fimtsblatt der Bürgermeisteramt Abonnementspreis: Monatlich 4.— Mk. mit 12.— ausſchl. Zuſtellungsgebühr.— 3 Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Inſerationspreis: Die Köſterer Petitzeile 80 Pfg Reklamen 2.50 Mk. Bei öfterer Fernſprecher 16. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe 19819. Schriftleiter: H. G. Aufnahme Rabatt. No. 196 aderlein, Seckenheim. ſt 112 Die Avignon⸗Gefangenen. 4 5 N Berlin, 23. Auguſt. 1 111 wen ul Mitteilungen von zuverläſſiger Seite ſind die Na⸗ lone in 9 er infolge der Bemühungen der Deutſchen Botſchaft 0 deulſchens von der frangbſiſchen Regierung entlaſſenen 31 5 die zen Kriegsgefangenen aus Avignon, Cures und Agag 11 nachſtehenden: f b Nudeln Meyer aus Altkloſter, Ludwig Wieczorek ans stuck 82 Weitz Mootz aus Breslau, Walther Rius aus Ro⸗ Fritz Gen Bromme aus Leipzig, Auguſt Meis aus Aachen, 5 nigerod tas aus Sßlichau, Hermann Puhlemaun aus Wer⸗ gust: abr Walter Maſur aus Lüdenſcheid, Fritz Maßen aus 18 2 interinzenkvog, Lukas Otten aus Eſterwegen, Wilheim 1 d ſen Waden, aus Landwehr, Eugen Fauſer aus Bodeis⸗ 1 den, Tak riedrich Hanel aus Schellin, Kurt Vogel aus Dres⸗ . Ruhla alter Hentſchel aus Neukölln, Adam Mäurer aus Laurah ax Piotzigkeit ans Iſchieren, Paul Laigner aus i. hütte, Otto Becker aus Maſchern, Walter aus Plauen berg Auguſt Bimmerſtede aus Rüſtringen, Albis Falken⸗ . Wolfen Hohn, Franz Berg aus Duisburg, Fritz Götze aus 4 Koch ubüttel, Heinrich Kemper aus Gelſenkirchen, Eruſt . Vincenz Sarſtedt, Ernſt Müller aus Mülheim(Ruhr), heil baus(3 Raupp aus Mannheim, Fritz Rieger aus Forſe⸗ Shen gampenan, Martin Rolhgänger aus Labiau, Franz Schlenſenann aus Mainz⸗Koſtheim, Theodor Pridöhl aus ſendorf, Jakob Reiber aus Neimsbach. 5 8 racht wurden. Vier Mann wurden ſchon früher ent⸗ ren Einer, Karl Swoboda aus Breslau, der zu 20 Jaz⸗ verbfiß anguis verurteilt war, hat ſich der weiteren Straf⸗ worde nun durch die Flucht entzogen, ohne bisher gefaßt letzung au ſein. 20 Jatre Gefänguis wegen Közperver⸗ dem 5 und verſuchten Totſchlags eine Beamten, wie es in Sttafzertlichen Straftenor heißt. Der Mann würde, da ſeine iger it im Juni 1918 begann, am Jahre 1938 als 46jäh⸗ deriber Entlaſſung gekommen ſein. Wundern wir uns IMlechten aß die Kriegsgefangenen, die meiſt wegen der chen u Behandlung ftrafbare Taten begingen, unter ſer⸗ Depreſſionen zur Flucht ſchritten? Was deſe 8 ö der Mehrzahl auf dem Kerbholz haben, iſt ange⸗ 85 troſtlofen Vertürtniſſe in Avignon ſo geringfügig lach ver den Kopf schütteln muß, und den ſtellen Zornes- in jener klebt. den dieſe Deutſchen und Tauſende mil ihnen Franzofe, wurzeltieſen Haß wandeln werden, der bei den wenn* längſt zum hiſtsriichen Hausrat geworden iſt, nie an Deutſchland denken. ug 5 Mage Beiſpiele aus der amtlichen Liſte: Ernſt Müner 50 Jachthan eim(Ruhr) verß ſeit Februar 1917 fünf Jayre 8 Eheman„weil er— ein Doe Oelſardinen ſtahl! Bei dem man u Richard Skorch aus Wiehe in Thäringen fand ö lie ne aer Stieſelſohlen die er ſich ſelbſt aufnggern 790 191 785 er Schuſter keine Jeit hatte; er erhielt im Jun 0 885 Diebſtahls fünf Jahre Zuchthaus. Guſtav Prit⸗ * 2 8 Diebſtahls von„Staatseigen⸗ Kaſerne les bias ſich wider⸗ — eucks aus der !land läßt ſich kein klares, erſchöpfendes Bild zeichnen. rechtlich pier Pfund Brot an) muß der Arbeiter NRolhgaänger aus Labiar ii Oſtpreußen dem die notleibende Frau und zwei kleine Kinder nachtrauern, vier Jahre Gefängnis ver⸗ büßen. Fünf Jahre Zuchthaus erhielt Georg Milde aus Rieſa in Sachſen, weil er eine Decke zur Flucht ſtahl. Die ( Zzebliche Entwendung einer Flaſche Kognak trug dem D. menter aus Haunover⸗Linden fünf Jahre Zuchthaus ein. „Jandendiebſtahl“ nennt die Liſte das Vergehen des Ehe⸗ mannes Otto Rünch aus Leipzig, um ihm acht Jahre Zucht⸗ ens zu diktieren, weil bei ſeiner Gefangennahme im Jahre 1914 eine Halskette in den Kleidern gefunden wurde. Fudwig Stäle aus Karlseuhe, deſſen Mutter aus Gram ge⸗ ſtorben iſt, verbüußt ſeit 1915 zehn Jahre Zuchthaus, da er Ausweispapiere franzöſiſcher Soldaten im Beſitz hatte, die er als Patrouilleuführer auf Befehl den gefallenen Feinde abgenommen hatte. Zu lebenslänglicher Zwangsarbeit ward der verheiratete Oskar Reuter aus Ehrenfriedersdorf bei Chemnitz verurteilt; bei ihm vorgefundene Notizen über ſeine Kriegserlebniſſe wurden als Beweis für verübte Plün⸗ derungen ausgelegt. Ein zerbrochenes Wagenrad. das Otto Kraus aus Heidelberg von einem Laſtauto herunterwarf, um Platz zu ſchaffen, galt als„Gewalttätigkeit zum Nachteil des Staates“, um mit zehn Jahren Zuchthaus geahndet zu werden; ſeine Frau und drei Kinder trauern in der Heimat. Der 24-jährige Otto Naffin aus Gelſenkirchen, deſſen Eltern in Sorge und Not leben, ſoll wegen Diebſtahls bis April 1927 Zwangsarbeit verrichten. Eine ungeheuerliche Strafe wegen Entwendung von Legitimationspapieren und Nah⸗ rungsmitteln zur Flucht würde deu jetzt 22⸗jährigen Erich Ledder aus Alt⸗Töylitz bei Potsdam erſt im Jahre 1938 wie⸗ der nach Hauſe bringen. Aus Hunger verübte der Sohn Waul des Fabrikportiers Zmuda in Berlin um Weihnachten 1918„Mundraub“, wofür er fünf Jahre ins Zuchthaus kam. Ein kleiner Landwirt, Lukas Otten aus Eſterwegen bei Os⸗ nabrück, der beide Beine verlor, wurde wegen„Diebſtahls“ im Auguſt 1918 mit fünf Jahren Gefägnis beſtraft. Zehn Jahre Zuchthaus muß der Landwirtsſohn Erwin Schmidt aus Schleenhain bei Borna verbüßen. weil er in die Oelbe⸗ hälter an den Achſen eines Eiſenbahnwagens Sand ſtreute. Die Fälle mögen zur Kennzeichnung der Strafen und Vergehen genügen, um ein Bild der frauzöſiſchen Juſtiz zu gewinnen, die ſich in Avignon ein Denkmal geſetzt hat. das außerhalb Frankreichs ohne Vorbild iſt und unter ritter⸗ lichen Nationen von Wert und Würde keine Nachahmung finden dürfte. Das Los unſerer unglücklichen Landsleute zu mildern, iſt das Beſtreben der Peichszentrale für Kriegs⸗ gefangene, des Roten Kreuzes in Frankfurt a. M., der Weichs vereinigung ehemgliger Kriegsgefangener und ähn⸗ licher Organiſationen. Heute erhalten die deutſchen Gefan⸗ genen aus der Heimat eine regelmäzißge monatliche Geldun⸗ terſtützung, die erſt kürzlich auf einen erhölten Satz gebracht worden iſt: auch viele Bücher werden in die Hände unſerer Landsleute geführt, deren ſeeliſche Leiben der erſt recht ver⸗ ſtehen kaun, dem einmal Heimweh das Herz bluten machte. Deutſſche Offigiere befinden ſich bekanntlich nicht mehr in franzöſiſcher& At, fedoch verbüßen der Oberleut⸗ Zefangenf naut Horn eine zehnjährige Zuchthansſtrafe wegen Brücken⸗ ſprengung, und Leutnant Fay ſieben Fahre Gefängnis wegen Spionage. Von dem Schickſal deutſcher Gefangener in 8 In vielen Fällen iſt das Los der deutſchen Kriegsgefangenen im zuriten Rußland eng verknüpft mit den eigenen Wünſchen derer, die dort geblieben ſind. Ein heimliches Zurückhalten dautſcher Geſangener von ſeiten irgendwelcher fremdländi⸗ ſihen Regierungen kann nicht in Frage ſtehen. Dr. L. (Begrüßung der Avignon⸗Geſaugenen in Karlsruhe. Karlsruhe. 23. Auguſt,. Geſtern abend um 6 Uhr trafen 34 Kriegsgefangene aus Avignon in Karlsruhe ein. Die Gefangenen, welche ſchon vier Tage unterwegs waren, wurden auf dem Hauptbahn⸗ bof von der Muſikkapelle Harmonie mit einem vaterlän⸗ dDdiſchen Muſfikſtück willkommen geheißen. Nachdem ſie den Zug verlaſſen hatten wurden ſie mit Blumenſpenden und Liebesgaben reichlich bedacht. In dem Transport befand ſich nur ein Badener(Mannheimer), während die übrigen Ge⸗ faugenen aus Norddeutſchland ſtammten. Zunächſt begrüßte ſie der Verwaltungschef der Kriegs⸗ gefangenenſtelle, Herr Panitz, der der großen Freude Aus⸗ druck verlieh, daß nun endlich für die Gefangenen die Stunde der Erlöſung geſchlagen habe. Die Tage der Gefangenſchaft ſeien keine Freudentage geweſen, es ſeien Tage bitterſter Not und Entbehrung geweſen. Der Redner gab der Hoff⸗ mung Ausdruck, daß alle Zurückgekehrten nach Tagen der Erholung zum Wieberaufbau unſeres am Boden liegenden Waterlandes beitragen werden. Weitere Begrüßungsanſpra⸗ chen erfolgten von einem Vertreter der Stadt Karlsruhe, und mehreren Vertretern der Gefangenenorganiſationen.— Mit einem Sochruf auf Deutſchland verließen die Heimge⸗ ten den Bahnſteig und begaben ſich, vom Publikum herz⸗ 5 t, in die bereitſtehenden Straßen bahnwagen, die Lie ſie nach der Dragouerkaſerne brachten, wo ſie vorläufig Quartier nahmen. 8 Aus Geſprächen mit den zurückgekehrten Gefangenen er⸗ fuhren wir, daß der größte Teil der Zurückgekehrten ſchon mehrere Jahre in Avignon war. Mit den heute hier einge⸗ troffenen Gefangenen waren auch Oeſterreicher aus Avig⸗ non entlaſſen worden. Die Freude über die Heimkehr war groß, leider mußten ſie aber noch 69 deutſche Kameraden in ſvanzöſiſcher Gefangenſchaft in Avignon zurfcklaſſen. Die e ſahen gut aus, klagten aber ſämtlich über die ehandlund. a: Heutſchland. Zur Aufhebung der Sanktionen. Berlin, 23. Aug.(Drahtmeldung unſerer Berl. Red.) Während Frankreich endlich dazu entſchloſſen iſt, die wirtſchaftlichen Sanklienen, die noch immer zu Unrecht beſtehen, trotzdem Deutſchland ſeinen Verpflichtungen aus dem Verſailler Vertrag ſtets nachgekommen iſt, auf⸗ zuheben, verlautet von der Einſchränkung der militäri⸗ ſchen Sanktionen ernſtlich noch nichts. Daß die Franzo⸗ ſen noch lange nicht daran denken, die militäriſchen Sanktionen aufzuheben, geht auch daraus hervor, daß ſie in Andernach den Bau don 6 Beſatzungshäuſern für Offiziersfamilien angeordnet haben. 3 30 Millionen für ſranzöſiſche Garniſonen. ö Mainz, 23. Aug.(Drahimeldung unſerer Berl. Red.) Für die Errichtung weiterer Wohnungen für die franzö⸗ ſiſche Garniſon in Kreuznach werden abermals 30 Mil⸗ lionen vom Deutſchen Reich gefordert werden. Der Vorſitzende der preußiſchen ſozialdemokratiſchen 1 Landtagsfraktion geſtorben. Berlin, 28. Aug. Der Abgeordnete Heller, Mitglied 135 . Griſeldis. 221 Roman von H. Courths⸗ Mahler. (Abdruck ohne vorherige Vereinbarung nicht geſtattel). „Berta— rufen Sie mir Fräulein von Ronach hierher— junge Fräulein von Ronach. Ich laſſe Sie bitten, ſofort zu zu kommen.“ Grete Dienerin verſchwand. And wenige Minuten ſpäter trat lelois bei Mutter Anna ein. ie haben mich rufen laſſen, Mutter Anna. Hier bin ich,“ oe e 9 85 te in ihrer ſonnigen, friſchen Art. ie alte Dame nickte ihr zu. 55 Kindchen— ich habe etwas von Wichtigkeit mit Ihnen . brechen. Wenn nicht alles täuſcht, habe ich eine paſſende deſelben für Sie gefunden— vorausgeſetzt natürlich, daß Sie 85 annehmen wollen.“ Griſeldis kam näher. die 1 will ich gewiß, Mutter Anna. Ich habe doch geſagt, 5 ken an ate Stellung, die ſich mir bietet, nehme ich ohne Beden⸗ mehr“ Das ſollen Sie nicht, liebe Griſeldis. Sie ſollen ſich viel⸗ Skellueiſlich bedenken. Kommen Sie, ſetzen Sie ſich zu mir. Die eines M von der ich Ihnen ſpreche, würde Sie in das Haus Makel annes führen, dem, vielleicht für alle Zeit, ein ſchlimmer anhaftet— wenn auch ohne ſeine Schuld.“ i riſeldis hatte ſich niedergelaſſen. Nun machte ſie große . und ſah die alte Dame an. Sie war ein wenig blaß ge⸗ Wem 5. enn ſie erfaßte mit ihrem ſcharfen Verſtand ſofort, von de alte Dame ſprach. 1 Ragte Mutter Anna— iſt es das Haus des Grafen Treuenfels?“ 3 ſie haſtig. 5 N ieſe nickte. Zu S gen K ein Töeh Griſeldis. Graf Treuenfels ſucht eine Erzieherin für . 1 e ſchterchen— eine Perfönlichkeit, die iniſtande iſt, dem 7. ih 5 allen Dingen die Mutter zu erſetzen. Er bittet mich, geeignete Dame für dieſe Stellung zu empfehlen. alle ei e 2 5 Ich köüünte ſehr gün⸗ ingen gibt er mir dabei freie Hand. tellung annehmen wollen.“ . dieſe Sbdingungen für Sie ausmachen— vorausgeſetzt, daß Sie I Hand 1 blieb eine Weile ſtill im Zimmer. Griſeldis preßte die 3* üben feſt zuſa mmen und ſah vor ſich hin. Sichtlich zögerte f 1 1 I. 2 1 aan m. Bedenken Mies 8 ſerklärliches zu dieſem Manne zog, der unter einem ſchweren Schick⸗ der auch ihn ein wenig aufheitern kann. In Verfemten anzunehmen. Ihr Zögern galt einem ganz anderen Amſtand. Sie fühlte, daß ſie etwas Starkes, Zwingendes, An⸗ ſal litt, und deſſen edle Züge einen ſo tiefen Eindruck auf ihr jun⸗ ges Herz gemacht hatten. Sie fürchtete, daß ihr Herz nicht würde ruhig bleiben können, wenn ſie in ſeiner nächſten Amgebung leben mußte. Es war etwas in ihr, das ihr zurief:„Begib dich nicht in Gefahr, in der du vielleicht umkommen wirſt.“ Aber trotzdem war zugleich auch etwas in ihr, das ſie drängte, dieſe Stellung anzunehmen. Da ſie mit ihrer Antwort zögerte, ſagte die alte Dame nach einer Weile: „Ich verſtehe, liebes Kind, daß Sie ſich das reiflich bedenken wollen. Ich will Ihnen in keiner Weiſe zureden. Aber viel⸗ leicht leſen Sie einmal dieſen Brief des Grafen Treuenfels an rich. Es ſtehen keine Geheimniſſe darin— wenigſtens nicht für Sie, die Sie in dieſen Wochen all meine Angſt und Sorge um den jungen Mann kennen gelernt haben. Bitte, leſen Sie den Brief durch. And ich ſage Ihnen nur eins: Sie verlangen mit Ihren jungen Kräften nach einer Lebensaufgabe, nach einem Wir⸗ kungskreis, wo Sie wirklich nützen und Gutes leiſten können. Die Aufgabe, die Ihnen hier geſtellt würde, iſt groß und ſchwierig— aber auch ſchön und herrlich. Ich halte Sie dieſer Aufgabe völlig gewachſen. Hier gilt es, einem mutterloſen Kinde die Mutter zu erſetzen und ſo zu erziehen, daß es ſpäter vielleicht ein ſchwe⸗ eines Verfemten, Geächteten zu ſein. Sie könnten dieſem Kinde etwas abgeben von Ihrer eigenen, tapferen, friſchen Art. F ganz Treuenfels könnten Sie zum Segen werden, wie Sie in der kurzen Zeit uns allen geworden ſind. Ich wünſche es dem Aermſten, der von einem harten, unverdienten Schickſal gebeugt iſt, daß ihm ein ſo heller, warmer Sonnenſtrahl ins Haus fällt, So, Griſeldis. Weiter habe ich Ihnen nichts zu ſagen. Nun leſen Sie dieſen Brief. Nehmen Sie ihn mit auf Ihr Zimmer, und bedenken Sie alles ſehr reiflich. And wenn Sie ſich beſonnen und einen Entſchluß gefaßt haben, geben Sie mir Beſcheid. Ich erwarte Sie hier. And dann wollen wir alles mit Ihrer Tante beſprechen.“ Griſeldis hatte ſtill zugehört. Sie nahm den Brief und küßte die Hand der alten Dame. ö „Sie müſſen nicht glauben, Mutter Anna, daß ich Beden⸗ ken habe, in das Haus des Grafen Treuenfels zu gehen, weil ich ſtallte Aufgabe zu löſen. res Schickſal zu ertragen vermag— das Schickſal, die Laber an einer. Aliale 2e Das m 1 dak ich dg bin, die mir geſtellte Aufgabe zu löſen, und ob ich den Anforde⸗ rungen entſpreche, die Graf Treuenfels an die Erzieherin ſeiner Tochter ſtellt.“ Mutter Anna nickte lächelnd. „Sie finden all ſeine Wünſche in dieſem Briefe, liebe Gri⸗ ſeldis. Gehen Sie und leſen Sie. And nachher auf Wieder⸗ ſehen.“. Damit entließ die Frau Domina das junge Mädchen. Griſeldis ging auf ihr Zimmer. Sie war ſo erregt, daß ihre Hand, die den Brief hielt, leiſe zitterte. Warum— das wußte ſie ſelbſt nicht. Ihr war zumute, als ſei eine Schickſalsſtunde für ſie gekommen, in der ſich ihr Geſchick erfüllen würde. Ob es ſie zum Guten oder Böſen führen würde, wußte ſie nicht. Jeden⸗ falls war ein ängſtliches Zagen in ihr, wie ſie es noch nie in ihrem Leben gekannt hatte. a Sie ſah herab auf den Brief in ihrer Hand, auf die klaren, feſten und beſtimmten Schriftzüge, die ſie anmuteten, als ſähe ſie in Graf Harros Antlitz. Sie las langſam und bedächtig den Brief durch, und als ſie ihn zu Ende geleſen hatte, da war alles Zagen aus ihrer Seele verſchwunden. Ein heiliger, ſtarker Eifer war in ihr erwacht, ein freudiger, feſter Wille— ein zwingender Drang. Ja, ſie wollte nach Treuenfels gehen, wollte dieſem Manne, der ein ſo ſchweres Schickſal trug, die Sorge um ſein Kind abnehmen. Froh fühlte ſie die Kraft in ſich, die ihr ge⸗ Sie wollte die kleine Komteſſe ſo er⸗ en daß ſie tapfer und unverzagt an ſeiner Seite ſtand, wie ft ihrem verbitterten Vater zur Seite geſtan den hatte. hr Vater hatte auf dem Sterbebette zu ihr griagt: 14, Wenn ich dich nicht gehabt hätte, meine Seldis, dann wäre ich an dieſem elenden Leben verzweifelt. Du haſt es mir erträg⸗ lich gemacht— ich danke dir“ g So ſollte Graf Treuenfels eines Tages auch zu ſeiner Toch⸗ ter ſprechen können. Nicht umſonſt ſollte er ſich an Mutter Anna gewandt haben, daß dieſe nach einer liebevoll mütterlichen Er⸗ zieherin Ausſchau für ſeine Tochter hielte. Mutter Anna hatte recht. Das war eine große, herrliche Aufgabe für ſie, in der ſie alle Kräfte einſetzen, wo ſie ſegensreich wirken konnte. a And ſo ging ſie ohne weiteres Zögern zu Mutter Anng Mit leuchtenden Augen trat ſie bei ihr ein. e „Ich will nach Treuenfels gehen, Mutter Anna, wenn Sie meinen, daß ich leiſten kann, was man dort von mir verlangt.“ Da umfaßte die alte Dame Griſeldis mit beiden Armen und zog ſie an ihr Herz. 3 8 . . 3 7 2 1 0 — 5 0 reußlſchen Landtags und Vorſitzender der ſozlal⸗ okratiſchen Landtagsfraktion iſt heute vormittag an n Folgen einer Operation geſtorben. Die S. P. D. zu den neuen Steuern. Brandenburg, 23. Aug. Auf dem Bezirksparteitag der Provinz Brandenburg wurde nach einem Referat von Otto Wels eine Entſchließung angenommen, in der. u. a. ausgeführt wird: Der Bezirkstag der ſozialdemo⸗ kratiſchen Partei für die Provinz Brandenburg erklärt, daß die von der Reichsregierung vorgeſchlagenen Steuern in dieſer Art für die ſoziardemokratiſche Partei unan⸗ nehmbar ſind.„Der Parteitag wünſcht im Falle eines Feſthaltens der Regierung an der Geſamtheit dieſes ams die Neuwahl des Reichstags. Um den Intereſſen der Arbeiter zu genügen, iſt die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei bereit, Opfer zu bringen, aber ſie muß ordern, daß zuvor die beſitzenden Klaſſen in ganz beſon⸗ ders einſchneidender Weiſe zur Steuerleiſtung heran⸗ gezogen werden. 5 2 f „ 1 0 5... Ausland. f 8 Eiſenbahnſtreik in Polen. 5 Bromberg, 23. Aug. Die drei Eiſenbahnverbände Weſt⸗Polens planten ſchon ſeit längerer Zeit, in den Streik zu treten, da ihre Forderungen vom Miniſterium nitch erfüllt werden. Der Beſchluß iſt heute zur Tat⸗ ſache geworden. Seit 6 Uhr früh iſt der Eiſenbahnver⸗ kehr in Poſen und Pommerellen eingeſtellt. Die Regie⸗ rung hat Maßnahmen getroffen, um den Verkehr not⸗ dürftig aufrecht zu erhalten. Gegenwärtig finden Ver⸗ gen der Poſtbeamten und Transportarbeiterf iſtatt, um in den Sympathieſtreik einzutreten. 1 Einfall einer Hungerarmee. Stockholm, 23. Aug.„Dagens Nyheter“ meldet: Eine flüchtige Armee von 50 000 Hungernden hat die zukrainiſche Grenze bei Olgapol überſchritten. Die Hun⸗ gernden überfielen die ukrainiſche Bevölkerung und zo⸗ gen raubend und plündernd von Haus zu Haus.“ Zwi⸗ iſchen der einheimiſchen Bevölkerung und den Hungern⸗ den fanden blutige Kämpfe ſtat.. 5 Eine Blockade Irlands. London, 29. Aug. Die Nachricht des, Evening Stand— ard“, daß die engliſche Regierung im Falle eines un⸗ günſtigen Ausganges der engliſch⸗iriſchen Verhandlungen vermutlich die Blockade über Irland verhängen wolle, wird jetzt von mehreren Stellen beſtätigt. Der Beſchluß zoll bereits dem Kriegsamt zugegangen ſein. Danach ſoll die engliſche Regierung den event. wieder eintreten— den Bürgerkrieg in England mit einer Blockierung aller Häfen beantworten. Mit dieſer Aufgabe ſoll die Ma⸗ rine betraut werden. Die Beſprechungen Loucheur⸗Nathenau. 5„ Paris, 23. Aug. Drahtmeldung Ueber die Begegnung zwiſchen Loucheur und Rathenau in Wiesbaden ſchreibt das„Oeuvre“ geſtern: Die beiden iniſter waren übereingekommen, ihre Beſprechungen nach der Sitzung des Oberſten Rates fortzuſetzen. Sie 4 ſtgelegt worden war. Im Juni waren Loucheur und athenau in Wiesbaden miteinander in Fühlung getre⸗ n, um zu prüfen, unter welchen Bedingungen es mög⸗ lich ſei, Vereinbarungen zu treffen, die den Wiederauf⸗ bau der zerſtörten Gebiete und die Wiederaufnahme der Wiesbaden trat der Oberſte Rat zuſammen, der die wict⸗ ſchaftlichen Sanktionen im Rheinland unter gewiſſen Bedingungen bis zum 15. September aufheben will. Infolgedeſſen wird es zu prüfen ſein, unter welchen Be⸗ dingungen die deutſche Einfuhr von Fertigwaren nach dem Rheinlande erfolgen kann, und unter welchen Be⸗ dingungen die deutſche Einfuhr nach Frankreich ſelbſt von ſtatten gehen kann. 1 gleichzeitig in Berlin Beſprechungen über dieſen Gegen⸗ ſtand angebahnt werden. 5 5 Berlin, 23. Aug. Drahtmeldung Die Verhandlungen zwiſchen Rathenau und dem fran⸗ zöſiſchen Wiederaufbauminiſter Loucheur, die am 26. d. M. neu beginnen, werden ſich in der Hauptſache mit den Bedingungen über die Einfuhr deutſcher Fertig⸗ fabrikate nach dem Rheinland und von dort nach dem nördlichen Gebiete Frankreichs betreffen. Wie wir von außenpolitiſchen Kreiſen erfahren, neigt man in Eng⸗ land der Auffaſſung zu, daß dieſe Verhandlungen im Laufe der Zeit einen anderen Charakter annehmen wer⸗ den, der nicht vorgeſehen war und der geeignet iſt, das zwiſchen Deutſchland und 5 Franzöſiſch⸗deutſche„Ehen, Berlin, 22. Auguſt. Im beſetzten Gebiet Heſſens fällt es auf, daß ſo viele Angehörige der franzöſiſchen Beſatzungstruppen verheiratet ſind. Noch auffälliger iſt, daß die„Frauen“ oft kein Wort franzöſiſch, wohl aber deutſch mit Mainzer oder Frankfurter„Akzent“ ſprechen. Dringt man etwas tiefer in das Geheimnis ein, kommt man nicht ſelten dahinter, daß„madame“ unter preußiſcher Sittenkontrolle ſteht und nur„auf eit“ verheiratet iſt.„Man“ lebt ſo lange miteinander, als es dem einen oder anderen Teil paßt und geht ſpäter e zwanglos wieder auseinander, wie man ſich zu⸗ gefunden hat. Der franzöſiſche Herr Gemahl „madame“ freie Station und noch ein Extra⸗Dou⸗ ceur, kein Wunder alſo, wenn ſich namentlich der weib⸗ liche Teil bei dieſer Art„Ehe“ wohl befindet und ſtets ein;, ehmendes“ Weſen zeigt.— Aber dieſes Ge⸗ ch eine ſehr ernſte Kehrſeite, ſobald man ſich viele ſolcher E führten alſo nur das Programm durch, das von ihnen Das Blatt glaubt zu wiſſen, daß 1 ö f + 5 Poſtſchaffner M. andelsbeziehungen regeln. Seit den Beſprechungen in ſogar ausdrücklich übernommen. 5 ——.— ürgergugrtieren f 23 ohne 3 iſt 1 2 N. 1 8 4 8 e. 18. e abspielen, daß ehrbare deutſche Familſen hre Helme dadurch zu Bordellen degradiert ſehen⸗ und macht⸗ und wehrulos dieſem Treiben gegenüberſtehen. Ausland. Verhaftung eines öſterreichiſchen Erzherzogs. Belgrad, 23. Aug. Geſtern wurde in Laibach der Sohn des ehemaligen Erzherzogs Leopold, Salvator Rainert von Habsburg, feſtgenommen. Er reiſte in Be⸗ gleitung ſeines Schwiegervaters Figolitſch und hatte einen falſchen Reiſepaß bei f Der Paß lautete auf eiche ners Graf Lerchen⸗ feld. Der Ersherzog wollte nach 1 eines Konflikts mit a, Jlalien reiſen. Wegen 2 ugeſtawiſchen Zollbeamten wurde ſein Gepäck genau unterſucht. Dabei wurden kompromittierende Schriftſtücke gefunden, darunter Briefe des Fürſten Windiſchgrätz an den Erkaiſer Karl, in denen Schloß Windiſchgrätz dem Exkaiſer Karl als Wohnſitz angeboten wird. 9 5 5„ Die Räumung von Fünfkirchen. Belgrad, 23. Aug. Die Räumung von Fünfkirchen hat heute begonnen. Die Bevölkerung bereitet ſich in großem Umfange auf die Ueberſiedelung nach Jugo⸗ ſlawien vor. Ueber 1000 Perſonen ſind bereits abgereiſt. Die jugoflawiſchen Behörden werden das Gebiet von Fünfkirchen am 22. d. M. übergeben. f rtinlihe Behahhung vun Jaßpahntpaltkl. Muß der Empfänger zweimal zahlen? Ein eigenartiger gericht beſchäftigt. „ Rechtſtreit hat unlängſt das Reichs · Am 41. September 1919 überbrachte der 5 vom Poſtamt 2 in Hannover dem Ein⸗ kaufsverein der Drogenhändler in Hannover 20 Wertpakete, die mit 5540 M. Nachnahme und mit 108 M. Porto und Be⸗ ſtellgeld belaſtet waren. Der Geſchäftsführer P. des Emp⸗ fängers hatte nicht ſo viel Geld in der Kaſſe, und M. wollte die Pakete nicht wieder mit zurücknehmen, da der Poſtwa⸗ gen überlaſtet war. Infolgdeſſen vereinbarten die beiden, daß die Pakete liegen bleiben und M. das Geld gegen Mit⸗ tag holen ſollte. Die Pakete wurden nunmehr durch M. und einen von ihm hinzugezogenen Hilfsbeamten abgela⸗ den. Den ganzen Vorgang beobachtete der wegen Unter⸗ ſchlagung aus dem Poſtdienſt entlaſſene frühere Poſtillon Wilhelm Dettmer, der bei der zwiſchen P. und M. getrof⸗ ſenen Vereinbarung hinter M. ſtand und davon Kenntnis nahm. Da er noch in Poſtuniform umherlief, ſuchte er ſich am Abladen der Pakete zu beteiligen, wurde jedoch von M. fortgewieſen. M. überließ dann deb P. die Begleitadreſſen mit dem Auftrage, die Beträge zuſammenzurechnen und zu quittteren. Gegen Mittag fand ſich Dettmer vor M. wie⸗ der ein, ließ ſich von dem Geſchäftsführer P. die Begleit⸗ adreſſen aushändigen, trenute in aller Ruhe die Abſchnitte ab und erhielt dafür von P. das Geld der Nachnahmebe⸗ träge. Als M. ſich einfand, um das Geld rechtmäßig in Empfang zu nehmen, war Dettmer bereits verſchwunden. Das Teutſche Reich verlangt nunmehr im Klagewege von dem Verein der Drogenhändler Schadenserſatz, weil dieſee an eine unberechtigte Perſon gezahlt habe. Das Landgericht Hannover hat den Beklagten zur Zahlung von 568 M. verurteilt; das Oberlandesgericht Celle hat die Klage abgewieſen. Nach der Auffaſſung des Landgerichts hat der Beklagte ſich von ſeiner Zahlungspflicht durch die Zahlung an den Schwindler Dettmer nicht befreien können. Denn der Geſchäftsfuhrer P. habe mit dieſem nicht verhan⸗ delt und von ihm auch die Nachnahmepapiere nicht erhal⸗ len, ſodaß er ſich auf§ 370 B. G.B.(Ermächtigung zur Emp⸗ ſangnahme) nicht berufen kann. Das Oberlandesgericht läßt die Frage von der Befreiung der Zahlungsverbind⸗ lichkeit dahingeſtellt und weiſt die Klage wegen Fehlens des Klagegrundes ab. Eine unerlaubte Handlung falle dem Beklagten nicht zur Laſt, und eine Vereinbarung, wie ſie das Landgericht annehme, iſt nicht zuſtande gekommen. Nach der Poſtordnung vom Jahre 1900 ſollen Nachnahmeſendun⸗ gen nur gegen Berichtigung des Nachnahmebetrages aus⸗ gehändigt werden. Auf die Reviſion des Klägers hat das Reichsgericht das Urteil des Oberlandesgerichts aufgehoben und die Sache zur auderweitigen Verhandlung und Ent⸗ ſcheidung an einen anderen Seuat des Oberlandesgerichts zu rückverwieſen. Ter höchſte Gerichtshof legt in ſeinen Entſcheidungsgründen dar, daß die Poſtordnung, auf die ſich das Oberlandesgericht beziehe, zur Zeit des Unfalls nicht mehr gültig war. Nußerdem aber beſtimme die Poſt⸗ ordnung, daß der Empfänger, wenn er die Sendung ange⸗ nommen hat, zur Zahlung verpflichtet iſt. Nach den Grund⸗ ſätzen von Treu und Glauben aber ergebe ſich, daß der⸗ jenige, der Frachtgut an ſich nimmt, wiſſend, daß es mit einer Nachnahme belaſtet iſt, ſich auch zur Zahlung der Nach⸗ nahme verpflichtet. Im vorliegenden Falle habe der Be⸗ klagte durch ſeinen Geſchäftsführer eine ſolche Verpflichtung Infolgedeſſen war das Urteil aufzuheben und da es noch an den endgültigen Feſt⸗ ſlellungen fehlt, die Sache an die Vorinſtanz zurückzuver⸗ weiſen.(Aktenzeichen: VII. 18/21.) Der Hauſabund gegen Rathenauß Leiſuugszwangsverbände Der Hanſa⸗Bund hatte beim Amtsantritt des Wieder⸗ aufbauminiſters Dr. Rathenau erklärt, daß er die Ernen⸗ nung Dr. Rathenaus nur mit den größten Bedenken be⸗ trachten könne und jeden Verſuch zur Durchführung einer planmäßigen Zwangs wirtſchaft auf das Entſchiedenſte be⸗ kämpfen müſſe. Anläßlich der Beroxdnung über die Bil⸗ dung von Leiſtungsverbänden für den Aufbau hat nun⸗ mehr der Hanſa⸗-Bund Veranlaſſung genommen, gegen dieſe e Stellung zu nehmen, indem er folgendes aus⸗ Uhrt: 5 5 5 Wie berechtigt das Mißtrauen und die Warnungen des Hanſa⸗Bundes vor Rathenau waren, zeit die Verordnung über die Bildung von Leiſtungsverbänden für den Wieder: aufbau, die ſoeben veröffentlicht wurde und die trotz der Ab⸗ änderungen, die der neunte Ausſchuß des Reichstages ohne gutachtliche Beteiligung der zuſtändigen Wirtſchaftsver⸗ bände angenommen hat, die ernſteſten Gefahren für eine gedeihliche Entwicklung der Notwendigkeiten für den Wie⸗ dergufbau der deutſchen Wirtſchaft in ſich birgt. Ganz ab⸗ geſehen davon, daß unter den heutigen Umſtänden bei den unausbleiblichen Preisſchwankungen im freien Verkehr eine behördliche Organiſation ſolchen Formats, wie ſie die Verordnung vorſieht, überflüſſig und ſchädlich iſt, hat ſich der Wiederaufbauminiſter bei der Bildung von Leiſtungs⸗ verbänden für Wiederaufbaulieſerungen ſo weitgehende Befugniſſe vorbehalten, daß damit der Weg einer neuen ö ſtaatlichen Zwangswirtſchaft wieder beſchritten zu werden droht. Der Wiederaufbauminiſter iſt nach der Verordnung befugt, neben den Leiſtungsverbänden der Länder, die eine rein bürokratiſche Organiſation darſtellen, ſelbſtändige Lei⸗ ſtungs verbände zu bilden. Die bereits beſtehenden Fach⸗ verbände ſollen dazu nur gutachtlich gehört werden. Auch dem neunten Ausſchuß des Reichstages iſt lediglich ein Ei nde Wirkung vorbehalt eiwilliger Leiſtungsverbänd it iſt die Bildung 1 1 ö ö ö 1 1 ſicht genommen werden. Das alles ſoll aber nicht Kum a Geſetz, ſondern durch Verordnung des Finanzminiſter geregelt werden, die dann natürlich jederzeit vom 1 eigenmächtig abgeändert werden kann. Eine dera, den Körperſchaften dürften geſetzgeberiſchen Schwieria ung nicht dadurch aus dem Wege gehen, daß ſie die tungs“ f neuen Rechts in weſentlichen Punkten den Verwaltt 5 u behörden überlaſſen.% Der Hanſa⸗Bund verlangt dringend das Feſthalten te den bisher beſtehenden Bewertungsvorſchriften, d. h. es zu⸗ 1 für den Grundbeſitz grundſätzlich von dem Ertrage ausza⸗ 5* 9 25 a* 1 a f die vorgeſchriedene ehmigung W zungen der Leiſtungsverbände erhält UWiedera 8 miniſter auch Kontrollrechte für die Arbeit des Zwang verbandes, ſowie Befugniſſe für die Verteilung der e bringenden Leiſtungen. Ferner hat die ſogenannte„ 105 forderungsbehörde, über deren Zuſammenſetzung Auen ben nicht gemacht werden, gegenüber den Leiſtungsverbän⸗ den und den Iubaber der Betriebe das Recht, Leiſtunge das unter hohen Strafandrohungen anzufordern und zur b⸗ 5 füllung ihrer Leistungspflicht Gegenſtände zu beſchlagnahs men und zu enteignen.. a ziation 5 Die vom Wiederaufbauminiſter* 5 Organiſa. von Leiſtungsverbänden verſchiedener Art kann ſchon 8 balb nicht erfolgreich wirken weil bet der heutigen Wi den ſchaftslage eine ſolche Zentraliſierung des Handels,.— vor auch Induſtrie und Landwirtſchaft einbegriffen we lich a8 müßten, nicht denkbar iſt, ohne die Wirtſchaft auf gändim den andere Grundlagen zu ſtellen. Da dieſe Verbände ige Los theoretiſch und praktiſch die Vorſtufe für eine zukünfti 7 ich Entwicklung der„Planwirtſchaft“ ſein können, müſſen 1 5 belli beteiligten Kreiſe bei der in der nächſten Zeit zu enge 9 tenden Bildung von Leiſtungszwangsverbänden 8 rück wachen, daß der behördliche Zwang nicht überſpannt don und und daß der neunte Reichstagsausſchuß von ſeinem des Brn trollrecht und ſeiner Einſpruchsbefugnis rechtzeitig je rb 9 mal Gebrauch macht, wenn die Intereſſen der Erwerb“ ſchla kreiſe gefährdet ſind. 4 der l Beſonders bemerkenswert für die künftige Arbeit r 9 8 Leiſtungsverbände iſt es, daß die zum größten Teil u aus alteten Außenhandelsſtellen ſich als ſelbſtändige Leiſtungg⸗ verbände für den Wiederaufbau zur Verfügung ſtellen m on ten, woduech die Außenhandelsſtellen nur im Wege 111 Ausfuhrverboten ſichergeſtellt werden können. Die ſie⸗ 9 dieſem Wege geplante Organiſierung der Wiederaufbgzirk⸗ a 5 8 ferungen erſchwert alſo den Uebergang zur freien aße flieg ſchaft und läßt die Zwangswirtſchaft in verſtärktem Maß run in anderer Form entſte hen 2 bing 3 1 a 2 tr. . 0 2 5 70 au Die Gefahr der Beſteuerung nach 50 dem gemeinen Wert. bun 8 3 5. 0 N Der Danſa⸗Bund zu den neuen Steuerplänen. bens Bom Hanſa⸗Bund wird uns geſchrieben:. m Nuch den vom Reichskabinett vorgeſchlagenen Bee gt kuugsverſchriſten für die neuen Vermögensſteuern on ben zukünftig die zum Grund⸗ oder Betriebsvermögen 3. 88 reuben Vermögensobjekte nach dem gemeinen Wert in ert Steuer herongezogen werden. Das Reichskabinett gehe te, 6 ſelurr Abſicht, dle„Sachwerte“ in vollem Papiermarktwen 60 0 der uur bei einer Veräußerung in die Erſcheinun ord 8 1 2 4. i zu beſtecuern, einen Weg, der zur Vernichtung une 10 5 er Wirtſthaſt führen muß. Die Reichsregierung wi dir früheren Goldwerte vervielfachen, um zu den Heuttg⸗ dert Paplerwerten zu kommen und auf Grund dieſer 7 a urch werte die Vermögensabgaben verrechnen. Danach ſolen ober 4. 23. Wohnhäuſer, deren Ertrag heute von den notwendige. Sa Mebpuxaturen und den ſonſtigen Laſten aufgefreſſen wird, cha 8 4 dem rein fiktiven Papierwert zur Abgabe berangezogen f werben. 5 8 e S „Soll wirklich ein Haus, das ein Rentner von ſeinen hat wan parniſſen mit 60 000 Goldmark im Frieden erworben hal, dert uu das beute einen„Wert“ von 200 000 Papiermarg te, 7 8 der beim Verkauf vielleicht auch realiſiert werden kö mer⸗ eim niit 200 000 M. zur Vermögensſteuer herangezogen a 1 den? Wie ſoll der Beſitzer eines ſolchen Hauſes die Al 8 be bezahlen? Iſt es nicht Dilettantismus, dieſer Frage mi- ns dem Wege zu gehen, indem man ſie offen läßt! Die jeden d liche Bekanntmachung ſagt:„Der Entwurf will aber ige bi Zwang zu unwirtſchaftlicher Abgabe vermeiden, es ſſen, boeib mehr der eigenen wirtſchaftlichen Entſchließung überla 1 in welcher Weiſe der Steuerpflichtige die regelmäßig will ſchle aus ſeinen Einkünften tragbare Steuerlaſt abbürden woon Ole Es iſt weiter zu fragen:„Soll etwa der Unterſchied ens⸗ fing 60 000 Goldmark zu 200 000 Papiermark als„Verm ichen G50 zuwachs“ weggeſtenert werden?“ Nach der grundſätz Soll bab Annahme des gemeſnen Wertes wäre das der Fall. Ehle bisbe der Fabrikant ſeine Maſchinen zum gemeinen Wert 1255 ge deim Vermögenserklärung aufnehmen? Eine Maſchinenaßente ü mit einem Friebenswert von 20000 Goldmark hat pnut⸗ And möglicherweiſe auch im Zuſtande fortgeſchrittener uer⸗ Torn zung einen Papierwert von 200 000 M. Iſt das nun ſte 5 in pflichtiger Vermögenszuwachs? Im nächſten Jahr iſſen Du vielleicht, um den Betrieb den techniſchen Erforder ni f entſprechend aufrechtzuerhalten, die Maſchinenaulaggz ober ben 6 einem Aufwand von 300 000 M. erneuert werden. nzeß em oll der Fabrikant das Geld nehmen wenn man ſein genen 8 Jotriebskapital einſchließlich aller Anlagen zum genener⸗ keutſt Wert ſteuerlich bereits erfaßt hat? Hat eine ſolche 5 gehen politik einen Sinn, nachdem unter Druck der Geldenmeng neige tung die Notwendigkeit der Erneuerungsfonds wen ee ul 2265 ſür die Einkommenſteuer auch vom ſteuerlichen Stan gehüg anerkannt iſt. 5 Re. Nach der Bekanntmachung der Regierung ſollen B wol, Dauer von 15 Jahren beſondere der Geldentwer ta hie Lobt gepaßte Bewertungsgrundſätze gelten, mit dem Zie Ab⸗ sor dit Sachwerte„voll und ganz in entſprechender Weiſe zur im- 919 gabe heranzuziehen“. Bei dem Betriebsvermögen ſoll zac, beſondere auf Gewinn und Umſatz des Unternehmers urch te Min ige Ne Rechtsunſicherheit in der Beſteue tung iſt aber nicht träglich mit geordneter Volkswirtſchaft Die geſeige ten gehen„den er erbringt. Für die Betriebsanlagen dun n gegen feſtzuhalten an dem in 8 189 der Abgabeuvntz, W ausgeſprochenen Bewertungsgrundſatz:„Anſchaffung ſolche 6 abzüglich angemeſſener Abnutzung“. Es ſind nur m Steuern mit der Privatwirtſchaft vereinbar, die aus, gik Ertrage gezahlt werden können. Jede andere Steue rp Um N jührt zur Verſchleuderung des Volksvermögens. W VDNNNCöi Steuern zu zahlen, müßten ſonſt ſchließlich die Anlage uiſche mer verkauft werden. Kaufen kann ſie, da ja jeder räftige be der gleichen Steuerlaſt unterliegt, nur der valutakr er Ausländer. Der andere Weg: Die Ueberleitung vertu, mögensteilen in die Hand des Reiches— Geldes koſt? 4 the ken. Induſtrieanteile uſw.— würden aber einen erfot⸗ ſpieligen Verwaltungs- und Ueberwachungsapparat, on dex; dern, daß der Ertrag der Steuern im weſentlichen vraktiſch 8 Verwaltung verſchlungen würde. Dieſer Weg iſt. terung b ungangbar. Der Finanzminiſter darf kein„Sozialiſie 10 5 0 8 miniſter“ ſein, wie Erzberger es ſ. Zt. in ſeiner e nanzminiſterrede vor der Nationalverſammlung beanſpruchte. 1550 2 Fahrt in die Pfalz. Von Grete Steinbauer. Auf grünendem Ders. Liegt Sonnenſchein,. i a 1 Sanft teilet der Ferge 5 5 Die Fluten des Rhein Aus Hügeln und Rehe Ein, Sang liegt im. Oi e* glei den 8 f zen des Diötee... Hin über den Rhein! mutet wohl traurig und fremd an, da 8 das gt von ſchwarzlochigen Buntröcken bewacht wird, und auf Fer wird ſchwer, wenn die Augen ſehen müſſen, daß Dag Lieben Türmen welſche Farbentücher ſich blähn.“ Led pred liegt im Ohre aus Nebelſtreifen alter Zeit, das J und uſend über den Urſtrom deutſcher Lande getragen; Lippen verkkingend. Die Fauſt geballt, ein Wort auf den deuten,= und Schweigen. Schweigen vor denen, die gtetnickter Aehre. Duos, okk aus aller Herren Ländern. Wie trägſt du dea . ic ben eig ſchöner, ſangfroher Rhein? Streicheln möcht a belnan Smaragd deiner grollenden Waſſer, Strom der Ni⸗ Slungen! 8 5 g 5 e S.— 5 duc wa, beute die Stadt der Internationale, bleibt zu⸗ f und Wält offnet die Heimat die blühenden Arme. Berge 35 Irunner der in ſinkender Sonne, rote Dächer, plätſchernde „ Nu en, ein heimlich Rauſchen in ſtarken Eichen.. . ſchlager einmal ſtehen und Atem holen, daß das Herz mit⸗ i dagen muß mit den Klängen der Dorfkirche drüben: Biſt 8 Hat ist daheim— grüß Gott, grüß dich Gott!—— aus h droben an der Jſenach ein Sänger geſtanden und eißem Herzen zu Tal gerufen: Sei mir gegrüßt, mein Pfälzerland, e Du ſchönſtes Land von allen! — and gliegen das Heimatſtädtchen im Abendſchein. Schwalben grun von Haus zu Haus, Grillen zirpen im Wieſen⸗ . Anah Sonnenſtreifen ſpringen vom Dach zum Sims und naut, ne Gaſſe. Es iſt alles beim alten geblieben, ver⸗ die zee matlich. Die Stätten des Blühens ſind die alten . ſichtern Stätten des Wirkens. Auf friſchen, lachenden Ge⸗ beonmer liegt der Abglanz dieſer Erdeuſchöne eines Pfalz⸗ mann die Wenn einem, dann haben dem zähen Wingerts⸗ heng 9 de Götter den Schweiß vor die Frucht ſeines Mü⸗ bas Heſetzt. Goldwogende Auen, rauchende Schlote ſingen mit 250 e Lied vom Gewerbefleiße eines Stammes, der 5 Natur b. Pfunde wuchert, mit dem ihn Vorſehung und genoff eguadete. Und braucht man heute noch den Reichs⸗ erſt zu erzählen, wieviel der Pfälzer Einſchlag N Droben Teppich deutſcher Kultur? 1 Klocke en verwittert der graue Vorſtadtturm, deſſen em Abrünſtig jede Stunde doppelt ſchlägt, ſo heute wie ze Firchheimbolandens Wahrzeichen ragen auch in erzlig Zeit. Das Schloß, vor einem Menſchenalter berſunkenber Kämpfe hiſtoriſche Stätte, iſt ganz in Grün te und verſponnen; kaum gönnt dem Fremdling ber den knarrende Gitterpforte ſich flüchtiges Spähen, Quader dern an der Allee klaffen die alten, bemooſten „Scharte der Mauer— eine Glockenblume ſprießt aus der en it“ Erie der Blick ſchweift über Park und Bau. Drin⸗ Sie fenieden, nur weicher Frieden. ter bilde alle da, die vertrauten Typen. Aufrecht und wort 1 Aeen die Männer und Frauen; lachendes Gruß⸗ den flochdotet: den Handſchlag zum Willkomm. Ich faſſe beim bihsbaarigen Jungen unters Kinn:„Bub, daß ich da⸗ ſüz Nit 1— kennſt mich nimmer?“ ei aſte de Hi 1. de Geſchnakter einen haſtet er W hinter ihm der Rot f — 5 man alſo noch lachen hier und ſingen? Gottlob uhwingt z eis noch, und das iſt gut ſo! Denn im Untertone bleiben f as mit, was zu hören wertvoll und köſtlich. Sie bar und geben mit Herz und mit Hand. Nicht nur ſicht⸗ unten 8 den liegen Gefahren, auch Maulwürfe ſtoßen von ö Flecht. Pfad und Beet. Der keunt den Pfälzer Deutſchen Din 5 ihm zumuten wollte, geduckt und fataliſtiſch die . gu in nehmen zu ſollen wie Hagelſchlag. Dieſe Schädel b bigkeitteſen Sachen vom ſiarren Soſtem, und was die hesbe nog um Zorn der freien Rede betrifft, ſo hat man deim und giches davon gehört, daß die Männer in Kirch⸗ i deuſtadt, in Kaiſerslautern und Zweibrücken und Wiſperer wären oder piepſende Däumlinge. nes juſt ängſtlich und verhalten vom düſteren herüber, und mit eingezogenen Köpfen ſteyen liebes unde„Schau nicht um, der Fuchs geht um.“ und de barfüßiges Kleingeſindel, mit den roten Wau⸗ Hofsdem blanken Geſchau, bezopft und mit mangelhaf⸗ Boſen9 3 f 5 5 ben 8 en, zieh deine Ringel——„Kumpel anz 1 e S S E — S 1 2 — 5 r 2 = N man; ſchu ka F r * W A S 2 3 2 2 2 2 2 2 2 7 S — 2 — 2 821 — * * „, Dei 5 ö ſcholcben% Vom Donnersberg kommt ſcharſe Luft aus eichen und Buchen, aus Waldeszauber nie ge⸗ eigen zuetacht, die Wipfel der Tannen an der Bergtehne getreu Stnarrend auf und nieder. 5 eh ft, ſanerchta ziegt herab, in weiße, wiegende Schleier Go Baß wham ſinkt das Tal in graues Dämmern. 1 9 5 g dier ſchlägt die Dorfkirche: Komm heim! Grüß ah: dez dich Gott! Schwingt und schlägt, daß mein Herz S re . * N 2 8 Petz 2 f fade vorbei om alten Gaſthof„Zur Poſt“, an 5 Age Gaze und Schloßgarten, hinunter die holprige, alte, hinein, hinein in die Heimat! e Bäsiſche Politik. e ddeuſeetagung der demokratiſchen Reichstalsfraktiou. A 8, 5 95 N 1 5 an 90 1 e entunſt de In den letzten Tagen fand hie eee Am Samstag vormittag fanden dann ſrgermeſte große öffentliche Verſammlung, bei der Ober⸗ f 85 er Külz über die inner⸗ und außenpolitiſche Lage 5 ice Gedbetente dabei, daß bei allen Fragen immer der scan unſeren ke vorangeſtellt werden müßte. Die Grund- it und Pes, Wirtſchaftslebens könnten nur Eigenwirt⸗ orderte Eripateigentum ſein, weshalb jegliche ſchlechthin . Der ezialiſterung und Zwangs wirkſchaft zu verwer⸗ den r Zuſtand des kulturellen Rückſchlags müſſe über ⸗ n. Dann erörtert Pfarrer Korell⸗Ingelheim Nicht ſie ſei es, die ſich den pen an den Hals werfe, ſondern einzig und rene oder gewordene Dirne. Der Redner die Bekräftigung des Deutſchtums der Rhein⸗ ich ach die Schäden, die die wirtſchaftlichen Sank ht haben, Nach dieſem Redner verbreitete ſich r 4. D. Dietrich über die Zukunft Oberſchleſiens. TTT. c ̃» Beratungen der Reichstagsfraktion ſtatt und fend Voß ar n ſetzt ſich an der Heimat Tiſch und fah⸗ 5 5 ö zu erhöhen. 1 N 5 5 1 . 838 Deftündigem Vorkrag Er besprach Zarin „Fragen, die heute die Beamtenſchaft bewegen. Des deutſchen Volkes Lebensfrage ſei die Beamtenfrage. Wohl kein Stand habe unter dem Krieg und der Revolution ſo zu leiden ge⸗ habt, wie die Beamtenſchaft. Während die Regierung der Revolution nicht daran dachte, die Lage der Beamtenſchaft zu verbeſſern hat die jetzige Regierung und vor allem die demokratiſche Partei die Verdienſte der Beamtenſchaft die ſie in ſo ſchwerer Zeit dem Vaterland geleiſtet hat, ge⸗ würdigt. Selbſtverſtändlich müſſen die Bezüge der Beam⸗ tenſchaft in Anbetracht der jetzigen Teuerung weiter erhöht werden. Ein Lob zollte der Redner den Beamtenfrauen. die ein wahres Künſtlertalent in der Haushaltung, ſowohl 8 ſche vor wie während und nach dem Kriege entwickelt haben. por de Gaue ſchänden, Schweigen des zuckenden Herzens Redner kam dann auf die Einſtufungen in das neue Beam⸗ tengeſetz und auf die Ortsklaſſeneinteflung zu ſprechen, wo⸗ bei er betonte, daß er grundſätzlich Gegner jeder Teuerungs⸗ zulage ſei, weil er es für wichtiger halte, den Grundgehalt Ortsklaſſen müſſen auf eine geringe Anzahl beſchränkt wer⸗ den. Darauf berichtete Reichstagsabgeordneter Schuld⸗Ber⸗ lin über die Beamtenorganiſationen und die neue Zuſam⸗ menſchlußbewegung. Er verwarf den Zuſammenſchluß mit den Arbeiterorganiſationen und verlangte ein ſelbſtſtändi⸗ ges Vorgehen der Beamten. Dann nahm der Redner noch Stellung zu dem Beamtenrätegeſetz und verlangte eine voll⸗ ſtändige Umordoͤnung des vorliegenden Geſetzenfwurfes. Der Beamtenſchaft machte er Vorwürſe, daß ſie bei den letzten Wahlen ihren Stimmzettel nicht für die Parteien abgegeben hätten, die auf eine Beſſerſtellung des Beamtenſtandes hin⸗ bowirkt haßen Am Schluß der Verſammlung wurde der Wunſch nach Einteilung der Stadt Konſtanz in die Orts⸗ klade 1 vorgetragen und hierauf ohne weitere Ausſprache die Verſtmmlung um 7412 Uhr geſchloſſen. „Baden FFC Regimentstag der 76er. Freiburg, 22. Auguſt. Der erſte Regimentstag des ehe⸗ maligen 5. badiſchen Feldartillerieregiments Nr. 76 brachte über 3000 ehemalige Regimentsangehörige nach der einſtt⸗ gen Garniſonſtadt Freiburg. Die Stadt trug zu Ehren der 76er reichen Flaggenſchmuck. Die erſte Zuſammenkunft fand am Samstag abend in Form eines kameradſchaftlichen Zu⸗ ſammenſeins ſtatt. Am Sonntag vormittag begaben ſich die Teilnehmer in ſeierlichem Zug nach dem Ehrenfriedhof der Gefallenen, wo die Stadt für die 76er einen ſchlichten Ge⸗ denkſtein hatte aufſtellen laſſen,, Das Andenken der Toten 8 würdigten in Anſprachen Pfarrer Schäfer, Freiburg⸗Has⸗ lach, Strafanſtaltspfarrer Ebner aus Bruchſal und Oberſt⸗ leutnant a. N. Sterzel, Von den Rednern wurden Kränze zan dem Gedenkſtein niedergelegt. Der Gedenkfeier folgte ein Feſtzug durch die Stadt, an dem ſich die ehemaligen 70er nach Batterien und Kolonnen geordnet, beteiligten; dem Zuge waren ferner angeſchloſſen, andere artilleriſtiſche For⸗ mationen, die aus dem Regiment 76 hervorgegangen ſind. Nachmittags fand in dr Feſthalle ein Feſtakt ſtatt, öder durch eine Auſpeache des Bürgermeiſter Schöndienſt⸗ Herbolzheim, eines alten 76ers, eingeleitet wurde. Der Redner würdigte, wie auch die nachfolgenden, das gute Verhältnis, welches jederzeit zwiſchen den Einwohnern Freiburgs und dem Re⸗ giment 76 beſtand und verwahrte ſich gegen die Behaup⸗ tungen, daß die Regimentstage politiſche. Tendenzen ver⸗ folgten; ſie dienten vielmehr lediglich der Pflege der Kame⸗ radſchaft. Weiter ſprach der frühere erſte Kommandeur des Regiments 76, General a. D. Reichstagsabgeordneter v. Gallwitz, der eine Darſtellung der Regimentsgeſchichte von der im Oktober 1899 erfolgten Gründung des Regiments bis zu ſeiner Auflöſung gab.. 8 z Pfullendorf, 22. Aug. Die Einrichtung ener Kraft⸗ wagenlinje Pfullendorf Heiligenberg—Leutſtetten dürfte in Bälde in Aagriff genommen werden. 3 Die Lage des Arbeitsmarktes„ in Baden zeigte in der vergangenen Woche keine weſenkkiche Veränderung. In der Maſchineninduſtrie hat ſich ſchwache Beſſerung ergeben, die zum Teil auf den Eingang von Auslandsaufträgen zurückzuführen iſt. Lebhaft war die Nachfrage nach Arbeiterinnen für die Bruchſaler Zigarren⸗ induſtrie. N„ f Statiſtik für die Landtagswahlen. N Das Statiſtiſche Landesamt in Karlsruhe hat die Er⸗ gebniſſe der Reichstagswahlen in Baden vom 6. Juni 1920 bearbeitet und tabellariſch nach Gemeinden, Amtsbezirken, Landeskommiſſärbezirken, Kreiſen und Landtagswahlkret⸗ ſen geordnet. Eine Tabelle über die Zu⸗ und Abnahme der auf die einzeln. Parteien entfallenden Stimmen gegenüber der Wahl der Nationalverſammlung 1919, Verzeichniſſe der bei den Wahlkreisvorſchlägen von den Parteien aufgeſtellten Bewerber, ihre Zugehörigkeit zu den einzelnen Berufen und anderes mehr, ſowie eine Karte mit einer graphiſchen Darſtellung der Ergebniſſe vervollſtändigen die Ueberſicht über die Stärke der Parteien bei den Wahlen 1920. Die Statiſtik, die den Parteien bei den Vorbereitungen für die kommenden Landtagswahlen wertvolle Dienſte leiſten, kann zum Preis von 5 Mk. von jeder Buchhandlung bezogen werden, oder direkt vom Verlag Hofbuchhandlung Karlsruhe. 5 zen Mannheim, 22 Aug. ſind die Arbeiter in den Streik getreten. Schiedsſpruch des Schlichtungsausſchuſſes Mannheim war den Mühlenarbeitern eine Lohnerhöhung von 1,25 Mk., den Mühlenarbeiteriunen eine ſolche von 75 Pfg. für die Stunde zugeſprochen worden. einverſtanden. k Bretten, 22. Auguſt. der C. F. Müllerſchen In den Mannheimer Mühen Gutspächter Heinrich Fellmann vom Heimbronner Hof bei Nußbaum hat je 10 Zentner Weizen dem Kinde rerhokungsheim Bauſchlott, dem Armen⸗ haus Pforzheim und dem Kinderkrankenhaus Siloch in Pforzheim geſchenkt. ai Menzingen b. Bretten, 22. Auguſt. Durch Feuer iſt das Wohngebäude des Landwirts J. Kooß vollſtändig zer⸗ ſtört worden. 3. z Pforzheim, 22. Auguſt. Auf der Bahuſtatlon Brötzin⸗ gen wurde der Lokomotivführer Heinrich Bühler aus Brötzingen von der Li motive eines Wildbadeuer Zuges überfahren und ſofort getötet. a zk Ettlingen, 22. Auguſt. Das bei Moosbronn gelegene neuerbaute Heim der Forlsruher Naturfreunde iſt geſtern in feierlicher Weiſe ſeiner Beſtimmung übergeben worden. Etwa ö⸗ bis 6000 Naturfreunde maren zu der Feier nach Moosbronn gewandert. Der frübere Arbeitsminiſter Rückert wies auf die deutung des Tages für die wan⸗ derfreudige Arbeiten bin. Nach ihm ſprachen noch einzelne Vertreter der aug dem ganzen Reich aumeſenden 36 Ortsgruppen. ** Titiſee, 22. Aug. Schon wieder hal der Titiſee ein Opfer gefordert. Der auf einer Ferientour begriffene X. Eiſenmann aus Haslach i Schw. ertrank beim Baden. k Staufen, 22. Auguft. Bei der im Auftrage der Waſ⸗ ſer⸗ und Straßenbauverhaltung 5 171 Obſtverſteigerung wurden Bäume mit kaum einem Zentner Obſt auf 100 M. hinaufgeſteigert. dei Konſtanz, 22. Aug. Der Schwimmverſuch Waſſer⸗ burg—Konſtanz iſt leider mißglückt. Der Kouſtanz. Schwim⸗ mer A. Haas mußte in Manzell wegen zu hohen Wellen⸗ gangs und zu niederer Waſſertemperatur aufgeben, nachdem er nahezu 8 S n ira Waſſer geweſen 8 ä— alte die wichrräen Das Beſoldungsgeſetz zeige große Mängel; die und Nachbarſtaateu. 5 0 Nach einem 2— f 1 1 1 eint Die Arbeiterſchaft war damit nicht minalpolizei nach Mpabit, wo Aſſeſſor Köhler das Verb: leitete. Rechtsanwalt Dr. Frey, der Rechtsbeistand der, Schutzvereinigung Deutſcher Sportbanken, 4 von Untervektretern ſelbſt in kleineren Städten unterbhien 5 8 den in der Oeffentlichkeit bekannten Heinrich Sklarz mit 1 3*. N 1 1 n 5* 4. 35 3 3 3 8 1** f 8 8——— N 8. Zeitgemäße Betrachtungen. Kritiſche Tage. 3 Wie lebten wir früher im Sommer beſchaulich,— heut klingt's wie ein Märchen, heut war es einmal!— Was heut wir erfahren, iſt wenig erbaulich,— die Welt iſt noch immer voll Sorge und Qual;— ein Blick in die Zukunft erfüllt uns mit Schreck,— da geht's mit dem Aufſtieg nur langſam vom Fleck.— Der einzige Aufſtieg, der leidigerweiſe— ſich ſchnellſtens vollzieht 3 iſt der Aufſtieg der Preiſe.—— Ein Keil treibt den andern, drum ſetzt die Bewegung— für Lohn und Ge- hälter Erhöhungen ein;— auch zog die Regierung be- reits in Erwägung,— den Ausgleich zu ſchaffen. denn dieſer muß ſein.— Doch Teu'rung gefährdet den Frieden im Land— und macht auch die innere Lage geſpannt; — ein Jeder muß Sonder-Int'reſſen vertreten,— wir kommen nicht raus aus den Kalamitäten.—— Die Teu'rung heiſcht wieder Milliarden⸗Ausgaben.— WW nehm ich ſie her, ſeufzt der Schatzſekretär— und wie er auch abwägt das„Soll“ und das„Haben“— es reicht, wenn er rechnet, nicht hin und nicht her.— Nun wirkt auch bereits der Verſailler Vertrag,— es rückt immer näher der Fälligkeitstag;— die Reichskaſſe legt ſchnn in Rückſicht auf dieſen— die gold'ne Milliarde bereit in Deviſen.—— Noch immer gibt's kritiſche, ſtürmiſche Tage,— da muß die Geduld unſre Haupttugend ſein, — noch iſt nicht geregelt die ſchleſiſche Frage,— nun greift zur Entſcheidung der Völkerbund ein;— es mußte in Hinſicht auf dieſes Mandat— der obereſte Rat keis nen anderen Rat,— nachdem er vergeblich bemüht iſt geweſen,— das ſchwierigſte aller Probleme zu löſen. —— So ſchwer kam noch keine Entſcheidung zuſtande — und doch heißt es ruhig und duldſam zu ſein,— das iſt für die Treuen im Schleſierlande— ein Hangen und Bangen in ſchwebender Pein— und doch tut ihr. Wille es kund ungeſchwächt:— Deutſch wollen wir blei⸗ ben, das iſt unſer Recht.— Nur ungeteilt kann Ober⸗ ſchleſien weiter— dienen der Welt und dem Frieden!“! Ern ſt⸗Heite; 8 Bermiſchtes. a 25 Bom Friſeur zum Sportbankdirektr. NMeber hie Gründung des Köhn ⸗ Konzerns in Berlin, über deſſen Zuſammeubruch wir berichteten, erfahren wi f noch folgende Einzelheiten. Köhn war vor nicht allzu lan, 3 ger Zeit Inhaber eines kleinen Friſeurgeſchäfts und unten hielt nebenher eine private Wettannahmeſtelle. Mit Hilfe einiger Bekannter baute er im November v. J. ein Netz von Agenturen im ganzen Reich. Zuletzt waren es in Deutſchland 40 Generalvertreter, die ihrerſeits Hunderte ten. 3 kleine Gruppe beſonders empörter„Hereingefallener“, die der Wahrung ihrer Intereſſen betraut hat. die Aufrollung des unerfreulichen Falles vor der Staatsanwaltſchaft ver⸗ langen will während eine große Anzahl„Leidtragender“ aus begreiflichen Gründen eine Regelung in aller Stille a zuſtreben verſucht. i 5* Dresdener Deputation eine g biger vertrat. f 1 Geld ausgezahlt wurde, mußten alle, auch die Dresdener. 1 wieder mit leeren Taſchen abreiſen. Die Dresdener 8 nommen hat, nachdem er in Dresden bereits ſeine Aus⸗ zahlungen eingeſtellt hatte. Wenn dieſes der Fall iſt, ſo 50 1 liegt ein Konkursverbrechen vor, da einige Gläubiger bee vorzugt worden ſind. 55 e Der Zuſammenbruch der Wettkonzerne fordert weitere Opfer. Der Konzern Arthur Müller u. Co., Treskow⸗Alle 0 in Karlshorſt, ſieht ſich gleichfalls außerſtande, ſeinen Verpflichtungen nachzukommen, und hat ſeine Liquidation angemeldet. Als Liquidator iſt der Handelsanwalt Karl Ihle, Berlin, Friedrichſtraße 246, beſtellt worden. 5 Köhn vor der Berliner Staatsauwaltſchaft. N Im Auftrag der Staatsanwaltſchaft III iſt der Inhaber des Köhn-Konzerns Köhn verhaftet worden. Er iſt bereits dem Staatsanwalt zur Vernehmung vorgeführt worden In ſeinem eigenen Auto brachte ihn ein Beamter der Kri⸗ 5 hat ſofort An⸗ ztrag auf Haftentlaſſung geſtellt. i 5 Ein Hreelverkäufer als Millionär getorben. Im Alter von 82 Jahren iſt in Neapel der auh den Fremden als charakteriſtiſch neapoletaniſche Figur be⸗ kannte Brezelverkäufer Tomaſo di Somma geſtorben. Er hat ein Vermögen von fünf Millionen Lire hinterlaſſen. Ungeachtet dieſes Reichstums hat er ſeinen Ber. 7 Gimli 7 7 8 8 2— e Gelähmte Schwingen. Gedanken eines alten Fliegers. Nachklänge zu einem Flugtag. 5 Im Aanfang war die Tat! Flügge war der Menſch ge⸗ worden— durch eigene Kraft zerteilte er die Wolken und erhob ſich über ſie. Frei von der Erdenſchwere ſtürzte er ſich jauchzend in die Unendlichkeit, wähnend, es ſei nun das letzte, das herrlichſte aller Rätſel gelöſt und erfüllte Sehn⸗ ſucht wäre ſein. Weit unter ihm lag nebelhaft der Staub der Erde und weltenfern zog er ſeine Bahn— ein unge⸗ krönter Herrſcher! Den Elementen trotzte er mit kühner Stirn, doch Neid und Mißgunſt der Menſchen lähmten ihm die Schwingen vor der Zeit. Wolken ziehen über ſein Haupt und ſuchen ihren Gefährten, mit dem ſie ſo oſt in fröhlichem Spiel und hartem Kampf vereint geweſen. Umſonſt! Einſamer noch je iſt es geworden im Reiche der Luft Doch horch, raunt nicht der Wind, der dich umweht:„Komm, Kamerad, reg' die Schwingen, nur gelähmt ſind ſie, doch ungebrochen. Komm, ich trage dich ſicher.“ Ich erwache aus dem Traum, der mich gefangen hält, ſchaue empor und ſehe ſie, die Wolken pflügend wie einſt. Ihre Schwingen glänzen im Sonnenlicht, der Nacht und dem Traum entronnen. Der Wind—— er hat recht. Nicht ge⸗ brochen ſind ſie, die Flugel, nur künſtlich zum Feiern ver⸗ dammt durch haßerfüller Menſchen Gebot. Menſcheuhand vernichtet Menſchenwerk, derweil es die Elemente verſchon⸗ Mögen ſie zerſtören was ſie einſtmals bejubelten— ten! den Geiſt müſſen ſie uns laſſen. Den Geiſt, der dem Flügel⸗ ſchiff Leben gab und der in uns ſein wird, wenn es gilt, die Schwingen zu neuem Flug zu entfalten. Unter der Aſche des Feuers der Begeiſterung glimmt der Funke, laßt uns ſorgen, daß er nie verlöſche Helft alle dazu! Eure Sehn⸗ ſucht, die euch einſt zu den Wolken trieb, ſei eure Kraft. Die Welt wird es euch danken, ihr alten Kämpfer der Luft. Seid Phönix und reget die Schwingen. In ihren Fittl⸗ chen rauſcht noch das Lied und gibt euch Kunde von den Wundern zwiſchen Himmel und Erde, die euch ein gütige Geſchick erſchauen ließ. Verſtehet es recht nee ſoli zeedit— er weichet der Sonne nicht! Denen aber, die zu meinem Haupte kreiſten, rief ich zu And mein Blick wurde hell in Zukunftsahnen:„Ihr ſeid Geiſt von unſerem Geiſt! Ueber Zeit und Raum werden auch wir einſt wieder den Weg zu den Sternen finden!“ n „ Lokales. 8 Seckenheim, 24. Auguſt. * Vorſicht bim Einernten von Baumſrſchten! Die Nähe von oberirdiſchen Telegraphen⸗ und Fernſprechanlagen wird beim Einernten von Baumfrüchten oft zu wenig beachtet. Bei Berührungen und Verſchlingungen von Leitungsdräh⸗ ten wird dann der Telegraphen⸗ und Fernſprechbetrieb ganz erheblich geſtört. Bei der kommenden Obſterntezeit iſt alſo größte Vorſicht geboten, zumal derjenige, der fahr⸗ kläſſigerweiſe den Betrieb einer öffentlichen Zwecken dienen⸗ den Teſegraphenanlage hindert oder gefährdet, mit Gefäng⸗ nis⸗ oder Geldſtrafe belegt wird, — Falſche Wege der Reklame. Gegen die wilde Poſt⸗ reklame, die ſich oft in widerlicher und geſchmackloſer Weiſe am Poſtgebäude ſowohl, wie in demſelben, an Poſtwagen, Briefkäſten uſw. breit macht, wendet ſich Prof. Dr. Lammer⸗ Darmſtadt in eingehenden Ausführungen an die Tagespreſſe. Er bezeichnet das Vorgehen der Poſtbehörde zur Ausnützung des Poſtgebäudes als einen Unſug, den man wahrſcheinlich einem Privatmann in dieſer Art nicht geſtatten würde. Die Reklame auf den Briefkäſten erzeuge die gegenteilige Wir⸗ kung, ſo daß man gegen die Firma, die man hier immer wieder lieſt eine gewiſſe Abnefgung bekommt. Er geht auf die Nachteile ein, die durch das Bedrucken der Umſchläge des Poftſcheckamtes entſtehen können. Als das Tollſte be⸗ zeichnet er das Bedrucken der Nückſeite der Telegrammfor⸗ mulare, die als hohes Maß von Taktloſigkeit anzusprechen ſei. Auch eine Reichsbehörde muß, wenn ſie in Geldnöten iſt ein gewißes Maß von Talt und Würde einhalten. Man ſoll Plakattafeln aufſtellen, oder einen gewiſſen Teil der Wandfläche orarenzen und zur Reklame benützen, nicht aber Fenſter, Brieſtäſten uſw. verunſtalten. Hier müſſe der Hei⸗ matſchutz eingreifen, um die Auswüchſe zu beſeitigen. Man ſolle Telegramme mit bedruckter Rückſeite einfach zurück⸗ weiſen. Die Plakatinſtitute werden ebenſo geſchädigt, wie vor allem die Zeitungsbetriebe, die hohe Anzeigenſteuer zu zahlen haben. Er vermutet, daß der Betrag an Steuern, Fer ron Zeitungsbetrieben infolge der Poſtreklame weniger e N den Reingewinn der unſchönen Poſtreklame überſteigt. e — —— Rath Jungmännerdetein seckenheim Am Sonntag, den 14. Auguſt, weilte eine Fahnenabteilung unſeres Ver⸗ eins im ſchönen Renchtalſtädtchen Oppenau, um an der Fahnenweihe des dortigen Geſellen⸗ und Jungmänner⸗ vereins teilzunehmen. Es war dies für unſern Verein um ſo erfreulicher, ols der Präſes des feſtgebenden Vereins H. H. Kaplan Karl Bihler, lange Jahre auch unſerem Vereine ſeine ganze Kraft gewidmet und uner⸗ müdlich für uns gearbeitet hat. Das Feſt ſelbſt verlief trotz ſchlechtem Wetter in allen ſeinen Teilen ſehr gut und lege beredtes Zeugnis davon ab, mit welcher Aufopferung hier die Vorarbeiten durchgeführt wurden und was eine gute Organiſterung zu leiſten vermag. Beſonders erwähnt muß werden, daß an dem Feſte Brudervereine aus allen Gauen unſereres badiſchen Heimatlandes vertreten waren von Mannheim bis hinauf an den Bodenſee. Und welcher Geiſt herrſchte hier unter den vielen fremden Geſellen und Jungmännern. Gleichſam als wären alle immer mit⸗ einander verkehrt und aufgewachſen, ſo einmütig und ſo kameradſchaftlich war der gegenſeitige Verkehr. Wahrhaftig, wo ſolche Eintracht und Geſchloſſenheit herrſcht, da kann es keine Mißſtimmung geben, mag auch das Wetter noch ſo ſchlecht ſein. Und dann vor allem dieſe Gaſtfreund⸗ ſchaft und Aufmerkſamkeit des feſtgebenden Vereins ſowohl, wie auch der geſamten Einwohnerſchaft. Geradezu be⸗ wunderungswürdig waren dieſelben Sämtliche Gäſte, einige Hundert an der Zahl wurden in Bürgerquartieren aufgenommen und teils zwei und drei Tage lang aufs Beſte beherbergt und verpflegt. Kein Wunder darum, daß uns faſt allen der Abſchied nicht leicht fiel. Viel haben wir geſehen. Viel des Schönen auch vor allem in der herrlichen Natur, wie die Waſſerfälle und Kloſterruinen von Allerheiligen. Viel des erhebenden beim Feſtgottes⸗ dienſt und der Weihe der ſehr ſchönen Vereinsfahne, welche faſt ein Abbild der Fahne des hieſigen katholiſchen Arbeitervereins iſt. Viel vor allen Dingen haben wir ge⸗ lernt, wie uns kath. Geſellen. und Jungmännervereinsmit⸗ glieder alle ein ſo ſtarkes Band der Liebe und Zuſammen⸗ gehörigkeit umſchlingt. Manche Freundſchaft wurde ange⸗ knüpft zwiſchen Verbandsbrüdern, die ſich hier zum erſten Male in ihrem Leben getroffen und geſprochen haben. Und gerade deshalb ſei hier das Feſt erwähnt, weil es mich geradezu ergriffen hat, mit welcher Begeiſterung alle die Anweſenden an ihrer guten Sache feſthielten. Wir ſind nun alle wieder ins Alltagsleben hineingeſtellt und haben ernſtere Dinge zu vollbringen, als den Gedanken an das ſchöne Feſt freien Lauf zu laſſen, allein ich glaube beſtimmt, daß keinem der Teilnehmer das ſelten gut ge⸗ lungene Feſt jemals ganz aus der Erinnerung kommen wird, weil es einfach in jeder Beziehung ſehr ſchön war. Dank dafür nochmals der ganzen Bevölkerung Oppenaus, dem Feſtausſchuß und vor allem dem ſehr beliebten und rührigen Vereinspräſes H. H. Kaplan Bühler. H. K. g Renten⸗Umanerkennung der badischen Kriegsopfer nach dem Reichs versorgungsgesetz 1920 Auf Veranlaſſung des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen, welcher in Baden 500 Orts⸗ gruppen beſitzt mit einer Mitgliederzahl von 50 000 Kriegs⸗ opfern, hat vor kurzem durch Kommiſſare des Reichs⸗ arbeitsminiſteriums eine Nachprüfung der Geſchäftstätigket des Hauptverſorgungsamtes Karlsruhe ſtattgefunden. Hierbei hat ſich ergeben, daß die Angriffe des Reichsbundes, welche dieſer in letzter Zeit in der Oeffentlichkeit gegen das Haupt⸗ verſorgungsamt Karlsruhe erhob, gerechtfertigt waren. Nach einem Bericht der Kommiſſare des Reichsarbeits⸗ miniſteriums un die Gaulejtung Baden des Reichsbundes haben dieſe inzwiſchen organiſatoriſche Maßnahmen getroffen durch welche das Tempo der Umanerkennungen in Baden Schritt halten wird mit den Arbeiten der übrigen Haupt⸗ verſorgungsämter des Reiches. Hinterbliebene, welche auf Grund ihrer erfolgten„vorläufig beſchleunigten Umaner⸗ 1 1 f ö 1 täglich bewirkt werden. kennung“ eine einmalige Nachzahlung noch zu beanſpruchen haben, werden ſpäteſtens innerhalb einer Friſt von 10 Wochen im Beſitze der einmaligen Nachzahlung ſein. An⸗ ſtatt bisher täglich 40, werden 160 bis 200 Nachzahlungen Das iſt eine Steigerung der Zahlungen um täglich 4 bis 500% Bei den gulegb⸗ 5 beſchädigten werden anſtatt bisher monatlich 1000 Um- anerkennungen, deren 2000 im Monat erfolgen. Das ent⸗ ſpricht einer Steigernng von 100%. Im Zuſammenhang mit der Prüfung der Dienſtgeſchäfte des H. V. A. Karls“. J ruhe iſt der derzeitige Direktor desſelben nach außerhalb 25 Baden verſetzt worden. Der Stenerabing bei Dienſtmädchen un) Das Landes finanzamt Karlsruh teilt mit!“ Mägde. b Dienſtmädchen bis einſchließlich 70 Mk. Monatslohn ſind ſteuerfrei, bei 71 Mk. ſind 10 Pfg., bei 72 Mk. 20 Pf, bei 75 Mk. 50 Pfg., bei 80 Mk. 1 Mk., bei 85 Mk. 1.50 Mk., bei 20 Mt. 2 Mk., bei 100 Mk. 3 Mk., bel 120 Mk. 5 Mk. monatlich Steuer abzuziehen und wie üblich zu kleben und zu entwerten. Zu merken iſt aber, daß in der Zeit vom 1. Auguſt bis 31. Oktober bei allen obigen Lohnſätzen Steuermarken nicht zu kleben ſind, wei das Geſetz ein Anhängſel hat, wonach für dieſe Monate erhöhte Werbungskoſten mit 35 Mk. in Abrechnung kommen, wodurch der ganz Steuerbetrag aufgehoben wird. Eiſt vom 1. November 1921 an ſind Steuermarken zu kleben in der Hoͤhe wie oben angegeben. Handel und Verkehr. Mannheimer Viehmarkt. Zum geſtrigen Schlacht, viehmarkt waren zugeführt und per 50 Kg. bezahlt: 238 Ochſen, 1. Klaſſe 700—750 Mk, 2. Klaſſe 650— 700 Mk. 3. Klaſſe 600-650 Mk., 4. Klaſſe 500550 Mk; 327 Bullen, 1. Kl. 600650 Mk., 2. Kl. 550600 Ml, 1220 Rühe u Rinder, 1. Kl 700740, 2 Kl. 650 700 Mk 3. Klaſſe 550 600 Mk., 4. Klaſſe 500 550 Mk, 5. Klaſſe 300400 Mk; 431 Kälber 600—850 Mk; 240 Schafe 300—500 Mk; 895 Schweine 12501475 Mk. Tendenz: Handel mit Großvieh in guter Ware leb haft, in geringerer ruhig, kleiner Ueberſtand;: Markt in Kälbern lebhaft; Schweine ruhig, für beſte Qualität auch über Notiz, Markt nicht geräumt. Sport und Spiel. Fußball. Die diesjährige Fußballreiſe der Ver“ einigung findet am 27. Auguſt ſtatt. Am erſten Tage ſpielt die Elf gegen Untertürkheim Dasſelbe behauptete in den letzten Verbandsſpielen den 2. Platz in der A Klaſſe. Der Fußball ſchreibt:„Eine aufſtrebende Mannſchaft, von den bekannten Schiedsrichtern Benz und Speidel gehörig vorgenommen. Sehr guter Mittelläufer und guter Stur ſind die Merkmale der Elf“. Der Sonntag bringt un gegen Stuttgart⸗Fellbach. Die Mannſchaft, die ſchon bier weilte und gegen den früheren F. C. Badenia 2: 2 ſpielte hinterließ den beſten Eindruck. Fellbach nimmt in des B. Klaſſe einen der erſten Plätze ein. Hoffen wir, daß die Vereinigung in Württemberg gute Reſultate erzielt 5 und den Odenwaldkreis wuͤrdig vertritt. Die deutſche Rhein meiſter ſchaft im Schwimmen die bei Biebrich durch den Schwimmklub Wiesbaden 5 Austrag gebracht wurde, gewann Freudheff⸗Münſter 1.10.8 Stunde. Die deutſche Meiſterſchaft für Damen gewan die bekannte Schwimmerin Elſe Doͤbler⸗Neukölln in 1.2107 Stunde. — Mannheimer Theater. Wiener Operettenspiele im Neuen ſheater. Mittwoch, den 24. u. Donnerstag, den 25. August: „Die gesehiedene Frau“. 155 Anfang 7½ Uhr. Ende 10 — Wettervorausſage. Leicht bewölkt, mäßig warm, ſtrichweiſe Regen. Druck und Verlag: Frau Gg. Zimmermann Wtwe., Seckenhe— — Lebensmittelamt. HAnhlen-Husgabe. i Morgen Donnerstag, den 25. d. M. erhalten bei der Kohlenhandlung Val. Heierling, Riedſtraße die Haushaltungen mit der Nr. 1601— 2100 gegen Abgabe des Abſchnittes 7 des Kohlenausweiſes je 2 Zentner Ruhr⸗Anthracit⸗Nußkohlen III zum Preiſe von 24.80 Mk. per Zentner. a Die Ausgabe findet in der Zeit von 1-6 Uhr nachmittags ſtatt. Morgen Donnerstag, den 25. d. Mts. erhalten bei der Kohlenhandlung Emil Seitz, Neckarſtraß⸗ die Haushaltungen mit der Nr. 2101 2500 gegen Ab⸗ abe des Abſchnittes 7 des Kohlenausweiſes je Ztr. Ruhr⸗Anthracit⸗Nußkohlen III zum Preiſe von 24.80 Mk. pro Zentner. Die Verteilung findet in der Zeit von vor⸗ mittags 7 bis 11 Uhr ſtatt. g Lebensmittelamt. Fußball⸗Vereinigung ente Abend Training ſämicher ſannſchaften unter O. Schönig. Donnerstag und Freitag Herrichtung des Sportplatzes. Heute Abend 6 Uhr Training der 3. und 4. Schüle: maunſcha ft. Sonntag nachmittags Wettſpiel 1. Schülermannſchaft auf hieſigem Platze. Die Schüler werden gebeten heute Abend auf dem Sportplatze zwecks Aufſtellung der Mannſchaft zu erſcheinen. im„Deutſchen Hof“ Seckenheim. Henle Mittwoch Abend ½8 Ahr Mitglieder- Versammlung mit Fraktionsſitzung. Kartoffeln Pfund 90 Pfg Obſt und Gemüſe aller Art ſtets zu haben Holzwarth, Lutſenſtr. 45(b Iudustrisaulade gleich ob Sägen Mühle, Fabric, Gastho, Wasserkraft oder 6 sonstige Gebäulice kelten zu kaufen ge 4 5 Der Vorſtand. der . 4 Die Leitung. Breunbolz⸗Nusgabe. Morgen Nachmittag von 1—5 Uhr findet im Schulhof(linker Eingang) ein größerer Brennholz⸗Verkauf von kurzgeſchnittenem ge⸗ miſchtem Hart⸗ und Weichholz ſtatt. Der Preis beträgt pro Zentner 14.— Mk. Schiäne Oberländer EEE * ERLELEU0 Leinöl-Firniss Marke„Wichsmädel“, SSS 20 bis 80 Pfd. ſchwer treffen heute ein sucht. Offerten w genauer Besch bung der Sache dit beten an die Exped 8 unter Nr. 67. Streng Diskretion zugesich- Friſch gebrochene Zwetschgen zu verkaufen. 2 Erni. Roſenſtr. 32. 5 Ein Paar— trocken und in? 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