Hümtsblatt der Bürgermeisteramter Se 1 45.— Mk. ausſchl. F r. Abounementspreis: Monatlich 15.— Mk. mit Trägerlohn. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Erſcheint und Feiertage. Dienstag, 18. April 1922 Juſerationspreis: Die einſpaltige Petitzeile 2. Ml. Reklamen 8.— Mk. Fernſprecher 16. Poſtſcheckkento! Karlsruhe 13319. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. No. 90 * t ilItäglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Eine Schwenkung Frankreichs. Leukt Frankreich ein? 557 Paris, 15. April. Barthous an den Mi⸗ N —— abend war ein Telegramm denten Poincaré eingetroffen, das beſagt, die Ab⸗ Asfrage könne jeden Augenblick auf der Konferenz hilde zenna angeschnitten werden, die franzöſiſche Delegation nende 5 um Inſtruktionen über die von ihr einzuneh⸗ denten 5 ung. Poincaré berief in Abweſenheit des Prä⸗ Ahaſter lr Republik einen Kabinettsrat ein. Nach rech, ah die f usſprache beſchloß der Miniſterrat mit Majorität uud u kranzöſiſche Delegation ſich ſehr reſerviert verhalten 0 aus dieſem Grunde allein die Brücken abbrechen n dieſe Frage jemals zur Behandlung käme. In n Kreiſen wird erklärt, daß dieſer Beſchluß des Mi⸗ 5 2 Geuna, 16. April. R us e zut ſaſt außer Zweifel, daß Poincars von Paris ald hier rene Richtung befohlen hat. Die Gerüchte, daß er zug gest eintreffen wird. verdichlen ſich ſtündlich. Es wird dend 9 daß ſich Poincaré und Lloyd George ſchon wäh⸗ dus rache lertage treffen werden zu einer letzten intimen ar 8 Juz aste zn dieſer Aunäherung geht hier in enna eine f uſchlagende Verbeſſerung des franzöſiſchen Tones gegen fischer vor ſich. Es wird recht laut erzählt, daß ein aud Vertreter geſtern bei den Deutſchen geweſen ſei e diere ehe barte daf ans den Gleirelzer wie e r in Genna keinerlei Affäre gemacht werden e i a f deen der franzöſiſchen Preſſeſtelle zu ihrem fang wird nahezu an allen Türen des auch in deutſcher Sprache angeſchlagen re jetzt ein paar Wochen nüchterner, aber viel⸗ 9 erſprſeßlicher Arbeit folgen. nu 5. 2 gen der deutſchen Delegierten und Sachverſtändigen . Genua, 15. April. bras kunden gab. Am Freitag früh 9.30 Uhr ir ngere Ausführungen machte. Bildung der Kommiſſionen. Genn a, 15. April. ſtändigen der Finanzkommiſſton, die mit dem Kredit⸗ und Valutafragen beauftragt worden klagten vormittag in einer Sitzung beſehloſſen. chiedenen Nationen ihre Wünſche und Bedärf⸗ Valntabedürfniſſen geprüft, vor die Kommif⸗ n. r Genua, 15. April den n der nua, 15. April. Crednf Adtnigen Bollſitzung der Finauzkommiſſien wur⸗ ein Wi bezw. 55 athenaus zwei Unterkommiſſionen für eine Schenkung in der Haltung in Geuna be⸗ 5 Wirtſchaftsvertretern gebildet. Dentſchland iſt in dieſem Komitee durch Direktor Haveuſtein vertreten. Genua, 15. April. Nachdem am geſtrigen Vormittag in der Verkehrskom⸗ miſſion beſchloſſen worden war, noch zwei weitere Kommiſ⸗ ſtonen für Behandlung der Eiſenbahn⸗ bezw. der Seever⸗ kehrsfragen gebildet werden ſollen, trat geſtern nachmittag die Verkehrskommiſſion nochmals zuſammen, um die Mit glieder der beiden Unterkommiſſionen zu beſtimmen. Nach den Beſchlüſſen der Kommiſſion vom 12. April ſollen außer den einladenden Mächten, ſowie Deutſchland und Rußland noch je fünf Vertreter der übrigen Mächte dieſer Unterkom⸗ miſſion angehören. Folgende Länder wurden durch die Wahl in die Unterkommiſſion berufen: Erſte Unterkommiſ⸗ ſton für Eiſenbahnverkehr: Oeſterreich, Polen. die Tſchecho ſlowakei, Eſtland und Serbo⸗Kroatien; zweite Unterkom miſſion für den Verkehr auf den Waſſerſtraßen: Rumänien Hollaud, Griechenland, Lettland und Norwegen. Die Unter⸗ kommiſſionen für Eiſenbahnverkehr werden heute vormittag 10% Uhr zuſammentreten. 3 15 Um das Londoner Memorandum. 5 Genua, 15. April. Geſtern vormittag 10 Uhr ſind in der Villa Alberti, in der Lloyd George wohnt, der engliſche Premierminiſter Barthon, Theunis, Facta, Schanzer, Litwinow und, wie es heißt, auch Tſchitſcherin zuſammengetreten, um das Lon⸗ doner Memorandum Punkt für Punkt durchzuberaten. Am Donnerstag wurden von den Ruſſen zwei Noten überreicht, die auf den juriſtiſchen und wirtſchaftlichen Teil des Memo⸗ tandums Bezug nahmen und zugleich Gegenvorſchläge ent⸗ nelten. Im Laufe der geſtrigen Beratungen hat man ſich richt einigen können, ſodaß die Verhandlungen wahrſchein⸗ lich heute fortgeſetzt werden dürften. Die deutſchen Dele⸗ gierten nahmen an den Verhandlungen nicht teil; ße wußten tber von ihnen. „ e — 25 Genua, 15. April. Es verlautet, daß die ruſſiſche Delegation die Schulden der zariſtiſchen Regierung nur unter dem Vorbehalt aner⸗ kennen wolle, daß der Schadenerſatz für Rußland nicht im Sinne der Londoner Beſtimmungen, ſondern von Fall zu Fall berechnet werden ſoll. N n . Genua, 15. April. Geſtern nachmittag tagten die zwei Unterkommiſſionen des Wirtſchaftsausſchuſſes. Die Verhandlungen bewegten ſich auf der Grundlage der Londoner Sachverſtändigenkon⸗ ferenz. Nachdem ein Vorſchlag dieſes Memorandums, daß kein Ausländer in einem Land einer Sonderſtener unter⸗ worfen werden dürfe, angenommen worden war, beſchäftigte man ſich eingehend mit Erleichterungen im Paßzverkehr, ins⸗ beoſudere mit der Abſchaffung der Ausreiſeviſa und der Dauer der Einreiſeviſa auf ein Jahr. Da die Rumänen im Hinblick auf die Konferenz von Prag und Rom Bedenken erhoben und den Standpunkt vertraten, daß die Beſchlüſſe bieſer Konferenzen mit dem Londoner Protokoll in Einklang gebracht werden müßten, konnte die Debatte nicht zu Ende geführt werden. Der deutſche Vertreter Staatsſekretär Simſon ſtimmte den Erleichterungen im Paßverkehr, die im Londoner Memorandum vorgeſehen ſind, im Prinzip zu, be⸗ hielt ſich jedoch mit Rückſicht auf die beſondere mitteleuro⸗ päiſche Lage Deutſchlands vor, die Frage noch im Einzelnen zu prüfen.. 5 Stimmungsbild. Dirahtmeldung unſeres Sonderberichterſtatters. e e ee ö Genua, 15. April. Im friedlich ſtrahlenden Frühlingsvollmond, der das Schriftleiter: H. G. Haderlein Seckenheim. cahe Oſterfeſt verkündet, ragen ſchweigend und feierlich on Eypreſſen des campo ſanto in die Nachtluft. Drunten in der Hafenſtadt, in der des Lärmens kein Ende, verſpürt mar nichts von dieſer Weiheſtimmung und beſchaulichen Ruhe Da gibt es immer wieder friſche Nervenaufpeitſchung. wir ren immer wieder die Kriſengerüchte. Geſtern hörte man jaß der ſtändig im Hintergrund dräuende Poincaré weſentlich früher, als urſprünglich angekündigt, nach Genua kommen werde und ſchon für die erſte Hälfte der nächſten Woche die Zimmer für ihn hergerichtet würden. Man macht ſich au alle Fälle ſeines perſönlichen Eingreiſens gefaßt. Die engliſche Denkſchrift über den Wiederaufbau Rußlands— die ruſſiſche Gegen denkſchrift— die deutſche Reparationsnote— das ſind dre Schriftſtücke, von denen ſtändig geſprochen wird. Die Ruſſen lehnen ſich ſehr energiſch gegen die britiſchen Bedingungen auf und verwahren ihre Volksſonveränität in ganz anderen Tönen als Dr. Wirth ſie je in einer Antwort an die Entent gefunden hat. Wieder einmal ſind es die Tſchechen, die in der Rolle der Friedensſtifter auftreten wollen. Diesmal abr nicht, wie oßr Boulogne, Kerr Beneſch, der zwiſchen Paris und Londpn pendelte, ſondern Präſident Maſaryl höchſt perſönlich, der den engliſchen und den ruſſiſchen Standpunkt in der Wiederaufbaufrage zum Ausgleich brin zen möchte und ſeiner Tſchechei einen Vorderplatz in der Wirtſchaftsvermittlung zwiſchen Weſt⸗ und Oſten ropa zu ſichern. Die Franzoſen rücken a die deutſche Reparationsnote in den Mittelpunkt und ſprechen am meiſten von ihr, nur um zu nerſichern, daß in Genua überhaupt nicht dar⸗ über geſprochen werden dürfe. Sie ſtellte ſich ſehr empör! über das Schreiben Dr. Wirths und möchten von allen Kon⸗ jerenzteilnehmern die ſtündlich wiederholte Verſicherung daß ſie um keinen Preis auf dieſes Thema eingehen werden Nicht aber nur von franzöſiſcher Seite e droht ſtändig ein Abbruch der Konferenn uch der ruſſiſchen Abordnung iſt zuzumuten, daß ſie in irgendeinem ſiig ebieh Fauſt auf den ich! It, ſi 1160 0 gungen“ Rußlands durch die Weltmächte verwahrt und dig Belegenheit zu einem Abgang ergreift, der ihr eine ums! ebhaftere Schürung der Weltrevolution geſtattet. Auch der Karfreitag brachte keine Ruhepauſe. Jetzt abe! eiert die Konferenz drei Tage. da die Hauptführer in der umliegenden Badeorten der ligutiſchen Küſte Ruhe und Er zolung ſuchen, oder auch einen Abſtecher nach Rom machen Vielleicht kehren ſie dann in weniger reizbarer Stimmun wieder, vielleicht aber auch klatſcht dann Herr Poincaré ali npiter tonans dazwiſchen. Die erſten Eindrücke von Genu Nach dem Abſchluß der Eröffnungsſitzung hat in Genm die Kommiſſionsarbeit begonnen. Naturgemäß fängt mar mit der großen politiſchen Kommiſſion an, in der aue Deutſchland vertreten iſt. Denn hier muß zunächſt das Ge biet für die allgemeinen Verhandlungen geklärt werden ehe man zu den Spezialſragen in den zu dieſem Zweck ge bildeten Kommiſſtionen übergehen kann. Die Eröffnungs ſitzung hat bereits zur Genüge gezeigt, daß der Weg für diz praktiſche Arbeit, die nun beginnen ſoll, mit ſtarken Hin derniſſen beſetzt iſt. Es wäre zuviel geſagt, wenn man be haupten wollte, daß der Ausblick hoffnungslos ſei. Ohm Zweifel hat die Eröffnungsſitzung auch erfreuliche Ein drücke hervorgerufen. Die Unparteilichkeit des italieni ſchen Vorſitzenden hat bereits ihre Probe beſtanden. Mini ſtervräſident De Facta bat dem franzöſiſchen Delegierter — —— . als zalntaangelegenheiten gebildet; ſodann wurde f Das aus den in Geuna auweſenden erſten F. an Haus des Sonderlings. 8. Fortsetzung roman von Erich Ebenſtein. auch Sie.(Nachdruck verboten,) die Ihttoben da von Scheidung. Ihre Frau und mit ihr völl behaupten aber im Gegenteil, daß ſie Leben wiede ausgeſöhnt hätten und das gemein⸗ e er 5 a d 5 wollten. Wie erklären ihn gar nicht erklären. Ich weiß nur, edanken daran dachte, mich aus⸗ U icheht ſchon daraus hervor, daß ich mich 175 Einſt ter falſcheiet verlobt hatte.“ 1 dieſer Verlob Namen— jawohl Sehr für den 8 war und ung ſpricht das nicht!⸗ ſabez Barum nannteiſt mir heiliger Ernſt damitl“ a für ein en Sie ſich denn dann Brand? Und Gründen einfachen Reiſenden aus?“ ur S perſönlicher Natur, die hier wohl „Ich möchte n den.»Nun denn: Sie trotzdem bitten, ſie zu nennen. delteveil ich ein Ich war einmal ſchwer getäuscht wor⸗ dies 0 ch um meiner Jeicher Mann war! Diesmal 5 Selbſtwillen geliebt ſein! Iſt wunden waar chen 8 5 85 wie aören. gu Gemurmel ließ ſich im Zuſchauer⸗ 7 dale Stümmun erſten Male bemerkte man ſo etwas 4 wwerg ließ ſich 5 zugunſten des Angeklagten. 9 50 Und beten: ſcharſe kalte Stimme des Staats⸗ Jie. tro der 55 15 es Sie bonieſer romanaſchen Liebe beherrschte en Sddanke, 3 Ankunft Ihrer Frau hörten, nur 8 Ang 0 uns wenig Ihr Nebenbuhler hier ſei? Wol⸗ . Aitters“ ens dieſen Widerſpruch erklären, her. Iweſtens Au ee e e e vo e. 1 iſt kei 4 1g: 5 1. Chamb 3 m Widerſpruch. Ich wollte nur wiſſen, Autgekommen ſei, weil mir dieſe Tat⸗ ſache dann für den einzaleitenden Scheidungsprozeß von Wichtigkeit ſchien. Das müſſen Sie, Herr Staatsan⸗ walt, doch als Juriſt begreifen! Ich wollte ihn ſehen — aber nicht ſprechen. Eiferſucht lag mir völlig fern. Ich hatte dieſe Leute alle viel zu genau kennen ge⸗ lernt, um noch etwas anderes als Verachtung für ſie zu empfinden!“ b „Das ſagen Sie jetzt, weil es in das Syſtem Ihrer Verantwortung paßt! Wir werden ſpäter andere Worie aus dem Munde Ihrer Frau hören. Für jetzt möchte ich nur wiſſen, wie Sie ſich eine Wiederverheiratung überhaupt denken konnten, da Sie Katholik ſind?“ „Ich hoffte, in dem Scheidungsprozeß eine Un⸗ gültigkeitserklärung meiner Ehe zu erreichen, da meine Frau als Minderjährige ſich ohne die geſetzlich vorge⸗ 2 Einwilligung ihres Vaters mii mir trauen ieß.“ „Ach ſol... Ich bitte den Herrn Vorſitzenden in der Verhandlung fortzufahren.“ Es wurden nun der Reihe nach verſchiedene Be⸗ laſtungszeugen vernommen. Darauf wurde ſowohl Tor⸗ weſten als auch die Lyttons aufgefordert, den Hergang zu ſchildern. Torweſten blieb dabei, daß man ihn be⸗ täubt und mit Gewalt entführt habe, um während der darauf folgenden Gefangenhaltung ein Teſtament zu⸗ gunſten ſeiner Frau von ihm zu erpreſſen. Er wiſſe weder etwas von Morden, die er begangen haben ſollte,noch von Flucht, zu der er ja gar keinen Grund gehabt habe. Frei ſei er erſt durch Fräulein Siebert geworden, ohne daß er bis heute wiſſe, wie ſie ſein Gefängnis entdeckt habe. Wenn Sie unſchuldig waren, warum ſtellten Sie 157 850 ſelbſt ſofort der Behörde?“ fragte der Vor⸗ itzende. ihrer erſten Aus age, die ſich, was Torweſten anbetraf, mit der Anklage deckte. „Wie kamen Sie damals hinter Chambers her nach der Villa Solitudok“ fragte der Staatsanwalt John Lytton.„Wußten Sie, daß und warum er dahin wollte?“ „Ich vermutete es. Er war ſchon den ganzen Tag ſehr aufgeregt und gleich nach der Votſtellung erklärte er, zu Torweſten zu müſſen. Aus ſeinen Worten war zu entnehmen, daß er nach der Villa beſtellt ſei. Mein Bruder und ich folgten ihm ſehr beſorgt, weil wir den Haß der beiden gegeneinander kannten. Später ſchickte ich meinen jüngeren Bruder wieder zurück, weil er mir zu aufgeregt für ein Verſöhnungswerk ſchien. Lei⸗ der kam ich ſelbſt zu ſpät.“ Es entſpann ſich nun eine Debatte zwiſchen Dr. Herrlinger und dem Staatsanwalt. Erſterer ſuchte an der Hand mediziniſcher Bücher die Wirkungen des Mor⸗ phiume zu erklären, letzterer behauptete, Torweſtens angebliche Verwirriheit habe nur dazu gedient, um ſeine anfängliche Ratloſigkeit zu bemänteln. Später habe er eben ſein Verteidigungsſyſtem erſt ausgebaut.“ Herrlinger beſtand auf die Vernehmung Fräulein Sieberts als Zeugin für den Zuſtand, in dem ſie ſei⸗ nen Klienten auffand, und ferner für die Unterredung des jüngeren Lytton mit ſeiner Schweſter am Glas⸗ haus. f Heidy wurde gerufen. Sie war ſehr ſchüchtern u. etwas verwirrt durch die auf ſie gerichteten Blicke ſo vieler Menſchen. Als ſie aber dann einen Blick auf Torweſten warf, der in ſich zuſammengeſunken daſaß, faßte ſie ſich gewaltſam und berichtete in ſchlichten Wor⸗ ten alles, was ſich creignet hatte von ihrem Verlaſſen der„Drei Linden“ an, bis zur Auffindung Torweſtens in der Gärtnerei. Im Saal herrſchte lautloſe ihren Worten mit geſpannteſter den meiſten Geſüchtern las man wunderung, aber Stille. Alle folgten Aufmerkſamkeit. In Teilnahme und Ver⸗ auch— Unglauben.(F. * — Buärthou ebenſo das Wort abgeſchnitken, wie dem rüſſiſchen Delegierten Tſchitſcherin, als beide auf die Streitfrage de; Berhandlungsprogrammes zurückkommen wollten. In übrigen war ſowohl die italieniſche Eröffnungsrede wie auch die Rede des engliſchen Miniſterpräſidenten von einen offenkundigen Wohlwollen auch gegenüber Deuiſchland be⸗ feelt. Und wenn man darin auch keine beſondere Bevor zugung oder Gunſt zu ſehen braucht, ſo beweiſt es doch daß zwei der hauptſächlichſten Ententeſtaaten den eruſten Willen haben, auf dieſer Konferenz in der Löſung den wichtigen Wirtſchaftsfragen vorwärts zu kommen. Dar aus ergibt ſich wohl auf den erſten Eindruck, daß man au das Aktivkonto dieſer Konferenz immerhin Hoffuunger ſetzen darf. Aber weiter wird man mit ſeinen Erwartun⸗ zen auch nicht gehen dürfen. Denn den günſtigen Zeichen ie in der Eröffnungsſitzung bemerkbar geworden ſind tehen auch ungünſtige gegenüber, die auf die Eröffnungs zung bereits ihre Schatten geworfen haben und die den Ausblick in die nächſte Zukunft der Konferenz von Genn doch ſtark verdunkeln. 0 Zunächſt iſt es angebracht, nach dem Abſchluß der Er öffnungsſitzung feſtzuſtellen, daß die Vereinbarungen, zu zenen ſich Lloyd George in Boulogne mit Poincaré beren unden hat, in Genua als tatſächliche Grundlage dez handlungen bekräftigt worden ſind. Alſo kein Wori Aber die Reparationen, kein Wort über den Friedensver⸗ trag von Verſailles, kein Wort über die Abrüſtungen. Mi neſer Feſtſtellung muß man anerkennen, daß Frankreich in Bezug auf die Beſchränkung des Verhandlungspro⸗ amms ſeinen Willen in Genua durchgeſetzt hat. Für die onferenz ſelbſt bedeutet dieſe Einſchränkung von vorn⸗ ſerein eine Lähmung der poſitiven ſchaffenden Konſerenz⸗ zrbeit. Bekantlich haben die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Mitarbeit in Genug abgelehnt, weil ſie bei zem Widerſtande Frankreichs gegen die gemeinſchaftliche Beratung der wirklich brennenden erufragen ſich von der Konferenz keinen praktiſchen Erfolg verſprechen. Lloyd Beorge und De Fata haben trotzdem auch auf der Eröff⸗ kungskonferenz ein hoffnungsvolles Geſicht gezeigt, obgleich ze ſicher wußten, daß Barthou nach ihnen einen ſcharfen Trennungsſtrich zwiſchen den erlaubten und verbotenen Programmpunkten ziehen würde. Wie weit ſie dabei inner⸗ zich von ihrem Optimismus überzeugt waren, iſt eine au zere Frage. Das Buch Keittis über das kiedloſe Enron and wiederholte Ausſrrüche des engliſchen Mintiſterpraß⸗ denten, ſowie die ganze Anſchauungsweiſe in Italien uns England ſind Beweiſe dafür, daß man in dieſen Ländern in den Zronntsrezpflichrugen Deutſchlands auf Frund des Berſailler Vertrages und des Londoner Ultimatums dle Wurzel allen wirtſchaftlichen Uebels erkennt, und daß man duch ganz genau weiß, wie ſehr der Militarismus Frank⸗ zeichs ſich wie ein Bleigewicht an die verzweifelten Be⸗ mühungen hängt, die europäiſche Wirtſchaft wieder aufzu⸗ richten. Die Bank von England hat es uns ja ſchwarz anf veiß beſcheinigt, daß wir keinen Pfennig Kredit in der Welt haben, ſplange die Ausbeutungspolitik des Londoner ÜAltimatums an unſerem Marke zehrt. Wenn alſo Lloyd Heorge und De Facta in Genua ein hoffnungsfrohes Zächeln zeigten, ſo war es wohl mehr ein Diplomaten⸗ lächeln als ein Ausdruck innerer Ueberzeugung. f Aber hier liegt nicht die einzige Schwierigkeit. Die frau. zöſiſche Kontrollkommiſſion, die unter Barthous Führung in Genua erſchienen iſt, iſt ſchon am Eröffnungstage als eine Lähmung des fruchtbaren Schaffens⸗ und Arbeitswil⸗ lens in die Erſcheinung getreten. Daneben gab es aber auch ſchon leichte Exploſtonen, die deutlich auf das reichlich dorhandene Sprengpulver hinwieſen. Es iſt ungeheuer ſchwer, den ruſſiſchen Sowjet⸗Delegierten hinter die Maske zu ſchauen. Man weiß nicht, ob ſie im ſtillen Einverſtänd⸗ nis mit Frankreich der Konferenz das Lebenslicht ausblaſer wollen, oder ob aus ihnen der Haß gegen die Macht ſpricht die ihnen nicht nur Polen, ſondern auch ruſſiſche Generale mit weißer Garde auf den Hals gehetzt hat. Sicher iſt jedenfalls, daß zwiſchen Tſchitſcherin und dem franzöſiſcher Delegierten Barthou eine ſtarke elektriſche Spannung be. teht, die dauernd exploſionsgefährlich iſt. Sowzet⸗Rußlanz zat bis jetzt noch an jedem Verhandlungstiſch Angriffsluß iezeigt. Und die Möglichkeiten, die ihm die Beratungen u europätſcher Oeffentlichkeit boten, zur Propaganda aus⸗ zenutzt. Rußland hat auch kein Intereſſe daran, ſich von zen Wirtſchaftsſyndikaten einfangen zu laſſen, über die man m Genua vermutlich nähere Vorſchläge hören wird. Da⸗ zegen iſt Herr Tſchitſcherin offenbar von dem Willen beſeelt, einmal vor einem weltpolitiſchen Forum mit offenen und derſteckten Gegnern abzurechnen. Die deutſche Frage iſt in der Eröffnungsſitzung noch ganz im Hintergrunde geblieben. Dagegen hat der ruſſiſche Auftakt ſofort eine Kriſis herauf zeſchworen. Wenn ſie auch beigelegt wurde, ſo werden doch licher noch weitere folgen. f 1 87 Erhöhung der Kriegs beſchädigtenrenten. Berlin, 11. April. Wie die„Deutſche allgemeine Zeitung“ erfährt, geht dem Reichstag demnächſt ein Geſetzentwurf zu, zer eine Aenderung der Bezüge für Kriegsbeſchädigte und kriegshinterbliebene vorſieht. Kriegsbeſchädigte mit mehr ls 80 Prozent Erwerbsunfähigkeit ſollen monatlich 450 M. is zu 80 Prozent Erwerbsunfähigkeit 320 Mk. Teuerungs⸗ uſchuß erhalten. Für Kriegerwitwen beträgt der Teue⸗ zungszuſchuß 320 Mk., für Vollwaiſen 200 Mk., für eine zaterloſe Waiſe 160 Mk. monatlich. Außerdem ſoll jeder Schwerbeſchädigte, der für Kinder zu ſorgen hat, für jedes kind 100 Mk. erhalten. 6 e 5 Der Kampf um die Getreide⸗Umlage. In ihrer Antwort auf die Note der Reparationskommiſ⸗ ſon hat die Regierung auf die ungeheuren Teuerungsver⸗ zältniſſe und auf die wirtſchaftlichen Schwierigkeiten hinge⸗ vieſen, die ſich damit vor der nächſten deutſchen Zukunft auf⸗ ürmen. Auch Herr Dr. Wirth hat in Genua dieſes Themo inklingen laſſen. Die Kernfrage, auf die man dieſes Thema ngen kann, lautet kurz und bündig, wie ermöglicht mam zen Maſſen das tägliche Brot zu einigermaßen erſchwing⸗ zarem Preis. Dieſe Frage iſt heute, trotz aller Wichtigkeit zer Konferenz von Genua, ſo brennend wie je, und ſie erfor⸗ dert eine kurze Erörterung, weil der Reichs landbund, die Organiſation der brotſchaffenden Bevölkerung, einen Vor⸗ chlag macht, der aus den Schwierigkeiten heraushelfen ſoll. Es handelt ſich bei dieſer Brotfrage einmal um die Reichs⸗ giſchüſſe und zum andern um die Zwangsumlage von Brot⸗ zetreide. Durch die Reichszuſchüſſe hat uns die Entente be⸗ zanntlich einen Strich gemacht. Die Züſchüſſe ſind auf ihren Wunſch erheblich herabgeſetzt worden. Und ob ſie ſich in dem tenen Ernährungsjahr überhaupt noch aufrecht erhalten laſ⸗ en, iſt angeſichts der unverſöhnlichen Haltung der Entente⸗ zertreter mehr als zweifelhaft. Die Streichung der Zu⸗ chüſſe hat ſich denn auch ſchon in einer ſprunghaften Erhöh⸗ ung des Brotpreiſes bemerkbar gemacht. Wenn die Regie⸗ tung trotzdem den Brotpreis immer noch auf einer gewiſſen Stuſe zu halten vermag, ſo verdankt ſie das der getrekde⸗ dauenden Bevölkerung, die von ihrer Ernte einen gewiſſen Teil zu einem billigen Preiſe abliefern muß. Aus dieſen ſogenannten Umlage⸗ oder Kontingentsgetreide wird daz Markenbrot hergeſtellt, deſſen Preis der behördlichen Feſtſet zung unterliegt. Während die Regierung die Zuſchüſſe in⸗ ſolge des Drängens der Enbente mehr oder weniger ha preisgeben müſſen, hält ſie an dem Umlageverfahren noch feſt. Die Verhandlungen, die kürzlich von den Miniſtern der Länder in Berlin gepflogen worden ſind, haben zu den Beſchluß geführt, die Getreideumlage auch im kommenden Jabre aufrecht au erhalten. Auch der neu ern Auf Grund dieſes Spitzelberichtes Reich: Ertährungsminkſter hat dieſen Reſt der Zwängstvfrtſchaft in ſein Programm aufgenommen. Die Organiſationen der deutſchen Landwirtſchaft ſetzen ſich nun dagegen mit aller Entſchiedenheit zur Wehr. Sie weiſen darauf hin, daß ihnen die freie Wirtſchaft auf dem Gebiete des Brotgetreides in Ausſicht geſtellt worden ſei, und daß die Aufrechterhaltung der Getreideumlage die deutſche Landwirtſchaft mit einem Verluſt von 30 Milliarden Mark belaſte. Anſtelle der Um⸗ lage wird eine Brotzuſchußſteuer vorgeſchlagen, die von den käufern des markenfreien Brotes erhoben und mit deren Hilfe das Markenbrot billig gehalten werden ſoll. Es müßte unterſucht werden ob dieſer Vorſchlag techniſch durchführbar iſt. Iſt er es nicht, ſo müßte man auf andere Weiſe einen Ausweg verſuchen. Sicher iſt, daß ſowohl die Regiorung wie eine große Reichstagsmehrheit unter allen Umſtänden und aus politſchen Gründen für den Maſſen⸗ gerbrauch einen Brotpreis aufrecht erhalten will, der unter dem Marktpreis liegt. Ebenſo entſchboſſen ſcheinen die Land⸗ wirte zu ſein, das Umlageverfahren abzulehnen. Zwiſchen dieſen beiden Gegenſätzen darf es nicht zu einem offenen Fomflikt kommen. Die ſcharfen Spannungen, denen wir ent⸗ gegengehen, vertragen eine Belaſtung durch einen inneren Brotkrieg unter keinen Umſtänden. 1 Die Umſtellung der Eiſenbahn. Berlin, 16. April. Das Reichsverkehrsminiſterium zementiert entſchieden die Meldung, daß im Reichsver⸗ ſehrsminiſterium Neigung zur Umgeſtaltung der Eiſen⸗ zahn zu einem privatwirtſchaftlichen Betriebe beſtehe. Die Stelle im Reichsverkehrsminiſterium, die dieſes De⸗ menti in die Welt ſetzt, weiß anſcheinend nicht über die Vorgänge, die tatſächlich in einer Beſprechung im Reichs⸗ zerkehrsminiſterium erörtert wurden. 8 iſt in parla⸗ mentariſchen Kreiſen bekannt, daß gerade der Reichsver⸗ zehrsminiſter und einflußreiche Beamte im Reichsver⸗ tehrsminiſterium ſich mit allen Kräften gegen eine Um⸗ zeſtaltung der Eiſenbahn ſtellen und die Beibehaltung der Eiſenbahn als Staatsbeſitz befürworten. Dagegen ſt das letzte Wort noch nicht über das Gutachten des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie geſprochen wor⸗ den. Die Anregung, die in dieſem Gutachten gegeben wird, hat in der Regierung große Beachtung gefunden und der Reichskanzler und der Reichsfinanzminiſter nei⸗ zen ſtark dazu, die Umſtellung der Eiſenbahn zum pri⸗ datwirtſchaftlichen Betrieb zu befürworten. Im übrigen ſind bereits eingehende Berechnungen aufgeſtellt worden, in welcher Weiſe ſich die Eiſenbahn als priwatwirtſchaft⸗ licher Betrieb am beſten umſtellen ließe und wie es mög⸗ lich wäre, trotz dieſer Umſtellung, den Staat als Haupt⸗ aktionär gelten zu laſſen. 5 Eine neue Spitzelgeſchichte. München, 16. April. In einer Verſammlung Der bayeriſchen Mittelpartei berichtete Oberſt a. D. von Ay⸗ ander über eine neue Spitzelgeſchichte, in der der be⸗ kannte Staatskommiſſar für öffentliche Sicherheit Weiß. mann eine Rolle geſpielt habe. Am 8. Februar ſei in Stuttgart der für Frankreich Spitzeldienſte leiſtende Joſef Klein aus Düſſeldorf verhaftet worden. Dieſem Mann war ein Fragebogen des Düſſeldorfer Nachrichten ⸗ dienſtes der frz. Rheinl.⸗Kom. vorgelegt worden, worin er Auskunft geben ſollte über ein in Berlin erfundenes Schutzmittel gegen Giftgaſe, ſowie ob Oberſt Kylander an der Spitze einer Abteilung einer Geheimorganiſation ſtehe, die ein Monarchiſtenputſch herbeiführen wolle.— verlangte nun der Staatskommiſſar Weißmann, daß Oberſt Kylander von hieſigen bayeriſchen Behörden vernommen werde, was auch geſchehen ſei.— Oberſt von Xylander wies dieſe Be ſchuldigungen mit aller Entſchiedenheit zurück und ver⸗ langte, daß in das Protokoll aufgenommen würde, daf er mit Entrüſtung feſtſtellen müſſe, daß Weißmann die Mitteilungen eines franzöſiſchen Spitzels höher zu achten ſcheine, als das Wort eines deutſchen Offiziers. 1 8 — 5 Gütliche Löſung der oberſchleſiſchen Liquidationsverhandlungen in Genf. 5„ G⁴wenf, 13. April. Die heute erfolgte Einigung in der Liquidationsfrage be⸗ weiſt, daß es in letzter Stunde der deutſchen Abordnung ge⸗ lang, alle Forderungen durchzuſetzen, wie ſie die Wahrung der deutſchen Intereſſen und vor allem der Intereſſen den oberſchleſiſchen Bevölkerung für unumgänglich erachtete. Tat ſächlich hat das Abkommen dazu geführt. daß der polniſch⸗ Anspruch, in Oberſchleſten ebenſo uneingeſchränkt die Ligui dation vorzunehmen wie in Poſen und Weſtpreußen, falle: gelaſſen wurde. 8 Eine Liquidation findet nach dem getroffenen Abkommen vielmehr in gauz eng begrenztem Maße in der Großinduſtris und dem Grundbeſitz Anwendung und fällt im übrigen voll. kommen fort, ſodaß alles bewegliche Gut, Habe, Hausrat Kostbarkeiten, alle Rechte. Hypolſſeken, Aktien, Konzeſſione: uſw. wie der geſamte ſtädtiſche Grundbeſitz von jeder Ligni dation frei bleiben. Was die Liquidatjon bei der Großin duſtrie betrifft, ſo wird hier unter Großinduſtrie verſtanden Bergwerke, Hochöfen und Hüttenwerke, Breunſtoff⸗ u. Pul⸗ verfabriken uſw. 8 Als Großbeſitz im Sinne der Liquidation gelten Land züter von 100 oder mehr Hektar landwirtſchaftlicher Nutz Mit dieſer kurz ſkizzierten Löſung der ſchwierigen Ligui dationsfrage iſt eine Klarſtellung der Verhältniſſe erreicht die das deutſche Wirtſchaftsleben in Oberſchleſien von der Liquidation entweder überhaupt freiläßt, oder ſich für die Betroffenen in einer zeitlich und ſachlich durchaus erträg lichen Weiſe geſtaltet. Das Abkommen bedeutet damit ein. zöllia neue Situation gegenüber der ursprünglichen Stel lungnahme der polniſchen Regierung. b Die verſchobene Amneſtie⸗ a Berlin, 13. April. Seitens der Regierung war br Dſtern eine weitgehende politiſche Amneſtie in Ausſicht jenommen. Wie wir jedoch hören, hat ſie auf Einſpruch ührender Parlamentarier, die rechtzeitig von dieſer Ab icht unterrichtet wurden, davon abgeſehen, die Amneſtie zereits Oſtern zu erlaſſen, ſich jedoch freie Hand behalten ne Amneſtie nach Oſtern auszuſprechen. Man rechnet damit, daß etwa zu Pfingſten eine weitgehende Amneſtie zalitiſcher Verbrecher erfolgen wird. 1 n ——ñ rheitspoli⸗ Berlin. 14 e 8* Jes der Pelizeifrage hat Generel Vofket dig d in das Auswärtige Amt gerichtet. das die be Organiſation von 1913 fordert und die Länder a an um 25. Mai Vorſchläge einzureichen, die auf den m t Poligeleinbeiten auf den Stand von 1813 Binszielen 8 Antwortſchreiben der Reparation 0 kommiſſion. da 3 1 eee 5 Berlin, 14. 3 do Der deuiſchen Kriegslaſtenkommiſſion ist genen Rote der Keparationskommiſſion an den Reichs kun Wirth zugegangen, worin dieſelbe mit Bedauern aß die deutſche Regierung die hauptſächlichen 5 zon deuen die Kommiſſion die Bewilligung eines? zuſſchnbes an Deutſchland abhängig gemacht hal. iblehnt. Was den Punkt 1. anbelangt, ſo iſt die dnskommiſſion geneigt, im Jahre 1922 die Zablente 0 zeträchtlichen Teiles dieſer Ausgaben mit Hilſe eine villigen oder Zwangsanleihe in Betracht zu zie zar beſteht aber wenig Hoffnung, daß der Krebit chen Regierung bei ihrem eigenen Volke genüge zergeſtellt, iſt, um ihr die Durchführung freiwillig ſen zu ermöglichen. Die Kommiſſion bleibt daher m zaß eine ſofortige beträchtliche Er höhung der rn ü die im Steuerkompromiß in Bet Erhöhung im Intereſſe Deutſchlands ſelbſt um ſt. Hinſichtlich des zweiten Punktes ergibt ſich mit ein zaß jede Hoffnung für Deutſchland, im Aus la 2 jeihe von irgendwelcher Bedeutung aufzunehmen, Heiben wird, ſo lange Deutſchland nicht eine ſehr 5% Anſtrengung zur Wiederherſtellung des Gleichg ch des Haushalts gemacht hat. Die Kommiſſion win wegs, der deutſchen Regierung oder dem deutſcher eine unmögliche Aufgabe zu ſtellen, ſie fordert un t ammenwirken bei den notwendigſten Maßnahmen telle, derherſtellung der wirtſchaftlichen und finanz Deutſchlands. Aber eine ununmängliche Deding an derartiges Zuſammenwirken iſt die Beachtung trages von Verſailles. Wenn die in der Note einer Haltung aufrechterhalten wird, iſt jede weitere rund zwiſchen der Kommiſſion und der deutſchen Regien zar unmöglich Aber wenn die deutſche Regiernas ſſct ſieht, das Recht der Reparationskommiſſion, ihr ſcheidungen aufzuerlegen, zu beſtreiten, ſo iſt die u zereit, jede praktiſche Anregung zu prüfen, die von ſchen Regierung zur Löſung der Schwierigkeiten werden könnten. 1 Nach dem Temps hat die deutſche Regierung g Neparationskommiſſion mitteilen laſſen, daß ſie die zz don 18 051 079 Goldmark geleiſtet habe, die für den im Moratoriumaplan nuraeſenen waren. 1 Der Aufmarſch. Es wird wohl auf Drängen Frankreichs geſch liarden jährlich, noch die Finanzkontrolle an, u uns an„gutem Willen“ gebrüche, ſondern aa e wir nicht können. Ueber alles, was in ee Grenzen des Möglichen liegt, ſind wir bereit, deln. Einen rechten Sinn haben derartige Ber ö ja nicht, ſolange die Konferenz von Genug ae blem des Wiederaufbaues der eurvpäiſchen Wir zu einem vorläufigen Abſchluß gekommen zune ſich eben entſcheiden müſſen, ob die Reparationen ſich nur als eine Filiale des blindwütenden Pong betrachtet, oder ob ſie den Einwirkungen d Menſchenverſtandes, dem in Genua wieder Rechte verholſen werden ſoll, zugänglich iſt. Es ſo aus, als könnte der Ppincarismus leicht 8 europäiſche Abwehrfront ſtoßen, wenn. eparationskommiſſion als Werkzeug der Sang, l Genua mißbrauchen wollte. In der„plende e aber, in der glänzenden Vereinſamung hat ſich 7 nis franzöſiſcher Eitelkeit nach Anerkennung derung noch nie ſonderlich wohlgefühlt. en Und ſchon der erſte Tag der Genueſer Konſer mögliche Vereinſamung Frankreichs deutlich an. gemalt. Die Reden von Facta, Wirth, Lloyd 9 bei aller Verſchiedenheit der Ausdrucksform, einen Ton geſtimmt: Europa braucht Ruhe und einem und demfelben Störenfried dauernd zum platz zu dienen. Der Belgier machte zwar 7 beugung nach der franzöſtſchen Seite hinüber, f 0 l. aber doch ſehr lebhaft in den allgemeinen Wun 0n 15 freiung vom wirtſchaftlichen Druck ein. Barth erf a der Vertreter Frankreichs, konnte es ſich nicht cher vielleicht angeregt von Lloyd Georges humo ue f gleich mit dem Lärm knurrender und bellender geg Europa erfülle— gleich in ſeiner erſten Meda a N Beeinträchtigung der Rechte Frankreichs weil ö Barthou marſchtiert mit gebundenen Händen, er ſtreng ihm Meiſter Poincaré auf die Finger alt 55 1 nehmen weder die bewegliche Zuſatzſteuerlaſt 96 0 b 05 0 glaubte wohl gleich bei dieſer erſten Geleg mitſſen, daß er ſich an patriotiſchem Eiſer un ſchem Fanatismus von niemand übertreffen ain diplomatiſch war das aber nicht, denn der abe Diplomatenkunſt beſteht darin, ſeine Zeit weich können. Dieſe ewigen Verwahrungen Fraukt ad die Verletzung von„Rechten“, die noch nien ſich hat, geht Europa auf die Nerven. Das ſollte geh nug zeigen. Richtig waren es, wie wir ver, die Ruſſen, die erſtmals„Leben in die Gegen die Bedingungen von Cannes ſcheinen wenden zu wollen. Dagegen haben ſie keine 35 ſich das Odium des europäiſchen Störenfriede zu laſſen, wie es Briand in Waſhington ver dem er die ruſſiſchen„Millionenheere“ als rin die franzöſiſchen Rüſtungen binſellte. Tſchiiſchgk das recht geſchickt, indem er erklärte, unbedinghe die Konferenz mit der Frage der Abrüstung Man hätte meinen ſollen, wenn Frankrei über die ruſſiſchen„Milllonenheere“ beun hätte es mit Freuden zuſtimmen miüiſſen. A thou ging hoch wie das Teufelchen aus legte wieder ſeine„Verwhrung“ ein; da rmil Frankreichs auf ſeinen ſchwarz⸗weißen Neben 5 darf von der Konferenz nicht angetaſtet wer Der Vorſitzende Facta ſuchte ein Jo Fadens energiſch abzuſchneiden; Tſchitſcherin Nur Barthon wollte nicht Ruhe geben, F gerte ihm unter allgemeinem Beifall Begründung: wenn er den Ruſſen zu d 5 weiterreden laſſe, habe auch der Franzue Hier wurde alſo die„Gleichberechtiaun get un die 00 eln erſtmals aus dem bloßen Worte in die dieſe Umietzung wandte ſich ſogleich an EEE/ T S ne wenn die Reparationskommiſſton eine beſchleu 5 wort auf ihr letztes Diktat an die deutſche Regie,. erte. Poincars hätte die unbequeme Tatſache, 9 Konferenz von Genna, trotz ſeiner Sabotage zun i kreten iſt, vermutlich gern durch einen neuen Akt k Unterwürfigkeit wettgemacht. Wenn das die un 1 5 v ist ſie vereitelt worden. Die Antwortunote der a Regierung iſt beſſer und würdiger ausgefallen, n dach den Vorbereitungen dazu im Reichstag 0 durfte. Das Erfreulichſte iſt, daß ſie ſich von 0 deit und Zweideutelei frei hält, und ehrlich e 8 als 5 e ede beanſoruht bat, ſcheint es daber mit de albert dect ad er, Nranreeſb. W er rs b i ent ſeder der bisherigen Konferenzen für fi F werden zu wollen. Llond George wurd 0 Ausſicht in ſo gute Laune verſetzt, daß er 5 reithähnen, Tſchitſcherin und Barthon, väterli⸗ 1 Adem er Barthou recht gab, Tſchitſcherin abe Deine Zeit ugen zugwinkerte: Freundchen, warte nur al prob kommt ſpäter. Man jollte mit den Wirtſchafks 2— Rur einmal richtig aufangen, meinte Lloyd Ge Zur Abrüſtung könne man ſich dann immer noch Hir lauche—— wenn man recht Brau- und frerßſg ärbelke doch noch eicht eines Tags der Goldonkel aus Amerik⸗ der gd auf der Konferenz auf! Schon vorher hatte en nſerenz die anmutige Aufgabe geſtellt: wie einj Genneſe Chriſtoph Columbus Amerika für Eu habe, ſo jetzt Europa für Amerika neu 81 dieſe zuredete, 5 Fan gie d etlich iſt die gute Laune und der Tatem er dennen laß 0 3 . 3 * et We de Georges kein Flackerfeuer, das, wie ſo oß Lach blendenden Anfängen raſch in ſich zufſammen Wie i Fa auf dem Wiener Kongreß, ſo werden ſich auc Rieſenkonferenz von Genua alsbald Parteien um kauen“ giden. Man glaubt ſchon die Grundlinien zu er kbelnehn uf der einen Seite Frankreich, gereizt, gekränkt der dd. mit dem kleinen Muß⸗Bruder Belgien au Ullem 5 Auf der anderen Seite England und Italien, i iuverſtändnis mit den Ruſſen, die Deutſchen als 1 080 wartend im Hintergrund, die ganze Grupp aner on des inoffizien anwefenden Uncle Sam. Di nor erbindkich lächelnd auf Horchpoſten. Es wär an der Kleinen Entente, den Randſtaaten, um banalen“, Stellung zu nehmen, dann könnte— di. 5 Die wird— es kann nicht oft genug be en, und u gercht in öffentlicher Schauſtellung geleiſte e 2086 1 nichts wäre verkehrter als daraus, daß de * ich für uns Deutſche nicht gerade unfreundlich bat, bereits auf guten Erfolg in unſerem Sinn 8 len. Das Drum und Dran des erſten Auß Sgeſtattet wohl allerlei Nückſchlüſſe auf vorherr wartend mmungen, beweiſt aber noch nichts für die zz den Arbeitsergebniſſe. Ehe ſich da ſichere Frücht⸗ . aſſen, wird wohl noch geraume Zeit vergehen. Die Fortdauer des Lügenfeldzuges 5 gegen Deutſchland. 5 den gehäſſigſten Feinden Deutſchlands gehören die 5 Im Lügen marſchieren ſie mit Frankreich und te zan der Spitze. In der belgiſchen Kammer g ern der Miniſter des Aeußern aus: Es iſt nich daß wir Gewalt angewendet haben, um Deutſch⸗ im Zahlen zu zwingen. 5 den Friedensvertrag unterzeichnet batte, ſein⸗ n ſhloſen Kriege geleugnet und ſich erſt zum Zahlen Ger ach nachdem wir ihm gezeigt haben, daß hinten Wi igkeit unſerer Sache nötigenfalls die Mach erpfl 15 ſtehen nicht einem Volke gegenüber, das ſein⸗ far dran 2570 4 59 6 910 Deutſchland denkt heute „wie es die Ergebni ee allen kann. Um 1 ee e e nicht Sanftmut, ker * 48 herſtel ſere Sicherheit garantie⸗ 8 ſind die beiden Pflichten, denen ſich keine fran; Regierung entziehen kann. Er hoffe, daß der iieiſtand der Alliierten uns niemals fehlen wird. daham Augenblick leiſtet Deutſchland der Repara⸗ ummiſſion Widerſtand und ſucht die Alliierten zu nent z Geſtern haben wir im Rheinland ein Doku⸗ das dchlagnahmi⸗ das eine Beleidigung und eine Her⸗ 9 1. 0 für unſere belgiſchen Freunde und ihren Man In Deutſchland bis nach Elſaß⸗Lothringen eine ſogenannte Erklärung der drei Verbrecher George und Poincaré verteilt, die ihre hre Verbrechen, eingeſtehen, nämlich die Ver⸗ Friedensvertrags. Das iſt ſtark. 5 Bismarck im Geſpräch. . D. Ernſt von Dryan der.. eben entnehmen nachfolgende Abſätze den ſo erſchtenenen„Erinnerungen aus meinen Vel von D. Ernſt von Dryander(Verlag vor leelbagen und Klaſing). Sie geben ein überau Ge ndiges Bild von der Art, wie Bismarck in prächen mit den ihm Naheſtehenden ver Fboehrte, und vertiefen ſo das Verſtändnis unſere, 0 De Bismarck⸗Brieſe. zbachte ich ud dieſer Tage, wie auch ſonſt andere Abende ch ein klein n wohl im Hauſe des Fürſten zu. Da fand runden Tiſcter Kreis zuſammen. Man ſaß um den großen Fürſt lag ſeitwärts auf der Chaiſelongu⸗ ung, um, wenn das Geſpräch ihn zu inter zin dasſelbe einzugreifen und es alsdann eplauder, in dem er unübertrefflich Mei digen Mitteilungen zu beherrſchen. Ar 850. April 1885 kam u. a. die Rede au nichts a Wortes:„Wir Deutſche fürchten Got egenſtä auf der Welt.“ Es wurden die unglaub m e herumgezeigt, die, als Geburtstags. in den bach das Wort verewigten. Gläſer, Kra uucuch, Pantoff koſchiedenſten Formen mit eingewebten a1 überzuckertele* mit der betreffenden Stickerei, Torten Zechen mehr 7 erſicherung der Furchtloſigkeit und der Leſonderes den Er habe ſich, ſagte der Fürſt, gar nichts zus ochen h acht, als er im Reichstag das Wor und na Es ſei ihm durchaus ſelbſtverſtänd i 0 laſſen, brich gekommen, und er habe ſich nicht träu, t ſelten Wusdderans ein Schlagwort entſtehen würde bei denen e einige Liſt angewandt, um ſolche Mate⸗ 5 1508 auf ſeine Beteiligung rechnen konnte g Holsten Pn namentlich beſaß ſeinerzeit der Ge Schilde hierin eine beſondere Kunſt, die zu den 8 erungen aus dem Leben des Reichskanz wigkeit Am er einſt auf ſeine 48er Erlebniſſe, auf beit, mit der er die Reiterattacken der Schön dend geübt batte, und weiterhin auf Die be zeherrſchte, wurde in jenen Stunden nichts laut. Deutſchland hat, nach kühmle Szene im Vereinigken Landkäge, ö der jung Deichhauptmann von Schönhauſen dem Gegner das Wor zurief, ſeines Wiſſens hätten die Völker im Jahre 1813 nicht um die Verfaſſung, ſondern für die Freiheit des Va⸗ terlandes gekämpft. Von gewaltigem Lärm unterbrochen zog er in ſtoiſcher Ruhe auf der Rednertribüne die Zeitung zus der Taſche und begann zu leſen, was die Gegner natür⸗ lich in höchſten Zorn verſetzte.„Aber Otto“, habe auf dem Nachhauſewege ein ihm verwandter Abgeordneter geſagt „wie konnteſt du die Menſchen ſo brüskieren!“„Sehen Sie“, fügte der Reichskanzler hinzu,„der war Artillerie offizier und hätte, ohne mit den Wimpern zu zucken, ein Schanze geſtürmt. Aber Zivilcourage— die hatte er nicht“. Auch auf Kaiſer Wilhelm, den von ihm heiß ge liebten, wandte der Fürſt das Wort an: die volle Kraft der Zivilcourage ſei dem Könige erſt gekommen, als mar chm an die Militärreorganiſation, die er„gründlich ode dielmehr gründlicher als alle anderen verſtand“, ans Por ſepee getaſtet habe. 1 Wehmütig war die letzt Abendmahlsfeier in den Ta zen der Entlaſſung am 2. März 1890 mit dem Text. ſpruch:„In der Welt habt ir Anaſt, aber ſeid getroſt, ick zabe die Welt überwunden.“ Ich habe auch an jenem Übend den Eindruck innerer Größe vom Kanzler empfan zen. Von der böſen Stimmung, die nachmalig ihn ſo 5 i einem gütigen, rührenden Kuß, gegen den nur Tyras eim zum Glück unwirkſame Oppoſition erhob, wurde ich ent aſſen. Glücklicherweiſe entdeckte ich die Spuren jener Op. zoſition des Reichsbundes, der in meiner Herabneigung zu dem auf dem Sofa liegenden und mich an ſich ziehenden Fürſten einen Attentatsverſuch geargwöhnt hatte, erſt zu Haus, wo ich feſtſtellte, daß ein Teil meines Anzugs nu: aoch in Fetzen an mir herunterhing. 5 Ich unterlaſſe es, auf einzelne Unterredungen übe! 5 Hriſtliche und kirchliche Gegenſtände zu kommen; auch üben die Frage, die mehrfach ventiliert worden iſt, ob der al, dernde Fürſt ein anderes Verhältnis zur chriſtlichen Wahr geit gehabt habe, als es in den Tagen der Jugend der Fal war, ich möchte, ſo ausgedrückt, trotz Keyſerlingks Erzäh⸗ zung es nicht glauben, will ich mir kein Urteil anmaßen Meine letzten Eindrücke vom Kanzler habe ich in Fried tichsruh empfangen. Ich ſolle mich, hatte die Fürſtin mit zeſchrieben, nach meinen Beichtkindern umſehen, und ich traf für dies Unternehmen inſofern einen großen und be deutſamen Augenblick, als zwei Tage vorher das von un allen erſehnte Ereignis eingetreten war: der Kaiſer hatt ſeinen Kanzler aufgeſucht. Wie bedeutſam waren die Ge ſpräche, die damals bei Tiſch herüber und hinüber flogen und das Echo jener Begegnung, von der wir alle Große; erhofften, nachklingen ließen. Dennoch lag eine Wolke tie fer Wehmut über dem Ganzen. In Sturm und Regen machte ich mit Dr. Chryſander einen weiten Spaziergant in den Sachſenwald. Dort hatte kurz vorher ein Wind bruch in den mächtigen und herrlichen Buchen gewütet und die Rieſenſtämme wie Spazierhölzer über der Wurzel ab geknickt und durcheinander geworfen.„Ich kann den Für ſten nicht hierherführen“, ſagte mein Begleiter,„ſolch ein Anblick bricht ihm das Herz.“ Etwas von dieſen Herz ſchmerzen empfand man, wenn man die deutſche Rieſen⸗ eiche, die mit ihrem dichten Dache das Reich uns ſchirmte zum Sturz gerichtet vor ſich ſah. Ein zweites Mal fuhr ich mit den Prinzenerziehern, vor allem dem General vor Deines, und mit Genehmigung des Kaiſers von Plön aus nach Friedrichsruh herüber, um dem Fürſten die Bitt. vorzutragen, den Kronprinzen Wilhelm mit uns dor empfangen zu wollen. Er ſagte die Gewährung der Bitt ſofort auf das freundlichſte zu und erkundigte ſich auf daß eingehendſte nach den Charakteranlagen des jugendlicher Prinzen, über die ich ihm Gutes und Erfreuliches berichten konnte. Es wurde jedoch ausgemacht, daß noch der bevor ſtehende Geburtstag am 1. April abgewartet werden ſolle um feſtzuſtellen, wie der Fürſt ihn aushalten werde. Mi dieſem Beſcheid mußte ich zurückkehren, nachdem ich mii dem Fürſten und der Familie bis tief in die Nacht oder dielmehr den Morgen hinein beieinandergeſeſſen und mich endlich übermüdungshalber beurlaubt hatte. Unvergeß⸗ lich iſt mir, wie an jenem Abend Bismarck und der Gene raladjutant Graf Lehndorff, beide Tränen in den Augen, tundenlang ihre Erinnerungen an den alten Kaiſer aus. kauſchten.„Und wenn ich ihm die Stiefel putzen ſollte, ich möchte ihm nur dienen können“— ſagte Lehndorff. Abe noch ehe der in Ausſicht genommene Beſuch zur Ausfüh⸗ cung kam, legte eine höhere Hand ihr Veto ein, der Tod, Wir Plöner haben es immer als eine ſchmerzliche Fügung detrachtet, daß es unſerem Kronprinzen nicht mehr ver⸗ gönnt geweſen iſt, in einem Alter, in dem er großen und dedeutenden Eindrücken beſonders offen ſtand und ſie zu dewahren wohl befähigt war, dem Erbauer des Deutſchen Reiches, der mit gewaltiger Fauſt die feſten Formen zu⸗ ammengeſchweißt hatte, an deren Ausbau einſt der junge Fürſtenſohn weiter mitzuwirken beſtimmt war, die Hand zu reichen. Er ſollte, ſo meinten wir, dem Fürſten der Eindruck zurücklaſſen, daß ſein Werk einmal einer tüchtigen band werde anvertraut werden. Er ſollte auch ſeinerſeits den unvergeßlichen Eindruck dieſes großen und mächtigen Auges und eine lebendige Verbindung der alten und neuen geit dadurch mitnehmen. Es war zu ſpät! Mir ſelbſ leibt die Erinnerung an den größten Deutſchen, den das Paterland ſeit Luther bervorgebracht hat, ein Lebensbeſitz) Kriegsopfer und Teuerung. Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteikneh⸗ ner und Kriegerhinterbliebenen ſchreibt uns: Auf Grund eines Beſchluſſes des für die Erledigune jer Verſorgungsangelegenheiten der Kriegsbeſchädigten uni kriegerhinterbliebenen eingeſetzten 19. Ausſchuſſes des Reichstages iſt die Reichsregierung beauftragt, mit tunlich⸗ ter Beſchleunigung dem Reichsrat und dem Reichstag einen Beſetzentwurf vorzulegen, durch den die Frage der An rſſung der Rentenbezüge der Kriegsbeſchädigten und Krie ſerhinterbliebenen an die Teuerungsverhältniſſe geregel verden ſoll. Im Reichsarbeitsminiſterium haben mit der am Reichsausſchuß der Kriegsbeſchädigten⸗ und Kriegshim erbliebenen⸗Fürſorge vertretenen Spitzenorganiſationer us jetzt mehrere Verhandlungen ſtattgefunden, ohne daß ei zu einer Uebereinſtimmung der Meinungen der Vertrete; der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen und den Bertreter der Reichsregierung gekommen iſt. Die Ver, treter des Reichsbundes und der übrigen Organiſationen — 5 daran feſt, daß der Ausgleich der Teuerung bei alle: orgungsberechtiaten geſchaffen werden müſſe Die Auf faffung des Reichsarbeitsminiſtertums iſt dagegen, nur fol ⸗ chen Verſorgungsberechtigten einen Teuerungszuſchuß zu gewähren, die ganz oder vorwiegend zur Beſtreitung ihres Lebensunterhalts auf die Rentenbezüge angewieſen ſind. Es hat auch dieſen Grundſatz mit Wirkung vom Monat Ok- tober v. J. dadurch durchgeführt, daß gegen den Widerſpruch der Verſorgungsberechtigten nur ſolchen Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen Teuerungszuſchüſſe gewährt werden, die nicht im Erwerbsleben ſtehen oder nur ein Ein⸗ kommen haben, das die Höchſtſätze der Erwerbsloſenunter⸗ ſtützung um nicht mehr als„ überſchreitet. Dadurch werden fämtliche Kriegerwitwen und Kriegsbeſchädigte, die im Intereſſe der Sicherſtellung ihrer Familie einem Erwerd nachgehen, ſchwer benachteiligt. Das Verlangen, ſämtliche Verſorgungsgebührniſſe an die Teuerung anzupaſſen, geht klar aus den Vorſchriften des Reichsverſorgungsgeſetzes fſelbſt hervor, das ja erſt ſeit kurzer Zeit gegenber den Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen Anwendung findet. Dort iſt im§ 87 ein klarer Rechtsanſpruch auf Ausgleich der Teuerung gegeben, denn dieſer ſchreibt vor, daß„zur Anpaſſung an die Veränderungen der allgemeinen Wirtſchaftslage eine veränderliche Teuerungszulage“ zu den nach dem Reichswerſorgungsgeſetz zu zahlenden Gebühr⸗ niſſen zu gewähren iſt. Das Reichsarbeitsminiſterium ſelhſt hat dieſe klare Geſetzesvorſchrift durch die Ausführungsbe⸗ ſtimmungen ſelbſt noch aus dem Geſetz herausgehoben, indem es beſtimmt hat,„auf die Teuerungszulage beſteht ein An⸗ ſpruch“. Schon nach dieſen Beſtimmungen ſollte ſich auch das Reichsarbeitsminiſterium verpflichtet halten, die ſich ſelbſt gegebenen Vorſchriften nicht zu verletzen. ö Es wird nun manchmal von Kreiſen, die wenig oder gar keinen Einblick in die Lage der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen haben, eingewendet, daß 3. B. ein Kriegsbeſchädigter, der eine erhebliche Schädigſung ſeiner Geſundheit oder körperlichen Unverſehrtheit erlitten hat, dem Erwerb ja genau ſo nachgehe und genau ſoviel ver⸗ diene, wie ein anderer. Daß dies aber nur auf Koſten der Geſundheit des Kriegsbeſchädigten ſelbſt geſchehen kann und er ſich dadurch als innerlich Kranker in der Regel ſeine Le⸗ benszeit ſelbſt verkürzt, wird in vielen Fällen nicht berück⸗ ſichtigt. Das Reichsverſorgungsgeſetz hat deshalb auch be⸗ ſtimmt daß nicht nur wegen der wirtſchaftlichen, ſondern auch wegen der geſundheitlichen Folgen einer Dienſtbeſchä⸗ digung Anſpruch auf Verſorgung beſteht(§ 1 des Reichsver ſorgungsgeſetzes). Es bedeutet eine klare Verletzung des Reichsverſorgungsgeſetzes, wenn zu den Verſorgungs⸗ gebührniſſen, die nur oder vorwiegend wegen der geſund⸗ heitlichen Schädigung gewährt werden, eine an die ver⸗ änderten Teuerungsverhältniſſe angepaßte Teuerungs⸗ zulage nicht gewährt wird. Nicht nur auf Grund der wäh⸗ rend des Krieges und nach demſelben in der feierlichſten Weiſe gegebenen Verſprechungen verlangen die Opfer des Krieges die Einlöſung des ihnen gegebenen Wortes, ſon⸗ dern insbeſondere deshalb, weil ſie einen klaren und un ⸗ zweideutigen Rechtsanſpruch darauf haben. Die Oeffentlichkeit kümmert ſich um das Schickſal der Opfer des Kreiges mit jedem Tage weniger. Je mehr ſich der Krieg ſelbſt der Vergangenheit anſchließt, und je mehr ſich die aus dem Ausgang des Krieges dem deutſchen Volk kuferlegten Verpflichtungen bemerkbar machen, deſto meh verſucht man, die Kriegsopfer auf dem Weg der allgemeinen Wohlfahrtspflege abzudrängen. Das Reichsarbeitsmini ſterium hat noch das Seine dazu beigetragen, um die Oef fentlichkeit durchaus einſeitig über die Lage der Kriegs beſchädigten und Kriegerhinterbliebenen zu unterrichten. Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilneh mer und Kriegerhinterbliebenen hat angeſichts der Notlage in der ſich die Opfer des Krieges befinden, von Regierun und Parlament verlangt, die gegenwärtigen Rentenbezüg⸗ um 100 Proz. zu erhöhen und darüber hinaus in den Fällen in denen mit dieſer Verdoppelung der Rentenbezüge nog nicht ausreichend geſorgt iſt, beſondere Zuſchüſſe zu gewäh ren. Dieſe Forderung muß man als das Mindeſte deſſez anerkennen, was angeſichts der herrſchenden Verhältniſſt abſolut notwendig iſt; denn die Renten der Kriegsbeſchäd ten und Kriegerhinterbliebenen bleiben gegenwärtig m wenigen Ausnahmen weit hinter den Höchſtſätzen der En werbsloſenunterſtützung zurück. b 1 3 3 4 Soziales. Das Ergebnis der Angeſtelltenverſicherungswahlen. Nach dem nun endgültig vorliegenden Ergebnis, hatte ſich die weitaus größte Mehrheit der Angeſtellten für die Erhaltung der Augeſtelltenverſicherung ausgeſprochen. Das Ergebnis verteilt ſich prozentual auf die einzelnen Verbände und Wahlgemeinſchaften wie folgt: 2 5. Deutſchnationaler Handlungsgehilfenverband 36,5 Prog.; Verband weiblicher Handels- und Büroangeſtellten 2,5 Proz., 8 übrige Gedag⸗Verbände 4,8 Proz. Die Gedag⸗Verbände zählen zuſammen alſo 43,8 Proz. Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten 23,7 Proz.; die übri⸗ zen Hauptausſchußverbände 4,2 Proz. f f Der Hauptausſchuß zuſammen mit 71,7 Proz. inne. Afabund 22,7 Proz.; Wilde 5,6 Proz. Gewählt wurden usgeſamt 3490 Vertrauensleute und 6964 Erſatzleute. e ö eee eee Tagung zer badiſchen Lehrer. Karlsruhe, 13. April, In der dritten geſchloſſenen Bertreterverſammlung des Bad. Lehrervereins behandelte Hauptlehrer Wohlfahrt⸗Pleutersbach das Thema„Die Kuk⸗ furaufgaben des Volksſtaates und die Landſchule“. Der Reöner ging von der Tatſache aus, daß 30 Prozent aller inder den Bildungsweg durch die Volksſchule nehmen und daß deshalb dieſe Schulart im Mittelpunkt der Kultur. beſtrebungen des Volksſtaates ſtehen muß. Das Landkind ei etwas ſtiefmütterlich behandelt worden von Pädagogik, Pſychologie und Methodik der neueren Zeit und bedürfe iner beſonderen Aufmerkſamkeit. Die Forderungen aus zieſen Tatſachen verdichteten ſich zu Leitſätzen, welche din änſtimmige Annah. der Verſammlung fanden. en Annahme fanden auch folgende Entſchlie⸗ ngen: ö 5 1. Der Bad. Lehrerverein bekennt ſich aufs Neue zur Simultanſchule, d', fekt 1876 in Baden durchgeführt iſt und ullen Bekenntniſſen und Weltanſchauungen gerecht zu wer⸗ den vermag. Er erwartet mit Zuverſicht die Beibehaltung der bewährten Simultanſchule bei der kommenden Umge⸗ ſtaltung des badiſchen Schulgeſetzes. 8 f 2. Der Bad. Lehrerverein fordert erneut die Einrichtun eines Landeslehrerrates und bedauert es aufs Tiefſte, da Baden das in der Reichsverfaſſung verheißene Recht der Mitbeteiligung der Lehrerſchaft an der Verwaltung durch inen Landeslehrerrat noch nicht zur Tat werden ließ. 3. Die Vertreterverſammlung beauftragt den Vorſtand, deim Deutſchen Lehrerverein als unſerer Reichsgewerk⸗ ſchaft, dafür einzutreten, daß das Reichspenſionsgeſeß ent⸗ ſprechend den früher geltenden günſtigeren Beſtimmungen der füddeutſchen Staaten verbeſſert und daß das 1919/0 a Zwangspenſionären begangene Unrecht beſeitigt werde. 4. Der Bad. Lehrerverein bedauert, daß die vom Unter, richtsminiſterium aufgenommenen Lehrplanarbeiten nicht ſi gefördert worden ſind, daß mit Beginn des neuen Schul- lahrs ein neuer Lehrplan in Kraft treten konnte und er⸗ wartet, daß dieſe Arbeiten in der Richtung des von uns zufgeſtellten Lehrplanvorſchlages recht bald zum Abſchluß gebracht werden. Die Mitgliederverſammlung erſucht, bis zur Inkraftſetzung eines neuen Lehrplans durch eine Ueben gangs verordnung in einzelnen Fächern eine ttefung eintreten zu laſſen. a 5 N Die Forderung über Ueberſtunden, Ortsklaſſen, Ab⸗ chaffung der Wirtſchaftsbeihilfen und Schaffung von Wirt⸗ ſchaftszonen wurden gutgeheißen.—— Nachdrücklich ver⸗ wahrte ſich die Mitgliederverſammlung dagegen, daß bei ter Schaffung von Schulaufſichtsſtellen politiſche Geſichts⸗ dunkte maßgebend ſeien. vas dem Kinde die größtmögliche Förderung verſpricht, darf bei der Beſetzung von Schulauſſichtsſtellen aus ſchlag zebend ſein. 7 . Prof. Dr. Guenther⸗Freiburg bat in einer kurzen An prache um Förderung ſeiner heimatkundlichen Beſtrebun⸗ Fenn. 5 a Nach Erſchöpfung der umfangreichen Tagesordnüng rich kete der Vorſitzende, Hauptlehrer Hofheinz, herzliche Dan⸗ kesworte an den Ortsausſchuß, das Unterrichtsminiſterium die Stadtverwaltung, ſowie an alle, die zum Gelingen der Tagung beigetragen hatten. Die Abſchiedsworte des, ſäch⸗ kſchen Miniſters a. D. Dr. Seyfert wurden mit ſtarkem Beifall aufgenommen ö N25 Baden und Nachbarſtaaten. * Der Erzbergermordprozeß. a Offenburg, 15. April. Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, findet der Erzbergermordprozeß als letzter Fal der nächſten Schwurgerichtsverhandlungen ſtatt. Dieſe be⸗ ginnen am Montag, den 8. Mai. Als Termin für den Erz bergermordprozeß rechnet ingn etwa Mitte Ma. 25. f 5 3 1 * Mingolsheim, bei Bruchſal, 15. April. Der neue Pächter der Wirtſchaft zum„Eugel“, Paul Uhl, hat heute nacht den bisherigen Pächter Weber erſchoſſen. Der Täteꝛ iſt verhaftet. ** Raſtatt, 15. April. Der Bürgerausſchuß hat nac langwieriger Sitzung di⸗ Beſoldungsordnung der ſtädtiſcher Beamten und Angeſtellten angenommen. Die Erhöhungen der Teusrungszuſchläge werden nach dem Muſter de Reiches vorgenommen. n Gernsbach(Murgtal), 15. April. Anläßlich des in Raſtatt am 16. und 17. Mai abzuhaltenden Verbandstages des Badiſchen Gaſtwirteverbandes findet hier am 18. Ma eine Fach⸗Ausſtellung für das Gaſtwirtsgewerbe ſtatt. Dil Ausſtellung ſoll in der Hauptſache Kochkunſt Metzgerei und Backwaren, Kellerei und Küchenartikel, Wirtſchafts⸗ und Haushaltungsgegenſtände, Dekorationen und Spezialartike! umfaſſen. 8 1 1 2 —* Billingen, 10. April. Eine Plenarverſammlung der Handelskammer befaßte ſich mit der Frage der Handelskam⸗ merreform und hat dabei eine zur paritätiſchen Zuſammen⸗ ſetzung der Handelskammer führende Reform entſchieden abgelehnt. Als Mitglied des Finanzgerichts wählte die Rammer Fabrikanten Bruno Lauble. Der Herausgabe ge ⸗ meinſamer Mi“»ilungen der oberbadiſchen Handelskam⸗ mern, die unter der Bezeichnung„Oberbadiſches Wirtſchafts⸗ blatt“ erſcheinen ſollen, ſtimmte die Verſammluna zu. e Waldshut, 14. April. Dieſer Tage gelang in Stüttt⸗ zart die Verhaftung der beiden Gauner, die der Hirſchen⸗ wirtin in Bechtersbohl unter falſchen Angaben 10000 Mark erſchwindelt hatten, gleichfalls unter der Maske eines Kri⸗ ninalbeamten, in Konſtanz vor einiger Zeit mehrere Tau⸗ end Schweizer, Stumpen beſchlagnahmt. Zu dem Reiſenden Franz Lerchenfeld und einem Georg Vögle hat ſich nun auch in 27jähriger Techniker Anton Reichach aus dem Oberamt r Die Verhandlungen im Metallarbeiterſtreik geſcheiterk. ** Heidelberg, 13. April. Die zweitägigen Verhandlun⸗ zen zwiſchen der ſüddeutſchen Gruppe des Geſamtverbandet Deutſcher Metallinduſtrieller und dem Metallarbeiterver⸗ dand, die hier unter dem Vorſitz des Reichsarbeitsminiſter⸗ Dr. Brauns ſtattfanden, ſind erfolglos verlaufen. N Weinheim, 13. April. Die Baumblüte an der Berg⸗ kraße iſt noch ſehr zurück. Das rauhe, unfreundliche, naß⸗ kalte Wetter hemmte ſie in iherer weiteren Entwicklung. Im norigen Jahre ſtand in den erſten Apriltagen ſchon alles in voller Blütenpracht und Ausgang April gab es ſchon rote ſkirſchen auf den Bäumen zu ſehen. Jetzt mach Einzug der warmen Witterung wird aber das Blühen nicht mehr lange nuf ſich warten laſſen. * Bruchſaal, 13. April. Unſere Stadt wird im Juni der Mittelpunkt großer Feſtlichkeiten ſein. Der Verein„Ba⸗ diſche Heimat“ hat ſeine diesjährige Landestagung anläßlich des am 18. Juni ſtattfindenden 200 jährigen Schloßfubiläums in unſere Stadt verlegt. Am gleichen Tage findet auch der berühmte Sommertagszug ſtatt, dem eine hiſtoriſche Schloß⸗ fubiläumsgruppe angegliedert werden wird. Es wird für Beſucher der Feſtlichkeiten, die drei Tage dauern und im großen Stile vor ſich gehen werden, zu empfehlen ſein, ſick jetzt ſchon für Unterkunft umzuſehen, Verkehrsverein und Badiſche Heimat“ geben jede gewünſchte nähere Auskunft ** Bonndorf, 13. April. Die Gemeinde erlöſte für unge⸗ fähr 1500 Feſtmeter Nutzholz, das durch den Waldbeſitzerver⸗ band verkauft wurde, rund 4 Millionen Mark. Der Auf⸗ ſchlag auf den Landesgrundpreis beträgt 1000 Prozent. J Nicht was einer Partei, ſondern — — führt. Lokales. Keckenheim, 18. April. Die Arbeitszeit bei der Giſenbahn. Wie Berliner Blätter melden, haben die Verhandlungen über das Arbeitszeitgeſetz bei der Eiſenbahn, die in den letzten Tagen zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſterium und den Spitzenorganiſationen ſtattgefunden haben, bis auf einen Punkt zur Einigung geführt. Strittig ift nur noch die Frage der Zustimmung der Perſonalvertretungen zum An⸗ ſetzen längerer Dienſtſchichten. Die Verhandlungen wurden um mehrere Tage verſchoben. Die neue Gütertariferhöhung. Amtlich wird gemeldet: Die ſeit dem 1. April ds. Js. in Kraft befind⸗ lichen Tarife der Reichsbahn waren nach den in der erſten Märzhälfte geltenden Materialprelſen und nach den mit den Organiſationen des Perſonals Anfang März verein⸗ barten Gehältern und Löhnen bemeſſen. Seit dieſer Zeit find die Materialpreiſe ſtark angewachſen; ſo iſt beiſpiels⸗ weiſe die Tonne Stabeiſen und die Tonne Schienen von 7500 Mk. Anfang März auf rund 10000 Mk., d. h. um 33 Prozent, 1 Kubikmeter Kiefernholz von 2400 Mk. auf 3400 Mk., d. h. um rund 42 Prozent, 1 Kilogramm Kupferblech von 100 Mk. auf 117 Mk. geſtiegen. Die vom Reichstag vor kurzem beſchloſſene Erhöhung der Be⸗ züge der Beamten und die entſprechende Aufbeſſerung der Löhne der Arbeiter und Angeſtellten erfordert ein Mehr⸗ aufwand von rund 4 Milliarden Mark. Insgeſamt be⸗ laftien die ſachlichen und perſönlichen Mehrausgaben den Haushalt der Reichsbahn mit rund 15 Milliarden Mark. Zum Ausgleich ſt die Reichsbahn genötigt, erneut die Tarife zu erhöhen. Volt einer Steigerung der Perſonen⸗ tartfe wird abgeſehen: dagegen werden die Güter⸗,Tier⸗ u. Ex⸗ preßgut⸗Tarife zum 1. Mai erneut um 20 Prozent der ſeit dem 1. April ds. Js. geltenden Tarife erhöht. Die Erſparnis⸗ maßnahmen der Reichsbahn(ſowohl in den perſönlichen wie in den ſächlichen Koſten) werden unvermindert fortge⸗ Sie ſind bei der neuen Berechnung der Mehraus⸗ gaben bereits berückſichtigt. neue kirchliche Gesetze und Verordnungen. In den neueſten evang. Kirchl. Veordnungsblättern find die kürzlich von der Landesſpnode beſchloſſenen Geſetze über den kirch⸗ lichen Haushalt 1921/22, über die Dienſtbezüge, Zuruhe⸗ ſetzung, Ruheſtandsbezüge und Hinterbliebenenverſorgung der Geiſtlichen, ſowie über die Aufwandsentſchädigung der Abgeordneten zur Synode verkündet vorbehaltlich der ſtaat⸗ lichen Genehmigung; hinſichtlich des beſchloſſenen Teuerungs⸗ zuſchlags zu den Ruheſtandsbezügen konnte ſie zur Zeit nicht in Ausſicht geſtellt werden.— Ferner hat die Oder⸗ kirchenbehörde eine neue Pfarrkandidatenordnung erlaſſen und den neuen Lehrplan für den Religionsuntericht an den Höheren Schulen ausgegeben. Aus dem evang. Kirchendienk. Aus dem Kirchendienſt wurde entlaſſen: auf ſeinen Antrag Pfarr⸗ verwalter Lic. Georg Wünſch in Meßkirch zum Zweck des Uebertritts in die akademiſche Laufbahn in Marburg, ferner Pfarrer Ludwig Scheu in Neckarburken und Stadtvikar Dr. Bruno Lenz in Pforzheim.— Zur Beſetzung ſind aus⸗ geſchrieben die Pfarreien Kieſebronn, von Gölerſches Patronat (Ternaverfahren) und Fahrenbach(Gemeindewahl). * Pyſtlogernde Sendungen. Wie von zuſtändiger Seite nitgeteilt wird, wird von der Bevölkerung noch vielfach überſehen, daß für poſtlagernde Sendungen einſchl. der ge⸗ vöhnlichen Brieſſendungen eine Gebühr von 50 Pfg. für die UHufbewahrung zuſammen mit der Beförderungsgebühr zu intrichten iſt. Es gereicht dies dem Empfänger oder dem Auftraggeber der Sendung zum Schaden, da für ſolche un⸗ mreichend freigemachte Sendungen das Doppelte des Fehl⸗ zetrages nacherhoben wird. 5 2 * Sternſchnuppen. In der Zeit vom 19. bis 23. Apri⸗ werden wieder die mit dem Kometen von 1861 zuſammen⸗ hängenden Lyridenmeteore zu beobachten ſein. Ihre Er⸗ ſcheinung wird diesmal wenig vom Mondlicht beeinträchtig⸗ ein, da der Mond zu dieſer Zeit im Abnehmen begriffen iſt Der Radiationspunkt, d. h., die Gegend, aus der die Meteor t kommen ſcheinen, liegt in der Nähe der Sternbilder der Leier. Die Sternſchnuppen werden am beſten zwiſchen Mit⸗ iernacht und Mondaufgang zu beobachten ſein. *Die Eiſenbahuräte. Nach einem Beſchluß des Reichs⸗ tats werden aus den bisher vereinigten Bezirkseiſenbahnrä⸗ en für Baden und Württemberg zwei beſondere Eiſenbahn⸗ täte mit dem Sitz in Karlsruhe und Stuttgart gebildet. Die Zahl der Mitglieder des Reichseiſenbahnrats iſt auf 50 75 5 Der Bezirk Karlsruhe entſendet dazu drei Mitglieder. 1 8 — N 3 J hat die Mannſchaft verdient geſiegt, wenn vielleich 1 Landwirtſchaftliches. Düngemittelbelieferung. Im Monat waren die Anlieferungen von Thomasmehl, wie landw. Hauptgenoſſenſchaft Karlsruhe mitteilt, 9 mäßig befriedigend. Eine größere Anzahl Wagg ſo ſehr begehrten Düngemittels konnten der bad wirtſchaft zugeführt werden. Nach wie vor ese ö großer Mangel an Salpeterſorten, insbeſondere ff 8 ſalpeter. Schwefelſaures Ammoniak und Kalkft. fordern lange Lieferfriſten. Außerordentlich bedaue es, daß die Preiſe von Monat zu Monat in gehen. Thomasmehl wurde ab 1. April von auf Mk. 16 50 für das Kiloprozent zitr. lösliche phorſäure erhöht. Der Preis bleibt zunächſt bis 3 1 1922 gleich. Die Preiſe für Thomasmehl werben dem bekannten Modus von Vierteljahr zu Viertel der Grundlage der Getreidepreiſe neu geregelt. Due ſtoffpreiſe ſind am 5. März und neuerdings mit N ab 4. April erhöht worden. Die Kainit⸗ und ſalzpreiſe ſind ab 1. April um 4,4% geſtiegen,; am 20. März eine erhebliche Preiserhöhung voraus war. Es iſt nicht verwunderlich, daß die Preife fü wirtſchaftliche Erzeugniſſe ebenfalls hoch ſind. Sport und Spiel. 1 ben Fußballvgg. Seckenheim— Spog Prag Stuttgal g b In ſchmuckem Treß traten ſich obige Gegner gehen 1 Seckenheim komplett, Prag mit 2 Mann Erſch g 1 Na dem herkömmlichen Begrüßungsakt begann das Spie 15 dem Anſtoß der Einheimiſchen, die auch in den ere daß nuten die Gäſte bedrängen können. Doch bald weicht Einſchnürung ein forſches und energiſches Spa Seckenheim nichts gleiches entgegenſetzen kann. We 69.0 don Gäſte mitunter ſehr ſcharf ſpielten, ſo muß man do 10 die vornehme Spielweſſe anerkennen. Beſonders die erſte zeigte deren überragendes Können. 11 ſchöne Kopfſpiel, mit deſſen Hilfe die Gäſte auch hoh, gut meiſtern konnten, waren hervorſtzchende Giger gen 1 Daneben war das Verſtändnis und hiermit das Se ſpiel gut ausgebildet. Die Leute zeigten alle gute ue ſchnittsleiſtungen. Ueberragend war das Spiel des 00. rechten Läufers, der das beſte Spiel auf dem dae Im Sturme iſt der Mittelſtürmer nebſt Rechtsaut erwähnen. Die Hintermannſchaft hatte bei dem loſen Spiel der einheimiſchen Stürmerreihe, mit de W tiſch guten Verteidigungsſpiel immer Grfolg. 0 ein Ehrentor für den Gaſtgeber reif geweſen wäre hierzu war das Stürmerſpiel zu zerfahren, es fehlen der Einheitlichkeit, man bemerkte bei allem ung 0 Drängen keinen einheitlichen Plan, der dieſen Ange grunde lag. Auch die Läuferreihe ließ es öfters mu nötigen Unterſtützung, mit Ausnahme des Mittel vermiſſen. Die Verteidigung zeigte ſich in der erſten den Angriffen nicht vollkommen gewachſen. Da ſelbſt zeigte in der erſten Hälfte die Ueberlegen Gäfte, die zweimal erfolgreich find. Gegen E zweiten Spielhälfte kommt Seckenheim mehr auf, wieſen ſich die Angriffe der Gäſte weit gefährlicher. a a ter! Wochenſpielplan des Nationalthenl Mittwoch, 19. April: Sch. V. 6, kein Karten eg „Wilhelm Tell“. Anfang 3 Uhr. B 41, mittlere „Der Barbier von Sevilla“. Anfang 7½ Uhr t Donnerstag, 20. April: V. V. 28, 23. Polksvon 0 „Die Troerinnen',(Theatergemeinde d. B. V. B. 3020 Anfang 8 Uhr. WI! Freitag, 21. April: B 42, mittlere Preiſe,„Der? ſchütz“. Anfang 7 1 mittl Samstag, 22. April: A. M. 44,(außer Miete) Preiſe,„Wilhelm Tell“. Anfang s Uhr.% 50% Anf 11 Uhre 23. April: C 43, hohe Preiſe,„Die 0 nfang r. N Montag, 24. April: A 42, mittlere Preiſe. Zum erſtel „Die Kaſſette“(Sp.: Voigt). Anfang 7 Uhr. 15 Neunes Theater im Roſeugarten. 75 7% Mittwoch, 19. April: 9. Volksvorſtellung:„Der 6 11 0 1 i uhr(Theatergemeinde d. B. V. B. 29013025) 5% 2 Uhr. 3 Samstag, 22. April:„Der Vetter aus Dinh 10 Anfang 8 Uhr.. 0 Sonntag, 23. April:„Der Störenfried“ 7½ Uhr. g ** Druck und Verlag: Frau g. Immermann Wiwe., dame enunnmmacbungon. Ansichtskarten Die Feſtſtellung und Erhebung der für das . andwerkskammerbeiträge ahr 1922 betr. Auf die im bad. Geſetz⸗ und Verordnungsblatt 1922 No. 13, S. 47—49 abgedruckte 5 des Miniſteriums des Innern vom 17. II. 1 5 1 er obigen Betreffs wird hiermit hingewieſen. Wortlaut dieſer Verordnung kann binnen 14 Tagen während der Dienſtſtunden auf den Bürgermeiſter⸗ und den Stabhalterämtern des Bezirks eingeſehen werden. Mannheim, den 7. April 1922. Bad. Bezirksamt— Abteilung V.— Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. g Die Badetage werden ab ſofort wie folgt feſt⸗ geſetzt: Preuags von 1—8 Uhr für Frauen Samstags von 1—8 Uhr für Männer Sonntags vorm. von 6—9 Ahr für Männer. Seckenheim, den 12. April 1922. Gemeinderat: Koch. Morgen Mittwoch, den 19. d. Mts.— 5 bei der Kohlenhandlung Emil Seitz, Neckarſtraße die e altungen mit der Nr. 1101 bis 1300 gegen bee e des Abſchnittes 15 des Kohlenausweiſes je 2 Ztr. Union⸗Briketts zum Preiſe von 46.70 Mk. per Zentner. Uhr vorm. ſtatt. Bürgermeiſteramt. Die Verteilung findet in der Zeit von 8—11 ſtets zu haben in der Druckeref Zimmermann ſcheinen. Danksagung. Vom Grabe unserer nun in Gott ruhenden lieben Mutter zurückgekehrt, sprechen wir allen denen, die der lieben Entschlafenen die letzte Ehre erwiesen haben, unseren besten Dank aus. Be- sonderen Dank für die vielen Kranz- und Blumenspenden. Seckenheim, den 18. April 1922. Georg Volk nebst Angehörigen. 2 Sammel⸗Anzeige nur für Miiglieder der Landw. Ein und Verkauſsgeuoſſenſchaſt. Morgen früh von 8 Uhr ab werden im Lager Frühkartoffel ausgegeben, auch für Mitglieder die keine beſtellt haben. „Sängerbund“ Seckenheim. (Gegründet 1865). Morgen Abend punkt 8 Ayr Geſamt⸗ Probe. Wegen des bevorſtehenden Konzerts iſt es Pflicht jedes Sängers, pünktlich zu er⸗ Der Vorſtand. 8 Femelnl. Süll- U. Onargenoſsenſchaft G. m. b.. geckenheim G. 5 Mittwoch, den 19. d. M., abends S Ahr im Rathaus Zimmer 4 . borftands⸗ ul Aulſſictarals-ölgung. agesordnung: 1. Eingänge. 2. Erbbauvertrag. 3. Baufragen. 4. Verſchiedenes. Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen wird gebeten. Der NVorſ. d. Auffichts rates. , rbelterradlabrerperelm 50 l Seckenheim. ü Einladung. i Henle Abend 8 Ahr u Mitglieder-Versamm im Lokal„Deutſcher Hof“. en in 0 Es iſt Pflicht aller Sports gene gef 5 Verſammlung zu erſcheinen. Der 1 An Galena geben ſowie klebt, ſeimt, g 3-4 ö lk. ichrüben] Sa. Erhältlic Seefisehe“„ verkaufen.(b 3 g Frisch eingetroffen: Tuiſenſtraße 62. aha Kabliaun p. fd. Mk. 12.— r 8 e Schellfiſche. Pfd. Ak. 10.— e 4. Habt ſowie friſche Landbutter. enn: Peter Sehladt r, Wörth- und Schnabelstraße. eee, Sauerkraut Karl Raufelder. ee, ee, Cee ee f 3 Zeus ammeneαπ .—— ̃— 2 Cc C An 13 Niederlage bel Germania- Droß Fr. Wagner Nachf. lub. W I— Die Schnelligkel f gen