r N e o 9 g beuseefeld. 8. Mörz. K tſchland beſprochen wurde. J 5 n 13 ſloſſen, die Verſchärfung der Sanktionen teils in wirt⸗ 4 kn ftlicher, teils in militäriſcher Hinſicht zur Geltung zn 5 en. 1 Acht udn, 9. März. dab lentſt 5 * 1 5 Leide berg 8 g beit N Beſetzung ausreichen wird. Die Beſetzung von Düſſeldorf und flmtsblart der Bürgermeisteramt —— dw. ar Seckenheim. Jivesheim. ſteckarhausen und Edingen — „ Abonnementspreis: Monatlich 1— Mt. mit N 21 Jahr Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal . J. 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich — mit Nusnahme der Gonn⸗ und Feiertage. Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfg. Reklamen 2.50 Mk. Donnerstag, 10. März 1921 Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. No. 58 Tagesſchanu. Berlin, 9. März. Die Botſchafter in London und Paris 2 der Geſandte in Brüſſel ſind nach Berlin berufen wor⸗ Düſſeldorf, 9. März. tigt ſich. daß die Beſetzung über Düſſeldorf hinaus nicht lant worden iſt. Die Verbindung zwiſchen Düſſeldorf Duisburg wird durch Kavallerie aufrecht erhalten. Duisburg, 9. März.(Drahtmeldung.) ö J ie Seſetung ait ohne jeden Zmweſchenfall verlaufen und Telegraphenämter ſind beſetzt. a Bef, Daily Mail“ meldet, daß Dienstag vormittag eine neue ſprechung zwiſchen Lloyd George, Briand, ſowie den bel⸗ chen, ialienſchen und japaniſchen Delegierten unter 5 len idiehung der militäriſchen Sachverſtändigen abgehal⸗ 1 in der die Frage der neuen Sanktionen gegen Aufmerkſamen Beobachtern iſt es t entgangen, daß nach der letzten Sitzung der Konferenz . Nac Foch den St. James⸗Palaſt mit einem behaglichen it eln verließ. Briand äußerte bei ſeiner Rückkehr: Nun ö des geſchafft!“ Marſchall Foch. Generel Weigand und wil⸗ nahem ten jetzt über die zu ergreifenden militäriſchen Maß ⸗ en. Berlin, 8. März. Das Reichskabinett hatte heute nach⸗ niitag um 4 Uhr eine Beſprechnna mit Sachverſtändigen g Nirdem beſetzten Gebiet. Es iſt bei dieſer Gelegenheit eine ung der Lage geſchaffen worden, die durch den Abbruch ondoner Verhandlungen eingetreten iſt. wings„Echo de Debatte“ berichtet: Die alliierten Kriegs⸗ 1(Drahtmeldung.) 1 1 0 In der Stadt liegen nur franzöſiſche Truppen. Es be⸗ iter haben ſich über den Vollzug der neuen Beſetzung nigt. Die Beſetzung von Düſſeldorf. Duisburg und brort erfolgt nicht auf Kolten einer Verminderung der hung des linken Rheinufers, vielmehr wird die Prä⸗ ärke der dortigen Beſatzungsarmee um 5—8000 Mann 3 Die Truppen für die rechtsrheiniſche Zone kom⸗ 1 men aus franzöſiſchen und belgiſchen Garniſonen.. 3 Briand hat dem Reuterſchen Büro mitgeteilt, daß das ö f. Zollregime im beſetzten Gebiet am Donerstag in aft kreten werde.. Paris, 9. März.[Drahtmeldung.) Der Jahrgang 1919 bleibt unter den Waffen. Marſchall glanbt, daß der jetzige Keeresbeſtand für die erwei⸗ Duisburg. Die hieſigen Zeitungen ſtehen ſeit e vormittag unter Norzenſur. 5 5 Eſſen, 9. März.(Drahtmeldung.) bee. die Beſehlshaper der franzöſiſchen uud belgischen Trnp⸗ 8 15 hbente Düfel dorf, Dufsurg und Ruhrort beſenten, e en Kundgebungen an die Bevölkerung erlaſſen, in der — Rube und Zurückhaltung aeaen kae der vollziehen⸗ Verantwortung gehandelt. zen Militärgewalt auffordern. Der Belagerungszu tand iſt bisher nicht verhängt. Die Bevölkerung legt angeſichts der gewalttätigen Aktion der feindlichen Mäche eine be⸗ wunderungs würdige Ruhe und Gelaſſenheit an den Tag. Berlin, 9. März. Die Berliner Eiſenbahndirektion teilt auf Ankrage mit, daß vorläufig eine Aenderung im Fahr⸗ plan derienigen Züge, die nach den von der Beſetzung be⸗ drohten Städte gehen, nicht eintritt. Der Verkehr von und nach dem Weſten wird in gewohnter Weiſe aufrecht erhalten. Auch der Speiſe⸗ und Schlafwagenverkehr unterliegt keiner Beſchränkung. Düſſeldorf, 8. März. Heute in den frühen Morgenſtunden ertcltonen aunßchſt mehrere Flieger über der Stadt, um Umſchau zu halten, ob keine Truppenanſammlung in Düſſel⸗ dorf J Später erſchienen von verſchiedenen Seiten kom⸗ mend die Ententetruppen ſelber. Es befinden ſich in der Stadt Belgier Franzoſen und Engländer. Die Truppen be⸗ zogen die Kaserne, die bis Tags zuvor von der Sipo be⸗ wohnt war. Die Ententeſoldaten haben an den exponierten Stellen der Stadt Maſchinengewehre aufaeſtellt und im Oſt⸗ hafen Sthützenaräben gezogen. Die Stimmung iſt ruhig. Die Berölkerung bekſimmert ſich faſt kaum um die fremden Truppen. Das Leben geht ſeinen reglmäßigen Gang. Das Oberkommando hat ein belgiſcher General.. 8 Düſſeldorf, 9. März.(Drahtmeldung.) Heute vormittag ſind hier wieder franzöſiſche und bel⸗ giſche Truppen durchmarſchiert. Die Hauptpunkte der Stadt ſind von kleineren Truppenabteilungen beſetzt. Am Hauptbahnhof ſteht eine Maſchinengewehrabteilung. Zwi⸗ ſchen dem Oberbürgermeiſter Koeppgen und den enaliſchen. franzöſiſchen und belgiſchen Offizieren hat eine einſtündige Unterredung ſtattgefunden. Der Oberbürgermeiſter iſt verpflichtet, für Ruhe und Ordnung in der Stadt zu ſor⸗ gen. Die Sicherheitspolizei in Düſſelodrf, Duisburg und 4 1 0 erhielt die Anweiſung. die Stadt ſofort zu ver⸗ aſſen. Frankreich will ſeine Forderungen eintreiben. London, 9. März. Was die Geldforderungen Frankreichs betrifft. ſo will Frankreich nach dem Abbruch der Verhand⸗ lungen ſich ſelbſt bezahlt machen. Es gäbe, ſo wird er⸗ klärt, eine Menge Mittel, um Frankreich in den Beſitz von Geld au ſetzen. Es werden bereits entſprechende Maßnahmen ins Auge gefaßt, doch iſt es noch nicht angezeigt, darüber au ſprechen weil das Profekt noch nicht vollſtändig ausgearbeitet iſt. Mit militäriſchen Maßnahmen allein würde ſich die öſſentliche Meinung allein nicht zufrieden geben. Die mili⸗ täriſchen Maßnahmen ſeien nicht geeignet, gleichzeitig Geld einzubringen. Die Mannahmen werden derartig ger roffen, daß es den Deutſchen ſchwer fallen würde, den Zahlungen auszuweichen, die ſie den Alliierten zu entrichten haben. Abreiſe Dr. Simons. Berlin. 8. März. Reichswiniſer Dr. Simons reiſt heute nachmitaa 2 Uhr mit ſeiner Begleitung von London ab und trifft morgen nachmittag 6 Uhr in Berlin ein. In politiſchen Freiſen wird der Ankunft von Dr. Simons mit großer Snannung enkgegengeſehen. Weitere Beſchſüne werden erſt gefaßt werden, wenn Dr. Simons wfindlich über den PValauf der Ereigniſſe in London Bericht erſtattet haben wird. Es Fat ſehr bot aithienes Aufkonen er“sat. dan der Mini⸗ ſter in dem letzten Angebot, das er osmacht hat. feſte Annni⸗ täten in Höhe der Pariſer Beſchlüſſe vorgeſchlagen haben ſoll. Sollte dies richtig ſein und der Auzenminiſter wirk⸗ lich Aunnitäten nach den Pariſer Beſchlüßen der Entente zum Vorſchlag gebracht haben, ſo hätte er bamit auf eigen dauem ſeine Nat machten gehen EEC TTC U 4 1 Aber Ne Grenze nicht hinaus, die in anſerem. Angevet gemacht worden war. Trotzdem würde die Negierung ſelbſt⸗ verſtändlich die Verentwortung für die Verhandlungen Dr. Simons in vollem Umfange decken. Die Stimmuna aller mar enden Kreiſe iſt ſelbſtverſtändlich ernſt, aber durch⸗ 1 Zürich, 8. Marz. Die„Morning Poſt“ meldet: Den Truppen der vereinig⸗ ten Beſatzungsarmeen wurde der Urlaub für 10 Tage ge⸗ ſperrt. An der belaiſch⸗deutſchen Grenze und im Bezirk Aachen ſind Truppenbemegungen im Gange. Für die Be⸗ ſetzung von Düſſeldorf. Duisburg und andere Ruhrorte find 15 000 Mann franzöſiſcher, engliſcher und belgiſcher Truppen vorgeſehen. Die Stellung des Kabinetts. Berlin, 9. März. Das Reichskabinett trat zu einer Sitz ung zuſammen, um ſich mit der durch die Antwort der Alli⸗ ierten geſchaffenen Lage zu beſchäftigen. Da aber die Be⸗ richte von Dr. Simons noch nicht vollſtändig vorliegen kam es noch nicht zu endgültigen Beſchlüſſen. Sicher iſt, daß Dr. Simons und die Delegation am Dienstag morgen London verlaſſen haben. gation ein Sonderzug bereitgeſtellt worden. Erſt nach münd⸗ licher Berichterſtattung von Dr. Simons werden Beſchlſiſſe gefaßt werden. Noch ehe in Berlin der Abbruch der Ver⸗ handlungen bekannt wurde, traten die Mitalieder des Sach⸗ nerſtändſaevanäſchuſſas zuſammen, um über einen nenen Plan Rathenaus Beſchluß zu faſſen, der darauf hinansging, daß Deutichland die Schulden der Alliierten in Amerika übernehmen ſollte.— Er iſt jedoch ſchon durch den Gaug der Dinge in London gegenſtandslos geworden. Schließt euch zuſammen! Leipzig, 9. März. Eine große, vom Leipziger Bürgeraus⸗ ſchuß einberufene Verſammluna von Angehörigen ſämtlicher bürgerlichen Parteien, in der der Präſident des Reichswirt⸗ ſchaftsrats, Eͤler von Braun, das Wort ergriff, nahm ange⸗ ſichts der Nachrichten, daß die Verbündeten beſchloſſen häte die denſchen Gegenvorſchläge abzulehnen, eine Eutſchließ⸗ 5 ung an, die mit den Worten ſchloß:„Ein weiteres Nachgeben würde die völlige Zerrüttung des deutſchen Wirtſchaftslebens die Sanktſonen nicht ſein, welche die Verbündeten ausüben; und die Vernichtung aller ſozialen und kulturellen Errun⸗ geuſchaften bedeuten. Ein größeres Unglück können auch ſie werden aber unterſtützen. unſer ganzes deutſches wieder zur Einheit zuſammenzuſchweißen. 1 2 Deutſcher Reichs tag. Berlin, 8. März. Der Reichstag iſt heute voll be⸗ ſetzt und in ſichtbarer Spannung. Präſident Loebe er- öffnet die Sitzung um 1.15 Uhr nachmittags und erteilt das Wort dem Reichskanzler Fehrenbach. Reichskanzler Fehrenbach gibt im Namen der Regierung folgende Erklärung ab: 8 Die Londoner Verhandlungen ſind abgebrochen. Unſere Delegation iſt auf dem Rückwege. Ich bin der Meinung, daß wir in eine Erörterung der Londoner Verhandlun⸗ gen erſt nach der Rückkehr unſerer Delegation eintreten können. ben, fühle ich mich berechtigt, Stellung zu nehmen, und zwar zu den Sanktionen. An der deutſchen Grenze iſt für die Dele⸗ (Sehr richtig.) Aber zu den Maßnahmen, die die Alliierten beſchloſſen und in Wirkſamkeit geſetzt ha⸗ Ich beginne damit, daß ich“ Das alte Lied. Roman von Jr. Lehne. 39. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) 1 ſeiz Gate Nacht, Adalbert,“ ſagte ſie deshalb herzlich, ne Hand feſthaltend und mit einem großen Blick ſein uge ſuchend,„gute Nacht“. „So, Betty, ich brauche Sie heute nicht mehr— und orgen früh bringen Sie mir den Kalte erſt dann, 70. ich danach klingele. Ich möchte ausſchlafen; ich in ſehr müde— vor zehn auf keinen Fall das Bad keit halten,“ trug ſie ihrer Zofe auf. Sie entließ das kleine, kokette Ding und lehnte ſich nend im Schaukelſtuhl zurück. Das alſo war nun der letzte Abend ihres Lebens! g Merkwürdig, daß ſie ſo gar keine Angſt hatte— 25 bei dem Gedanken an ihre Eltern krampfte ſich ihr 5 erz zuſammen— und an ihren Mann, dem ſie 8 jo vieles zu verdanken hatte— in ein beſorgter Gatte geweſen. 0 war gerecht in dieſem Augenblick und ſah klar, enden gerecht ſie doch oftmals geweſen war. Von Tau⸗ sen en um ihr glänzendes Los beneidet, hatte ſie nur e Schattenseiten in Betracht gezogen. Ceſare Conechis uſchaft hatte ſie denken und fühlen gelehrt, daß erz ſich in unbefriedigtem Sehnen verzehrte. 9 10 ſolche Stimmung hinein war Gernot Schönſtedt keimen, und es war ſelbſtberſtändlich, daß der blü⸗ 5 junge Mann den Sieg über ihren Gatten davon⸗ Zen. 5 ruczzend hätte ſie ihm ihr Leben, ihr alles hinge⸗ und nun war es ſo ganz anders gekommen! eufzend ſdand ſie auf; die Uhr zeigte auf elf— war ſo ſterbensmüde. Sie ſchloß den Schreib⸗ 0. ihr Wirtſchaftsbuch, dem ſie ſtets 7 ſtets war er aarteit dann das Wä⸗ O, ihr Gatte konnte ſich nicht beklagen— ſie war ihm eine gar treue und gewiſſenhafte Haushälterin ge⸗ weſen! Geheimniſſe waren nicht in dem zieelichen Möbel verborgen— mochte alles ſo liegen bleiben! In der Tür wandte ſie ſich noch einmal um und um⸗ faßte das lauſchige Gemach, das ihres Gatten Liebe und Fürjorge ſo ver chwenderiſch au⸗geſtattet, mit einem lan⸗ gen Blick, ehe ſie ihr Schlafzimmer betrat„— es war ein Zimmer wie geſchaffen zum Koſen. An der Decke tanzten luſtige Amoretten, die Roſen aus vollen Händen auf ſie herabſtreuen ſchienen; die Wände waren mit golddurchwirkter roſa Seide beſpannt. Ueber dem breiten Bett wölbte ſich ein ebenſolcher Bal⸗ dachin, und ein koſtbares Eisbärfell lag davor. Langſam entkleidete ſie ſich, ſie löſte das blonde Haar, das nun frei über die nackten, marmorweißen Schultern, über den königlichen Nacken floß. Noch einen letzten Blick warf ſie in den Spiegel, ſich an ihrer Schönheit zu freuen. Dann ſtreifte ſie das reichgechickte Nachthemd über; ſie ſaß auf dem Bettrand, und die bloßen Füße ver⸗ ſanken faſt in dem weichen Fell. Sie hatte ihre Nachttoilette genau ſo ruhig wie an jedem Abend beendet, und nun griff ſie nach dem Morphiumflächchen, das noch faſt voll war, ſowie nach einem Glaſe, das ſie halb mit Waſſer füllte. Ohne zu zittern, ließ ſie die verderbliche Flüſſigkeit in einem dünnen Strahl in das Glas fließen; dann ſetzte ſie es auf das Nachttiſchchen und ſinnend ruhte ihr Auge darauf. aber ſie ſchauderte zuſammen— nein, wozu das Leben weiter leben; es war ſo das Beſte— und Furcht hatte ſie nicht vor dem Tode. mußten beide ſterben, Noch war es Zeit, noch konnte ſie ſich beſinnen; Ihr Lieblingslied fiel ihr ein— wie recht hatte es zie mi ſie hatten ſich diel zu Ihr Entſchluß war gefaßt; ſie fiel am Bett nieder, und zu heißem Gebet faltete ſie die Hände; ihr blonder Kopf ruhte auf den verſchlungenen Händen, und ein leiſes Schluchzen erſchütterte ihren Körper. „O Gott, mein Gott, du haſt ſchon ſo viele ſchwere „Ja, Gernot, ich komm!?!?!?. 13 Miſſetaten verziehen; vergieb auch mir meine Sünden um deiner großen Barmherzigkeit willen!“ f Eine Weile lag ſie ſo da; da führte der Schlag einer fte ft 15 in die Wirklichkeit zurück, und haſtig erhob ie ſich. 0 Sie ſuchte ihr Lager auf, drehte das elektriſche Licht aus und mit feſter Hand führte ſie das Glas mit der tödlichen Flüſſigkeit an den Mund.. Dann ſank ihr ſchwerer Kopf in die Kiſſen zurück; ein ſeliges Lächeln lag auf ihrem ſchönen Geſicht. „Gernot,“ flüſterte ſie leiſe, und ihre Augen ſchloſſen ſich zu dem Schlummer, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. 1 2 6 i* Am andern Morgen lauſchte der Graf an ihrer Tür, ob ſie ſchon erwacht war. Es drängte ihn, ſeiner Frau einen freundlichen Morgengruß zu ſagen, nachdem ſie ſich geſtern ſo entgegenkommend und herzlich gezeigt. Jedoch wollte er ihren Schlummer nicht ſtören; er wußte ja, daß ſie in letzter Zeit ihn gern bis in die ſpäten Morgenſtunden ausdehnte. Heute dauerte es aber gar zu lange, ehe ſie ſich blicken ließ; es war doch ſchon zehn Uhr. Er fragte ihre Zofe: „Frau Gräfin ſchlafen noch immr?““ (Schluß folgt.) N 553 das wichtigſte Wort in Deutſch überſetze.(Sehr richtig!) an Sanktionen bedeuten nichts anderes als Gewalt⸗ aten. Mit den ehrwürdigen Begriffen des Rechts haben ſolche Akten nichts zu tun. Es gibt keinen Rechtsboden für dieſe Maßnahmen, die ins Werk geſetzt ſind, um feſt⸗ geſetzte Leiſtungen zu erzwingen. Dieſer Rechtsbruch kann durch juriſtiſche Vergleichungen nicht erhöht oder gar geheiligt werden. Dieſer Rechtsbruch iſt umſo ſchlimmer, als er getragen wird von dem Namen der Staatsmänner der ſiegreichen Mächte und als er ſich richtet gegen ein Volk, dem man jede Wehr genommen hat, um ſich gegen die Gewalt verteidigen zu können. Dieſer Gewaltakt iſt uns ſchon in dem Moment ange⸗ droht, als in den Pariſer Beſchlüſſen unmögliche Forde⸗ rungen gegen uns erhoben wurden. In dieſen Wochen haben wir wenigſtens gelernt. daß uns durch die Parj⸗ ſer Beſchlüſſe etwas Unmögliches zugemutet worden iſt. Die vorigen Wochen haben uns in der Ueberzengung nur befeſtigen können, daß durch dieſe Art weder eine Regelung des europäiſchen Wiederaufbaues, noch eine Liquidation des Krieges möglich iſt. Wenn in dieſer Weiſe fortgefahren wird, wird das Uebel nur vergrö⸗ 1 97 Glauben etwa die enropäiſchen Staatsmänner, daß ſie auf dieſe Weiſe eine Regelung in die wirren Ver⸗ hältniſſe Europas bringen können? Das iſt unmög⸗ lich. Es entſtehen hierdurch nur neue Schmierigkeiten. Man muß eine Möglichkeit finden, die dieſe Atmoſphäre der konſtruktiven Unmöglichkeiten erſetzt. 5 An die Stelle der Gemalt muß der ehrliche Wille, die Weltgemeinſchaft des guten Willens treten. Wir find bereit, in dieſe Weltgemeinſchaft einzutre⸗ ken. Wir haben uns nicht geweigert, aus dem Verluſt des Krieges die Folgen auf uns zu nehmen. Wir ſind uns klar darüber, daß beim Wiederaufbau der Welt die ſchwerſten Laſten auf uns fallen. Wir waren bemüht, den Gegner von den Grenzen unſerer Leiſtunasfähig⸗ keit zu überzeugen. Jetzt müſſen wir der Tatſache ins Auge ſehen, die durch die Verwirklichung der Sanktionen eingetreten iſt. Es beginnt für das deutſche Volk, das nach dem Kriege ſchon ſoviel durchzumachen hatte, wie⸗ der eine ſchwere Zeit. Jetzt gilt es für das deutſche Volk, die Ausdehnungsfähigkeit ſeiner Geduld zu beweiſen. Ich habe dieſes Vertrauen zu dem deutſchen Volke und vor allem gedenken wir hier der Teile des Vaterlandes, die zunächſt von den Maßnahmen der Alliierten betrof⸗ fen werden. Wir haßen den Geiſt wahrgenommen, der jetzt herrſcht, den Geiſt der Entſchloſſenheit und des Mu⸗ tes, der geblieben iſt, dem Vaterlande treu zu bleiben. Wir danken dieſen Gebieten für ihre vaterländiſche Ge⸗ ſinnung und werden alles tun, um ſie darin zu unter⸗ ſtützen. Unſer Außenminiſter Dr. Simons hat in Lon⸗ don an die Geſchichte appelliert. Ich glaube feſtſtellen zu dürfen, daß das Urteil heufe ſchon in der Richtung ſtſteht, daß die Aufbürdung der Schuld bloß auf die deutſchen Schultern nicht nur eine Verkennung der Tat⸗ ſachen, ſondern auch eine unberechtigte Entlaſtung der Ententeſtaatsmänner bedeutet. Die Geſchichte wird ihr Urteil nicht nur über die Schuld am Kriege fällen, ſon⸗ dern auch über das Diktat des Verſailler Friedens. gemeiner. lebhafter Beifall bei den bürgerlichen Par⸗ teien und den Mehrheitsſozialiſten.) An die Erklärung des Reichskanzſers ſchließt ſich eine Geſchäftsordnungsdebatte. Abg. Streſemann(D. Vp.) beantragt unmittelbar nach deren Rückkehr des Außenminiſters am Donnerstag mergen eine Sitzung des Auswärtigen Ausſchuſſes einzuberufen und das Plenum des Reichstages mit der Londoner Konferenz erſt am Freitag zu beſaſſen. Aba. Criſpien(Unabh.) betont, daß die Negierungserklärung nicht die Meinung aller Parteien wiederſpiegelte. Es müß'e daher ſofort eine Beſprechung ſtattfi: den. Außerdem beantragte er, die Beſprechung nicht erſt im Ausſchuß, ſondern ſofort im Plenum vorzenehnen, da ſchon zuviel Geheimnis⸗ krämerei um die Lond-mer Konferenz herumgemacht worden ſei. Dr. Fevy(Nomm.) ſchließt ſich den Aus⸗ führungen Criſpiens an. Müller⸗Franken(ebrheitsſoazialiſt) betont, daß es weder im Inlande noch im Nuslande verſtanden worden wäre, wenn der Reichskanzler beute nicht geſprochen hätte. Auch er iſt für ene Beratung zuerſi im Aus⸗ ſchuß und dann im Plen ne und liebt dervor, daß eine Beſprechung der Regierungserklärung ohne die Anweſen⸗ heit Dr. Simons zwecklos wöre. Abg. Criſpien weiſt darauf hin, daß die Beratungen des Auswärtigen Aus⸗ ſchuſſes nicht einmal den Reichs tagsmitgliedern ohne wei⸗ teres zugänglich ſeien und daß er daher eine ſofortige Beratung im Plenum empfehle. Schließlich werden die Anträge Criſpiens abgelehnt und es folgt die Erledi⸗ gung kleiner Anfragen. Deutſchland. 15 N Das Ende des„Finanzdiktators“. Der Sparſamkeitskommiſſar hat geendet wie alle, die bisher den zähen Kampf mit der Bürokratie, mit der Kautſchukmaſſe unſerer Verwaltungs organiſation aufge⸗ nommen haben. Bis jetzt hat es keine Ausnahmen gege⸗ ben. Man iſt immer wieder entſetzt, zu ſehen, wie die tatkräftigſten, vom beſten Geiſte beſeelten Männer nach einem zähen Ringen von wenigen Monaten marode und niedergearbeitet ſind. Das Regieren macht heute ſchuell alt. Wer die Dinge aus nächſter Nähe zu beobachten Ge⸗ legenheit hat, den wundert das nicht, und es wird immer klarer, daß eine wirkſame Aenderung der Dinge nur ein⸗ treten kann, wenn der geſamte Beamtenapparat, nicht ſomweit er entbehrlich iſt, ſondern über ſeine Entbehrlich⸗ keit hinaus beſeitigt wird. Man könnte über den Kampf der Reſſorts, der ſich bis in die kleinſten Regionen, bis zu den Kämpfen zwiſchen den Nachbarzimmern erſtreckt, herzlich lachen, wenn wir nicht alle die Zeche dafür zu 1 hä. die beſt 0 alte 3 (All⸗ —— f an den Fachmännern zugrunde, die alle Dinge nur don ihrem Reſſortſtandpunkt aus ſehen. Nur die Befreiung der Staatsmaſchine von allem irgendwie entbehrlichen Ballaſt, die äußerſte Beſchränkung in allem Verordnen, kann zur Geſundung führen. Hierzu fehlen aber leider alle Vorausſetzungen. Das Kabinett hat keine Perſönlichkeiten, die den Entſchluß zu einer durchgreifenden Reform unbekümmert um das Ge⸗ ſchrei der Beteiligten und ohne Rückſicht auf die Folgen für ihre eigene Perſon zu faſſen wagten. Man ſchließt Konipromiſſe und immer wieder Kompromiſſe. Und wenn man wirklich mal glaubt, eine Entſcheidung gefällt zu haben, wie mit der Berufung eines Finanzdiktators, ſo bekommt man bald Angſt vor der eigenen Courage und ſtreicht dann in der Ausführung des Abſchluſſes ſo⸗ viel von den Vollmachten, bis von dem Diktator nichts übrig bleibt und er ſelber in kurzer Zeit das Spiel ver⸗ loren gibt. Es wird fortgewurſtelt Sperrung der oberſchleſiſchen Grenze. Breslan, 9. März.(Mitteilung des Polizeipräſi⸗ diums.) Auf Anordnung der interalliierten Kommiſ⸗ ſion iſt die oberſchleſiſche Grenze vom Mittwoch den 9. März, von morgens 8 Uhr ab, geſperrt. Die Schiffer er⸗ halten weiter das Viſum zebenſo gelten die Ausweiſe für die Eiſenbahner weiter. Bei Todesfällen und ſchwe⸗ ren Erkrankungen in der Familie iſt der Chef des inter⸗ alliierten Paßbureaus in Oppeln ermächtigt, die Ein⸗ reiſeerlaubnis zu erteilen. Es empfiehlt ſich, die Ein⸗ reiſeerlaubnis telegraphiſch zu beantragen. Das Viſum wird von dem für den Wohnort des Geſuchſtellers zu⸗ ſtändigen franzöſiſchen Konſulat erteilt. Der Deutſchenhaß in Belgien. Brüſſel, 8. März. Am Sonntag ereignete ſich in Brüſſel ein bezeichnender Zwiſchenfall. Eine Gruppe Kriegsteilnehmer ſtürmte die Wohnung eines Deutſchen, demolierte ſie und verletzte den Inhaber ſchwer. Als Polizei eintraf und Verhaftungen vornahm, ergriff das Publikum gegen ſie Partei und ſuchte das Revier zu ſtürmen. Die Ruhe trat erſt wieder ein, als die Ver⸗ hafteten entlaſſen wurden. Ausland. Die Amerikaner nehmen nicht am Vormarſch teil. Paris, 8. März. Aus Waſhington wird berichtet, daß das amerikaniſche Außenamt geßern nachmittag bekanntgab, daß infolge des Bruches zwiſchen der En⸗ tente und Deutſchland amerikaniſche Beſatzungstruppen nicht an dem Vormarſch in deutſches Gebiet teilnehmen werden. Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 8. März. Die heutige Sitzung des Badiſchen Landtages, die gegen 5 Uhr begann, erhielt dadurch eine beſondere Bedeutung, daß Staatspräſident Dr. Trunk zu den Londoner Vorgängen in einer Anſprache Stellung nahm. Haus und Tribünen waren außerordentlich gut beſucht. Der Staatspräſident führte aus: 5 Wieder iſt eine Woche vergangen voll ſchmerzlichſter Sorge und voll höchſter außenpolitiſechtr Spannung. Die deutſche Delegation war auf der Londoner Konferenz, um darzutun die deutſche Antwort auf die Pariſer Vorſchläge, auf die Anſprüche des Feindbundes, um darzutun das deutſche„Unmöglch“, das gegenüber den Pariſer Vor- ſchlägen einſtimmig aus dem ganzen deutſchen Volke. aus allen Ländern, aus allen Parteien erſcholl, unmöglich ange⸗ ſichts der überaus ſtark verminderten deutſchen Hilfsauel⸗ len und der gebrochenen deutſchen Leiſtunasfähigkeit. Die deutſe Delegation hat auf der Londoner Konferenz, um zu einem poſitiven Ergebnis zu kommen und um im Umfange der deutſchen Lelſtungsfähigkeit die dem deutſchen Volke auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen, Gegenvorſchläge vorgebracht und dieſe begründet. Die Gegenvorſchlſge ſind abgelehnt worden. Die Londoner Konferenz wurde abge⸗ brechen und damit ſind zunächſt die Verhandlungen geſchei⸗ tert, und wir ſtehen nun vor der Tatſache, daß mitten in die nach dem Verſaller Vertrag gepflogenen Verhandlun⸗ gen über die deutſche Reparationspflicht und mitten unter den Verhandlungen der Feſtſetzung deſſen, was Deutſch⸗ land zu leiſten vermag, die Entente mit Strafmaßnahmen gegen uns einſetzt. Wir kennen noch nicht den Bericht der deutſchen Delegation; ſie iſt auf dem Heimwege, und wir werden das abſchließende Urteil über den Verlauf und das Ergebnis der Londoner Konfecenz zurückzuſtellen haben, bis ſie zurückgekehrt iſt. Aber Pflicht iſt es, auch heute ſchon für uns hier im Badiſchen Landtage auszuſprechen, daß die Strafmaßnahmen, die durch den Feindbund bereits in Wirkſamkeit gebracht worden ſind— denn es liegt be⸗ reits die Meldung vor, daß die Stadt Düſſeldorf beſetzt iſt und daß die Beſetzung der Städte Duisburg und Ruhrort im Gange iſt— nicht berechtigt ſind, und daß wir hier im Badiſchen Landtage gegen die Strafbeſtimmungen nach⸗ drücklich Verwahrung einlegen, und darzutun, daß das deutſche Volk den ehrlichen Willen hat, die Verpflichtungen zu erfüllen, aber es aus Gründen der Wahrheit als un⸗ möglich bezeichnen mußte, den Pariſer Vorſchlägen zuzu⸗ ſtim men. i Treten die Strafbeſtimmungen in Kraft, ſo wird alſo weiter deutſches Land beſetzt und es kommt erneut erheb⸗ liches Leid über die deutſche Bevölkerung, über die deutſche Wirtſchaft und den deutſchen Arbeitswillen, der wieder ein⸗ geſetzt hatte ſeid dem Zuſammenbruch nach dem Kriege. Leid und Not werden auch dem unbeſekten Geb':: nich⸗ ceſpact bleiben. So wie wir von dem Nugenblick an da wir die Pariſer Vorſchläge und Auſprüche an uns kannten, un⸗ des ſchweren Ernſtes der Geſamtlage bewußt waren, ſo dür⸗ fen wir jetzt umſoweniger die Schere der Lage verkennen, die uns die Zukunft bringt. Ueberaus ſchwer wird die Bevölkerung durch die Beſetzung leiden, überaus Schwe⸗ res wird auch über die Bevölkerung kommen, die von der Beſetzung verſchont bleibt. Wir wollen in ernſteſter Stimmung verharren, auch verharren in entſchloſſener Stimmung, alles zu tun. was wir tun können und müſſen, aber auf der anderen Seite unerſchütterlich bleiben gegenüber dem, was über das Mögliche hinaus uns zugemutet und abgepreßt wer⸗ den ſoll.(Bravo.) Wir haben die Verpflichtung, der Bevölkerung, die die Beſetzung zu erleiden hat. ein Wort des hersſichſten Mit⸗ empfindens zu ſagen und auch ein Wort der entſchloſſenen Tat, daß wir bereit ſind, ihnen unſere Unterſtützung zu leihen, wo und immer wir können.(Bravo.) Und wir wollen zu der badiſchen Veyölkerung ſagen: Wir wollen in Würde und Teſonnenheit die Dinge von heute, von morgen und von ͤbermorgen ertragen. 5 Träfibent Nun fü aber a —— —— rte denn aus: ich wein mit Abrer auer Zuſttmmung cher, wenn ich dier ſeſeſtelle, Faß Jas ganze Haus einmütig ſich der feierlichen Verwahrung an⸗ ſchließt, die ſoeben aus dem Munde des Herrn Staatspräſi⸗ denten enüber den Londoner Beſchlüſſen ausgeſprochen worden iſt.„Obgleich die deutſche Regierung Angebote ge⸗ macht hat, die nicht nur die jetzige, ſondern auch die nächſte und übernächſte Generation in übermäßiger Weiſe belaſtet, hat man unſer Angebot zurückgewieſen. Man iſt ſtehen ge⸗ blieben bei unerfüllbaren Anforderungen, Bedingungen, die wir als ehrliche Männer nicht annehmen konnten. weil wir ſie n. t erfüllen können.(Sehr richtig). Es wird, glaube ich, in nicht zu ferner Zeit auch bei der Entente die Einſicht dämmern, daß die Ausſchaltung Mittelenrovas aus dem wirtſchaftlichen eben Europas unmöglich iſt. und daß die Londoner eſchlüſſe verhängnisvoll werden müſſen, ver⸗ zängnisvoll auch für die ganze Kultur, und deshalb ver⸗ trauen wir auf die Zukunft und wir vertrauen darauf, daß auch in feindlichen Ländern die Einſicht orchdringen wird, daß man in dieſem Tempo nicht weiter machen kann. und daß man einem 60 Millionenvolk eine dauernde Verſklavung nicht auferlegen kann. Nun ſind wir allerdings in einer äußerſt ſchweren, troſtloſen Situation, und es kommen na⸗ montlich über die Gegenden, die durch die Beſetzuna heimge⸗ ſucht werden, furchtbare Leiden. Ob auch unſer badiſches Volk daron getroffen wird, wiſſen wir nicht, ausgeſchloſſen iſt es nicht. Was aber auch kommen mag, wir wollen die Meinung in das Volk hinausſenden, daß das deutſche Volk in dieſen ſchwerſten Tagen ſeine Würde behält, und daß Un⸗ beſonnenheiten unter allen Umſtänden fernbleiben, und das es in Geſchloſſenheit ſeinen Gegnern gegenübertritt(Bravo). Und dieſe Einigkeit muß ſich innerhalb aller Parteien kund⸗ tun. Die nationale Würde und Einſicht muß uns über Alles gehen. Wenn wir dieſen Geiſt dulden, wenn das ge⸗ meinſames Gut unſeres Volkes wird, daun wollen wir trotz der Bedrängnis und Not nicht verzweifeln, fondern der Hoff⸗ nung bleiben, daß in abſehbarer Zeit die Dinge ſich wieder beſſern. Gott, der Allmächtige, möge uns dazu beiſtehen. Auf Vorſchlag des Präſtdenten ſah die Kammer von der Durcharbeitung der Tagesordnung ab, und nahm nur den Bericht über den Voranſchlag des Arbeitsminiſteriums ent⸗ gegen. Baden und Nach bargebiete. * Karlsruhe, 8. März. Am Sonntag fand hier eine Landesverſammlung der Fachgruppe Zoll und Steuer“ des Reichswirtſchaftsverbandes deurſcher derzeitiger und ehemaliger Berufsſoldaten[R. d. B.). Landesgruppe VBa⸗ den, ſtatt. Faſt alle 22 Ortsgruppen des Verbandes in Baden hatten Vertreter entſandt. Gene ralſekrelzr des R. d. B. in Baden, Roſteck, berichtete öber die Lage der Mili⸗ äranwärter im Bezirk des Land- sfiſanamts Karlsruhe, die gegenüber den Militäranwärtern bei anderen Reichs⸗ behörden, wie Poſt und Bahn, geradezu troſtlos genannt werden kann. Er begründete den Anſßruch der Militär⸗ anwärter auf die mittlere Beamtenlaufbahn an der Hans der beſtehenden Geſetze. In einer natz erfolgter lebhafter Ausſprache gefaßten Enzſchlietung wurden dem Landes⸗ finanzamt noch einmal anwärter mitgeteilt und von ihm als Reichsbehörde ver⸗ langt, entſprechend dem Geſetz den Militäranwärtern die gleiche Behandlung angedeihen zu laſſen, wie es im übri⸗ gen Reich ſeit langem üblich iſt. Zu der in nächſter Zeit in Berlin ſtattfindenden Verſammlung der Reichsfach⸗ gruppe„Zoll und Steuer“ wurden Vertreter gewählt. za** Bruchſal, 9. März. Die Polizei verhaftete den hier als Dienſtknecht angeſtellten rumäniſchen Staatsangehöri⸗ gen Johann Jonitz, der kürzlich einen ſchweren Pferde⸗ diebſtahl verübt hat. N 6 n Mannheim, 8. März. Zu der Ermordung des Mün⸗ chener Kraftwagenbeſitzers Bauer und ſeines Chauffeurs durch zwei Mannhelmer und einen Frankenthaler Burſchen werden noch folgende Einzelhejten gemeldet: Die drei Tä⸗ ter ſind der etwas über 16jährige Kaufmannslehrling Willi Fritſch, der 17jährige Schloſſerlehrling Kund Englert. beide von Mannheim, und der ebenfalls 17jährige Oberreal⸗ ſchüler Eugen Rieger von Frankenthal. Am 11. Februar hatte der Kaufmannslehrling Willi Fritſch bei ſeinem Lehr⸗ herrn 8000 Mk. unterſchlagen und mit dieſem Geld fuhren die drei jungen Burſchen im Automobil nach Heidelberg, wo ſie die erſte Nacht in einem öffentlichen Hauſe verbrach⸗ ten. Von Heidelberg fuhren ſie nach München, ſtatteten ſich mit Schuhen und Kleidern aus und unternahmen eine Au⸗ tomobilfahrt nach Garmiſch. Da die unterſchlagenen 8000 Mk. ſchon ziemlich zuſammengeſchmolzen waren, beſchloſſen ſie, den Autobeſitzer Bauer um das Fahrgeld zu prellen. Der eine der Burſchen hatte zwei Revolver bei ſich, die er an ſeine Genoſſen verteilt. Nach 1 ½ſtündiger Fahrt mein⸗ te Englert: Jetzt müſſen wir die beiden Chauffeure weg⸗ ſchaffen. Wenn ich„Achtung“ rufe, legt ihr an, und au „Los!“ müßt ihr abfeuern. So wurde es auch gemacht und der Automobilbeſitzer Bauer, ſowie der Chauffeur Türk ſanken tödlich getroffen zuſammen. Englert ſtach dann noch auf die beiden Opfer ein, bis ſie kein Lebenszeichen mehr von ſich gaben. Das Auto mit den beiden Chauffeuren wurde am anderen Morgen bei Pöhl aufgefunden. Bei ihrer Ver⸗ a legten die Täter eine beiſpielloſe Gleichgültigkeit an den Tag. * Pforzheim, 9. März. Ein ſchweres Verbrechen, ein Mord. iſt in dem Nachbradorf Dürrn verübt worden. Der 22 jhrige frühere Goldarbeiter Fritz Mohrhardt aus Iſpin⸗ gen hatte ſchon längere Zeit ein Verhältnis mit der W jäh⸗ rigen Tochter des Geſchäfisführers Guſtav Schwarz, dem ein Kind entſproſſen iſt das jetzt ein Jahr alt iſt. Mohr⸗ hardt hatte ſich ſchon ſeit einiger Zeit ſeiner Verpflchtungen gegenüber dem Mädchen entzogen. es aber auf letzten Sonn⸗ tag in die Nähe von Bauſchlott beſtellt. Von dieſer Zu⸗ ſammenkunft kehrte das Mädchen nicht mehr zurück. wurde am Montag nachmittag erſchoſſen aufgefunden. Als Täter wurde Mohrhardt verhaftet, der auch die Tat ein⸗ geſtand. Er hatte das Mädchen durch zwei Schüſſe in den Kopf und einen Schuß in die Bruſt getötet, um nicht für das Kind ſorgen zu müſſen. ** Kehl, 9. März. Nach dere deurſchfranzöſiſchen Abkom⸗ men müſſen im Kehler Haſen eine Anzahl von Arbeiten ausgeführt werden, darunter die Erweiterung der Gleisan⸗ lagen, Herſtellung weiterer Uferbauten, Bau einer Nothalle für eine an die franzöſiſche Verwaltung überlaſſene Werft⸗ halle, ſowie verſchiedene kleine techniſche Aenderungen. Die Geſamtkoſten werden auf 12 100 000 Mark geſchätzt. Ein grö⸗ zerer Teilbetrag iſt bereits im Haushalt für 1920 erſchienen. en Singen, 9. März. Wie der„Volkswille“ berichtet. fuhr das Auto des Herrn Weßacher non Stühlingen geſtern aben mit voller Kraft auf einem Schlaghaum zwiſchen Stühlin⸗ gen und Weizen, in die Maſchine des Perſonenzuges, der um 8 Uhr abends nach Emmendingen fuhr. Das Auto war mit drei Damen und zwei Herren aus Stühlingen beſetzt. Eine Frau war ſofort tot, eine zweite wurde ſchwer verletz Die übrigen Inſaſſen kamen mit leichteren Verletzungen da⸗ von. Das Auto wurde vollſtändig zertrümmert. Wie das Unglück möglich wurde. muß die eingeleitete Unterſuchung ergehen.— Herr Dr. Becht aus Weizen. der ſich im 5 befand nahm ſich ſofort der Verletzten an. z Wembach 5. Schönau, 9. März. Die Ortskrankeng kaſſen Säckingen⸗Waldshut haben beſchloſſen, das Kurha Rabenfels zu einem Preis von 275000 M. anzukaufen, u ein Erholungsheim für die Krankenkaſſeumitglieder insn“ richten. a Konstanz, 9. März. Von drei Salparſanſchmugglern, die am Samstag abend von Karlsruhe hier ankamen, w den zwei verhaftet, während es dem dritetn gelang. zu entkommen. Das beſchlagnahmte Salvarſan ſtellte ſich! * die Forderungen der Militär⸗ 8 Es gibt nicht wenig Leute, die eine Erörterung der f uld am Weltkrieg, mit der wir uns anläßlich der Londoner Tage einmal ausführlich beſchäftigen müſ⸗ en, als eine Beläſtigung empfinden, als ein langweiliges 1 ema, das Zeit und Raume ſtehle, die für weit wich⸗ Peer Stoffe kaum ausreichten. Für den Geſchichts⸗ Hreiber ſei die Schuldfrage allerdings ein unerſchöpflicher Born wiſſenſchaftlicher Forſchung, aber ſchon der Politi⸗ de 1 er habe wahrlich an genügend viele andere Dinge zu uken. Nach dem Intereſſe, das Deutſchlands Feinde an r Schuldfrage nehmen, iſt die Blaſiertheit doch ſehr be⸗ nklich und wenn wir wiſſen, daß unſere Feinde die uns zuteil werdende niederträchtige Behandlung auf die Be⸗ guptung gründen, Deutſchland habe den rieg verſchuldet, ſo haben wir allen Anlaß, wenigstens die Nichtigkeit dieſes Anspruchs klipp und klar beweiſen. Wer an die Gerechtigkeit im menſchlichen eden nicht glaubt, mag daran zweifeln, daß uns einmal unſer Recht wird. Wir ſelbſt aber wollen dieſes unſer ſutes Recht nicht in Frage ſtellen und feſthalten, wenn . Ren einmal die Gelegenheit erhalten, dieſem unſerem echt zur Geltung zu verhelfen. Schließlich beſteht doch icht die ganze außerdeutſche Welt aus moraliſchen Lum⸗ den, die ſich kaltherzig beim Juſtizmorde beruhigen, der In deutſchen Volke von den wahren Schuldigen am Welt⸗ diege begangen wird. Unter den Neutralen gibt es ſehr lele anſtändige Leute, ſo in Spanien, Südamerika, 1 weden, in Finnland, in den Niederlanden, deren 8 zeugung uns vom größten Wert ſein muß, wenn ir don ihnen auch nicht gerade fordern können, daß ſie de Leben für unſer gutes Recht in die Schanze ſchlagen, 0 es in Deutſchland ſelbſt ſo viele unqualifizierbare Ele⸗ Ente gegeben hat, die ſich nicht nur vor der Verteidigung leſes Rechts gedrückt, ſondern ſogar behauptet haben, 5 wären im Unrecht geweſen. Wenn es uns endlich uch nicht gelingen ſollte, unſere auswärtigen Feinde von unſerem Recht und ihrem Unrecht zu überzeugen, un⸗ lete Berleumder im eigenen Lager wol⸗ en wir jedenfalls ihrem irdiſchen Richter nicht entkom⸗ . laſſen. Die ganze Empörung des gequälten Volkes nuß von dieſen Menſchen Sühne fordern 1 hun den unberechenbaren Schaden, den ſie dem Deutsch dre z ſie n der Welt zugefügt haben. Dieſe Menſchen müſſen Behauptungen vor einem Gericht wiederholen, das daran erinnert, daß ſie nicht einzelne Perſonen, Par⸗ eien oder ein Syſtem verunglimpft haben, ſondern das deutsche Volk. f ire unſere Schuld ſo zweifellos, wie unſere Landes⸗ 8 äter ſie in ihrer Revolutionsekſtaſe darſtellten, hätten dann unſere Feinde in Paris und London nötig, ſelbſt 5 unſerer Schuld zu zweifeln? In England liebt man allen unſauberen Taten ein„gottgefälliges“ Mäntel⸗ Un. umzuhängen. Allmählich aber beginnt man auch 0 die Kriegsſchuldheuchelei als übel zu empfinden und auf den Standpunkt zu ſtellen, daß es für den Sieger N un Gericht gibt. Es galt, den Konkurrenten zu Boden Au ſchlagen, und das geſchah. Den Engländer könnte die ſebrterung der Schuldfrage daher allerdings langweilen, le hat für ihn nur ſehr nebenſächliche Bedeutung. Denn Aaubte ſich im Recht, als er uns einkreiſte, und er iß es ſehr gut, daß die Sonne die Wahrheit doch an den Tag bringen wird, weshalb es nicht gerade klug iſt, J 10 mit einer Lüge zu entſchuldigen, wo man andere Ent⸗ kuldigungen hat. Daher die Aeußerung Llond Georges 10055 die allgemeine Unſchuld am Weltkriege, falls nicht 9 noch ein Seitenhieb auf Asquith zu vermuten wäre. zudders die Kuſſe n. Ihr Kaiserreich iſt im Beltkrieg dugrunde gegangen, ſie werden durch keinen Erfolg ge⸗ I Snſertigt und ſie ſind auch durch die Enthüungen des 1 g* . füt . du Reſerve wohl noch hervorkommen müſſen. un g Nedomlinow.Prazeſſes und die in der Wochenſchrift Prawda“ ſeinerzeit veröffentlichten Geheimakten des uſſiſchen Miniſteriums des Aeußern ſo zweifellos über⸗ At kt. daß über den ruſſiſchen Anteil an der Schuld die ist en eigentlich geſchloſen werden könnten. Iswolski nun glücklich tot. Aber ſein Famulus Sſaſonow lebt 3055 ſchreibt wobl ſeine Memoiren, mit denen er ſeinen N keimen weißwaſchen will. Iswolski hat grundſätzlich fein Memoiren geſchrieben; Sſaſonow aber wird aus . Die gebenden Politiker unter den ruſſiſchen Emigranten Paris haben ihn bereits möglichſt unauffällig in der erſenkung verſchwinden laſſen. Er kompromittiert ſie. emoiren ſeines Freundes Paléèéologue aber doch wohl die Veranlaſſung geben, ihn aus ſeinem in * 9 E der: b den 1 den retiro hervorzuholen. / c ener. e . dus dals, 1 leeleaff Fee N . nach alsologue iſt Rumäne in franzöſiſchen Dienſten. den elcaſſe von Petersburg abreiſte, atmeten unſere tſchen Diplomaten auf. Poincars in Paris mit Is⸗ Grey mit Nicolſon in London, in Petersburg a des mit der Zarin⸗Mutter Maria Feodorowna, Niko⸗ 1 Nikolajewitſch und Suchomlinow, der rumäniſche Ge⸗ e Diamandi als Agent ſeiner Königin Marie: alle eri amen ſtanden vor dem Kriege faſt in jedem der me chte, in denen vor dem in Petersburg ſich zuſam⸗ menbadenden Unwetter gewarnt wurde. Als Delcaſſs er w. karis zurückging, wußte man in Petersburg, daß eidieder an die Spitze des Miniſteriums des Aeußern fernt werde, von der er auf deutſches Verlangen ent⸗ ord worden war, und daß dieſe Rückkehr als Heraus⸗ feine ung Deutſchlands gedacht wurde. Aber man hielt e Tätigkeit in Paris für weniger gefährlich als ſeine enheit in Petersburg. Man wußte, daß er ſeine 2 i 5 N wötzabe in Petersburg erfüllt hatte und nicht abgereiſt ö don; wenn er deſſen nicht gewiß geweſen wäre, daß die * gelegten Minen rechtzeitig explodieren würden. logue wußte, daß ſein Petersburger Nachfolger Paléo⸗ Würde ur ſein gehorſamſter Diener war der nichts tun gab e was Delcaſſs nicht in den Kram paßte. Trotzdem je unſere Diplomatie keineswegs alles verloren, hoffte 'r, daß auch Paléologue mit ſich reden laſſen Aus den Memoiren dieſes Rumänen iſt zu er⸗ 5 5 gut er es versteht, den harmloſen Bieder⸗ Worauf ſie ihre Anſprüche ſtützen. zpielen, der tränenden Auges in ſeinem Garten den Margeriten die Blätter abzupft und ſich damit die Entſcheidung über die Schickſalsfrage ſchaffen möchte: Gibt es Krieg? Gibt es keinen Krieg? Die vielen Tau⸗ ſende von Reichsdeutſchen, die vom Kriegsausbruch nicht nur in der ruſſiſchen Provinz, ſondern auch trotz täglicher Erkundigungen beim Generalkonſulat und bei der Bot⸗ ſchaft in Petersburg überraſcht wurden, ſind der glatteſte Beweis dafür, daß man in Berlin an den Krieg nicht glaubte. Es iſt kein Geheimnis mehr, daß der deutſche Botſchafter Graf Pourtalss befürchtete, ein panikartiger Abſtrom der Reichsdeutſchen in ihre Heimat könnte in Rußland als die Folge einer geheimen deutſchen Mobil⸗ machungsorder ausgelegt werden. Die Ruſſen hatten es vor dem Japankriege erlebt, daß alle in Rußland ſich aufhaltenden Japaner zu einer Zeit, als die Ruſſen noch an keinen Krieg mit Japan dachten, plötzlich nach Hauſe eilten und daß kurz darauf der japaniſche Ueberfall los⸗ ging. In ruſſiſchen Militärkreiſen wurde viel davon ge⸗ ſprochen, daß auch die Deutſchen ohne Kriegserklärung losſchlagen würden. Dieſe Kreiſe ſprachen von nichts anderem als vom Krieg mit Deutſchland und überwach⸗ ten das Verhalten der Deutſchen in Rußland böchſt miß⸗ trauiſch. Aber ſollte Bethmann Hollweg wirklich ſo bru⸗ tal geweſen ſein, daß er die vielen Tauſende dieſer Reichs⸗ deutſchen lediglich ſeiner Abſicht, die Ruſſen mit dem Kriege zu überraſchen, geopfert hätte? Das wird doch wohl ſelbſt ein Kautsky, ein Eisner e tutti quanti nicht annehmen. Dieſe Rußland⸗Deutſchen wurden ein Opfer des grenzenloſen deutſchen Optimismus. Die Kriegsmöglichkeit war in Berlin zur diplomatiſchen Phraſe geworden, an deren Realiſierbarkeit man nicht im entfernteſten dachte, wie man in einer geſitteten Ge⸗ ſellſchaft nicht daran denkt, daß einer ſich plötzlich des Fracks entledigen und einen Mitgaſt im Ringkampfe auf die beiden Schulterblätter legen könnte. 5 Es gibt ſehr viele anſtändige Ruſſen, die es mit der Wahrheit genau nehmen und die geradezu Wahrheits⸗ fanatiker ſind. Sie ſind Geiſt vom Geiſt der realiſtiſchen ruſſiſchen Literatur, die ſich weder durch äſthetiſche noch ſonſtige Bedenken davon abhalten laſſen, das Leben ſo zu ſchildecn, wie es— ihrer Meinung nach— iſt. Zu, dieſen Ruſſen gehört, wenngleich er einen deutſchen Na⸗ men trägt, Baron B. E. Nolde, der 1917 Gehilfe des ruſſiſchen Miniſters des Aeußern war. Nolde hat ſehr viel über die Schuldfrage geſchrieben und bisher immer nachzuweisen geſucht, daß nicht Rußland, ſondern Deutſch⸗ land die Schuld am Kriege treffe. Zu Kriegsbeginn hatte er eine Broſchüre verfaßt, in der er meint, die Verhand⸗ lungen zwiſchen den intereſſierten Kabinetten hätten nur deshalb zu keinem Ergebnis geführt, weil die deutſche Regierung ſich hartnäckig geweigert habe, den Streit auf friedlichem Wege zu löſen. Als Kaiſer Wilhelm von ſei⸗ ner Nordlandfahrt heimkehrte, habe er allem Schwanken ſeiner Regierung ein Ende gemacht und den Stein ener⸗ giſch ins Rollen gebracht. Die Broſchüre war von einer kindlichen Auffaſſung der Verhältniſſe beſeelt, deren nur ein Ruſſe fähig iſt, der etwas laut läuten hören, ſeine Phantaſie durch keine Sachkenntnis getrübt urteilen läßt, aber von der Lauterkeit ſeines Tuns ehrlich überzeugt iſt. Man hatte Nolde im Miniſterium an die Geheimarchive nicht herangelaſſen, und er ließ ſich allerlei aufbinden. Als ihn dann die Bolſchewiſten zwangen, über Finnland nach Europa zu fliehen, ſah er ſich gezwungen, ſeinen bisherigen Standpunkt zu revidieren. In dem Pariſer ruſſiſchen Blatte Poßlednija Nowoſti vom 22. Januar nimmt er zu Paléologues romantiſchen. Erinnerungen Stellung und kommt zu folgenden Ergebniſſen: Die 15 Tage zwiſchen dem Eintreffen Poincarés in Petersburg und dem Kriegsausbruch, die Palsologue ſchildert, wer⸗ den allgemein als tragiſchſte Tage der Weltgeſchichte be⸗ zeichnet. Der ruſſiſche Leſer der Schrift kommt zu ande⸗ ren Schlüſſen als der zu den triumphierenden„Siegern“ gehörende ehemalige franzöſiſche Botſchafter. Rußland iſt das Opfer einer unerhörten politiſchen Kataſtrophe geworden. Daher bringt ein Ruſſe allen Enthüllungen der Wahrbeit über die Schuld am Kriege ein ganz anders geartetes fieberhaftes Intereſſe entgegen als die Fran⸗ zoſen. Das Schickſal fügt es, daß 1914 das Steuer des öſterreichiſchen Staatsſchiffes ſich in den Händen des Gra⸗ fen Berchtold befand, der davon träumte, in den Spuren des Grafen Aehrenthal zu wandeln. Während aber Aehrenthal klug, reif und vorſichtig war, beſaß Berchtold keine dieſer Eigenſchaften. In ſeinem kleinen Hirn ent⸗ ſtand nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdi⸗ nand der Gedanke an einen großen diplomatiſchen Sieg. Er hörte nicht auf die Warnungen des einzigen wirk⸗ lichen Staatsmannes, der damals zu den Spitzen der Monarchie gehörte, des Grafen Tisza, und beſtand auf ſeinem Plane einer Straferpedition gegen Serbien.„Es ſteht außer Zweifel, daß dieſes Spiel mit einem gewalti⸗ gen Riſiko verbunden war. Und im Lichte der in Wien 1919 veröffentlichten Dokumente kommt es niemand in den Sinn, den. Wahnſinn der amtlichen Protokolle, „Konzepte“ und„Erlaſſe“ zu beſtreiten, die die Wiener Sammlung füllen. Doch ebenſo zweifellos iſt es auch, daß andere, ſtatt den Brand an einem Ende Europas zu löſchen, ſich darauf ſtürzten, die Nachbargebäude in Brand zu ſetzen.“ Nolde gibt die Schilderung von Palsologues Beſuch bei Sſaſonow wieder und ſchreibt dazu: „In dieſe ſo authentiſch(2) geſchilderte Atmolbhäre der Nervoſität trafen die aus Wien kommenden Nachrichten. Tiefes Gefühl ſtatt kühler Vernunft. Nicht unrecht hatte Paléologue mit ſeiner Befürchtung:„Das iſt alles übel“, es war es tatſächlich. Die allen noch in der Erinnerung haftende Regierungserklärung vom 12.25. Juli. daß„Ruß⸗ land nicht gleichgültig bleiben wird“, war edel und auf⸗ richtig, doch der Abſtand, der Rußland vom Weltkriege trennte, wurde mit einem Mal aufs Minimum vermindert. Das iſt die erſte Etappe der Entſtehung des Krieges. Einige Tage haſtiger Unterredungen mit ſich kreuzenden Telegram⸗ men aus allen großen Reſidenzen Europas, in denen die Abſender kaum Zeit haben, auf die Vorſchläge zu ant⸗ worten, während ſchon neue Vorſchläge eintreſſen. Es kam der 17/0, Fuli, der Tag an dem der Krieg unvermeidlich wurde. Die diplomatiſche Bilanz dieſes Tages kann jetzt, nachdem der ganze Schriftwechel Wiens und Berlins ver⸗ öffentlicht worden iſt und nachdem wir die Erinnerungen f Palsoſoaues erhalten gaben, mik aller Genaufakeik feſt⸗ geſtellt werden. In der Nacht zu dieſem Tage wär in Pe⸗ tersbura zum erſten Mal die Frage der allgemeinen Mobil⸗ machung aufgeworfen, doch verneinend entſchieden worden. Paléologue ſchreibt folgendes in ſein Tagebuch:„Kaiſer Ni⸗ kolal. cer avends ein berſößliches Telegramm Kaiſer Wil⸗ helms erhalten hatte beſchloß, die allgemeine Mobilmachung aufzuſchieben. da Kalter Wilhelm verſicherte, daß er ſich mit allen Kräften bemühe, eine direkte Verſtändigung zwiſchen Oeſterreich und Rußland zu vermitteln. Der Zar faßte diefen Beſchluß eigenmächtig, gegen den Widerſtand ſeiner Generäle, die ihn von neuem auf die Unbeguemlichkeiten, ja ſogar auf die Gefahren einer partiellen Mobilmachung aufmerkſam machten.“ Man muß, ſchreibt Nolde, hinzu⸗ fügen, daß ſchen vorher ſowohl Pourtalès als auch Kaiſer Wilhelm wiederholt dringend und beſtimmt in Petersburg davon geſprochen hatten, daß die allgemeine Mobilmachung Rußlands angeſichts der zwei Fronten Deutſchlands für dieſes die Mobilmachung und den Beginn kriegeriſcher Handlungen zur Pflicht machten. Der Beſchluß des Kai⸗ ſers Nikolai bedeutete unter dieſen Umſtänden die Wahl des Friedens ſtatt des Krieges. Am 17/30. ging um 1 Uhr nachmittags ein Telegramm von Wien ab, in dem Berchtold ſeinen Botſchafter in Berlin mit der Bitte beauftragte, Pourtalès möchte in Petersburg erklären, daß der öſter⸗ reichiſche Botichafter Szapary den Auftrag erhalten habe, mit S. D. Sſaſonom in direkte Verhandlungen zu treten, auf der Grundlage der Verpflichtung Oeſterreich⸗Ungarns, auf jegliche Annexionen ſerbiſchen Territoriums zu verzich⸗ ten und die Selbſtändigkeit Serbiens in jeder Weiſe zu reſpektieren. Und faſt um dieſelbe Stunde, als dieſes Tele⸗ gramm abgeſandt wurde, das endlich den Weg zum Frieden eröffnete, fanden in Petersburg folgende 7 ſtatt die Paléologue zum erſten Mal genau er⸗ zählt: f „Sſaſonow betritt mit einem Bericht an den Kaiſer das Peterhofer Schloß. Er findet den Kaiſer unter dem ſchweren Eindrucke des Telegramms, das Kaiſer Wilhelm ihm in der Nacht geſandt hatte und deſſen Ton faſt drohend war:„Wenn Rußland gegen Oeſterreich⸗Ungarn mobiliſieren wird, ſo wird die Vermittlerrolle, die ich auf Deine ausdrückliche Bitte angenommen habe, kompromittiert, wenn nicht un⸗ möglich gemacht. Die ganze Schwere der Entſcheidung ruht jetzt auf Deinen Schultern, ſie haben die Verantwortung für Krieg und Frieden zu tragen.“ Als Sſaſonow dieſeß Telegramm geleſen, machte er eine Gebärde der Verzweif⸗ lung:„Wir können den Krieg nicht vermeiden. Deutſchland drückt ſich augenſcheinlich um die Vermittlung, um die wir es gebeten hatten und es ſucht nur Zeit zu gewinnen, um ſeine Vorbereitungen zur Offenſive insgeheim zu beenden. Unter dieſen Umſtänden glaube ich, daß Ew. Mafeſtät den Befehl zur allgemeinen Mobilmachung nicht weiter aufſchie⸗ ben können.“— Blaß und mit zugeſchnürter Kehle ant⸗ wortete ihm der Kaifſer:„Denken Sie an die Veranz⸗ wortung, die ich nach Ihrem Rat auf mich nehmen fol: Denken Sie daran, daß es ſich darum handelt, Tauſende und Abertauſende von Leuten in den Tod zu ſenden!“ Sſaſo⸗ now antwortete:„Ew. Majeſtät und mein Gewiſſen werden in keiner Weiſe belaſtet werden, falls der Krieg beginnt. Ew. Majeſtät und Ew. Majeſtät Regierung haben alles getan, um die Welt vor dieſer Heimſuchung zu bewahren. Doch heute bin ich davon überzeugt, daß die Diplomatie ihre Arbeit beendet hat. Jetzt muß an die Sicherheit des Reiches gedacht werden. Wenn Ew. Majeſtät die Mobil⸗ machung zum Stehen bringen, bringen Sie Unordnung in die militäriſche Organiſation und Verwirrung unter unſere Alliierten. Der Krieg wird trotzdem in dem Augenblick ausbrechen, in dem ihn Deutſchland will, und dann trifft es uns in voller Unordnung an.“ Nach einer Minute des Zauderns ſagte der Kaiſer mit feſter Stimme:„Serge! Dmitriewitſch, telephonieren Sie dem Generalſtabschef, daß ich die allgemeine Mobilmachung anbefehle!“ g Sfaſonow beaibt ſich in den Vorraum des Palais hin⸗ unter, in dem ſich die Telephonzelle befindet und übergibt dem General Januſchkewitſch den kaiſerlichen Befehl. Der Uhrzeiger wies genau auf vier.“ Soweit Paléologue, ſoweit auch Baron Nolde. Das Bild iſt vollſtändig. Die Tatſachen aus dem Suchomli⸗ nowprozeß, die Veröffentlichungen des Grafen Pourtales und des Oberſtleutnants Eggeling, die Veröffentlichun⸗ gen aus den Geheimarchiven von Petersburg und Wien ergänzen die Lücken des Weißbuchs der deutſchen Reichs⸗ regierung unter dem Titel„Wie Rußland Deutſchland hinterging und den europäiſchen Krieg entfeſſelte“, und nun beſtätigt der rumäniſche Franzoſe dieſe Feſtſtellungen. Er tut es zweifellos nach Angaben Sſaſonows, ohne ſeiner Phantaſie die Zügel zu laſſen, wie ſonſt, und er nagelt, wohl ungewollt, aber von Nolde gewollt unterſtrichen, die ganze Niedertracht Sſaſonows feſt, der ſeinen Ententefreunden und der Militärpartei zuliebe die von Berlin ausgegangene Rettungsaktion ver⸗ eitelt, indem er die ganze gehäſſige Minderwertigkeit ſei⸗ ner Geſinnung gegen Deutſchland offen bekundet, damit er lieb Kind der Entente bleibe. Damals um 4 Uhr nach⸗ mittags wurde in Schloß Peterhof auf den Knopf zur Sprengmine gedrückt. Deutſchland iſt unſchuldig. Ou erat demonstrandum.. N . rr Oberſchleſier, ſeid Ihr gerüſtet? In wenigen Tagen ſchlägt die Entſcheidungsſtunde über das Schickſal Eurer Heimat. Am 20. März ſollt Ihr dort an die Urne treten, um abzuſtimmen darüber, ob Ihr mit Eueren Kindern deutſch bleiben oder polniſch werden und all das Elend, das in Poln herrſcht, auf Eure und Eures Kinder Schultern nehmen oder abwenden wollt. Wir hof⸗ fen beſtimmt auf den Sieg des deutſchen Oberſchleſtens, und darum darf am 20. März nicht eine Stimme fehlen Es iſt heiligſte, verantwortungsvollſte Pflicht jedes Ober⸗ ſchleſiers, bei der Abſtimmung ſeiner Heimat beizuſtehen! Eine erdrückende Uebermacht der Stimmen für ein deut⸗ ſches Oberſchleſien ſoll den Polen und aller Welt zeigen, wie Oberſchleſien über ſeine Zukunft denkt und fühlt. Seid Ihr gerüſtet, Oberſchleſier, zur Reiſe in Eure Hei⸗ mat? Habt Ihr Eure geſchäftlichen Angie eaten geordnet, daß Ihr einige Tage davon fernbleiben könnt? Habt Ihr Euch Urlaub verſchafft, Vertreter beſtellt? Je für Eure Kinder geſorgt, während Eurer Abweſenheilß Wenn nicht, daun holt das Verſäumte ſofort nach und wen⸗ det Euch an die Vereinigten Verbände heimattreuer Ober⸗ ſchleſier, die Euch jede nur denkbare Unterſtützung ange U dh e deihen laſſen werden. Mag auch die Reiſe nach Oberſchleſien für man on Euch ein Opfer bedeuten dieſes Opfer muß 9 1% den! Ihr ſeid es Euch ſelbſt, Euren Kindern und Kindes⸗ kindern und Eurem Vaterlande ſchuldig! Fußball. Am Sonntag ſpi lte die 1. Mannſchaft der F. Cl. Viktoria gegen die 1. Mannſchaft des Sportverein 1919 Mannheam und gewann nach überlegenem Spiel 8: 1. Die 2 Maynſchaft der F C. Viktoria ſpielte gegen die 1. Jug d Mannſchoft der F. G 08 Lindenhof, mußte. aber gegen die tichnich beſſece Mannſchaft eine 8:2 N lage einſtecken. o 4 3 1 8 i Vermiſchtes. Ein franzöſiſcher Hauptmann als Juwelendieb. Berlin, 8. März. Bei einem Raubüberfall in einem Ju⸗ welierladen im Zentrum Berlins wurde ein franzöſiſcher Hauptmann namens Antoine Maurel als Täter feſtgenom⸗ men. Er erſchien heute kurz vor 9 Uhr in dem Geſchäft und ließ ſich ein Schmuckſtück vorlegen. Während er den Laden⸗ inhaber und deſſen Frau darauf aufmerkſam machte, daß die Ladenuhr wohl nachgehe und die beiden ſich nach der Uhr umdrehten, ſchlug er der Frau plötzlich mit der Fauſt auf den Kopf und verſuchte mit dem Kollier zu entfliehen. Am Gendarmenmarkt wurde er aufgehalten und als der Haupt⸗ mann Maurel feſtgeſtellt. Maurel verſuchte jetzt, den Ju⸗ 6 welier bis nach der franzöſiſchen Botſchaft zu locken und ver⸗ ſprach ihm eine größere Geldſumme, wenn er den Fall nicht Fur Anzeige brächte. Die duftende Tochter. In der Mädchenſchule einer Nach⸗ Harſtadt machte ſich eine Schülerin nurch unſauberes Aus⸗ ehen und einen unangenehmen Geruch bei Mitſchülern und Lehrperſonen fortgeſetzt recht unangenehm bemerkbar. Die Klaſſenlehrerin erhielt von der Schulleitung den Auftrag, der Mutter des Mägdeleins von dieſem Uebelſtande ſchriſt⸗ lich Mitteilung zu machen. Darauf erhielt die Lehrerin von der Mutter folgenden Brief:„Fräulein! Meine Toch⸗ ter geht nicht in die Schule, um ſich als Blame beriechen zu laſſen, ſondern um ſich von Ihnen belernen zu laſſen, und, Hand auf's Herz, waſchen Ihnen ſich denn bei die Kälte? Frau X.“ 2 Eein Uebereinkommen zwiſchen Deutſchen und Polen. Breslau, 8. März. Auf Erſuchen der Polen iſt ein deutſch⸗polniſches Abkommen zum Schutz der Verſamm⸗ lungsfreiheit zuſtande gekommen. Nach dieſem Abkom⸗ men werden Verſammlungen von beiden Seiten einen Tag vorher bekannt gegeben, damit ferner durch ein gleichzeitiges Stattfinden von Verſammlungen der ande⸗ ken Partei Störungen vermieden werden können. Das Abkommen zeigt, daß auch von polniſcher Seite auf eine ruhige Durchführung der Abſtimmung jetzt hingearbeitet wird.— In den letzten Tagen fand hier eine große Kund⸗ gebung oberſchleſiſcher Männer und Frauen ſtatt, die ſich bereit erklärte, den zur Abſtimmnug erſcheinenden reichs⸗ deutſchen Oberſchleſiern mit ihrer Hilfe zur Seite zu ſtehen. Am Sonntag wurde hier ein Feſtzug mit einer Kundgebung abgehalten, an der ſich ungeführ 50 000 Per⸗ ſonen beteiligten. 35 Der franzöſiſche Miniſterpräſident Briand hat ſich mit der weltgeſchichtlichen Torheit der Pariſer Be⸗ chlüſſe unſterblich gemacht. Das iſt zunächſt der einzige Erfolg. Er hat nämlich ſelbſt in ener Kammerrede auf die„ſeltſame“ Lage des Schuldners Deutſchland hin⸗ weiſen müſſen: Deutſchland kann die Forderungen nur erfüllen, wenn es ſeine Ausfuhr kräftig ſteigert und ſeine Einfuhr aufs äußerſte einſchränkt, damit ruiniert es aber zugleich das Wirtſchaftsleben ſeiner i der Ententeſtaaten, und was Briand übergangen hat, auch das der meiſten neutralen Staaten. Deutſchland ——ñ—. ̃7— I efſndel ſich alſo in einer Schuldnerlage, die züm„Enk⸗ 9 3 1 15 Wer hat die meiſten Schulden? 5 ſchaft“, im Gegenſatz zur deutſchen Arbeit und Ord⸗ gegenkommen“ der Gläubiger nötigt. Seine Stellung iſt aber auch nicht ungünſtig, wenn ſich die Ententeforderun⸗ gen in vernünftigen Grenzen hielten. Denn dann würde es wieder Kredit genießen, den ihm Amerika, Holland und andere Staaten bereits gewährt oder in Ausſicht ge⸗ ſtellt haben. Ein Land aber, das noch Kredit hat, iſt kein„fauler Schuldner“, den Vorteil davon hätten nicht zuletzt die Ententegläubiger, voran Frankreich. Warum hat alſo Frankreich auf dieſen widerſinnigen Beſchlüſſen beſtanden? Weil es ohne dieſe hohen Forde⸗ rungen(wenigſtens auf dem Papier) und ohne die Aus⸗ ſicht, ſie in Amerika lombardieren zu können, ſeinen Bankrott offenbaren müßte. Die Geſamtſtaatsſchuld Frankreichs beträgt gegen 225 Milliarden Franken. Die Kriegsgebiete werden noch für lange Zeit dem Staats⸗ ſäckel zur Laſt fallen. Allein im Staatshaushalt für 1921 iſt ein Poſten„beſonderes Budget“ mit 13½ Mil⸗ liarden Franken ausgewieſen, der nicht durch Jahresein⸗ künfte des Staates, ſondern durch die deutſchen Zah⸗ lungen gedeckt werden ſoll. Ferner ſind im Jahre 1921 an Amerika 100 Millionen Dollar(faſt 1½ Milliarden Franken) zu zahlen, um deren Eingang Amerika in be⸗ rechtigter Sorge iſt. Es zeigt ſich immer mehr, daß Deutſchland bis zur finanziellen Erſchöpfung gekämpft hat, Frankreich aber mit Hilfe ſeiner geldkräftigen Bun⸗ desgenoſſen weit darüber hinaus, wofür doch nicht Deutſchland verantwortlich gemacht werden kann. Im⸗ merhin iſt Frankreich in der glücklichen Lage des Banke⸗ rotteurs, den die Gläubiger ſtützen müſſen, um nicht alles zu verlieren, und hierzu auch imſtande ſind. In hoffnungsloſer Schuldnerlage iſt allein Polen. Dieſes Land iſt bekanntlich längſt zahlungsunfähig. Die Gründe hierfür ſind allgemein bekannt. Es hat auch nicht den geringſten Kredit, weil man zur„polniſchen Wirt⸗ nung, keinerlei Vertrauen hat. Sein Hauptgläubiger Frankreich, der allein Grund zu einer Stützungsaktion hätte, iſt leider auch zahlungsunfähig. So wird der pol⸗ niſche Staatschef Pilſudski aus Paris zwar„wertvolle Wirtſchaftsabkommen“, aber kein Geld mitbringen. Um ſo lächerlicher wirkt es, wenn die Polen mit dem Hinweis auf die ſchweren, Deutſchland durch die Pariſer Beſchlüſſe auferſegten Kriegslaſten bei der oberſchleſiſchen Abſtimmung für ſich Propoganda machen. Schillers Gedanke. Nun endlich doch iſt ſte vorbei Die Not, ſie nahm ein Ende;. Und B äutigom mit ſamt der Braut Re ib'n ſich vergnügt die Hände. Die Wohnung die ſte lang geſucht Wurd ihnen nun beſchieden, Zwei Zimmer und'ne Küche fein, Damit wann ſi' zufeteden. Die Möbel ſind ſchon lang gekauft, Doch noch beim Schreinermeiſter; Die B tten auch, aus Heidelberg Von Jakobs, ja, ſo heißt er. Nun fehlte noch ſehr Wich iges Für Zemmer und für Küche Sollt auch noch gut“ Wore ſein Die nicht geht gleich in Brüche. Da lächelt nun die holde Braut Sprach: Komm ſollſt ſelbſt s ſeh en, Wir brauchen nur die Wilh lmſtraß In Küch und Haus zu gehen. Es wied uns dort, du wieſt es ſehn, Ein Fräulein nett bedienen. Viel Braut⸗ und Ehepaare ſind, Zuſammen dort erſchienen. Und gleich im Nu gings Aem in Arm In die Wilhelmſtraß zu Müller. Von wem hat die Baut den guten Gedank? Ec war, ich glaub, von Schiller. Nun aufgepaßt und nachgemacht Es wird wohl Niemand reuen Wer in Küch und Haus ein Kauf gemacht Wir ſich ſein Lebtag freuen. Lokales, Hebung des Schulgeſangsunterrichts. 5 Karlsruhe, 8. März. Am letzten Samstag verſammelten ſich hier Vyrſtandsmitglieder des badiſchen Sängerbundes und des badiſchen Muſiklehrervereins, um gemeinſam Mit⸗ tel und Wege zu beraten, wie der Muſikpflege, ſpeziell den Schulgeſangsunterricht, der als Stiefkind unter allen Un⸗ terrchtsfächern einen bedauerlichen Tiefſtand aufweiſt, auf⸗ zuhelfen ſei. Es wurde feſtgeſtellt, daß in dieſem Unterrichts⸗ fache infolge des mangelnden Verſtändniſſes und der unge⸗ nügenden Förderung durch die verantwortlichen Behörden ſich unhaltbare Zuſtände ergeben haben, auf die nunmehr in aller Oeffenteichkeit hingewieſen werden müſſe. Eingedenk dr hohen ethiſchen und ergieheriſchen Werte, die in unſerem überreichen nationalen Muſikſchatze enthalten ſind eingedenk aber auch des Strebens faſt der Volkss⸗ſamthen nach mufl⸗ kaltſcher Vetätigung iſt es eine uner äkliche Notwendigkeit. der Jugend ſchon in der Schule eine ausreichende mufka⸗ liſche Grundlage zu vermitteln, damit ſie einerſeits befähigt ſei, die herrlichen Tonſchöpfungen unſerer großen Meiſter mit Verſtändnis und Empfindung zu genießen, anderer⸗ ſeits aber auch techniſck ſoweit gefördert werde, daß ſie an der Aufführung namentlich geſanglicher Werke ſich beteiligen kann. Die Beſprechungen fanden allgemein großen Beifall und Zuſtimmung. f Wilantwoctlich far die Redaktion: Ph. Defffen, Seckenheim. Bei unregelmäßiger Zuſtellung unſeret Zeitung biiten wir die verehrlichen 6 Abonnenten Beſchwerden an die Expeditien des Blattes einzureichen. Jerlag des„eckat-Beien“. dance denannimachungen. Maul⸗ und Klauenſeuche. Die am 9 November 1920 bezgl. des Rind⸗ hbeſtandes der Gemeinde Schriesheim angeord⸗ eten Sperrmaßnahmen werden hiermit aufgehoben, a die Maul⸗ und Klauenſeuche daſelbſt erloſchen iſt. Mannheim, den 2. März 1921. 25 ad. Bezirksamt— Abt IIa. N Moul⸗ und Klauenſeuche betr. Die am 16. XI. 1920 55 l. der Rindviehbe⸗ in K fertal angeordneten perrmaßnahmen werden hiermit aufgehoben, da die Maul⸗ und Klauenſeuche deſelbſt erloſchen iſt. Mannheim, den 2. März 1921. 5 ad. Bezirksamt— Abt. II a. geſeßzblatt 1920 Seite 2107/9) hat der Räichstag Preistreiberei oder einer vo ſätzlichen vervotenen usfuhr lebenswichtiger Gegenſtänd ſchuldig macht rd in beſonders ſchweren Fällen mit Zuchthaus von einem Jahr bis zu fünfz ha Jahren und mit Geldſt af von mindeſtens Mk. 20 000.— beſtraft. as Höchſtmaß der 5 80 afe iſt unbeſchränkt. IEEE Bezirks-Sparkasse unter Bürgschaft von 6 Gemeinden— mündelsicher. Filiale Seckenheim. Bringe voin bold zur Roſſe. du enlmerlo bon Annahme von Spareinlagen mit täglicher Verzinsung. Eröffnung von laufenden Rechnungen, Scheckkonten Gewährung von Darlehen. An- und Verkauf von Wertpapieren, sowie Ver- wahrung und Verwaltung von solchen. Einlösung von Zinsscheinen und verlosten Effekten. Einzug von Wechseln und Schecks. Einlösung und Beschaffung von ausländischem Geld. Beschaffung von Devisen zu günstigen Kursen. Oe te der 1. u. im Dr K. J. V. Aben Ipieler-Herſammlung Todes Anzeige Nach kurzer Krankheit starb 8 Uhr 2. Mannſch. Lokal. Vorband. deln eigenes bell! sowie von Die Maske des Todes. gestern unser lieber treubesorgter Vater und Groſlvater fler Konrad Schuhmacher Weichenwärter a. D. im 75. Lebensjahre provisionsfrei. 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Dem Verurteilten iſt der Handel mit Gegen⸗ . t ei A tine a für Miiglieder der aua. Kis Drraaufsgeuußr ala! Die bereits bezogene Paatfrumt kam. jetzt bei unſerem Rechner bezahl werden u ö Verloren eine Peiiſche auf dera Heckweg bis zu gegr. 1861. Heute Ab- ud 8 Uhr Probe. Männergeſanguerkin Jeckenhein Ortsgruppe Seckenheim. Hue Abend 8 Ayr ftadet in der „Roſe“ eine Zusammenkunft ſtatt. De Vo, and. 8800000 60000009 Ausland zu verſchieben, es ſei denn, d 5 Des Vor ffand. ſich um derneflaige Wee handelt... 1 1 N. 1 1 Wird 2 7 05 Grund 8 1 Saathafr 95 Mk. Wußbau⸗ Vereinigung 22 Hühneraugen 15 führungen zu Zuchthaus verurteilt, ſo iſt ne 8 p. ut ne!. 0 ö in Stege auf Bun der bürgerlich n Gere e Der Vo ſtand N Seckenbeim. Horn Yul, Sehipiolon u. Harzen id auf die Zuläſſigkeit von Polizeiaufſicht 5 5 5 9 beseitigt sehnell, sieher und Heat Abend 8 Mhe in Lotal sehmerslos. 8 ſtänden des täglichen Bedarfs zu unterſagen. Die] i 5 de„ 8 erſt Sandarube. Ahzu cben im Lager. Besprechung 2 0 ui rol G 5 0 5 fla 2 der Strafe. ber 1. und 2. Mannſchaft wegen Wertſpel O N f mi eſtens 2 Jahre verfloſſen ſind. i f 1 ſteiſe an Oſtern Das Eeſch⸗inen ſär⸗ilichen Hrhältlieh 1 1 1„ 1 e h ae deen deen Städt. Spa kasse Mannheim Sf r ved eee, 8 e e ee der einem Teilhaber gehören, Andernfalls können unter Garantie der Stadtgemeinde Mannheim 3.. lie eingezogen wrden. Die Verurteilung iſt auf i e e Second Nuzz 75 2 germania- Drogerie re 1 ee Annahme von Spareinlagen; tagweise er- tisch mit 4 Roh ⸗ Agenturen 2. Fe. Hagnor Machf, U. Höôllstin 1 Wird ein Ausländer wegen Schleichhandels, zinsung. ztühle, ichen, iol A, in febeus-, Unfall- 5 n„„ Preistreiberei oder verbotener Ausfuhr lebenswich⸗ Annahmestelle: 6g. Leonb. Bühler, Seckenneim ot, ſowie 4 Rohr- z 1. a f 1 dee baun 5 1 5 wohnhaft an den Planken. Scheck- und stühle, uß bau“ pol, heſtplicht, ener und SSdeodde dodo 1 7 ichsgebtet erfolgen. Ste muß 1 wenn er Giroverkahr kostenlos. Stage, ez. Diplo. Pferbrrerſiheung le. FCC N 1 wegen Schleichhandels oder Preistreiberet! zuf Kostenlose Elnzablungen auf Pastscherkkorten: matenschreibilsch bill Näh res durch* Ne Zuchthaus verurteilt worden iſt. Ludwigshafen a. Rh Nr. 620.— Karlsruhe zu ner faufen Acizu Die dei uns angemeldeten Ko ficchan 1 1— bringen wir hiermit zur öffentlichen(Baden Nr. 1788. f eh n von 5 Uhe ab helnt. Zwinsenberget und Kommunikaten erhalten ihr Mehl mor heim, den 2 März 191t. Hxypotn gegen mässige Wi nat( Vertretng Fre ag Nachm tag ven 1 2 Soe. vt 1 r egg 2. ET e S e r JJJJ)WG WGT