* ———ů—— — i zbfolut Im übrigen mißt man dieſer Demonſtration“ Bezugspreis: Für den Monat Mai 1.40 Goldmk. frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Donnerstag, 14. Mai 1925 Bo. Jages· und Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung No. 112 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Nr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe Nach dem Amtsantritt Hindenburgs. Eb. Ber ki n, 13. Mat Aus parlamentariſchen Kreiſen hört man überein⸗ lümmend, daß das Auftreten des neuen Reichspräſt⸗ denten vor dem Reichstag einen überaus günſtigen und g zefreulichen Eindruck gemacht hat. Bis in die Reihen er Sozialdemokraten hinein ſind die Abgeordneten von er ernſten und würdigen Erſcheinung Hindenburgs kilglut ſympathiſch berührt. Beſonders in den demo⸗ atiſchen Kreiſen wird es als ein erfreuliches Zei⸗ chen betrachtet, daß Hindenburg ſich mit ſeinem Man⸗ o wort zu der Reichsverfaſſung bekannt hat, dem um borsrößere Bedeutung beizumeſſen iſt, als ein Mann 2 der tiefen und religiöſen Ueberzeugung, wie ſie Let neue Reichspräſident beſitzt, mit jeder Faſer ſeines ebens zu ſeinem Eide ſteht, an dem es nichts zu dre⸗ ben und zu deuteln geben wird. Man gibt ſich daher demokraliſchen Kreiſen der Erwartung hin, daß da⸗ urch die republitaniſche Staatsform in ihrem Anſe⸗ . und in ihrer Popularität geſtärkt wird, zumal Krel ſich nicht vorſtellen kann, daß die rechtsgerich e en wreiſe den Kampf gegen eine Verfaſſung fortühren wi n, die der von ihnen zum Reichspräſidenten ge⸗ ählte Feldmarſchall von Hindenburg ſelbſt als bin⸗ 155 anerkannt habe. Dieſe Auffaſſung der demokrati⸗ 8 wird im übrigen auch von rechtsſtehender eſtätigt. ier Ausländiſchen Meldungen zufolge wollen die Re⸗ tit ungen Englands, Frankreichs, Italiens und Ame⸗ Reis davon Abſtand nehmen, an den neuen deutſchen Dieſbspräſidenten irgendwelche Glückwünsche zu richten rei Vorgehen wird von den deutſchen politiſchen en als eine verletzende Unhöflichkeit angeſehen, — ſelbſt im lintsgerichteten Lager iſt man über die Berſeſtrative Betonung der Gegnerſchaft gegen die ſon des Reichspräſidenten von Hindenburg durch kührbetreſfenden auswärtigen Regierungen peinlich be⸗ * 8 keine Bedeutung bei. 2 Ber neue Reichspräſident hat in ſeiner Anſprache nit daclich betont, daß er im engſten Einvernehmen Jank er Volksvertretung arbeiten werde und die Ge⸗ nden gänge die er in ſeiner Anſprache dargelegt hat, ürkſte gerade in den mittelparteilichen Kreiſen den e n Anklang, weil der Appell an die Einigkeit als; ekräftigung derjenigen Beſtrebungen aufgefaßt Rilderdie auf die Volksgemeinſchaft hinzielen und die en ung der politiſchen Gegenſätze herbeiführen wol⸗ der Anon Umſchwung, der auch teilweiſe in den Reihen 50 nhängerſchaft der Linken eingetreten iſt, zeigte 5 den Kundgebungen vor dem Reichstag ſich auch eiligt che Anhänger aus dem demokratiſchen Lager be⸗ gerhin„ Dieſe rein äußerliche Erſcheinung wird im⸗ zenpoli als ein Zeichen dafür angeſehen, daß die in⸗ nt tiſche Atmoſphäre im gegenwärtigen Augenblick unerbe genug iſt, um die Abſichten Hindenburgs, den dinſi elitiſchen Zwieſpalt zu mildern, in vieſſacher cht zu fördern. 8 Ausländiſche Glückwünſche. Amtsani lien, 13. Mai. Anläßlich ſeines heutigen denbur rittes hat der neue Reichspräſident von Hin ind Ar von den Präſidenten Oeſterreichs, Finnlands Schwed gentiniens, von den Königen von Dänemark und lelegrwen und göm Kalſer von Japan Glfckwunſch⸗ egramme erhalten. 8 Hindenburgs Dank. is dene lin, 13. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Da ticht uz Herrn Reichspräſidenten zu ſeinem Bedauern ſche diäsglich iſt, die zahlloſen Glück⸗ und Segenswün⸗ Fellen ihm aus Anlaß ſeines Amtsantrittes aus allen benni des Reiches zugehen, in jedem Falle einzeln zu An Zeienten, ſpricht er denen, die ihm in dieſen Tagen au dlachen ihres freundlichen Gedenkens gegeben haben, eſem Wege für die erwieſene Aufmerkſamlkeit und ſie bekundete Vertrauen ſeinen herzlichen Dank 1 Das Ausland 0 die Amtseinführung Hindenburgs . ugland zum Einzug des Reichspräſidenten. len lch d d on, 12. Mai. Im allgemeinen beſchrän⸗ Deiche die Londoner Blätter mit der Wiedergabe der ligten Ehret Berliner Vertreter über den geſtern er⸗ gen nueinzug Hindenburgs in Berlin. Bisher wür⸗ Lei rike ie„Times“ den Vorgang kritiſch in einem Jweiſel el und bringen in vorſichtiger Form wiederum nem 5 zum Ausdruck, ob der neue Reichspräſident ſei⸗ Näudeneſten gewachſen und nicht ein Spielball in den ſchreiot der Nationaliſten ſein werde. Das Blatt mülona weiter: Es würde ein bewundernswertes Zeichen republitar: Einheit Deutſchlands geweſen ſein, wenn die und rerniſchen Organiſationen das Volksurteil frank wäßlteet angenommen und an der Ehrung des ge⸗ ei dae hnerlich, ü ien. Da⸗ ee en! daß ſie davor zurückgeſcheut ſe D Würde vonn deutſcherſeits klar zu verſtehen gegeben baß die große Linie der deutſchen Politik auf⸗ Janiſche Regierung amtlich nicht zur Wahl Hindenburgs „Fratulieren. Der amerikaniſche Botſchafter in Berlin iſt recht erhalten bleibe. Als Mann wie als Präſident der deutſchen Republik müſſe Hindenburg reſpektiert werden. Der Bericht des„Daily Telegraph“ iſt überſchrie⸗ ben:„Berlins Willkomm an Hindenburg rein monar⸗ chiſtiſch“. Im übrigen berichtet das Blatt, daß ſich die Zuſchauer beim Einzuge hauptſächlich aus Kreiſen der werktätigen Bevölkerung zuſammengeſetzt habe.„Daily Chronicle“ ſchreibt:„Eine Million gab ein Willkon⸗ men, das eines Monarchen würdig iſt“. Der Bericht der „Morning Poſt“ bringt ſolgende Ueberſchriſt:„Der tri⸗ umphierende Einzug. Die alte Armee begrüßt ihren Führer.“ Und„Daily Expreß“ meint:„Sechs Meilen Hochruſe für Hindenburg und ſchwarz⸗weiß⸗rote Fah⸗ nen.“ Franzöſiſche Kritik. Paris, 13. Maj. Die Pariſer Zeitungen ſpre⸗ chen von einem warmen Empfang Hindenburgs in Ber⸗ lin, der jedoch nicht den erwarteten ſenſationellen Cha⸗ rakter gehabt habe. Der Korreſpondent des„Petit Pa⸗ riſien“ nennt die Begrüßung eine„Rieſenrevue aller reaktionären Kräfte“. Der allgemeine Eindruck ſei, daß Hindenburgs Empfang in Berlin eine glänzende reak⸗ tionäre Demonſtration geweſen iſt, aber keine feierliche Begrüßung durch das Volk. Der Berichterſtatter des Journal“ meint, daß Hindenburg kein Freund von Anſprachen zu ſein ſcheine. Er habe ſich auf Hände⸗ drücken beſchränkt. Man habe jedoch den Eindruck ge⸗ habt, daß ſich die Gefühle der Menge in einer tiefen Verehrung für den Marſchall äußerten, der dem Volke das Symbol des Wiedererwachens deutſcher Kraft be⸗ deute. Verſchiedentlich wird von den franzöſiſchen Be⸗ eichterſtattern behauptet, daß Hindenburg den Eindruck eines alten und müden Mannes gemacht habe. Keine Gratulation der Entente. Paris, 13. Mai. Nach einer Meldung des „New Pork Herald“ aus Waſhington wird die ameri⸗ dagegen ermächtigt worden, ſo vorzugehen, wie er es ür gut hält, wenn das diplomatiſche Korps vom neuen Reichspräſidenten empfangen werden wird. Dieſelbe Meldung wird inzwiſchen von Waſhington aus als zu⸗ reffend beſtätigt. Auch vom Quai d' Orſay wird die Mitteilung aus gegeben, daß Frankreich, England und Italien davor Abſtand nehmen werden, dem neuen Reichspräſidenter gon Hindenburg ihre offiziellen Glückwünſche zu ſeine Amtsübernahme auszusprechen. Die genannten Regie kungen werden ſich auf einen Höflichkeitsbeſuch ihren Berliner Botſchafter bei dem ne nen Reichspräſidenten beſchränken. Dieſe Haltung der alliierten Regierungen wird viel⸗ leicht verſtändlich, wenn man daran erinnert daß der Generalfeldmarſchall von Hindenburg immer noch auf der Auslieferungsliſte für Kriegsverbrecher ſteht und daß dadurch, wenigſtens für Frankreich, immerhin ge⸗ miſchte Gefühle ausgelöſt werden können, wenn die Re⸗ publik Frankreich dem Reichspräſidenten von Hinden⸗ burg ihre Glückwünſche offiziell darbringen würde Schließlich wird aber auch ohne dieſe Deutſchland und ſein Reichspräſident ſeinen rechten Weg ſuchen und hof. fentlich auch finden. Eine Stimme der Vernunft. London, 13. Mai.„Daily News“ drücken ir einem Leitartikel die Hoffnung aus, daß die franzöſiſch⸗ Nachricht, die Ententemächte würden von einem Glück wunſchſchreiben an den Reichspräſidenten Hindenburg abſehen, unrichtig ſein möge. Es ſei ſchwer, ſich ein kurzſichtigere und gefährlichere Politit vorzustellen. Hin denburg habe bisher eine durchaus korrekte Haltung eingenommen und wenn man ihm ohne Grund ein Unhöflichkeit erweiſen würde, ſo würde die deutſche Na tion noch mehr von dem Beſtehen einer Verſchwörung zu ihrer Unterdrückung überzeugt ſein. Die Frage der Reichsfarben. Kb. Berlin, 13. Mai. Von unterrichteter Seit erfahren wir, daß die Rechtsparteien ihre Anträge auf Aenderung der Reichsfarben zurückſtellen werden. Nach⸗ dem in der Kundgebung des neuen Reichspräſidenten ſowie in der Haltung der Reichsregierung ausdrücklich der Wunſch zum Ausdruck gelangt iſt, die politiſchen Auseinanderſetzungen nicht zu verſchärfen, hält man es für angebracht, die offiziellen ſchwarz⸗rot⸗goldenen Reichsfarben als die verfaſſungsmäßigen Farben zu keſpektieren. Oeſterreichs Schicksal in däniſcher und ſchweoiſcher Beleuchtung. *„Die franzöſiſche Preſſe pflegt den deutſch⸗öſter⸗ reichiſchen Vereinigungsgedanken als den Ausdruck der pangermaniſchen Reaktion darzuſtellen. In Wirklich⸗ keit ſind es weniger die konservativen als die radika⸗ len Kräfte, die hier die führende Rolle ſpielen. Die Haltung der öſterreichiſchen Sozialdemokratie wirkt hier genügend aufklärend. Auf reichsdeutſcher Seite hat die Anſchlußbewegung ihre ſtärkſte Stütze bei den republi⸗ kaniſchen Parteien, zumindeſt ſind deren Kundgebungen geprägt von einer offenſiven Freimütigkeit. Die para⸗ doxe Situation iſt alſo vorhanden, daß die Drohung gegen den„Weltfrieden“, die man von franzöſiſcher und tſchechiſcher Seite in der Anſchlußbewegung wit⸗ tert, in erſter Linie von den deutſchen„Zukunftsmäch⸗ ten“ ausgeht.“ Mit dieſen Worten charakteriſiert„Svenska Dag⸗ bladet“ in zwar, was Deutſchland anbetrifft, etwas einſeitiger, aber ſonſt recht zutreffender Weiſe die franzöſiſche Agitation gegen den Anſchluß Oeſlerreichs an das Reich. Das ſchwediſche Blatt iſt ſich klar da⸗ rüber, daß das jetzige ſelbſtändige Oeſterreich vom Standpunkt der wirlſchaftlichen Lebensfähigkeit„ein bollſtändiger Wechſelbalg“ iſt und immen bleiben wird. Von den 6,5 Millionen Einwohnern ſind 170 000 ſeit langem arbeitslos und nichts deutet auf eine Beſſe⸗ kung der wirtſchaftlichen Lage hin. Die In duſtrie der alten Doppelmonarchie, die auf ein Zollgebiet von über 50 Millionen Menſchen eingeſtellt war, iſt zu einem ſehr großen Teile in dem jetzigen Oeſterreich ſeßhaft, z. B. 70 Prozent der Papier⸗, 80 Prozent der Lo⸗ ſomotiven⸗, 90 Prozent der Automobilfabriken, dazu 10 Prozent der Maſchineninduſtrie. Die Erdroſſelungs⸗ dolitik der Nachfolgeſtaaten macht alle Verſuche dieſes unſt blühenden und heute noch tüchtigen Haupterwerbs⸗ zweiges der öſterreichiſchen Bevölkerung, ſich den neuen Verhältniſſen anzupaſſen, erfolglos. Rettung kann nur die Aufnahme in einen größeren Wirtſchaftskörper brin⸗ zen, und diesbezüglich gibt es für Oeſterreich nur zwei Möglichkeiten: entweder den von der Bevölkerung aus lieſſter Seele gewünſchten Anſchluß an das Reich, oder die von den Ententemächten neuerdings protegierte Bildung einer Donaukonförderation. „Svenska Dagbladet“ kann ſich bezüglich der Stim⸗ mung des öſterreichiſchen Volkes auf den Berichterſtat⸗ er der„Chicago Tribune“ berufen, die nach eingehen⸗ den Unterſuchungen zu demſelben Ergebnis kommt: der Anſchlußgedanke hat nach wie vor die tiefſten Wurzeln in allen politiſchen Parteien, ſowohl bei den Sozialdemokraten und Großdeutſchen, wie auch bei den Chriſtlichſozialen. Wenn trotzdem ſeitens der jetzi⸗ zen öſterreichiſchen Regierung Verſuche gemacht werden, dem Donaukonförderationsgedanken näherzutreten, zu dem die Ententemächte nach dem Zuſammenbruch ihrer hrer bisherigen öſterreichiſchen Politik gegriffen haben, jo iſt dies nur der Ausdruck einer Reſignation. die tus der Hoffnungsloſigkeit der Situation entſprungen ſt. Die nächſte Zukunft wird jedenfalls einen Ent⸗ -cheidungskampf zwiſchen den beiden Ideen in Oeſter⸗ leich ſelbſt bringen.„Eines aber“, ſo ſchließt„Svenska Dagbladet“,„iſt indeß ſicher: das jetzige Oeſterreich ann nicht leben, wenn es nicht auf die eine oder an⸗ dere Weiſe mit einer größeren Einheit verbunden wird. Daß dies nun ohne alle Ausflüchte zugeſtanden wird, inthält eine harte Verurteilung jener Politik, die, der Geſchichte und der Geographie trotzend, mit erhobenem Lineal gegen das Ergebnis jahrhundertelanger Arbeit Sturm lief.“ N Wie eine Illuſtration der anfangs zitierten Sätze des ſchwediſchen Blattes nimmt ſich ein Artikel der openhagener„Nationaltidende“ aus, in dem eben⸗ falls das öſterreichiſche Problem beſprochen wird. Das däniſche Chauviniſtenorgan macht aus ſeinem Herzen eine Mördergrube. Oeſterreich kann nach Anſicht des Blattes ſehr wohl als ſelbſtändiger „wenn ſich nur die allzu oſt, allzu ſorgloſe und leicht⸗ lebige Bevölkerung zuſammennehmen wollte.“ Der Anſchlußgedanke ſei nur das Ergebnis einer eifrigen Aldeutſchen Agitation, die ſoeben in der Gründung einer deutſch⸗öſterreichiſchen Arbeitsgemeinſchaft zum Ausdruck gekommen ſei. „Dieſe Agitation“, ſo bemerkt„Nationaltidende“ wörtlich,„hat beſondere Bedeutung, weil ihr Ziel auch eine der Hauptpunkte auf dem Programm der Deutſch⸗ nationalen iſt, ja, die ganze Zeit ſeit dem Kriege ihr beſtändiger Lieblingsgedanke geweſen iſt, aber zugleick zuch, weil jeder direkte Verſuch ſeiner Durchführung das unmittelbare Kampfſignal über die ganze lein Entente und damit auch zugleich für Frankreich und Polen iſt. Wo die Sympathien dieſes däniſchen Blattes ſind lſt ebenſo wenig zweifelhaft wie die Stellungnahme des ſchwediſchen Blattes. Beides ſind übrigens kon ſervative Organe. Eine geradezu einfache Löſung wird von anderer däniſcher Seite vorgeſchlagen. In ſeinem kürzlich in Wien gehaltenen Vortrag empfiehl Leorg Brandes allen Ernſtes den Auſchluß Oeſterreichs in— Italien, da weder ein Anſchluß an Deutſchland ioch an die Donaukonfſörderation möglich ſeil Am 18. Februar 1918 fielen im amerikaniſchen rongreß die denkwürdigen Worte:„Völker und Brovinzen dürſen nicht von einer Staatshoheit in eine andere her⸗ umgeſchoben werden, als ob es ſich ledig⸗ ich um Gegenſtände oder Steine in einem Spiele han ſelte, wenn auch in dem großen Spiele der Kraft, das aun für alle Zeiten diskreditiert iſt.“ Sieben Jahre nach dieſen tönenden Worten ſchieben die ehemaligen Kampfgenoſſen des amerikaniſchen Weltveglückers Wil⸗ ſon das Volk und das Gebiet Oeſterreichs nach allen möglichen Richtungen des europäiſchen Schach breltes, kur nicht nach derjenigen, nach der Natur und Ge ſchichte, Wirtſchaft und Kultur, Herz und Verſtand die⸗ en deutſchen Stamm hinweiſen. Und im Holel„Ro⸗ hal“ zu Kopenhagen applaudiert man hierzu! Staat beſtehen, F 0 Tages⸗Aeberſicht. — Der bisherige Stellvertreter des Reichs, raſiden⸗ ten, Dr. Simons, hat ſich nach Leipzig zurückbegeben. Zur Verabſchiedung am Zuge hatte ſich u. a Reichs⸗ kanzler Dr. Luther und Reichstagspräſident Loebe ein⸗ gefunden. — x Nach einer halbamtlichen Verlautbarung hat ſich die Reichsregierung mit der Prüfung der Frage eines Amneſtiegeſetzes befaßt, jedoch ſind weitergehende Ent⸗ ſchließungen in der Angelegenheit bisher noch erfolgt. f — Von unterrichteter Seite erfahren wir, daß die von der Reichsregierung angekündigte Zollvorlage nunmehr fertiggeſtellt und dem Reichswirtſchaftsrat zu⸗ gegangen iſt. a — Die vom Büro des Generalagenten für die Reparations zahlungen veröffentlichte Ueberſicht über die Eingänge und Zahlungen verzeichnet für den Monat April Eingänge in Höhe von 59 929 019,56 Goldmark. —“ Der„Temps“ meldet aus Brüſſel, daß van der Vyvere ſeine Bemühungen zur Kabinettsbildung abge⸗ ſchloſſen hat. Die Vorſtellung des Kabinetts vor dem Parlament ſoll nächſte Woche ſtattfinden. — Der ehemalige Miniſterpräſident Poincare wird am 19. Mai bei der feierlichen Eröffnung eines Er⸗ weiterungsbeckens für den Hafen von Bar le Duc eine Rede halten, die teilweiſe einen hochpolitiſchen Charak⸗ ter tragen ſoll. — In Ungarn iſt man empört über den Beſchluß der kleinen Entente, Ungarn vor Verſuchen zur Wie⸗ derherſtellung ſeiner territorialen Intregität zu warnen. — Das amtliche Kommunique, das in Bukareſt über die Konferenz der kleinen Entente veröffentlicht wurde, wird in Paris dahin gedeutet, daß die betei⸗ ligten Staaten übereingekommen ſind, weder für Un⸗ zarn noch für Deutſchland eine Aenderung der Gren⸗ zen durch direkte Verhandlungen zuzulaſſen. Land wirtſchaft, Bevorzugung der kleinbäuerlichen der Landwirtſchaftsminiſter Verſtändnis habe. Deuiſcher Reichstag. Berlin, 13. Mai. Der Reichstag begann heu e nit der Beratung des Landwirtſchaftsetats. Abg. Die⸗ rich, Baden,(D.) berichtete über Ausſchußverhandlun⸗ zen. Der Ausſchuß verlange Maßnahmen auf dem Gebiete des Zollſchutzes, unmittelbare Zuführung der dei Reichsunternehmungen verfügbaren Gelder an 6 Be⸗ triebe bei Krediten, Steuererleichterung und Frachter⸗ näßigung, freie Ein⸗ und Ausfuhr von Mehl und Roh⸗ zucker, Abſchaffung der Preistreibereiverordnung uſw. In der Debatte wandte ſich dann der Sozialdemo⸗ rat Jäckel gegen die Schutzzölle für die Landwirt⸗ chaft, die den kleinen Landwirten doch keinen Vorteil dringe und nur die Verbraucher ſtark belaſten würde. Der Redner nahm ſich ſodann ſehr lebhaft den Inter⸗ eſſen der Landarbeiter an, bei denen die Not viel zrößer ſei als bei den landwirtſchaftlichen Beſitzern. Die Landarbeiter ſeien am Verhungern. In Oſtpreu⸗ zen habe man ſogar ihren Lohn gekürzt. Wenn von der Landwirtſchaft behauptet werde, daß ihre Produkte unter dem Vorkriegspreisniveau ſtänden, ſo ergebe die ſtatiſtiſche Ueberſicht, daß die Getreidearten durch⸗ ſchnittlich mit rund 33 Prozent über dem Vorkriegs⸗ preis bezahlt würden. Der Redner beklagte es, daß für die Landarbeiter kein Die Folge davon ſei, daß aus Oſtdeutſchland die Landarbeiter in Scharen nach dem Weſten abwanderten. Der Redner ſetzte ſich ſchließlich für die Umgeſtaltung der Landwirtſchaftslammern n denen mindeſtens ein Drittel ſtimmberechtig e Land⸗ arbeiter angehören müßten. Dann ſprach der deutſchnationale Abg. Lind, der davon ausging, daß die Ernährungsfrage ohne eine Beſeitigung der landwirtſchaftlichen Notlage und eine Steigerung der Produktion nicht gelöſt werden könne. Die Sozialdemokratie ſtehe der Wirtſchaft fremd gegen⸗ äber und ſei an der ſchädlichen Zwangswirtſchaft ſchuld. Sie vergeſſe das erſte Erſordernis für die Produktion nämlich die intenſive Wirtſchaft. 5 Nach weiterer Ausſprache, die zum Teil in ſehr er⸗ tegtem Tone gehalten wurde und in der die Meinun⸗ zen für und gegen die Vorlage ſcharf aufeinanderprall⸗ 5„ ſich das Haus auf Donners 0 nicht Vereinbarungen Verhandlungen zwiſchen Zentrum und Volkspartei. kb. Berlin, 13. Mai. Wie wir aus parlamen⸗ tariſchen Kreiſen erfahren, werden im Laufe der kom⸗ menden Woche offizielle Verhandlungen zwiſchen der Deutſchen Volkspartei und dem Zentrum ſtattfinden, die den Zweck der Annäherung mit den Mi telparteien haben. In den Kreiſen des Zentrums verlautet, daß eine Rechtsorientierung der Zentrumspolitik nicht in Frage kommen könne, ſondern daß das Zentrum nur dann bereit ſein werde, mit der Deutſchen Volkspartei e einzugehen, wenn es ſich um die Feſtigung und Wiederherſtellung der Politik der Mitte handeln ſollte. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß nach dem Abſchluß der Beſprechungen zwiſchen der Deut⸗ ſchen Volkspartei und dem Zentrum auch die Demokra⸗ ten hinzugezogen werden. Reichskanzler Dr. Luther ſoll übrigens dieſer interfraktionellen Beſprechungen außerordentlich ſympathiſch gegenüberſtehen und nach Kräften bemüht ſein, die demokratiſche Partei zur po⸗ ſitiven Mitarbeit an der Regierung zu gewinnen. In deutſchnationalen Kreiſen ſteht man den Verhandlungen 915 den Mittelpartelen durchaus abwartend gegen⸗ über. Oppoſitionsſtellung der Sozialdemokratie. Kb. Berk n, 13. Mai. Im ſoztaldemokratiſchen Lager ſind gegenwärtig bemerkenswerte Vorgänge zu beobachten. Der linke Flügel der ſozialdemokratiſchen Partei gewinnt immer mehr an Einfluß und man- hält es ſogar für ſehr wahrſcheinlich, daß der radikale Flü⸗ gel vorübergehend völlig die Oberhand gewinnt. Selbſt Führer der gemäßigten Richtung verlangen, daß der politiſche Kurs ſchärfer nach links gelrieben wird und daß vor allen Dingen die oppoſittonelle Einſtellung der Partei gegen die Reichsregierung in ſchärfſter Weiſe zum Ausdruck gebracht wird. Inzwiſchen hat ſich die Mehrheit der ſozialdemokratiſchen Fraktion auch dahin entſchieden, daß der Reichsetat abgelehnt werden ſoll. Die Sozialdemokratie will auch gegen ſämtliche Steuer⸗ vorlagen der Regierung ſowie gegen die Aufwertungs⸗ borlage ſtimmen. Ole Anterſuchung der Eiſenbahnkataſtrophe von Stargard. Berlin, 13. Mai. Wie aus Danzig gemelde wird, haben die Beratungen des deutſch⸗polniſchen Schiedsgerichts zur Unterſuchung der Eiſenbahnkataſtro⸗ ohe von Stargard noch zu keinem Ergebnis geführt. Auf Antrag der deutſchen Delegation wurde die Un⸗ iücksſtätte geſtern durch je zwei Vertreter jeder Partei und je zwei Sachverſtändige unterſucht. Polen iſt un⸗ zbläſſig bemüht, die Schuld Deutſchland zuzuſchieben. Aus Warſchau wird berichtet. daß in der letzten Woche 25 polniſche Staatsbürger deutſcher Nationalität in Dirſchau mehrere Stunden lang zu polizeilicher Per⸗ tehmung feſtgenommen wurden Zwei junge Deutſch⸗ lieben in Haft. Man behandelt ſie wie Schwerverbre her, obwohl es feſtſteht, daß ſie mit dem Eiſenbahn. unglück nicht das geringſte zu tun haben. Weiter wirt ius Danzig gemeldet, daß man in Polen beſtrebt iſt, n den letzten Tagen auf der Strecke Marienburg— Schneidemühl die ſchon ſeit Jahren notwendigen Ver. zeſſerungen vorzunehmen. Beſonders in den letzten Ta⸗ zen wurde an dieſer Strecke fieberhaft gearbeitet, um dem Befund des Schiedsgerichtes vorzugreifen. Alle bolniſchen Hetzmeldungen, nach denen die Hauptverwal⸗ ung der Reichseiſenbahn bereits eine Entſchädigung don acht Millionen Goldmark gefordert habe, ſind un⸗ zutreffend. Ein beſtimmter Entſchädigungsſpruch iſt von deutſcher Seite noch nicht geſtellt worden. Die Kämpfe in Marokko. Paris, 13. Mai. Der franzöſiſche Miniſterprä⸗ ſident Painleve erklärte den Preſſevertretern, die Be⸗ deutung der gegenwärtigen Kämpfe in Marokko ſei von der Preſſe ſtark übertrieben worden. Die Operationen hätten viel geringere Bedeutung. Paris, 13. Mai. Wie der„Temps“ meldet, hat die franzöſiſche Regierung für alle Meldungen aus dem marokkaniſchen Kriegsgebiet die Militärzenſur einge⸗ ührt. Sämtliche Truppenbewegungen dürfen nicht mehr geröffentlicht werden. Täglich gehen weitere bedeutende Truppenverſtärkungen nach der marokkaniſchen Front. — 5 Abendteuer des Entſpekter Braſtg bürtig aus Meckelborg⸗Schwerin, von ihm ſelbſt erzählt. Von Fritz Reuter. Hochgeehrteſter Gönner und Freund! 6 Beſinnen Sie ſich wohl noch auf mir und auf dem Anfange unſerer edelmütigen Freundſchaft?— Es war auf dem Sommermark zu Wahren vor ein Jahrener zwanzig.— Ich habe meinen mir zugeſchworenen An⸗ teil unſerer Freundſchaft redlich gehalten, indem ich Ihnen Beweiſe davon in Worten und auch in Sub⸗ ſtanzen zukommen ließ. Ich tat dies ohne Eigen⸗ nützigkeit, und dabei hätt's denn auch ſein Bewenden gehabt; aber die Schlechtigkeit und die Linterliſtigkeit und die Heimtückſchichkeit miſerabler Mitmenſchen win⸗ Nöten Und worüm?— Steffanen von Mederitz, gen mir dazu, Ihnen um Hilfe in meinen Inzurufen. in mir haben ſie in unſerer Gegend hölliſchen auf den Zug gekriegt mit allerlei ſpitzfindige Redensarten und Foppereien; Steffanen mit ſeine Rambulkjelts aus die Lüneburger Heide un mir wegen eine dämliche Juden⸗ zeſchicht, wo ich ſo unſchüllig an bin wie eine Neu⸗ geburt. Dies mir betreffende Letztere ſoll ſich von einen dummen Schnack von einem Gewiſſen Ferſtam⸗ men, der mit gedruckte Lügen die Leute unter die Augen geht, und der auf der offenbaren Kegelbahn er⸗ zählt haben ſoll, ſie hätten mir in Berlin grün ange⸗ malt und mir danach in den großen Aſſenkaſten in dem zotologiſchen Garten geſetzt. Dieſes will ich nicht jür mein Voll haben, und wenn ich auch kein Fami⸗ lienvater und gekränkter Ehemann bin, ſo Ler ichen mir ſolche ausgeſtunkene Hiſtorien doch zum großen „Treff⸗Coeur, indem daß ich, obſchonſt ein alter Jung⸗ geſell, doch noch lange nicht für einen Aſſen aſſieren will. Erſt wollte ich die Spötter puncte cichoriarum verklagen; es iſt mir aber dabei eingefallen, daß dann die Koſten auf jeden repariert werden möchten, was Die Gehälter der Saarbeamten. Saarlouis, 13. Mai. Im Beſoldungskampf der Beamten gegen die Regierungskommiſſion des Saar⸗ zebiets iſt in der geſtrigen Verhandlung vor dem Ober⸗ digung der 26. Mai feſtgeſetzt worden. In Inſtanz vor der Zivilkammer des Landgerichts Saar⸗ brücken iſt bekanntlich trotz Widerſpruchs der Regie⸗ cungskommiſſion der Anſpruch der Beamten auf finan⸗ zielle Gleichſtellung mit ihren Berufskollegen in Deutſch⸗ and für berechtigt erkannt worden. Die klagenden Be⸗ umten ſtützen ſich bei ihrer Forderung auf das von der Regierungskommiſſion geſchaffene Beamtenſtatut, in dem diefe heute längſt nicht mehr aufrechterhaltene Gleichſtel⸗ ung feierlich zugeſagt war. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim, 13. Mai.(Schnöder Undank.) Auf gemeinſte Art lohnte der 24 Jahre alte Kauf nann Karl Philipp Guthier von hier ihm im katholi⸗ zericht in Saarlouis als Termin für die 1 1 erſten chen Jugendheim erwieſene Wohltaten, indem er das Jugendheim ſelbſt zum Diebesſeld machte, und aus inem Zimmer eine Mappe ſtahl, in der für drei Geiſt⸗ iche Gehaltsbeträge in Höhe von 207 Mark aufbe⸗ vahrt waren. Mit dem Gelde leiſtete er ſich 1 Hochzeitsdroſchke, einen Füllfederhalter und das allein ür ihn Nützliche: einen Anzug. Er macht den Staa zerqntwortlich, daß er ſtehle, weil er nicht imſtande ei, ähm Arbeit zu beſorgen. Nur ein geringer Be⸗ rag iſt bis jetzt zurückerſtattet. eine Gefängnisſtrafe von 10 Monaten. Heidelberg, 13. Mai.(Schloß beleuch⸗ zung.) Die Tage der Beleuchtung des weltberühm⸗ len Heidelberger Schloſſes, die von jeher beſondere Anziehungskraft auf die Touriſten aller Länder aus⸗ übten, ſind in dieſem Jahre wie folgt feſtgeſetzt: 5. 3., 15. und 21. Juni, 26 Juli/ 9. ſowie 12. September. Heidelberg, 13. Mai.(Beerdigung Opfer des Unglückes bei Roth⸗ Mal ſch.) Geſtern nachmittag 3 Uhr fanden die Beerdigungs⸗ feierlichkeiten für die 11 Opfer ſtatt, welche das Auto- unglück von Roth⸗Malſch forderte. Der in dem ſich u. a. zahlreiche Vereine beteiligten, ſetzte ich, an der Spitze eine Muſikkapelle, vom Rathaus zus nach dem Friedhof in Bewegung, woſelbſt als dann die Särge in ein bereitgeſtelltes Maſſengrab ver⸗ enkt wurden. Der katholiſche Ortsgeiſtliche, Pfarrer Fſemann, hielt die Traueranſprache, wobei er auch Worten dafür Ausdruck gab, man möge dem das Un: zlück verſchuldeten vergeben. Landrat Neumann au Wiesloch legte ſodann im Namen der badiſchen Staats“ regierung mit Worten der Teilnahme an der Kae trophe einen Kranz am Grabe nieder. Auch* Reichsbahnverwaltung war am Grabe vertreten un ließ, ebenſo wie die Oberpoſtdirektion Karlsruhe Kränze niederlegen. Dies geſchah auch von Seiten de berſchiedenen Vereine aus Malſch und Umgegend. Ge⸗ ſangsvorträge des katholiſchen Kirchenchors, des angvereins„Frohſinn“ und des Geſangvereins Oeſtrin⸗* zen verſchönten die erhebende, würdige Feier. Heidelberg, 13. Mai.(Das Auge aus 8 to ßen.) Am Bahnübergang vor Eppingen eren nete ſich ein Unglück, indem dem in den 40er Jahren ſtehenden Wilhelm Müller von Sulzfeld ein Ochſe,. er nach Eppingen zu führen hatle, vor einem vorbel fahrenden Güterzug ſcheute und ihm mit dem Horn! Auge ſtieß. Trotz der ſofortigen Behandlung im 174 pinger Krankenhaus muß ſein rechtes Auge als** loren gelten. Der Unglückliche, der zu Hauſe ſechs lach mündige Kinder hat, wurde in die Augenkl nk na Heidelberg gebracht. Binau a. N., 13. Mai. Cug endliches Lebensretter.) Beim Spielen ſiel ein enar jähriges Kind mit ſeinem Wägelchen in den Megh, und verſchwand in den Fluten, als der junge 10 dr rige Eiermann, Sohn des Fährmannes, in den Ne 3 ſprang und das Kind unter eigener Lebensgefahr 1 lete. 5 82 Sulzfeld(bei Eppingen), 13. Mal.(Rache z akt.) Aus Rache wurde von noch unbekannten 5 tern dem Hirſchwirt Karl Förſter der Nürdriehbeſtgen 5 vergiftet. Durch ſofortige tierärztliche Hilfe konn z'vei Kühe vor dem Verenden gerettet werden. Ausgaben dieſen Herbſt. Und ſo bin ich denn auf Ihnen verfallen, daß Sie die Geſchichte und was da⸗ ran herumbammeln tut zu meiner Ehrenrettung druk⸗ ken werden laſſen möchten, wie ſie wirklich paſſiert iſt. Die Sache iſt nämlich ſo: Ich bün von meine hochgräfliche Herrſchaften aus meinem Verhältnis als praktiver Oekonomiker ent⸗ laſſen, nicht etwa wegen unbeſtimmter Geld⸗ oder Kornrechnung, ſondern wegen der Gicht oder, wie ſie auf Hochdeutſch ſagen: wegen dem Podagra. Ich habe mir in meinem langjährigen Verhältnis eine Kleinig⸗ keit verdient, auch mit Pferdehandel, und dazu kriege ich eine kleine Pangſionierung und zwölftauſend Torf, den ich aber nie kriege; denn worüm? Mein Nach⸗ folger als Entſpekter wirtſchaftet nach einem ökono⸗ miſchen Kalender, und dies dumme Kreatur beſagt a0 den November:„ſchöne Zeit Brennmaterial einzu⸗ ahren“. Nun frag ich jeden gebildeten Menſchen, ob Torf im November noch for Brennmaterial gelten lann? Sie haben's auch mal verſucht und wollten ihn ein⸗ fahren, ſie mußten ihn aber mit Wurfſchüppen auf⸗ laden von wegen der Naſſigkeit. Ich bin alſo unſchul⸗ digerweiſe aus dem Dienſt gekommen, denn ror die Gicht kann ich nicht, die hätte ich mir nämlich ſchon in der Jugend zugelegt, als ich noch Schaaf hütete, denn dazumalen wurden die alten Schnucken ſchon des Frühjahrs in den erſten Andäu ausgetrieben, was meines Wiſſens die ſchönſte und paßlichſte Witterung for die Gicht iſt. Nun iſt das anders: nu hüten die Schäfer blos ine Trockene un in der Warmnis, un die alten Schnucken werden wie Prinzeſſinnen aufgewartet; ſie ſagen ja, Steſſan will for ſeine Rambulljetts Negen⸗ röck und Unterhoſen machen laſſen. Es iſt möglich, 5 5 das lohnt; aber ich muß die Geſchichte erzäh⸗ en; alſo: mich ſehr ſtörend wäre, vermöge meiner vieler übrigen Ich ſteh eins's Morgens vor der Tür und rauch Toback und kuck in's Wetter, denn was ſoll ein alle immeritierter Entſpekter anders änfangen, da ko ein Wagen angefahren mit einem Bläßten vor. 5 ah Jet den läßten nachdentich an und 659 1 endlich zu mir:„Dieſer Bläßte muß aus deiner en⸗ kanntſchaft ſein.— Das iſt am Ende Moſes Löwe chalen seiner“. und richtig! die Sache hatte ern Grund, denn Moſes Löwenthal ſaß auf dem Wagen Als er ran kommt, ſagt er:„Gun Morgen, 9 Entſpekter Bräſig“, ſagt er. a „Gun Morgen, Moſes Löwenthal“, ſag' ich. be „Herr Entſpelter“, ſagt er,„s iſt mir'ne gron Ehre, Ihnen ſchon ſo zeitig zu treffen, ich hab Bitt an Ihnen“. „Wo ſo?“ frag ich. „Es wird Ihnen nicht unbewußt ſein“, ſagt „daß heut in Bramborg Wullmarkt is, und wir ha be von's große Haus Meier und Co. in Hamborg aber, Pöſte ia Kommiſchon übernommen, und mein Breu was ſonſt in Perdukten macht und en Wullkenne hat's kalte Fieber, und heute is ſein ſchlimmer Tag „Schön“, ſag ich. 5 „Den Deubel ſchön!“ ſagt er,„denn ich ge. nichts von der Bonteh von der Wull, ich bin ſcößten wöhnlich for die Bücher; und wir ſind in der grad Verlegenheit, und wir haben an ihre Menſchenfte in lichkeit gedacht, daß Sie als kenntnisreicher Mann Wullſachen kommen würden uns zu helfen bei's. ſchäft“. 4 „So?“ ſag ich und kuck ihm an.„Natürlich“, fn 5 uh el, er,„gegen Diäten.“ „So?“ ſag ich und kuck ihm noch mal ern f„Natürlich“, ſagt er,„gegen'ne Proviſion; heut abend ſind wir wieder hier“. Cortſetzung folgt. an 5 one 1 1 9 erſteh 15 eine Es ergeht Urteil auß und 11. Auguſt, de Trauerzuů„, 1s, VVV—— * Rinkwald wird weiter berichtet, daß der ver⸗ ä der Ehemann Rinkwald, zur Unterſu⸗ 1. g ſeines Geiſteszuſtandes nach der Reichenau ge⸗ n. dacht werden ſoll. Rinkwald legte übrigens im 9 a tsgefängnis ein umfaſſendes Geſtändnis ſeiner Tat i. Nach ſeiner Erzählung glaubte er, ſeine Frau * 8 ihm untreu geworden und aus dieſer Annahme her⸗ u. des lei in ihm der Mordplan gereiſt. In der Frühe u Freitag habe ihm ſeine Frau wegen ſeiner Un⸗ „ 55 einen Löffel Medizin geben wollen. Daraufhin N eder verlangt, daß ſeine Frau ebenfalls von der 7 abdidin nehmen ſolle. Als ſie ſich geweigert habe, * N e er ihr mit Gewalt aus der Medizinflaſche in den 1 1 gegoſſen, wobei er ſie an den Lippen ſtark ver⸗ 15 habe. Dann habe er die Frau am Halſe ge⸗ 1 ein 8 ſodaß ſie bewußtlos geworden ſei, worauf er 0 Raſiermeſſer ergriffen und ihr beide Handgelenke f auf die Knochen durchgeſchnitten habe. An der er⸗ J* dlenen Verletzungen iſt die Frau dann verblutet. 18 1 Frisch nach der Tat begab ſich Rinkwald zu einem 1 zu ar, um ſich eine Tätowierung vom Arm enkfernen . Schwaſen. Dann machte er ſich auf den Weg nach „0 enningen, wobei er die Schuhe von den Füßen . 15 und ſie wegwarf. In Schwenningen wurde er 7. 3 der Hommen. Die Leiche der Ermordeten wird nach a. Obduktion zur Beerdigung freigegeben. e e Achern, 13. Mai.(Zwei Kinder er⸗ e. Mitten ke n.) Auf tragiſche Weiſe kamen geſtern nach⸗ u tag zwei Kinder ums Leben. Der 37 jährige Ott⸗ mar d dem es Eiſenbahnbetriebsaſſiſtenten Kirn ſpielte mi! gleichalterigen Edgar Ernſt, der bei der Familie 4 deten Pflege iſt, am Mühlbach. Offenbar rutſchten 5 inder inſolge des ſchlammigen Bodens aus und 5 ertraen in den Mühlbach. Da niemand anweſend war, nen nen die Kinder. Als die Eltern nach ihren Klei⸗ beitelahen, waren dieſe ſpurlos verſchwunden. Ein Ar⸗ „der einen Rechen am Bach ſäuberte, fand beide — angeſtellte Wiederbelebungsverſuche glos. 1 mitte aſtatt, 13. Mai. Geſtern . Großf gegen 117 Uhr wollte das Perſonenauto der an 8 5 Haber u. Co. von hier mit zwei Inſaſſen (Autounfall) 7 ) 3⸗ o⸗ 4E * cke der Murgſtraße, Badnerbrücke, der Bahn g* a memmen und über die Brücke fahren. Dabei ſtieß „des 9 einem Güterzug der Kleinbahn in der Nähe Druck riegerdentmals zuſammen und wurde zwiſchen I ſchwer und Lokomotive eingeklemmt. Das Auto if „Meter beſchädigt. Vom Brückengeländer ſind einige 3 geſchl abgeriſſen und auf das Murgvorgelände herab⸗ . i Sidert. Perſonen kamen nicht zu Schaden. 6 Auweſe: Uhr brannte im benachbarten Friedingen das 5 ta 5 des ledigen Landwirts Eduard Neidhard voll⸗ 5 ſpritze nieder. Die Singener Feuerwehr mit Auto⸗ dnem erſchien alsbald am Brandplatze ebenſo mit 7 Famil Laſtauto. Durch den Brand werden die zwei amtlich: Wilhelm Keller und Heinemann obdachlos. der iche Futter⸗ und Strohvorräte wurden ein Raub K. Geinmen. Die Brandurſache iſt noch unbekannt. . Fruder chädigten ſind ſehr gering verſichert. Auch der . des Beſitzers, Johann Neidhardt, kommt durch k0 Nur das g unte gerettet werden. eriburg, 18. Mai. Von einem Auto getötet.) 1 ieh rand ſeiner Futtervorräte zu Schaden. o übarhr en un d Von einem r 34 erfahren und getötet wurde am Eingang von ſiges Mngerſtraße in die Waldlircherſlraße ein 6ſih⸗ eig ädchen. Das Kind ſpielte auf dem Bürger⸗ die Str ſcheint beim Vorbeifahren des Autos über Wagen aße gelaufen zu ſein, wo es dann von dem erfaßt und getötet wurde „„ i Bad Wildungen, 13. Mai.(Eine tollwü⸗ denen 9 atz e.) Von einer plötzlich tollwütig gewor⸗ drei Pe atze wurden die Hunde eines Landwirtes und 1 Tebiſſeneſenen durch Bißwunden erheblich verletzt. Die * chutzimß Perſonen mußten ſofort nach Berlin zur 3 Weinlich ing gebracht werden. Es iſt ſehr wahr⸗ Deere c, daß die Katze auch noch eine Reihe anderer gebiſſen hat. Nee ee . 2 5 8 4 — 22 40 (Brand.) Vergangene Nacht Aus Nah und Fern. Köln, 13. Mai. Verſchenkte Perlen) Der Hofjuwelier Dahmen verkaufte im Dezember 1923 ein Paar Perlen für 545,50 holländiſche Gulden 9 berechnete für die Verarbeitung mit goldenen Ohr⸗ ringen zuſammen 850 holländiſche Gulden. Kurz vor Ablieferung der Ohrringe bemerkte er, daß ſein Sohn bei 58 Berechnung der Perlen eine Dezimalbruchſtelle falſch abgeſtrichen hatte, und daß die Perlen allein— wie ſpäter auch durch Sachverſtändige feſtgeſtellt wurde — einen Wert von 5455 holländiſchen Gulden haben. Er verweigerte deshalb die Herausgabe. Der Käfer erhob Klage und erhielt die Perlenohrringe für den beim Kauf ausbedungenen Preis zugeſprochen. Außer dem Landgericht und Oberlandesgericht in Köln ent⸗ ſchied auch das Reichsgericht auf Lieferung der Per⸗ lenohrringe zu dem feſtgeſetzten Preiſe. Augsburg, 13. Mai. Ein Motorra d von einer Lokomotive überfahren, An. den ſchweren Unfall bei Roth⸗Malſch u weit Heidel⸗ berg erinnert ein ſchweres Unglück, das ſich in der Nähe des Bahnhofes Hohenſchäftlarn der Iſartalbahn ereignete. Ein Buchhalter und ein Zahnarzt pro⸗ pierten auf der Chauſſee ein Motorrad aus. Bei der Ueberfahrt über den Bahnkörper war nur eine Schranke geſchloſſen, was die Motorradfahrer erſt im letzten Augenblick bemerkten. Als ſie ſich auf dem Gleis des Bahnkörpers befanden und die herabgelaſſene Schranke bemerkten, kam plötzlich eine Lokomotive angefahren, erfaßte das Motorrad und ſchleuderte es mit den beiden Fahrern zur Seite. Die beiden erlitten durch den Anprall mit der Lokomotive und den Abſturz ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie nach einer halben Stunde ſtarben. f Augsburg, 13. Mai.(Bauunglück im Augsburger Dom.) Bei den Rensovierungs⸗ arbeiten an der Hauptfaſſade des Domes ſtürzte geſtern nachmittag einer der dem Mittelſchiff vorgelagerten Spitzgiebel ein und riß das Baugerüſt mit ſich in die Tiefe. Von den 6 an der Unfallſtelle bo: schäftigten Arbeitern konnten ſich fünf zur rechten Zeit in Sicher⸗ heit bringen, während der ſechſte unter den Trümmern des herabfallenden Giebels begraben und ſchwer ver⸗ letzt wurde. Zwei wertvolle Fenſter wurden durch die herabſallenden Giebelmaſſen ſchwer beſchädigt. 2 Germersheim, 13. Mai.(Aus dem Gefäng⸗ nis entwichen.) Geſtern mittag entwich aus dem hieſigen Amtsgerichtsgefängnis der wegen Betrugs in Interſuchungshaft befindliche Taglöhner Michael Hoff mann aus Lingenſeld. In einem unbewachten Augen⸗ blick ſprang er über die Gefängnismauer in den Queich⸗ bach und eilte davon. Gendarmerie und Zivil machten ſofort Jagd auf ihn, allein der Ausreißer konnte nicht mehr eingefangen werden. Neuſtadt i. O., 13. Mai.(Furchtbarer Selbſtmord eines Wahnſinnigen.) Gei⸗ ſtesgeſtörte Menſchen, die ihrer inneren Qual durch einen Selbſtmord ein Ende machen wollen, wählen da⸗ zu oft die furchtbarſten Methoden, die meiſt ganz aus dem Rahmen der ſonſt bei Selbſtmordfällen üblichen Mittel fallen. So nahm ein junger Mann in Wörth zm Main, der ſchon ſeit längerer Zeit bei allen, die ihn kannten, für nicht ganz zurechnungsfähig galt, einen langen Nagel und ſchlug ihn ſich ſelbſt mittels eines Hammers einige Zentimeter tief in die Stirne Der Unglückliche wurde in ſterbendem Zuſtande einem Krankenhaus überwieſen. Mainz, 13. Mai.(Spielende Kinder.) In den Rhein geſtürzt iſt in den geſtrigen Abendſtun⸗ den in der Nähe der Weiſenauer Badeanſtalt ein klei⸗ ner Junge. Einige Knirpſe vergnügten ſich, indem ſie Steine ins Waſſer warfen, wobei der eine hineinſtürzte. Ein in der Nähe weilender Arbeiter entriß den Jungen noch im letzten Moment den Fluten. Selbſt eine ge⸗ hörige Tracht Prügel hielt die übrigen nicht von ihrem geſährlichen Spiele ab. Gießen, 13. Mai.(Abgeſtürzt.) Auf der Grube in Königsberg, Kreis Biedenkopf ſtürzte der Zimmermann Schieferſtein in den 130 Meter tiefen e Der Bedauernswerte war auf der Stelle ot. — Lingenfeld, 13. Mai.(Streifzug nach Fiſchräubern.) In der Nacht zum Sonntag machten Gendarmeriebeamte von Germersheim, begleitet von Ziviliſten und einem Hund, einen Streifzug rhein⸗ abwärts nach Fiſchräubern. Die Beamten ſtießen ge⸗ gen% 3 Uhr früh zwiſchen hier und Germersheim mit mehreren Fiſchfrevlern zuſammen, die mit mehreren Knapphämmern und drei Nachen im offenen Rhein fiſchten. Es gelang den Beamten, trotz ſtrömenden Mairegens, die Frevler zu faſſen und die Netze und Fiſche widerſtandslos wegzunehmen. Bellheim, 13. Mai.(Kropfkrankheit.) Hier leiden 35 Prozent der hieſigen Schulkinder an Kropfkrankbeit. Die beiden Schulärzte haben die An⸗ ſchaffung von jodhaltigem Bad Reichenhaller Kochſalz zur Hintanhaltung und Rückbildung der Kropfkrankheit empfohlen. ö 1 Sprendlingen, 13. Mai.(Stelettfund e.) In derſelben Hoſraite in der Gertrudenſtraße, in dei letzthin eiwa 50 Zentimeter unter der Erdoberfläche ein menſchliches Stelett aufgefunden wurde, fand man jetzt beim Ausgraben eines Kellers in etwa 75 Zentimeter Ttefe in aufgeſchüttetem Boden zwei weitere menſch⸗ liche Skelette. Bei dem einen dieſer Skelette fand man ein kurzes tark verroſtetes Meſſer. Lokales und Allgemeines. — Briefſendungen nach New Pork. Das Reichs⸗ poſtminlſterium teilt mit, daß es unbedingt als zweck⸗ mäßig angeſehen werden muß, bei Briefſendungen nach New York das Zuſtellamt mitanzugeben. Die eng⸗ liſche Poſtverwaltung hat bereits im November v. J. mit der Poſtverwaltung der Vereinigten Staaten die Vereinbarung getroffen, daß die in London aufgeliefer⸗ len, nach dem Geſchäftsviertel von New Vork gerichte⸗ ten Briefſendungen engliſcherſeits nach den vier Poſt⸗ ämtern New York P, New York City Hall, New Pork Trinity und New Pork Street getrennt und in beſon⸗ dere Beutel verpackt werden. Dieſe Beutel werden nach Ankunft des Dampfers ſo ſchnell wie möglich den betr. Poſtämtern zugeführt, die für raſche Zuſtellung der Sen⸗ dungen an die Empfänger Sorge tragen. Durch dieſe Maßnahme wird eine Beſchleunigung in der Zuſtellung und Abholung der Geſchäftsbriefe erzielt. — Die Maiglöckchen blühen und erfüllen die Na⸗ fur mitihrem feinen Geruch. So beliebt die Maiglöck⸗ hen nun ſind, ſo giftig ſind ſie aber auch. Man ver⸗ meide es, die Maiglöckchen zwiſchen den Lippen zu tra⸗ zen— beſonders Kinder warne man davor, auch werfe nan ſie nicht in Höfe, in denen Geflügel umherläuft. Funge Hühner ſterben nach dem Genuß der Blumen, die in Blüte und Stengel ſtarken Giftſtoff enthalten.— Auch die Erdbeeren blühen nun und kommen bald As reife Frucht auf die Tafel. Sie ſind bei uns die erſte Frühlingsfrucht und werden von jedermann, na⸗ nentlich von Kindern, gern gegeſſen. Es ſei daher an⸗ zebracht, auf nachſtehende Verhaltungsmaßregeln auf⸗ merkſam zu machen: Der Genuß der Erdbeere iſt nicht ür jedermann zuträglich. Kindern unter zwei Jahren ſollte man überhaupt keine Erdbeeren zu eſſen geben. Auch Perſonen, die zu Gicht, Rheumatismus, Herz⸗ und Hautkrankheiten oder Leberleiden neigen, tun beſſer, auf den Erdbeergenuß zu verzichten. Denn die Erdbeere erzeugt bei manchen Perſonen Neſſelfieber, einen mit Temperaturerhöhung verbundenen Hautausſchlag, der oft ſo ſtark auftritt, daß er die äußeren Erſcheinungen des Scharlachs vortäuſcht. — Ausweiſe für Schwerunfallverletzte. Nach einem Erlaß des Reichsarbeitsminiſters kann, wie bis⸗ zer ſchon den Schwerkriegsbeſchädigten und gewiſſen inderen Schwerkriegsbeſchädigten jetzt auch den Schwer⸗ infallverletzten ein Ausweis erteilt werden, wenn ſie eine oder mehrere Renten von zuſammen 50 oder mehr 9. H. der Vollrenten beziehen und ihnen längeres Ste⸗ zen, Verweilen in geſchloſſenen Räumen, bei ſtarkem gedränge und dergleichen beſchwerlich iſt. Auf Grund des Ausweiſes werden ſie bei perſönlicher Erledigung gener Angelegenheiten von allen Amtsſtellen bevor⸗ jugt abgefertigt. Der Ausweis wird auf Antrag von her Stelle, die die Renten feſtgeſetzt hat, ausgeſtellt. das Nähere ergibt ſich aus den im Reichsarbeitsblatt Nr. 17 veröffentlichten Richtlinien, die bei den vorge⸗ tannten Stellen eingeſehen werden können. Bei Miß⸗ hrauch wird der Ausweis entzogen. a 1 Im 8 8 bur Gegenſatz zu unſeren bisherigen Gepflogenhei⸗ n bri.. 1 ſieiſeh ngen wir heute ſtatt eines neuen Remans die N eſchreibung 5 1 Oe l 5 A bendieuer des Entſpekter Br äſig, 3 beurtig aus Meckelborg⸗Schwerin, * von ihm ſelbſt erzählt. R Von Von Fritz Reuter. 1 2 Aiez allen Erzählungen des großen Dichters iſt 5 Waere dem mehr kulturgeſchichtlichen Bild„Meine 1 mut 5 Stavenhagen“ das einzige literariſche Pro⸗ . öcrlebeenters, das nicht in mecklenburgiſchem Platt ge⸗ ven ist, doe n zuüchſt en 95 doch begegnen wir auch hier dem ur⸗ tell Humor und der wunderbaren Wortzuſammen⸗ 38. Wo in die Augen treibt. Die einzig daſtehen⸗ Fremd zutverftellungen und die Verwechſelung der einem er welche der biedere„Onkel Bräſig“ in 0 di wel einer a ine alte nach Berlin dort erlebt, all das zaubert zu 5 r Erzählung unſeren Leſern den Rat ge⸗ ufzuhen einzelnen Fortſetzungen auszuſchneiden und lung nan, ſo glauben wir, daß wir mit dieſer Mah. r Dank ernten, denn die Werke Reuters ſind ollen da, um einmal geleſen zu werden, vielmehr 0 als unvergängliches literariſches Denkmal e und er zur Hand genommen werden, wenn ' Sorge das Gemüt betrüben. Die Wirkung ieſelbe: Aufheiterung und Frohſinn bleiben Lektüre nicht aus. Redaktion und Verlag. e Freu welche den Leſer hinreißt und ihm Tränen f den deu 5 en und damit entwertet werden— lebendige Tanz und Ekſtatik. Von Dr. Ern ſt Schertel. Anläßlich des am 20. Mai, abends 9 Uhr, ſtatlfindenden Tanzabends von Inge Fran! im Vereinshaus werden die Ausführun⸗ gen des bekannten Stuttgarter Tanzpädagogen und Dichters Schertel gewiß Beachtung fin⸗ den. Die Red/ Tanz iſt Rauſch, wie alle Kunſt Rauſch iſt und Rauſch ſchafft. Wo dies orgiaſtiſche Moment fehlt, ent⸗ dehren die entſtehenden Gebilde jeglicher Triebkraft und ſinken zu leeren Schemen bloß verſtandhafter Konſtruk⸗ ion herab. Kunſt fängt immer da an, wo irgend etwas zu lodern beginnt, wo irgend etwas nicht mehr be⸗ krechenbar iſt, wo irgend etwas die Kategorien des Ver⸗ ſtandes ſprengt. N Sofern Tanz Kunſt iſt und nicht ein Rechenexem⸗ pel, hat er zur Vorausſetzung einen ganz beſtimmten Erregungszuſtand, der jenſeits des vernunftgebannten Ich— der ſogenannten Perſönlichkeit— entſpringt, dieſes Ich ausſchaltet und an deſſen Stelle ein neues Kräftezentrum ſetzt. Dieſer Zuſtand, in welchem das Ich aus ſeinem normalen Status herausgehoben und jon einer übergeordneten Macht beſeſſen erſcheint, heiß! ‚Ekſtaſſe“. Sie iſt Urſprung und Vorausſetzung allen ſunſt, aller Religion und weſenhaften Lebendigkeit. Sie bedeutet das Aufbrechen jener unteren Schichter der Seele, die alles Wirkliche tragen und ſpeiſen und deren Offenbarwerden von uns als dunkelſter Sinn illes Seienden empfunden wird.. 5 Gehirnliche Konſtruktion kann ausgeſchöpft, 5 eſen⸗ heit aber iſt unausſchöpfbar, iſt immer neu, immer wie⸗ der anders und immer wieder mehr, iſt im Grunde unbegreifbar und jenſeits des Verſtandes, ſie ſtamm zus anderer Welt als der des profanen Taglebens. Auf der geſamten Linie der modernen Kunſt ringt ich dieſe Erkenntnis allmählich wieder durch, mar empfindet den reinen Abſtraktionismus der letzter Fahre mehr und mehr als unbefriedigend und leer man ſchätzt den Einfall wieder höher als die Berech zung und man lernt wieder das Sinnliche und Sinnen hafte als die eigentliche Domäne alles Künſtlẽriſchen zu empfinden. Nicht zuletzt auf dem Gebiete des Tanzes macht ſich dieſe Wandlung deutlich bemerkbar. Die junge Gene⸗ ration tanzt nicht mehr aus dem Gehirn, ſondern aus dem Körper, nicht mehr aus dem Verſtand, ſondern aus der Unbewußtheit des Seeliſchen. Dieſes unmit⸗ telbare Anſprechenlaſſen des Körpers iſt nur möglich auf der Baſis einer ganz beſtimmten pſychiſchen Um⸗ ſchaltung, die alle Merkmale des Eiſtathſchen trägt, auch da, wo es ſich zunächſt nur um Vorſtufen tieferer ſeeliſcher Erregungszuſtände handelt. Auch die einfache naive„Ausgelaſſenheit“, von der man lange Zeit recht wenig mehr zu ſehen bekommen hatte, iſt ein übernor⸗ maler Zuſtand, der ſich von den höheren Formen der Ekſtaſe nur gradweiſe unterſcheidet. Ausgelaſſenheit, Losgelaſſenſein bedeutet eben ſchon ein Entbundenſein bon der Herrſchaft des Intellekts, von den Feſſeln des normalen Taglebens. Ausgelaſſenheit, Wildheit, Dä⸗ monie, Trance ſind nur Stuken und Schattierungen ein und desſelben Phänomens. Aller Ur⸗Tanz wuchs aus einem Loslaſſen der normalen Verankerungen des Wachſeins, einem Verlaſſen der normalen Bewußtſeins⸗ age und ſtieg von da aus hinauf und hinab in die gintergründlichſten Sphären des Wirklichen, in die Welt des Magiſch⸗Religiöſen. Auch heute iſt dieſes Schillern zwiſchen naiver Ausgelaſſenheit und kultiſcher Traum⸗ gaftigkeii wieder unmittelbar gegeben und gerade die tärkſten Talente, wie etwa Inge Frank, legen in ihren Tänzen Zeugnis davon ab. Der tänzeriſche Trieb der neuen Generation wächſt durchaus wieder aus dem Urquell aller künſtleriſchen Seſtaltung, aus den Elementen des Sinnenhaften und zus dem Rauſch und dem Ueberſchwang, der dieſes Sinnenhafte zu einem Sinnhaften und Bedeutungsvol⸗ en weiht. So mündet die Linie des modernen Tanzes, der in ſeinen Anfängen durchaus intellekt geboren und literariſch ſchien, nun dennoch in den großen Strom des Inſpirativen und Ekſtatiſchen, der aus der Urzeit zu uns herüberflutet. 2 5 29 95 05 Lichtbildervortrag: Eine Reiſe nach Italien. „Kennſt Du das Land, wo die Zitronen blüh'n“! Nach dieſem ewig⸗ſchönen, durch die Oper„Mignon“ bekannten Liede, das die tiefe Sehnſucht nach dem einzigartigen Italien zum Ausdruck bringt, erſcheint uns dieſes Land wie eine Offenbarung. Es iſt leider nur wenigen ver⸗ gönnt, alle dieſe Schönheiten an Ort und Stelle zu ſchauen und muß es daher begrüßt werden, daß einige der intereſſanteſten Punkte wie Gardaſee, Riva, Verona, Mailand, Venedig, Bologna, Genua, San Remo, Florenz, Rom, Neapel, Amalfi, Pompeji, Meſſina, Catania, Valetta, Tripolis, mit einem erläuternden Vortrage im Bilde ge⸗ zeigt werden. Der Vortrag, gehalten von Gemeinderat G. Volz am kommenden Sonntag beginnt um 8 Uhr abends und iſt Jedermann zugänglich. Es iſt kaum daran zu zweifeln, daß von dieſer ſeltenen Darbietung recht viele profitieren werden.. Land wirtſchaftliches. Gefahren der Grünfütterung. Die Grünfütterung legt den Landwirten die Verpflichtung geößter Sorgfalt auf. Sonſt treten Durchfall und andere Krankheiten, vor allem aber Aufblähungen auf. Bei Beginn der Grünfütte⸗ rung ſchneide man das Grünfutter in geringer Beigabe mit Stroh oder Heu zu Häckſel. Man vermeide alles, was die nach Grünfutter hungernden Tiere zum haſtigen und gie⸗ rigen Freſſen reizt: Man veckürze deshalb die Futter⸗ pauſen und beuge ſo dem Hunger vor. Die Futterrationen während der Mahlzeit dürfen nicht zu groß ſein und nicht zu raſch hintereinander geceicht werden. Feuchtes Futter iſt unbedingt zurückzuhalten. Weidetiere dürfen nicht eher die Weiden betreten, bevor die Sonne den Tau oder oder Regen vollkommen entfernt hat. a Unsere Schlager! teilweise unter Friedens preisen! Reisetaschen,(Maulbügel) Ia. la. Vollrindleder, volle Form Gr. 40 45 50 em Mk. 232 25 22. Bahnkoffer, bestes Fabrikat Gr. 70 bis 110 em Mk. 19.— bis Mk. 353.— Ia, deutsche Fiber,(Hartplatt H 2 d Koffe I Kae Page e e Ar, 60 65 70 Mk. 6.— 6.50 2.50 Große Auswahl in allen Sorten 5 Bahn- und Handkoffern(Leder, Rohrplatte, Vulkanfiber etc.), sowie Mappen zu billigsten Preisen. Gabf. Wolff, Mannheim, 2 b Heidelbergerstrasse(am Wasserturm). 1626 Ka A N 1400 rb Fußball⸗Vereinigung 98 Heckenheim E. B. Heute Donnerstag Abend ½9 Uhr im Lokal wichtige Mitglieder⸗Verſammlung. Wegen Beſchlußfaſſung über eine wichtige Verbandsangelegenheit iſt das Erſcheinen ſämtlicher aktiven und paſſiven Mitglieder * dringend notwendig. Der Vorſtand. Um ½8 Uhr findet eine Vorſtands⸗ Sitzung ſtatt. D. O. Turnerbung Jabn deckenbehn 6. U. Heute Abend nach der Turnſtunde Turnrats-Sitzung im„Kaiſerhof“ Der Vorſtand. Niederwaldfahrt. Den Teilnehmern an der Niederwaldfahrt zur gefl. Kenntnis, daß der Fahrpreis nicht wie urſprünglich bekannt Mk. 8—, ſondern nunmehr nur Mk. 6.40 beträgt; für Eiſenbahner Mk. 2.60. Aeußerſter Ein⸗ zahlungstermin iſt Montag, der 18. Mai bei den bekannten Stellen. Der Vorſtand. Cbangel. Rlrchenchor öeckenbeim. Heute Abend 8 Uhr Geſamtprobe Der Vorſtand. fialh. Jungm.⸗berein decenbelm. Deutſche Jugend⸗Kraft. Heute Donnerstag Abend ½9 Ahr Hpleilungs⸗UBerſummiung. Turner und Sportler, ſowie auch Vereins⸗ mitglieder ſind freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. Frolo Curnorſcaft C. P. Socnengeln. (Fußballabteilung) Morgen Freitag Abend ½9 Ahr Ipieler⸗Uerſammlung. Erſcheinen aller iſt unbedingt notwendig. F 3, 9 Mannheim Fz3, KARLSRUHE i. B. FRANKFURT a. Wir bieten Ihnen in allen Abteilungen eine Riesenauswahl nur guter Qualitäten bei bequemen Teikzanlungent Sie finden bei uns in den Abteilungen: Herren-KHonfiekfion Damen-Honiekfion Anzüge, moderne Fassons u. Stoffe Kostüme- Mäntel- Kleider Gabardine-, Covercoat-, Gummi- SOMmer-Waschkleilidung und Loden-Regenmäntel Blusen, Kasacks, Röcke Windjacken— Hosen Windjacken Hnaben- und HMädchen-fleiduns. N 5 in Fes e Sei hren Alte Kunden evtl. ohne Anzahlung! eser de Plater fee, 1 NEIN 2 Führer durch die Fensterschau In der— Zu verkaulen (auch gegen Ratenzahlung) 0 IPlüſchſofa, Plüſchnolſter I runder pol. Iiſch, 1 Komm Pilch⸗ping⸗liſche. 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