..... ˙. Hmtsblam der Bürgermeisterdmfe; Seckenheim. divesbheim ſteckarhausen und Edingen Trägerlohn. mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Abonnementspreis: 5—.— 1 O Durch die Post bezogen pro Quartal * 21. Jahrg. 12.— Mek. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfg. Reklamen 2.50 Mek. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. Karl ruhe Nr. 19819. No. 45 Tagesſchau. Wie die Tel.⸗Union erfährt, wird Dresden von dem ame⸗ rikaniſchen Viehbeſtand voraus ſichtlich erhalten und auch die ſächſiſchen Großſtädte Leipzig und Chemnitz werden mit einer ähnlich hohen Anzahl amerika⸗ niſcher Milchkühe bedacht werden. Nach einer Nadiomeldung aus Newyork hat der nene Präfident der Vereinigter Staaten, Harding, offiziell mit⸗ geteilt, daß er Charles Hughes zu ſeinem Staatsſekretär ernennen werde. b Die Deutſche Kolonialgeſeſchaft feiert am 21. Februar ihr 25 jähriges Jubiläum. Die Landtagswahlen in Preußen. „Berlin. 20. Febr.(Drahtmeldung.) Ueber die Be⸗ teiligung an den Wahlen zum preußiſchen Landtag kann um 8 Uhr abends folgende Ueberſicht gegeben werden: Im Weſten von Berlin beteiligten ſich von den einge⸗ ſchriebenen Wählern etwa 75—80 Proz., im Norden und Oſten höchſtens 65—75 Proz., im Zentrum 60 Proz.; bemer⸗ kenswert ſchlecht war die Wahlbeteiligung in Neukölln un Weißenſee. Die Wahlen ſind vollkommen ruhia verlaufen. Die Parteien hatten ſich im Gegenſatz zu den früheren Wah⸗ len faſt nur auf eine allerdings rege Propaganda in den Tageszeitungen beſchränkt. Die Werbeverſammlungen fan⸗ den erſt einige Tage vor den Wahlen ſtatt und von dem Flugblattregen, der ſonſt über die Hauptſtadt des Reiches niederging und die Straßen überſchwemmte, konnte ſchon gar keine Mede ſein. Auch Plakate, die ſonſt Häuſer, Mauern und Zäune zierten, fehlten faſt ganz. Ein paar Plakat⸗ ſcherze gab es aber doch. So lieſt man auf einem Zettel: Was iſt die u. S. N. D.? Undals Antwort darun⸗ ter: Unterſte Stufe politiſcher Dämlichkeit. Auf einem anderen Zettel iſt ein Eſel abgebildet, der gefragt wird: Wähl Du auch dentſch⸗nationale Volkspartei? Seine Antwort lautet: Ja. Ein dritter Maueranſchlag zeigt vier Schafsköpfe mit der Unterſchrift: Wir wählen diesmal auch Denſche Volkspartei. Unter der lapidaren Aufforde⸗ rung:„Wählt U. S. P. D.“ klebte ein Gegner dieſer Partei einen Zettel mit der Zuſicherung:„Dann aibt es den Ter⸗ ror!“ In manchen Gegenden der Stadt. Leſonders im Nor⸗ den und Oſten, flatterten an über die Straßen geſpannten Selen Plakate verſchiedener Parteien. In Lankmit wurden um Mitternacht zwei Männer dabei betroffen, als ſie mit ruter Fare die Buchſtahen S. N. D. auf Bürgerſteig und Straßenpflaſter pinſelten. Auf der ache entnuppie ſich der eine zur ollaemeinen Ueſtonraſchung als Bärgermeiſter eines Vorortes. Dr. Ostrowski. Mit ſonders ſlarren Mitteln arbeiteten die Hommunſſten im Oſten der Stadt. Sie neranſtaſteten auf den cgaten Nor⸗ ſtellungen. in denen ſie die n. G. M. W. ala stel. die Denlſch⸗ ationalen als Gockel auftlrelen Reben. Ein zuvceg Mjñd⸗ an im roten Kfeide fab dann Samet Musen und for⸗ dere ieee man ant kt Mie denlſchland u te. 7 etwa 30 Milchkühe f Mittwoch, 23. Februar 1921 In dem muster manſllaral. das ich jet zm Niftener u- quell in der Maunerſtrane befindet. erßtengte den Wegen der mähen den oberen Slaagtsbeamten Voicanräß dent Eßort. Dann folgten Reichgeaneſer Fehrenbach, der fächnſche Ge⸗ ſan die Dr. Kren der mürttemvergiſche Gelandte Hild⸗hrandt und der nreubiſche Inſtizminiſter von Zehnhoff. der Reichs⸗ juſtiaminiſter Dr. Heinze. Unterſtaatsſekretär Gößre und der Staatgſorvetir a. D. Kühlmann ſowie Reichsminiſter Kach: im Weinlokal von Hahsmann gaben ihre Stimmen ab der Neicksverkehrsminiſter Dr. Gröner, der Handelsminiſter Fiſchbeck und der Staatsſekretär Albert; Reichspoſtminiſter Giegberts wählte im Lokal in der Mauerſtraße. Berlin. 21 Febr. Köln⸗Aachen: Deutſch⸗Nationale 16 773, Deutſche Volkspartei 35 736, Zentrum 100 972, Demo⸗ kraten 14033, Sozialdemokraten 66 164. Unabhängige So⸗ zialdemokraten 4309, Kommuniſten 29 529.— Frankfurt a. M.: Deutſch⸗Nationgle 9020, Deutſche Volkspartei 10 593, Demokraten 7663, Zenleum 7992, Sozialdemokraten 25 981. Unabhängige 4248. Kommunisten 3087, Wirtſchaftspartei 1601. (Es fehlen noch einiee Wahlbezirke.)— Hamburg(Bürger⸗ ſchaftswahlen] bie 12 Ryr nachts wurden gezählt: Deutſch⸗ Nationale 43 954. Deulſche Volksyar: 49 079, Zentrum 4185, Demokraten 49 647, Sozialdemokraten 144948. Un⸗ abhängige 4101. Kommuniſten 37 753, Wirtſchaftspartei 13 162. Grundeigentümer 8513.— Bremen: Deutſch⸗Natio⸗ nale 17 265. Deutſche Volkspartei 36962 Demokraten 28 999, Sozialdemokraten 39 296. Unabhänaige 34.718, Kommuniſten 10 903, Kleinhandel 5218. Chriſtl. Volkspartei 3718.— Düſ⸗ ſeldorf⸗Oſt⸗Elberfeld: Deutſch⸗Nationale 19 628, Deutſche Volkspartei 10 539, Zentrum 11 430. Demokraten 4374, So⸗ zialdemokraten 19 194. Unabhängige 8288, Kommuniſten 4622. Düſſeldorf⸗Barmen: Deutſch⸗Nationale 24 548, Deutſche Volkspartei 8467, Zentrum, 8324. Demokraten 5119, Sozialdemokraten 15 892, Unabhängige 10 173, Kommu⸗ niſten 7912. Frankfurt, 22. Februar 1921.(Drahtmeldung.) Nach den neueſten Ermittlungen ſtehen für den 19. Wahl⸗ kreis Heſſen⸗Naſſau folgende Ergebniſſe feſt: Fraktionsloſe Partei 6, Wirtſchaftspareti 10 768, S. P. D. 307 247, Zentrum 126 701, u S P. D. 37 236, K. P. D. 42 818, Demokraten 81 881, Deutſch⸗Nationale 144 058, Chriſtl. Volkspartei 456, Poſtſcheckkonto: ee. Berlin. 22. Febr. 1921.[Draht meldung.) Nach den bis Mitte der Nacht vorliegenden Wahſlergeb⸗ niſſen haben erhalten Sozialdemokraten 91, Unabgängiae 14, Dentſche Volkspartei 41, Deutſch⸗Nationale 58. Demokraten 16, Zentrum 61. Kommuniſten 20 und Wirtſchaf(svartei 2 Sitze. Die Reſtſtimmen aus den Landesvorſchlägen ſind den Parteien noch nicht in Aurechnuna gebracht worden. Die vorläufige Verteilung der Mandate. Berlin, 22. Febr. Es ſind bisher 197 Abgeordnete als gewählt zu betrachten. Davon entfallen auf die Deutſch⸗Nationalen 35, auf die Deutſche Volkspartei 84, auf das Zentrum 24, auf die Demokraten 14, auf die 3 Sozialdemokraten 59, auf die Unabhängigen 15, auf die Kommuniſten 13 und die Mittelſtandspartei 3. Berlin. 22. Febr. Die„B. Z.“ ſchreibt: Als Ergeb⸗ nis der Preußenwahlen kann bisher allgemein ein be⸗ trächtlicher Gewinn der Deutſch⸗Nationalen feſtgeſtellt werden. Die Zunahme ihrer Mandate erfolate auf Ko⸗ ſten der deutſchen Volkspartei und der Demokraten. Die Mehrheitsſozialdemokraten haben gegenüber den Unab⸗ hängigen einen anſehnſichen Zuwachs zu verzeichnen. Das Zentrum iſt ziemlich unverändert geblieben. Die ö bisherige Regierungsmebrheit im preußiſchen Parlament, beſtehend aus Zentrum, Demokraten und Mehrheitsſozia⸗ liſten, iſt erheblich geſchwächt und daher werden die Wah⸗ len auch nicht ohne Einfluß auf die Bildung der neuen Regierung in Preußen bleiben. Wie die„B. Z.“ erfährt, ſollen ſchon im Laufe des heutigen Tages maßgebende Vertreter der drei Regierungsparteien miteinander in Fühlung treten, um die Auswirkung der preußiſchen Landtagswahlen auf die Geſtaltung de Dinge im Reiche und in Preußen untereinander zu beſprechen. Man nimmt an, daß morgen eine Beſprechung der Führer der Regierungskoalition im Reiche mit dem Reichskanzler er⸗ folgen wird. Man alaubt allerdings, daß die Frage der Erweiternna der Reaierungsgrundſage im Reiche nicht ausſchließlich vom Ausfall der Preußer wahlen beeinflußt werden wird. ſondern auch von dem Gang der Dinge in London abhängen wird, die umgekehrt auf die Regie⸗ rungsbildung in Preußen weſentlich einn irken. Die end⸗ gültige Entſckeidung dürfte wahrſcheinlich in den erſten Tagen des März en.„ Berliner Preſſeſtimmen zu den Preußenwahln. Berlin, 22. Febr. Der bereits gemeldete ſtarke Zug Deutſche Volkspartei 148 712. Danach können als gewählt angeſehen werden 3(2) Deutſch⸗Naitonale. 3(1) Deutſche Volkspartei, 3(5) Zen⸗ trum. 2(5) Demokraten 7(9) Sozialdemokraten, 0(0) Un⸗ abhnaige, 1 00 Kommunſſten. Die enſgeklammerten Ziffern beziehen ſich auf die alten Sitze der Parteien im Landtage. ö nach rechts und links ber den Preußenwahlen kommt auch in den Beſprechungen der Berliner Blätter beſonders zum Ausdruck. e Die„Tägliche Rundſchau“(D. Volkspartei) ſchreibt: Das nationale Moment iſt bei den geſtrigen Wahlen in außerordentlich ſtarkem Maße hervorgetreten. Die De⸗ mokratiſche Partei erlitt eine ſchwere Niederlage und man darf annehmen, daß ſie nach dem Geſamtergebnis als weſentlicher Faktor im politiſchen Leben ausſcheiden wird. Das alte Lied. 8 Roman von Fr. Lehne. 5 26. Jortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Ihr war gar nicht ſo zum. Scherzen zumute; warm nicht drauß.— E ſam Weib.“ ſie gleichzeitig klingelte: 5 8 für kirchbach übertragen wird. uch noch nicht dazu gekommen.“ Eifrig erklärte ſie ihm nun die verſchiedenen Bil⸗ 1 r es waren Anſichtien der Stadt, der Umgebung, ihrer 8 Villa, ſowie auch Photographien von der Geſellſchaft. ö uüfmerkſam hörte er zu; noch aufmerkſamer verfolgte er ewegungen der ſchlanken, weißen Hände, die reich b Er half ihr em Umblättern, und weun ſich dabei ihre Hände be⸗ Ein⸗ gtal patte er gewagt, ihre Hand feſtzuhalten; aber da te 185 ̃ e i mt koſberen Ringen geſchmuckt waren. rührten; zuckte ſie zuſamaren und wurde rot. idn ein ſo ie. r ehender ö Blick 771 getroffen, daß er iin III mie . 1155 fühlte ſich bedrückt, geängſtigt, innerlich unfrei, und un willkürlich kamen ihr Gretchens Worte in den Sta: „Es iſt ſo ſchwül, ſo dumpfig hier und iſt doch eben ſo arm 8 wird mir ſo, ich weiß nunt wie, ich wollt', die Mutter käm nach Haus. Mir läuft ein Schauder über'n Leib, bin doch ein töricht furchr⸗ Aber mit Gewalt ſuchte ſie das Gefühl abzuſchüt⸗ teln und ſagte mit erzwungener Luftigkeit, während „Heut' hab ich etwas anders für Sie!— Die Mappe aus der Bibliothek mit der Aufſchrift„Rom“, befahl ſie dem eintretenden Diener, der auch ſogleich das Ge⸗ wünſchte brachte. Sodann rückte er ein Tiſchchen vor Re⸗ n Stuhl, legte die Mappe darauf und entfernte „So, Schönſtedt, nun möchte ich Sie, ſo gut ich kann, unterhalten, benn ich laſſe Sie nicht fort, bis Sie den Grafen geſprochen haben, der Ihnen ſicher Grüße 5 Längſt ſchon verſprach ebnen, näher von unſerem Aufenthalt in Rom zu erzählen— o, es war herrlich dort— und doch bin ic faſt nervös, gleichſam, als wollte ſie ſo am beſten über das Beängſtige de des zu zweien hinwegkonemen. „Alſo au dieſem Grunpenbilde ſehen Sie Frau von Cſchwege, meine muuerliche Freundin, von der ich Ihnen ſchan ergäbe—“ „Und mer neben ehr iſt der auffallend ſchöne Mann, ein moderner Apoll“ Sie konnte gin berhindern, daß ſie bei dieſer Frage etwas erratete, was er wohl bemerkte. „Ah, vardon, Frau Gräfin,“ ſagte er da etwas rauh, „ich berühre da wohl eine zarte Erinnerung?“ „Ich bitte, Derr von Schönſtedt—“, wies ſie ihn ernſt zurecht. f. a Es war, als ob eine eiſige Hand nach ihrem Herzen gegriffen hätte, als ne Ceſares Bild gewahrte— gleich⸗ ſam, als ov er ſich ihr jetzt in Crinnerung bringen, ſie warnen, ſie höhnen wollte— damals war es ja auch eine Stunde zu zweien geweſen! Sie warf einen ſcheuen Blick nach Gernot, der düſter vor ſich hiuſah. Reginas merkliches Erſchreckeu beim Aublick dieſes Bildes hatte ihn aus dem beglückenden Wahn geriſſen, daß er ihr etwas ſei— gegen dieſen Adoniskopf mit den tiefen berückenden Augen kam er freilich nicht auf — und wer, mit einer ſchönheitsdurſtigen Seele begabt, dieſen Mann liebte, war gegen jeden anderen Einfluß gefeit! Und ſicher tat ſie das, ſonſt hätte ſie nicht ſo oft ſo verloren vor ſich hingeſtarrt und wäre gegen ihn nicht ſo unbefangen und— mütterlich geweſen— er war eigentlich ein Tor, alles ſo tragiſch zu nehmen. Da legte ſie ihren Hand auf ſeinen Arm. f „Sie hören ja gar nicht, Herr von Schönſtedt. Woran denken Sie? Sie ſehen ſo finſter aus!“ „Eine Frage, Frau Gräfin. Wer iſt jener Mann?“ fragte er mit rauher Stimme. i 1 15 Ein kühl verwunderter Blick traf ihn. „Wen meinen Sie, Herr von Schönſtedt? 1— 1 0 1 1 Nom! Hetzt iſt er tot—, und in kurzen Worten erzählte ö 5 ſie von ihm. 1 „Und— und—,“ er ſtockte, als ſuche er nach dem paſſenden Worte, dann plötzlich, unvermittelt—„und er ſtand Ihnen nahe, Frau Gräfin?“„ ö „Nein, Herr von Schönſtedt!— Wie kommen Sie darauf? Jedoch ſchätzte ich ihn und habe ſeinen frühen Tod von Herzen bedauert.“ 35 3 Er atmete auf. Ja, er glaubte ihr. So ruhig konnte keine Frau von dem Geliebten ihres Herzens ſprechen. Beide ſchwiegen; gedankenlos nahm er ein Buch zur Hand, das auf einem Tiſchchen neben ihm lag. Er blätterte flüchtig darin, bis ſein Auge auf einem Bedicht haften blieb. 8 „Was ſehe ich,— Gernot von Schönſtedt lieſt Ge⸗ dichte— er, der immer ſo wegwerfend über„das ſüße 85 Zeug“ ſprach?“ lächelte ſie.„Laſſen Sie doch ſehen, was— Buch der Lieder?— nein!— Ein Gedanke leſen Sie mir etwas vor.“ N 1 „Wirklich, gnädige Frau, wirklich, das, was ich ſo⸗ eben geleſen?“ fragte er ernſt mit eigentümlichem Blick. „Ja, warum fragen Sie noch! Ich höre es gern—“ Und er begann zu leſen: 105 1 So ſoll es enden denn, „Fahr wohl, du ſüße Frau Fahr wohl, du traute Stadt! Was doch kein Ende hat! Ach in dein blaues Aug Hab ich zu tief geſchaut Und in dein lauſchend Herz Sprach ich zu laut, zu laut. Und ſchloß die Nacht nicht mehr Die müden Augen zun; So ſoll es enden denn Mit langer, langer Ruh! Wohl fließt der Rhein hinab 7 Noch manches lange Jahr, Eh' ich vergeſſen hab, 3 ſagte es Ihnen doch bereits— Sie hörten aber 1WMarcheſe Conech!— der. ſchönſte. Mang i Wie ſch wie as war!“ 5 abhängigen Erfolge erſtritten. Die Unabh. Soz. Partei ſelbſt ſcheint eine ſchwere Niederlage erlitten zu haben. Die Deutſche Volkspartei hat weſentlichen Zuzug aus Ar⸗ beiterkreiſen erhalten; in Berlin hat ſie einigen Verluſt [an die ſogenannte Wirtſchaftspartei gehabt. Auch in Preußen hat die Wirtſchaftspartei einige 10 000 Stim⸗ 0 men gewonnen. Die Deutſch⸗natl. Volkspartei wird eine höhere Mandatsziffer erreichen, als die Deutſche Volks⸗ partei. Man kann noch nicht ſagen, ob die alte Koalition gewählt oder geſprengt iſt; auf alle Fälle darf man an⸗ nehmen, daß die alte preußiſche Regierungs⸗Koalition ſich zwei ſtarken Rechtsparteien gegenüber befinden wird. Der„Berliner Lokalanzeiger“(parteilos) meint, der ße Wahlerfolg der Deutſch⸗natl. Volkspartei ſei haupt⸗ ſchlich auf Koſten der Deutſchen Volkspartei erfolgt. Das Zentrum hat auch diesmal ſeine Stellung unverän⸗ dert behauptet. Die Wahlbeteiligung ſcheine im bürger⸗ lichen Lager zugenommen und im ſozialiſtiſchen nachge⸗ laſſen zu haben. Der bisher überragende Einfluß der Regierungsſozialdemokraten könne in der Verwaltung und Geſetzgebung als gebrochen gelten. 5 Die„Freiheit“(Unabh. Soz. Partei) klagt über die Schwächung des revolutionären Proletariats und geſteht ein, daß die Unabh. Sozialdemokratie etwa die Hälfte bhrer Stimmen der Reichstagswahlen verloren hat. Die⸗ 5* ſei aber zum kleinen Teil der Rechtsſozial⸗ demokratie und den Kommuniſten zugute gekommen. Die Wahl habe eine Stärkung der Reaktion mit ſich gebracht. Die Niederlage der Unabh. Sozialdemokratie treffe das 123 12 5 Proletariat. Das Wahlergebnis ſei die Krönung i es Werkes von Moskau. 0 Deutſchland. 5 Entſcheidende Beratungen in Berlin. Von beſtinformierter Seite wird unſerem Berliner Vertreter mitgeteilt, daß in der kommenden Woche die Reichsregierung endgültigen Beſchluß über die Frage der Gegenvorſchläge für die Londoner Konferenz faſſen wird. Das Gutachten der Sachverſtändigen⸗Konferenz wird vor⸗ ausſichtlich am Dienstag fertiggeſtellt ſein. Späteſtens am Mittwoch wird ſich die Reichsregierung in ihrer Ka⸗ binettsſitzung mit dem Gutachten der Sachverſtändigen befaſſen und endgültig dazu Stellung nehmen. Der Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Simons wird am Montag den Beratungen des Sachverſtändigenausſchuſſes beiwohnen. f Die Erwartung der deutſchen Gegenvorſchläge in London. Aus London wird gemeldet, die engliſche Regierung hebe die deutſche Regierung in ſchroffer Form erſucht, ſo⸗ fort die deutſchen Gegenvorſchläge bekannt zu geben und ſie zur Prüfung einzureichen. iner Regierung feſt, daß von einer engliſchen Note, wie es nach den Londoner Meldungen heißt, im Auswär⸗ tigen Amt in Berlin nichts bekannt iſt. Von unterrichte⸗ ter Seite erfährt unſer Berliner Vertreter hierzu, daß dem deutſchen Botſchafter in London allerdings vom eng⸗ liſchen Auswärtigen Amt erklärt wurde, der deutſche Ge⸗ genvorſchlag müßte den alliierten Regierungen rechtzei⸗ tig zugehen, wenn die Möglichkeit vorhanden ſein ſoll, eine eingehende Prüfung des deutſchen Standpunktes un⸗ ter der alltierten Regierung vorzunehmen. Die Beratung der Gegenvorſchläge. Berlin, 22. Febr. Der Sachverſtändigenausſchuß für die Ausarbeitung der deutſchen Gegenvorſchläge für Lon⸗ don iſt heute unter Vorſitz des Abg. Krämer im Aus⸗ wärtigen Amte neuerlich zuſammengetreten. Als neues Mitglied des Ausſchuſſes nimmt auch der frühere Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Wiſſell an den Beratungen teil. Das Reichskabinett, das am Nachmittag zuſammentritt, wird ſich auch ſeinerſeits mit den Fragen der Londoner Kon⸗ ferenz und der deutſchen Gegenvorſchläge befaſſen. 4 Was Deuntſchland alles erſetzen ſoll! 18 Das von der Wiederherſtellungskommiſſion der deut⸗ E Regierung übergebene vollſtändige Verzeichnis der äden, die Deutſchland den verſchiedenen alliierten im großen Format. Für jedes Land ſind die Schäden in der Währung des betreffenden Landes angewieſen. Der deutſchen Regierung wird eine Einſpruchsfriſt von einem Monat bis zu ſechs Wochen eingeräumt. Zwiſchen dem 25. April und dem 1. Mai wird dann die Wiederherſtel⸗ llungskommiſſion die Geſamtſumme der zu erſetzenden Schäden bekannt gegeben. Die deutſche Regierung hat bereits mitteilen laſſen, daß ſie nicht in der Lage ſei, dieſes umfangreiche Dokument in der vorgeſchriebenen Zeit einer genauen Prüfung zu unterziehen. l Die Mitglieder der Einwohnerwehren gegen die Auf⸗ 105 löſung. München, 22. Febr. Die in Roſenheim verſammel⸗ ten Führer der oberbayeriſchen Einwohnerwehren haben Lceinſtimmig eine Erklärung beſchloſſen, wonach die Wehr⸗ leute ſich entſchieden weigern, innerhalb einer beſtimmten Friſt die Waffen abzuliefern, ſolange der Staat die Si⸗ cherheit von Perſon und Eigentum in genügendem Maße nicht gewährleiſten kann. Vor dem Beginn der Londoner Konferenz. um ½1 2Uhr eröffnet werden. Es handelt ſich aber erſt um eine Vorbeſprechung, der nur die Staaten England, Frankreich und Italien beiwohnen werden. Es hat ſich als nötig gezeigt, daß der Oberſte Rat vor der eigentlichen Konferenz noch eine oder zwei Sitzungen abhällt, mit anderen Worten, es ſind noch verſchiedene Fragen vorher zu beſprechen und endgültige Richtlinien zu ziehen. In der Orientfrage herrſcht große Unſtimmigkeit zwiſchen den Alliierten. Gerade deshalb müſſen die verſchiedenen Delegierten zuſammen treten, um zu einer einheitlichen Auffaſſung zu kommen. Notwendig iſt auch, die Ge⸗ eitung der Konferenz feſtzuſetzen. Die türkiſchen e 1 acht chiſchen werden ihre Vollmach Tie Mehrheitsſozialdemokratie hat auf Koſten der Un⸗ Demgegenüber ſtellt die Staaten erſetzen ſoll, iſt ein dickes Buch von 350 Seiten 5 Konferenz der deutſchen Ernährungsminiſter. 1 3 ö ö London, 22 Febr. Die Konferenz wird offiziell heute Eine Rede bes Staatsminiſters a D. Freiherr v. Bodman. 5 3 2 1 5. und auf die großen Männer, die un⸗ Berlin, 22. Febr. Die Konferenz der deutſchen Er⸗ nährungsmimiſter in München hat heute vormittag 11 Uhr begonnen. Reichsernährungsminiſter Dr. Hermes iſt heute vormittag erſt in München eingetroffen und vom bayeriſchen Ernährungsminiſter Wutzelhofer am Bahnhof abgeholt worden. Der bayeriſche Miniſterrat hat beſchloſſen, daß Bayern eine weitere Erhöhung des Getreidepreiſes ablehnt und die Zwangswirtſchaft noch bis auf weiteres beibehalten wird, während die Rationen der Verbraucher und Selbſtverſorger aber unbedingt er⸗ höht werden ſollen und die kleinlichen Maßnahmen und Schikanen gegen Erzeuger und Verbraucher aufhören müſſen. i Parteitag der ſächſiſchen Zentrumspartei. Sonntag den 6. März findet der biesjährige ordentliche Parteitag der ſächſiſchen Zentrumspartei in Dresden ſtatt. Als Redner wird das Referat über die politiſche Lage im Reiche Reichstagsabgeordneter Reichsgerichtsrat Burlage, ſtellvertretender Vorſitzender der Zentrumsfraktion des Reichstags erſtatten. g 1 been,— Ausland. Die Frühjahrsoffenſive der Polen. Kopenhagen, 22. Febr. Nach einer amtlichen littaui⸗ ſchen Meldung bereiten die Polen eine neue Offenſive gegen Litauen vor. Ihre Truppenzuſammenziehungen erfolgen in zwei Richtungen, gegen Ponewieſch⸗Schaulen und gegen Wilkomir⸗Kowno. In Wilna treffen täglich Züge, beſtehend aus 30 bis 35 Wagen, aus Polen mit Truppen, Munition, Waffen und Verbandsſtoffen ein. Die aufrühreriſchen Soldaten Zelikowskis ſucht man da⸗ durch zu beruhigen, daß man ihnen verſichert, daß ganz Litauen erobert ſein werde, und daß dann Hunger und Krieg ein Ende haben würden. 1 Aufruhr und Umſturz in Rußland. 95 Kopenhagen, 22. Febr. Nach einer Meldung des bolſchewiſtiſchen Blattes„Iſtweja“ ſind im zweiten hal⸗ ben Jahre 1920 in 12 Gouvernements Nordrußlands 289 gegen revolutionäre Verſchwörungen und 114 Auf⸗ ruhrverſuche unterdrückt worden. wurden hingerichtet 4305, während 381940 Perſonen ins Gefängnis wanderten. Eine Herausforderung gegen Griechenland. Paris, 22. Febr. In einer der letzten Nächte wurde ein Kranz mit der Inſchrift„Den unbekannten Soldaten. Zur Erinnerung an die Ermordung von 37 franzöſiſchen Matroſen in Atben am 1. Dezember 1916 unter der Herrſchaft Konſtantins“ beim Triumphbogen angebracht. Man vermutet, daß dieſe Herausforderung von franzöſi⸗ ſchen Marineoffizieren herrührt, die bei dem Exeignis am 1. Dezember 1916 in Athen zugegen waren. Das Schickſal Aegyptens. London, 22. Febr. Die in dem von Lord Milner veröffentlichten Bericht über Aegypten gemachten Vor⸗ ſchläge ſind folgende: 1. Großbritannien wird die Unab⸗ hängigkeit Aeopptens anerkennen, 2. Ein Bündnisver⸗ trag, durch welchen Großbritannien Aegypten die Inte⸗ grität garantieren wird, ſoll abgeſchloſſen werden. Aegyp⸗ ten ſoll Großbritannien im Kriegsfall eine möglichſt große Unterſtützung gewähren. 3. Großbritannien wird das Recht haben, in Aegypten zum Schutze der Verkehrs⸗ wege militäriſche Kräfte zu unterhalten. 4. Aegypten ward das Recht haben, ſich in fremden Ländern diplo⸗ matiſch vertreten zu laſſen unter Vorbehalt der Wahrung der britiſchen Intereſſen. 5. Aufhebung der Kapitula⸗ tionen. Großbritannien wird das Recht haben, durch ſeine Vertreter in geetzgeberiſchen und Verwaltungsfra⸗ gen, die die ausländiſchen Intereſſen direkt berühren, zu intervenieren. 6. Aegypten wird im Einvernehmen mit der britiſchen Regjerung das Recht haben, einen Finanz⸗ rat und einen Beamten im Juſtizminiſterium zu er⸗ nennen. Franzöſiſche Stimmne zur Wiedergutmachung. Paris, 22. Febr. In ſeinem heutigen Leitartikel ſagt der„Temps“: Die deutſche Konkurrenz kann nicht mehr gefährlich werden, wenn die Alliierten die hauptſächlich⸗ ſten Bodenreichtümer, mit der Kontrolle über die Kohle begonnen, ſelbſt in Verwaltung nehmen würden. Wenn wir ſo die Deutſchen zwingen würden, ihre Produkte nicht mehr zur ſyſtematiſchen Eroberung der Weltmärkte zu gebrauchen, ſondern zur Bezahlung der Reparation, dann würden nicht die Stinnes, ſondern die Gläubiger Deutſchlands einen Tribut von der deutſchen Erzeugung haben. Deutſchland würde alsdann nicht ſeine Kraft zur Vervollkommnung ſeiner Konkurrenz verwenden können, ſondern es müſſe fabrizieren, was die Gläubiger verlangten und ſeine landwirtſchaftlichen Produkte ver⸗ mehren, deren Minderertrag es zum induſtriellen Ex⸗ port zwinge, damit es außerhalb ſeine notwendigen Le⸗ bensmittel kaufen könne. Je nach der Politik, die die Alliierten verfolgen, könne alſo Deutſchland herſtellen, um die Alliierten zu ruinieren, oder um ſie zu bezahlen. Lloyd George befürchtet die erſte Möglichkeit. Er habe nicht Unrecht, aber ſeine Vernunftsgründe beweiſen ein⸗ fach, daß man ſich ſo einrichten müſſe, daß die zweite Mög⸗ lichkeit verwirklicht werden könne. Badiſche Politik. Mannheim. 21 Feöbr Im Nibelungenſaal beging. wie ſchon gemeldet, die im Allgemeinen Deutſchen Waffenring ver⸗ einigte Studentenſchaft Südweſtdeutſchlands die Halbjahr⸗ ene der Reichsgründung, an der die Korps, Bur⸗ chenſchaften, Turnerſchaften, freiſchlagenden Verbindungen und die Landsmannſchaften von Heidelberg, Karlsruhe, Darmſtadt, Würzburg, Gießen, München, Freiburg und Stutigart vertreten waren. Nach der Begrüßungsrede des Vorſitzenden Dr. Schuh⸗Mannheim ergriff Staatsminiſter a. D. Freiherr von Bodman(Freiburg! das Wort und führte u. a. aus: Mit heißem Dank blicken wir auf unſere ches Volk zur Einheit führten und das neue Reich zurück. Was beute noch geblieben iſt, d Im gleichen Zeitraum i das Reich. wenn auch vermindert an Mrd ung Sagt haben die drei. der Bewohner. An ihm müſſen wir feſthalten mit allen Faſern des Lebens. Die Geiſtesgemeinſchaft gelte es zu pflegen mit den deutſchen Brüdern in den beſetzten Ge⸗ bieten, ihnen und namentlich den treudeutſchen Ober⸗ ſchleſtern gelte der heutige Gruß. Das deutſche Volk, ſo betonte Freiherr von Bodman mit beſonderem Nachdruck, müſſe lernen, ſich in erſter Line deutſch zu fühlen: der Süd⸗ deutſche ſolle nicht vergeſſen, was wir Preußen verdankten und Norddeutſchland ſolle deſſen eingedenkt ſein, was der Süden für die deutſche Kultur geleiſtet habe. Auch die politiſchen Meinungsverſchiedenheiten müßten zurückgeſtellt werden vor dem Gebot der Einheit. Es handle ſich heute um wichtigeres als um die Staatsform, nämlich um das Be⸗ ſtehen oder Untergehen des Vaterlandes. Man müſſe er⸗ reichen, daß nicht weiterhin ein großer Teil der Arbeiter⸗ ſchaft grollend beiſeite ſtehe, das läge zum großen Teil an der Arbeiterſchaft ſelbſt, aber auch die anderen Geſellſchafts⸗ kreiſe hätten die Pflicht, nachdem völlige Gleichſtellung der Arbeiterſchaft beſtehe. keine feindliche Haltung einzunehmen. Es müſſe erreicht werden, daß Kapital und Arbeit ſich ver⸗ ſöhnten. Für den Herrenſtandpunkt ſei heute kein Platz mehr. Redner ſprach am Schluß die Hoffnung auf eine Ge⸗ ſundung des deutſchen Volkes aus und ſchloß mit einem lebhaft aufgenommenen Hoch auf das Vaterland. Seine Ausführungen fanden ſtarken Widerhall. ö 2 ö u Karlsruhe, 22. Febr. Ein Mitglied des Haushalts⸗ ausſchuſſes bittet in der„Karlsruher Zeitung“, daß die per⸗ ſönlichen Beſuche bei den Mitgliedern des Haushaltsaus⸗ ſchuſſes des Landtags unterlaſſen werden möchten, da im Ausſchuſſe ſelbſt ein erſprießliches Arbeiten faſt unmbalich ſei, wenn in feder halben Stunde einzelne Mitglieder abae⸗ rufen werden, weil der oder die Vertreter einer Beſol⸗ dungsgruppe mit ihnen ſprechen wollen. Baden und Nach bargebiete. Verſammlung der mittelbadiſchen Pferdezuchtgenoſſenſchaft. Im Bahnhofhotel in Raſtatt fand geſtern nachmittag ein vom Verbandspräſidium der mittelbadiſchen Pferdezucht⸗ genoſſenſchaften einberufene von Züchtern aus den Be⸗ zirken Karlsruhe, Ettlingen, Raſtatt u. Baden zahlreich be⸗ uchte Verſammlung ſtatt, deren Vorſitz der Vorſtand der ferdezuchtgenoſſenſchaft der Hardt Herr Franz Fiſcher⸗ Karlsruhe, inne hatte. An derſelben nahmen außer dem Verbandspräſidenten Geh. Regierungsrat Dr. Guth⸗ Bender, Herr Oekonomierat und Landtagsabaeordneter Vielhauer, Herr Tierarzt Dr. Zimmemann und eine Reihe von Landwirten und Züchtern das Wort zur Frage des Wiederaufbaus unſerer Pferdezucht im Wege des genoſſen⸗ ſchaftlichen Zuſammenſchluſſes. Eine größere Anzahl von Teilnehmern erklärte ſich zur Zeichnung von Anteilſcheinen bereit, ferner wurde eine Reihe neuer Mitalieder aufge⸗ nommen An die Verſammlung ſchloß ſich eine Beſichtigung or auf dem hieſigen Verſuchs⸗ und Lehraut in dieſem Jahre zum erſten Mal zur Aufſtellung kommenden Deckhengſte an. Weitere Verſammlungen in Baden und Ettlingen ſind in Ausſicht genommen. 4 Karlsruhe, 21. Febr. Nach einer ſtatiſtiſchen Erhe⸗ bung über die landwirtſchaftlichen Verhältniſſe Badens be⸗ 19 17 ſich etwas mehr als zwei Fünftel im gebundenen eſitz und nicht ganz drei Fünftel im freien Beſitz. Dabei iſt ein weſentlicher Unterſchied zwiſchen landwirtſchaftlich und forſtwirtſchaſtlich genutzter Fläche wahrzunehmen; von der erſten gehören nur ein Fünftel, von der letzteren daa gegen drei Viertel der Toten Hand, während in freier Hand vier Fünftel und ein Viertel ſind. Von der geſamten. außer halb des freien Verkehrs ſtehenden Kulturfläche entfällt der Löwenanteil mit 56,6 Proz. auf die Gemeinden, im wei⸗ ten Abſtand folgen ſodann der Staat mit 19 Proz. und die Standes⸗ und Grundherren mit 16,5 Proz. während die An⸗ teile der Kirchengemeinſchaften nur 4.4 Proz, und der ſonſti⸗ gen gebundenen Beſitzer 3,5 Proz betragen. a ac Karlscuhe, 21. Febr. In der letzten Bürgerausſchuß⸗ ſitzung kam es zu einer lebhaften Schuldebatte. Die Sozial⸗ demokraten forderten die Aufhebung der Mädchen⸗Bürger⸗ ſchule, die dann auch nach längerer Ausſprache mit erheb⸗ licher Mehrheit beſchloſſen wurde. In der Frage der Wie⸗ dereinführung des geteilten Unterrichts ſteht ein Erlaß des Unterichtsminiſteriums bevor. Abgelehnt wurde ein An⸗ trag der Mittelſtands vereinigung, die Volksſchullehrer zu wöchentlich 32 Unterrichtsſtunden zu verpflichten. Am Schluſſe der Sitzung wurde der ſtädtiſche Voranſchlag ge⸗ nehmigt und ein ſozialdemokratiſcher Antrag angenommen, vom 1. April ab keine Verbrauchsſteuern mehr auf Bier, Wein und Brennſtoffe zu erheben. f * Karlsruhe, 21. Febr. Stadtverordneter Kruſe, frü⸗ herer Redakteur der„Sozialiſtiſchen Republik“, iſt aus der kommuniſtiſchen Partei ausgetreten. f ** Karlsruhe, 21. Febr. Ein lebensmüdes Mädchen, das ſich in den Bärenzwinger des Stadtgartens ſtürzen wollte, wurde von Vorübergehenden daran gehindert. e Durlach. 21. Fehr. Samstag nachmittag wurde der 70jährige Gasarbeiter Rudolf Zipper während der Arbeit im Gaswerk von einem rangierenden Eiſenbahnwagen ange⸗ . und ſo ſchwer verletzt, daß er in der folgenden Nacht ck Pforzheim, 22. Febr. Die leidige Theaterfrage iſt hier wieder in ein neues Stadium getreten. Pforzheim beſitzt ein Unikum für eine Stadt von 80 000 Einwohnern bekannt⸗ lich kein eigenes Theater, ſondern leiſtet dem Viktorigthea⸗ ter, einem in baulicher Hinſicht äußerſt beſcheidenen Muſen⸗ tempel, deſſen derzeitige Künſtlerſchar, wie anerkannt wer⸗ den muß, ſehr lebenswerte Leiſtungen bietet, eine jährliche Subvention von 20000 M. Die derzeitige Direktion Mar Müller bemüht ſich, ſtets das Neuſte zu bieten und iſt mit Novitäten ſogar— wir nennen nur u. a. Zwangsein. uar⸗ tierung— meiſt noch Karlsruhe voraus. Bis jetzt wurde dem Privatbeſitzer des Theaters, zu dem auch ein Café ge⸗ hört, allein für erſteres eine jährliche Pacht von 16000 Mk. bezahlt. Nun ſoll, da die Pachtzeit heuer abläuft, ein Kin!“ beſitzer 60 000 Mk. geboten haben. Wenn auch dieſes hart⸗ näckig immer wieder auftauchende Gerücht übertrieben ſein mag, ſo ſteht doch feſt, daß der Weiterheſtand des hieſigen Theaters ſehr in Frage geſtellt iſt und Pforzheim dann al? einzige Stadt von dieſer Bedeutung völlig theaterlos ſein würde. Mit Gaſtſpielen im Saalbau, der auch wenig geeigg net iſt, kann da nicht abgeholfen werden.— Nach kurzem Anſchwellen iſt der Waſſerſtand von Enz und Nagold wieder ſehr ſtark zurückgegangen, ſo daß die Wiederherſtellung des vom letzten Hochwaſſer ſchwer beſchädigten Bettes der Enz, oberhalb der Emilienbrücke nunmehr raſch gefördert werden kann. Der angerichtete Schaden betrug allein in dieſem Stück über eine Million Mark. u Teuningen, 22. Febr. Ein 20 jähriges Dienſtmädchen aus Pforzheim, das hier ſeiner Dienſtherrſchaft Wäſche, Kleidungsſtücke und Schmuck im Werte von über 10 000 entwendet hatte, wurde hier verhaftet. . Mannheim, 21. Febr. Die im deutſchen Waffenringe vereinigten ſchlagenden Studentenverbindugen der badi, ſchen Hochschulen feierten am Samstag im Nibelungenſaale den Reichsgründungstag nachträglich noch durch einen Kom mers. Die Veranſtaltung war von ſämtlichen Hochſchulen ʒ- T]—%[•“ 8 o ooo des Landes von Aktiven und Alten Herren ſtark beſucht. un Weinheim, 22. Febr. Infolge der Abſtimmungspa role bei Annahme des Millionenprofektes der Entwäſſ öhler. Ef 1 Mal Dees 12 2 22——— 282 nes 1. 1 080 „ re aa e 1 2— E33 „ 1 ohne daß ſie ihre Mandate niederſegten. Der dagegen bei dem Bezirksrate eingelegte Einſpruch der Sozialdemokra⸗ ten wurde zurückgewieſen. Als nun vor kurzem der Bür⸗ gerausſchuß zuſammentrat, um über wichtige Vorlagen ab⸗ zuſtimmen, erklärten die Wortführer der ſozialdemofra⸗ tiſchen Fraktion, ſie würden in die Obſtruktion treten, wenn jene drei Gemeinderäte nicht den Sitzungsſaal verließen. araufhin wurden die Verhandlungen abgebrochen. e Heidelberg, 21. Febr. Kriminalwachtmeiſter Niſſel gat den Einbrecher Wilhelm Hotz der aus dem hieſigen Amtsgefängnis entkommen, in einem Schuppen an der be ieblingerſtraße wieder verhaftet. Hotz hatte ſich einige „ IJTaage dort aufgehalten und ſeine Frau batte ihn mit Nah⸗ „ dtungs mitteln verſehen. „* Heidelberg, 21. Febr. Die Heidelberger Rupprecht⸗ n Karls⸗Univerſität hat in diem oßalbiahre 2767 Stu⸗ „5 dierende, davon in der theolee ten Fakultät 135, in der 2 nriſtiſchen Fakultät 517. in der mediziniſchen Fakultät 812, 4 in der philofophiſchen Fakultät 920, in der naturwiſſenſchaft⸗ ⸗ lich⸗mathemat!! hen Fakultät 381. Der Staatsangehörigkeit 5 nach ſind 2649 Reichsdeutſche, darunter 1160 Badener, ferner = 117 Ausländer, darunter 23 Schweizer und 21 Oeſterreicher. * Außer den ordentlichen Studierenden beſuchen noch 345 e HBorer die Univerſität. 1 a Heidelberg, 21. Febr. Ein 17⸗jähriger Notſtands⸗ 1 arbeiter im Pfaffengrunde verkaufte, während ſeine Mutter 5 Krankenhauſe war, die ganze Wohnungseinrichtung im 1 Werte von 20000 M. Außer dieſer Straftat machte er ſich n noch in vier Fällen der Urkundenfälſchung und des Be⸗ 0 ttruges ſchuldig.— Der Einbrecher Zerri, der vor kurzem 5 wegen eines ſchweren Diebſtahls eine Gefänanisſtrafe von . Jahren erhalten hat, iſt aus dem hieſigen Amtsgefäugnis 9 Sgebrochen. Er begab ſich zu ſeiner Braut in Schlierbach und äußerte die Abſicht, nach dem Elſaß durchzugehen. Eberbach, 21. Febr. Hier hat ſich nach Blättermeldun⸗ gen der Kellner Heinrich Böhm aus Frankfurt eingeſtellt. der als Belaſtungszeuge gegen den amerikaniſchen Detektiv t. 3 in der Eberbacher Verhaftungsaffäre auftreten will. Nach n de en Angaben wurde er vor einem Monat, als er ſtellen⸗ t⸗ 5 bs war, gedungen, die Verhaftung der amerikaniſchen 5 lüchtlinge vorzunehmen, wofür er 75 000 M. erhalten ſolle. 1 öhm führte den Plan aber nicht aus und erhielt in Kob⸗ r lenz wieder Stellung. Dort wurde er plötzlich verhaftet r⸗ und vier Wochen im Gefängnis zurückgehalten. Wie weit m ieſe Angaben richtig ſind, wird die Verhandlung vor dem 35 Mosbacher Strafgericht ergeben. ä Eberbach, 21. Febr. Das Staatsminiſterium hat dem e Fiſcher Karl Kappes aus Eberbach die badiſche Rettungs⸗ 1 Medaille verliehen. Kappes hatte im September vorigen 1 Jahres anläßlich des Hochwaſſers die 12 Jahre alte Hilda 1 ntuhm unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrin⸗ n. ens beim unteren Lauer gerettet. 5 4 n Baden⸗Baden, 21. Fehr. Dem Stadtrate iſt ein Schrei⸗ „ n zugegangen, durch das die Interalliierte Luftſchiffahrts⸗ te ommiſſion unter Berufung auf den Verſailler Vertrag auf d bdfmem beſchleunigten Abbruche der im Eigentum der Stadt * efindlichen Luftſchiffhalle am Bahnhof aden⸗Oos beſteht. 4 e Halle iſt vor einigen Jahren aus dem Beſitze der „ ZDelag“ um die billige Summe von 80 000 M. an die Stadt * bergegangen. Sollte die Niederlegung durchgeführt wer⸗ 4. Luf müſſen, dann würde das Unternehmen der Badiſchen 4 ze rts-Geſerlſchaſt(Balug) in ſeiner Exiſtenz ge⸗ ch et. 1 Achern, 22. Febr. In Achern und Bühl vereinigten a, ſich die Anbenger aller Partejen zu impoſanten Prateſtkund⸗ 1d gebungen gegen die Pariſer Beſchlüſſe. In beiden Verſamm⸗ r⸗ Ungen referierte Chefredakteur Habermehl⸗Bühl. Es wur⸗ t en Entſchließungen angenommen mit der Bitte an die i- ö ichs regierung, in ihrem entſchiedenen„Nein“ feſtzublei⸗ ie 1 Zu dem gleichen Schluß kam eine in Baden⸗Baden n⸗ attgefundene Verſammlung des Deutſchen Gewerkſchafts⸗ ti⸗ undes. Die Einwohnerſchaft der Bäderſtadt wird auf heute jenstag Abend ebenfalls zu einer Proteſtkundgebung Kaßgerufen, in der Miniſterialrat Dr. Baumgartner aus arlsruhe das Referat erhalten wird. tree Schuttertal b. Lahr. 21. Febr. In erſchreckender Maſſe deten unter den hieſigen Kindern augenblicklich Matern Diyphterie auf. Faſt alle Schüler ſind von dieſen Krank⸗ * heimgeſucht. Unter den Erwachſenen iſt die Lungen⸗ utzündung beſonders ſtark verbreitet. 1 tFreiburg i. Br., 21. Febr. Der frühere langjährige Di⸗ Ektor des Zuchthauſes in Bruchſal Freiherr Joe von teagel iſt im Alter von 75 Jahren geſtorben. Nochdem der norſtorbene im Jahre 1893 den militäriſchen Abſchied ge⸗ een hatte, übernahm er die Leitung des Männerzucht⸗ 1 dies in Bruchſal, wurde 1899 Oberregierungsrat und trat 10 in den Ruheſtand. 8 15 Freiburg, 21. Febr. Der polniſche Staatsangehörige Gers Folbaum, der in Paris anſäſſig war, betrieb den ſche ſchmuggel nach der Schweiz an der ſchweizeriſch⸗badi⸗ ee Grenze bei Lörrach. Als man ihn dort verhaftete, nd man bei ihm 3000 Franken in franzöſiſchen und bel⸗ en Silbermünzen. Von dem Schöffengericht in Lörrach geſp er von der Anklage des unerlaubten Geldhandels frei⸗ wündochen. Auf die Berufung der Staatsanwaltſchaft 12 brde Folbaum jedoch zu 3 Monaten Gefängnis und zu Au Geldſtrafe verurteilt.— Der 44 jährige Maurer Sicut Frei aus Nonnenweier wurde wegen mehrfachen gantlichkeitsverbrechens. die er in Denzlingen und Ruſt be⸗ bangen hatte, zu zwei Jahren Gefängnis und 5 Jahren rverluſt verurteilt. 15 u Freiburg 21. Febr. Aus Anlaß ſeines 200 jäh rigen Frdtehens hat das Bankhaus J. A. Krebs 5000 M. für die Sleidurger wiſſenſchaftliche Geſellſchaft und die gleiche umme für die Nothilfe deutſcher Wiſſenſchaften geſtiftet. gehzlf,Madoftzell. 21. Febr. Die ausſtändiſchen Buchdrucker⸗ Jor fen in Radolfzell und Singen a. H. haben am Samstag 5 tungdittag 11 Uhr ihre Arbeit aufgenommen ſo daß die Zei⸗ 55 5 den beiden Städten am Samstag wieder erſchei⸗ uten. nen kon . 2 Von der Schweizer Grenze, 22. Febr. Die Export⸗ Geer bildet nach wie vor in der Schweizer Preſſe den Race d eingehender Betrachtungen. In den Zeitungen angte die Befürchtung zum Ausdruck. daß bei der Erhe⸗ ſchaßf dieſer Steuer, die währen des Krieges geübte Wirt⸗ tkontrolle und Handelsſpionage der Entente wieder an⸗ ſich and werden ſolle. Die„Berner Landeszeitung“ befaßt wü Aleichfalls mit dieſer Frageſtellung und ſagt:„Niemals 5 eise die Schweiz ihre Hand dazu bieten, bei dieſer Han⸗ 2 kontrolle mitzuwirken“. Auch das deutſche Volk habe 1 die Maßnahmen der Alliierten unſäglich gelitten. 8 17 N and b mmer hi n die Auf 8 „ Flach 1 g 05 nahme N⸗ 5 kreign i⸗ 5 ſchlag ah Mich auf die Bauernhöfe, um die Landwirte zur beſſeren und N. erhiele mit dem Zuagarn in der Rumänien und Moskau. In einem Interview, das der rumäniſche Miniſter des Aeußern, Take Jonescu, dem Vertreter der„Chicago Tribune“ gewährte, äußerte er ſich über Rumänien und die bolſchewiſtiſche Gefahr in folgender Weiſe: Rumänien braucht eine bolſchewiſtiſche Invaſion nicht zu befürchten. Moskau hat uns teils durch Funktele⸗ gramme, teils durch Mittelsperſonen verſichert, daß die Regierung weit entfernt iſt, feindliche Abſichten gegen Rumänien zu hegen, vielmehr hofft, eine offizielle Ver⸗ bindung mit uns herbeizuführen. Auf unſere Anfrage über die Anſammlung roter Truppen an der beſſarabi⸗ ſchen Grenze erhielten wir die Mitteilung, daß dieſe dort bloß ihre Winterquartiere bezogen haben. Durch Mit⸗ telsperſonen haben wir auch erfahren, daß man die dort befindlichen 320 Millionen Lei in Gold, ſowie die aus Bukareſt dorthin gebrachten Kronjuwelen bewache, um ſie vor der Beſchlagnahme ſeitens der Deutſchen(1) zu ſchützen. Alles werde zurückgeſtellt werden, wenn erſt die zwiſchen beiden Staaten ſchwebenden Fragen erledigt ſein werden. Nach der Niederlage Wrangels haben die Bolſchwiſten Aufklärung über das Gerücht verlangt, daß g Rumänien die Wrangelarmee angeblich aufnehmen wolle, um ihr eine Baſis für die Wiederaufnahme militäriſcher Operationen gegen Rußland zu gewähren. Unſere Ant⸗ wort, daß wir ſolche Abſichten nicht hegen, hat die Räte⸗ regierung befriedigt, wie aus ihren letzten außerordent⸗ lich höflichen Telegrammen hervorgeht. Während die Welt ſich auf dem abſchüſſigen Weg zur Anarchie befindet, kann nur ein Irrſinniger den Verſuch machen, einen Krieg zu entfeſſeln. Etwas anderes iſt es, wenn es ſich um einen Vertei⸗ digungskrieg handle. Da könnte Rumänien leicht eine Armee von 600 000 Mann aufſtellen und ſie im Bedarfs⸗ falle auf über eine Million erhöhen. Wenn aber die Bolſchewiſten Beſſarabien nicht angreifen, können ſie mit Sicherheit darauf rechnen, daß die ruſſiſche Grenze nie⸗ mals von rumäniſchem Boden an t werden wird, nicht durch Wrangel, noch darch auben antibolſchewiſtiſche Heere. Die bolſchewiſtiſche Gefahr in Rumänien iſt nicht groß. Ich ſehe die Verteilung des ländlichen Grund⸗ beſitzes unter die Bauern als einen mächtigen Wall gegen lokalen VBelſchismys an.„ Vermiſchtes. 1 Von einem Irrſinnigen erſchlagen. In einer der letzten Nächte wurde in der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Geberſee bei Waſſerburg der in den 30er Jahren ſtehende Pfleger Gru⸗ ber in ſeinem Zimmer von einem Geiſteskranken, der die Abweſenheit des zweiten wachhabenden Pflegers benützte, mit einem Ofentürchen erſchlagen. Ururgroßmutter. Die 8tjährige Witwe Winkelſträter in Schwelm iſt vor kurzem Urgroßmutter geworden. Die Greiſin, die ſelbſt 24 Kindern das Leben gegeben hat erfreut ſich noch verhältnismäßig großer Rüſtiakeit und Friſche. Von ihren Kindern, Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln le⸗ ben noch 63. Millionenunterſchlagungen. Die aufſehenerregende Affäre des jugendlichen Rennſtall⸗ beſitzers Alfred Stempel bildet den Gegenſtand eines um⸗ fangreichen Strafprozeſſes, der neulich unter Vorſitz des Landgerichtsdirektors Szuga vor der 2. Strafkammer des Landgerichts J in Berlin begann. Auf der Anklagebant mußte der 63jährige Effektenkaſſierer Richard Gericke Platz nehmen der beſchuldigt wurde, dem Bankhauſe Bleichröder in den Jahren 1917 und 1918 die Summe von ca. 8 Mil⸗ lionen Mark unterſchlagen zu haben, von der allerdings der größte Teil inzwiſchen durch Zivjilprozeſſe und Verkäufe wieder zurückgeſchafft worden iſt.— Mitangeklagt wegen ge⸗ werbs⸗ und gewohnheitsmäßiger Hehlerei war der erſt 23⸗ jährige Kaufmann Alfred Stempel, der es jedoch vorgezogen hatte, nicht zu erſcheinen Ein Zeuge bekundet, daß St. in⸗ zwiſchen wieder mit gefälſchten Pfandſcheinen Schwindeleien verübt hat.— Das Gericht beichtießt, die Sache gegen Stempel abzutrennen und gegen Gericke allein zu verhan⸗ deln.— Vor Eintritt in die Verhandlung aibt Rechtsanwalt Dr. Frey die Erklärung ah, daß er ſich aus internen Grün⸗ den veranlaßt ſebe, die Verteidigung niederzulegen. Die Anklage legt dem Angeklagten Gericke folgendes zur Laſt: Vor 32 Jahren trat er bei dem Bankhaus Bleichröder ein und war die letzten zehn Jahre als Treſorverwalter tätig geweſen Im Frühjahr 1916 kam er durch ſeinen Sohn Werner mit dem Angeklagten Stempel in Beziehung, der dieſen beim Militär kennen gelernt ßatte. Stempel, der damals 19 Jahre alt war, gab ſich mit allerlei Schieber⸗ geſchäften ab, bei denen er viel Geld verdiente. Werner Gehricke beteiligte ſich zuerſt mit ſeinen Erfparniſſen, die ſich infolgedeſſen erheblich vermehrten. Hierdurch wurde der Vater Gericke aufmerkſam und ſtellte nun dem jugendlichen Stempel aus ſeinem ejgenen Vrmögen größere Beträge zur Verfügung, die er noch kurzer Zeit mit zumeiſt recht erheb⸗ lichen Gewinnen zurückerhielt. Als im Jahr 1917 der Geld⸗ bedarf des St. immer größer wurde, ließ ſich G. verleiten, aus dem ihm anvertrauten Treſor Werte zu entnehmen, die immer höher und höher wurden und ſchließlich in die Hun⸗ derttauſende gingen. Am 25 November 1917 hatte der Be⸗ trag, den Gericke an Stempel gegeben hatte, ſchon die Summe von 1 540 000 M erreicht.— In der Vernehmung war Gehricke in vollem Umfange geſtändig. Zur Sprache kam u. a., daß Stempel ſtets geſagt hatte, ihm könne nichts paſſieren, da er den„Jagdſchein“ habe. d. h. geiſteskrank ſei. — Zu der Verhandlung ſind zirka 40 Zeugen geladen. 200 000 Mark Geldſtrafe ſür Kaffeeſchmuggel. Das Wu⸗ chergericht in Krefeld verurteilte eine dort anſäſſige Gemüſe⸗ händlerin, die ſich mit dem Abſatz von geſchmuggeltem Kaffee befaßte, zu einem Monat Gefängnis und 200 000 Mark Geld⸗ ſtrafe, und einen ihrer Abnehmer, einen Kaufmann aus Hannover, zu drei Monaten Gefängnis und zu gleich hoher Geldͤſtrafe. i Was helfen kann. In der Provinz Andaluſien herrſchte große Not, und inſolgedeſſen kam es zu Unruhen. Der Miniſter telegraphierte deshalb an den Gouverneur:„Wie⸗ viel Hilfe brauchen Sie, um die Ordnung aufrecht zu erhal⸗ ten?“—„Zweihundert Pfund Brot täglich“, lautete die lakoniſche Antwort. Schildbürger unſerer Tage. In Stade hat ſich folgendes zugetragen: Ein Einwohner hatte ein altes baufälliges Haus an einer belebten Straßenecke zu einem hübſchen Ge⸗ ſchäftshauſe mit Laden umgebaut, weil er der Anſicht war, die Erlaubnis dazu zu beſitzen. Nun erhielt er vom Bür⸗ In den Kreiſen Berlins, die noch Beziehungen zu dem früheren erhauſe haben, geht ein Gedicht abſchriftlich von Hand zu Hand, ein Akroſtichon, das angeblich den Kaiſer zum Verfaſſer hat. Wir geben im folgenden den Wortlaut der Abſchrift wieder:. Meinem treuergebenen Bethmann⸗ Hollweg. Bekannteſt ſelbſt in Deutſchlands Schickſalsſtunde: Es bricht mein Bau, ein Kartenhaus, zuſammen. Tränenden Aug's entfuhr es Deinem Munde, Haſt nicht geſäumt, Dich ſelber zu verdammen, Mutlos ſtandſt Du in dieſes Weltbrands Flammen Am Steuer, ohne Kraft und Zieles Kunde. 1 Nie gab es eine größ're Unglückszeit, a 5 Nie trug ein klein'rer Mann das Kanzlerkleid. 1 Heilloſe Drachenſaat haſt Du uns hinterlaſſen, 28 O, daß ich nimmer dich berufen hätte! 99 Liebdienernd oben, unten klebend wie'ne Klette* Ließ ich Dich mehren dieſer Unheils Kette:— Was Du berührteſt, was Du mocht'ſt erfaſſen, 1 Es ſchlug Dir fehl und kehrte ſich zum Böſen. Grau'nvoll ſeh' ich das Mirrſal jetzt ſich löſen.— Wilhelm, Doorn, 1. 4. 1920. Lyrik in Bronze. Einen„Gipfel der Bibliophilt“ keiſtet ſich ein Potsdamer Verleger, in dem er ſage und ſchreibe drei Sonette Gerhart Hauptmanns in einem Luxusdruck von nur 300 Exemplaren herausgeben will. Wie im„Sammler“ er⸗ zählt wird, ſind dafür Schrift und Buchdruck eigens radiert, und alle 300 Stück werden feierlichſt in radiertem Druckver⸗ merk nummeriert. Fünf Exemplare dieſer„Sonette“ ſind auf echtem Pergament abgezogen, erhalten einen„Einband aus getriebener Bronze vom Bildßauer Alfred Vocka, Ber⸗ Un“, und jedes dieſer Exemplare koſtet 4800 M.„Dafür hat Gobden⸗Sanderſon gelebt, dafür haben wir alle ſeit 25 Jah⸗ ren in Wort und Schrift für Qualitätsarbeit und Schlicht⸗ heit gekämpft, bemerkt die Schriftleitung des„Sammlers“ dazu,„dak nun einer daher kommt und Lyrik in Bronze bildet. Höher oeßt's nimmer!“ d Vom Druckfehler⸗Teufel. Ein Komponiſt hatte zu einer Muſikaufführung ein Stück drucken laſſen, das an der Spitze die Angabe trug:„Sanft, langſam und mit Nachdruck“. Als er die einzelnen Stimmen an die Muſiker verteilte, hörte er im Orcheſter bald hier, bald dort ein unterdrücktes Lachen, und das Spiel vollzog ſich durchaus nicht in der von ihm an⸗9 gegebenen Weiſe. Als er dem Grunde der Heiterkeit nach⸗ 1 ging, zeigte es ſich, daß der Druckfehler⸗Teufel ihm einen Streich geſpielt hatte. Nur ein„n“ war falſch geſetzt; aber die Anweiſung an die Spieler lautete nun:„Sauft, langſam und mit Nachdruck“. 5 Lokales. 9 Fahrplanänderungen. f Vom Dienstag den 1. März an treten im Bereiche der Eiſenbahngeneraldirektion Karlsruhe die nachſtehenden 9 Fahrplanänderungen in Kraft: 2 5 „Zug 1424 verkehrt ſpäter, Offenbura ab 12,10 nachm., Haufach 109/120. Triberg 2,27/2,32. St. Georgen(Schw.) 3,14 3,16. Villingen(Baden) 3.39348. Donaueſchingenn 4,15/4,20. Aufnahme des Auſchluſſes von Zug 1563 Freiburg (Breisgau) ab 1,10 nachm Donaueſchingen an 4,15 nachm. Immendingen 4.55/4.59, Anſchluß an den ſpäter gelegten Zug 1108(W) nach Tuttlingen an 5,17 nachm., Engen 5, 265,29, Singen(Hohentwiel an 5,54 nachm., ab 6,10 nachm. und weiter wie ſeither. l 5 Zug 1822 verkehrt früher Radolfzell ab 5,39 nachm, Staß⸗ ringen 5.51/5.52, Stockach. 6,14/6,18 nachm., Schwackenreute an 6,41 nachm. g Zug 1820 verkehrt ſpäter, Radolfzell ab 7,48 nachm. Stah⸗ ringen 8,008.01, Stockach 8,23 8,25, Schwackenreute 8,57 8,59, Meßkirch 9,21/9,24, Krauchenwies 9,44/9,47, Sigmaringen an 10,50 nachm. ö Zug 1840 verkehrt ſpäter Schwackenreute ab 9.08 nachm, Pfullendorf an 9.40 nachm. Ebenſo Zug 1860 W), Krauchen⸗ wies ab 9,47 nachm., Mengen an 10.05 nachm. T 64(W) erhält geänderten Fahrplan. Radolfzell ab 5,47 nachm., Ueberlingen an 6,39 nachm. n Zug 1437 verkehrt bis Radolfzell 5 Min. bis Singen 8 Minuten ſpäter, Konſtenz ab 4.50 nachm., Radolfzell an 5,30, ab 5,41, Singen an 5,59 nachm. 1 Zug 1439 Konſtanz ab 5.30 nachm., Radolfzell an nachm., verkehrt nur noch Werktaas.“ 5 Nähere Auskunft erteilten die Stationen. * — Erhöhung der Penſionsbezüge für die Veteranen. Vom Reichsarbeitsminiſterium wird mitgeteilt, daß für die Veteranen von 1866 und 1870 eine den neröänderten wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſen entſprechende geſetzliche Regelung der Verſorgungsgebührniſſe in Vorbereitung ſei. Der Ge⸗ ſetzentwurf ſoll mit Beſchleunigung fertiaggeſtellt und dem geſetzgebenden Körperſchaften vorgelegt werden. —* Ergebnis der Preisaufgabe für Blechner[Klempner, Die von dem Forſchungsinſtitut für rationelle Betriebs⸗ führung im Handwerk. in Karlsruhe, erlaſſene Preisauf⸗ gabe zur Erlangung von Unterlagen für die zweckmüßigſte Geſtaltung eines Dachkanals zeigt, welch reges Intereſſe das Handwerk an rationellen und neuzeitlichen Betriebs⸗ weſen hat. Bis zu dem Einreichungstermin, dem 30. Au⸗ guſt 1920, waren 53 Arbeiten rechtzeftig eingegangen und zwar aus allen Teilen Deutſchlands Den erſten Preis (700 M.) erhieft Guſtar Boegler⸗Auasburg. den 2. Preis (500 M.) erhielt Bruno Beraer-Berlin⸗ Treptow und den 3. Preis(300 M.) erhielt Walter Pulot⸗Karlsruhe. Eine Be⸗ lobigung erhielten 8 Arbeiten, darunter eine von J. Ran⸗ doll und O Pihm in Mannheim. Dieſe Arbeit wurde mit 100 M. angekauft. 5 88. Eden-Kine Heckenheim. Hute und morgen bringt das Eben-⸗Kino ein ausgeſucht 3 Wochentags Programm ein Peiektio⸗Schlager Sherlok Holmes:„Das Schickſal der Renate Jongk“. Ferner die beiden humorſprüh nden Luſtſpiele:.Di Rentkeidete Braut“ und„Bobby als Aben⸗ teurer“. Laſſ ſich niemand dieſes ſchoͤne P/ogramm entgehen. Die Träne. Man weint bei Schmerz, oft weint man auch dei Glück, Ins Leben bringt man ſchon die Träne mit, 1 Wenn ſpäter Lieb' aus unſerm Herzen bricht, Spricht eine T äne:„Ja ich liebe Dich!“ Wenn man im Oben leidet bitt're Not, Und kämpft mit Sorge um das täglich Bot, Schaut man voll Kummer auf zum Himmelslicht, Spricht eine Träne:„Gott verlaß mich nicht!“ Und wird man müde einſt, ſehnt ſich zur Ruh', Schließt man zum letzten Schlaf die Augen zu, Naht uns der Tod ſo bleich und hohl, Spricht eine Träne noch:„So lebt denn wohl“. 6. 9. Sommersprossen— weg! Leidensgefährtinnen teile unentgsſtlich mit, auf welch einfaches i 80 8 ich meine Somm gänzlich beseiti g 1 ä In einer Berliner Faſchingsnummer fanden wir u. a. folgenden Aufſatz. Vielleicht ſind der darin enthaltene Humor und die beißende Jro⸗ nie beſonders dazu geeignet, den dunkelroten „Brüdern“ die Augen zu öffnen. Die Redakt. Im Auftrage der Studienkommiſſion für dunkelroten Kommunismus hat Dr. Louis Blechſchmied eine Orientie⸗ rungsreiſe nach Sowjetrußland gemacht und ſeine völlig ob⸗ jektiven Wahrnehmungen in dem aufſehenerregenden Buch „Moskau!“— Brennende Wahrheiten— niedergelegt. Wir ſind in der Lage, ein Kapitel aus dieſem Buche zu 3 5 Kapitel aus dem Buche: Moskau veröffentlichen. „Um 5 Uhr langten wir in Moskau an. Blutrot ging die Sonne hinter den zahlreichen Türmen und Kuppeln des Kreml unter. Ich habe in Deutſchland viele Sonnenunter⸗ gänge geſehen, aber dieſer bolſchewiſtiſche Sonnenuntergang Übertraf alles in Deutſchland auf dieſem Gebiete geleiſtete. Die Sonne war röter, ihre Strahlen waren dicker, ihre Glut lohender— es war ein Schauſpiel, wie es nur das roteſte Land der Erde zu bieten vermag. Als wir die Hoteltreppen hinaufſtiegen, fiel uns der Schmutz auf den teppichloſen Stufen in die Augen. Ach, es war der heilige ruſſiſche Schmutz, jener durch dae ganze ruſſiſche Literatur geadelte Dreck, jener Abfall und Schutt, durch den die große Seele Doſtojewskis gewandelt iſt! J ſog den heiligen Staub tiefatmend ein, Rußlands Brodem drang mir in die Kehle und erzeugte einen gewaltigen, ge⸗ weihten Huſten. Die Nacht im Hotel war kalt, aber es war jene herrliche hiſtoriſche Kälte, an der einſt Napoleons Imperialismus „zerſchellte. Bei dem Gedanken daran wurde mir ſo heiß, daß ich meinen erfrorenen linken Daumen ſogar zu be⸗ wegen vermochte. Das Bettzeug fehlte— eine großzügige Vereinfachung unſerer verweichlichten Lebensweiſe, dafür verſetzten zahlloſe Wanzen meinen Körper in den rechten geröteten Zuſtand, der jedem Towariſchtſch(Genoſſen) im roten Staate gebührt. Zum Morgenfrühſtück gab es das aufgetaute Waſchwaſſer, welches in gefrorenem Zuſtande doch nicht zum Waſchen be⸗ nutzt werden konnte und daher in erwärmtem Zuſtande ein 0 ö 1 9 f 1 f U . 0 r 1 0 f 1 1 1 ſtelle ſich einmal dor, fennend in Deutſchland würde es Un⸗ ternehmen, ſein Waſchwaſſer zu genießen. Es wäre ſeifig, unſauber und als Nahrungsmittel überhaupt nicht zu ge⸗ brauchen. Das Sowjetwaſchwaſſer war klar, rein und durch⸗ ſichtig, da die übelſchmeckende Seife ſchon ſeit Jahren nicht mehr Verwendung findet. Für die Erwärmung des Waſch⸗ waſſers mußte jeder von uns 7000 Rubel zahlen, aber wer würde einen großen Genuß nicht gerne bezahlen? Wir machten einen kurzen Rundgang durch die Straßen des rolen Zentrums. Welch eine Fülle erhebender Ein⸗ drücke. In vorſorglichſter Weiſe waren die toten Hunde nd Katzen nirgends beſeitf worden. um dieſe billigen Fleiſchquellen jedermann zugänglich zu machen. Die Läden waren alle geſchloſſen. Bei uns ſchließt man ſie nur an Feiertagen, in Moskan jeden Tag, woraus der befangenſte Beobachter erſehen kann, daß in Moskau ein jeder Tag ein Feiertag iſt. Vor zwei Tagen einer Verfü 5 te Trotzki, der rote Feldherr, in ſtahl als allgemeine ſoziale Ein⸗ richtung an Ueberall ſah man die Bevölkerung beim ſtagtlich gien Stehlen. Es herrſchte ein mun⸗ Tie t.. Traßnaja Warota res n ebhaftes t. r (eus Riten W zum Kreml hatte ich bereits Gummi⸗ ſchuhe, Pelz unk Röllchen eingebüßt. Es gelang mir. auf der Sucharevka(dem Altmarkt) einen guterhaltenen Her⸗ melinmantel unbemerkt mitzunehmen. Zu Mittag ſpeiſten wir ausgezeichnet: es gab ein Leip⸗ ziger Allerlei aus Tapeten⸗ und Gardinenreſten, wie es auf keinem deutſchen Speiſetiſche zu finden ſein dürfte. Als Deſſert wurden Schneebälle gereicht, echte ruſſiſche runde Schneebälle, glitzernd wie Zucker und kühl wie Gefrorenes. Am Nachmittag ſahen mir einen Wagen der elektriſchen Straßenbahn im Betrieb Er war von außen rot lackiert und wurde von den begeiſterten Paſſagieren auf den Händen ge⸗ tragen. Wie man ſieht, ſind alle Gerüchte über eine Lahm⸗ legung des Verkehrsweſens in Rußland einfach erfunden, ebenſo wie alles was über einen Zuſammenbruch der ruſ⸗ ſiſchen Jinduſtrie geſaſelt wird. Ich ſelbſt habe einen Mann geſehen, der einen Nagel in die Wand ſchlug. Leider barſt die Wand nach dem fünften Hammerſchlag. Dieſes führe ich nur als Beweis für die Stärke der ruſſiſchen Induſtrie an. Mit den Märchen, die über Sowjetrußland verbreitet werden, muß gründlich aufgeräumt werden. Arp: dreſer ſoztaren Ungerecngreit iſt durch ein fein aus⸗ gebautes und weitverzweigtes Hungerſyſtem ein feſter Rie⸗ gel vorgeſchoben. Es iſt nicht wahr, daß in Rußland täalich Leute aus Verſehen erſchoſſen werden; es geſchieht immer in wohl⸗ gezielter Abſicht. a Es iſt nicht wahr, daß es in Rußland Menſchen gibt, die keine Spitzel ſind; jeder bekommt bei ſeiner Geburt einen Agentenpoſten zugewieſen. Seit der Diebſtahl eine ſoziale Einrichtung geworden iſt, hat das Land einen ungeheuren moraliſchen Aufſchwung genommen— kein Dieb gelangt mehr vor das Gericht, da der Diebſtahl als ſolcher aufgehört hat. Die Erziehung der Jugend zu Analphabeten macht ge⸗ waltige Fortſchritte. Durch eine umfaſſende Organiſation ſind der ſchamloſen Bourgeoiſie alle jene Zwangsmittel ent⸗ zogen worden, die eine Herrſchaft des ſchmarotzenden Bür⸗ gertums überhaupt erſt ermöglichten. Den Beginn hatte man natürlich mit der Entziehung der Lebensmittel ge⸗ macht; dann war man von Kloſettpapier, Grammophonen, Regenſchirmen. Halskragen zu Teelöffeln und Taſchen⸗ tüchern übergegangen. Als wir am Abend wieder in unſer Hotel kamen, wur⸗ den wir von zwanzig Agenten der Tſche⸗Ka(Außerordent⸗ lichen Kommiſſion) verhaftet. Wir hatten ohne Begleitung der Tſche⸗Ka zwei Rundgänge durch die Stadt gemacht. Die vorſorgliche Sowjetregierung hatte beſſere Abſichten mit uns: wir ſollten von jetzt ab ſtändig geführt werden, damit ſich unſere Blicke nur auf das Neue und wirkich be⸗ achtenswerte des roten Staates hinlenken. f So ſorgt dieſer vielverleumdete Staat für fremde Be⸗ richterſtatter. Als Wohnung wurde uns für die nächſten ſechs Wochen eine feſte Zelle im Kreml angewieſen, für deren Benutzung keinerlei Bezahlung von uns angenommen wurde. In ent⸗ gegenkommendͤſter Weiſe führte man uns täglich auf einem der ſonſt immer verſchloſſenen Kremlhöfe ſpazieren. i Leider miſchte ſich die deutſche Vertretung in ſattſam bekannter plumper Art in unſere Angelegenheit und ver⸗ langte unſere„Freilaſſung“, worauf man uns Wohnung, Nahrungsloſigkeit und Spaziergang entzog und den deut⸗ ſchen Behörden zur Heimſchaffung auslieferte. Woraus man wiederum erſieht, daß die wahre Freiheit amts zur Vorlegun einer angemeſſenen beliebtes Getränk der Reuölkeruna geworden iſt. Man Es iſt nicht wahr, daß es in Rußland ſatte Menſchen in enz nicht zu Houfe iſt!“ 1 ſchleunigten Beſchaff des Lichtbildes behilflich l 1 191. ersrbnununs ſumlliche Benanntmachungen... n N 5 Ey. qugendver binigungen Seckenueim. 5 55 von Le nine. Maul⸗ und Klauenſeuche betr. In den Gemeinden Mutterſtadt, Maudach Amt Ludwigshafen, Schwetzingen, Brühl, Plank⸗ ſtadt Amt 5 Rohrbach Amt Heidelberg Leimersheim und Hayna Amt Germersheim und Biernh im Amt Heppenheim iſt die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen. In den Gemeinden Dudenhofen Amt Sp yer, Ruchheim, Oggersheim und Azzenheim Amt Ludwigshafen a. Rh., Affol⸗ terbach, Heppenheim, Hambach Amt Heppenheim iſt ſie erloſchen. Mannheim, den 17. Februar 1921. Bad. Bezirksamt— Abt IIa. ee f der Ausländer er Inlandslegitimierung aus⸗ ländiſcher Arbeiter betr. Die Inlandslegitimierung ausländiſcher Arbeiter iſt auch im Jahre 1921 durchzuführen. Wir machen auf die nachfolgenden neuen Beſtimmungen beſon⸗ ders aufmerkſam und bemerken ausdrücklich, daß die bisherigen Legitimationskarten für das Jahr 1921 keine Gültigkeit haben und daß daher für jeden Arbeiter und jede Arbeiterin eine neue Legt⸗ timationskarte auszuſt llen iſt A. Dem Legttimationszwang unterliegen grund⸗ ſätzlich alle im Inland beſchäftigten ausländiſchen Arbeiter und Arbeiterinnen ohne Rückſicht auf de Art und die Dauer ihrer Beſchäftigung. Legitima⸗ tionspflichtig ſind auch ſämtliche niederen Hausan⸗ geſtelten. B. Die bisherigen Vorſchriften über die Form u. Farbe der Legitimakionskarten wer⸗ den aufgehoben. Es gelangen von jetzt ab nur noch 2 Arten von Legitimaltonskarten zur Ausſtel⸗ lung, nämlich grüne Karten für alle landwirtſchaft⸗ lichen Arbeiter und weiße für alle nichtlandwirt⸗ ſchaftlichen Arbeiter. Die Karten müſſen mit ei⸗ nem vom Bezirksamt geſtempelten Lichtbilde des Inhabers verſehen ſein, ſowie einen Vermerk über die ärztliche Unterſuchung enthalten, ſoweit eine ſolche vorgeſchrieben iſt. q C. Für die Antragſtellung und Gebührenver⸗ rechnung gelten nachſtehende Veſtimmungen: 1.) Legitimierung der neuzuziehenden ausländi⸗ ſchen Arbeiter und niederen Häusangeſtellten ſoll grundſätzlich an der Grenze in den dort eingerichte⸗ ten Grenzämtern der deulſchen Arbeiterzentrale er⸗ olgen; die Gebühr hierfür wird auf 30 M. feſtge⸗ e Bei Umgehung der Grenzlegitimierung iſt für die in dieſem Falle erforderliche Legitimierung an der Arbeitsſtelle eine Gebühr im Betrage von 75 Mk. zu entrichten.. 2.) Für die bereits im Inland befindlichen ausländiſchen Arbeiter und niederen Hausangeſtell⸗ ten iſt die Ausſtellung neuer Legitimationskarten notwendig. Der erforderliche Antrag iſt von dem Arbeitgeber für die von ihm beſchäftigten Ausländer ſpäteſtens bis zum 1. April 1921 bei der zuständigen Ort⸗ponizetoshörde zu ſtullen. Dem Antrag ſind die vorjährige Legitimationskarte und die etwa ſonſt vorhandenen Heimatpapiere der Arbeiter beizufügen. Gleichzeitig mit dem Antrage ſind die Legitimationsgebühren zu hinterlegen. Dieſe Betragen ſofern der Antrag innerhalb der vorbezeichneten Ausſchlußfriſt geſtellt und der Nach⸗ weis der bereits für 1920 erfolgten ordnungsmäßigen Legitimierung erbracht iſt, 30 Mek. für die K erte. Wird der Antrag auf Erneuerung der vor- jährigen Karten erſt nach Ablauf der Ausſchlußfriſt eſtellt, oder kann, auch bei rechtzeitiger Antrag⸗ ſellung die ordnungsmäßige Legitimie ung für das Jahr 1920 nicht nachgewi ſen werden, ſo gelangt die erhöhte Gebühr von 75 Mk zur Erhebung. 3.) Gebührenfreie Karten werden nicht mehr ausgeſtellt. 5 5. 5 4.) Bei Uebertritt bereits legitimierter Arbeiter von einem landwirtſchaftlichen in ein induſt ielles oder gewerbliches Arbeitsverhältnis und umgekehrt iſt die Ausſtellung einer neuen Legitimationskarte unter Beifügung der alten Karte zu beantragen. Die Ausſtellung der neuen Karte erfolgt in dieſem Falle zu dem ermäßigten Gebuͤhrenſatze von 10.— Mk. 8 Für abhandengekommene Karten werden Erſatzkarten ausg geben. Die Gebühr hierfür be⸗ trägt 5.— Mk. f a Solche ausländiſche Arbeiter und niederen Hausangeſtellte, die der Aufforderung des Bezirks⸗ ihres Lichtbildes innerhalb riſt nach Eingang der Karte nicht nachkommen, werden erforderlichenfalls auf zrund des 8 4 des badiſchen Geſetzes vom 5. Mai 1870, das Aufenthaltsrecht betr.(G. V. Bl. S. 396) 8 Der, 4 Antragsfocmulare ſind auf den Polizeirevieren und hier L 6, Zimmer Nr. 18 erhältlich. Mannheim, den 17. Februar 1921. Bad. Bezirksamt Polizei irektion Abt. VI d. ußball⸗Vereinigung Seckenheim, Morgen Donnerstag Abend ½8 Nr fiedet im„Duutſchen Hof“. Vorstands-Sitzung ſo wie anſchließ end Slllelor- Il. Mikalteuer-Perfammlung matt Es iſt Pflicht eines jeden Mitgliede pünktlich und vollzählig zu erſcheinen. Tag⸗sordnung wird im Lokal bekannt geoshen f D 1 Norſtand. Turgberein Seckendeim U. gegr. 5 Heute Abend 8 Uhr im Lokal Schloß“ ſußerorl. Mücdader enanmlung ll agesosbnung: 1. Verſchmelzung mit der Freien Turnerſchaft Seck nheim. 2 Vuſchiedenes. Der Wichtigkeit halber wird vollzähliges und püartliches Erſcheinen erwartet Der Tuna Jenmteinn. Bau- l. Snargenoſsenschaft r. G. m. b. H. Heckennetm. Es wird daſauf aufmerkſam gemach,, daß es Pflicht jedes Mitaliedes iſt, mindeſt ens den ſtatutengemäßen Ratenzahlungen ſeine⸗ Pflichtanteils nachzukommen, da nur diej niger bei Ve teilung der Wohnungen ber ückſichtig! werden köanen die ihre Anteile voll einge⸗ahl haben D' NVorſtand Der cbangeliſche Hrchenchor deckenbelm führt zu Gunsten der Vangeliscehen Kleinkindersehule im Ssale zum„Reichsadler“ hier an folgenden Tagen Thester-Auftönrungen auf heute Abend ½'8 Uhr für Kinder und Erwachsene am Freitag, den 25. Februar, abends ½8 Uhr für Kinder u. Erwachsene. Der Eintrittspreis beträgt für die Kinder- vorstellung 1.— Mk., für die übrigen Vor- stellungen 2.— und 3.— Mk. Programm 50 Pfg. Am Freitag findet Programmwechsel statt. Da die Veranstaltungen für einen wohl- tätigen Zweck bestimmt sind, bitten wir um recht zahlreichen Besuch. Der Vorverkauf der Karten findet bei Friseur Wehnert, Buchbinder Behringer und im„Löwen“ statt. Der Vo stand. E 1898 zun Pfund Ri dfleisch 13 MmMeſzgetin 1 — 1— Am Donnerstag, den 24. Februar, abends 8 Uhr, finden im Konfirmandenſaal ein Dichtbilder⸗ Vortrag ſtatt. Schwarzwald. Wir laden dazu die jetzigen und früheren Mitglieder des Jugend⸗ und Mädchen⸗ bundes und deren Angehörige ein. b An demſelben Tage werden um ¼7 Uhr fü die Oberklaſſen der hieſigen Schule Bilder aus Pala tina a z iat. Dor Vorſtand wäscht schneeweiß, ersetzt Rasénbleiche, schont und erhält die Wäsche, S spart Hrbeit 8 Selle u. Kohlen. T a Bestes selbsttätiges Waschmittel g Preis Mk. 4.— das Paket. P Henkel& Cie., Dilsseldorf. ehrüder ellen Samenbau gegz 844, damenbandlung Alte zuverlässige, leistungsfähige Bezugsquelle für Feld- und Garten- Sämereien aller Art, bei Gavantie für hohe Keim- kraft und Sortenechtheit. Verkaufsstellen: Mannheim Srolloſtr. 5.6: öchwehingerftr. 15. — Prompter Versand nach auswärts. 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Auf Grund der§ 12 ff der Betanntmachung des Reichskanzlers üßer die Errichtung von Preis- prüfungsſtellen und die Verſorgungsregelung vom 25. September 1915 in der Faſſung vom 4 No⸗ vember 1915, 5 Juni und 6. Juli 1916(Reichs⸗ Geſetzblatt 1915 Seite 607 und 728 1916 Seite 439 und 678) wird mit ſofortiger Wirkung verordnet, was folgt: i Einziger Paragraph. Die Neuanpflanzung von Topinamburs iſt ver- boten. Im Jahre 1921 durfen nur diejenigen 1 Grundſtücke, die bereits im Jahre 1918 mit Topinamburs bebaut waren, weiterhin mit ſolchen bebaut bleiben. 5 Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verordnung werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft. Karlsruhe, den 7. Februar 1921. Maniſterium des Innern: gez. Remmele. gez. Braun. Vorſteh ende Verordnung des Bad. Miniſteri⸗ ums des Innern bringen wir mit dem Anfügen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß gegen Zu⸗ widerhandlungen auf das ſtrengſte wird einge? ſchritten werden. Mannheim, den 16. Februar 1921. Bad. Bezirksamt— Abt l. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffentll⸗ 0 chen Kenntnis. Seckenheim, den 22. Februar 1921. Bürgermeiſteramt: Koch. Vero dung Anbau von Tabak im Jahre 1921. Auf Grund des§ 12 ff. der Bekanntmachung des Reichskanzlers über die Errichtung von Preis- prüfungsſtellen und die Verſorgu ſigsreg; lung vom 25 September 1915 in der Faſſung vom 4 No⸗ vember 1915, 5. Juni und 6. Juli 1916(Reichs Geſetzblatt 1915 Seit 607 und 758, 1916 Seite 439 und 673) wird mit ſofortiger Wirkung ver⸗ ordnet, was folgt: 1 Der Anbau von Tabak iſt im Jahre 1921 nut den Landwirten geſta tet, die im Jahre 1916 oder auf Grund einer inzwiſchen erteilten Ausnahme? bewilligung in den folgenden 18 Tabak ge⸗ pflanzt haben und in der Lage ſtud, ſich und ihre Wirtſchaftsangehörigen aus den Erträgniſſen ihles Betriebs mit Brotgetreide und Kartoffeln s lbſt zu verſorgen und das erforderlſche Saatgut zu z ehen. Wer hiernach zum Anbau von Tabak berech igt iſt, darf im Jahre 1921 keine größere Fläche als im Jahre 1916 mit Tabak bebauen, es ei denn, daß ihm in den folgenden Jahren eine nahmebewilligung erteilt 3 8 2. Wr Tabak anbau n will. hat dies dem Bür⸗ zerm iſt ramt unter Angabe der Größe der vor geſehenen Fläche anzuzeigen. Das Bürgermeiſter⸗ umt gibt die Anzeigen an das Bezirksamt weiter, Dieſes ſtellt bei der Steuerbehörde fest, wel Fläche der Anzeigende in JIihte 1916 oder auf Brund der inzwiſchen erteilten Ausnahmebew lli⸗ gung in den fo genden Jahren mit Tabak bebaut hatte, und trifft hiernach die etwa erforderlichen Maßnahmen. 5 N 8 8. Wer Tabak anbaut, hat keinen Anſpruch auf Verſorgung mit Brotgetreide durch den Kommi nalverband. 8 4. 7 Der Bezirksrat kann Ausnahmen von den Be“ ſtimmungen des 8 1 dieſer Verordnung zulaſſes Geſuche um Ausnahmebewilligung ſind bis““ März 1921 dem Bezirksamt einzureichen. 5 Zuwiderhandluageng gen die Vorſchriften di 1 beſtraf.⸗ Verordnung werden mit Gefängnis bis zu naten ode mit Geldſtrafe bis zu 1500 M. Karlsruhe, den 7. Februar 19 1. i Miniſterium des Innern: gez Remmele. ums des Innern briugen wir mit dem Anfüge widrige Anpflenzungen auf Grund des P. Str. G.B. zwangsweiſe beſeitigt werden. Mannheim, den 16. Februar 1921. Bad. Bezirksamt Abt. I. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffentl chen Kenntnis 8 8 Seckenheim, den 22. Februar 1921. 8 Bürgermeiſteramt: gez. Braun. 1 1 5 Vorſt hende Verordnung des bad. Miniſter ü Aus-* hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß verbo*