ee eee eee n . r * XN NS flmtsblar der Burger melsterumter Seckenheim, dlvesheim. ftsckarhausen und Edingen Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2. Jahrg. Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal 8 rſcheint täglich Freitag, 24. Juni 1921 Das Grubenunglück bel Herne, Lerne, 21. Jun. Die Zecheuverwaltung gibt ſoeben gendes bekannt: In den erſten Abteilungen der 3. und Cessoble der Bauabteilung in Schacht 3 der Zeche Mont nis ereignete ſich in der geſtrigen Frühſchicht kurz vor E ihr mittags eine ſtarke Exploſion, deren Urſache und plocltebung bis zur Stunde noch unbekannt iſt. Die Ex⸗ derlion erfüllte faſt das ganze mitbetroffene Revier, ins- ſondere die Flöze Gretchen und Matthias, während daß ſpenfalls dort liegende Flöz Guſtav weniger in Mitleiden⸗ daßkt gezogen wurde. Der Exploſionsſtoß war ſo heftig, bier er bis in den Hauptwerkſtrumpf vordrang und von er aus auch die Nachbarreviere gefährdete. Auf dieſer zuple waren die giftigen Gaſe derart verdünnt, daß hier dan eine Reihe mehr oder weniger Leichtverletzter ent⸗ Fund. Dennoch ſind auch bier zwel Todesfälle zu beklagen. 5 ehe die Rettungsmannſchaften zur Stelle ſein konn⸗ bewährte ſich die alte bergmänniſche Treue gegen die bet eraden in Not. Es gelang auch auf dem vom Unglück eine enen Flöz Guſtav und bei dem Abbau der Strecken Leid Reihe bewußtloſer und verletzter Knappen zu bergen. — ſind hierbei einige ſchwere Gasvergiftungen vor⸗ Jechumen. Die ſofort alarmierten Rettungstruppen der Gebt fuhren ſofort ein und begannen mit der energiſchen ten ümpfung der ausgebrochenen kleinen Brände und ſuch⸗ auf das Revier nach Verwundeten ab. Inzwiſchen trafen Ge Alarmnachrichten die Rettungstruppen der umliegenden Heßen ein und gingen ohne Beſinnen ans Werk, ohne die ig ahren und Schwierigkeiten zu achten. Inzwiſchen ſind ett 75 Tote und 77 Verwundete geborgen, darunter kane chwerverletzte, von denen nach telegraphiſcher Mittei⸗ Nag vier bereits ihren ſchweren Verletzungen erlegen ſind. ich einer weiteren Meldung bat ſich die Zahl der Todes⸗ er auf insgeſamt 88 erhöht. In dem Unglücksſchacht letzt fämtliche Bergleute geborgen. Von den im Berg⸗ ud ncbeil bei Bochum untergebrachten Schwerverletzten ie vier geſtorben. 5 8 Herne, 21. Juni. Nach den letzten Meldungen von der bun de rechnet man auf der Zeche mit einer Gekamtzabl 130 Toten und 60 Verwundeten.. Anz ochum, 21. Juni. Der Berichterſtatter des„Gerner zu Ligers“ hatte Gelegenbeit, mit einem der Augenzeugen Ne sprechen. Der Knappe berichtete: Wir arbeiteten im Ale er des Sieigers Mübllendruch. Plotlich merkten wir Schla ftſchläge und wußten ſofort. daß es ſich um eine den zwet exexploſion handelte, die durch Lufterſchütterun⸗ zum ngekündig wird. Wir ſuchten ſoßerk eine Gelegenheit ützennterſchlupfen, um uns vor den giftigen Gaſen zu 55 zen. Es gelang, den Alarm für das nördliche Revier besten durchzuführen und den größten Teil der dort ar⸗ dlertuden Kameraden ſchnell herauszuholen. Lach drei- tuertelſtündigem langem Warten kamen die ernten Ret⸗ keits mannschaften. Auf der dritten Sohle hatten ſie be⸗ 0 15 Mann beſinnungslos gefunden und ſchleunigſ zu Fohl. gefördert. Das weitere Vordringen auf der füntten eber wurde durch den Zuſammenbruch ſebr erſchwert. ins F zerſplitterte Balken und Luftleitungen ging der 5 und 8 ein widerlicher Geruch von verbrannkem Flei igen Gaſen umgab uns. Bad Rergentheim, 28. Juni.(Drahtmeldana! bender Reichspräſident hat an die Gewerkſchaft Won is folgendes Beileidstelegramm gerichtet: losen, tiefer Trauer erhielt ich die Nachricht von dem troff en Grubenunglück und bitte Sie, den ſo ſchwer be⸗ ſpretznen Familien meine herzlichſte Teilnahme auszu⸗ Verletzung der Eidespflicht zu eröffnen. *——ç—+ðCꝗ 7.7. .—— Deutſchland. Dresden, 23. Juni.(Drahtmeldung.) Die„Dresdener Nachrichten“ melden aus Berlin: In parlamentariſchen Kreiſen verlaute, daß die Staatsanwalt⸗ ſchaft nach dem Abſchluß der Vorunterſuchung nunmehr den Antrag an die Eröffnungskammer des Landgerichtes Ber⸗ lin geſtellt habe, das Verfahren gegen Erzberger wegen 8 München, 23. Juni.(Drahtmeldung.) Jun den verſchiedenen Teilen von Franken und Ober⸗ bayern ſind durch Nachtfröſte bedeutende Schäden an den Bohnen und Kartoffeln entſtanden. Im Hochgebirge fällt Schnee bis 1300 Meter. Ju den Tiroler Bergen liegt der Neu ſchnee 60 Zentimeter hoch. Die Schonzeit der Regierung. Berlin, 23. Juni. Ohne ſich mit den Steuervorlagen der Regierung vorher beſchäftigt zu haben, wird der Reichstag Mitte Juli in die Sommerferien gehen und bis Mitte September vertagt bleiben. Dem dann zuſam⸗ mentretenden Reichstag wird die Regierung das bis da⸗ hin ausgearbeitete Steuerprogramm vorlegen. In par⸗ lomentariſchen Kreiſen iſt man, wie unſer Berliner Ver⸗ treter von maßgebenden Perſönlichkeiten verſchiedener bürgerlichen Parteien hört, jetzt ſchon der Ueberzeugung, daß mit dem Steuerprogramm der Kampf der Regie⸗ rung um ihre Exiſtenz beginnt. Man nimmt heute ſchon in parlamentariſchen Kreiſen an, daß es der Regierung nicht möglich ſein kann, die Steuern durchzuſetzen, die ſie für notwendig hält, weil ſich für neue Steuern in der Regierung keine Mehrheit ergeben dürfte. Man betrach⸗ tet die Sommerferien als eine Schonzeit der Regierung, die wahrſcheinlich aus ihrer Niederlage bei der Steuer⸗ beratung ihre Konſequenzen ziehen und abtreten muß. Eine Regierungskriſis iſt alſo für Mitte oder Ende Sep⸗ tember mit oller Wahrſcheinlichkeit zu erwarten und da⸗ mit ſteht heute ſchon feſt, daß die Steuervorlagen erſt im Spätherbſt, wenn überhaupt zur Erledigung kommen werden. a Neue Auflöſungsforderung der Entente. Berlin, 23. Juni. Zur Durchführung der Eutwaff⸗ nungsbedingungen des Ultimatums fordert die inter⸗ alliierte Militär⸗Kontrollkommiſſion die Auflöſung des ſogenannten Wachregiments Berlin. Der Feindbund ſieht in dieſem Regiment eine Formation, die über die im Friedensvertrag vorgeſehenen Beſtimmungen hin⸗ ausgeht. 8 Rückerſtattung der Ausfuhrabgabe. Berlin, 23. Juni Der Reparationsausſchuß des Reichswirtſchaftsrates beſchäftigte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit der Rückerſtattung der Abgabe, die nach der Sanktionsgeſetzgebung in den feindlichen Ländern erho⸗ ben wird, an die deutſchen Exporteure. Der Vertreter Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfg. Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. ͤ— No. 144 des Reichsfinanzminiſteriums führte dazu aus: Es ſoll die Einreichung der Quittung, die die feindlichen Zahl⸗ ſtellen als Unterlage für die Rückerſtattung der Zahlung ausſtellten, gelten. Als Stichtag für die Umrechnung der Pfunde bezw. der ene Quittungen in deutſche Reichsmark iſt der Tag ve ehen, an dem die engliſchen Zahlſtellen über den beſch hmten Betrag quittiert haben. Es wurde ferner ein Antrag eingebracht, daß grundſätzlich das Reich die durch die Einbehaltung der Sanktionsabgabe verlorenen Summen erſetzen ſoll. Das Reich hat denjenigen Markbetrag zu erſetzen, welcher den Exporteur in die Lage verſetzt, am Tage der Auszahlung durch das Reich den beſchlagnahmten Betrag in der glei⸗ chen ausländiſchen Währung wieder zu bezahlen. Der Exporteur iſt verpflichtet, den engliſchen Quittungsſchein unverzüglich zur Einlöfung vorzulegen. Der Antrag wurbe gegen die Stimmen der Arbeitnehmer angenom⸗ men. Zu Beginn der heutigen Sitzung wird Reichskanz⸗ ler Dr. Wirth die Beratung der neuen, dem Reichswirt⸗ ſchaftsrat zugegangenen Steuervorlagen mit einer Rede über das Problem der Deckung der Reparati pflichtung eröffnen. 85 e Die Entente gegen den Anſchluß Oeſterreichs. „ e e.. Nom, 23. Juni. 1 ö Der italieniſche Geſandte in Wien erklärte dem Bundes⸗ präſidenten: Die Fortdauer der Anſchlußbewegung würde die Errichtung einer Generalhypothek über das geſamte Staats⸗ und Privateigentum Deutſchöſterreichs unmittel⸗ lungsfähigere Deutſchland angegliederten Oeſterreich. r . 1 7 5 ö 1 7 dem Reichstag eine Interpellation einbringen, die die die Aufhebung Düſſeldorf und der Wunſch ausgedrückt, die Volkspartei möge auf dieſe In⸗ Verlin, 23. Aufhebung der Sanktionen, vor allem der Beſetzung der Städte Duisburg, Ruhrort fordert. Seitens der Regierung wurde terpellation verzichten. Wie unſer Berliner Vertreter jedoch aus parlamentariſchen Kreiſen hört, hat ſich die Partei nicht dazu entſchließen können, dem Wunſche der Regierung zu entſprechen. Sie wird die Interpellation trotz der Widerſtände der Regierung unbedingt durch⸗ ſetzen, damit endlich Klarheit in der Frage der Sanktio⸗ nen geſchaffen wird. F 28 Die Note über das Garantiegeſetz.— ö Rom, 23. Juni. Die bereits gemeldete Note des „Obſervatoxe,Romano“ über das Garantiegeſetz, hat fol⸗ genden Wortlaut: Anläßlich der Ernennung des fran⸗ zöſiſchen Botſchafters Jonnart, des franzöfiſchen Bok⸗ ſchafters beim hl. Stuhl, haben nicht nur katholiſche und gemäßigte, ſondern auch liberale Blätter den Wunſch nach einer Reviſion des Garantiegeſetzes und Wiedev⸗ —KgReichspräſident Ebert.“ Ein Frühlingstraum. i Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne. . Fortſetzung. s(Nachdruck verboten.) O. Lieber,“ tröſtete ſie mit ihrer ſüßen Stimme, 5„ei doch nicht ſo traurig; ſieh, Deine Frau—“ a bir gr meine Frau?“ er lachte bitter auf,„meine Frau, 0 hält Beratungen mit ihrer Schneiderni über Trauer⸗ 0 etten zuſw. Ja, wäre ſie wie Du, mein Märchen— en wäre alles, alles anders! Aber ſo habe ich nie⸗ and, der mich verſteht, der mit mir trägt—“ Hafſcue Deiner Frau nicht Unrecht, Wolf! Sie hat aſſo ſehr geliebt!“ a ſich aber noch viel mehr! Laß uns nicht dein darüber ſprechen, es hat doch keinen Zweck, und ihren gt mich unnütz.“ bren Gedanken nach. e einſam es hier iſt,“ ſagte Mary leiſe er⸗ oonternd,„darum erſcheint Dir auch alles in einem doppelt düſteren Lichte!“ faßte ſahen ſie ſich beide lange an, bis er ihre Hand 1 und ſagte:„Damals, Mary, damals ſtörte uns And aicht“ und er ſprach das aus, woran ſie in dieſem Augenblick dachte. Re Damals war es auch Frühling, Wolf, und die en blühten,“ ſagte ſie leiſe, ihn mit einem unbe⸗ 5 eiblichen Blick anſehend,—„und jetzt iſt es Herbſt!“ 0 Nerd. Herbſt!“ und er blickte an ihr vorbei ins 5 5 e. Sie ſchauerte da in ihrem dünnen Jackett zu⸗ me 8 war doch zu naßkalt und feucht. Er be⸗ 5 dieß, u frierſt, mein Märchen? Laß uns gehen! Wir kalte d ſo lange ſchon hier? Du haſt gewiß naſſe und a Füß bekommen.“ Nez Ach, das tut nichts! 1101 „Ja, ja— weiter Aber Du haſt recht, Frau Hamann wird ſchellen!““! Beide ſchwiegen und hingen „Ja, und dieſen Winter bleibe ich auch noch da. Mit dem Pflegen wird es allerdings nicht viel werden; Herr Doktor will es nicht, höchſtens, daß ich mich in ſeiner Klinik nützlich mache. Sie ſind beide ſo gut zu mir.“ „Wenn Du hier biſt dann ſehe ich Dich vielleicht doch öfter noch, Märchen?“ „Vielleicht wird es der Zufall wollen, daß wir uns mal auf der Straße begegnen, ſonſt glaube ich es nicht! Nun laß mich gehen; mich friert!“ Sie ſtreckte ihm beide Hände entgegen.„Behüt Dich Gott, mein Wolf!“ Mit feſtem Druck ergriff er ſie und blickte ſchmerzlich bewegt in ihr ſchüßes, blaſſes Geſicht. Er hatte noch ſo viel auf dem Herzen, was er ſagen und fragen wollte, brachte aber kein Wort hervor.„Lebewohl, mein Märchen, mein einziges Glück,“ kam es endlich über ſeine Lippen; wie halberſtickt klangen dieſe Worte und krampfhaft preßte er ihre Hände. Einer plötzlichen Eingebung folgend, ſchlang ſie die Arme um ſeinen Hals und drückte einen innigen Kuß auf ſeinen Mund. Er drückte ſie an ſich, als ob er ſie nie wieder laſſen wollte. „Bleibe doch bei mir,“ flüſterte er flehend in ihr Ohr. Aber ſie befreite ſich aus ſeiner Umſchlingung und ging ſchnell fort. Nach ein paar Minuten ſah ſie ſich um; wie ſie da den Geliebten noch immer ſo traurig und einſam an dem Grabe ſtehen ſah, packte ſie der Schmerz um ihn von neuem. Sie lehnte ihr Geſicht an eine Linde und weinte um ihre verlorene Liebe heiße Tränen. VIII. „Ich denke einen langen Schlaf zu tun, Denn dieſer letzten Tage Qual war groß.“ (Schiller:„Wallenſteins Tod“.) Cs war Marhs letzter Gang eee Bei dem naßkalten Wetter hatte ſie ſich eine heftige Erkältung zugezogen, der ihr zarter, durch Nachtwachen und ſeeliſche 1 1 Aufregungen geſchwächter Körper nicht gewachſen war. Nach mehrwochenlihem Krankenlager wußte ſie, daß ja? Verſprechen Sie mir das! nicht nach!“ Müde ſchloß ſie die Augen. geſchloſſenen Augen in den weißen Kiſſen. Frau Doktor Hamann ſaß leiſe ſchluchzend an ihrem Bett. „Weinen Sie doch nicht, mein liebſtes Tantchen ſagte Mary da, die Augen aufſchlagend, mit matter Stimme,„gönnen Sie mir doch die Ruhe, die ich ſo hein erſehnt habe.“ Sie machte ein Pauſe, da das Sprechen ſie doch etwas anſtrengte,„ich freue mich ſogar— dann ſehe ich doch endlich meine liebe Eltern wieder und Haſſo—“ 9 „Sprechen Sie doch nicht ſo, Kind! Es zerreißt mir das Herz! Wir haben Sie doch ſo lieb gewonnen, daß wir gar nicht faſſen können, datz Sie uns verlaſſen wollen.“ 5 g „Für mich iſt es das beſte, liebſtes Tantchen! Ich bin ſo müde, daß ich mich auf den langen Schlaf freue! — Bitte, nicht weinen!“ Ihre ſchlanken Finger umfaßten zärtlich die Hand der anderen— dann, nach einer Pauſe„ich habe nicht viel Zeit mehr— da muß ich Ihnen wohl endlich Aufſchluß über meine Perſon geben; ich bin Ihnen ja ſo viel Dank ſchuldig!“ 5 „Laſſen Sie das doch nur, Kind, und ſtrengen Sie ſich durch unnützes Reden nicht an—“ 3 „— das iſt nun alles eins,“ lächelte Mary wehmütig. „Wollen Sie mir einen Gefallen tun? Geben Sie mir doch, bitte, aus meinem Schubfach den polierten Kaſten heraus!“ Frau Hamann tat es und ſchloß ihn auf, worauf Mary ein kleines Käſtchen herausnahm und bei⸗ ſeite legte—„das legen Sie mir mit in meinen Sarg, Es hat für niemand Intereſſe.— Und wenn Sie an Frau Doktor Walter ſchreiben, dann bitten Sie ſie, daß ſie das Grab nicht vergißt!——— Und dieſe Blätter ſind für Sie, liebes Tantchen! Ich habe Ihnen Verſchiedenes aufge⸗ ſchrieben.— Wollen Sie ſie jetzt leſen? Nicht? Nun, dann ſpäter— und dann haben Sie Nachſicht mit mir, ja? Tragen Sie mir aber, bitte, jene Heimlichkeit anfrichtung der Territorialſoüßerenſtäf des Paßſtes au? gedrückt. Nicht⸗Kenntnisnehmen wäre unrichtig. Das Garantiegeſetz iſt alſo ein überwundener Standpunkt. Freiheit und Unabhängigkeit einer geiſtlichen Autorität. 5 die ſich über die ganze Welt erſtreckt, könne nur, das wird Preſſe vor. Preſſevertretern verabſchiedete, nunmehr anerkannt, auf einer mit territorialem Be⸗ ſitz ausgeſtatteten Souveränität beruhen. Niemand kann nichts deſto weniger behaupten, daß dieſe beſondere Souveränftät die Gebietshoheit des Staates irgend be⸗ rühren müßte. e 15 77 Eeein führung des neuen Preſſechefs. Reichsregierung, Miniſterialrat Oskar Müller, ſtellte ſich geſtern den Berliner Vertretern der äuswär⸗ 5 Er wurde von dem ſcheidenden Miniſterlal⸗ rat Heilbronn, der ſich bei dieſer Gelegenheit von den eingeführt. Miniſſeriaß. rat Müller hielt eine Anſprache, in der er ſagte, er be⸗ trachte es als ſein Amt, die zwei Bürokratien, die ſich hier gegenüberſtehen, die Bürokratie des Staates und die der zreſſe, miteinander auszuſöhnen. f 5 N Der Nachtrags⸗Etat. Berlin, 23. Juni. Wie unſer Berliner Vertreter aus Parlamentariſchen Kreiſen hört, wird der Nachtrags⸗ Etat in der nächſten Woche dem Reichstag zugeden und wahrſcheinlich nach wenigen Beratungen erledien werden 2 2 ee eee —— 2 Deutſcher Reichstag. Berlin, 22. Juni. Am Regierungstiſch Dr. Brauns zund Poſtminiſter Giesberts. 4 i GPräſident Loebe eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. .. Das Grubenunglück bei Herne. a Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns erklärt, daß die Zentrumsinterpellation über das Grubenunglück bei Herne in den erſten Tagen der nächſten Woche beant⸗ wortet werden ſoll. Die vom preußiſchen Handelsmini⸗ 5* geleitete Unterſuchung iſt in vollem Gange. Der iniſter ſpricht den hartgeprüften Angehörigen der Opfer der Kataſtrophe ſchon jetzt das Beileid der Reichs⸗ regierung aus. g Eine ſozialdemokratiſche Interpellation zum gleichen Thema iſt ebenfalls eingegangen, ferner ein unabh. ſoz. Antrag, der die ſofortige Einſetzung einer Unterſuchungs⸗ kommiſſion fordert. i Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns erklärt, daß der Wunſch des Abg. Hue(Soz.) auf Zuziehung von Ar⸗ HBeitervertretern bei dieſer Unterſuchung weiter gegeben werde.. ö Dann werden ohne Debatte die Novelle zur Reichs⸗ berſicherungsordnung, das Geſetz über Abwickelung der Kriegsgeſellſchaften und das Fernſprechgebührengeſetz verſchiedenen Ausſchüſſen überwieſen. Das Mietſteuergeſetz wird hierauf debattelos in drit⸗ ter Leſung nach den Beſchlüſſen der zweiten Beratung angenommen. Die Geſamtabſtimmung wird vertagt, weil es ſich bei der Mietsſteuer um eine Verfaſſungsän⸗ derung handelt, die nur mit zwei Drittel⸗Mehrheit be⸗ ſchloſſen werden kann. Der Geſetzentwurf über den Volksentſcheid wird ohne weſentliche Debatte in zweiter und dritter Leſung ange⸗ nommen. 15 Um 2 Uhr folgt die namentliche Abſtimmung über das im Anſchluß an die geſtrige Beamteninterpellation eingebrachte deutſch⸗nationale Mißtrauensvotum gegen das Kabinett Wirth. Die Deutſchnationalen und Kom⸗ muniſten geben weiße Zettel ab, ſtimmen alſo für das Mißtrauensvotum. Die Mitglieder der Deutſchen Volks⸗ partei geben blaue Zettel ab, enthalten ſich alſo ihrer Stimme Die übrigen Fraktionen ſtimmen mit roten Zetteln gegen den deutſchnationalen Antrag. Das Ergebnis der Abſtimmung ichſt folgendes: Abge⸗ geben ſind gegen den Antrag, alſo für das Kabinett, 210 Stimmen, für den Antrag 67 Stimmen. Der Stimme enthalten haben ſich 45 Abgeordnete. Der Antrag iſt alſo abgelehnt. Hierauf wird das Mietsſteuergeſetz mit der erforder⸗ lichen zwei Drittel⸗Mehrheit gegen die Kommuniſten und Unabhängigen angenommen. Der Geſetzentwurf über die Beſchränkung des Luft⸗ fahrzeugbaues wird in zweiter und dritter Leſung de⸗ battelos angenommen, dazu eine Entſchließung, wonach die Induſtrie entſchädigt werden ſoll. Der Geſetzentwurf über den Waffengebrauch des Grenzaufſichtsperſonals wird nach kurzer Debatte unter Ablehnung ſozialdemokratiſcher und unabhängiger Ab⸗ ſchwächungsauträge in der Ausſchußfaſſung angenommen. Bei der dann folgenden zweiten Beratung des Ge⸗ fetzes über den Staatsgerichtshof beantragt Abg. Dr. Kadbruch(S.) eine Erweiterung der Zuſtändigkeit, da⸗ mit überhaupt die Veſtrafung von Kriegsſchuldigen mög⸗ lich ſei. Der Antrag wird abgelehnt. Abg. Gräfe(D. N.) beantragt, der Staatsgerichtshof möge bei den Anklagen des Reichstages gegen Reichs⸗ präſident, gegen Reichskanzler und Reichsminiſter nur zus Juriſten zuſammengeſetzt werden. Abg. Dr. Roſenfeld(U.S.) beantragt dagegen, daß Die Beiſitzer nur vom Reichstage gewählt werden. Ein ſozialdemokratiſcher Antrag will die Hälfte vom Reichsrat und die andere Hälfte vom Reichstag wählen laſſen. a Sämtliche Abänderungsanträge werden abgelehnt. Die Kechtsvorlage wird in der Ausſchußfaſſung angenommen. Der Geſetzentwurf über eine erhöhte Anrechnung der während des Krieges zurückgelegten Dienſtzeit wird in weiter und dritter Leſung angenommen. N 5 Damit iſt die Tagesordn i ig erſchöpft. 2 5 Berlin, 23. Juni. Der neuernannte Preſſechef der! ä nommen, ö 10 E zu Gunſten der Annahme des Vorſchlags hin⸗ Wegen der Grilbeikakaſtrophe auf der Zeche Mebrtt Ces ſofort behandelt wird. Abg. Dr. Roſenfeld(U. S.) begründet den Antrag. Abg. Hus(S.) unterſtützt ihn. Die Unterſuchungs⸗ kommiſſion müſſe ſofort aus unparteiiſchen Vertretern der Arbeiter zuſammengeſetzt werden u. dürfe nicht von der Bergwerksverwaltung verantwortlich geleitet werden. Politiſche umſchau. G. Auf der am Montag abgeſchloſſenen Pariſer Be⸗ ſprechung zwiſchen Briand und dem engliſchen Miniſter Curzon iſt als Hauptpunkt der Tagesordnung das Orientproblem geregelt worden. Seit einiger Zeit gibt es nämlich wieder ein Orientproblem, das bisher infolge der oberſchleſiſchen Ereigniſſe im Hintergrund des poli⸗ tiſchen Intereſſes geſtanden hatte, inzwiſch. aber zu einer ſolchen Bedeutung herangewachſen war, daß zu ſeiner Löſung eine beſondere Konferenz einberufen werden mußte. Es handelt ſich um den griechiſch⸗kürkiſchen Ge⸗ genſatz, der ſich ſeit dem Zuſammenbruch der Türkei und dem damit gegebenen Anſchwellen der griechiſchen Macht⸗ gelüſte in Kleinaſien und Thrazien ſehr zugeſpitzt hat. Der Vertrag von Sevres, der für die Türkei dasſelbe be⸗ deutete, wie für Deutſchland der Verſailler Schandfrie⸗ den, hatte das Gebiet der Türkei ſo aufgeteilt, daß außer den großen Stücken, die Frankreich und England ein⸗ ſteckten, Griechenland den beträchlichſten Anteil erhielt. Damit waren aber die türkiſchen Nationaliſten nicht zu⸗ frieden, und in Angora in Kleinaſien entſtand unter der Führung Kemal Paſchas eine nationaltürkiſche Bewe⸗ gung mit dem Beſtreben der Wiederaufrichtung der Tür⸗ kei. Die Gebiete, auf deren Rückeroberung es die Türken zunächſt abgeſehen haben, ſind Thrazien und Smyrna. Die Griechen, kaum hier warm geworden, erklärten Ke⸗ mal Paſcha den Krieg, zu deſſen Oberleitung König Kon⸗ ſtantin ſich ſelbſt an die Front in Kleinaſien begeben hat. Hier ſetzte nun die Pariſer Konferenz ein, da Frankreich wie England bekanntlich im Orient ſtark intereſſiert ſind. Man einigte ſich in Paris dahin, den Konflikt durch einen Vermittlungsvorſchlag beizulegen, der wie es ſcheint den Türken nicht ungünſtig ſein dürfte, da er ihnen Smyrna zuſpricht. Gehen die Türken hierauf nicht ein, ſo will man ihren griechiſchen Gegner mit Geld und Kriegsmaterial unterſtützen. Die oberſchleſiſche Frage wurde auf der Pariſer Beſpre⸗ f chung nur flüchtig berührt. Geht der Vorſchlag des italie⸗ niſchen Vertreters, Grafen Sforza, der ſämtliche Indu⸗ ſtrieſtädte mit Ausnahme von Gleiwitz und Hindenburg den Polen zuwenden will durch, ſo würde der Kampf um Oberſchleſien für Deutſchland mit einer vollen Nieder⸗ lage ſchließen. All der Opfermut der deutſchen Bewoh⸗ ner Oberſchleſiens wäre umſonſt geweſen, und der helden⸗ mütige Selbſtſchutz hätte vergebens ſein Blut für die deutſche Sache vergoſſen. Die plötzliche Aenderung Ita⸗ liens, deſſen Mitglieder in der interalliierten Kommiſ⸗ ſion in Oppeln, noch kürzlich der Anſicht geweſen waren, daß Oberſchleſien ungeteilt Deutſchland zugeſprochen wer⸗ den müſſe, ſcheint verwunderlich. Die Hoffnung, Ober⸗ ſchleſien ungeteilt zu behalten, iſt unter dieſen Umſtänden für Deutſchland recht gering geworden. Denn von einer engliſchen Intervention zu unſeren Gunſten darf man ſich nicht zu viel verſprechen. Der fanatiſche Starr⸗ ſinn der Franzoſen wird ſich auch hier behaupten, wie er bisher in faſt allen Entſchließungen der Interalliier⸗ ten Kommiſſioen den Ausſchlag gegeben hat. Kein Wun⸗ der, wenn man ſich die Zuſammenſetzung dieſer Kommif⸗ ſion näher anſieht. Nach einer engliſchen Regierungser⸗ klärung ſetzt ſie ſich nämlich aus 294 Franzoſen, 85 Ita⸗ lienern und 141 Engländern zuſammen. Die Franzoſen haben in ihr alſo doppelt ſoviel Vertreter zu ſitzen, als die Engländer. Jetzt verſteht man mit einemmale, wie es möglich war, daß die Franzoſen ihre polenfreundliche Haltung durchſetzen konnten. Die übrigen Mitglieder wurden einfach majoriſiert und mußten in den Ton ein⸗ ſtimmen, den die galliſchen Hähne angaben. So wird auch folgende aus London kommende Meldung verſtänd⸗ lich, die beſagt, daß,„wenn die Franzoſen ihre Politik der Begünſtigung der polniſchen Inſurgenten auf Schritt und Tritt fortſetzen und jede geringe Schwierigkeit ausbeuten, um den Aufſtand zu verlängern, es zu einem ernſtlichen Bruch innerhalb der Interalliierten Kommiſſion kommen könne. Die Geduld der britiſchen Mitglieder ſei zu Ende. Es ſei nötig, daß England wieder einen größeren Ein⸗ fluß in der Kommiſſion gewinne oder aber eine unab⸗ hängige Aktion ergreife(Mancheſter Guardin)“. Aber dieſe vereinzelte Stimme eines engliſchen Blat⸗ tes darf nicht überſchätzt werden. Denn der Umſtand, daß Lloyd George ſeiner persönlichen Anſchauung, die das Recht in der oberſchleſiſchen Frage unbedingt Deutſch⸗ land zuerkennt(wie das auch ſeine letzthin in der briti⸗ ſchen Reichskonferenz gehaltene Rede beweiſt), nicht zum Siege wird verhelfen können, läßt die Ausſichten Deutſch⸗ lands auf einen günſtigen Abſchluß in Oberſchleſien in nicht ſonderlich roſigem Lichte erſcheinen. Man will in England eben noch nicht mit Frankreich brechen und nähert ſich darum der franzöſiſchen Auffaſſung, die nach wie vor den polniſchen Sieg will. Hierfür ſpricht auch der Schritt, den die engliſche Regierung im Einverneh⸗ men mit der franzöſiſchen in Berlin unternommen hat und über den wir folgende Nachricht aus Berlin er⸗ halten: Berlin, 23. Juni. Wie die Blätter melden, hat die franzöſiſche Regierung durch ihren Berliner Botſchafter geſtern das deutſche Aus⸗ wärtige Amt erſucht, auf General Höfer einzuwirken. Nach einer Havasmeldung beſtand ſein Auftrag darin, die Auf⸗ merkſamkeit der Regierung auf die Tatſache des fortwäh⸗ renden Vormarſches der deutſchen Streitkräfte in Ober⸗ ſchleſien und auf die Weigerung des Generals Höfer, den Rückzug ſeiner Truppen zu veranlaſſen, hinzulenken. Auch der engliſche Geſchäftsträger hat geſtern Veranlaſſung ge⸗ der Regierung den Rat zu geben, auf den Zwöl⸗ ———— ö.. 8 Berlin, 23. Bei der deutſchen Regierung iſt eine franzöſi über Oberſchleſien eingegangen. Es wirzd in der hauptet, daß die Bemühungen der Juteralliierten Kommiſſid ſehr oft von Erfolg geweſen ſeien und daß die polniſche Re gierung den Auftändiſchen nicht diejenige Unterſtützun teil werden laſſe, wie es die deutſche Regierung annehme. Die polniſchen Inſurgenten hätten ihre gute Abſicht für Lignidation des Aufſtandes bereits durch die Tat ern Es käme im Augenblick nicht darauf au, irgend welche ſchreitungen der Vergangenheit aus Licht zu ziehen. dem General Höfer handle es ſich um Unterwerfung. ſei das einzige, was ſich aus der Lage ergeben habe. 8 Weitere aus Oberſchleſien eingelaufene Nachrichten ſagen, daß die oberſchleſiſche Aufſtandsbewegung einen ſtark bolſchewiſtiſchen Charakter anzunehmen begin So iſt es in Bromberg zu ſchweren Ausſchreitungen ge kommen: 44 Bromberg, 23. Juni. Die Ausſchreitungen gegen die Deutſchen in Bromberg haben den Charakter einer bolſche⸗ wiſtiſchen Bewegung angenommen. Am Sonntag wa verſchiedene Aufrufe der poluiſchen und der deutſchen werkſchaften erſchienen. Letztere verſprachen, ſich au 3 Zeutrale der Gewerkſchaften in Dentſchland zu wenden, die Wahrheit darüber zu erfahren, ob polniſche Arbeiter aus Deutſchland ausgewieſen und mißhandelt worden ſeien da ſich die ganzen Vorkommniſſe in Bromberg auf die a N Gerücht ſtützen. Trotz polizeilichen Verbots fanden Ver ſammlungen ſlatt. Die Polizei griff nicht ein. Am Son tag abend zog die Menge nach einer Verſammlung durch die Stadt und verübte neue Ansſchreitungen und Plünde⸗ rungen. Deutſche und Juden wurden mißhandelt. deutſches Weinreſtanrant in der Wilhelmſtraße, das ſche Geſchäft von Friedländer und das Schneidergeſchäft 8) mon wurden geſtürmt bezw. geplündert. Die De ten wandten ſich aber diesmal nicht nur gegen De Die Räume der dentſchen ſozialiſtiſchen„Volks wacht“, e 5 Si⸗ an- on⸗ dern auch gegen Polen. Ein poluiſches Restaurant 1 geſtürmt und die Gäſte hinausgeworfen; das po 995 Stadttheater wurde geſtürmt und die Theaterbeſucher 100 den Polen aus dem Gebäude verdrängt. Dann zog die köpfige Menge, der ſich eine große Zahl polniſcher Soldaten angeſchloſſen hatte, vor das Rathaus. Man zeichne le als deutſchfreundlich verſchrieenen Staatspräſidenten ciaſchek herauszuholen. Der Staatspräſident verſuchte 2235 Erſolg eine Anſprache au die Menge zu balten; er wur von dem Platze heruntergeriſſen und mißhandelt und mußte von Offizieren gerettet werden. Trotz aller Bemühen verſuchte ſich die Menge immer wieder auf die Offiziere werfen. Gegen 12 Uhr nachts wurde von der ae brauch gemacht und das Feuer auf die Menge mit Ma nengewehren eröffnet. Die Menge flutete auseinander hinterließ 9 Tote und 18 Verwundete, darunter einige 8 daten, die an dem Aufruhr teilgenommen hatten. 11 90 ſchwer mißhandelte Staatspräſident wurde in Sicherhe 2 ö bracht. Darauf verſuchte die Menge, das Gefängnis zu meu, um die Geſangenen zu befreien. Die Nacht war ruhis· Am Dienstag war die Lage geſpannt.* e Die neuen Steuern. 5 Berlin, 22. Juni(Drahtmeldungb e In der heutigen Sitzung des Reparationsausſchuſſes de Reichswirtſchaftsrates ſprach Reichskanzler Dr. Wirth die Fragen der Deckung der aus dem Ultimatum 9 50 ſeuen Verpflichtungen. Ohne ſchon ein abſchließendes an über die gelamte Deckung In geben, ſchildere ß eichskanzler die Geſetzeutwürſe, die z. Zt. in Arbeit 3. bis zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt ſind. Genannt den: die Zuckerſtener, die Einführung des Süßſtoff⸗Mo Körperſchaftſtener, die Nennwettenſteuer, die Leuchim ſteuer, die Zündwarenſteuer, Tabakſteuer, Bierſtener, 10. vols, die Aenderung des Braunlwein⸗Monopols, die 72 neralwaſſerſtener. 5 vonn e binett genehmigt. Geplant ift: die Kapital verketrs ehe Verſicherungsſteuer, Umſatzſtenererhöhung und Fraftf ee, zeugſtener. Eine Regelung der Zölle namentlich für% Tee, Kakab und der Fertigerzeugniſſe iſt vorgeſehen. 9 ſprochen wird z. Zt. die Frage der Erhöhung der Kobler ſleuer, deren wirtſchaftliche Folgen vorher eingehend 2 prüft werden mien. Der Reichskanzler ſagt zu, am 3 ds. Mis. eine umfangreiche Darſtellung der Pläne des Jeichsregierung mit ausführlichem Zahlenmaterial. zu ach ben, die dann der breiten Oeffentlichkeit zugängig gem werden kann. Der Entwurf eines Geſetzes über die Ae dezung des Körperſchaftsſtenergeſetzes wurde vom R tiunsausſchuß dem Reichswirtſchaftsrat nach langer Erörte“ rung überwieſen. 8 a Gareis⸗Interpellation im bayeriſchen Landtag. München, 23. Juni. In der geſtrigen Valditzung des bayeriſchen Landtages begann bei ungewöhnlich ſt beſetztem Hauſe und in Anweſenheit des Geſamtminiſte⸗ 95 riums die Interpellationsdebatte über die Ermordußt des Abg. Gareis. Der Miniſterpräſident Dr. vor⸗„ erklärte ſich bereit, die Interpellation ſofort zu bean worten. Hierauf begründeten im Namen der Unabhäng? gen der Abg. Neumann und im Namen der ſozialden., kratiſchen Partei Abg Sänger die Interpellation. f Beantwortung durch den Miniſterpräſidenten wurde aul geſtern(Mittwoch) vormittag vertagt. Die Erklärung der bayeriſchen Regierung im Landtag München, 23. Juni. Dr. von Kahr beantworke geſtern im Landtag die ſozialiſtiſchen Interpellationer, Er proteſtierte dagegen, daß der Mord an Gareis eil, beſtimmten politiſchen Richtung zur Laſt gelegt werſ Er lobte den geſunden Sinn der Arbeiterſchaft, die 15 von dieſen Bewegungen fern gehalten habe, und tone tierte, daß die gegenwärtige Regierung eine Poleik, 115 Verſöhnung und Verſtändigung treibe, die jede Ver wortung für den Radikalismus von rechts und links ablehne. Gegen Ausſchreitungen ſei in allen Je len eingeſchritten worden, wo eine rechtliche Möglichkeſ Der Miniſterpräſident verlangte gräßeſſe Verſtändnis im Reiche für die bayeriſchen Verhälte 105 Die Entwärſe wurden ſämtlich vom e e „ 5 PC. L TCG SSS SSS SSA — 2 4 Erklärung der Koalitionsparteien verurteilte die politi⸗ ſche Ausbeutung des Mordes, den Generalſtreik und die Hetze gegen Bayern. N Dann ſprach der Staatsſekretär des Innern, Dr. doveyer, der während ſeiner Ausführungen durch die Linksparteien durch heftige Zwiſchenrufe fortwährend unterbrochen wurde, die den Präſidenten immer wieder zum Einſchreiten zwangen. In den Zurufen wurde er 8 zunverſchämter Kerl“ genannt, mit dem Hinauswer⸗ ſen bedroht, als„frecher Hund“ bezeichnet, uſw. Hierauf dich . 5 Verſuche der Linken zurückwies, die Juſtiz zum poliki⸗ 5 n Machtinſtrument zu benutzen und erklärte, daß die bayeriſchen Richter trtzo aller Schmähungen und Droh⸗ ungen ſich von ihrer Gerechtigkeit und Unparteilichkeit nicht werden abbringen laſſen. Die Interpellationen er ſozialiſtiſchen Parteien wurden ſchließlich für 5 70 9 90 ärt. Der Präſident beklagte aber noch den Tiefſtand. * ſich in den Verhandlungen gezeigt habe und erkförte, zenn in Zukunft die Verhandlungen im Hauſe auf deden ſo niedrigen Stand gelangen ſollten, wie er auß 25 Zwiſchenrufen, die heute beſonders von dem Abg. enderl gefallen ſind, gehört habe, worin der Staatsſe⸗ kketär als ein Hund und unverſchämter Kerl bezeichnet zorden ſei, würde das ein Mangel an Verſtändnis für e nötigen Anſtandspflichten eines Volkes ſein. i Saus vertagte ſich ſchließlich auf morgen. 8 Eine ſtürmiſche Sitzung im bayeriſchen Landtag. München, 23. Juni. Nachdem die Koalitionsparteien 80 Landtag eine gemeinſame Erklärung abgegeben gatten, in der ſie die parteipolitiſche Ausbeutung des Rordes an Gareis verurteilen, ſprachen für die Sozial⸗ mokraten und Unabhängigen die Abg. Ackermann und Fülmglück und der Kommuniſt Aenderl, die neue ſcharfe Resiffe gegen die Regierung richteten. Der unabh. wid her erklärte, wenn noch ein Arbeiterführer beſeitigt darde, dann würden dafür drei auf der anderen Seite Haran glauben müſſen. Wr 2 8 * Politiſche Nachrichten. Lord Grey über Deutſchland und den Völkerbund. la eine Rede über den Völkerbund, von dem er er⸗ Fäfe⸗ daß er ſich ſo gut eingeführt habe und auf ſicheren Füßen ſtehe. Er trat für die Aufnahme Deutschlands 0 den Völkerbund ein und betonte, daß Deutſchland, wäun die Theoretiker der ewigen Kriegsrüſtung beſeitigt „en, zu einem Mittel des Friedens werden würde. DVDDie Arbeitskriſe in England. 6. Lon von, 23. Juni. Ueber die Arbeitskriſe ſagte Lloyd sorge geſtern im Unterhauſe, daß alle Arbeiter, die deiten wollten, den Schutz der Regierung erhalten wür⸗ beg Bisher iſt aus den Bergwerksdiſtrikten nur wenig da unt, doch ſcheint man nicht damit rechnen zu können, we viele Arbeiter nach den Bergwerken zurückkehren w rden. Der„Star“ iſt jedoch optimiſtiſch und ſagt, daß f ch 500 000 Arbeiter in dieſer Woche wieder an die b rbeit gehen würden.. . Ein engliſcher General durch Sinfeiner erſchoſſen. ae ee eee eee * * . 8 3 r . ben London, 28. Juni. Die Sinfeiner von Irland feuer⸗ h ſcho in der Gegend von Moydrun auf ein Auto und er⸗ 6 5 oſſen dabei einen engliſchen Brigadegeneral. 2 f Eutlaſſung des Jahrgangs 1919. 5 Want 23. Juni. Eine franzöſiſche Nachrichtenſtelle h t. Im geſtrigen Miniſterrat iſt die Entlaſſung des „ inzrgangs 1919 beſchloſſen worden, die am 25. Juni be⸗ en⸗* wird. Der Kriegsminiſter gab im Miniſterrat ra Lace offiziellen Bericht des Oberkommandos über die te 7 r Rheinarmee bekannt. Es geht daraus her⸗ 1 iſt, daß die Jahresklaſſe 1921 jetzt genügend vorbereitet . genſehe jeder Operation mit Ruhe und Sicherheit entge⸗ n dieſ ehen zu können. Der Miniſterrat hat auf Grund schl Berichts den Kriegsminiſter ermächtigt, den Be⸗ f bon an erteilen, die Entlaſſung der Jahresklaſſe 1919 ing 1 Juni an zu beginnen. Briand berichtete im rb hum ſterrat über die äußere Lage und über ſeine Beſpre⸗ 1 f ngen mit Lord Curzon.. b f A Zur holländiſchen Kabinettskriſe. ft⸗ g Nüchen dem Haag, 23. Juni. Die Löſung der hollän⸗ 6 dovon. Miniſterkriſe ſcheint nahe zu ſein. Man ſpricht n deiſte 5 nur die beiden Miniſter, deren Stellung am die ſter en erſchüttert iſt, der Kriegs⸗ und der Finanzmini⸗ WI aus dem Kabinett ſcheiden werden. Oberſchleſien. ele n 5 1 r Berlin, 23. Juni. 1 98 dae im Augenblick zwiſchen dem englischen General 2 gt 8 und General Höfer ſchwebenden Verhandlungen 2 wonach von General Höfer vorgelegter Plan zugrunde, ſich 0 ch eine Einigung mit den Polen zuſtande kommt, ta; erhalh 0 Ser dcn ung des Abkommens die Polen ſich der reife Ln tunden auf eine Linie zurück u, die im dann blinitz beginnt, die Stadt den Polen zuweiſt, ft lührt dach Süden über Langendorf nach Preiskreiſcham on fene dann nach dem Induſtriegebiet abzieht, wovon auf e bun 80 den Seite die Stadt Hindenburg verbleiben würde, r Gleiwitz nach Weſten abbiegt, ſodann ſüdlich Kreis Rybnik zur polniſchen Grenze bei Islowska Falls ſich der deulſche Selbſtſchutz überzengt, daß 0 425 45 F iſt, iſt er leinerſeits zurückzuzieh und zwar in zwei Kinn den. von denen die eine nördlich von Pitſchen be⸗ Nrläuft euaburg in deulſchem Beſitz läßt und äber Thule Jane t. die andere Zone führt über Oberglogan und Polen 1 und endigt an dem Huldſchiner Ländchen. Die deben Türen fort, das gauze Gebiet zu räumen, was in Kisch. den beendigt ſein unz. Daun wird auch der lelben Zei lbſtſchutz die von ihm beſetzten Gebiete in der⸗ eit räumen. Der 12er Ausſchuß hat ſich mit dieſem 5 955 Zuſtimmung der Errichtung einer zen⸗ ige Alex urch* . „ 8 5 8 Rasi 212. Ariantr 5 5 Berlin, 23. Juni. Der Viscount Grey hielt in Shef. zahm das Wort der Juſtizminiſter Dr. Roth, der die 2 walt durch die ineralliietrte Kommiſſion zu unterlaſſen, weil 1. durch die bis jetzt vorliegenden Aus⸗ obwohl ſie ihre Vorentſchädigung längſt einreichten. Vorſchlag Herrn Levingers wurde beſchloſſen, bet der des Verbandes kümmern, ja ſogar ihren Bellrag nicht mebr Ich habe die Hoſeutaſche voll k hineingreift und zahlt, da hat ma N Gleiwitz. 23. Jun.[Draht meldung.) Die Inſurgenten ſetzten ihre Umgruppierung fort. Dies hindert die polniſchen Banden nicht, an vereinzelten Stellen in das deutſcherſeits beſetzte Gebiet vorzuſtoßen. Die Jahr⸗ gänge 1892—1902 ſind aufgefardert worden, ſich ſofort zum Heeresdienſt zu melden. Wer dem Befehl nicht Folge lei⸗ ſtet, gilt als Deſerteur. Zur Löſung der oberſchleſiſchen Frage. a Berlin, 23. Juni. Wie die„Tägl. Rundſchau“ erfährt, vertritt man in maßgebenden Londoner Kreiſen den Standpunkt, daß endgültigen Löſung der oberſchleſiſchen Frage letzten Gubes eine engliſche Sonderaktion notwenig ſei. Im Londoner; Auswärtigen Amt iſt jetz eine beſondere Abteilnun errich⸗ tet worden, die ſich nur mit der oberſchleſiſchen Frage bes ſchäftigt und an deren Spitze Harmsworth, ein Mitaſſeb des Unterhauſes, ſteht. Vom engliſchen Kommiſſar in Oppeln, Sir Harald Stuart, iſt jetzt ein erneuter Berzen über die Lage in Oberſchleſien eingefordert worden, vos beſſen. gang weitere Maßnahmen der engliſchen Negierung hängen werden. 5 Das Reichskabinett zur oberſchleſiſchen Frage. i 5 Berlin, 23. Juni. Die geſtrige Kabinettsberatung über die oberſchleſiſche Frage hat zu dem Beſchluſſe geführt, im Einverſtändnis mit den Reichstagsparteien die Beantwortung der Inter⸗ pellation über die voberſchleſiſche Frage durch den Außen⸗ miniſter Dr. Roſen noch um einige Tage zu verſchieben. In den Kabinettsberatungen wurde auch die Konſequenz erhoben, die im Falle einer ungünſtigen Entſcheidung des Oberſten Rates ſich für das Kabinett ergeben könnte. Man iſt im Schoße des Miniſteriums aber zu dem Beſchluſſe ge⸗ kommen, die Rede Roſens zu vertagen und eine neue Re⸗ gierungserklürung in der oberſchleſiſchen Frage vorläufig 2——7—ðKt landsmeldungen noch nicht beſtätigt iſt, daß noch keinerlei Vereinbarungen zwiſchen England und Frankreich zuſtande gekommen find, 2. weil durch die neuen Vorſchläge des Ge⸗ nerals Höfer an Henneker eine neue Verhandlungsbaſis ge⸗ funden iſt, die zur Säuberung Oberſchleſiens führen könnte, ſodaß es rätlich erſcheint, zunächſt noch die weitere Entwicklung abzuwarten. Parlamentariſche Studienkommiſſion für Oberſchleſien. Berlin, 23. Juni. Die Parteiführer hatten geſtern eine längere Ausſprache mit dem Reichskanzler, der, wie verlautet, der Räumungs⸗ vorſchlag in Oberſchleſien zu Grunde lag. Eine parla⸗ mentariſche Studienkommiſſion ſoll gebildet werden, die durch eine Reiſe nach Oberſchleſien Feſtſtellungen ſam meln und mit den deutſchen Führern Fühlung nehmen ſoll. * Hardings Pläne über den Völkerbund. f Paris, 23. Juni. Wie der„Newyork Herald“ aus Waſtziugton erfährt, iſt —— der Hardingſche Plan für die Aſſozlierung der Nationen einigen ſüdamerikaniſchen Staglen zugegangen. Das Ne, jekt ſieht in ſeinen großen Grnzdlinſen vor:— 5 1. Die Aſſoziierung wird keinerlei ſchriftliche Verfaſ⸗ ſung beſitzen. 55* 2. Sie wird durch einen Rat funktionieren, in dem die Vertreter gewiſſer Nationen ſitzen. Die Beſchlüſſe dieſes Rates find keine Befehle, ſondern Ratſchläge. er 3. Der gegenwärtig beſtehende Oberſte Rat der Allliier⸗ ten ſoll als Kern für die Bildung dieſes Rates dienen. 4. Es ſoll ein internationaler Gerichtshof gebildet wer⸗ den, dem das Recht auf Schiedsſpruch in internationalen Streitfällen zuerkannt wird. Dagegen ſtehen dem Inter⸗ nationalen Gerichtshof keinerlei Mittel zur Ergreifung von Strafmaßnahmen gegen ſolche Nationen zu Gebote, welche ſich gegen die Beſchlüſſe des Rates auflehnen oder den Be⸗ ſchlüſſen keine Folge geben. BVund der Lluslandsdeutſchen. Am Sonntag fand in Baden-Baden die Vertreterver⸗ ſammlung der verſchiedenen Ortsgruppen Badens ſtatt. Nach der Begrüßung von ſeiten des Vorſtandes Herrn Le⸗ vinger, wurde zur allgemeinen Tagesordnung eingetre⸗ ten, deren einzelne Punkte eine allgemein zuſtimmende Lö⸗ ſung fanden. Bet dieſer Gelegenheit gab Herr Levinger eine genaue Ueberſicht über die Arbeiten des Verbandes und ſtellte feſt, daß der Landesverband Baden bisher ſtets gute Erfolge für ſeine Mitglieder erzielte und in ſeinen Beſtrebungen bls⸗ jetzt von der Regierung alle Unterſtütztzung erfahren habe. Man dürfe aber nun nicht zu optimiſtiſch werden ſondern müſſe mit den zur Verfügung ſtehenden Geldern recht ſpar⸗ ſam und umſichtig umgehen da früher oder ſpäter doch der Fall eintreten kann, daß aus irgend einem Grunde die Un⸗ terſtützung der Regierung ble, Hierauf kam die Sprache auf die Vyrentſchäbigung, da eine große Anzahl Mitglieder bisher ohne Beſcheid beben, Auf —— Regierung vorſtellig zu werden, damit die noch unerledigten Vorentſchädigungen baldigſt zur Auszahlung kommen. Ge⸗ rade hier ſei Eile notwendig, denn viele Auslands deutſche ſind in einer finanziellen Notlage und eine raſche Unker⸗ ſtützung würde ihnen die Möglichkeit geben, ſich wieder eine Exiſtenz zu gründen, oder zu verſuchen, wieder in ihre Stel⸗ lungen ins Ausland einzurücken. Zu dem beabſichtigten Schritt bei der Regierung ſeien aber in erſter Linie Liſten von allen Ortsgruppen nötig über diejenigen Mitglieder, die ihre Vorentſchädigung noch nicht erhielten. Im weiteren Verlauf bemerkte Herr Schweiß von der Ortsgruppe Raſtatt, daß ſich hier eine Reihe derjenigen Mitglieder, die ihre Vorentſchädigung bereits erhalten haben, nun wenig oder gar nicht mehr um die Jutereſſen bezahlen. Ein ſolches Benehmen von Perſonen, die vorher Leid und Freud der feindlichen Internierung gemeinſam getragen und die den Verband in jeder Weiſe vorher in f Anſpruch genommen haben, erachte er als undgukbar und unwürdig. Hier müſſe ein moraliſcher Druck ausgeübt und bei der Frage der letzten vollen Entſchädigung von deven. die hierbei die Vermittlung ihrer Ortsgruppen in Aunpeuch nehmen wollen, verlangt werden, daß vorger aße fäunmigen 0 Beiträge nachzuholen ſind. Dieſer Vorſchlag wurde eum ⸗ mig angenommen f 5 Die Nachmittagsdebaite war von rein privater Natur und nachdem der Vorſitzeude Herr Levsinger nnch gor ſchlug, alle zwei Monate eine Vertreter verjam peng ehgzu⸗ halten, die während der Sommermonate im ſchetien Baden ſtattfinden ſollen, fand die Sſtzung ihren Schluß Der Nabel der Erde. Zürich, im Januar 1921. limperndem Geld. Hartes Friedensgeld. Es klingt loſe beim Gehen, und wenn man n die ganze Hand voll ünzen., Soz en richtige, große, runde, ſilberne un i 5 5 Ab Fein. Papier. Lang 1 Wann wird es wärmer? 5 8 ſchweren Fünffrankſtiſcke ſcheinen fh aus alen Perren d. h. Ententeländern) hier eingefunden zu haben, als os ſie nur hier vor dem Tod des Einſchmelzens ſicher wären. Auf dem einen ſteht Vittorio Emanuele II 1869, auf dem zweiten Leopold II, Rot des Belges 1871: auf dem dritten Nap. III. Empereur 1867. Hiſtoriſche Münzenſammlung. Die Herren in Frack und Uniform erſchienen ein bißchen ſaumſelig, machten ihre obligaten Kratzfüße und häuften ſich zu einem Pulk in einer Ecke des Saales, in der andern bil⸗ deten die Damen eine Duftwolke aus Mull und Tüll— die engagierenden Herren plänkelten hin und her!— Die Müt⸗ ter in dunkelſeidenen Gewändern mit ſchweren, goldenen Uhrketten(damals hatte man ſie noch) niſteten ſich an der Saalwand ein und waren vom Tanzordner um keinen Preis wegzubeſorgen. a 5 8 5 2 Die Geigen hinter dem Efeu quiekten. Als der geehrteſte Gaſt erſchien, gab der Tanzordner ein Zeichen, und der verunglückte Konzertmeiſter“ am Pianino begann einen Walzer zu pauken. ö 5 Jetzt kam Leben in die Geſchichte.— Die Herren ſtürzten hinüber zu den Damen, erbeuteten ſich niedliche Tänzerin⸗ nen, und auf den Spuren des Tanzordners begann ein karuſſellartiges Drehen der Paare unter dem Kronleuchter. In dieſem Augenblick entflohen alle Väter dem Ort der Tat und bargen ſich im Herrenzimmer bei Zigarren, Bier und Skat. Die Mütter aber beobachteten mit nie erlahmen⸗ dem Intereſſe die Vorgänge im Saal. Sie wußen hernach genau, wieviel Touren jede Tochter getanzt hatte und mit wem— eine erſtaunliche Leiſtung! Nach der ordonanz⸗ mäßigen Zeit gab der Ordner, der mit der Haustochter den Ball eröffnet hatie, ein Zeichen, und mit einem jähen Schrill hörte— nur zu gern— die Muſik auf. Die Herren brachten ihre Tänzerinnen in das ſogenannte Damenzimmer und pürſchten ſich ſelbſt in die Nähe der Bowle und des Biers, nur wenige Schmerennöter blieben bei den Damen und flirrteten durch! Der Saal wurde gelüftet— es zog und wurde eiskalt— die Mütter harren unentwegt aus, um ihren guten Beobachtungspoſten nicht zu verlieren. Es ward nun ſpäter und ſpäler, heißer und kälter— die Geigen verſtimmter, alles müder, bis die ſchmeichelnden Kläge des Blumenwalzers, damals der„ſchönen, blauen Donau“—„Nur für Natur“ aus dem„luſtigen Krieg“— „Er ſoll dein Herr ſein“ aus dem Gasſparone— der ſchmach⸗ tende Ach ich hab'—— ſte ja nur“ aus dem ſeligen Bettel⸗ ſiudenten—— die Lebeusgeiſter wieder weckte, die Mütter noch einmal die müden Lider hoben, um zu konſtatieren, wieviel Sträuße Elſe und Lilli, di e Töchter, und wie wenig Anna und Lottchen, die Freundinnen, ergattert hatten. Als beliebte Dame mußte man für alle Tänze engagiert ſein, ſouſt„ſchimmelte“ man— war„Mauerblümchen“, was von einer flotten Tänzerin als„Schande“ angeſehen wurde. Es war auch wichtig, mit wem man tanzte, z. B. zu Tiſch oder Kotillon mit ein und demſelben Herrn galt ſo gut wie „verlobt“ oder„kompromitiert“—— ſo ſchrieben es die damalien drakoniſchen Geſetze des Ballſaales vor. Als ge⸗ ſuchte Tänzerin konnte man auch„Konfuſion“ machen, d. h. man warf einen nicht genehmen Tänzer aus der Karke heraus und tanzte mit einem andern. Man bekam meiſt 5—6 Sträußchen. Als anerkannte Ballkönigin 10—12. Da die gütige Gaſtgeberin mit ihrem faſt nie unbeſchränkten Budget meiſt nur 2—6 Buketts für die Dame rechnete, ſo ſchnappte man die 9—10 Ueberſträußchen anderen, weniger beliebten fungen Mädchen fort—„e'eſt la guerre“, Der Tanzordner und die Hausfrau raſten nun verzweifelt um⸗ her, um dieſe bedauerliche Ungleichheit des Schickſals zu vertuſchen. Jede eingeladene junge Dame mußte nämlich mit wenigſtens einem Sträußchen abziehen— anders kam es wiederum einem Schimpf für das gaſtliche Haus gleich. Aber woher nehmen? Blutenden Herzens gaben die Haus. töchter von ihrem Reichtum ab— ſie hatten ſie doch he⸗ kommen und ſührten ordnungsgemäß dariiber Buch. Mit dem letzten Geigenſtrich erſchien der erſte Vater wieder auf dem Plau, in eine göttlich blaue Dunſtwolke von echten Importen gehüllt(damals kein Berſchwendungs⸗ wahnſiun) und blies energiſch Aufbruch. 8 Man küßte die Hand, dankte, murmelte„entzückenden Abend“—„charmantes Feſt“—„ganz reizend arrangiertes Tänzchen“ uſw. a 4 Die weniger naheſtehenden Gäſte ließ man ruhig ab⸗ ziehen, verſtändigte ſich durch heimliche Blicke und ſetzte ſich daua chnoch mit den„beſten Freunden“ und halb überwun⸗ dener Müdigkeit zuſammen. Die wegen ihrer Leiſtungen wahrhaft mit Ruhm hedeckte Hausfrau ſtellte tatſächlich noch einen vorzüglichen Mokka her. Und nun hechelte man ge⸗ mütlich nach getaner Arbeit den Ball von Anfang bis zum Ende durch. Es gab ſogar paſſionierte Tänzer und Tän⸗ zerinnen, die dies für den ſchönſten Teil des Feſtes erklär⸗ ten.— In— meine Herrſchaften—„Schaden iſt die reinſte Freude“ in dieſem Jammertal. Man ſtellte befriedigt feſt. wie wenig„Freundinnen“ aut— und wie viele upvortefl⸗ haft ausgeſehen hätten.— Wie alt die ſchöne Fran Kr. ge⸗ worden wäre.— Daß Aſſoſſor Schulz morgen um Marie⸗ chen Müller anhalten müſſe— widrigenfalls!—— Ein Spaßvogel rechnete aus, daß die Haustochter heute ſo etwa 10 Meilen getanzt haben müſſe. Eine Leiſtung, die man ihr mal auf der Landſtraße zumuten ſolle. Hedchen Anton war ſo ſkandalös kurz angezogen, daß man beim Tanzen ihre weißen Strümpfe ſah— empörend. Die Herren waren nachſichtiger, denn ſie hatte ſeßhr kleine Füße in allerlieb⸗ ſten Goldkäferſtiefelchen(kaun an denn überhaupt zu kurz angezogen ſein?). Mehrere Schleppen waren total. treten. Frau Oberſt war mit dem jüngſten Leutnant hin⸗ gefallen. Der Referendar B. hatte ſich bezecht. Drei feine Sektkelche wären entzwei. Zwei Flaſchen Rotwein und eine Kiſte Zigarren fehlten— ja— ja die obligaten Lohndiener waren allen Hausfrauen verhaßt. 3 Am anderen Morgen Familie gehobener Stimmüng⸗ Der Hausherr, weil der Rummel alücklich vorüber— die Damen, weil es ein überaus gelungenes Feſt geweſen war: — und man nun ordnungsgemäß au ladungen rechnen konnte, 7 4 7 Genau ſo wie ich es geſchrieb'n Und wie ich's wollte haben, So traf es ein, gleich nach dem Feſt Die Regengüſſe kamen. a Nun hat ich auch beſtimat gehofft, Für dieſen Regenſegen, Würd'n Landwirte erkenntlich ſein Und ließen Trinkgeld regnen. Doch leider ja, es traf nicht ein, Man blieb es mir noch ſchuldig; Ich warteke ein halben Tag, Dann wurd ich ungeduldig. So kalt, wie nun der Landwirt blieb, 8 So bat ich, ſollt es bleiben. 3 Uad ſo bleibt es bis's Trinkgeld kommt, Dann wird die Kälte ſcheiden. Patzel. 25 Der Hölzprozeß. Lebenslänglich Zuchthaus. Berlin, 22. Juni. Die Fortführung der Beweisaufnahme bringt den Waffenmeiſter der Schutzvolizei Erxleben an die Zeugenbank. der ungefähr die gleichen Angaben über ſeine Gefangennahme macht, wie der früher verhörte Zeuge Franke. Seine Ausſagen erweiſen ſich als außerordentlich objektiv und fachlich. Wachtmeiſter Wille habe ihn zu ſei⸗ ner Hundertſchaft geſchickt und hat dabei Anweiſung gege⸗ ben, nicht hinter ihnen her zu ſchießen. Das Gericht zog ſich zur Beſchlußfaſſung über die Anträge der Verteidigung zurück. Als es im Saale wieder erſcheint, kommt es zu er⸗ regten Szenen. Vorſitzender: Das Gericht lehnt den Antrag auf Ver⸗ nehmung des Kriminaldirektors Dr. Kopf über die Bewer⸗ tung der Zeugenausſagen der Frau Gutsbeſitzer Heß ab, weil. Hölz(unterbrechend): weil ſonſt der ganze Schwin⸗ del aufgedeckt wird.— Vorſitzender lerregt): Ich verbitte mir dieſe Aeußerung.— Hölz: Natürlich!— In dieſer Tonart ging es weiter. Als der Vorſitzende ſagte: Ich werde Ihnen Feſſeln anlegen laſſen, ſagte Hölz, höhniſch die Hände vorſtreckend: Tun Sie es doch! Vorſitzender (ſehr erregt): Sie ſind ein ganz unverſchämter Lümmel! — Hölz: Und Sie ein Blutrichter! Sie ſind ein Mord⸗ brenner! Das Gericht lehnt die Anträge der Verteidigung ab. Als es ſich zu neuer Beratung zurückziehen will, wird Hölz äußerſt rabiat und ruft: Es lebe das revolutionäre Prole⸗ tariat! Vorſitzender: Ich verbitte mir dieſe Unverſchämt⸗ heiten! Führen Sie den Angeklagten ab!— Es kommt nun zu einer ſehr erregten Szene: Als Hölz, der Miene macht, weiter zu reden, von mehreren Sipo⸗Beamten gepackt wird, ruft Juſtizrat Dr. Brenkel: Ich ſtelle ſeſt, daß das Verhal⸗ ten des Angeklagten lediglich die Folge des Auftretens des Staatsanwaltes iſt. Dann ziehen die drei Verteidiger, die anſcheinend befürchten, daß dem Angeklagten unterwegs ein Unheil zuſtoßen könnte, in großer Erregung hinter dem abgeführten Hölz ab. Die Sitzung wird darauf einige Stun⸗ den unterbrochen, um die beiden mediziniſchen Sachverſtän⸗ digen in der Zwiſchenzeit zur Stelle zu ſchaffen. Antrag auf Todesſtrafe im Hölz⸗ Prozeß. In ſeinem Plädoyer kam Staatsanwalt Dr. Jäger zu dem Schluß, daß im Falle Hölz ein heimtückiſcher, hinter⸗ liſtiger Meuchelmord vorliegt. Er beantragte deshalb den Angeklagten Hölz wegen vorſätzlicher Tötung und Mordes, und Tateinheit mit Hochverrat zur Todesſtrafe und dauern⸗ den Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte zu verurteilen. Berlin, 23. Juni.[(Drahtmeldung.) Nach etwa einſtündiger Beratung erkannte das Gericht gegen Hölz wegen Hochverrat in Tateinheit mit verſuchtem und vollendetem Totſchlag, wegen Verbrechens gegen das Spreugſtoffgeſetz und wegen der übrigen zahlreichen Ver ⸗ gehen zu lebenslänglichem Zuchthaus und dauerndem Ver⸗ luſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Hölz verließ den Saal unter dem Ausruf: Es kommt der Tag der Freihelt und der Rache. Sie ſind hier die Zuhälter der Juſtiz.“ Baden und Nachbargebiete. * Karlsruhe, 22. Juni. Auf der am 25. und 26. Juni in Heidelberg ſtattfindenden Tagung der Badiſchen Bauern⸗ vereinsorganiſation. wird auch die Neuwahl des Präſiden⸗ ten und der Vorſtandſchaft der Organiſation vorgenommen werden. a. Mannheim, 21. Juni. Wie der„Mannheimer Ge⸗ neralanzeiger“ erfährt, droht die Schließung der Mann⸗ heimer Lichtſpieltheater. Heute nachmittag fanden Ver⸗ e handlungen mit der Stadtverwalung wegen der Schließung ſtatt. * Heidelberg, 22. Juni Am Güterbahnhof wurden 15 Zentner Zucker die unter falſcher Deklaration aufgeliefert und für einen hieſigen Kaufmann beſtimmt waren, beſchlag⸗ nahmt. 2 geidelberg, 21. Junl. Auf dem Kohlhof bei Alten⸗ dach wurde am Sonntag unter zahlreicher Anteilnahme aus nah und fern das Mannheimer Naturfreundehaus eröffnet. Das Haus bietet Schlafgelegenheit für ungefähr 180 Per⸗ ſonen und enthält einen geräumigen Saal zur Einnahme von Mahlzeiten. a a * Nieberweiler, 21. Juni. Ein Automobilunglück er⸗ eignete ſich Sonntas abend oberbalb Niederweiler. Ein von Badenweiler kommendes Auto ſuhr mit ſolcher Wucht gegen einen dicken Baum, daß dieſer glatt umgefahren wurde. Von den ſechs Inſaſſen wurden drei herausgeſchleudert. Theodor Rütſchler von Lörrach blieb leblos liegen. Ein anderer er⸗ 2 Wiederholung eines im Kriege erlittenen Nerven⸗ ocks. * Offenburg. 21. Juni. Der Bürgerausſchuß kraf in ſeiner geſtrigen Sitzung eine grundſätzliche Entſcheidung we⸗ gen der ehemaligen Kaferne des Regiments 170. Es wurde deſchloſſen, daß die von der Firma Dierks u. Wroblewsk' . Mf 2 Fähre in Pact gegebene Kaſernenankekte chr als Eigentum für 200 000 Mark, das Offizierskaſino nebſt großem Garten an die evangeliſche Kirchengemeinde zu Mk. 120 000 zu einem Bethaus und als Pfarrerswohnung abge⸗ treten werden. Das Ruhegehalt des Oberbürgermeiſters Hermann wurde auf 30315 Mark feſtgeſetzt. 5 ain Ohlsbach, Amt Offenburg. 21. Juni. Am Samstag wurde während eines Gewitters im Hauſe des Hofbauern Anton Huber eingebrochen und den Hausbewohnern Be⸗ träge von insgeſamt 1200 Mark entwendet.— Der hieſige ehemalige Bierbrauer und Gastwirt Ambros Wild ſtarb nach langem ſchwerem Leiden. en Heimbach, 21. Juni Am Samstag nachmittag begab ſich die Frau des Zimmermanns Trenkle von hier nach Em⸗ mendingen zum Arzt. Auf dem Heimwegr wurde ſie plötzlich von einer ſchwereu Ohnmacht befallen und kam nicht zum Bewußtſein. g 1 Freiburg, 22. Juni. Wie die„Freiburger Tagespoſt ö* mehr meldet, ſind hier verſchiedene ehemalige aktive Offiziere un⸗ ter der Anklage des Hochverrats verhaftet worden. Sie ſollen eine Art Orgeſch, die ſich über ganz Baden erſtrecken ſoll, organiſiert haben. Die Angelegenheit hängt offenbar mit den kürzlich in der Preßſe gemeldeten Waffenfunde im badiſchen Hinterlande zuſammen. 1 5 un Freiburg, 22. Juni. Die Stadt Freiburg und die badiſche Unterrichtsverwaltung waren ſeinerzeit an das Reichsſchatzminiſterium mit dem Erſuchen herangetreten, ihnen das frühere Garniſonslazarett zum Betriebe der Untiverſitätsklinik für Haut⸗ und Geſchlechtskranke zu über⸗ laſſen. Gegen eine jährliche Mietentſchädigung von 16 900 Mark iſt jetzt die Ueberlaſſung auf vorläufig 20 Jahre ver ⸗ traglich feſtgelegt. Zum Umbau des Gebäudes ſür den erwähnten Zweck werden 2 100 000 Mk. benötigt, die von ber Unterrichtsverwaltung und der Stadt Freiburg gemein⸗ ſam aufzubringen ſind. Lokales. Sommeranfang. Am 22. Juni, morgens 12 Uhr 30 Min. trat die Sonne in das Zeichen des Krebſes. Dieſer Zeitpunkt iſt der Beginn des aſtronomiſchen Sommers. Die Sonne hat jetzt ihre größte nördliche Deklination erreicht. Der aſtronomiſche Sommer endigt am 23. September, wenn die Sonne auf ihrem herabſteigenden Wege von Norden nach Süden den Aequator paſſiert. Sommeranfang iſt der längſte Tag des Jahres, von da ab werden die Tage ſtändig kürzer, Herbſt⸗ anfang iſt die zweite Tag⸗ und Nachtgleiche des Jahres. Bei unſern germaniſchen Altvordern war die Zeit des Som⸗ merbeginnes ein hohes Feſt. Zu ſeiner Feier zog man hin⸗ aus auf die Felder und auf die Berggipfel und entzündete zu Ehren des Lichtgottes Baldur Höhenfeuer und Talfeuer Dieſer Gebrauch hat ſich noch in zahlreichen Gegenden unſeres Vaterlandes erhalten. Seit dem Ein ngen des Chriſtentums in die deutſchen Gebiete wurde freilich viel⸗ ſach aus dem Sonnwendſeuer der alten Germanen das Jo⸗ hannisfeuer zu Ehren des Täufers Johannes, des Vorgän⸗ gers Jeſu Chriſti. Sein Kalendertag iſt der 24. Juni, dieſer Tag hat auch als Lostag ſeine Bedeutung. Der Johaunistag 5 (24. Juni) iſt dem Vorläufer Chriſti, Johannis dem Tän⸗ fer, geweiht. Ehedem wurden ihm zu Ehren ausgedehnte „Johannisfeſte“ veranſtaltet, jedoch werden dieſe Feſte jetze in den meiſten Ländern nicht mehr offiziell kirchlich gefeiert. Was überhaupt noch von der Johannisfeier übrig iſt, be⸗ zieht ſich nicht auf den Kalenderheiligen, ſondern es iſt ein Nachklang der bei den alten Germanen üblichen Sonnwend⸗ ſeier. Die Erde ſteht in ihrer vollſten Pracht, die die große Wohltäterin, die Sonne hervorzaubert; ihr zu Ehren lo⸗ derten Feuer auf den Bergen auf, um die Nacht und böſe Dämone fernzuhalten, eine Sitte, die ſich im„Johannis⸗ feuer“ vielerorts erhalten hat, und zwar bei allen chriſt⸗ lichen Nationen in ganz Europa. Aus den heidniſchen Ge⸗ bräuchen bei der Sonnwendſeier hat dee Aberglaube vie⸗ les entlehnt. Das unſprüngliche, dem Sonnengott darge⸗ brachte Opfer ſind jetzt die Strohpuppen, die man dem Feuer übergibt. Manchenorts glaubt man auch, daß die Flüſſe am Johannistage Menſchenopfer fordern. Ganz beſonderer Wertſchätzung am Johannistage erkreut ſich aber der Kräuterkultus. Wie alles in der Natur, ſind jetzt auch die Kräuter am ſaftigſten und reinſten; man ſammelt ſie für etwaige Krankheitstage oder man windet Kränze aus ihnen, um ſie über Haus⸗ und Stalltüren aufzuhängen und ſo die Krankheitsdämone von vornherein zu vertreiben. Viele Kräuter gelten als beſondere Johanniskräuter. Im Freiſtaat Sachſen hat ſich dic herrliche Sitte verbreitet, am Johannistag die Gräber zu ſchmücken, und die Friedhöfe ſind deshalb an dieſem Tage das Ziel für Hunberttouſende. 4. ö Am 27. Juni iſi Sicbenſchläfer! Wenn es an dieſem Tage regnet, dann r dem Volksglauben ſieben Wechen lang, töglich etwas. Dieſer Glaube iſt er wet aber weſſen⸗ e es nach wenigſtens 7 1 — —— 85 ſchaftlich[ängſt widerlegt. Der Legende nach haben ſich fie ben Jünglinge, namens Malchus, Maximianus, Dionyſius, Johannes, Martinianns, Konſtantinus und Serapion, um einer Chriſten verfolgung unter Kaiſer Decius zu entgehen, im Jahre 251 in einer Höhle im Berge Kalon bei Epheſuk verborgen, in der ſie einſchliefen. Inzwiſchen wurde die Höhle vermauert, und die Sache berichtet, daß ſie erſt nach im Jahre 446 wieder erw Theodoſius II. zufällig geöffnet Brüder vor dem Biſchof Martin und daun noch vor dem Kaiſer ſelbſt das Wunder bezeugt, ſtarben ſie. Sie wurden ſpäter heilig geſprochen. In der griechiſchen Kirche iſt der Gedächtnistag dieſer ſieben Heili⸗ gen erſt der 4. Auguſt. Der Zuſammenhang des Volks⸗ glaubens vom Sieben⸗Wochen⸗Regen mit dieſen ſieben Schläfern iſt noch nicht gelöſ. 8 0 W 69 — Der Poſtverkehr uach dem beſetzten Gebiet. Nach Mitteilung der Handelskammer Karlsruhe bat der leitende Zollausſchuß Koblenz eine Verordnung Nr. 11 erlaſſen wo durch die Zollabgaben für Poſtpakete, welche über die Rhein⸗ zollinie gelangen, neu geregelt worden ſind. Es werden nunmehr erhoben: für den Verſand vom unbeſetzten na dem beſetzten Gebiet: für Pakete von nicht mehr als 5 Gewicht 2 Mt., von nicht mehr als 10 Kg. Gewicht 4 Mk. von nicht mehr als 15 Kg. Gewicht 12 Mk. per Paket: für den Verſand vom beſetzten nach dem unbeſetzten Gebiet mit Be zug auf die vorhin angegebenen Gewichte: 1 Mk. 2 Mk. und 6 Mk. per Paket.— Von dieſer Regelung ſind ausge⸗ nommen: Pakete, welche enthalten: Edelmetalle und daraus hergeſtellte Gegenſtände, Edelſteine, Wertpapiere uſw., Kunſt⸗ werke u. Kunſtgegenſtände, Seide und Seidenwaren, Tabak, Zigarren und Zigaretten, ſynthetiſche Farben. pharmazen tiſche Erzeugniſſe, Sacharin, Pelze u. Pelzwaren, Elfenbein und Elfenbeinimitation, Jett, optiſche und mathematiſche Ju⸗ ſtrumente, Wanduhren, Taſchenuhren und Teile dagu. 2 Auf Pakete, welche vorſtehend genannte Waren enthalten werden die in Art. 3 und 4 der Verordnung 81 der Rhein landkommiſſion vorgeſchriebenen Zölle erhoben. e a Frachtkoſten für Obſtverſand. Die Landwirtſchaftz kammer teilt uns mit, daß die ſtändige Tarifkommiſſton Berlin in ihrer Sitzung am 19/20. Mai d. Is. mit äußer ſter Dringlichkeit beſchloſſen hat: a) den 50proz. Gewichte zuſchlag der Klaſſe IIe, wozu auch friſches Obſt, gehört fallen zu laſſen; b) gebrauchte Packmittel bei Aufgabe ald Stückgut zum halben Gewicht zu befördern. Die Maß, n wird vorausſichtlich am 1. Juli d. Is. in Kraft reien. 5 4 faſt zweihundert Jahren, ſeien, als die Höhle unter wurde. Erſt nachdem die * 25 2 1 Wohltänngkeitstest zu Gunsten der Rrlegs beschädigten, Mriegsbinterbliebenen und Waisen. Nocheinmal ſo gerne berichtet man über eine Vet“ anſtaltung wenn es ſich um eine ſo wohlgelungene handelt, wie das im Schlößchen am 18.— 20. Juni ftattge funden Wohltätigkeitsteſt. Die Seckenheimer haben gezeigt, da ſie gewillt ſind dort helfend einzugreifen, wo unsere Vaterland infolge ſeiner ſchweren Notlage die Mögliche fehlt. Mit der Kapelle Wunder Feudenheim und Dal der Hilfsbereitſchaft hieſiger Vereine und Privaten war e der Leitung möglich, bei den einzelnen Veranſtaltungen, nu Jutes zu bieten. Ich erinnere nur an den Bunten Aben am Samstas, der ſicherlich allen Beſucher noch in ange nehmer Ecinnerung ſein dürfte und weiter an das ſich 5 Sonntag würdig angeſchloſſ ne Sommerfeſt. Leider 5 das Wetter nicht recht mittun wollen, doch wurden au hier die Teilnehmer durch Gebotenes reichlich für ihten Eintrittspreis belohnt. In beiden Veranſtaltungen wurden nur Glanzleiſtungen geboten was den Muwirkenden aller Ehre gereicht und auch an dieſer Stelle geſagt feln ſoll Wer erinnert ſich nicht der frohen Kinderſchar bei Volksfeſt am Montag. der man infolge großzügiger Gebe freiheit hleſtaer G ſchäftsleute frohe ur vergeßliche Stunde bereiten konnte? Diets alles veranlaßt uns, allen die 13 mitgeholfen das Feſt in dieſer Wiiſe dub chzuführen 5 zu dem ſchönen Erfolg zu verhelfen, auf dyſem W' unſeren beſten Dank zu ſagen. f Der fi anzielle E folg kann gleich dem Verlauf all ein guter bez icht et werden, doch ſoll auch den Kreiſen, d in gleichen Tagen infolge des Jugendſonntags der vaude Gemeinde nicht in der Lage waren ihren gewollten 45 beizuſteuern, nachträglich noch hierzu zu dieſem 30a b im Fürſorgeamt im Rathauſe hier bis Mittwoch, 2 29. ds Mis errichten Sammelſt ell Gelegenheit gegeben werden wo auch Ant äge auf U terfützung aus dieſ⸗ Fond zu ſtellen ſind. De; Ausschuß Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Wir bringen hiermit zur öffentliche n Kenntnis, daß im Stalle des Georg Seiz, Friedrichſtr. 115 Retlauf ausgebrochen iſt. Seckenheim, den 23. Juni 1921. Bürgermeiſteramt: oa ch Ffeisch-Uef kauf. Heute Nachmittag von 5 Uhr ab wird Empfehle: Feinste deutsche Taielbntter Limburger u. Hand kae jeden Freitag frische Landbutter Heute frische Landeier eingetroff. Frisch gebr. NAI e zu 22 u. 24 Mk Nakao und Tee Turnverein dringend rforde⸗ lich Seckenheim 6. U. gegr. Heute Abend nach der Turnſtunde Turnrats-Sitzung. Wögen Wichtigkeit der Tagesordnung iſt voll zꝗähliges E⸗ſcheinen aller Turnratsmitglieder Der Vo⸗ſtand. 1898. deschäfts-Bröfaune Schuhhaus Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landw. Ein- und Verkaufs genoſſenſchaft. bebrüder Majol Mannheim, Schwetzingerstr. 30 auf der Freibank dahier d Kußhfleiſch ausgehauen, das Pfund zu 5 Mk. Seckenheim, den 24. Juni 1921. Ortsviehverſicherungsanſtalt: Kach. Schmit! Medizinal⸗Perband Feckenheien. Am Honntag, den 26. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr fiadet im„Neckartal“ eine außerordentliche General- Versammlung ſtatt mit folgender Tages ordnung: 1. Die neuen Verträge mit den Herren Aerzte 2. E höhung der Beiträge. Wegen Wichtigkeit der Tagesordnung werden die Mitglieder erſucht vollzählig zu erſcheinen. Der No ſtand. Irbid Uürnorſchal Fenmenbeim. Heute Abend 9 Uhr 1 7218 Feinstes Talelh! p. Ltr. zu 14 Mk. Ferner: ſemüsenndeln, Haier- hocken, weilen äries, Reis AGrfakern zu den billigsten Preisen. Tnompsons- und Flammers-Seifienpnlder Persil, Si nud Din Deutsche Nernseiie Doppelstück 2.30 Mk. -unlicht- und Flammer-Seife- Täglich frische Johannis- u. Stachelbeeren Philipp Hirsch eee 64. 1 Friedrichs feld. Verloren ine blaue Schürze von Hauptſtraße bis Abzugeben im Lager. Jud ihre E Ane in Ordnung? 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