1 9 0 ö e/.. 1 kaun 1 Seckenbheim, Ilvesheim, ladkar Abonnementspreis: Monatlich Trägerlohn. mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Durch die Poſt bezogen pro Quartal 12.— Mk. ausſchl. Beſtellgeld.— Erſcheint täglich Inſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 80 Pfg. Reklamen 2.50 Mk. Mittwoch, 29. Juni 1921 Bei öfterer Anfnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16.; Die Flaggenfrage im Reichstag. i Berlin, 27. Junk, 40 5 Reichstag wurden am Montag nach der geſchäftsorb⸗ autri mätzigen Erledigung der üblichen Strafverfolgungs⸗ ausha gegen mehrere Abgeordnete einige Nachträge zum träge altplau verabſchiedet. Es befanden ſich darunter Nach⸗ mini für das Wiederaufbauminiſterium, für das Arbeits⸗ 5 erium und für das Verkehrsminiſterium. Dabei 5 85 ein ſozialdemokr. Antrag, zum Zwecke der Schulung hal etriehsratsmitglieder eine Million Mark in den Haus⸗ men es Reichsarbeitsminiſteriums einzuſetzen, angenom⸗ Heintz zm nächſten Haushalt ſollen zur Förderung von Milli isten und baugenoſſenſchaftlichen Verbänden 500 e Mark eingestellt werden. Ferner wurde eine run utlonierung der Schiffahrtsgeſellſchaften zur Förde⸗ der Seeverbindungen mit Oſtpreußen angeregt. odann ſtand die Flaggeufrage zur Verhandlung. Ve⸗ der K ſich dafür ausgesprochen. ö Ausland lddewar weiß roten Handelsflagge haben auch die nun 0 Sdeutſchen. Sämtliche bürgerliche Parteien hatten Regie Reichstag einen Autrag eingebracht, in welchem die Flagge. 70 erſucht wird, die Verordnung über die deutſche weifere ſoweit ſie ſich auf die Handelsflagge bezieht, bis auf es außer Kraft zu ſetzeu. Für die Handelsflagge ſo 4 usu die Farben ſchwarz⸗weiß⸗rot gelten. den Antdeutſche Volksparteiler Dr. Gildemeiſter begründete ö reichen ahr dem Abg. Dr. Dauid(S.) mit einem umſang⸗ betonte liſtoriſchen Material widerſprach. Dieſer Reduer die den daß es ſich bei dem Autrag um elnen Vorſtoß gegen tterzutſche Republik handele. Sein Parteifreund Braun 0 terſtz 8 1 . ſich erſtützte dieſe Ausführungen und wies darauf hin, daß eg und ei dem Antrag um eine Verfaſſungzänderung handle, Prüfen daher eine Zweidrittelmehrheit notwendig ſei. bunkt 315 Löbe bemerkte dazu, daß ſich über diefen Strokt⸗ I die Staatsrechtler die Köpfe zerbrechen. er weiteren Ausſprache trat der deutſchnationale Ab⸗ te Oberfohren für die akte Flagge ein. Die ganze e Seeff e Bevölkerung ſtehe hinter der Forderung, daß alden 9b ſchwarz⸗weiß⸗rot iſt. Auch der Mehrheits⸗ ſchuſſeg zokrat Paul Müller, der Führer des Aktionsaus⸗ ien ve er ſeemänniſchen Berufsſtände. in dem alle Par⸗ Handeleffreten ſind, habe ſich für die reine ſchwarz⸗weiß⸗ rote 80 sflaage ausgeſprochen. 5 Barih bengshängige Abg. Dr. Breitſcheidt und Kommuniſt den fibremängelten die Haltung der Demokraten, die mit ſcheinſchafen bürgerlichen Parteien eine Jatereſſengemein⸗ trat Ahaſteingegangen seien. 5 demakrafſc Dauch(D V.) ein. en komm den Ferner ſprachen noch die U ete. S0 Schluſſe der Sitzung wurde ein ſchleuniger Antrag f denldemorkaten auf Gleichſtellung der Frauen in der em Rechtsausſchuß überwieſen. 975 er Tagesor er ien sta ehr Laritalfluchtgefez dnung der Dienskagſitzung ſteht das Aus den Reichstags⸗Ausſchüſſen. 2 Für die Auskaudsdentſchen Gewehre und Karabiner ſichtigung herwieſen werden. Für die Plenarberakung hat dieſer Zufallserfolg keine Bedeutung. Im Bildungsausſchuß des Reichstags ſtellten ſich unerwarteterweiſe bei der Abfaſſung des Berichtes über die künftige Verwendung der Kadettenanſtalten ernſte Meinungsverſchiedenheiten grundſätzlicher Art darüber beraus, ob die höheren Schulen nach der Verfaſſung ſimultan ſein müſſen oder nicht. Die raſche und rei⸗ bungsloſe Erledigung der Frage erſcheint dadurch ge⸗ F pydgt een Dentſchland Der deutſche Waffenbeſtand. Berlin, 28. uni.(Drabimeldung.) Die Reichstreuhand⸗ geſellſchaft hat bis zum 1. Maj er. zur Zerſtörung erhalten: 4808 300 91042 22 778 50 589 26 880 36 800 000 14 650 000 55 150 600 390 009 000 zerſtört: auf Lager: 4770800 90 465 22 344 41 688 26 595 28 500 00 14 000 030 53 600 009 1550 090 360 000 600 30 009 600 »Flugzenge 13379 13369 10 Flugzeugmotoren 23 999 29 845 154 Die Ablieferung und Zerſtörung auf Grund des Ultima⸗ tums hat erſt nach der Zuſammenſtellung dieſer Zahlen ihren Anfang genommen.. Die deutſchen Viehlieferungen. Berlin, 27. Juni. Zu den am Freitag in Paris be⸗ ginnenden Verhandlungen über die Viehlieferungen auf das Reparationskonto erfährt das„Berliner Tageblatt“: Es handelt ſich zunächſt um Klarſt er Leiſtungen ſogen. Vorlieferungen. ſind im allgemeinen erfüllt, an Pferden ſogar überſchritten. Dagegen konnte Naſchineugewehre Minenwerfer u. Rohre v. ſ. Geſchütze und Rohre v. s. Lafetten Artilleriegeſchoſſe u. Minen Hand⸗ u. Wurfgranaten Zünder Handwaffenmunition Rindvieh nicht die geforderte Anzahl geliefert werden, weil der Ausbruch der jetzt noch andauernden Mäul⸗ und Klauenſeuche den Transport unmöglich machte. An den handlungen nehmen außer dem ſtändigen Vertreter des Wiederaufhauminiſteriums und der Abteilungsleiter im Wiederaufbauminiſterjum, Kuntz, ſowie Vertreter des Reichsernährungsminiſteriums und der Viehabliefe⸗ rungskommiſſion teil. 5 Neue Hetze des„Temps“ gegen Deutſchlands Aufrichtig⸗ keit. Paris, 28. Juni. Der„Temps“ ſchreibt über die Antwort der deutſchen Regierung an China bezüglich der Ausführung des Verſailler Friedensvertrages: Es zeigt ſich in der offiziellſten Weiſe, daß die deutſche Regierung durch den Verſailler Vertrag ſich nicht in gültiger Weiſe gebunden glaubt. Sie betrachtet ſich einem Zwang unter⸗ worfen, dem ſie ſich proviſoriſch beugt, dem ſie aber durch eine Reviſion des Vertrages ein Ende zu machen hofft. Inzwiſchen vermeidet die deutſche Regierung, was ſie ſpä⸗ er verhindern könnte, den unverbindlichen Charakter zrer Unterwerfung geltend zu machen. Vom Rechts⸗ tandpunkt aus iſt die Politik Deutſchlands unzuläſſig. De facto hat ſie einen ſtändigen Kriegscharakter. Deutſch⸗franzöſiſche Beziehungen in franzöſiſcher Je⸗ leuchtung. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe Nr. 19819. Arbeitern nach Teſt geſchleppt. tet werden. Außer Preußen haben auch die Miniſterien von Heſſen, Oldenburg und Hamburg die Genehmigung zur Abhaltung des Opfertages eingeholt und vollſte Un⸗ terſtützung des ſegensreichen Werkes zugeſichert erhalten. Oberſchleſien. Oberſchleſien vor dem wirtſchaftlichen Zuſammenbruch. Breslau, 28. Juni. Wie der deutſchfreundliche„Kray Gerneslaski“ aus zuverläſſiger Quelle erfährt, wird in den Werken der oberſchleſiſchen Eiſeninduſtrie die Arbeit nur noch acht Tage aufrecht erhalten werden können. Die Kohlengruben und andere Werke würden in 14 Tagen, ſpäteſtens 3 Wochen gezwungen ſein, ihren Betrieb ein⸗ zuſtellen. Die Huldſchinsky⸗Werke und die Haupteiſen⸗ f bahnwerkſtätte in Gleiwitz arbeiten bereits nicht mehr; in den Borſigwerken mußten mehrere Hochöfen ausge⸗ blaſen werden. i Polniſche Greuel. Berlin, 27. Juni. Der„Berliner Lokalanzeiger“ veröffentlicht eine Reihe von Ausſagen von deutſchen Oberſchleſiern, die Opfer polniſcher Mißhandlungen ge⸗ worden ſind. Unter anderem ſagt ein 18jähriger Ar⸗ beiter aus: In der Nacht vom 4. auf 5. Juni wurde ich von den Polen feſtgenommen. Ich kam zu Fuß von der Arbeit. Darauf wurde ich mit einem Transport von 20 Ich erhielt 50 Schläge über das Geſäß und verſchiedene über den Kopf. Darauf wurden wir in ein Dorf in der Nähe von Schepnitz ge⸗ ſchleppt. Dort im Lager mußten wir den polniſchen Ad⸗ ler küſſen, der an einer Wand angenagelt war, und es wurde uns geſagt, es ſei der Lebe Gott. Man brachte uns dann in ein Lager bei Neuberus. Dort wurden uns alle Sachen genommen. Es war dort auch ein Mann, dem die Armmuskeln mit einem Meſſer durchſchnitten und die aufgeſchnittenen Stellen mit Salz beſtrichen 8 waren. Neue Rüſtungen der Inſurgenten. Oberglogau, 28. Juni. Polniſche Ueberläufer berich⸗ ten, daß in der Geegnd von Hindenburg noch jetzt eifrig an der Aufſtellung einer polniſchen Schwadron und von 3 Infanterie⸗Kompagnien gearbeitet wird. Das deutet nicht darauf hin, daß die Polen der Weiſung der Inter⸗ alliierten Kommiſſion gehorchen und das Aufſtandsgebiet räumen werden. Die Verbände beſtehen überwiegend aus angeworbenen oberſchleſiſchen Arbeitsloſen, doch wird peinlich darauf gehalten, daß ein beſtimmter Prozentſatz polniſche und kongreß⸗polniſche, aktive Soldaten dabei find. 5 Ausland. Rom, 28. Juni.(Drahtmeldung.) Infolge der ge⸗ genwärtigen Stimmung in der Kammer hat das Mini⸗ ſterium beſchloſſen, zurückzutreten. Der Rücktritt wird noch heute der Kammer und dem Senat bekannt gegeben werden. Nach dem„Journal d'Italia“ ſoll Giolitti den Auftrag zur Bildung des neuen Miniſteriums erhalten. Die Antwort der griechiſchen Regierung auf die Note der 4 Entente. 5 Athen, 27. Juni. Die Blätter veröffentlichen den Text der Antwort der griechiſchen Regierung auf den Schritt der alliierten Regierungen vom 21. Juni. Die griechiſche Regierung antwortet, daß ſie ſehr dankbar für Paris, 27. Juni. Zahlreiche Pariſer Zeitungen be⸗ ſchäftigen ſich heute mit den deutſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ziehungen. So ſchreibt„Homme libre“ über die Erklä⸗ rungen Briands vor dem Kammerausſchuß für auswär⸗ Reichstags eitsloſigkeit auch auf die Luxusſteuer zu ſprechen. 85 e hingewieſen, daß dieſe Steuer den Ab⸗ eil 58 alitätsware außerordentlich ee zum olge da völlig unmöglich gemacht habe. Dies ſei die Erzeugnis ne daß man die Luxusſteuer faſt auf jebes hinausgel gelegt habe, das über den einfachen Bedarf ird gehe. Infolgedeſſen herrſche in der Qualitäts- große Arbeitsloſigkeit. Dieſe Darlegungen ch von ſozialdemokratiſcher Setie als berechtigt ſchnationale Volkspartei, Deutſche Volks⸗ Demokraätiſche Partei hen aus den vor⸗ Grü Han men mit Abgzordneten der e Antrag auf Beſeitigung der p pr dh den 8 Antrag durchzudrücken wonach der Re⸗ wſchiedene Eingaben, in denen die Sosialiſie⸗ 2 4 5 5* Mo 0 Eine eee 3 tige Angelegenheiten: Bei ſeinem Bericht über die gegen⸗ wärtige Lage iſt Briand nicht nur im Einklang mit der Vernunft u. beſonderen Informationen, über die er ver⸗ fügt, ſondern er iſt auch in Einklang mit allen unpar⸗ teiiſchen Anſchauungen, mit allen francophilen Neutra⸗ len und mit allen denen, die überlegen, bevor ſie ein ſo delikates Problem zu löſen ſuchen.„Opignon“ ſchreibt: Der Schritt Rathenaus hat jenſeits des Rheins im Lager der Induſtriellen ebenſo ſtarken Proteſt hervorgerufen, wie der Inhalt der Beſprechungen Loucheurs im Lager derer bei uns, die unnachgiebig ſind. Niemand kann je⸗ doch leugnen, daß dieſer Schritt die erſte Anſtrengung iſt, die Deutſchland unternommen hat, um die Reparations⸗ frage einer Löſung entgegenzuführen. Schließlich beſchäf⸗ tigt ſich die„Action francaiſe“ mit den Genfer Vorgängen betr. den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund. Sie ſpricht von einem Komplott, das in Genf geſchmiedet wor⸗ den iſt, um den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund zu verlangen. Das Komplott ſei international. Die Zeitung warnt das franzöſiſche Volk vor einer geſchickten Kampagne, die vorbereitet wurde, um die öffentliche Mei⸗ nung in Frankreich einzuſchläfern. und einer großen Anzahl von Orgoniſationen zum deut⸗ f Berlin, 28. Juni.(Drahtmeldung.) Der 3. Juli wird mit weiteſtgehender Unterſtützung der Behörden den Aeg r das aberichlenche Sil perk gusge das freundſchaftliche Angebot ſei, daß ſie ſich aber bei Entſcheidungen von militäriſchen Intereſſen leiten laſſen müſſe. Die Lage im nahen Oſten iſt ein Ergebnis der Anwendung der Sanktionen, wie ſie im Friedensvertrag von Söòͤvre enthalten ſind. Griechenland hat nicht nur in Kleinaſien gegen ſich ſelbſt Verpflichtungen, ſondern es hat auch die Miſſion übernommen, die gemeinſamen Entſchlüſſe der Alliierten zur Ausführung zu bringen. Jede Verſchleppung der Operationen würde die Lage zum Schaden Griechenlands verändern und würde den Wider⸗ ſtand der Gegner nur verſchärfen. Die griechiſche Regie⸗ rung wird aber ſtets bereit ſein, die Regierungen der Al⸗ liierten, in welcher Faſe der Operationen es auch immer ſe“, anzuhören, und ſie hofft, daß ſie von der Türkei ihre aus dem Friedensvertrag von Ssvre ſich ergebenden Rechte erhalten werde.. Miniſterpräſident Gunaris zur Löſung der orientaliſchen 1 Frage. 5 London, 27. Juni. Miniſterpräſident Gunaris hat in einer Verſammlung erklärt, daß die anatoliſche Frage nur durch die griechiſchen Bajonette entſchieden werde. Gunaris hat ſich ſofort nach Smyrna begeben. Man ſieht daraus einen Beweis, daß das Datum der griechiſchen Offenſive nicht verſchoben werden wird. Der ariechiſche Generalſtab hofft, mit der Offenſive den ruſſiſchen und erbten Unterſtützungen zurorzukommen. Der bolſche⸗ 2 2 Ace A 5 er. N Achern 0 2 Tien in Afigora erwarfet. Er wird dork inlt den Perff⸗ ſchen Delegierten zuſammentreten und gemeinſam mit der Regierung von Angora über Bündnisfragen verhan⸗ deln. 5 b Umwälzung im Oſten. Stockholm, 27. Juni. Wie von gecgen revolutionärer Seite gemeldet wird, waren die neuen Beamten der Moskauer Regierung ſchon Mitte Juni an allen Plätzen geſtürzt und durch Beamte der neuen⸗ Regierung von Wladiwoſtok erſetzt. Aus Moskau wird andererſeits be⸗ richtet, daß die Tſchita⸗Republik eine erfolgreiche Offen⸗ ſive gegen die aus der Mongolei vorrückenden Truppen Ungern⸗Sternberg eingeleitet habe. Ein engl. Urteil über die polniſch geſiunten Franzoſen. London, 28. Juni.„Daily News“ ſchreiben in einem Artikel über die Verhandlungen des Völkerbundrates in Genf zur Danziger Frage, daß ſich bei dieſer Gelegenheit, ſinnt ſind als die Polen Gerichten. r Der vor dem Warſchauer Militärgericht jüngſt beendete Prozeß gegen die polniſchen Menſchenſchinder von Strzal⸗ kowo bietet ein erſchütterndes Bild von der Brutalität des polniſchen Regimes. Im Juternierungslager zu Strzal⸗ kowo, einem Poſener Städtchen an der polniſchen Grenze, war eine größere Anzahl von Flüchtlingen aus dem beſetz⸗ ten Gebiet, hauptſächlich Juden, untergebracht, zu denen noch bolſchewiſtiſche Gefangene kamen. Hier herrſchte als unumſchränkter Inhaber der Gewalt ein früherer öſteerei⸗ chiſcher Offizier polniſcher Sinnesart mit Namen Wagner. Dieſer edle Kommandant führte mit Hilfe ſeiner polniſchen Soldatesta ein ſo unerhörtes Schreckensregiment, daß der polniſche Seim ſich der Sache annahm und die Schuldigen vor Gericht ziehen ließ. Ein polniſcher Zeuge aus Lodz bekundete vor dem Gericht, wie die polniſche Zeitung Ehwila“, der wir dieſen Bericht entnehmen, meldet, daß die unglücklichen Internierten in grauſamſter Weiſe ge⸗ quält und geſchlagen worden ſeien.„Jeder Soldat“, ſo be⸗ richtete der Zeuge,„hatte das Züchtigungsrecht und machte davon Gebrauch. Von Zeit zu Zeit wurde eine allgemeine Züchtigung veranſtaltet. Die Internierten wurden aus den Baracken herausgeführt, mußten ſich in Reihen nackt hin⸗ legen, worauf man ſie mit Nagaiken aus Telephondraht be⸗ arbeitete, wobei ein Soldat den Gefangenen mit dem Fuß auf den Hals trat.“ Durch die ſtändigen Maſſenzüchtigun⸗ gen, ſo fügte der Zeuge hinzu ſei ſelbſt die Bekämpfung der Typhusepidemie im Lager unmöglich geworden. Als der Staatsanwalt den Zeugen aufforderte, noch nähere Angaben über die Züchtigung zu machen, verbot der Gexichtsvorſitzende die Beantwortung dieſer Frage mit der überraſchenden Begründung, der Zeuge ſei nur geladen, um lediglich über„Erſchießungen“ auszuſagen! Und als der Staatsanwalt dagegen Einſpruch erhob, ſchloß ſich auch das Gericht der Auffaſſung ſeines Vorſitzenden an. In ſei⸗ nem Plädoyer bezeichnete der Staatsanwalt den angeklag⸗ den„virtuti militari“ dekorierten Wagner, als den Haupt⸗ ſchuldigen an den beſtialiſchen Vorgängen in Strzalkowo, bei denen Schuldige und Unſchuldige in gleicher Weiſe ge⸗ itten hätten. Man müſſe die Sache beim richtigen Namen nennen, meinte der Stantsanwalt. Wenn jemand mit einer Nagaika, die aus Draht geflochten iſt, auf die nackten Kör⸗ per von Menſchen einſchlagen läßt, ſo ſei das eine beiſpiel⸗ loſe Grauſamkeit. Daher könne nur ein gerechtes Urteil die ungeheuere Schmach des Geſchehenen ſühnen. Der Verteidiger Wagners, ein polniſcher Anwalt, ver⸗ ſüuchte die eindrucksvolle Rede des Staatsanwalts mit dem Hinweis zu entkräften, die Verhaftung Wagners und das uſtandekommen des ganzen Prozeſſes ſei lediglich ein Werk des Abgeordneten Farbſtein, der es verſtanden habe, die Seim für ſeine Zwecke zu gewinnen. Farbſtein habe ſich ſo⸗ mit mächtiger erwieſen, als die ſonſtigen polniſchen Inſtan⸗ zen. Als der Staatsanwalt auf die verhetzenden Ausfüh⸗ tungen erwiderte, kam es im Gerichtsſaal zu einer geräuſch⸗ vollen antiſemitiſchen Demonſtration. Was dann aber ſolgt, überbietet alles in Polen bisher Dageweſene: das Gericht ſpricht nach zweiſtündiger Beratung Wagner und ſeine Wir empfehlen denjenigen, die uns Deutſchen das ſchmachvolle Schauſpiel der Leipziger Kriegsbeſchuldigten⸗ prozeſſe bereitet haben, einmal zu prüfen, ob nicht ganz andere Leute ver das Tribunal eines außerordentlichen Gerichtsverfahrens zu ziehen wären. 7 Bad iecher Landtag. 44. öffentliche Sitzung.. Karlsruhe, 27. Juni. Die Sitzung wurde um 5.15 Uhr : 155 2 2 2 N * — 2 575 1 2 9 2 55 125 — 2 D 2 0 1 2 2 5 2 2 8 15 D 2 2 — 0 2 G 2 E N 3 klaſſeneinteilung die Teuerungszahlen zu Grunde gelegt ſeien. Dfe badiſche Regierung ſei beſtrebt. ein den Tatſachen Rechnung tragendes Ortsklaſſennerzeichnis zu erhalten; die vorläufige Ortfflaſſenelnieflung ſei ungenügend und auf die 5 Vershältniſſe Badens als Grenzland und die durch Lure und Badeorte vertenerten Lebensbedingungen müſſe Rückſicht genommen werden. Erforderlich ſeien Beſei⸗ Houng der Staffelung der Teuerunobzuſchlöge und Ver⸗ ringe rung der Zohl der Ortsklaſſenvon 5 auf 3.— Auf eine Anfrage des dentſch⸗natſonglen Abgeordneten Mayer⸗Karls⸗ ruhe megen der Entgleiſungen der Karlsruhe Zeitung im Falle Gareis erklärte Miniſter Remmele, daß nunmehr der nerantwortliche Redakteur zu wichtigen volftiſchen Ta⸗ gesfragen nur im Benehmen mit dem Miniſterium des Innern Stellnna nehmen dürte und auch der allgemeine Anholt der Anſſicht des Miniſteriums unterſtellt worden ſei. Jwei Anfragen der ſozialdemokratiſchen Abgeordneten WMartzloff und Großßans murden dobin beantwortet, daß ſich dos Finanzminiſterſum für Erwefterung der Ausgabe von Sanntagskoßrkarten einſeke. Hierauf wurde in die eigentliche Fogesordnung eingetreten und eine Reihe von Geſuchen erlediat. Um 6 Uhr 30. Minuten vertagte ſich das Haus auf Dienstag nachmittag 3 Uhr. Voter und Nach bargebiete. 5 Süddenliſches Blinden⸗ Erholungsheim. Bo diſch⸗Kniebi«, 27. Juni. Am Samstag wurde in An⸗ weſenheit zahlreicher Gäſte und Vertreter der Staats⸗ und Gemeindebehörden das Süddeutſche Blindenerholungsheim eröffnet, das der Reichsdeutſche Blindenverband unter Be⸗ teiligung der Lan desblindenvereine von Baden und Würt⸗ temberg errichtete. Das neue Erholungsheim, das bts⸗ zige Hotel Schwarzwald, kommt durch ſeine Lage haupt⸗ chlich für Baden, Württemberg, Heſſen und die Pfalz in icht Es enthält 16 Gaſtzimmer mit 24 Betten: der Ver⸗ asſatz beträg. 10 Mk. im Tag, für unbemittelte Mit⸗ Koſten gan; od. 1 vom Bad. Blin⸗ wie üblich, erwieſen hat, daß die Franzoſen polniſcher ge⸗ Polniſche Verbrecher vor polniſ chen ten Komandanten des Lagers, den mit dem polniſchen Or⸗ weſteſſer G eiſe angemfeſen, ümſomeßt als er in enger Ju- ſammenarbeit mit dem Landesblindenpfleger ſämtliche Blinde des ganzen Landes vertritt und ſeine Beſtrebungen der Allgemeinheit dienen. 5 Zur Lags des Arbeitsmarktes wird berichtet, daß der ſeit einiger Zeit beobachtete kleine Rückgang in der 9 der unterſtützten Erwerbsloſen wei⸗ terhin anhält. Die Zahl der Unterſtützten beläuft ſich auf 4107 gegenüber 4664 am Ende der letzten Feſtſtellung. Die Abnahme iſt insbeſondere Kguf ſebhaftere Nachfrage im Bau⸗ gewerbe zurn hren. Die Landwirtſchaft zeigt nach wie vol ziemlich rec Achfrage nach Knechten und Mögden ffir die Ernte. * Notgeld⸗Neuheiten. f.⸗Sch Anaßlich der Lu⸗ in Holzſchnitt mit Erfurt: 50 Pf.⸗Scheine in i. kü: 1 Ausführ dener Künſtlers Hans Kinder, ſogen.„Buttermilchgeld“ illuſtriert die alte Sage vom Buttermilchturm. Oldenburg: Ausgabe der Handelskammer, 6 verſchie⸗ dene 50 Pf.⸗Scheine, künſtleriſch ausgeführt, wurde von der Oldenburger Regierung beſchlagnahmt, da die Scheine die oldenburgiſche Nationalhymne mit bildlichen Darſtellungen enthalten und der Vers„Heil deinem Fürſten uſw.“ an⸗ ſcheinend als„reaktionär“ angeſehen wurde. Die Ausgabe 9 5 infolge dieſer Beſchlagnahme für Sammler umſo wert⸗ oller. 8 8 Mannheim, 27 Juni. Seinen 70. Geburtstag begeht heute Konſul David Simon, der einer alten Mainzer Patri⸗ zierfamilie angehört, 1876 ggründete er die Firma David u. Carl Simon, die ſich auf dem ganzen Kontinent einen Na⸗ men machte. Seit 1885 war er Mitglied des internationalen Preisrichterkollegiums bei faſt allen Weltausſtellungen. Während des Weltkrieges arbeitete er vier Jahre lang in der Oberleitung des hieſigen Kurfürſten⸗Reſervelazaretts des Roten Kreuzes.. „e Maunheim. 27. Juni. Zu einem ſchweren Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen zwei franzöſiſchen Soldaten aus Ludwigshafen und einem Schutzman iſt es letzter Tage gekommen. Die franzöſiſchen Soldaten weigerten ſich, ihre Auſweiſe vorzu⸗ zeigend und auf die Polizeiwache zu kommen und mißhan⸗ handelten den Schutmann in gröblichſter Weiſe. „ Ladenburg, 27. Juni. Tie hieſige Zweigfabrik der Friedrichsfelder Gummifabrik iſt durch Großfeuer vollſtän⸗ dig eingeäſchert worden. „* Untergrombach, b. Bruchſal, 27. Juni. Durch Feuer iſt das Wohnhaus des Zigarrenmachers Joſeph Stoll zer⸗ ſtört worden. Nach dem Volksfreund vermutet man, daß die geiſtige umnachtete Frau den Brand gelegt hat. i Langenſteinbach, 27. Juni. Zwei junge Leute von hier und von Auerbach ſtießen mit ihren Rädern auf der ſteil abfallenden Straße nach Auerbach zuſammen. Beide wurden ſpäter bewußtlos aufgefunden. Der eine von ihnen erlitt eine ſo ſchwere Gehirnerſchütterung, daß an ſeinem Aufkummer gezweifelt wird. 5 * Pforzheim, 27. Junt. Der Pforzheimer Bankverein hat das„Odeon“ angekauft und beabſichtigt das Gebäude für ſeine Zwecke umzubauen und eine Verſchmelzung mit der Induſtrie⸗Bank vorzunehmen. Auch das„Kaffee Windſor“ wird von einem geſchäftlichen Unternehmen beanſprucht. „karlsruhe, 27. Juni. Dem Badiſchen Landtag iſt ein Geſetzentwurf betr. die Aenderung des Geſetzes über die Aufbeſſerung geringbeſoldeter Pfarrer aus Staatsmitteln zu. die ſich zum Teil auf das Ortsklaſſen verzeichnis be⸗ ziehen. Der Landesverband badiſcher Miekervereine hat dem Landtag eine Entſchließung über die Wiedereinbrin⸗ gung des Grundſtückſperrgeſetzes vorgelegt. ne Mörſch, 27. Juni. Bei der letzten Sitzung des Bür⸗ gerausſchuſſes kam es zu einer längeren Debatte über die Sportplatzfrage. Als dieſe weit über eine Stunde anhielt, verließen die Demokraten und das Zentrum die Sitzung, weswegen die Tagesordnung unerledigt blieb. * Ettlingen, 27. Juni Im hinteren Albtal iſt die Hei⸗ delbeerernte in vollem Gange. Die Händler, die in den einzelnen Dörfern Sammelſtellen errichtet haben, zahlen 2.20 Mk. bis 2,90 für das Pfund. Die Ernte iſt vor allen in WMoldungen des Mahl berg und des Bernſtein eine überaus reiche. zen Freiburg, 27. Juni. In der Mannheimer Tribüne war daran Kritik geübt worden, daß kürzlich bei einer Ver⸗ handlung deſ hieſigen Schwurgerichts, die unter Ausſehluß der Oeffentlichkeit ſtattfand. einer größeren Anzahl von Studenten das Verbleiben im Gerichtsſaal geſtattet worden war. In einer amtlichen Notitz der Karlsruher Zeitung mird hierzu bemerkt, die Zulaſſung von Studierenden zu Gerichtsverhandlungen. bei denen die Oeffentlichkeit aus⸗ geſchloſſen wird, iſt allgemein üblich, insbeſondere in den Univerſitätsſtädten; ſie erfolge entſprechend den Wünſchen der Univerfftätsleßrer im Intereſſe der Wiſſenſchaft und Auſßildung der Studenten. ken Nonſtang, 27. Juni. Als der 48jährige Georg Gei⸗ ger auf der Dachaftane des„Weißen Schlüſſel“ mit dem Sonnen und Reinigen von Betten heſchäftigt war, fiel er in ein Glasdach, ſodaß ihnt ie rechte Halsſeite und große Blut⸗ gefäſſe durchſchnttten wurden. Nur unter großer Mühe konnte man den Schwerverletzen von dem Dache und in das Krankenhaus bringen. um rechten Arm wurden faſt alle Sehnen durchichniten, es beſteht Lebensgefahr. — Soziales. Die Verelendung der kleinen Neutuer macht immer weitere Fortſchritte, ohne daß etwas dagegen geſchieht. Die Stadt Worms will nun durch Errichtung einer Reutnerkolonie verſuchen der ſchwierigen Frage bei⸗ zukommen. Die Ausführung d Plans iſt ſo gedacht, daß die Rentner ihren Beſitz an die Stadt übergehen laſſen und als Entgelt dafür alle Bedürfniſſe von dieter bis an ihr Lebensende erhalten. Die„Koloniſten“ ſollen ein Ta- ſchengeld von der Stadt beziehen, das zur Beſtreitung der Koſten für kleine Bedürfniſſe dient. Eine gemeinſame Küche wird eingerichtet. Die Speiſen können gemeinſam genoſſen, ebenſo aber auch geholt und zu Hauſe gegeſſen werden. Den Koloniſten wird die völlige perſönliche Frei⸗ heit gewährt, ſie wohnen in Einzelwohnungen, die gegen⸗ einander abgeſchloſſen ſind und in denen ſie noch eigenem Geſchmack leben können. Die Stadt ſorgt auch für geiſtige Koſt durch Schaffung eines Leſeſaols, übernimmt ferner Badegelegenheit, Arzt, Perſonal zur Bedienung und Pflege. Ueber die ſinanzjelſe Seite dieſes Plans nerlautet noch nichts Endgültiges. Was gedenkt man in Baden⸗Baden zur Unterſtützung der kleinen Rentner zu tun? . Anslandsſchädengeſetz. Der 24. Ausſchuß des Reichstages hat die erſte Leſung des Auslandsſchädengeſetzes begonnen. Der Bund der Aus⸗ landdeutſchen E. V., als deſſen Vertreter Herr Geheimrat Groſſe, Dr. Bach[früher Riga], Rechtsanwalt Dr. Einhorn (früher Paris)] erſchienen waren, trat für die Gleichſtellung der Auslandsdeutſchen mit den aus den abgetretenen Ge⸗ bieten und den deutſchen Kolonien vertriebenen Reichsan⸗ 0 gehörigen ein. Abänderungsanträge wurden dem Ausſchus unterß reist.. Geſandhelt der Haus frau u. Mut chnitte des Dres⸗ pfli — 7). d Von Dr. W. Schweis heimer. I ger Di Geſchichte des Krieges und der auf ihm folgen⸗ ble den Jahre, wenn ſie nicht von pathetiſchen und o N de ſchen Geſichtspunkten heraus geſchrieben, ſondern gemäß der innerlicher Entwicklung und Wahrhaftigkeit geſtaltel wird, muß eine Geſchichte des Leidens und der Schmer⸗ eir zen, harter Arbeit und bitterer Entbehrungen ſein ein Dieſe wahrhafte Schilderung wird ſich zu einem Hymnus He auf die Frau geſtalten. In vorderſter Linie neben dem fre Manne, der im Feld Unſchilderbares erduldete, gleichbe⸗ Ei rechtigt ſteht die Mutter und Schweſter und Frau. s Si Den wenigſten kommt klar zum Bewußtſein, welche N. enorme Arbeitsleiſtung von der Hausfrau und Mutter lid tagaus, tagein vollbracht wird. Von den Mühen der ſta Schwerarbeiter iſt die Rede, ſie werden hoch eingeſchätzt an und bezahlt, die reichliche Ernährung der Schwerſtarbei⸗ kat ter wird als vordringliche Aufgabe hingeſtellt, die Rechte. der Dienſtboten und Hausangeſtellten bilden ein uner⸗ jal ſchöpfliches Kapitel ſozialer Verhandlungen, ja ſogar der He Tätigkeit geiſtiger Arbeiter wird bisweilen Erwähnung an getan,— von der wirtſchaftlichen Bedeutung der Haus⸗ wi frauentätigkeit, von geſundheitlicher Fürſorge für ſie iſt ſte keine Rede. Ihre Arbeitskraft, ihre unerſchöpfliche Be⸗ be rufsfreudigkeit wird als ſelbſtverſtändlich hingenommen⸗ ihr Von dieſer Seite erfolgen Klagen, keine Drohungen von ha Arbeitsniederlegungen,— deshalb braucht ſich niemand ter drum zu kümmern. Und doch,— die Arbeitskraft der 0 Hausfrau braucht nur einmal einen Tag zu fehlen, und S. alles ſtockt im Haushalt, oder läuft, mühſam getrieben, an in zweitrangigem Geleiſe, hörbar knarrend weiter. f mi Von der Mehrzahl der Haushalte iſt hier die Rede, Ja wo die Frau allein oder mit einer Hilfe die zu erledigen de Arbeit in der Tat ſelbſt verrichtet. Es iſt hier not⸗ ſu wendig, die Hausfrau an ihre Pflicht zu erinnern, aue 2 du an ſich ſelbſt, an ihre Geſundheit zu denken; wenn ſie Be nicht ſo viel Egoismus aufbringen kann, das ihres eige? ſel nen Wohlergehens willen zu tun, ſo muß ſie ſoviel Ein⸗ un ſicht beſitzen, um zu wiſſen, auch für ihren Haushalt, für M ihre Familie, für Mann und Kinder, gibt es nichts Be⸗ Tu deutſameres als die Geſundheit der Frau, der Mutten- wi In der Ernährung darf die Frau nicht an ſich ſelbſt⸗ tet ſparen, ſo viel nur möglich iſt. Der ſchwer arbeitende F. Mann muß„ſein Fleiſch“ haben, d. h. überhaupt das Kräftigendſte der Nahrung. Ja, iſt die Arbeit einen Hausfrau leichter und weniger anſtrengend als die des 2 Mannes? Gemäß ſeinem durchſchnittlich größeren 5 Körpergewicht iſt auch der Nahrungsbedarf des Mannes vi durchſchnittlich etwas größer. Wenn der Nahrungsbe? ft. darf des mittleren männlichen Arbeiters ungefähr 0 3000 Kalorien entſpricht, beträgt dieſe Zahl beim mitt? 1 leren weiblichen Arbeiter ungefähr 2500 Kalorien. Abek kü mit einer Verteilung beſonders kräftiger Nährſtoffe auf be den Mann hat das nichts zu tun. 7 a 5 Die Liebe des Mannes geht, wie von verleumderiſcher 10 Seite wohl behauptet wird, durch den Magen. Sie geht w indes wohl nicht nur durch den eigenen Magen, ſondern tu auch durch den der Frau; denn wenn die Frau durch 0 eignen Unverſtand, durch übertriebenes Abſparen des fürn 0 ſie notwendigen Eſſens vom Munde geſundheitlich her? 5 unterkommt, ſo kann ſich der Mann über eine ſol 5 ri Frau unmöglich freuen. Es entſtehen nur neue Sorgen m dadurch. Noch eher iſt es zu verſtehen, wenn ſich die 8 Mutter für die herauwachſenden Kinder Nahrung vom ⁊æ w Munde abſpart; die Anſicht, daß der arbeitende Mann de beſonders mehr Nahrung braucht als die ſelbſt arbeitende da Hausfrau, iſt durchaus zu bekämpfen. So kommen 10 dieſe Frauen in die Sprechſtunde des Arztes, halbver? hungert, abgemagert, entkräftet, der Gefahr jeder Er“ A. krankung ſtark ausgeſetzt; verſchreibt ihnen der Arzt be nun die dringend notwendigen Ernährungszulagen, o 1 bringen es viele Frauen einfach nicht über ſich, ſie wirklich 8 für ſich ſelbſt zu verwenden, ſondern geben ſie wieder den 8 Kindern und den Mann. So kommen ſie immer weiten 5. von Kräften. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß eine be“ K obachtete erhöhte Hinfälligkeit der Frauen der Gripye au gegenüber auf derartigen Urſachen, auf einer hierdurch a At 8 155 geringeren Widerſtandsfähigkeit des Körpers? N 0 eruht. 5 2 Ir Erkältungen iſt die Frau leicht ausgeſetzt un? zum Teil trägt ſie eigene Schuld daran. Von den Mode de torheiten, wie möglichſt großem Halsausſchnitt, mög“ m. lichſt leichten, durchſichtigen Strümpfen, ſei ganz abgeſ: w. hen: ſich warm anzuziehen, ſchützt beſſer vor Er kran“ Er kung, auch gegen Grippe, als hundert Paſtillen, Gurgel“ 1 8 wäſſer und Medikamente. Aber allein das Beſorgen a don Einkäufen, von Lebensmitteln bei Kälte, im Regen u gibt reichlich Gelegenheit zur Erkältung. Vor allem ne dürfen die Frauen nicht in der gleichen Gewandung, 1 1 1 der ſie im Haus, in der Küche hantieren,„nur raſch 4 8 über die Straße gehen“. Gerade bei ſolchen, wenn ang be wirklich nur kurz dauernden Anläſſen holen ſie ſich d be meiſten Schädigungen. Aus heißer Küche auf die kalte 3 Straße, ohne Schutz vor dem Temperaturwechſel, 1 1 5 muß geſundheitswidrig wirken. Die halbe Minute,, auf Umlegen eines Tuches oder Schals, auf Anziehen 3 8 eines Mantels verwendet wird, darf nicht„erſpart“ wen? in den wollen; ſie macht ſich hinreichend belohnt. icht 1 ur Das heutige Leben der Hausfrau, wenn ſie ſich ni, de bewußt etwas Ruhe nimmt, iſt ein unaufhörlich? f. Haſten. Kochen, Wohnung reinigen, Zimmer aufrän N men, Heizmaterial herbeiſchaffen, Heizen, Lebensmitte W holen, auf ein halbes Dutzend Aemter gehen, dort 0 einem zum andern geſchickt werden und am nächſtk“ Tage wiederkommen, Kinder verſorgen und füttern. Spülen, Nähen, Flicken, in der Stadt die zeitraubenden Entfernungen beim Einkaufen, hundert andere Dil dazwiſchen hinein erledigen,— das ſind Tätigkeiken die auch mit Unterſtützung eines Dienſtmädchens e unermüdliche Arbeitskraft erfordern, Raſtloſigkeit dingen. Auch die Geſellſchaftsdame mit ihren vielen tungen hat viel zu tun und iſt den ganz 7 9 rail . m— wurde. A ene Viertelſtunde nach dem Mittageſſen iſt, die ſich die ausfrau ungeſtört hinlegt. Auch die beſchäftigſte Haus⸗ dau kann bei vernünftiger Ueberlegung und rechtzeitiger inteilung dieſe kurze Zeitſpanne für Ruhe gewinnen de wird ſpüren, wieviel Kraft und Geſundheit ihr etwas liche am Tage gewähren werden. Den Sonntag mög⸗ fan von Arbeit frei zu halten und als Ruhetag zu ge⸗ alten, wird der vordenkenden Hausfrau auch gelingen; an Mehrarbeit durch falſche Formen der Geſelligkeit ann hier wie ſonſt auch viel geſpart werden. Hierher gehört auch, daß das Leben nicht jahraus jahrein in der gleichen Weiſe weitergeht, ſondern daß die ausfrau ihren Urlaub erhält und nimmt wie jeder 8 ere arbeitende Stand auch. Einen Landaufenthalt feen im Frieden önnen ſich heute nur mehr wenige lei⸗ — aber zum mindeſten kann der Geſundheitsſorger ſörlangen, daß eine Frau, auch wenn ſie ſich nicht von ker Familie trennen will, vierzehn Tage ſich von ihrer ten lichen Arbeit freimacht. Mit Hilfe einer Verwand⸗ 90 oder Freundin kann ein Haushalt über dieſe kurze 55 wohl verſorgt werden; die Frau ſelbſt wird neue antennkraft erhalten, wenn ſie von dem gleichmäßig ma dannenden Gang etwas losgelöſt wird. Der gleich⸗ fabbige Trott täglicher Arbeit muß Unterbrechung er⸗ hren, ſoll nicht Friſche und Freude ſchwinden. 0 Man kann vielleicht ſagen, theoretiſch wären dieſe ge⸗ undheitlichen Vorſchläge leichter zu ſtellen als praktiſch 5 85 zuführen. Aber es handelt ſich hier, wenn man die ſelbſchläge näher prüft, um ſo beſcheidene und eigentlich ſtverſtändliche Forderungen, daß bei Ueberlegung derſtandesmäßigem Verſuch, zu große Liebes⸗ und 0 kerinſtinkte zu überwinden, ihre tatſächliche Ausfüh⸗ wird möglich ſein muß. Die Befolgung der Vorſchläge le, ſich reichlich bezahlt machen in Geſundheit, geſteiger⸗ ohlgefühl und ungebrochener Arbeitskraft der erhöhtem Glücksgefühl der ganzen Familie. Die Kunſt auf der Straße. Frau, * „ D vieckellen wird man ſich bewußt, daß die Straße einer Stadt ſümmept am entſchiedenſten ihren optiſchen Eindruck be⸗ (ſofern daß die Straße den äſthetiſchen Sinn der Menſchen aber ſie ihn heute noch beſitzen) bilden, bereichern oder zeigt fim beleidigen kann. Denn das Geſicht der Straße künſtl ch jedem Menſchen zu jeder Zeit; es bildet eine Art aderiſchen Gewiſſens für eine Stadt. Welches Wobl⸗ den En umfängt uns beim Durchſchreiten der anheimelu⸗ baäbigkene einer mittelalterlichen Straßenflucht; welche Gez eseitt und Gelaſſenheit ſpüren wir aus der breiten An. 5 8 barocken Fürſtenſtadt. Sehnſuchtsvoll blicken turen rück auf die bindende Zucht dieſer vergangenen Kul⸗ der Zerulnn wir heute ſchon im Straßenbild den Abklatſch 8 rriſſenheit unſerer Tage ertragen müſſen. Cbarakt Wunder, daß die Straße ſo ſtark formbeſtimmenden denen er gewinnt. Treffen ſich doch in ihr die verſchie⸗ kippe deunſte zu einem dauernden Stelldichein: Das Ge⸗ meiſters, Straße formt die ſchöpferiſche Hand des Bau⸗ ihm der bei dem Schmuck der Faſſade und Plätze ſpringt Süderer Bildhauer zu Hilfe, der früher— beſonders im häufig durch den Maler erſetzt und verdrängt dem Ma uch heute wieder regen ſich Stimmen, die nach farbigen ler rufen, um der Außenſeite der Straße einen ädten bilanz zu verleihen, und wir ſehen in den Groß⸗ lebend ant bemalte Faſſaden, die das Grau der Straße f 5 durchbrechen ſoder aber überſchreitem). Aufgabe noch in einer anderen Weiſe hat der Maler die beizutrag übernommen, zur Weſensbeſtimmung der Straße Augen den. Wie oft treffen ſeine bunten Farben unſere Aeberall dun wir ahnungslos unſeres Wegs dahinſchreiten. Vare 8 litzt ein Farbfleck auf: im Schaufenſter, das ſeine Beach ausbreitet und anbietet; am Firmenſchild, das zur Blakatſaul zwingen ſoll: zuletzt nicht am wenigſten an der „dichtung e jenem modiſchen Exponenten jeglicher Kunſt⸗ Naturbete Hier tummeln ſich die Richtungen der gläubigen 538 nner, der flimmernden Impreſſtoniſten, ja zuletzt uf der kormzerlegenden Expreſſionſſten und Dadaiſten. Veitgenöf traße umgibt uns gewiſſermaßen eine ſtändige 8 iſche Kunſtausſtellung. Und wie in ihr das eine Anhalt uandere durch Originalität in Farbe, Form oder 5 erſt 8 ſübertrumpfen verſucht(bewußt oder unbewußt), en wirlich hier, wo die Kunſt als lebendige Funktion in eſſer aftlichen Konkurrenzkampf eingreiſt. menbrücwiſſer oder Peſſimiſten haben nach dem Zuſam⸗ Geſens denuch der Werbekraft der Reklame und des Plakat⸗ n Untergang prophezeit. Die raſche und ſtetige llehrt. ktung unſerer Tage hat ſie berelts eines Beſſeren be⸗ Untere Wie früher feſſ f 70 erg f r feſſeln die breiten Anſchlagsſäulen der auf der Oobahuböfe, die Plakatſäulen oder Plakatwände i auß unſer Auge. Am ſtärkſten tobt der Kampf neuer Farbfltette Kein Tag vergeht, ohne daß irgend ein 45 Erinner fleck eine neue Marke ankündigt oder eine alte aut nzu ung bringt. Nur ſchade, daß dieſe Reklame nicht haldringlich Rückſichtsloſigteit ſchreitet und breitſpurig und betvorruftb In der fillſten Landschaft unſere Entrüſtung f öinkonzert Im Straßenbild gewiß können wir dieſes Far⸗ 11 graue Sicht mehr miſſen; es durchbricht keck und heiter dad ehrlich, die, manches düſteren Tages. Und es iſt aut oder Tag keidab die Künſtler ihre ſchöpferiſche Kraft auch Pur unglänen. ehrlicher, als wenn ſie verlogene Ekſtaſen Bablikum ubige„religtöſe“ Bilder vor das neugierige tick auf die ler Noch immer ſehen viele mit verächtlichem un der Zeit e Produkte der angewandten Kunſt, wie ſie ſich get echt. ung, im Buch, auf der Straße äußern;— ſehr zu gi daß 5 it einer gewiſſen Uebertreibung kann man ſa⸗ ſieſce Fun Kunſt auf der Straße eine berechtigtere ſoziolo⸗ Halbeimatlog n erfüllt als auf einer Kunſtausſtellung, wo 8 er endrbeit ing Indelt. Au ae 82 75 6 täuf Auge zu ſehen, auch wenn ſie unbequem und Al ler iſt Es ſind durchaus nicht die ſchlechteſten ni Auch N ie ſich heute in den Dienſt des Tages ſtellen. im nur Schaufenſter begegnet man ihren Aeußerungen, ſauberen und anziehenden Packungen, ſondern arra 5 . aufen ſelbſt. Denn mit Recht widmet der weit⸗ Sier muß aus geſundheitlichen Gründen unbedingt eine zeitweilige Ruhe gefordert werden, und wenn es nur „ K. Langer in der„N. Bad. Landesztg.“, Mannheim.) ee Lebens. deren dt, b Err rr Tb edenRen im Arrangement zutage tritt, das erſte Erfordernis einer Wohlanſtäudigkeit und ſauberen Ordnung unerfüllt iſt. Denn es iſt klar, daß zerſchlagene oder häß⸗ lichgeflickte Scheiben von Schaufenſtern nicht nur das Auge beleldigen, ſondern auch das Zutrauen zu der Solidarität des Geſchäftes gefährden. Es wäre beſſer, auf manchen äußeren Pomp der Aufmachung zu verzichten und mit Propagandaſpeſen beim ordentlichen Anzug zu beginnen. Der Metzgermeiſter in blendend weißer Bluſe und Schirze bildet eine werbende, anziehende, wirkungsvolle Reklame für ſich und ſein Ge⸗ ſchäft. Den„Anzug“ des Geſchäftes bietet gewiſſermaßen die Fläche ſeines Schaufenſters. Sprünge und Flicklappen ſtören nicht minder wie Beulen und Brüche. Man muß das einmal offen ausſprechen, gerade, wenn man mit Freude ſieht, wie das künſtleriſche und wirtſchaftliche Leben überall anzieht. Darüber wird man ſich ſtets klar ſein müſſen: Zu⸗ verläſſigkeit iſt die ſtärkſte Reklame. Sie ſchwindet leicht, wo ſolche elementare Mängel! Auge verletzen. Erin⸗ nern wir uns einmal der ren drückendſten Monate der jüngſt vergangenen Jah s waren die, in denen wir bei zerbrochenen Feuſterſchen 1 ſchmy zen Eiſenbahn⸗ wagen fuhren. Es war kein Zufall, daß es dieſelben Züge waren, die mit ſtunden lauge ätun keuchend ihr Ziel erreichten. Es war die fur! Ze in der unſer Ver⸗ trauen im Sinken war. Und es iſt ein ſichtbares Zeichen der Aufwärtsbewegung, daß heute die Züge wieder pünkt⸗ lich einlaufen, die Scheiben wieder ganz ſind— das Ver⸗ trauen auf unſere Zukunft wieder feſt begründet ſteht. Es iſt gewiſſermaßen eine moraliſche und äſthetiſche(nicht zuletzt aber eine wirtſchaftliche) Verpflichtung, die uns der: wand an Mirren 0 zwingt, den Schutt der ſchweren Zeit hinwegzuräumen; die uns zwingt, wieder im ordentlichen Anzug auszugehen. Mit wahrer Freude und Wohlbehagen empfindet man es, wenn die verwahrloſten Anſtriche der Häuſerfaſſaden ausgebeſſert und wieder, ſei es auch nur mit einfachſten Mitteln, er⸗ neuert werden. Der gute Kaufmann hält etwas auf ſich: er hütet ſich vor Lumpen und vor Scherben und vor einem äußeren Pomp, hinter dem ſich Hohlheit und Unzuverläſſig⸗ keit verbirgt. Heute hat der Kaufmann das Recht und die Pflicht, entſcheidend in das formbeſtimmende Leben der Straße einzugreifen.—— Bis in die unſcheinbarſten Kleinigkeiten hinein reicht dieſe Möglichkeit der Form⸗ und Weſensbeſtimmung. Hier trägt das wirtſchaftliche Kapital künſtleriſche Zinſen. Ausgaben, die in dieſer Richtung ge⸗ macht wurden, haben ſich noch immer gelohnt. Der Kauf⸗ mann darf und wird ſie auch nicht ſparen. Er belebt nicht nur ſelbſt die Impulſe des wirtſchaftlichen Blutkreislaufes: er erfüllt auch ſeine letzte Aufgabe im Leben der Geſellſchaft. Mehr und mehr wird er ein wachſames Auge haben müſſen, daß auch in Zukunft die Straße den geraden und zielſtrebi⸗ gen Ausdruck einer neugufbauenden Zeit erhält: die Kunſt ihrerſeits mündet hier in den bewegteſten Strom heutigen So iſt die„Kunſt auf der Straße“ weſenhafter und weittragender als es beim erſten Klang dieſes Wortes den Anſchein haben mag. 2 Gerichtsſaal. 88 Karlsruhe, 27. Juni. Die Tagung des Karlsruher Schwurgerichts beginnt heute. Vormittags wird gegen den Dienſtknecht Paul Kirſinger aus Ravensburg und gegen den Bäcker Paul Georg Pfaff aus Unterſcheidental wegen Straßenraubs verhandelt; nachmittags gegen den Kanzlei⸗ aſſiſtenten Alfred Bleß aus Barr wegen Diebſtahls und Münzverbrechens; am Dienstag den 28. Juni vormittags gegen den Poſtaushelfer Wilhelm Joſef Bach aus Beiert⸗ heim wegen Unterſchlagung im Amte und Urkundenfäl⸗ ſchung und gegen die Ehefrau Karl Dill, Anna geb. Spähnle aus Ettenheim wegen Meineids; nachmittags gegen das Hausmädchen Anna Nahtz aus Frankfurt a. Oder wegen Meineids. Am Donnerstag den 30. Juni hat, ſich vormit⸗ tags der Techniker Karl Wirſing aus Waltershauſen wegen Totſchlagverſuchs und unerlaubten Waffenbeſitzeg zu ver⸗ antworten; nachmittags die berufsloſe Regina Sitter we⸗ gen Meineids; am Freitag der Kaufmann Kurt Fries aus Frankfurt a. M. und Genoſſen wegen Urkundenfälſchung und Betrugs: am Dienstag den 5. Juli vormittags der idler Ferdinand Bender aus Staufenberg und der Fuhrmann Wilhelm Ludwig Kugel aus Staufenberg we⸗ gen Urkundenfälſchung und Betrugs, nachmittags der ehe⸗ malige Poſtagent Ludwig Funk aus Eggenſtein wegen Amtsunterſchlagung und Urkundenfälſchung; am Mittwoch den 6. Juli der Goldarbeiter Friedrich Mohrhardt aus Iſpringen wegen Mords;: am Donnerstag den 7. Juli der Kaufmann Julius Bedenk aus Freiburg wegen Urkunden⸗ fälſchung und Betrugs. Vorausſichtlich wird am 8. Juli ein weftorer Fall auf die Tagesordnung kommen. Befreiung und Abzüge. In den Grundſätzen, die für Befreiungen und Abzüge maßgebend ſind, ſind zwar der Zahl nach nicht viele, aber doch an ſich recht erhebliche Abänderungen im Geſetz vom 24. März 1921 beſchloſſen worden. In erſter Linie wurde auch der Betrag, den jeder Steuer⸗ pflichtige für ſich abziehen darf, das ſogen. Exiſtenzminimum, in der Weiſe umgewandelt, daß an die Stelle des Abzuges vom ſteuerbaren Einkommen— bisher 1500 Mark— ein Abzug von 120 Mark vom ermittelten Steuerbetrage feſt⸗ geſetzt wurde. derer Stelle erwähnt, der Abzug vom Steuerbetrage von 120 Mark für die Ehefrau und jedes minderjährige Kind, bei einem Einkommen bis zu 24000 Mark für jedes minder⸗ jährige Kind von 180 M. zugebilligt, alles unter der Voraus⸗ ſetzung, daß in dieſem Falle ein eigenes Arbeitseinkommen micht vorhanden iſt. Dieſe Umformung hat in beabſichtigter Weiſe eine Rückwirkung auf§ 30 des Landesſteuergeſetzes zur Folge: hier war für die Wohnſitzgemeinden die Befug⸗ nis gegeben, eine Steuer zu beſchließen„von demjenigen Mindeſteinkommen, das von der Einkommenſteuer nicht er⸗ faßt wird.“ Nun bleibt aber bei der jetzigen Faſſung des Einkommenſteuerrechts überhaupt kein Betrag des Einkom⸗ mens ſteuerfrei; nur durch Rückſchluß läßt ſich entnehmen, daß 1200 Mark von jedem Einkommen frei zu laſſen ſeien; das würde aber nicht den Anforderungen von§ 30 des Lan⸗ desſteuergeſetzes entſprechen. e Bei den eigentlichen Abzügen haben weſentliche Aen⸗ In gleicher Wurde ja auch, wie ſchon an an⸗ derungen nur in 4 Punkten ſtattgefunden, nämlich bezüglich der Verſicherungsbeiträge, de Vereinsbeiträge, der Ver⸗ luſte an gewiſſen Veräußerungsvorgängen und bezüglich der Kapitalertragsſteuer. a 1. Verſicherungsprämien, die für Verſicherungen des Steuerpflichtigen oder eines ſeiner nicht ſelbſtändig ver⸗ anlagten Haushaltungsangehörigen auf den Todes⸗ oder Lebensfall gezahlt werden, waren bisher abzugsberechtigt, nur ſoweit ſie den Betrag von 600 Mark jährlich nicht über⸗ ſteigen; dieſer Anrechungsbetrag für die Prämien iſt nun erhöht worden auf 1000 Mark. 2. Vereinsbeiträge waren bisher abzugsberechtigt, ſoweit ſie an kulturfördernde, mildtätige, gemeinnützige und po⸗ litiſche Vereinigungen entrichtet wurden, wenn der Geſamt⸗ betrag 10 Prozent des Einkommens nicht überſchritt. Im Entwurf zum neuen Geſetz war beabſichtigt, dieſe Beſtim⸗ mung überhaupt zu ſtreichen; er hat aber die Billigung des Reichstagsausſchuſſes und des Reichstages nicht gefunden. Die ſchließlich zugebilligten Abänderungen beſtehen in fol⸗ inkten: Beiträge zu politiſchen e be⸗ berhaupt nicht mehr 3 FNräuffahlfag wiſſenſchäffeiche r, kinffferiſcder un Erklärung ab: Mei Gollehſe iß eenzg. abſchdeiſn, weil behr ihr Gleeur widr druff“. der vorhergehende. Vereinigungen. Für alle Vereinigungen iſt die Beſchrän⸗ kung zugefügt, daß Beiträge in der Geſamthöhe von 10 Proz. des Einkommens nur dann abzuziehen ſind, wenn es ſich um inländiſche Vereinigungen handelt. Schließlich iſt als weitere Erſchwerung beſchloſſen worden, daß von dem nach Abzug diesbezüglich verbleibenden Einkommensbetrage der Satz als Einkommenſtener zu erheben iſt, der vom Einkom⸗ men ohne dieſen Abzug erhoben werden müßte. Alſo wenn zum Beiſpiel ein lediger Steuerpflichtiger ein Einkommen von 26 000 Mark hat, hiernach alſo 2600 Mark an jährlichen Beiträgen abziehen dürfte, ſo würde er die verbleibenden 23 400 nicht mit 10 Proz., alſo 2340 Mark zu verſteuern haben, ſondern entſprechend ſeinem ſonſtigen Einkommen von 26000 Mark mit 10,3 Prozent, alſo mit 2410 Mark. 3. Da der Spekulationsgewinn, wie auch ſchon an an⸗ derer Stelle erwähnt worden iſt, nur noch in einem Sonder⸗ falle der Einkommenſteuer unterllegt, ſo waren auch die bei einzelnen Veräußerungsgeſchäften erlittenen Verluſte nur noch in dieſem Sonderfalle abzugsberechtigt. einzelnen Veräußerungsgeſchäften dürfen alſo nur abge⸗ zogen werden, ſofern der Erwerb des veräußerten Gegen⸗ ſtaudes zum Zwecke der gewinnbringenden Wiederver⸗ äußerung erfolat iſt und die Veräußerungsgeſchäfte nicht zum Gewerbebetriebe des Steuerpflichtigen gehören. Dieſe Verluſte ſind ber nur bis zur Höhe der Gewinne aus den einzelnen Veränßerungsgeſchäften abziehbar, ſodaß ein die diesbezügl. Einnahmen überſteigender Verluſt für den höheren Betrag nicht mehr abgezogen werden darf. 4. Grundlegend geändert iſt der Schutz der kleinen Renk⸗ ner nach§ 44 des Einkommenſteuergeſetzes vom 2. März 1920. Steuerpflichtige, die über 60 Jahre alt ſind, oder ex⸗ werbsunfähig oder nicht nur vorübergehend behindert ſind, ihren Lebensunterhalt durch eigenen Erwerb zu beſtreiten, deren Einkommen ſich aus Kapitgleinkommen, Penſtionen und ähnlichen Bezügen ausſchließlich zuſammenſetzt, durften bisher je nach Höhe des Einkommens(7500 bis 12 500 Mark); nur 25—75 Prozent der Kapitalertragsſteuer abziehen. Die Vorausſetzungen der Anrechnung bzw. Erſtattung von Ka⸗ pitalertragsſteuer ſind geblieben wie bisher: ferner iſt es bei der Beſtimmung verblieben, daß der anrechnungsfähige Betrag der Kapitalertragsſtener überhaupt nicht zu entrich⸗ ten iſt. Der Maßſtab der Anrechnung iſt weſentlich gün⸗ ſtiger geworden: bei Einkommen bis zu 5000 Mark wird die Kapilalertragsſteuer voll angerechnet, bei 6000 Mark zu 90 Prozent, bei 7000 zu 80 Proz. und immer fortlaufend bei je 1000 Mark um 10 Proz. weniger, ſodaß ſchließlich bei Ein⸗ kommen von 14000 Mark als Schlußglied der Staffel noch fähig ſind. 3 255 Wenn zum Beiſpiel eine erwerbsunfähige Frau, bzw. eine Frau in einem Alter über 60 Jahre ein Kapitalein⸗ kommen von 3600 Mark aus einem Kapital von 81 000 Mark hat, ſonſt aber kein Einkommen, ſo werden ihr an Kapital⸗ ertragsſteuer einbehalten 360 Mark. Ihre Einkommen⸗ ſteuer betrüge aber nur 240 Mark; alſo wären hier 10 Mark bar zu erſtatten. Wie bisher ſo iſt auch ferner über die Anrechnung Ae es alſo den Abzug der Kapitalertragsſteuer geltend machen will, nachdem er ſich aus dem eingegangenen Steuerbeſcheides Erſtattung im Beſchwerdeverfahren zu entſcheiden. dauyon unterrichtet hat, daß ihm bisher die Kapitalertrags⸗ ſteuer nicht oder nicht hinreichend abgezogen worden iſt, muß beim zuſtändigen Finanzamt Beſchwerde gegen den Steuer⸗ beſcheid erheben mit dem Antrage, daß ihm die Kapital⸗ ertragsſteuer in der geſetzlich zuläſſigen Höhe angerechnet, Verluſte aus f 10 Proz. der gezahlten Kapitalertragsſteuer au rechnungs⸗ bzw. der die Einkommenſteuer überſteigende Teil dieſer Kas pitalertragsſteuer bar zurückerſtattet wird. Schließlich iſt noch eine Faſſungsänderung bezüglich Ab⸗ zugs von Werbungskoſten zu erwähnen: Nachdem grund⸗ ſätzlich Steuerfreiheit für Rücklagen zu Mehrkoſten, bw. Verrechnung der Mehrkoſten unter Werbungskoſten ein⸗ geführt worden ſind, war auch Vorſorge dagegen zu treffen, daß eintretendenfalls ſolche Mehrkoſten nicht doppelt ab⸗ gezogen werden; deshalb ſind als ein Teil der abziehbaren Werbungskoſten erklärt:„die jährlichen den Verhältniſſen entſprechenden Abſetzungen für Abnutzung von Gebäuden „ bon zug gebracht und nicht aus ſteuerfrei gebildeten Rücklagen (S 59 3) gedeckt worden ſind.“ a Vermiſchtes. Sächſiſche Gemütlichkeit. In Gundorf— ſo erzählt ein Mitarbeiter des Leipziger„Drachen“— hatte ich die Au⸗ ßenbahn beſtiegen. Ich ſtehe auf der hinteren Plattform eines Sonderwagens ohne Anhänger. ſen. Ich vom Gequetſchtwerden. In Leutzſch hält der Wa⸗ gen. Niemand ſteigt ein. Niemand ſteigt aus. Der Schaffner iſt fertig mit Knipſen und klingelt ab. Der Wa⸗ gen rührt ſich nicht vom Flecke.„Vielleicht iſt die Sicherung durch“, denke ich. Jetzt wird der Schaffner ungeduldig, zieht heftig am Klingelſtrang und beugt ſich ſodann zum Perron hinaus. Der Wagen ſteht immer noch. Das Ant⸗ litz des Schaffners überzieht ſich mit Lächeln. Der Wagen rollt endlich weiter.„Was wars?“ Der Schafſner gibt die Läßt eine Frau emmahl mußde. Nu lle Maſchinen und ſonſtigem Betriebsinventar, ſo⸗ weit die Koſten der Beſchaffung als Werbungskoſten in Ab⸗ Die Menſchenmaſſe quetſcht mich in die Ecke. Der Schaffner ſchwitzt vom Knip⸗ Der Gipfel der Naivität. 8 nete ſich vor der Strafkammer in Frankfurt. gütten wolle. fügte ironiſch hinzu: Kirſchen dazu.“ 5 Verbrechen auf See? Aus Rotterdam wird gedrahtet: In Hull lief ein deutſches Fiſcherſchiff ein, an deſſen Bord ſich nur ein Mann namens Jekel beſand, welcher behaup⸗ tete, daß er das Schiff allein durch die Nordſee geſteuert habe. Das Schiff habe Kohlen nach der ſchleswigſchen Küſte gebracht, ſeine beiden Kameraden hätten auf der Rückfahrt ein Fiſcherboot angerufen und ſeien auf dasſelbe überge⸗ ſtiegen. Der deutſche Kouſul hat auf Erſuchen einer Frau Anderſen das Schiff beſchlagnahmen laſſen, da ein Ver-. 5 vorzulieg l Die Frau erklärte nämlich. daß das Schiff ihrem Manne gehöre, der am 12. Mai.. N ö brechen vorzuliegen ſcheint. ſeinem deutichen Steuermann aus Amrum an der ſchles⸗ wigichen Küſte abgefahren ſei, um Kohlen nach Sylt zu bringen. Jekel, der verſucht hatte, das Schiff in England zu verkaufen. wurde feſtgenommen. Beſitz eines Paſſes noch der Schiffspapiere. ũũũͤã ͤ ddp coco Wie hoffen, daß dieſer Roman denſelben Beifall unſeter Oiſer ſtaden wird, Verlag des„Reckar Bote 8 8 5 Ein heiteres Stückchen exeig⸗ Als dort ein junger Maun, der als Angeklagter von auswärts erſchienen war, zu ſechs Mongten Gefängnis verurteilt, dabei aber bedingt begnadigt wurde, trat er nach der Verhandlung an den Richtertiſch und fragte treulich und naiv, ob man ihm nicht die Fahrt nach Frankfurt und zurück gerichtsſeitig ver⸗ „Sonſt nichts?“ erwiderte der Vorſitzende und „Sie bekommen auch noch zwei Pfund Er war weder im In der morgigen Ausgabe unſerer Zeitung beginnen wir mit der Erzählung:„Dienſtmagd ohne Lohn, No delle von Otio Hoccker. 1 Em moderner Einſtedler. An der Bahnſtrecke zwiſchen Offenbach a. M. und Hanau liegt eine Ortſchaft, Mühlheim, die ſeither weder beſonders von ſich reden gemacht hat, noch irgend eine beſondere Sehenswürdigkeit bot. Jetzt, ſeit kurzer Zeit, wird ſein Name in der dortigen Gegend viel genannt, es hat eine Sehenswürdigkeit“ erhalten, zwar nicht innerhalb ſeiner Nauern, aber in der Gemarkung auf dem Felde. Dieſe Sehenswürdigkeit iſt deshalb von beſonderem Intereſſe, . nur für die nähere Umgebung, ſondern für uns alle, weil ſie mit ein Kennzeichen unſerer allgemeinen Lage be⸗ deutet. Ein Redaktionsmitglied der„Hanauer Zeitung“ hat — 8 Beſuch abgeſtattet und ſchildert ſeine Eindrücke e folgt: 5 Nicht allgemein bekannt iſt es, daß wir in unſerer Ge⸗ gend einen lebendigen Einſiedler haben. Freilich iſt's nicht gerade ein richtiger, alſo ein Mönch, der Erbauungsübun⸗ gen und Betrachtungen in ungeſtörter Stille ausführen will und ſich dabei in die Einſamkeit des Woldes oder der Wüſte flüchtete. Unſer Einſiedler iſt kein Mann Gottes, ſondern ein ganz normaler Mitteleuropäer, und der Grund ſeiner Flucht in die Einſamkeit des Feldes iſt ſehr modern angehaucht: es iſt die leidige Wohnungsnot. Nun gibt es das ſonde Bet!: Tages Laſt und Vielleicht we Weg, der der Kreisbeuemt und hat ihn 2; ſprechen beuttei't. klärt, da unt ein gefahr nicht vor det rßeifſe me Semöhner ber des hen ausruht. 5 „Bauherr“ bieſet Naſenhſttte einen not etwas abzuhelfen vermag. Das hat den Bau natürlich beſichtigt 5 den geſetzlichen Vorſchriften nicht ent⸗ hat ſich jedoch damit einvorſtanden er⸗ zewohner in Frage kommt, da Feuers⸗ gt und die Wohnung auch nicht geſund⸗ — — beitsſchädlute iſt. Durch den Augenſchein kann man ſich leicht ron den Richtigkeit dieſer Gründe überzeugen, und es er⸗ eiuiher daher nicht ausgeſchloſſen, daß durch derartige einjache und doch in mancher Beziehung recht an⸗ genehme und dabei ar nich ungeſunde Wohnungen de kraſſen Wohnungsnot ctwas geſteuert werden kann. An den eigentlichen Bau angelehnt. ſieht man links vo der Eingangs ur noch einen kleinen, ebenfalls aus Raſen⸗ ſtücken errichteten Vorbau. Hier bewahrt der Erbauer einen Vorrat von Steinen und anderem Baumaterial auf, mit dem er ſpäter noch ein ſolides Wohnhaus ebenfalls auf ſeinem Grundſtück erbauen will. Auch dieſes will er ganz allein fertigſtellen, und dem praktiſch tüchtigen, dabei aber kör⸗ perlich ſehr kräftigen 58jährigen Mann iſt dies wohl zu⸗ zutrauen. Zur Zeit iſt dieſer mit allerlei Gartenarbeiten beſchäftigt, er pflanzt Bäume und züchtet Beerenobſt und ſcheint dem 3 reges 825 e u 8 5**. werbsloſenfürſorge, die urſprünglich aur 15 die 1 K enſel Monat alſo 1 2 monate gelt enſollten, um einen weiteren zum 31. Juli 1921, verlängert. * Die Wahlen zur Evangeliſchen Generalſunode. Der ſtreng verboten iſt. Die P Evangeliſche Oberkirchenrat hat jetzt die Einzelergebniſſe der Wahlen zur Evangeliſchen Landesſynode am 7. Novem- ber 1920 erſcheinen laſſen. Danach haben die Poſitiven er⸗ halten in ganz Baden 75 76, die Liberalen 43 581, die Lan⸗ deskirchliche Vereinigung 11012 und die Vereinigung 11763 Stimmen. gültige Stimmen abgegeben worden. u Waruung für Briefmarkenſammler. Briefmarkenſammlern mag es als eine recht willkommene Gelegenheit geweſen ſein, von Paketen oder Poſtanweiſun⸗ gen, die durch ihre Hände gingen, wertvolle Briefmarken abzulöſen, um ſie in ihrem Beſitze zu behalten. Damit mö⸗ gen ſie ſich der Rechtswidrigkeit ihres Vergehens noch nicht einmal bewußt geweſen ſein. jetzt darauf hin, daß ein ſolches Vorgehen von Briefmar⸗ kenſammlern ſämtlichen Freimarken ſind Eigentum der Poſtverwaltung und dieſe muß ſich aus dienſtlichen Gründen unbedingt die Wahrung ihres Eigentumsrechts beanſpruchen. Volkskirchliche Im Ganzen ſind 142317 Uebereifrigen oſtbehörde weiſt abet Die Paketkarten mit — ja wohl eine ganze Menge Leute in unſerem deutſchen Va⸗ terlande, die aus Mangel an einer Wohnung im Ort in einem einſamen Hauſe, in einer Hütte, einem Mauerturm oder gar in einem Eiſenbahnwagen ihr Heim aufſchlagen. Was aber den Mühlheimer Einſiedler von ihnen unter⸗ ſcheidet, iſt der Umſtand, daß ſich dieſer auf freiem Felde ein Haus aus— Erde erbaut hat. Dieſer moderne Höhlen⸗ bewohner oder Troglodyte hat jedoch im Gegenſatz zu un⸗ ſeren Vorfahren„den„Urmenſchen“, ſein Heim mit dem Komfort der Neuzeit ausgeſtattet und ſomit das Ange⸗ nehme mit dem Nützlichen vereint. Dias eigentümliche Heim, das ſich der Mühlheimer Ein⸗ wohner Johann Georg Kaiſer in der Nähe des Mühlhei⸗ mei Bahnhofs und dicht an der Bahnlinie Offenbach—Ha⸗ nau geſchaffen hat, wird natürlich von den Fahrgäſten der vorüberfahrenden Eiſenbahnzüge mit einer gewiſſen befrie⸗ digten Anteilnahme betrachtet, auch ſonſt wird es, beſon⸗ ders an Sonn⸗ und Feiertagen, von Hunderten beſucht und außen und innen beſichtigt. Da iſt ja nun auch mancherlei zu ſehen. Eine Wohnungsnot⸗Raſenhütte— das iſt der offt⸗ zielle Namen des originellen Baues, den Georg Kaiſer nach eigener Idee und ganz allein in dreieinhalb Monaten, von 1 8 i Oktober bis nach Weihnachten vorigen Jahres errichtet hat. waltungen der Länder und der drei größten gemeindlichen Der unternehmende Mann kaufte ſich, um ſeinen Wohnungs⸗ Ferbände besteht, hat jetz bei ſeiner 4 Tagung u. a. zur nöten abzuhelfen am Meinſtweg eine Wieſe, hob den Ra⸗ fange der Rechtſchretbungsänderung folgenden Beſchluß ge⸗ ſen aus ſtampfte die Raſenſtüge feſt und baute mit ihnen akt„Die grundsätzlich wünſchenswerte Neuordnung der dieſe Hütte, die einen äußeren Umfang von 70—80 Quadrat- Rechtſchreibung hält der Reichsſchulausſchuß mit Rückſicht Gemüſe. Wenn man ihn, der ſo mit ſeinem Hund und ſeiner Ziege vor der ſelbſterbauten Erdhütte und in dem ſelbſtgeſchaffenen Garten herumarbeiten ſieht, den kräftigen, ſonnengebräunten Mann, ſo wird man an Robinſon Cruſoe erinnert— der mußte ſich auch alles ſelber ſchaffen. Frei⸗ lich hatte Robinſon nicht, wie er, allerlei Metallgerät, er hatte nicht Sofa und Regulator. Die zahlreichen Beſucher, die bei ihm erſcheinen, begrüßt der„Hausherr“ natürlich am liebſten. wenn ſie ihn nicht in der Arbeit ſtören. alſo Sonntags. Man kann bei ihm als Andenken ſchön ausgeführte Anſichtskarten ſeines Heims mitnehmen, die dieſes von außen und von innen zeigen, man kann auch einen erfriſchenden Trunk— allerdings nicht alkoholiſcher Art— bei ihm erhalten. A. Th. Lokales. Die Rechtſchreibungsänderung erledigt! Der Reichsſchulausſchuß, der als behördliche Einrichtung Zur ſachverſtändigen Beratung von Angelegenheiten des Schul⸗ und Bildungsweſens unter Leitung des Reichsmini⸗ ſteriums des Innern aus Vertretern der Unterrichtsver⸗ zurückzukommen.“ Da nach den letzten Aeußerungen von verantwortlicher Stelle die Entſcheidung der Unterrichts⸗ verwaltungen der einzelnen Länder maßgebend ſein ſollte und hier im Reichs hulausſchuß dieſe Stellen geſprochen haben, dürfte damit de Frage der Rechtſchreibungsände⸗ rung, die unnötigerweiſe ſo viel Staub aufgewirbelt und ſo viel Erregung hervorgerufen hat, zunächſt erledigt ſein. * Möbelausfuhr aus Elſaß-Lolhringen. Für aus Elſaß⸗ Lothringen Vertriebene iſt die N it von Wichtigkeit, daß nach einer Verfügung des Neichsarbeitsminiſteriums des Innern, Abteilung für Elſaß⸗Lothringen, und Möbelaus⸗ fukrkommiſſion nur woch ſolche Antrüge auf Freigabe und Ausfuhr der Möbel ledigt werden, Pelche bis zum 1. Auguſt 1921 dort einge en.. * Jugendwanderherbergen. Der Bweigausſchuß für Jugendherbergen im Odenwald teilt uns mit: Die Arbeits⸗ gemeinſchaft für Wandern und Heimatpflege bringt in der Juniausgabe des„Märkiſchen Wanderers“ folgende erfreu⸗ liche Mitteilung:„Anwendung der Fahrpreisermäßigung auch für die 4. Klaſſe. Der ſehnliche Wunſch der Jugend, für den wir uns mehrfach einſetzten, iſt in Erfüllung ge⸗ gangen: Gewährung des halben Fahrpreiſes 4. Klaſſe. Die Beſtimmung findet auf alle Arten Fahrpreisermäßigung Anwendung. aun Für die Erwerbsloſen. Entſprechend einem neuer⸗ lichen Beſchluſſe der Reichs regierung bat der Reichsarbeits⸗ des Raſengrüns, das ſie ſchmückt, recht hübſch aus. Das Dach, das den gar nicht niedrigen Innenraum nach oben abſchließt, iſt mit Brettern verſchalt und mit einer dicken Schicht Stroh, ſowie mit Dachpappe abgedeckt. Eine ſtarke, aus feſten Brettern vom Erbaner ſelbſt ge⸗ fertigte Tür befindet ſich an der einen Giebelſeite des läng⸗ lich geformten Baues; neben ihr hat füglich der treue Wäch⸗ ter, der Hund, ſeine Hütte. Treten wir ein in das eigen⸗ artige Heim, ſo finden wir links einen Raum, in dem einige Ziegen und das für ſie notwendige Stroh und Heu unter⸗ 3 ſind, während ſich rechts des Eingangs ein kleiner Raum befindet, in dem der fleißige Einſiedelmann ſein Ar⸗ beits⸗Gerät aufbewahrt. Nun ſtehen wir im Hauptraum, da können wir uns links auf ein bequemes Kanapee ſetzen, das vor dem Tiſche ſteht, oder wir gehen geradeaus und kommen zu dem Ofen und den Küchengerätſchaften des„ſich lbſt kochenden“ Bewohners. Ein Fenſter an der dem kingang gegenüberliegenden Giebelwand und eins im Dache belichten dieſe trauliche Diele. Bei trüber Witterung herrſcht bier ein intereſſantes Halbdunkel, während bei Sonnen⸗ ſchein alles hübſch hell iſt. Kalt iſt's hier im Winter nicht, viel wärmer als in mancher Wohnſtube, und im Sommer iſt s kühl; die Feuchtigkeit hat der Erbauer dadurch fern⸗ gehalten, daß er zum Fußboden eine dicke Schicht Sand be⸗ ſtimmte. So iſt denn die Luft rein und gut. Links hinter der Küche befindet ſich dann. durch Wand abgetrennt, beweiſen. wilwen, Eingeſandt. Unter dirſer Rubrik erſcheinenden Artikel übernehmen w'r keine Verantwortung. Die Re daktion, — 2— 4 1 N 4 Das mit„Ein Kriegsoeſtädigter“ im„Necka boten vom 23 VI. 21 erſchienene Eingeſandt gitt mit- zur fol⸗ geiden Erwiderung Wranlaſſung: Zunächſt läßt der ganze Inhalt den Schluß zu, doß ſamten Bevölkerung de hinter ſetzen mochte. Waiſen und große Zahl human denkender Perſonen in abſolut un⸗laen“ nuͤtziger Weiſe in den Deenſt der Sache geſtellt, d a t il'gunz bereits eine ablolute G währe für re ellſt Ab wicklung biet⸗t. Jene Verdächtigung verdient den Rück ſchluß, daß man dann jemand hinter dem Oken ſucht nenn man ſelbſt ſchon dahinter geſteckt hat oder ſich gerne Eine grobe Entſt llunz der Tal? ſache iſt es, wenn der Einſender der Oeffenilichkelt ei reden will, als ſei mit der Veranſtaltung ein Tenz⸗ und Rummel! feſt für die Kaensopfer geplant gewiſen. Die Aus fü rungen des Einſenders richten ſich dem nach vor ſelbſt und man antwortet ihm am bſten nach Fauſt:„Du gleichſt dem Geiſt, den du beg eifſt“. Ob Not der beir„Kliegabeſchäbigte die Süation der Krigsopfet völlig verkannt hot, denn wenn er ſchon Ziele und Wige z igen will, dann muß ich ihm empfehlen, dizs inne halb der Ocgankſotton zu tun, wo ihm reichlich Gel genheit ges boten iſt ſeine ſoziale Geſinnung aich durch die Tat zu Janerhalb der Kriegsopferorganiſation hat et die Möglichkeit, all das zu e kämpien, was er in jenem Art kel ſo ſchön ausgedrückt hat. Kummer und Leid duſch ſolch popierne Schlagwart-Podukte wie der Einſender es ſich lerſtete, von den armen Kriegs“ Sch werbeſchädigten werden kann, das üÜberiaſſen wie der Ben teilung der ge? Mehe als eine D eiſtigkeit bebeultt di Verdächtigung in dem Wortlaut:„wo man am Eade do und Elend, ferngehalten metern und einen Geſamtinnenraum von 50 Quadratmetern auf die ggenwärtigen Verhältniſſe nicht für angezeigt; er be⸗ f zeten 1 3. umfaßt. Die Umfaſſungsmauern ind nicht weniger als hält ſich vor auf das von den Sachverſtändigen in dankens⸗ nicht weiß, wer den größten Nutzen dadon hat“ In 17. etwa einen Meter ſtark und ſehr feſt, dabei ſehen ſie wegen werter Weiſe ausgearbeitete Material zu gegebener Zeit erkennenswerter Wyiſe haben ſich die Vereine und ei ren Be⸗ Dies find meine letzten Worte in der Sache. Peter Sebald, f Obmann der Bezirksg⸗upoe Seck aheim des Reichs bundes Anmerkung: Da wir beiden Teilen jetzt R chnung getragen haben und eventuell die Sache zu weit übten würde, ſtellen wir den Juſeratenteil zur Ber üaung 5 4 uns iſt die Sah elt. Oemaa des„ eckar- Be eme Benanntachungen. 2 Maul⸗ und Klauenſeuche betr. In den Gemeinden Linnebach Amt Heppenheim und Schwetzingen iſt die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen. N Mannheim, den 22. Juni 1921 Bad. Bezirksamt— Abt IIa Escario fionfalal Follerle Calc Gelegenheitskauf! Ein größerer Poſten Reißſtrohbeſen tück für Stück 7 Mark zu verkaufen. . Lebenemittelemt. 8 adlolenehlade 37 99 3 nolerüben„ Iintergohl, Heuptſtrage 207 Müller Wilbelmſtraße 52 Hauptſtraße 110 1 pro Zentner. 5 Die Verteilung findet von nachmittags 1—7 Uhr ſtatt Lobensmittelamt. zu v-» kaufen Glucke mit 11 jungen Kück b Mittslſtraße 2. adfabrer-Cefolsschaſt Holllonbelm. Moran Daunerstag Abend 8 Au- Mitglieder- Versammlung Medizinal⸗Perband Jeczenhei. a. Wir machen hiermit bekannt, daß laut B ſchluß der Generalve-ſammlung wegen der „hödten Forderungen der Herren Aerzte, ab 1. Juli der Beit⸗ag erhöht wurde und zwer für eine»inzelne Perſon auf 8 Mk., für ein⸗ Sahimetziugen HostsoheehR,ο,mMarlarule M, e lephon V. 0 Spareinlagan oom lage der Hiusahlun Stafutische Sparkasse nit ¶emeindebũrsse ha, nũadelsiohe- 2950. toerden an au 8 ½0½ im Lokal. Wegen wichtiger B ſprechung in Wüwe mit Kinder auf 11 Mk. und für ein, Hinlagen auf Scheck. u. Cirokonto xu 30, das Erſcheinen eines jeden Mitaliedes er[Familie auf 13 Mk. monatlich Ab 1 Jul) oersinst Nassenstun a 4 und wünscht 5 Der Vo ſtand. bet ägt der Zuſchuß zu den Krankenhauskoften 7 Samsfags d D aß ges Bossen rä dluch 8 Mk DD Vo ſt end WS fte. dadru H daa Jachan net .„Turnverein Seckenbeim Gesucht: 8 gear. 1898. Hente Abend punkt 7 Uhr Faustballspiel der I. und 2. Mannschaft. 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