Bezugspreis: Für den Monat April 1.40 Goldmk, frei ins aus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. eklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Montag, 6. April 1925 Tages · und Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung No. 81 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtratze 68 oder durch unſere Träger. a Feruſprecher Nr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe — Der Kampf um die Neichspräſidentſchaft. a Die Parteien beim Kanzler. 5 kb. Berlin, 4. April. Auf Grund eines Schrei⸗ bens der Reichstagsfraktion der Bayeriſchen Volks⸗ partei an den Reichskanzler, hat Dr. Luther in die ſcaßandlungen der Parteien um die Reichspräſident⸗ baft eingegriffen und ſämtliche bürgerlichen Partei⸗ Fraltbende zu ſich gebeten. Zur Sprache ſtand die leiage, ob es nicht doch möglich ſei, trotz allen Par⸗ ſtelezünks eine einheitliche Sammelkandidatur au'zu⸗ nitten welche dem deutſchen Volke nicht nur viel Geld nd Mühe, ſondern auch große Aufregungen und Er⸗ eee ener v. ſchutterungen erſparen würde. luz Parteien auch der Parteivorſtand der Sozialdemo⸗ a aten hinzugezogen wurde., waren bei der Beſprechung ne Reichstagsfrakttonen mit Ausnähme der Kommm⸗ 1 iſten und Völkiſchen vertreten, wobei der Vorſchlag gemacht wurde, den ſtellvertretenden Reichspräſidenten is Sammelkandidaten all dieſer Parteien zu nomi⸗ 8 ren. Als jedoch die Parteien, unter Anerkennung . 55 Tatſache, daß gegen die Perſönlichkeit Dr. Simons 5 dete einzuwenden ſei, den Einwand erhoben, daß Fr Vorſchlag zu ſpät komme, da ſich die verſchiedenen * denktionen ſchon anderweitig gebunden hätten, wurde * mü Gedanke nicht mehr weiterverfolgt, ſodaß die Be⸗ 5 ühungen Dr. Luthers damit ihr Ende erreichten. Marx republikaniſcher Sammelkandidat. . Rach der Verhandlung mit dem Reichskanzler tra⸗ 3 Vertreter der Sozialdemokratie, der Demokra⸗ ſpr und des Zentrums zuſammen, wobei die Be⸗ Zendung das Ergebnis zeitigte, daß der Kandidat des blizums als gemeinſamer Sammelkandidat der re⸗ einw lawiſchen Parteien aufgeſtellt werden wird. Ein ich andfreier Beſchluß hierüber wurde jedoch noch ler herausgegeben, da die demokratiſchen Unterhänd⸗ . Anholt noch die Entſcheidung ihres Parteiausſchuſſes . Almen müſſen. Daran, daß dieſe Entſcheidung in du mmendem Sinne ausfallen wird, iſt jedoch nicht . deere ſodaß wohl auch die Bemühungen der * Labe riſchen Volkspartei, die den Reichswehrminiſter * Angeſtelder als Sammelkandidaten ſehen möchte, als n nad 18 dune panne Sdeubd udom Ar 48 ellt angeſehen werden können 1 Schlußkampf zwiſchen Marx und Jarres. Dr Inzwiſchen iſt auch der Kandidat des Reichsblocks, 8 prechunges⸗ in Berlin eingetroffen und die letzten Be⸗ Hand ingen über die endgültige Protlamierung dieſer halb datur haben begonnen. Da ohne Zweiſel inner⸗ er Rechtsparteien eine ſtarke Strömung herrſcht, des. ſich gegen die abermalige Nominierung Dr. Jar⸗ kinſetzt, iſt zu erwarten, daß die Verhandlungen cht reibungslos abwickeln werden. Angeſichts bereit atſache jedoch, daß die republikaniſchen Parteien eg s zu einer Einigung gelangt ſind und Dr. Jar⸗ weitge t nur das Vertrauen der Deutſchnationalen in Voltszbendem Maße beſitzt, ſondern auch die Deutſche ſheinpartel dieſen voll und ganz zu unterſtützen fen 8 wird nicht mehr daran gezweifelt werden dür⸗ für daß der bisherige Kandidat des Reichsblocks auch Groß en zweiten Wahlgang nominiert werden wird. nahme Schwierig eit ſcheint nur noch die Stellung⸗ fi 50 der Bayeriſchen Volkspartei zu verurſachen, die meister der Aufſtellung des Duisburger Oberbürger⸗ mit 1 durchaus nicht befreunden kann. Da jedoch „ en abermaligen Sondervorgehen dieſer Partei erlich der dadurch eintretenden Zerſplitterung der bür⸗ leßlie Stimmen nicht zu rechnen iſt, wird man eine uſche iche Einigung erwarten dürfen, wenn die Baye⸗ „Volkspartei nicht dazu übergehen ſollte, ihren fehlen ern eine ungebundene Wahltätigkeit zu em⸗ f Bemerkenswert in dieſer Hinſicht iſt ſchließ⸗ die Tatſache, daß die in letzter Zeit mehrfach a rkrankung Dr. Jarres und die Gerüchte über mmngebliche Abſicht auf einen freiwilligen Verzicht ung; ind, was wohl mit einer Stärkung ſeiner 2 innerhalb des Reichsblocks zuſammenhängen So wird ſchließlich der Schlußkampf zwiſchen nd Jarres ausgetragen werden, wobei jede age auf den Sieg der einen oder anderen Nar⸗ 5 ei e noch verfehlt ſein dürfte, da ſchließlich die Leldenſche tende Wahlagitation der Parteien erſt die 23 paſten der Bevölkerung aufpeitſchen wird, wo⸗ ms. arauf ankommt, wie weit es gelingt, die teil⸗ beben Maſſe der Nichtwähler zur Wahlurne zu Jan 5 5 Schedoni das Endergebnis der Wahl in weit⸗ üchkeit em Maße ab, ſodaß zuletzt noch mit der Mög⸗ men Sberrechnet werden muß, daß nur wenige Stim⸗ zu verhankidatur als die des Reichskanzlers Marx ein Teiche ein der affen ſein, die bemüht Als auf Wunſch einzel⸗ . Denn von deren Erſcheinen oder Unterſtützung dischen none neue unverbindliche Beſprechungen er glei demokratiſchen Führern und Parlamentariern Aandidatn barteien über die Möglichkeit einer Einheits⸗ Frankreichs Note in der Gicherheitsfrage. Keine Schwierigkeiten. 5 a f O London, 4. April. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Tele⸗ graph“ meldet, daß Herriot die Abſicht habe, die franzö⸗ ſiſche Antwortnote in der Sicherheitsfrage in ihrer endgül⸗ tigen Faſſung den Regierungen in London, Rom, Brüſſel, Prag und Warſchau vorzulegen, ehe ſie nach Berlin ge⸗ ſandt wird. Die urſprünglich vorgeſehenen Fragen in der Note haben infolge des Meinungsaustauſches zwiſchen den Alliierten verſchiedene Aenderungen erfahren. Infolge der innerpolitiſchen Schwierigkeiten konnte Herriot geſtern die franzöſiſche Antwortnote auf das deut⸗ ſche Memorandum vom 24. Febtuar nicht fertigſtellen. Die Abſendung der Note ſteht aber nach dem„Petit Jour⸗ nal“ unmittelbar bevor. Chamberlain und der deutſche Botſchaſter Dr. Sthamer. kb. Berlin, 4. April. Franzöſiſche Blätter ha⸗ ben gemeldet, daß es zu einem perſönlichen Konflikt zwiſchen dem engliſchen Außenminiſter Chamberlain und dem deutſchen Botſchafter in London, Dr. Sthamer, gekommen ſein ſoll. An Berliner amtlicher Stelle iſt jedoch hiervon nichts bekannt. Wie wir von inoffiziel⸗ ler parlamentariſcher Seite erfahren, könnte mit den franzöſiſchen Meldungen nur der Fall gemeint ſein, daß der deutſche Botſchafter am vergangenen Montag nicht in der Lage war, dem engliſchen Außenminiſter gewiſſe Auskünfte über die Haltung der deutſchen Re⸗ gierung zu verſchiedenen Anregungen des Londoner Kabinetts hinſichtlich der Sicherheitsfrage zu geben. Dieſer Vorfall dürfte aber unmöglich als ein Konflikt gedeutet werden, da er vor allen Dingen abſolut keine perſönliche Wendung angenommen hat. Ein deutſcher Schritt in Paris. Berlin, 4. April. Von zuſtändiger Stelle er⸗ fahren wir, daß die Reichsregierung Schritte in Paris unternommen hat, um Genugtuung für die Erſchießung zweier Deutſcher zu fordern. Es handelt ſich um die Erſchießung der Brüder Wilhelm und Johann Dohmen aus Eſchweiler und die Verwundung des Auguſt Schuhmacher aus Stolberg durch einen franzöſiſchen Poſten. Die deutſche Botſchaft in Paris wurde ange⸗ wieſen, die gebührende Beſtrafung des ſchuldigen Sol⸗ daten ſowie Maßnahmen zur Vermeidung einer Wie⸗ derholung ſolcher Vorfälle zu verlangen. f England und die franzöſſche Kabinettstriſe Frankreichs Furcht vor der Inflation. . O London, 4. April. Das Hauptintereſſe der engliſchen Morgenblätter kon⸗ zentriert ſich auf die Entwicklung der Dingein Frank⸗ reich. Im allgemeinen wird die Lage mit ernſter Sorge betrachtet. Die„Morningpoſt“ mahnt England aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten der franzöſiſchen Regierung die Schlußfolgerung zu ziehen, wie groß die finanzielle Be⸗ drängnis Frankreichs und wie notwendig ein Entgegen⸗ kommen Englands in der Sache der interalliierten Schul⸗ den wäre. Man müſſe zwar die ſchwere Steuerlast der engliſchen Fabrikanten und Induſtriellen anerkennen, aber wenn Frankreich durch zu ſcharfe Geldforderungen Eng⸗ lands und Amerikas in Schwierigkeiten komme, ſo würde das letzten Endes nicht nur den Franken, ſondern auch das Pfund Sterling zu Fall bringen, und deshalb müſſe man ſich mit Frankreich auf vernünftiger Grundlage iche digen. Ueber die Kriſe ſelbſt heißt es: Eine politiſche Kriſe erſter Klaſſe hat ſich in Frankreich entwickelt. Es gibt eine Reihe von Nebengründen, aber der Haupt⸗ grund iſt die Angſt Frankreichs, daß die Herriot⸗Regierung eine Inflationswelle begünſtige. Die„Daily Mail“ hält eine weitere Vermehrung des franzöſiſchen Notenumlaufs für unvermeidlich, denn die Notwendigkeit zur Vermehrung des Notenumläufs wäre nicht die Urſache, ſondern eine Folge der Inflation. Die Auffaſſung in Berlin. Erſchwer r-außenpolitiſchen Konſtellation. e des Berlin, 4. April. 2 15 Wie wir zus den Berliner diplomatiſchen Kreiſen er⸗ fahren, glaubt man nicht ernſthaft an einen bevorſtehen⸗ den Sturz des Kabinetts Herriot. Man hat den Eindruck, daß die franzöſiſchen politiſchen Kreiſe gegenwärtig beſon⸗ ders ſtark die Gefahr eines Rücktritts Herriots an die Mand malen wollen, um damit namentlich auf England einen gewiſſen Druck auszuüben, damit es den franzö⸗ ſiſchen Standpunkt in der Sicherheitsfrage anerkennt. Sollte Herriot tatſächlich zurücktreten, dann wäre aller⸗ dings nach Meinung der deutſchen Negierungskreiſe mit einer erheblichen Erſchwerung der geſamten außenpoliti⸗ ſchen Konſtellation zu rechnen. 7 0 —— 2 2 ——— Verbreiterung der Reichsregierung Luther? kb. Berlin, 4. April. In den parlamentari⸗ ſchen Kreiſen verlautet heute, daß ernſthaſte Bemühun⸗ gen im Gange ſeien, um das Reichskabinett Luther umzubilden und die Regierungsgrundlage zu erwei⸗ lern. Es handelt ſich dabei namentlich um die Mög⸗ lichkeit einer Hinzuziehung der Demokraten, deren Auf⸗ gabe es ſein würde, den Reichswehrminiſter Dr. Geß⸗ ler als demokratiſchen Ver-rauensmann in der Reichs⸗ f regierung zu belrachten und für den Fall ſeiner Auf⸗ ſtellung für die Reichspräſidentſchaftskandidatur durch einen anderen demokratiſchen Politiker zu erſetzen. Die Erwägungen bierüber befinden ſich noch im An⸗ fangsſtadium. a f 9 9 Die Lage in Preußen. Branus Amtsantritt. Berlin, 4. April. Der bisherige preußiſche Miniſterpräſident, Reichskanz⸗ ler a. D. Marx, verabſchiedete ſich heute vormit⸗ tag von den Beamten des Staatsminiſteriums. Er dankte den Beamten für ihre Unterſtützung während Liner Tätig⸗ keit als Miniſterpräſident und gab der Freude darüber Ausdruck, daß er ſeinem hochverehrten Vorgänger im Amte, dem Miniſterpräſidenten Braun, nunmehr die Ge⸗ ſchäfte übergeben könne. 2 Miniſterpräſident Braun hat, nachdem er geſtern abend dem preußiſchen Landtagspräſidenten mitgeteilt hatte, daß er die Wahl zum Miniſterpräſidenten annehme, die Leitung der Staatsgeſchäfte bereits über⸗ nommen. Der Miniſterpräſident beabſichtigt nicht, eine Umbildung des Preußenkabinetts Marx vorzunehmen. Im interfraktionellen Ausſchuß des Preußiſchen Land⸗ tages wurde heute vormittag in einer 8. Sitzung über die Geſchäftslage volle Einmütigkeit unter den Fraktionen in der Beurteilung der Lage feſtgeſtellt. Am 8. April ſoll ſich das Kabinett Braun dem Land⸗ lag vorſtellen. Es wird ſich vorausſichtlich nur in der Spitze von dem Kabinett Marx unterſcheiden. 5 em bisherigen preußiſchen Kabinett, an deſſen Zuſammenſetzung ſich alſo nichts ändern wird, ge⸗ hörten an: 5 Innenminiſter: Severing(Sozialdemokrat: Finanzminiſter: Dr. Höpker⸗Aſchoff(Demokrat); Handelsminiſter: Dr. Schreiber(Demokrat); 2 Juſtizminiſter: Am Zehnhoff(Zentrum); 8 Wohlfahrtsminiſter: Hirthſiefer(Zentrum; Kultusminiſter: Dr. Becker; 2 Landwirtſchaftsminiſter: Dr. Steiger(Zentrum). Deutſcher Reichstag. 3 Notſtandsmaßnahmen für Beamte. 3 d Berlin, 4. April. Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt der Bericht über Hilfsmaßnahmen für die beſetzten Gebiete, den Abg. von Gusrard(3tr.) erſtattet. Der Berichterſtatter verweiſt darauf, daß im beſetzten. Gebiet eine beſondere Not la F. der Kommunalverbände beſtehe, ferner der Wirtſchaft, die ſich noch in keiner Weiſe erholt habe, der Volksgeſund⸗ heit und der Bewohner ſelbſt, die unter den immer drückenderen Quartierlaſten leiden. Man ſolle dem beſetzten Gebiet eine Oſtergabe gewähren, die den Aufſtieg zu neuer wirtſchaftlicher Blüte ſichert. Ohne weitere Ausſprache wird dann die Entſchließung angenommen. f 8 Es folgt dann der Bericht über Not ſtan ds ma 5. nahmen für Beamte. Nach den i des Haushaltsausſchuſſes ſollen u. a. vom 1. April 1925 ab bis auf weiteres 95 Prozent des Wohnungsgeldzuſchuſſes gezahlt werden. Die für den Monat April nachzuzahlenden Beträge werden mit den für den Monat Mai zuſtehenden Bezügen ausgezahlt. Abg. Bender(Soz.) ſtellt feſt, daß die Lebens⸗ haltung der Beamten ſeit dem vorigen Jahr um 15 Prozent geſunken ſei. Man müſſe daher zu Not⸗ maßnahmen ſchreiten. Die Gehälter der unteren Beamten bedürften dringend einer Erhöhung. 85 Abg. Schuldt ⸗Steglitz(Dem.) weiſt darauf hin, daß die Inderzahl ſeit dem Juni vorigen Jahres u m 25 Prozent geſtiegen ſei. Demgegenüber ſei die geplante Erhöhung zu gering. Die Not in der Beamten⸗ feder ſei ſo groß, daß Selbſtmorde nicht ſelten eien. N. „Die Anträge des Ausſchuſſes werden in zweiter und dritter Leſung angenommen. 3 2 Präsident Loebe unterbricht darauf die Verhand⸗ lungen und gedenkt in teilnehmenden Worten der furcht⸗ baren Grubenkataſtrophe, die ſich auf der Grube Matthias Stinnes 1 und II ereignet hat. Es ſei ein außerordentlich bedrückendes Gefühl, daß alle Vorbeugungsmaßnahmen nicht dazu hinreichen, zu verhindern, daß ſolche Unglücks⸗ fälle in unheimlicher Raſchheit ſich wiederholen. Alle Teil⸗ nahme kann nur wenig den Schmerz der Betroffenen mil⸗ dern. Der Präſident richtet an die Aufſichtsbehör⸗ den die Vitte, in peinlichſter Aufmerkſamkeit die Vor⸗ beugungs⸗ und Schutzmaßnahmen zu prüfen, damit es uns erſpart bleibe, daß immer neue, ſchwere Unfälle die deutſche Arbeiterſchaft heimſuchen. 5 ne Darauf wird die Ausſprache über das Wohn ungs⸗ weſen fortgeſetzt. 5 Abg. Büll(Dem.) hält es für unerträglich, daß die ewerbetreibenden jetzt zum Teil viel höhere Mieten zahlen als in der Friedenszeit. 555 a Abg. Lucke(Wirtſch. Vereingg.) fordert Aufhebung der Wohnungsämter, die dem deutſchen Volke jährlich eine Goldmilliarde koſteten.—* Das Haus vertagt ſich. Nächſte Sitzung am 28. April 1 1 Rückblick. „l Die äußere Politik der Woche iſt gekennzeichnet dürch die engliſch⸗franzöſiſche Diskuſſion über den Ga⸗ rantiepakt. Die Alliierten bereiten ihre Antworten vor. England, das durch den Mund Chamberlains vor eini⸗ gen Wochen ſeine Zuſtimmung zu den deutſchen Anre⸗ gungen gegeben hat, hält ſich jetzt etwas im Hinter⸗ grund und wartet ab, wie Frankreich ſich entſcheidet. In Paris haben in der letzten Woche im Schoße der Regierung unermüdlich Beſprechungen ſtattgefunden. Das Ergebnis ſteht im einzelnen noch nicht feſt. Die allgemeine Haltung, die Frankreich dem Garantiepalt gegenüber einnimmt, läßt ſich aber doch bereits aus. verſchiedenen Aeußerungen der franzöſiſchen Regierungs⸗ preſſe ziemlich deutlich erkennen. Herriot hat ſein grund⸗ ſätzliches Einverſtändnis erklärt, mit Deutſchland über den Garantiepakt zu verhandeln. Das iſt aber auch bereits alles. Während England ohne Zweifel den Abſchluß eines europäiſchen Garantiepakts mit Ein⸗ chluß Deutſchlands wirklich und ernſthaft anſtrebt. iſt as bei Frankreich ſicher nicht der Fall. Man hat ſich in Paris mit dieſem Gedanken ernſthaft überhaupt erſt befaßt, als das Genfer Protokoll nicht mehr zu retten war. Auffallenderweiſe macht ſich auch jetzt wieder in Paris eine ſehr ſtarke Strömung für die Durchführung des Protokolls bemerkbar. Irgendwelche Zugkraft hat der deutſche Vorſchlag in Frankreich noch nie gehabt. Wenn der Garantiepakt mit Einſchluß Deutſchlands nicht zu umgehen ſein ſollte, wird man ſeine Zuſtim⸗ mung ſich jedenfalls ſehr teuer abhandeln laſſen. Die vier Fragen, die Herriot angeblich an Deutſchland zu richten beabſichtigt, laſſen tief blicken. Wenn hier z. B. gefordert wird, daß Deutſchland auf den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland endgültig verzichten ſoll, ſo iſt das eine unmögliche Forderung. Deutſchland kann ſich lediglich verpflichten, die Beſtimmungen des Ver⸗ ſailler Vertrages zu reſpektieren. Mehr aber auch nicht. Ebenſo wird Deutſchland nie und nimmer die im Oſten geſchaffenen Grenzen als zu recht beſtehend anerkennen, wie das anſcheinend verlangt werden ſoll Deutſchland hat deutlich zu erkennen gegeben, daß es bereit iſt, auf ine gewaltſame Auseinanderſetzung mit Waffengewalt im Oſten zu verzichten. Mehr kann man billigerweiſe nicht von ihm verlangen. Es iſt ſehr verdüchtig, daß Herriot gerade ſolche Fragen, die für uns geklärt ſind, zum Gegenſtand eines Diskuſſion machen will. Wenn er die Abſicht hat, das Zuſtandekommen des europai⸗ ſchen Garantiepaktes zu verhindern, ſo mag er das kun, Ob Frankreich ſich es leiſten kann, den Stören⸗ fried Eurodas zu ſpielen, iſt eine andere Frage. Je⸗ denfalls dürfte die Lage, in der es ſich gegenwärtig befinde, für die franzöſiſchen Staatsmänner nicht ge⸗ rade ermutigend wirken. Durch den Sturz des Finanz⸗ miniſters Clementel erlebt Frankreich gegenwärtig eine Miniſterkriſe, die ſich ſehr leicht zur Staatskriſe aus⸗ wachſen kann. Der Franken ſtürzt unaufhaltſam und die Gefahr einer neuen Inflation rückt immer bedroh⸗ licher heran. Wie ſehr man Frankreich überall miß⸗ traut, haben die Drohungen Amerikas mit der Kredit⸗ ſperre deutlich gezeigt. In Amerika erkennt man immer mehr, daß Frankreich eine rein egoiſtiſche Politik ge⸗ genüber Deutſchland verfolgt. Die allzu abgegriffene Phraſe von der Gefahr eines deutſchen Angriffes wird hier längſt nicht mehr geglaubt. Amerika hat gerade in diefen Tagen deutlich gezeigt, daß es nicht gewillt iſt, ſich die ſinnloſe Obſtruktion Frankreichs gegen die Abrüſtungskonferenz weiter gefallen zu laſſen. g Dieſe Dinge, die die wichtigſten Lebensintereſſen des deutſchen Volkes berühren, werden augenblicklich bei uns ſtark in den Hintergrund gedrängt durch die Vorbereitungen zur zweiten Reichspräſidentenwahl. Der erſte e hat eine Entſcheidung nicht gebracht. Eine gewiſſe Klärung der Kräfteverteilung für den zweiten Wahlgang iſt aber erreicht worden. Für den endgültigen zweiten Wahlgang am 26. April ſcheinen ſich zwei große Heerlager zu bilden. Hie„Reichsblock“ — hie„Volksblock“ wird die Parole heißen. Der Kan⸗ didat des„Volksblocks“ ſteht jetzt feſt. Es iſt der frü⸗ here Reichskanzler Wilhelm Marx, den das Zentrum, die Demokraten und die Sozialdemokraten auf den Schild gehoben haben. Ein Wahlkampf ohnegleichen feht uns bevor. Beide Parteien— man wird diesmal hoffentlich nur von zwei Parteien ſprechen— wiſſen, worum es geht. Der Ausgang dieſes Kampfes wird die deutſche Politik für ſieben Jahre beſtimmend be⸗ einfluſſen. Darum heißt es am 26. April: Alle Mann au Bordi 80 Vergib. „Original⸗Roman von H. Courths⸗Mahler 35. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Macht es kurz und ſchmerzlos, Leute! Wir dan⸗ zen euch herzlich, meine Frau und ich. Ich weiß, ihr Ineint es gut. Aber wir verſtehen uns ohne viele Worte. Und zur Feier des Einzugs eurer neuen jun⸗ gen Herrin gibt es heute abend im Dorfkrug Tanz u. Freibier. Für die Frauen gibt es Kaffee und Kuchen, ſoviel ſie futtern mögen. Zum Abend richtet euch utter Klimſchen einen ordentlichen Braten. Und da⸗ mit wollen wir's genug ſein laſſen.“ So ſagte er laut und herzlich zu den Leuten, die 7— begeiſtert zujubelten. Hans⸗Georgs Vater nickte ſchmunzelnd. f *„So ſoll es ſein. Nun adieu, Leute.“ Traute hatte mit entſchiedener Mißbilligung dieſe „Szene beobachtet. Als Hans⸗Georg Mutter Klimſchen auf die Wange küßte, glaubte ſie, nicht recht geſehen zu haben. In Lankwitz verkehrte die Herrſchaft mit den DVeuten ganz anders. n „Als Hans⸗Georg ſie an den Leuten vorüber die Treppe hinaufführte, grüßte ſie huldvoll— wie ihre Mutter es getan haben würde. i („Hier muß ich einen anderen Ton einführen. Hans⸗Georg tut ja, als ſtände er auf du und du mit ſeinen Dienſtboten,“ dachte ſie. 5 Aber ſie ſprach kein Wort. Und als Hans-Georg ſie dann, in ihren Zimmern angelangt, in die Arme : 2 wollte, um ihr ein herzliches Wort zu ſagen ö ſie dann zu küſſen, da bog ſie ſich entſetzt zurück, „Ich muß jetzt danken. Nachdem du eben erſt deine weiblichen Domeſtiken geküßt haſt, habe ich wirk⸗ lich kein Verlangen danach.“ Hans⸗Georgs Arme ſanken herab. Jedes warme Gefühl war verflogen. Ernüchtert trat er zurück; in Funte Augen zuckte es ſeltſam, als wenn aus Stahl 1 Aken ſprübten. Er hatte während ſeiner Flitter⸗ * 2 wochen ſchon öfters Mutter Klimſchen geküßt.“ Tages⸗Keberſicht. —* Der preußiſche Landtag hat ſich auf den 28. April vertagt, nachdem die ſtrittigen Notverordnungen nach längeren und äußerſt erregten Debatten den Aus⸗ ſchüſſen überwieſen worden waren. * Die Gruppe der demokratiſchen Linken in der franzöſiſchen Kammer hat beſchloſſen, auf den Rat Lou⸗ cheurs gegen die geplante Einſetzung einer Vermögens⸗ abgabe zu ſtimmen. —4 In einer ſtürmiſchen Se.mſitzung wurde ein Antrag der Wyzwolenie und der Sozialiſten⸗Partei, den Seyn ſofort aufzulöſen, mit 101 Stimmen gegen 141 Stimmen abgelehnt. —* In Londoner politiſchen Kreiſen hat der Rück⸗ tritt Clementels und die Kriſe der Regierung Herriot kaum überraſcht. Die Situation wird in London nicht für ernſt gehalten. —* Reuter meldet aus Tokio, daß die japaniſche Regierung ein neues Flottenbauprogramm bekannt ge⸗ geben hat, das den Bau von 22 Kriegsſchiffen mit einer Geſamttonnage von 129 000 Tonnen ankündigt. — Zbwiſchen der deutſchen und britiſchen Regierung iſt das angekündigte Abkommen über die Ablöſung der engliſchen 26prozentigen Abgabe abgeſchloſſen worden. —* Nach einer Meldung aus Rom ſoll der italieni⸗ ſche Kriegsminiſter Georgie infolge der Zurückziehung ſeiner Heeresreformgeſetzentwürfe durch Muſſolini ſeine Demiſſion eingereicht haben. —* Aus Marokko werden gegenwärtig 25 000 Mann heimbefördert. Pri de Rivera wird definitiv erſt im Juli nach Madrid zurückkehren. —* Franclin Bouillon iſt aus Angora abgereiſt. An⸗ geblich ſoll er in allen fraglichen Punkten mit der tür⸗ kiſchen Regierung eine Verſtändigung erzielt haben. — Nach einer New Yorker Meldung wurde im Weißen Hauſe offiziell erklärt, daß die Mitteilungen Clemenlels über ſchwebende Verhandlungen zur Rege⸗ lung der Schuldenfrage unzutreffend ſeien. Die engliſche Regierung wird um die Ermäch⸗ tigung nachſuchen, vorlaufig das Geſetz zur Regelung der Reparationsabgabe auf von Deutſchland eingeführte dürfen bis auf weiteres außer Kraft ſetzen zu dürfen. 8 e n e Anruhe in Güdweſtafrika. Die Gefahr eines Herersaufſtandes. Os London, 4. April. Wie aus Kapſtadt gemeldet wird, gab General Hertzog im Parlament über die Aufſtandsbewegung des Rehoboth⸗Stammes in Südweſtafcika eine Erklä⸗ rung ab, in der er ausführte, daß die Rehoboths ſchon früher verlangt hatten, unabhängig und den Geſetzen des Landes nicht unterworfen zu ſein. Sie hätten eine wider⸗ ſetzliche Haltung eingenommen trotz aller Vorſtellungen des oberſten Verwaltungsbeamten Hofmeyr, der ſich an Ort und Stelle begeben habe, um mit den Aufſtändiſchen zu verhandeln. Auf weitere Fragen erklärte Hertzog, daß die Rehoboths eine Petition an den Völker⸗ bund geſandt hätten, in der ſie den Anſpruch auf Un⸗ abhängigkeit erhoben und gleichzeitig weiteren tertitoria⸗ len Beſitz forderten. Dieſe Anſprüche ſeien von der Unter⸗ ſuchungskommiſſion abgelehnt worden. Hofmeyr hätte ihnen jedoch angeboten, einige Farmen aufzukaufen und den Rehoboths zur Verfügung zu ſtellen. Der Premierminiſter betonte, daß die Hauptſchwierig⸗ keit in der grundſätzlichen Ablehnung aller Geſetze durch die Rehoboths läge. Die Eingeborenen glaubten, daß es im Rohoboth⸗Gebiet keinerlei Geletze gäbe. Gewaltmaßnahmen gegen die Aufſtändiſchen wür⸗ den jedoch nur im äußerſten Notfalle angewendet werden. Nach den letzten Nachrichten iſt eine weitere Verſchär⸗ fung der Lage eingetreten. Die Rehoboths haben eine Truppe von 600 Mann gebildet, die mit modernen Ge⸗ wehren ausgerüſtet iſt. Demgegenüber befinden ſich nur 150 Mann Polizei, die allerdings mit Maſchinengewehren verſehen ſind. Die Regierung hat die Bürgerwehr aufge⸗ rufen. General Hertzog erklärte in einem Interview, daß die Rehoboths ſchließlich nachgeben würden, wenn die Re⸗ gierung feſtbliebe. Die tatſächliche Gefahr beſtände in einem Anſchluß der Hereros, die über 60 000 Mann zählten, an die Aufſtandsbewegung. Um die Möglichkeit eines Heteroaufſtandes im Keime zu erſticken, ſei die weiße Bevölkerung zu den Waffen gerufen worden. Korbes, der ſtark zuſammenge „7275. ͤ d.. Der Rothardt⸗ Prozeß. Bis auf weiteres vertagt. Magdeburg, 4. April. Der Gerichtshof kam im zweiten Magdeburger Prozeß zu dem Beſchluß, da auf die Vernehmung des Kaſſeler Oberbürgermei⸗ ſters Scheidemann nicht verzichtet werden könne, den Prozeß bis auf weiteres zu vertagen. Damit iſt die ganze Arbeit in zweiter Inſtanz hinfällig geworden, da der Prozeß zur gegebenen Zeit, ſobald der Geſundheils⸗ zuſtand Scheidemanns dies erlaubt, wieder von vorn begonnen werden muß... 2 3 12 3 5— 2 N Das Reichswehrunglück an der Weſer. Feierliche Veiſetzung der Opfer. 5 Detmold, 4. April. Unter großer nahme der Bevölkerung von Lippe und der angrenzen⸗ den preußiſchen Gebiete fand in Detmold die Trauer⸗ feier für die 80 toten Opfer der Fährkataſtrophe von Veltheim ſtatt. Die Häuſer der Stadt ſowie die öf⸗ fentlichen Gebäude hatten zum Zeichen der Trauer halb⸗ f maſt geflaggt und das Rathaus war mit ſchwarzem Trauerflor drapiert, ſo daß die Stadt ein feierliches 1 und ernſtes Gepräge zeigte. Die Trauerfeier fand in der Exerzierhalle 2 ſtatt. In der Mitte der Halle war N ein ſchwarzer Podeſt errichtet worden, auf dem die Särge ſtanden. Dahinter hatte man einen Allar errichtet. . n ſchlichten Die Feier begann mit dem Choral: „Was Gott tut, das iſt wohlgetan.“ Sodann hielt Bi⸗ 4 ſchof Schulte, Paderborn, eine tiefempfundene Gedächt⸗ nisrede. Nach ihm ergriff Generalſuperintendant Weſ⸗ ſelt das Wort. f Als der Generalſuperintendant ſeine Rede Be 1 Fürſt halte, trat der frühere Landesherr von Lippe, Leopold, in Generalsuniform an die Särge heran und legte rieſige Lorbeerkränze mit den lippeſchen Landes farben rot⸗gelb vor den Särgen nieder. Darauf wur den die drei Särge von je ſechs Soldaten auf die Wa⸗ gen getragen und der Trauerzug ſetzte ſich in Bew gung 5 ö An der Spitze ging der Biſchof von Paderborn in groe ßem Ornat, dann folgte eine Reichswehrkompagnie⸗ Hinter dem Wagen Fürſt Leopold und zu ſeinen beiden Seiten Reichswehrminiſter Dr. Geßler und General v. Seeckt. Dann folgte der Vertreter der Kirche und die Angehörigen der Verunglückten. Der Zug, dem ſich eine unüberſehbare Menſchenmenge an ſchloß, nahm ſeinen Weg nach die im Weltkriege Geſallenen. griff ſodann der Reichswehrminiſter Dr. Geßler das Wodtt und rief den toten Kameraden namens der deu ſchen Wehrmacht und der Reichsregierung die Abſchieds⸗ grüße nach. Nach Anſprachen des Bischofs von Pader, born und des Generalſuperintendanten Dr. Weſſelt ſandte eine Ehrenkompagnie drei Salben über die Grä⸗ 1 ber Dorauf löſte ſich der ungeheure Trauerzug auf. Wieder ein ſchweres Grubenunglück. Abſturz in einen 650 Meter tiefen Schacht. gen um 6 Mhr beim Schichtwechſel ein ſchweres un. glück. Der mit 70 Bergleuten beſetzte Förderkorb ſtürzte inſolge Seilbruches in den Schacht. Bis jetzt ſind 2 Tote und 46 lebensgefährlich Verletzte geborgen. Die Rettung“ arbeiten wurden ſofort aufgenommen. Das Oberbergamt Dortmund gibt über das Gruben: unglück bei Eſſen folgenden Bericht heraus: Auf Schacht der Schachtanlage Matthias Stinnes J und II bei Eſſen iſt am 4. April morgens bei Beginn der Seilfahrt de, herabgehende, mit etwa 70 Mann vollbeſetzte Fördertont mit hoher Geſchwindigkeit auf die Schachtſohle geſtauc worden. Von der Beſatzung waren bis 12 Uhr mittag 63 Mann geborgen, darunter 2 Tote und 46 Verle gte. die ins Krankenhaus geſchafft werden mußten, 15 Mann haben ſich nach Hauſe begeben können. Die noch fehlenden 5 der unterſten Etage ückt worden iſt. An Ein Bruch des Förderſeils 0 Verunglückten befinden ſich i Bergung wird gearbeitet. Anprall des heraufgehenden unbeſetzten Korbes gege Seilſcheibe geriſſen und in den Schacht geſtürzt. D Urſuche des Unglücks ſteht noch nicht 1 Der Schacht iſt 650 Meter tief. Die Förderung geſcht durch eine moderne Dampffördermaſchine, die ſeit e ſechs Monaten in Betrieb iſt. Die amtliche Untersuchung N des Unglücks iſt im Gange. Gelegenheit gehabt, zu erkennen, wie ſehr er ſich in Traute getäuſcht, wenn er ſie für kindlich ſchmiegſam hielt. Sie waren ſchon mehrmals aufeinandergeprallt mit ihren verſchiedenen Anſichten. Bisher hatte Hans⸗Georg noch immer an ſich gehal⸗ ten. Auch heute blieb er ruhig ihrem kränkenden Tone gegenüber. „Meine Untergebenen? Ich habe nur Lori und „Nun, eine Haushälterin iſt doch eine Unterge⸗ bene. Die Haushälterin rechnen wir in Lankwitz auch zu den Domeſtiken.“. 5 Ein ironiſches Lächeln umſpielte ſeine Lippen. Er ahnte nicht, daß Traute zugleich feſtſteilen wo lte, daß Loris Mutter auch nur Haushälterin in Hohen⸗ ſtein geweſen iſt. 8. „Aber in Hohenſtein nicht,“ ſagte er ruh lg.„Mut⸗ ter Klimſchen iſt ſeit einem Menſchenalter unſere Haus⸗ genoſſin, deren Treue und Tüchtigkeit wir in guten und ſchlimmen Zeiten erprobt haben. Sie hat mich ſchon als kleinen Buben auf den Armen getragen, u. ſie ſteht uns ſehr nahe. Aber das iſt nur nebenbei. Wenn du mir keinen Kuß geben willſt, ſo muß ich warten, bis ich mit Kölniſchem Waſſer alle Spuren getilgt habe, die Mutter Klimſchens Kuß auf meinem Mund hinterlaſſen hat.“ Traute zog die Brauen hoch. „Mein Gott, Hans⸗Georg, du kannſt unglaublich formlos ſein!“. n e Er lachte grimmig. „Das haſt du auf unſerer Hochzeitsreiſe ſo oft wiederholt, daß ich es zur Genüge weiß. Ich habe das bisher ruhig hingenommen, Traute, um mich unter fremden Leuten nicht mit dir zu zanken. Jetzt ſind wir aber zu Hauſe, jetzt gib es auf, mich ſtets zu kritiſieren. Hier in Hohenſtein herrſcht ein anderer Ton als in 1 müſſen.“. f Lankwitz. Daran wirſt du dich gewöhnen Sie warf den Kopf zurück und ſagte in scharfem „Ich denke, ſen. Den Ton in einem Hausfrau an.“ Ton Hauſe gibt doch wohl Er ſah ſie mit einem unbeſchreiblichen Blick an. 4 „Wie ſonderbar— mir iſt noch nie ſo aufgefalle, Ich möche irrſt du, wenn du meinſt, führen zu können, den deine Mutter in Lankwitz an 1 gibt!“ Damit wollte er aus dem Zimmer gehen. A 10 en beſann ſich. Nein— ſo ſollte die erſte Stunde in ihrem Heim nicht ausklingen. Er mußte nachſich ig ſe mit ihr. Sie war unter den ſtrengen Augen ihr Mutter aufgewachſen und konnte nichts dafür, deren Art ihr im Blute ſteckte. a Er ene um und faßte ſie bei den Schultern. „Traute!“ a „Was willſt du?“ fragte ſie ſchmellend. 8 kram über Bord. Lerne den herzlichen Ton in henſtein verſtehen, dann wirſt du ihn auch lieben 3 5 dir das Herz davon wärmen laſſen. Draußen in de Welt waren deine ſtrengen Formen vielleicht am Pla 10 Aber hier iſt mir alles Geſchraubte unerträglich. 1 8 Kritiken über das, was mir bisher lieb und.„ war, vertrage ich erſt recht nicht. Alſo ſei ein froh 23 Menſch unter Menſchen. Vergiß, was deine ſtreng 1 Mama dir eingepaukt hat— oder verlange wenigſgis, f nicht, daß ich den formellen Firlefanz als Kate f mus betrachte. Wir wollen uns doch das Leben n gegenſeitig ſchwer machen.“ 5 Litten Trautes Miene blieb unentwegt bei ſeinen den Worten g 5(Fortſetzuna folat⸗ Anteil. CVVT evangeliſchen dem Ehrenfriedhof füt Am offenen Grabe ei, Ser eee 2„ ene a S Eſſen, 4. April. 3 3 . Auf Zeche Mathias Stinnes ereignete ſich heute mor⸗ „ 2————. 222 2 er g An ihhal 1 nicht ſtattgefunden, dagegen iſt das untere Seil von 95 4 n ,/. i eſtt „ wa du wirſt dich anders gewöhnen 2 ü 14 „Ich bitte dich, Traufe, wirf den ſteifen Formel, 9. o n. „Auf der unkerſten zuſämmengdrückten 8 des Förder⸗ korbes befinden ſich noch ſechs oder ſieben Berg⸗ leute. Es iſt damit zu rechnen, daß die Eingeſchloſſenen i lebend geborgen werden. Die Maſchine des Unglücks⸗ „ ſchachtes iſt die elektriſch betriebe Köpeförderung und iſt 25 feit September 1924 im Betrieb. Der Schacht wurde in n den Jahren 1923⸗24 niedergebracht und die Förderung im e Spätherbst 1924 aufgenommen. Nach Ausſagen des Ma⸗ a 51 iſt das Seil durch ſtarkes Bremſen ge⸗ kiutſcht, wodurch das Unglück entſtanden iſt. Die Köpe⸗ . förderung iſt bei zahlreichen Schachtanlagen des Induſtrie⸗ Roietes im Betrieb. Unglücksfälle kommen bei dieſen aſchinen äußerſt ſelten vor. Auf dem niedergehenden . Korbe befanden ſich vorſchriftsmäßig 70 Bergleute. Von 1 dieſen ſind 15 unverletzt gerettet, 35 lebensgefährlich und U. eicht verletzt. 5 8 8 Aus dem badiſchen Lande. D. Maunheim, 4. April.(Brotabſchla z) a Bäckerinnung gibt einen weiteren Brotab, lag be⸗ annt. Das Dreipfünder⸗Schwarzbrot koſtet nunmehr 62 Pfennig, Weißbrot 70 Pfennig. Mannheim, 4. April.(Gegen die Zer⸗ Rörr wn g der Neckarlandſchaft.) Der ba⸗ iſche Verb and für Frauenbeſtrebungen wendet ſich in einem Aufruf gegen die kulturwidrige Zerſtörung des Neckarkanals durch die Neckarkanaliſation. Der ganze Venantiſche Zauber, der Heidelberg umgibt, werde der ernichtung anheimfallen, wenn der Nechar in Stein⸗ mauern gezwängt werde. Wenn der landſchaktliche eiz des Neckarkanals vernichtet werde, verſchwünden unschätzbare Werte, Werte, die unendlich viel wichtiger — kulturfördernder ſind als der wirtſchaftliche Vor⸗ Lab der aus der Zerſchlagung die es einzigartigen Landſchaftsbildes gewonnen werde. f „Mannheim, 4. April.(Morphiumver⸗ Jiftung.) Geſtern abend zwiſchen 9 und 10 Uhr nahm ein 36 alter Wirt in der Unterſtadt eine * 282—4 1* r⸗ 5 a 3 4 ane Doſis Morphium, worauf er bewußtlos wurde 9. 8 nd in das allgemeine Krankenhaus eingeliefert wer⸗ 5 phi mußte. Lebensgefahr beſteht nicht. Das Mor⸗ e.. hium hat er ſich auf unerlaubte Weiſe verſchafft. 5 Mannheim, 4. April.(Tödlicher Unfall.) p. 8 vergangener Nacht, etwa um 2 Uhr, iſt in der 8 ſtſtadt ein 81 Jahre alter Rentner vom Balkon des . Stockes ſeiner Wohnung geſtürzt. Er wurde ſchwer⸗ ett in das ſtädtiſche Krankenhaus eingeliefert. wo ni bald nachher geſtorben iſt. Die Urſache konnte noch cht feſtgeſtellt werden. as 5 Heidelberg, 4. April.(Ein Revolver⸗ u⸗ 80 d.) Heute Nacht 2 Uhr hat ein unbekannter 3⸗ a 25—30 Jahre alter Mann in der Kronprinzen⸗ er⸗ die nach vorausgegangenem Wortwechſel auf einen elt geberen Bautechniker fünf ſcharde Revolverſchüſſe abge⸗ a 5 en, von denen einer durch das Auge in den Kopf N ang. Der Schwerverletzte wurde in das Kranken⸗ baus verbracht, der Täter ging in der Richtung Rohr⸗ ach flüchtig. 1 9 Heidelberg, 4. April. Ueber 20 Tagun⸗ 1 alt n.) Auch in dieſem Sommer wird Heidelberg ſeinen a 3 Ruf als Kongreßſtadt wiederum behaupten kön⸗ a— Soviel bekannt iſt, ſind bis jetzt über 20 Kon⸗ gulle angemeldet worden, darunter der Deutſche Phi⸗ dgentag und der Deutſche Notartag. Im Zuſam⸗ belehang mit den Tagungen ſind verſchiedene Schloß⸗ fleuchtungen vorgeſehen, die am 5., 15. und 21. Ju⸗ a Wei 6. Juli ſowie 11. Auguſt ſtattfinden werden. 1 1 eitere Beleuchtungen ſind in Ausſicht genommen. n ger eidelberg, 4 April.(um den Nachfol⸗ 1 g* Dr. Drachts.) Am Montag wird der Bür⸗ 15 5 meiſtesſchuß den Nachfolger des verſtorbenen Bürger⸗ cht ralf ers Dr. Dracht wählen. Neben dem ſozialdemo⸗ 95 ür ichen Stadtrechts rat Dr. Hoffmann⸗Kaiſerslautern, genen en das Zentrum und die Demokraten zu ſtimmen 75 es ſind, der aber von den Rechtsparteien wegen wirds Verhaltens gegen die Separatiſten abgelehnt Freſtz wird nun als weiterer Kandidat Dr. Hamm in tei wurg i. Br. genannt, der keiner politiſchen Par⸗ angehört. a — bei Heiligenberg, 4. April. In der Mordangelegen⸗ dat des Landwirts Schäfer wurde eine weitere Ver⸗ ung vorgenommen. Eine Schweſter des von der Windes anwaltſchaft geſuch en Erich Mayer, Maria Mayer, lendorf on der Gendarmerie ins Amtsgefängnis Pſul⸗ abgeführt. — Waldshut, 4. April.(In der Jauch e⸗ ſterm be ertrunken.) In Oberwihl ertrank ge⸗ gebt, nachmittag das im Kinderheim Oberwihl unter⸗ Jauchen dreilchrige, Findelkind Wilhelm Berg in der übe. ausgef Das Kind war etzt worden. Der Tfenburg, 4. Aprl.(Der dicke Strich.) 5 Stadtverordnetenvorſtand hat beantragt, daß der dunderausſchuß beſchließen möge, von der Verabſchie⸗ und p der Rechnungen für die Jahre 1916 bis 1922 abzu er Rechnungen für das Hauptinflationsjahr 1923 von ſehen und ſich damit einverſtanden zu erklären, daß Maftebter Drucklegung und Verleilung der Rechen⸗ f Sberichte 1919—23 Abſtand genommen wird. res andern, 4. April.(Ein fſolgenſchwe⸗ unglügs brengungsunglück. Ein ſchweres von 5 anſcheinend inſolge falſcher Zuſammenſetzung ſchießmunition, ereignete ſich in den Steinbrüchen Firma Gebrüder Thiele. Ein Sprengſchuß ang ter küh los. Vier Arbeiter wurden dadurch 20 Me⸗ Schieß die Tiefe geſchleudert. Der 40 Fahre alte ſebenbmeiſter Fritz Roſer von Kaltenbach, Vater von ten 1 Kindern, der ſchon 13 Jahre lang Sprengarbei⸗ alte u. Dienſte der Firma ausführt und der 66 Jahre teinhauer Rißmann von Vogelbach, waren ſofort i te Arbeiter Schwald von Marzell und Oswald in d Kaltenbach wurden ſchwer verletzt nach Freiburg bensgl Klinik gebracht, befinden ſich aber außer Le⸗ an 3 fahr. Das Gericht hat bereits die Unlerſuchung Ort und Stelle eingeleitet. 5 ö WMebronau; 4. April.(Schwerer Einbruchs⸗ Einbr ſtah l.) In der vergangenen Nacht drangen bier acher in den Manufakturladen des Alfred Fran! ſeinerzeit in Königsberg dun, Lin und ſtahlen eine große Anzahl fertiger Klei⸗ in deftüre, die ſie mit einem hier geſtohlenen Wagen 135 Einf n nahen Wald verbrachten und dort verſteckten. 3˙ unge Fuhrleute von hier ſtießen auf das„Lager“ 5 zunehn gelang ihnen auch, einen der Einbrecher feſt⸗ griffen en während die zwei anderen die Flucht er⸗ ereits Der Feſtgenommene iſt von der Gendarmerie ſich hinter Schloß und Riegel verbracht, es handelt den in Mannheim wohnenden Karl Zieger aus Whilippsburg 1 Mosbach, 4. April.(Aus dem Gerichts⸗ ſa al.) Unter Ausſchluz der Oeffentlichkeit wurde vor dem hieſigen Schöffengericht in vier Fällen ver⸗ handelt. Im erſten Falle erhielt ein Mädchen, das der Blutſchande mit dem Stiefvater bezichtigt wird, einen Monat Gefängnis. Der Stiefoater war kürzlich we⸗ gen dieſes Vergehens zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt worden. Der zweite Fall betraf eine Abtreibung. Das Urteil lautete gegen den Haupttäter auf 10 Mo⸗z⸗ nate Gefängnis unter Anrechnung der Unterſuchungs⸗ haft, bei dem zweiten Angellagten wegen Beihülfe auf drei Monate Gefängnis und Anrechnung der Unter⸗ ſuchungshaft. Wegen eines ſchweren Sittlichkeitsber⸗ brechens an einem 13 Jahre alten Mädchen wurde ein Taglöhner zu zwei Jahren Gefängnis und Aber⸗ kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren. Mos bach, 4. April.(Vom Tode des Er⸗ trinkens gerettet.) Geſtern nachmittag fiel beim Spielen der 3 Jahre alte Gerhard Zimmermann in die Elz. Der zurzeit hier bei ſeinen Eltern wei⸗ lende Sohn Otto des hieſigen Juſtizinſpektors Karl Hauſamen, rettete durch ſein entſchloſſenes Handeln unter eigener Lebensgefahr den Knaben vom ſicheren Tode des Ertrinkens. Karlsruhe, 8. April.(Gerechte Strafe.) Vor dem Schwurgericht hatte ſich der 55 Jahre alte verheiratete Fabrikarbeiter Georg Henſelmann aus Gamburg, wohnhaft in Karlsruhe, wegen Meineides zu verantworten. Die Oeffentlichkeit war während der Dauer der Verhandlung ausgeſchloſſen. Der Ange⸗ klagte entpuppte ſich als gemeiner Ehrabſchneider, der in einem Eheſcheidungsprozeß ſo weit ging, eine un⸗ beſcholtene, von ihrem Manne verlaſſene Frau am 6. November v. J. vor dem Amtsgericht unter Eid fälſchlicherweiſe des Ehebruchs mit ihm zu bezichtigen. Das Urteil lautete auf drei Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverluſt und dauernde Zeugenunfähigkeit. Zwei Monate der Unterſuchungshaft wurden angerechnet. 8 22 80 Aus der pfalz. Ludivigshafen, 4. April.(Abſchied der Rom pilger.) Die erſten pfälziſchen Rompilger, über 400 Perſonen, ſind von Ludwigshafen abgefahren. Vorher fand ein Abſchſesgottesdienſt in der Dreifaltig⸗ keitskirche ſtatt, in welchem Biſchof Dr. Sebaſtian aus Speyer eine Anſprache an die Pilger richtete. Eine welle Abſchiedsfeier vereinigte die Pilger vor der Abfahrt im Eliſabethenverein, auch hier richtete Biſchnf⸗ Dr. Sebaſtian herzliche Abſchiedsworte an die Pilger. 5 2 2 0 Wirtſchafis⸗Nückblick. Verſchärſung der Wirtſchaſtskriſis.— Die uck⸗ wirkung der amerikaniſchen Preisrückgänge. Die Wirtſchaſtskriſis, deren Rückwirkungen das deut⸗ ſche Wirtſchaftsleben ſeit einigen Wochen wieder in verſchärftem Maße zu ſpüren bekommt, tritt von Woche zu Woche deutlicher in Erſcheinung. In der Schwer⸗ induſtrie mehren ſich die Betriebsſtillegungen, die Koh⸗ lenvorräte nehmen weiter bedrohlich zu. Der Abſatz ſtockt in den meiſten Induſtrien. Einzelne größere Aus⸗ landsaufträge können dieſes dunkle Bild nicht aufhel⸗ len. Die neue Aera erhöhter Lohnforderungen ver⸗ teuert die Produktionskoſten weiter, ohne die Kaufkraft der Maſſen zu heben. Ueberall wird über ſchlechten Zählungseingang genagt, die Zahl der Wechſel iſt er⸗ ſchreckend groß, die Zahlungseinſterlungen nehmen be⸗ deutend zu. Verſchärft wird die Wirtſchaftskriſis durch die Unſicherheit an den Weltwarenmärkten, die jetzt auch in den Vereinigten Staaten einen Konjunkturrück⸗ ſchlag hervorgerufen hat. Der wirtſchaftliche Beobachter der Bewegungen an den internationalen Warenmärkten während der letzten drei Vierteljahre konnte in einem anderen Sinne die Wahrheit des alten Sprichwortes beſtätigt finden:„Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt!“ Auf unſere Zeit angewendet, heißt dies, daß zunächſt die Preiſe aller Rohſtoffe und Konſumgüter, im weiteren Verlaufe aber auch diejenigen der Gebrauchsgüter mit den Ge⸗ treidepreiſen ſteigen oder fallen, und zwar deswegen, weil hiermit die Lohnregelung und die entſprechende Unkoſten⸗ Gebarung als wichtigſte Faktoren einhergehen. Vor dem Juli 1924 ſtellte ſich Weizen am maß⸗ geblichen Chicagoer Markt auf rund 115 Cents je Buſhel und wurde durch die ſpekulativen Ankäufe von Cutten bis zum Februar dieſes Jahres auf faſt das Doppelte dieſes Preiſes hinaufgetrieben. Im gleichen Zeitpunkt ſtiegen alle metalliſchen Rohſtoffe, die Wolle, das Petroleum, Gummi und weitaus die meiſten Fer⸗ tigerzeugniſſe um durchſchnittlich 15 Prozent. Alles dies hatte einen unmittelbaren Einfluß auf unſere hei⸗ miſchen Märkte. Unſere Landwirte waren bald unter der Einwirkung der Welthauſſee vollständig ausver⸗ kauft Davon profitierten die Märkte) für Dünger (Kali, Phosphate und Stickſtoff), Maſchinen und Be⸗ kleidung, ſo daß bis Anfang Februar eine Geſamtver⸗ teuerung um 15 bis 20 Prozent ſeit der Mitte des Vorjahres die Folge war. Die erhöhte Kaufkraft der landwirtſchaftlichen Bevölkerung wirkte ſich eben auf allen Gebieten preisſteigernd aus. Dann kam aber der Zuſammenbruch der amerikaniſchen Getreideſpekulation im Februar, wodurch nach gewaltſamen Erſchütterun⸗ gen der Weizenpreis bis unter 140 Cents fiel. Mit einem Schlage ſetzte auch die Abwärtsbewegung der Metall-, Leder⸗, Zucker⸗ und Textilpreiſe ein, während die Hauſſee anderer Rohſtoffe, wie etwa Petroleum, Gummi, Jute, Talg uſw., zumindeſt gebremſt wurde, ſo daß ſeithin darin ein Stillſtand vermerkt wird. Da wir nicht mehr wie in der Inflationszeit von der Außenwelt abgeſperrt ſind, ſo ſpiegelt ſich ſeit zwei Monaten die ausländiſche Warenpreisentwicklung völ⸗ lig ſelbſtändig auch bei uns wider. Wir ſtehen ſomit wiederum mitten in einer unliebſamen Kaufkriſe, die nur wenige Spezialitäten⸗Zweige, wie Papier, Por⸗ zellan, gewiſſe Bijouterien u. a. verſchont, wa rend ſonſt fänuliche volkswirtſchaftlichen Zweige im Zuſtande der Ungewißheit bangen. Durch die völlige Zurückhal⸗ tung der Metallverbraucher iſt inzwiſchen der Elektro⸗ kupferpteis um 20 Prozent zurückgegangen, und trotz⸗ dem die deutſchen Kabelftibriten ebenfalls.. Den. we⸗ nigen gehören, die für überſeeiſche Nachfrage gut be⸗ ſchäftigt ſind, kaufen ſie ihr Metall nur von Hand zu Mund, da alle Welt die von der Getreidepreisbewe⸗ gung ausgehende Unſicherheit empfindet und ihre letzte Auswirkung noch nicht zu bemeſſen weiß. Wenn in den Monaten Februar— März nach genauen amerika⸗ giſchen Statiſtiken an den dortigen Börſen 20 Milliar⸗ den Dollar Wertverluſte(d. h. ebenſoviel wie die ſämt⸗ lichen amerikaniſchen Euthaben im Auslande) entſtan⸗ den ſind, ſo darf man die Reaktion der amerikaniſchen Wacenkriſe auf Europa nicht gering veranſchlagen. Die allgemeine Konjunktur⸗Kurve zeigt jeden alls eine im ganzen abwärts gerichtete Tendenz. Möglich erw eiſe aber wird dieſe zu dem langerſehnten endgültigen Preisabbau, zur Anpaſſung an das alte Friedens⸗ Preisniveau und zu einer Steigerung der Kaufkeaſt 5 Versuchen die die hervorragende neule: Blumenkol., Grünkern, Krebs. Ochsen · schwenz. Pilz, Tomaten, Spargel. 85 N 7 Sorten e versorgen ir Sie mif neuester, HDesfer Früßlings-Kleidun9 So preiswert— aus guten Stoffen 5 Art 24.50, 19.50 aus teinw. Cheviot b. 36.00, 27.50 eige- farbig aus teinw. Gabardine 0 Ane 58.00, 49.50 auf halbs. Serge gefütt. aus reinw. Rips Ia. Verarbeitung 78.00, 29 50, aus impr. 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Herr Rektor Banſchbach begrüßte hierauf die Erſchienenen, gab einen Jahres⸗ bericht über die Tätigkeit des Lehrkörpers(über den wir noch eingehend berichten werden. D. R.) und richtete dann an die Kinder als Richtlinien für ihren ferneren Lebens⸗ weg recht beherzigenswerte Worte die ungefähr darin gipfelten:„Liebe Kinder! Nachdem Ihr die Schule ver⸗ laſſen, die Euch Eueren Fähigkeiten nach gegeben, was ſie geben konnte, iſt es nun an Euch, auf den em⸗ pfangenen Kenntniſſen und Fertigkeiten weiter zu bauen. Laßt die Jahre nicht nutzlos verſtreichen; das Leben ſtellt ſchwere Anforderungen an jeden Einzelnen und wer ſich gewappnet hat mit Kenntniſſen, wird den Kampf beſtehen. Unſer Lebenszweck iſt Arbeit, und nur in der Arbeit könnt Ihr Euere Befriedigung finden. Suchet nach dem Wahren, Guten und Schönen, ſo wird Euch das Leben trotz Mühe und Arbeit ein Genuß ſein. Müßiggang iſt nicht nur aller Laſter Anfang, ſondern auch langſamer geiſtiger Tod. Arbeit iſt nicht nur die Tätigkeit, die zur Erlangung des Lebensunterhaltes führt, ſondern auch die Betätigung, die zum Wiſſen und Können beiträgt, zum Nutzen und Wohle ſeiner Mit⸗ menſchen. Seid vorſichtig in Euerem Verkehr, beachtet das Dichterwort:„Geſell Dich einem Beſſern zu, daß mit ihm Deine Kräfte ringen, wer ſelbſt nichts weiter iſt als Du, der kann dich auch nicht weiter bringen.“ Mit Euerer heutigen Entlaſſung iſt deshalb Euer lernen nicht abgeſchloſſen, ſondern die Schule hat Euch nur die Grundlagen gegeben zum weiteren Aufbau. Und ſo werdet Ihr bei Ausnützung dieſer Grundlagen einſtmals tüchtige deutſche Männer und Frauen und nützliche Glieder des Staates werden zum Wohle unſeres lieben deutſchen Vaterlandes. Glück auf zu Euerem ferneren Lebenswege!“ Ein hierauf geſprochenes Gedicht des Schülers Munge,„Segen der Pflicht“ reihte ſich gut an die Ausführungen des Schulleiters an. Mit Ungeduld warteten nun ſchon die kurzbehoſten Schülerturner, die zunächſt in Freiübungen unter der Leitung des Lehrers Kimmig ihr Können zeigten. Am Barren zeigte ſich erſt recht, daß eine zielſichere Leitung ſchon in den Schüler⸗ jahren Energie und Gewandtheit in den jugendlichen Körper hineinzulegen vermag, ein nicht zu unterſchätzender Erziehungsfaktor. Hübſche Pyramidengruppen gaben dem turneriſchen Teil einen ſchönen Abſchluß Herzig und voller Grazie war der Kinderreigen der ſechs Kinder, (3 Knaben und 3 Mädchen) aus der 4. Klaſſe, ebenſo der Reigen„Die Mühle“ der älteren Mädchen. Ein recht farbenprächtiges Bild zeigte uns aber der Blumenreigen. Die Bühne verwandelte ſich zum reinſten Blumengarten und die ſich im graziöſen Tanze und Ringelreigen ver⸗ neigenden und hüpfenden Blumen brachten auch in die Herzen der Zuſchauer rechte Frühlingsſtimmung Der große Beifall möge der Leiterin Frl. Papſt als Dank für die gewiß nicht kleine Arbeit gelten. In eine Ori⸗ ginal⸗Spinnſtube verſetzte uns Frl Feuerſtein mit ihren Fortbildungsſchülerinnen. Die Räder ſchnurrten, die Buben ſcherzten und koſten, dazu ihr Pfeifchen rauchend. Geſchichtchen wurden erzählt, Lieder geſungen. Eine dankenswerte Darſtellung, der ſich Leiterin und Schülerinnen mit viel Liebe unterzogen haben. Nach einem Gedichte Lebenslauf des Schülers Theurer kam man wohl zur Glanznummer der Veranſtaltung:„Die vier Jahreszeiten im Singſpiel“. Es war eine große Aufgabe, die hier an Sänger und Sängerinnen geſtellt wurde, aber glänzend haben ſie ſie gelöſt unter der aufopfernden Leitung von Herrn Lehrer Heim und der verſtändnisvollen Muſikbegleitung von Frl. Bühn und Lehrer Leitz. Die Sprecherinnen waren: Frühling: Eliſabeth Straſſer; Sommer: Helene Scherer; Herbſt: Emilie Hirſch; Winter: Marie Reinhard. Aber auch unſeren Geſangs⸗Soliſtinnen, die es zu ganz erklecklichen Leiſtungen gebracht haben, gebührt beſonderer Dank. Es ſei zum Schluſſe noch des Dankes gedacht, den Herr Rektor dem ganzen Lehrkörper zollte für die treue und unermüdliche Zuſammenarbeit und den anerkennen⸗ den Worten, die Herr Bürgermeiſter Flachs als Schul⸗ vorſtand der Schulleitung ausſprach. Sein Schlußwort galt der Jugend. 5 Z. Evang. Kirchengemeinde. Vikar Theodor Pfefferle wurde als Vikar nach Heidelberg⸗Handſchuhs⸗ heim verſetzt und Pfarrkandidat Hans Schütz von Mann⸗ heim zum Vikar in Seckenheim ernannt.— Die Haupt⸗ . an Karfreitag und Oſtern beginnen um 9. Uhr. 8 . Erweiterte Gültigkeit der Sonntags kar⸗ teu über Oſtern. Der Verkehrsverband W ders darauf aufmerkſam, daß die ermäßigten Sonntags⸗ rückfahrkarten über Oſtern ſchon ab Gründonnerstag mitlags 12 Uhr benutzt werden können und bis ein⸗ ſchlleßlich Oſtermontag Gültigkeit haben. 2 — 1 NN EE IM — 5 5— Reste Tage! flerma 1 8 5 1 75 r 8 an den Planken . neben der Hauptpost. — ESI 7TT—T—T—T—T—T—T—T—T—KT c morgen Diensfag, 7. Hpril und soweit die Vorräte reichen folgende Tage von Wollstoffen, Seidenstoffen, Seidentrikot zu und unter der Hälfte des regulären Wertes! Reste von Baumwollwaren aller Art, mit huhem Preisnachlan. Reste Tage! ——— beſtandes der Gemeinde Edingen angeordneten Sperrmaßnahmen werden hiermit aufgehoben, mamche Vefanmmacwungen. Maul⸗ und Klauenſeuche belr. Die am 27. Februar 1925 bezgl. des Vieh⸗ Mannheim, den 2. April 1925. 707 Bad. Bezirksamt— Abt. IV. — Sammel⸗Anzeiger 8 nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. In den nächſten Tagen trifft ein Waggon nordd. Induſtrie ein. Beſtellungen werden im Lager entgegengenommen. Der Vorſtand. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim i Maul- und Klauenſeuche betr. „Ausschneiden Herren, Burſchen⸗u Minder⸗Anzüge jeder Art Hoſen, Weſten, Joppen, Windjacken, Gummi⸗Mäntel Damen-, Mädchen⸗ u. Kinder⸗Kleider, Damen⸗Koſtüme Mäntel, Röcke und Bluſen, Herren⸗ und Damen⸗ Kleiderſtoffe, ſämtl. Baumwollwaren, Tiſch⸗ u. 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Keruſeife 9 909 75 11 8 a Echmierſeife 40% 9 Pfd. 36 Peg. 5 „Schlächtern, Viehkaſtrierern, ſowie Händlern .Die Ein⸗ und Ausfuhr von Klauenvieh, Wegen den z. Zt. vorzunehmenden dringenden Auf die an der Verkündigungstafel im Rathaus angeſchlagenen Vorſchriften wird ausdrücklich hin⸗ gewieſen. legung iſt das Führen an der Leine gleich zu achten. und anderen Perſonen, die gewerbsmäßig in Ställen verkehren, ferner Perſonen, die ein Ge⸗ werbe im Umherziehen ausüben, iſt das Be⸗ treten aller Ställe und ſonſtigen Standorte von Klauenvieh im Sperrbezirk, desgleichen der Ein⸗ tritt in die Seuchengehöfte verboten. ſowie das Durchtreiben von ſolchem Vieh durch den Sperrbezirk iſt verboten. landw. Arbeiten darf das Rindvieh, welches als Zugvieh verwendet wird, ausnahmsweiſe für die dringendſten Arbeiten aus dem Stall. Die Schloßſtraße darf jedoch unter keinen Um⸗ ſtänden durchfahren werden. Seckenheim, den 4 April 1925. 709 Der Bürgermeiſter: Beſtellungen von Saatkartoffeln gelbe Induſtrie werden heute noch entgegengenommen. 1155 Japentnöl Leinöl, Bodenbl Stahlſpäne, Putzwole Achtung! Giiß Bücklinge Roſenſtraße 28 Seiſenpulper Je 155 30 a. Fenſterleder, ochwänme Kräftige Putztücher 5000 feſte Kunden. Adreſſen erwünſcht unter Rr. 686 an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes. 2 9 4 Luiſenſtraße Nachnahmezahlkarten Schloßstraße 28. Amnnnenmnnmaaagndgngago annnntnnannunsantganunnaatddam bann unnmtealüanu 5 R f L Koſtenvoranſchläge eee ntneuntantaeg manehen snhsnakegsntisegüntonasgenAtgdtatamemdstasetamgnnttaſtanengtdntutge 8 it eee e ö 1 8 Ftachbbriefe 5 5 a s a ace uonfirmanden u. Kommunikanten fgakenaten ann 8 biete ich besonders große Vorteile! 2 Rachnahmepale bunte 2 Bevor Sie einen Auftrag erteilen, fragen Sie bei mir an. 8 it Anhängeza 8. 5 Phot. N 85 ſtets vorrätig 5 Sigmund Lewin, Photograp 8 brugtopoi dos f 8 Hactar-Boleu⸗ — ene 30, 30, 70 b. 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