Fankteichs deu, 85 Morgeny watch bees men.“ um in Neanerwer begab ſich die Geſellſchaft ins „ Frau hre 8 Abvnnementspveis: Won lich 23. — Mk. ausſchl. Inſtelungsgebühr.— täglich mit Ke der Lonn⸗ melsteramte T Seckenheim., Jqwesheim. r... c 0 ſleckarhausen und Edingen. N Jahrg 9 57 Dusch die Boſt bezogen pro Bel 67469 5 Erſcheint . und Feiertage. Freitag, 9. Juni 1922 Inſerationspreic: Die ein Reklame 10.— Fernſprecher 16. Puſtſcheckkonto! Karlsruhe 19819. Schriftleiter t G. G. Haderlein andlungen. arationskommiſſion. . Sekretariat des Wiedergut⸗ es übergab der Preſſe folgende Mit⸗ hat das Anleihekomitee Nach Studium der Frage einer äuße⸗ s ihm durch die Wiedergut⸗ anvertraut worden iſt. Ehe das Y. hält es inde zungsausſchuß zu fr. chlungs⸗ ſind, in dem nitee für ſeine ngen vorge⸗ BVer⸗ 0(ſelbſtverſtändlich ohne irgendwie * keit des Ausſchuſſes zu beeinträchtigen kreiſtetze, die Möglichkeit von Löſungen ins ie die Abänderung der obigen Arrange⸗ n 7. Juni hat der Wiedergutmachungsaus⸗ Anlei g 0 ungleieko mite folgende Antwort 2 etwas . 5 s enthalte, zuſam Beleg 0 niſche I Del mu it im Namen des Auleihe⸗ der Wiedergutmachung mitzuteilen, daß in e ffigie früh ſtattſand, folgende Entſtheidung ge⸗ Die Anſicht des Ansſchuſſes iſt die, daß Komitees nicht ſo aufgefaßt werden ſoll, was dem eutgegenſtände, end eine der zur Ausgabe kommenden utſchland Mitt itig ſei und das könne, u: S ren, daß er anderseits davon Komitce dies mit der nötigen Impr 85 Lage Stellung in der Attleihefrage. . Paris, 8. Juni. reſſe wirft im Auſchluß au die ge⸗ ihrer Tnſtruktion( verfucht, aus dieſer Erkl FFFCFCFFCCCCCCCCCCCCC— b ſtrigen Ereigniſſe in den Anleiheberhandrungen die Frage auf, ob der 2 in Anbetracht des Umſtandes, das Fraukreic t auf der geſtrigen Antwort der Reparationskommiſſion fehle, ſich entſchließen werde, die Verhandlungen fortzuſetzen oder ob mit einer Vertagung gerechuet werben muß. nanzkommiſſion die Erklarung abgegeben, er hoffe, daß die Verhandlungen über die internationale Anleihe ihren Fortgang nehmen werden, obwohl man in der letzten Zeit nicht mit einem Erfolg rechnen kounte. Man hatte vielfach klärung des Miniſterpräſidenten, die geſtern abend nach Abfaſſung der Antwort an das Anleihe⸗ komitee erfolgte, den Schluß zu ziehen, daß mit einer Ver⸗ tagung der Anleiheverhandlungen gerechnet werden müſſe. Andererfeits verſuchen aber die Blätter, die Frage ſo zu stellen, daß nunmehr die Verantwortung für den weiteren Verlauf der Verhandlun en, nicht bei Fraukreich, ſondern bei Amerika liege. Man iſt dabei von der Grundlage aus⸗ gegangen, daß Frankreich, das jetzt jeder Zeit gegen die Verwirklichung einer Reduzferung ber dentſchen Repara⸗ tionsſchuld ſein Veto einlegen könne, ſeinen Widerſtand daun aufgeben werde. Wenn es für ſein Entgegenkommen Deutſchland gegenüber von ſeinen caaenen Anleihelaſten in gleichem Umfang befreit werde. Der„Matin“ ſchreibt heute darüber: Wenn man einen neuen Rabatt von Frankreich verlange, ſo müſſe man ihn jedenfalls zu verſtehen geben, daß ſeine eigenen Schulden gegenüber Amerika und Eng⸗ land herabgeſetzt oder geſtrichen werden müſſe. Das ſei aber nicht der Fall. Daan kommt noch, daß Frankreich ge⸗ genwärtig die Frage der interallfierten Schulden nicht auf⸗ werfen kann. Frankreich wiſſe ſehr wohl, daß vor den ame⸗ rikaniſchen Wahlen, die im nüchſten Oktober ſtattfinden, die Regierung von Washington nur mit einer ſormellen Er⸗ klärung antworten wird. In gleicher Weiſe ſchreibt das „Echo de Paris“ Ju Wirklichkeit liegt die Löſung dieſer Frage nicht in Paris, ſondern in Newyork. Der Konflikt verhält ſich ſo, daß die amerikaniſchen Finanzleute mit der Streichung der interalliierten Kriegsſchulden einverſtanden ſind, daß aber die republikaniſche Partei darauf Rückſicht nimmt, daß ſie den früheren Soldaten Entſchädigung ver⸗ ſprochen haben, deren Deckung aus der Bezahlung der in⸗ teralliierten Schulden verrechnet werden ſoll. Wenn Wa⸗ ſhiungton eine Löſung zu dieſer Frage finde, ſo könnten Deutſchlands Schulden guf 72 Milliarden Goldmark herab⸗ geſetzt werden und die Schwierigkeiten, die ſich heute immer noch zeigen, würden nicht mehr exiſtieren. Das„Echo de Paris meldet noch dazu, daß die franzöſiſche Kom miſſion, die mit Amerika über die Regelung der Schulden Frankreichs verhandeln ſoll, nunmehr endlich bereit ſei, ihre Reiſe nach Amerika, die ſie bisher aufgeſchoben hatte, anzutreten. Weiterſteigen der Indexziffer. Berlin, 9. Juni. Die Steigerung der Lebenshal⸗ kungskoſten iſt im Monat Mai weiter fortgeſchritten. Die vom Statiſtiſchen Reichsamt auf Grund der Erhe⸗ bungen über den Aufwand für Ernährung, Wohnung, Heizung und Beleuchtung für eine fünfköpfige Familie berechnete Inderziffer für die Lebenshaltungskoſten iſt im Durchſchnitt im Monat Mai auf 3 462 geſtiegen. Das bedeutet gegenüber dem Vormonat eine Steigerung von neun Prozent. e Der Papſt erkrankt. Paris, 9. Juni. Nach einer Meldung der„Daily Mail“ iſt der Papſt erkrankt. Der fortwährende Auf⸗ enthalt im Vatikan ſoll ſeinem Geſundheitszuſtand ſchädlich ſein. 14 85 Poincars hat geſtern vor der Fi⸗ paltige Petttzeile 3.—Ml. k. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Seckeuheim 7 —. 5 Zur Schuldfrage. 2 Unter dem Vorſitz von Profeſſor W. Reukerſkjöld⸗ Upfala trat in Stockholm die Konferenz der internatio⸗ nalen Kommiſſion zur Unterſuchung der Kriegsurſachen zuſammen. Vertreten ſind Holland, Norwegen, die Schweiz und Schweden. 8 N . ee ee Der Erzbergerprozeß(Nachmittagsfitzung). Offenburg, 7. Juni.(Drahtbericht). Zu Begiun der Nachmittagsſitzung verlas der Vorſitzende einen Brief, den Schulz an ſeine Mutter geſchrieben hat. Er bemerkte darin, es gehe ihm finanziell gut und es werde ihm jetzt möglich ſein Geld nach Hauſe zu ſchicken. Er erinnerte ſeine Mut⸗ ter daran, daß jetzt die Landtagswahlen bevorſtünden und riet ſeinen Angehörigen Deutſch⸗National zu wählen. Er kenne viele Abgeordnete dieſer Partei, die für die Klein⸗ rentner einttäten. Sie ſollen nicht liberale Volkspartei wählen, weil das die Partei der Kapitaliſten ſei und nicht demokratiſch, denn das ſei die Partei der Juden. Er be⸗ merkte dann noch in dem Briefe, wenn ſeine Mutter an ihn ſchreiben wollte, ſo ſolle ſie das unter der Adreſſe Killinger tun. 8 Der Angeklagte v. Killinger bemerkt dazu, davon wiſſe er nichts. Zuerſt ſollte als Zeugin Frau Erzberhe Tnommen werden. Sie ließ ſich aber durch Krankheit entſchuldigen Als erſter Zeuge wurde deshalb Reichstagsabg. Diez⸗Radolß zell vernommen, der am 26. Auguſt 1921 in Griesbach ange; kommen war, um mit Erzberger zuſammenzutreffen. Di 55— 7 55 eine Schilderung der Vorgänge vor und nach Ordta 2 Straße von Griesbach zuerſt zwei junge Männer ihnen . folgten, ſie dann überholten und, als ſie umgekehrt waren, wieder hinter ihnen gingen. Plötzlich ſeien die beiden vor ſie geſprungen und gaben mehrere Schüſſe ab. Von einem dieſer Schüſſe wurde Diez getroffen und ohnmächtig. Als er wieder zu ſich gekommen war, ſuchte er Blutſpuren ſol⸗ gend nach Ersberger und fand ihn tot. Hoch oben am Weg⸗ rand ſtanden die beiden Männer. Dann eilte er fort, um Hilfe zu holen. 0 N Als nächſte Zeugen wurden die Landwirte Panther und Huber vernommen, die in unmittelbarer Nähe der Mord⸗ ſtelle mit Heuen beſchäftigt waren. Als ſie die Schüſſe hör ten, glaubten ſie es handle ſich um Wilderer. Sie gingen in der Richtung der Schüſſe und fanden Erzberger tot auf. Huber erkannte in dem Toten Erzberger. 4 Weiter wird vernommen, Amtmann Dr. Liermaun. der 1921 beim Amtsgericht in Oberkirch tätig war und erſten Maßnahmen nach dem Mord leitete. Er berichtete darüber ausführlich. Auf die Frage des Verteidigers, war⸗ um nach dem Mord nicht ſofort der Bahnhof Oppenau ge⸗ ſperrt worden ſei, erklärte der Zeuge, er habe anfänglich gar nicht genügend Polizei zur Verfügung gehabt. 22 Bezirksarzt Sartori in Oberkirch gibt einen Bericht von J der Sektion der Leiche. Ueber die 4 Poe Erzbergers erklärte er, Erzberger ſei Todeskandidat gewe⸗ ſen; er habe an Arterienverkalkung gelitten und ein do lt ſo großes Herz gehabt, wie andere normale Menſchen Sechs von den acht auf Erzberger abgegebenen Schüſſen ſeien tödlich geweſen und zwar jeder einzelne der ſechs Schüſſe habe den Tod herbeiführen müſſen. 1 Nach einer kurzen, unweſentlichen Zeugenvernahme eines Polizeibeamten, wird die Weiterbergrung auf Don⸗ nerstag vormittag 9 Uhr vertagt. i dude Adoptivtochter. urtſetzu Roman von H. Courths⸗Mahler. 1(Nachdruck verboten.) rend K u die ſprühenden Raketen in der wunder⸗ daß Claudine beta Sommerabends aufflogen, während Menſchen über das glänzende Schau⸗ zwiſchen zwei jungen Menſchen⸗ e herüber und hinüber.——— großen Saal das Souper einzuneh⸗ befand ſich zwischen der Jugend am aſel. Ih“ Tiſchherr war ein blon⸗ 50 Referendar Holler, der viel im iſe verkehrte. Bettta hatte ſich ſchon Ut ihm unterhalten. Er war im⸗ ſreundlich zu ihr geweſen, und ſie er ſich in nächſter Zeit mit einer Dame verloben wollte. Deshalb ſehr angenehm, und ſie unter⸗ e ihre 1 mit ihm. f nbefangenhei 1 geſtört, 519 9 erheblich durch 8 der anderen Seite 1 erüberſahen. f mit gehörte Leutnant Frenſen, der lehenden Blicken in Verlegenheit ügenpaar ſaß in Herbert Fren⸗ ſen Augen lag ein leiſes be⸗ 5 51 nd ein warmen Glanz. on kam unden Blicken nicht immer ausw ei⸗ Spiel. Jung die Röte in ihrem Geſicht Dabei ſah ſie ſchöner aus ne viel bewundernde Worte ſelche Aealſchalterin zu hören, zumal man 125 rte der alten Dame Freude mach⸗ i war fro 9, als die Tafel. aufgehoben 0 V die jungen Herren freuen ſich ſchon darauf, mit wurde. Man zog ſich für eine Weile plaudernd in die Nebenräume zurück oder promenierte noch ein wenig auf der Terraſſe, bis der Saal für den Tanz geräumt war. Als aber drinnen im Saal die Muſik erklang, war alles, was jung und tanzfähig war, auf dem Poſten. Frau Claudine ſaß mit einigen älteren Damen im Muſtkſaal am Kamin. Britta ſuchte ihren Platz hin⸗ ter ihrem Seſſel. Da wandte ſich die alte Dame lä⸗ chelnd nach ihr um n „Kind, was willſt du denn hier? Du gehörſt hin⸗ über in den Saal zu der tanzluſtigen Jugend.“ Britta ſah verlegen aus. „Wenn Sie mir geſtatten würden, hier zu blei⸗ ben, wäre ich Ihnen ſehr dankbar, gnädige Frau.“ Frau Claudine wandte ſich lächelnd an Frau Dr. Frenſen. f a Frau Dr. Trenſen lachte. „Ach— das iſt nur Pflichtgefühl. Fräulein Britta wird ſchon gern dabei ſein, wenn Sie es erlauben. Oder tanzen Sie wirklich nicht gern, Kindchen?“ Britta errötete lächelnd. „Ich tanze ſehr gern, gnädige Frau, aber— ich möchte keinen der Herren in Verlegenheit bringen. Ich vergeſſe nicht, in welcher Stellung ich mich hier im Hguſe befinde.“ 1 f „Seien Sie doch nicht töricht, Kindchen. Ich wette, einer tanzen— na— und ſo reizenden jungen Dame zu mancher alter Herr auch.“ ö Frau Claudine nickte lächelnd. „Das glaube ich auch.“. Aber ich möchte meine Pflichten nicht vernachläſſi⸗ gen.“. 8 Frau Claudine freute ſich an Brittas Anmut, an ihrer ſtolz beſcheidenen Haltung.. »Du kannſft mich drüben im Saal vertreten, dann kann ich hier in Ruhe plaudern. Außerdem fehlt es an Tänzerinnen. Alſo vertritt mich fleißig beim Tan⸗ zen. 5 5 i * 0 en 9 8 5 0 g Da küßte ihr Britta die Hand und ging mit zö. No. 132 Er teilt mit, daß auf dem Spaziergang auf der gernden Schritten in den Saal hinüber. Wohl war ihr nicht dabei. ten zu müſſen, daß der eine oder der andere von den Herren ſie aus Mitleid zu einem Tanz aufforderte. Lie⸗ ber wollte ſie gar nicht tanzen. Man duldete ſie doch nur Frau Steinbrecht zu Gefallen. die liebenswürdige Haberfrau mit ſüß küchelndem Mund und kalten, ſtechenden Augen durch die Alume zu ver⸗ ſtehen gegeben.“ Britta hatte aber die Saaltür noch nich: erreicht, 90 ſchon ihr Tiſchherr, Referendar Haller, auf ſie zn⸗ rat. „Mein gnädiges Fräulein, ich habe Sie ſchon über⸗ all geſucht. Dieſer Tanz gehört mir, Ihrem Tiſchherrn.“ 9 5 den Arm um ſie legend, führte er ſie im Tanz ahin. a Haller tanzte vorzüglich. Die Luſt am Tanzen er⸗ faßte Britta, und ſie gab ſich dem ſeltenen Vergnügen mit Freuden hin. Viele Augen ruhten auf der gra⸗ ziöſen Tänzerin. Und kaum hatte Haller ſie aus den Armen gelaſſen, da ſtand ſchon Hauptmann Görger vor ihr und bat um einen Tanz. Als ſie mit ihm den Saal durchflog, ſah ſie Herbert an einer Säule ſtehen. Seine Augen begegneten den ihren mit einem ſeltſamen Ausdruck. Sie wurde glühend rot unter dieſem Blick. Gleich darauf tanzte Theo Frenſen mit Frau Mi⸗ chels ur vorüber und warf ihr einen feurigen, bit⸗ tenden Blick zu. a Häßlichem und ſeufzte ein wenig. Hauptmann Görger glaubte, ſie ſei ermüdet, und Es verletzte ihren Stolz, darauf war⸗ Das hatte ihr heuie Sie ſchloß die Augen wie vor etwas pauſierte, ſich lebhaft mit ihr unterhaltend und ſie voll Bewunderung betrachtend. i Als der näcßſte Tanz begann— die Muſik ſpielte den Fledermauswalzer— kam Leutnant Frenſen auf Britta zu, um ſie zu engagieren. Sie bemerkte es zu ſpät, um noch entfliehen zu können, und wünſchte ſich weit weg. Was für ein widerſinniger Zwang war das durfte! * „ 8 doch, daß ſie dieſen Menſchen nicht ein des a rzen laſſen 1 9 8— Vormittagsſezung. 3 8 f Offenburg, 8. Juni. Zn Beginn der heutigen Vormittagsſitzung des Schwur⸗ gerichts gab der Gerichtschemtker Dr. Popp aus Frankfurt am Main, der vor allem das am Tatort gefundene Blut um: terſucht hatte, ein Gutachten ab, das im weſentlichen mit den Darlegungen des Besirksarztes von Oberkirch, die in der Miktwoch⸗Sitzung gemacht wurden, übereinſtimmte. Darauf wurde eine größere Reihe von Zeugen vernom⸗ men, die über die Täter und ihr Ausſehen Ausſagen ma⸗ chen ſollten. Einer dieſer Zeugen erzählte, wie er mit ſei⸗ nem Wagen vom Kniebis gekommen ſei und wie er auf der Kniebisſtraße etwa um 11 Uhr vorm. zwei Herren begeg⸗ nete, von denen einer eine Landkarte in der Hand trug. Er traf dann ſpäter auch zwei ältere Herren, von denen er einen ſpäter als den Abg. Diez erkannte. Auf dem Wege von der Alexanderſchanze bis Griesbach iſt er ſonſt niemandem be⸗ gegnet. Weiter wurde ein Straßenwart vernommen, der an dem fraglichen Tag an der Kniebisſtraße gearbeitet hat. Er ſah die beiden jungen Herren und hörte ſpäter die Schüſſe. Er gibt an, er habe ſchnell hintereinander acht Schüſſe und dann noch zwei Schüſſe fallen hören. Ferner befanden ſich unter den Zeugen einige Holzarbeiter, die über die Weg⸗ verhältniſſe ausſagten und die unter Mordverdacht ſteben⸗ den Schulz und Tilleſſen geſehen haben. Auch Eiſenbahn⸗ inſpektor Jung aus Ludwigshafen wurde vernommen, der am 25. Auguſt in Oppenau mit ſeinem Sohne ankam und im Gaſthaus zum„Hirſchen“ ein Zimmer genommen. hatte. Das Abendeſſen nahm er mit zwei jungen Herren ein, die am gleichen Tiſche ſaßen. Nach ſeiner Beſchreivung dürften es Schulz und Tilleſſen geweſen ſein. e Als weitere Zeugin wird Frau Spinner ans Oppenau vernommen. Sie ſagte u. a. aus: Ich habe ewei junge Leute etwa um 4 Uhr vom Berg herunterkommen ſehen. Den größeren habe ich nicht betrachtet. Der Kleine, den ich be⸗ obachtete, trug Sportanzug und Spbrtſtrümpfe. Auf dem Arm trug er einen Mantel. Ich habe nicht wit ihin geſpro⸗ chen. Ich nahm an, daß die beiden zuſammengehörten. Der Kleine war ſehr aufgeregt. Ich wußte damals noch nichts von dem Morde. Trotzdem ſagte ich mir, warum dieſer Menſch wohl ſo aufgeregt ſei. Die Beiden kamen von der Zuflucht herunter. 8 8 Zeuge Poſthote Joſef Huber aus Oppenau: Ich ſchaute aus dem Fenſter und ſprach mit Frau Huber über den Mord. Dann kamen zu junge Leute, die ein ſehr ver⸗ ſtörtes Ausſehen hatten. ie miüſſen anſcheinend von un⸗ ſerer Unterhaltung geb! Als ein Mädchen aus dem Hauſe lief, ſah ſich c. Lon ihnen um. Ueber den Ge⸗ ſichtsausdruck der Beiden kann ich nichts ſagen. Sie trugen Touriſtenkleidung.. a Kriminaloberinſpeklor? Unterſuchung führte, erzs heit am Tatorte von den L: Der Vorſitzen de boſprech an de ausſagen und m⸗ 7 führungen über den Weg, den die der Tat Verdächtigen bei ihrer Rückkehr von der Zuflucht nae) Oppenau genommen haben, müſſen. 6 Kriminaloberinſpektor Haslacher äußekte ſich ergänzend über Einzelheiten des Tatoxtes.— Gegen 12 Uhr trat die Mittagspauſe ein. Der Vorſitzende machte bekannt, daß am Freitag die Lokalermine ſtattfinden werden. Außer dem Gerichtshof und den Geſchworeven nehmen an den Lolal⸗ terminen der Angeklagte und ſeine Verteidiger teil. 8 h An der Nachmittagsſitzung. iſt zunächſt Landgerichtsrat Eggler vernommen worden, der als Unterſuchungsrichter unmittelbar nach der Tat die er⸗ ſten Unterſuchungen vorgenommen hat.— Dr. Popp wird nochmals über die Patronen gehört. 5 Der Vorſitzende hält dem Angeklagten vor, daß in ſei⸗ ner Wohnung unverbrauchte Geſchoſſe dieſer Art gefun⸗ den worden ſeien, die im übrigen auch dieſelben Zeichen ge⸗ tragen hätten. Es ſeien Geſchoſſe, die im September 1918 hergeſtellt worden ſeien. Killinger erwiderte, er könne ſich — ben. ging ein Herr mit ihm nach der Budapeſter Polizei. Polizei gegangen ſei. bis 12. Dezember, wohnte 7 2 das nur ſo erklären, daß diejenigen, die das Attentat voll⸗ bracht haben. zufällig Geſchoſſe derſelben Größe und Art hatten wie er. Bei der folgenden Zeugenvernehmung wur⸗ den mehrere Damen, die in Griesbach zur Kur weilten und auf dem Höhenweg zwei junge Männer beobachtet haben, die verſchiedentlich dort hin⸗ und hergegangen ſind, gehört. Es ſind dies Frl. Bahl aus Duisburg, Frau Zimmer aus Offenbach, Frau Wirth aus Mannheim und Frl. Morſch aus Rittlingen. Einige Kriminalkommiſſare beſtätigen dieſe Angaben und die Möglichkeit, von dem be⸗ ſagten Höhenweg aus in die von der Familie Erzberger bewohnten Räume hineinzuſehen. Der bis dahin ruhige und ſachliche Verlauf des heuti⸗ gen Verhandlungstages wird weſentlich verändert durch die 9 ſenſationelle Schilderung des Kriminalober⸗ inſpettors Schuhmacher⸗Karlsruhe, der die Ergebniſſe ſei⸗ ner Feſtſtellungen über den Aufenthalt der Erzberger⸗Mör⸗ der in Budapeſt mitteilte. Ex ſchilderte den Vorgang etwa ſolgendermaßen: Mit dem Kriminalkommiſſar Ritter be⸗ kam ich den Auftrag, nach Budapeſt zu gehen, Dort haben wir einen Reichsdeutſchen namens Kahn getroffen und von ihm gehört, daß ihm zwei junge Männer aufgefallen und verdächtig geweſen ſeien. Er habe ſie an einem Zeitungs⸗ kiosk geſehen, ſei ibnen weiter gefolgt in„ 5 8 N 5 C Verhaftung eines gewiſſen Tilleſſen, der ſich in Dresden freiwillig gemeldet haben ſoll, vorgeleſen hat. Kahn las dieſelben Zeilen in der„Voſſ. Ztg.“ und hegte gleich den Verdacht, daß dieſe beiden jungen Männer die geſuchten Erzberger⸗Mörder ſeien. Kahn habe die beiden ſofort wie⸗ der in ihren Photographien erkannt. Er beobachtete, wie ſie zuſammen zum Haupttelegraphenamt gingen. Während der Große außen wartete, gab der Kleine ein Telegramm auf. Das Telegramm wurde 12.30 Uhr mittags aufgegeben. Kahn wußle nicht, ob er die Polizei rufen ſollte oder nicht. Er beſtieg dieſelbe Straßenbahn wie die beiden, verlor ſie aber bald aus den Augen. Da begab er ſich nach der deut⸗ ſchen Geſandtſchaft und erſtattete Anzeige. Von dort 8 Ned drei bis vier Tagen erkundigte ſich Kahn wieder auf der Geſandtſchaft nach dem Erfolg der Anzeige. Man konnte ihm jedoch keinerlei Auskunft geben. Darauf ſchrieb Kahn nach Berlin, weil er nicht wußte, daß die Offenburger Po⸗ ligei zuſtändig ſei. Kriminaloberinſpektor Schuhmacher teilte nun mit, daß er ebenfalls nach ſeiner Ankunft in Budapeſt zur deutſchen Geſandtſchaft und zur Budapeſter Er habe auch das erwähnte Tele⸗ gramm ermittelt, das von der Hand Tilleſſens geſchrieben und folgenden Wortlaut habe: Müller, Rechtsanwalt, Mün⸗ chen. Otto nimmt Einſicht. Haus. Wir erfuhren, daß die Beiden ein Zechgelage im Hotel Aſtoria veranſtaltet hatten. Wir ſuchten alle Friſeure in der Umgebung auf, weil wir uns ſagten, daß die Jriſeure die Geſichter am veſten in Er⸗ innerung hätten. Wir fanden auch den Friſeur, von dem ſich die Beiden zweimal raſieren ließen. Dieſer erkannte ſie auch ſoſort auf den Bildern wieder. Es wurde aber Anch erwähnt, daß ein dritter Herr mit ihnen gekommen ſei. Es hieß, ſic ſeien Flüchtlinge aus Rußland. Der Friſeur ſagte weiter, Tilleſſen habe ſich für 6000 Kronen einen neuen Mantel gekauft. Die Kriminaliſten gingen dieſer Spur nach, ſuchten alle Schneidergeſchäfte ab und fanden ſchließlich ein Geſchäft, deſſen Inhaber ſofort den Tllleſſen auf dem Bild wiedererkaunte. Dieſer Kaufmann wies dar⸗ auf hin, daß in der Zeit, wo die beiden ſich bei ihm befan⸗ den, ein dritter Herr vor bem Geſchäft auf und ab gegangen ſei. Der Hausdiener mußte den Mantel nach dem Hotel „Erzherzog Alexander“ bringen. Auch hier wurde nach den beiden gefahndet. ſſen hat ſich hier mit dem Namen Troſt eingetragen. r ließ ſich Tilleſſen einen Anzug anfertigen, der nach dem 15 ſior“ gebracht wurde. In- dieſem Hotel zeichnet dächtigen und der unb men Stechrig, Schwing e Herr unter dem Na⸗ achberger, ein. Dann ſind rber wieder auf zwei Tage r Hotelportier erkannte ſie botel„Esplanade“ und im ing. In der Zeit vom. ſſen im Hotel Esplanade“. wo er ſich wicber als it etugetragen hatte. Die Zim⸗ merfrau teilte mit. daß die beiden Deutſchen auf ihren Nachttiſchen Nenolver hauen kiogen laſſen. Poligeikommiſ⸗ ſare nahmen dis Pe rf. an ſich, erhielten indeß auf eine telephswiſch⸗ der Polizeidirektion die Weiſung, wenn ſonft m die Leute vorliege, ſollen ihnen Waffen und Pie wicder zurückgegbn werdn. Auch em„Parkhotel“ erzählt die Zimmerfrau, daß zwei Krimi⸗ naliſten gekommen ſeien, denen es ebenſo erging, wie den beiden anderen im„Esplanade“ ⸗Hotel. Die Frau erzählte, vie nach dem Weggang der Kriminaliſten ein dritter Herr in Budapeſt zu erſcheinon. aus der Photograrhie. Im „Parkhotel“ nahmen ſie Wuh zu den beiden gekommen ſei, ſie hätten die Zimmertür dar⸗ auf von innen geſchloſſen und ungefähr eine Stunde ver⸗ zandelt. Daraufhin machten ſie die Mitteilung, daß ſie ſofort abreiſen müßten. Wohin ſie ſich dann wandten, weiß man nicht. Deutſche und ungariſche Kriminaliſten haben noch weitere ungariſche Städte abgeſucht. Auch in einem Budapeſter Bordell wurden verſchiedene Mädchen vernom⸗ men. Schulz hatte hier einem Mädchen gegenüber erklärt, er ſei aus Saalfeld. Als Tilleſſen nach ſeiner Narbe auf der Naſe gefragt wurde, erklärte er, er habe ſich als Stu⸗ dent geſchlagen. Die beiden Verteidiger Killingers erklär⸗ ten nunmehr, daß ſich die Beweisaufnahme verkürzen laſ⸗ ſen, da die Vertreter der Verteidigung nicht beſtreiten, daß ſich die beiden Mörder in Budapeſt aufgehalten haben, Der Zeuge Peter Saedler ſagte aus, daß er mit Erz⸗ gerger ſehr viel ſpazieren gegangen ſei, jedoch niemals al⸗ lein. Stets ſeien die Frau Erzbergers und ſein Kind mit⸗ gegangen. Erzberger und er ſeien ſtets vorangegangen, während die beiden Familienmitglieder in kurzer Entfer⸗ nung gefolgt ſeien. Die Spaziergänge ſeien in der Regel nachmittags erfolgt und zwar jeden Tag. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er irgend etwas beobachtet habe, daß Erzberger perfolgt würde, antwortete der Zeuge: Nicht das geringſte. N 5. Der Vorſitzende händigte ſodann den Geſchworenen eine Skizze über die Aufenthaltsorte Erzbergers in den Auguſt⸗ tagen 1921 ſowie über die Vorgänge, über welche die Zeu⸗ gen ausgeſagt haben, zur Orientierung aus. Der Zeuge Waldvogel berichtete über ſeine Erhebungen in Saalfeld, dem Geburtsort des Schulz. Er fand dort einen Frachtbrief, mittels welchem eine Holzkiſte an ſeine Mutter von München aus abgeſandt wurde. Er ſtellte ſer⸗ ner feſt, daß Tilleſſen einmal bei Schulz und zwar am 5. beiden des Mords ver⸗ 5 f 7 i 50 ber dean. übernachtet. Am 0. Aua N dach Berlin gefahren. a 1 1 lan Gael aus Stuttgart berichtete über achtungen, die ſie machte, als Schulz und Ti eſſ Gaſthof wohnten.— 1 Kriminalinpektor Rückert ſagte über ſeine Fe in einer Stuttgarter Wäſcherei näheres aus. um 5.30 Uhr wurde die Sitzung geſchloſſen. ſitzende, verwies auf die am Freitag ſtattfi termine. 5 5 Gedeldcke. 5 Erzählung von Wilhelm Naabe. 1 8 Pederſen Gedelöcke. 855 Teilweiſe auf der Inſel, Seeland und teilwei en Inſel Amager liegt, wie mancher Schulfunge, 6 jeder Gelehrte weiß, die Stadt Kopenhagen, die des Königreichs Dänemark, wohlverſehen mit 0 nen ſowohl auf der Land⸗ wie auf der Seeſ 5 0 und ſchöne Reſidenz und ſeit uralten Zeiten dure fache Handels⸗ und ſonſtige Intereſſen mit wenn auch nicht zärtlichen ſo doch recht angen freundnachbarſchaftlichen Verhältnis. In dieſer zu Ende des ſtebenzehnten und zu Anfang des 3 9 Säkulums chriſtlicher Zeitrechnung ein Mann ſt tar Jens Pederſen Gedelöcke, und daß er ebendaſelb G0 uns inſofern erfreulich, als uns das Faktum den zu gegenwärtiger, in Wahrheit ungeſchminkter, elle ter, unbefranzter, kurz ungelogener Relation gel Denn wäre er nicht geſtorben, ſo hätte man ihn den, begraben können, und wäre er nicht begraben e zwar mehr als einmal, ſo wäre auch nicht„ zu Cölln an der Spree die Hiſtoria von ſeinem, 1 baren Glauben, Leben, erſtaunenden Tode V gen Begräbnis“ zum erſtenmal in Druck ausg wir hätten dieſelbe nicht im Jahre 1865 zu S dem Trödelmarkt um neun Kreuzer„Furchtl erſtehen und zu eifrigem nächtlichen Studium anz tragen können. Da wäre es uns denn auch 1. 5 nicht beigefallen, anderen Skribenten Zeugnis u che aul über den kurioſen Kaſum einzuholen, um der Sa aun Grund zu gehen, ſintemalen es einen ſolchen le u. nicht gegeben hätte. Und wenn uns ſomit viene Mühe erſpart worden wäre, ſo würde das lien e Publikum im ganzen und großen doch den meisten davongetragen haben, denn wahrlich kein Autor! dieſen Gedelöcke erfunden; der heutige lichte 1 alle Maßen duldſam und ohne Vorurteile, würde gelitten haben. 5 ederſe Doch was ſtehen wir an der Tür? Jeus J ines delöcke führte während ſeines Lebens den Titel el tors und wird alſo wohl auch einer geweſen en rde, er über andere Sorgen die er für ſeinen Lei acht ließ, iſt über allen Zweiſel erhaben, und wude er ſich des Daſeins erfreute, durch ſeine wohltuen nung verbürgt. Denn wenn er von Statur meh groß war ſo ſchob er doch ein ungemein behaglich vor ſich her; und daß er nicht durch das Leben atemlos lief, oder mit Würdigkeit und Bedachtſam ſam ſchritt, ſondern es zierlich, ja gewiffermaßen durchtrippelte, mußte ebenfalls für ein nicht zu, des Zeichen innerlichſter Satisfaktion genomn Er u trug, wie es ſich für ihn ziemte, ein wohl. halbgelehrtes ſchwarzes Habit, eine wohlfriſiert Perücke und den Hut unter dem Arm. Er l im Gehen wie in der Konverſation das rundliche wenig auf die rechte Schulter, und ein gewi der kleinen, doch ſehr hellen Augen ließ verm a priori wie a posteriori den Kreis ſeiner wohl zu erweitern wiſſe, und das Fältchen in winkeln deutete darauf hin, daß er ſeinen liebe Freunden und Verwandten nicht alles kommus er im Geiſte bewege. Man wußte in der 1 Hagen, daß er mit dem königlichen Profeſſor 11 Herrn Ludwig Holberg, in einem fehr lebhaften ge ſtehe, und was dieſes zu bedeuten hatte, das 19 mann ſagen, der ſich an dem großen Gelehrten ſen Humoriſten ergötzte oder ärgerte; denn 1 5. Neigung und Freundſchaft waren nicht ſo leich nen, und es erhielten ſie nur diejenigen, wel 5 der etwas dagegen zu bieten hatten. Wenn abe, hen Leute auf den Kreuzwegen wie Wegweiſer alles vorüberwandelnde Hornvieh ſich bequem, hindert daran reiben könne, ſo gehörte Gedelbe un den ſehr großen Leuten, denn an ihm rieb ſi geſtraft, weder im Hauſe noch in der Gaſſen W Kneipe gar nicht. Er hatte ein feines Erbtelt, 6 mit auf den Lebensweg bekommen und able mit großer Freigebigkeit einem jeglichen, der gehren ſchien, davon aus,— einerlei ob ein 9 weniger ſelbſhhewußter Schädel aus dem Weh rem Nährſtande in der gegneriſchen Perücke ſteckte n batte er's. wenn er einem Mitgliede der böbes Die Adoptivtochter. Original⸗Koman von H. Courths⸗Mahler. 40. Fortſetzung. 5(Nachdruck verboten.) Theos Unverfrorenheit lähmte ſie direkt. Sie er⸗ ſchrak heftig, als er, die Hacken zuſammenſchlagend, ſich vor ihr verneigte und ſie um den Tanz bat. Aber ehe ſie ſich noch rühren konnte, ſagte plötzlich eine ruhige Stimme neben ihr: 8 „Du kommſt zu ſpät, Theo, dieſen Tanz hat das gnädige Fräulein bereits mir zugeſagt.“ Britta ſah betroffen auf. Neben, ihr ſtand Her⸗ renſen und reichte ihr mit dem ruhigſten Geſicht rm. 5 5 a bert den Theo warf ihm einen wütenden Blick zu und hätte beinahe mit dem Fuß aufgeſtampft. Britta davon. Sie ging halb betäubt an ſeiner Seite. „Hoffentlich zürnen Sie mir nicht, daß ich ſo eigen⸗ mächtig handelte, mein gnädiges Fräulein. Aber ich ſah Ihnen an, daß es Ihnen peinlich ſein würde, mit meinem Vetter zu tanzen.“ 1 f Britta ſah mit großen, bangen Augen Herbert führte zu ihm . e s „Sie meinen es gewiß ſehr gut, Herr Doktor— und— und ich danke Ihnen ſehr— aber ich. te um alles nicht, daß Sie ſich meinetwegen mit Ihrem Herrn Vetter überwerſen. Wenn der Herr Leutfant mich zu einem andern Tanz engagiert, darf ich ihn doch nicht zurückweiſen. Ich wäre dem Tanz am liebſten ganz fern geblieben, aber Frau Steinbrecht wünſchte das nicht.“ a Er zog die Stirn in Falten und ſagte hart, rend es in ſeinen Augen drohend aufblitzte: „So werde ich meinem Vetter verbieten, Sie noch einmal zum Tanz aufzufordern. 5 rien ert..„ „das wird ſicher böſes Blut geben, Herr Doktor. Brite— ach bitte— vermeiden Sie einen Eklat. Wenn — ũ——— wäh⸗ 3 mir auch widerrechtlich angeeignet habe.“ „ 5 2—— es zu einem ſolchen käme, würde ich ſicher meine Stel⸗ lung verlieren.“ 5 1— Sein Herz klopfte laut und ſtark, als er in ihre flehenden Augen blickte. Was für ſprechende, ſeelenvolle Augen hatte dieſes Mädchen! Welcher Adel lag auf ihren weichen Zügen! Er begriff ſich ſelbſt nicht mehr, daß er an der Reinheit dieſes Mädchens hatte zwei⸗ feln können. 0 „Seien Sie unbeſorgt, mein gnädiges Fräulein, dieſe Angelegenheit wird ſo diskret geordnet, daß Sie in keiner Weiſe behelligt werden. Mein Vetter Theo ziſt— iſt ſehr leichtſinnig— und— aber jedenfalls wird er ſich meinen Beſtimmungen fügen, ich wewe ihn in aller Ruhe von der Notwendigkeit meines Ver⸗ langens überzeugen.“ f ö Britta ſeufzte verſtohlen. b 5 „Zum mindeſten wird es aber zu allerlei Mißhel⸗ ligkeiten zwiſchen Ihnen führen. Das darf nicht ſein — lieber— ja lieber will ich mit Ihrem Vetter tan⸗ e 5 Ich dulde es aber nicht, daß er Sie noch berührt!“ ſtieß er erregt hervor. Sie zuckte zuſammen und wurde ſehr blaß. faßte er ſich ſchnell und ſuhr ruhig fort: f 8 „Er muß ſich Ihnen fern halten, und er wird es⸗ tun. Fürchten Sie nicht, daß durch dieſe Angelegen⸗ heit ein inniges Einvernehmen zwiſchen ihm und mir geſtört wird. Wir ſind uns ſchon ſeit Jahren inner⸗ licht entfremdet; nur die Rückſicht auf Onkel und Tante, denen wir viel zu verdanken haben, bindet uns noch äußerlich aneinander. Aber wir wollen dieſen herrli⸗ chen Walzer nicht länger verſüumen— went ich ihn einmal *„ Da Sie flogen im Tanze dahin. Britta wußte nicht, wie ihr zumute war. Ihr Herz klopfte unruhig, ihre Pulſe flogen. Sie hätte in einem Atem jubeln und weinen mögen. Vor ihren Augen lag ein roſiger Ne⸗ bel, ſie hatte nur ein bewußtes Empfinden: den einen fah Herbert herausfordernd an. Auch Herbert Frenſen verlor bei dieſem ate Ruhe. Ein Glücksgefühl ohnegleichen erſen Die ſchlanke weiße Geſtalt in ſeinen Armen er wie die Verwirllichung ſeines Ideals. Einen Impuls folgend, batte er verhindert, daß Ben Theo tanzte. Es erſchten ihm wie eine neue gung der jungen Dame, daß Theo es wagte, Tanz aufzufordern. 5 Als der Tanz zu Ende war, ſahen jungen Leute an, als erwachten ſie aus gen Traum. Weltvergeſſen ruhten ihre B Sekunden ineinander. Dann ſchraken ſie Herbert führte ſeine Dame auf ihren Platz. 4 Höflich verabſchiedete et ſich von ihr und der raſſe und ſah Herbert wütend entgegen, al ihn zukam. g 8 ö nach Theo um. Der ſtand am Ausgang noche 7 215 1*. 7 „Auf ein Wort, Theo,“ ſagte Gerber, ue a ſeinem Vetter hinaus auf die Terraſſe, die e. ſchenleer war. 9 b „Was willſt du von mir?“ fragte Theo 4 dich „Das ſollſt du gleich hören. Ich möchte zum gend erſuchen, Fräulein Loſſen nicht wieder“ aufzufordern.“ e Theo lachte höhniſch auf. 1 mei Mit welchem Recht miſcheſt du dich. Rech gelegenheiten? Du biſt mir ohnedies noc ging ſchuldig von vorhin. Dieſe Angelegenhei Fräulein Loſſen und mich an.“ ö Herbert blieb ganz ruhig. 1 „Du irrſt, dieſe Angelegenheit ging mann an, der noch Achtung vor Frauen renmann wird es ruhig anſehen, wenn jeden ei at.. bein weh Mädchen brutal überfallen wird.“ „Du! Nimm deine Zunge in acht, ich vergeſſen, daß du mein Vetter bist!“ 5 8 1 Wunſch, der Tanz möge nie ein Ende nehmen. Gortſehu e Ark einef kleinen Heberſchus che Guthaben auf den Tiſch zählen zen davon hatte er ebenfalls zu a„ ſo erſchien ſie doch auch unge⸗ — 155 Was anfangs nur die nächſte Nachbar⸗ an ins Ohr zu flüſtern wagte, das ſchreien auf Bes! von den Dächern, und der, welchem der Die Genz Korf fällt wundert ſich wohl gar noch mlauf zu erüchte aber, ſo anfingen, über den Kurator ſchten, best nekaten, waren im Anfange, ehe ſte ſich zu der lehr verſchieden en Berüchtigung zuſammengezogen hatten, 5 r Perſönd wechſelud in den Mäalern der Leute, elöck öulichkeit, welche ſich mit Herrn Jens Pe⸗ „Die, welche e im Widerſpruch fand. ru Aüiſcen Joch ſebr weife dünkten, ſprachen von alchy⸗ 1 uf der e, von den blanken Reichstalern, die Hversale ſich nach dem Philoſophenſtein und Menstruum ierten mit Rauchfange des Kurators nerflüchteten, edi mit bedächtlichem Kopfſchittteln: 5 dal e Acidum, das Seelen corrodireti Er ſuchet Sound Mercur zur Hell praecipitireti die kann 3 Koth und Lunem in der Erden; „un des ewig Licht ihm dart gu: Theile werdend“ e Giſti 5 tte, geborgen zwonten wiſſen, er ſchlage ſeine Frau, m eſto rotels, er ſei ein ſtinkender Geiateufel, wel⸗ it und komplaft dabei die Zähne ſletichte je manier⸗ en aon bläſanter er in den Gaſſen einbertreie. Die e ſteckten 15 hielten einander an den Nockknöpfen feſ ſältelten ein den Kaffeetiſch die Dormenſen zuſammen ke ei einander zu: Der Kurator Jens Pederfen Aon a enldeckten uch ein Zeichen, wie die ſoeben von den Aft Aller fro Flecken am Sonnenball, ſo nach der Opi⸗ deinen zesmmen und nachdenklichen Leute ad prognostia rn und; ben aten Tages gehörten. Dieſe guten Nack⸗ n Freunde wußten ganz genau und erfuhren 5 b, wie der Kurator ſtreife allgemach ſein Chrinen A Seelenſe, Schlange ihre Haut, er gehe zu einern been Lehrert uſchaden nur noch mit den verſtockten Juden. Foren ſei er zRabbinern und Büchern um, zum Tiſche des 8 intag in en ſeit Jahren nicht mehr gegangen, den „ und v er nicht mehr heilig, wohl aber der Juden ichen Er. dem Fleiſch der Schweine habe er einen kel. Es waren bald nur wenige Leute iu Kopenhagen, welche nicht an ſich oder an⸗ 2005 ſtellten, ob dieſes nicht unerhört ſei, und ob gemeinen Salut und zur Abwendung van arab, 5 1 bree all 0 dritte Gerücht den meiſten Anklaug und ſten Haber Stadt fand, war nicht zu verwundern. Anden hielten dagegen nicht ſtand, und wän on früher von oben her ein Einſehen getan 5 des Vierten tunlich geweſen wäre. Dieſer Mo dan zur Betrübnis aller gottſeligen Leute niche rgei t zu bringen, in ſolchem Falle einen Spezial 88 du laſſen; er war ein feiner, luſtiger und lichen Ante: welcher ſeine Freude am Leben hatte, und erste, Wie un für das Heil ſeiner Seele ſelber ſorgen ani unte er, der ſogar das Privilegtum für dos Nationaltheater gab und den„politiſchen ſelbſt darin belachte, welcher von ſeinem fran⸗ des Pianten mit ſehr merkwürdigem Guſto der rden uſieur Moliere agieren ließ,— dazu ge⸗ 8 agen, welche dem lutheriſchen chriſtlichen Ritus Pederſen Gedelöcke— daß er, als könig⸗ 0 che 9 n dem Jahre 1730 das Zeitliche ſegnete, 1 riſti Anfechtung ſich ebenfalls ſchleunigſt erhob. chen Manus des Namens der Sechſte ſtieg auf den aufgefan, der„däniſchen Komödie Leichenbegänguis“ e ihr Gesch die dänische Welt veränderte in jeder cht; doch das iſt unſere Geſchichte. 0 Frau ren Doktores Primus et Sekundus, imgleichen . Hier Gedelzcke und dem ehrwürdigen Herrn 105 war 5s Moekel von der Trinitatiskirche. dend des Zanem n 10 ungen herbe; 8 1731, als zwei Aerzte, zu gleicher Zeit 1 e e und beeichieden, vor der Tür des Kürators an⸗ up eim gegenſeitigen Anblick die perückenbedeck⸗ erer 0 5 ew oben und jenes Lätheln erzwangen, welches ag, dn präßieren iſt, als ein Fußtritt oder ein m eſten e Namen der beiden Herren ſind unſern 1 heber in einelchungen entgangen, ſo wollen wir denn ödander Sänfte durch die ſtrömenden Regenflu⸗ Aamir state den Doktor Primus, und jenen, wel⸗ das N dattlichen Karoſſe eine halbe Minute ſpäter eie Licht oktor Sekundus nennen. Sie waren beide dare r in ihrer Kunſt und Wiſſenſchaft, und es 4 ben gelahrten Diskuſſtonen zuzuhören. N 595 Hörer ihnen nicht ſelber die Zunge be, enn Herr Jens Pederſen Gedelöcke ſie ide n batte, ſo konnte dies für ein Zeichen Ener taten n, daß es freilich zum Schlimmſten und b. 3 gere ukten Vortr. Zeit an der unterſten Stufe der Treppe 1 halcher deprezter. die Häupter gegeneinander, hoben und sc kunnen ue debenepie Achſeln und ſchritten ſodann in Amen r, 45 a den dh. in Emn Türe ſie Madame mit betrübtem I aue erste eum I fennkenzin e ſe ö bag. mmer den fie von den Herren erbitte. Aus dem l de delöke auf den Zed man einen merkwürdigen Ge⸗ rau küren beiden ehen ſchreitend führte die Frau Mette mrrintta nicht ger Doktoren in ein Nebengemach, allwo 1 ſauhtnervolſesskrche gugen Verwunderung den Pfarrherrn enk verſuns Nachfinnerrn Hieronymus Moekel, in tiefes ae 5 irdicen. ten und in einen ſehr großen Arm⸗ enbonten 0 bereite n und ie worfanden. Da geſchah wiederum eit gez Jahrhundertliche Begrüßen, welches von dem racht wordet zu ſolcher Blüte und Vollkom⸗ neunzehn iſt, deſſen Wiſſenſchaft und Aus⸗ zigſten bieten Säkulum leider verloren ging 8 ielleicht wiedergefunden wird. Die 95 ultäten taten einander alle gebüh⸗ und(nor den A end die hochbetrübte Hausfrau mit ſo ihr eſchluch ungen dazu knirte und ſich mit Wim⸗ * und ihram die große Ehre und Hilfsbereit⸗ 5 er das auſe von den Herren erwieſen em decoro s andere bedankte. Erſt als der währendeneder Weiſe genug getan war, geleit Wand n Horchen auf den fremdartigen mer pet werden nd, die Konverſation auf das Wich⸗ und der Doktor Primus tat dieſes, 2 4 8— e . N 2 S 8 8* 95 — 2 S i 2 22222 e = 2 de * — = Eheliebſt ame leider kaum zu befragen, wie es am beutigen Tage ergehe. Solches * 1 hochlöbliche Polizeigericht ſich der Sackr 6 2 0 N 8 3 1 3 5 ichs ei Lebzeiten ſeiner königlichen Majeſtät Herr — Nachmittag im unfreundlichen Monat iff das Techte Weller, die Sala zu kdag irrte Tel, fölches kt 8e Witterung der Podagriſten; aber der Herr Kollega werden mir beifallen, wenn ich Madame die Verſicherung gebe, daß der Patienten Ungebärdigkeit nicht das Schlimmſte iſt, was der Medikus auf ſeinem Wege zu ſehen und hören wünſchet. Und Madame darf ſich keine unnötigen Sorgen ma des Herrn Kollegen Sekundi Tinctura solis wird auch he ſchon das Acidum obtundieren; der Herr Ehegemahl be⸗ findet ſich in guter Hand.“. „Die da ſündigen, werden dem Arzt in die Hände fallen,“ ſprach der Herr Hiervnymus, das Haupt mit drohender Be⸗ trübnis ſenkend, während die Doktoren ſchmell die Köpfe in die Höhe warfen, und der gelahrte Herr Sekundus die Ge⸗ legenheit nahm, mit einer neuen tieſen Reverenz ſich bes Seiner Ehrwürden nach dem Verlauf des jüngſten Konſt⸗ ſtorialeſſens und der daruf erfolgten Indigeſtion zu erkun⸗ digen, worauf Herr Hieronymus das Geſpräch abermals müher zum Zweck führte: „Meſſieurs belieben doch Platz zu behalten. Madame hat uns zu einer wichtigen Konſultation zuſammenberufen in dieſes Haus, allwo leider der Arzt des Leibes und der Arzt der unſterblichen Seele zu gleicher Zeit zu tun haben. Wahrlich, Madame hat als ein fromm chriſtlich Eheweid gehandelt und ihre Bürde mit Tränen auf ſich genommen. Dieſes iſt ein Haus worden, deſſeu Lieblichkeit zu übelm Geuch ſich wandelte, ein Haus, deſſen Tür belagert iſt von unheiligen Geiſtern, ſo mit Zähuefletſchne, Schweifrindeln und Schlagen, mit verhaltenem Gebell und Geheul bei Tag und Nacht Einlaß begehren, löblicher Stadt und allem chriſt⸗ lich lutheriſchen Volk zum Skandalum, zum allerſchrecklich⸗ ſten Aergernis. Ja, die Herren wiſſen bereits, daß der böſe Feind allbereits eingedrungen iſt und neben dem Lager des Hausherrn ſitzet und ſich über ihn beuget und die Zähne mit Triumph blecket. Es klinget ein abſonderlicher Sang in unſer Ohr; aber Madame möge reden, und Meffieurs 2 1 75 hören und uns ſodann ihre treffliche Opinion mit⸗ teilen. „Ich bitte!“ fiel der Doktor Primus vorerſt dazwiſchen. „Es iſt vor allem weitern die Frage zu ſtellen, ob wir hier⸗ her berufen ſeien als Medici oder als Theologi? Was ſagt der Herr Kollega?“ „Ich ſtimme dem Herrn Kollega bei und ſtelle mit ihm dieſeblbe Frage.“ „Meſſieurs“, rief der Pfarrherr mit großem Ernſt,„wir ſind hier in der däniſchen Stadt Kopenhagen, allwo kein Inquiſitiousgericht Sitzung hält über die Meinungen, doch weiß hochehrwürdiges königliches Konſiſtoxium ſich auch ver⸗ pflichtet vor Gott und Seiner Majeſtät, unſerm königlichen Herrn Chriſtian dem Sechſten. Man ſpreche, wie man zu ſprechen weiß; es wird an andern liegen, die Coneluſiones zu ziehem“ „Ihr Herren, ihr liebe Herren“, jammerte die Frau Mette,„in ganz Kopenhagen, auf ganz Seeland gübt's keine Anglücklichere, geſchlagenere Seele, denn meine. Sie weiſer in der Kirche und in den Gaſſen mit den Fingern auf mich: Sehet, da gehet das Weib des chriſtlichen Juden!— ich weiß mir am Ende nicht mehr zu helfen, und bann's nur ertra⸗ gen, weil mich der Herr Jeſus Chriſtus dazu erſchafſen hat. Ich bin von lutheriſchen frommen Eltern allhier geboren, und mein Mann iſt aus Helſingör und auch von chriſtlichen Eltern geboren, ſolches iſt ja von der Kanzel abgeleſen bei unſerer Trauung. Ich will auch in meinem lutheriſchen Glauben ſterben; aber die Zungen der Leute bringen mich nor der Zeit um, und— drinnen liegt er, und der Juden Vorfänger, Meiſter Henrich Iſrgel, ſitzet neben ſeinem Bett und muß ihm pfalmodieren, und es wird von Tage zu Tage ſchlimmer, wie er mit ſeiner ewigen Seligkeit umgehet, und kein chriſtlich Wort mehr annehmen will, und mit den Rab⸗ binern und jüdiſchen Schriftgelehrten mehr Gemeinſchaft pflegt als mit ſeinem ehrlichen Eheweibe, ſo ihm doch bei Tag und Nacht den Fuß in Wolle ſchlagen und des Herrn Doktors Sekundi preiswürdige Medikamente eingeben muß. Ich habe es getragen, getragen, getragen; aber es hat alles ſein Ende, und ſo habe ich es zuletzt zum Herrn Hieronymus Moekel von Trinitatis getragen, und vor ſeiner Weisheit, Tugend und Gottesfürchtigkeit meine Laft abgeleget—“ „Und Madame hat gar wohl daran getau,“ fiel der Pfarr⸗ herr wieder ein;„und die Herren belieben wohl Achtung zu geben und auf jenen Geſang hinter der Wand mit Bedacht zu horchen. Wahrlich, es handelt ſich hier darum, chriſtliche Gemeinſchaft der Heiligen und ein reines Evangelium vor einem großen und unerſetzlichen Schaden und einem ſtin⸗ kenden Aergernis zu bewahren. Meſſieurs haben den Herrn Kuragtorem dem Leibe nach in allen frühern Morbis und Hinfälligkeiten behandelt; nunmehro aber handelt es ſich um eines angeſehenen und wohlbekannten Mannes beſſeres Teil, und die Herren mögen wohl in Obacht nehmen, daß ihr Wort gewogen wird vor einem hochwürdigen Konſiſtorio, vor königlicher Majeſtät erhabenem Thron und zuletzt dro⸗ en mit der allerletzten Wagſchale. So ſprechen denn die Herren und ſagen, ob der Kurator Herr Jens Pederſen Gedelöcke mentis compos, bei geſunden Sinnen ſei und ein verlorener, verruchter Sünder, einer ſo die Schafe läſſet und ſich zu den Böcken geſellet;— oder ob ihn des Herrn Hand mit Wahnſinn geſchlagen und nur das Irrenhaus mit einem Hirntollen abzurechnen habe?!“ „Herr Hieronymus und liebwerte Madame,“ ſprachen befde Doktoren mit bedächtigem Kopfneigen;„es iſt unſere ſeſte Ueberzeugung und Meinung, daß der Herr Jens Pe⸗ derſen Gedelöcke nur am Podagra laborieret, und daß, wenn es, was der Himmel verhüten möge, zum Schlimmſten gehen ſollte, viel mehr Expektanz vorhanden iſt, die Kraukheit ſteige ihm in den Magen, denn im den Kopf; als welchen letzteren es nach unſerer Bekanntſchaft in diefer erleuchteten Stad Kopenhagen kaum einen zweiten gleich hellen gibt.“ „So iſt dieſes Haus auserleſen, für alle Zeiten im feu⸗ rigen Lichte des Verderbens zu ſcheinen!“ rief der geiſtliche Herr mit erhobenen Händen;„und von dem Manne hinter der Wand wird's heißen: Die, ſo den großen Gott und ſeimer Botſchaft ſpotten, Verſchlingt der Schwefelpfuhl wie Kor⸗ und Satans⸗Rotten! 5 Es iſt der Juden Vorſtpger, Henrich Iſrgel, ſo ihm jetzo ſeine Leibſtücklein vorpfeifet,— wahrlich ein Pfalm für einen, ſo in der reinen Lehre geboren, erzogen und aufge⸗ wachſen iſt. Wehe, wer wird ihm ſingen, wenn die Seele den körperlichen Leib verlaſſen hat? O Frau, Fraue, wahr⸗ lich iſt Ihr ein ſchwer Schickſal auferlegt worden!“ Der ehrwürdige Herr redete ſich in immer größere Emo⸗ tion, die Krau Mette rang mit Wanmern und Winſeln die Hände, und beide Doktoren hatten das Kinn auf den Stock⸗ knopf geſtützt und ſtarrten ins Graue. Da ſchwieg die Stimme Judäas, und ſtill ward's auch im betrübten Kon⸗ klave, als ein hager und gelb Geſicht ſich in die leiſe geöff⸗ nete Tür ſchob und ein breiter Mund ſich vernehmen ließ: „Madame, der Herr Kurator wünſcht die pläſierliche Kompanie, ſo allhier bei Ihr verſammelt iſt, auch bei ſich zu bekomplimentieren!“ 8 ö Sotane Viſage eignete Herrn David Bleichfeld, dem Famulo des Herrn Pederſen Gedelöcke, und zog ſich ebenſo ſchnell zurück, als ſie ſich langſam vorgeſchobges hatte. 5 5 N(Fortſetzung folgt.) 75 5 eee i 2 N. 857 1 5 9 Tagungen badiſcher Verbände. Pfingſttagung katholiſcher Politiker. Konſtanz, 7, Juni. Heute vormittag 9 Uhr begannen im St. Johann Saal die internen Beratungen der Pfingſtkon⸗ ferenz katholiſcher Politiker und Parlamentarier. 1 Präſidenten der Tagung wurde der badiſche Landtagspräſi⸗ dent Wittemann gewühlt. Anweſend waren u. a. wieder Reichskanzler Dr. Wirth und der baneriſche Miniſterpräſt⸗ ——„—.—— Zum —— —— —— 7 dent Gräf Verchenſeld.— Das erſte Referat hielt Stadt⸗ pfarrer Dr. Rieder⸗Bonndorf über die väpſtlichen Rund⸗ ſchreiben der letzten Jahrzehnte als Grundlage praktiſcher Parteiarbeit. Der Redner legte dar, daß die in dieſen Enzykliken niedergelegten Richtlinien über die Grundlage jedes Völkerrechts und über die Mittel, dieſes Ziel zu er⸗ reichen, unterrichten. Er bejahte die Frage, daß die chriſt⸗ lichen Führer dieſem Programm na mmen find. Im Anſchluß an diefe Ausführungen hielt Univerſttätsprofeſ⸗ ſor Dr. Bauer aus Tübingen das Oberreferat. Er betonte die Notwendigkeit der praktiſchen Politik auf religiöſer und ſittlicher Vertiefung und hob hervor, daß der katholſche Po⸗ litiker in den päpſtlichen Enzykliken die unerſchütterliche Grundlage einer chriſtlichen Politik finde. Redner befaßte ſich dann eingehend mit der Staatsform und bemerkte, die Kirche verhindere keine Staatsform, ſo lange ſie das Allge⸗ meinwohl gewährleiſte. Weiter erörterte er das Verhält⸗ des Staates zur Kirche; in der Praxis ſei eine räumliche Trennung der beiden Einrichtungen nicht durchführbar. Des weteren wandte ſich der Redner der Ehefrage und der Schul⸗ frage zu und bemerkte, die Eltern dürften nicht dazu ge⸗ zwungen werden, ihre Kinder in die religionsloſe Schule zu ſchicken.— An der Ausſprache beteiligten ſich vor allem Reichskanzler Dr. Wirth und Prälat Abg. Dr. Schofer, de⸗ ven Ausführungen vertraulichen Charakter trugen. 2 5 5 0„ Drechslelmeiſtertagung. 5 Karlsruhe, 7. Juni. Am Pfingſtſountag hielt der Ver⸗ band Badiſcher Drechslermeiſter hier ſeine dritte Haupt⸗ verſammlung ab. In den Begrüßungsanſprachen wkes u. a. der Vertreter des badiſchen Landesgewerbeamtes, Regie⸗ rungsrat Bucerius, auf die zum erſten Mal wieder abge⸗ haltene Ausſtellung von Drechslerqualitätswaren im Lan⸗ desgewerbeamt hin, eine Ausſtellung, die unſtreitig als ge⸗ lungen betrachtet werden könne. Die Verſammlung erledigte dann den Tätigkeitsbericht und die Wahl des Geſamtvor⸗ andes und hörte einen Vortrag von Handwerkskammer⸗ ndikus Endres⸗Karlsruhe über Finanz⸗ und Steuerfragen im Handwerk. Der Redner erörterte dabei vor allem Maß nahmen, durch die der Reichshaushalt in Ordnung gebracht werden kann und betonte, daß die in ihren Sätzen über⸗ pannten direkten Steuern von Vermögen und Einkommen in das Gegenteil einer Beſteuerung nach der Leiſtungsfü⸗ higkeit umſchlagen, weil die Steuerlaſt hauptſächlich auf dem Mittelſtand hängen bleibe. Im weiteren Verlauf der Ta gung faßte der Verband noch ben Beſchluß, die Vonſtänd⸗ der Bezirks vt ſcen in veranlaſſen, Zwangsinnungen 3 gründen. W 5 S 2 e* 2 N. BVaden dend Nachbarſtaaten. 3 Zur Frage der Milchverſorgung. Karlsruhe, 7. Juni. Der Verband badiſcher a ſchaftlicher Genoſſenſchaften ſchreibht uns: Bei Beratung des ſtädtiſchen Voranſchlags im Heidelberger Bürgerausſchuf wurde lebhaft Klage darüber geführt, daß die Landwirte der höheren Preiſe wegen ihre Milch au Hotels liefern, während die Kinder in den Städten ohne Milch leben müſſen. So be⸗ rechtigt dieſe Klage auch ſcheinen mag, ſo darf nicht über⸗ ſehen werden, daß ein gut Teil der Schuld an den gerügten Verhalten der Landwirte diejenigen. Städter ſelbſt trifft, die infolge von Mangel an Verſtändnis für die Erforder⸗ niſſe der Landwirtſchaft mit allen Kräften die Geſtaltung des Milchpreiſes vermindern, der notwendig iſt zur minimalen Rentabilität der Milchproduktion. Wird der Preis der Milch ſo geſtaltet, daß er auch nur einigermaßen den gewal⸗ tig geſtiegenen Produktionskoſten entſpricht, dürfte es leicht ſein, den Städten den geſamten Ueberſchuß an Friſchmilch zuzuführen. Am beſten kann das geſchehen, durch die Milch⸗ abſatzgenoſſenſchaften, die eine Verteuerung durch den Zwi⸗ ſchenhandel ausſchließen. Daß auf dieſem Wege ſchon viel geleiſtet wird, iſt aus dem Jahresbericht des Bad. Molkerei⸗ verbandes Krlsruhe zu erſehen: Die Statiſtik weiſt nach, daß unſere Genoſſenſchaften in der Milchverſorgung unſerer Städte mit etwa ½ der Geſamtanlieferung beteiligt ſind und daß die Zunahme ihrer Anlieferung von Milch gegen⸗ über dem Jahre 1920 25 Prozent beträgt, gegenüber 20 Pro⸗ zent der Zunahme der Geſamtanlieferung. f 5 9 f Der Stuttgarter Gemälderaub. ze Stuttgart, 7. Juni. Nach den Vermutungen der Kriminalpolizei wurde der Raub des Rembrandtgemäldes „Paulus im Gefängnis“ von(wahyſcheinlich zwei) reiſenden Einbrechern vermutlich im Auftrag eines Liebhabers oder eines ſonſtigen ſicheren Abnehmers ausgeführt. Es muß daher damit gerechnet werden, daß das Bild über die Grenze geſchafft wird. Entſprechende Sperrmaßnahmen ſind ſofort ergriffen worden. Das geraubte Bild ſtammt aus dem Jahre 1627 und iſt eines der früheren Werke Rembrandts, das einen alten, weißbärtigen, in tiefe Ge⸗ danken verſunkenen Mann in Kerkermauern darſtellt. 2 ze Offenburg, 7. Juni. In der Morſache des Land⸗ wirts Karl Huber, die bekanntlich letzte Woche vor dem hieſigen Schwurgericht verhandelt, daun aber, wie gemeldet, bertagt worden iſt, hat Huber vor der Staatsanwaltſchaft ſein Geſtändnis laut Offenburger Tageblatt dahin erwei⸗ kert, daß er den Schuß auf den Landwirt Wußler in Hin⸗ terohlsbach abgegeben habe. Huber erklärte, er habe Wuß⸗ ler getötet, weil dieſer von ihm unehrbare Handlungen verlangt habe. Der Fall wird erſt die nächſte Schwurge⸗ richtsperiode wieder auf die Tageordnung geſetzt werden. Wirtſchaftliche Rund ſchau. Allgemeine Lage. Die Wirtſchaftsverhältniſſe im Innern des Reiches verſchlechtern ſich immer mehr und eilen einer kataſtrophalen Zuſpitzung entgegen. Bezeichnend iſt der Standpunkt engliſcher Induſtrieller: durch ein gewaltſames Hochſchrauben der deutſchen Mark nur kann der deutſche Wettbewerb auf dem Weltmarkte ausgeſchaltet werden, die engliſche Induſtire wieder freie Bahn bekommen und der Aufſchwung des deuchtſen Wirtſchaftslebens zum Stillſtand gebracht werden. Geldmarkt. ˖ ſchwung der Konjunktur gerechnet. Der Dollar war in der letzten Woche im Fallen. Beſorgte Erörterungen, wohin die Ermattung der Wertpapiere noch führen wird, Komjunktur⸗ ſorgen, die Erwartung eines Preisſturzes, alles das beſchäß⸗ bigt heute die Börſe. Die große Unſicherheit hält unver⸗ mindert an.— Während früher noch gelegentlich einmal der Notenumlauf einen Rückgang erfuhr, zeigt jetzt jeder neue Reichsbankausweis weitere Steigerungen. Der Ge⸗ ſamtumlauf an papierenen Zahlungsmitteln beträgt nun⸗ mehr bereits 153,12 Milliarden Mark. 8 Auch an der Börſe wird mit einem Um⸗ . Handel und Induſtrie. Der nächſte deutſche Induſtrie⸗ tag 1923 wird vorausſichtlich in Düſſeldorf ſtattfinden.— So ſehr man die weitere Beſſerung der Mark im Intereſſe der Allgemeinheit auch wünſcht, befürchtet die Induſtrie zunächſt für ſich eine kataſtrophale Wirkung.— In Berlin iſt von Stinnes, Krupp und anderen führenden Männern der Schwerinduſtrie eine Geſellſchaft zur Aufnahme des Handels mit Rußland gegründet worden.— Die deutſche Regierung bereitet den Abſchluß von Handelsverträgen mit den kleinen Sowjetrepubliken vor. Die Verhandlun⸗ gen mit der Ukraine ſind abgebrochen worden.— Jufolge der wirtſchaftlichen Not nimmt die Zahl der Zeitungen zu. die ihr Erſcheinen einſtellen müſſen.— Vom 23. bis 30. Juli —— in Geeſtemünde die erſte deutſche Fiſcherei⸗Meſſe ere * Fohlen Inforge der Knapphelk an beimiſcher Köhle ſteigt die Einfuhr britiſcher Kohle nach Deutſchland. Warenmarkt. Die Verteuerung aller Waren hat be⸗ wirkt, daß die Käuferſchaft von Tag zu Tag zurückhalten⸗ der wird. Es klagen bereits verſchiedene Brauchen über den Rückgang des Abſatzes.— Am Ledermarkt hat ſich die Nachfrage wieder etwas gebeſſert. Die auf den Häuteauktio⸗ nen rückläufige Preisbewegung ſcheint zum Stillſtand ge⸗ kommen zu ſein.— Für dieſen Monat ſteht noch eine wei⸗ tere beträchtliche Steigerung des Papierpreiſes bevor. Die Zeitungen werden zur Erhöhung ihrer Abonnementpreiſe erneut gezwungen.— Am Zuckermarkt hat die Freigabe der Einfuhr von Auslandszucker zu lebhafter Entfaltung des Verkehrs beigetragen.— Infolge Preiserhöhung der Zündhölzer wird jetzt der Kleinhandelspreis für 1 Pakei mit 10 Schachteln auf 8,50—9,.— M. kommen. 8 Landwirtſchaft. Infolge des günſtigen Wetters hat ſich ſaſt überall der Stand der Fluren weſentlich gebeſſert, ſo daß die Ernteausſichten wieder günſtigere geworden ſind Immerhin wurde der Stand des Vorjahres noch nicht er⸗ reicht. Durch die ſehr gute Obſtbaumblüte ſteht ein reiches Obſtjahr bevor. a Produkteumarkt. Nach wie vor iſt das Geſchäft auf den Getreidemärkten in hohem Grade von den Schwankungen der ausländiſchen Zahlungsmitteln abhängig. Die Um⸗ ſatztätigkeit iſt äußerſt gering. Es bringt ſich dies beſon⸗ ders im Mehlhandel zur Geltung. Das verſtärkte Angebot des Inlandes in Getreide wird anſcheinend auch durch den ſtark⸗gebeſſerten Stand der Ernteausſichten gefördert. Auch in Futtermitteln entwickelt ſich nur ſchleppendes Geſchäft Lebenshaltung. Die Rationierung nicht von Staats. ſondern von Geldͤbeutels wegen macht weitere Fortſchritte und ſchon jetzt ſind wir ſo weit, daß die Bevölkerung weni⸗ ger Fleiſch konſumiert als zu Zeiten der Zwangswirtſchaft. Verſchiedene Blätter melden, daß es da und dort zur Schlie⸗ gung von Geſchäften kam, weil es infolge der hohen Preiſe an Kundſchaft fehlte.. Verkehr. Am 1. Juli treten die neuen Poſt⸗, Telegra⸗ phen⸗ und Fernſprechgebühren in Kraft.— Das giganmtiſche Werk der Großſchiffahrtsſtraße Rhein Main Donau iſt in Angriff genommen worden. Mit den erſten Bauarbeiten iſt in den Strecken begonnen worden, die beſonders ſchnell und wirtſchaftlich ausgebaut werden können. Am 1. Juni iſt der Luftverkehr Genf Nürnberg mit Anſchluß nach Berlin und Wien eröffnet worden.— Im Vorfahre ſind wieder 23 451 Deutſche in überſeeiſche Länder ausgewandert. Dazu tritt eine nicht unerhebliche Auswanderung in das eur ppäiſche Ausland. Ausland. Vorausſichtlich im Herbſt wird in Trieſt eine Muſtermeſſe zuſtande kommen.— Vom 17.— 26. Jumi findet in Budapeſt die 13. Orieut⸗Waren⸗Muſtermeſſe ſtatt.— We⸗ gen Konkurrenz deutſcher Spielwaren in England mußten dort von 1919 bis Anfang dieſes Jahres von den 300 eng⸗ liſchen Spielwarenfirmen bereits 82 ſchließen.— In Mos⸗ kau iſt das monatliche Exiſtenzminimum auf 30,25 Mill. Sowjetrubel geſtiegen.— Vom Juli ab wird in den Ver⸗ einigten Staaten eine neue Lohn⸗ und Gehaltsordnung in Kraft treten, die eine Herabſetzung der Löhne um 48 Mill. Dollars jährlich vorſieht.— i Lokales. 8 Jrken het, 9. Juni. Zur Feier des Reichsarbeiter⸗Turn⸗ u. Sporttags am 18. Inni 1922 in Heckenheim Am Sonntag, den 18. Junk ds. Js. findet in Deutſch⸗ land ein Reichsarbeiter⸗Sporttag ſtatt. Auch die hleſigen auf dem Boden der freien Arbeiterbewegung ſtehenden Jugend- und Sportvereine widmen dieſen Tag der Turn⸗, Spiel- und Sportbewegung. Es finden auf den Wörtel⸗ wieſen ſportliche Wettkämpfe und als Abſchluß am Nach ⸗ mittag ein Schauturnen der freien Turnerſchaft ſtatt. Es ſind hohe Ziele, denen dieſer Tag gilt. In freudiger Arbeit wird eingeſetzt für eine Erziehung der Jugend zu kö perlicher, geiſtiger und ſitilicher Vollkommenheit. Die jungen Menſchenkinder ſollen herangebildet werden zu ganzen Menſchen und das h'ranwachſende Geſchlecht erzogen zum wahren und hehren Sozialismus des Geiſtes, der Seele und der Tat. Es ſoll bekundet werden, daß es dringend nötig iſt, daß die Allgemeinheit, die öffentlichen Orgone und Behörden mit größter Borgfalt dieſe Tätigkeit und dieſes Beſtreben zur Erziehung eines neuen und beſſeren Geſchlechts mit höheren, idealeren und vollkommeneren Anſchauungen fördern. Dem Volke gilts allein, waß hier Gedanken der Erziehung zum Haß und damit der Revanche ⸗ gelüſte gilt der Tag, ſondern der friedlichen, ſegenvollen Arbeit im Dienſte der Völkerverſöhnung und Menſchenliebe. Offen und frei tritt die freie Arbeterturn⸗ und Sport⸗ bewegung für dieſe Ziele ein und jeder Menſch der Anſpruch einer ſolchen Bewegung nicht abwenden können, auch wenn er auf anderen Wegen und andere Art ähnliche Ziele verfolgt. Wir brauchen Menſchen, die durch Zucht und Kö perpflege zur höchſten Leiſtungs⸗ und Arbeitsfähigkeit gdlangen und die nicht ihr Heil im Mamonismus und Materialismus ſuchen, ſondern in der Freude und im Segen der Arbeit, in der Veredelung der Geiſtes⸗ und Gemütsbildung und in der Reinheit des Empfindungs⸗ und Seelenleben, kurz in der Hebung unſeres ſittuiehen, wirt ⸗ ſchaftlichen, geiſtigen und ſozialen Lebens Durch Leibes übung allein iſt dieſes Ziel nicht möglich, daher hat die freie Arbetter⸗Jugend⸗, Turn⸗ und Sportbewegung ihr Tätigkeitsgebiet ſo weit geſteckt wie angedeutet. Wer vor ſolch hohem Tun keine Achtung beſitzt mag fern bleiben, wer aber noch Sinn, Liebe und Verttändnis für Ideale hat, der wird— gleichviel welcher Weltanſchauung er iſt— den Sonntag, den 18. Juni nicht ohne Anteilnahme vorübergehen laſſen. i VIS Mvesheim, 9. Juni. Am kommenden Sonntag begeht der hieſige kath. Jungmänner⸗ Verein das Feſt der Fahnenweihe. Anſchließend finden turneriſche Wettkämpfe flatt. Abends wird ein Feſtball ſtattfinden. Vom FJernſprechverkehr. Bei den Verhandlungen über den Poſchaushaltsplan im Reichstag hat Miniſterial⸗ direktor Feierabend, wie dem jetzt vorliegenden ausführ⸗ lichen Sitzungsbericht entnommen werden kaun, bemerkens⸗ werte Ausführungen über die techniſche Ausgeſtaltung des Fernſprechverkehrs gemacht. Er ſagte u. a:: Seit 1907 habe die Reichspoſtverwaltung das vollautomatiſche und das halb⸗ automatiſche Syſtem nebeneinander verwendet. Man könne nicht ſagen, daß ein Syſtem vor dem anderen unbedingt den Vorzug verdiene. Das halbautomatiſche Syſtem biete für große Fernſprechnetze eine Uebergangsſtufe vom Handbe⸗ trieb zum vollautomatilken und eigene ſich auch mehr für Teilnehmeranſchlüſſe mit einer großen Zahl von Nebenan⸗ ſchlüſſen. Man verwende jetzt ein gemiſchtes Syſtem, von dem man erſorderlichenfalls leicht zum vollautomatiſchen Betrieb übergehen könne. Eine vollſtändige Verbeſſerung der Fernſprechverbindungen mit Sübddeutſchland werde erſt bei Fertigſtellung des großen Kabelnetzes eintreten. Sport und Spiel. 5 Jugendspiel Uiktoria eckarhausen— Fog. Seckenh. 212. . die 1. Jugend der Vereinigung erringen. Neckarhauſen ſtellte der hieſigen Jugend eine Mannſchaft entgegen, die aus Spielern der 3 erſten Mannſchaften beſtand. Trotz dieſes Altersunterſchiedes endete das Spiel unentſchieden, nach dem Seckenheim bis 3 Minuten vor Schluß noch in Fühtung gelegen war. Den Hauptanteil an di ſem guten Reſultate trägt der Torwart Schläfer, der in wirklich vol⸗ lendetem Spiel die ſchwerſten Bälle meißerte. Die beiden Tore erzielten Karl Kunz und Welly Bär. Erwähnenswert iſt noch die Arbeit des linken Läufers Fritz Sponagel. Dis Spiel ſelbſt, das mancherlei intereſſante und ſpannende Momente bot, nahm einen ſchönen P.lauf. erſtrebt wird. Nicht dem perſönlichen Ehrgeiz, nicht dem erhebt zuf Geſtitung und höhere Kultur wird ſein Intereſſe —— Einen ſchönen Achtungserfolg konnte am Mittwoch Bandbpallspiel 70g. 98 Sechenb.— Lo. 96 Sec Das erſte Handbadſpiel, das die obigen Gehe trugen nahm einen ſpannenden Verlauf. Fußballverein ſtegte mit 42 Toren. 4 A heckanlahrt des Deutzchen Ranuberpandez h Freitag und Samstag ftrömten von allen Gauen z del kands, ſelbſt aus Oeſterreich, die Wanderpaddlet des ſchen Kanuverbandes in Heilbronn zuſammen, 2 gemeinſamer Ausfahrt ihre Wanderfahrt von nach Heidelberg anzutreten. Es waren ungeſähr die an den Pfingſtttagen das herrliche Neckarta in, 50 fuhren. Am Dienstag trafen ſie in Hedelberg ge„ ſie von den dortigen Rudervereinen aufs herzl pfangen wurden. N Vermiſchtes. Luftkampf zwiſtzen Adler und Fuchs. wurde vor kurzem folgender merkwürdiger det. Ein Mann ruderte über den Espedalee, 1 ohen in der Luft einen Adler bemerkte. Die großen Fuchs gepackt, den er in ſeinen Fängen! hatte ihn aber weit hinten gefaßt, ſo daß der pere und Vorderkörper frei hatte. Es entſpaun ſich een echt felter Kampf hoch in der Luft, bis es dem Fuchs peibe n d gelang, dem Adler in den Hals zu beißen, W und offt Waſſer ſtürzten. Der Beobachter war nicht bers mächtigte ſich der beiden Tiere. e 5 Der Roman einer Million. Die Brooklyner dal 0 9 tochter Menges Tearle, die dem Prinzen von 51 lar 17 nige noch Mbret von Albanien war, eine Milli aachen Bor Veif, Verfügung geſtellt hatte, wofür er ſie zur abbaniſ aun del re ſchfterin() in Paris zu machen verſprach, hat von 0 wieg ausſichtslofen Verſuch unternommen, die Millisn in d albaniſchen Regierung zurückzuerhalten. Se rie Kön Geraldine Ferrar, die früher bekanntlich der gene bee Staatsoper angehörte, wird, wie aus Neuvarf e 85 wird, mit Ende der Saiſon das Metropolitan Konzer e verlaſſen. Sie beabsichtigt, ein Jahr lang eine and„ At tournee durch die Vereinigten Staaten zu machen, wähle, 8 erſt wieder zur Bühne zurückzukehren. Sie hofft 8 * 8 5 0 zeneh dieſer Konzertreiſe etwa ½ Million Dollar veau, 9000 0 0 können, während der Kontrakt an der Oper ihr„ Dollar einbrachte. 0 ee ar— 293 ark. 1 Vom Wetter. e Warm und heiter, vereinzelte Gewitter, keine Wen Aenderung der Witterung. 5. Wochenſpielplan des Nationaltheaten Samstag, 10. Juni: Th. G. 6. Für die Thegterb 1 7 Bühnenvolksbundes„Wilhelm Tell“(2746200 m hel ö Anfang 3 Uhr. B 48, kleine Preiſe Minna von Bal“ aur (Minna: Gaſt). Anfang 7½ Uhr. mal, it Sonntag, 11. Juni: C 49, erhöhte Preiſe,„Hoff„ ere Erzählungen“ Anfang 6 Uhr. 1. Montag, 12. Juni: B 49, kleine Preiſe,„Ju gend des fang 7½ Uhr. 105 Nenes Theater im Roſengarten, der Samstag, 10. Juni: 13. Volksvorſtellung:„Der nig aus Dings da“.(Theatergemeinde des B. V. B. 25 leiß Anfang 8 Uhr. 0 5 Sonntag, 11. Juni: Pfälzer Abend:„Die ho che. Nähdersmädle— Tante Schlemmelman Umſchtand— Der Brand im Hutzelwald“ Das hieſige inſerierende 5 bitten wir höflichſt kleine An bei Aufgabe gleich zu 5 Verlag des„Neckar⸗Bo Pruck und Verlag Frau Gg. ummermann Wicht. a 1 90 Betauntwmachungen der Geneinde Seckenheic Der Gänſehirtendienſt wurde der Friedrich Weiß Ehefrau übertragen. N Seckenheim, den 8. Juni 1922. Bürgermeiſteramt: Ruf. Am Samskag, den 10. Juni 1922, nach⸗ mittags 6 Uhr wird an Ort und Stolle bei der Sandgrube das Erträgnis der Kirſchbäumen öffentlich meiſtbietend verſteigert. Seckenheim, den 8. Juni 1922. Bürgermeiſteramt: JB.: Ruf. 5 Wir bringen wiederholt zur öffentlichen Kenntnis, daß der Kreisweg nach Friedrichsfeld(Main⸗ Neckarbahnhof) wegen vorzunehmender Kanalbau⸗ arbeiten für jeglichen Verkehr geſperrt iſt. Auch bunden mit G Abmarſch Abmarſch Pereins ladet fall. Jungm.-Uerein geckonbeim. zu der am kommenden. Lontug, den Juni 1922 ſtatifindenden Fahnenweihe des kath Jungm ⸗Vereirs Ilvesheim, ver Mannſchafts kämpfe. vom Lokal zum Hirſch. Uhr vom Lokal zum Hirſch. Mitglieder, Freunde und Gönner unſeres teiligung freundlichſt ein Eiuladung 11 räte⸗ und Volkswetturnen und der Einzelturner morgens 7 Uh. gegen genommen. zum Feſtzug nachmittags ½1 Drelchmalchinen-Rahlen 5 Nächste Verde ene c 12 5 12. Saar-Stückkohlen sehr geeignet für den Dreschmaschinen-Betrieb) i bei mir ein. Bestellungen hierfür werden sofort ent- Zimmerbüfeige rnituf Chad 0 e hiermit zur zahlreichen Be⸗ Der Vorſtand. iſt das Betreten der Grundſtücke entlang der Straße verboten. Zuwiderhandlungen müſſen unnachſichtlich beſtraft werden, Seckenheim, den 8 Juni 1922. 985 Bürgermeiſteramt: V.: Ruf. Sammel⸗Anzeiger nur für Miiglieder der Jandn. Ein und Verkanfsgenoſſenſchaft, Zumnkchund„Jahn“ Feckenhe Heute Frritag Abend fiadet nach der Turnſtunde eine. Turnrats-Sitzung ſtatt. Vollzähliges eee erwartet 1 gegr. 1899 er 2 Vorſtand. Verloren 1 Träger zu Vorderpflag im Mittelfelk. Abzugeben im Lager. 5 Verloren 1 Miſtgabel beim Straßenheimerhaag. Ablugeben im Lager. Heute Frole Uurnorſchall deltenbeim. Uebunasſtunde finnet eine Wichlige Aigſteder-berſammlung ſtatt, zu der das Erſcheinen aller Mitglieder unbedingt erforderlich iſt Fpeitug Abend nach der Der Turnrat. 2 Hl knen s Hul 1 bei Verwendung von „Höhn er-Vollei-Sinequa“. be Achtung Prima Aehtung l Ocisenfleis chi 0 von morgen mittag 5 4 Uhr ab per Pfd Metzger Feuerstein. 31 MK. Bestens geeignet zur Zubereitung von Pfannkuchen, Omletten, Pudding, Rührei usw., sowie zur Küchenbäckerei. N Karl Raufelder. 9 40 8 8 1 Rechnungen i kauberer Ausführung liefert ſchnellden Drucker en Rimmerraun. 1 Die bestellten Saar-Nuf III werden in 14 Tagen geliefert 8 r ein o 1 Emil Seitz, Kohlennhaadlung. Man . 6 00 Cäcilien⸗Verein mt Wo e i Seckenheim. 700 0 ff 0 9 ges Abend pie Uhr a c Gesang Probe om. für 8 ar ee 8 Der Vorstand. Woſchkoma U. ˖ Ein Rleeacker W (20 Ar) zu verkaufen. e g Wo ſagt die Geſchäfts ⸗ ö g ll ds Bl 4 Geepolde 1 Gut erhaltenes eee ge 0 a f 4 f Herren. Jubrrad Le, zu 1 5 1 58. 7 de oßſtraße 44. n. S e e, 1 Kamembert, Fein met 17 8 H Sohweizer- u. de 1 85 eee Frünstücl-K ase, fer Quieta- Kaffee mit Bohnenkaffee- 8 rlolländer- u. Tils! aul 1 zusatz in Paketen zu ½ ͤ und 1 Pfund E Limbur zer- u. Baubru“ 0 0 Germania-Drogerie Süssrabmbutter und 100 1 r. Wagner Nachf. Inh. M. Hälstin frische Back- u. 65510 f EN Karl RSuf ear ten e amet, 5 ö 8 l 1 g 0