Frau ging hin und ſchenkte ihr Kind überreichlich, und konnte noch täg⸗ lie 2 Liter dem Kommunalverband Heidelberg⸗Stadt ab⸗ liefern. 5 , Seid fruchtbar und mehret euch!) Ein ſeltener Fall er⸗ eignete ſich ſchule, in der zwei Schweſtern eingeliefert wurden, die beide tbrer Entbindung entgegenſahen. Beide ſchenkten am ſelben Tage Zwillingen das Leben und beide Zwillingspaare waren Mädchen⸗ f. Ein Brandſtifter zu nenn Jahren Zuchthaus verurteilt. Wegen Brandſtiftung ſtand der 28 jährige ledige Fabrik⸗ arbeiter Kaſpar Müller aus Schloßberg vor dem Schwur⸗ gericht Heilbronn. Mit 16 Jahren hat er einen 14 Jahre alten Freund im Walde erwürgt, die Leiche der Kleidung dieſer Tage in der Stuttgarter Landeshebammen⸗ ——— Das Geigenwunder. Die Muſikwelt Berlins wurde 8 Beethoven⸗Saal ge beten, um ihr Urteil abzugeben ü vollem Verfahren hergerichtete Geige. burgiſch gefärbter Rede darzutun, er habe durch eine nächt⸗ liche Erſcheinung die Berufung erhalten, als Laie und ab⸗ ſoluter Nicht⸗Muſiker die Aufgabe zu löſen, die einfachſte Geige ſo zu veredeln, daß ſie einer der vielgeprieſenen und e rden Alt⸗Italiener⸗Geigen gleichkomme. Er habe ie nunmehr das Problem gelöſt. neukirchen ſchicken, beſtrich ſie, nach beſonderer„Behand⸗ lung“, in Ermangelung eines Beſſeren mit einem von ſeiner Frau entliehenen Fußbodenlack— und ſiehe da, das Wunder war fertig. Natürlich ſtand man dem Ergebnis zunächſt zweifelnd gegenüber; nach zahlreichen Zurückweiſungen, er⸗ klärte der„Erfinder“, habe er jetzt die Genugtuung, ſein Inſtrument dem beſten und ſachkundigſten Auditorium vor⸗ führen zu können, um ſein Urteil zu hören. Der Konzertmeiſter des Philharmoniſchen Orcheſters, van der Berg, ein ſehr tüchtiger Geiger, geſtaltete nun die Vor⸗ führung derart, daß er mehrere Stücke abwechſelnd auf einer(nach H. Ohlhaver) heute zwei Millionen werten ech⸗ ten Stradivari und auf dieſem neuen,„Revalo“ getauften JInſtrument vortrug. Und das Reſultat!— Ja, kann man von einem Reſultat ſprechen? Es gina nicht aus der Rede hervor, ob dieſe geſpielte Revalo⸗Geige eben das angeblich billigſte Markneukirchener, mit Fußbodenlack beſtrichene In⸗ ſtrument war, das der beſonderen Behandlung unterzogen worden war. 5 a einen kräftigen, biegſamen, auch im zarten Pianiſſimo leicht anſprchenden Ton aus. Es hatte in der Tiefe nicht die Fülle, den Reichtum, in der Höhe nicht die Milde der italie⸗ niſchen Vorlage; aber das iſt auch von einer, ſagen wir 50% Mark⸗Geige, nicht zu verlangen. Für ein ſolch„wertloſes Inſtrument bekundete die geſpielte Geige alſo immerhin be⸗ achtenswerte Qualitäten und eine weitere Unterſuchung der Vorgänge müßte demnach ausſichtsvoll erſcheinen. Freilich haben wir ſchon ſo und ſo oft verwandte Wun⸗ derankündigungen erlebt, denen immer ſchnell die Ernüch⸗ terung folgte. Darum iſt auch hier natürlich nach wie vor die äußerſte Zurückhaltung geboten. Im Rahmen des ohren⸗ fällig Dargelegten iſt aber eine nähere Feſtſtellung wohl am Platze. Ob die 50⸗Mark⸗Geige in 200 Jahren den Edelklang der Stradivari ausſtrömen, ob ſie überhaupt nach einem Jahre noch beſtehen wird, muß ſich erweiſen. Das Patent des Verfahrens ſoll angemeldet ſein und das„Geheimnis“ demnächſt veröffentlicht werden. Dann alſo wird man ſehen. — * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiern morgen Dienstag die Eheleute Karl Muͤlbaier und ſeine Frau geb Diebold. Wir gratulieren! Verantwortlich für die Redaktton: Ph. Deffren, Scene 88868880 8 88888665 1 5 ſchaftlichen Beziehungen zu Sowjetrußland angeſetzt. Als entblößt und nach 2 Tagen, nachdem er ſich zuvor Mut an⸗ 97 der Kommuniſt Abg. Zipfel bei der Begründung teils ſich in getrunken hatte, die Leiche in der unglaublichſten Weiſe zer⸗ 25 ungehörigen Ausdrücken bewegte, teils ins uferloſe ab⸗ flückelt. Mit 6 Jahren Gefängnis hat er dieſe Tat des Tot⸗ d ſchweifte, ohne daß der Präſident in der Lage iſt, durch Ord⸗ g ſchlags geſühnt. Bereits am 15. Auauſt 1918 hat er dann 5 nungsrufe und Ermahnungen— die Mehrzahl der Abge⸗ eine Hütte mit 100 Zentnern Futtervorräten, wie er ſelbſt 5 ordneten hat übrigens die Sitzung verlaſſen— zu einer erklärt, aus Mutwillen angezündet. Er übernachtete vom 5 anderen Sprechweife zu bringen, bringt diefer als ultima 4. zum 5. November in der Herberge zur Heimat in Heil⸗ 85 ratio das nachſtehende, unſeres Wiſſens nur im ſächſiſchen bronn. Am Morgen begab er ſich in der Richtung Vaihingen . Sandtag übliche Mittel zur Anwendung. In dem amtlichen zu. Gegen halb 10 Uhr abends kam er an eine große Feld⸗ Bericht heißt es:„Der Präſident ſetzt hierauf, um den Red⸗ ſcheuer in der Nähe von Kleinglattbach. Während ſeines ser am Weiterreden zu verhindern, die Kammerſirene und Aufenthalts im Arbeitshauſe hatte er bei dem Beſitzer der die Hupen in Tätigkeit. Von der Tribüne wird der Red⸗ cheuer gearbeitet und auch in dieſe die dort befindlichen 5 ner durch Zurufe: Rede weiter! zum Weiterreden aufgefor⸗ Vorräte geſchafft. Entgegen ſeinen anfänglichen Angaben dert. Seine Worte gehen aber in dem Lärm der Sirenen gibt er zu, daß er nicht die Abſicht gehabt habe, in der unter. Infolge der Hupenſignale füllt ſich das Haus wie⸗ Scheuer zu nächtigen, ſondern daß er von vornherein dieſe 5 der mit den Abgeordneten aller Parteien.“ Auf Antrag anzünden wollte. Ohne weiteres ſteckte er die Scheuer mit 15 des Präſidenten beſchließt das Haus hierauf, daß dem Abg. dem Streichholz an; über 3000 Zentner Vorräte an Klee, Zipfel das Wort entzogen wird. Daraufhin Zurufe auf Heu, Stroh, Hafer uſw. wurden dadurch vernichtet; ein der Tribüne und anhaltender Lärm. Nachdem wieder Schaden von ungefähr 100 000 Mark, der nur teilweiſe ge⸗ . Ruhe eingetreten iſt, Fortſetzung der Beratung. deckt war, entſtand. Der Angeklagte wurde zu 9 Jahren 1 Hoffentlich braucht man nicht auch im badiſchen Landtag Zuchthaus verurteilt. auf die Dauer von 10 Jahren wurden 5 zu ſolchen Mitteln zu greifen. ihm die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt, außerdem 0. 8 wurde auf Zuläſſigleit der Polizefaufſicht erkannt. Ohne 5. irgendwelche Gefühlsäußerung nahm der Angeklagte das Ein folgenſchwerer„Scherz“. Gelegentlich eines Scher⸗ Arteil entgegen. 1 5 8— e e i n n 8 ö 5 5. urſchen mehrere junge Leute aus Kloppenheim, an 1 dtat. Der 54 Jahre alte Schuhmatſer mer Leiter emporzuſteigen und bei dem fungen Ehepaar e bei Altbach wurde oberhalb der 2n„fenſterln“. Dann denunzierten ſie die Kloppenheimer Schiedmannſchen Fabrik mit durchſchnittenem Hals, den 1 als Einbrecher, worauf dieſe von den Dorfbewohnern der⸗ Kopf bedeckt mit einem Zeitungspapier, tot aufgefunden. Ert verprügelt wurden, daß einer von den Burſchen nach Als der Tat dringend verdächtig wurde der 18 Jahre alte Hauſe gefahren werden mußte, wo er jetzt hoffnungslos dar⸗ Sohn des Ermordeten feſtgenommen.— In dieſem Monat Meder liegt. ſind es gerade zwei Jahre, daß ebenfalls in Deizisau ein Eine gemeinnützige Tat des Wunderdoktors. Ein Spaß⸗ Vatermord verübt wurde. 8 vogel ſchreibt dem„Heidelberger Tageblatt“: Von den Ta⸗ i nen da der Ziegelhäuſer Menſchenheiland unter uns weilte. 5 1 fl 8 f 11 0 fl 2. Wenn auch die Scheidewände nicht aus 15 U 1 9 lin l l Hell. F 5 5 955 8 o müſſen ſie immerhin einen ſo dichten Ab⸗ 1 Den Verkehr mit Margarine beir. ſchluß bilden, daß gidder unmittelbare Zu⸗ 5 Wir haben Veranlaſſung wieder auf einige ſammenhang der Räume, ſoweit er nicht Beſtimmungen des Margarine⸗Geſetzes aufmerkſam durch Durchgangsöffnungen hergeſtellt iſt, 15 2112 Nachſtehend bringen wir die für die ausgeſchloſſen wird. Als ausreichend ſind 15 erkaufsſtellen geltenden Vorſchriften der beteilig⸗ beiſpielsweiſe zu betrachten abſchließende ten Geſchäftsleuten mit dem Anfügen in Erinner⸗ Wände aus Brettern, Glas, Zement oder 5 12 daß Zuwiderhandlungen mit Geld bis zu 150 Gipsplatten. Dagegen können Lattenver⸗ Mek. oder mit Haft beſtraft werden. ſchläge, Vorhänge, weitmaſch ge Gitterwände, . Mannheim, den 2. Februar 1921. verſtellbare Abſchlußvorrichtungen, nicht als 8 Bad. Bezirksamt Abt. III. genügend betrachtet werden. Bei offenen Die Beſtimmungen des Geſetzes lauten: 8 1. Die Geſchäftsſtellen u. ſonſtigen Verkaufsſtellen, einſchließlich der Marktſtände, in denen Margarine, 5 3 57 äſe oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig verkauft oder N wird. müſſen an in die Augen fallender Stelle die deutliche nicht verwiſch⸗ bare Inſchrift„Verkauf von Margarine“,„Verkauf von Margarinekäſe“,„Verkauf von Kunſtſpeiſefett“ tragen. 5 Margarine im Sinne dieſes Geſetzes ſind dieje⸗ nigen der Milchbutter oder dem Butterſchmalz ahnlichen Zubereitungen, deren Fettgehalt uicht ausſchließlich der Milch entſtammt. 3 kargarinekäſe im Sinne des Geſetzes ſind Diejenigen käſeartigen Zubereitungen, deren Fettge⸗ halt nicht ausſchließlich der Milch entſtammt. 8 Kuſtſpeiſefett im Sinne dieſes Geſetzes ſind die⸗ jenigen dem Schwein ſchmalz ähnlichen Zubereitun⸗ gen, deren Fettgehalt nicht ausſchließlich aus Schweinefett beſteht. Ausgenommen ſind unver⸗ . fälſchte Fette beſtimmter Tier⸗ oder Pflanzenarten, a welche unter den ihren U ſprung entſprechenden Bezeichnungen in den 1 gebracht werden. 4 Die Gefäße u. äußeren Umhüllungen, in wel⸗ chem Margarine, Margarinekäſe oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten wird, müſ⸗ 5 n die Augen fallenden Stellungen die deutliche, nicht perwiſchbare Inſchrift„Margarine“„Marga⸗ rinekäſe“,„Kunſtſpeiſefett“ tragen:! Die Gefäße müſſen außerdem mit einem ſtets ſichtbaren, band⸗ förmigen Streifen von roter Farbe verſehen ſein, welcher bei Gefäßen bis zu 35 em Höhe mindeſtens 8 75 höheren Gefäßen mindeſtens 5 em breit ein muß. Wird Margarine, Margarinekäſe oder Kunſt⸗ ſpeiſefett in ganzen Gebinden oder Kiſten gewerbs- mäßig verkauft oder feilgehalten, ſo hat die In⸗ ſchrift außerdem den Namen oder die Firma des Fabrikanten, ſowie die von dem Fabrikanten zur 9 ennzeichnung der Beſchaffenheit ſeiner Erzeugniſſe angewendeten Zeichen(Fabrikmarke) zu enthalten. Im gewerbsmäßigen Einzelverkaufe müſſen Margarine, Margarinekäſe und Kunſtſpeiſefett an Naufer in einer Umhüllung abgegeben werden, uf welcher die Inſchrift„Margarine“,„Margarine⸗ käſe“,„Kunſtſpeiſefett“ mit dem Namen oder der Firma des Verkäufers angebracht iſt. Wird Margarine oder Margarinekäſe in regel⸗ mäßig geformten Stücken gewerbsmäßig verkauft od er Feilgehalten, ſo müſſen dieſelben von Würfel⸗ form ſein, auch muß denſelben die Inſchrift„Mar⸗ garine“,„Margarinekäſe“ eingepreßt ſein. 5. 5 4 4. In Räumen, wo fest Butter oder Butter⸗ ſchmalz gewerbsmäßig hergeſtellt, aufbewahrt, ver⸗ nackt oder feilgehalten wird, iſt die Herſtellung, Aufbewahrung, Verpackung oder das Feilhalten von Margarine od. Kunſtſpeiſefett verboten. Ebenſo in Räumen, woſelbſt Käſe gewerbsmäßig her⸗ geſtellt, aufbewahrt, verpackt oder feilgehalten wird, die Herſtellung, W Verpackung oder das Feilhalten von Margarinekäſe unterſagt. u 8 4 des Geſetzes wird bemerkt: I. Es iſt nicht erforderlich, daß die Räume je einen beſonderen Zugang für das Publikum beſitzen. Es iſt vielmehr zuläſſig, daß ein Verkaufsſtänden auf Märkten können jedoch auch Einrichtungen der letzteren Art geduldet werden. Die Scheidewände müſſen in der Regel vom Fußboden bis zur Decke reichen und den Raum auch in ſeiner ganzen Breite oder Tiefe abſchließen. 3. Die Verbindung zwiſchen den abgetrennten Räumen darf mittels einer oder mehrerer Durchgangsöffnungen hergeſtellt ſein. Der⸗ artige Oeffnungen ſind in der Regel mit Türverſchluß zu verſehen. Die vorſtehenden Grundſätze finden ſinngemäße Anwendung auf die Räume zur Aufbewahrung und Verpackung der bezeichn ten Waren. Nach den gleichen Geſichtspunkten iſt die Tren⸗ nung der Geſchäftsräume für Käſe und Margarine⸗ käſe zu b ue teilen. Jima Grunſeundeln p. J 5. Luk. 8.— 1. 9.50 Auszugnudeln p. Pfd. Mk. 11.— een, weißen Gries„ Haferflocken offen,„„ 3. 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